NACHTFALTER - Novotny & Novotny
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Ich arbeite stets an Dingen, die mich begeistern und nicht los<br />
lassen, kann aber einschätzen, wann etwas und um wieviel gemacht<br />
werden muß.<br />
Zum anderen habe ich mir mit der Produktionstechnik erspart,<br />
Ansprüche dubioser oder verklemmter Geldgeber erfüllen zu<br />
müssen. Wenn man im Gespräch mit potentiellen Financiers<br />
einleitend versichert, dies sei kein Pornofilm, sind sie erst recht<br />
davon überzeugt, daß es sich um "Schmutz und Schund" handelt. In<br />
einigen Fällen wäre dies allerdings die Voraussetzung für die<br />
Mitfinanzierung gewesen, die hätten dann noch medizinische<br />
Großaufnahmen gefordert; in anderen Fällen fühlten sich potenzielle<br />
Geldgeber nach der Vorstellung des Themas infolge ihrer<br />
bildungsbürgerlichen Verschüttungen etwas zugeknöpft, so, als<br />
hätte ich ihnen ein Abonnement eines japanischen Bondage-heftls<br />
verkaufen wollen und eine Packung „Feh“ dazugelegt. Auch wurscht.<br />
Die Form des DV Drehs wurde gewählt, weil das Ergebnis dieser<br />
Arbeitstechnik genau jener trashigen Form und einer Umkehr der<br />
MTV Clip Ästhetik entspricht, die dem Thema adäquat ist. Es wäre<br />
absurd gewesen, diesen Film in „Emmanuele“ oder „Bilitis“ Ästhetik<br />
zu drehen, also in den, für die bürgerliche Steppdecke geeigneten,<br />
leicht gesofteten Bildern, ohne Schweiß, alles sauber, keine Pickel<br />
am Hintern und so. Ich habe die Lust an der Lust und auch das<br />
Entsetzen an der Lust gedreht, ohne Filter und Soft-lens.<br />
Alternative für all jene, die ihre Produkte um wenig Geld<br />
verwirklichen wollen, weil sie vielleicht Schwierigkeiten mit der<br />
Finanzierung haben, ist dieses DV Cam - Modell nicht unbedingt,<br />
denn jeder Stoff bedarf der ihm eigenen Form und läßt sich die DV-<br />
Ästhetik nicht jedem beliebigen Stoff aufpfropfen..<br />
Sie haben im Vorfeld Milieustudien betrieben ...<br />
Natürlich. Ich habe von den Finanzierungsgeldern rund zehn<br />
Prozent, also etwa fünfhunderttausend Schilling für diese Studien<br />
verausgabt und mich in den besten Häusern der europäischen<br />
Metropolen und einer Naturalzuwendung der Firma Blausiegel dem<br />
Thema mehrere Wochen intensiv zugewandt. Natürlich Unsinn.<br />
Die „Studien“, das sind viele Gespräche, das ist ein ‚das Leben und<br />
seine Abläufe wach beobachten‘ und dabei das Vermutete bestätigt<br />
finden. Romantizismen über das "älteste Gewerbe der Welt" sind ad<br />
acta zu legen. Viele Prostituierte greifen, um den Streß auszuhalten,<br />
zu Drogen, weil gute Huren müssen ja auch gut schauspielen oder<br />
jedenfalls mehr als nur dabeisein, ja auch Orgasmen nicht nur<br />
vortäuschen sondern auch haben, denn sonst ist der Freier<br />
unzufrieden. Da die Freier ja oftmals uninteressante Wappler sind,<br />
ist es insbesondere die Kunst der Hure, Erregung glaubhaft zu<br />
Also, es ist kein Rezept und Filme sollen auch mehr kosten dürfen, aber ich würd‘s auch nochmal auf billiger billiger machen,<br />
wenn’s die Fabel und die Laune erlauben.