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SemesterJournal 1/08 - MBA Programme der HWR Berlin

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46 Neue Medien<br />

<strong>SemesterJournal</strong> 1/<strong>08</strong> <strong>SemesterJournal</strong> 1/<strong>08</strong> Neue Medien<br />

47<br />

Grenzenlos unterrichten – mit ice<br />

Immer neue Informationstechnologien fi nden Einzug in Hörsäle und Studierzimmer. Vorbei die Zeiten <strong>der</strong> rein konventionellen<br />

Formen des Vortrags, <strong>der</strong> Tafelbil<strong>der</strong> mit Kreide o<strong>der</strong> Boardmarker, des vertiefenden Literaturstudiums in Bibliotheken, des<br />

Übens mit – in einem Seminarraum präsenten – Lerngruppen ... Die Realität sieht heute an<strong>der</strong>s aus.<br />

Text: Burkhart Holznagel, Paul Schalow<br />

Lehrkräft e erzeugen Grafi ken, Texte<br />

und Bil<strong>der</strong> für ihre Vorlesungen und<br />

Seminare mittels Computer, präsentieren<br />

sie über Beamer und stellen sie<br />

schon vor <strong>der</strong> Unterrichtseinheit im<br />

Internet zur Verfügung. Viele Studierende<br />

bringen diese gespeichert auf<br />

ihrem Laptop o<strong>der</strong> als Ausdruck mit<br />

und ergänzen sie während <strong>der</strong> Vorlesung.<br />

Sie fotografi eren Tafelbil<strong>der</strong>,<br />

erweitern elektronische Mitschrift en<br />

o<strong>der</strong> recherchieren parallel zusätzliche<br />

Informationen im Internet. Um<br />

zu ergründen, wie Studierende und<br />

Dozenten gleichermaßen von neuen<br />

technischen Möglichkeiten profi tieren<br />

können, wurde das Projekt „Interactive<br />

Computeraided Education“ (kurz: ice)<br />

ins Leben gerufen. Seit mehr als vier<br />

Semestern entwickeln Lehrkräft e und<br />

Studierende <strong>der</strong> Fachrichtung Informatik<br />

am Fachbereich Berufsakademie<br />

Einsatz-Szenarien, erarbeiten und<br />

testen Soft warelösungen. „ice“ ist ein<br />

Projekt zur interaktiven computergestützen<br />

Ausbildung. Es verwaltet ein<br />

Unterrichts-WLAN-Netz mit netzwerkfähigen<br />

Clients für Studierende<br />

und Dozent.<br />

Grenzenlose Laptop-Klassen<br />

Computertechnik und Internet haben<br />

in den letzten Jahren in vielen Lebensbereichen<br />

einschneidende Verän<strong>der</strong>ungen<br />

hervorgerufen. Für die aktuelle<br />

Phase <strong>der</strong> Umwälzung steht das<br />

„WEB2.0“. Der Browser im eigenen<br />

PC, im Handy o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Spielkonsole<br />

wandelt sich in ein WEB-Kommunikationsinstrument<br />

mit „Desktop-Feeling“.<br />

Es lässt sich nicht mehr zwischen<br />

lokalen und im Netz liegenden Applikationen<br />

und Dokumenten unterschei-<br />

den. Man agiert in einer weltweiten<br />

Community.<br />

Immer mehr Studierende verwenden<br />

im Unterricht eigene Laptops.<br />

Gegenwärtig verfügen im Studiengang<br />

Informatik ca. zwei Drittel <strong>der</strong> Teilnehmer/innen<br />

über internetfähige Geräte,<br />

vor zwei Jahren waren es weniger als<br />

ein Drittel. Daraus entstand die Idee,<br />

Laptops in die Unterrichtsgestaltung<br />

aktiv einzubeziehen. Positiver Nebeneff<br />

ekt, das Spielen über Netzwerk wird<br />

unterdrückt. So können wissbegierige<br />

Informatikstudierende Vorlesungsprogrammbeispiele<br />

gleich während des<br />

Unterrichts selbst austesten.<br />

„ice“ stützt sich auf ein drahtloses<br />

(wireless) Rechnernetzwerk, auf das<br />

Studierende und Dozent/innen in<br />

<strong>der</strong> Vorlesung Zugriff haben. Über<br />

Standard-Browser sind verschiedene<br />

Interaktionen möglich. Bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

wurde darauf geachtet, dass<br />

die traditionelle, bewährte Vorlesungsführung<br />

weiterhin erhalten bleibt.<br />

Zwischenfragen ohne Störung<br />

Wichtig für die Wissensvermittlung ist<br />

die Diskussion zu Vorlesungsinhalten.<br />

Unerwünschter Nebeneff ekt, Dozent/innen<br />

werden in ihrem Gedankengang<br />

unterbrochen, Zwischenfragen und<br />

Diskussionen zum Lehrstoff unter<br />

den Seminarteilnehmern lassen den<br />

Geräuschpegel steigen und die allgemeine<br />

Konzentration sinkt. „ice“<br />

schafft Abhilfe. Das Programm bietet<br />

ein integriertes Kommunikationsmodul,<br />

über welches Studierende Fragen<br />

in ein Fenster ihres Laptops eingeben.<br />

Diese Fragen sind für alle sichtbar und<br />

können durch Dozent/innen zu einem<br />

geeigneten Zeitpunkt gesammelt beantwortet<br />

werden. In <strong>der</strong> Erprobung hat<br />

sich überraschend gezeigt, dass auch<br />

Studierende dieses Modul nutzen und<br />

auf Fragen <strong>der</strong> Kommilitonen nonverbal<br />

antworten („Studierendenchat“).<br />

Die Vorteile dieser Methode liegen auf<br />

<strong>der</strong> Hand, Dozent/innen werden in<br />

ihren Ausführungen nicht durch Zwischenfragen<br />

aus dem Konzept gebracht.<br />

Und trotzdem muss nicht auf klärende<br />

Diskussionen o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holungen<br />

schwieriger Inhalte verzichtet werden.<br />

Diskussionen werden in Lehrabschnitte<br />

zusammengefasst und besser vom Lehrenden<br />

gesteuert.<br />

Alles klar? Selbstkontrolle für<br />

Studierende und Dozent/innen<br />

Dozent/innen haben je<strong>der</strong>zeit die<br />

Möglichkeit, via Laptop Fragen zu<br />

Vorlesungsinhalten zu stellen. Diese<br />

erscheinen auf den Laptops <strong>der</strong> Kursteilnehmer/innen<br />

und müssen innerhalb<br />

eines vorgegebenen Zeitfensters<br />

beantwortet werden. Alle Antworten<br />

sind für die Dozent/innen sichtbar.<br />

Und die Auswertung erfolgt prompt<br />

und bietet verschiedene Anwendungsmöglichkeiten:<br />

a) Die Ergebnisse werden wie bei einem<br />

Wahlcomputer anonym mit einem<br />

Beamer präsentiert. Studierende und<br />

Dozent/innen erhalten eine Rückmeldung,<br />

ob <strong>der</strong> soeben vermittelte<br />

Stoff verstanden wurde.<br />

b) Die Antworten werden personenbezogen<br />

in einer Datenbank gespeichert<br />

und können in die Semesterbewertung<br />

einbezogen werden.<br />

c) Die Antworten werden personenbezogen<br />

gespeichert. Dozent/innen<br />

können im Seminar bzw. während<br />

einer Übung gezielt Studierende mit<br />

Wissenslücken ansprechen.<br />

d) Die Antworten werden nicht personen<br />

bezogen gespeichert und<br />

dienen den Dozent/innen zur Vorlesungsnachbearbeitung.<br />

Im Gegenzug ermöglicht „ice“<br />

Dozent/ innen eine unmittelbare<br />

und statistische Rückmeldungen zur<br />

Vorlesung. Fragen <strong>der</strong> Studierenden<br />

und Antworten auf Dozentenfragen<br />

können zur Nachbereitung genutzt<br />

werden. So geben sie den Lehrenden<br />

unmittelbar Aufschluss über den Erfolg<br />

seines Unterrichtsstils. Möglich wäre<br />

auch eine abschließende anonyme<br />

Bewertung <strong>der</strong> Vorlesung, welche den<br />

Dozent/innen zur Vorlesungsnachbearbeitung<br />

dient.<br />

Hürden für „ice“<br />

Die meisten Chats auf Internetseiten<br />

basieren auf Flash o<strong>der</strong> Java Applets.<br />

Aber diese Plug-Ins müssen beim<br />

Client installiert und aktiviert sein. Es<br />

konnte eine Soft ware entwickelt werden,<br />

welche auf solche Clienterweiterungen<br />

verzichtet und die gewünschte<br />

Funktionalität erreicht. Das erfor<strong>der</strong>te<br />

erhebliche konzeptionelle Arbeiten,<br />

aber auch umfangreiche Tests realisierter<br />

Soft warelösungen mit unterschiedlichen<br />

Clients (Quality Management).<br />

Schließlich sollte ja je<strong>der</strong> Studierende<br />

ein netzwerkfähiges Gerät problemlos<br />

verwenden können. Deshalb wird<br />

auf Serverseite PHP zur Erstellung<br />

<strong>der</strong> Webseiten mit eingebettetem Java<br />

Script verwendet. Auch hier mussten<br />

Probleme <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Interpretation und Darstellung von<br />

JavaScript auf verschiedenen Browsern<br />

gelöst werden.<br />

„ice“ wird weiter entwickelt<br />

Auf <strong>der</strong> Grundlage des entwickelten<br />

Frameworks wird die Arbeit an „ice“<br />

weitergeführt. Das System soll um<br />

Funktionen erweitert werden, die<br />

es ermöglichen, Präsentationsfolien<br />

benutzerspezifi sch und zeitlich versetzt<br />

(asynchron) weiter zu senden, genau<br />

wie Bil<strong>der</strong>, Texte, Audios o<strong>der</strong> Videos,<br />

Hausaufgaben o<strong>der</strong> auch Termine.<br />

Es wäre auch denkbar, das System<br />

für Teamarbeit zu erweitern, bei dem<br />

die Teilnehmer gleichzeitig interaktiv<br />

arbeiten, z. B. an einer Skizze. Es<br />

ist vorgesehen, dass Fragen aus einer<br />

Präsentation (über Makros) heraus einfach<br />

per Mausklick gesendet werden.<br />

Ein „ice“-Netzwerk lässt sich an das<br />

Internet anschließen. Somit könnten<br />

auch Studierende an einer Vorlesung<br />

partizipieren, die nicht im Raum<br />

sitzen. Je<strong>der</strong> PDA o<strong>der</strong> Tablett PC, fast<br />

schon jedes Handy bieten heute einen<br />

integrierten WLAN-Anschluss nebst<br />

Browser. Somit erfüllen sie die wenigen<br />

Voraussetzungen und sollen künft ig<br />

einbezogen werden. Die Soft ware „ice“<br />

konnte also ohne größere Probleme<br />

in Betrieb genommen werden. Sie ist<br />

nahezu selbsterklärend, bedarf keiner<br />

Einarbeitung und wurde in Vorlesungen<br />

getestet.<br />

Nutzt man die Möglichkeiten von „ice“<br />

bedeutet <strong>der</strong> Einsatz eine Intensivierung<br />

des Unterrichts und damit auf <strong>der</strong><br />

einen Seite eine Mehrbelastung von<br />

Dozent/innen, sowohl in <strong>der</strong> Unterrichtseinheit<br />

selbst als auch in <strong>der</strong><br />

Vor- und Nachbearbeitung. Positiv ist<br />

jedoch die aktive Einbeziehung aller<br />

Studierenden sowie <strong>der</strong> Vorteil einer<br />

besseren und unmittelbaren Rückmeldung<br />

zwischen Studierenden und<br />

Dozent/innen – in beide Richtungen.<br />

Die Soft ware ist weiter im Erprobungs-<br />

und Entwicklungsstadium, Studierende<br />

werden weiter an „ice“ arbeiten.<br />

Autoren: Prof. Dr.-Ing. Burkhart<br />

Holznagel ist Dozent im Studiengang<br />

Informatik am Fachbereich Berufsakademie.<br />

Paul Schalow studiert bei ihm im<br />

6. Semester.<br />

Weiterführende Informationen zum<br />

Projekt und detaillierte technische Ausführungen<br />

fi nden Sie im Internet auf <strong>der</strong><br />

Seite http://cs.ba-berlin.de

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