EU-RUNDSCHREIBEN herausge - beim DNR
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07.05<br />
<strong>EU</strong>-<strong>RUNDSCHREIBEN</strong><br />
<strong>herausge</strong>geben vom Deutschen Naturschutzring (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />
Gentechnik: <strong>EU</strong>-Kommission gegen Länder und Regionen<br />
Finanzplanung 2007-2013: Zankapfel Umweltschutz<br />
Århus-Konvention beginnt zu wirken<br />
Klimapolitischer Stillstand<br />
und weitere Beiträge zur Umweltpolitik auf europäischer und internationaler Ebene
2 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
07.05<br />
<strong>EU</strong>-<strong>RUNDSCHREIBEN</strong><br />
<strong>herausge</strong>geben vom Deutschen Naturschutzring (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />
Impressum �<br />
<strong>EU</strong>-Rundschreiben<br />
Umweltpolitik auf europäischer und<br />
internationaler Ebene<br />
Jahrgang 14 (2005), Heft 07<br />
ISSN 1861-0064<br />
Herausgeber<br />
Deutscher Naturschutzring,<br />
Dachverband der deutschen Natur- und<br />
Umweltschutzverbände (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />
Redaktion<br />
<strong>DNR</strong> Geschäftsstelle Berlin/<br />
<strong>EU</strong>-Koordination und Internationales<br />
Grünes Haus, Prenzlauer Allee 230,<br />
10405 Berlin<br />
Juliane Grüning (jg), Nika Greger (ng),<br />
Bjela Vossen (bv), Thomas Frischmuth<br />
(tf), Daniel Unsöld (du), Jochen Matthes<br />
(jm), Sandra Dannenberg (sd), Matthias<br />
Bauer (mb), Deborah Bernsdorf (db)<br />
Tel. 030 / 443391-81, -86, Fax -80<br />
eMail: juliane.gruening@dnr.de<br />
Internet : www.dnr.de/eur<br />
www.eu-koordination.de<br />
<strong>DNR</strong> Geschäftsstelle Bonn<br />
Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn<br />
Tel. 0228 / 3590-05, Fax -96<br />
eMail: info@dnr.de, Internet : www.dnr.de<br />
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Abo-Verwaltung: Thomas Kreutzberg,<br />
Geschäftsstelle Bonn (s. o.)<br />
eMail: thomas.kreutzberg@dnr.de<br />
Preise: siehe 3. Umschlagseite, vergünstigte<br />
Abos bitte in der Redaktion erfragen<br />
Technik<br />
Satz: <strong>DNR</strong> Redaktionsbüro, Berlin<br />
Druck: Druckerei Eberwein, Bonn<br />
Gastbeiträge<br />
Artikel aus Verbänden und Forschung<br />
sind willkommen. Die Redaktion muss sich<br />
Kürzung und redaktionelle Bearbeitung<br />
von Beiträgen vorbehalten. Mit Namen<br />
gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />
die Meinung der Redaktion bzw. des<br />
Herausgebers wieder. Redaktionsschluss<br />
ist jeweils der 15. des Vormonats.<br />
Copyright<br />
Die Urheberrechte liegen <strong>beim</strong> Herausgeber.<br />
Einzelne Artikel können nachgedruckt<br />
werden, wenn die Quelle angegeben wird.
Editorial �<br />
Europa lebt von Aktionen und<br />
Visionen!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die <strong>EU</strong> steckt in einer Krise - und das<br />
nicht nur, weil die Staats- und Regierungschefs<br />
der Mitgliedstaaten sich nicht<br />
über die Finanzen einigen können. Nicht<br />
eine der lang erwarteten thematischen<br />
Strategien aus dem 6. Umweltaktionsprogramm<br />
soll noch vor der Sommerpause<br />
veröffentlicht werden. Es wird verschoben<br />
und vertröstet: sie könnten noch vor Ende<br />
dieses Jahres kommen - oder eben auch<br />
nicht. Die pro-industrielle Ausrichtung von<br />
Kommissionspräsident José Manuel Barroso<br />
soll mit dazu geführt haben, dass<br />
Umweltpolitik mehr und mehr ausgebremst<br />
wird. <strong>EU</strong>- Umweltkommissar Stavros<br />
Dimas sieht das erste große Projekt<br />
seiner Amtszeit in Gefahr und ist Berichten<br />
zufolge "sehr unglücklich", dass die<br />
Luftqualitätsstrategie nicht wie versprochen<br />
Ende Juni veröffentlicht werden<br />
konnte.<br />
"Sehr unglücklich" zu sein und von einer<br />
"tiefen Krise" zu reden - das reicht nicht,<br />
um fortschreitendes Artensterben, den<br />
Anstieg der Treibhausgase, die Verschmutzung<br />
unserer Lebensgrundlagen<br />
und soziale und ökologische Ungerechtigkeiten<br />
zu bekämpfen. Die ablehnenden<br />
Referenden zur <strong>EU</strong>-Verfassung mögen die<br />
<strong>EU</strong>- Politikerinnen und Politiker verunsichert<br />
haben, und eine Denkpause hat<br />
noch niemandem geschadet. Das darf aber<br />
nicht heißen, dass plötzlich alles auf<br />
Eis gelegt wird.<br />
Schließlich bedeutet eine Veröffentlichung<br />
der thematischen Strategien zu Luft, Ressourcennutzung,<br />
Pestiziden, städtischer<br />
Umwelt, Abfall, Boden und Meeresumwelt<br />
ja auch noch lange nicht, dass auf europäischer,<br />
nationaler und lokaler Ebene sofort<br />
gehandelt würde. Die Umsetzung verläuft<br />
danach ebenso schleppend. Das ist<br />
nicht nur schlecht für die Umwelt - sogar<br />
die Wirtschaft beschwert sich schon, dass<br />
bestimmte <strong>EU</strong>- Vorschriften so lange brauchen.<br />
So klagt die Europäische Föderation<br />
der Autoindustrie über den bisher ausgebliebenen<br />
Vorschlag zur Euro-5-Norm,<br />
weil die Ingenieure so immer weniger Zeit<br />
haben, die nötigen technischen Anpassungen<br />
zu entwickeln. Zeit ist Geld in Wirtschaftskreisen.<br />
Zeitverlust bedeutet aber<br />
auch und in erster Linie Verlust an Lebensqualität<br />
für die Bevölkerung in Euro-<br />
pa, die sich mehrheitlich für starke Umweltgesetze<br />
ausgesprochen hat!<br />
Es gibt keine einfachen Antworten auf die<br />
Krise in der Europäischen Union. Die in<br />
der "Zivilgesellschaftlichen Koordinierungsgruppe"<br />
(Civil Society Contact<br />
Group) organisierten Nichtregierungsorganisationen<br />
aus umwelt-, kultur-, sozial-,<br />
frauen-, menschenrechts- und entwicklungspolitischen<br />
Zusammenhängen erheben<br />
aber zumindest zwei Forderungen.<br />
Die Europäische Union muss Visionen<br />
sichtbar machen und sich für die Ziviligesellschaft<br />
öffnen.<br />
Männer, Frauen und die Jugend in Europa<br />
können nur motiviert werden an eine gemeinsame<br />
Sache zu glauben, wenn die<br />
<strong>EU</strong>-Elite glaubhaft fundamentale Werte<br />
und Grundrechte sichert. Die Prinzipien<br />
der Nachhaltigen Entwicklung dürfen nicht<br />
geschwächt und für kurzfristige Gewinnmaximierung<br />
geopfert werden. Die <strong>EU</strong>-<br />
Bürgerinnen und -Bürger müssen spüren,<br />
dass die <strong>EU</strong> es ernst meint mit ihren politischen<br />
Statements, dass <strong>EU</strong>-Politik und<br />
deren Finanzierung zu positiven wirtschaftlichen,<br />
sozialen und ökologischen<br />
Ergebnissen führen wird.<br />
Die <strong>EU</strong> muss transparenter und demokratischer<br />
werden. Viele Europäer/innen sind<br />
besorgt, dass die Machtabgabe nationaler<br />
Entscheidungsgewalt an ein gemeinsames<br />
Europa zu einem Verlust an politischer<br />
Mitbestimmung und Möglichkeiten zur<br />
Kontrolle führt. Deshalb muss partizipative<br />
Demokratie in Europa zur Realität werden.<br />
Auch das Europäische Parlament braucht<br />
mehr Rechte. Besonders der Europäische<br />
Rat der Staats- und Regierungschefs<br />
muss seine Entscheidungsfindung und die<br />
aller untergeordneter Stellen transparenter<br />
machen. Leere Gesten reichen nicht.<br />
Die Krise der <strong>EU</strong> - sie birgt auch Chancen.<br />
Wir als gesellschaftliche Kraft müssen sie<br />
für eine nachhaltige Wende nutzen - nicht<br />
nur auf europäischer Ebene!<br />
Viel Vergnügen und Tatkraft für Ihre alltägliche<br />
Arbeit, bei der die Lektüre des<br />
<strong>EU</strong>-Rundschreibens hoffentlich hilfreich<br />
ist!<br />
Juliane Grüning<br />
<strong>DNR</strong>-<strong>EU</strong>-Koordination<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 3
Inhalt �<br />
2 Impressum<br />
3 Editorial<br />
• Europa lebt von Aktionen und<br />
Visionen!<br />
5 Global<br />
• UN-Waldforum gescheitert<br />
• WTO-Runde: Negative Umweltfolgen<br />
• Schuldenerlass für ärmste Länder<br />
• UN-Umweltorganisation gefordert<br />
• Atomwaffenkonferenz gescheitert<br />
9 <strong>EU</strong>-Politik, Recht<br />
• Europäischer Ratsgipfel 16./17.6.:<br />
<strong>EU</strong> in tiefer Krise<br />
• Gipfel-Erklärung: Leitprinzipien der<br />
Nachhaltigen Entwicklung<br />
• Beschäftigungspolitische Leitlinien<br />
2005-2008<br />
• Finanzielle Vorausschau 2007-2013<br />
• Europäische Transparenz-Initiative<br />
• Århus-Konvention beginnt zu wirken<br />
• EuGH zur Umweltkriminalität<br />
• "Mehr Demokratie" für neuen Konvent<br />
• Britische <strong>EU</strong>-Präsidentschaft beginnt<br />
16 Abfall, Produktpolitik<br />
• Elektroschrott: Umsetzung zögerlich<br />
• Zweifel an PE-Kompostierbarkeit<br />
4 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
18 Agrarpolitik, Gentechnik<br />
• <strong>EU</strong>-Gipfel zementiert Agrarreformkrise<br />
• Polen: <strong>EU</strong> fördert dubiosen Konzern<br />
• Polen: Intensivierung statt Ökowende<br />
• Kritik an <strong>EU</strong>-Milchmarktreform<br />
• WTO soll hohe Standards verankern<br />
• Minister gegen irreführende Werbung<br />
• EuGH: Baby-Genfood kein Risiko<br />
• Ringen um Gentechnik-Moratorien<br />
• Kongress gentechnikfreier Regionen<br />
• Bt10-Skandal weitet sich aus<br />
• Indien stoppt Monsanto-Baumwolle<br />
• USA setzen Gentechnik im Irak durch<br />
24 Chemikalien, Emissionen<br />
• Quecksilber: Teilverbot gefordert<br />
• Phthalate schädigen Frühgeborene<br />
• Kleinkinder-Spielzeug ohne Phthalate<br />
• Innenraumluft ohne <strong>EU</strong>-Priorität<br />
• Industrie-Emissionen: Mehr Kontrolle<br />
• Nanotech-Aktionsplan 2005-2009<br />
• CAFE-Programm kurz vor Abschluss<br />
• Kindergesundheit: Wenig Fortschritte<br />
30 Energie, Klima<br />
• Stillstand bei Klimaverhandlungen<br />
• Flugverkehr unterminiert Klimaziele<br />
• Neues <strong>EU</strong>-Klimaprogramm<br />
• Fast alle Allokationspläne genehmigt<br />
• Streit um Energieeffizienzrichtlinie<br />
33 Naturschutz, Biodiversität<br />
• Globale Biodiversitäts-Studie warnt<br />
• <strong>EU</strong>-Pläne für ländliche Entwicklung<br />
• <strong>EU</strong> tritt Wasservogel-Abkommen bei<br />
• Neuer Biodiversitätsinikator für Vögel<br />
• Mehr Vögel vom Aussterben bedroht<br />
• Umfrage zu artgerechter Tierhaltung<br />
36 Verkehr<br />
• Wegekostenrichtlinie: NGO-Protest<br />
• Manifest für Öffentlichen Nahverkehr<br />
• <strong>EU</strong>-Schienennetz immer kürzer<br />
• Barrot will Fahrradverkehr fördern<br />
39 Wasser, Meere, Fischerei<br />
• Meerwasserentsalzung und Umwelt<br />
• Badegewässerqualität verschlechtert<br />
• Aquakultur soll nachhaltig werden<br />
• <strong>EU</strong> tritt Delphinschutz-Abkommen bei<br />
• Grundschleppfischerei: Kritik an <strong>EU</strong><br />
42 Service<br />
• Veröffentlichungen<br />
• <strong>EU</strong>-Umwelt-Termine<br />
• UN-Wegweiser, <strong>EU</strong>-Wegweiser<br />
Sonderheft<br />
• <strong>EU</strong>R-Sonderheft: Europäische<br />
Chemikalienpolitik (separate Heftung)
Global �<br />
Desaster in New York:<br />
UN-Waldforum gescheitert<br />
Jetzt Biodiversitätskonvention für<br />
Urwaldschutz umsetzen und ausbauen<br />
Vom 16. bis 27. Mai fand in New York die<br />
fünfte Konferenz des UN- Waldforums<br />
(UNFF) statt, um über die Zukunft der internationalen<br />
Waldpolitik zu verhandeln.<br />
Im Vorfeld hatten alle Länder deutlich<br />
gemacht, dass das UN-Waldforum in seiner<br />
jetzigen Form als Politikforum nutzlos<br />
sei. Es müsse substanzielle Veränderungen<br />
geben.<br />
Seit der Gründung des UNFF im Jahre<br />
2000 wurden viele Millionen Euro Steuergelder<br />
für nutzlose Verhandlungen und<br />
ein völlig aufgeblähtes Sekretariat mit bis<br />
zu 20 hoch bezahlten UN-Bürokraten verschwendet.<br />
Nachdem die UNFF- Verhandlungen<br />
am vorletzten Tag gescheitert<br />
sind, stehen die Forstminister vor einem<br />
Scherbenhaufen. Jetzt - 13 Jahre nach der<br />
Walderklärung vom Umweltgipfel in Rio -<br />
heißt es endlich den gewohnten Pfad zu<br />
verlassen und den Waldschutz in bestehenden<br />
Abkommen wie der Konvention<br />
über Biologische Vielfalt fest zu verankern.<br />
Geschichte des Misserfolgs<br />
Bereits bei der UN-Konferenz zu Umwelt<br />
und Entwicklung in Rio 1992 waren die<br />
Verhandlungen um eine internationale<br />
Waldkonvention an nationalen Egoismen<br />
und dem großen, rein wirtschaftlichen Interesse<br />
an der Holznutzung gescheitert.<br />
Seitdem wurde immer wieder versucht, ein<br />
rechtlich verbindliches Abkommen zu Wäldern<br />
zu erreichen. In dieser Zeit wurde<br />
ein Fläche in der Größe von Frankreich,<br />
Spanien, Schweden und Deutschland abgeholzt.<br />
Mit der Gründung eines UN- Waldforums<br />
hatte man im Jahr 2000 in letzter Sekunde<br />
ein Scheitern des Dialogs verhindert,<br />
jedoch außer den Strukturen inhaltlich<br />
nichts regeln können. Die fünf Konferenzen,<br />
organisiert von dem finnischen Sekretär<br />
Pekka Patosaari, waren besonders<br />
für die zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />
sowie die indigenen Organisationen<br />
ein Affront. Die Beteiligungsmöglichkeiten<br />
wurden zusehends eingeschränkt, das Interesse<br />
an dem nutzlosen Dialog ohne erkennbaren<br />
Erfolg bei der Umsetzung in<br />
den problematischen Waldländern (USA,<br />
Kanada, Russland, Malaysia, Indonesien,<br />
Brasilien, Zentralafrika, ...) sank drama-<br />
tisch. Besonders in der in vielen Waldregionen<br />
ungelöste Menschen- und Landrechtsfrage<br />
der indigenen Völker konnte<br />
das UN-Waldforum keine Fortschritte erzielen.<br />
Hauptstreitpunkte<br />
Bei den Verhandlungen in New York ging<br />
es nun um folgende Punkte:<br />
- Können sich die Länder auf internationale,<br />
messbare Ziele in der Forstpolitik einigen?<br />
Zur Debatte stand eine Halbierung<br />
der Entwaldungsrate bis 2015.<br />
- Verpflichten sich die einzelnen Länder,<br />
messbare nationale Ziele zu entwickeln,<br />
die sich an den internationalen Zielen<br />
orientieren? Ohne eine Einbeziehung<br />
der Waldabkommen in die nationale Prioritätensetzung<br />
haben die Entwicklungshilfeprogramme<br />
und -organisationen<br />
überhaupt keine Chance unterstützend<br />
tätig zu werden.<br />
- Wird das zukünftige Abkommen rechtlich<br />
verbindlich sein?<br />
- Werden regionale Waldprozesse als Zwischenstufe<br />
zwischen nationaler und internationaler<br />
Umsetzung anerkannt?<br />
- Wird ein freiwilliger Verhaltenskodex für<br />
Waldbewirtschaftung entwickelt?<br />
Bushs Schatten: Warum sich seit<br />
Jahren nichts bewegt<br />
Während einige Regierungen (auch die<br />
deutsche) wieder sehr blauäugig optimistisch<br />
in die Verhandlungen hineingingen,<br />
war klar, dass die derzeitige global- politische<br />
Situation eine fortschrittliche Einigung<br />
unmöglicht macht. Die US- Regierung<br />
versucht seit Jahren, eine rechtliche Verbindlichkeit,<br />
die Regelung des internationalen<br />
Holzhandels sowie die Schaffung eines<br />
Walderhaltungs-Fonds zu verhindern.<br />
Die starken Schwellenländer, angeführt<br />
von Brasilien und Indien, wollen vor einem<br />
erfolgreichen Abschluss der WTO-Doha-<br />
Runde 1 keinem weiteren "Umweltabkommen"<br />
mehr zustimmen. Brasilien betrachtet<br />
sogar den illegalen Holzeinschlag und<br />
den damit verbundenen Holzhandel gar<br />
nicht erst als ein Handelsproblem. Innerhalb<br />
der <strong>EU</strong> konnten die Positionen im<br />
Vorfeld ebenfalls nicht unterschiedlicher<br />
sein.<br />
Das Verhandlungs-Desaster<br />
So war es kaum verwunderlich, dass sich<br />
im Laufe der zwei Verhandlungswochen<br />
1 Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation<br />
WTO in Doha (Katar) 2001; beschloss neue Welthandelsrunde<br />
("Doha Development Agenda")<br />
immer wieder die USA und Brasilien auf<br />
der einen Seite sowie die <strong>EU</strong>, Mexiko und<br />
einige weitere zentralamerikanische Länder<br />
auf der anderen Seite unvereinbar<br />
gegenüber saßen. Der Block der Entwicklungsländer<br />
(G77+China) brach in der<br />
zweiten Woche auseinander. Zu Beginn<br />
der zweiten Woche musste der Konferenzvorsitzende<br />
sowohl für das Abkommen als<br />
auch für die Ministererklärung einen komplett<br />
neuen Text vorlegen, da die Dokumente<br />
immer länger und uferloser wurden.<br />
Das half jedoch nur wenig.<br />
Als drei Tage vor Ende der Verhandlungen<br />
über 50 Minister anreisten (Deutschland<br />
war politisch gar nicht vertreten!),<br />
wurde ihnen das ganze Desaster bewusst.<br />
Die <strong>EU</strong>-Minister beschlossen dann vor allem<br />
auf Drängen von Deutschland, dass<br />
sie entweder ein starkes oder gar kein<br />
Abkommen haben wollen. Am vorletzten<br />
Tag wurde eine ohnehin schon beschämend<br />
dünne Ministererklärung in letzter<br />
Minute von den USA zurückgezogen. Noch<br />
am gleichen Abend brachen die USA die<br />
Verhandlungen mit der Begründung ab,<br />
man müsse sich doch nun überlegen, wie<br />
der Prozess weiter gehe. Am nächsten<br />
Tag erklärte der Konferenzvorsitzende<br />
das UN-Waldforum für gescheitert. Leider<br />
wurde dann noch ein Folgetreffen<br />
(UNFF-6) für Februar 2006 beschlossen.<br />
UN-Waldforum abschaffen!<br />
Schon im Vorfeld hatte Greenpeace ein<br />
Ende des UN-Waldforums gefordert, da<br />
eine Fortsetzung eines kostspieligen, aber<br />
unverbindlichen und nutzlosen "Talk-<br />
Shops" gegenüber den Steuerzahler/innen<br />
und vor allem der lokalen Waldbevölkerung<br />
nicht mehr zu verantworten ist.<br />
Das Scheitern von UNFF-5 ist eine Folge<br />
des derzeitigen globalen politischen Rahmens.<br />
Notwendige Regelungsbereiche wie<br />
eine internationale Regulierung des Holzhandels<br />
sowie ein auch finanzieller Anreizmechanismus<br />
für den Walderhalt wurden<br />
von den Verhandlungen gar nicht berührt.<br />
Die staatlichen Kassen der reichen<br />
Länder sind leer und die transnationalen<br />
Konzerne, allen voran der Zellstoff- und<br />
Papierindustrie, streichen riesige Gewinne<br />
ein. Der politische Wille, den Holzhandel<br />
zur Verantwortung zu ziehen, existiert<br />
zwar in einigen Ländern wie Deutschland,<br />
ist international aber nicht konsensfähig.<br />
Das Scheitern des UN-Waldforum war somit<br />
eine logische Konsequenz.<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 5
Global �<br />
Urwaldschutz in die Konvention für<br />
biologische Vielfalt: Urwaldgipfel 2008<br />
Jetzt darf aber vor allem von den Forstminister/innen<br />
nicht der Fehler gemacht<br />
werden, das UN-Waldforum auf der sechsten<br />
Sitzung im Februar 2005 erneut retten<br />
zu wollen. Das Scheitern muss endlich<br />
dazu führen, dass dieser Pfad verlassen<br />
wird. Das wird jetzt auch von sehr vielen<br />
staatlichen Fachleuten sowie Regierungen<br />
so gesehen. Gerade die europäischen<br />
Forstminister müssen sich jetzt an die<br />
Spitze derjenigen stellen, die das Ende<br />
des UN-Waldforums fordern.<br />
Mit den eingesparten Ressourcen sollten<br />
die bereits jetzt verbindlichen waldrelevanten<br />
Umweltabkommen umgesetzt werden.<br />
Mit der Konvention über Biologische<br />
Vielfalt (CBD) gibt es ein völkerrechtliches<br />
Abkommen, das den Erhalt und die nachhaltige<br />
Nutzung von biologischen Ressourcen<br />
und den gerechten Vorteilsausgleich<br />
zum Ziel hat. Urwälder und Wälder<br />
spielen eine zentrale Rolle für die Erreichung<br />
des 2002 beschlossen Ziels, bis<br />
2010 die Biodiversitäts-Verlustrate deutlich<br />
zu reduzieren. Da die USA die CBD<br />
nicht ratifiziert haben, sollten die Umwelt-<br />
und Forstminister innerhalb der CBD nun<br />
ungehindert an einem Strang ziehen.<br />
2008 sind Wälder Schwerpunkt der Neunten<br />
Vertragsstaatenkonferenz der CBD.<br />
Bis zu diesem "Urwald-Gipfel" könnte ein<br />
Paket geschnürt werden - basierend auf<br />
den regionalen Prozessen zum illegalem<br />
und zerstörerischem Holzeinschlag und<br />
dem damit verbundenen Handel sowie der<br />
Entwicklung eines Anreizmechanismus für<br />
Urwalderhalt. Der dramatische Urwaldverlust<br />
und die damit verbundene Bedrohung<br />
von waldabhängigen Völkern lässt keine<br />
Zeit für falsche Eitelkeiten. �<br />
Gastautor: Martin Kaiser 1 , Greenpeace<br />
• Weitere Informationen<br />
Greenpeace, Martin Kaiser (Wälder,<br />
Meere, WTO), Große Elbstraße 39,<br />
22767 Hamburg<br />
Tel. 040 / 30618-321, Fax -121<br />
mobil 0171 / 8780817<br />
eMail: martin.kaiser@greenpeace.de<br />
www.greenpeace.de<br />
1 Kampagnenleiter Wälder und Biodiversität, verantwortlich<br />
für internationale Biodiversitäts- und Waldpolitik;<br />
nahm für die AGs Wald und Biodiversität im<br />
Forum Umwelt & Entwicklung an der Konferenz teil.<br />
6 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
<strong>EU</strong>-Studie: WTO-Runde hat<br />
negative Umweltfolgen<br />
Hohes Transportaufkommen, erhöhte<br />
Treibhausgasemissionen<br />
Die im Rahmen der "Doha-Runde" der<br />
Welthandelsorganisation WTO geplante Liberalisierung<br />
des Welthandels wird sich<br />
negativ auf die Umwelt und den Klimaschutz<br />
auswirken. Das geht aus einer von<br />
der <strong>EU</strong>-Kommission in Auftrag gegebenen<br />
Studie hervor, die der Nachrichtenagentur<br />
Dow Jones Newswires Ende Mai vorlag.<br />
Untersucht wurden der Agrar- und Forstsektor<br />
sowie die Bereiche Verkehr und<br />
Logistik. Zunehmendes Transportaufkommen<br />
und erhöhte Treibhausgasemissionen<br />
werden zu einer weiteren Klimaänderung<br />
führen, heißt es in der Studie<br />
"Sustainability Impact Assessment of WTO<br />
Negotiations" der Universität Manchester.<br />
Agrar- und Forstbereich: Bodenerosion<br />
und Landverlust<br />
Die Emissionen entstehen laut der Studie<br />
wegen des starken Anstiegs bei Konsum,<br />
Verpackungsmüll und Verkehr. Die im<br />
Rahmen der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) vorgesehene Liberalisierung der<br />
Agrar- und Forstwirtschaft werde zu verstärkter<br />
Rodung und Bodenerosion sowie<br />
zu Landverlust in den Entwicklungsländern<br />
führen. Einige der ärmsten Länder<br />
müssten auch wirtschaftliche und soziale<br />
Nachteile befürchten, heißt es in dem Bericht,<br />
während die Folgen für die Industrieländer<br />
als positiv bezeichnet werden.<br />
Besonders gefährdet: Schwellen- und<br />
Entwicklungsländer<br />
Den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />
wird daher empfohlen, ihre Umwelt- und<br />
Gesundheitsvorschriften zu erneuern und<br />
zu stärken. Darüber hinaus sollen sie die<br />
Agrartechnologie modernisieren. Dabei<br />
könnten ihnen die <strong>EU</strong>-Länder und andere<br />
Industrienationen zur Seite stehen. (du)<br />
�<br />
• Weitere Informationen<br />
Prof. Colin Kirkpatrick, IDPM, University<br />
of Manchester, Oxford Road, Manchester,<br />
M13 9QH, Großbritannien<br />
eMail: sia-trade@man.ac.uk<br />
Studie: "Sustainability Impact Assessment<br />
of Proposed WTO Negotiations":<br />
www.sia-trade.org/wto<br />
Schuldenerlass für die ärmsten<br />
Länder der Welt<br />
G8-Finanzminister ringen sich zu lange<br />
fälligem Entschluss durch<br />
Die in der so genannten G8 organisierten<br />
Industrienationen 2 haben Mitte Juni in<br />
London beschlossen, hoch verschuldeten<br />
armen Ländern ihre Milliardenschulden<br />
<strong>beim</strong> Internationalen Währungsfonds, der<br />
Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank<br />
zu erlassen. 18 Ländern 3 sollen<br />
ihre Schulden von 40 Mrd. Dollar sofort<br />
erlassen werden. Daneben gibt es<br />
neun Anwärter auf Schuldenerlass. 4<br />
Entschuldung nur nach vom IWF<br />
diktierter "Strukturanpassung"<br />
Die Forderung nach Schuldenerlass wird<br />
von Nichtregierungsorganisationen seit<br />
Jahren immer wieder gestellt, da die<br />
Rückzahlung auf Kosten der Bevölkerung<br />
geht. Entwicklungsorganisationen wie<br />
WEED nennen den Beschluss jedoch einen<br />
"Durchbruch mit Fallstricken". Vom G8-<br />
Beschluss profitieren nämlich nur die<br />
Länder, die im Rahmen der "Initiative für<br />
hoch verschuldete arme Länder" (HIPC-<br />
Initiative) der Weltbank seit 1996 jahrelange,<br />
von IWF und Weltbank diktierte umstrittene<br />
Strukturanpassungsprogramme<br />
durchgeführt haben. Der gewährte Schuldenerlass<br />
sei zwar ein Schritt in die richtige<br />
Richtung, bleibe aber weit hinter den<br />
Erfordernissen einer umfassenden und<br />
gerechten Entschuldung zurück. Darüber<br />
hinaus werde immer noch zu wenig Entwicklungshilfe<br />
geleistet. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung<br />
e.V. (WEED), Daniela Setton, Weltbankexpertin,<br />
Torstr. 154, 10115 Berlin<br />
mobil: 0179/7102094<br />
www.weed-online.org<br />
Quelle: www.euractiv.com/<br />
Article?tcmuri=tcm:31-140857-16&<br />
type=News&textlg=DE<br />
2 USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Deutschland,<br />
Italien, Japan sowie Russland<br />
3 In Afrika: Benin, Burkina Faso, Äthiopien, Ghana,<br />
Madagaskar, Mali, Mauretanien, Mosambik, Niger,<br />
Ruanda, Senegal, Tansania, Uganda und Sambia.<br />
In Lateinamerika: Bolivien, Guyana, Honduras und<br />
Nicaragua.<br />
4 Kamerun, Tschad, Demokratische Republik Kongo,<br />
Gambia, Guinea, Guinea Bissau, Malawi, Sierra Leone<br />
und Sao Tome.
Global �<br />
Forderung nach starker<br />
UN-Umweltorganisation<br />
UN-Gipfel im September soll UNEP zur<br />
UNEO aufwerten<br />
Seit Gründung des Umweltprogramms der<br />
Vereinten Nationen (UNEP) 1972 haben<br />
sich die globalen Umweltprobleme vervielfacht.<br />
Gleichzeitig gibt es massive Umsetzungsdefizite<br />
in der globalen Umweltpolitik.<br />
Daher wird auf allen Ebenen die Gründung<br />
einer starken UN- Umweltorganisation<br />
(United Nations Environmental Organisation<br />
- UNEO) mit Sitz in Nairobi laut.<br />
Neben den Umweltministern Deutschlands,<br />
Frankreichs und Spaniens mit Unterstützung<br />
des Europäischen Rates (siehe<br />
nächste Seite) haben sich auch das<br />
Europäische Parlament, die Umweltorganisation<br />
Friends of the Earth sowie der<br />
Gesundheits-Dachverband EEN 1 für den<br />
Vorschlag ausgesprochen.<br />
UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte sich<br />
in einem Bericht zur UN-Reform für eine<br />
"integrierte Struktur" des Umweltschutzes<br />
in den Vereinten Nationen ausgesprochen.<br />
33 Jahre nach der Gründung von<br />
UNEP zeige sich, dass die institutionellen<br />
UN-Strukturen im Umweltbereich den<br />
wachsenden Herausforderungen nicht gerecht<br />
werden. Vor allem die Finanzierung<br />
globaler Umweltmaßnahmen könne mit einer<br />
UNEO auf eine berechenbare Basis<br />
gestellt werden.<br />
Bisher wird das UNEP auf Grund jährlicher<br />
Zusagen von den UN-Mitgliedstaaten finanziert.<br />
Für die UNEO würden dagegen<br />
feste Beiträge erhoben. Der im September<br />
stattfindende UN-Gipfel, der die Umsetzung<br />
der UN- Millenniumserklärung und<br />
der Ergebnisse anderer wichtiger UN-<br />
Konferenzen wie des Johannesburg- Gipfels<br />
überprüfen soll, ist nach Auffassung<br />
der drei Umweltminister der richtige Zeitpunkt<br />
für die Beseitigung des bestehenden<br />
Ungleichgewichts. (bv) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quellen: www.nd-online.de/<br />
artikel.asp?AID=72542&IDC=9<br />
www.bmu.de/presse (26.05.05)<br />
www.env-health.org/a/1747<br />
www.foeeurope.org/press/2005/<br />
joint_09_June_UN_reform.htm<br />
1 EEN = EPHA Environment Network . EPHA = European<br />
Public Health Alliance; NGO-Netzwerk im<br />
Gesundheitsbereich; www.env-health.org<br />
Gescheiterte Konferenz zum<br />
Atomwaffensperrvertrag<br />
Wochenlange Beratungen über<br />
Nichtweiterverbreitung ohne Ergebnis<br />
Die Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags<br />
(Nuklearer Nicht-<br />
Verbreitungs-Vertrag) ist im Mai gescheitert.<br />
Nach vierwöchigen Verhandlungen in<br />
New York konnten sich die 188 Mitgliedstaaten<br />
des Vertrags nicht auf eine gemeinsame<br />
Abschlusserklärung einigen.<br />
Studie: Mindestens 480<br />
US-Atomraketen in Europa<br />
Nach Erkenntnissen des US-Instituts "Natural<br />
Resources Defence Council" (NRDC)<br />
befinden sich in ganz Europa rund 480<br />
US-amerikanische Atombomben - in<br />
Deutschland, Großbritannien, Belgien, Italien,<br />
Griechenland, den Niederlanden und<br />
der Türkei. In Deutschland verfügt die US-<br />
Armee laut einer NRDC-Studie über rund<br />
150 Atombomben. Die Sprengköpfe lagern<br />
in Rheinland-Pfalz (Stützpunkte Büchel<br />
und Ramstein). Das US-Arsenal in<br />
Europa ist nach NRDC-Angaben größer<br />
als die gesamte Atomstreitkraft Chinas.<br />
UN-Generalsekretär warnt vor<br />
Schwächung des Vertrages<br />
Der Atomwaffensperrvertrag enthält die<br />
Verpflichtung, alle Atomwaffen abzurüsten.<br />
Darüber hinaus dürfen keine anderen<br />
Länder außer China, Frankreich, Großbritannien,<br />
Russland und den USA Atomwaffen<br />
entwickeln oder erwerben. Im Gegenzug<br />
werden von den Atomwaffenstaaten<br />
atomare Materialien, wissenschaftliches<br />
Know-How und Technologien zur Nutzung<br />
der Atomenergie für zivile Zwecke zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte<br />
nach dem ergebnislosen Ende wochenlanger<br />
Beratungen vor der Gefahr, dass<br />
nun der Vertrag selbst geschwächt werden<br />
könnte. Das Thema soll auf dem UN-<br />
Gipfel im September erneut auf die Agenda<br />
kommen. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quellen: www.ippnw.de/index.php?/<br />
s,1,52,238,<br />
www.spiegel.de/politik/ausland/<br />
0,1518,354422,00.html ;<br />
www.sueddeutsche.de/,polm2/<br />
deutschland/artikel/359/52307<br />
Newsticker<br />
WTO-Debatte: Umweltgesetze als<br />
Handelshemmnisse<br />
Die Umweltorganisation Friends of the<br />
Earth (FoE) hat eine Analyse zur gegenwärtigen<br />
Deregulierungsdebatte auf WTO-<br />
Ebene veröffentlicht. FoE machte darauf<br />
aufmerksam, dass verschiedene WTO-<br />
Mitglieder bei den so genannten NAMA-<br />
Verhandlungen über Zollabbau bei Industriegütern<br />
weltweit 72 Umweltgesetze als<br />
"Handelshindernisse" identifiziert haben<br />
und ihre Beseitigung fordern. Betroffen<br />
sind Gesetze aus den Bereichen Ernährung,<br />
Gesundheit, Fischerei, Forstwirtschaft,<br />
Erdölförderung, Energieeffizienz<br />
und chemische Produkte sowie Recycling-<br />
Standards in der Elektronik- und Automobilindustrie.<br />
Auch die geplante REACH-<br />
Verordnung der <strong>EU</strong> (Kritik aus Japan), ein<br />
Zulassungsmechanismus für neue Chemikalien,<br />
sowie zahlreiche ökologische Qualitätssiegel<br />
stehen auf der Liste der "Handelshemmnisse".<br />
(jg)<br />
Analyse von FoE (5 Seiten, engl.):<br />
www.foei.org/trade/NTBsanalysis.doc<br />
Einweihung der Baku-Ceyhan-Pipeline:<br />
"Kein Grund zum Feiern"<br />
Ende Mai ist in Aserbaidschan im Beisein<br />
von <strong>EU</strong>-Energiekommissar Andris Piebalgs<br />
und des US-Energie-Staatssekretärs die<br />
Baku-Ceyhan-Ölpipeline eröffnet worden.<br />
Die Pipeline soll über 1760 km Öl aus<br />
dem Kaspischen Meer über Georgien an<br />
die türkische Mittelmeerküste transportieren.<br />
Die lange Strecke kommt u. a. deshalb<br />
zustande, weil sich die Betreiber -<br />
ein Konsortium unter der Führung des Ölkonzerns<br />
BP - Zugang zu den kaspischen<br />
Ölquellen sichern wollten, ohne von Russland<br />
und dem Iran abhängig zu sein. Umwelt-<br />
und Menschenrechtsorganisationen<br />
hatten schon vor Baubeginn auf ungelöste<br />
Probleme hingewesen. Es gab während<br />
der gesamten Bauzeit Mängel. So traten<br />
im georgischen und aserbaidschanischen<br />
Bauabschnitt innerhalb kürzester Zeit<br />
starke Risse in der Ummantelung auf, die<br />
nach einem neuen Verfahren erstellt worden<br />
war. Trotzdem haben auch deutsche<br />
Banken das Projekt mitfinanziert. (jg)<br />
Quelle: www.urgewald.de (Pressemitteilung<br />
25.05.05)<br />
�<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 7
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
Ein Jahr Denkpause - <strong>EU</strong> soll<br />
über Verfassung "reflektieren"<br />
Europäischer Rat am 16./17. Juni zeigt<br />
tiefe Krise der <strong>EU</strong><br />
Die Titel der Zeitungsartikel zum Ratsgipfel<br />
reichen von "Katzenjammer nach gescheitertem<br />
<strong>EU</strong>-Gipfel" (Neue Zürcher Zeitung)<br />
über "Traum und Trauma" (FAZ) bis<br />
hin zu "Gratulation zum Scheitern" (Süddeutsche).<br />
Das Treffen der Staatschefs<br />
der Europäischen Union im Juni hat die<br />
tiefe Krise, in der die Union (nicht erst)<br />
nach den negativ ausgefallenen Referenden<br />
in Frankreich und den Niederlanden<br />
steckt, deutlich aufgezeigt. "Die Suche<br />
nach einem Finanzkompromiss [ging]<br />
kräftig in die Hose. Zurück blieben ein<br />
desillusionierter Luxemburger Premier,<br />
ein wütender Bundeskanzler, ein aufgebrachter<br />
französischer Präsident und ein<br />
britischer Sündenbock", kommentierte das<br />
Internetmagazin europa digital.<br />
Europäische Verfassung: Denkpause<br />
verordnet<br />
Zumindest über die Verfassung will man<br />
jetzt ein Jahr lang "reflektieren". Das französische<br />
(29. Mai) und niederländische<br />
(1. Juni) Nein in den Referenden zur <strong>EU</strong>-<br />
Verfassung wurde lapidar kommentiert:<br />
"Wir haben den Ausgang der Referenden<br />
in Frankreich und den Niederlanden zur<br />
Kenntnis genommen." Die Bedenken und<br />
Ängste der Bevölkerung wollen die Staatschefs<br />
aber ernst nehmen. Bis zum ersten<br />
Halbjahr 2006 soll die Zeit genutzt werden,<br />
um in den einzelnen Staaten eine<br />
"ausführliche Diskussion" durchzuführen,<br />
"an der die Bürger, die Zivilgesellschaft,<br />
die Sozialpartner, die nationalen Parlamente<br />
sowie die politischen Parteien teilnehmen<br />
werden". Auch den <strong>EU</strong>- Institutionen<br />
wie der <strong>EU</strong>-Kommission komme dabei<br />
eine besondere Rolle zu.<br />
Die Staatschefs beschworen in ihren<br />
Schlussfolgerungen die Einheit Europas:<br />
"Unser ehrgeiziges europäisches Projekt,<br />
das uns seit über 50 Jahren so gut vorangebracht<br />
und eine gemeinsame Vision<br />
gegeben hat, die Europa verbindet, behält<br />
mehr denn je seine Gültigkeit." Ein stärker<br />
geeintes und solidarischeres Europa sei<br />
unbedingt nötig, um Arbeitslosigkeit und<br />
soziale Ausgrenzung besser bekämpfen,<br />
nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern,<br />
auf die Herausforderungen der Globalisierung<br />
reagieren, die innere und äußere<br />
Sicherheit bewahren und die Umwelt<br />
schützen zu können.<br />
8 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Streit über Finanzielle Vorausschau<br />
blieb ungelöst<br />
Bei der Diskussion über die Haushaltsplanung<br />
der <strong>EU</strong> für die Finanzielle Vorausschau<br />
ab 2007 versuchte der Rat 15<br />
Stunden lang, die britische Blockadehaltung<br />
(unterstützt von niederländischen<br />
Forderungen nach Zahlungserlass) zu<br />
durchbrechen. Vergeblich. Tony Blair orientierte<br />
sich anscheinend am Vorbild der<br />
"Eisernen Lady" Margret Thatcher und<br />
ließ sich nicht erweichen, sondern bestand<br />
kompromisslos auf dem Rabatt, den<br />
die <strong>EU</strong> den Briten einräumt. Großbritannien<br />
bekommt zwei Drittel seiner <strong>EU</strong>-<br />
Beiträge erstattet; dieser "Britenrabatt"<br />
sollte nach den Plänen des Luxemburger<br />
Vorsitzes reduziert werden. Gleichzeitig<br />
sollten die größten Nettozahler der <strong>EU</strong><br />
(die Niederlande, Deutschland und<br />
Schweden) deutlich entlastet werden. Bis<br />
um Mitternacht wurde debattiert - die<br />
neuen Beitrittsstaaten aus Mittel- und<br />
Osteuropa boten sogar an, auf Gelder zu<br />
verzichten, Frankreich ging auf dem Agrarsektor<br />
Kompromisse ein - doch Blair<br />
verharrte auf seiner Position. Ausgerechnet<br />
Großbritannien wird am 1. Juli den<br />
Vorsitz bei der Ratspräsidentschaft für ein<br />
halbes Jahr übernehmen. Von einer auf<br />
Einigung und Solidarität basierenden<br />
Stimmung in Europa kann da wohl kaum<br />
ausgegangen werden, wenn nun schon<br />
die ärmeren Staaten anfangen, für die reicheren<br />
zu sammeln.<br />
Juncker frustriert - ohne Geld keine<br />
gemeinsame Politik möglich<br />
Der luxemburgische Premierminister Jean-<br />
Claude Juncker, so wird übereinstimmend<br />
berichtet, trat nachts enttäuscht und nach<br />
eigenen Worten "traurig" vor die Medien.<br />
Seine "Europa-Begeisterung" habe einen<br />
"tiefen Knacks" bekommen. Und letztlich<br />
steht und fällt auch jeder sonstige auf<br />
dem Gipfel beschlossene Punkt mit der<br />
dafür nötigen Finanzierung.<br />
Lissabon-Strategie: Leitlinien<br />
nachhaltiger Entwicklung gebilligt<br />
Der Rat billigte immerhin auf der Grundlage<br />
des entsprechenden Kommissionsvorschlags<br />
die "Erklärung über die Leitprinzipien<br />
der nachhaltigen Entwicklung" (siehe<br />
nächste Seite). Die Hauptziele und Leitprinzipien<br />
sollen als Grundlage für die <strong>EU</strong>-<br />
Strategie für nachhaltige Entwicklung mit<br />
Zielvorgaben, Indikatoren und einem wirksamen<br />
Beobachtungsverfahren dienen,<br />
die möglichst noch vor Ende 2005 angenommen<br />
werden soll.<br />
Für die Jahre 2005-2008 hat der Rat zudem<br />
24 Integrierte Leitlinien zur Verknüpfung<br />
von Wachstum und Beschäftigung<br />
beschlossen (siehe S. 10).<br />
Weitere Themen: Sicherheit und<br />
Außenbeziehungen<br />
Neben einer besseren Zusammenarbeit in<br />
Sicherheitsfragen und bei der Terrorismusbekämpfung<br />
("Haager Programm"),<br />
ging es vor allen Dingen um die Außenbeziehungen<br />
der <strong>EU</strong>. Neben Themen wie<br />
Russland, Irak und Iran wurde auch über<br />
Japan debattiert, mit dem in den Bereichen<br />
Umwelt, Energie sowie Wissenschaft<br />
und Technologie eine noch stärkere Zusammenarbeit<br />
notwendig sei.<br />
Unterstützung für<br />
Weltumweltorganisation<br />
Darüber hinaus unterstützte der Rat den<br />
Appell des UN-Generalsekretärs Kofi Annan,<br />
"eine stärker integrierte Struktur für<br />
die globale Umweltpolitik auf der Grundlage<br />
der bestehenden Institutionen zu<br />
schaffen". So sollte aus Sicht der <strong>EU</strong> im<br />
September <strong>beim</strong> nächsten UN-Treffen eine<br />
UN-Umweltorganisation geschaffen werden,<br />
"die vom UNEP 1 aufgebaut werden,<br />
ein aktualisiertes und erweitertes Mandat<br />
erhalten, über stabile, angemessene und<br />
vorhersehbare Finanzbeiträge verfügen"<br />
und den übrigen UN-Sonderorganisationen<br />
gleichgestellt sein soll. Gleichzeitig<br />
soll die Integration von Umweltthemen in<br />
die Außenpolitik der <strong>EU</strong> auch weiterhin<br />
über die Initiative "Umweltdiplomatie" erfolgen.<br />
Mehr Diplomatie ist wohl auch auf<br />
allen anderen Ebenen gefragt, wenn Europa<br />
eine Chance haben soll. �<br />
Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäischer Rat, Rue de la Loi/<br />
Wetstraat 175, B-1048 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 285-6111, Fax -7397<br />
http://ue.eu.int/uedocs/cms_Data/<br />
docs/pressdata/de/ec/85329.pdf<br />
Weitere Quellen: Berliner Zeitung<br />
(20.06.05); www.europa-digital.de<br />
(20.06.05: Presse aktuell, Dossier:<br />
Verfassung, Leitartikel)<br />
1 United Nations Environmemtal Program, Umweltprogramm<br />
der Vereinten Nationen, www.unep.org
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
Dokumentation<br />
Leitprinzipien der<br />
Nachhaltigen Entwicklung<br />
Erklärung des Europäischen Rates vom<br />
17. Juni 2005<br />
Nachhaltige Entwicklung ist ein Hauptziel<br />
aller Politikbereiche der Europäischen<br />
Gemeinschaft, das im Vertrag festgehalten<br />
ist. Sie strebt eine kontinuierliche Verbesserung<br />
der Lebensqualität auf unserem<br />
Planeten für die heute lebenden wie auch<br />
für die künftigen Generationen an. Ihr Ziel<br />
ist die Bewahrung der Fähigkeit der Erde,<br />
das Leben in all seiner Vielfalt zu beherbergen.<br />
Sie baut auf den Grundsätzen der<br />
Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und<br />
der Achtung der Grundrechte, wozu Freiheit<br />
und Chancengleichheit gehören, auf.<br />
Sie gewährleistet Solidarität innerhalb und<br />
zwischen den Generationen. Sie strebt die<br />
Förderung einer dynamischen Wirtschaft,<br />
Vollbeschäftigung, ein hohes Maß an Bildung,<br />
Schutz der Gesundheit, sozialem<br />
und territorialem Zusammenhalt und Umweltschutz<br />
in einer friedlichen und sicheren<br />
Welt an, in der die kulturelle Vielfalt<br />
geachtet wird. Um diese Ziele in Europa<br />
und weltweit zu erreichen, verpflichten<br />
sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten,<br />
allein und mit Partnern, folgende<br />
Zielsetzungen und Prinzipien anzustreben<br />
und zu respektieren:<br />
Hauptziele<br />
Umweltschutz<br />
Bewahrung der Fähigkeit der Erde, das<br />
Leben in all seiner Vielfalt zu beherbergen,<br />
Achtung der Grenzen ihrer natürlichen<br />
Ressourcen und Gewährleistung eines<br />
hohen Maßes an Umweltschutz und<br />
an Verbesserung der Umweltqualität;<br />
Vermeidung und Verringerung der Umweltverschmutzung<br />
sowie Förderung<br />
nachhaltigen Produktions- und Konsumverhaltens,<br />
um Wirtschaftswachstum und<br />
Umweltbeeinträchtigungen voneinander<br />
zu entkoppeln.<br />
Soziale Gerechtigkeit und<br />
Zusammenhalt<br />
Förderung einer demokratischen, gesunden,<br />
sicheren und gerechten Gesellschaft,<br />
die sich auf soziale Integration und Zusammenhalt<br />
stützt, die die Grundrechte<br />
und die kulturelle Vielfalt achtet, die<br />
Gleichstellung von Männern und Frauen<br />
gewährleistet und Diskriminierung jeglicher<br />
Art bekämpft.<br />
Wirtschaftlicher Wohlstand<br />
Förderung einer blühenden, innovationsfreudigen,<br />
wissensstarken, wettbewerbsfähigen<br />
und ökologisch effizienten Wirtschaft,<br />
die in der gesamten Europäischen<br />
Union einen hohen Lebensstandard, Vollbeschäftigung<br />
und eine hohe Qualität der<br />
Arbeitsplätze gewährleistet.<br />
Unserer internationalen<br />
Verantwortung nachkommen<br />
Anstöße zur Schaffung demokratischer<br />
Einrichtungen weltweit auf der Grundlage<br />
von Frieden, Sicherheit und Freiheit und<br />
Verteidigung der Stabilität dieser Einrichtungen.<br />
Aktive Förderung der nachhaltigen<br />
Entwicklung in der ganzen Welt und<br />
Gewährleistung, dass die innen- und außenpolitischen<br />
Maßnahmen der Europäischen<br />
Union mit der globalen nachhaltigen<br />
Entwicklung und mit den eingegangenen<br />
internationalen Verpflichtungen im<br />
Einklang stehen.<br />
Leitprinzipien der Politik<br />
Förderung und Schutz der Grundrechte<br />
Ausrichtung der Politik der Europäischen<br />
Union auf den Menschen durch Förderung<br />
der Grundrechte, Bekämpfung aller Arten<br />
von Diskriminierung und Beitrag zur Armutsminderung<br />
und zur Bekämpfung der<br />
sozialen Ausgrenzung in der ganzen Welt.<br />
Solidarität innerhalb und zwischen den<br />
Generationen<br />
Erfüllung der Bedürfnisse der heutigen<br />
Generationen ohne Beeinträchtigung der<br />
Möglichkeit künftiger Generationen innerhalb<br />
und außerhalb der Europäischen<br />
Union, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.<br />
Offene und demokratische<br />
Gesellschaft<br />
Gewährleistung, dass die Bürger den ihnen<br />
rechtlich zustehenden Zugang zu Information<br />
sowie Zugang zur Justiz erhalten.<br />
Bereitstellung angemessener Möglichkeiten<br />
der Konsultation und Teilnahme<br />
aller interessierten Kreise und Verbände.<br />
Beteiligung der Bürger<br />
Stärkere Beteiligung der Bürger an der<br />
Entscheidungsfindung. Bessere Information<br />
und Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />
für nachhaltige Entwicklung. Information<br />
der Bürger über die Umweltfolgen ihres<br />
Tuns und ihre Möglichkeiten, nachhaltiger<br />
zu handeln.<br />
Beteiligung der Unternehmen und<br />
Sozialpartner<br />
Intensivierung des sozialen Dialogs, Stärkung<br />
der sozialen Verantwortung der Unternehmen<br />
und Ausbau der öffentlichprivaten<br />
Partnerschaften, damit Zusammenarbeit<br />
und gemeinsame Verantwortung<br />
zur Erreichung nachhaltigen Produktions-<br />
und Konsumverhaltens gefördert<br />
werden.<br />
Kohärenz der Politik<br />
Förderung der Kohärenz der gesamten<br />
Politik der Europäischen Union und der<br />
Maßnahmen auf lokaler, regionaler, nationaler<br />
und globaler Ebene, um den Beitrag<br />
zur nachhaltigen Entwicklung zu steigern.<br />
Integration der Politikfelder<br />
Förderung einer integrierten Betrachtung<br />
wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer<br />
Belange, so dass sie miteinander im Einklang<br />
stehen und sich gegenseitig verstärken,<br />
durch die uneingeschränkte Nutzung<br />
der Instrumente für eine bessere<br />
Rechtsetzung, wie z.B. einer ausgewogenen<br />
Folgenabschätzung und der Konsultation<br />
der interessierten Kreise.<br />
Nutzung der besten verfügbaren<br />
Kenntnisse<br />
Gewährleistung, dass politische Maßnahmen<br />
auf der Grundlage der besten verfügbaren<br />
Kenntnisse entwickelt, bewertet<br />
und umgesetzt werden und dass sie wirtschaftlich<br />
und sozial sinnvoll und umweltgerecht<br />
sind sowie ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
aufweisen.<br />
Vorsorgeprinzip<br />
Anwendung geeigneter Evaluierungsverfahren<br />
und Vorsorgemaßnahmen im Falle<br />
wissenschaftlicher Unsicherheit, um eine<br />
Schädigung der menschlichen Gesundheit<br />
oder der Umwelt zu verhindern.<br />
Verursacherprinzip<br />
Gewährleistung, dass Preise die wahren<br />
Kosten von Produktion und Konsum für<br />
die Gesellschaft widerspiegeln und der<br />
Verursacher für den von ihm verursachten<br />
Schaden an der menschlichen Gesundheit<br />
oder der Umwelt aufkommt." �<br />
Aus den Schlussfolgerungen des Vorsitzes<br />
(Anlage I)<br />
• Weitere Informationen<br />
Quelle: http://ue.eu.int/uedocs/cms_<br />
Data/docs/pressdata/de/ec/85350.pdf<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 9
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
Beschäftigungspolitische<br />
Leitlinien 2005-2008<br />
Nachhaltigkeit ist nur Randthema und<br />
muss aktiv eingefordert werden<br />
� Auf der Tagung des Europäischen Rates<br />
im Juni sind 24 integrierte Leitlinien<br />
für Wachstum und Beschäftigung beschlossen<br />
worden. Sie sollen als Grundlage<br />
für die nationalen Reformprogramme<br />
dienen, die die Mitgliedstaaten im Herbst<br />
2005 vorlegen müssen. In einem Konsultationsprozess<br />
in den vergangenen Monaten<br />
äußerten sich sowohl das <strong>EU</strong>- Parlament<br />
als auch der Rat für Wirtschaft und<br />
Finanzen (ECOFIN) sowie der Rat für Beschäftigung,<br />
Sozialpolitik, Gesundheit und<br />
Verbraucherschutz zu den Leitlinien. Für<br />
Umwelt- und Verbraucherschutzverbände<br />
gilt es, die nationalen Prozesse kritisch zu<br />
begleiten und Nachhaltigkeit aktiv einzufordern.<br />
Vorsicht scheint nicht allein bei<br />
Punkt 2 ("Wirtschafts- und haushaltspolitische<br />
Nachhaltigkeit als Vorbedingung für<br />
mehr Arbeitsplätze gewährleisten") geboten.<br />
Die Besetzung und "feindliche Übernahme"<br />
des Begriffs Nachhaltigkeit in anderen<br />
Politikbereichen war in der Vergangenheit<br />
nicht gerade hilfreich, um eine<br />
ökologische Wende in der Gesellschaft<br />
hervorzubringen.<br />
Auf Europa-Ebene arbeitet hierzu u. a. die<br />
NGO-Dachorganisation Europäisches Umweltbüro<br />
(EEB) in Brüssel, für die Umsetzung<br />
in den Mitgliedstaaten sind allerdings<br />
nationale Netzwerke gefragt.<br />
Innovationen müssen<br />
umweltfreundlich sein<br />
So sollten die Verbände bei Punkt 8 ("Alle<br />
Formen der Innovation fördern") zum Beispiel<br />
die "grüne öffentliche Beschaffung"<br />
anmahnen.<br />
Nachhaltige Ressourcennutzung trotz<br />
Wachstumsideologie?<br />
Ausdrücklich auf Umwelt wird unter Punkt<br />
11 eingegangen: "Eine nachhaltige Ressourcennutzung<br />
begünstigen und die<br />
Synergien zwischen Umweltschutz und<br />
Wachstum stärken". Inwiefern damit die<br />
Integration von Nachhaltiger Entwicklung,<br />
Umweltschutz und Arbeit gelingt, bleibt<br />
abzuwarten.<br />
Einzufordern sind z. B.<br />
- Energie-Effizienz,<br />
- Öko-Innovationen,<br />
- die Internalisierung externer Kosten,<br />
- die Förderung des Aktionsplans für Umwelttechnologien<br />
(ETAP) sowie<br />
10 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
- die Reform umweltschädlicher Subventionen.<br />
Auch die Einhaltung der Klimaschutzziele<br />
des Kioto-Protokolls und des Ziels, bis<br />
2010 den Rückgang der Biodiversität zu<br />
stoppen, darf nicht der Wachstumsideologie<br />
geopfert bzw. muss diese hinterfragt<br />
werden.<br />
Unternehmensverantwortung mit<br />
Umwelt- und Sozialstandards<br />
Punkt 14 schließlich - "Das Unternehmensumfeld<br />
wettbewerbsfähiger machen<br />
und Privatinitiativen durch eine Verbesserung<br />
des Regelwerks fördern" - sollte verbindliche<br />
Regelungen der Unternehmensverantwortung<br />
mit Umwelt- und Sozialstandards<br />
beinhalten.<br />
Europäische Infrastrukturen nachhaltig<br />
gestalten!<br />
Die europäischen Infrastrukturen sollen<br />
ausgebaut, verbessert und miteinander<br />
vernetzt, die prioritären grenzüberschreitenden<br />
Projekte zu Ende gebracht werden<br />
(Punkt 16). Dass eine nachhaltige Gestaltung<br />
der transeuropäischen Netze zurzeit<br />
überhaupt nicht gelingt, liegt u. a. an der<br />
ungenügenden Integration der unterschiedlichen<br />
Politikziele und der Weigerung,<br />
endlich wahre Kosten zu veranschlagen.<br />
Ohne die Entwicklung einer<br />
ausgeglichenen Balance unterschiedlicher<br />
Verkehrssysteme und -arten, die Einbeziehung<br />
ökologischer und sozialer Kosten,<br />
eine Orientierung an den wahren Bedürfnissen<br />
der europäischen Bürgerinnen und<br />
Bürger sowie eine angemessene Besteuerung,<br />
nutzen auch beschäftigungspolitische<br />
Leitlinien nichts. Wer nur an transeuropäischen<br />
(Güter-)Verkehr, nicht aber an<br />
den kleinen regionalen öffentlichen<br />
(Grenz-)Verkehr denkt, verkennt auch<br />
mögliche Arbeitsplatzpotenziale.<br />
Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />
Ohne kritische Begleitung kann wohl auch<br />
nicht davon ausgegangen werden, dass<br />
bei der Erfüllung von Punkt 24 ("Die Aus-<br />
und Weiterbildungssysteme auf neue Qualifikationsanforderungen<br />
ausrichten")<br />
Nachhaltigkeitskompetenzen integriert<br />
werden. Dabei ist ökologisches und interdisziplinäres<br />
Wissen doch von größter<br />
Wichtigkeit, um den Anforderungen eines<br />
veränderten Klimas und der Globalisierung<br />
Rechnung tragen zu können. �<br />
Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäisches Umweltbüro, Pendo Maro,<br />
Umweltpolitikintegration, Boulevard<br />
de Waterloo 34, B-1000 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 2891-302, Fax -099<br />
eMail: pendo.maro@eeb.org<br />
www.eeb.org<br />
Integrierte Leitlinien für Wachstum und<br />
Beschäftigung (Anhang II):<br />
http://ue.eu.int/uedocs/cms_Data/<br />
docs/pressdata/de/ec/85350.pdf
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
Parlament hat bei Finanzen<br />
mitzureden<br />
Finanzielle Vorausschau 2007-2013 aus<br />
Sicht der Berichterstatterin Jutta Haug<br />
Momentan spricht alle Welt von den gescheiterten<br />
Verhandlungen zwischen den<br />
europäischen Staats- und Regierungschefs<br />
über die künftige Haushaltsplanung<br />
der <strong>EU</strong>. Dabei wird allzu häufig vergessen,<br />
dass es auf europäischer Ebene zwei<br />
gleichberechtigte Institutionen gibt, die<br />
erst gemeinsam die Haushaltsbehörde<br />
bilden: das Europäische Parlament und<br />
der Minisrerrat. Dies gilt nicht nur für den<br />
jährlichen <strong>EU</strong>-Haushalt, sondern gleichfalls<br />
für die Finanzielle Vorausschau.<br />
Prioritätensetzung ist Frage von<br />
politischen Erwägungen<br />
Die Finanzielle Vorausschau oder auch<br />
der mittelfristige Finanzrahmen gibt die<br />
maximalen Ausgabenbeträge (Obergrenzen)<br />
für jede große Ausgabenkategorie<br />
(Rubriken) für einen bestimmten Zeitraum<br />
vor. Die Betragshöhen in den einzelnen<br />
Ausgabenkategorien spiegeln die zentralen<br />
Prioritäten der <strong>EU</strong> wieder und sind<br />
Folge politischer Erwägungen. Die Finanzielle<br />
Vorausschau ist Teil einer Interinstitutionellen<br />
Vereinbarung zwischen Europäischem<br />
Parlament, Rat und Kommission<br />
und dient letztendlich einer besseren Abwicklung<br />
des jährlichen Haushaltsverfahrens<br />
sowie der Einhaltung der Haushaltsdisziplin.<br />
Diskussionen seit September 2004,<br />
elf Arbeitssitzungen im EP-Ausschuss<br />
Ausgangspunkt für die Erarbeitung einer<br />
neuen Finanziellen Vorausschau war der<br />
Kommissionsvorschlag vom Juli 2004 über<br />
die finanzielle Ausstattung der Europäischen<br />
Union für die Jahre 2007-2013.<br />
In diesem Vorschlag stellt die <strong>EU</strong>- Kommission<br />
eine neue Kategorisierung der<br />
Politikbereiche vor, die vom Parlament<br />
aufgrund des transparenten Ansatzes begrüßt<br />
worden ist. Bereits im September<br />
2004 begann das Europäische Parlament<br />
mit seiner Arbeit: ein nichtständiger Ausschuss<br />
wurde mit der Erarbeitung einer<br />
Verhandlungsposition betraut. 50 Vollmitglieder<br />
und 50 stellvertretende Mitglieder<br />
waren aufgefordert, bis April 2005 in elf<br />
Arbeitssitzungen einen gemeinsamen Parlamentsstandpunkt<br />
zu erarbeiten. Die Arbeitsgruppen<br />
der einzelnen Fraktionen,<br />
sieben insgesamt, haben ebenfalls in vielen<br />
Sitzungen Pro und Contra - aber auch<br />
nationale - Interessen abgewogen und in<br />
Kompromissvorschlägen zusammengefasst.<br />
Zusätzlich haben die einzelnen<br />
Fachausschüsse Stellungnahmen abgegeben.<br />
Die Abstimmungsliste im nichtständigen<br />
Ausschuss umfasste letztendlich 660<br />
Änderungsanträge (einzelner Abgeordneter<br />
und einzelner Fraktionen) und 44<br />
Kompromissänderungsanträge (von verschiedenen<br />
Fraktionen gemeinsam erarbeit),<br />
die am 10. Mai 2005 abgestimmt<br />
wurden. Am 8. Juni hat das Europäische<br />
Parlament im Plenum seine Parlamentsposition<br />
festgelegt.<br />
Zankapfel Finanzierung von Umwelt-<br />
und Naturschutz<br />
Seit Jahren hat die Europäische Union im<br />
Umweltbereich viele Kompetenzen von<br />
den Mitgliedstaaten übertragen bekommen;<br />
einerseits für die Entwicklung einheitlicher<br />
europäischer Standards, andererseits<br />
um dem Naturschutz und den<br />
nachhaltigen Umgang mit natürlichen<br />
Ressourcen zu fördern. Der Fachausschuss<br />
für Umweltfragen, Volksgesundheit<br />
und Lebensmittelsicherheit hat daher den<br />
Ansatz der Kommission grundsätzlich begrüßt,<br />
den Umweltbereich gemeinsam mit<br />
der Landwirtschaft und der Fischerei unter<br />
der Rubrik "Nachhaltige Bewirtschaftung<br />
und Schutz der natürlichen Ressourcen"<br />
zusammenzufassen.<br />
Gesondertes Instrument für<br />
ökologische Maßnahmen: LIFE+<br />
Des Weiteren schlägt die Kommission die<br />
Integration von Umweltmaßnahmen in andere<br />
Politikbereiche vor und beschränkt<br />
sich auf ein gesondertes Instrument für<br />
Maßnahmen rein ökologischer Natur<br />
(LIFE+). Das LIFE+-Programm soll derzeitige<br />
Maßnahmen ersetzen und zur<br />
Entwicklung, Durchführung, Monitoring<br />
und Bewertung der <strong>EU</strong>-Umweltpolitik und<br />
-rechtsvorschriften beitragen. LIFE+ würde<br />
auch Natura-2000-Aktivitäten unterstützen,<br />
die nicht aus anderen Quellen wie<br />
Strukturfonds und dem Fonds für ländliche<br />
Entwicklung unterstützt werden können.<br />
Auf dieser Grundlage begann die Arbeit<br />
im Fachausschuss. Im Umweltbereich<br />
wurde vor allem über die ausreichende<br />
und sichere Finanzierung von Natura<br />
2000 debattiert. Es gab Vorstellungen<br />
von einem eigenen Finanzierungsinstrument<br />
über die Aufstockung der LIFE+ Mittel<br />
und die Einbeziehung in andere Fonds<br />
bis zur Festlegung von konkreten Summen<br />
in den bereits erwähnten Fonds.<br />
Muss Umweltschutz mit anderen<br />
Zielen konkurrieren?<br />
Hintergrund der Debatte war die Angst,<br />
dass Umweltschutz mit anderen Zielen<br />
konkurrieren muss. Zum Beispiel sind etwa<br />
10 Prozent des Bundesgebietes ausgewiesene<br />
Natura-2000-Flächen, die<br />
nicht uneingeschränkt genutzt werden<br />
dürfen. Wenn das Aufrechterhalten des<br />
Schutzgebietsystems aus den Regionalfonds<br />
oder dem Fonds für ländliche Entwicklung<br />
bestritten werden muss, dann<br />
wetteifern Umweltschutzmaßnahmen mit<br />
der Schaffung von Arbeitsplätzen, Infrastruktur-<br />
und Weiterbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen.<br />
Wer der Verlierer<br />
sein würde, konnte schnell beantwortet<br />
werden. Der federführende Ausschuss<br />
wurde daher gebeten, das Gewicht auf ein<br />
eigenes Finanzierungsinstrument zu legen<br />
oder die Mittel für LIFE+ aufzustocken.<br />
Als Mindestforderung galt die Zweckbindung<br />
von Mitteln in den Fonds.<br />
Plenum für Einbindung von Natura<br />
2000 in Strukturfonds<br />
Das Parlaments-Plenum<br />
- "hat den Ansatz der Kommission begrüßt,<br />
Natura 2000 in den Fonds für<br />
ländliche Entwicklung und die Strukturfonds<br />
einzubinden, die neben einem erheblich<br />
gestärkten Life+-Programm die<br />
wichtigsten Finanzierungsquellen sein<br />
sollten;<br />
- besteht in diesem Kontext auf einem<br />
rechtsverbindlichen Mechanismus, der<br />
eine angemessene Umsetzung und <strong>EU</strong>-<br />
Finanzierung für Natura 2000 auf der<br />
Ebene des geschätzten Beitrags der <strong>EU</strong><br />
zum vorgesehenen Gesamtbetrag sicherstellt,<br />
der sich auf etwa 6,1 Mrd. Euro<br />
jährlich für die <strong>EU</strong>-25 beläuft;<br />
- besteht darauf, dass deshalb ein Betrag<br />
von 21 Mrd. Euro für Natura 2000 in<br />
der Finanziellen Vorausschau innerhalb<br />
der entsprechenden Bereiche zweckbestimmt<br />
wird;<br />
- fordert, dass die Einordnung der Finanzierung<br />
von Maßnahmen zur Umsetzung<br />
von Natura 2000 in Rubrik 2 der Finanziellen<br />
Vorausschau erfolgt;<br />
- fordert die Finanzierung von Natura-<br />
2000-Aktivitäten und -Bewirtschaftungsmaßnahmen,<br />
die nicht durch andere Instrumente<br />
finanziert werden können, im<br />
Rahmen des Programms Life+;<br />
- fordert die Kommission in diesem Zusammenhang<br />
auf, die mögliche Einbe-<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 11
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
ziehung von Natura 2000 in andere<br />
Fonds zu prüfen" 1.<br />
Die Finanzielle Vorausschau ist eine Finanzplanung.<br />
Nun erfolgt die inhaltliche<br />
Gestaltung der Instrumente. Für Natura<br />
2000 hat das Europäische Parlament bereits<br />
einen Vorschlag gemacht. Das Gesetzgebungsverfahren<br />
für LIFE+ wird für<br />
das Europäische Parlament im Juli 2005<br />
vorerst abgeschlossen sein.<br />
Scheitern des Gipfels verzögert<br />
Finanzsicherheit im Umweltbereich<br />
Das Scheitern des <strong>EU</strong>-Gipfels vom 16./17.<br />
Juni verzögert den Beginn der Verhandlungen<br />
zwischen Europäischem Parlament<br />
und Ministerrat. Dadurch verzögert sich<br />
nicht nur für die europäische Regional-<br />
und Strukturpolitik die Planungssicherheit,<br />
auch im Umweltbereich ist weiterhin unklar,<br />
welche Mittel zur Verfügung stehen<br />
werden. Die Europäische Kommission hat<br />
ihren Vorschlag unterbreitet, das Europäische<br />
Parlament hat seinen Verhandlungsstandpunkt<br />
erarbeitet - auf die Verhandlungsposition<br />
des Rates müssen wir noch<br />
warten. �<br />
Gastautorin: Jutta Haug, Abgeordnete des<br />
Europäischen Parlaments (SPD), Berichterstatterin<br />
des Haushaltsausschusses<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäisches Parlament, Jutta Haug,<br />
MdEP, rue Wiertz, ASP 12 G 254,<br />
B-1047 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 284-7595, Fax -9595<br />
eMail: jhaug@europarl.eu.int<br />
www.jutta-haug.de<br />
1 Bericht über die politischen Herausforderungen<br />
und Haushaltsmittel der erweiterten Union 2007<br />
2013 von Reimer Böge<br />
12 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Verdecktes Lobbying soll<br />
eingedämmt werden<br />
Verwaltungskommissar Kallas’<br />
Initiative kommt voran<br />
Im März 2005 schlug Sim Kallas, <strong>EU</strong>-Kommissar<br />
für Verwaltung und Betrugsbekämpfung,<br />
den Start einer europäischen<br />
Transparenz-Initiative vor. Er kündigte<br />
Pläne zur Stärkung der für <strong>EU</strong>- Entscheidungsträger<br />
und Brüsseler Lobbyisten<br />
geltenden Transparenz-Bestimmungen<br />
an. Im Oktober 2005 soll ein beratender<br />
Ausschuss der Kommission einen Bericht<br />
zu den Möglichkeiten zur Schaffung von<br />
mehr Transparenz vorlegen. Die Kommission<br />
will bis Ende 2005 ein Grünbuch zu<br />
diesem Thema erarbeiten, das als Grundlage<br />
für eine öffentliche Debatte dienen<br />
wird. Außerdem soll eine Stakeholder-<br />
Konferenz für alle betroffenen Interessengruppen<br />
stattfinden.<br />
Kernpunkte: Rechenschaftspflicht,<br />
Transparenz, Kontrolle<br />
In einer Rede an der Nottingham University<br />
Business School am 3. März 2005 hatte<br />
estnische Kommissar Kallas die Idee<br />
seiner Initiative für mehr Transparenz<br />
vorgestellt. Drei thematische Schwerpunkte<br />
sollen gesetzt werden:<br />
- Erhöhung der Rechenschaftspflicht der<br />
Mitgliedstaaten in Bezug auf <strong>EU</strong>-Finanzmittelvergabe<br />
- Stärkung der persönlichen Integrität und<br />
Unabhängigkeit der <strong>EU</strong>-Institutionen<br />
durch die Offenlegung von Nebeneinkünften,<br />
Verflechtungen etc.<br />
- Einführung strengerer Kontrollen von<br />
Lobbying-Aktivitäten 2<br />
15.000 Lobbyisten,<br />
2600 Interessengruppen<br />
Laut Kallas arbeiten derzeit etwa 15.000<br />
Lobbyisten in Brüssel (Berater, Anwälte,<br />
Verbände, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen),<br />
die versuchen, Einfluss<br />
auf die Politikgestaltung und insbesondere<br />
auf die Kommission und die Europaabgeordneten<br />
auszuüben. Ungefähr<br />
2.600 Interessengruppen verfügen über<br />
ein ständiges Büro in Brüssel. Ihre jährlichen<br />
Einkünfte belaufen sich schätzungs-<br />
2 Der Plan umfasst Vorschläge, die die Tausende<br />
von Vertretern von NGOs, Anwälten und Beratungsfirmen,<br />
die in Brüssel tätig sind, verpflichten<br />
würden, offen zu legen, welche (und wessen) Interessen<br />
sie vertreten und wie sie finanziert werden.<br />
Siehe Plan im Internet:<br />
www.europa.eu.int/comm/commission_barroso/<br />
kallas/transparency_de.htm<br />
weise auf zwischen 60 und 90 Millionen<br />
Euro.<br />
NGO-Initiative für bindende Regeln<br />
Das NGO-Bündnis "Alliance for Lobbying<br />
Transparency and Ethics Regulation<br />
(ALTER-<strong>EU</strong>)" befürwortet die Einführung<br />
bindender Offenlegungsvorschriften, da<br />
diese "eine wirksame demokratische Kontrolle<br />
der Rolle, die Lobbyisten in <strong>EU</strong>-<br />
Entscheidungsprozessen spielen", ermöglichten.<br />
"Privilegien von Unternehmen und<br />
der Heimlichkeit von Lobbying in der Europäischen<br />
Union", könnten auf diese<br />
Weise endlich ein Ende bereitet werden.<br />
Außerdem befürwortet das Bündnis die<br />
Einrichtung eines elektronischen und öffentlich<br />
zugänglichen Registers, in dem<br />
sämtliche Informationen über Lobbyisten<br />
mit bedeutenden Jahresbudgets gefunden<br />
werden können.<br />
Auch die Kommission muss<br />
transparenter werden<br />
Darüber hinaus setzt sich die Allianz für<br />
einen besseren Verhaltenskodex für die<br />
<strong>EU</strong>-Kommissare ein. Unter anderem sollte<br />
er "eine verlängerte Abkühlungsphase" für<br />
Kommissare und hochrangige Institutionsvertreter<br />
nach ihrer Amtsausscheidung<br />
vorschreiben, bevor sie anfangen können,<br />
für Lobby-Gruppen oder Beratungsfirmen<br />
zu arbeiten.<br />
Mehr demokratische Kontrolle durch<br />
rechtsverbindliches System<br />
ALTER-<strong>EU</strong> begrüßt, dass Kallas es sich<br />
zum Ziel gemacht hat, das Problem der<br />
fehlenden rechtsverbindlichen Vorschriften<br />
zur Offenlegung von Lobbying-<br />
Aktivitäten anzugehen. "Ein rechtsverbindliches<br />
System für die Offenlegung von<br />
Lobbying wird dringend benötigt und es<br />
muss so gestaltet werden, dass es die<br />
demokratische Kontrolle der Beiträge zu<br />
<strong>EU</strong>-Entscheidungen auf optimale Weise<br />
ermöglicht." (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Corporate Europe Observatory (CEO)<br />
De Wittenstraat 25, NL-1052 AK Amsterdam<br />
Tel./Fax 0031 / 20612-7023<br />
www.corporateeurope.org/<br />
alter-eu.html<br />
Quelle: Euractiv, 13. Juni 2005
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
Århus-Konvention beginnt zu<br />
wirken<br />
Neu: Öffentlichkeitsbeteiligung an<br />
Gentech-Freisetzungsverfahren<br />
Die Zivilgesellschaft hat ein Recht auf eine<br />
Beteiligung an Entscheidungen über den<br />
Anbau gentechnisch veränderter Organismen<br />
(GVO). Das haben Regierungsvertreter<br />
der europäischen und zentralasiatischen<br />
Länder (EECCA-Länder) im Zuge<br />
der Überarbeitung der 1998 verabschiedeten<br />
Århus-Konvention 1 Ende Mai in Almaty<br />
(Kasachstan) beschlossen.<br />
Umweltverbände sehen Entscheidung<br />
als großen Erfolg<br />
Die Einbeziehung von GVO-Fragen in die<br />
Århus-Konvention wird von zivilgesellschaftlicher<br />
Seite als Erfolg einer vierjährigen<br />
Debatte zwischen der <strong>EU</strong> und der<br />
gentechnischen Industrie auf der einen<br />
Seite und der Zivilgesellschaft sowie der<br />
Mehrheit der EECCA-Länder auf der anderen<br />
Seite gesehen. Bis vor der letzten Sitzung<br />
hatte die <strong>EU</strong> auf einer weicheren<br />
Formulierung bestanden. Beide Seiten<br />
hätten Kompromisse machen müssen, berichtete<br />
ein Vertreter einer Umweltorganisation.<br />
Obwohl einige Organisationen kritisierten,<br />
dass der Beschluss die Anrufung<br />
von Gerichten in GVO-Streitfällen ausschließe,<br />
wird der Entschluss von Juan<br />
Lopez, dem Internationalen Koordinator<br />
für Gentechnik von Friends of the Earth<br />
Europe, insgesamt als positiv bewertet:<br />
"Es ist das erste Mal, dass eine über Europa<br />
hinausgehende Vereinbarung der Zivilgesellschaft<br />
das Recht auf Information<br />
und Beteiligung an Entscheidungen zugesteht,<br />
die in Bezug zur Freisetzung von<br />
GVO stehen."<br />
Aufruf zur Ratifizierung der<br />
Konvention bis Ende 2006<br />
Das Beteiligung der Zivilgesellschaft an<br />
dem Konventionstreffen wurde vom europäischen<br />
ECO-Forum, einem Zusammenschluss<br />
europäischer Umweltverbände,<br />
organisiert. Das ECO-Forum ruft nun die<br />
beteiligten Parteien auf, die Konvention<br />
bis Ende 2006 zu ratifizieren. Damit die<br />
Konvention in Kraft tritt, muss sie von drei<br />
1 Die Konvention regelt die Rechte auf den grenzüberschreitenden<br />
Zugang zu umweltrelevanten Informationen,<br />
auf Beteiligung an umweltrelevanten<br />
Gesetzgebungsverfahren und auf den Zugang zur<br />
Gerichtsbarkeit in Umweltfragen. Der internationale<br />
Vertrag gilt allgemein als Meilenstein in der internationalen<br />
Festsetzung von Menschenrechten in<br />
bezug zur Umwelt.<br />
Vierteln der Konventions-Staaten ratifiziert<br />
werden.<br />
Aufholbedarf in fast allen<br />
Nicht-<strong>EU</strong>-Staaten<br />
Im Rahmen der Veranstaltung stellte sich<br />
heraus, dass die Rechtslage innerhalb der<br />
<strong>EU</strong> weitestgehend den Anforderungen der<br />
Århus-Konvention entspricht. In anderen<br />
Staaten sei aber noch ein großer Nachholbedarf,<br />
ließ das ECO-Forum verlautbaren.<br />
Umweltdemokratie ist ein Lernprozess<br />
Das Treffen war die erste Möglichkeit für<br />
die Konventionsmitglieder, die Umsetzung<br />
der Århus-Konvention seit ihrem In-Kraft-<br />
Treten im Jahr 2001 zu überprüfen. Das<br />
zuständige Komitee berichtete diesbezüglich<br />
von fünf Verstößen in Turkmenistan,<br />
der Ukraine und Kasachstan. Während des<br />
Treffens wurden auch die ersten offiziellen<br />
Berichte der einzelnen Länder begutachtet.<br />
Dabei wurde in vielen Ländern ein<br />
großer Aufholbedarf festgestellt, was die<br />
Rechte der Öffentlichkeit auf Beteiligung<br />
und vor allem den Zugang zur Gerichtsbarkeit<br />
in Umweltfragen betrifft. Einige<br />
Länder versäumten es, einen Bericht einzureichen.<br />
John Hontelez, Vorsitzender<br />
des ECO-Forums, forderte in diesem Zusammenhang,<br />
dass in allen Ländern mehr<br />
in die "Umweltdemokratie" investiert werden<br />
müsse. Damit bezog er sich sowohl<br />
auf die Einrichtung institutioneller Beteiligungs-<br />
und Informationsstrukturen als<br />
auch auf die Ausbildung von Beamten und<br />
Richtern. Diese müssten lernen, neue<br />
Rechte der Öffentlichkeit anzuerkennen<br />
und zu fördern, so Hontelez. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäisches Umweltbüro, Mara Silina,<br />
Boulevard de Waterloo 34, B-1000<br />
Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 2891305<br />
eMail: mara.silina@eeb.org<br />
www.eeb.org<br />
Århus-Konvention:<br />
www.unece.org/env/pp/mop2.htm<br />
Urteil des <strong>EU</strong>-Gerichtshofs zu<br />
Umweltkriminalität erwartet<br />
Generalanwalt: strafrechtlicher Schutz<br />
der Umwelt ist Gemeinschaftsaufgabe<br />
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) wird<br />
voraussichtlich im Juli über den strafrechtlichen<br />
Schutz der Umwelt entscheiden. Die<br />
<strong>EU</strong>-Kommission hatte vor zwei Jahren den<br />
Gerichtshof angerufen, damit dieser einen<br />
Rahmenbeschluss des <strong>EU</strong>-Ministerrats<br />
vom Januar 2003 annullieren möge, in<br />
dem es um den Schutz der Umwelt durch<br />
das Strafrecht geht. Der Rahmenbeschluss<br />
stützt sich auf Artikel VI des <strong>EU</strong>-<br />
Vertrags über die justizielle Zusammenarbeit<br />
in Strafsachen ("dritte Säule").<br />
EuGH-Generalanwalt Damaso Ruiz-Jarabo<br />
Colomer empfahl im Mai in einer Stellungnahme,<br />
den Rahmenbeschluss für nichtig<br />
zu erklären. Seine Begründung: Sanktionen<br />
gegen Umweltkriminalität fielen unter<br />
die "erste Säule" der <strong>EU</strong> (EG-Verträge).<br />
Die "dritte Säule" betreffe nur Gefängnisstrafen<br />
für schwere Straftäter sowie die<br />
Auslieferungsgesetze.<br />
Die Kommission hatte bereits 2001 einen<br />
Richtlinienvorschlag zum einheitlichen<br />
Vorgehen gegen Umweltsünder vorgelegt,<br />
die einen besseren strafrechtlichen Schutz<br />
der Umwelt ermöglicht hätte. Das Parlament<br />
sprach sich für diesen Vorschlag<br />
aus, aber der Ministerrat berücksichtigte<br />
die Stellungnahme nicht.<br />
Es wird erwartet, dass die Richter der<br />
Stellungnahme des Generalanwalts folgen<br />
werden. (mbu) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quellen Environment Daily, 08.06.05<br />
EurActiv, 09.06.05<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 13
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
"Mehr Demokratie" fordert<br />
neuen Konvent<br />
Aufruf an Öffentlichkeit und<br />
<strong>EU</strong>-Institutionen<br />
� Der Verband "Mehr Demokratie e.V."<br />
setzt sich in Gemeinden und Ländern, im<br />
Bund und in Europa für das Recht auf<br />
Volksabstimmung ein. Er ruft Bürger und<br />
Bürgerinnen, Regierungen und <strong>EU</strong>-Organe<br />
auf, sich für die Wahl eines neuen "Konvents<br />
für die Zukunft Europas" einzusetzen.<br />
Der Aufruf kann <strong>beim</strong> Verein angefordert<br />
oder im Internet herunter geladen<br />
werden (siehe unter weitere Informationen).<br />
Wir dokumentieren den Aufruf im<br />
Wortlaut:<br />
Rückbesinnung auf demokratische<br />
Regeln<br />
Mit dem "Non" Frankreichs, dem "Nee"<br />
der Niederlande und der vorläufigen Absage<br />
des Referendums in Großbritannien<br />
ist der Vertrag über eine Verfassung für<br />
Europa politisch gescheitert. Nun rächt<br />
sich, dass die Europapolitik lange Jahre<br />
über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger<br />
hinweg betrieben wurde. Erwogen<br />
werden jetzt eine nachträgliche Änderung<br />
der Ratifikationsregeln oder erneute<br />
Volksabstimmungen über denselben Entwurf.<br />
Doch ein so erzwungener Verfassungsvertrag<br />
würde nicht nur den in<br />
Frankreich und den Niederlanden geäußerten<br />
Bürgerwillen missachten, sondern<br />
auch die demokratischen Grundwerte Europas<br />
ad absurdum führen. Eine solche<br />
Entwicklung muss unbedingt verhindert<br />
werden. Und dies kann nur durch eine<br />
Rückbesinnung auf demokratische Regeln<br />
gelingen.<br />
Europas Bürgern und Bürgerinnen fehlt<br />
das Vertrauen<br />
Wir meinen, dass ein wichtiger Grund für<br />
das Scheitern des Verfassungsvertrags<br />
das fehlende Vertrauen der Bürgerinnen<br />
und Bürger in eine abgehobene <strong>EU</strong>-Politik<br />
ist. Zu diesem Vertrauensmangel trug<br />
auch die Entstehungsgeschichte des derzeitigen<br />
Vertragsentwurfes bei. Denn<br />
schon das Konventsverfahren in Brüssel<br />
war von schwerwiegenden demokratischen<br />
Mängeln gekennzeichnet:<br />
- Der 105 Mitglieder zählende Konvent<br />
wurde von den Regierungen eingesetzt<br />
und nicht von den Bürgerinnen und Bürgern<br />
direkt beauftragt. So wurde eine<br />
Identifikation mit dem Konventsergebnis<br />
von vornherein verhindert. Viele wussten<br />
14 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
nicht einmal vom Konvent und seiner<br />
Aufgabe.<br />
- Zwar waren die Sitzungen öffentlich,<br />
doch wurden im Konvent selbst keine<br />
Entscheidungen gefällt. Dies geschah allein<br />
im dreizehnköpfigen Präsidium - ohne<br />
erkennbare Regeln und unter Ausschluss<br />
der Öffentlichkeit. Große Teile<br />
der Verfassung wurden gar nicht diskutiert,<br />
sondern einfach "durchgewunken".<br />
- Erst nach Abschluss des Konvents wurde<br />
bestimmt, ob die Bürgerinnen und<br />
Bürger selbst oder die Parlamente über<br />
den Vertrag zu entscheiden haben. In<br />
vielen Mitgliedsstaaten wurde kein Referendum<br />
zugelassen, obwohl Verträge,<br />
die die Souveränitätsverhältnisse berühren,<br />
der direkten Legitimation durch die<br />
Bürgerinnen und Bürger bedürfen.<br />
Wie sollen die Bürgerinnen und Bürger<br />
Europas bei einem solchen Vorgehen Vertrauen<br />
in den Verfassungsvertrag entwickeln<br />
und damit Vertrauen in ein geeintes<br />
Europa?<br />
Neuer Vertrag muss demokratisch<br />
legitimiert sein<br />
Unzweifelhaft steht Europa vor großen<br />
Herausforderungen, die nur auf der Basis<br />
eines neuen Vertrages gelöst werden<br />
können. Eine so tief greifende Reform aber<br />
kann nur mit der ausdrücklichen Beauftragung<br />
durch die Bürgerinnen und<br />
Bürger gelingen! Nur ein demokratisch legitimiertes<br />
Konventsverfahren kann einen<br />
Vertragsentwurf hervorbringen, dem die<br />
Menschen als akzeptablem Kompromiss<br />
vertrauensvoll zustimmen können.<br />
Forderungen für einen neuen Konvent<br />
Wir fordern daher die Einleitung eines<br />
wirklich demokratischen Konvents- und<br />
Ratifikationsverfahrens. Dieses soll aus<br />
folgenden Schritten bestehen:<br />
Wahl der Konventsmitglieder: Es wird ein<br />
Verfahren für einen neuen Konvent mit direkt<br />
von den Bürgern gewählten Konventsmitgliedern<br />
ausgearbeitet. Zu beantwortende<br />
Fragen wären etwa, wer<br />
kandidieren darf oder wie viele Kandidaten<br />
pro Land aufgestellt werden dürfen.<br />
Dabei wird auf Meinungspluralität geachtet.<br />
Anschließend wird der Konvent direkt<br />
gewählt.<br />
Konventsverfahren: Der neue Konvent<br />
tagt und entscheidet öffentlich. Das Präsidium<br />
wird gewählt und moderiert das Verfahren,<br />
ohne es zu dominieren. Die Quali-<br />
tät des Verfahrens soll nicht unter Zeitdruck<br />
leiden.<br />
Entscheidungsalternativen: Der Konvent<br />
entwickelt als Zwischenergebnis grundsätzliche<br />
Alternativentwürfe. In geeigneten<br />
Verfahren (z.B. Bürgerkonferenzen, Bürgergutachten,<br />
Befragungen oder Abstimmungen)<br />
werden diese Alternativen öffentlich<br />
debattiert. Zusätzlich können die<br />
Bürgerinnen und Bürger sowie zivilgesellschaftliche<br />
Initiativen qualifizierte Vorschläge<br />
an den Konvent richten, die von<br />
den Konventsmitgliedern berücksichtigt<br />
werden müssen. Durch diese frühe Rückkoppelung<br />
während des Konventsverfahrens<br />
wird eine Akzeptanz des endgültigen<br />
Entwurfs sehr viel wahrscheinlicher.<br />
Referendum über das Konventsergebnis<br />
Nach Berücksichtigung der Rückmeldungen<br />
(Punkt 3) wird der vom Konvent ausgearbeitete<br />
Vorschlag zur Abstimmung<br />
gestellt. Es wird zeitgleich in allen Mitgliedsstaaten<br />
abgestimmt.<br />
Die Unterzeichnenden fordern die verantwortlichen<br />
Entscheidungsträger auf, die<br />
bestehende Krise der Europäischen Union<br />
als Chance zu nutzen und ein neues Konventsverfahren<br />
einzuleiten. Die Europäische<br />
Union muss auf einem demokratischen<br />
Fundament aufgebaut werden. �<br />
Gastbeitrag: Mehr Demokratie e.V.<br />
• Weitere Informationen<br />
Mehr Demokratie e.V., Greifswalder Str.<br />
4, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 420823-70, Fax -80<br />
eMail info@mehr-demokratie.de<br />
www.mehr-demokratie.de/412.html
<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />
Großbritannien übernimmt<br />
<strong>EU</strong>-Präsidentschaft<br />
Ab 1. Juli hat Tony Blair für ein halbes<br />
Jahr den Vorsitz<br />
Ab 1. Juli wird Großbritannien die <strong>EU</strong>- Präsidentschaft<br />
übernehmen. Statt des bis<br />
Juni amtierenden luxemburgischen Ratsvorsitzenden<br />
Jean-Claude Juncker werden<br />
dann Tony Blair und die jeweils zuständigen<br />
Minister den Räten vorsitzen. Blair will<br />
nach eigenen Worten die "heißesten Eisen"<br />
der Europäischen Union anpacken -<br />
was voraussetze, dass die <strong>EU</strong> zur Reform<br />
bereit sein muss. Zunächst wird der britische<br />
Regierungschef sich wohl um die<br />
nicht zuletzt an der britischen Kompromisslosigkeit<br />
gescheiterten Finanzdebatten<br />
kümmern müssen.<br />
Prioritäten: Bürokratieabbau,<br />
Klimaschutz, Afrika<br />
Neben Verhandlungen über "besseres<br />
Regieren" (better governance) und Deregulierung<br />
bzw. Bürokratieabbau soll es im<br />
nächsten halben Jahr besonders um den<br />
Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit<br />
mit Afrika gehen.<br />
Nachhaltige Entwicklung und der Klimaschutz<br />
sollen ebenfalls wichtige Priorität<br />
bekommen. Blair will mit seinen <strong>EU</strong>- Partnern<br />
zusammenarbeiten, um den internationalen<br />
Klima-Verhandlungen neue Impulse<br />
zu geben. Optionen für ein Rahmenwerk<br />
zum Klimaschutz nach 2012 sollen<br />
geprüft und gleichzeitig mit den wichtigsten<br />
internationalen Partnern auf eine<br />
kosteneffiziente Emissionsminderung hingearbeitet<br />
werden. Das <strong>beim</strong> Europäischen<br />
Rat vereinbarte Ziel von 30 % Reduktion<br />
von CO2-Emissionen steht. Darüber<br />
hinaus muss eine <strong>EU</strong>-Position zur<br />
UN-Konferenz zum Klimawandel in Montreal<br />
(COP-11, 16.-18.11.05) erarbeitet<br />
werden. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Offizielle Internetseite der britischen<br />
Ratspräsidentschaft:<br />
www.eu2005.gov.uk<br />
Newsticker<br />
Višegrad-Umweltminister: mehr<br />
Unterstützung für neue <strong>EU</strong>-Mitglieder<br />
Die Umweltminister der Višegrad-Staaten 1<br />
und Litauens haben sich auf einem Treffen<br />
Anfang Juni auf eine gemeinsame Position<br />
zu einigen <strong>EU</strong>-Richtlinien geeinigt<br />
und auf die "fehlende Basisinfrastruktur<br />
für Umweltschutz" hingewiesen. Die <strong>EU</strong><br />
solle bei der Gestaltung der Umweltpolitik<br />
die "besondere Situation" der neuen Mitgliedstaaten<br />
berücksichtigen. Bevor die<br />
Verpackungs-, die Altauto- und die Elektroschrott-Richtlinie<br />
umgesetzt werden<br />
könnten, bedürfe es nationaler Konsultationen.<br />
Einhellige Zustimmung gab es dagegen<br />
für die REACH-Verordnung zur<br />
Chemikalienreform, wobei die fünf Umweltminister<br />
sich für die Vereinfachung<br />
durch den so genannten OSOR-Vorschlag<br />
"pro Substanz nur eine Registrierung"<br />
aussprachen. Schwierigkeiten sehen die<br />
Višegrad-Staaten bei der Finanzierung<br />
des Natura-2000- Netzwerks. Deshalb<br />
sprachen sie sich auch für eine Fortsetzung<br />
der Finanzierung von Projekten in<br />
ärmeren Staaten durch die <strong>EU</strong>-<br />
Kohäsionsfonds aus. Ihrer Meinung nach<br />
sollten diese auch Erneuerbare Energien<br />
und nachhaltige Verkehrsprojekte unterstützen.<br />
(jg)<br />
Quelle: Environment Daily, 10.06.05<br />
EEA-Studie: Über Umweltpolitik wird<br />
viel geredet, aber wenig getan<br />
Die Integration von Umweltpolitik in andere<br />
Politikbereiche hat an Kraft verloren.<br />
Das ist das Ergebnis einer Studie der Europäischen<br />
Umweltagentur (EEA). Die Agentur<br />
empfiehlt die Einrichtung von Expertengremien,<br />
um die Umsetzung der<br />
Umweltintegration in Verkehrs-, Energie-<br />
Landwirtschafts- und andere sektorale<br />
Politiken (so genannter Cardiff-Prozess)<br />
voranzubringen. Die Studie zeigte unterschiedliche<br />
nationale Aktivitäten auf dem<br />
Gebiet. Die Regierungen hätten "große<br />
Fortschritte" bei verbalen politischen Zugeständnissen<br />
gemacht, aber in der Praxis<br />
wenig erreicht. Es gebe aber auch viele<br />
gute Beispiele, wo Umweltintegration<br />
gelungen sei - besonders in Norwegen<br />
1 In der Erklärung von Visegrad (1991) haben sich<br />
die Staatschefs von Polen, Ungarn, Tschechien<br />
und der Slowakei verpflichtet, sich dem politischwirtschaftlichen<br />
System Europas anzuschließen<br />
sowie ihre Zusammenarbeit auf den Gebieten Regionales,<br />
Wirtschaft und Kultur zu intensivieren: eine<br />
Art „mitteleuropäisches Pendant zu Benelux“.<br />
www.europa-digital.de/aktuell/fdw/visegrad.shtml<br />
und Schweden. In den meisten Mitgliedstaaten<br />
seien Umweltabteilungen in den<br />
anderen Politikbereichen inzwischen üblich.<br />
Nun müsse aber an mehr "Kohärenz<br />
und Koordination" gearbeitet werden. Die<br />
Regierungen sollten - so die Empfehlung<br />
der EEA - unabhängige Gremien einsetzen,<br />
die die Fortschritte evaluieren und<br />
die Umweltintegration weiter voranbringen.<br />
(jg)<br />
Quelle: Environment Daily, 08.06.05;<br />
Studie: http://reports.eea.eu.int/<br />
technical_report_2005_2/en<br />
Neue <strong>EU</strong>-Studie über Umwelt,<br />
Gesundheit und Wohlbefinden<br />
Das Wohlbefinden der Europäer/innen<br />
hängt von der Qualität der Umwelt ab, in<br />
der diese leben und arbeiten. Zu diesem<br />
Fazit kommt eine neue <strong>EU</strong>-Studie über<br />
"Umwelt und Gesundheit zur Verbesserung<br />
unseres Wohlbefindens". Der Aktionsplan<br />
der <strong>EU</strong>-Kommission zu Umwelt<br />
und Gesundheit 2004-2010 fasst Maßnahmen<br />
zum besseren Verständnis der<br />
Beeinflussung unserer Gesundheit durch<br />
Umweltfaktoren zusammen. Die Stärkung<br />
der Umwelt- und Gesundheitsforschung<br />
und der Wissenstransfer zum Politikgeschehen<br />
ermöglicht der <strong>EU</strong> und den Mitgliedstaaten<br />
eine gezielte und beständige<br />
Politik zum Schutz der Gesundheit ihrer<br />
Bürger, so der Tenor der Studie. (bv)<br />
Download der Studie (20 S., 607 KB):<br />
www.europa.eu.int/comm/research/<br />
environment/pdf/env_health_en.pdf<br />
5. Brüsseler Grüne Woche: Kampf<br />
gegen den Klimawandel<br />
Zum fünften Mal haben sich Umweltexpert/innen<br />
auf der "Grünen Woche" in<br />
Brüssel versammelt. Die Generaldirektion<br />
Umwelt unter Kommissar Stavros Dimas<br />
stellte diesmal alles unter das Motto "Den<br />
Klimawandel in den Griff bekommen!". Das<br />
größte internationale Forum zur <strong>EU</strong>- Umweltpolitik<br />
beinhaltete vom 31. Mai bis<br />
zum 3. Juni zahlreiche Veranstaltungen<br />
rund um die Reduktion von Treibhausgasemissionen.<br />
Kampagnen für saubere Luft,<br />
Auswirkungen des Klimawandels auf Entwicklungsländer,<br />
Folgen für Biodiversität<br />
und Lebensqualität u. a. Themen wurden<br />
behandelt. Auch Ausstellungen, Lesungen<br />
und Wettbewerbe beschäftigten sich mit<br />
dem Schutz des Klimas. (jg)<br />
www.europa.eu.int/comm/environment/<br />
greenweek/index_en.htm<br />
�<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 15
Abfall, Produktpolitik �<br />
Elektroschrott: Umsetzung<br />
kommt nur langsam voran<br />
Bald in allen Mitgliedstaaten<br />
Rückgaberecht für Verbraucher?<br />
Verbraucher und Verbraucherinnen sollen<br />
laut Richtlinie 2002/96/EG ab 15. August<br />
2005 1 ihre alten Elektrogeräte im Handel<br />
oder bei Sammelstellen kostenlos abgeben<br />
können. Die Umsetzung in den Mitgliedstaaten<br />
verläuft allerdings schleppend<br />
(<strong>EU</strong>R 10.04, S. 13). Bis spätestens<br />
31. Dezember 2006 soll eine Mindestquote<br />
von durchschnittlich vier Kilogramm<br />
getrennt gesammelten Elektro- und Elektronik-Altgeräten<br />
aus privaten Haushalten<br />
pro Einwohner und Jahr erreicht werden.<br />
Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Schon<br />
bei der "theoretischen" Umsetzung in nationales<br />
Recht hinken die Staaten hinterher<br />
- und damit ist in der Praxis noch kein<br />
Altgerät gesammelt und verwertet.<br />
Derweil rühmt sich das Nicht-<strong>EU</strong>-Land<br />
Norwegen das "weltbeste" Sammelsystem<br />
für Elektro- und Elektronik-Altgeräte zu<br />
haben: pro Einwohner/in werde bereits<br />
eine Rate von mehr als 12 kg je Kopf und<br />
Jahr erreicht.<br />
Recycling am Ende reicht nicht<br />
Umweltverbänden reicht es nicht, dass<br />
der Schrott am Ende recycelt wird - eine<br />
vernünftige Produktpolitik setzt auf ungefährliche<br />
Inhaltsstoffe, mögliche Wiederbenutzung<br />
und -verwertung einzelner Bestandteile<br />
und Abfallvermeidung schon<br />
von Produktionsbeginn an. Greenpeace<br />
protestierte Ende Mai vor den Toren von<br />
Hewlett-Packard in Genf gegen die Verwendung<br />
hochgiftiger Inhaltsstoffe in Elektrogeräten,<br />
deren Entsorgung oftmals<br />
im Ausland unter geringen Sozial- und<br />
Umweltstandards stattfindet. Ein Bespiel,<br />
das Greenpeace anführte: Einige Abwässer<br />
in der Nähe chinesischer Elektroschrottrecycling-Betriebe<br />
seien mittlerweise<br />
so giftig, dass sich ein Penny innerhalb<br />
von Stunden auflöse.<br />
4.000 Tonnen künftigen (größtenteils giftigen)<br />
Elektroschrotts werden als Neugerät<br />
weltweit pro Stunde produziert. Zwar<br />
dürfen ab dem 1. Juli 2006 in der <strong>EU</strong><br />
neue Elektro- und Elektronikgeräte sowie<br />
elektrische Glühlampen und Leuchten für<br />
private Haushalte kein Blei, Quecksilber,<br />
Cadmium, sechswertiges Chrom, polybro-<br />
1 Für die neuen Mitgliedstaaten sowie Irland und<br />
Griechenland wurden Fristverlängerungen gewährt.<br />
16 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
miertes Biphenyl (PBB) oder Diphenylether<br />
(PBDE) enthalten. Allerdings gibt<br />
es hier Ausnahmen - und die Entsorgung<br />
der "Altlasten" dürfte ebenfalls nicht unproblematisch<br />
sein.<br />
Deutschland vertagt auf 2006<br />
Allein in Deutschland fallen jährlich rund<br />
1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott an.<br />
Nach Angaben des Bundesumweltministeriums<br />
können Verbraucherinnen und<br />
Verbraucher ab 24. März 2006 alte Elektro-<br />
und Elektronikgeräte kostenlos bei<br />
kommunalen Sammelstellen abgeben. Die<br />
Hersteller sind dann verpflichtet, die gesammelten<br />
Geräte zurückzunehmen, nach<br />
dem Stand der Technik zu behandeln und<br />
zu verwerten. Bis sich das Verfahren eingespielt<br />
hat, wird es voraussichtlich zu<br />
Engpässen bei der Sammlung und Lagerung<br />
der Geräte kommen. Und obwohl die<br />
Zerlegung der Geräte und die Sortierung<br />
der teilweise gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffe<br />
fachgerechten Umgang verlangen,<br />
werden in Betrieben auch ungelernte<br />
Kräfte und Langzeitarbeitslose eingesetzt.<br />
Ob die Schulungen überall ausreichen,<br />
Umwelt und Gesundheit sicher zu schützen,<br />
muss in Frage gestellt werden. �<br />
Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Greenpeace European Unit, Dr. Nadia<br />
Haiama-Neurohr, Chemikalienexpertin,<br />
Rue Belliard 199, B-1040 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 27419-13, Fax -10<br />
eMail:<br />
nadia.haiama@diala.greenpeace.org<br />
http://eu.greenpeace.org<br />
Quellen: VDI-Nachrichten (27.05.05),<br />
Bundesumweltministerium (08.06.05)<br />
Informationen zur Richtlinie<br />
2002/96/EG im Internet:<br />
www.europa.eu.int/comm/environment/<br />
waste/pdf/faq_weee.pdf<br />
www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/<br />
application/pdf/<br />
elektro_eurichtlinie_geraete.pdf<br />
Zweifel an Kompostierbarkeit<br />
von Polyethylen<br />
Produkte genügen nicht der<br />
entsprechenden <strong>EU</strong>-Norm<br />
Polyethylen-Tüten werden mit Begriffen<br />
wie "oxo-abbaubar", "biologisch abbaubar"<br />
oder manchmal sogar "kompostierbar"<br />
beworben. Allerdings habe bis jetzt<br />
keines dieser Produkte die Anforderungen<br />
der europäischen Norm EN 13432 2 erfüllt,<br />
so der internationale Industrieverband<br />
für Biokunststoffe und biologisch<br />
abbaubare Werkstoffe e.V. (IBAW) in einem<br />
Anfang Juni veröffentlichten Positionspapier.<br />
Jüngstes Beispiel sei der in<br />
Frankreich getestete "Neosac". Obwohl<br />
die Folie relativ schnell in kleine Stücke<br />
zerfalle, erfolge der Abbau der Reste sehr<br />
langsam - viel zu langsam, um die Kriterien<br />
der Norm zu erfüllen.<br />
Polyethylen-Tragetaschen können<br />
Umwelt und Gesundheit schaden<br />
Tragetaschen aus Polyethylen (PE), die<br />
sich dank spezieller Zusätze angeblich "in<br />
Nichts auflösen", können Umwelt und Gesundheit<br />
gefährden, so der IBAW. Negative<br />
Auswirkungen seien auch für das<br />
Kunststoffrecycling zu befürchten.<br />
Besonders gefährlich: feine<br />
Rückstände und Zusatzstoffe<br />
Es besteht laut IBAW somit die Gefahr,<br />
"dass der entstehende feine Staub in der<br />
Natur akkumuliert wird, und dass Tiere<br />
und Pflanzen ihn aufnehmen". Der IBAW<br />
verweist auf Studien, denen zufolge vor<br />
allem Meereslebewesen heute bereits<br />
massiv unter solchen Plastikrückständen<br />
leiden. Die als Additiv eingesetzten Metallverbindungen,<br />
darunter krebserregende<br />
Kobaltsalze, könnten die Gesundheit stark<br />
beeinträchtigen, besonders am Arbeitsplatz.<br />
Würden die Tüten weggeworfen<br />
oder kompostiert, könnten giftige und<br />
schwer abbaubare Metallverbindungen<br />
freigesetzt werden.<br />
Missbräuchliche Darstellung der<br />
PE-Tüten in der Werbung kritisiert<br />
IBAW kritisiert weiterhin, dass PE-Tüten in<br />
der Werbung als Lösung des weltweit verbreiteten<br />
"Littering-Problems" bezeichnet<br />
2 Die Norm ist Bestandteil der Richtlinie 2004/12/EG<br />
vom 11.02.04 zur Änderung der RL 94/62/EG<br />
über Verpackungen und Verpackungsabfälle“ und<br />
beschreibt Prüfmethoden zum Nachweis der biologischen<br />
Abbaubarkeit von Kunststoffverpackungen.<br />
Informationen zur Norm: www.bsi-global.com/<br />
Environmental/Sustainability/bsen13432.xalter
Abfall, Produktpolitik �<br />
würden, also dem achtlosen Wegwerfen<br />
von Abfällen ohne Verwertungsabsicht.<br />
Tatsächlich seien diese Produkte nach ihrer<br />
Nutzung weder in der Bioabfallsammlung<br />
und Kompostierung noch im Kunststoffrecycling<br />
sinnvoll. Für die Kompostierung<br />
seien sie aufgrund der toxischen<br />
Verbindungen und der langen Abbauzeiten<br />
nicht geeignet. Im Kunststoffrecycling<br />
würden die destabilisierenden Zusätze zu<br />
verminderter Qualität und damit zu<br />
schlechterer Anwendbarkeit von Rezyklaten<br />
führen, so die IBAW. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Interessengemeinschaft Biologisch Abbaubare<br />
Werkstoffe e.V. (IBAW), Marienstraße<br />
19/20, 10117 Berlin<br />
Tel. 030 / 28482-350, Fax -359<br />
eMail: presse@ibaw.org<br />
www.ibaw.org<br />
<strong>EU</strong>-Verpackungsrichtlinie:<br />
www.europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/<br />
dat/2004/l_047/<br />
l_04720040218de00260031.pdf<br />
Newsticker<br />
Italien: 4000 illegale Deponien,<br />
Müllmafia verdient 25 Milliarden<br />
Anfang Juni hat die österreichische Tageszeitung<br />
"Der Standard" auf die illegale<br />
Entsorgung von gefährlichen Stoffen und<br />
giftigen Substanzen in Italien hingewiesen.<br />
Für Aufsehen sorgte danach eine Studie<br />
der Umweltschutzorganisation Legambiente,<br />
der zufolge die Mafia jährlich 24,6<br />
Mrd. Euro mit der Verfrachtung von Giftmüll<br />
in Entwicklungsländer oder der Entsorgung<br />
von Material auf inzwischen<br />
4.000 illegalen Mülldeponien erwirtschaftet.<br />
Gefährliche Substanzen und Reste<br />
chemischer Verarbeitung würden als<br />
harmloser Abfall verpackt und auf öffentlichen<br />
Deponien oder in Verbrennungsöfen<br />
entsorgt, warnte Legambiente. Die Müllmafia<br />
sei eine Branche mit 30 % Wachstum<br />
und durch die illegalen Machenschaften<br />
in der Lage, legale Anbieter um 90 %<br />
zu unterbieten. Jede Stunde würden in Italien<br />
drei schwere Umweltvergehen begangen,<br />
so die Studie. (jg)<br />
Quelle: http://derstandard.at/<br />
?id=2064276 (01.06.05)<br />
Problemfall Abfallstatistik<br />
Die <strong>EU</strong> muss nach ihren eigenen Regelungen<br />
Statistiken über Abfälle erstellen und<br />
ist damit im Rückstand. In der Praxis ist<br />
nämlich unklar, wie Daten beschafft und<br />
welche vorhandenen Quellen am besten<br />
genutzt werden können. Deshalb wurden<br />
in einigen Mitgliedstaaten Studien in Auftrag<br />
gegeben. Demnach lassen sich die<br />
Aus- und Einfuhr von Abfallmengen zwar<br />
lückenhaft aber noch am ehesten über die<br />
Außenhandelsstatistik ermitteln. Bis zum<br />
Ende diesen Jahres soll es Empfehlungen<br />
geben, wie sich Daten im Bereich der bioorganischen<br />
Abfälle z. B. aus Land- und<br />
Forstwirtschaft beschaffen lassen. (jg)<br />
Quelle: Environment Daily 08.06.05<br />
Ab 2010 sollen Autoreifen weniger<br />
Krebs erregende Stoffe enthalten<br />
Das Europäische Parlament hat mit geringen<br />
Änderungen einem Kommissionsvorschlag<br />
zugestimmt, der die Verwendung<br />
bestimmter polyzyklischer aromatischer<br />
Kohlenwasserstoffe (PAK) in Weichmacherölen<br />
und Reifen limitieren will. Ab<br />
2010 soll es <strong>EU</strong>-weite Grenzwerte für Autoreifen<br />
(ab 2012 für Rennfahrzeuge und<br />
Spezialreifen) geben. Bestimmte PAK wie<br />
Benzo(a)pyren sind als krebserregend,<br />
erbgut- und fortpflanzungsschädigend<br />
eingestuft. Per Reifenabrieb können sie in<br />
die Umwelt gelangen. (jg)<br />
Quelle: www.europarl.eu.int/press/<br />
index_publi_de.htm ("heute im Plenum"<br />
09.06.05)<br />
In Spanien werden Reifen separat<br />
gesammelt<br />
Die fünf größten spanischen Reifenhersteller,<br />
die 90 % des Marktes beherrschen,<br />
haben sich zusammengeschlossen<br />
und ein neues Unternehmen gegründet,<br />
das sich um die Wiederverwertung von<br />
gebrauchten Autoreifen kümmern soll. Ab<br />
Juli 2006 dürfen geschredderte Reifen<br />
nicht mehr deponiert werden, seit zwei<br />
Jahren gilt das Verbot bereits für ganze<br />
Reifen. 2003 wurden nur 40 % der gebrauchten<br />
Reifen recycelt, so die spanische<br />
Recycling-Industrie-Vereinigung BIR.<br />
(jg)<br />
Quelle: Environment Daily, 31.05.05<br />
Finnische Ökobilanz: Altpapier als<br />
Energiequelle unrentabel<br />
Papierrecyceln ist besser als Papier zu<br />
deponieren oder es energetisch zu nutzen.<br />
Das ist das Ergebnis einer Ökobilanz-<br />
Studie für den Raum Helsinki, die auch<br />
Kosten für Altpapiermanagement berücksichtigt.<br />
Die Studie des finnischen Umweltinstituts<br />
und der Universität von Helsinki<br />
untersuchte die Frage, ob das Verbrennen<br />
von Altpapier anstelle von Kohle nicht<br />
eventuell günstiger wäre. Ergebnis: Zwar<br />
könne das Verbrennen von Altpapier anstelle<br />
von Kohle unter rein ökologischen<br />
Aspekten günstiger sein, finanziell sei es<br />
das aber nicht. (jg)<br />
Quelle: Environment Daily, 17.05.05;<br />
Studie (engl., 153 S.): www.ymparisto.fi/<br />
download.asp?contentid=34817&lan=en<br />
Britisch-schwedische Initiative für<br />
umweltfreundlichere Gebäude<br />
Die schwedische und die britische Regierung<br />
haben eine gemeinsame Initiative<br />
zum Austausch von beispielhaften nachhaltigen<br />
Gebäudebauweisen im Internet<br />
gestartet. Unter der Adresse<br />
www.ukswedensustainability.org finden<br />
sich u. a. "20 Tipps für nachhaltige Sanierung",<br />
Projektpartner und gute Beispiele.<br />
Ziel: Klimagase und Abfälle reduzieren.<br />
(jg)<br />
Quelle: Environment Daily, 13.06.05<br />
�<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 17
Agrarpolitik, Gentechnik �<br />
Gescheiterter Finanzgipfel<br />
zementiert Agrarreformkrise<br />
BUND kritisiert Subventionen für<br />
landwirtschaftliche Großbetriebe<br />
Der Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland (BUND) hat den <strong>EU</strong>- Staatschefs<br />
"eklatantes Versagen" bei der Reform<br />
der Agrarpolitik vorgeworfen. Die<br />
milliardenschweren und zu einem Großteil<br />
für Umwelt und Landwirtschaft nachteiligen<br />
Agrarsubventionen müssten endlich<br />
an soziale und ökologische Leistungen<br />
gekoppelt werden. Keinesfalls dürfe ausgerechnet<br />
jenes Zehntel der Subventionen<br />
aus der so genannten "zweiten Säule" des<br />
<strong>EU</strong>-Agrarhaushaltes gekürzt werden, mit<br />
dem zukunftsträchtige Arbeitsplätze und<br />
Umweltschutz in der Landwirtschaft finanziert<br />
würden.<br />
Nitrat- und Pestizidemissionen, keine<br />
Arbeitsplätze<br />
Die Subventionen für landwirtschaftliche<br />
Großbetriebe hätten direkte Auswirkung<br />
auf den Gehalt von Nitraten und Pestiziden<br />
in den Agrarprodukten. Gleichzeitig<br />
würden die Mittel für die landwirtschaftlichen<br />
Umweltprogramme auf die Hälfte zusammengestrichen.<br />
Damit vernichte die<br />
<strong>EU</strong> innovative Arbeitsplätze in der naturnahen<br />
Landwirtschaft. Neunzig Prozent<br />
der Finanzbeihilfen aus der so genannten<br />
"ersten Säule" des <strong>EU</strong>-Agrarhaushalts<br />
würden zur Rationalisierung und Arbeitsplatzvernichtung<br />
auf Kosten der Umwelt<br />
eingesetzt. Die Folgen: "Verschandelung<br />
der europäischen Landschaft", Monokulturen,<br />
Bodenerosion und steigender<br />
Spritzmitteleinsatz. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
BUND, Reinhild Benning, Agrarexpertin,<br />
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin<br />
Tel. 030 / 27586-481,<br />
eMail: reinhild.benning@bund.net<br />
18 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Agrarpolitik auf Abwegen<br />
<strong>EU</strong> fördert extreme Schweinemast<br />
eines US-Konzerns in Polen<br />
Das US-Unternehmen Smithfield Foods<br />
konnte u.a. mit einem 100-Millionen Dollar-Darlehen<br />
der Europäischen Bank für<br />
Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in<br />
Polen 17 gigantische Schweinemastanstalten<br />
mit bis zu 30.000 Schweinen je<br />
Betrieb errichten. Diese Verwendung von<br />
Steuergeldern stehe im krassen Gegensatz<br />
zu den Wünschen der europäischen<br />
Bürger und zu den Zielen der von der <strong>EU</strong><br />
propagierten Agrarwende, kritisierte der<br />
Umweltverband CEE Bankwatch Anfang<br />
Juni.<br />
Ein Riese macht sich breit<br />
Der amerikanische Konzern Smithfield<br />
Foods ist mit rund 10 Milliarden US-Dollar<br />
Umsatz pro Jahr der größte Schweinefleischverarbeiter<br />
und Schweinemäster<br />
weltweit. Jährlich mästet er etwa 12 Millionen<br />
Schweine und verarbeitet 20 Millionen.<br />
Seine polnischen Tochterfirmen Animex<br />
und Prima Farms haben bereits über<br />
30 große ehemalige Staatsfarmen in Polen<br />
aufgekauft, die nach und nach in<br />
Schweinemästereien umgewandelt werden.<br />
In Deutschland gelten Großbetriebe<br />
mit bis zu 1000 Schweinen bereits als<br />
Ausnahme. Smithfield-Betriebe allerdings<br />
fangen bei dieser Größenordung erst an.<br />
Polnischer Umweltverband kämpft<br />
vergebens gegen den Giganten<br />
Das polnische "Grüne Netzwerk", das seit<br />
langem die Praktiken Smithfields in Polen<br />
dokumentiert und bekämpft, forderte erst<br />
im November 2004 die europäischen<br />
Entwicklungsbanken auf, diesen Konzern<br />
nicht weiter finanziell zu unterstützen.<br />
Smithfield sei Schuld am Ruin zahlreicher<br />
kleiner Schweinezuchtbetriebe in Polen<br />
und verschmutze in massiver Weise die<br />
Umwelt inklusive der Ostsee, denn über<br />
zehntausend Schweine in engen Ställen<br />
bedeuten auch Tausende von Litern Abwasser<br />
täglich. Smithfield gelte selbst in<br />
den USA als rücksichtsloses Unternehmen.<br />
Bislang blieben die Proteste trotz einiger<br />
Medienberichte ohne Erfolg, so das Grüne<br />
Netzwerk: "Es kümmert sich mal wieder<br />
keine Sau darum." (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
www.bankwatch.org/issues/ebrd/<br />
animex/manimex.html<br />
Bauernhofsterben in Polen:<br />
Besser tot als bio?<br />
Intensivierung statt ökologischer<br />
Strukturwandel<br />
Etwa eine Million polnischer Landwirte<br />
werden den vom <strong>EU</strong>-Beitritt erzwungenen<br />
Modernisierungsschub wirtschaftlich nicht<br />
überleben. Irland hat diesen Weg schon<br />
vor langer Zeit beschritten: Vor dem <strong>EU</strong>-<br />
Beitritt des Landes betrug der Anteil der<br />
Landwirte an den Erwerbstätigen, ähnlich<br />
wie in Polen, 26 Prozent. Nun liegt er bei<br />
8 Prozent. Gegenkonzepte zur kritiklosen<br />
Übernahme von <strong>EU</strong>- Regelungen wurden in<br />
Polen bislang stets mit dem Hinweis weggewischt,<br />
sie gefährdeten das übergeordnete<br />
Ziel der europäischen Integration.<br />
Dabei wären gerade in Polen die Voraussetzungen<br />
für einen großflächigen Umstieg<br />
auf biologische und nachhaltige<br />
Landwirtschaft sehr gut: Noch ist die<br />
Struktur der polnischen Landwirtschaft<br />
von bäuerlicher, nicht-industrieller Produktion<br />
dominiert.<br />
Bestehendes Beihilfe-Modell nicht in<br />
Frage gestellt<br />
Um Polen zu einem Vorreiter in regionaler<br />
und ökologischer Versorgung mit Lebensmitteln<br />
zu machen, hätte Polens Regierung<br />
allerdings härter mit Brüssel verhandeln<br />
und auch das derzeitige Beihilfenmodell<br />
in Frage stellen müssen. Denn<br />
noch immer kassieren in der <strong>EU</strong> weniger<br />
als zwanzig Prozent der Produzent/innen<br />
mehr als achtzig Prozent der Beihilfen.<br />
Tabuthema: Schutz des nationalen<br />
Markts<br />
"Der Aufbau von ökologischen Strukturen<br />
hätte zumindest vorübergehend Geld und<br />
einen Schutz der heimischen Produktion<br />
(etwa durch Einfuhrzölle) erfordert, aber<br />
er wäre denkbar gewesen", so Piotr<br />
Dobrowolski, Journalist der Zeitschrift<br />
"Ost-West-Gegeninformationen". Dass ein<br />
ökologisches Reform-Programm nicht<br />
mehrheitsfähig wurde, liege auch daran,<br />
dass die Linke die Proteste gegen die <strong>EU</strong>-<br />
Agrarpolitik fast gänzlich national- konservativen<br />
Gruppen überlassen habe. Und<br />
denen sei "Bio" suspekt - unter anderem<br />
weil es neu sei, so Dobrowolski. �<br />
Autor: Daniel Unsöld, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Quelle: www.woz.ch 19.5.2005
Agrarpolitik, Gentechnik �<br />
<strong>EU</strong>-Milchproduktion: Weniger<br />
ist mehr<br />
Bauern- und Umweltverbände<br />
kritisieren <strong>EU</strong>-Milchmarktreform<br />
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft<br />
(AbL) und die Umwelt- und<br />
Entwicklungsorganisation Germanwatch<br />
haben Anfang Juni die Milchmarktreform<br />
der Europäischen Union kritisiert. Sie sieht<br />
nach einem Beschluss der <strong>EU</strong> zur Agrarreform<br />
2003 vor, die Quote nochmals um<br />
1,5 Prozent zu erhöhen.<br />
Absurde Preispolitik nutzt nur wenigen<br />
"Politik, Lebensmitteleinzelhandel und<br />
Milchverarbeiter wollen den schon jetzt zu<br />
niedrigen Preis von 26 Cent pro Liter in<br />
Deutschland auf 22 Cent drücken. Und<br />
das, obwohl die Produktionskosten in der<br />
<strong>EU</strong> zwischen 35 und 45 Cent liegen", sagte<br />
der AbL-Vorsitzende Bernd Voß. Voß<br />
plädierte dafür, die in der <strong>EU</strong> produzierte<br />
Milchmenge zu reduzieren, dafür aber einen<br />
fairen Preis für die Milch zu erhalten.<br />
Er sieht so Möglichkeiten für eine sozial-<br />
und umweltgerechte Milcherzeugung, die<br />
wirtschaftlich tragbar sein könnte.<br />
Hintergrund Milchmarkt<br />
Der Milchmarkt der <strong>EU</strong> ist weitgehend reglementiert.<br />
Gegen Importe besteht quasi<br />
ein vollständiger Schutz. Über die Quotenregelung<br />
wird die in Europa erzeugte<br />
Milchmenge reguliert. Dennoch wird in der<br />
<strong>EU</strong> 10 % mehr Milch erzeugt als verbraucht.<br />
Die Erzeugungskosten sind in<br />
der <strong>EU</strong> im Schnitt deutlich höher als in vielen<br />
anderen Erzeugerländern. Um ihre<br />
teuer erzeugten Überschüsse dennoch<br />
absetzen zu können, zahlt die <strong>EU</strong> Erstattungen<br />
von jährlich 1-2 Mrd. Euro an die<br />
Exportunternehmen. Aus Naturschutzsicht<br />
wäre vor allem eine Reform der <strong>EU</strong>- Milchmarktordnung<br />
sinnvoll, die grünlandbetonte<br />
und artgerechte Milcherzeugung<br />
stärkt (z. B. durch eine Bindung von<br />
Transferzahlungen an entsprechende Kriterien).<br />
(du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft<br />
(AbL), Bernd Voß, stellv.<br />
Vorsitzender, Bahnhofstr. 31, 59065<br />
Hamm (Westf.)<br />
Tel. 02381-9053171, Fax -492221<br />
eMail: info@abl-ev.de<br />
www.abl-ev.de<br />
WTO soll Umwelt- und<br />
Sozialstandards verankern<br />
Überraschende Unterstützung vom<br />
Deutschen Bauernverband<br />
Im Sinne eines fairen Welthandels sei es<br />
höchste Zeit, neben handelsbezogenen<br />
Aspekten auch Umwelt- und Sozialstandards<br />
im Rahmen der Welthandelsorganisation<br />
(WTO) zu verankern. Dies erklärte<br />
der Deutsche Bauernverband (DBV) anlässlich<br />
des Tags der Umwelt am 5. Juni,<br />
der in diesem Jahr unter dem Motto "Globalisierung<br />
ökologisch gerecht gestalten"<br />
stand. Damit schloss sich der DBV einer<br />
seit mehreren Jahren wiederholt formulierten<br />
Forderung vieler Verbände aus Umweltschutz<br />
und ökologischem Landbau an.<br />
Das ist insofern überraschend, als dass<br />
sich der DBV bislang eher als Förderer<br />
von Käfighaltung, intensiver Landwirtschaft<br />
etc. einen Namen gemacht hat.<br />
Schutz geographischer<br />
Herkunftsangaben gefordert<br />
Vor Beginn weiterer Verhandlungen bei<br />
der WTO im Dezember 2005 in Hongkong<br />
will sich der DBV dafür einsetzen, dass<br />
"eutsche und europäische Landwirte mit<br />
hohen Standards im Verbraucher-, Umwelt-<br />
und Tierschutz weiterhin nachhaltig<br />
und wirtschaftlich produzieren"können.<br />
Auch plädiert der DBV dafür, dass der<br />
Schutz geografischer Herkunftsangaben<br />
gewährleistet wird. Nur so könnten Verbraucher,<br />
die <strong>beim</strong> Kauf auf die Herkunft<br />
achten, sichergehen, dass das Produkt<br />
auch aus der genannten Region kommt.<br />
Aufgrund der geringeren Transportwege<br />
könne jeder Verbraucher durch den regionalen<br />
Einkauf einen Beitrag zum Umweltschutz<br />
leisten, hob der DBV zum Tag der<br />
Umwelt hervor. �<br />
Autor: Daniel Unsöld, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Deutscher Naturschutzring, <strong>EU</strong>- Koordination,<br />
Daniel Unsöld, Prenzlauer Allee<br />
230, 10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 443391-83, Fax -80<br />
eMail: eur2@dnr.de<br />
Quelle: www.bauernverband.de/<br />
aktuelle_meldungen_2407.html<br />
Lebensmittel sollen ehrlicher<br />
gekennzeichnet werden<br />
<strong>EU</strong>-Minister schränken irreführende<br />
Werbung ein<br />
Hersteller von Lebensmitteln sollen künftig<br />
nicht mehr einseitig nur mit deren gesunden<br />
Bestandteilen werben und dabei<br />
Gefahren für die Gesundheit unterschlagen<br />
können. Die Verbraucherminister der<br />
25 <strong>EU</strong>-Staaten nahmen Anfang Juni in Luxemburg<br />
einstimmig einen derartigen<br />
Verordnungsentwurf an.<br />
Nährwerttabelle: Unstimmigkeiten mit<br />
dem <strong>EU</strong>-Parlament<br />
Nach dem Beschluss des Ministerrates<br />
muss sich nun das Europaparlament erneut<br />
äußern. Es hatte in einer vorangegangenen<br />
Lesung wesentliche Passagen<br />
des Verordnungsentwurfs entschärft, vor<br />
allem strich der Ausschuss eine Nährwerttabelle.<br />
Diese gilt aber als Kerngedanke<br />
des neuen Gesetzes. Die Europäische<br />
Verbraucherorganisation B<strong>EU</strong>C kritisierte<br />
daraufhin den Umweltausschuss des Parlaments<br />
für seine "unverständliche und<br />
verantwortungslose" Entscheidung.<br />
Schwer verständliche Haltung des<br />
Umweltausschusses<br />
Die Werbe- und Lebensmittelindustrie hatte<br />
im Vorfeld mit einer massiven Kampagne<br />
versucht, die Richtlinie abzuwehren.<br />
Unabhängigen Quellen aus Parlamentskreisen<br />
zufolge ist es ihnen auch gelungen,<br />
den Umweltausschuss des Parlaments<br />
auf ihre Seite zu ziehen. Dies würde<br />
auch die schwer verständliche Haltung<br />
des Ausschusses erklären. Denn neben<br />
den Verbraucherschützern sprachen sich<br />
sowohl der Ministerrat als auch die <strong>EU</strong>-<br />
Kommission für die neue Richtlinie aus.<br />
Mit der Einigung im Ministerrat werden auf<br />
jeden Fall Regeln für die Benutzung von<br />
Werbeattributen wie "fettarm" oder "wenig<br />
Zucker" aufgestellt. Ob auch der tatsächliche<br />
Gehalt an dick machenden Bestandteilen<br />
(Kohlehydrate, Eiweiße, Zucker) offen<br />
gelegt wird, hängt nun vor allem vom<br />
Parlament ab. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
The European Consumers' Organisation<br />
B<strong>EU</strong>C, Avenue de Tervueren 36,<br />
Bte 4, B-1040 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 7431590<br />
eMail: consumers@beuc.org<br />
www.beuc.org<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 19
Agrarpolitik, Gentechnik �<br />
Europäischer Gerichtshof:<br />
Baby-Genfood kein Risiko<br />
Keine strengere Gentechnik-<br />
Kennzeichnung bei Babynahrung<br />
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat<br />
sich in einem Urteil dagegen ausgesprochen,<br />
bei Babynahrung strengere Grenzwerte<br />
für die Kennzeichnung als "Genfood"<br />
anzusetzen. Die italienische<br />
Verbraucherorganisation Codacons hatte<br />
den Gerichtshof unter Bezugnahme auf<br />
das Vorsorgeprinzip angerufen. Wie auch<br />
bei anderen giftigen Stoffen müssten für<br />
Babynahrung höhere Standards gelten,<br />
da diese empfindlicher seien. Die <strong>EU</strong>-<br />
Regelung, "Genfood" erst ab einem Gehalt<br />
gentechnisch veränderter Inhaltsstoffe<br />
von 1 % zu kennzeichnen, müsse deshalb<br />
bei Babynahrung verschärft werden.<br />
<strong>EU</strong>-Gerichtshof sah keine Grundlage<br />
für erweiterte Vorsorge<br />
Der EuGH vertrat in seiner Entscheidung<br />
die Ansicht, dass alle gentechnisch veränderten<br />
Organismen, die von der Kennzeichnung<br />
betroffen sind einer strikten Risikountersuchung<br />
unterzogen worden<br />
seien. Es gebe somit "keine Unsicherheit<br />
über das Bestehen von Risiken für die<br />
menschliche Gesundheit", die weiterführende<br />
Sicherheitsmaßnahmen rechtfertige.<br />
"Das Vorsorgeprinzip sei bereits Teil<br />
des Gesetzgebungsverfahrens und des<br />
Entscheidungsprozesses" stellte der Gerichtshof<br />
fest. Er fügte hinzu, dass es in<br />
der europäischen Gesetzgebung keinen<br />
weiteren Spielraum für eine eigene Rechtsprechung<br />
in Bezug auf Babynahrung und<br />
GVO gebe. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften<br />
(EuGH), L-2925 Luxemburg<br />
Tel. 00352 / 43031<br />
Urteil in dem Fall C-132/03:<br />
www.europa.eu.int/eur-lex/lex/<br />
LexUriServ/LexUriServ.do?<br />
uri=CELEX:62003J0132:DE:HTML<br />
20 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
<strong>EU</strong>-Kommission geht gegen<br />
Gentechnik-Moratorien vor<br />
Entscheidung im Umweltministerrat<br />
Ende Juni<br />
Die Umweltminister der <strong>EU</strong> wollten am 24.<br />
Juni (nach Redaktionsschluss) über die<br />
Genmais-Verbote entscheiden, die einige<br />
<strong>EU</strong>-Staaten, darunter Österreich, Ende der<br />
neunziger Jahre verabschiedet haben. Die<br />
Umweltorganisation Greenpeace warnte<br />
davor, diese Verbote zu kippen. Sollte es<br />
keine qualifizierte Mehrheit für oder gegen<br />
eine Aufhebung der Verbote geben,<br />
was allgemein erwartet wurde, wäre die<br />
<strong>EU</strong>-Kommission am Zug. Diese hat eine<br />
Aufhebung der Verbote beantragt. Österreich<br />
hat ebenso wie Deutschland, Frankreich,<br />
Luxemburg und Griechenland den<br />
"Verkauf und die Verwendung von genverändertem<br />
Mais" verboten.<br />
Wissenschaftliche Studien zeigen:<br />
Genmais ist gefährlich<br />
In Brüssel präsentierte Greenpeace- Molekularbiologin<br />
Susanne Fromwald Ende Mai<br />
die Untersuchung eines ungarischen Wissenschafters,<br />
wonach die Pollen des gentechnisch<br />
veränderten Maises MON 810<br />
zu einem zu einem deutlich erhöhten<br />
Raupensterben von 20 Prozent führen.<br />
Die Erkenntnisse von Bela Darvas, Professor<br />
an der ungarischen Akademie der<br />
Wissenschaften, hätten auch entschieden<br />
dazu beigetragen, dass die ungarische<br />
Regierung den Genmais verboten habe.<br />
Es gebe auch noch mehrere andere Studien,<br />
die die Gefährlichkeit gentechnisch<br />
veränderter Maissorten belegten.<br />
Monsanto blockiert unabhängige<br />
gentech-kritische Forschung<br />
Prof. Darvas hat Greenpeace gegenüber<br />
berichtet, wie er als unabhängiger Forscher<br />
vom Gentech-Konzern Monsanto<br />
aktiv an weiterer Risikoforschung gehindert<br />
wurde: Monsanto stellte - trotz Aufforderung<br />
der Akademie der Wissenschaften<br />
und des ungarischen Umweltministeriums<br />
- kein Saatgut für weitere Risikoforschungen<br />
zur Verfügung.<br />
Greenpeace appelliert an<br />
<strong>EU</strong>-Umweltminister<br />
Greenpeace appellierte deshalb an die<br />
<strong>EU</strong>-Umweltminister, die wissenschaftlichen<br />
Belege über die Risiken von Gentech-<br />
Pflanzen ernst zu nehmen. "Die <strong>EU</strong>- Behörde<br />
für Lebensmittelsicherheit EFSA<br />
handelt wissenschaftlich fahrlässig, wenn<br />
sie 'im Zweifel' immer für die Zulassung<br />
von Gentech-Pflanzen entscheidet", kritisierte<br />
Susanne Fromwald.<br />
Österreich sucht Mitstreiter gegen die<br />
<strong>EU</strong>-Kommission<br />
Österreich versucht derzeit andere, weniger<br />
betroffene Länder für eine Beibehaltung<br />
der Verbote zu gewinnen, heißt es in<br />
Brüssel. Sollte tatsächlich eine qualifizierte<br />
Mehrheit gegen die Aufhebung der<br />
Verbote bei den Umweltministern zustande<br />
kommen, wäre der Kommissionsvorstoß<br />
vom Tisch und die Importverbote<br />
könnten beibehalten werden.<br />
Hintergrund der<br />
Kommissionsentscheidung<br />
Die <strong>EU</strong>-Kommission versucht bereits zum<br />
wiederholten Mal, Österreich sowie Frankreich,<br />
Deutschland, Griechenland und Luxemburg<br />
zur Aufhebung ihrer nationalen<br />
Gentech-Verbote zu zwingen. Bereits im<br />
November 2004 ließ die Kommission im<br />
zuständigen <strong>EU</strong>-Ausschuss über die Verbote<br />
abstimmen. Eine klare Mehrheit der<br />
Mitgliedstaaten hatte damals Sicherheitsbedenken.<br />
Um die Kommission in die<br />
Schranken zu weisen, hätte es aber eine<br />
Zwei-Drittel-Mehrheit gebraucht, und diese<br />
Mehrheit wurde knapp verfehlt. Damit<br />
geht die Angelegenheit nun an den Rat<br />
der Umweltminister. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Greenpeace Österreich, Susanne<br />
Fromwald, Siebenbrunnengasse 44,<br />
A-1050 Wien<br />
Tel. 0043 1 / 5454580<br />
eMail: service@greenpeace.at<br />
www.greenpeace.at
Agrarpolitik, Gentechnik �<br />
Gentechnikfreie Regionen<br />
fordern <strong>EU</strong>-Anerkennung<br />
Konferenz veröffentlicht zehn<br />
Koexistenz-Prinzipien<br />
Am 17. Mai fand in Brüssel eine Konferenz<br />
statt, auf der die Europäischen Regionen<br />
ihre Mitwirkung und ihren Einfluss<br />
einforderten, wenn es um den Anbau von<br />
gentechnisch veränderten Sorten geht.<br />
Die Versammlung der Regionen Europas 1<br />
und die Umweltorganisation Friends of the<br />
Earth Europe veröffentlichten zum Abschluss<br />
der Konferenz zehn Prinzipien für<br />
eine erforderliche Gesetzgebung zur Koexistenz<br />
und zur Prävention von Verunreinigungen.<br />
Wachsendes Netzwerk - über 160<br />
gentechnikfreie Regionen <strong>EU</strong>-weit<br />
Inzwischen ist die Anzahl gentechnikfreier<br />
Regionen auf 162 gestiegen. Über 4.500<br />
lokale Verwaltungen und kleinere Gebiete<br />
in Europa fordern scharfe Beschränkungen<br />
für den kommerziellen Anbau von<br />
gentechnisch veränderten Pflanzen. Die<br />
Regionen sind besorgt um die Qualität ihrer<br />
Landwirtschaft und ihrer Nahrungsprodukte.<br />
(du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
BUND, Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer,<br />
Am Köllnischen Park 1,<br />
10179 Berlin<br />
Tel. 030 / 27586-456, Fax -440<br />
eMail: heike.moldenhauer@bund.net<br />
www.foeeurope.org/press/2005/<br />
10_principles_EN.pdf<br />
www.gmofree-europe.org<br />
1 Versammlung der Regionen Europas (VRE), Assembly<br />
of European Regions (AER), vereint 250<br />
Regionen aus 30 Ländern und 12 interregionale<br />
Organisationen. www.a-e-r.org/de<br />
Bt10-Skandal nun auch in<br />
Japan<br />
Bereits zwei Kontaminationsfälle mit<br />
gentechnisch verändertem Mais<br />
Das japanische Landwirtschaftsministerium<br />
(MAFF) hat Anfang Juni bekannt gegeben,<br />
dass der nicht zugelassene und<br />
giftige Bt10-Mais der Firma Syngenta im<br />
Hafen von Tomakomai auf Hokkaido entdeckt<br />
wurde. Er war mit einer 822 Tonnen<br />
umfassenden Lieferung von Futtermais<br />
aus den USA vermischt. Dies ist bereits<br />
die zweite Entdeckung einer Kontamination,<br />
nachdem bereits am 26. Mai im Hafen<br />
von Nagoya eine Schiffsladung sichergestellt<br />
wurde, so ein Bericht der britischen<br />
Umweltorganisation "GM Free Cymru".<br />
Misstrauen der japanischen Regierung<br />
gegenüber US-Genmais wächst<br />
Das MAFF prüft jetzt die Einführung<br />
grundsätzlicher, strengerer Kontrollen aller<br />
eintreffenden Futtermaisladungen oder<br />
von auf Mais basierenden Futtermitteln.<br />
Das Ministerium hatte die USA bereits Ende<br />
März aufgefordert, strengere Maßnahmen<br />
zu ergreifen, damit weitere kontaminierte<br />
Lieferungen ausgeschlossen<br />
werden können. Die US-Regierung hatte<br />
darauf nicht reagiert.<br />
Ergebnisse von 20 Stichproben stehen<br />
noch aus<br />
Die US-Botschaft in Japan hatte das MAFF<br />
über den "versehentlichen" Anbau von<br />
Bt10 informiert. Daraufhin ordnete das<br />
Ministerium eine Überprüfung an. Mehrere<br />
Teams führten an 25 Stellen Probeuntersuchungen<br />
durch. Bis jetzt sind nur die<br />
Ergebnisse von fünf Untersuchungen bekannt,<br />
von denen zwei das Vorkommen<br />
von Bt10 feststellten.<br />
US-Importeur trägt Kosten für<br />
Entsorgung der verseuchten Ladungen<br />
Im japanischen Recht trägt der Importeur<br />
die Kosten, falls ein einzuführendes Gut<br />
entsorgt werden muss, wenn es nicht den<br />
japanischen Bestimmungen entspricht.<br />
Das MAFF kündigte bereits die Entsorgung<br />
des kontaminierten Maises an.<br />
Hintergrund Bt10<br />
Zwischen 2000 und 2004 wurde Bt10-<br />
Mais "versehentlich” auf rund 37.000<br />
Hektar in den USA angebaut. Dies führte<br />
zu einer massiven Kontamination der globalen<br />
Futtermais und Maisproduktbestände.<br />
Auch in die <strong>EU</strong> waren tausende von<br />
Tonnen kontaminierten Maises eingeführt<br />
worden. Die <strong>EU</strong> hatte als Reaktion einen<br />
Importstopp auf alle Maislieferungen verordnet,<br />
der inzwischen aber wieder aufgehoben<br />
wurde.<br />
Lebensmittelbestände bereits<br />
kontaminiert?<br />
Die gentechnik-kritische NGO GM Free<br />
Cymru stellte in Zusammenhang zu den<br />
neuen Funden die Frage, warum importierende<br />
Länder keine verbindlicheren Garantien<br />
und wissenschaftlichen Beweise<br />
für die Unbedenklichkeit der US- Maislieferungen<br />
einforderten. Immerhin müsse<br />
damit gerechnet werden, dass durch den<br />
Bt10-Skandal auch Lebensmittelbestände<br />
kontaminiert wurden. Dies sei eine direkte<br />
Bedrohung für den Verbraucher. Deshalb<br />
seien alle Regierungen verpflichtet, ihre<br />
Bürger zu schützen, so GM Free Cymru.<br />
(du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
GM Free Cymru, Dr. Brian John, Gentechnik-Experte<br />
Tel. 0044 1239 / 820470<br />
eMail: support@gmfreecymru.org.uk<br />
www.gmfreecymru.co.uk<br />
Quelle: GM Free Cymru/The Japan Agricultural<br />
News 4.6.2005<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 21
Agrarpolitik, Gentechnik �<br />
Indien: Monsanto darf keine<br />
Gen-Baumwolle vermarkten<br />
Bundesstaat Andhra Pradesh verärgert<br />
über schlechte Erträge<br />
Die Regierung des indischen Bundesstaats<br />
Andhra Pradesh hat dem amerikanischen<br />
Konzern Monsanto untersagt,<br />
seine gentechnisch veränderte Baumwollsorte<br />
zu vermarkten. Damit reagiert die<br />
Regierung auf die - entgegen den Versprechen<br />
Monsantos - durchgängig<br />
schlechten Erträge der Sorte und die darauf<br />
folgende Weigerung Monsantos, Entschädigungen<br />
zu zahlen. So berichtete die<br />
indische Tageszeitung Financial Express<br />
Anfang Juni.<br />
Regierung untersagt alle weiteren<br />
Feldversuche<br />
Es ist vielleicht das erste Mal, dass eine<br />
indische Regierung einem Unternehmen<br />
grundsätzlich untersagt hat, seine Produkte<br />
zu vermarkten. Dem indischen<br />
Landwirtschaftskommissar Poonam Malakondiah<br />
zufolge ist es Monsanto sogar<br />
untersagt, Feldversuche zu unternehmen.<br />
Und das, obwohl die Firma bereits Anträge<br />
auf die Untersuchung von zwei weiteren<br />
Baumwollsorten gestellt hat.<br />
Negative wirtschaftliche Folgen für<br />
Monsanto erwartet<br />
Die Meinungsverschiedenheiten zwischen<br />
Monsanto und der Regierung von Andhra<br />
Pradesh traten erst dann offen zu Tage,<br />
als die Firma sich weigerte, die Kompensation<br />
an geschädigte Farmer in mehreren<br />
Distrikten zu zahlen. Dass der Fall<br />
sich in Folge aber auch ökonomisch für<br />
Monsanto negativ auswirken wird, sehen<br />
laut dem Financial Express auch Industriekreise:<br />
Denn Andhra Pradesh gilt als<br />
die "Kornkammer Indiens" und ist somit<br />
der Schlüssel zum indischen Saatgutmarkt.<br />
(du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quelle: Financial Express India,<br />
04.06.05<br />
www.financialexpress.com/<br />
fe_full_story.php?content_id=92868<br />
22 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
US-Militärregierung setzt<br />
Gentechnik im Irak durch<br />
Parlament führt Agro-Gentechnik per<br />
Gesetz ein<br />
Im Irak wird die übliche Wiederaussaat eines<br />
Teils der Ernte durch neue, von der<br />
US-Militärregierung entwickelte Gesetze<br />
faktisch verboten und stattdessen patentiertes<br />
oder geschütztes Saatgut von<br />
Konzernen wie Monsanto, Bayer oder<br />
Syngenta auf den irakischen Markt gedrückt.<br />
Darüber hatten die Umwelt- und<br />
Entwicklungsorganisationen "Focus on the<br />
Global South" und GRAIN bereits im Oktober<br />
2004 die Weltöffentlichkeit informiert.<br />
Das entscheidende Gesetz ist inzwischen<br />
vom irakischen Parlament ratifiziert worden.<br />
Erlass 81 - "Lex Monsanto" droht<br />
Bauern drastische Strafen an<br />
In das ursprüngliche irakische Patentgesetz<br />
wurde ein völlig neuer Abschnitt über<br />
den "Schutz neuer Pflanzensorten" eingefügt.<br />
Der Nachbau dieser neuen Sorten ist<br />
nun strikt verboten. Gleichzeitig werden<br />
den Bauern drakonische Strafen für die<br />
Verletzung des Nachbauverbotes, Handel<br />
oder Aufbewahrung geschützter Pflanzensorten<br />
angedroht. Und schließlich wird<br />
in Erlass 81 ausdrücklich der Einsatz von<br />
gentechnisch veränderten Pflanzen gestattet.<br />
Erlass 81 sei eine Kriegserklärung<br />
an die irakischen Landwirte und gehe<br />
auch weit über das Internationale Übereinkommen<br />
zum Schutz von Pflanzenzüchtungen<br />
(UPOV) hinaus, so GRAIN.<br />
Freie Märkte für Iraks Landwirtschaft?<br />
Wer profitiert?<br />
Die "Reform" der Landwirtschaft wird vor<br />
allem von der US-Agentur für internationale<br />
Entwicklung (USAID) vorangetrieben.<br />
Kritische Beobachter aus Nord-Süd- Organisationen<br />
vermuten, dass es das Ziel von<br />
USAID ist, den Markt für US- Agrarkonzerne<br />
zu ebnen. Von einigen wird der Erlass<br />
81 aber auch als Strategie der USA angesehen,<br />
nach Abzug der Truppen die Abhängigkeit<br />
irakischer Landwirte von US-<br />
Saatgutkonzernen zu sichern. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
GRAIN, Girona 25, pral., E-08010, Barcelona,<br />
Spanien<br />
Tel. 0034 / 933011381<br />
eMail: grain@grain.org<br />
www.grain.org/front
Chemikalien, Emissionen �<br />
REACH kommt langsam in<br />
Entscheidungsphase<br />
<strong>EU</strong>-Wettbewerbsrat: 50 Studien<br />
ausreichend für weitere Schritte<br />
Der <strong>EU</strong>-Wettbewerbsrat hat sich am 6. Juni<br />
für eine starke Europäische Chemie-<br />
Agentur mit Sitz in Helsinki ausgesprochen,<br />
die das Netzwerk nationaler Agenturen<br />
koordinieren soll. So sollen die nationalen<br />
Agenturen zwar eigene Kapazitäten<br />
behalten, die gesammelten Daten sollen<br />
jedoch zentral gebündelt und verwaltet<br />
werden. Auch über die erfolgten Studien<br />
(impact assessments) wurde debattiert.<br />
50 Studien sollten ausreichen, um Entscheidungen<br />
treffen zu können, beschrieb<br />
Wirtschaftsminister Jeannot Krecké, der<br />
als Luxemburger den Ratsvorsitz innehatte,<br />
die Meinung "der Präsidentschaft und<br />
der Mehrheit der Minister".<br />
Zwar könne nicht davon ausgegangen<br />
werden, dass der Informationsstand perfekt<br />
sei, aber die Zeit für die nötigen politischen<br />
Schlussfolgerungen mit Blick auf<br />
die Realisierbarkeit der geplanten <strong>EU</strong>-<br />
Chemikalienverordnung REACH 1 sei gekommen.<br />
Es habe noch nie so viele Untersuchungen<br />
über die Auswirkung einer Gesetzesregelung<br />
gegeben wie für diese<br />
Verordnung. Der von Rat und Parlament<br />
zu treffende Beschluss müsse die Auswirkungen<br />
der neuen Regelung auf kleine<br />
und mittlere Unternehmen, auf Produzenten<br />
und Importeure sowie die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Europäischen Union<br />
beachten.<br />
Der Umweltministerrat wollte am 24. Juni<br />
(nach Redaktionsschluss) über die Genehmigung<br />
von Chemikalien debattieren.<br />
(jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quelle: www.eu2005.lu/en/actualites/<br />
communiques/2005/06/06reach/<br />
index.html<br />
1 Registration, evaluation and authorisation of chemicals<br />
- Registrierung, Bewertung und Genehmigung<br />
von Chemikalien<br />
Mehr Gift in der Nahrung dank<br />
<strong>EU</strong>-Harmonisierung<br />
<strong>EU</strong> erhöht Grenzwerte von 33<br />
besonders gefährlichen Pestiziden<br />
Seit 2001 wurden <strong>EU</strong>-weit die Grenzwerte<br />
von 33 besonders gefährlichen Spritzmitteln<br />
erhöht. Darunter sind auch Mittel, die<br />
das Erbgut schädigen können und die als<br />
krebserregend, hormonell wirksam, fortpflanzungsschädigend<br />
oder besonders<br />
giftig für die Umwelt eingestuft werden.<br />
Das geht aus einer Anfang Juni veröffentlichten<br />
Untersuchung hervor, die im Auftrag<br />
des Greenpeace-EinkaufsNetzes erstellt<br />
wurde.<br />
Bis zu 300-fache Anhebung der<br />
Grenzwerte<br />
Seit dem Jahr 2001 wurden durch <strong>EU</strong>-<br />
Gesetzgebung bei insgesamt 126 Pestizid-Wirkstoffen<br />
die in Deutschland für<br />
pflanzliche Lebensmittel geltenden Grenzwerte<br />
angehoben. Das nennt man "Harmonisierung",<br />
die Angleichung nationaler<br />
Gesetze an einheitliches <strong>EU</strong>-Recht. Leider<br />
entscheidet sich die Kommission meistens<br />
für den schwächeren Standard. 33 der<br />
untersuchten Spritzmittel gelten für<br />
Mensch und Umwelt als hoch gefährlich.<br />
Wie aus der Greenpeace- Untersuchung<br />
hervorgeht, ist jedes davon in mindestens<br />
drei von insgesamt zwölf ausgewerteten<br />
international anerkannten "Schwarzen Listen"<br />
für besonders gefährliche Chemikalien<br />
aufgeführt. Doch selbst für diese Gifte<br />
wurden die Höchstmengen teil 300-fach<br />
erhöht.<br />
"Klarer Fall von Interessenpolitik"<br />
"Anstatt gefährliche Pestizide zu verbieten,<br />
erhöhen die staatlichen Verbraucherschützer<br />
die Grenzwerte und servieren<br />
uns Lebensmittel mit immer höherem Giftgehalt.<br />
So werden zwar die Interessen der<br />
Chemieindustrie und besonders spritzwütiger<br />
Landwirte geschützt, aber die Gesundheit<br />
der Verbraucher bleibt auf der<br />
Strecke", sagt Manfred Krautter, Chemieexperte<br />
von Greenpeace. "Nur von Bio-<br />
Ware können Verbraucher heute pestizidfreie<br />
Qualität erwarten."<br />
Initiative der deutschen Regierung in<br />
Brüssel gefordert<br />
Greenpeace fordert Verbraucherministerin<br />
Renate Künast auf, eine Initiative zum<br />
Verbot von gefährlichen Pestizidwirkstoffen<br />
in der <strong>EU</strong> zu starten. Die zulässigen<br />
Höchstmengen für Pestizide müssen unverzüglich<br />
auf den Vorsorgewert von 0,01<br />
Milligramm pro Kilogramm gesenkt werden.<br />
Ab diesem Wert können Labore die<br />
Belastung nachweisen.<br />
Hintergrund: Wie giftig sind die<br />
Pestizide?<br />
Als "höchst gefährlich" stuft die Weltgesundheitsorganisation<br />
beispielsweise das<br />
Insektizid Methomyl ein, die <strong>EU</strong> listet es<br />
als "hormonell wirksam". Die Grenzwerte<br />
für Methomyl wurden dennoch in Mandarinen<br />
und Zitronen um das 20-fache und<br />
in Tomaten und Pflaumen um das 10fache<br />
angehoben. Von Dimethoat, einem<br />
Insektizid der BASF, darf in Kirschen künftig<br />
20-mal und in Frühlingszwiebeln 40mal<br />
mehr enthalten sein, obwohl es das<br />
internationale Pestizid-Aktions-Netzwerk<br />
als "besonders schädlich für Mensch und<br />
Umwelt" einstufte. Dimethoat kann die<br />
Entwicklung des Kindes im Mutterleib stören<br />
und steht im Verdacht, Krebs auszulösen.<br />
Greenpeace fordert mehr Transparenz<br />
in <strong>EU</strong>-Entscheidungsprozessen<br />
Verantwortlich für die Festlegung der Pestizid-Höchstmengen<br />
sind die <strong>EU</strong>-<br />
Kommission und das deutsche Verbraucherministerium.<br />
Deren Entscheidungsgrundlagen<br />
bleiben jedoch geheim: Wissenschaftlichen<br />
Untersuchungen, Stoffdaten<br />
und <strong>EU</strong>-interne Entscheidungsprozesse<br />
zur Festlegung von Pestizid-<br />
Höchstmengen sind bislang für die Öffentlichkeit<br />
weitgehend unzugänglich. Greenpeace<br />
fordert, dass die Unterlagen und<br />
die Entscheidungswege zur Festsetzung<br />
von Pestizidhöchstmengen in Deutschland<br />
und der <strong>EU</strong> öffentlich gemacht werden. �<br />
Autor: Daniel Unsöld, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Greenpeace Deutschland, Chemieexperte<br />
Manfred Krautter, Große Elbstr.<br />
39, 22767 Hamburg<br />
Tel. 040 / 30618-358<br />
Untersuchungsbericht (1,85 MB):<br />
http://de.einkaufsnetz.org/download/<br />
17956.pdf<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 23
Chemikalien, Emissionen �<br />
Verbot von Quecksilber in<br />
Messgeräten gefordert<br />
Nicht nur Elektrogeräte enthalten<br />
giftige Schwermetalle<br />
Umwelt- und Gesundheitsorganisationen<br />
haben die <strong>EU</strong>-Kommission aufgefordert,<br />
ihre Vorschläge für den Gebrauch von<br />
Quecksilber in nicht-elektrischen und<br />
nicht-elektronischen Mess- und Kontrollgeräten<br />
zu verschärfen. Das Quecksilberverbot<br />
müsse für alle Geräte und Materialien<br />
gleichermaßen gelten. Ausnahmen<br />
dürften nur für eine begrenzte Zeit und<br />
auch nur dort zugelassen werden, wo es<br />
keine Alternativen gebe.<br />
Umweltverbände fordern generelles<br />
Vermeidungsgebot<br />
Die Kommission hatte ein Arbeitspapier<br />
für einen Vorschlag zur Erweiterung einer<br />
Richtlinie entwickelt, das den Vertrieb bestimmter<br />
quecksilberhaltiger Messgeräte<br />
beschränken soll. Im Vorschlag steht ein<br />
Vermarktungsverbot von (neuen) Fieberthermometern<br />
und anderen quecksilberhaltigen<br />
Geräten für den Alltagsgebrauch<br />
(z. B. Barometer, Blutdruckmessgeräte).<br />
Elena Lymberidi, die die "Zero Mercury"-<br />
Kampagne des Europäischen Umweltbüros<br />
koordiniert, hält diesen Vorschlag für<br />
nicht weit gehend genug: "Die <strong>EU</strong> sollte<br />
nicht versuchen, jeden einzelnen möglichen<br />
Gebrauch in jedem denkbaren Gerät<br />
vorherzusehen, sondern unter der Grundannahme<br />
handeln, dass jeglicher<br />
Gebrauch von Quecksilber in Produkten<br />
generell gefährlich und unnötig ist." Wer<br />
Quecksilber zukünftig in seinen Produkten<br />
verwenden will oder muss, weil es keine<br />
Alternativen gibt, müsse dann um eine<br />
Spezialerlaubnis bitten. So liege die Beweislast<br />
<strong>beim</strong> Hersteller - wie es in einigem<br />
Mitgliedstaaten auch schon der Fall<br />
sei. Schätzungsweise über 33 Tonnen des<br />
giftigen Schwermetalls werden in der <strong>EU</strong><br />
jährlich für Messgeräte verwendet. Rund 8<br />
Tonnen pro Jahr gelangen über die Luft in<br />
die Umwelt, etwa 27 Tonnen enden aus<br />
Altgeräten auf dem Müll. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäisches Umweltbüro (EEB), Elena<br />
Lymberidi, Quecksilber-Kampagne,<br />
Boulevard de Waterloo 34, B-1000<br />
Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 2891301<br />
eMail: mercury@eeb.org<br />
www@eeb.org<br />
24 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Frühgeborene durch Intensiv-<br />
Medizin hochbelastet<br />
US-Studie: 50-mal höhere Phthalat-<br />
Werte bei Säuglingen<br />
Das Europäische Gesundheits- und Umwelt-Netzwerk<br />
(EEN) und die Organisation<br />
"Gesundheitsvorsorge ohne Gefahr" haben<br />
Anfang Juni auf eine Besorgnis erregende<br />
Studie der Universität von Harvard<br />
in den USA hingewiesen. Demnach sind im<br />
Urin von intensivmedizinisch behandelten<br />
Frühgeburten teilweise 50-mal höhere<br />
Werte von Di-2-Ethylhexyl-Phthalaten<br />
(DEHP) zu finden als im Durchschnitt bei<br />
Vergleichstests der Normalbevölkerung.<br />
DEHP steht im Verdacht, die Fruchtbarkeit<br />
von männlichen Säuglingen zu schädigen.<br />
<strong>EU</strong>-weit keine bindenden Gesetze,<br />
keine Kennzeichnungspflicht<br />
DEHP wird als Weichmacher in medizinischen<br />
Geräten und Materialien aus Vinylplastik<br />
(PVC) benutzt, kann aber in den<br />
menschlichen Organismus übergehen. Bis<br />
jetzt existieren in der <strong>EU</strong> noch keine bindenden<br />
Regeln, um besonders gefährdete<br />
Personengruppen vor diesem Stoff zu<br />
schützen. Gegenproben in einem Bostoner<br />
Krankenhaus, in dem weitgehend ohne<br />
DEHP-haltiges Material gearbeitet<br />
wurde, ergaben geringere Konzentrationen.<br />
Nur einige wenige Krankenhäuser in<br />
Schweden, Dänemark, Deutschland, Österreich<br />
und den Niederlanden haben bisher<br />
auf DEHP-freie Gerätschaften umgestellt.<br />
Die beiden Gesundheitsorganisationen<br />
fordern verbindliche Gesetzesreglungen<br />
und eine Kennzeichnungspflicht auf<br />
den medizinischen Materialien, damit eine<br />
bewusste Auswahl überhaupt erst möglich<br />
wird. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
European Public Health Alliance Environment<br />
Network (EEN), Génon Jensen,<br />
Geschäftsführer, Rue dÁrlon 39-<br />
41, B-1000 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 23338-85, Fax -80<br />
eMail: genon@env-health.org<br />
www.env-health.org<br />
Health Care Without Harm Europe<br />
(HCWH), Cestmir Hrdinka, Executive<br />
Director, Prag<br />
Tel. 00420 2 / 22781471<br />
eMail: cestmir.hrdinka@hcwh.org<br />
www.hcwh.org<br />
Weichmacher in Kleinkinder-<br />
Spielzeug bald verboten<br />
Endgültige Regelung steht noch aus<br />
Haben Sie schon mal versucht, ein zweijähriges<br />
Kind daran zu hindern, Dinge in<br />
den Mund zu stecken, z. B. die Spielsachen<br />
des älteren Bruders? Wenn es nach<br />
dem Rat der Wirtschaftsminister (<strong>EU</strong>R<br />
11.04, S. 17) und dem Berichterstatter<br />
des <strong>EU</strong>-Parlaments Antonios Trakatellis<br />
(Konservative, Griechenland) geht, sollen<br />
die Verbote dreier Weichmacher (Phthalate)<br />
nur für Kleinkinderspielzeug (0-3 Jahre)<br />
gelten, auf dem Spielzeug älterer Kinder<br />
(3-6 Jahre) dagegen soll es lediglich<br />
einen Warnhinweis geben.<br />
Ab drei Jahre weniger gefährdet?<br />
Der Wirtschaftsministerrat hatte im September<br />
2004 einstimmig beschlossen, in<br />
allen Spielzeugen das Zufügen der die<br />
Fruchtbarkeit schädigenden Stoffe Di-(2ethylhexyl-)Phthalat<br />
(DEHP), Benzylbutylphthalat<br />
(BBP) und Dibutylphthalat<br />
(DBP) zu verbieten. Die Zusatzstoffe Diisononylphthalat<br />
(DINP), Diisodecylphthalat<br />
(DIDP) und Dinoctylphthalat (DNOP)<br />
dagegen sollen speziell in Artikeln für unter<br />
Dreijährige verboten werden.<br />
Verbot für Duftstoffe in<br />
Phthalate-Spielzeug?<br />
In der ersten Lesung vor vier Jahren hatte<br />
das Parlament noch das Verbot aller genannten<br />
Weichmacher in allen Spielzeugen<br />
gefordert. Im aktuellen Trakatellis-<br />
Bericht wird dagegen angeregt, dem Ministerratsbeschluss<br />
zu folgen. Allerdings<br />
werden zusätzliche Kontrollen und Warnhinweise<br />
für Spielzeug gefordert, das<br />
DINP, DIDP und DNOP enthält. Der maximale<br />
Grenzwert für unabsichtlich enthaltene<br />
Phthalate solle bei 0,05 % statt<br />
0,1 % des Spielzeuggewichts liegen. Darüber<br />
hinaus sollen Duftstoffe in den Spielzeugen,<br />
die einen der Weichmacher enthalten,<br />
verboten werden. Duftstoffe machen<br />
Spielzeug besonders "anziehend" für<br />
Kleinkindermünder. �<br />
Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Quelle: Environment Daily, 24.05.05<br />
Bericht/Änderungsanträge:<br />
www.europarl.eu.int/meetdocs/<br />
2004_2009/documents/PR/566/<br />
566747/566747de.pdf
Chemikalien, Emissionen �<br />
Innenraumluft bisher ohne<br />
<strong>EU</strong>-Priorität<br />
Vielfältige Schadstoffemissionen<br />
gefährden die Gesundheit<br />
Die Verbesserung der Innenraumluftqualität<br />
gewinnt als eigenständiger Politikbereich<br />
an Bedeutung, verbringen die Menschen<br />
doch im Durchschnitt 80 bis 90<br />
Prozent ihrer Lebenszeit in Innenräumen.<br />
Dabei sind sie vielfältigen Schadstoffemissionen<br />
wie Tabakrauch, Emissionen aus<br />
Bauprodukten und Einrichtungsgegenständen,<br />
Haushaltschemikalien oder Bioziden<br />
ausgesetzt. Die Innenraumproblematik<br />
ist komplex.<br />
Ziele des Bundesumweltministeriums<br />
Das Bundesumweltministerium (BMU) verfolgt<br />
zur Zeit auf <strong>EU</strong>-Ebene zwei Ziele:<br />
- Der <strong>EU</strong>-Ministerrat soll sich formal mit<br />
der Kommissionsmitteilung zum Europäischen<br />
Umwelt- und Aktionsplan 2004-<br />
2010 (SCALE 1) befassen, um eine europäische<br />
Initiative um Innenraumluftbelastungen<br />
anzuschieben;<br />
- Herausstellung verschärfter Anforderungen<br />
an Baustoffe und Innenraumprodukte<br />
bezüglich ihres Ausgasverhaltens<br />
(soweit gesundheitsschädlich) in Innenräumen<br />
und damit einhergehend eine<br />
europaweite Harmonisierung eines in<br />
Deutschland entwickelten Mess- und<br />
Bewertungsverfahrens (sog. AgBB-<br />
Schema) 2.<br />
Diskussionsstand in Europa<br />
Die Verbesserung der Innenraumluftqualität<br />
erfordert umfassende Initiativen auf allen<br />
Handlungsebenen unter Einschluss<br />
der Produktions- wie der Verbraucherseite.<br />
Auch europaweit und international gewinnt<br />
das Thema an Bedeutung, wenn<br />
gleich es noch an konkreten Umsetzungsverabredungen<br />
mangelt. Die Ministerkonferenz<br />
der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) in Budapest im Juni 2004 hat hier<br />
ebenso Impulse gesetzt wie die <strong>EU</strong>-<br />
Kommission mit ihrem Europäischen Umwelt-<br />
und Aktionsplan 2004-2010 (SCALE,<br />
Juni 2004). Auf der internationalen Umwelt-<br />
und Gesundheitskonferenz in Egmond<br />
aan Zee (Niederlande) hat sich eine<br />
Mehrheit der <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten und Vertreter<br />
der Zivilgesellschaft für eine euro-<br />
1 www.europa.eu.int/comm/environment/health/<br />
pdf/com2004416_de.pdf<br />
2 Siehe hierzu diverse Papiere auf der BMU- Homepage,<br />
u.a.: www.bmu.de/gesundheit/und/umwelt/<br />
doc/6949.php<br />
päische Initiative zum Innenraum ausgesprochen.<br />
Das Europäische Parlament<br />
forderte im Februar 2005 die Kommission<br />
u. a. auf, ein Grünbuch zum Innenraum<br />
vorzulegen.<br />
WHO-Prozess: Länderberichte bis<br />
2007, Überprüfung 2009<br />
Im WHO-Rahmen geht es darum, die Budapester<br />
Ministererklärung und das WHO-<br />
Kinderaktionsprogramm (CEHAPE) bis zur<br />
Überprüfungskonferenz im Jahr 2009 umzusetzen.<br />
Die Mitgliedstaaten sind gehalten,<br />
bis 2007 entsprechende Länderberichte<br />
vorzulegen. Deutschland tut dies<br />
über APUG-Projekte 3 (z. B. Handbuch Lokale<br />
Agenda 21) bzw. über die Verfolgung<br />
spezifischer umweltpolitischer Maßnahmen<br />
gegen Feinstaub oder Lärm sowie<br />
die neue <strong>EU</strong>-Chemikalienpolitik.<br />
Innenraum keine Priorität, bisher kein<br />
<strong>EU</strong>-Konzept<br />
Im europäischen Rahmen hat die Generaldirektion<br />
Umwelt (DG ENV) der <strong>EU</strong>-<br />
Kommission eine "Roadmap" zur Umsetzung<br />
des Aktionsplans 2004-2010 bis<br />
Ende Dezember 2006 vorgesehen mit<br />
den Schwerpunkten Humanes Biomonitoring<br />
sowie Forschungsaktivitäten zu Umwelt<br />
und Gesundheit. Der Innenraum hat<br />
für DG ENV bisher leider keine Priorität. In<br />
diese Umsetzungspläne sind informell<br />
auch die Mitgliedsländer sowie die NGOs<br />
(über das sog. Konsultativforum) eingebunden.<br />
Die <strong>EU</strong>-Kommission hat bislang<br />
kein überzeugendes Konzept zur Verbesserung<br />
der Innenraumluftqualität vorgelegt.<br />
Daher muss der Prozess für ein<br />
künftig europaweit rechtlich bindendes Instrument<br />
nunmehr über konkrete Projekte<br />
aus den Mitgliedstaaten angestoßen werden.<br />
AgBB-Schema anwendungsreif bei<br />
Bauprodukten<br />
Das in Deutschland entwickelte AgBB-<br />
Schema 4 ist wichtig für Europa. Trotz der<br />
laufenden Prüfungen hat es u. E. bereits<br />
Anwendungsreife mit belastbaren Ergebnissen<br />
für einzelne Bauprodukte erreicht.<br />
Es besitzt zudem mittlerweile einen hohen<br />
Akzeptanzgrad, da es in Zusammenarbeit<br />
mit den verschiedenen Interessengruppen<br />
entwickelt wurde und Inverkehrbringer<br />
3 Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit (APUG)<br />
4 Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von<br />
Bauprodukten (AgBB)<br />
von Bauprodukten begonnen haben, das<br />
AgBB-Schema zu nutzen.<br />
Deutschland will formalen<br />
Ratsbeschluss vorantreiben<br />
Deutsches Interesse bleibt eine<br />
schnellstmögliche Befassung der <strong>EU</strong>- Ministerratsebene<br />
(Umwelt oder Gesundheit)<br />
mit Verabschiedung formaler Rats-<br />
Schlussfolgerungen zum Thema Innenraumluftverschmutzung.<br />
Eine formale<br />
Ratsbeteiligung mit politischen Schlussfolgerungen<br />
hat seit Verabschiedung der<br />
SCALE-Mitteilung und ihrer Vorstellung<br />
durch die <strong>EU</strong>-Kommission im Juni 2004<br />
nicht stattgefunden, sie ist jedoch notwendig<br />
und dringlich. Informelle Treffen<br />
der <strong>EU</strong>-Kommission mit den Mitgliedstaaten<br />
reichen nicht aus, denn im Bereich<br />
Umwelt und Gesundheit werden die<br />
Schwerpunktsetzungen von den Beteiligten<br />
politisch unterschiedlich bewertet. Nötigenfalls<br />
werden wir die politische Entscheidungsfindung<br />
im Rahmen der deutschen<br />
<strong>EU</strong>-Ratspräsidentschaft (erstes<br />
Halbjahr 2007) anschieben.<br />
Doppelarbeit vermeiden,<br />
<strong>EU</strong>-Aktivitäten sinnvoll bündeln<br />
Das BMU begrüßt, dass die <strong>EU</strong>- Kommission<br />
als Regionalorganisation auf WHO-<br />
Ebene an den Arbeiten zu Umwelt und<br />
Gesundheit mitwirkt. Wir wollen jedoch<br />
Doppelarbeiten und Inkohärenz mit sonstigen<br />
laufenden politischen Projekten sowie<br />
Abgrenzung der europäischen Gemeinschaftsaktivitäten<br />
zu laufenden WHO-<br />
Aktivitäten vermeiden. Nur solche Vorhaben<br />
zu Umwelt und Gesundheit sollten<br />
durch die Gemeinschaft gefördert werden,<br />
die einen Mehrwert für die <strong>EU</strong> aufweisen.<br />
Die Generaldirektionen Gesundheit (DG<br />
SANCO) sowie Forschung und Technologie<br />
(DG RTD) verfügen über einzelne Innenraumprojekte.<br />
Mit diesen Generaldirektionen<br />
sowie mit der Generaldirektion Unternehmen<br />
(DG ENTR), die zuständig ist für<br />
die Bauprodukten-Richtlinie, ist das BMU<br />
in Kontakt, um ein europäisches Tätigwerden<br />
zu initiieren. Für das von der <strong>EU</strong>-<br />
Kommission (DG RTD) voraussichtlich Ende<br />
diesen Jahres zu verabschiedende 7.<br />
Forschungsrahmenprogramm 2007-2013<br />
(FP7) haben wir erreichen können, dass<br />
die Bundesregierung als eine Priorität das<br />
Problem Innenraumluftqualität anmeldet.<br />
Weitere Schritte<br />
Soweit die Harmonisierung des AgBB-<br />
Schemas betroffen ist, beabsichtigen wir<br />
noch dieses Jahr, das Schema nach Che-<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 25
Chemikalien, Emissionen �<br />
mikalienrecht mit Ausweisung der betroffenen<br />
Produkte zu notifizieren. In Brüssel<br />
liegt seit Mai bereits eine Notifizierung<br />
des Schemas zusammen mit Zulassungsgrundsätzen<br />
für Bauprodukte durch das<br />
Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt)<br />
vor 1, der jedoch noch die wissenschaftliche<br />
Begründung fehlt. Wir arbeiten gegenwärtig<br />
an dieser wissenschaftlichen<br />
Begründung.<br />
Mögliche Betätigungsfelder der<br />
Zivilgesellschaft<br />
NGOs könnten uns dabei unterstützen,<br />
- die britische Ratspräsidentschaft davon<br />
zu überzeugen, eine Ratsbehandlung<br />
(z.B. im Umweltministerrat am 5. Dezember<br />
2005) zu veranlassen mit dem<br />
Ziel kurzer Schlussfolgerungen zur Umsetzung<br />
des Budapest Prozesses (WHO)<br />
sowie zum SCALE-Aktionsplan im Lichte<br />
der jüngsten Entwicklungen;<br />
- einen umfassenden mittelfristigen Politikansatz<br />
für Luftqualität im Innenraum<br />
zu fordern, mit der Aufforderung an die<br />
<strong>EU</strong>-Kommission zur Vorlage eines Grünbuchs<br />
(besser: Weißbuch!) [siehe Kasten]<br />
über die besonderen Probleme der<br />
Schadstoffbelastung in Haushalten, sowie<br />
- europaweit über die Vorteile des AgBB-<br />
Schemas zu informieren und mitzuhelfen,<br />
Anreize für eine erweiterte Anwendung<br />
und Akzeptanz zu schaffen und<br />
gleichzeitig den Druck auf DG ENTR zu<br />
erhöhen, europaweit tätig zu werden. �<br />
Gastautor: Uwe Lahl, Ministerialdirektor<br />
Bundesumweltministerium<br />
• Weitere Informationen<br />
Bundesumweltministerium (BMU), Dr.<br />
habil. Uwe Lahl, Leiter der Abt. IG,<br />
Chemikaliensicherheit, Robert-<br />
Schumann-Platz 3, 53175 Bonn<br />
Tel. 0228 / 305-2400, Fax -2402<br />
mobil: 0173 / 5230 357<br />
eMail: uwe.lahl@bmu.bund.de<br />
www.bmu.de<br />
1 auf der TRIS-Website der DG ENTR mit Nr.<br />
2005/255/D und Stillhaltefrist 1.9.2005:<br />
www.europa.eu.int/comm/enterprise/tris/<br />
index_de.htm<br />
26 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Grünbuch: Anstöße für Debatten<br />
Die von der Europäischen Kommission<br />
veröffentlichten Grünbücher sollen auf europäischer<br />
Ebene eine Debatte über<br />
grundlegende politische Ziele in den jeweiligen<br />
Bereichen in Gang setzen. Die<br />
durch ein Grünbuch eingeleiteten Konsultationen<br />
können die Veröffentlichung eines<br />
Weißbuchs zur Folge haben.<br />
Weißbuch: Vorschläge für Maßnahmen<br />
Weißbücher definieren für den jeweiligen<br />
Bereich politische Richtungen und Maßstäbe,<br />
an denen die Mitgliedstaaten ihre<br />
nationale Politik ausrichten sollen, und<br />
enthalten Vorschläge für konkrete Maßnahmen<br />
für ein gemeinschaftliches Vorgehen.<br />
Die Bücher sind nach der Farbe<br />
ihres Umschlags benannt.<br />
www.die-bonn.de/esprid/dokumente/<br />
doc-2005/bechtel05_01.pdf (S. 133)<br />
Industrie-Emissionen:<br />
Strengere Kontrolle ab 2009<br />
Umweltausschuss stimmt für<br />
verbessertes Register<br />
Die von der <strong>EU</strong>-Kommission im letzten<br />
Jahr vorgelegten Vorschläge für eine Verordnung<br />
zur Einrichtung einer europäischen<br />
Datenbank zur Erfassung von Industrieverschmutzung<br />
sind vom Umweltausschuss<br />
des Parlaments Ende Mai angenommen<br />
worden. Damit ist ein Schritt<br />
getan, das internetgestützte Europäische<br />
Schadstoffregister EPER ab 2009 zu einem<br />
weiter gefassten Register (Pollutant<br />
Release and Transfer Register, PRTR) zu<br />
reformieren - eine Vorgabe aus Artikel 5<br />
der Århus-Konvention (<strong>EU</strong>R Sonderteil<br />
08.04). Das PRTR soll mehr Daten und<br />
bessere Informationen liefern (<strong>EU</strong>R 11.04,<br />
S. 17). Die Abgeordneten im Umweltausschuss<br />
des Europäischen Parlaments<br />
stimmten darüber hinaus für eine Verringerung<br />
der Dioxingrenzwerte (von 1 auf<br />
0,1 g pro Jahr). Dies werde vor allem die<br />
Müllverbrennungsanlagen betreffen, die<br />
kein effektives Abgasreinigungssystem<br />
haben, und 70 % der Metall verarbeitenden<br />
Betriebe. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quellen: Environment Daily, 25.05.05<br />
Berichterstatter: Europäisches Parlament,<br />
Johannes Blokland, Bât. Altiero<br />
Spinelli, 07H341, Rue Wiertz 60,<br />
B-1047 Brüssel<br />
Fax 0032 2 / 284 9820<br />
Kommissionsentwurf mit Änderungen:<br />
www.europarl.eu.int/meetdocs/<br />
2004_2009/documents/PR/560/<br />
560053/560053de.pdf
Chemikalien, Emissionen �<br />
Nanotech-Aktionsplan<br />
2005-2009 angenommen<br />
<strong>EU</strong>-Kommission will strategische<br />
Führungsrolle für Europa<br />
Am 7. Juni hat die <strong>EU</strong>-Kommission einen<br />
Aktionsplan für Nanotechnologien für den<br />
Zeitraum 2005 bis 2009 verabschiedet.<br />
Darin werden Maßnahmen definiert für die<br />
"sofortige Umsetzung einer sicheren, integrierten<br />
und verantwortlichen Strategie"<br />
für Nanowissenschaften und Nanotechnologien<br />
(N&N). Vorausgegangen waren eine<br />
Mitteilung vom Mai 2004 und eine<br />
Konsultationsphase im Herbst letzten Jahres<br />
(<strong>EU</strong>R 10.04, S. 20).<br />
<strong>EU</strong>-Forschungskommissar Janez Potocnik<br />
hält Nanotechnologie für einen Schlüsselbereich,<br />
in dem Europa (noch) führend<br />
ist. Das Potenzial der Nanotechnologien<br />
für die europäische Industrie und die Gesellschaft<br />
sei enorm. "Gesundheits-, Sicherheits-<br />
und Umweltrisiken, die mit<br />
N&N-Produkten und Anwendungen verbunden<br />
sein können, müssen im Vorhinein<br />
und während des gesamten Lebenszyklus<br />
angegangen werden", heißt es in der Mitteilung<br />
der Kommission.<br />
Vorhaben der <strong>EU</strong>-Kommission:<br />
- Erhöhung der Finanzmittel für Nanotechnologien<br />
im siebten <strong>EU</strong>- Forschungsrahmenprogramm,<br />
einschließlich einer<br />
besonderen Unterstützung für die Untersuchung<br />
der Folgen für die menschliche<br />
Gesundheit und die Umwelt sowie<br />
der Förderung von Technologieplattformen<br />
in einigen nanotechnologischen<br />
Schlüsselbereichen (z.B. Nanomedizin,<br />
Nanoelektronik und nachhaltige Chemie);<br />
- Aufbau einer Forschungsinfrastruktur<br />
von Weltniveau und von Spitzenleistungszentren<br />
mit Hilfe von Investitionen,<br />
dem Austausch bester Praktiken und<br />
dem Zugang zu bestehenden Einrichtungen;<br />
- Gewährleistung vorteilhafter Bedingungen<br />
für die europäische Industrie bei der<br />
Umwandlung von Forschungsergebnissen<br />
in nützliche Produkte und Dienstleistungen<br />
(Workshops zum Thema Vermarktung,<br />
verstärkte Beteiligung der Industrie<br />
an der Forschung, Arbeit an gemeinsamen<br />
Normen). Weitere nützliche<br />
Instrumente seien eine Datenbank und<br />
ein Patentüberwachungssystem;<br />
- Gewährleistung der Beachtung ethischer<br />
Grundsätze und der Berücksichtigung<br />
von Anliegen und Erwartungen der Bürger<br />
durch Studien, Informationsmaterial,<br />
Dialog und die Einrichtung einer Koordinierungsstelle<br />
auf <strong>EU</strong>-Ebene;<br />
- Möglichst frühzeitige Behandlung der<br />
Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltrisiken,<br />
Einbeziehung der Risikobewertung<br />
in die Forschungsarbeiten und<br />
Entwicklung von Leitlinien für die Risikobewertung.<br />
Die bestehenden <strong>EU</strong>-<br />
Rechtsvorschriften sollen überprüft werden,<br />
um sicherzustellen, dass den besonderen<br />
Merkmalen der Nanotechnologie<br />
Rechnung getragen wird. Die Kommission<br />
unterstützt ferner die Einrichtung<br />
eines kostenlosen und offenen Archivs<br />
für wissenschaftliche und technische<br />
Veröffentlichungen im Bereich der<br />
Nanotechnologien;<br />
- Förderung der interdisziplinären Aus-<br />
und Weiterbildung von Forschern und<br />
Ingenieuren, wobei der Schwerpunkt auf<br />
den praktischen Anwendungen der Nanotechnologie<br />
und den generellen Folgen<br />
für die Gesellschaft liegt. Hier ist ein<br />
Workshop vorgesehen, ferner die Entwicklung<br />
von Ausbildungsveranstaltungen<br />
und Lehrplänen. Mit einem europäischen<br />
Nanotechnologiepreis könnten<br />
beste Praktiken anerkannt werden;<br />
- Ausbau des internationalen Dialogs zu<br />
übergreifenden Fragen (Nomenklatur,<br />
Toxikologie etc.).<br />
Zum Aktionsplan müssen sich nun Ministerrat<br />
und Parlament äußern. Darüber<br />
hinaus sollen die derzeit geltenden Regelungen<br />
(bis 31.12.06) unter dem 6. Forschungsrahmenprogramm<br />
überprüft und<br />
bei Bedarf angepasst werden. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quellen: www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />
IP/05/717);<br />
www.euractiv.com/Article?tcmuri=<br />
tcm:31-140918-16&type=News<br />
Der Aktionsplan (deutsch):<br />
ftp://ftp.cordis.lu/pub/nanotechnology/<br />
docs/nano_action_plan2005_de.pdf<br />
Regelung unter dem 6. Forschungsrahmenprogramm:<br />
www.europa.eu.int/scadplus/leg/de/<br />
lvb/i23015.htm<br />
Hintergrund: Nanotechnologie<br />
"Nano" kommt aus dem altgriechischen<br />
und bedeutet "Zwerg". Gemeint ist mit der<br />
Vorsilbe "Nano" ein extrem kleiner Messwert,<br />
nämlich der millionste Teil einer<br />
Maßeinheit, z. B. eines Meters (10 -9 m).<br />
Gegenstand der Nanotechnologie ist die<br />
Herstellung, Untersuchung und Anwendung<br />
von Strukturen und molekularen Materialien<br />
mit Dimensionen im Bereich weniger<br />
millionstel Millimeter bis zu atomaren<br />
Abmessungen.<br />
Wissenschaftler erhoffen sich aus der<br />
Technologie die Optimierung von Produkteigenschaften<br />
im Bereich der Energietechnik<br />
und der Informationstechnik<br />
oder Fortschritte in der Krebsforschung.<br />
Versprochen werden auch Anwendungen<br />
im Umweltschutz und in der Entwicklungshilfe.<br />
Umweltschützer und kritische Wissenschaftlerorganisationen<br />
wie die ETC<br />
Group warnen, dass mögliche umwelt- und<br />
gesundheitsgefährdende Konsequenzen<br />
des Nano-Booms bis jetzt noch nie systematisch<br />
untersucht wurden, und fordern<br />
Langzeitstudien und Nano- Moratorien.<br />
Forschungsbereiche:<br />
- Nanoelektronik (z. B. Entwicklung von<br />
Miniaturgeräten; Fortentwicklung von<br />
Mikroelektronik)<br />
- Nanobiotechnologie (Kombination von<br />
Nanotechnologie mit Biologie, um biologische<br />
Lebenssysteme zu manipulieren)<br />
- Nanomaterialien (Veränderung der Morphologie<br />
von Substanzen und Partikeln)<br />
Zum Weiterlesen:<br />
www.europa.eu.int/comm/research/<br />
leaflets/nanotechnology/index_de.html ;<br />
<strong>EU</strong>R 04.04, S. 31; <strong>EU</strong>R 10.04, S. 20;<br />
www.etcgroup.org (Search: "nano")<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 27
Chemikalien, Emissionen �<br />
Luftqualität: CAFE-Programm<br />
kurz vor Abschluss<br />
"Better regulation" als erste<br />
Maßnahme<br />
Das CAFE-Programm 1 der <strong>EU</strong>-Kommission<br />
befindet sich in einer letzten internen<br />
Konsultationsrunde und soll voraussichtlich<br />
Ende Juni 2005 veröffentlicht werden.<br />
Auf einer Konferenz im Rahmen der Brüsseler<br />
Grünen Woche Anfang Juni stellte die<br />
Kommission erste Eckpunkte dieses Luftqualitätsprogramms<br />
vor: Neben einer<br />
Überarbeitung der Rahmenrichtlinie zur<br />
Luftqualität 2 inklusive ihrer drei ersten<br />
Tochterrichtlinien 3 wird der erste Maßnahmenfokus<br />
auf der "Better-regulation"-<br />
Strategie (Aktionsplan "Vereinfachung und<br />
Verbesserung des Regelungsumfelds")<br />
der <strong>EU</strong> liegen. Mit dem Ziel der Entbürokratisierung<br />
und des Abbaus von Überregulierungen<br />
sollen z. B. die ersten drei<br />
Tochterrichtlinien zusammengefasst werden.<br />
Konfliktfall Grenzwerte<br />
Der umstrittenste Teil der Luftstrategie<br />
betrifft die Frage nach der Höhe von<br />
Grenzwerten für Schwefel, Stickstoffe, organische<br />
Partikel, Ammoniak und Feinstäuben.<br />
Es sind zwar keine verbindlichen<br />
Grenzwerte vorgesehen, doch ihre Ausgestaltung<br />
wird auf nachfolgende Gesetze,<br />
wie die Überarbeitung der NEC-Richtlinie 4 ,<br />
Auswirkungen haben. Die Kommission hat<br />
drei Szenarien mit unterschiedlich ehrgeizigen<br />
Grenzwerten und Kostengrößen erarbeitet.<br />
Sowohl sie selbst als auch die<br />
Umweltverbände favorisieren das ambitionierteste<br />
Szenario C, dessen jährliche<br />
Kosten mit rund 15 Milliarden Euro und<br />
dessen Einsparungen im Gesundheitsbereich<br />
mit knapp 50 Milliarden Euro prognostiziert<br />
werden. Das von der Industrie<br />
favorisierte Szenario A würde knapp 6 Mil-<br />
1 CAFE (Clean air for Europe - saubere Luft für Europa)<br />
ist eine der sieben thematischen Strategien,<br />
die von der <strong>EU</strong>-Kommission 2005 und 2006 verabschiedet<br />
werden. Siehe hierzu auch <strong>EU</strong>R- Sonderheft<br />
02.05 „Sieben thematische Strategien“.<br />
2 Richtlinie 96/62/EG über die Beurteilung und die<br />
Kontrolle der Luftqualität<br />
3 1. Tochterrichtlinie 1999/30/EG des über Grenzwerte<br />
für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Stickstoffoxide,<br />
Partikel und Blei; 2. Tochterrichtlinie<br />
2000/69/EG für Benzol und Kohlenmonoxid; 3.<br />
Tochterrichtlinie 2002/3/EG für Ozon (4. Tochterrichtlinie<br />
2004/107/EG über Immissionswerte für<br />
Nickel, Cadmium, Arsen und polyzyklische aromatische<br />
Kohlenwasserstoffe)<br />
4 National Emission Ceilings - nationale Emissionshöchstmengen<br />
28 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
liarden Euro Kosten und 37 Milliarden Euro<br />
Gesundheitskosten einsparen.<br />
Umweltverbände enttäuscht<br />
"Die <strong>EU</strong>-Kommission muss ehrgeiziger<br />
sein, wenn es darum geht, die Luftverschmutzung<br />
zu reduzieren", fasst Luftqualitätsexpertin<br />
Kerstin Meyer vom Europäischen<br />
Umweltbüro (EEB) die Bewertung<br />
der Umweltverbände zusammen. In<br />
Anbetracht dessen, dass durch die Luftverschmutzung<br />
in Europa über 370.000<br />
Sterbefälle pro Jahr verursacht und über<br />
60 % der Ökosysteme geschädigt würden,<br />
müsse dieser ernormen Herausforderung<br />
entsprechend begegnet werden.<br />
Hauptkritikpunkt ist, dass sich die Kommission<br />
in ihrer Maßnahmenstrategie und<br />
den Szenarien einzig auf einen "End-ofpipe"-Ansatz<br />
einließ. Maßnahmen, die<br />
auch die notwendige Verknüpfung mit der<br />
Klimapolitik herstellen würden, wie im Bereich<br />
Energieeffizienz oder dem Umstellen<br />
von Kohle auf Gas, seien nicht einmal diskutiert<br />
worden. Des weiteren seien die<br />
Kosten in den Szenarien, z. B. durch das<br />
Außerachtlassen von parallelen Reduktionsmaßnahmen<br />
und -effekten, weitaus<br />
überschätzt und die Emissionseinsparpotentiale<br />
zu niedrig prognostiziert worden.<br />
Insgesamt sieht das EEB die Grenzwerte<br />
für Schadstoffe als viel zu gering, um<br />
mögliche Reduktionspotentiale auszunutzen<br />
und um vor allem das im 6. Umweltaktionsprogramm<br />
festgeschriebene Ziel<br />
zu erreichen: Luftverschmutzung darf<br />
nicht zum Ansteigen von Gesundheits-<br />
und Umweltbeeinträchtigung führen. (tf)<br />
�<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäisches Umweltbüro (EEB), Kerstin<br />
Meyer, Referentin für Luftqualität,<br />
Lärm und städtische Umwelt, Boulevard<br />
de Waterloo 34, B-1000 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 2891-307, Fax -099<br />
eMail: kerstin.meyer@eeb.org<br />
www.eeb.org<br />
Weitere Quelle: Environment Daily<br />
02.06.05<br />
Luftverschmutzung bleibt<br />
großes Problem<br />
Kindergesundheit: Wenig Fortschritte<br />
Politikvertreter/innen im Europäischen<br />
Ausschuss für Umwelt- und Gesundheit<br />
(EEHC) 5 haben sich Anfang Juni in Kopenhagen<br />
getroffen, um die Fortschritte im<br />
Kampf gegen Luftverschmutzung zu überprüfen.<br />
Vor einem Jahr hatten 52 Länder<br />
der Europäischen Region innerhalb der<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) in<br />
Budapest vereinbart, Kinder vor schlechter<br />
Luftqualität zu schützen 6. Der Prozess<br />
ist noch am Anfang. Einzelne nationale<br />
Projekte und Maßnahmen wurden in Kopenhagen<br />
vorgestellt, ebenso Schritte auf<br />
<strong>EU</strong>-Ebene. Die europäischen Städte verspürten<br />
seit dem Inkrafttreten der <strong>EU</strong>-<br />
Feinstaubrichtlinie erhöhten Handlungsdruck,<br />
resümierte die Generalsekretärin<br />
der Europäischen Umweltagentur, Jacqueline<br />
McGlade. Luftverschmutzung durch<br />
die Reduktion von Emissionen zu verringern,<br />
könne aber sehr kosteneffektiv sein.<br />
Denn es ließen sich durch weniger Gesundheitsprobleme,<br />
Unfälle und Lärm,<br />
weniger verschmutzungsbedingte Schädigungen<br />
der Pflanzenwelt, des Grundwassers<br />
sowie von Gebäuden viele Folgekosten<br />
einsparen.<br />
Eine Information der <strong>EU</strong>-Kommission von<br />
Ende Mai beschreibt bereits erfolgte und<br />
weitere Schritte zur Umsetzung des Europäischen<br />
Aktionsplans für Umwelt und Gesundheit<br />
2004-2010. Bis Anfang 2006<br />
sollen die vorhandenen Informationen<br />
ausgewertet sein und Lösungsvorschläge<br />
für den Aktionsplan vorliegen. Mehrere Pilotprojekte<br />
und Analysen zum Zusammenhang<br />
von Umwelt und Gesundheit sollen<br />
durchgeführt werden. Teilweise ist die Finanzierung<br />
aber unklar, wie <strong>beim</strong> anvisierten<br />
"Human Biomonitoring", der systematischen<br />
Datensammlung von umweltbezogenen<br />
Gesundheitsdaten. Hierzu ist Ende<br />
2006 ein Pilotprojekt geplant. (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quellen: Environment Daily, 07.06.05;<br />
http://org.eea.eu.int/news/Ann111769<br />
7382 ;<br />
http://register.consilium.eu.int/pdf/en/<br />
05/st09/st09421.en05.pdf<br />
5 Das EEHC ist kein Gremium des <strong>EU</strong>-Parlaments,<br />
sondern der Weltgesundheitsorganisation WHO<br />
www.euro.who.int/eehc<br />
6 www.who.dk/document/e83338.pdf
Chemikalien, Emissionen �<br />
Newsticker<br />
Studie: Immer mehr Schadstoffe in der<br />
Muttermilch<br />
In der Muttermilch lassen sich zahlreiche<br />
synthetische Chemikalien nachweisen, so<br />
eine Studie des BUND mit dem Titel "Über<br />
300 Schadstoffe in der Muttermilch - Zeit<br />
für eine neue Chemikalienpolitik". Zwar<br />
seien die Belastungen mit giftigem PCB,<br />
DDT und Dioxinen aufgrund weit reichender<br />
Verbote rückläufig. Jedoch würden<br />
immer mehr neue gefährliche Stoffgruppen<br />
wie Weichmacher, Flammschutzmittel<br />
und Duftstoffe gefunden, so das Ergebnis<br />
der Mitte Juni veröffentlichte Studie. Synthetische<br />
Chemikalien seien besonders für<br />
Säuglinge und Kleinkinder extrem gefährlich,<br />
da wichtige Entwicklungsphasen gestört<br />
werden können. Schädigungen des<br />
Immunsystems, Krebserkrankungen und<br />
sogar Beeinträchtigungen der Gehirnentwicklung<br />
können die Folge sein. Gefährliche<br />
Chemikalien dürften keine Marktzulassung<br />
mehr haben, wenn es ungefährlichere<br />
Ersatzstoffe gibt, forderte die BUND-<br />
Chemikalien-Expertin Patricia Cameron.<br />
Die Risikobewertung dürfe nicht allein der<br />
Chemieindustrie überlassen werden. (jg)<br />
Studie: www.bund.net/lab/reddot2/pdf/<br />
studie_muttermilch.pdf<br />
Ozonwerte im Sommer 2004 nur leicht<br />
rückläufig<br />
Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat<br />
die Messwerte für bodennahes Ozon aus<br />
dem Sommer 2004 (April bis September)<br />
veröffentlicht. Der "Alarm"-Grenzwert von<br />
240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft<br />
(µg/m 3 ) wurde 99-mal in acht Mitgliedstaaten<br />
überschritten, hauptsächlich in<br />
Südeuropa. Der "Informations"-Grenzwert<br />
von 180 µg/m 3 wurde über 2.500 Mal in<br />
zwölf Staaten erreicht. Zwar waren 2004<br />
die Spitzenwerte im Vergleich zum Sommer<br />
2003 rückläufig, insgesamt jedoch<br />
blieben die Ozonbelastungen zu hoch. In<br />
fast allen Monaten und an den meisten<br />
Messstationen wurde der - nicht bindende<br />
- Wert für Langzeitkonzentrationen überschritten.<br />
Dieser liegt bei 120 µg/m³. Die<br />
höchsten Werte wurden mit 417µg/m³ aus<br />
Spanien und Italien gemeldet. (jg)<br />
Bericht: http://reports.eea.eu.int/<br />
technical_report_2005_3/en/<br />
technical_3_2005.pdf<br />
Schweiz reformiert<br />
Chemikaliengesetzgebung<br />
Ab 1. August gelten laut Beschluss des<br />
Schweizer Parlaments neue, den <strong>EU</strong>-<br />
Regeln angepasste obligatorische Gesetze<br />
für chemische Substanzen. Auf Verpackungen<br />
und Etiketten von Chemikalien<br />
wie z.B. Reinigungsmitteln, Waschmitteln,<br />
Insektensprays, Farben und Klebstoffen<br />
wird es ein neues Kennzeichnungssystem<br />
geben mit Gefahrensymbolen und Warnhinweisen.<br />
Es gibt eine Übergangsfrist von<br />
zwei Jahren. Das neue Chemikalienrecht<br />
werde sich positiv auf Umwelt und Menschen<br />
auswirken, so das Bundesamt für<br />
Umwelt (BUWAL), denn es würden strengere<br />
Regelungen aus der <strong>EU</strong> übernommen,<br />
etwa zu Schwermetallen und bromierten<br />
Flammschutzmitteln. Schweizer<br />
Regelungen wie das Phosphatverbot in<br />
Waschmitteln bleiben aber bestehen, obwohl<br />
es hierzu in der <strong>EU</strong> keine Vorschriften<br />
gibt. (jg)<br />
Quelle: Environment Daily, 18.05.05;<br />
www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de<br />
�<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 29
Energie, Klima �<br />
Stillstand bei internationalen<br />
Klimaverhandlungen<br />
Wenig Hoffnung für Klima-<br />
Verhandlungen von G8 und COP-11<br />
Die Hoffnungen auf Fortschritte in der internationalen<br />
Klimapolitik auf dem G8- Gipfel<br />
Anfang Juli schwinden zunehmend 1.<br />
Der britische Premierminister Tony Blair,<br />
unter dessen Vorsitz das Treffen der wirtschaftlich<br />
mächtigsten Staaten im schottischen<br />
Gleneagles stattfindet, hatte die<br />
Klimapolitik als Schwerpunktthema auf die<br />
Agenda gesetzt. Doch bei bilateralen Vorverhandlungen<br />
ließ sich die US- amerikanische<br />
Seite von Blairs Initiative nicht beeindrucken.<br />
Auch auf einer UN-Konferenz<br />
über die Klimapolitik nach 2012 in Bonn<br />
wurden keine Fortschritte erzielt.<br />
US-Regierung strich Klimapolitik schon<br />
aus Schlussprotokoll<br />
Die USA zeigten sich bisher zu keinen Zugeständnissen<br />
bereit - nicht einmal ein<br />
Minimalkonsens konnte gefunden werden,<br />
um wenigstens eine gemeinsame Erklärung<br />
zu verabschieden. Alle Maßnahmen,<br />
die über einige klimaschonende Technologien<br />
wie Hybridautos oder saubere Kohlekraftwerke<br />
hinausgehen, werden von<br />
US-Präsident George W. Bush und seinen<br />
Unterhändlern kategorisch abgelehnt. Zeitungsberichten<br />
zufolge wurde auch bereits<br />
das Entwurfspapier für die Abschlusserklärung<br />
des schottischen G8-<br />
Gipfels von US-Seite so "überarbeitet",<br />
dass es überhaupt keine eindeutigen Aussagen<br />
mehr zum Zusammenhang zwischen<br />
dem Treibhausgas-Ausstoß und der<br />
Erderwärmung trifft, auch Grenzwerte für<br />
den Ausstoß von Kohlendioxid und von<br />
strengeren Umweltstandards oder Mehrausgaben<br />
für Forschung werden nicht erwähnt.<br />
Auch der Versuch, große Schwellenländer<br />
wie China, Indien oder Brasilien in Reduktionsmaßnahmen<br />
und -verpflichtungen<br />
einzubinden, wurde von diesen Staaten<br />
mit dem Hinweis auf eine notwendige ungehinderte<br />
Wirtschaftsentwicklung abgelehnt.<br />
1 Alle G8-Nationen (USA, Japan, Deutschland, Italien,<br />
England, Frankreich, Kanada und Russland) haben<br />
sich im Rahmen des Kioto-Protokolls verpflichtet,<br />
ihre Kohlendioxid-Emissionen bis 2012 auf das Niveau<br />
von 1990 zu reduzieren - abgesehen von<br />
den Vereinigten Staaten, dem mit Abstand größten<br />
Verursacher von CO2-Emissionen weltweit.<br />
30 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Genauso skeptisch werden auch die Verhandlungen<br />
auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz<br />
zum Klimarahmenübereinkommens<br />
der Vereinten Nationen<br />
(COP-11) im kanadischen Montreal Anfang<br />
Dezember gesehen. Auf der Tagesordnung<br />
stehen mögliche Strategien zur<br />
Reduzierung der Treibhausgasemissionen<br />
nach 2012, d. h. nach Ablauf des ersten<br />
Verpflichtungszeitraums des Kioto- Protokolls.<br />
Auch hier will sich die <strong>EU</strong> dafür einsetzen,<br />
die größten Emissionsverursacher<br />
für bindende Klimaschutzverpflichtungen<br />
zu gewinnen.<br />
Dimas zuversichtlich, Wissenschaftler<br />
fordern Sofortmaßnahmen<br />
<strong>EU</strong>-Umweltkommissar Dimas zeigt sich<br />
trotzdem zuversichtlich, dass die laufenden<br />
Klimagespräche der <strong>EU</strong> mit der US-<br />
Administration Bewegung in die verhärteten<br />
Positionen bringen werden. Er setzt<br />
auf Absprachen, die über gemeinsame<br />
Abkommen im Technologiebereich hinaus<br />
gehen könnten. Ein gemeinsamer Ausschuss<br />
aus Vertretern der <strong>EU</strong> und der<br />
USA soll sich mit Themen wie Energieeffizienz<br />
und erneuerbare Energieträger befassen.<br />
Ein Zusammenschluss der nationalen Akademien<br />
der Wissenschaften der G8- Nationen<br />
sowie der Länder Brasilien, China und<br />
Indien hat ein gemeinsames Positionspapier<br />
zu globalen Maßnahmen zum Klimaschutz<br />
erarbeitet. Es fordert die G8- Staaten<br />
auf, sofortige konkrete Aktionen einzuleiten.<br />
Das wissenschaftliche Verständnis<br />
des Klimageschehens hierfür sei hinlänglich<br />
fortgeschritten. Tony Blair wird<br />
aufgefordert, sich Bush entgegenzustellen,<br />
den Greenpeace- Direktor Stephen<br />
Tindale als "internationale Bedrohung"<br />
bezeichnete. (tf) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Deutsche Akademie der Naturforscher<br />
Leopoldina, Emil-Abderhalden-Str. 37,<br />
06108 Halle/Saale<br />
Tel. 0345 / 47239-0, Fax -19<br />
eMail: leopoldina@leopoldina-halle.de<br />
www.leopoldina.uni-halle.de<br />
weitere Quellen: Euractiv 19.05.05<br />
Spiegel online 17.06.05<br />
Europas Klimaziele in weiter<br />
Ferne<br />
Auch die <strong>EU</strong>-15-Staaten legen bei den<br />
Emissionen wieder kräftig zu<br />
Die Staaten der alten <strong>EU</strong>-15 entfernen<br />
sich von ihren im Kioto-Protokoll vereinbarten<br />
klimapolitischen Zielen. Seit 2002<br />
steigt der Ausstoß an Treibhausgasemissionen<br />
wieder. Laut dem jüngsten Jahresbericht<br />
der Europäischen Umweltagentur<br />
(EEA) zu Treibhausgas-Emissionen lagen<br />
die Gesamtemissionen an klimaschädlichen<br />
Gasen 2002 noch 2,9 % unter dem<br />
Bezugsjahr 1990 - im Jahr 2003 aber nur<br />
noch mit 1,7 %. Das heißt, die Emissionen<br />
stiegen in nur einem Jahr um 1,2 %,<br />
gemessen am Basisjahr 1990. Der Ausstoß<br />
von Kohlendioxid (CO2), der über<br />
80 % aller Treibhausgasemissionen der<br />
<strong>EU</strong>-15 ausmacht, stieg im selben Jahr sogar<br />
um 1,8 %. Der Emissionsanstieg seit<br />
2002 soll im Wesentlichen durch wetterbedingte<br />
Steigerungen der Stromerzeugung<br />
unter Einsatz von Kohle verursacht<br />
worden sein.<br />
Seit 1990 sind demnach die Treibhausgasemissionen<br />
nur um 1,7 % gesunken<br />
und die CO2-Emissionen um 3,4 % gestiegen.<br />
Im Kioto-Protokoll hatten sich die<br />
<strong>EU</strong>-15-Staaten verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen<br />
bis 2012 um 8 % zu<br />
reduzieren. Zu den Hauptverursachern<br />
der langfristig negativen Entwicklung zählen<br />
der Verkehr (siehe folgender Beitrag)<br />
und auch einzelne Mitgliedstaaten wie<br />
z. B. Spanien, das 40 % mehr Kohlendioxidemissionen<br />
verursachte als 1990. (tf)<br />
�<br />
• Weitere Informationen<br />
FoEE - Friends of the Earth Europe,<br />
Jan Kowalzig, Rue Blanche 15, B-1050<br />
Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 542 01 80,<br />
eMail: info@foeeurope.org<br />
www.foeeurope.org<br />
Zusammenfassung der EEA-Studie:<br />
http://org.de.eea.eu.int/documents/<br />
newsreleases/<br />
ghg_inventory_report-de
Energie, Klima �<br />
Flugverkehr untergräbt<br />
<strong>EU</strong>-Klimaziele<br />
Ohne CO 2 -Reduktionsbeitrag der<br />
Branche werden Kioto-Ziele verfehlt<br />
Nach einer neuen Studie des europäischen<br />
Umweltdachverbandes Friends of<br />
the Earth Europe (FoEE) wird der Flugverkehr<br />
bei weiterem Wachstum bis zum<br />
Jahr 2050 die gesamten CO2- Einsparungsanstrengungen<br />
der Europäischen<br />
Union zunichte machen. Deshalb sei eine<br />
Einbeziehung der Luftfahrt in Emissionsreduktionsmaßnahmen<br />
und -vorgaben,<br />
wie sie für andere Industriebereiche bestehen,<br />
dringend notwendig.<br />
Der Flugverkehr stieg im Jahr 2004 um<br />
14 % an. Während die <strong>EU</strong>- Treibhausgasemissionen<br />
von 1990-2002 um 3 % zurückgingen,<br />
stiegen die der Luftfahrt um<br />
70 %. Darüber hinaus tragen die Stickoxidemissionen<br />
in großen Höhen zur Wolkenbildung<br />
und so zur Erderwärmung bei.<br />
Klimapolitische Maßnahmen:<br />
<strong>EU</strong>-Kommission und Airlines bremsen<br />
Die <strong>EU</strong>-Kommission favorisiert in ihren<br />
klimapolitischen Maßnahmen, den Flugverkehr<br />
in den Emissionshandel mit einzubeziehen,<br />
da dies am ehesten durchzusetzen<br />
sei. Einleiten will sie diese Schritte<br />
aber erst ab 2012. Unterstützung findet<br />
diese Variante durch die Luftfahrtindustrie,<br />
für die es die ökonomisch geringste<br />
Belastung darstellen würde. Doch sowohl<br />
von Umweltverbänden als auch von externen<br />
Expertenforen wird diese Alternative<br />
als bei Weitem nicht ausreichend eingeschätzt.<br />
Auch in einer von der <strong>EU</strong>- Kommission<br />
in Auftrag gegebenen Studie wird<br />
diese Maßnahme als zumindest mittelfristig<br />
nahezu wirkungslos bewertet. Statt<br />
dessen müssten verbindliche Emissionsobergrenzen<br />
festgelegt und streckenbezogene<br />
Emissionsabgaben bzw. eine Kerosinsteuer<br />
eingeführt werden. Im Sommer<br />
2005 will die Kommission ein Strategiepapier<br />
über klimapolitische Maßnahmen<br />
für den Flugverkehr vorlegen. (tf) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Friends of the Earth Europe (FoEE),<br />
Rue Blanche 15, B-1050 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 5420180<br />
eMail: info@foeeurope.org<br />
www.foeeurope.org<br />
Weitere Quellen: Environment Daily<br />
17./31.05.05<br />
Neues <strong>EU</strong>-Klimaprogramm für<br />
Herbst angekündigt<br />
Treibhausgas-Emissionen sollen<br />
wirtschaftsfreundlich reduziert werden<br />
Ende Mai kündigte <strong>EU</strong>-Umweltkommissar<br />
Dimas auf der Brüsseler Grünen Woche<br />
an, dass das Europäische Programm zur<br />
Klimaänderung (ECCP) zur Zeit überarbeitet<br />
und im Herbst 2005 veröffentlicht<br />
wird. Es soll mit den Klimazielen für den<br />
Zeitraum nach 2012 übereinstimmen und<br />
wird unter anderem Maßnahmen in den<br />
Bereichen Energieeffizienz, Technologietransfer<br />
und flexible Kioto-Instrumente 1<br />
enthalten. In einer Mitteilung an den <strong>EU</strong>-<br />
Ministerrat und das Parlament Anfang des<br />
Jahres hatte Dimas zudem die Bereiche<br />
Verkehr (Luft, See) sowie Kohlenstoffbindung<br />
und -speicherung genannt - außerdem<br />
sollten die Maßnahmen geeignet<br />
sein, "eine systematische Ausnutzung<br />
kostenwirksamer Optionen für die Emissionsreduzierung<br />
im Zusammenwirken mit<br />
der Lissabon-Strategie" (für mehr Wachstum)<br />
zu ermöglichen.<br />
Das ECCP lief im Jahr 2000 an und dient<br />
der Umsetzung der Verpflichtungen aus<br />
dem Kioto-Protokoll. Inhalte sind die Förderung<br />
von erneuerbaren Energiequellen,<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />
von Gebäuden und Fahrzeugen<br />
und seit dem 1. Januar 2005 als<br />
zentraler Bestandteil das <strong>EU</strong>- Emissionshandelssystem.<br />
(tf) �<br />
• Weitere Informationen<br />
<strong>EU</strong>-Kommission zu Klimawandel und<br />
ECCP:<br />
www.europa.eu.int/comm/environment/<br />
climat/eccp.htm<br />
Quelle: Euractiv 01.06.2005<br />
1 Das Kioto-Protokoll sieht mehrere flexible Mechanismen<br />
vor: Emissionshandel, kooperative Maßnahmen<br />
zweier (oder mehrerer) Industrieländer<br />
und CO2-Reduktion in einem Entwicklungsland.<br />
<strong>EU</strong>-Emissionshandel: Fast alle<br />
nationalen Pläne genehmigt<br />
Fortschritte bei Emissionsreduktion<br />
werden aber nicht erwartet<br />
Die Generaldirektion Umwelt der <strong>EU</strong>-Kommission<br />
hat mit dem italienischen Nationalen<br />
Allokationsplan (NAP) den vorletzten<br />
der 25 Zuteilungspläne für den europäischen<br />
Emissionshandel genehmigt. Allerdings<br />
muss Italien die Emissionszuteilungen<br />
um 23 Millionen Tonnen reduzieren.<br />
Davor hatte die Kommission im April den<br />
Tschechischen und im März den polnischen<br />
NAP genehmigt, ebenfalls mit Reduktionsauflagen<br />
(9 % bzw. 16,5 %). Im<br />
Streit um den britischen NAP setzte sich<br />
mittlerweile die <strong>EU</strong>-Kommission mit ihrer<br />
Forderung durch, maximal 736 (statt<br />
756) Millionen Tonnen über Zertifikate<br />
vergeben zu lassen. Als letzter NAP steht<br />
nur noch der aus Griechenland aus.<br />
Allerdings erwarten Experten und Verbände<br />
von der ersten Runde des Emissionshandels<br />
bis 2007 keine maßgeblichen<br />
Minderungen der CO2-Emissionen und Investitionen<br />
in sauberere Technologien.<br />
Hierfür seien die NAPs zu großzügig.<br />
Mehr Anstrengungen für zweite Phase<br />
unumgänglich<br />
Für die zweite Phase (2008-2012) sind<br />
sich Experten, Politik und Umweltverbänden<br />
einig, dass ehrgeizigere Anstrengungen<br />
notwendig sind, um die Klimaziele<br />
noch erreichen zu können. Unter den Vorschlägen<br />
ist neben strengeren NAPs die<br />
Einbeziehung weiterer Wirtschaftsbereiche<br />
wie Flugverkehr, Chemie- und Aluminiumindustrie<br />
und auch weiterer Gase neben<br />
CO2. Doch angesichts der langen Zeiträume<br />
für die Durchsetzung solcher Maßnahmen<br />
(Änderung der Richtlinie), wird<br />
gezweifelt, dass sie für die zweite Phase<br />
bereits umzusetzen sind. Umweltverbände<br />
fordern dringend, dass die <strong>EU</strong>-Staaten bei<br />
ihren derzeitigen Vorbereitungen für die<br />
zweite Emissionshandelsphase deutlich<br />
weniger Verschmutzungsrechte in die<br />
neuen NAPs schreiben. Diese müssen von<br />
den Mitgliedstaaten der <strong>EU</strong>-Kommission<br />
bis Juni 2006 vorgelegt werden. (tf) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Climate Action Network Europe (CAN),<br />
Rue de la Charité 48, B-1210 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 229 52 25, Fax -29<br />
eMail: info@climnet.org<br />
www.climnet.org<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 31
Energie, Klima �<br />
Energieeffizienz: Harte<br />
Auseinandersetzungen<br />
Noch keine Einigung über<br />
Richtlinienentwurf<br />
Zu dem im Dezember 2003 von der <strong>EU</strong>-<br />
Kommission unterbreiteten Entwurf für eine<br />
Richtlinie über Endenergieeffizienz und<br />
Energiedienstleistungen haben <strong>EU</strong>- Parlament<br />
und <strong>EU</strong>-Energieministerrat sehr unterschiedliche<br />
Positionen. Während das<br />
Parlament den ehrgeizigen Entwurf Anfang<br />
Juni in der ersten Lesung unterstützt<br />
und sogar darüber hinaus gehende Forderungen<br />
gestellt hatte, ist die vorbereitende<br />
Ministerrats-Arbeitsgruppe bereits<br />
weit von den Zielsetzungen des Entwurfs<br />
zurückgerudert. Es wurde davon ausgegangen,<br />
dass die Energieminister diese<br />
Position auf ihrem Treffen Ende Juni (nach<br />
redaktionsschluss) vertreten.<br />
Ehrgeizig und verbindlich oder flexibel<br />
und wirtschaftsfreundlich?<br />
Die <strong>EU</strong>-Kommission hat in ihrem Entwurf<br />
vorgesehen, durch geeignete Maßnahmen<br />
sicherzustellen, dass sämtliche Mitgliedstaaten<br />
mindestens ein Prozent mehr<br />
Energie pro Jahr einsparen. Diese verbindlichen<br />
Ziele ab der geplanten Verabschiedung<br />
der Richtlinie 2006 würden einer<br />
Energieeinsparung von rund sechs<br />
Prozent im Jahr 2012 entsprechen. Die<br />
Europaparlamentarier unterstützen diesen<br />
Ansatz und fordern darüber hinaus eine<br />
11%ige Einsparung bis 2015 und eine<br />
16%ige Einsparung in diesem Zeitraum<br />
speziell im öffentlichen Sektor. In den über<br />
100 Änderungsanträgen des Parlaments<br />
wurde auch gefordert, dass keine<br />
Effizienzmaßnahmen angerechnet werden<br />
dürfen, die vor dem Jahr 2000 getätigt<br />
wurden - die Kommission hat dies ab<br />
1991 vorgesehen.<br />
Das vorliegende Positionspapier der Energieministerrats-Arbeitsgruppe<br />
sieht lediglich<br />
eine unverbindliche 6%ige Energieeinsparung<br />
bis 2014 vor und lehnt stärkere<br />
Einsparungen im öffentlichen Sektor<br />
generell ab. Die öffentliche Hand solle<br />
statt dessen "eine vorbildliche Rolle zur<br />
Erfüllung der Energiepolitischen Zielsetzungen<br />
einnehmen". Auch Auflagen oder<br />
Zielsetzungen für Energieversorgungsunternehmen<br />
werden abgelehnt. Maßnahmen<br />
sollen ökonomisch sinnvoll im Verhältnis<br />
zu den zu erwartenden Einsparpotentialen<br />
sein.<br />
32 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Umweltverbände sehen auch in den Änderungsanträgen<br />
des <strong>EU</strong>-Parlaments die<br />
Energie-Einsparpotenziale noch nicht erschöpft.<br />
Der WWF fordert eine jährliche<br />
Mindesteinsparung von 2,5 % für den privaten<br />
und von 3 % für den öffentlichen<br />
Sektor. Nur so seien klimapolitische Ziele<br />
zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Industrie voranzubringen.<br />
Grünbuch zu Energieeffizienz<br />
Im Sommer 2005 will <strong>EU</strong>- Energiekommissar<br />
Andris Piebalgs einen Entwurf für ein<br />
Grünbuch zur Energieeffizienz vorlegen.<br />
Darin wird gefordert, dass die <strong>EU</strong> von<br />
2005 bis 2020 ihren Energieverbrauch<br />
um 20 % reduziert. In einem ersten<br />
Schritt sollen die <strong>EU</strong>- Mitgliedstaaten die<br />
Energieeinsparziele in ihre nationalen<br />
Programme zur Umsetzung der Lissabon-<br />
Strategie integrieren, die in diesem Jahr<br />
erstellt werden müssen.<br />
In dem Papier heißt es, kosteneffiziente<br />
Energieeinsparung könne zur Hälfte durch<br />
die strikte Anwendung bereits bestehender<br />
Gesetze und Maßnahmen (darunter<br />
auch die diskutierte Endenergieeffizienzrichtlinie)<br />
erreicht werden, der Rest durch<br />
zusätzliche Aktionen - hier werden gerade<br />
im Transport- und Bausektor die größten<br />
Potentiale gesehen. Markt-, Steuer- und<br />
Förderinstrumente sollen die Energieeffizienz<br />
fördern. Auch eine mit unterschiedlichen<br />
Interessengruppen besetzte Arbeitsgruppe<br />
("multi-stakeholder task force")<br />
unter dem Dach des Zentrums für Europäische<br />
Politik (Ceps) in Brüssel sieht eine<br />
dringende Notwendigkeit für eine Überarbeitung<br />
der <strong>EU</strong>- Energieeffizienzpolitik. Für<br />
sie birgt der Gebäudesektor die größten<br />
Energieeinsparpotentiale. (tf) �<br />
• Weitere Informationen<br />
European Environmental Bureau<br />
(EEB), Kerstin Meyer, Boulevard de<br />
Waterloo 34, B-1000 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 28910-90, Fax -99<br />
eMail: kerstin.meyer@eeb.org<br />
www.eeb.org<br />
Weitere Quellen: Environment Daily<br />
07./15.06.05<br />
Newsticker<br />
<strong>EU</strong>-Kampagne für nachhaltige Energie<br />
gestartet<br />
Die Generaldirektion Energie der <strong>EU</strong>-Kommission<br />
hat eine Kampagne zur Förderung<br />
nachhaltiger Energieerzeugung gestartet.<br />
Im Rahmen des <strong>EU</strong>-Programms<br />
"Intelligente Energie" läuft die Kampagne<br />
bis 2008. Ziel ist es, Energieerzeuger und<br />
-verbraucher von der Notwendigkeit und<br />
den Vorteilen nachhaltiger Energieformen<br />
zu überzeugen. Schritte dahin sollen gezielte<br />
Öffentlichkeitsarbeit, die Bekanntmachung<br />
gelungener Beispiele (Best<br />
Practice) und das Anschieben von zukunftsfähigen<br />
Trends und Technologien<br />
sein. Angesprochen werden private Bürger,<br />
Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen,<br />
Industrie und Energieagenturen.<br />
(tf)<br />
www.sustenergy.org<br />
Konsultation zum Emissionshandel bis<br />
16. August<br />
� Die Generaldirektion Umwelt der <strong>EU</strong>-<br />
Kommission hat eine Internet-Konsultation<br />
über die ersten Erfahrungen mit der Funktionsweise<br />
des im Januar 2005 eingeführten<br />
<strong>EU</strong>- Emissionshandelsystems gestartet.<br />
Die Beiträge sollen in einen Bericht<br />
eingehen, der Mitte 2006 von der Kommission<br />
dem <strong>EU</strong>-Rat und dem <strong>EU</strong>- Parlament<br />
vorgelegt wird. Dieser soll wiederum<br />
eine Grundlage für eine Überarbeitung<br />
und Ausweitung des Emissionshandelsystems<br />
2008-2012 sein. Aufgerufen sind alle<br />
Interessengruppen. Themengebiete<br />
sind die Funktionsweise des Marktes für<br />
Zertifikate, die Harmonisierung der Zuteilungsmethoden,<br />
die Behandlung von<br />
Marktein- und -austritten, die mögliche<br />
Einbeziehung weiterer Sektoren und Gasemissionsarten<br />
in das <strong>EU</strong>- Emissionshandelssystem,<br />
Verrechnungs- und Steuerprobleme<br />
sowie nicht zuletzt auch Fragen<br />
der Wettbewerbsfähigkeit. Die Konsultation<br />
läuft bis zum 16. August. (tf)<br />
Konsultation (Passwort beantragen):<br />
www2.perseus.com/mckinsey/prod/eu/<br />
eumain.htm<br />
Stand des Emissionshandels:<br />
www.europa.eu.int/comm/environment/<br />
climat/emission.htm<br />
�
Naturschutz, Biodiversität �<br />
Menschliches Leid durch<br />
Ökosystemzerstörung<br />
Biodiversitäts-Studie warnt vor<br />
klimabedingtem Massen-Artensterben<br />
Am 19. Mai, dem Tag der Biologischen<br />
Vielfalt, hat die internationale Umweltorganisation<br />
Millennium Ecosystem Assessment<br />
(MEA) ihren neuen Bericht "Ecosystems<br />
and Human Wellbeing - Biodiversity<br />
Synthesis" zur weltweiten Artenvielfalt<br />
präsentiert. Das Papier prognostiziert ein<br />
klimabedingtes Massensterben bei europäischen<br />
Pflanzen- und Tierarten und<br />
stellt einen Bezug zwischen menschlichem<br />
Wohlbefinden und Ökosystemen her.<br />
Klimawandel bedroht europäische<br />
Pflanzen- und Tierarten<br />
Die Bilanz des "Biodiversitäts-Synthese-<br />
Berichts" fällt insgesamt pessimistisch<br />
aus: Die Veränderungen der Biodiversität<br />
als Ergebnis menschlicher Einflüsse waren<br />
in den letzten 50 Jahren gravierender als<br />
in jeder anderen Zeitspanne der Geschichte.<br />
Laut Studie ist ein Rückgang des weltweiten<br />
Fischbestandes seit Beginn des industriellen<br />
Fischfangs festzustellen. Ein<br />
Drittel aller Amphibien sowie ein Fünftel<br />
der Säugetiere sind durch die Folgen<br />
menschlichen Handelns bedroht. Im Jahr<br />
2080 wird wahrscheinlich die Hälfte aller<br />
Pflanzenarten Europas als bedroht eingestuft<br />
werden müssen.<br />
Für insgesamt rund 1350 Pflanzen simulierten<br />
die Umweltforscher anhand bekannter<br />
Temperaturoptima und Toleranzbereiche<br />
die Entwicklung für die kommenden<br />
80 Jahre. Dabei wurden unterschiedliche<br />
Szenarien der Klimaentwicklung berücksichtigt.<br />
Die Studie prognostiziert:<br />
Wärmer wird es in jedem Fall, die Modelle<br />
zeigen jedoch für verschiedene Regionen<br />
Europas unterschiedliche Verschiebungen<br />
des Klimas. Besonders betroffen von Klimaveränderungen<br />
sind die borealen Zonen<br />
(Waldgebiete in Nordeuropa) sowie<br />
die Mittelmeerregion. Laut Studie ist in<br />
Europa vor allem die Pflanzenwelt der europäischen<br />
Gebirge betroffen. Weniger<br />
hart trifft es Nordeuropa: In der borealen<br />
Zone wird sich die Anzahl der Arten wahrscheinlich<br />
nur geringfügig ändern. Zwar<br />
werden viele kälteliebende Arten aussterben,<br />
vermutlich wandern aber mit der Erwärmung<br />
auch viele neue Arten aus Mitteleuropa<br />
in die boreale Zone ein.<br />
Negative soziale und wirtschaftliche<br />
Auswirkungen<br />
Der Bericht weist darauf hin, dass Menschen<br />
ein Bestandteil der Ökosysteme<br />
sind. Durch die direkte Verbindung würden<br />
durch den Menschen herbeigeführte<br />
Änderungen der Ökosysteme zu "Beeinträchtigungen<br />
des menschlichen Wohlbefindens"<br />
führen.<br />
Die Leistungen der Ökosysteme werden in<br />
der Studie mit einem Wert von 30 Trillionen<br />
Dollar veranschlagt. Der Nutzen der<br />
Biodiversität sei aber in der Berechnung<br />
von Entscheidungsfindungen und <strong>beim</strong><br />
Ressourcen-Management nicht ausreichend<br />
berücksichtigt. Zudem würden Subventionen<br />
der Landwirtschaft oder der<br />
Rohstoffindustrie die Kosten und den Nutzen<br />
der Ökosystemleistungen verzerren.<br />
Die Zerstörung der Ökosysteme führe zu<br />
wirtschaftlichem und zu menschlichem<br />
Leid, so die Studie weiter. Davon seien<br />
reichere Gruppen weniger betroffen als<br />
ärmere, da die erstgenannten Produktion<br />
und Landwirtschaft auslagern könnten.<br />
Die Armen seien hingegen in Bezug auf<br />
Nahrung, natürliche Medizin und verschiedene<br />
andere wichtige Materialien auf<br />
die Ökosysteme vor Ort angewiesen.<br />
UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten<br />
Nationen, entwickelt zur Zeit "Environment<br />
Watch", ein System zum verbesserten<br />
Monitoring der weltweiten Umwelt,<br />
das auch Wissenschaft und Politik enger<br />
verzahnen soll. Angesichts der gravierenden<br />
Probleme und der beängstigenden<br />
Prognosen für den Biodiversitätverlust<br />
und der damit verbundenen Risiken für<br />
das menschliche Wohlbefinden dürfe<br />
nichts unversucht gelassen werden, forderte<br />
UNEP. (bv) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Umweltprogramm der Vereinten Nationen<br />
(UNEP), Eric Falt, Öffentlichkeitsarbeit<br />
Tel. 00254 20 / 623292<br />
eMail: eric.falt@unep.org<br />
www.unep.org<br />
Quellen: www.dradio.de/dlf/sendungen/<br />
forschak/379757 (24.05.2005)<br />
www.unep.org/Documents.Multilingual/<br />
Default.asp?DocumentID=433&<br />
ArticleID=4801&l=en<br />
www.birdlife.org/news/news/2005/05/<br />
ma_biodiversity_synthesis.html<br />
<strong>EU</strong>-Pläne zur Förderung<br />
ländlicher Entwicklung<br />
Verbände: Vorrang für nachhaltiges<br />
Wirtschaften und Biodiversitätsschutz<br />
Nach 2006 soll die Finanzierung der so<br />
genannte 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />
weiterentwickelt werden. Die geplante<br />
<strong>EU</strong>-Verordnung zur Förderung der<br />
ländlichen Entwicklung (ELER-VO 1 ) sieht<br />
vor, die komplizierte Finanzierung der<br />
zweiten Säule aus unterschiedlichen Töpfen<br />
durch einen einheitlichen europäischen<br />
Fonds - den ELER-Fonds - zu ersetzen.<br />
Die ELER-VO ist zwar noch nicht erlassen,<br />
die Grundausrichtung steht aber bereits<br />
fest. Es wird drei Ebenen geben: Strategische<br />
Leitlinien der <strong>EU</strong>, nationale Strategiepläne<br />
und Pläne zur Ländlichen Entwicklung<br />
der Regionen - in Deutschland<br />
sind das die Bundesländer. In den Mitgliedstaaten<br />
wird nun an den Strategieplänen<br />
gearbeitet.<br />
Die Umweltverbände BUND, DVL 2, NABU,<br />
Euronatur und WWF haben gemeinsam einen<br />
Katalog mit Anforderungen an den<br />
nationalen Strategieplan in Deutschland<br />
erarbeitet. Die Umweltverbände fordern<br />
darin die Bundesregierung auf, integrierten<br />
nachhaltigen Konzepten den Vorzug<br />
zu geben, die gesellschaftlichen Interessenvertreter<br />
rechtzeitig zu beteiligen und<br />
sicherzustellen, dass auch die Landesbehörden<br />
die Umweltverbände in die Planung<br />
einbeziehen. (bv) �<br />
• Weitere Informationen<br />
BUND, Agrarexpertin Reinhild Benning,<br />
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin<br />
Tel. 030 / 27586-481<br />
eMail: reinhild.benning@bund.net<br />
Download des Anforderungskatalogs:<br />
www.bund.net/lab/reddot2/pdf/<br />
strategieplan.pdf<br />
Quelle: BUNDletter 3/2005<br />
1 „Verordnung über die Förderung der Entwicklung<br />
des ländlichen Raumes durch den Europäischen<br />
Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen<br />
Raumes“.<br />
2 Deutscher Verband für Landschaftspflege (Landschaftspflegeverband);<br />
www.lpv.de<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 33
Naturschutz, Biodiversität �<br />
<strong>EU</strong> tritt Abkommen zum<br />
Schutz der Wasservögel bei<br />
Signalwirkung für andere Staaten<br />
Die Europäische Union wird demnächst<br />
dem Internationalen Abkommen zum<br />
Schutz ziehender Wasservögel beitreten.<br />
Der Umweltausschuss des Europäischen<br />
Parlaments (EP) hat Mitte Juni einen entsprechenden<br />
Bericht verabschiedet. Mit<br />
dem Beitritt zum Abkommen unterstreiche<br />
die <strong>EU</strong> ihre führende Rolle <strong>beim</strong> weltweiten<br />
Erhalt von Flora und Fauna, sagte der<br />
Vorsitzende des EP-Umweltausschusses<br />
und Berichterstatter Karl-Heinz Florenz<br />
(EVP-ED/CDU).<br />
Das Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen<br />
ziehenden Wasservögel<br />
(AEWA) umfasst insgesamt 235 Vogelarten,<br />
die auf Feuchtgebiete angewiesen<br />
sind, darunter Pelikane, Kormorane, Störche,<br />
Fischreiher und Seeschwalben. Die<br />
insgesamt 49 Vertragstaaten des Abkommens,<br />
das seit 1999 in Kraft ist, verpflichten<br />
sich in einem Aktionsplan zu einer<br />
Reihe von Maßnahmen zum Bestandsschutz<br />
der Tiere. Dazu zählen die<br />
Erhaltung und Pflege der natürlichen Lebensräume,<br />
Forschungs- und Beobachtungsprojekte<br />
sowie Bildungs- und Informationsmaßnahmen.<br />
Das AEWA geht zurück auf das Bonner<br />
Übereinkommen von 1979 zur Erhaltung<br />
der wandernden wildlebenden Tierarten.<br />
In Europa ist die Erhaltung ziehender Vogelarten<br />
aufgrund des grenzüberschreitenden<br />
Charakters Gemeinschaftskompetenz.<br />
Beispiele sind die Richtlinie zur Erhaltung<br />
der wild lebenden Vogelarten und<br />
die so genannte Flora-Fauna-Habitat-<br />
(FFH-)Richtlinie.<br />
Das Plenum des Europäischen Parlaments<br />
wird in seiner Juli-Sitzung (4.-7.7.) das<br />
Votum des EP-Umweltausschusses voraussichtlich<br />
bestätigen. Berichterstatter<br />
Florenz geht davon aus, dass der Beitritt<br />
der <strong>EU</strong> zum Abkommen Signalwirkung haben<br />
wird und andere Staaten sich ermuntert<br />
fühlen nachzuziehen. (bv) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Büro Karl Heinz Florenz MdEP, Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 284-7320<br />
EVP-ED, Pressestelle, Thomas Bickl<br />
Tel. 0032 2 / 283-2002<br />
www.karl-heinz-florenz.de/de/presse/<br />
pm_anzeige.php?id=233<br />
34 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Neuer Biodiversitätsinikator<br />
für <strong>EU</strong>-Vogelpopulationen<br />
Generalisten verdrängen Feld- und<br />
Waldvögel<br />
Ein aktualisierter Indikator der europäischen<br />
Wildvogelpopulationen zeigt, dass<br />
zwischen 1980 und 2003 die Anzahl der<br />
Vögel der Agrarlandschaft um 28 % und<br />
die der Waldvögel um 13 % sank, während<br />
die Anzahl der Generalisten um<br />
28 % anstieg. Die durch die Naturschutzorganisation<br />
BirdLife International erstellten<br />
und erstmals 2003 veröffentlichten<br />
Daten waren letztes Jahr von der <strong>EU</strong> als<br />
Basis der offiziellen Nachhaltigkeitsindikatoren<br />
anerkannt worden.<br />
Die diesjährige Aktualisierung schließt<br />
erstmals auch vier der neuen <strong>EU</strong>- Mitgliedstaaten<br />
ein und zeigt auch zum ersten<br />
Mal die unterschiedlichen Trends bei<br />
Waldvögeln und Generalisten auf. (bv) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Quelle: Environment Daily 09.06.2005<br />
Biodiversitätsindikator (Download):<br />
www.birdlife.net/action/science/<br />
indicators/pdfs/<br />
2005_pecbm_indicator_update.pdf<br />
Mehr Vogelarten vom<br />
Aussterben bedroht<br />
Neue Rote Liste: Jede fünfte Vogelart<br />
weltweit bedroht<br />
Der jährliche Zustandsbericht der Naturschutzorganisation<br />
BirdLife über den<br />
weltweiten Bestand der Vogelarten zeigt,<br />
dass sich Anzahl vom Aussterben bedrohter<br />
Vogelarten auf 1.212 beläuft. Werden<br />
auch die bedrohten Arten hinzugerechnet,<br />
ergibt sich eine Zahl von genau 2.000 Arten<br />
in Not - mehr als ein Fünftel der auf<br />
der Erde verbleibenden 9.775 Vogelarten.<br />
179 dieser Arten werden derzeit als kritisch<br />
vom Aussterben bedroht eingestuft,<br />
die höchste Stufe der Gefährdung. Seit<br />
dem Jahr 1500 ist das Aussterben von<br />
131 Vogelarten dokumentiert. Dank erfolgreich<br />
umgesetzter Schutzmaßnahmen<br />
konnten fünf Arten in eine geringere Gefährdungskategorie<br />
eingestuft werden.<br />
Die Revision der Rote-Liste-Einstufungen<br />
von BirdLife und die zugehörige Dokumentation<br />
fließen in die "Roten Listen<br />
2005" der Weltnaturschutzunion (IUCN)<br />
ein, die im Herbst erscheinen soll. (bv) �<br />
• Weitere Informationen<br />
BirdLife International, Wellbrook Court,<br />
Girton Road, Cambridge CB3 0NA,<br />
Großbritannien<br />
Tel. 0044 1223 277-318, Fax -200<br />
eMail : birdlife@birdlife.org<br />
Rote Liste von BirdLife:<br />
www.birdlife.org/datazone/species<br />
Quelle: www.birdlife.org/news/news/<br />
2005/06/red_list_update.html
Naturschutz, Biodiversität �<br />
Eurobarometer-Umfrage zu<br />
artgerechter Tierhaltung<br />
Hohes Tierschutzbewusstsein, bessere<br />
Kennzeichnung gefordert<br />
Die Europäische Kommission hat Anfang<br />
Juni eine <strong>EU</strong>-weite Meinungsumfrage über<br />
die Einstellung der Verbraucher/innen zur<br />
artgerechten Tierhaltung in der Landwirtschaft<br />
präsentierte. Die Ergebnisse belegen<br />
den Wunsch der <strong>EU</strong>-Bürger nach höheren<br />
Tierschutzstandards bei der Haltung<br />
von landwirtschaftlichen Nutztieren.<br />
Die Umfrage wurde im Februar/März<br />
2005 mit durchschnittlich 1000 Befragten<br />
in jedem der 25 <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten<br />
durchgeführt.<br />
Die Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
sind laut Studie grundsätzlich der Ansicht,<br />
dass dem Tierschutz in der Agrarpolitik ihrer<br />
Länder zu wenig Gewicht beigemessen<br />
wird. Sie sind größtenteils bereit, mehr für<br />
Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung<br />
zu bezahlen und wünschen sich eine bessere<br />
Kennzeichnung der Produkte. Drei<br />
Viertel der befragten Verbraucher glauben,<br />
durch ihre Kaufentscheidungen die<br />
artgerechte Tierhaltung fördern zu können.<br />
"Das Ergebnis der Umfrage beweist<br />
nicht nur, wie mündig der Bürger als<br />
Verbraucher schon ist", kommentierte die<br />
Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes,<br />
Brigitte Rusche, "es ist<br />
zugleich ein Handlungsauftrag an die Europäische<br />
Kommission." Die Öffentlichkeit<br />
stütze den Tierschutz, das müsse von der<br />
Politik nachvollzogen werden. (bv) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Deutscher Tierschutzbund, Vizepräsidentin<br />
Dr. Brigitte Rusche, Baumschulallee<br />
15, 53115 Bonn<br />
Tel. 0228 / 60496-20, Fax -40<br />
eMail:<br />
brigitte.rusche@tierschutzakademie.de<br />
www.tierschutzbund.de<br />
Umfrage-Ergebnisse (Download):<br />
www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />
IP/05/698)<br />
Newsticker<br />
Lob und Kritik für Entwurf der<br />
<strong>EU</strong>-Saatgutrichtlinie<br />
Durch die <strong>EU</strong>-Kommission wird derzeit eine<br />
Richtlinie erarbeitet, die das Inverkehrbringen<br />
und den Handel mit regionaltypischem<br />
Saatgut für Landschaftsbau<br />
und Naturschutzzwecke ermöglichen soll,<br />
damit gefährdete Arten und Sorten am<br />
Standort erhalten werden können. Genetische<br />
Vielfalt ist für den Erhalt von Arten<br />
unabdingbar, es ist zur Zeit in Deutschland<br />
aber kaum möglich, diese genetische<br />
Vielfalt für Wildpflanzenarten zu sichern,<br />
da Gesetze "Sortenreinheit", also genetisch<br />
einheitliches Saatgut, festschreiben.<br />
Was für die landwirtschaftliche Hochleistungsproduktion<br />
eine wichtige Voraussetzung<br />
ist, bedroht die Vielfalt der Wildpflanzen.<br />
Im Entwurf für eine neue <strong>EU</strong>-<br />
Richtlinie ist nun vorgesehen, die Regelung<br />
abzuschaffen, nach der nur "reine"<br />
Wildpflanzensorten im Handel zugelassen<br />
sind. Der BUND unterstützt das generelle<br />
Anliegen dieser Richtlinie, fordert aber in<br />
vielen Einzelpunkten eine Modifizierung.<br />
Darüber hinaus fordert der BUND eine<br />
Anpassung des Saatgutverkehrsgesetzes,<br />
damit die für den Landschaftsbereich relevanten<br />
Arten aus den bestehenden Regelungen<br />
<strong>herausge</strong>nommen werden. (bv)<br />
BUND, Tel. 030 / 787900-0, eMail:<br />
doris.eberhardt@bund.net<br />
Forderungspapier (2 S.): www.bund.net/<br />
lab/reddot2/pdf/saatgutrichtlinie.pdf<br />
Agrarministerrat begrüßt<br />
<strong>EU</strong>-Waldaktionsplan<br />
Der Agrarministerrat hat im Mai den Vorschlag<br />
der <strong>EU</strong>-Kommission zur Entwicklung<br />
eines Waldaktionsplans begrüßt. Es<br />
geht dabei um eine bessere Koordination<br />
der bereits vorhandenen Aktivitäten der<br />
verschiedenen Generaldirektionen auf <strong>EU</strong>-<br />
Ebene. Der Rat forderte die Kommission<br />
auf, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten<br />
und in Rücksprache mit Interessengruppen<br />
einen Vorschlag für den Aktionsplan<br />
zu erarbeiten und Mitte 2006<br />
vorzulegen. Der Rat forderte außerdem,<br />
die existierenden <strong>EU</strong>-Mittel zu erhöhen,<br />
um die Koordination zwischen den zuständigen<br />
Politikbereichen zu verbessern,<br />
sowie die Rolle des Forstkomitees auf <strong>EU</strong>-<br />
Ebene eindeutig festzulegen. (bv)<br />
http://ue.eu.int/ueDocs/cms_Data/<br />
docs/pressData/en/agricult/85001.pdf<br />
<strong>EU</strong>-Kommission veröffentlicht<br />
Vorschlag zu Hühnerhaltung<br />
Für die Haltung der mehr als vier Milliarden<br />
Masthühner, die jedes Jahr allein in<br />
den 15 alten <strong>EU</strong>-Staaten geschlachtet<br />
werden, hat die Europäische Kommission<br />
diese Woche einen Richtlinien-Vorschlag<br />
präsentiert. "Aus Sicht des Tierschutzes<br />
ist der Vorschlag höchst unzureichend, da<br />
zentrale Forderungen des Wissenschaftlichen<br />
Komitees für Tiergesundheit und<br />
Tierschutz der <strong>EU</strong> kaum berücksichtigt<br />
wurden", erklärte Thomas Pietsch, Nutztier-Experte<br />
der Tierschutzorganisation<br />
Vier Pfoten. Es sei zu befürchten, dass<br />
gravierende Defizite bei der intensiven<br />
Masthühnerhaltung auch in Zukunft bestehen<br />
bleiben. (bv)<br />
Quelle: http://presseportal.de/<br />
story.htx?firmaid=17477<br />
Biodiversität Finnlands nimmt ab<br />
Laut einer Studie, die Finnlands Biodiversitätsplan<br />
1997-2005 bewertet, nimmt<br />
die Biodiversität des Landes weiter ab.<br />
Die laufenden Schutzmaßnahmen seien<br />
unzureichend, um das <strong>EU</strong>-Ziel zu erfüllen,<br />
den Biodiversitätsverlust bis 2010 zu<br />
stoppen, schlussfolgert der Bericht. Zu<br />
dem Zeitpunkt werde die Anzahl bedrohter<br />
Arten um 10 % höher liegen als im<br />
Jahr 2000. Die Studie empfiehlt, den<br />
nächsten Biodiversitätsplan für 2006-<br />
2016 um Agrar-Umwelt-Subventionen und<br />
Waldschutzprogramme zu erweitern. (bv)<br />
Quelle: Environment Daily 01.06.05<br />
Kurzfassung der Studie (Download):<br />
www.ymparisto.fi/download.asp?contentid<br />
=34801&lan=en<br />
Millionen Wildvögel in die <strong>EU</strong><br />
importiert<br />
Die <strong>EU</strong> importiert nach Angaben von Tierschützern<br />
jährlich rund 1,75 Millionen<br />
"Ziervögel", die in freier Wildbahn gefangen<br />
wurden. Etwa noch einmal so viele<br />
kämen nach Schätzungen <strong>beim</strong> Fang und<br />
auf dem gesamten Transport um, so die<br />
Organisation Pro Wildlife. Mit 87 Prozent<br />
der nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen<br />
registrierten Importe sei die<br />
<strong>EU</strong> mit Abstand weltgrößter Abnehmer<br />
von Ziervögeln. Während die Europäische<br />
Vogelschutzrichtlinie den Fang heimischer<br />
Vögel für den Tierhandel streng verbiete,<br />
seien der Einfuhr von "Exoten" aus Afrika,<br />
Asien oder Südamerika kaum Grenzen gesetzt.<br />
(bv)<br />
Quellen: www.prowildlife.de<br />
www.derstandard.at/?id=2055337<br />
�<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 35
Verkehr �<br />
Wegekostenrichtlinie: Wird die<br />
Zivilgesellschaft übergangen?<br />
LSVA-Bündnis legt Beschwerde <strong>beim</strong><br />
Europäischen Bürgerbeauftragten ein<br />
Im Herbst 2005 wird das Europa- Parlament<br />
in zweiter Lesung wieder über die<br />
Novellierung der so genannten "Eurovignetten-Richtlinie"<br />
(eigentlich: Wegekosten-<br />
Richtlinie für Lkw) beraten. Noch immer ist<br />
nicht vorgesehen, dass dabei auch die Internationale<br />
Petition "Faire Preise im Güterverkehr<br />
- Schwerverkehrsabgabe für<br />
Europa" behandelt wird, obwohl sie sich<br />
offiziell und explizit auf diese Richtlinie<br />
bezieht. Die Unterzeichner - immerhin<br />
500 Organisationen in ganz Europa -<br />
müssen damit nun im fünften Jahr auf die<br />
Berücksichtigung ihrer Petition warten.<br />
Ein Skandal, findet das "Bündnis LSVA 1 für<br />
Europa e.V." und legte daher im Mai Beschwerde<br />
<strong>beim</strong> Europäischen Bürgerbeauftragten<br />
ein. In dem Brief an den Ombudsman<br />
argumentiert das Bündnis, die<br />
Meinung von umgerechnet etwa 25-30<br />
Millionen Menschen dürfe nicht einfach<br />
übergangen werden, und weist auch darauf<br />
hin, dass mit der Untätigkeit des Parlaments<br />
möglicherweise das <strong>EU</strong>- Petitionsrecht<br />
verletzt wird.<br />
Die Petition aus dem Jahr 1999 enthält<br />
Forderungen, die darauf hinauslaufen,<br />
dass in der <strong>EU</strong> eine leistungsabhängige<br />
Schwerverkehrsabgabe nach Schweizer<br />
Muster eingeführt werden muss. Vor allem<br />
wird gefordert:<br />
- einheitlicher Geltungsbereich der Lkw-<br />
Wegekosten auf allen Straßen;<br />
- Umwelt- und andere externe Kosten<br />
werden für die Gebührenfestlegung einbezogen;<br />
- neben dem höchstzulässigen Gesamtgewicht,<br />
den Abmessungen und den gefahrenen<br />
Kilometern werden auch die<br />
Lärm- und Luftschadstoffe als Berechnungsgrundlage<br />
einbezogen;<br />
- für ökologisch besonders sensible Räume<br />
ist eine Differenzierung nach oben<br />
möglich;<br />
- stufenweise Erhöhung der Preise parallel<br />
zu Fortschritten bei den Angeboten<br />
der umweltverträglicheren Verkehrsträger.<br />
1 Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe.<br />
36 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Gerät die Einbeziehung der<br />
Umweltkosten zur Farce?<br />
Rekapituliert man das bisherige Verfahren<br />
zur Novellierung der "Eurovignetten- Richtlinie",<br />
wird die Aktualität der Forderungen<br />
schnell klar: Denn nicht eine einzige Forderung<br />
wurde in den Kommissionsentwurf<br />
bzw. die Version des Parlaments oder des<br />
Verkehrsministerrates wirklich zufriedenstellend<br />
aufgenommen. Die Einbeziehung<br />
der externen Kosten - die wichtigste Forderung<br />
der Petition - wird vermutlich sogar<br />
komplett übergangen: Sie war im<br />
Kommissionsentwurf auf ein ärgerliches<br />
Minimum reduziert worden, wurde vom<br />
Parlament durch zwei Änderungsbeschlüsse<br />
ein wenig nachgebessert - und<br />
vom Verkehrsministerrat im April dieses<br />
Jahres dann vollständig aus dem Text entfernt.<br />
Im Verlauf der anstehenden zweiten Parlaments-Lesung<br />
besteht nun sogar das<br />
Risiko, dass auch das Parlament in seiner<br />
neuen, konservativeren Zusammensetzung<br />
der Linie der Verkehrsminister folgen<br />
und die externen Kosten völlig auf die<br />
Abschussliste setzen wird. Die maßgebliche<br />
Berichterstatterin Corien Wortmann-<br />
Kool (Niederlande, Konservative) hat bereits<br />
von "verschieben", "erst noch weitere<br />
Studien zur Internalisierung externer Kosten<br />
machen" und Ähnlichem gesprochen.<br />
Was der umweltkostenfreie Richtlinien-<br />
Rest dann noch mit Nachhaltigkeit und fairen<br />
Preisen zu tun haben soll? Und wo die<br />
Glaubwürdigkeit der <strong>EU</strong> mit ihren Selbstverpflichtungen<br />
zur Umweltintegration<br />
bleiben wird? Das alles wird dann wohl ein<br />
Rätsel bleiben. Jedenfalls dann, wenn<br />
auch der Protest der Petitions- Unterzeichner<br />
nichts nutzen sollte.<br />
Psychologischer Druck<br />
Das Bündnis LSVA für Europa e.V., das<br />
als Vertretung der Unterzeichner- Organisationen<br />
gegenüber der <strong>EU</strong> tätig ist, hofft<br />
aber, dass der Ombudsmann die Zeichen<br />
der Zeit verstanden hat und sich für die<br />
Berücksichtigung der Bevölkerung entlang<br />
der Straßen und ihrer Anliegen einsetzt.<br />
Zwar entfaltet ein Beschwerdeverfahren<br />
<strong>beim</strong> Bürgerbeauftragten keine Rechtswirksamkeit,<br />
aber die symbolische Wirkung<br />
und der eventuell fällige Bericht des<br />
Bürgerbeauftragten sorgen zumindest für<br />
psychologischen Druck.<br />
Was man vielleicht als gutes Omen nehmen<br />
kann: während das Parlament nach<br />
fünf Jahren noch keine Kontaktaufnahme<br />
zu den Petitionsunterzeichner/innen geschafft<br />
hat, traf die Bestätigung des Bürgerbeauftragten<br />
über den Erhalt der Beschwerde<br />
innerhalb von 10 Tagen ein. �<br />
Gastautorin: Heike Aghte, Bündnis LSVA<br />
für Europa e.V.<br />
• Weitere Informationen<br />
Bündnis LSVA für Europa e.V., Heike<br />
Aghte, Geschäftsführerin, Rathausstr.<br />
17, 10178 Berlin<br />
Tel. 0170 / 5389971<br />
eMail: heike.aghte@t-online.de<br />
Internet: www.lsva-europe.org<br />
Der Europäische Bürgerbeauftragte<br />
(<strong>EU</strong>-Ombudsman)<br />
Der Europäische Bürgerbeauftragte<br />
("Ombudsman") untersucht Beschwerden<br />
über Missstände in der Verwaltungstätigkeit<br />
der Organe und Institutionen der Europäischen<br />
Union. Unternehmen, Verbände<br />
oder sonstige Stellen mit satzungsmäßigem<br />
Sitz in der Union sowie Bürger/innen<br />
der <strong>EU</strong> können Beschwerden <strong>beim</strong><br />
Europäischen Bürgerbeauftragten einreichen.<br />
(jg)<br />
Europäischer Bürgerbeauftragter, P. Nikiforos<br />
Diamandouros, Avenue du Président<br />
Robert Schuman 1, B.P. 403, F-67001<br />
Strasbourg Cedex<br />
Tel. 0033 3 / 8817-2313, Fax -9062,<br />
eMail:<br />
euro-ombudsman@europarl.eu.int<br />
www.euro-ombudsman.eu.int
Verkehr �<br />
Manifest für Öffentlichen<br />
Nahverkehr veröffentlicht<br />
Entscheidungsträger sollen sich für<br />
öffentliche Verkehrssysteme einsetzen<br />
Der Internationale Verband für Öffentliches<br />
Verkehrswesen (UITP) hat auf seinem<br />
56. Weltkongress in Rom vom 5. bis<br />
9. Juni ein Manifest zur Stärkung des Öffentlichen<br />
Personennahverkehrs (ÖPNV)<br />
veröffentlicht. Darin werden die politischen<br />
Entscheidungsträger in der ganzen Welt<br />
aufgefordert, ihr "Engagement für starke<br />
öffentliche Verkehrssysteme" zu verstärken.<br />
Der Kongress befasste sich mit der<br />
Rolle des öffentlichen Verkehrs als Bindeglied<br />
zwischen den gesellschaftlichen, ökologischen<br />
und ökonomischen Ecksäulen<br />
und legte eine Vision für 2020 vor<br />
("ÖPNV 2020: Die Verbindung herstellen").<br />
Mobilität für alle, Umweltschäden<br />
verringern<br />
� Das Manifest, für das noch Unterstützer/innen<br />
gesucht werden, beinhaltet folgende<br />
Forderungen:<br />
- Den städtischen Raum nach der Zahl der<br />
Fahrgäste/Verkehrsteilnehmer und nicht<br />
nach der Zahl der Fahrzeuge verteilen<br />
(besseres Gleichgewicht zwischen ÖPNV<br />
und dem Individualverkehr schaffen; eigene<br />
Fahrwege für die öffentlichen Verkehrsmittel,<br />
um Attraktivität und Effizienz<br />
des ÖPNV zu verbessern)<br />
- Faire Preise für die jeweilige Verkehrsmittelwahl<br />
festlegen<br />
(ehrliche Preispolitik, Einbeziehung externer<br />
ökologischer und ökonomischer<br />
Kosten)<br />
- Raum- und Verkehrsplanung besser koordinieren<br />
(Planungspolitiken müssen, um lebenswerte<br />
Gemeinschaften zu entwickeln, die<br />
lokalen, regionalen, nationalen und internationalen<br />
Perspektiven sowie Raumnutzung<br />
und Verkehrsbedarf berücksichtigen)<br />
- Solide Grundlagen schaffen<br />
(Verkehrssysteme sollten soziale Integration<br />
bestmöglich fördern und der<br />
Mehrheit der Reisenden nachhaltige<br />
Mobilitätsoptionen bieten: mit sicheren,<br />
zuverlässigen, komfortablen und preiswerten<br />
Systemen)<br />
- Investitionen in den ÖPNV verstärken.<br />
Der internationale Verband für Öffentliches<br />
Verkehrswesen (UITP) ist die internationale<br />
Organisation für Aufgabenträger<br />
und öffentliche Verkehrsbetriebe sowie für<br />
Entscheidungsträger, wissenschaftliche<br />
Institute, die Zulieferindustrie und Dienstleister,<br />
die im Bereich des öffentlichen<br />
Verkehrs tätig sind. Er versteht sich als<br />
Plattform für die weltweite Kooperation<br />
und den Wissensaustausch zwischen seinen<br />
2.500 Mitgliedern aus etwa 80 Ländern<br />
der Erde. (sd) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Internationaler Verband für Öffentliches<br />
Verkehrswesen (UITP), Isabelle<br />
Valentiny, Rue Sainte-Marie 6 (Quai de<br />
Charbonnages), B-1080 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 66-36639, Fax -0 10 72<br />
eMail: isabelle.valentiny@uitp.com<br />
Manifest im Internet (deutsch):<br />
www.uitp.com/rome2005/RMR/en/<br />
pr-txt.cfm?file=/2005/06/<br />
manifesto-de.cfm&id=77<br />
Konferenzinformationen:<br />
www.uitp.com/rome2005<br />
Europas Schienennetz wird<br />
kürzer<br />
Eurostat veröffentlicht Zahlen zum<br />
Eisenbahnpersonenverkehr in der <strong>EU</strong><br />
Zwischen 1995 und 2002 ging die Länge<br />
des Streckennetzes <strong>EU</strong>-weit um über 4 %<br />
auf 204.000 km zurück. Das ist ein Ergebnis<br />
einer Datenrecherche des Statistischen<br />
Amtes der <strong>EU</strong> (Eurostat). Die<br />
Tschechische Republik verfügte mit<br />
122 km Bahnstrecke je 1.000 km² Hoheitsgebiet<br />
über das dichteste Streckennetz,<br />
gefolgt von Belgien (115 km) und<br />
Luxemburg (106 km). Die geringste Streckennetzdichte<br />
innerhalb der <strong>EU</strong> findet<br />
sich in Finnland (17 km) und Griechenland<br />
(18 km).<br />
Franzosen fahren am meisten Bahn<br />
Der Eisenbahnpersonenverkehr erreichte<br />
im Jahr 2002 auf <strong>EU</strong>-Ebene eine Gesamtleistung<br />
von 351 Milliarden Personenkilometern.<br />
Die Personenverkehrsleistung<br />
ging damit im Vergleich zum Vorjahr<br />
(2001) um ein Prozent zurück.<br />
Frankreich erzielte in absoluten Werten<br />
die meisten Personenkilometer, gefolgt<br />
von Deutschland, Italien und Großbritannien.<br />
Auf jeden Einwohner Frankreichs<br />
entfallen jährlich durchschnittlich 1.236<br />
km, das ist fast doppelt so viel wie der<br />
<strong>EU</strong>-Durchschnitt (766 km). Dänemark,<br />
Ungarn, Österreich und Schweden folgen<br />
mit mehr als 1.000 km je Einwohner.<br />
Deutschland liegt bei etwa 860 km.<br />
Die beste Auslastung des Streckennetzes<br />
im Personenverkehr verzeichneten im Jahr<br />
2002 die Niederlande mit mehr als 5 500<br />
Personenkilometern je km Streckennetz.<br />
Der grenzüberschreitende Eisenbahnpersonenverkehr<br />
hat im Zeitraum 1995-<br />
2002 in neun Ländern zu- und in acht<br />
Ländern abgenommen. Die stärksten Zunahmen<br />
verzeichneten Dänemark (84 %)<br />
und Spanien (73 %). Die deutlichsten<br />
Rückgänge gab es in Estland (-80 %) und<br />
der Slowakei (-74 %). (jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
http://epp.eurostat.cec.eu.int/cache/<br />
ITY_OFFPUB/KS-NZ-05-006/DE/<br />
KS-NZ-05-006-DE.PDF (ausführlich)<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 37
Verkehr �<br />
Verkehrskommissar Barrot will<br />
Fahrradverkehr fördern<br />
Halbzeit-Bilanz des Weißbuchs Verkehr<br />
steht an<br />
� Bei einer Rede auf der "Velo-City”- Konferenz<br />
in Dublin Anfang Juni hat sich <strong>EU</strong>-<br />
Verkehrskommissar Jacques Barrot für<br />
"eine neue integrierte Vision für städtischen<br />
Verkehr" ausgesprochen. Dies<br />
beinhalte besseren und effizienteren Öffentlichen<br />
Verkehr, Sicherheit besonders<br />
für Fußgänger und Fahrradfahrerinnen,<br />
eine rationellere Autonutzung und Regulierungen<br />
des Innenstadtverkehrs, um<br />
diese vor übermäßigem Lärm und Verschmutzung<br />
zu schützen. Er sei als <strong>EU</strong>-<br />
Verkehrskommissar zwar für alle Fortbewegungsarten<br />
zuständig, so Barrot, die<br />
<strong>EU</strong> solle aber eine wichtige Rolle in der<br />
Förderung des Fahrradverkehrs spielen.<br />
Entsprechend dem 2001 veröffentlichten<br />
Weißbuch Verkehr 1 könnte Fahrradfahren<br />
bei der Umorientierung von belastenden<br />
hin zu umweltfreundlicheren Verkehrsarten<br />
eine größere Rolle spielen als bisher.<br />
Barrot teilte mit, dass in diesem Jahr eine<br />
Halbzeitbilanz des Weißbuches ansteht,<br />
und forderte Interessengruppen auf, sich<br />
im Rahmen der geplanten Konsultationen<br />
daran zu beteiligen.<br />
Fahrradfahren soll sicherer werden<br />
Fahrradfahren sei eine effiziente, billige<br />
und saubere Art, Straßen und Raum zu<br />
nutzen. Es sei aber sicherzustellen, dass<br />
Fahrradfahren besonders in Städten sicherer<br />
und attraktiver gemacht werde, so<br />
Barrot. Zwei Drittel aller Verkehrsunfälle<br />
und ein Drittel aller Todesfälle fänden in<br />
städtischem Umfeld statt. Die <strong>EU</strong>- Kommission<br />
habe deshalb Richtlinien zum toten<br />
Winkel und zur Entschärfung der Autofront<br />
im Falle eines Unfalls erlassen. Fahrradfahrer<br />
müssten allerdings selbst auch<br />
etwas tun, z. B. einen Helm tragen. (jg)<br />
�<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäische Kommission, Generaldirektion<br />
Energie und Verkehr, Rue de la<br />
Loi 200, B-1049 Brüssel<br />
Vollständige Rede im Internet (engl.):<br />
www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />
SPEECH/05/320)<br />
1 „Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellungen<br />
für die Zukunft“:<br />
www.europa.eu.int/comm/energy_transport/<br />
library/lb_texte_complet_de.pdf<br />
38 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Newsticker<br />
Sozialministerrat: Mehr Gesundheit<br />
durch höhere Verkehrssicherheit<br />
Der Ministerrat für Beschäftigung, Sozialpolitik,<br />
Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
hat sich auf seiner Tagung Anfang Juni für<br />
Initiativen für eine sichere städtische Umwelt<br />
ausgesprochen. Die Minister/innen<br />
forderten die Mitgliedstaaten und die<br />
Kommission auf, Initiativen zur Förderung<br />
einer gesunden Ernährung und körperlicher<br />
Bewegung zu entwickeln und durchzuführen.<br />
Hierfür müsse u. a. die städtische<br />
Umwelt so gestaltet werden, "dass<br />
sie beispielsweise durch sichere Rad- und<br />
Fußwege zu körperlicher Bewegung anregt."<br />
(sd)<br />
http://ue.eu.int/ueDocs/cms_Data/docs/<br />
pressData/de/lsa/85292.pdf<br />
Verkehrsmaut in London funktioniert<br />
"noch besser als erträumt"<br />
Zum Umwelttag der Vereinten Nationen<br />
am 3. Juni hat Ken Livingstone, Bürgermeister<br />
von London, alle Bürgermeister<br />
der Welt dazu aufgerufen, mit City-Mauten<br />
die Klimaprobleme zu bekämpfen. Bei einer<br />
Festveranstaltung in San Francisco<br />
wies er darauf hin, dass die Maut in London<br />
den Verkehrsfluss erleichtert und den<br />
Ausstoß von Treibhausgasen reduziert<br />
habe. Eine kräftige Gebühr von umgerechnet<br />
9 Euro pro Tag habe die Leute<br />
aus den Autos geholt und die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel gefüllt. Die City-Maut sei<br />
die einzige Sache in seinem Leben, die<br />
noch besser geworden sei als er sich das<br />
vorher habe träumen lassen. (jg)<br />
Quelle: LSVA-Kurznachrichten Juni 2005<br />
Eurostat veröffentlicht Daten zum<br />
Mobilitätsverhalten der Bevölkerung<br />
Zur Zeit ist es fast unmöglich, die Kurzstreckenmobilität<br />
der europäischen Bevölkerung<br />
vergleichbar zu erfassen. Einige<br />
Erkenntnisse und Daten in den jeweiligen<br />
Mitgliedstaaten gibt es aber. Daraus und<br />
aus Umfragen (Zeitbudgeterhebung) hat<br />
das Statistische Amt der <strong>EU</strong> eine Publikation<br />
zusammengefasst, die sowohl nach<br />
Alter und Geschlecht als auch nach Verkehrsmittel<br />
differenzierte Daten in Tabellen<br />
zusammenfasst. Darüber hinaus werden<br />
nationale Verkehrserhebungen, Referenzjahre,<br />
Stichprobengrößen und erhobene<br />
Daten aufgelistet - ein schneller Überblick<br />
für Interessierte. Junge Menschen<br />
verwenden übrigens am meisten Zeit für<br />
Wege, mit steigendem Alter nehmen die<br />
Werte nach und nach ab. Das Ausschei-<br />
den aus dem Erwerbsleben führt laut Bericht<br />
zu einem deutlichen Rückgang der<br />
Kurzstreckenmobilität. (jg)<br />
http://epp.eurostat.cec.eu.int/cache/<br />
ITY_OFFPUB/KS-NZ-05-005/DE/<br />
KS-NZ-05-005-DE.PDF<br />
Belgische Nachtflüge lauter als die<br />
WHO erlaubt<br />
Rund ein Drittel der Anwohner/innen um<br />
den Brüsseler Zaventem-Flughafen müssen<br />
Lärm ertragen, der lauter ist als die<br />
Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt.<br />
Das hat die Brüsseler Umwelt- Agentur<br />
in einer Studie <strong>herausge</strong>funden. Demnach<br />
sind etwa 300.000 Menschen zwischen<br />
11 Uhr abends und 7 Uhr morgens<br />
Werten von über 45 Dezibel ausgesetzt.<br />
Proteste gegen Nachtflüge hatten letztes<br />
Jahr dazu geführt, dass die Logistikfirma<br />
der Deutschen Post DHL ihren Standport<br />
von Brüssel nach Leipzig verlegen will. Die<br />
<strong>EU</strong> subventioniert dies mit 71 Millionen<br />
Euro. Über eine Studie zum erhöhten<br />
Lärmaufkommen in Leipzig ist noch nichts<br />
bekannt. (jg)<br />
Quellen: Environment Daily, 03.06.05;<br />
www.mdr.de/wirtschaft/unternehmen/<br />
1673950.html<br />
Autohersteller haben Kosten zur<br />
Emissionsreduktion übertrieben<br />
Die von der Industrie geschätzten Kosten<br />
zur Erreichung des 2012-Ziels für eine<br />
CO2-Reduktion der Autoabgase (120 g<br />
auf 100 km) sind übertrieben. Das ist das<br />
Ergebnis einer Studie im Auftrag der <strong>EU</strong>-<br />
Kommission, berichtet das Magazin "European<br />
Voice". Im Bericht wird eine "studien-nahe<br />
Quelle" zitiert: "Weniger als<br />
50 % der geschätzten Kosten von 4.000<br />
Euro pro Auto" werde die Umstellung kosten.<br />
Die Autoindustrie beruft sich bei ihrer<br />
Argumentation zum "unerreichbaren"<br />
120-g-Ziel auf eine eigene Studie der Unternehmensberatung<br />
Arthur D. Little. (jg)<br />
Quelle: European Voice, Ausgabe 11, Nr.<br />
18, 12.05.05 (Anna McLaughlin, The<br />
Economist)<br />
�
Wasser, Meere, Fischerei �<br />
Trinkwasserherstellung durch<br />
Atomenergie?<br />
Meerwasserentsalzung bisher nur mit<br />
hohem Energieaufwand möglich<br />
Die Aufbereitung von Trinkwasser ist nicht<br />
nur in wasserarmen Regionen ein Problem:<br />
auch in gemäßigten Breiten wird die<br />
Aufbereitung von Trinkwasser wegen zunehmender<br />
industrieller Verschmutzung<br />
der Grund- und Oberflächengewässer immer<br />
aufwändiger und teurer. Deshalb wird<br />
inzwischen immer mehr auf Meerwasserentsalzung<br />
gesetzt, z. B. in den USA, Japan<br />
und Taiwan, schreibt Mohamed Larbi<br />
Bouguerra in Le Monde Diplomatique vom<br />
10. Juni. Aber die Technologie verbraucht<br />
extrem viel Energie. Einige Fachleute seien<br />
der Meinung, dass diese Technologie<br />
nur rentabel wird, wenn ein Atomkraftwerk<br />
die Energiemengen bereitstellt, die dann<br />
neben der Strom- auch die Wasserversorgung<br />
gewährleisten können. Der 1973 in<br />
Betrieb genommene Schnelle Brüter von<br />
Aktau (Kasachstan) habe beispielsweise<br />
die Versorgung der Stadt am Kaspischen<br />
Meer sowohl mit Energie als auch mit<br />
Trinkwasser gesichert. Und 1996 hat die<br />
Internationale Atomenergie-Organisation<br />
(IAEO) im Auftrag von Algerien, Ägypten,<br />
Libyen, Marokko und Tunesien eine<br />
Machbarkeitsstudie für die Erzeugung von<br />
Trinkwasser aus Meerwasser (von 20.000<br />
bis 720.000 Kubikmeter pro Tag) für das<br />
Jahr 2005 durchgeführt, so Bouguerra.<br />
Verschwendung und verfehltes<br />
Management<br />
Wasser wird größtenteils aber nicht als<br />
Trinkwasser für die Bevölkerung verbraucht,<br />
sondern weltweit zu 70 Prozent<br />
für die Landwirtschaft verwendet. Oder -<br />
wie im indischen Bundesstaat Gujerat, wo<br />
ein israelisches Unternehmen eine gigantische<br />
Meerwasserentsalzungsanlage im<br />
Wert von mehr als 11 Millionen Dollar für<br />
die größte indische Erdölraffinerie baut -<br />
für die Industrie.<br />
"Meerwasserentsalzung ist die technizistische<br />
Antwort auf das sehr reale Problem<br />
der Versorgung mit Süßwasser", schreibt<br />
Bouguerra. Maßnahmen zur Wassereinsparung<br />
und zur Reduktion der Leitungsverluste<br />
träten völlig in den Hintergrund.<br />
Allein durch defekte Wasserleitungen gingen<br />
weltweit 20 bis 30 Prozent Wasser<br />
verloren. Während es in Dänemark nur 3<br />
Prozent seien, gingen in Jordanien 48<br />
Prozent verloren. Trinkwasser, das über-<br />
wiegend aus Meerwasserentsalzungsanlagen<br />
gewonnen wird.<br />
Umweltprobleme: CO 2 -Ausstoß,<br />
hochkonzentrierte Sole<br />
Kraftwerke zur Meerwasserentsalzung<br />
produzieren Treibhausgase, die wiederum<br />
zum Klimawandel beitragen und den natürlichen<br />
Wasserkreislauf belasten. Außerdem<br />
entstehen große Mengen von Sole,<br />
einer konzentrierten Lösung verschiedener<br />
Mineralsalze und organischer Substanzen.<br />
Wenn die Sole vor der Einleitung<br />
ins Meer nicht stark verdünnt werde, treibe<br />
sie auf der Wasseroberfläche und fördere<br />
das Algenwachstum, so Bouguerra.<br />
Im Jahr 2025 könnten Meerwasserentsalzungsanlagen<br />
weltweit bis zu 120 Millionen<br />
Kubikmeter Wasser pro Tag erzeugen.<br />
Nur können sich die meisten Länder<br />
das nicht leisten. Selbst wenn - was möglich<br />
ist - die Energieerzeugung zur Entsalzung<br />
mit erneuerbaren Energien erfolgen<br />
würde, bleibt als sinnvolle Schlussfolgerung<br />
für den Autor nur ein besseres Ressourcenmanagement.<br />
Eine effizientere<br />
Nutzung, sparsamer Verbrauch und eine<br />
konsequente Wartung der Leitungsrohre<br />
würden sehr viel weniger kosten und die<br />
Umwelt nicht so stark belasten. �<br />
Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />
• Weitere Informationen<br />
Quelle: Mohamed Larbi Bouguerra, Le<br />
Monde diplomatique 10.06.05, S. 21:<br />
www.taz.de/pt/2005/06/10/<br />
a0075.nf/text<br />
<strong>EU</strong>-Badegewässerqualität<br />
verschlechtert<br />
Neuer Kommissionsbericht liegt vor<br />
Ende Mai hat die <strong>EU</strong>-Kommission ihren<br />
jährlichen Bericht über die Qualität der<br />
europäischen Badegewässer vorgelegt.<br />
Während die Küstengewässer der alten<br />
<strong>EU</strong>-15-Staaten im Jahr 2004 mit gleich<br />
bleibenden 97 % den Normen der Badegewässerrichtlinie<br />
1976/160/EWG entsprach,<br />
verschlechterte sich die Qualität<br />
der Binnenbadegewässer im Vergleich<br />
zum Vorjahr um 3 % und entspricht nur<br />
noch zu 89 % den Richtliniennormen. Bei<br />
den neuen Mitgliedstaaten lag die Qualität<br />
bei den Küstengewässern über 80 %, der<br />
Binnengewässer jedoch nur um die 50 %.<br />
Aus Malta und aus Polen lagen keine ausreichenden<br />
Daten vor.<br />
Trend: Problemetische Badegwässer<br />
werden entwidmet statt saniert<br />
"Generell ist die Wasserqualität in der gesamten<br />
<strong>EU</strong> gut, doch es gibt noch Spielraum<br />
für Verbesserungen. Ich finde es<br />
bedenklich, dass in einigen Mitgliedstaaten<br />
eher die Tendenz besteht, Badegebiete,<br />
die den Normen nicht genügen, aus<br />
dem offiziellen Verzeichnis der Badegewässer<br />
zu streichen und/oder Badeverbote<br />
auszusprechen, als an der Konformität<br />
mit den Normen zu arbeiten", kritisierte<br />
Umweltkommissar Dimas. Tatsächlich<br />
zeichnet sich der Trend ab, Gewässer von<br />
der Liste zu streichen, anstatt Maßnahmen<br />
zur Behebung des Problems zu treffen<br />
(<strong>EU</strong>R 07.04, S. 39).<br />
Die Europäische Kommission hat im Oktober<br />
2002 einen Vorschlag für eine überarbeitete<br />
Richtlinie vorgelegt, die derzeit<br />
im Europäischen Parlament und im Ministerrat<br />
besprochen und zukünftig die Richtlinie<br />
aus dem Jahr 1976 ersetzen wird.<br />
(tf) �<br />
• Weitere Informationen<br />
<strong>EU</strong>-Seite zur Badegewässerqualität:<br />
www.europa.eu.int/water/<br />
water-bathing/index_en.html<br />
Quelle: www.europa.eu.int/rapid<br />
IP/05/614<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 39
Wasser, Meere, Fischerei �<br />
Aquakultur soll wachsen und<br />
"gutartiger" werden<br />
<strong>EU</strong> will Arten-Diversifizierung und<br />
Umweltverträglichkeit fördern<br />
Mehr Arbeitsplätze, sichere, marktfähige<br />
Produkte und eine umweltfreundlichere<br />
Produktion seien die Hauptziele der Europäischen<br />
Fischereipolitik. Das sagte <strong>EU</strong>-<br />
Fischerei-Kommissar Joe Borg in einer<br />
Rede auf dem Jahrestreffen des Verbandes<br />
der Aquakultur-Produzenten (Federation<br />
of European Aquaculture Producers)<br />
im griechischen Hydra am 19. Mai.<br />
Wachstumsmarkt Aquakultur: Vier<br />
Prozent Steigerung pro Jahr<br />
In seiner Rede betonte der maltesische<br />
Kommissar, die Aquakultur sei angesichts<br />
ausgereizter Meeresressourcen und steigender<br />
Nachfrage "der Wachstumsmarkt<br />
der Zukunft". Die Kommission erhofft sich<br />
eine Steigerung des Volumens der Aquakultur<br />
in der <strong>EU</strong> um 4 % pro Jahr und dadurch<br />
eine Sicherung und Schaffung von<br />
Arbeitsplätzen - vor allem in den Regionen,<br />
die bereits jetzt stark von der Fischerei<br />
abhängen.<br />
Konflikte sind vorprogrammiert - gute<br />
Planung notwendig<br />
In seiner Rede nahm Borg auch Bezug auf<br />
bestehende Nutzungskonflikte zwischen<br />
küstennaher Aquakultur und anderen Nutzern<br />
wie dem Tourismus. Neben der<br />
Raumbeanspruchung sind hier vor allem<br />
Verschmutzungseffekte von Bedeutung.<br />
Borg stellte klar, dass die Aquakultur aus<br />
Sicht der Kommission ein gleichberechtigter<br />
Nutzer ist. Um Konflikte zu vermeiden,<br />
sollten Aquakulturen aber nicht dort angesiedelt<br />
werden, wo bereits ein eingespieltes<br />
Gleichgewicht unterschiedlicher<br />
Nutzergruppen bestehe. In solchen Fällen<br />
sei eine vorsichtige und integrierte Planung<br />
wichtig. Eine weitere Option sei die<br />
Offshore-Aquakultur. Die Kommission prüfe<br />
die Tragfähigkeit von Offshore- Konzepten<br />
aber zurzeit noch.<br />
Fischereikommissar verspricht<br />
nicht-intensive Produktionsweisen<br />
Die Förderleitlinien des 2007 in Kraft tretenden<br />
Europäischen Fischereifonds<br />
(EFF), der den alten Fischereistrukturfonds<br />
ablöst, berücksichtigen Borg zufolge<br />
ebenfalls diese Aspekte. Der Kommissar<br />
warb für eine Aquakultur, die "gutartig<br />
zur Umwelt und der natürlichen Landschaft"<br />
sei. Er sprach sich für eine Förderung<br />
semi-intensiver oder extensiver Pro-<br />
40 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
duktionsweisen in Küstenlagunen oder auf<br />
dem Festland aus. Die Verwertung landwirtschaftlicher<br />
Abfallprodukte und "anderer<br />
minderwertiger Ressourcen", könnten<br />
seiner Meinung nach zum Schutz von<br />
Feuchtgebieten und somit der Biodiversität<br />
beitragen.<br />
Entschädigung für Umweltmaßnahmen<br />
Im Rahmen des EFF sollen Aquakulturisten<br />
für alle Einnahmeverluste entschädigt<br />
werden, die durch die Anwendung<br />
solcher umweltfreundlicher Praktiken entstehen.<br />
Insgesamt werde sich die finanzielle<br />
Förderung der Kommission stärker<br />
an der Diversifizierung der angebotenen<br />
Spezies und an der Sicherstellung einer<br />
umweltverträglichen Produktionsweise<br />
ausrichten, so Borg.<br />
Novellierung der Aquakultur-<br />
Veterinärbestimmungen in Arbeit<br />
In diesem Zusammenhang verwies der Fischereikommissar<br />
auch auf die anstehende<br />
Novellierung der Veterinärbestimmungen<br />
im Bereich Aquakultur. Die bestehenden<br />
Regelungen bezeichnete er als veraltet.<br />
Der Verordnungsentwurf wurde von<br />
der Kommission noch nicht formal angenommen,<br />
diese Entscheidung werde aber<br />
noch vor der Sommerpause erwartet.<br />
Reform der Meerespolitk<br />
Abschließend verwies der Fischerei- Kommissar<br />
auf die im November begonnene<br />
Reform der <strong>EU</strong>-Meerespolitik. 1 Hier soll<br />
erstmals ein stärker übergreifender Ansatz<br />
angewendet werden, der die bisherige<br />
auf Sektoren fokussierte Betrachtungsweise<br />
ablöst. Borg betonte in diesem<br />
Zusammenhang die treibende Rolle<br />
des Advisory Committee on Fisheries and<br />
Aquaculture (ACFA), einem Forum, in dem<br />
Vertreter der größten europäischen Fischereiorganisationen<br />
mit der Kommission<br />
Gesetzesvorschläge diskutierten. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Europäische Kommission, Generaldirektion<br />
Fischerei, Referat Kommunikation<br />
und Information, B-1049 Brüssel<br />
Fax 0032 2 / 299 30 40<br />
<strong>EU</strong>-Rechtsvorschriften zur Aquakultur:<br />
www.europa.eu.int/comm/fisheries/<br />
doc_et_publ/factsheets/legal_texts/<br />
aqua/index_de.htm<br />
1 www.europa.eu.int/comm/fisheries/maritime/<br />
index_en.htm<br />
<strong>EU</strong> tritt Delphinschutz-<br />
Abkommen bei<br />
Thunfisch-Beifang soll reduziert<br />
werden<br />
Das <strong>EU</strong>-Parlament hat Anfang Juni den<br />
Beitritt der <strong>EU</strong> zum internationalen Delphinschutzabkommen<br />
(IDCP) gebilligt. Ziel<br />
dieses Abkommens ist es, die unerwünschten<br />
Beifänge von Delphinen und<br />
anderen Meerestieren <strong>beim</strong> Thunfischfang<br />
zu reduzieren. Durch die Anwendung speziell<br />
entwickelter Fangnetze konnten beispielsweise<br />
in den Gewässern der USA die<br />
Beifänge auf ein Drittel reduziert werden.<br />
Tod im Fischernetz ungleich häufiger<br />
als durch Walfang<br />
Das Abkommen gilt bisher zwischen 15<br />
Ländern, die im tropischen Ostpazifik<br />
Thunfischfang betreiben (Bolivien, Costa<br />
Rica, Ecuador, El Salvador, Guatemala,<br />
Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua,<br />
Panama, Peru, Spanien, USA und Vanuatu).<br />
Anders als in anderen Regionen<br />
schwimmen hier Delphine zusammen mit<br />
Gelbflossen-Thunfischen, und eine große<br />
Zahl dieser Delphine ertrank in den einkreisenden<br />
Netzen. Das Abkommen setzt<br />
Grenzen für die Anzahl der getöteten Delphine<br />
und andere Schutzmaßnahmen fest.<br />
Nach den Bestimmungen darf entsprechend<br />
gefangener Thunfisch mit "dolphin<br />
safe" gekennzeichnet werden. Die <strong>EU</strong> hat<br />
im Ostpazifik zwar keine eigene Fischereiflotte,<br />
will mit der Vertragsunterzeichnung<br />
aber als weltweit größter Thunfischimporteur<br />
ein politisches Signal setzen.<br />
Ergebnissen einer neuen WWF-Studie zu<br />
Folge sterben jedes Jahr über 300.000<br />
Delfine, Tümmler und Wale ungewollt in<br />
Fischernetzen - weit mehr Tiere als durch<br />
Walfänger getötet werden. (tf) �<br />
• Weitere Informationen<br />
WWF Deutschland, Rebstöcker Str. 55,<br />
60326 Frankfurt/M.<br />
Tel. 069 / 791440<br />
eMail: e.presse@wwf.de<br />
www.wwf.de<br />
Europäisches Parlament, Karl-Heinz<br />
Florenz (EVP-ED/CDU)<br />
Tel. 0032 2 / 284-5320, Fax -9320<br />
eMail: kflorenz@europarl.eu.int<br />
www.karl-heinz-florenz.de
Wasser, Meere, Fischerei �<br />
Grundschleppfischerei:<br />
<strong>EU</strong>-Minister in der Kritik<br />
Wirkliche Wende in der Fischereipolitik<br />
gefordert<br />
Die Meeresschutzorganisation OCEANA<br />
hat die Fischereiminister der <strong>EU</strong> am "internationalen<br />
Tag der Ozeane" am 8. Juni<br />
dafür kritisiert, dass sie sich nicht zu einem<br />
dauerhaften Verbot der Grundschleppfischerei<br />
um die Azoren, Madeira<br />
und die Kanarischen Inseln durchringen<br />
zu können. Eine diesbezügliche Entscheidung<br />
des <strong>EU</strong>-Parlaments (siehe vorhergehender<br />
Beitrag) wurde von der Organisation<br />
als "zeitliche Übergangslösung"<br />
bezeichnet, "die jedoch keinen dauerhaften<br />
Schutz dieser marinen biologischen<br />
Hotspots bietet".<br />
Madeira, Azoren und Kanaren fürchten<br />
um Unterwasserwelt<br />
Die fischreichen Gründe des betroffenen<br />
Meeresgebiets verfügen über eine sehr<br />
hohe Biodiversität. Diese ist vor allem dadurch<br />
bedroht, dass es riesige unausgelastete<br />
Fangkapazitäten in der <strong>EU</strong>- Fischereiflotte<br />
gibt. Da herkömmliche Arten bereits<br />
verantwortungslos überfischt wurden,<br />
haben die Unternehmen großes Interesse<br />
an Tiefseefischarten der dortigen<br />
Region angekündigt. Das Problem: Mit der<br />
in der Tiefsee angewandten Grund- und<br />
Schleppnetzfischerei werden ganze Ökosysteme<br />
praktisch ausgeräumt. Der Großteil<br />
des unerwünschten Beifangs überlebt<br />
den Fang nicht, wird zu Fischmehl verarbeitet<br />
oder ins Meer zurückgekippt.<br />
Tiefseefischerei mittelfristig<br />
unrentabel<br />
Wissenschaftler und Zivilgesellschaft sind<br />
sich seit langem einig, dass eine solche<br />
Befischung der Tiefsee nicht nur kaum erforschte<br />
biologische Ressourcen zerstört,<br />
sondern auch mittelfristig unrentabel ist:<br />
Tiefseefische reproduzieren sich extrem<br />
langsam. Auch Politiker wie der portugiesische<br />
<strong>EU</strong>-Parlamentarier Carlos Casaca<br />
setzen sich vehement für die Schaffung<br />
von Schutzgebieten um die betreffenden<br />
Inselgruppen ein. Casaca kämpft dafür,<br />
die Grundschleppnetz-Trawler aus diesen<br />
Bereichen zu verbannen. (du) �<br />
• Weitere Informationen<br />
OCEANA, Rue Montoyer 39, B-1000<br />
Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 51322-42, Fax -46<br />
www.oceana.org<br />
Newsticker<br />
Bergbau-Risikostrategie zum Schutz<br />
von Fließgewässern verabschiedet<br />
Mitte Mai haben die südosteuropäischen<br />
Regierungen bei einem vom UN- Umweltprogramm<br />
(UNEP) finanzierten Treffen eine<br />
Strategie zum Schutz der Umwelt verabschiedet.<br />
Die Strategie der Länder an<br />
der Tisza (Theiß) und in der Balkanregion<br />
beinhaltet Risikobewertungen von Betrieben<br />
im produzierenden und ehemaligen<br />
Bergbau, Möglichkeiten der Finanzierung<br />
zur Sicherung alter Minen, in Betrieb befindlicher<br />
Schmelzhütten sowie ähnlicher<br />
Produktionsstätten. Neue Minen sollen<br />
höhere Umwelt- und Gesundheitsnormen<br />
beachten und Frühwarnsysteme im Falle<br />
einer Verschmutzung einrichten. Die Tisza<br />
war im Jahr 2000 durch einen Dammbruch<br />
im Auffangbecken des Gold- und<br />
Silberberggwerks von Baia Mare in Rumänien<br />
hochgradig mit Zyanid-Lauge verseucht<br />
worden. Ein Großteil der Tier- und<br />
Pflanzenwelt wurde damals vernichtet.<br />
(jg)<br />
Environment Daily, 18.05.05<br />
Ilisu-Staudamm: Türkische Regierung<br />
lässt weiter bauen<br />
Trotz internationaler Proteste verfolgt die<br />
türkische Regierung weiterhin das Ilisu-<br />
Staudamm-Projekt im kurdischen Südosten<br />
am Oberlauf des Tigris. Mit dem geplanten<br />
Stausee soll der Tigris auf einer<br />
Fläche in Größe der Schweiz aufgestaut<br />
werden. Bis zum Jahr 2010 sollen in Südostanatolien<br />
in kurdischen Gebieten 11<br />
Staudämme und 19 Wasserkraftwerke an<br />
Euphrat und Tigris errichtet werden. Wird<br />
das Projekt wie geplant fortgesetzt, müssen<br />
etwa 78.000 Menschen umgesiedelt<br />
werden. (jg)<br />
Quelle: www.netzwerk-regenbogen.de/<br />
hasank050520.html<br />
Finanzplanung zur Bekämpfung der<br />
Meeresverschmutzung<br />
Die <strong>EU</strong>-Kommission hat in ihrem Entwurf<br />
für die finanzielle Vorausschau der <strong>EU</strong> für<br />
die sieben Jahre von 2007 bis 2013 insgesamt<br />
154 Millionen Euro für die Europäische<br />
Agentur für die Sicherheit des<br />
Seeverkehrs vorgeschlagen. Diese Mittel<br />
sind dafür bestimmt, die Maßnahmen der<br />
Mitgliedstaaten bei Verschmutzung durch<br />
Öl oder andere Stoffe durch speziell für<br />
die Verschmutzungsbekämpfung ausgerüstete<br />
Schiffe zu unterstützen, wenn dies<br />
die Kapazitäten der betroffenen Staaten<br />
übersteigt. Außerdem werden die Mittel<br />
der Entwicklung von Satellitenbildern dienen,<br />
die es ermöglichen, Verschmutzungen<br />
frühzeitig aufzuspüren und die Maßnahmen<br />
der Mitgliedstaaten im Falle illegaler<br />
und unfallbedingter Öleinleitungen<br />
zu unterstützen. Die Europäische Agentur<br />
für die Sicherheit des Seeverkehrs wurde<br />
2002 gegründet. Mit der Verordnung<br />
724/2004/EG wurde ihr die Aufgabe<br />
übertragen, die Meeresverschmutzung<br />
durch Schiffe zu bekämpfen. (tf)<br />
Quelle: www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />
IP/05/603)<br />
Europäische Meere unerforscht<br />
Meeresforscher sehen großen Forschungsbedarf<br />
für die <strong>EU</strong>-Gewässer. "Ein<br />
Drittel der Oberfläche der <strong>EU</strong> ist von Meeren<br />
bedeckt, aber wir wissen mehr über<br />
den Mond", fassten die internationalen<br />
Wissenschaftsteams die Situation auf einem<br />
Treffen Anfang Juni zusammen. Nur<br />
wenige <strong>EU</strong>-Projekte, wie HERMES oder<br />
ECONET versuchten Licht in die dunklen<br />
tiefen der Ozeane zu bringen, in denen<br />
noch unbekannte Arten und Ressourcen<br />
vermutet werden. (tf)<br />
www.europa.eu.int/comm/research/headlines/news/article_05_05_30_en.html<br />
Alfred Wegner Institut (AWI), Bremerhaven,<br />
Tel. 0471 / 4831-1180,<br />
www.awi-bremerhaven.de<br />
Neue Forschungsergebnisse über<br />
Klimawechsel und Meere<br />
Eine Studie der US-Raumfahrtbehörde<br />
NASA kommt zu dem Ergebnis, dass sich<br />
das Mittelmeer voraussichtlich fünf mal<br />
schneller erwärmt als die anderen Meere<br />
der Erde. Allein in den 10 Jahren zwischen<br />
1993 und 2003 nahm die Wassertemperatur<br />
des Mittelmeers um 0,75 Grad Celsius<br />
zu. Auch die Nordsee erwärmt sich<br />
langsam, was Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung<br />
hat. Einer Studie<br />
der britischen Universität von East Anglia<br />
in Norwich ergab, dass die globale Erwärmung<br />
zahlreiche Fischarten in der<br />
Nordsee aus ihren Heimatgewässern vertreibt.<br />
Bereits 18 Fischarten hätten ihren<br />
Lebensraum in den vergangenen 25 Jahren<br />
über 100 Kilometer Richtung Norden<br />
verschoben. Aus südlicheren Gewässern<br />
wandern dafür Meerestiere wie Tintenfische<br />
oder Quallen ein. (tf)<br />
Quelle: www.eucc-d.de ("Aktuelles", Küsten-Newsletter<br />
3/2005)<br />
�<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 41
Service � �<br />
Veröffentlichungen<br />
Atlas macht globale Umweltzerstörung<br />
mit Satellitenfotos anschaulich<br />
Unter Verwendung von Aufnahmen des<br />
Geologischen Dienstes der USA und der<br />
US-Weltraumbehörde NASA hat das UN-<br />
Umweltprogramm (UNEP) einen Bildatlas<br />
<strong>herausge</strong>geben. Die Bilder zeigen u. a.<br />
dramatische Veränderungen in der Umgebung<br />
von Städten wie Peking, Dhaka,<br />
Delhi und Santiago: die Zerstörung von<br />
Ackerland, die Verschmutzung von Flussbetten,<br />
das Verschwinden von Wasservorräten<br />
und vieles mehr. Auch die Auswirkungen<br />
der Zunahme der Zahl von Gewächshäusern<br />
in Südspanien, der Abholzung<br />
von Regenwäldern oder des Entstehens<br />
von Shrimp-Farmen in Asien und Lateinamerika<br />
werden dokumentiert. Andere<br />
Satellitenbilder zeigen die Folgen von<br />
Kriegen. Der Atlas soll vor allem Bewohnern<br />
von industrialisierten Staaten zeigen,<br />
wie ihr Lebensstil die Umwelt zerstört. "Ein<br />
Bild sagt mehr als tausend Worte", sagte<br />
Pascal Peduzzi, Umweltwissenschaftler<br />
des UNEP, bei der Vorstellung des Werkes.<br />
(jg)<br />
UNEP (Hrsg.): One Planet, Many People -<br />
Atlas of Our Changing Environment, Nairobi<br />
2005, 332 Seiten, 150,- $, ISBN:<br />
9280725718; Kostenlose Online-Version<br />
(auszugsweise, englischsprachig):<br />
www.na.unep.net/OnePlanetManyPeople<br />
Klima-Enzyklopädie online<br />
Eine große Klima-Enzyklopädie steht ab<br />
sofort kostenlos im Internet zur Verfügung.<br />
Das von der <strong>EU</strong> geförderte Projekt<br />
ESPERE - "Environmental Science Published<br />
for Everybody Round the Earth"<br />
(weltweiter Zugang zu Umweltwissenschaften<br />
für alle) gibt einen umfassenden<br />
Überblick über die Zusammenhänge im<br />
Klimasystem und den menschlichen Einfluss<br />
auf dieses. Mit speziellen Arbeitsblättern<br />
ist die Enzyklopädie auch für den<br />
Schulunterricht geeignet. (tf)<br />
www.atmosphere.mpg.de/enid/660<br />
Positionspapier zu Luftfahrt und<br />
Klimawandel<br />
Die europäischen Umweltverbände fordern<br />
in einem gemeinsamen Positionspapier<br />
Maßnahmen zur Verringerung der<br />
Klimawirkungen des Flugverkehrs. Dieser<br />
sei einer der Hauptverursacher des Klimawandels<br />
und dennoch privilegiert. Die<br />
Umweltverbände schlagen sieben "goldene<br />
Regeln" und einen umfangreichen Poli-<br />
42 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
tik-Mix vor, um die Auswirkungen zu minimieren.<br />
(bv)<br />
Positionspapier (Download, 8 S., 64 KB):<br />
www.t-e.nu/docs/Positionpapers/2005/<br />
2005-06_joint_position_paper_aviation<br />
_climate_policy.pdf<br />
Solarpotentiale im Mitelmeerraum<br />
Eine vom Deutschen Zentrum für Luft-<br />
und Raumfahrt (DLR) erstellte Studie über<br />
die Potentiale erneuerbarer Energien im<br />
Mittelmeerraum kommt zu dem Ergebnis,<br />
dass in den südlichen Mittelmeerländern<br />
vor allem durch die Nutzung von solarthermischen<br />
Kraftwerken bis Mitte des<br />
Jahrhunderts die fossilen Energieträger<br />
weitgehend verdrängt werden könnten.<br />
Die 300-seitige englischsprachige Studie<br />
"Solarthermische Kraftwerke für den Mittelmeerraum"<br />
(MED-CSP) und eine deutsche<br />
Zusammenfassung sind im Internet<br />
kostenlos abrufbar. (tf)<br />
www.dlr.de/tt/MED-CSP<br />
Weltmacht Energie<br />
Soeben erschienen ist das Buch "Weltmacht<br />
Energie" von Peter Hennicke, Präsident<br />
des Wuppertal Instituts, und dem<br />
Energie- und Umweltexperten und <strong>DNR</strong>-<br />
Präsidiumsmitglied Michael Müller. Die Autoren<br />
analysieren die zentrale Rolle, die<br />
Energie in unserer Welt spielt, und diskutieren<br />
über steigende Energienachfrage,<br />
Friedenssicherung und Demokratie und<br />
die Rolle der Hoffnungsträger Effizienzrevolution<br />
und Erneuerbare Energien. (tf)<br />
Peter Hennicke, Michael Müller: Weltmacht<br />
Energie, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005,<br />
260 S., 29,- Euro, ISBN 3-7776-1319-3.<br />
Mehr Informationen, Inhalt, Leseproben:<br />
www.wupperinst.org/Publikationen/<br />
buecher/weltmacht-energie.html<br />
WWF-Report: Ökobilanz der <strong>EU</strong> im<br />
roten Bereich<br />
Ein neuer WWF-Report, der den Ressourcenverbrauch<br />
der 25 <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten<br />
unter die Lupe nimmt, kommt zu dem<br />
Schluss, dass die <strong>EU</strong> die "ökologischen<br />
Stabilitätskriterien" verletzt. Bei Flächenverbrauch,<br />
Kohlendioxidausstoß und Konsum<br />
lebten die Europäer/innen weit über<br />
ihre Verhältnisse. Insgesamt verbraucht<br />
die <strong>EU</strong> 2,2-mal soviel natürliche Ressourcen<br />
wie ihnen aufgrund ihrer biologischen<br />
Kapazität zustünde. Grundlage der WWF-<br />
Analyse ist die Modellrechnung zum "ökologischen<br />
Fußabdruck". Dieser Ansatz<br />
rechnet den Verbrauch an natürlichen<br />
Ressourcen in Fläche um. Der ökologische<br />
Fußabdruck der Europäer/innen hat sich<br />
demnach seit 1961 um 70 Prozent vergrößert.<br />
In der <strong>EU</strong> leben nur 7 Prozent<br />
der Weltbevölkerung, diese verbrauchen<br />
aber 17 Prozent aller globalen Rohstoffe.<br />
Der WWF-Report verdeutlicht aber auch<br />
Unterschiede in den Mitgliedstaaten: Die<br />
nordischen Länder Schweden, Finnland<br />
und Estland liegen besonders tief im roten<br />
Bereich. Sie liegen um den Faktor drei bis<br />
vier über dem weltweiten Durchschnitt.<br />
Deutschland konnte seinen ökologischen<br />
Fußabdruck seit Ende der siebziger Jahre<br />
leicht vermindern und sich damit von der<br />
Entwicklung in anderen großen europäischen<br />
Ländern wie Frankreich oder Großbritannien<br />
abkoppeln, deren Ressourcenverbrauch<br />
weiter steigt. Trotzdem liegt<br />
Deutschlands Pro-Kopf-Verbrauch immer<br />
noch doppelt so hoch wie der globale<br />
Durchschnitt und damit im Mittelfeld des<br />
Öko-Rankings. (jg)<br />
WWF (Hrsg.): "Europe 2005, The Ecological<br />
Footprint” (engl.), 28 S.; Internet-<br />
Download (992 KB): www.wwf.de/<br />
imperia/md/content/naturschutz/<br />
europe_05_the_ecological_footprint.pdf<br />
Versteckte Milliarden-Subventionen<br />
für den Autoverkehr in Städten<br />
Eine im Rahmen des <strong>EU</strong>-Projekts SIPTRAM<br />
(Sustainability in the Public Urban Transport<br />
Market) von VCD, ICLEI und T&E<br />
durchgeführte Untersuchung deckt die<br />
tatsächlichen Gesamtausgaben für den<br />
Autoverkehr in ausgewählten Städten auf.<br />
Beleuchtet werden dabei auch versteckte<br />
Etat-Posten, die nicht der Position "Verkehr"<br />
zugeordnet sind. Bis zu 15 Milliarden<br />
Euro geben deutsche Städte jährlich<br />
für den Autoverkehr aus, aber nur 15-<br />
45 % davon werden mit autogebundenen<br />
Einnahmen erwirtschaftet. Für den Öffentlichen<br />
Personennahverkehr wird weniger<br />
ausgegeben. Die Ergebnisse der Untersuchung<br />
wurden in einer Kurzbroschüre zusammengestellt.<br />
(jg)<br />
Verkehrsclub Deutschland (Hrsg.): "Versteckte<br />
Kosten des städtischen Autoverkehrs<br />
- Öffentliche Gelder für den privaten<br />
Verkehr"; Bezug (2,50 Euro): VCD Versandservice,<br />
H.-Sommer-Str. 13, 59939<br />
Olsberg, Tel. 02962 / 8001-52, Fax -55,<br />
eMail: bestellung@vcd.org<br />
Weitere Informationen zu SIPTRAM:<br />
www.vcd.org/themen/04d.html<br />
�
Service �<br />
Termine<br />
Umwelt-Veranstaltungstermine von <strong>EU</strong>weitem<br />
und internationalem Interesse bitte<br />
an juliane.gruening@dnr.de mailen.<br />
Diese Termine im Internet :<br />
www.dnr.de/termine<br />
(aktueller und oft auch ausführlicher)<br />
Weitere Termine im Internet :<br />
www.dnr.de/terminlinks<br />
(siehe dort vor allem: BMU, UBA, <strong>EU</strong>)<br />
Juli<br />
7.-10.7., Bollmannsruh (Brandenburg)<br />
Psychogie und Umweltschutz in<br />
Praxisprojekten<br />
Austausch mit Studierenden aus den neuen<br />
<strong>EU</strong>-Ländern; Initiative Psychologie im<br />
Umweltschutz, HU Berlin, Kristin Reißig<br />
Tel. 030 / 2093-9436<br />
kongress@ipu-ev.de<br />
www.ipu-ev.de<br />
17.7., Elbe und weitere Flüsse Europas<br />
Erster europäischer Flussbadetag /<br />
2. Internationaler Elbebadetag<br />
Deutsche Umwelthilfe (DUH), Ines Wittig,<br />
Projektbüro Köthen/Elbe<br />
Tel. 03496 / 2100-09, Fax -08<br />
lebendigeelbe@duh.de<br />
www.elbebadetag.de<br />
www.rivernet.org/bigjump<br />
18.-22.7., Budapest (Ungarn)<br />
Zu autofreien Städten V<br />
Konferenz; World Carfree Network, Maria<br />
Somodi, Clean Air Action Group, Budapest<br />
Tel. 00361 / 4110510<br />
somodi@levego.hu<br />
www.worldcarfree.net<br />
23.-31.7., Barby/Elbe<br />
Internationales Elbe-Saale-Camp<br />
Aktionsbündnis Elbe-Saale, Maria Nitschke,<br />
Ökozentrum und -institut Magdeburg<br />
Tel. 0391 / 73-627981, Fax -15982<br />
camp2005@elbe-saale-buendnis.net<br />
www.netzwerk-flusslandschaften.de<br />
26.-29.7., Aichi (Japan)<br />
Kinderweltgipfel für die Umwelt 2005<br />
Japan Organizing Committee (JOC)<br />
Tel. 008152-9546238, Fax -9614901<br />
info@children-summit.jp<br />
www.children-summit.jp<br />
August<br />
21.-27.8., Stockholm und weltweit<br />
Weltwasserwoche<br />
Stockholm International Water Institute<br />
Tel. 00468 / 52213960<br />
sympos@siwi.org<br />
www.worldwaterweek.org<br />
22.-28.8., Irkutsk (Sibirien)<br />
Internationale Sommerakademie<br />
Energie und Umwelt<br />
Universität Greifswald, Prof. Dr. Michael<br />
Rodi, Lehrstuhl für Öffentliches Recht<br />
Tel. 03834 / 8621-46, Fax -14<br />
lsrodi@uni-greifswald.de<br />
www.uni-greifswald.de/summeracademy<br />
September<br />
8./9.9., Wroclaw (Polen)<br />
Natura 2000, Wasserrahmenrichtlinie<br />
und <strong>EU</strong>-Strukturfonds im Odergebiet<br />
<strong>DNR</strong>-Gesprächskreis Wasser, c/o Grüne<br />
Liga Berlin, Tobias Schäfer<br />
Tel. 030 / 443391-44, Fax -33<br />
wasser@grueneliga.de<br />
www.wrrl-info.de<br />
20.-22.9., Dresden<br />
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen<br />
Produktion in der erweiterten <strong>EU</strong><br />
Konferenz zu IVU; Ecologic-Institut, Carolin<br />
Wolf, Berlin<br />
Tel. 030 / 86880-0, Fax -200<br />
ippc@ecologic-events.de<br />
www.ecologic-events.de/ippc/de<br />
21.-25.9., Apeldoorn (Niederlande)<br />
Europäische Naturkonferenz<br />
SCEM Conference Services, Tricht<br />
Tel. 0031 345 / 57-6642, Fax -1781<br />
natureconference@scem.nl<br />
www.natureconference.org<br />
22.9., weltweit<br />
I walk to school - Zu Fuß zur Schule<br />
und zum Kindergarten<br />
Aktionstag; FUSS e. V., Berlin<br />
Tel. 030 / 4927-473, Fax -972<br />
info@fuss-ev.de<br />
www.iwalktoschool.org<br />
22./23.9., Zürich<br />
Everyday Walking Culture -<br />
Zu Fuß gehen im 21. Jahrhundert<br />
Internationale Konferenz; Walk21<br />
Tel. 00411 / 25240-70, Fax -78<br />
info@walk21.ch<br />
www.walk21.ch<br />
30.9.-6.10., Anchorage (Alaska)<br />
8. Welt-Wildnis-Kongress<br />
8th WWC Secretariat, Ojai (USA)<br />
Tel. 00805 / 6400-390, Fax -230<br />
info@8wwc.org<br />
www.8wwc.org<br />
Oktober<br />
17.-21.10., Paris<br />
14. Europäische Biomasse-Konferenz<br />
Konferenz und Ausstellung; ETA, Florenz<br />
Tel. 0039 055-5002174, Fax -573425<br />
eta.fi@etaflorence.it<br />
www.conference-biomass.com<br />
25.-27.10., Trondheim (Norwegen)<br />
Nordische Bioenergie-Konferenz 2005<br />
Norwegian Bioenergy Association, Oslo<br />
Tel. 004723 / 36587-0, Fax -9<br />
post@nobio.no<br />
www.bioenergy2005.no<br />
28./29.10., Hamburg<br />
Climate or development?<br />
Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv<br />
(HWWA), Heike Kern<br />
Tel. 040 / 42834-337, Fax -367<br />
kern@hwwa.de<br />
www.hwwa.de<br />
16.-18.11., Tunis<br />
Zweiter UN-Weltgipfel zur<br />
Informationsgesellschaft - WSIS II<br />
GTZ, Eschborn<br />
ict@gtz.de<br />
www.itu.int/wsis<br />
www.germany-at-wsis.info<br />
26.11.-30.12., Bonn<br />
Weltversammlung für Erneuerbare<br />
Energien<br />
Konferenz; World Council for Renewable<br />
Energy (WCRE) c/o Eurosolar<br />
Tel. 0228 / 36-2373, Fax -1279<br />
info@wcre.org<br />
www.wcre.org<br />
28.11.- 9.12., Montreal<br />
11. UN-Weltkonferenz zum<br />
Klimawandel (COP-11)<br />
UNFCCC Klimasekretariat, Bonn<br />
Tel. 0228 / 8151-523, Fax -999<br />
bblack@unfccc.int<br />
unfccc.int/meetings/cop_11/items/<br />
3394.php<br />
(db, mb) �<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 43
Service � �<br />
<strong>EU</strong>-Ministerrats-Sitzungen<br />
Britische Ratspräsidentschaft<br />
2. Halbjahr 2005<br />
Juli<br />
12. Wirtschaft und Finanzen<br />
15. Wirtschaft und Finanzen<br />
(Haushalt)<br />
18./19. Landwirtschaft und Fischerei<br />
September<br />
19.-20. Landwirtschaft und Umwelt<br />
Oktober<br />
6./7. Verkehr, Energie, Telekommunikation*<br />
11. Wettbewerb; Wirtschaft und Finanzen*<br />
17. Umwelt*<br />
24./25. Landwirtschaft und Fischerei*<br />
27./28. Europäischer Rat (Gipfel)<br />
November<br />
3./4. Beschäftigung, Soziales, Gesundheit,<br />
Verbraucher<br />
8. Wirtschaft und Finanzen<br />
21./22. Verteidigung, Entwicklungszusammenarbeit<br />
und Handel<br />
22.-24. Landwirtschaft und Fischerei<br />
24. Wirtschaft und Finanzen<br />
(Haushalt)<br />
28./29. Wettbewerb<br />
Dezember<br />
? Umwelt<br />
1./2. Energie, Telekommunikation<br />
5. Verkehr<br />
6. Wirtschaft und Finanzen<br />
8./9. Beschäftigung, Soziales, Verbraucher<br />
9. Gesundheit<br />
15./16. Europäischer Rat (Gipfel)<br />
19.-21. Landwirtschaft und Fischerei<br />
* in Luxemburg (sonst in Brüssel)<br />
(mb) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Siehe Spalte rechts.<br />
44 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
Plenarwochen des<br />
Europäischen Parlaments<br />
4.-7.7.<br />
5.-8.8.<br />
26.-29.8.<br />
12./13.10.*<br />
24.-27.10.<br />
14.-17.11.<br />
30.11./1.12.*<br />
12.-15.12.<br />
* in Brüssel (sonst in Straßburg)<br />
(mb) �<br />
• Weitere Informationen<br />
www.europa-digital.de/aktuell/kalender<br />
Wochenkalender ("Diese Woche in<br />
Brüssel"):<br />
www.europa-digital.de/aktuell/<br />
wochenschau<br />
Britische Ratspräsidentschaft:<br />
www.eu2005.gov.uk<br />
Hintergrund-Informationen zu den umweltrelevanten<br />
Ministerrats-Sitzungen:<br />
<strong>DNR</strong>, <strong>EU</strong>-Koordination, Nika Greger,<br />
Grünes Haus, Prenzlauer Allee 230,<br />
10405 Berlin<br />
Tel. 030 / 443391-86<br />
eMail: nika.greger@dnr.de<br />
www.eu-koordination.de<br />
Tagesordnungen und weitere Informationen<br />
zu den Plenarsitzungen des Europäischen<br />
Parlaments:<br />
http://wwwdb.europarl.eu.int/ep/owa/<br />
p_calses.plenary?ilg=DE<br />
Europa und Umwelt in der<br />
freien Enzyklopädie<br />
Selbstorganisiertes Fachwissen:<br />
www.wikipedia.de<br />
� Wikipedia, die freie Enzyklopädie im Internet,<br />
kann nicht nur jede/r ohne Einschränkung<br />
nutzen, sondern auch mit eigenem<br />
Wissen ergänzen. Die Bedienung<br />
ist äußerst einfach. Seit Mai 2001 wurden<br />
rund 250.000 Artikel in deutscher Sprache<br />
verfasst. Es gibt u. a. die Portale<br />
"Umweltschutz" und "Europäische Union"<br />
mit jeweils verschiedenen Kategorien und<br />
Bereichen, die bereits viel Fachwissen zusammenfassen,<br />
aber auch noch Lücken<br />
aufweisen, gerade im Bereich <strong>EU</strong>-Umwelt.<br />
Fachleute aus Umweltverbänden und<br />
-institutionen sind aufgerufen, hier ihre<br />
besonderen Kenntnisse und Erfahrungen<br />
einzubringen. (mb) �<br />
• Weitere Informationen<br />
www.wikipedia.de/wiki/Wikipedia:Hilfe<br />
www.wikipedia.de/wiki/Portal_Umwelt<br />
www.wikipedia.de/wiki/Portal_<strong>EU</strong>
UN-Wegweiser �<br />
Verbindungsstellen der UN in<br />
Deutschland<br />
Umweltpolitik findet nicht nur lokal, regional,<br />
national und europäisch, sondern zunehmend<br />
auch weltweit statt. Zwar wird<br />
bisher vergeblich für eine Organisation<br />
gestritten, die mindestens genauso viel<br />
Einfluss und Entscheidungsmacht hat wie<br />
die Welthandelsorganisation WTO, aber<br />
auch jetzt gibt es schon zahlreiche Programme<br />
und Institutionen, die sich für die<br />
globale Umwelt einsetzen. Allein in Bonn<br />
arbeiten rund 500 UN-Mitarbeiter/innen<br />
für zwölf Organisationen, Programme und<br />
Büros der Vereinten Nationen. Hier eine<br />
Übersicht über Verbindungsstellen der<br />
Vereinten Nationen im Bereich Umweltpolitik<br />
und Nachhaltige Entwicklung in<br />
Deutschland:<br />
Allgemein: RUNIC<br />
Regionales Informationszentrum der Vereinten<br />
Nationen für Westeuropa, Verbindungsbüro<br />
in Deutschland, Haus Carstanjen,<br />
Martin-Luther-King-Str. 8, 53175<br />
Bonn<br />
Tel. 0228 / 815-2773, Fax -2777<br />
eMail: info@runic-europe.org<br />
www.runic-europe.org<br />
Klima: UNFCCC<br />
Sekretariat des Rahmenübereinkommens<br />
der Vereinten Nationen zu Klimaänderungen,<br />
Martin-Luther-King-Str. 8, 53175<br />
Bonn<br />
Tel. 0228/ 815-1000, Fax -1999<br />
eMail: secretariat@unfccc.int<br />
www.unfccc.int<br />
Wüstenbildung: UNCCD<br />
Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten<br />
Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung,<br />
Martin-Luther-King-Str. 8,<br />
53153 Bonn<br />
Tel. 0228 / 815-2000, Fax -2001<br />
eMail: secretariat@unccd.int<br />
www.unccd.int<br />
Wandernde Tierarten: CMS<br />
UNEP, Sekretariat des Übereinkommens<br />
zur Erhaltung der wandernden wild lebenden<br />
Tierarten, Martin-Luther-King-Str. 8,<br />
53175 Bonn<br />
Tel. 0228 / 815-2401, Fax -2449<br />
eMail: secretariat@cms.int<br />
www.cms.int<br />
Wasservögel: AEWA<br />
UNEP, Sekretariat des Abkommens zur<br />
Erhaltung der afrikanisch-eurasischen<br />
wandernden Wasservögel, Martin-Luther-<br />
King-Str. 8, 53175 Bonn<br />
Tel. 0228 / 815-2413, Fax -2450<br />
eMail: aewa@unep.de<br />
www.unep-aewa.org<br />
Kleinwale: ASCOBANS<br />
UNEP, Sekretariat des Abkommens zur<br />
Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee,<br />
Martin-Luther-King-Str. 8, 53175<br />
Bonn<br />
Tel. 0228 / 815-2416, Fax -2440<br />
eMail: ascobans@ascobans.org<br />
www.ascobans.org<br />
Fledermäuse: <strong>EU</strong>ROBATS<br />
UNEP, Sekretariat des Abkommens zur<br />
Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen,<br />
Martin-Luther-King-Str. 8,<br />
53175 Bonn<br />
Tel. 0228 / 815-2421, Fax -2445<br />
eMail: eurobats@eurobats.org<br />
www.eurobats.org<br />
Umweltbildung: UIE<br />
UNESCO-Institut für Pädagogik, Feldbrunnenstr.<br />
58, 20148 Hamburg<br />
Tel. 040-4480410, Fax -4107723<br />
eMail: uie@unesco.org<br />
www.unesco.org/education/uie<br />
Berufliche Bildung: UNEVOC<br />
Internationales Zentrum der UNESCO für<br />
Berufsbildung, Görresstr. 15, 53113<br />
Bonn<br />
Tel. 0228 / 24337-0, Fax -77<br />
eMail: info@unevoc.unesco.org<br />
www.unevoc.unesco.org<br />
Freiwillig im (Umwelt-)Einsatz: UNV<br />
Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen,<br />
Martin-Luther-King-Str. 8,<br />
PF 26 01 11, 53153 Bonn<br />
Tel. 0228 / 815-2000, Fax -2001<br />
eMail: hq@unv.org<br />
www.unv.org; www.unites.org<br />
Umwelt und Sicherheit: UNU-EHS<br />
Universität der Vereinten Nationen, Institut<br />
für Umwelt und menschliche Sicherheit,<br />
Görresstr. 15, 53113 Bonn<br />
Tel. 0228 / 422855-02, Fax -99<br />
eMail: infoehs@ehs.unu.edu<br />
www.ehs.unu.edu<br />
Umwelt und Gesundheit: WHO-ECEH<br />
Weltgesundheitsorganisation, Europäisches<br />
Zentrum für Umwelt und Gesundheit,<br />
Görresstr. 15, 53113 Bonn<br />
Tel. 0228 / 2094-0, Fax -201<br />
eMail: info@ecehbonn.euro.who.int<br />
www.euro.who.int/ecehbonn<br />
Katastrohenschutz: ISDR-PPEW<br />
Sekretariat der Vereinten Nationen für die<br />
Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge<br />
- Plattform zur Förderung<br />
von Frühwarnung, Görresstr. 30, 53113<br />
Bonn<br />
Tel. 0228 / 24988-10, Fax -88<br />
eMail: isdr-ppew@un.org<br />
www.unisdr.org/ppew<br />
Ernährung: WFP<br />
Welternährungsprogramm, Verbindungsbüro<br />
in Deutschland, Wallstr. 9-13, 10179<br />
Berlin<br />
Tel. 030 / 206149-0, Fax -16<br />
www.wfp.org<br />
Recht auf See: ITLOS<br />
Internationaler Seegerichtshof, 22609<br />
Hamburg<br />
Tel. 040 / 35607-0, Fax -245<br />
eMail: itlos@itlos.org<br />
www.itlos.org<br />
(jg) �<br />
• Weitere Informationen<br />
Broschüre (engl./dt.) mit Erläuterungen<br />
zu den Aufgaben der einzelnen<br />
UN-Sekretariate und Verbindungsstellen<br />
(nur Bonn), 28 S., kostenlos;<br />
Hrsg./Bezug: RUNIC (siehe erste Spalte);<br />
Internet-Download (540 kB):<br />
www.runiceurope.org/german/<br />
deutschland/icons/<br />
un-bonn-brochuere.pdf<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 45
<strong>EU</strong>-Wegweiser �<br />
Weiterführende Informationen<br />
Verweise auf frühere Ausgaben<br />
In einigen Artikeln wird auf vorausgegangene<br />
Ausgaben verwiesen. Beispiel: <strong>EU</strong>R<br />
06.04 als Hinweis auf Heft 6 des <strong>EU</strong>-<br />
Rundschreibens aus dem Jahr 2004.<br />
<strong>EU</strong>-Rundschreiben im Internet<br />
Im Internet finden sich unter der Adresse<br />
www.dnr.de/eur<br />
- die aktuelle Ausgabe mit Inhaltsverzeichnis,<br />
Editorial, Terminen und vier ausgewählten<br />
Beiträgen<br />
- bisherige Ausgaben ab Januar 2000 als<br />
Volltext-Archiv (PDF-Dateien)<br />
- die Möglichkeit der Suche in Publikationen<br />
des <strong>DNR</strong><br />
Gegen Rückporto können die Materialien<br />
auch zugesandt werden.<br />
Nach Umwelt-Themen geordnete Informationen<br />
aus dem <strong>EU</strong>R und anderen Quellen:<br />
www.eu-koordination.de<br />
Dokumente der <strong>EU</strong>-Institutionen<br />
Vorschläge der Europäischen Kommission<br />
für Richtlinien (RL) oder Verordnungen<br />
(VO) erscheinen unter Angabe des Jahrganges<br />
und einer laufenden Nummer als<br />
KOM-Dokumente.<br />
Beispiel: KOM(93)680 ist der Kommissionsvorschlag<br />
für eine Richtlinie zur ökologischen<br />
Wasserqualität, veröffentlicht als<br />
Vorschlag 680 des Jahres 1993.<br />
Verabschiedete Richtlinien oder Verordnungen<br />
tragen eine laufende Nummer.<br />
Beispiel: EWG/85/337 ist die Richtlinie zur<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung, die als Nr.<br />
337 im Jahre 1985 veröffentlicht wurde.<br />
Wo bekommt man ein <strong>EU</strong>-Dokument?<br />
Internet : www.europa.eu.int/eur-lex/de<br />
("Gesetzgebung" - "Suche mit der Nummer<br />
des Dokuments", Jahr/Nummer eintragen,<br />
auf Lupe klicken)<br />
Gegen Entgelt: Bundesanzeiger Verlag,<br />
PF 10 05 34, 50445 Köln<br />
Tel. 0221 / 97668-0, Fax -278<br />
eMail: vertrieb@bundesanzeiger.de<br />
Weitere Informationsquellen<br />
Die wichtigsten Adressen sind unter jedem<br />
Beitrag angegeben. Darüber hinaus kann<br />
es sich lohnen, direkt bei der <strong>EU</strong>-Kommission,<br />
bei der Europäischen Umweltagentur<br />
(EEA), bei Abgeordneten des Europäischen<br />
Parlaments oder bei verschiedenen<br />
Informationsdiensten und Redaktionen<br />
nachzurecherchieren (siehe nebenstehende<br />
Spalte sowie die vorhergehenden<br />
"Service"-Seiten).<br />
46 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />
<strong>EU</strong>-Institutionen, Adressen<br />
Internetadresse aller <strong>EU</strong>-Institutionen<br />
www.europa.eu.int (vieles auch deutsch)<br />
<strong>EU</strong>-ABC: www.europa.eu.int/abc-de.htm<br />
Einführung <strong>EU</strong>-Umweltpolitik<br />
www.hiltrud-breyer.de/mep/themen/<br />
umweltschutz/index.html<br />
Europäische Kommission<br />
Rue de la Loi 200, B-1049 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 299-1111<br />
Vertretung in Deutschland<br />
Unter den Linden 78, 10117 Berlin<br />
Tel. 030 / 2280-2000, Fax -2222<br />
www.eu-kommission.de<br />
Generaldirektion Umwelt<br />
Ansprechpartnerin für Verbände/NGO:<br />
Barbara Gessler, Berlin (s.o.)<br />
Europäisches Parlament - EP<br />
Rue Wiertz, B-1047 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 2842111, Fax -2306933<br />
www.europarl.eu.int<br />
Informationsbüro in Deutschland<br />
Unter den Linden 78, 10117 Berlin<br />
Tel. 030 / 2280-1000, Fax -1111<br />
(Minister-)Rat der <strong>EU</strong>/Europäischer Rat<br />
Rue de la Loi 175, B-1048 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 85-6111, Fax -7381<br />
(Der Ministerrat tagt als Allgemeiner oder<br />
Fachministerrat [Agrar, Umwelt usw.].<br />
Der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs<br />
tagt viermal jährlich als<br />
"<strong>EU</strong>-Gipfel". Termine siehe Service-Seiten)<br />
Ausschuss der Regionen - AdR<br />
Rue Montoyer 92-102, B-1040 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 282-2211, Fax -2325<br />
Wirtschafts- und Sozialausschuss<br />
Rue Ravenstein 2, B-1000 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 5469011, Fax -5134893<br />
Europäischer Gerichtshof - EuGH<br />
Boulevard Konrad Adenauer, L-2925 Luxemburg;<br />
Informationsdienst (dt.):<br />
Tel. 00352 / 4303-3255, Fax -2500<br />
Vertretung Deutschlands bei der <strong>EU</strong><br />
Rue J. de Lalaing 19, B-1040 Brüssel<br />
Tel. 0032 2 / 2381-811, Fax -978<br />
Europäische Umweltagentur - EEA<br />
Kongens Nytorv 6, DK-1050 Kopenhagen<br />
Tel. 0045 3336-7100, Fax -7199<br />
www.eea.eu.int<br />
Europäische Verträge<br />
Europäische Gemeinschaft/en - EG<br />
Sammelbegriff für die Europäische Gemeinschaft<br />
(EG) und die Europäische<br />
Atomgemeinschaft (EAG/Euratom). Die<br />
ursprünglichen EG-Verträge wurden durch<br />
die Einheitliche Europäische Akte<br />
(1986/87) weiterentwickelt.<br />
Europäische Union - <strong>EU</strong><br />
Durch Maastrichter Vertrag (1992/93)<br />
begründet, durch Amsterdamer Vertrag<br />
(1996/97) und Vertrag von Nizza (2001)<br />
weiterentwickelt. Ergänzt die supranationale<br />
EG ("1. Säule") durch die Gemeinsame<br />
Außen- und Sicherheitspolitik (GASP;<br />
"2. Säule") und die Polizeiliche und Justitielle<br />
Zusammenarbeit in Strafsachen<br />
("3. Säule").<br />
<strong>EU</strong>-Rechtsakte<br />
Verordnung - VO<br />
Europäisches Gesetz, das wie ein innerstaatliches<br />
Gesetz unmittelbar in jedem<br />
Mitgliedstaat gilt. Hat Vorrang vor nationalem<br />
Recht.<br />
Richtlinie - RL<br />
Europäisches Rahmengesetz, wird durch<br />
nationale Gesetze in innerstaatliches<br />
Recht umgesetzt. Dabei muss die Zielrichtung<br />
der Richtlinie beachtet werden.<br />
Entscheidungen<br />
Zur Regelung von Einzelfällen. Wie bundesdeutscher<br />
Verwaltungsakt.<br />
Gesetzgebungsverfahren<br />
1. <strong>EU</strong>-Kommission: Vorschlag<br />
2. Europäisches Parlament:<br />
In Umweltfragen meist Mitentscheidung,<br />
sonst Anhörung<br />
3. Ministerrat: Mitentscheidung<br />
oder alleinige Entscheidung<br />
(meist mit qualifizierter Mehrheit,<br />
z.T. noch Einstimmigkeit)<br />
Die wichtigsten Teile des <strong>EU</strong>-Rechts<br />
(<strong>EU</strong>-Amtsblatt, konsolidierte Versionen<br />
des geltenden Rechts, wichtige Vorschläge<br />
etc.) sind veröffentlicht im Internet :<br />
www.europa.eu.int/eur-lex/de<br />
(mit verschiedenen Suchfunktionen)<br />
Mehr zu Institutionen, Abläufen, Begriffen:<br />
www.europa.eu.int/scadplus
Interaktiv �<br />
Verweise auf frühere<br />
Ausgaben<br />
Das <strong>EU</strong>-Rundschreiben beschränkt sich in<br />
der Regel auf aktuelle Informationen. Daher<br />
wird in einigen Artikeln auf vorangegangene<br />
Ausgaben verwiesen, z. B. "<strong>EU</strong>R<br />
06.04" als Hinweis auf Heft 6 des <strong>EU</strong>-<br />
Rundschreibens im Jahr 2004.<br />
Verweise auf den Deutschland-Rundbrief<br />
des <strong>DNR</strong> (siehe rechts) sind ähnlich<br />
gehalten, z. B. "DRB 11.03".<br />
Alle älteren Ausgaben sind im Internet zugänglich<br />
(siehe rechts).<br />
Tagesaktuell informiert per<br />
eMail<br />
www.dnr.de/infoservice<br />
Für Rundschreiben-Abonnent/innen sowie<br />
Fachleute und Interessierte aus <strong>DNR</strong>- Mitgliedsverbänden<br />
bieten wir kostenlos aktuelle<br />
eMail-Weiterleitungen zur <strong>EU</strong>- Umweltpolitik<br />
und weiteren Themen in deutscher<br />
Sprache an. Die Themen können<br />
selbst gewählt werden. Angebot und Bestellmöglichkeit:<br />
www.dnr.de/infoservice<br />
<strong>EU</strong>-Rundschreiben im Internet<br />
www.dnr.de/eur<br />
heißt die Internetseite des <strong>EU</strong>-Rundschreibens.<br />
Dort finden Sie:<br />
- die aktuelle Ausgabe mit Inhaltsverzeichnis,<br />
Editorial, Serviceteil und vier<br />
ausgewählten Beiträgen<br />
- die bisherigen Ausgaben ab Januar<br />
2000 als Volltext-Archiv (PDF-Dateien)<br />
- die Möglichkeit der Suche in Publikationen<br />
des <strong>DNR</strong><br />
<strong>EU</strong>-Koordination des <strong>DNR</strong> im<br />
Internet<br />
www.eu-koordination.de<br />
ist die neue Internetseite der <strong>EU</strong>- Koordination<br />
des <strong>DNR</strong>. Hier finden Sie ein <strong>EU</strong>R-<br />
Themenarchiv, Informationen über die<br />
laufenden und abgeschlossenen Projekte<br />
sowie Verzeichnisse von Publikationen,<br />
Veranstaltungen und Expert/innen - alles<br />
übersichtlich nach den verschiedenen <strong>EU</strong>-<br />
Umweltthemen gegliedert.<br />
<strong>EU</strong>R-Abo<br />
Ich bestelle das <strong>EU</strong>-Rundschreiben ab Ausgabe:<br />
als Privatperson Absender/in<br />
� 41 Euro pro Jahr im eMail-Versand<br />
� 52 Euro pro Jahr für das gedruckte Heft* Vorname, Name:<br />
� 57 Euro pro Jahr für das Heft* plus eMail ggf. Organisation:<br />
ggf. Funktion:<br />
für eine Organisation Straße/PF:<br />
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� 113 Euro pro Jahr für das Heft* plus eMail eMail:<br />
* zzgl. 26 Euro Zusatzporto bei Auslandsversand<br />
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� 180 Euro oder mehr pro Jahr - bitte Betrag und Bezugsart angeben:<br />
(Differenzbetrag zum Abonnement als Spende absetzbar)<br />
� Zahlung per Bankeinzug Geldinstitut:<br />
Kontonummer: Bankleitzahl:<br />
� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 47<br />
� gegen Rechnung an die oben angegebene / folgende Adresse:<br />
Deutschland-Rundbrief<br />
Informationen zur Umweltpolitik auf nationaler<br />
Ebene finden Sie im Deutschland-<br />
Rundbrief des <strong>DNR</strong> - teils auch mit <strong>EU</strong>-<br />
und internationalem Bezug, etwa bei der<br />
Umsetzung von <strong>EU</strong>-Richtlinien oder internationalen<br />
Abkommen. Wir senden Ihnen<br />
gern ein kostenloses Probeexemplar zu.<br />
Probelesen und Archiv im Internet :<br />
www.dnr.de/drb<br />
Rundbrief Forum Umwelt &<br />
Entwicklung<br />
Weitere Beiträge zur internationalen Umwelt-<br />
und Entwicklungspolitik finden Sie im<br />
Rundbrief des Forums Umwelt & Entwicklung,<br />
getragen vom <strong>DNR</strong> und dem entwicklungspolitischen<br />
Dachverband Venro.<br />
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2005