Die Behandlung Alkoholerkrankter - Grüner Kreis
Die Behandlung Alkoholerkrankter - Grüner Kreis
Die Behandlung Alkoholerkrankter - Grüner Kreis
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Die</strong> <strong>Behandlung</strong><br />
<strong>Alkoholerkrankter</strong>
Grundlagen zur <strong>Behandlung</strong><br />
alkoholerkrankter Personen<br />
Alkoholabhängigkeit ist nach ICD-10 durch Kriterien gekennzeichnet,<br />
die sich u. a durch Kontrollverlust, Toleranzentwicklung und<br />
ein körperliches Abhängigkeitssyndrom darstellen. (ICD-10 nach<br />
Dilling, H.; Momdour, W.; Schmidt, M. H.: Internationale Klassifikation<br />
psychischer Störungen. Verlag Hans Huber. Bern, Göttingen, Toronto,<br />
Seattle 2000.)<br />
Exzessiver Alkoholkonsum und Alkoholabhängigkeit stellen in Österreich<br />
Gesundheitsrisiken ersten Ranges dar. Bis zu 10% der ÖsterreicherInnen<br />
werden im Laufe ihres Lebens alkoholkrank und reduzieren so ihre<br />
Lebenserwartung um 10 bis 30 Jahre. (Bundesministerium für soziale<br />
Sicherheit und Generationen: Früherkennung. <strong>Die</strong> gesundheitlichen<br />
Folgen des „normalen“ Alkoholkonsums. Wien 2002) In Deutschland<br />
sind ca. 3% der Erwachsenen abhängig, weitere 5% trinken missbräuchlich.<br />
Alkoholsucht ist ein multifaktorielles Problem, die Entstehung der<br />
psychischen und körperlichen Abhängigkeit von Alkohol setzt eine Entwicklung<br />
von mehreren Jahren voraus. Besonders gefährlich erscheint<br />
es, dass Alkohol in unserem Kulturkreis nahezu unbegrenzt verfügbar,<br />
sein Konsum in allen sozialen Schichten und Altersgruppen verbreitet<br />
ist und auch regelmäßig erfolgt. Neben seiner betäubenden hat der<br />
Alkohol auch eine enthemmende Wirkung. <strong>Die</strong> Selbstkritik nimmt ab, die<br />
KonsumentInnen erleben unter Alkohol eine subjektive Steigerung ihrer<br />
Leistungsfähigkeit. Bei langjährigem Konsum von Alkohol zeigt sich eine<br />
Abnahme des Verantwortungsgefühls, ein Unterschätzen von Gefahren<br />
sowie eine Herabsetzung der Reaktionsfähigkeit und der geistigen<br />
Fähigkeiten.
Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO handelt es sich bei Sucht um ein<br />
Stadium chronischer oder periodischer Berauschung durch die wiederholte Einnahme einer<br />
natürlichen oder synthetischen Droge. Sucht wird verstanden als eine chronische, von<br />
Rückfällen geprägte Erkrankung mit entsprechenden physischen und psychischen Veränderungen.<br />
Man spricht auch von Abhängigkeit oder Substanzmissbrauch.<br />
<strong>Die</strong> typischen Kennzeichen der Alkoholabhängigkeit sind:<br />
Ein starker Wunsch oder eine Art Zwang, Alkohol zu konsumieren.<br />
Verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge<br />
des Alkoholkonsums.<br />
<strong>Die</strong> Tendenz, die Dosis zu erhöhen (Nachweis einer Toleranz). Um die ursprünglich<br />
durch niedrige Dosen erreichte Wirkung des Alkohols hervorzurufen, sind höhere Dosen<br />
erforderlich.<br />
Zunehmende Vernachlässigung anderer Interessen zu Gunsten des Alkoholkonsums.<br />
Anhaltender Alkoholkonsum trotz Nachweises eindeutig schädlicher Folgen (körperlicher<br />
Art, psychisch oder sozial).<br />
Alkoholsucht ist ein prozesshaftes Geschehen, begleitet vom Aufgeben und Verlust der<br />
persönlichen Identität, der sozialen Beziehungen, der individuellen Lebensplanung und<br />
der körperlichen Gesundheit. Unterschiedliche, zum Teil sehr schwerwiegende Störungen<br />
treten durch chronischen Alkoholmissbrauch in verschiedenen Organsystemen und in der<br />
Psyche auf. Häufig geht die Alkoholkrankheit mit psychiatrischen Erkrankungen einher,<br />
Dissozialität, Angststörungen und Depressionen stehen im Vordergrund.
Auf Ursachen, Verlauf und prognostische Aspekte Bezug nimmt u. a. die<br />
Typologie nach Lesch (Lesch, O.M.; Bonte, W.; Walter, H.; Musalek, M.;<br />
Sprung, R.: Verlaufsorientierte Alkoholismusdiagnostik. In: Schwoon,<br />
D.R.; Krausz, M.: Suchtkranke – <strong>Die</strong> ungeliebten Kinder in der Psychiatrie.<br />
Ferdinand Enke, Stuttgart 1990) und leitet daraus Schlussfolgerungen<br />
für die praktische <strong>Behandlung</strong> von AlkoholikerInnen ab:<br />
Typ I: Alkoholeinnahme auf Grund von „biologischem Verlangen“<br />
Alkoholkonsum führt zu Toleranzentwicklung und schweren Entzugssymptomen.<br />
Es sind keine wesentlichen Auffälligkeiten der Persönlichkeit<br />
fassbar. <strong>Die</strong> Kindheit war unauffällig. Bei diesen PatientInnen kann<br />
auch nach langer Abstinenz jeder Rückfall ein starkes Alkoholverlangen<br />
auslösen, weswegen stützende Psychotherapie und Selbsthilfegruppen<br />
zum Schutz gegen sozialen Trinkdruck erfolgversprechend sind.<br />
Typ II: Alkoholeinnahme auf Grund von „psychologischem Verlangen“<br />
AlkoholikerInnen dieses Typs verwenden Alkohol als Bewältigungsstrategie<br />
bei Konflikten und als Selbsttherapie bei Angst und Unruhe. Maßgeblich<br />
sind Störungen in der frühkindlichen und familiären Entwicklung.<br />
Eine psycho-pharmakologische <strong>Behandlung</strong> kann leicht zu einer Symptomverschiebung<br />
in Richtung Beruhigungsmittelabhängigkeit führen.<br />
Therapieziel muss die Verbesserung der Lebensbedingungen sein.<br />
Typ III: Alkoholeinnahme zur „<strong>Behandlung</strong> von psychiatrischen<br />
Zustandsbildern“<br />
AlkoholikerInnen dieses Typs verwenden Alkohol als Selbstmedikation<br />
bei Befindlichkeitsstörungen und Schlafproblemen. Antidepressive<br />
Medikation und Medikamente, die phasenprophylaktisch wirken, sollten<br />
hier zur Unterstützung psychotherapeutischer Verfahren eingesetzt<br />
werden.
Typ IV: Alkoholeinnahme in Folge von „frühkindlicher Vorschädigung und<br />
Entwicklungsstörungen“<br />
Auch hier wird Alkohol als Therapeutikum zur Selbstmedikation eingesetzt. Neben stützenden<br />
Gesprächen, der Förderung der Eigenkontrolle und der Bearbeitung von Rückfällen sind<br />
niederpotente Neuroleptika und Nootropika angezeigt.<br />
Alkoholkrankheit bedarf einer intensiven <strong>Behandlung</strong>, die sich an der individuellen Problematik<br />
der PatientInnen orientieren soll. Aufgrund des hohen Chronifizierungsrisikos der<br />
Erkrankung sind Menschen im Langzeitverlauf oftmals nicht mehr in der Lage, eigenständig<br />
zu leben und zu arbeiten und am Gesellschaftsleben teilzunehmen. Durch chronischen<br />
Alkoholkonsum entstehen psychische, körperliche und soziale Folgen wie z. B. Persönlichkeitsveränderung,<br />
Ausgrenzung, Leistungsabfall, Isolation, Depression und Verlust des<br />
Arbeitsplatzes. <strong>Die</strong> vorliegenden <strong>Behandlung</strong>sprogramme des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ verstehen<br />
sich als Chance für alkoholerkrankte Personen auf Stabilisierung, Rehabilitation und Reintegration<br />
in die Gesellschaft.
Stationäre <strong>Behandlung</strong> alkoholerkrankter<br />
Personen im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />
Der „Grüne <strong>Kreis</strong>“, Verein zur Rehabilitation und Integration von suchtkranken<br />
Personen, bietet seit März 2003 in seiner Sozialhilfeeinrichtung<br />
Johnsdorf in der Steiermark ein spezielles <strong>Behandlung</strong>skonzept für<br />
alkoholerkrankte Personen an. Das gestufte Therapieprogramm beinhaltet<br />
intensive psychotherapeutische, medizinische sowie soziotherapeutische<br />
Elemente.<br />
Drei Gruppen zu je maximal 16 PatientInnen können im Rahmen des Therapieprogramms<br />
betreut werden. Das Gesamtkonzept umfasst Kurzzeit-<br />
und Langzeittherapie mit anschließender ambulanter Nachbetreuung<br />
sowie die Möglichkeit einer Dauerbetreuung.<br />
Für erwachsene Alkoholerkrankte, deren soziale Integration grundsätzlich<br />
gegeben ist, die aber aufgrund einer akuten Krisensituation und<br />
eines Alkoholmissbrauchs mit Gefahr der Entwicklung einer Abhängigkeit<br />
Stabilisierung benötigen, ist die Kurzzeittherapie vorgesehen. Das<br />
Hauptaugenmerk wird u.a. auf die rasche Reintegration in die Arbeitswelt<br />
gelegt. Aufgrund der Therapiedauer von maximal 6 Monaten liegt<br />
der Schwerpunkt der <strong>Behandlung</strong> auf intensiver Psychotherapie und<br />
Auseinandersetzung mit der Suchterkrankung.<br />
<strong>Die</strong> Langzeitbehandlung mit einer Dauer von bis zu 18 Monaten ist<br />
insbesondere bei Personen mit Persönlichkeitsstörungen sowie psychischen<br />
und physischen Beeinträchtigungen indiziert. Neben der Psychotherapie<br />
und dem Arbeitstraining stellt die aktive Freizeitgestaltung mit<br />
verschiedensten Möglichkeiten auf dem Sektor Sport, Kunst und Kultur<br />
sowie Abenteuer- und Erlebnispädagogik einen Schwerpunkt in der<br />
<strong>Behandlung</strong> dar.
Für diejenigen PatientInnen, bei denen eine autonome Lebensgestaltung nach Therapieabschluss<br />
nicht gegeben ist, wurde eine Dauerbetreuung im Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ organisiert.<br />
Es besteht dabei die Möglichkeit, im Rahmen einer Tages- und Sozialbetreuung in<br />
der Einrichtung Johnsdorf zu arbeiten und in eigenen Wohnungen mit sozialer Begleitung<br />
zu leben. Eine mobile Betreuung durch geschulte MitarbeiterInnen des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“<br />
findet statt. <strong>Die</strong> therapeutische <strong>Behandlung</strong> bleibt bestehen, regelmäßige allgemeinmedizinische<br />
und psychiatrische Betreuung bzw. Krisenintervention erweitern das Angebot. Der<br />
Verein mietet für diese Zwecke Wohnungen in der Umgebung der stationären Einrichtung<br />
an, die betroffenen DauerbetreuungspatientInnen zur Verfügung gestellt werden. <strong>Die</strong> Dauer<br />
und Intensität dieser Betreuung richten sich nach den individuellen Bedürfnissen und dem<br />
Gesundheitszustand der PatientInnen. <strong>Die</strong>ses Modell versteht sich als vorbildlicher Versuch,<br />
DauerpatientInnen zu enthospitalisieren und dennoch optimal zu betreuen.
Stationäres Kurzzeitprogramm für alkoholerkrankte<br />
Personen<br />
Dauer: Das Programm ist für bis zu maximal sechs Monate stationäre<br />
<strong>Behandlung</strong> konzipiert. Es folgt eine ambulante Nachbetreuung in Form<br />
von Selbsthilfegruppen, medizinischer Betreuung, wie auch Einzel- und<br />
Gruppentherapie. <strong>Die</strong> Nachbetreuung findet in den ambulanten Betreuungszentren<br />
des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ statt.<br />
Zielgruppe: <strong>Die</strong> Zielgruppe für dieses Programm sind erwachsene alkoholerkrankte<br />
Personen, auch Paare, die in hohem Maße sozial integriert<br />
sind, einen körperlichen Entzug absolviert haben und in erster Linie<br />
psychische Stabilisierung benötigen, um weitere Rückfälle zu vermeiden.<br />
Ein entsprechendes Ausmaß an Motivation und Eigenverantwortlichkeit<br />
soll gegeben sein. Besonderes Augenmerk wird auf die Einbindung der<br />
Angehörigen der PatientInnen gelegt.<br />
Vorbedingungen: Voraussetzungen für die Aufnahme sind Kontaktaufnahme<br />
mit MitarbeiterInnen des Vorbetreuungsteams (Abklärungsgespräch),<br />
abgeschlossener somatischer Entzug und Klärung der<br />
Kostenübernahme. <strong>Die</strong> somatische und psychische Eignung wird im<br />
Vorfeld allgemeinmedizinisch und psychiatrisch abgeklärt.<br />
Ausschlusskriterien: Mehrfachabhängigkeiten, akute schizophrene<br />
und affektive Psychosen, akute interne Erkrankungen, Demenz, akute<br />
Suizidalität sowie Epilepsien und schwere Polyneuropathien sind Ausschließungsgründe<br />
für eine Aufnahme in dieses Programm.
Rahmenbedingungen: Am Kurzzeitprogramm können bis zu 16 PatientInnen teilnehmen.<br />
<strong>Die</strong>se Gruppe wird von einem multiprofessionellen Team bestehend aus PsychotherapeutInnen,<br />
klinischen PsychologInnen, ÄrztInnen für Allgemeinmedizin, FachärztInnen für<br />
Psychiatrie, diplomierten Gesundheits- und Krankenschwestern, PflegehelferInnen sowie<br />
dem Betreuungspersonal der Rehabilitationsstation Johnsdorf begleitet. <strong>Die</strong> KlientInnen<br />
haben die Möglichkeit, in verschiedenen Arbeitsbereichen tätig zu sein, z. B. Landwirtschaft,<br />
Gartenarbeit, Tischlerei, Schlosserei, Catering, Veranstaltungsbetrieb, Umbau- und Renovierungsarbeiten,<br />
Küche, Einkauf/Lager, Sekretariat, Kreativwerkstätte. ArbeitsanleiterInnen<br />
stehen unterstützend zur Verfügung.<br />
Therapieziele: Hauptziele sind die Auseinandersetzung mit dem abstinenten Leben sowie<br />
die rasche Reintegration in die Arbeitswelt. <strong>Die</strong> zum Rückfall in die Alkoholsucht führenden<br />
Faktoren sollen erkannt und bearbeitet werden.<br />
Stationäres Langzeitprogramm für alkoholerkrankte Personen<br />
Dauer: Ein in der Regel bis zu 18 Monate dauernder Aufenthalt in der stationären Langzeittherapieeinrichtung<br />
Johnsdorf mit Möglichkeit auf Betreuungsverlängerung bzw.<br />
anschließendem Übertritt in die ambulante Nachbetreuung des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“<br />
(Selbsthilfegruppen, medizinische Betreuung, Einzel- und Gruppentherapie) ist angeraten.<br />
<strong>Die</strong> Nachbetreuung findet direkt beim „Grünen <strong>Kreis</strong>“ in den ambulanten Betreuungszentren<br />
statt. <strong>Die</strong> Koordination übernimmt die Zentrale Nachbetreuungsstelle des Vereins.<br />
Zielgruppe: Erwachsene alkoholerkrankte Personen, auch Paare, die ihr Leben neu<br />
organisieren und sich neu orientieren wollen, sind die Zielgruppe dieses Programms. <strong>Die</strong><br />
Langzeitbehandlung ist vor allem bei Personen mit zusätzlicher psychiatrischer Erkrankung,<br />
Persönlichkeitsstörungen und/oder Anpassungsstörungen indiziert.<br />
Vorbedingungen: Kontaktaufnahme mit MitarbeiterInnen des Vorbetreuungsteams (Abklärungsgespräch),<br />
abgeschlossener körperlicher Entzug und Klärung der Kostenübernahme<br />
sind Voraussetzungen zum Therapieantritt. Vor Beginn der stationären <strong>Behandlung</strong> findet<br />
eine ausführliche allgemeinmedizinische und psychiatrische Untersuchung statt.
Ausschlusskriterien: Mehrfachabhängigkeiten, akute schizophrene<br />
und affektive Psychosen, akute interne Erkrankungen, Demenz, akute<br />
Suizidalität sowie Epilepsien und schwere Polyneuropathien zählen zu<br />
den Ausschließungsgründen für eine Aufnahme in dieses Programm.<br />
Rahmenbedingungen: <strong>Die</strong> Langzeittherapiegruppe bietet Platz für bis<br />
zu 16 alkoholerkrankte Personen. Auch diese Gruppe wird von einem<br />
multiprofessionellen Team bestehend aus PsychotherapeutInnen, klinischen<br />
PsychologInnen, ÄrztInnen für Allgemeinmedizin, FachärztInnen<br />
für Psychiatrie, diplomierten Gesundheits- und Krankenschwestern,<br />
PflegehelferInnen sowie dem Betreuungspersonal der Rehabilitationsstation<br />
Johnsdorf begleitet. Diplomierte SozialarbeiterInnen beraten die<br />
KlientInnen hinsichtlich psychosozialer Probleme (Schuldenregelung,<br />
Abklärung von Wohn- und beruflicher Situation). <strong>Die</strong> PatientInnen haben<br />
– von ArbeitsanleiterInnen betreut – die Möglichkeit, in verschiedenen<br />
Bereichen tätig zu werden, z. B. Landwirtschaft, Gartenarbeit, Tischlerei,<br />
Schlosserei, Catering, Veranstaltungsbetrieb, Umbau- und Renovierungsarbeiten,<br />
Küche, Einkauf/Lager, Sekretariat und Kreativwerkstätte.<br />
Therapieziele: Eine Auseinandersetzung mit einem geregelten Arbeitsleben<br />
in Abstinenz steht im Vordergrund. <strong>Die</strong> Weiterverfolgung von<br />
individuellen Perspektiven und die Umsetzung von Zielen entsprechend<br />
den Möglichkeiten der PatientInnen sollen eine Reintegration in die<br />
Arbeitswelt und in ein zufriedenstellendes, alkoholfreies soziales Umfeld<br />
ermöglichen. Während der gesamten Therapiedauer findet eine intensive<br />
therapeutische Arbeit hinsichtlich suchtspezifischer Faktoren wie<br />
Einsicht, Motivation, Angst, Entstehungsmechanismen der Sucht und<br />
Bewusstmachung möglicher Co-Abhängigkeit statt.
Dauerbetreuung für alkoholerkrankte Personen<br />
Dauer: Es handelt sich hier um Dauerbetreuungsplätze in der Therapiegemeinschaft Johnsdorf<br />
auf unbestimmte Zeit entsprechend dem Entwicklungsstand und den Bedürfnissen der<br />
PatientInnen, mit dem Vorteil, dass diese Plätze weitaus kostengünstiger als wiederkehrende<br />
Aufenthalte in einer Krankenanstalt sind.<br />
Zielgruppe: Erwachsene Alkoholerkrankte, die nach Abschluss ihrer stationären Langzeittherapie<br />
in Johnsdorf nicht in der Lage sind, eigenständig zu leben und zu arbeiten und<br />
deshalb einer weiterführenden Betreuung und <strong>Behandlung</strong> bedürfen, sind die Zielgruppe<br />
dieses Programms.<br />
Vorbedingungen: Ist eine unabhängige Lebensgestaltung nach Abschluss der stationären Langzeittherapie<br />
vorerst nicht zu erwarten, erfolgt die therapeutische Weiterbetreuung in der Einrichtung<br />
Johnsdorf. <strong>Die</strong> Klärung der weiterführenden Kostenübernahme ist Voraussetzung dafür.<br />
Ausschlusskriterien: Mehrfachabhängigkeiten, akute schizophrene und affektive Psychosen,<br />
akute interne Erkrankungen, Demenz, akute Suizidalität sowie Epilepsien und schwere<br />
Polyneuropathien zählen dazu.<br />
Rahmenbedingungen: 16 Dauerbetreuungsplätze stehen zur Verfügung. Es besteht die<br />
Möglichkeit für die KlientInnen, dass, je nach Gesundheitszustand, entweder eine vom „Grünen<br />
<strong>Kreis</strong>“ angemietete Wohnung in der näheren Umgebung der stationären Einrichtung bewohnt<br />
und in der Einrichtung Johnsdorf die Tagesstruktur wahrgenommen wird oder der Aufenthalt<br />
in der therapeutischen Gemeinschaft fortgesetzt wird. Grundsätzlich umfassen die therapeutische<br />
Betreuung und die allgemeinmedizinische und psychiatrische <strong>Behandlung</strong> weiterhin die<br />
gleichen Angebote wie während der stationären Langzeittherapie. Der Tagesablauf gestaltet<br />
sich wie für alle anderen EinwohnerInnen der Einrichtung, PatientInnen nehmen soweit wie<br />
möglich an Aktivitäten teil (entsprechend den somatischen und psychischen Voraussetzungen).<br />
Therapieziele: Hauptziel ist auch hier die Stützung der Möglichkeit, abstinent leben zu können.<br />
Weitere wichtige Punkte sind die Förderung und Stärkung der Eigenverantwortlichkeit und Selbstständigkeit,<br />
die Weiterführung der psychosozialen und medizinisch-psychiatrischen <strong>Behandlung</strong><br />
sowie die Umsetzung von Zielen entsprechend den individuellen Möglichkeiten der PatientInnen.
Struktur der stationären <strong>Behandlung</strong> alkoholerkrankter<br />
Personen im „Grünen <strong>Kreis</strong>“<br />
<strong>Die</strong> Arbeit mit alkoholerkrankten Personen beschränkt sich nicht<br />
ausschließlich auf Psychotherapie im engeren Sinn. Der „Grüne<br />
<strong>Kreis</strong>“ entwickelte ein ganzheitliches Konzept der <strong>Behandlung</strong> in der<br />
„Therapeutischen Gemeinschaft“. Soziales Lernen durch den Aufbau<br />
einer realitätsbezogenen arbeitstherapeutischen Struktur, die auch<br />
Aus- und Weiterbildung beinhaltet, sowie eine aktive Freizeitgestaltung<br />
mit verschiedensten Möglichkeiten, vor allem auf dem Sektor Sport,<br />
Abenteuer- und Erlebnispädagogik, stellen einen fixen Bestandteil der<br />
<strong>Behandlung</strong>sprogramme dar.<br />
Der grundlegende Gedanke dabei ist, dass in der <strong>Behandlung</strong> versucht<br />
werden soll, vorhandene Ressourcen des/der Patienten/in zu erkennen<br />
und zu fördern. <strong>Die</strong>s forciert den Selbsthilfegedanken in der Suchttherapie.<br />
Der/die Patient/in als Mitglied der „Therapeutischen Gemeinschaft“<br />
soll aktiv an seiner/ihrer Persönlichkeitsfindung mitarbeiten und, je nach<br />
individueller Möglichkeit, zunehmend Verantwortung für sich selbst und<br />
die soziale Gemeinschaft übernehmen.<br />
Therapieelemente: Grundlagen des <strong>Behandlung</strong>skonzeptes<br />
stellen die medizinische und die psychotherapeutische Betreuung,<br />
die Arbeitstherapie/Aus- und Weiterbildung sowie die aktive<br />
Freizeitgestaltung/Abenteuer- und Erlebnispädagogik dar. Das <strong>Behandlung</strong>sprogramm<br />
für alkoholerkrankte Personen basiert auf diesen Säulen<br />
mit dem Ziel<br />
– der körperlichen Rehabilitation,<br />
– der psychischen Stabilisierung und<br />
– der soziotherapeutischen <strong>Behandlung</strong>.
Körperliche Rehabilitation: <strong>Die</strong> PatientInnen werden allgemeinmedizinisch und psychiatrisch-neurologisch<br />
untersucht und behandelt. Stützend wirken ein sportliches Aufbauprogramm<br />
(täglicher Morgensport, Laufen bzw. Spaziergänge, sowie einmal wöchentlich<br />
Sportnachmittag mit Schwerpunkten) und Erlebnispädagogik (von SporttherapeutInnen<br />
geführte Gemeinschaftsaktionen wie z. B. Bergwandern, Klettern, Schitouren etc.). Das<br />
Erlernen von Entspannungstechniken (Yoga, Meditation, Primärtherapie) unterstützt die<br />
körperlichen Rehabilitationsmaßnahmen.<br />
Psychische Stabilisierung: Zentrales Thema stellt die Erkennung von Faktoren, die<br />
zum Rückfall führen können, dar. Während der gesamten Therapiedauer findet eine<br />
intensive Auseinandersetzung mit den Themen Einsicht, Motivation, Angst, Prognose<br />
und Co-Abhängigkeit statt. <strong>Die</strong> psychotherapeutische <strong>Behandlung</strong> umfasst Einzel- und<br />
Gruppengespräche (Einzeltherapie 1- bis 2-mal wöchentlich, Gruppentherapie 3-mal<br />
wöchentlich, darunter Psychotherapiegruppe, Wohngruppe und Selbsthilfegruppe).<br />
Dreimonatig finden Angehörigenseminare mit Einbeziehung der KlientInnen statt. <strong>Die</strong><br />
durch die Alkoholkrankheit entstandenen Leistungsdefizite werden durch ein kognitives<br />
Training überprüft und verbessert (spezielles Computerprogramm unter Anleitung).<br />
Soziotherapeutische <strong>Behandlung</strong>: Im Bereich der Arbeitstherapie bestehen verschiedene<br />
Betätigungsfelder, wie Kreativ-, Garten- bzw. landwirtschaftliche Arbeit,<br />
gemeinsame soziale Tätigkeiten im Haushalt, Büro-, Schlosserei- und Tischlereiarbeiten,<br />
Catering- und Veranstaltungsbetrieb. <strong>Die</strong> Erlangung einer größtmöglichen Selbstständigkeit<br />
im Berufsleben durch das Vermitteln von neuen Kenntnissen und Erfahrungen sowie<br />
Rehabilitation, Resozialisierung und Reintegration stehen im Zentrum der arbeitstherapeutischen<br />
<strong>Behandlung</strong>. Ziel ist die Wiederherstellung, Erhaltung und Förderung von<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten sowohl im sozialen Bereich als auch im Alltag. Es besteht<br />
eine enge Zusammenarbeit zwischen dem „Grünen <strong>Kreis</strong>“ und den zuständigen Behörden<br />
wie AMS, Sozialämter, Magistrat, Bezirkshauptmannschaft, Gemeinde etc., um<br />
entsprechende Lösungen für eine gesellschaftliche Integration nach Therapieabschluss<br />
mit und für die KlientInnen zu erarbeiten.
Therapieablauf: Das therapeutische Programm der Kurzzeit- und<br />
Langzeitbehandlung ist in Phasen strukturiert. <strong>Die</strong> Gesamtdauer des<br />
Therapieaufenthaltes wie auch die Dauer der einzelnen Phasen gestalten<br />
sich flexibel den Bedürfnissen der alkoholerkrankten Personen entsprechend,<br />
da sich die KlientInnen erfahrungsgemäß sowohl physisch,<br />
psychisch als auch kognitiv in unterschiedlichster Verfassung befinden.<br />
Vorbetreuungsphase/Kontaktphase: Das Abklärungsgespräch<br />
erfolgt extern durch die VorbetreuerInnen des Vereins, Vereinbarungen<br />
bezüglich des Aufnahmezeitpunktes werden gemeinsam mit den<br />
KlientInnen und der zuweisenden Stelle getroffen.<br />
Eintrittsphase: <strong>Die</strong>nt dem gegenseitigen Kennenlernen und der<br />
Integration in die Gruppe sowie der Reflexion des Lebens vor dem<br />
Therapieaufenthalt. Eine ausführliche psychiatrische, allgemeinmedizinische<br />
und psychotherapeutische Anamnese führt zur Festlegung<br />
individueller <strong>Behandlung</strong>sbedürfnisse und -notwendigkeiten.<br />
Therapiephase/Entwöhnungsphase: Schwerpunkt der therapeutischen<br />
Arbeit stellt die intensive Auseinandersetzung mit suchtspezifischen<br />
Themen dar. Ziel ist eine zufriedenstellende psychische<br />
und somatische Stabilisierung. KlientInnen nehmen aktiv an allen<br />
angebotenen Therapieprogrammen teil.<br />
Außenorientierung: Intensivierter Kontakt zum äußeren Bezugsnetz<br />
(Familie, Freunde, Arbeitsstelle etc.) durch vermehrte Ausgänge<br />
während der letzten <strong>Behandlung</strong>swochen dient der Umsetzung des<br />
Erlernten in die Praxis. Realitätsprüfung und Auseinandersetzung<br />
mit den dadurch erkannten Problemen leiten die Nachbetreuungsphase<br />
ein.
Nachbetreuung: Langfristige ambulante Einzel- und Gruppenpsychotherapie wird<br />
genauso angeboten wie – falls erwünscht – Kontaktherstellung zu Selbsthilfegruppen.<br />
<strong>Die</strong> medizinische Betreuung wird, falls erforderlich, fortgesetzt. Alle notwendigen<br />
Elemente werden in Form eines Therapievertrages bei Beendigung des stationären<br />
Aufenthaltes individuell vereinbart. <strong>Die</strong> Nachbetreuung findet in den ambulanten Betreuungszentren<br />
des Vereins „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ und in den mit dem Verein kooperierenden<br />
Einrichtungen statt. <strong>Die</strong> Koordination übernimmt die zentrale Nachbetreuungsstelle des<br />
Vereins. <strong>Die</strong> Nachbetreuungsphase ist als langfristige Intervention geplant. Aufrechterhaltung<br />
der Alkoholabstinenz ist das zentrale Ziel.<br />
Dauerbetreuung: Sollte eine unabhängige Lebensgestaltung nach Abschluss der<br />
stationären Langzeittherapie vorerst nicht zu erwarten sein, erfolgt die therapeutische<br />
Weiterbetreuung in der Einrichtung Johnsdorf.
Der Verein „<strong>Grüner</strong> <strong>Kreis</strong>“ wurde 1983 nach einem Konzept von Prim. Dr. G. Pernhaupt<br />
als Institution zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen mit Sitz in Wien<br />
gegründet. Zur österreichweit größten gemeinnützigen Organisation auf dem Suchtsektor<br />
angewachsen, bietet der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ bei Abhängigkeitsproblematiken rasche und<br />
professionelle Hilfe.<br />
Im abstinenzorientierten Bereich ist die Voraussetzung für die Aufnahme und das Ziel der<br />
<strong>Behandlung</strong> die Suchtmittelfreiheit. <strong>Die</strong>s betrifft nicht nur die Zeit während der Therapie,<br />
sondern auch die Perspektive auf das Leben danach. Ein ambulantes Programm, vor allem<br />
aber die stationäre Lang- und Kurzzeittherapie bieten für die Betroffenen eine realistische<br />
Chance, dieses Ziel zu erreichen. Mit viel Engagement wird Suchtkranken der Weg zurück in<br />
ein drogenfreies Leben ermöglicht.<br />
Neben den abstinenzorientierten Therapieprogrammen bietet der „Grüne <strong>Kreis</strong>“ seit 2009<br />
die stationäre <strong>Behandlung</strong> substituierter Suchtkranker. Stabilisation und neue Perspektiven<br />
in Richtung „Leben mit der Sucht“ stehen hier im Vordergrund.<br />
Verein zur Rehabilitation und Integration suchtkranker Personen<br />
Vereinsvorstand: Dr. Erhard Doczekal, DI Wolf Klerings, Dir. Alfred Rohrhofer, Mag. Norbert Kaltenbrunner<br />
Vereinssitz: A-1070 Wien, Hermanngasse 12, Tel.: +43 (0)1 5269489, Fax: +43 (0)1 5269489-4, ambulanz.wien@gruenerkreis.at<br />
Zentralbüro (Zustelladresse): A-2872 Mönichkirchen 25, Tel.: +43 (0)2649 8306, Fax: +43 (0)2649 8307, office@gruenerkreis.at<br />
Bankverbindung: Raiffeisenbank NÖ-Süd Alpin, KtoNr.: 727-073, BLZ 32195<br />
Spendenkonto: NÖ Landesbank-Hypothekenbank AG: KtoNr. 03-855-013-222, BLZ 53000<br />
www.gruenerkreis.at<br />
X02