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Die institutionelle Architektur nach der Europäischen Verfassung ...

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Neue Bausteine <strong>der</strong> <strong>institutionelle</strong>n <strong>Architektur</strong>: Handlungsfähigkeit auf dem Prüfstand<br />

Zur Übersicht und Methode: von <strong>der</strong> geschriebenen zur gelebten <strong>Verfassung</strong>:<br />

Gedankenexperimente<br />

Im Kontext dieser tagespolitischen Bewertungen und historischen Verortungen stellt sich <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen Diskussion als zentrale Aufgabe, die Regeln <strong>der</strong> geschriebenen <strong>Verfassung</strong> auf<br />

ihre möglichen Auswirkungen auf die gelebte Praxis einer erweiterten Union zu<br />

untersuchen 28 . Dabei sind insbeson<strong>der</strong>e die Möglichkeiten und Grenzen, die den politischen<br />

Akteuren <strong>der</strong> Zukunft in <strong>der</strong> <strong>institutionelle</strong>n <strong>Architektur</strong> gesetzt werden 29 , bzw. – aus <strong>der</strong><br />

Sicht <strong>der</strong> Union – die Auswirkungen des Regelwerks auf die zukünftige Handlungsfähigkeit<br />

zu erörtern. 30 Bei diesem Vorgehen sind die Vorgaben für einzelne Organe – in <strong>der</strong><br />

Reihenfolge des <strong>Verfassung</strong>svertrags (Artikel I-19 Abs. 1) – zu durchleuchten und darauf<br />

aufbauend Schlussfolgerungen zu möglichen Tendenzen im <strong>institutionelle</strong>n Gleichgewicht<br />

zwischen den Organen zu diskutieren.<br />

Ein <strong>der</strong>artiger Blick in die Zukunft ist zwangsläufig spekulativ: Erfahrungen <strong>der</strong><br />

integrationspolitischen Vergangenheit müssen in – nur begrenzt <strong>nach</strong>weisbaren –<br />

Gedankenexperimenten auf ihre Anwendbarkeit für eine neue Union überprüft werden.<br />

<strong>Die</strong> Regierungskonferenz hat viele <strong>institutionelle</strong> und prozedurale Formulierungen des<br />

<strong>Verfassung</strong>skonvents bestätigt – so etwa zur Zuständigkeitsverteilung (Art. I-11ff.), zum<br />

„Außenminister <strong>der</strong> Union“ (Art. I-28) und zum „ordentlichen Gesetzgebungsverfahren“ (Art.<br />

III-396). Entsprechend können einige Analyen und Bewertungen zu diesen Kapiteln des<br />

Konventsentwurfs übernommen werden. 31 Einige Bestimmungen wurden jedoch erst ad hoc<br />

28<br />

Vgl. zu (neo-)institutionalistischen Ansätzen u.a. Johan P. Olsen: Organising European Institutions of<br />

Governance. A Prelude to an Institutional Account of Political Integration, Arena Working Papers WP 00/2;<br />

http://www.arena.uio.no/publications/wp00_2.htm; Andreas Maurer/Wolfgang Wessels: The European Union<br />

matters: structuring self made offers and demands, in: Wolfgang Wessels/Andreas Maurer/Jürgen Mittag<br />

(Hrsg.): Fifteen into one? The European Union and its member states, Manchester/New York 2003, S. 29-65;<br />

Guy Peters: Institutional Theory in Political Science. The 'New Institutionalism', London/New York 1999; Mark<br />

Aspinwall/Gerald Schnei<strong>der</strong> (Hrsg.): The rules of integration, Institutionalist approaches to the study of Europe,<br />

New York/Manchester 2001; Thomas <strong>Die</strong>tz: Postmo<strong>der</strong>ne und europäische Integration. <strong>Die</strong> Dominanz des<br />

Staatsmodells, die Verantwortung gegenüber dem An<strong>der</strong>en und die Konstruktion eines alternativen Horizonts,<br />

in: Zeitschrift für Internationale Beziehungen, 3. Jg. 1996, S. 255-281.<br />

29<br />

Vgl. generell Fritz W. Scharpf/ Oliver Treib: Interaktionsformen. Akteurszentrierter Institutionalismus in <strong>der</strong><br />

Politikforschung, Opladen 2000.<br />

30<br />

“[So] stellt sich die Frage, wie gewährleistet werden kann, dass die neu bestimmte Verteilung <strong>der</strong><br />

Zuständigkeiten nicht zu einer schleichenden Ausuferung <strong>der</strong> Zuständigkeiten <strong>der</strong> Union o<strong>der</strong> zu einem<br />

Vordringen in die Bereiche <strong>der</strong> ausschließlichen Zuständigkeit <strong>der</strong> Mitgliedstaaten und – wo eine solche besteht<br />

– <strong>der</strong> Regionen führt. Wie kann man zugleich darüber wachen, dass die europäische Dynamik nicht erlahmt?<br />

Auch in Zukunft muss die Union ja auf neue Herausfor<strong>der</strong>ungen und Entwicklungen reagieren und neue<br />

Politikbereiche erschließen können.” Erklärung von Laeken, http://www.europaweb.de/europa/03euinf/10counc/laeken.htm.<br />

31<br />

Vgl. Peter-Christian Müller-Graff: Systemrationalität in Kontinuität und Än<strong>der</strong>ung des <strong>Europäischen</strong><br />

<strong>Verfassung</strong>svertrags, in: integration 4/2003, S. 301-316; Wolfgang Wessels: Der <strong>Verfassung</strong>svertrag im

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