SemesterJournal 1/08 - MBA Programme der HWR Berlin
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40 Internationaler Austausch <strong>SemesterJournal</strong> 1/<strong>08</strong> <strong>SemesterJournal</strong> 1/<strong>08</strong> Internationaler Austausch<br />
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Ein deutsches Dorf im<br />
Hinterland von Brasilien<br />
Warum sich ein Auslandssemester dort trotzdem lohnt<br />
Text: Kerstin Oebels<br />
Ende Juli, Ankunft in São Paulo. Regen,<br />
Nebel und wirklich warm ist es auch<br />
nicht. Nach weiteren acht Stunden<br />
Busfahrt kommen wir vier <strong>Berlin</strong>er<br />
Studierenden schließlich in Blumenau<br />
an. Das Wetter hier ist nicht besser<br />
und die 10–15 Grad Celsius kommen<br />
uns aufgrund <strong>der</strong> hohen Luft feuchtigkeit<br />
unglaublich kalt vor. Die Stadt<br />
könnte auch im Bayerischen Wald<br />
liegen – ihre Bewohner ähneln uns<br />
vom Äußeren sehr. So hatten wir uns<br />
das eigentlich nicht vorgestellt, nach<br />
eineinhalb Tagesreisen und über 10 000<br />
km von Deutschland entfernt, können<br />
wir außer <strong>der</strong> Sprache erst einmal<br />
keinen großen Unterschied zu unserer<br />
Heimat feststellen. Viele <strong>der</strong> älteren<br />
Bewohner sprechen noch deutsch, die<br />
jüngeren allerdings kaum noch. Fährt<br />
man jedoch in den noch viel germanischeren<br />
Nachbarort Pomerode, fi ndet<br />
man auch noch viele junge Leute, die<br />
deutsch sprechen, selbst im Alltag. Wo<br />
sind wir hier bloß gelandet?<br />
Während unseres 5-monatigen Aufenthaltes<br />
bekommen wir des Öft eren zu<br />
hören, dass Blumenau nicht Brasilien<br />
sei. Blumenau ist im Vergleich zu den<br />
meisten an<strong>der</strong>en Städten Brasiliens<br />
reich, sicher und sauber ist. Es gibt viel<br />
Industrie, relativ wenig Arbeitslosigkeit,<br />
keine Straßenhändler, die einem<br />
alles Mögliche andrehen wollen, keine<br />
Bettler o<strong>der</strong> Menschen, die auf <strong>der</strong><br />
Straße leben müssen. Die meisten <strong>der</strong><br />
Einwohner haben sogar ein zweites<br />
Haus an <strong>der</strong> ca. 100 Kilometer entfernten<br />
Küste. Aber auch wenn diese<br />
Stadt einer deutschen sehr ähnelt,<br />
so sind es doch Brasilianer, die dort<br />
wohnen – und dies verleiht ihr den<br />
brasilianischen Charme. Gleich bei<br />
unserer Ankunft lernten wir <strong>der</strong>en<br />
off ene, freundliche und hilfsbereite<br />
Art kennen.<br />
So wurden wir beispielsweise morgens<br />
früh um 5.00 Uhr ganz unerwartet von<br />
einem unserer zukünft igen Professoren<br />
am Busbahnhof empfangen und in ein<br />
Hotel gebracht. Der Professor konnte<br />
nicht einmal gewusst haben, wann<br />
genau wir dort ankommen würden,<br />
denn es verkehren täglich mehrere<br />
Busse zwischen São Paulo und Blumenau.<br />
Er hatte also dort auf uns gewartet.<br />
Auch von den an<strong>der</strong>en Professor/innen<br />
und Mitarbeiter/innen <strong>der</strong> Universität<br />
wurden wir äußerst freundlich begrüßt<br />
und beim Einleben unterstützt. Da es<br />
kaum an<strong>der</strong>e Austauschstudierende<br />
gab, die “Uniklassen” überschaubar<br />
sind und die Brasilianer im Allgemeinen<br />
sehr kommunikativ und kontaktfreudig,<br />
lernten wir sehr schnell unsere<br />
brasilianischen Kommilitonen und<br />
Mitmenschen kennen.<br />
Unser von Deutschland gewöhntes<br />
Studentenleben mussten wir allerdings<br />
erst einmal ein wenig umstellen. Das<br />
brasilianische Universitätssystem ist<br />
sehr verschult. Während des Semesters<br />
gibt es Hausaufgaben, Präsentationen<br />
und Klausuren. Das Gute daran war,<br />
dass das Bestehen des Faches nicht<br />
von einer einzigen Prüfung abhing. So<br />
kamen wir alle durch unsere Kurse. Die<br />
Wochen waren jedoch ausgefüllt mit<br />
Hausaufgaben, Vor- und Nachbereitungen<br />
und <strong>der</strong> Erstellung von Präsentationen.<br />
Anfangs war dies wegen <strong>der</strong><br />
Sprachbarriere ziemlich mühsam, doch<br />
mit <strong>der</strong> Zeit fi el es uns leichter, dem<br />
Unterricht zu folgen.<br />
Wir stellten schnell fest, dass das Leben<br />
<strong>der</strong> Brasilianer keineswegs nur aus<br />
Sonne, Strand, Cachaça, Caipirinha<br />
und Carneval besteht, wie es einem in<br />
Deutschland häufi g suggeriert wird. So<br />
gut wie alle Studierenden haben neben<br />
ihrem Vollzeitstudium auch einen<br />
Vollzeitjob. Entwe<strong>der</strong> wird morgens<br />
studiert und nachmittags geht man<br />
zur Arbeit, o<strong>der</strong> man arbeitet tagsüber<br />
und studiert abends. Grund dafür<br />
sind die hohen Studiengebühren <strong>der</strong><br />
privaten Universitäten, wenn man nicht<br />
das Glück hat und einen <strong>der</strong> wenigen<br />
staatlichen Studienplätze bekommt.<br />
Das viele Studieren und Arbeiten hält<br />
die Brasilianer aber trotzdem nicht<br />
davon ab, regelmäßig zu feiern – es<br />
wird einfach <strong>der</strong> Schlaf gekürzt. Zum<br />
Glück studieren wir normalerweise in<br />
Deutschland ...<br />
Alles in allem hatten wir eine tolle Zeit,<br />
haben wahnsinnig viele Eindrücke und<br />
Erfahrungen gesammelt. Das Semester<br />
verging wie im Flug. Auch die Sprache<br />
lernt man nach einigen (normalen)<br />
Anfangsschwierigkeiten aufgrund<br />
des täglichen Umgangs recht schnell.<br />
Würden wir diesen Schritt noch einmal<br />
machen? Keiner von uns müsste lange<br />
überlegen!<br />
Die Autorin war Austauschstudierende<br />
an einer <strong>der</strong> beiden FHW Partnerhochschulen<br />
in Brasilien<br />
Mit 200 000 Euro mobil in Europa<br />
Das neue Erasmus-Programm för<strong>der</strong>t Praktika für Studierende, Mitarbeiter/innen und Lehrende <strong>der</strong> FHW <strong>Berlin</strong>.<br />
Text: Susanne Fürstenberg<br />
Im neuen Erasmus-Programm <strong>der</strong><br />
Europäischen Union, dem Programm<br />
für lebenslanges Lernen (LLP), hat<br />
die FHW <strong>Berlin</strong> erfolgreich einen<br />
Projektantrag für die Jahre 2007<br />
bis 2013 gestellt. Insgesamt rund<br />
200 000 Euro stehen <strong>der</strong> Hochschule<br />
2007/20<strong>08</strong> als <strong>Programme</strong>tat zur Verfügung.<br />
Erweiterungen des Programms ermöglichen<br />
nun auch die För<strong>der</strong>ung von<br />
Erasmus-Praktika und die Mobilität<br />
von Verwaltungspersonal. Vor allem<br />
Studierende, aber auch Lehrende und<br />
Verwaltungsmitarbeiter/innen sind<br />
aufgerufen, von den umfangreichen<br />
Mobilitätsmöglichkeiten Gebrauch<br />
zu machen. Studienaufenthalte o<strong>der</strong><br />
Praktika im Ausland, Dozentenaustausche<br />
und einwöchige Aufenthalte<br />
zum Erfahrungsaustausch für Verwaltungsmitarbeiter/innen<br />
an einer<br />
unserer ca. 40 Partnerhochschulen in<br />
Europa bieten gute Möglichkeiten zur<br />
Kompetenz- und Horizonterweiterung.<br />
Jede Mobilität leistet gleichzeitig einen<br />
Beitrag zur weiteren Internationalisierung<br />
<strong>der</strong> FHW <strong>Berlin</strong>.<br />
Informationen:<br />
Susanne Fürstenberg,<br />
International Offi ce