NACHTFALTER - Novotny & Novotny

und sie heiraten, sie verliebt sich in den Kunden... was weiß ich,
was sich die Zuschauer alles so ausdenken...
Im Übrigen noch ein kleiner aber wichtiger Hinweis: dieser Film ist
nicht gemacht, um, wenn ich kurz die Sprache des vorsätzlichen
Mißverständnisses anwenden darf, um „Tuttln und Ritzen“
auszustellen. Obschon splitternackte Weiblichkeit zu sehen ist, so
nicht deswegen, um Bahnhofskinos zu bedienen oder aus
Spekulationsgründen ein paar alte Pfarrer auf die Kanzel zu treiben
– so kindisch kommen wir nicht daher. Nie geht’s mir um Skandal
oder diese Kategorien. Das ist stets bloß die Interpretation der
Dummen.
Ebensowenig wäre es ausschlaggebend, diesen Film deshalb
gedreht zu haben, um unter den vielen „sexlosen“
deutschsprachigen Filmen endlich einen Film mit harten „Sex“
entgegenzusetzen; das wären keine Herausforderungen, die liegen
nämlich absolut nur im Stoff und in der Geschichte.
Schaun’s, mein Lieber, wenn man einen Film über Maulwürfe dreht,
wird man auch ihre dunklen Gänge zeigen müssen und kann nicht
nur an der Oberfläche der Hügel bleiben. Und wenn ich einen Film
über das Thema Nutten drehe, dann blende ich nicht im
vorauseilendem Gehorsam ab, wenn die Nutten arbeiten, denn wie
sie arbeiten, welchen Praktiken sie sich aussetzen und vor allem:
wie sie damit umgehen, das interessiert mich und wird Thema.
Dramatischer Teilaspekt dieses Films ist die Macht einer starken
Frau, die der Jämmerlichkeit von Lulus, die wie Männer aussehen,
gegenübersteht.
Wie verhielten sich die Darsteller/innen beim Drehen, gab es mit
der Nacktheit Probleme? :
Die waren bewundernswert und keineswegs in der kleinbürgerlichen
Angst befangen, infolge ihrer nackt gezeigten Haut nie wieder
Rollen fürs „Traumschiff“ zu bekommen. Da der Stoff ja systemimmanent
und nicht willkürlich die Nacktheit erfordert, war es für
die Besetzung auch nachvollziehbar, nackt zu spielen und sich in die
Rollen von Nutten zu versetzen.
Von verklemmter Seite könnten dazu absurde Argumentationen
kommen, das wäre jedoch ebenso lächerlich, wie der Vorwurf, ein 5
sekündiger Halbsteifer würde einen Dogma Film als Sexfilm
ausweisen.
Der weibliche Körper wird in ‚Nachtfalter‘ ja nicht ausgebeutet oder
zur Schau gestellt, sondern wird seine Geschundenheit zum Thema
gemacht.
Das ist ja kein Film, wo sich ein Pärchen 30 sek. am Pool trifft und
die anschließenden 20 Minuten in Großaufnahmen kopuliert. Wir
hatten da nie Kommunikationsprobleme.