Überblick und Langzeit- erfahrungen „Reinforced Earth“
Überblick und Langzeit- erfahrungen „Reinforced Earth“
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Das Bauverfahren „Bewehrte Erde“ – <strong>Überblick</strong> <strong>und</strong> <strong>Langzeit</strong><strong>erfahrungen</strong><br />
In nahezu jede Bewehrte-Erde-Stützwand werden Testbänder<br />
eingebaut. Diese haben keine statische Wirkung, sondern ermöglichen<br />
es dem Bauherrn, die Dauerhaftigkeit der Bewehrungsbänder<br />
in dem spezifischen Füllboden zu kontrollieren. Die<br />
Firma Bewehrte Erde Ingenieurgesellschaft mbH sammelt seit<br />
Jahrzehnten die Daten über viele in Bewehrte-Erde-Stützwände<br />
eingebaute Testbänder. Üblicherweise wird mit dem Ziehen der<br />
Testbänder 10 Jahre nach Fertigstellung des Bauwerkes begonnen.<br />
Dann folgen Intervalle von 10 bis 20 Jahren. Es können<br />
jedoch nach Wunsch des Bauherrn jederzeit Bänder gezogen<br />
werden, um die Korrosion zu überprüfen bzw. die Restnutzungsdauer<br />
des Bauwerkes zu bestimmen. Das Ziehen der Testbänder<br />
ist nicht geregelt <strong>und</strong> notwendig, ist jedoch zur Ermittlung<br />
des Zustandes der Bewehrte-Erde-Konstruktion ratsam. Beim<br />
Ziehen <strong>und</strong> bei der Untersuchung der Testbandabschnitte kann<br />
die Firma Bewehrte Erde Ingenieurgesellschaft mbH sowohl beratend<br />
als auch in der Ausführung unterstützend tätig werden.<br />
Bis dato wurden in Deutschland <strong>und</strong> weltweit fast ausschließlich<br />
positive Erfahrungen mit der Dauerhaftigkeit von verzinkten<br />
Bewehrungsbändern in Bewehrte-Erde-Bauwerken gemacht.<br />
Sofern Schadensfälle aufgetreten sind, spielten oftmals die<br />
Nichteinhaltung der bodenchemischen Anforderungen an den<br />
Füllboden <strong>und</strong> konstruktive Fehler (Dichtungsbahn, etc.) eine<br />
maßgebende Rolle. Etwaige Fälle sind in Deutschland nicht bekannt.<br />
Die Füllböden müssen unter Anderem folgenden bodenchemischen<br />
Anforderungen genügen:<br />
Tabelle 1: Bodenchemische Anforderungen<br />
Wasserspiegel in<br />
Bewehrte-Erde-<br />
Körper<br />
Eigenschaft des Füllbodens <strong>und</strong> erforderliche Tests<br />
pH-Wert<br />
Maximaler Chloridgehalt [Cl - ]<br />
<strong>und</strong><br />
maximaler Sulfatgehalt [SO 4 2- ]<br />
min. max. ppm Ω cm<br />
nicht vorhanden 5 10 5Cl + SO 4 ≤ 1000 1000<br />
vorhanden 5 10 5Cl + SO 4 ≤ 500 3000<br />
4.2. Untersuchungen der Testbänder bei einer<br />
Stützwand in Herborn-Burg<br />
Bei Herborn-Burg wurde im Jahre 1977 eine der ersten Bewehrte-Erde-Stützwände<br />
errichtet. Nach 20 Jahren (1997) wurden<br />
unter Anwesenheit einiger Mitarbeiter der Materialprüfungsanstalt<br />
Universität Stuttgart (MPA – Otto-Graf-Institut) Blindbänder,<br />
auch Testbänder genannt, entnommen <strong>und</strong> umfangreich<br />
Abb. 5.: Testbandentnahme bei der Stützwand in Herborn-Burg<br />
(System TerraClass, Deutschland)<br />
bezüglich des Fortschritts der Korrosion untersucht. Die Bänder<br />
in Herborn-Burg waren damals mit nur 50 µm (350 g/m²)<br />
feuerverzinkt <strong>und</strong> hatten einen Querschnitt von 80 x 3 mm². Es<br />
wurden sowohl metallographische Dickenmessungen als auch<br />
magnetinduktive <strong>und</strong> gravimetrische Schichtdickenmessungen<br />
durchgeführt. Die Auswertung dieser Messungen in [15] ergab<br />
eine extrapolierte weitere Lebensdauer der Zinkschichten von<br />
27 bis 44 Jahren. Bei dem nach Abtrag der Zinkschicht zu erwartenden<br />
Stahlabtrag von maximal 5 µm/Jahr <strong>und</strong> unter der<br />
Annahme einer Korrosionszuschlagdicke von 1 mm ergab sich<br />
bei gleichmäßigem Abtrag eine aus korrosionstechnischer Sicht<br />
weitere Nutzung von über 200 Jahren. Unter einer realistischeren<br />
Annahme eines eher muldenförmigen Abtrags halbiert sich<br />
dieser Wert. Somit ist eine ausreichende Gebrauchsdauer für<br />
dieses Bauwerk gewährleistet.<br />
4.3. Untersuchungen der Testbänder bei einer<br />
Stützwand in Bentwisch<br />
Bei dem Projekt „Ortsumgehung Bentwisch im Zuge der B105“<br />
nahe Rostock wurde im Jahr 1999/2000 eine Bewehrte-Erde-<br />
Stützwand mit Stahlgitterelementen als Außenhaut (System<br />
TerraTrel) errichtet. Nach nunmehr fast zehnjähriger Einbauzeit<br />
wurde der vorhandene Korrosionsschutz der Bewehrungsbänder<br />
mit Hilfe der Entnahme der Testbänder von der Materialprüfungsanstalt<br />
Universität Stuttgart (MPA – Otto-Graf-Institut)<br />
überprüft [16].<br />
Mindestwert für den<br />
spezifischen Bodenwiderstand<br />
(gesättigt)<br />
Es wurde an zwei verschiedenen Stellen der ca. 5 m hohen,<br />
vertikalen Stützwand jeweils ein Testband entnommen. Bei<br />
den Testbändern handelt es sich um ca. 1 m lange, feuerverzinkte,<br />
gerippte Bewehrungsbänder mit einem rechteckigen<br />
Querschnitt von 45 x 5 mm². Es wurden wieder sowohl magnet-<br />
induktive Schichtdickenmessungen als auch metallographische<br />
Schliffe angefertigt <strong>und</strong> im Lichtmikroskop untersucht. Beim<br />
Einbau waren die Testbänder, wie auch alle anderen statisch<br />
Abb. 6.: entnommenes Testband bei der Stützwand in Herborn-Burg<br />
(System TerraClass, Deutschland)<br />
4 Österr. Ingenieur- <strong>und</strong> Architekten-Zeitschrift, 154. Jg., Heft 7-9/2009 <strong>und</strong> Heft 10-12/2009