Four Windows - Vier Fenster
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Wie würdest Du die Bildgestaltung von VIER FENSTER beschreiben?<br />
Es ist eine sehr direkte Bildsprache, genau fokussiert auf das, was wichtig ist. Ich habe<br />
mich für lange Einstellungen ohne Schnitt entschieden, um möglichst lange bei den<br />
Figuren zu bleiben. Ich habe ein Problem damit, wenn zu oft geschnitten wird. Der<br />
Zuschauer muss sich immer wieder konzentrieren auf ein neues Bild und einen neuen<br />
Rhythmus. Das wirkt zerstreuend und macht den Moment kaputt. Außerdem ist es eine<br />
Bildsprache, die sich sehr genau überlegt, was sehe ich und was sehe ich nicht? Wir<br />
haben oft Leute gefilmt, die reagieren und weniger die, die agieren. In den zuhörenden<br />
Gesichtern ist häufig mehr zu lesen als in denen, die reden. Das hat mit unserem<br />
Verhalten als Mensch zu tun. In dem Moment, in dem wir reden, nehmen wir eine<br />
bestimmte Haltung ein und fangen an, eine Rolle zu spielen. Die direkte Reaktion darauf<br />
ist unmittelbarer oder wahrhaftiger.<br />
Hat VIER FENSTER ein Happy End?<br />
Das Ende ist formal gesehen ein offenes Ende. Aber es gibt auch einen kleinen Ausblick<br />
auf Veränderung. Das war für mich wichtig zu erzählen. Die Beziehung zwischen Tochter<br />
und Sohn ist für mich letztlich am hoffnungsvollsten. Zwischen den beiden Geschwistern<br />
gibt es nicht diese existenzielle Abhängigkeit wie zwischen den Eltern oder zwischen<br />
Eltern und Kindern. Da gibt es noch die Möglichkeit, ins Gespräch zu kommen. Das Ende<br />
erzählt davon, dass zwei Menschen beginnen zu reden. Das ist für mich der Anfang einer<br />
Veränderung.<br />
Interview mit dem Kameramann Jürgen Jürges<br />
Wie war Deine erste Reaktion auf das Drehbuch zu VIER FENSTER?<br />
Spannend für mich war die angedachte Machart, das Drehen in Plansequenzen (lang<br />
durchgehende Einstellungen, A. d. Red.). Nach den ersten Gesprächen mit Christian<br />
habe ich gemerkt, dass er sehr genau wusste, was er wollte. Er hat eine solche<br />
Motivation und Begeisterung an den Tag gelegt, dass für mich klar war, dass wir<br />
zusammen kommen werden.<br />
Ist es für Dich nicht ungewöhnlich bei so einem kleinen Film mitzumachen?<br />
Überhaupt nicht! In dem Moment, wo mir die Geschichte gefällt, spielt es keine Rolle, ob<br />
es ein kleiner Film ist. Ich habe auch kein Problem, damit mich im technischen Aufwand<br />
zurückzunehmen. Mir ist es auch egal, ob es im Mini-Format oder auf Cinemascope<br />
gedreht wird. Wichtig ist die Geschichte.<br />
Es war ja Dein erster Dreh auf DV...<br />
Ich hatte mich jahrelang tot gestellt gegenüber den digitalen Medien. Aber letztes Jahr<br />
habe ich zum ersten Mal digital (auf HD) gedreht und das hat mir die Scheu genommen.<br />
Ich konnte einige Vorteile dieser Formate kennen lernen. DV reagiert so ähnlich wie HD.<br />
Es brennt nach oben hin sehr schnell aus und hat dafür in den dunkeln Bereichen viel<br />
mehr Spielraum. Das konnten wir für VIER FENSTER gut nutzen. Alle Räume hatten aus<br />
dramaturgischen Gründen geschlossene Vorhänge, dadurch war der Kontrastumfang<br />
nicht sehr groß und ich hatte die Ausleuchtung in der Hand.