Überblick und Langzeit- erfahrungen „Reinforced Earth“
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Das Bauverfahren „Bewehrte Erde“ – <strong>Überblick</strong> <strong>und</strong> <strong>Langzeit</strong><strong>erfahrungen</strong><br />
Abb. 21.: SeaTac, Seattle – 46 m hohe, abgetreppte Bewehrte-Erde-<br />
Stützwand (System TerraClass, USA)<br />
5.5. Temporäre Bauwerke<br />
Bewehrte-Erde-Konstruktionen können auch für temporäre<br />
Zwecke errichtet werden. Meistens kommt hier eine Außenhaut<br />
aus Stahlgitterelementen zum Einsatz. Da die Gebrauchsdauer<br />
meistens nur für 2 bis 5 Jahre ausgelegt ist, können geringere<br />
Korrosionszuschlagsdicken bei der Bemessung in Ansatz gebracht<br />
werden. In der Regel werden auch unverzinkte Bewehrungsbänder<br />
<strong>und</strong> Stahlgitterelemente verwendet.<br />
Abb. 22.: temporäres Brückenwiderlager im Zuge der BAB A3 bei<br />
Dettelbach (System TerraTrel, Deutschland)<br />
6. Vorteile, Neuerungen <strong>und</strong> Nachhaltigkeit<br />
6.1. Allgemeine Vorteile von Bewehrte-Erde-Stützwänden<br />
Stützwände im Bauverfahren „Bewehrte Erde“ haben viele Vorteile<br />
gegenüber konventionellen Stützbauwerken (Schwergewichtsmauer,<br />
Winkelstützmauer):<br />
– Zeitersparnis (i.A. > 20%) durch Verwendung von Fertigteilen<br />
(Betonelemente, Stahlgitterelemente)<br />
– Kostenersparnis durch einfachere Bauweise <strong>und</strong> Verwendung<br />
von wenigen großen Gerätschaften (i.A. 20 – 30%)<br />
– architektonische Gestaltung der Außenhaut (Betonfertigteile<br />
mit unterschiedlicher Oberflächengestaltung, Stahlgittermatten<br />
mit Steinpacklage hinterlegt oder begrünbar, bepflanzbare<br />
Betonfertigteile, u.v.m)<br />
– gleichzeitiges Hochführen von Stützwand <strong>und</strong> Hinterfüllung,<br />
dadurch<br />
– Wegfall von Schalung <strong>und</strong> Gerüsten<br />
– Geringer Platzbedarf bei der Montage<br />
– gleichmäßigere Sohlspannungsverteilung, daher geringere<br />
Setzungen <strong>und</strong> Setzungsdifferenzen → äußerst wirtschaftliche<br />
Alternative zu tief gegründeten Stützbauwerken<br />
– hoch belastbare Wände (Schüttrampen im Tagebau, Brückenwiderlager)<br />
– Platzersparnis durch Wegfall von Böschungen<br />
6.2. GeoMega – die erste voll-synthetische Verbindung<br />
Nachdem sich verzinkte Stahlbewehrungsbänder in Kombination<br />
mit verzinkten Anschlusslaschen seit 40 Jahren bewährt<br />
haben, wurde von der Forschungsabteilung SoilTech der TAI-<br />
Gruppe in Paris eine voll-synthetische Verbindung namens Geo-<br />
Mega entwickelt. Mit dieser Verbindung können hochzugfeste<br />
Kunststoffbänder sowohl aus polyethylenummantelten Polyesterfasern<br />
(GeoStrap) als auch aus Polyvinylalkohol (PVA,<br />
EcoStrap) verwendet werden. Dieses System ergänzt die Palette<br />
der bereits bestehenden Systeme <strong>und</strong> schafft ein größeres<br />
Anwendungsspektrum für Bewehrte-Erde-Konstruktionen.<br />
Abb. 23.: Kunststoffverbindung GeoMega<br />
Die maximal zulässigen Ausbruchlasten aus den Betonfertigteilen<br />
wurden in zahlreichen Tests ermittelt. Auch der Reibungsbeiwert<br />
zwischen Kunststoffband <strong>und</strong> umgebenden Füllboden<br />
wurde durch Versuchbauwerke <strong>und</strong> Ausziehversuche bei neu<br />
errichteten Bauwerken bestimmt.<br />
6.3. „Bewehrte Erde“ – ein nachhaltiges System<br />
Bewehrte-Erde-Stützwände sind nachhaltige Systeme, da sie<br />
hauptsächlich aus Füllboden bestehen <strong>und</strong> nur wenig Stahlbeton<br />
zum Einsatz kommt. Dies spart Unmengen an Kohlendioxid<br />
(CO 2 ), das bei der Herstellung von Zement <strong>und</strong> Beton entsteht.<br />
Durch die Verwendung von Fertigteilen <strong>und</strong> die Einfachheit der<br />
Bauweise werden zur Errichtung nur wenige große Gerätschaften<br />
benötigt. Dies trägt auch zur CO 2 -Einsparung bei.<br />
Das Ziel der Entwicklung einer Kunststoffverbindung <strong>und</strong> von<br />
hochzugfesten Kunststoffbändern, speziell des EcoStraps<br />
(PVA), ist die Erweiterung der Palette möglicher Füllböden für<br />
die Bewehrte-Erde-Stützwände. So können nun auch Betonrecycling<br />
mit hohen pH-Werten <strong>und</strong> mit Kalk oder Zement verbesserte<br />
lokale Böden verwendet werden. Dies hilft Kosten für<br />
8 Österr. Ingenieur- <strong>und</strong> Architekten-Zeitschrift, 154. Jg., Heft 7-9/2009 <strong>und</strong> Heft 10-12/2009