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EU-RUNDSCHREIBEN herausge - beim DNR

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07.05<br />

<strong>EU</strong>-<strong>RUNDSCHREIBEN</strong><br />

<strong>herausge</strong>geben vom Deutschen Naturschutzring (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />

Gentechnik: <strong>EU</strong>-Kommission gegen Länder und Regionen<br />

Finanzplanung 2007-2013: Zankapfel Umweltschutz<br />

Århus-Konvention beginnt zu wirken<br />

Klimapolitischer Stillstand<br />

und weitere Beiträge zur Umweltpolitik auf europäischer und internationaler Ebene


2 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

07.05<br />

<strong>EU</strong>-<strong>RUNDSCHREIBEN</strong><br />

<strong>herausge</strong>geben vom Deutschen Naturschutzring (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />

Impressum �<br />

<strong>EU</strong>-Rundschreiben<br />

Umweltpolitik auf europäischer und<br />

internationaler Ebene<br />

Jahrgang 14 (2005), Heft 07<br />

ISSN 1861-0064<br />

Herausgeber<br />

Deutscher Naturschutzring,<br />

Dachverband der deutschen Natur- und<br />

Umweltschutzverbände (<strong>DNR</strong>) e.V.<br />

Redaktion<br />

<strong>DNR</strong> Geschäftsstelle Berlin/<br />

<strong>EU</strong>-Koordination und Internationales<br />

Grünes Haus, Prenzlauer Allee 230,<br />

10405 Berlin<br />

Juliane Grüning (jg), Nika Greger (ng),<br />

Bjela Vossen (bv), Thomas Frischmuth<br />

(tf), Daniel Unsöld (du), Jochen Matthes<br />

(jm), Sandra Dannenberg (sd), Matthias<br />

Bauer (mb), Deborah Bernsdorf (db)<br />

Tel. 030 / 443391-81, -86, Fax -80<br />

eMail: juliane.gruening@dnr.de<br />

Internet : www.dnr.de/eur<br />

www.eu-koordination.de<br />

<strong>DNR</strong> Geschäftsstelle Bonn<br />

Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn<br />

Tel. 0228 / 3590-05, Fax -96<br />

eMail: info@dnr.de, Internet : www.dnr.de<br />

Abonnement<br />

Abo-Verwaltung: Thomas Kreutzberg,<br />

Geschäftsstelle Bonn (s. o.)<br />

eMail: thomas.kreutzberg@dnr.de<br />

Preise: siehe 3. Umschlagseite, vergünstigte<br />

Abos bitte in der Redaktion erfragen<br />

Technik<br />

Satz: <strong>DNR</strong> Redaktionsbüro, Berlin<br />

Druck: Druckerei Eberwein, Bonn<br />

Gastbeiträge<br />

Artikel aus Verbänden und Forschung<br />

sind willkommen. Die Redaktion muss sich<br />

Kürzung und redaktionelle Bearbeitung<br />

von Beiträgen vorbehalten. Mit Namen<br />

gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Redaktion bzw. des<br />

Herausgebers wieder. Redaktionsschluss<br />

ist jeweils der 15. des Vormonats.<br />

Copyright<br />

Die Urheberrechte liegen <strong>beim</strong> Herausgeber.<br />

Einzelne Artikel können nachgedruckt<br />

werden, wenn die Quelle angegeben wird.


Editorial �<br />

Europa lebt von Aktionen und<br />

Visionen!<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die <strong>EU</strong> steckt in einer Krise - und das<br />

nicht nur, weil die Staats- und Regierungschefs<br />

der Mitgliedstaaten sich nicht<br />

über die Finanzen einigen können. Nicht<br />

eine der lang erwarteten thematischen<br />

Strategien aus dem 6. Umweltaktionsprogramm<br />

soll noch vor der Sommerpause<br />

veröffentlicht werden. Es wird verschoben<br />

und vertröstet: sie könnten noch vor Ende<br />

dieses Jahres kommen - oder eben auch<br />

nicht. Die pro-industrielle Ausrichtung von<br />

Kommissionspräsident José Manuel Barroso<br />

soll mit dazu geführt haben, dass<br />

Umweltpolitik mehr und mehr ausgebremst<br />

wird. <strong>EU</strong>- Umweltkommissar Stavros<br />

Dimas sieht das erste große Projekt<br />

seiner Amtszeit in Gefahr und ist Berichten<br />

zufolge "sehr unglücklich", dass die<br />

Luftqualitätsstrategie nicht wie versprochen<br />

Ende Juni veröffentlicht werden<br />

konnte.<br />

"Sehr unglücklich" zu sein und von einer<br />

"tiefen Krise" zu reden - das reicht nicht,<br />

um fortschreitendes Artensterben, den<br />

Anstieg der Treibhausgase, die Verschmutzung<br />

unserer Lebensgrundlagen<br />

und soziale und ökologische Ungerechtigkeiten<br />

zu bekämpfen. Die ablehnenden<br />

Referenden zur <strong>EU</strong>-Verfassung mögen die<br />

<strong>EU</strong>- Politikerinnen und Politiker verunsichert<br />

haben, und eine Denkpause hat<br />

noch niemandem geschadet. Das darf aber<br />

nicht heißen, dass plötzlich alles auf<br />

Eis gelegt wird.<br />

Schließlich bedeutet eine Veröffentlichung<br />

der thematischen Strategien zu Luft, Ressourcennutzung,<br />

Pestiziden, städtischer<br />

Umwelt, Abfall, Boden und Meeresumwelt<br />

ja auch noch lange nicht, dass auf europäischer,<br />

nationaler und lokaler Ebene sofort<br />

gehandelt würde. Die Umsetzung verläuft<br />

danach ebenso schleppend. Das ist<br />

nicht nur schlecht für die Umwelt - sogar<br />

die Wirtschaft beschwert sich schon, dass<br />

bestimmte <strong>EU</strong>- Vorschriften so lange brauchen.<br />

So klagt die Europäische Föderation<br />

der Autoindustrie über den bisher ausgebliebenen<br />

Vorschlag zur Euro-5-Norm,<br />

weil die Ingenieure so immer weniger Zeit<br />

haben, die nötigen technischen Anpassungen<br />

zu entwickeln. Zeit ist Geld in Wirtschaftskreisen.<br />

Zeitverlust bedeutet aber<br />

auch und in erster Linie Verlust an Lebensqualität<br />

für die Bevölkerung in Euro-<br />

pa, die sich mehrheitlich für starke Umweltgesetze<br />

ausgesprochen hat!<br />

Es gibt keine einfachen Antworten auf die<br />

Krise in der Europäischen Union. Die in<br />

der "Zivilgesellschaftlichen Koordinierungsgruppe"<br />

(Civil Society Contact<br />

Group) organisierten Nichtregierungsorganisationen<br />

aus umwelt-, kultur-, sozial-,<br />

frauen-, menschenrechts- und entwicklungspolitischen<br />

Zusammenhängen erheben<br />

aber zumindest zwei Forderungen.<br />

Die Europäische Union muss Visionen<br />

sichtbar machen und sich für die Ziviligesellschaft<br />

öffnen.<br />

Männer, Frauen und die Jugend in Europa<br />

können nur motiviert werden an eine gemeinsame<br />

Sache zu glauben, wenn die<br />

<strong>EU</strong>-Elite glaubhaft fundamentale Werte<br />

und Grundrechte sichert. Die Prinzipien<br />

der Nachhaltigen Entwicklung dürfen nicht<br />

geschwächt und für kurzfristige Gewinnmaximierung<br />

geopfert werden. Die <strong>EU</strong>-<br />

Bürgerinnen und -Bürger müssen spüren,<br />

dass die <strong>EU</strong> es ernst meint mit ihren politischen<br />

Statements, dass <strong>EU</strong>-Politik und<br />

deren Finanzierung zu positiven wirtschaftlichen,<br />

sozialen und ökologischen<br />

Ergebnissen führen wird.<br />

Die <strong>EU</strong> muss transparenter und demokratischer<br />

werden. Viele Europäer/innen sind<br />

besorgt, dass die Machtabgabe nationaler<br />

Entscheidungsgewalt an ein gemeinsames<br />

Europa zu einem Verlust an politischer<br />

Mitbestimmung und Möglichkeiten zur<br />

Kontrolle führt. Deshalb muss partizipative<br />

Demokratie in Europa zur Realität werden.<br />

Auch das Europäische Parlament braucht<br />

mehr Rechte. Besonders der Europäische<br />

Rat der Staats- und Regierungschefs<br />

muss seine Entscheidungsfindung und die<br />

aller untergeordneter Stellen transparenter<br />

machen. Leere Gesten reichen nicht.<br />

Die Krise der <strong>EU</strong> - sie birgt auch Chancen.<br />

Wir als gesellschaftliche Kraft müssen sie<br />

für eine nachhaltige Wende nutzen - nicht<br />

nur auf europäischer Ebene!<br />

Viel Vergnügen und Tatkraft für Ihre alltägliche<br />

Arbeit, bei der die Lektüre des<br />

<strong>EU</strong>-Rundschreibens hoffentlich hilfreich<br />

ist!<br />

Juliane Grüning<br />

<strong>DNR</strong>-<strong>EU</strong>-Koordination<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 3


Inhalt �<br />

2 Impressum<br />

3 Editorial<br />

• Europa lebt von Aktionen und<br />

Visionen!<br />

5 Global<br />

• UN-Waldforum gescheitert<br />

• WTO-Runde: Negative Umweltfolgen<br />

• Schuldenerlass für ärmste Länder<br />

• UN-Umweltorganisation gefordert<br />

• Atomwaffenkonferenz gescheitert<br />

9 <strong>EU</strong>-Politik, Recht<br />

• Europäischer Ratsgipfel 16./17.6.:<br />

<strong>EU</strong> in tiefer Krise<br />

• Gipfel-Erklärung: Leitprinzipien der<br />

Nachhaltigen Entwicklung<br />

• Beschäftigungspolitische Leitlinien<br />

2005-2008<br />

• Finanzielle Vorausschau 2007-2013<br />

• Europäische Transparenz-Initiative<br />

• Århus-Konvention beginnt zu wirken<br />

• EuGH zur Umweltkriminalität<br />

• "Mehr Demokratie" für neuen Konvent<br />

• Britische <strong>EU</strong>-Präsidentschaft beginnt<br />

16 Abfall, Produktpolitik<br />

• Elektroschrott: Umsetzung zögerlich<br />

• Zweifel an PE-Kompostierbarkeit<br />

4 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

18 Agrarpolitik, Gentechnik<br />

• <strong>EU</strong>-Gipfel zementiert Agrarreformkrise<br />

• Polen: <strong>EU</strong> fördert dubiosen Konzern<br />

• Polen: Intensivierung statt Ökowende<br />

• Kritik an <strong>EU</strong>-Milchmarktreform<br />

• WTO soll hohe Standards verankern<br />

• Minister gegen irreführende Werbung<br />

• EuGH: Baby-Genfood kein Risiko<br />

• Ringen um Gentechnik-Moratorien<br />

• Kongress gentechnikfreier Regionen<br />

• Bt10-Skandal weitet sich aus<br />

• Indien stoppt Monsanto-Baumwolle<br />

• USA setzen Gentechnik im Irak durch<br />

24 Chemikalien, Emissionen<br />

• Quecksilber: Teilverbot gefordert<br />

• Phthalate schädigen Frühgeborene<br />

• Kleinkinder-Spielzeug ohne Phthalate<br />

• Innenraumluft ohne <strong>EU</strong>-Priorität<br />

• Industrie-Emissionen: Mehr Kontrolle<br />

• Nanotech-Aktionsplan 2005-2009<br />

• CAFE-Programm kurz vor Abschluss<br />

• Kindergesundheit: Wenig Fortschritte<br />

30 Energie, Klima<br />

• Stillstand bei Klimaverhandlungen<br />

• Flugverkehr unterminiert Klimaziele<br />

• Neues <strong>EU</strong>-Klimaprogramm<br />

• Fast alle Allokationspläne genehmigt<br />

• Streit um Energieeffizienzrichtlinie<br />

33 Naturschutz, Biodiversität<br />

• Globale Biodiversitäts-Studie warnt<br />

• <strong>EU</strong>-Pläne für ländliche Entwicklung<br />

• <strong>EU</strong> tritt Wasservogel-Abkommen bei<br />

• Neuer Biodiversitätsinikator für Vögel<br />

• Mehr Vögel vom Aussterben bedroht<br />

• Umfrage zu artgerechter Tierhaltung<br />

36 Verkehr<br />

• Wegekostenrichtlinie: NGO-Protest<br />

• Manifest für Öffentlichen Nahverkehr<br />

• <strong>EU</strong>-Schienennetz immer kürzer<br />

• Barrot will Fahrradverkehr fördern<br />

39 Wasser, Meere, Fischerei<br />

• Meerwasserentsalzung und Umwelt<br />

• Badegewässerqualität verschlechtert<br />

• Aquakultur soll nachhaltig werden<br />

• <strong>EU</strong> tritt Delphinschutz-Abkommen bei<br />

• Grundschleppfischerei: Kritik an <strong>EU</strong><br />

42 Service<br />

• Veröffentlichungen<br />

• <strong>EU</strong>-Umwelt-Termine<br />

• UN-Wegweiser, <strong>EU</strong>-Wegweiser<br />

Sonderheft<br />

• <strong>EU</strong>R-Sonderheft: Europäische<br />

Chemikalienpolitik (separate Heftung)


Global �<br />

Desaster in New York:<br />

UN-Waldforum gescheitert<br />

Jetzt Biodiversitätskonvention für<br />

Urwaldschutz umsetzen und ausbauen<br />

Vom 16. bis 27. Mai fand in New York die<br />

fünfte Konferenz des UN- Waldforums<br />

(UNFF) statt, um über die Zukunft der internationalen<br />

Waldpolitik zu verhandeln.<br />

Im Vorfeld hatten alle Länder deutlich<br />

gemacht, dass das UN-Waldforum in seiner<br />

jetzigen Form als Politikforum nutzlos<br />

sei. Es müsse substanzielle Veränderungen<br />

geben.<br />

Seit der Gründung des UNFF im Jahre<br />

2000 wurden viele Millionen Euro Steuergelder<br />

für nutzlose Verhandlungen und<br />

ein völlig aufgeblähtes Sekretariat mit bis<br />

zu 20 hoch bezahlten UN-Bürokraten verschwendet.<br />

Nachdem die UNFF- Verhandlungen<br />

am vorletzten Tag gescheitert<br />

sind, stehen die Forstminister vor einem<br />

Scherbenhaufen. Jetzt - 13 Jahre nach der<br />

Walderklärung vom Umweltgipfel in Rio -<br />

heißt es endlich den gewohnten Pfad zu<br />

verlassen und den Waldschutz in bestehenden<br />

Abkommen wie der Konvention<br />

über Biologische Vielfalt fest zu verankern.<br />

Geschichte des Misserfolgs<br />

Bereits bei der UN-Konferenz zu Umwelt<br />

und Entwicklung in Rio 1992 waren die<br />

Verhandlungen um eine internationale<br />

Waldkonvention an nationalen Egoismen<br />

und dem großen, rein wirtschaftlichen Interesse<br />

an der Holznutzung gescheitert.<br />

Seitdem wurde immer wieder versucht, ein<br />

rechtlich verbindliches Abkommen zu Wäldern<br />

zu erreichen. In dieser Zeit wurde<br />

ein Fläche in der Größe von Frankreich,<br />

Spanien, Schweden und Deutschland abgeholzt.<br />

Mit der Gründung eines UN- Waldforums<br />

hatte man im Jahr 2000 in letzter Sekunde<br />

ein Scheitern des Dialogs verhindert,<br />

jedoch außer den Strukturen inhaltlich<br />

nichts regeln können. Die fünf Konferenzen,<br />

organisiert von dem finnischen Sekretär<br />

Pekka Patosaari, waren besonders<br />

für die zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

sowie die indigenen Organisationen<br />

ein Affront. Die Beteiligungsmöglichkeiten<br />

wurden zusehends eingeschränkt, das Interesse<br />

an dem nutzlosen Dialog ohne erkennbaren<br />

Erfolg bei der Umsetzung in<br />

den problematischen Waldländern (USA,<br />

Kanada, Russland, Malaysia, Indonesien,<br />

Brasilien, Zentralafrika, ...) sank drama-<br />

tisch. Besonders in der in vielen Waldregionen<br />

ungelöste Menschen- und Landrechtsfrage<br />

der indigenen Völker konnte<br />

das UN-Waldforum keine Fortschritte erzielen.<br />

Hauptstreitpunkte<br />

Bei den Verhandlungen in New York ging<br />

es nun um folgende Punkte:<br />

- Können sich die Länder auf internationale,<br />

messbare Ziele in der Forstpolitik einigen?<br />

Zur Debatte stand eine Halbierung<br />

der Entwaldungsrate bis 2015.<br />

- Verpflichten sich die einzelnen Länder,<br />

messbare nationale Ziele zu entwickeln,<br />

die sich an den internationalen Zielen<br />

orientieren? Ohne eine Einbeziehung<br />

der Waldabkommen in die nationale Prioritätensetzung<br />

haben die Entwicklungshilfeprogramme<br />

und -organisationen<br />

überhaupt keine Chance unterstützend<br />

tätig zu werden.<br />

- Wird das zukünftige Abkommen rechtlich<br />

verbindlich sein?<br />

- Werden regionale Waldprozesse als Zwischenstufe<br />

zwischen nationaler und internationaler<br />

Umsetzung anerkannt?<br />

- Wird ein freiwilliger Verhaltenskodex für<br />

Waldbewirtschaftung entwickelt?<br />

Bushs Schatten: Warum sich seit<br />

Jahren nichts bewegt<br />

Während einige Regierungen (auch die<br />

deutsche) wieder sehr blauäugig optimistisch<br />

in die Verhandlungen hineingingen,<br />

war klar, dass die derzeitige global- politische<br />

Situation eine fortschrittliche Einigung<br />

unmöglicht macht. Die US- Regierung<br />

versucht seit Jahren, eine rechtliche Verbindlichkeit,<br />

die Regelung des internationalen<br />

Holzhandels sowie die Schaffung eines<br />

Walderhaltungs-Fonds zu verhindern.<br />

Die starken Schwellenländer, angeführt<br />

von Brasilien und Indien, wollen vor einem<br />

erfolgreichen Abschluss der WTO-Doha-<br />

Runde 1 keinem weiteren "Umweltabkommen"<br />

mehr zustimmen. Brasilien betrachtet<br />

sogar den illegalen Holzeinschlag und<br />

den damit verbundenen Holzhandel gar<br />

nicht erst als ein Handelsproblem. Innerhalb<br />

der <strong>EU</strong> konnten die Positionen im<br />

Vorfeld ebenfalls nicht unterschiedlicher<br />

sein.<br />

Das Verhandlungs-Desaster<br />

So war es kaum verwunderlich, dass sich<br />

im Laufe der zwei Verhandlungswochen<br />

1 Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation<br />

WTO in Doha (Katar) 2001; beschloss neue Welthandelsrunde<br />

("Doha Development Agenda")<br />

immer wieder die USA und Brasilien auf<br />

der einen Seite sowie die <strong>EU</strong>, Mexiko und<br />

einige weitere zentralamerikanische Länder<br />

auf der anderen Seite unvereinbar<br />

gegenüber saßen. Der Block der Entwicklungsländer<br />

(G77+China) brach in der<br />

zweiten Woche auseinander. Zu Beginn<br />

der zweiten Woche musste der Konferenzvorsitzende<br />

sowohl für das Abkommen als<br />

auch für die Ministererklärung einen komplett<br />

neuen Text vorlegen, da die Dokumente<br />

immer länger und uferloser wurden.<br />

Das half jedoch nur wenig.<br />

Als drei Tage vor Ende der Verhandlungen<br />

über 50 Minister anreisten (Deutschland<br />

war politisch gar nicht vertreten!),<br />

wurde ihnen das ganze Desaster bewusst.<br />

Die <strong>EU</strong>-Minister beschlossen dann vor allem<br />

auf Drängen von Deutschland, dass<br />

sie entweder ein starkes oder gar kein<br />

Abkommen haben wollen. Am vorletzten<br />

Tag wurde eine ohnehin schon beschämend<br />

dünne Ministererklärung in letzter<br />

Minute von den USA zurückgezogen. Noch<br />

am gleichen Abend brachen die USA die<br />

Verhandlungen mit der Begründung ab,<br />

man müsse sich doch nun überlegen, wie<br />

der Prozess weiter gehe. Am nächsten<br />

Tag erklärte der Konferenzvorsitzende<br />

das UN-Waldforum für gescheitert. Leider<br />

wurde dann noch ein Folgetreffen<br />

(UNFF-6) für Februar 2006 beschlossen.<br />

UN-Waldforum abschaffen!<br />

Schon im Vorfeld hatte Greenpeace ein<br />

Ende des UN-Waldforums gefordert, da<br />

eine Fortsetzung eines kostspieligen, aber<br />

unverbindlichen und nutzlosen "Talk-<br />

Shops" gegenüber den Steuerzahler/innen<br />

und vor allem der lokalen Waldbevölkerung<br />

nicht mehr zu verantworten ist.<br />

Das Scheitern von UNFF-5 ist eine Folge<br />

des derzeitigen globalen politischen Rahmens.<br />

Notwendige Regelungsbereiche wie<br />

eine internationale Regulierung des Holzhandels<br />

sowie ein auch finanzieller Anreizmechanismus<br />

für den Walderhalt wurden<br />

von den Verhandlungen gar nicht berührt.<br />

Die staatlichen Kassen der reichen<br />

Länder sind leer und die transnationalen<br />

Konzerne, allen voran der Zellstoff- und<br />

Papierindustrie, streichen riesige Gewinne<br />

ein. Der politische Wille, den Holzhandel<br />

zur Verantwortung zu ziehen, existiert<br />

zwar in einigen Ländern wie Deutschland,<br />

ist international aber nicht konsensfähig.<br />

Das Scheitern des UN-Waldforum war somit<br />

eine logische Konsequenz.<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 5


Global �<br />

Urwaldschutz in die Konvention für<br />

biologische Vielfalt: Urwaldgipfel 2008<br />

Jetzt darf aber vor allem von den Forstminister/innen<br />

nicht der Fehler gemacht<br />

werden, das UN-Waldforum auf der sechsten<br />

Sitzung im Februar 2005 erneut retten<br />

zu wollen. Das Scheitern muss endlich<br />

dazu führen, dass dieser Pfad verlassen<br />

wird. Das wird jetzt auch von sehr vielen<br />

staatlichen Fachleuten sowie Regierungen<br />

so gesehen. Gerade die europäischen<br />

Forstminister müssen sich jetzt an die<br />

Spitze derjenigen stellen, die das Ende<br />

des UN-Waldforums fordern.<br />

Mit den eingesparten Ressourcen sollten<br />

die bereits jetzt verbindlichen waldrelevanten<br />

Umweltabkommen umgesetzt werden.<br />

Mit der Konvention über Biologische<br />

Vielfalt (CBD) gibt es ein völkerrechtliches<br />

Abkommen, das den Erhalt und die nachhaltige<br />

Nutzung von biologischen Ressourcen<br />

und den gerechten Vorteilsausgleich<br />

zum Ziel hat. Urwälder und Wälder<br />

spielen eine zentrale Rolle für die Erreichung<br />

des 2002 beschlossen Ziels, bis<br />

2010 die Biodiversitäts-Verlustrate deutlich<br />

zu reduzieren. Da die USA die CBD<br />

nicht ratifiziert haben, sollten die Umwelt-<br />

und Forstminister innerhalb der CBD nun<br />

ungehindert an einem Strang ziehen.<br />

2008 sind Wälder Schwerpunkt der Neunten<br />

Vertragsstaatenkonferenz der CBD.<br />

Bis zu diesem "Urwald-Gipfel" könnte ein<br />

Paket geschnürt werden - basierend auf<br />

den regionalen Prozessen zum illegalem<br />

und zerstörerischem Holzeinschlag und<br />

dem damit verbundenen Handel sowie der<br />

Entwicklung eines Anreizmechanismus für<br />

Urwalderhalt. Der dramatische Urwaldverlust<br />

und die damit verbundene Bedrohung<br />

von waldabhängigen Völkern lässt keine<br />

Zeit für falsche Eitelkeiten. �<br />

Gastautor: Martin Kaiser 1 , Greenpeace<br />

• Weitere Informationen<br />

Greenpeace, Martin Kaiser (Wälder,<br />

Meere, WTO), Große Elbstraße 39,<br />

22767 Hamburg<br />

Tel. 040 / 30618-321, Fax -121<br />

mobil 0171 / 8780817<br />

eMail: martin.kaiser@greenpeace.de<br />

www.greenpeace.de<br />

1 Kampagnenleiter Wälder und Biodiversität, verantwortlich<br />

für internationale Biodiversitäts- und Waldpolitik;<br />

nahm für die AGs Wald und Biodiversität im<br />

Forum Umwelt & Entwicklung an der Konferenz teil.<br />

6 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

<strong>EU</strong>-Studie: WTO-Runde hat<br />

negative Umweltfolgen<br />

Hohes Transportaufkommen, erhöhte<br />

Treibhausgasemissionen<br />

Die im Rahmen der "Doha-Runde" der<br />

Welthandelsorganisation WTO geplante Liberalisierung<br />

des Welthandels wird sich<br />

negativ auf die Umwelt und den Klimaschutz<br />

auswirken. Das geht aus einer von<br />

der <strong>EU</strong>-Kommission in Auftrag gegebenen<br />

Studie hervor, die der Nachrichtenagentur<br />

Dow Jones Newswires Ende Mai vorlag.<br />

Untersucht wurden der Agrar- und Forstsektor<br />

sowie die Bereiche Verkehr und<br />

Logistik. Zunehmendes Transportaufkommen<br />

und erhöhte Treibhausgasemissionen<br />

werden zu einer weiteren Klimaänderung<br />

führen, heißt es in der Studie<br />

"Sustainability Impact Assessment of WTO<br />

Negotiations" der Universität Manchester.<br />

Agrar- und Forstbereich: Bodenerosion<br />

und Landverlust<br />

Die Emissionen entstehen laut der Studie<br />

wegen des starken Anstiegs bei Konsum,<br />

Verpackungsmüll und Verkehr. Die im<br />

Rahmen der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) vorgesehene Liberalisierung der<br />

Agrar- und Forstwirtschaft werde zu verstärkter<br />

Rodung und Bodenerosion sowie<br />

zu Landverlust in den Entwicklungsländern<br />

führen. Einige der ärmsten Länder<br />

müssten auch wirtschaftliche und soziale<br />

Nachteile befürchten, heißt es in dem Bericht,<br />

während die Folgen für die Industrieländer<br />

als positiv bezeichnet werden.<br />

Besonders gefährdet: Schwellen- und<br />

Entwicklungsländer<br />

Den Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

wird daher empfohlen, ihre Umwelt- und<br />

Gesundheitsvorschriften zu erneuern und<br />

zu stärken. Darüber hinaus sollen sie die<br />

Agrartechnologie modernisieren. Dabei<br />

könnten ihnen die <strong>EU</strong>-Länder und andere<br />

Industrienationen zur Seite stehen. (du)<br />

�<br />

• Weitere Informationen<br />

Prof. Colin Kirkpatrick, IDPM, University<br />

of Manchester, Oxford Road, Manchester,<br />

M13 9QH, Großbritannien<br />

eMail: sia-trade@man.ac.uk<br />

Studie: "Sustainability Impact Assessment<br />

of Proposed WTO Negotiations":<br />

www.sia-trade.org/wto<br />

Schuldenerlass für die ärmsten<br />

Länder der Welt<br />

G8-Finanzminister ringen sich zu lange<br />

fälligem Entschluss durch<br />

Die in der so genannten G8 organisierten<br />

Industrienationen 2 haben Mitte Juni in<br />

London beschlossen, hoch verschuldeten<br />

armen Ländern ihre Milliardenschulden<br />

<strong>beim</strong> Internationalen Währungsfonds, der<br />

Weltbank und der Afrikanischen Entwicklungsbank<br />

zu erlassen. 18 Ländern 3 sollen<br />

ihre Schulden von 40 Mrd. Dollar sofort<br />

erlassen werden. Daneben gibt es<br />

neun Anwärter auf Schuldenerlass. 4<br />

Entschuldung nur nach vom IWF<br />

diktierter "Strukturanpassung"<br />

Die Forderung nach Schuldenerlass wird<br />

von Nichtregierungsorganisationen seit<br />

Jahren immer wieder gestellt, da die<br />

Rückzahlung auf Kosten der Bevölkerung<br />

geht. Entwicklungsorganisationen wie<br />

WEED nennen den Beschluss jedoch einen<br />

"Durchbruch mit Fallstricken". Vom G8-<br />

Beschluss profitieren nämlich nur die<br />

Länder, die im Rahmen der "Initiative für<br />

hoch verschuldete arme Länder" (HIPC-<br />

Initiative) der Weltbank seit 1996 jahrelange,<br />

von IWF und Weltbank diktierte umstrittene<br />

Strukturanpassungsprogramme<br />

durchgeführt haben. Der gewährte Schuldenerlass<br />

sei zwar ein Schritt in die richtige<br />

Richtung, bleibe aber weit hinter den<br />

Erfordernissen einer umfassenden und<br />

gerechten Entschuldung zurück. Darüber<br />

hinaus werde immer noch zu wenig Entwicklungshilfe<br />

geleistet. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Weltwirtschaft, Ökologie & Entwicklung<br />

e.V. (WEED), Daniela Setton, Weltbankexpertin,<br />

Torstr. 154, 10115 Berlin<br />

mobil: 0179/7102094<br />

www.weed-online.org<br />

Quelle: www.euractiv.com/<br />

Article?tcmuri=tcm:31-140857-16&<br />

type=News&textlg=DE<br />

2 USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Deutschland,<br />

Italien, Japan sowie Russland<br />

3 In Afrika: Benin, Burkina Faso, Äthiopien, Ghana,<br />

Madagaskar, Mali, Mauretanien, Mosambik, Niger,<br />

Ruanda, Senegal, Tansania, Uganda und Sambia.<br />

In Lateinamerika: Bolivien, Guyana, Honduras und<br />

Nicaragua.<br />

4 Kamerun, Tschad, Demokratische Republik Kongo,<br />

Gambia, Guinea, Guinea Bissau, Malawi, Sierra Leone<br />

und Sao Tome.


Global �<br />

Forderung nach starker<br />

UN-Umweltorganisation<br />

UN-Gipfel im September soll UNEP zur<br />

UNEO aufwerten<br />

Seit Gründung des Umweltprogramms der<br />

Vereinten Nationen (UNEP) 1972 haben<br />

sich die globalen Umweltprobleme vervielfacht.<br />

Gleichzeitig gibt es massive Umsetzungsdefizite<br />

in der globalen Umweltpolitik.<br />

Daher wird auf allen Ebenen die Gründung<br />

einer starken UN- Umweltorganisation<br />

(United Nations Environmental Organisation<br />

- UNEO) mit Sitz in Nairobi laut.<br />

Neben den Umweltministern Deutschlands,<br />

Frankreichs und Spaniens mit Unterstützung<br />

des Europäischen Rates (siehe<br />

nächste Seite) haben sich auch das<br />

Europäische Parlament, die Umweltorganisation<br />

Friends of the Earth sowie der<br />

Gesundheits-Dachverband EEN 1 für den<br />

Vorschlag ausgesprochen.<br />

UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte sich<br />

in einem Bericht zur UN-Reform für eine<br />

"integrierte Struktur" des Umweltschutzes<br />

in den Vereinten Nationen ausgesprochen.<br />

33 Jahre nach der Gründung von<br />

UNEP zeige sich, dass die institutionellen<br />

UN-Strukturen im Umweltbereich den<br />

wachsenden Herausforderungen nicht gerecht<br />

werden. Vor allem die Finanzierung<br />

globaler Umweltmaßnahmen könne mit einer<br />

UNEO auf eine berechenbare Basis<br />

gestellt werden.<br />

Bisher wird das UNEP auf Grund jährlicher<br />

Zusagen von den UN-Mitgliedstaaten finanziert.<br />

Für die UNEO würden dagegen<br />

feste Beiträge erhoben. Der im September<br />

stattfindende UN-Gipfel, der die Umsetzung<br />

der UN- Millenniumserklärung und<br />

der Ergebnisse anderer wichtiger UN-<br />

Konferenzen wie des Johannesburg- Gipfels<br />

überprüfen soll, ist nach Auffassung<br />

der drei Umweltminister der richtige Zeitpunkt<br />

für die Beseitigung des bestehenden<br />

Ungleichgewichts. (bv) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quellen: www.nd-online.de/<br />

artikel.asp?AID=72542&IDC=9<br />

www.bmu.de/presse (26.05.05)<br />

www.env-health.org/a/1747<br />

www.foeeurope.org/press/2005/<br />

joint_09_June_UN_reform.htm<br />

1 EEN = EPHA Environment Network . EPHA = European<br />

Public Health Alliance; NGO-Netzwerk im<br />

Gesundheitsbereich; www.env-health.org<br />

Gescheiterte Konferenz zum<br />

Atomwaffensperrvertrag<br />

Wochenlange Beratungen über<br />

Nichtweiterverbreitung ohne Ergebnis<br />

Die Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags<br />

(Nuklearer Nicht-<br />

Verbreitungs-Vertrag) ist im Mai gescheitert.<br />

Nach vierwöchigen Verhandlungen in<br />

New York konnten sich die 188 Mitgliedstaaten<br />

des Vertrags nicht auf eine gemeinsame<br />

Abschlusserklärung einigen.<br />

Studie: Mindestens 480<br />

US-Atomraketen in Europa<br />

Nach Erkenntnissen des US-Instituts "Natural<br />

Resources Defence Council" (NRDC)<br />

befinden sich in ganz Europa rund 480<br />

US-amerikanische Atombomben - in<br />

Deutschland, Großbritannien, Belgien, Italien,<br />

Griechenland, den Niederlanden und<br />

der Türkei. In Deutschland verfügt die US-<br />

Armee laut einer NRDC-Studie über rund<br />

150 Atombomben. Die Sprengköpfe lagern<br />

in Rheinland-Pfalz (Stützpunkte Büchel<br />

und Ramstein). Das US-Arsenal in<br />

Europa ist nach NRDC-Angaben größer<br />

als die gesamte Atomstreitkraft Chinas.<br />

UN-Generalsekretär warnt vor<br />

Schwächung des Vertrages<br />

Der Atomwaffensperrvertrag enthält die<br />

Verpflichtung, alle Atomwaffen abzurüsten.<br />

Darüber hinaus dürfen keine anderen<br />

Länder außer China, Frankreich, Großbritannien,<br />

Russland und den USA Atomwaffen<br />

entwickeln oder erwerben. Im Gegenzug<br />

werden von den Atomwaffenstaaten<br />

atomare Materialien, wissenschaftliches<br />

Know-How und Technologien zur Nutzung<br />

der Atomenergie für zivile Zwecke zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte<br />

nach dem ergebnislosen Ende wochenlanger<br />

Beratungen vor der Gefahr, dass<br />

nun der Vertrag selbst geschwächt werden<br />

könnte. Das Thema soll auf dem UN-<br />

Gipfel im September erneut auf die Agenda<br />

kommen. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quellen: www.ippnw.de/index.php?/<br />

s,1,52,238,<br />

www.spiegel.de/politik/ausland/<br />

0,1518,354422,00.html ;<br />

www.sueddeutsche.de/,polm2/<br />

deutschland/artikel/359/52307<br />

Newsticker<br />

WTO-Debatte: Umweltgesetze als<br />

Handelshemmnisse<br />

Die Umweltorganisation Friends of the<br />

Earth (FoE) hat eine Analyse zur gegenwärtigen<br />

Deregulierungsdebatte auf WTO-<br />

Ebene veröffentlicht. FoE machte darauf<br />

aufmerksam, dass verschiedene WTO-<br />

Mitglieder bei den so genannten NAMA-<br />

Verhandlungen über Zollabbau bei Industriegütern<br />

weltweit 72 Umweltgesetze als<br />

"Handelshindernisse" identifiziert haben<br />

und ihre Beseitigung fordern. Betroffen<br />

sind Gesetze aus den Bereichen Ernährung,<br />

Gesundheit, Fischerei, Forstwirtschaft,<br />

Erdölförderung, Energieeffizienz<br />

und chemische Produkte sowie Recycling-<br />

Standards in der Elektronik- und Automobilindustrie.<br />

Auch die geplante REACH-<br />

Verordnung der <strong>EU</strong> (Kritik aus Japan), ein<br />

Zulassungsmechanismus für neue Chemikalien,<br />

sowie zahlreiche ökologische Qualitätssiegel<br />

stehen auf der Liste der "Handelshemmnisse".<br />

(jg)<br />

Analyse von FoE (5 Seiten, engl.):<br />

www.foei.org/trade/NTBsanalysis.doc<br />

Einweihung der Baku-Ceyhan-Pipeline:<br />

"Kein Grund zum Feiern"<br />

Ende Mai ist in Aserbaidschan im Beisein<br />

von <strong>EU</strong>-Energiekommissar Andris Piebalgs<br />

und des US-Energie-Staatssekretärs die<br />

Baku-Ceyhan-Ölpipeline eröffnet worden.<br />

Die Pipeline soll über 1760 km Öl aus<br />

dem Kaspischen Meer über Georgien an<br />

die türkische Mittelmeerküste transportieren.<br />

Die lange Strecke kommt u. a. deshalb<br />

zustande, weil sich die Betreiber -<br />

ein Konsortium unter der Führung des Ölkonzerns<br />

BP - Zugang zu den kaspischen<br />

Ölquellen sichern wollten, ohne von Russland<br />

und dem Iran abhängig zu sein. Umwelt-<br />

und Menschenrechtsorganisationen<br />

hatten schon vor Baubeginn auf ungelöste<br />

Probleme hingewesen. Es gab während<br />

der gesamten Bauzeit Mängel. So traten<br />

im georgischen und aserbaidschanischen<br />

Bauabschnitt innerhalb kürzester Zeit<br />

starke Risse in der Ummantelung auf, die<br />

nach einem neuen Verfahren erstellt worden<br />

war. Trotzdem haben auch deutsche<br />

Banken das Projekt mitfinanziert. (jg)<br />

Quelle: www.urgewald.de (Pressemitteilung<br />

25.05.05)<br />

�<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 7


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

Ein Jahr Denkpause - <strong>EU</strong> soll<br />

über Verfassung "reflektieren"<br />

Europäischer Rat am 16./17. Juni zeigt<br />

tiefe Krise der <strong>EU</strong><br />

Die Titel der Zeitungsartikel zum Ratsgipfel<br />

reichen von "Katzenjammer nach gescheitertem<br />

<strong>EU</strong>-Gipfel" (Neue Zürcher Zeitung)<br />

über "Traum und Trauma" (FAZ) bis<br />

hin zu "Gratulation zum Scheitern" (Süddeutsche).<br />

Das Treffen der Staatschefs<br />

der Europäischen Union im Juni hat die<br />

tiefe Krise, in der die Union (nicht erst)<br />

nach den negativ ausgefallenen Referenden<br />

in Frankreich und den Niederlanden<br />

steckt, deutlich aufgezeigt. "Die Suche<br />

nach einem Finanzkompromiss [ging]<br />

kräftig in die Hose. Zurück blieben ein<br />

desillusionierter Luxemburger Premier,<br />

ein wütender Bundeskanzler, ein aufgebrachter<br />

französischer Präsident und ein<br />

britischer Sündenbock", kommentierte das<br />

Internetmagazin europa digital.<br />

Europäische Verfassung: Denkpause<br />

verordnet<br />

Zumindest über die Verfassung will man<br />

jetzt ein Jahr lang "reflektieren". Das französische<br />

(29. Mai) und niederländische<br />

(1. Juni) Nein in den Referenden zur <strong>EU</strong>-<br />

Verfassung wurde lapidar kommentiert:<br />

"Wir haben den Ausgang der Referenden<br />

in Frankreich und den Niederlanden zur<br />

Kenntnis genommen." Die Bedenken und<br />

Ängste der Bevölkerung wollen die Staatschefs<br />

aber ernst nehmen. Bis zum ersten<br />

Halbjahr 2006 soll die Zeit genutzt werden,<br />

um in den einzelnen Staaten eine<br />

"ausführliche Diskussion" durchzuführen,<br />

"an der die Bürger, die Zivilgesellschaft,<br />

die Sozialpartner, die nationalen Parlamente<br />

sowie die politischen Parteien teilnehmen<br />

werden". Auch den <strong>EU</strong>- Institutionen<br />

wie der <strong>EU</strong>-Kommission komme dabei<br />

eine besondere Rolle zu.<br />

Die Staatschefs beschworen in ihren<br />

Schlussfolgerungen die Einheit Europas:<br />

"Unser ehrgeiziges europäisches Projekt,<br />

das uns seit über 50 Jahren so gut vorangebracht<br />

und eine gemeinsame Vision<br />

gegeben hat, die Europa verbindet, behält<br />

mehr denn je seine Gültigkeit." Ein stärker<br />

geeintes und solidarischeres Europa sei<br />

unbedingt nötig, um Arbeitslosigkeit und<br />

soziale Ausgrenzung besser bekämpfen,<br />

nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern,<br />

auf die Herausforderungen der Globalisierung<br />

reagieren, die innere und äußere<br />

Sicherheit bewahren und die Umwelt<br />

schützen zu können.<br />

8 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Streit über Finanzielle Vorausschau<br />

blieb ungelöst<br />

Bei der Diskussion über die Haushaltsplanung<br />

der <strong>EU</strong> für die Finanzielle Vorausschau<br />

ab 2007 versuchte der Rat 15<br />

Stunden lang, die britische Blockadehaltung<br />

(unterstützt von niederländischen<br />

Forderungen nach Zahlungserlass) zu<br />

durchbrechen. Vergeblich. Tony Blair orientierte<br />

sich anscheinend am Vorbild der<br />

"Eisernen Lady" Margret Thatcher und<br />

ließ sich nicht erweichen, sondern bestand<br />

kompromisslos auf dem Rabatt, den<br />

die <strong>EU</strong> den Briten einräumt. Großbritannien<br />

bekommt zwei Drittel seiner <strong>EU</strong>-<br />

Beiträge erstattet; dieser "Britenrabatt"<br />

sollte nach den Plänen des Luxemburger<br />

Vorsitzes reduziert werden. Gleichzeitig<br />

sollten die größten Nettozahler der <strong>EU</strong><br />

(die Niederlande, Deutschland und<br />

Schweden) deutlich entlastet werden. Bis<br />

um Mitternacht wurde debattiert - die<br />

neuen Beitrittsstaaten aus Mittel- und<br />

Osteuropa boten sogar an, auf Gelder zu<br />

verzichten, Frankreich ging auf dem Agrarsektor<br />

Kompromisse ein - doch Blair<br />

verharrte auf seiner Position. Ausgerechnet<br />

Großbritannien wird am 1. Juli den<br />

Vorsitz bei der Ratspräsidentschaft für ein<br />

halbes Jahr übernehmen. Von einer auf<br />

Einigung und Solidarität basierenden<br />

Stimmung in Europa kann da wohl kaum<br />

ausgegangen werden, wenn nun schon<br />

die ärmeren Staaten anfangen, für die reicheren<br />

zu sammeln.<br />

Juncker frustriert - ohne Geld keine<br />

gemeinsame Politik möglich<br />

Der luxemburgische Premierminister Jean-<br />

Claude Juncker, so wird übereinstimmend<br />

berichtet, trat nachts enttäuscht und nach<br />

eigenen Worten "traurig" vor die Medien.<br />

Seine "Europa-Begeisterung" habe einen<br />

"tiefen Knacks" bekommen. Und letztlich<br />

steht und fällt auch jeder sonstige auf<br />

dem Gipfel beschlossene Punkt mit der<br />

dafür nötigen Finanzierung.<br />

Lissabon-Strategie: Leitlinien<br />

nachhaltiger Entwicklung gebilligt<br />

Der Rat billigte immerhin auf der Grundlage<br />

des entsprechenden Kommissionsvorschlags<br />

die "Erklärung über die Leitprinzipien<br />

der nachhaltigen Entwicklung" (siehe<br />

nächste Seite). Die Hauptziele und Leitprinzipien<br />

sollen als Grundlage für die <strong>EU</strong>-<br />

Strategie für nachhaltige Entwicklung mit<br />

Zielvorgaben, Indikatoren und einem wirksamen<br />

Beobachtungsverfahren dienen,<br />

die möglichst noch vor Ende 2005 angenommen<br />

werden soll.<br />

Für die Jahre 2005-2008 hat der Rat zudem<br />

24 Integrierte Leitlinien zur Verknüpfung<br />

von Wachstum und Beschäftigung<br />

beschlossen (siehe S. 10).<br />

Weitere Themen: Sicherheit und<br />

Außenbeziehungen<br />

Neben einer besseren Zusammenarbeit in<br />

Sicherheitsfragen und bei der Terrorismusbekämpfung<br />

("Haager Programm"),<br />

ging es vor allen Dingen um die Außenbeziehungen<br />

der <strong>EU</strong>. Neben Themen wie<br />

Russland, Irak und Iran wurde auch über<br />

Japan debattiert, mit dem in den Bereichen<br />

Umwelt, Energie sowie Wissenschaft<br />

und Technologie eine noch stärkere Zusammenarbeit<br />

notwendig sei.<br />

Unterstützung für<br />

Weltumweltorganisation<br />

Darüber hinaus unterstützte der Rat den<br />

Appell des UN-Generalsekretärs Kofi Annan,<br />

"eine stärker integrierte Struktur für<br />

die globale Umweltpolitik auf der Grundlage<br />

der bestehenden Institutionen zu<br />

schaffen". So sollte aus Sicht der <strong>EU</strong> im<br />

September <strong>beim</strong> nächsten UN-Treffen eine<br />

UN-Umweltorganisation geschaffen werden,<br />

"die vom UNEP 1 aufgebaut werden,<br />

ein aktualisiertes und erweitertes Mandat<br />

erhalten, über stabile, angemessene und<br />

vorhersehbare Finanzbeiträge verfügen"<br />

und den übrigen UN-Sonderorganisationen<br />

gleichgestellt sein soll. Gleichzeitig<br />

soll die Integration von Umweltthemen in<br />

die Außenpolitik der <strong>EU</strong> auch weiterhin<br />

über die Initiative "Umweltdiplomatie" erfolgen.<br />

Mehr Diplomatie ist wohl auch auf<br />

allen anderen Ebenen gefragt, wenn Europa<br />

eine Chance haben soll. �<br />

Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäischer Rat, Rue de la Loi/<br />

Wetstraat 175, B-1048 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 285-6111, Fax -7397<br />

http://ue.eu.int/uedocs/cms_Data/<br />

docs/pressdata/de/ec/85329.pdf<br />

Weitere Quellen: Berliner Zeitung<br />

(20.06.05); www.europa-digital.de<br />

(20.06.05: Presse aktuell, Dossier:<br />

Verfassung, Leitartikel)<br />

1 United Nations Environmemtal Program, Umweltprogramm<br />

der Vereinten Nationen, www.unep.org


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

Dokumentation<br />

Leitprinzipien der<br />

Nachhaltigen Entwicklung<br />

Erklärung des Europäischen Rates vom<br />

17. Juni 2005<br />

Nachhaltige Entwicklung ist ein Hauptziel<br />

aller Politikbereiche der Europäischen<br />

Gemeinschaft, das im Vertrag festgehalten<br />

ist. Sie strebt eine kontinuierliche Verbesserung<br />

der Lebensqualität auf unserem<br />

Planeten für die heute lebenden wie auch<br />

für die künftigen Generationen an. Ihr Ziel<br />

ist die Bewahrung der Fähigkeit der Erde,<br />

das Leben in all seiner Vielfalt zu beherbergen.<br />

Sie baut auf den Grundsätzen der<br />

Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und<br />

der Achtung der Grundrechte, wozu Freiheit<br />

und Chancengleichheit gehören, auf.<br />

Sie gewährleistet Solidarität innerhalb und<br />

zwischen den Generationen. Sie strebt die<br />

Förderung einer dynamischen Wirtschaft,<br />

Vollbeschäftigung, ein hohes Maß an Bildung,<br />

Schutz der Gesundheit, sozialem<br />

und territorialem Zusammenhalt und Umweltschutz<br />

in einer friedlichen und sicheren<br />

Welt an, in der die kulturelle Vielfalt<br />

geachtet wird. Um diese Ziele in Europa<br />

und weltweit zu erreichen, verpflichten<br />

sich die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten,<br />

allein und mit Partnern, folgende<br />

Zielsetzungen und Prinzipien anzustreben<br />

und zu respektieren:<br />

Hauptziele<br />

Umweltschutz<br />

Bewahrung der Fähigkeit der Erde, das<br />

Leben in all seiner Vielfalt zu beherbergen,<br />

Achtung der Grenzen ihrer natürlichen<br />

Ressourcen und Gewährleistung eines<br />

hohen Maßes an Umweltschutz und<br />

an Verbesserung der Umweltqualität;<br />

Vermeidung und Verringerung der Umweltverschmutzung<br />

sowie Förderung<br />

nachhaltigen Produktions- und Konsumverhaltens,<br />

um Wirtschaftswachstum und<br />

Umweltbeeinträchtigungen voneinander<br />

zu entkoppeln.<br />

Soziale Gerechtigkeit und<br />

Zusammenhalt<br />

Förderung einer demokratischen, gesunden,<br />

sicheren und gerechten Gesellschaft,<br />

die sich auf soziale Integration und Zusammenhalt<br />

stützt, die die Grundrechte<br />

und die kulturelle Vielfalt achtet, die<br />

Gleichstellung von Männern und Frauen<br />

gewährleistet und Diskriminierung jeglicher<br />

Art bekämpft.<br />

Wirtschaftlicher Wohlstand<br />

Förderung einer blühenden, innovationsfreudigen,<br />

wissensstarken, wettbewerbsfähigen<br />

und ökologisch effizienten Wirtschaft,<br />

die in der gesamten Europäischen<br />

Union einen hohen Lebensstandard, Vollbeschäftigung<br />

und eine hohe Qualität der<br />

Arbeitsplätze gewährleistet.<br />

Unserer internationalen<br />

Verantwortung nachkommen<br />

Anstöße zur Schaffung demokratischer<br />

Einrichtungen weltweit auf der Grundlage<br />

von Frieden, Sicherheit und Freiheit und<br />

Verteidigung der Stabilität dieser Einrichtungen.<br />

Aktive Förderung der nachhaltigen<br />

Entwicklung in der ganzen Welt und<br />

Gewährleistung, dass die innen- und außenpolitischen<br />

Maßnahmen der Europäischen<br />

Union mit der globalen nachhaltigen<br />

Entwicklung und mit den eingegangenen<br />

internationalen Verpflichtungen im<br />

Einklang stehen.<br />

Leitprinzipien der Politik<br />

Förderung und Schutz der Grundrechte<br />

Ausrichtung der Politik der Europäischen<br />

Union auf den Menschen durch Förderung<br />

der Grundrechte, Bekämpfung aller Arten<br />

von Diskriminierung und Beitrag zur Armutsminderung<br />

und zur Bekämpfung der<br />

sozialen Ausgrenzung in der ganzen Welt.<br />

Solidarität innerhalb und zwischen den<br />

Generationen<br />

Erfüllung der Bedürfnisse der heutigen<br />

Generationen ohne Beeinträchtigung der<br />

Möglichkeit künftiger Generationen innerhalb<br />

und außerhalb der Europäischen<br />

Union, ihre Bedürfnisse zu befriedigen.<br />

Offene und demokratische<br />

Gesellschaft<br />

Gewährleistung, dass die Bürger den ihnen<br />

rechtlich zustehenden Zugang zu Information<br />

sowie Zugang zur Justiz erhalten.<br />

Bereitstellung angemessener Möglichkeiten<br />

der Konsultation und Teilnahme<br />

aller interessierten Kreise und Verbände.<br />

Beteiligung der Bürger<br />

Stärkere Beteiligung der Bürger an der<br />

Entscheidungsfindung. Bessere Information<br />

und Sensibilisierung der Öffentlichkeit<br />

für nachhaltige Entwicklung. Information<br />

der Bürger über die Umweltfolgen ihres<br />

Tuns und ihre Möglichkeiten, nachhaltiger<br />

zu handeln.<br />

Beteiligung der Unternehmen und<br />

Sozialpartner<br />

Intensivierung des sozialen Dialogs, Stärkung<br />

der sozialen Verantwortung der Unternehmen<br />

und Ausbau der öffentlichprivaten<br />

Partnerschaften, damit Zusammenarbeit<br />

und gemeinsame Verantwortung<br />

zur Erreichung nachhaltigen Produktions-<br />

und Konsumverhaltens gefördert<br />

werden.<br />

Kohärenz der Politik<br />

Förderung der Kohärenz der gesamten<br />

Politik der Europäischen Union und der<br />

Maßnahmen auf lokaler, regionaler, nationaler<br />

und globaler Ebene, um den Beitrag<br />

zur nachhaltigen Entwicklung zu steigern.<br />

Integration der Politikfelder<br />

Förderung einer integrierten Betrachtung<br />

wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer<br />

Belange, so dass sie miteinander im Einklang<br />

stehen und sich gegenseitig verstärken,<br />

durch die uneingeschränkte Nutzung<br />

der Instrumente für eine bessere<br />

Rechtsetzung, wie z.B. einer ausgewogenen<br />

Folgenabschätzung und der Konsultation<br />

der interessierten Kreise.<br />

Nutzung der besten verfügbaren<br />

Kenntnisse<br />

Gewährleistung, dass politische Maßnahmen<br />

auf der Grundlage der besten verfügbaren<br />

Kenntnisse entwickelt, bewertet<br />

und umgesetzt werden und dass sie wirtschaftlich<br />

und sozial sinnvoll und umweltgerecht<br />

sind sowie ein vernünftiges Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

aufweisen.<br />

Vorsorgeprinzip<br />

Anwendung geeigneter Evaluierungsverfahren<br />

und Vorsorgemaßnahmen im Falle<br />

wissenschaftlicher Unsicherheit, um eine<br />

Schädigung der menschlichen Gesundheit<br />

oder der Umwelt zu verhindern.<br />

Verursacherprinzip<br />

Gewährleistung, dass Preise die wahren<br />

Kosten von Produktion und Konsum für<br />

die Gesellschaft widerspiegeln und der<br />

Verursacher für den von ihm verursachten<br />

Schaden an der menschlichen Gesundheit<br />

oder der Umwelt aufkommt." �<br />

Aus den Schlussfolgerungen des Vorsitzes<br />

(Anlage I)<br />

• Weitere Informationen<br />

Quelle: http://ue.eu.int/uedocs/cms_<br />

Data/docs/pressdata/de/ec/85350.pdf<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 9


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

Beschäftigungspolitische<br />

Leitlinien 2005-2008<br />

Nachhaltigkeit ist nur Randthema und<br />

muss aktiv eingefordert werden<br />

� Auf der Tagung des Europäischen Rates<br />

im Juni sind 24 integrierte Leitlinien<br />

für Wachstum und Beschäftigung beschlossen<br />

worden. Sie sollen als Grundlage<br />

für die nationalen Reformprogramme<br />

dienen, die die Mitgliedstaaten im Herbst<br />

2005 vorlegen müssen. In einem Konsultationsprozess<br />

in den vergangenen Monaten<br />

äußerten sich sowohl das <strong>EU</strong>- Parlament<br />

als auch der Rat für Wirtschaft und<br />

Finanzen (ECOFIN) sowie der Rat für Beschäftigung,<br />

Sozialpolitik, Gesundheit und<br />

Verbraucherschutz zu den Leitlinien. Für<br />

Umwelt- und Verbraucherschutzverbände<br />

gilt es, die nationalen Prozesse kritisch zu<br />

begleiten und Nachhaltigkeit aktiv einzufordern.<br />

Vorsicht scheint nicht allein bei<br />

Punkt 2 ("Wirtschafts- und haushaltspolitische<br />

Nachhaltigkeit als Vorbedingung für<br />

mehr Arbeitsplätze gewährleisten") geboten.<br />

Die Besetzung und "feindliche Übernahme"<br />

des Begriffs Nachhaltigkeit in anderen<br />

Politikbereichen war in der Vergangenheit<br />

nicht gerade hilfreich, um eine<br />

ökologische Wende in der Gesellschaft<br />

hervorzubringen.<br />

Auf Europa-Ebene arbeitet hierzu u. a. die<br />

NGO-Dachorganisation Europäisches Umweltbüro<br />

(EEB) in Brüssel, für die Umsetzung<br />

in den Mitgliedstaaten sind allerdings<br />

nationale Netzwerke gefragt.<br />

Innovationen müssen<br />

umweltfreundlich sein<br />

So sollten die Verbände bei Punkt 8 ("Alle<br />

Formen der Innovation fördern") zum Beispiel<br />

die "grüne öffentliche Beschaffung"<br />

anmahnen.<br />

Nachhaltige Ressourcennutzung trotz<br />

Wachstumsideologie?<br />

Ausdrücklich auf Umwelt wird unter Punkt<br />

11 eingegangen: "Eine nachhaltige Ressourcennutzung<br />

begünstigen und die<br />

Synergien zwischen Umweltschutz und<br />

Wachstum stärken". Inwiefern damit die<br />

Integration von Nachhaltiger Entwicklung,<br />

Umweltschutz und Arbeit gelingt, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Einzufordern sind z. B.<br />

- Energie-Effizienz,<br />

- Öko-Innovationen,<br />

- die Internalisierung externer Kosten,<br />

- die Förderung des Aktionsplans für Umwelttechnologien<br />

(ETAP) sowie<br />

10 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

- die Reform umweltschädlicher Subventionen.<br />

Auch die Einhaltung der Klimaschutzziele<br />

des Kioto-Protokolls und des Ziels, bis<br />

2010 den Rückgang der Biodiversität zu<br />

stoppen, darf nicht der Wachstumsideologie<br />

geopfert bzw. muss diese hinterfragt<br />

werden.<br />

Unternehmensverantwortung mit<br />

Umwelt- und Sozialstandards<br />

Punkt 14 schließlich - "Das Unternehmensumfeld<br />

wettbewerbsfähiger machen<br />

und Privatinitiativen durch eine Verbesserung<br />

des Regelwerks fördern" - sollte verbindliche<br />

Regelungen der Unternehmensverantwortung<br />

mit Umwelt- und Sozialstandards<br />

beinhalten.<br />

Europäische Infrastrukturen nachhaltig<br />

gestalten!<br />

Die europäischen Infrastrukturen sollen<br />

ausgebaut, verbessert und miteinander<br />

vernetzt, die prioritären grenzüberschreitenden<br />

Projekte zu Ende gebracht werden<br />

(Punkt 16). Dass eine nachhaltige Gestaltung<br />

der transeuropäischen Netze zurzeit<br />

überhaupt nicht gelingt, liegt u. a. an der<br />

ungenügenden Integration der unterschiedlichen<br />

Politikziele und der Weigerung,<br />

endlich wahre Kosten zu veranschlagen.<br />

Ohne die Entwicklung einer<br />

ausgeglichenen Balance unterschiedlicher<br />

Verkehrssysteme und -arten, die Einbeziehung<br />

ökologischer und sozialer Kosten,<br />

eine Orientierung an den wahren Bedürfnissen<br />

der europäischen Bürgerinnen und<br />

Bürger sowie eine angemessene Besteuerung,<br />

nutzen auch beschäftigungspolitische<br />

Leitlinien nichts. Wer nur an transeuropäischen<br />

(Güter-)Verkehr, nicht aber an<br />

den kleinen regionalen öffentlichen<br />

(Grenz-)Verkehr denkt, verkennt auch<br />

mögliche Arbeitsplatzpotenziale.<br />

Bildung für nachhaltige Entwicklung<br />

Ohne kritische Begleitung kann wohl auch<br />

nicht davon ausgegangen werden, dass<br />

bei der Erfüllung von Punkt 24 ("Die Aus-<br />

und Weiterbildungssysteme auf neue Qualifikationsanforderungen<br />

ausrichten")<br />

Nachhaltigkeitskompetenzen integriert<br />

werden. Dabei ist ökologisches und interdisziplinäres<br />

Wissen doch von größter<br />

Wichtigkeit, um den Anforderungen eines<br />

veränderten Klimas und der Globalisierung<br />

Rechnung tragen zu können. �<br />

Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäisches Umweltbüro, Pendo Maro,<br />

Umweltpolitikintegration, Boulevard<br />

de Waterloo 34, B-1000 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 2891-302, Fax -099<br />

eMail: pendo.maro@eeb.org<br />

www.eeb.org<br />

Integrierte Leitlinien für Wachstum und<br />

Beschäftigung (Anhang II):<br />

http://ue.eu.int/uedocs/cms_Data/<br />

docs/pressdata/de/ec/85350.pdf


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

Parlament hat bei Finanzen<br />

mitzureden<br />

Finanzielle Vorausschau 2007-2013 aus<br />

Sicht der Berichterstatterin Jutta Haug<br />

Momentan spricht alle Welt von den gescheiterten<br />

Verhandlungen zwischen den<br />

europäischen Staats- und Regierungschefs<br />

über die künftige Haushaltsplanung<br />

der <strong>EU</strong>. Dabei wird allzu häufig vergessen,<br />

dass es auf europäischer Ebene zwei<br />

gleichberechtigte Institutionen gibt, die<br />

erst gemeinsam die Haushaltsbehörde<br />

bilden: das Europäische Parlament und<br />

der Minisrerrat. Dies gilt nicht nur für den<br />

jährlichen <strong>EU</strong>-Haushalt, sondern gleichfalls<br />

für die Finanzielle Vorausschau.<br />

Prioritätensetzung ist Frage von<br />

politischen Erwägungen<br />

Die Finanzielle Vorausschau oder auch<br />

der mittelfristige Finanzrahmen gibt die<br />

maximalen Ausgabenbeträge (Obergrenzen)<br />

für jede große Ausgabenkategorie<br />

(Rubriken) für einen bestimmten Zeitraum<br />

vor. Die Betragshöhen in den einzelnen<br />

Ausgabenkategorien spiegeln die zentralen<br />

Prioritäten der <strong>EU</strong> wieder und sind<br />

Folge politischer Erwägungen. Die Finanzielle<br />

Vorausschau ist Teil einer Interinstitutionellen<br />

Vereinbarung zwischen Europäischem<br />

Parlament, Rat und Kommission<br />

und dient letztendlich einer besseren Abwicklung<br />

des jährlichen Haushaltsverfahrens<br />

sowie der Einhaltung der Haushaltsdisziplin.<br />

Diskussionen seit September 2004,<br />

elf Arbeitssitzungen im EP-Ausschuss<br />

Ausgangspunkt für die Erarbeitung einer<br />

neuen Finanziellen Vorausschau war der<br />

Kommissionsvorschlag vom Juli 2004 über<br />

die finanzielle Ausstattung der Europäischen<br />

Union für die Jahre 2007-2013.<br />

In diesem Vorschlag stellt die <strong>EU</strong>- Kommission<br />

eine neue Kategorisierung der<br />

Politikbereiche vor, die vom Parlament<br />

aufgrund des transparenten Ansatzes begrüßt<br />

worden ist. Bereits im September<br />

2004 begann das Europäische Parlament<br />

mit seiner Arbeit: ein nichtständiger Ausschuss<br />

wurde mit der Erarbeitung einer<br />

Verhandlungsposition betraut. 50 Vollmitglieder<br />

und 50 stellvertretende Mitglieder<br />

waren aufgefordert, bis April 2005 in elf<br />

Arbeitssitzungen einen gemeinsamen Parlamentsstandpunkt<br />

zu erarbeiten. Die Arbeitsgruppen<br />

der einzelnen Fraktionen,<br />

sieben insgesamt, haben ebenfalls in vielen<br />

Sitzungen Pro und Contra - aber auch<br />

nationale - Interessen abgewogen und in<br />

Kompromissvorschlägen zusammengefasst.<br />

Zusätzlich haben die einzelnen<br />

Fachausschüsse Stellungnahmen abgegeben.<br />

Die Abstimmungsliste im nichtständigen<br />

Ausschuss umfasste letztendlich 660<br />

Änderungsanträge (einzelner Abgeordneter<br />

und einzelner Fraktionen) und 44<br />

Kompromissänderungsanträge (von verschiedenen<br />

Fraktionen gemeinsam erarbeit),<br />

die am 10. Mai 2005 abgestimmt<br />

wurden. Am 8. Juni hat das Europäische<br />

Parlament im Plenum seine Parlamentsposition<br />

festgelegt.<br />

Zankapfel Finanzierung von Umwelt-<br />

und Naturschutz<br />

Seit Jahren hat die Europäische Union im<br />

Umweltbereich viele Kompetenzen von<br />

den Mitgliedstaaten übertragen bekommen;<br />

einerseits für die Entwicklung einheitlicher<br />

europäischer Standards, andererseits<br />

um dem Naturschutz und den<br />

nachhaltigen Umgang mit natürlichen<br />

Ressourcen zu fördern. Der Fachausschuss<br />

für Umweltfragen, Volksgesundheit<br />

und Lebensmittelsicherheit hat daher den<br />

Ansatz der Kommission grundsätzlich begrüßt,<br />

den Umweltbereich gemeinsam mit<br />

der Landwirtschaft und der Fischerei unter<br />

der Rubrik "Nachhaltige Bewirtschaftung<br />

und Schutz der natürlichen Ressourcen"<br />

zusammenzufassen.<br />

Gesondertes Instrument für<br />

ökologische Maßnahmen: LIFE+<br />

Des Weiteren schlägt die Kommission die<br />

Integration von Umweltmaßnahmen in andere<br />

Politikbereiche vor und beschränkt<br />

sich auf ein gesondertes Instrument für<br />

Maßnahmen rein ökologischer Natur<br />

(LIFE+). Das LIFE+-Programm soll derzeitige<br />

Maßnahmen ersetzen und zur<br />

Entwicklung, Durchführung, Monitoring<br />

und Bewertung der <strong>EU</strong>-Umweltpolitik und<br />

-rechtsvorschriften beitragen. LIFE+ würde<br />

auch Natura-2000-Aktivitäten unterstützen,<br />

die nicht aus anderen Quellen wie<br />

Strukturfonds und dem Fonds für ländliche<br />

Entwicklung unterstützt werden können.<br />

Auf dieser Grundlage begann die Arbeit<br />

im Fachausschuss. Im Umweltbereich<br />

wurde vor allem über die ausreichende<br />

und sichere Finanzierung von Natura<br />

2000 debattiert. Es gab Vorstellungen<br />

von einem eigenen Finanzierungsinstrument<br />

über die Aufstockung der LIFE+ Mittel<br />

und die Einbeziehung in andere Fonds<br />

bis zur Festlegung von konkreten Summen<br />

in den bereits erwähnten Fonds.<br />

Muss Umweltschutz mit anderen<br />

Zielen konkurrieren?<br />

Hintergrund der Debatte war die Angst,<br />

dass Umweltschutz mit anderen Zielen<br />

konkurrieren muss. Zum Beispiel sind etwa<br />

10 Prozent des Bundesgebietes ausgewiesene<br />

Natura-2000-Flächen, die<br />

nicht uneingeschränkt genutzt werden<br />

dürfen. Wenn das Aufrechterhalten des<br />

Schutzgebietsystems aus den Regionalfonds<br />

oder dem Fonds für ländliche Entwicklung<br />

bestritten werden muss, dann<br />

wetteifern Umweltschutzmaßnahmen mit<br />

der Schaffung von Arbeitsplätzen, Infrastruktur-<br />

und Weiterbildungs- und Beschäftigungsmaßnahmen.<br />

Wer der Verlierer<br />

sein würde, konnte schnell beantwortet<br />

werden. Der federführende Ausschuss<br />

wurde daher gebeten, das Gewicht auf ein<br />

eigenes Finanzierungsinstrument zu legen<br />

oder die Mittel für LIFE+ aufzustocken.<br />

Als Mindestforderung galt die Zweckbindung<br />

von Mitteln in den Fonds.<br />

Plenum für Einbindung von Natura<br />

2000 in Strukturfonds<br />

Das Parlaments-Plenum<br />

- "hat den Ansatz der Kommission begrüßt,<br />

Natura 2000 in den Fonds für<br />

ländliche Entwicklung und die Strukturfonds<br />

einzubinden, die neben einem erheblich<br />

gestärkten Life+-Programm die<br />

wichtigsten Finanzierungsquellen sein<br />

sollten;<br />

- besteht in diesem Kontext auf einem<br />

rechtsverbindlichen Mechanismus, der<br />

eine angemessene Umsetzung und <strong>EU</strong>-<br />

Finanzierung für Natura 2000 auf der<br />

Ebene des geschätzten Beitrags der <strong>EU</strong><br />

zum vorgesehenen Gesamtbetrag sicherstellt,<br />

der sich auf etwa 6,1 Mrd. Euro<br />

jährlich für die <strong>EU</strong>-25 beläuft;<br />

- besteht darauf, dass deshalb ein Betrag<br />

von 21 Mrd. Euro für Natura 2000 in<br />

der Finanziellen Vorausschau innerhalb<br />

der entsprechenden Bereiche zweckbestimmt<br />

wird;<br />

- fordert, dass die Einordnung der Finanzierung<br />

von Maßnahmen zur Umsetzung<br />

von Natura 2000 in Rubrik 2 der Finanziellen<br />

Vorausschau erfolgt;<br />

- fordert die Finanzierung von Natura-<br />

2000-Aktivitäten und -Bewirtschaftungsmaßnahmen,<br />

die nicht durch andere Instrumente<br />

finanziert werden können, im<br />

Rahmen des Programms Life+;<br />

- fordert die Kommission in diesem Zusammenhang<br />

auf, die mögliche Einbe-<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 11


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

ziehung von Natura 2000 in andere<br />

Fonds zu prüfen" 1.<br />

Die Finanzielle Vorausschau ist eine Finanzplanung.<br />

Nun erfolgt die inhaltliche<br />

Gestaltung der Instrumente. Für Natura<br />

2000 hat das Europäische Parlament bereits<br />

einen Vorschlag gemacht. Das Gesetzgebungsverfahren<br />

für LIFE+ wird für<br />

das Europäische Parlament im Juli 2005<br />

vorerst abgeschlossen sein.<br />

Scheitern des Gipfels verzögert<br />

Finanzsicherheit im Umweltbereich<br />

Das Scheitern des <strong>EU</strong>-Gipfels vom 16./17.<br />

Juni verzögert den Beginn der Verhandlungen<br />

zwischen Europäischem Parlament<br />

und Ministerrat. Dadurch verzögert sich<br />

nicht nur für die europäische Regional-<br />

und Strukturpolitik die Planungssicherheit,<br />

auch im Umweltbereich ist weiterhin unklar,<br />

welche Mittel zur Verfügung stehen<br />

werden. Die Europäische Kommission hat<br />

ihren Vorschlag unterbreitet, das Europäische<br />

Parlament hat seinen Verhandlungsstandpunkt<br />

erarbeitet - auf die Verhandlungsposition<br />

des Rates müssen wir noch<br />

warten. �<br />

Gastautorin: Jutta Haug, Abgeordnete des<br />

Europäischen Parlaments (SPD), Berichterstatterin<br />

des Haushaltsausschusses<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäisches Parlament, Jutta Haug,<br />

MdEP, rue Wiertz, ASP 12 G 254,<br />

B-1047 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 284-7595, Fax -9595<br />

eMail: jhaug@europarl.eu.int<br />

www.jutta-haug.de<br />

1 Bericht über die politischen Herausforderungen<br />

und Haushaltsmittel der erweiterten Union 2007<br />

2013 von Reimer Böge<br />

12 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Verdecktes Lobbying soll<br />

eingedämmt werden<br />

Verwaltungskommissar Kallas’<br />

Initiative kommt voran<br />

Im März 2005 schlug Sim Kallas, <strong>EU</strong>-Kommissar<br />

für Verwaltung und Betrugsbekämpfung,<br />

den Start einer europäischen<br />

Transparenz-Initiative vor. Er kündigte<br />

Pläne zur Stärkung der für <strong>EU</strong>- Entscheidungsträger<br />

und Brüsseler Lobbyisten<br />

geltenden Transparenz-Bestimmungen<br />

an. Im Oktober 2005 soll ein beratender<br />

Ausschuss der Kommission einen Bericht<br />

zu den Möglichkeiten zur Schaffung von<br />

mehr Transparenz vorlegen. Die Kommission<br />

will bis Ende 2005 ein Grünbuch zu<br />

diesem Thema erarbeiten, das als Grundlage<br />

für eine öffentliche Debatte dienen<br />

wird. Außerdem soll eine Stakeholder-<br />

Konferenz für alle betroffenen Interessengruppen<br />

stattfinden.<br />

Kernpunkte: Rechenschaftspflicht,<br />

Transparenz, Kontrolle<br />

In einer Rede an der Nottingham University<br />

Business School am 3. März 2005 hatte<br />

estnische Kommissar Kallas die Idee<br />

seiner Initiative für mehr Transparenz<br />

vorgestellt. Drei thematische Schwerpunkte<br />

sollen gesetzt werden:<br />

- Erhöhung der Rechenschaftspflicht der<br />

Mitgliedstaaten in Bezug auf <strong>EU</strong>-Finanzmittelvergabe<br />

- Stärkung der persönlichen Integrität und<br />

Unabhängigkeit der <strong>EU</strong>-Institutionen<br />

durch die Offenlegung von Nebeneinkünften,<br />

Verflechtungen etc.<br />

- Einführung strengerer Kontrollen von<br />

Lobbying-Aktivitäten 2<br />

15.000 Lobbyisten,<br />

2600 Interessengruppen<br />

Laut Kallas arbeiten derzeit etwa 15.000<br />

Lobbyisten in Brüssel (Berater, Anwälte,<br />

Verbände, Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen),<br />

die versuchen, Einfluss<br />

auf die Politikgestaltung und insbesondere<br />

auf die Kommission und die Europaabgeordneten<br />

auszuüben. Ungefähr<br />

2.600 Interessengruppen verfügen über<br />

ein ständiges Büro in Brüssel. Ihre jährlichen<br />

Einkünfte belaufen sich schätzungs-<br />

2 Der Plan umfasst Vorschläge, die die Tausende<br />

von Vertretern von NGOs, Anwälten und Beratungsfirmen,<br />

die in Brüssel tätig sind, verpflichten<br />

würden, offen zu legen, welche (und wessen) Interessen<br />

sie vertreten und wie sie finanziert werden.<br />

Siehe Plan im Internet:<br />

www.europa.eu.int/comm/commission_barroso/<br />

kallas/transparency_de.htm<br />

weise auf zwischen 60 und 90 Millionen<br />

Euro.<br />

NGO-Initiative für bindende Regeln<br />

Das NGO-Bündnis "Alliance for Lobbying<br />

Transparency and Ethics Regulation<br />

(ALTER-<strong>EU</strong>)" befürwortet die Einführung<br />

bindender Offenlegungsvorschriften, da<br />

diese "eine wirksame demokratische Kontrolle<br />

der Rolle, die Lobbyisten in <strong>EU</strong>-<br />

Entscheidungsprozessen spielen", ermöglichten.<br />

"Privilegien von Unternehmen und<br />

der Heimlichkeit von Lobbying in der Europäischen<br />

Union", könnten auf diese<br />

Weise endlich ein Ende bereitet werden.<br />

Außerdem befürwortet das Bündnis die<br />

Einrichtung eines elektronischen und öffentlich<br />

zugänglichen Registers, in dem<br />

sämtliche Informationen über Lobbyisten<br />

mit bedeutenden Jahresbudgets gefunden<br />

werden können.<br />

Auch die Kommission muss<br />

transparenter werden<br />

Darüber hinaus setzt sich die Allianz für<br />

einen besseren Verhaltenskodex für die<br />

<strong>EU</strong>-Kommissare ein. Unter anderem sollte<br />

er "eine verlängerte Abkühlungsphase" für<br />

Kommissare und hochrangige Institutionsvertreter<br />

nach ihrer Amtsausscheidung<br />

vorschreiben, bevor sie anfangen können,<br />

für Lobby-Gruppen oder Beratungsfirmen<br />

zu arbeiten.<br />

Mehr demokratische Kontrolle durch<br />

rechtsverbindliches System<br />

ALTER-<strong>EU</strong> begrüßt, dass Kallas es sich<br />

zum Ziel gemacht hat, das Problem der<br />

fehlenden rechtsverbindlichen Vorschriften<br />

zur Offenlegung von Lobbying-<br />

Aktivitäten anzugehen. "Ein rechtsverbindliches<br />

System für die Offenlegung von<br />

Lobbying wird dringend benötigt und es<br />

muss so gestaltet werden, dass es die<br />

demokratische Kontrolle der Beiträge zu<br />

<strong>EU</strong>-Entscheidungen auf optimale Weise<br />

ermöglicht." (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Corporate Europe Observatory (CEO)<br />

De Wittenstraat 25, NL-1052 AK Amsterdam<br />

Tel./Fax 0031 / 20612-7023<br />

www.corporateeurope.org/<br />

alter-eu.html<br />

Quelle: Euractiv, 13. Juni 2005


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

Århus-Konvention beginnt zu<br />

wirken<br />

Neu: Öffentlichkeitsbeteiligung an<br />

Gentech-Freisetzungsverfahren<br />

Die Zivilgesellschaft hat ein Recht auf eine<br />

Beteiligung an Entscheidungen über den<br />

Anbau gentechnisch veränderter Organismen<br />

(GVO). Das haben Regierungsvertreter<br />

der europäischen und zentralasiatischen<br />

Länder (EECCA-Länder) im Zuge<br />

der Überarbeitung der 1998 verabschiedeten<br />

Århus-Konvention 1 Ende Mai in Almaty<br />

(Kasachstan) beschlossen.<br />

Umweltverbände sehen Entscheidung<br />

als großen Erfolg<br />

Die Einbeziehung von GVO-Fragen in die<br />

Århus-Konvention wird von zivilgesellschaftlicher<br />

Seite als Erfolg einer vierjährigen<br />

Debatte zwischen der <strong>EU</strong> und der<br />

gentechnischen Industrie auf der einen<br />

Seite und der Zivilgesellschaft sowie der<br />

Mehrheit der EECCA-Länder auf der anderen<br />

Seite gesehen. Bis vor der letzten Sitzung<br />

hatte die <strong>EU</strong> auf einer weicheren<br />

Formulierung bestanden. Beide Seiten<br />

hätten Kompromisse machen müssen, berichtete<br />

ein Vertreter einer Umweltorganisation.<br />

Obwohl einige Organisationen kritisierten,<br />

dass der Beschluss die Anrufung<br />

von Gerichten in GVO-Streitfällen ausschließe,<br />

wird der Entschluss von Juan<br />

Lopez, dem Internationalen Koordinator<br />

für Gentechnik von Friends of the Earth<br />

Europe, insgesamt als positiv bewertet:<br />

"Es ist das erste Mal, dass eine über Europa<br />

hinausgehende Vereinbarung der Zivilgesellschaft<br />

das Recht auf Information<br />

und Beteiligung an Entscheidungen zugesteht,<br />

die in Bezug zur Freisetzung von<br />

GVO stehen."<br />

Aufruf zur Ratifizierung der<br />

Konvention bis Ende 2006<br />

Das Beteiligung der Zivilgesellschaft an<br />

dem Konventionstreffen wurde vom europäischen<br />

ECO-Forum, einem Zusammenschluss<br />

europäischer Umweltverbände,<br />

organisiert. Das ECO-Forum ruft nun die<br />

beteiligten Parteien auf, die Konvention<br />

bis Ende 2006 zu ratifizieren. Damit die<br />

Konvention in Kraft tritt, muss sie von drei<br />

1 Die Konvention regelt die Rechte auf den grenzüberschreitenden<br />

Zugang zu umweltrelevanten Informationen,<br />

auf Beteiligung an umweltrelevanten<br />

Gesetzgebungsverfahren und auf den Zugang zur<br />

Gerichtsbarkeit in Umweltfragen. Der internationale<br />

Vertrag gilt allgemein als Meilenstein in der internationalen<br />

Festsetzung von Menschenrechten in<br />

bezug zur Umwelt.<br />

Vierteln der Konventions-Staaten ratifiziert<br />

werden.<br />

Aufholbedarf in fast allen<br />

Nicht-<strong>EU</strong>-Staaten<br />

Im Rahmen der Veranstaltung stellte sich<br />

heraus, dass die Rechtslage innerhalb der<br />

<strong>EU</strong> weitestgehend den Anforderungen der<br />

Århus-Konvention entspricht. In anderen<br />

Staaten sei aber noch ein großer Nachholbedarf,<br />

ließ das ECO-Forum verlautbaren.<br />

Umweltdemokratie ist ein Lernprozess<br />

Das Treffen war die erste Möglichkeit für<br />

die Konventionsmitglieder, die Umsetzung<br />

der Århus-Konvention seit ihrem In-Kraft-<br />

Treten im Jahr 2001 zu überprüfen. Das<br />

zuständige Komitee berichtete diesbezüglich<br />

von fünf Verstößen in Turkmenistan,<br />

der Ukraine und Kasachstan. Während des<br />

Treffens wurden auch die ersten offiziellen<br />

Berichte der einzelnen Länder begutachtet.<br />

Dabei wurde in vielen Ländern ein<br />

großer Aufholbedarf festgestellt, was die<br />

Rechte der Öffentlichkeit auf Beteiligung<br />

und vor allem den Zugang zur Gerichtsbarkeit<br />

in Umweltfragen betrifft. Einige<br />

Länder versäumten es, einen Bericht einzureichen.<br />

John Hontelez, Vorsitzender<br />

des ECO-Forums, forderte in diesem Zusammenhang,<br />

dass in allen Ländern mehr<br />

in die "Umweltdemokratie" investiert werden<br />

müsse. Damit bezog er sich sowohl<br />

auf die Einrichtung institutioneller Beteiligungs-<br />

und Informationsstrukturen als<br />

auch auf die Ausbildung von Beamten und<br />

Richtern. Diese müssten lernen, neue<br />

Rechte der Öffentlichkeit anzuerkennen<br />

und zu fördern, so Hontelez. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäisches Umweltbüro, Mara Silina,<br />

Boulevard de Waterloo 34, B-1000<br />

Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 2891305<br />

eMail: mara.silina@eeb.org<br />

www.eeb.org<br />

Århus-Konvention:<br />

www.unece.org/env/pp/mop2.htm<br />

Urteil des <strong>EU</strong>-Gerichtshofs zu<br />

Umweltkriminalität erwartet<br />

Generalanwalt: strafrechtlicher Schutz<br />

der Umwelt ist Gemeinschaftsaufgabe<br />

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) wird<br />

voraussichtlich im Juli über den strafrechtlichen<br />

Schutz der Umwelt entscheiden. Die<br />

<strong>EU</strong>-Kommission hatte vor zwei Jahren den<br />

Gerichtshof angerufen, damit dieser einen<br />

Rahmenbeschluss des <strong>EU</strong>-Ministerrats<br />

vom Januar 2003 annullieren möge, in<br />

dem es um den Schutz der Umwelt durch<br />

das Strafrecht geht. Der Rahmenbeschluss<br />

stützt sich auf Artikel VI des <strong>EU</strong>-<br />

Vertrags über die justizielle Zusammenarbeit<br />

in Strafsachen ("dritte Säule").<br />

EuGH-Generalanwalt Damaso Ruiz-Jarabo<br />

Colomer empfahl im Mai in einer Stellungnahme,<br />

den Rahmenbeschluss für nichtig<br />

zu erklären. Seine Begründung: Sanktionen<br />

gegen Umweltkriminalität fielen unter<br />

die "erste Säule" der <strong>EU</strong> (EG-Verträge).<br />

Die "dritte Säule" betreffe nur Gefängnisstrafen<br />

für schwere Straftäter sowie die<br />

Auslieferungsgesetze.<br />

Die Kommission hatte bereits 2001 einen<br />

Richtlinienvorschlag zum einheitlichen<br />

Vorgehen gegen Umweltsünder vorgelegt,<br />

die einen besseren strafrechtlichen Schutz<br />

der Umwelt ermöglicht hätte. Das Parlament<br />

sprach sich für diesen Vorschlag<br />

aus, aber der Ministerrat berücksichtigte<br />

die Stellungnahme nicht.<br />

Es wird erwartet, dass die Richter der<br />

Stellungnahme des Generalanwalts folgen<br />

werden. (mbu) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quellen Environment Daily, 08.06.05<br />

EurActiv, 09.06.05<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 13


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

"Mehr Demokratie" fordert<br />

neuen Konvent<br />

Aufruf an Öffentlichkeit und<br />

<strong>EU</strong>-Institutionen<br />

� Der Verband "Mehr Demokratie e.V."<br />

setzt sich in Gemeinden und Ländern, im<br />

Bund und in Europa für das Recht auf<br />

Volksabstimmung ein. Er ruft Bürger und<br />

Bürgerinnen, Regierungen und <strong>EU</strong>-Organe<br />

auf, sich für die Wahl eines neuen "Konvents<br />

für die Zukunft Europas" einzusetzen.<br />

Der Aufruf kann <strong>beim</strong> Verein angefordert<br />

oder im Internet herunter geladen<br />

werden (siehe unter weitere Informationen).<br />

Wir dokumentieren den Aufruf im<br />

Wortlaut:<br />

Rückbesinnung auf demokratische<br />

Regeln<br />

Mit dem "Non" Frankreichs, dem "Nee"<br />

der Niederlande und der vorläufigen Absage<br />

des Referendums in Großbritannien<br />

ist der Vertrag über eine Verfassung für<br />

Europa politisch gescheitert. Nun rächt<br />

sich, dass die Europapolitik lange Jahre<br />

über die Köpfe der Bürgerinnen und Bürger<br />

hinweg betrieben wurde. Erwogen<br />

werden jetzt eine nachträgliche Änderung<br />

der Ratifikationsregeln oder erneute<br />

Volksabstimmungen über denselben Entwurf.<br />

Doch ein so erzwungener Verfassungsvertrag<br />

würde nicht nur den in<br />

Frankreich und den Niederlanden geäußerten<br />

Bürgerwillen missachten, sondern<br />

auch die demokratischen Grundwerte Europas<br />

ad absurdum führen. Eine solche<br />

Entwicklung muss unbedingt verhindert<br />

werden. Und dies kann nur durch eine<br />

Rückbesinnung auf demokratische Regeln<br />

gelingen.<br />

Europas Bürgern und Bürgerinnen fehlt<br />

das Vertrauen<br />

Wir meinen, dass ein wichtiger Grund für<br />

das Scheitern des Verfassungsvertrags<br />

das fehlende Vertrauen der Bürgerinnen<br />

und Bürger in eine abgehobene <strong>EU</strong>-Politik<br />

ist. Zu diesem Vertrauensmangel trug<br />

auch die Entstehungsgeschichte des derzeitigen<br />

Vertragsentwurfes bei. Denn<br />

schon das Konventsverfahren in Brüssel<br />

war von schwerwiegenden demokratischen<br />

Mängeln gekennzeichnet:<br />

- Der 105 Mitglieder zählende Konvent<br />

wurde von den Regierungen eingesetzt<br />

und nicht von den Bürgerinnen und Bürgern<br />

direkt beauftragt. So wurde eine<br />

Identifikation mit dem Konventsergebnis<br />

von vornherein verhindert. Viele wussten<br />

14 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

nicht einmal vom Konvent und seiner<br />

Aufgabe.<br />

- Zwar waren die Sitzungen öffentlich,<br />

doch wurden im Konvent selbst keine<br />

Entscheidungen gefällt. Dies geschah allein<br />

im dreizehnköpfigen Präsidium - ohne<br />

erkennbare Regeln und unter Ausschluss<br />

der Öffentlichkeit. Große Teile<br />

der Verfassung wurden gar nicht diskutiert,<br />

sondern einfach "durchgewunken".<br />

- Erst nach Abschluss des Konvents wurde<br />

bestimmt, ob die Bürgerinnen und<br />

Bürger selbst oder die Parlamente über<br />

den Vertrag zu entscheiden haben. In<br />

vielen Mitgliedsstaaten wurde kein Referendum<br />

zugelassen, obwohl Verträge,<br />

die die Souveränitätsverhältnisse berühren,<br />

der direkten Legitimation durch die<br />

Bürgerinnen und Bürger bedürfen.<br />

Wie sollen die Bürgerinnen und Bürger<br />

Europas bei einem solchen Vorgehen Vertrauen<br />

in den Verfassungsvertrag entwickeln<br />

und damit Vertrauen in ein geeintes<br />

Europa?<br />

Neuer Vertrag muss demokratisch<br />

legitimiert sein<br />

Unzweifelhaft steht Europa vor großen<br />

Herausforderungen, die nur auf der Basis<br />

eines neuen Vertrages gelöst werden<br />

können. Eine so tief greifende Reform aber<br />

kann nur mit der ausdrücklichen Beauftragung<br />

durch die Bürgerinnen und<br />

Bürger gelingen! Nur ein demokratisch legitimiertes<br />

Konventsverfahren kann einen<br />

Vertragsentwurf hervorbringen, dem die<br />

Menschen als akzeptablem Kompromiss<br />

vertrauensvoll zustimmen können.<br />

Forderungen für einen neuen Konvent<br />

Wir fordern daher die Einleitung eines<br />

wirklich demokratischen Konvents- und<br />

Ratifikationsverfahrens. Dieses soll aus<br />

folgenden Schritten bestehen:<br />

Wahl der Konventsmitglieder: Es wird ein<br />

Verfahren für einen neuen Konvent mit direkt<br />

von den Bürgern gewählten Konventsmitgliedern<br />

ausgearbeitet. Zu beantwortende<br />

Fragen wären etwa, wer<br />

kandidieren darf oder wie viele Kandidaten<br />

pro Land aufgestellt werden dürfen.<br />

Dabei wird auf Meinungspluralität geachtet.<br />

Anschließend wird der Konvent direkt<br />

gewählt.<br />

Konventsverfahren: Der neue Konvent<br />

tagt und entscheidet öffentlich. Das Präsidium<br />

wird gewählt und moderiert das Verfahren,<br />

ohne es zu dominieren. Die Quali-<br />

tät des Verfahrens soll nicht unter Zeitdruck<br />

leiden.<br />

Entscheidungsalternativen: Der Konvent<br />

entwickelt als Zwischenergebnis grundsätzliche<br />

Alternativentwürfe. In geeigneten<br />

Verfahren (z.B. Bürgerkonferenzen, Bürgergutachten,<br />

Befragungen oder Abstimmungen)<br />

werden diese Alternativen öffentlich<br />

debattiert. Zusätzlich können die<br />

Bürgerinnen und Bürger sowie zivilgesellschaftliche<br />

Initiativen qualifizierte Vorschläge<br />

an den Konvent richten, die von<br />

den Konventsmitgliedern berücksichtigt<br />

werden müssen. Durch diese frühe Rückkoppelung<br />

während des Konventsverfahrens<br />

wird eine Akzeptanz des endgültigen<br />

Entwurfs sehr viel wahrscheinlicher.<br />

Referendum über das Konventsergebnis<br />

Nach Berücksichtigung der Rückmeldungen<br />

(Punkt 3) wird der vom Konvent ausgearbeitete<br />

Vorschlag zur Abstimmung<br />

gestellt. Es wird zeitgleich in allen Mitgliedsstaaten<br />

abgestimmt.<br />

Die Unterzeichnenden fordern die verantwortlichen<br />

Entscheidungsträger auf, die<br />

bestehende Krise der Europäischen Union<br />

als Chance zu nutzen und ein neues Konventsverfahren<br />

einzuleiten. Die Europäische<br />

Union muss auf einem demokratischen<br />

Fundament aufgebaut werden. �<br />

Gastbeitrag: Mehr Demokratie e.V.<br />

• Weitere Informationen<br />

Mehr Demokratie e.V., Greifswalder Str.<br />

4, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 420823-70, Fax -80<br />

eMail info@mehr-demokratie.de<br />

www.mehr-demokratie.de/412.html


<strong>EU</strong>-Politik, Recht �<br />

Großbritannien übernimmt<br />

<strong>EU</strong>-Präsidentschaft<br />

Ab 1. Juli hat Tony Blair für ein halbes<br />

Jahr den Vorsitz<br />

Ab 1. Juli wird Großbritannien die <strong>EU</strong>- Präsidentschaft<br />

übernehmen. Statt des bis<br />

Juni amtierenden luxemburgischen Ratsvorsitzenden<br />

Jean-Claude Juncker werden<br />

dann Tony Blair und die jeweils zuständigen<br />

Minister den Räten vorsitzen. Blair will<br />

nach eigenen Worten die "heißesten Eisen"<br />

der Europäischen Union anpacken -<br />

was voraussetze, dass die <strong>EU</strong> zur Reform<br />

bereit sein muss. Zunächst wird der britische<br />

Regierungschef sich wohl um die<br />

nicht zuletzt an der britischen Kompromisslosigkeit<br />

gescheiterten Finanzdebatten<br />

kümmern müssen.<br />

Prioritäten: Bürokratieabbau,<br />

Klimaschutz, Afrika<br />

Neben Verhandlungen über "besseres<br />

Regieren" (better governance) und Deregulierung<br />

bzw. Bürokratieabbau soll es im<br />

nächsten halben Jahr besonders um den<br />

Ausbau der Entwicklungszusammenarbeit<br />

mit Afrika gehen.<br />

Nachhaltige Entwicklung und der Klimaschutz<br />

sollen ebenfalls wichtige Priorität<br />

bekommen. Blair will mit seinen <strong>EU</strong>- Partnern<br />

zusammenarbeiten, um den internationalen<br />

Klima-Verhandlungen neue Impulse<br />

zu geben. Optionen für ein Rahmenwerk<br />

zum Klimaschutz nach 2012 sollen<br />

geprüft und gleichzeitig mit den wichtigsten<br />

internationalen Partnern auf eine<br />

kosteneffiziente Emissionsminderung hingearbeitet<br />

werden. Das <strong>beim</strong> Europäischen<br />

Rat vereinbarte Ziel von 30 % Reduktion<br />

von CO2-Emissionen steht. Darüber<br />

hinaus muss eine <strong>EU</strong>-Position zur<br />

UN-Konferenz zum Klimawandel in Montreal<br />

(COP-11, 16.-18.11.05) erarbeitet<br />

werden. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Offizielle Internetseite der britischen<br />

Ratspräsidentschaft:<br />

www.eu2005.gov.uk<br />

Newsticker<br />

Višegrad-Umweltminister: mehr<br />

Unterstützung für neue <strong>EU</strong>-Mitglieder<br />

Die Umweltminister der Višegrad-Staaten 1<br />

und Litauens haben sich auf einem Treffen<br />

Anfang Juni auf eine gemeinsame Position<br />

zu einigen <strong>EU</strong>-Richtlinien geeinigt<br />

und auf die "fehlende Basisinfrastruktur<br />

für Umweltschutz" hingewiesen. Die <strong>EU</strong><br />

solle bei der Gestaltung der Umweltpolitik<br />

die "besondere Situation" der neuen Mitgliedstaaten<br />

berücksichtigen. Bevor die<br />

Verpackungs-, die Altauto- und die Elektroschrott-Richtlinie<br />

umgesetzt werden<br />

könnten, bedürfe es nationaler Konsultationen.<br />

Einhellige Zustimmung gab es dagegen<br />

für die REACH-Verordnung zur<br />

Chemikalienreform, wobei die fünf Umweltminister<br />

sich für die Vereinfachung<br />

durch den so genannten OSOR-Vorschlag<br />

"pro Substanz nur eine Registrierung"<br />

aussprachen. Schwierigkeiten sehen die<br />

Višegrad-Staaten bei der Finanzierung<br />

des Natura-2000- Netzwerks. Deshalb<br />

sprachen sie sich auch für eine Fortsetzung<br />

der Finanzierung von Projekten in<br />

ärmeren Staaten durch die <strong>EU</strong>-<br />

Kohäsionsfonds aus. Ihrer Meinung nach<br />

sollten diese auch Erneuerbare Energien<br />

und nachhaltige Verkehrsprojekte unterstützen.<br />

(jg)<br />

Quelle: Environment Daily, 10.06.05<br />

EEA-Studie: Über Umweltpolitik wird<br />

viel geredet, aber wenig getan<br />

Die Integration von Umweltpolitik in andere<br />

Politikbereiche hat an Kraft verloren.<br />

Das ist das Ergebnis einer Studie der Europäischen<br />

Umweltagentur (EEA). Die Agentur<br />

empfiehlt die Einrichtung von Expertengremien,<br />

um die Umsetzung der<br />

Umweltintegration in Verkehrs-, Energie-<br />

Landwirtschafts- und andere sektorale<br />

Politiken (so genannter Cardiff-Prozess)<br />

voranzubringen. Die Studie zeigte unterschiedliche<br />

nationale Aktivitäten auf dem<br />

Gebiet. Die Regierungen hätten "große<br />

Fortschritte" bei verbalen politischen Zugeständnissen<br />

gemacht, aber in der Praxis<br />

wenig erreicht. Es gebe aber auch viele<br />

gute Beispiele, wo Umweltintegration<br />

gelungen sei - besonders in Norwegen<br />

1 In der Erklärung von Visegrad (1991) haben sich<br />

die Staatschefs von Polen, Ungarn, Tschechien<br />

und der Slowakei verpflichtet, sich dem politischwirtschaftlichen<br />

System Europas anzuschließen<br />

sowie ihre Zusammenarbeit auf den Gebieten Regionales,<br />

Wirtschaft und Kultur zu intensivieren: eine<br />

Art „mitteleuropäisches Pendant zu Benelux“.<br />

www.europa-digital.de/aktuell/fdw/visegrad.shtml<br />

und Schweden. In den meisten Mitgliedstaaten<br />

seien Umweltabteilungen in den<br />

anderen Politikbereichen inzwischen üblich.<br />

Nun müsse aber an mehr "Kohärenz<br />

und Koordination" gearbeitet werden. Die<br />

Regierungen sollten - so die Empfehlung<br />

der EEA - unabhängige Gremien einsetzen,<br />

die die Fortschritte evaluieren und<br />

die Umweltintegration weiter voranbringen.<br />

(jg)<br />

Quelle: Environment Daily, 08.06.05;<br />

Studie: http://reports.eea.eu.int/<br />

technical_report_2005_2/en<br />

Neue <strong>EU</strong>-Studie über Umwelt,<br />

Gesundheit und Wohlbefinden<br />

Das Wohlbefinden der Europäer/innen<br />

hängt von der Qualität der Umwelt ab, in<br />

der diese leben und arbeiten. Zu diesem<br />

Fazit kommt eine neue <strong>EU</strong>-Studie über<br />

"Umwelt und Gesundheit zur Verbesserung<br />

unseres Wohlbefindens". Der Aktionsplan<br />

der <strong>EU</strong>-Kommission zu Umwelt<br />

und Gesundheit 2004-2010 fasst Maßnahmen<br />

zum besseren Verständnis der<br />

Beeinflussung unserer Gesundheit durch<br />

Umweltfaktoren zusammen. Die Stärkung<br />

der Umwelt- und Gesundheitsforschung<br />

und der Wissenstransfer zum Politikgeschehen<br />

ermöglicht der <strong>EU</strong> und den Mitgliedstaaten<br />

eine gezielte und beständige<br />

Politik zum Schutz der Gesundheit ihrer<br />

Bürger, so der Tenor der Studie. (bv)<br />

Download der Studie (20 S., 607 KB):<br />

www.europa.eu.int/comm/research/<br />

environment/pdf/env_health_en.pdf<br />

5. Brüsseler Grüne Woche: Kampf<br />

gegen den Klimawandel<br />

Zum fünften Mal haben sich Umweltexpert/innen<br />

auf der "Grünen Woche" in<br />

Brüssel versammelt. Die Generaldirektion<br />

Umwelt unter Kommissar Stavros Dimas<br />

stellte diesmal alles unter das Motto "Den<br />

Klimawandel in den Griff bekommen!". Das<br />

größte internationale Forum zur <strong>EU</strong>- Umweltpolitik<br />

beinhaltete vom 31. Mai bis<br />

zum 3. Juni zahlreiche Veranstaltungen<br />

rund um die Reduktion von Treibhausgasemissionen.<br />

Kampagnen für saubere Luft,<br />

Auswirkungen des Klimawandels auf Entwicklungsländer,<br />

Folgen für Biodiversität<br />

und Lebensqualität u. a. Themen wurden<br />

behandelt. Auch Ausstellungen, Lesungen<br />

und Wettbewerbe beschäftigten sich mit<br />

dem Schutz des Klimas. (jg)<br />

www.europa.eu.int/comm/environment/<br />

greenweek/index_en.htm<br />

�<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 15


Abfall, Produktpolitik �<br />

Elektroschrott: Umsetzung<br />

kommt nur langsam voran<br />

Bald in allen Mitgliedstaaten<br />

Rückgaberecht für Verbraucher?<br />

Verbraucher und Verbraucherinnen sollen<br />

laut Richtlinie 2002/96/EG ab 15. August<br />

2005 1 ihre alten Elektrogeräte im Handel<br />

oder bei Sammelstellen kostenlos abgeben<br />

können. Die Umsetzung in den Mitgliedstaaten<br />

verläuft allerdings schleppend<br />

(<strong>EU</strong>R 10.04, S. 13). Bis spätestens<br />

31. Dezember 2006 soll eine Mindestquote<br />

von durchschnittlich vier Kilogramm<br />

getrennt gesammelten Elektro- und Elektronik-Altgeräten<br />

aus privaten Haushalten<br />

pro Einwohner und Jahr erreicht werden.<br />

Bis dahin gibt es noch viel zu tun. Schon<br />

bei der "theoretischen" Umsetzung in nationales<br />

Recht hinken die Staaten hinterher<br />

- und damit ist in der Praxis noch kein<br />

Altgerät gesammelt und verwertet.<br />

Derweil rühmt sich das Nicht-<strong>EU</strong>-Land<br />

Norwegen das "weltbeste" Sammelsystem<br />

für Elektro- und Elektronik-Altgeräte zu<br />

haben: pro Einwohner/in werde bereits<br />

eine Rate von mehr als 12 kg je Kopf und<br />

Jahr erreicht.<br />

Recycling am Ende reicht nicht<br />

Umweltverbänden reicht es nicht, dass<br />

der Schrott am Ende recycelt wird - eine<br />

vernünftige Produktpolitik setzt auf ungefährliche<br />

Inhaltsstoffe, mögliche Wiederbenutzung<br />

und -verwertung einzelner Bestandteile<br />

und Abfallvermeidung schon<br />

von Produktionsbeginn an. Greenpeace<br />

protestierte Ende Mai vor den Toren von<br />

Hewlett-Packard in Genf gegen die Verwendung<br />

hochgiftiger Inhaltsstoffe in Elektrogeräten,<br />

deren Entsorgung oftmals<br />

im Ausland unter geringen Sozial- und<br />

Umweltstandards stattfindet. Ein Bespiel,<br />

das Greenpeace anführte: Einige Abwässer<br />

in der Nähe chinesischer Elektroschrottrecycling-Betriebe<br />

seien mittlerweise<br />

so giftig, dass sich ein Penny innerhalb<br />

von Stunden auflöse.<br />

4.000 Tonnen künftigen (größtenteils giftigen)<br />

Elektroschrotts werden als Neugerät<br />

weltweit pro Stunde produziert. Zwar<br />

dürfen ab dem 1. Juli 2006 in der <strong>EU</strong><br />

neue Elektro- und Elektronikgeräte sowie<br />

elektrische Glühlampen und Leuchten für<br />

private Haushalte kein Blei, Quecksilber,<br />

Cadmium, sechswertiges Chrom, polybro-<br />

1 Für die neuen Mitgliedstaaten sowie Irland und<br />

Griechenland wurden Fristverlängerungen gewährt.<br />

16 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

miertes Biphenyl (PBB) oder Diphenylether<br />

(PBDE) enthalten. Allerdings gibt<br />

es hier Ausnahmen - und die Entsorgung<br />

der "Altlasten" dürfte ebenfalls nicht unproblematisch<br />

sein.<br />

Deutschland vertagt auf 2006<br />

Allein in Deutschland fallen jährlich rund<br />

1,8 Millionen Tonnen Elektroschrott an.<br />

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums<br />

können Verbraucherinnen und<br />

Verbraucher ab 24. März 2006 alte Elektro-<br />

und Elektronikgeräte kostenlos bei<br />

kommunalen Sammelstellen abgeben. Die<br />

Hersteller sind dann verpflichtet, die gesammelten<br />

Geräte zurückzunehmen, nach<br />

dem Stand der Technik zu behandeln und<br />

zu verwerten. Bis sich das Verfahren eingespielt<br />

hat, wird es voraussichtlich zu<br />

Engpässen bei der Sammlung und Lagerung<br />

der Geräte kommen. Und obwohl die<br />

Zerlegung der Geräte und die Sortierung<br />

der teilweise gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffe<br />

fachgerechten Umgang verlangen,<br />

werden in Betrieben auch ungelernte<br />

Kräfte und Langzeitarbeitslose eingesetzt.<br />

Ob die Schulungen überall ausreichen,<br />

Umwelt und Gesundheit sicher zu schützen,<br />

muss in Frage gestellt werden. �<br />

Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Greenpeace European Unit, Dr. Nadia<br />

Haiama-Neurohr, Chemikalienexpertin,<br />

Rue Belliard 199, B-1040 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 27419-13, Fax -10<br />

eMail:<br />

nadia.haiama@diala.greenpeace.org<br />

http://eu.greenpeace.org<br />

Quellen: VDI-Nachrichten (27.05.05),<br />

Bundesumweltministerium (08.06.05)<br />

Informationen zur Richtlinie<br />

2002/96/EG im Internet:<br />

www.europa.eu.int/comm/environment/<br />

waste/pdf/faq_weee.pdf<br />

www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/<br />

application/pdf/<br />

elektro_eurichtlinie_geraete.pdf<br />

Zweifel an Kompostierbarkeit<br />

von Polyethylen<br />

Produkte genügen nicht der<br />

entsprechenden <strong>EU</strong>-Norm<br />

Polyethylen-Tüten werden mit Begriffen<br />

wie "oxo-abbaubar", "biologisch abbaubar"<br />

oder manchmal sogar "kompostierbar"<br />

beworben. Allerdings habe bis jetzt<br />

keines dieser Produkte die Anforderungen<br />

der europäischen Norm EN 13432 2 erfüllt,<br />

so der internationale Industrieverband<br />

für Biokunststoffe und biologisch<br />

abbaubare Werkstoffe e.V. (IBAW) in einem<br />

Anfang Juni veröffentlichten Positionspapier.<br />

Jüngstes Beispiel sei der in<br />

Frankreich getestete "Neosac". Obwohl<br />

die Folie relativ schnell in kleine Stücke<br />

zerfalle, erfolge der Abbau der Reste sehr<br />

langsam - viel zu langsam, um die Kriterien<br />

der Norm zu erfüllen.<br />

Polyethylen-Tragetaschen können<br />

Umwelt und Gesundheit schaden<br />

Tragetaschen aus Polyethylen (PE), die<br />

sich dank spezieller Zusätze angeblich "in<br />

Nichts auflösen", können Umwelt und Gesundheit<br />

gefährden, so der IBAW. Negative<br />

Auswirkungen seien auch für das<br />

Kunststoffrecycling zu befürchten.<br />

Besonders gefährlich: feine<br />

Rückstände und Zusatzstoffe<br />

Es besteht laut IBAW somit die Gefahr,<br />

"dass der entstehende feine Staub in der<br />

Natur akkumuliert wird, und dass Tiere<br />

und Pflanzen ihn aufnehmen". Der IBAW<br />

verweist auf Studien, denen zufolge vor<br />

allem Meereslebewesen heute bereits<br />

massiv unter solchen Plastikrückständen<br />

leiden. Die als Additiv eingesetzten Metallverbindungen,<br />

darunter krebserregende<br />

Kobaltsalze, könnten die Gesundheit stark<br />

beeinträchtigen, besonders am Arbeitsplatz.<br />

Würden die Tüten weggeworfen<br />

oder kompostiert, könnten giftige und<br />

schwer abbaubare Metallverbindungen<br />

freigesetzt werden.<br />

Missbräuchliche Darstellung der<br />

PE-Tüten in der Werbung kritisiert<br />

IBAW kritisiert weiterhin, dass PE-Tüten in<br />

der Werbung als Lösung des weltweit verbreiteten<br />

"Littering-Problems" bezeichnet<br />

2 Die Norm ist Bestandteil der Richtlinie 2004/12/EG<br />

vom 11.02.04 zur Änderung der RL 94/62/EG<br />

über Verpackungen und Verpackungsabfälle“ und<br />

beschreibt Prüfmethoden zum Nachweis der biologischen<br />

Abbaubarkeit von Kunststoffverpackungen.<br />

Informationen zur Norm: www.bsi-global.com/<br />

Environmental/Sustainability/bsen13432.xalter


Abfall, Produktpolitik �<br />

würden, also dem achtlosen Wegwerfen<br />

von Abfällen ohne Verwertungsabsicht.<br />

Tatsächlich seien diese Produkte nach ihrer<br />

Nutzung weder in der Bioabfallsammlung<br />

und Kompostierung noch im Kunststoffrecycling<br />

sinnvoll. Für die Kompostierung<br />

seien sie aufgrund der toxischen<br />

Verbindungen und der langen Abbauzeiten<br />

nicht geeignet. Im Kunststoffrecycling<br />

würden die destabilisierenden Zusätze zu<br />

verminderter Qualität und damit zu<br />

schlechterer Anwendbarkeit von Rezyklaten<br />

führen, so die IBAW. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Interessengemeinschaft Biologisch Abbaubare<br />

Werkstoffe e.V. (IBAW), Marienstraße<br />

19/20, 10117 Berlin<br />

Tel. 030 / 28482-350, Fax -359<br />

eMail: presse@ibaw.org<br />

www.ibaw.org<br />

<strong>EU</strong>-Verpackungsrichtlinie:<br />

www.europa.eu.int/eur-lex/pri/de/oj/<br />

dat/2004/l_047/<br />

l_04720040218de00260031.pdf<br />

Newsticker<br />

Italien: 4000 illegale Deponien,<br />

Müllmafia verdient 25 Milliarden<br />

Anfang Juni hat die österreichische Tageszeitung<br />

"Der Standard" auf die illegale<br />

Entsorgung von gefährlichen Stoffen und<br />

giftigen Substanzen in Italien hingewiesen.<br />

Für Aufsehen sorgte danach eine Studie<br />

der Umweltschutzorganisation Legambiente,<br />

der zufolge die Mafia jährlich 24,6<br />

Mrd. Euro mit der Verfrachtung von Giftmüll<br />

in Entwicklungsländer oder der Entsorgung<br />

von Material auf inzwischen<br />

4.000 illegalen Mülldeponien erwirtschaftet.<br />

Gefährliche Substanzen und Reste<br />

chemischer Verarbeitung würden als<br />

harmloser Abfall verpackt und auf öffentlichen<br />

Deponien oder in Verbrennungsöfen<br />

entsorgt, warnte Legambiente. Die Müllmafia<br />

sei eine Branche mit 30 % Wachstum<br />

und durch die illegalen Machenschaften<br />

in der Lage, legale Anbieter um 90 %<br />

zu unterbieten. Jede Stunde würden in Italien<br />

drei schwere Umweltvergehen begangen,<br />

so die Studie. (jg)<br />

Quelle: http://derstandard.at/<br />

?id=2064276 (01.06.05)<br />

Problemfall Abfallstatistik<br />

Die <strong>EU</strong> muss nach ihren eigenen Regelungen<br />

Statistiken über Abfälle erstellen und<br />

ist damit im Rückstand. In der Praxis ist<br />

nämlich unklar, wie Daten beschafft und<br />

welche vorhandenen Quellen am besten<br />

genutzt werden können. Deshalb wurden<br />

in einigen Mitgliedstaaten Studien in Auftrag<br />

gegeben. Demnach lassen sich die<br />

Aus- und Einfuhr von Abfallmengen zwar<br />

lückenhaft aber noch am ehesten über die<br />

Außenhandelsstatistik ermitteln. Bis zum<br />

Ende diesen Jahres soll es Empfehlungen<br />

geben, wie sich Daten im Bereich der bioorganischen<br />

Abfälle z. B. aus Land- und<br />

Forstwirtschaft beschaffen lassen. (jg)<br />

Quelle: Environment Daily 08.06.05<br />

Ab 2010 sollen Autoreifen weniger<br />

Krebs erregende Stoffe enthalten<br />

Das Europäische Parlament hat mit geringen<br />

Änderungen einem Kommissionsvorschlag<br />

zugestimmt, der die Verwendung<br />

bestimmter polyzyklischer aromatischer<br />

Kohlenwasserstoffe (PAK) in Weichmacherölen<br />

und Reifen limitieren will. Ab<br />

2010 soll es <strong>EU</strong>-weite Grenzwerte für Autoreifen<br />

(ab 2012 für Rennfahrzeuge und<br />

Spezialreifen) geben. Bestimmte PAK wie<br />

Benzo(a)pyren sind als krebserregend,<br />

erbgut- und fortpflanzungsschädigend<br />

eingestuft. Per Reifenabrieb können sie in<br />

die Umwelt gelangen. (jg)<br />

Quelle: www.europarl.eu.int/press/<br />

index_publi_de.htm ("heute im Plenum"<br />

09.06.05)<br />

In Spanien werden Reifen separat<br />

gesammelt<br />

Die fünf größten spanischen Reifenhersteller,<br />

die 90 % des Marktes beherrschen,<br />

haben sich zusammengeschlossen<br />

und ein neues Unternehmen gegründet,<br />

das sich um die Wiederverwertung von<br />

gebrauchten Autoreifen kümmern soll. Ab<br />

Juli 2006 dürfen geschredderte Reifen<br />

nicht mehr deponiert werden, seit zwei<br />

Jahren gilt das Verbot bereits für ganze<br />

Reifen. 2003 wurden nur 40 % der gebrauchten<br />

Reifen recycelt, so die spanische<br />

Recycling-Industrie-Vereinigung BIR.<br />

(jg)<br />

Quelle: Environment Daily, 31.05.05<br />

Finnische Ökobilanz: Altpapier als<br />

Energiequelle unrentabel<br />

Papierrecyceln ist besser als Papier zu<br />

deponieren oder es energetisch zu nutzen.<br />

Das ist das Ergebnis einer Ökobilanz-<br />

Studie für den Raum Helsinki, die auch<br />

Kosten für Altpapiermanagement berücksichtigt.<br />

Die Studie des finnischen Umweltinstituts<br />

und der Universität von Helsinki<br />

untersuchte die Frage, ob das Verbrennen<br />

von Altpapier anstelle von Kohle nicht<br />

eventuell günstiger wäre. Ergebnis: Zwar<br />

könne das Verbrennen von Altpapier anstelle<br />

von Kohle unter rein ökologischen<br />

Aspekten günstiger sein, finanziell sei es<br />

das aber nicht. (jg)<br />

Quelle: Environment Daily, 17.05.05;<br />

Studie (engl., 153 S.): www.ymparisto.fi/<br />

download.asp?contentid=34817&lan=en<br />

Britisch-schwedische Initiative für<br />

umweltfreundlichere Gebäude<br />

Die schwedische und die britische Regierung<br />

haben eine gemeinsame Initiative<br />

zum Austausch von beispielhaften nachhaltigen<br />

Gebäudebauweisen im Internet<br />

gestartet. Unter der Adresse<br />

www.ukswedensustainability.org finden<br />

sich u. a. "20 Tipps für nachhaltige Sanierung",<br />

Projektpartner und gute Beispiele.<br />

Ziel: Klimagase und Abfälle reduzieren.<br />

(jg)<br />

Quelle: Environment Daily, 13.06.05<br />

�<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 17


Agrarpolitik, Gentechnik �<br />

Gescheiterter Finanzgipfel<br />

zementiert Agrarreformkrise<br />

BUND kritisiert Subventionen für<br />

landwirtschaftliche Großbetriebe<br />

Der Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland (BUND) hat den <strong>EU</strong>- Staatschefs<br />

"eklatantes Versagen" bei der Reform<br />

der Agrarpolitik vorgeworfen. Die<br />

milliardenschweren und zu einem Großteil<br />

für Umwelt und Landwirtschaft nachteiligen<br />

Agrarsubventionen müssten endlich<br />

an soziale und ökologische Leistungen<br />

gekoppelt werden. Keinesfalls dürfe ausgerechnet<br />

jenes Zehntel der Subventionen<br />

aus der so genannten "zweiten Säule" des<br />

<strong>EU</strong>-Agrarhaushaltes gekürzt werden, mit<br />

dem zukunftsträchtige Arbeitsplätze und<br />

Umweltschutz in der Landwirtschaft finanziert<br />

würden.<br />

Nitrat- und Pestizidemissionen, keine<br />

Arbeitsplätze<br />

Die Subventionen für landwirtschaftliche<br />

Großbetriebe hätten direkte Auswirkung<br />

auf den Gehalt von Nitraten und Pestiziden<br />

in den Agrarprodukten. Gleichzeitig<br />

würden die Mittel für die landwirtschaftlichen<br />

Umweltprogramme auf die Hälfte zusammengestrichen.<br />

Damit vernichte die<br />

<strong>EU</strong> innovative Arbeitsplätze in der naturnahen<br />

Landwirtschaft. Neunzig Prozent<br />

der Finanzbeihilfen aus der so genannten<br />

"ersten Säule" des <strong>EU</strong>-Agrarhaushalts<br />

würden zur Rationalisierung und Arbeitsplatzvernichtung<br />

auf Kosten der Umwelt<br />

eingesetzt. Die Folgen: "Verschandelung<br />

der europäischen Landschaft", Monokulturen,<br />

Bodenerosion und steigender<br />

Spritzmitteleinsatz. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

BUND, Reinhild Benning, Agrarexpertin,<br />

Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin<br />

Tel. 030 / 27586-481,<br />

eMail: reinhild.benning@bund.net<br />

18 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Agrarpolitik auf Abwegen<br />

<strong>EU</strong> fördert extreme Schweinemast<br />

eines US-Konzerns in Polen<br />

Das US-Unternehmen Smithfield Foods<br />

konnte u.a. mit einem 100-Millionen Dollar-Darlehen<br />

der Europäischen Bank für<br />

Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in<br />

Polen 17 gigantische Schweinemastanstalten<br />

mit bis zu 30.000 Schweinen je<br />

Betrieb errichten. Diese Verwendung von<br />

Steuergeldern stehe im krassen Gegensatz<br />

zu den Wünschen der europäischen<br />

Bürger und zu den Zielen der von der <strong>EU</strong><br />

propagierten Agrarwende, kritisierte der<br />

Umweltverband CEE Bankwatch Anfang<br />

Juni.<br />

Ein Riese macht sich breit<br />

Der amerikanische Konzern Smithfield<br />

Foods ist mit rund 10 Milliarden US-Dollar<br />

Umsatz pro Jahr der größte Schweinefleischverarbeiter<br />

und Schweinemäster<br />

weltweit. Jährlich mästet er etwa 12 Millionen<br />

Schweine und verarbeitet 20 Millionen.<br />

Seine polnischen Tochterfirmen Animex<br />

und Prima Farms haben bereits über<br />

30 große ehemalige Staatsfarmen in Polen<br />

aufgekauft, die nach und nach in<br />

Schweinemästereien umgewandelt werden.<br />

In Deutschland gelten Großbetriebe<br />

mit bis zu 1000 Schweinen bereits als<br />

Ausnahme. Smithfield-Betriebe allerdings<br />

fangen bei dieser Größenordung erst an.<br />

Polnischer Umweltverband kämpft<br />

vergebens gegen den Giganten<br />

Das polnische "Grüne Netzwerk", das seit<br />

langem die Praktiken Smithfields in Polen<br />

dokumentiert und bekämpft, forderte erst<br />

im November 2004 die europäischen<br />

Entwicklungsbanken auf, diesen Konzern<br />

nicht weiter finanziell zu unterstützen.<br />

Smithfield sei Schuld am Ruin zahlreicher<br />

kleiner Schweinezuchtbetriebe in Polen<br />

und verschmutze in massiver Weise die<br />

Umwelt inklusive der Ostsee, denn über<br />

zehntausend Schweine in engen Ställen<br />

bedeuten auch Tausende von Litern Abwasser<br />

täglich. Smithfield gelte selbst in<br />

den USA als rücksichtsloses Unternehmen.<br />

Bislang blieben die Proteste trotz einiger<br />

Medienberichte ohne Erfolg, so das Grüne<br />

Netzwerk: "Es kümmert sich mal wieder<br />

keine Sau darum." (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

www.bankwatch.org/issues/ebrd/<br />

animex/manimex.html<br />

Bauernhofsterben in Polen:<br />

Besser tot als bio?<br />

Intensivierung statt ökologischer<br />

Strukturwandel<br />

Etwa eine Million polnischer Landwirte<br />

werden den vom <strong>EU</strong>-Beitritt erzwungenen<br />

Modernisierungsschub wirtschaftlich nicht<br />

überleben. Irland hat diesen Weg schon<br />

vor langer Zeit beschritten: Vor dem <strong>EU</strong>-<br />

Beitritt des Landes betrug der Anteil der<br />

Landwirte an den Erwerbstätigen, ähnlich<br />

wie in Polen, 26 Prozent. Nun liegt er bei<br />

8 Prozent. Gegenkonzepte zur kritiklosen<br />

Übernahme von <strong>EU</strong>- Regelungen wurden in<br />

Polen bislang stets mit dem Hinweis weggewischt,<br />

sie gefährdeten das übergeordnete<br />

Ziel der europäischen Integration.<br />

Dabei wären gerade in Polen die Voraussetzungen<br />

für einen großflächigen Umstieg<br />

auf biologische und nachhaltige<br />

Landwirtschaft sehr gut: Noch ist die<br />

Struktur der polnischen Landwirtschaft<br />

von bäuerlicher, nicht-industrieller Produktion<br />

dominiert.<br />

Bestehendes Beihilfe-Modell nicht in<br />

Frage gestellt<br />

Um Polen zu einem Vorreiter in regionaler<br />

und ökologischer Versorgung mit Lebensmitteln<br />

zu machen, hätte Polens Regierung<br />

allerdings härter mit Brüssel verhandeln<br />

und auch das derzeitige Beihilfenmodell<br />

in Frage stellen müssen. Denn<br />

noch immer kassieren in der <strong>EU</strong> weniger<br />

als zwanzig Prozent der Produzent/innen<br />

mehr als achtzig Prozent der Beihilfen.<br />

Tabuthema: Schutz des nationalen<br />

Markts<br />

"Der Aufbau von ökologischen Strukturen<br />

hätte zumindest vorübergehend Geld und<br />

einen Schutz der heimischen Produktion<br />

(etwa durch Einfuhrzölle) erfordert, aber<br />

er wäre denkbar gewesen", so Piotr<br />

Dobrowolski, Journalist der Zeitschrift<br />

"Ost-West-Gegeninformationen". Dass ein<br />

ökologisches Reform-Programm nicht<br />

mehrheitsfähig wurde, liege auch daran,<br />

dass die Linke die Proteste gegen die <strong>EU</strong>-<br />

Agrarpolitik fast gänzlich national- konservativen<br />

Gruppen überlassen habe. Und<br />

denen sei "Bio" suspekt - unter anderem<br />

weil es neu sei, so Dobrowolski. �<br />

Autor: Daniel Unsöld, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Quelle: www.woz.ch 19.5.2005


Agrarpolitik, Gentechnik �<br />

<strong>EU</strong>-Milchproduktion: Weniger<br />

ist mehr<br />

Bauern- und Umweltverbände<br />

kritisieren <strong>EU</strong>-Milchmarktreform<br />

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft<br />

(AbL) und die Umwelt- und<br />

Entwicklungsorganisation Germanwatch<br />

haben Anfang Juni die Milchmarktreform<br />

der Europäischen Union kritisiert. Sie sieht<br />

nach einem Beschluss der <strong>EU</strong> zur Agrarreform<br />

2003 vor, die Quote nochmals um<br />

1,5 Prozent zu erhöhen.<br />

Absurde Preispolitik nutzt nur wenigen<br />

"Politik, Lebensmitteleinzelhandel und<br />

Milchverarbeiter wollen den schon jetzt zu<br />

niedrigen Preis von 26 Cent pro Liter in<br />

Deutschland auf 22 Cent drücken. Und<br />

das, obwohl die Produktionskosten in der<br />

<strong>EU</strong> zwischen 35 und 45 Cent liegen", sagte<br />

der AbL-Vorsitzende Bernd Voß. Voß<br />

plädierte dafür, die in der <strong>EU</strong> produzierte<br />

Milchmenge zu reduzieren, dafür aber einen<br />

fairen Preis für die Milch zu erhalten.<br />

Er sieht so Möglichkeiten für eine sozial-<br />

und umweltgerechte Milcherzeugung, die<br />

wirtschaftlich tragbar sein könnte.<br />

Hintergrund Milchmarkt<br />

Der Milchmarkt der <strong>EU</strong> ist weitgehend reglementiert.<br />

Gegen Importe besteht quasi<br />

ein vollständiger Schutz. Über die Quotenregelung<br />

wird die in Europa erzeugte<br />

Milchmenge reguliert. Dennoch wird in der<br />

<strong>EU</strong> 10 % mehr Milch erzeugt als verbraucht.<br />

Die Erzeugungskosten sind in<br />

der <strong>EU</strong> im Schnitt deutlich höher als in vielen<br />

anderen Erzeugerländern. Um ihre<br />

teuer erzeugten Überschüsse dennoch<br />

absetzen zu können, zahlt die <strong>EU</strong> Erstattungen<br />

von jährlich 1-2 Mrd. Euro an die<br />

Exportunternehmen. Aus Naturschutzsicht<br />

wäre vor allem eine Reform der <strong>EU</strong>- Milchmarktordnung<br />

sinnvoll, die grünlandbetonte<br />

und artgerechte Milcherzeugung<br />

stärkt (z. B. durch eine Bindung von<br />

Transferzahlungen an entsprechende Kriterien).<br />

(du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft<br />

(AbL), Bernd Voß, stellv.<br />

Vorsitzender, Bahnhofstr. 31, 59065<br />

Hamm (Westf.)<br />

Tel. 02381-9053171, Fax -492221<br />

eMail: info@abl-ev.de<br />

www.abl-ev.de<br />

WTO soll Umwelt- und<br />

Sozialstandards verankern<br />

Überraschende Unterstützung vom<br />

Deutschen Bauernverband<br />

Im Sinne eines fairen Welthandels sei es<br />

höchste Zeit, neben handelsbezogenen<br />

Aspekten auch Umwelt- und Sozialstandards<br />

im Rahmen der Welthandelsorganisation<br />

(WTO) zu verankern. Dies erklärte<br />

der Deutsche Bauernverband (DBV) anlässlich<br />

des Tags der Umwelt am 5. Juni,<br />

der in diesem Jahr unter dem Motto "Globalisierung<br />

ökologisch gerecht gestalten"<br />

stand. Damit schloss sich der DBV einer<br />

seit mehreren Jahren wiederholt formulierten<br />

Forderung vieler Verbände aus Umweltschutz<br />

und ökologischem Landbau an.<br />

Das ist insofern überraschend, als dass<br />

sich der DBV bislang eher als Förderer<br />

von Käfighaltung, intensiver Landwirtschaft<br />

etc. einen Namen gemacht hat.<br />

Schutz geographischer<br />

Herkunftsangaben gefordert<br />

Vor Beginn weiterer Verhandlungen bei<br />

der WTO im Dezember 2005 in Hongkong<br />

will sich der DBV dafür einsetzen, dass<br />

"eutsche und europäische Landwirte mit<br />

hohen Standards im Verbraucher-, Umwelt-<br />

und Tierschutz weiterhin nachhaltig<br />

und wirtschaftlich produzieren"können.<br />

Auch plädiert der DBV dafür, dass der<br />

Schutz geografischer Herkunftsangaben<br />

gewährleistet wird. Nur so könnten Verbraucher,<br />

die <strong>beim</strong> Kauf auf die Herkunft<br />

achten, sichergehen, dass das Produkt<br />

auch aus der genannten Region kommt.<br />

Aufgrund der geringeren Transportwege<br />

könne jeder Verbraucher durch den regionalen<br />

Einkauf einen Beitrag zum Umweltschutz<br />

leisten, hob der DBV zum Tag der<br />

Umwelt hervor. �<br />

Autor: Daniel Unsöld, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Deutscher Naturschutzring, <strong>EU</strong>- Koordination,<br />

Daniel Unsöld, Prenzlauer Allee<br />

230, 10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 443391-83, Fax -80<br />

eMail: eur2@dnr.de<br />

Quelle: www.bauernverband.de/<br />

aktuelle_meldungen_2407.html<br />

Lebensmittel sollen ehrlicher<br />

gekennzeichnet werden<br />

<strong>EU</strong>-Minister schränken irreführende<br />

Werbung ein<br />

Hersteller von Lebensmitteln sollen künftig<br />

nicht mehr einseitig nur mit deren gesunden<br />

Bestandteilen werben und dabei<br />

Gefahren für die Gesundheit unterschlagen<br />

können. Die Verbraucherminister der<br />

25 <strong>EU</strong>-Staaten nahmen Anfang Juni in Luxemburg<br />

einstimmig einen derartigen<br />

Verordnungsentwurf an.<br />

Nährwerttabelle: Unstimmigkeiten mit<br />

dem <strong>EU</strong>-Parlament<br />

Nach dem Beschluss des Ministerrates<br />

muss sich nun das Europaparlament erneut<br />

äußern. Es hatte in einer vorangegangenen<br />

Lesung wesentliche Passagen<br />

des Verordnungsentwurfs entschärft, vor<br />

allem strich der Ausschuss eine Nährwerttabelle.<br />

Diese gilt aber als Kerngedanke<br />

des neuen Gesetzes. Die Europäische<br />

Verbraucherorganisation B<strong>EU</strong>C kritisierte<br />

daraufhin den Umweltausschuss des Parlaments<br />

für seine "unverständliche und<br />

verantwortungslose" Entscheidung.<br />

Schwer verständliche Haltung des<br />

Umweltausschusses<br />

Die Werbe- und Lebensmittelindustrie hatte<br />

im Vorfeld mit einer massiven Kampagne<br />

versucht, die Richtlinie abzuwehren.<br />

Unabhängigen Quellen aus Parlamentskreisen<br />

zufolge ist es ihnen auch gelungen,<br />

den Umweltausschuss des Parlaments<br />

auf ihre Seite zu ziehen. Dies würde<br />

auch die schwer verständliche Haltung<br />

des Ausschusses erklären. Denn neben<br />

den Verbraucherschützern sprachen sich<br />

sowohl der Ministerrat als auch die <strong>EU</strong>-<br />

Kommission für die neue Richtlinie aus.<br />

Mit der Einigung im Ministerrat werden auf<br />

jeden Fall Regeln für die Benutzung von<br />

Werbeattributen wie "fettarm" oder "wenig<br />

Zucker" aufgestellt. Ob auch der tatsächliche<br />

Gehalt an dick machenden Bestandteilen<br />

(Kohlehydrate, Eiweiße, Zucker) offen<br />

gelegt wird, hängt nun vor allem vom<br />

Parlament ab. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

The European Consumers' Organisation<br />

B<strong>EU</strong>C, Avenue de Tervueren 36,<br />

Bte 4, B-1040 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 7431590<br />

eMail: consumers@beuc.org<br />

www.beuc.org<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 19


Agrarpolitik, Gentechnik �<br />

Europäischer Gerichtshof:<br />

Baby-Genfood kein Risiko<br />

Keine strengere Gentechnik-<br />

Kennzeichnung bei Babynahrung<br />

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat<br />

sich in einem Urteil dagegen ausgesprochen,<br />

bei Babynahrung strengere Grenzwerte<br />

für die Kennzeichnung als "Genfood"<br />

anzusetzen. Die italienische<br />

Verbraucherorganisation Codacons hatte<br />

den Gerichtshof unter Bezugnahme auf<br />

das Vorsorgeprinzip angerufen. Wie auch<br />

bei anderen giftigen Stoffen müssten für<br />

Babynahrung höhere Standards gelten,<br />

da diese empfindlicher seien. Die <strong>EU</strong>-<br />

Regelung, "Genfood" erst ab einem Gehalt<br />

gentechnisch veränderter Inhaltsstoffe<br />

von 1 % zu kennzeichnen, müsse deshalb<br />

bei Babynahrung verschärft werden.<br />

<strong>EU</strong>-Gerichtshof sah keine Grundlage<br />

für erweiterte Vorsorge<br />

Der EuGH vertrat in seiner Entscheidung<br />

die Ansicht, dass alle gentechnisch veränderten<br />

Organismen, die von der Kennzeichnung<br />

betroffen sind einer strikten Risikountersuchung<br />

unterzogen worden<br />

seien. Es gebe somit "keine Unsicherheit<br />

über das Bestehen von Risiken für die<br />

menschliche Gesundheit", die weiterführende<br />

Sicherheitsmaßnahmen rechtfertige.<br />

"Das Vorsorgeprinzip sei bereits Teil<br />

des Gesetzgebungsverfahrens und des<br />

Entscheidungsprozesses" stellte der Gerichtshof<br />

fest. Er fügte hinzu, dass es in<br />

der europäischen Gesetzgebung keinen<br />

weiteren Spielraum für eine eigene Rechtsprechung<br />

in Bezug auf Babynahrung und<br />

GVO gebe. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften<br />

(EuGH), L-2925 Luxemburg<br />

Tel. 00352 / 43031<br />

Urteil in dem Fall C-132/03:<br />

www.europa.eu.int/eur-lex/lex/<br />

LexUriServ/LexUriServ.do?<br />

uri=CELEX:62003J0132:DE:HTML<br />

20 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

<strong>EU</strong>-Kommission geht gegen<br />

Gentechnik-Moratorien vor<br />

Entscheidung im Umweltministerrat<br />

Ende Juni<br />

Die Umweltminister der <strong>EU</strong> wollten am 24.<br />

Juni (nach Redaktionsschluss) über die<br />

Genmais-Verbote entscheiden, die einige<br />

<strong>EU</strong>-Staaten, darunter Österreich, Ende der<br />

neunziger Jahre verabschiedet haben. Die<br />

Umweltorganisation Greenpeace warnte<br />

davor, diese Verbote zu kippen. Sollte es<br />

keine qualifizierte Mehrheit für oder gegen<br />

eine Aufhebung der Verbote geben,<br />

was allgemein erwartet wurde, wäre die<br />

<strong>EU</strong>-Kommission am Zug. Diese hat eine<br />

Aufhebung der Verbote beantragt. Österreich<br />

hat ebenso wie Deutschland, Frankreich,<br />

Luxemburg und Griechenland den<br />

"Verkauf und die Verwendung von genverändertem<br />

Mais" verboten.<br />

Wissenschaftliche Studien zeigen:<br />

Genmais ist gefährlich<br />

In Brüssel präsentierte Greenpeace- Molekularbiologin<br />

Susanne Fromwald Ende Mai<br />

die Untersuchung eines ungarischen Wissenschafters,<br />

wonach die Pollen des gentechnisch<br />

veränderten Maises MON 810<br />

zu einem zu einem deutlich erhöhten<br />

Raupensterben von 20 Prozent führen.<br />

Die Erkenntnisse von Bela Darvas, Professor<br />

an der ungarischen Akademie der<br />

Wissenschaften, hätten auch entschieden<br />

dazu beigetragen, dass die ungarische<br />

Regierung den Genmais verboten habe.<br />

Es gebe auch noch mehrere andere Studien,<br />

die die Gefährlichkeit gentechnisch<br />

veränderter Maissorten belegten.<br />

Monsanto blockiert unabhängige<br />

gentech-kritische Forschung<br />

Prof. Darvas hat Greenpeace gegenüber<br />

berichtet, wie er als unabhängiger Forscher<br />

vom Gentech-Konzern Monsanto<br />

aktiv an weiterer Risikoforschung gehindert<br />

wurde: Monsanto stellte - trotz Aufforderung<br />

der Akademie der Wissenschaften<br />

und des ungarischen Umweltministeriums<br />

- kein Saatgut für weitere Risikoforschungen<br />

zur Verfügung.<br />

Greenpeace appelliert an<br />

<strong>EU</strong>-Umweltminister<br />

Greenpeace appellierte deshalb an die<br />

<strong>EU</strong>-Umweltminister, die wissenschaftlichen<br />

Belege über die Risiken von Gentech-<br />

Pflanzen ernst zu nehmen. "Die <strong>EU</strong>- Behörde<br />

für Lebensmittelsicherheit EFSA<br />

handelt wissenschaftlich fahrlässig, wenn<br />

sie 'im Zweifel' immer für die Zulassung<br />

von Gentech-Pflanzen entscheidet", kritisierte<br />

Susanne Fromwald.<br />

Österreich sucht Mitstreiter gegen die<br />

<strong>EU</strong>-Kommission<br />

Österreich versucht derzeit andere, weniger<br />

betroffene Länder für eine Beibehaltung<br />

der Verbote zu gewinnen, heißt es in<br />

Brüssel. Sollte tatsächlich eine qualifizierte<br />

Mehrheit gegen die Aufhebung der<br />

Verbote bei den Umweltministern zustande<br />

kommen, wäre der Kommissionsvorstoß<br />

vom Tisch und die Importverbote<br />

könnten beibehalten werden.<br />

Hintergrund der<br />

Kommissionsentscheidung<br />

Die <strong>EU</strong>-Kommission versucht bereits zum<br />

wiederholten Mal, Österreich sowie Frankreich,<br />

Deutschland, Griechenland und Luxemburg<br />

zur Aufhebung ihrer nationalen<br />

Gentech-Verbote zu zwingen. Bereits im<br />

November 2004 ließ die Kommission im<br />

zuständigen <strong>EU</strong>-Ausschuss über die Verbote<br />

abstimmen. Eine klare Mehrheit der<br />

Mitgliedstaaten hatte damals Sicherheitsbedenken.<br />

Um die Kommission in die<br />

Schranken zu weisen, hätte es aber eine<br />

Zwei-Drittel-Mehrheit gebraucht, und diese<br />

Mehrheit wurde knapp verfehlt. Damit<br />

geht die Angelegenheit nun an den Rat<br />

der Umweltminister. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Greenpeace Österreich, Susanne<br />

Fromwald, Siebenbrunnengasse 44,<br />

A-1050 Wien<br />

Tel. 0043 1 / 5454580<br />

eMail: service@greenpeace.at<br />

www.greenpeace.at


Agrarpolitik, Gentechnik �<br />

Gentechnikfreie Regionen<br />

fordern <strong>EU</strong>-Anerkennung<br />

Konferenz veröffentlicht zehn<br />

Koexistenz-Prinzipien<br />

Am 17. Mai fand in Brüssel eine Konferenz<br />

statt, auf der die Europäischen Regionen<br />

ihre Mitwirkung und ihren Einfluss<br />

einforderten, wenn es um den Anbau von<br />

gentechnisch veränderten Sorten geht.<br />

Die Versammlung der Regionen Europas 1<br />

und die Umweltorganisation Friends of the<br />

Earth Europe veröffentlichten zum Abschluss<br />

der Konferenz zehn Prinzipien für<br />

eine erforderliche Gesetzgebung zur Koexistenz<br />

und zur Prävention von Verunreinigungen.<br />

Wachsendes Netzwerk - über 160<br />

gentechnikfreie Regionen <strong>EU</strong>-weit<br />

Inzwischen ist die Anzahl gentechnikfreier<br />

Regionen auf 162 gestiegen. Über 4.500<br />

lokale Verwaltungen und kleinere Gebiete<br />

in Europa fordern scharfe Beschränkungen<br />

für den kommerziellen Anbau von<br />

gentechnisch veränderten Pflanzen. Die<br />

Regionen sind besorgt um die Qualität ihrer<br />

Landwirtschaft und ihrer Nahrungsprodukte.<br />

(du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

BUND, Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer,<br />

Am Köllnischen Park 1,<br />

10179 Berlin<br />

Tel. 030 / 27586-456, Fax -440<br />

eMail: heike.moldenhauer@bund.net<br />

www.foeeurope.org/press/2005/<br />

10_principles_EN.pdf<br />

www.gmofree-europe.org<br />

1 Versammlung der Regionen Europas (VRE), Assembly<br />

of European Regions (AER), vereint 250<br />

Regionen aus 30 Ländern und 12 interregionale<br />

Organisationen. www.a-e-r.org/de<br />

Bt10-Skandal nun auch in<br />

Japan<br />

Bereits zwei Kontaminationsfälle mit<br />

gentechnisch verändertem Mais<br />

Das japanische Landwirtschaftsministerium<br />

(MAFF) hat Anfang Juni bekannt gegeben,<br />

dass der nicht zugelassene und<br />

giftige Bt10-Mais der Firma Syngenta im<br />

Hafen von Tomakomai auf Hokkaido entdeckt<br />

wurde. Er war mit einer 822 Tonnen<br />

umfassenden Lieferung von Futtermais<br />

aus den USA vermischt. Dies ist bereits<br />

die zweite Entdeckung einer Kontamination,<br />

nachdem bereits am 26. Mai im Hafen<br />

von Nagoya eine Schiffsladung sichergestellt<br />

wurde, so ein Bericht der britischen<br />

Umweltorganisation "GM Free Cymru".<br />

Misstrauen der japanischen Regierung<br />

gegenüber US-Genmais wächst<br />

Das MAFF prüft jetzt die Einführung<br />

grundsätzlicher, strengerer Kontrollen aller<br />

eintreffenden Futtermaisladungen oder<br />

von auf Mais basierenden Futtermitteln.<br />

Das Ministerium hatte die USA bereits Ende<br />

März aufgefordert, strengere Maßnahmen<br />

zu ergreifen, damit weitere kontaminierte<br />

Lieferungen ausgeschlossen<br />

werden können. Die US-Regierung hatte<br />

darauf nicht reagiert.<br />

Ergebnisse von 20 Stichproben stehen<br />

noch aus<br />

Die US-Botschaft in Japan hatte das MAFF<br />

über den "versehentlichen" Anbau von<br />

Bt10 informiert. Daraufhin ordnete das<br />

Ministerium eine Überprüfung an. Mehrere<br />

Teams führten an 25 Stellen Probeuntersuchungen<br />

durch. Bis jetzt sind nur die<br />

Ergebnisse von fünf Untersuchungen bekannt,<br />

von denen zwei das Vorkommen<br />

von Bt10 feststellten.<br />

US-Importeur trägt Kosten für<br />

Entsorgung der verseuchten Ladungen<br />

Im japanischen Recht trägt der Importeur<br />

die Kosten, falls ein einzuführendes Gut<br />

entsorgt werden muss, wenn es nicht den<br />

japanischen Bestimmungen entspricht.<br />

Das MAFF kündigte bereits die Entsorgung<br />

des kontaminierten Maises an.<br />

Hintergrund Bt10<br />

Zwischen 2000 und 2004 wurde Bt10-<br />

Mais "versehentlich” auf rund 37.000<br />

Hektar in den USA angebaut. Dies führte<br />

zu einer massiven Kontamination der globalen<br />

Futtermais und Maisproduktbestände.<br />

Auch in die <strong>EU</strong> waren tausende von<br />

Tonnen kontaminierten Maises eingeführt<br />

worden. Die <strong>EU</strong> hatte als Reaktion einen<br />

Importstopp auf alle Maislieferungen verordnet,<br />

der inzwischen aber wieder aufgehoben<br />

wurde.<br />

Lebensmittelbestände bereits<br />

kontaminiert?<br />

Die gentechnik-kritische NGO GM Free<br />

Cymru stellte in Zusammenhang zu den<br />

neuen Funden die Frage, warum importierende<br />

Länder keine verbindlicheren Garantien<br />

und wissenschaftlichen Beweise<br />

für die Unbedenklichkeit der US- Maislieferungen<br />

einforderten. Immerhin müsse<br />

damit gerechnet werden, dass durch den<br />

Bt10-Skandal auch Lebensmittelbestände<br />

kontaminiert wurden. Dies sei eine direkte<br />

Bedrohung für den Verbraucher. Deshalb<br />

seien alle Regierungen verpflichtet, ihre<br />

Bürger zu schützen, so GM Free Cymru.<br />

(du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

GM Free Cymru, Dr. Brian John, Gentechnik-Experte<br />

Tel. 0044 1239 / 820470<br />

eMail: support@gmfreecymru.org.uk<br />

www.gmfreecymru.co.uk<br />

Quelle: GM Free Cymru/The Japan Agricultural<br />

News 4.6.2005<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 21


Agrarpolitik, Gentechnik �<br />

Indien: Monsanto darf keine<br />

Gen-Baumwolle vermarkten<br />

Bundesstaat Andhra Pradesh verärgert<br />

über schlechte Erträge<br />

Die Regierung des indischen Bundesstaats<br />

Andhra Pradesh hat dem amerikanischen<br />

Konzern Monsanto untersagt,<br />

seine gentechnisch veränderte Baumwollsorte<br />

zu vermarkten. Damit reagiert die<br />

Regierung auf die - entgegen den Versprechen<br />

Monsantos - durchgängig<br />

schlechten Erträge der Sorte und die darauf<br />

folgende Weigerung Monsantos, Entschädigungen<br />

zu zahlen. So berichtete die<br />

indische Tageszeitung Financial Express<br />

Anfang Juni.<br />

Regierung untersagt alle weiteren<br />

Feldversuche<br />

Es ist vielleicht das erste Mal, dass eine<br />

indische Regierung einem Unternehmen<br />

grundsätzlich untersagt hat, seine Produkte<br />

zu vermarkten. Dem indischen<br />

Landwirtschaftskommissar Poonam Malakondiah<br />

zufolge ist es Monsanto sogar<br />

untersagt, Feldversuche zu unternehmen.<br />

Und das, obwohl die Firma bereits Anträge<br />

auf die Untersuchung von zwei weiteren<br />

Baumwollsorten gestellt hat.<br />

Negative wirtschaftliche Folgen für<br />

Monsanto erwartet<br />

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen<br />

Monsanto und der Regierung von Andhra<br />

Pradesh traten erst dann offen zu Tage,<br />

als die Firma sich weigerte, die Kompensation<br />

an geschädigte Farmer in mehreren<br />

Distrikten zu zahlen. Dass der Fall<br />

sich in Folge aber auch ökonomisch für<br />

Monsanto negativ auswirken wird, sehen<br />

laut dem Financial Express auch Industriekreise:<br />

Denn Andhra Pradesh gilt als<br />

die "Kornkammer Indiens" und ist somit<br />

der Schlüssel zum indischen Saatgutmarkt.<br />

(du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quelle: Financial Express India,<br />

04.06.05<br />

www.financialexpress.com/<br />

fe_full_story.php?content_id=92868<br />

22 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

US-Militärregierung setzt<br />

Gentechnik im Irak durch<br />

Parlament führt Agro-Gentechnik per<br />

Gesetz ein<br />

Im Irak wird die übliche Wiederaussaat eines<br />

Teils der Ernte durch neue, von der<br />

US-Militärregierung entwickelte Gesetze<br />

faktisch verboten und stattdessen patentiertes<br />

oder geschütztes Saatgut von<br />

Konzernen wie Monsanto, Bayer oder<br />

Syngenta auf den irakischen Markt gedrückt.<br />

Darüber hatten die Umwelt- und<br />

Entwicklungsorganisationen "Focus on the<br />

Global South" und GRAIN bereits im Oktober<br />

2004 die Weltöffentlichkeit informiert.<br />

Das entscheidende Gesetz ist inzwischen<br />

vom irakischen Parlament ratifiziert worden.<br />

Erlass 81 - "Lex Monsanto" droht<br />

Bauern drastische Strafen an<br />

In das ursprüngliche irakische Patentgesetz<br />

wurde ein völlig neuer Abschnitt über<br />

den "Schutz neuer Pflanzensorten" eingefügt.<br />

Der Nachbau dieser neuen Sorten ist<br />

nun strikt verboten. Gleichzeitig werden<br />

den Bauern drakonische Strafen für die<br />

Verletzung des Nachbauverbotes, Handel<br />

oder Aufbewahrung geschützter Pflanzensorten<br />

angedroht. Und schließlich wird<br />

in Erlass 81 ausdrücklich der Einsatz von<br />

gentechnisch veränderten Pflanzen gestattet.<br />

Erlass 81 sei eine Kriegserklärung<br />

an die irakischen Landwirte und gehe<br />

auch weit über das Internationale Übereinkommen<br />

zum Schutz von Pflanzenzüchtungen<br />

(UPOV) hinaus, so GRAIN.<br />

Freie Märkte für Iraks Landwirtschaft?<br />

Wer profitiert?<br />

Die "Reform" der Landwirtschaft wird vor<br />

allem von der US-Agentur für internationale<br />

Entwicklung (USAID) vorangetrieben.<br />

Kritische Beobachter aus Nord-Süd- Organisationen<br />

vermuten, dass es das Ziel von<br />

USAID ist, den Markt für US- Agrarkonzerne<br />

zu ebnen. Von einigen wird der Erlass<br />

81 aber auch als Strategie der USA angesehen,<br />

nach Abzug der Truppen die Abhängigkeit<br />

irakischer Landwirte von US-<br />

Saatgutkonzernen zu sichern. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

GRAIN, Girona 25, pral., E-08010, Barcelona,<br />

Spanien<br />

Tel. 0034 / 933011381<br />

eMail: grain@grain.org<br />

www.grain.org/front


Chemikalien, Emissionen �<br />

REACH kommt langsam in<br />

Entscheidungsphase<br />

<strong>EU</strong>-Wettbewerbsrat: 50 Studien<br />

ausreichend für weitere Schritte<br />

Der <strong>EU</strong>-Wettbewerbsrat hat sich am 6. Juni<br />

für eine starke Europäische Chemie-<br />

Agentur mit Sitz in Helsinki ausgesprochen,<br />

die das Netzwerk nationaler Agenturen<br />

koordinieren soll. So sollen die nationalen<br />

Agenturen zwar eigene Kapazitäten<br />

behalten, die gesammelten Daten sollen<br />

jedoch zentral gebündelt und verwaltet<br />

werden. Auch über die erfolgten Studien<br />

(impact assessments) wurde debattiert.<br />

50 Studien sollten ausreichen, um Entscheidungen<br />

treffen zu können, beschrieb<br />

Wirtschaftsminister Jeannot Krecké, der<br />

als Luxemburger den Ratsvorsitz innehatte,<br />

die Meinung "der Präsidentschaft und<br />

der Mehrheit der Minister".<br />

Zwar könne nicht davon ausgegangen<br />

werden, dass der Informationsstand perfekt<br />

sei, aber die Zeit für die nötigen politischen<br />

Schlussfolgerungen mit Blick auf<br />

die Realisierbarkeit der geplanten <strong>EU</strong>-<br />

Chemikalienverordnung REACH 1 sei gekommen.<br />

Es habe noch nie so viele Untersuchungen<br />

über die Auswirkung einer Gesetzesregelung<br />

gegeben wie für diese<br />

Verordnung. Der von Rat und Parlament<br />

zu treffende Beschluss müsse die Auswirkungen<br />

der neuen Regelung auf kleine<br />

und mittlere Unternehmen, auf Produzenten<br />

und Importeure sowie die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Europäischen Union<br />

beachten.<br />

Der Umweltministerrat wollte am 24. Juni<br />

(nach Redaktionsschluss) über die Genehmigung<br />

von Chemikalien debattieren.<br />

(jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quelle: www.eu2005.lu/en/actualites/<br />

communiques/2005/06/06reach/<br />

index.html<br />

1 Registration, evaluation and authorisation of chemicals<br />

- Registrierung, Bewertung und Genehmigung<br />

von Chemikalien<br />

Mehr Gift in der Nahrung dank<br />

<strong>EU</strong>-Harmonisierung<br />

<strong>EU</strong> erhöht Grenzwerte von 33<br />

besonders gefährlichen Pestiziden<br />

Seit 2001 wurden <strong>EU</strong>-weit die Grenzwerte<br />

von 33 besonders gefährlichen Spritzmitteln<br />

erhöht. Darunter sind auch Mittel, die<br />

das Erbgut schädigen können und die als<br />

krebserregend, hormonell wirksam, fortpflanzungsschädigend<br />

oder besonders<br />

giftig für die Umwelt eingestuft werden.<br />

Das geht aus einer Anfang Juni veröffentlichten<br />

Untersuchung hervor, die im Auftrag<br />

des Greenpeace-EinkaufsNetzes erstellt<br />

wurde.<br />

Bis zu 300-fache Anhebung der<br />

Grenzwerte<br />

Seit dem Jahr 2001 wurden durch <strong>EU</strong>-<br />

Gesetzgebung bei insgesamt 126 Pestizid-Wirkstoffen<br />

die in Deutschland für<br />

pflanzliche Lebensmittel geltenden Grenzwerte<br />

angehoben. Das nennt man "Harmonisierung",<br />

die Angleichung nationaler<br />

Gesetze an einheitliches <strong>EU</strong>-Recht. Leider<br />

entscheidet sich die Kommission meistens<br />

für den schwächeren Standard. 33 der<br />

untersuchten Spritzmittel gelten für<br />

Mensch und Umwelt als hoch gefährlich.<br />

Wie aus der Greenpeace- Untersuchung<br />

hervorgeht, ist jedes davon in mindestens<br />

drei von insgesamt zwölf ausgewerteten<br />

international anerkannten "Schwarzen Listen"<br />

für besonders gefährliche Chemikalien<br />

aufgeführt. Doch selbst für diese Gifte<br />

wurden die Höchstmengen teil 300-fach<br />

erhöht.<br />

"Klarer Fall von Interessenpolitik"<br />

"Anstatt gefährliche Pestizide zu verbieten,<br />

erhöhen die staatlichen Verbraucherschützer<br />

die Grenzwerte und servieren<br />

uns Lebensmittel mit immer höherem Giftgehalt.<br />

So werden zwar die Interessen der<br />

Chemieindustrie und besonders spritzwütiger<br />

Landwirte geschützt, aber die Gesundheit<br />

der Verbraucher bleibt auf der<br />

Strecke", sagt Manfred Krautter, Chemieexperte<br />

von Greenpeace. "Nur von Bio-<br />

Ware können Verbraucher heute pestizidfreie<br />

Qualität erwarten."<br />

Initiative der deutschen Regierung in<br />

Brüssel gefordert<br />

Greenpeace fordert Verbraucherministerin<br />

Renate Künast auf, eine Initiative zum<br />

Verbot von gefährlichen Pestizidwirkstoffen<br />

in der <strong>EU</strong> zu starten. Die zulässigen<br />

Höchstmengen für Pestizide müssen unverzüglich<br />

auf den Vorsorgewert von 0,01<br />

Milligramm pro Kilogramm gesenkt werden.<br />

Ab diesem Wert können Labore die<br />

Belastung nachweisen.<br />

Hintergrund: Wie giftig sind die<br />

Pestizide?<br />

Als "höchst gefährlich" stuft die Weltgesundheitsorganisation<br />

beispielsweise das<br />

Insektizid Methomyl ein, die <strong>EU</strong> listet es<br />

als "hormonell wirksam". Die Grenzwerte<br />

für Methomyl wurden dennoch in Mandarinen<br />

und Zitronen um das 20-fache und<br />

in Tomaten und Pflaumen um das 10fache<br />

angehoben. Von Dimethoat, einem<br />

Insektizid der BASF, darf in Kirschen künftig<br />

20-mal und in Frühlingszwiebeln 40mal<br />

mehr enthalten sein, obwohl es das<br />

internationale Pestizid-Aktions-Netzwerk<br />

als "besonders schädlich für Mensch und<br />

Umwelt" einstufte. Dimethoat kann die<br />

Entwicklung des Kindes im Mutterleib stören<br />

und steht im Verdacht, Krebs auszulösen.<br />

Greenpeace fordert mehr Transparenz<br />

in <strong>EU</strong>-Entscheidungsprozessen<br />

Verantwortlich für die Festlegung der Pestizid-Höchstmengen<br />

sind die <strong>EU</strong>-<br />

Kommission und das deutsche Verbraucherministerium.<br />

Deren Entscheidungsgrundlagen<br />

bleiben jedoch geheim: Wissenschaftlichen<br />

Untersuchungen, Stoffdaten<br />

und <strong>EU</strong>-interne Entscheidungsprozesse<br />

zur Festlegung von Pestizid-<br />

Höchstmengen sind bislang für die Öffentlichkeit<br />

weitgehend unzugänglich. Greenpeace<br />

fordert, dass die Unterlagen und<br />

die Entscheidungswege zur Festsetzung<br />

von Pestizidhöchstmengen in Deutschland<br />

und der <strong>EU</strong> öffentlich gemacht werden. �<br />

Autor: Daniel Unsöld, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Greenpeace Deutschland, Chemieexperte<br />

Manfred Krautter, Große Elbstr.<br />

39, 22767 Hamburg<br />

Tel. 040 / 30618-358<br />

Untersuchungsbericht (1,85 MB):<br />

http://de.einkaufsnetz.org/download/<br />

17956.pdf<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 23


Chemikalien, Emissionen �<br />

Verbot von Quecksilber in<br />

Messgeräten gefordert<br />

Nicht nur Elektrogeräte enthalten<br />

giftige Schwermetalle<br />

Umwelt- und Gesundheitsorganisationen<br />

haben die <strong>EU</strong>-Kommission aufgefordert,<br />

ihre Vorschläge für den Gebrauch von<br />

Quecksilber in nicht-elektrischen und<br />

nicht-elektronischen Mess- und Kontrollgeräten<br />

zu verschärfen. Das Quecksilberverbot<br />

müsse für alle Geräte und Materialien<br />

gleichermaßen gelten. Ausnahmen<br />

dürften nur für eine begrenzte Zeit und<br />

auch nur dort zugelassen werden, wo es<br />

keine Alternativen gebe.<br />

Umweltverbände fordern generelles<br />

Vermeidungsgebot<br />

Die Kommission hatte ein Arbeitspapier<br />

für einen Vorschlag zur Erweiterung einer<br />

Richtlinie entwickelt, das den Vertrieb bestimmter<br />

quecksilberhaltiger Messgeräte<br />

beschränken soll. Im Vorschlag steht ein<br />

Vermarktungsverbot von (neuen) Fieberthermometern<br />

und anderen quecksilberhaltigen<br />

Geräten für den Alltagsgebrauch<br />

(z. B. Barometer, Blutdruckmessgeräte).<br />

Elena Lymberidi, die die "Zero Mercury"-<br />

Kampagne des Europäischen Umweltbüros<br />

koordiniert, hält diesen Vorschlag für<br />

nicht weit gehend genug: "Die <strong>EU</strong> sollte<br />

nicht versuchen, jeden einzelnen möglichen<br />

Gebrauch in jedem denkbaren Gerät<br />

vorherzusehen, sondern unter der Grundannahme<br />

handeln, dass jeglicher<br />

Gebrauch von Quecksilber in Produkten<br />

generell gefährlich und unnötig ist." Wer<br />

Quecksilber zukünftig in seinen Produkten<br />

verwenden will oder muss, weil es keine<br />

Alternativen gibt, müsse dann um eine<br />

Spezialerlaubnis bitten. So liege die Beweislast<br />

<strong>beim</strong> Hersteller - wie es in einigem<br />

Mitgliedstaaten auch schon der Fall<br />

sei. Schätzungsweise über 33 Tonnen des<br />

giftigen Schwermetalls werden in der <strong>EU</strong><br />

jährlich für Messgeräte verwendet. Rund 8<br />

Tonnen pro Jahr gelangen über die Luft in<br />

die Umwelt, etwa 27 Tonnen enden aus<br />

Altgeräten auf dem Müll. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäisches Umweltbüro (EEB), Elena<br />

Lymberidi, Quecksilber-Kampagne,<br />

Boulevard de Waterloo 34, B-1000<br />

Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 2891301<br />

eMail: mercury@eeb.org<br />

www@eeb.org<br />

24 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Frühgeborene durch Intensiv-<br />

Medizin hochbelastet<br />

US-Studie: 50-mal höhere Phthalat-<br />

Werte bei Säuglingen<br />

Das Europäische Gesundheits- und Umwelt-Netzwerk<br />

(EEN) und die Organisation<br />

"Gesundheitsvorsorge ohne Gefahr" haben<br />

Anfang Juni auf eine Besorgnis erregende<br />

Studie der Universität von Harvard<br />

in den USA hingewiesen. Demnach sind im<br />

Urin von intensivmedizinisch behandelten<br />

Frühgeburten teilweise 50-mal höhere<br />

Werte von Di-2-Ethylhexyl-Phthalaten<br />

(DEHP) zu finden als im Durchschnitt bei<br />

Vergleichstests der Normalbevölkerung.<br />

DEHP steht im Verdacht, die Fruchtbarkeit<br />

von männlichen Säuglingen zu schädigen.<br />

<strong>EU</strong>-weit keine bindenden Gesetze,<br />

keine Kennzeichnungspflicht<br />

DEHP wird als Weichmacher in medizinischen<br />

Geräten und Materialien aus Vinylplastik<br />

(PVC) benutzt, kann aber in den<br />

menschlichen Organismus übergehen. Bis<br />

jetzt existieren in der <strong>EU</strong> noch keine bindenden<br />

Regeln, um besonders gefährdete<br />

Personengruppen vor diesem Stoff zu<br />

schützen. Gegenproben in einem Bostoner<br />

Krankenhaus, in dem weitgehend ohne<br />

DEHP-haltiges Material gearbeitet<br />

wurde, ergaben geringere Konzentrationen.<br />

Nur einige wenige Krankenhäuser in<br />

Schweden, Dänemark, Deutschland, Österreich<br />

und den Niederlanden haben bisher<br />

auf DEHP-freie Gerätschaften umgestellt.<br />

Die beiden Gesundheitsorganisationen<br />

fordern verbindliche Gesetzesreglungen<br />

und eine Kennzeichnungspflicht auf<br />

den medizinischen Materialien, damit eine<br />

bewusste Auswahl überhaupt erst möglich<br />

wird. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

European Public Health Alliance Environment<br />

Network (EEN), Génon Jensen,<br />

Geschäftsführer, Rue dÁrlon 39-<br />

41, B-1000 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 23338-85, Fax -80<br />

eMail: genon@env-health.org<br />

www.env-health.org<br />

Health Care Without Harm Europe<br />

(HCWH), Cestmir Hrdinka, Executive<br />

Director, Prag<br />

Tel. 00420 2 / 22781471<br />

eMail: cestmir.hrdinka@hcwh.org<br />

www.hcwh.org<br />

Weichmacher in Kleinkinder-<br />

Spielzeug bald verboten<br />

Endgültige Regelung steht noch aus<br />

Haben Sie schon mal versucht, ein zweijähriges<br />

Kind daran zu hindern, Dinge in<br />

den Mund zu stecken, z. B. die Spielsachen<br />

des älteren Bruders? Wenn es nach<br />

dem Rat der Wirtschaftsminister (<strong>EU</strong>R<br />

11.04, S. 17) und dem Berichterstatter<br />

des <strong>EU</strong>-Parlaments Antonios Trakatellis<br />

(Konservative, Griechenland) geht, sollen<br />

die Verbote dreier Weichmacher (Phthalate)<br />

nur für Kleinkinderspielzeug (0-3 Jahre)<br />

gelten, auf dem Spielzeug älterer Kinder<br />

(3-6 Jahre) dagegen soll es lediglich<br />

einen Warnhinweis geben.<br />

Ab drei Jahre weniger gefährdet?<br />

Der Wirtschaftsministerrat hatte im September<br />

2004 einstimmig beschlossen, in<br />

allen Spielzeugen das Zufügen der die<br />

Fruchtbarkeit schädigenden Stoffe Di-(2ethylhexyl-)Phthalat<br />

(DEHP), Benzylbutylphthalat<br />

(BBP) und Dibutylphthalat<br />

(DBP) zu verbieten. Die Zusatzstoffe Diisononylphthalat<br />

(DINP), Diisodecylphthalat<br />

(DIDP) und Dinoctylphthalat (DNOP)<br />

dagegen sollen speziell in Artikeln für unter<br />

Dreijährige verboten werden.<br />

Verbot für Duftstoffe in<br />

Phthalate-Spielzeug?<br />

In der ersten Lesung vor vier Jahren hatte<br />

das Parlament noch das Verbot aller genannten<br />

Weichmacher in allen Spielzeugen<br />

gefordert. Im aktuellen Trakatellis-<br />

Bericht wird dagegen angeregt, dem Ministerratsbeschluss<br />

zu folgen. Allerdings<br />

werden zusätzliche Kontrollen und Warnhinweise<br />

für Spielzeug gefordert, das<br />

DINP, DIDP und DNOP enthält. Der maximale<br />

Grenzwert für unabsichtlich enthaltene<br />

Phthalate solle bei 0,05 % statt<br />

0,1 % des Spielzeuggewichts liegen. Darüber<br />

hinaus sollen Duftstoffe in den Spielzeugen,<br />

die einen der Weichmacher enthalten,<br />

verboten werden. Duftstoffe machen<br />

Spielzeug besonders "anziehend" für<br />

Kleinkindermünder. �<br />

Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Quelle: Environment Daily, 24.05.05<br />

Bericht/Änderungsanträge:<br />

www.europarl.eu.int/meetdocs/<br />

2004_2009/documents/PR/566/<br />

566747/566747de.pdf


Chemikalien, Emissionen �<br />

Innenraumluft bisher ohne<br />

<strong>EU</strong>-Priorität<br />

Vielfältige Schadstoffemissionen<br />

gefährden die Gesundheit<br />

Die Verbesserung der Innenraumluftqualität<br />

gewinnt als eigenständiger Politikbereich<br />

an Bedeutung, verbringen die Menschen<br />

doch im Durchschnitt 80 bis 90<br />

Prozent ihrer Lebenszeit in Innenräumen.<br />

Dabei sind sie vielfältigen Schadstoffemissionen<br />

wie Tabakrauch, Emissionen aus<br />

Bauprodukten und Einrichtungsgegenständen,<br />

Haushaltschemikalien oder Bioziden<br />

ausgesetzt. Die Innenraumproblematik<br />

ist komplex.<br />

Ziele des Bundesumweltministeriums<br />

Das Bundesumweltministerium (BMU) verfolgt<br />

zur Zeit auf <strong>EU</strong>-Ebene zwei Ziele:<br />

- Der <strong>EU</strong>-Ministerrat soll sich formal mit<br />

der Kommissionsmitteilung zum Europäischen<br />

Umwelt- und Aktionsplan 2004-<br />

2010 (SCALE 1) befassen, um eine europäische<br />

Initiative um Innenraumluftbelastungen<br />

anzuschieben;<br />

- Herausstellung verschärfter Anforderungen<br />

an Baustoffe und Innenraumprodukte<br />

bezüglich ihres Ausgasverhaltens<br />

(soweit gesundheitsschädlich) in Innenräumen<br />

und damit einhergehend eine<br />

europaweite Harmonisierung eines in<br />

Deutschland entwickelten Mess- und<br />

Bewertungsverfahrens (sog. AgBB-<br />

Schema) 2.<br />

Diskussionsstand in Europa<br />

Die Verbesserung der Innenraumluftqualität<br />

erfordert umfassende Initiativen auf allen<br />

Handlungsebenen unter Einschluss<br />

der Produktions- wie der Verbraucherseite.<br />

Auch europaweit und international gewinnt<br />

das Thema an Bedeutung, wenn<br />

gleich es noch an konkreten Umsetzungsverabredungen<br />

mangelt. Die Ministerkonferenz<br />

der Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) in Budapest im Juni 2004 hat hier<br />

ebenso Impulse gesetzt wie die <strong>EU</strong>-<br />

Kommission mit ihrem Europäischen Umwelt-<br />

und Aktionsplan 2004-2010 (SCALE,<br />

Juni 2004). Auf der internationalen Umwelt-<br />

und Gesundheitskonferenz in Egmond<br />

aan Zee (Niederlande) hat sich eine<br />

Mehrheit der <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten und Vertreter<br />

der Zivilgesellschaft für eine euro-<br />

1 www.europa.eu.int/comm/environment/health/<br />

pdf/com2004416_de.pdf<br />

2 Siehe hierzu diverse Papiere auf der BMU- Homepage,<br />

u.a.: www.bmu.de/gesundheit/und/umwelt/<br />

doc/6949.php<br />

päische Initiative zum Innenraum ausgesprochen.<br />

Das Europäische Parlament<br />

forderte im Februar 2005 die Kommission<br />

u. a. auf, ein Grünbuch zum Innenraum<br />

vorzulegen.<br />

WHO-Prozess: Länderberichte bis<br />

2007, Überprüfung 2009<br />

Im WHO-Rahmen geht es darum, die Budapester<br />

Ministererklärung und das WHO-<br />

Kinderaktionsprogramm (CEHAPE) bis zur<br />

Überprüfungskonferenz im Jahr 2009 umzusetzen.<br />

Die Mitgliedstaaten sind gehalten,<br />

bis 2007 entsprechende Länderberichte<br />

vorzulegen. Deutschland tut dies<br />

über APUG-Projekte 3 (z. B. Handbuch Lokale<br />

Agenda 21) bzw. über die Verfolgung<br />

spezifischer umweltpolitischer Maßnahmen<br />

gegen Feinstaub oder Lärm sowie<br />

die neue <strong>EU</strong>-Chemikalienpolitik.<br />

Innenraum keine Priorität, bisher kein<br />

<strong>EU</strong>-Konzept<br />

Im europäischen Rahmen hat die Generaldirektion<br />

Umwelt (DG ENV) der <strong>EU</strong>-<br />

Kommission eine "Roadmap" zur Umsetzung<br />

des Aktionsplans 2004-2010 bis<br />

Ende Dezember 2006 vorgesehen mit<br />

den Schwerpunkten Humanes Biomonitoring<br />

sowie Forschungsaktivitäten zu Umwelt<br />

und Gesundheit. Der Innenraum hat<br />

für DG ENV bisher leider keine Priorität. In<br />

diese Umsetzungspläne sind informell<br />

auch die Mitgliedsländer sowie die NGOs<br />

(über das sog. Konsultativforum) eingebunden.<br />

Die <strong>EU</strong>-Kommission hat bislang<br />

kein überzeugendes Konzept zur Verbesserung<br />

der Innenraumluftqualität vorgelegt.<br />

Daher muss der Prozess für ein<br />

künftig europaweit rechtlich bindendes Instrument<br />

nunmehr über konkrete Projekte<br />

aus den Mitgliedstaaten angestoßen werden.<br />

AgBB-Schema anwendungsreif bei<br />

Bauprodukten<br />

Das in Deutschland entwickelte AgBB-<br />

Schema 4 ist wichtig für Europa. Trotz der<br />

laufenden Prüfungen hat es u. E. bereits<br />

Anwendungsreife mit belastbaren Ergebnissen<br />

für einzelne Bauprodukte erreicht.<br />

Es besitzt zudem mittlerweile einen hohen<br />

Akzeptanzgrad, da es in Zusammenarbeit<br />

mit den verschiedenen Interessengruppen<br />

entwickelt wurde und Inverkehrbringer<br />

3 Aktionsprogramm Umwelt und Gesundheit (APUG)<br />

4 Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von<br />

Bauprodukten (AgBB)<br />

von Bauprodukten begonnen haben, das<br />

AgBB-Schema zu nutzen.<br />

Deutschland will formalen<br />

Ratsbeschluss vorantreiben<br />

Deutsches Interesse bleibt eine<br />

schnellstmögliche Befassung der <strong>EU</strong>- Ministerratsebene<br />

(Umwelt oder Gesundheit)<br />

mit Verabschiedung formaler Rats-<br />

Schlussfolgerungen zum Thema Innenraumluftverschmutzung.<br />

Eine formale<br />

Ratsbeteiligung mit politischen Schlussfolgerungen<br />

hat seit Verabschiedung der<br />

SCALE-Mitteilung und ihrer Vorstellung<br />

durch die <strong>EU</strong>-Kommission im Juni 2004<br />

nicht stattgefunden, sie ist jedoch notwendig<br />

und dringlich. Informelle Treffen<br />

der <strong>EU</strong>-Kommission mit den Mitgliedstaaten<br />

reichen nicht aus, denn im Bereich<br />

Umwelt und Gesundheit werden die<br />

Schwerpunktsetzungen von den Beteiligten<br />

politisch unterschiedlich bewertet. Nötigenfalls<br />

werden wir die politische Entscheidungsfindung<br />

im Rahmen der deutschen<br />

<strong>EU</strong>-Ratspräsidentschaft (erstes<br />

Halbjahr 2007) anschieben.<br />

Doppelarbeit vermeiden,<br />

<strong>EU</strong>-Aktivitäten sinnvoll bündeln<br />

Das BMU begrüßt, dass die <strong>EU</strong>- Kommission<br />

als Regionalorganisation auf WHO-<br />

Ebene an den Arbeiten zu Umwelt und<br />

Gesundheit mitwirkt. Wir wollen jedoch<br />

Doppelarbeiten und Inkohärenz mit sonstigen<br />

laufenden politischen Projekten sowie<br />

Abgrenzung der europäischen Gemeinschaftsaktivitäten<br />

zu laufenden WHO-<br />

Aktivitäten vermeiden. Nur solche Vorhaben<br />

zu Umwelt und Gesundheit sollten<br />

durch die Gemeinschaft gefördert werden,<br />

die einen Mehrwert für die <strong>EU</strong> aufweisen.<br />

Die Generaldirektionen Gesundheit (DG<br />

SANCO) sowie Forschung und Technologie<br />

(DG RTD) verfügen über einzelne Innenraumprojekte.<br />

Mit diesen Generaldirektionen<br />

sowie mit der Generaldirektion Unternehmen<br />

(DG ENTR), die zuständig ist für<br />

die Bauprodukten-Richtlinie, ist das BMU<br />

in Kontakt, um ein europäisches Tätigwerden<br />

zu initiieren. Für das von der <strong>EU</strong>-<br />

Kommission (DG RTD) voraussichtlich Ende<br />

diesen Jahres zu verabschiedende 7.<br />

Forschungsrahmenprogramm 2007-2013<br />

(FP7) haben wir erreichen können, dass<br />

die Bundesregierung als eine Priorität das<br />

Problem Innenraumluftqualität anmeldet.<br />

Weitere Schritte<br />

Soweit die Harmonisierung des AgBB-<br />

Schemas betroffen ist, beabsichtigen wir<br />

noch dieses Jahr, das Schema nach Che-<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 25


Chemikalien, Emissionen �<br />

mikalienrecht mit Ausweisung der betroffenen<br />

Produkte zu notifizieren. In Brüssel<br />

liegt seit Mai bereits eine Notifizierung<br />

des Schemas zusammen mit Zulassungsgrundsätzen<br />

für Bauprodukte durch das<br />

Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt)<br />

vor 1, der jedoch noch die wissenschaftliche<br />

Begründung fehlt. Wir arbeiten gegenwärtig<br />

an dieser wissenschaftlichen<br />

Begründung.<br />

Mögliche Betätigungsfelder der<br />

Zivilgesellschaft<br />

NGOs könnten uns dabei unterstützen,<br />

- die britische Ratspräsidentschaft davon<br />

zu überzeugen, eine Ratsbehandlung<br />

(z.B. im Umweltministerrat am 5. Dezember<br />

2005) zu veranlassen mit dem<br />

Ziel kurzer Schlussfolgerungen zur Umsetzung<br />

des Budapest Prozesses (WHO)<br />

sowie zum SCALE-Aktionsplan im Lichte<br />

der jüngsten Entwicklungen;<br />

- einen umfassenden mittelfristigen Politikansatz<br />

für Luftqualität im Innenraum<br />

zu fordern, mit der Aufforderung an die<br />

<strong>EU</strong>-Kommission zur Vorlage eines Grünbuchs<br />

(besser: Weißbuch!) [siehe Kasten]<br />

über die besonderen Probleme der<br />

Schadstoffbelastung in Haushalten, sowie<br />

- europaweit über die Vorteile des AgBB-<br />

Schemas zu informieren und mitzuhelfen,<br />

Anreize für eine erweiterte Anwendung<br />

und Akzeptanz zu schaffen und<br />

gleichzeitig den Druck auf DG ENTR zu<br />

erhöhen, europaweit tätig zu werden. �<br />

Gastautor: Uwe Lahl, Ministerialdirektor<br />

Bundesumweltministerium<br />

• Weitere Informationen<br />

Bundesumweltministerium (BMU), Dr.<br />

habil. Uwe Lahl, Leiter der Abt. IG,<br />

Chemikaliensicherheit, Robert-<br />

Schumann-Platz 3, 53175 Bonn<br />

Tel. 0228 / 305-2400, Fax -2402<br />

mobil: 0173 / 5230 357<br />

eMail: uwe.lahl@bmu.bund.de<br />

www.bmu.de<br />

1 auf der TRIS-Website der DG ENTR mit Nr.<br />

2005/255/D und Stillhaltefrist 1.9.2005:<br />

www.europa.eu.int/comm/enterprise/tris/<br />

index_de.htm<br />

26 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Grünbuch: Anstöße für Debatten<br />

Die von der Europäischen Kommission<br />

veröffentlichten Grünbücher sollen auf europäischer<br />

Ebene eine Debatte über<br />

grundlegende politische Ziele in den jeweiligen<br />

Bereichen in Gang setzen. Die<br />

durch ein Grünbuch eingeleiteten Konsultationen<br />

können die Veröffentlichung eines<br />

Weißbuchs zur Folge haben.<br />

Weißbuch: Vorschläge für Maßnahmen<br />

Weißbücher definieren für den jeweiligen<br />

Bereich politische Richtungen und Maßstäbe,<br />

an denen die Mitgliedstaaten ihre<br />

nationale Politik ausrichten sollen, und<br />

enthalten Vorschläge für konkrete Maßnahmen<br />

für ein gemeinschaftliches Vorgehen.<br />

Die Bücher sind nach der Farbe<br />

ihres Umschlags benannt.<br />

www.die-bonn.de/esprid/dokumente/<br />

doc-2005/bechtel05_01.pdf (S. 133)<br />

Industrie-Emissionen:<br />

Strengere Kontrolle ab 2009<br />

Umweltausschuss stimmt für<br />

verbessertes Register<br />

Die von der <strong>EU</strong>-Kommission im letzten<br />

Jahr vorgelegten Vorschläge für eine Verordnung<br />

zur Einrichtung einer europäischen<br />

Datenbank zur Erfassung von Industrieverschmutzung<br />

sind vom Umweltausschuss<br />

des Parlaments Ende Mai angenommen<br />

worden. Damit ist ein Schritt<br />

getan, das internetgestützte Europäische<br />

Schadstoffregister EPER ab 2009 zu einem<br />

weiter gefassten Register (Pollutant<br />

Release and Transfer Register, PRTR) zu<br />

reformieren - eine Vorgabe aus Artikel 5<br />

der Århus-Konvention (<strong>EU</strong>R Sonderteil<br />

08.04). Das PRTR soll mehr Daten und<br />

bessere Informationen liefern (<strong>EU</strong>R 11.04,<br />

S. 17). Die Abgeordneten im Umweltausschuss<br />

des Europäischen Parlaments<br />

stimmten darüber hinaus für eine Verringerung<br />

der Dioxingrenzwerte (von 1 auf<br />

0,1 g pro Jahr). Dies werde vor allem die<br />

Müllverbrennungsanlagen betreffen, die<br />

kein effektives Abgasreinigungssystem<br />

haben, und 70 % der Metall verarbeitenden<br />

Betriebe. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quellen: Environment Daily, 25.05.05<br />

Berichterstatter: Europäisches Parlament,<br />

Johannes Blokland, Bât. Altiero<br />

Spinelli, 07H341, Rue Wiertz 60,<br />

B-1047 Brüssel<br />

Fax 0032 2 / 284 9820<br />

Kommissionsentwurf mit Änderungen:<br />

www.europarl.eu.int/meetdocs/<br />

2004_2009/documents/PR/560/<br />

560053/560053de.pdf


Chemikalien, Emissionen �<br />

Nanotech-Aktionsplan<br />

2005-2009 angenommen<br />

<strong>EU</strong>-Kommission will strategische<br />

Führungsrolle für Europa<br />

Am 7. Juni hat die <strong>EU</strong>-Kommission einen<br />

Aktionsplan für Nanotechnologien für den<br />

Zeitraum 2005 bis 2009 verabschiedet.<br />

Darin werden Maßnahmen definiert für die<br />

"sofortige Umsetzung einer sicheren, integrierten<br />

und verantwortlichen Strategie"<br />

für Nanowissenschaften und Nanotechnologien<br />

(N&N). Vorausgegangen waren eine<br />

Mitteilung vom Mai 2004 und eine<br />

Konsultationsphase im Herbst letzten Jahres<br />

(<strong>EU</strong>R 10.04, S. 20).<br />

<strong>EU</strong>-Forschungskommissar Janez Potocnik<br />

hält Nanotechnologie für einen Schlüsselbereich,<br />

in dem Europa (noch) führend<br />

ist. Das Potenzial der Nanotechnologien<br />

für die europäische Industrie und die Gesellschaft<br />

sei enorm. "Gesundheits-, Sicherheits-<br />

und Umweltrisiken, die mit<br />

N&N-Produkten und Anwendungen verbunden<br />

sein können, müssen im Vorhinein<br />

und während des gesamten Lebenszyklus<br />

angegangen werden", heißt es in der Mitteilung<br />

der Kommission.<br />

Vorhaben der <strong>EU</strong>-Kommission:<br />

- Erhöhung der Finanzmittel für Nanotechnologien<br />

im siebten <strong>EU</strong>- Forschungsrahmenprogramm,<br />

einschließlich einer<br />

besonderen Unterstützung für die Untersuchung<br />

der Folgen für die menschliche<br />

Gesundheit und die Umwelt sowie<br />

der Förderung von Technologieplattformen<br />

in einigen nanotechnologischen<br />

Schlüsselbereichen (z.B. Nanomedizin,<br />

Nanoelektronik und nachhaltige Chemie);<br />

- Aufbau einer Forschungsinfrastruktur<br />

von Weltniveau und von Spitzenleistungszentren<br />

mit Hilfe von Investitionen,<br />

dem Austausch bester Praktiken und<br />

dem Zugang zu bestehenden Einrichtungen;<br />

- Gewährleistung vorteilhafter Bedingungen<br />

für die europäische Industrie bei der<br />

Umwandlung von Forschungsergebnissen<br />

in nützliche Produkte und Dienstleistungen<br />

(Workshops zum Thema Vermarktung,<br />

verstärkte Beteiligung der Industrie<br />

an der Forschung, Arbeit an gemeinsamen<br />

Normen). Weitere nützliche<br />

Instrumente seien eine Datenbank und<br />

ein Patentüberwachungssystem;<br />

- Gewährleistung der Beachtung ethischer<br />

Grundsätze und der Berücksichtigung<br />

von Anliegen und Erwartungen der Bürger<br />

durch Studien, Informationsmaterial,<br />

Dialog und die Einrichtung einer Koordinierungsstelle<br />

auf <strong>EU</strong>-Ebene;<br />

- Möglichst frühzeitige Behandlung der<br />

Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltrisiken,<br />

Einbeziehung der Risikobewertung<br />

in die Forschungsarbeiten und<br />

Entwicklung von Leitlinien für die Risikobewertung.<br />

Die bestehenden <strong>EU</strong>-<br />

Rechtsvorschriften sollen überprüft werden,<br />

um sicherzustellen, dass den besonderen<br />

Merkmalen der Nanotechnologie<br />

Rechnung getragen wird. Die Kommission<br />

unterstützt ferner die Einrichtung<br />

eines kostenlosen und offenen Archivs<br />

für wissenschaftliche und technische<br />

Veröffentlichungen im Bereich der<br />

Nanotechnologien;<br />

- Förderung der interdisziplinären Aus-<br />

und Weiterbildung von Forschern und<br />

Ingenieuren, wobei der Schwerpunkt auf<br />

den praktischen Anwendungen der Nanotechnologie<br />

und den generellen Folgen<br />

für die Gesellschaft liegt. Hier ist ein<br />

Workshop vorgesehen, ferner die Entwicklung<br />

von Ausbildungsveranstaltungen<br />

und Lehrplänen. Mit einem europäischen<br />

Nanotechnologiepreis könnten<br />

beste Praktiken anerkannt werden;<br />

- Ausbau des internationalen Dialogs zu<br />

übergreifenden Fragen (Nomenklatur,<br />

Toxikologie etc.).<br />

Zum Aktionsplan müssen sich nun Ministerrat<br />

und Parlament äußern. Darüber<br />

hinaus sollen die derzeit geltenden Regelungen<br />

(bis 31.12.06) unter dem 6. Forschungsrahmenprogramm<br />

überprüft und<br />

bei Bedarf angepasst werden. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quellen: www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />

IP/05/717);<br />

www.euractiv.com/Article?tcmuri=<br />

tcm:31-140918-16&type=News<br />

Der Aktionsplan (deutsch):<br />

ftp://ftp.cordis.lu/pub/nanotechnology/<br />

docs/nano_action_plan2005_de.pdf<br />

Regelung unter dem 6. Forschungsrahmenprogramm:<br />

www.europa.eu.int/scadplus/leg/de/<br />

lvb/i23015.htm<br />

Hintergrund: Nanotechnologie<br />

"Nano" kommt aus dem altgriechischen<br />

und bedeutet "Zwerg". Gemeint ist mit der<br />

Vorsilbe "Nano" ein extrem kleiner Messwert,<br />

nämlich der millionste Teil einer<br />

Maßeinheit, z. B. eines Meters (10 -9 m).<br />

Gegenstand der Nanotechnologie ist die<br />

Herstellung, Untersuchung und Anwendung<br />

von Strukturen und molekularen Materialien<br />

mit Dimensionen im Bereich weniger<br />

millionstel Millimeter bis zu atomaren<br />

Abmessungen.<br />

Wissenschaftler erhoffen sich aus der<br />

Technologie die Optimierung von Produkteigenschaften<br />

im Bereich der Energietechnik<br />

und der Informationstechnik<br />

oder Fortschritte in der Krebsforschung.<br />

Versprochen werden auch Anwendungen<br />

im Umweltschutz und in der Entwicklungshilfe.<br />

Umweltschützer und kritische Wissenschaftlerorganisationen<br />

wie die ETC<br />

Group warnen, dass mögliche umwelt- und<br />

gesundheitsgefährdende Konsequenzen<br />

des Nano-Booms bis jetzt noch nie systematisch<br />

untersucht wurden, und fordern<br />

Langzeitstudien und Nano- Moratorien.<br />

Forschungsbereiche:<br />

- Nanoelektronik (z. B. Entwicklung von<br />

Miniaturgeräten; Fortentwicklung von<br />

Mikroelektronik)<br />

- Nanobiotechnologie (Kombination von<br />

Nanotechnologie mit Biologie, um biologische<br />

Lebenssysteme zu manipulieren)<br />

- Nanomaterialien (Veränderung der Morphologie<br />

von Substanzen und Partikeln)<br />

Zum Weiterlesen:<br />

www.europa.eu.int/comm/research/<br />

leaflets/nanotechnology/index_de.html ;<br />

<strong>EU</strong>R 04.04, S. 31; <strong>EU</strong>R 10.04, S. 20;<br />

www.etcgroup.org (Search: "nano")<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 27


Chemikalien, Emissionen �<br />

Luftqualität: CAFE-Programm<br />

kurz vor Abschluss<br />

"Better regulation" als erste<br />

Maßnahme<br />

Das CAFE-Programm 1 der <strong>EU</strong>-Kommission<br />

befindet sich in einer letzten internen<br />

Konsultationsrunde und soll voraussichtlich<br />

Ende Juni 2005 veröffentlicht werden.<br />

Auf einer Konferenz im Rahmen der Brüsseler<br />

Grünen Woche Anfang Juni stellte die<br />

Kommission erste Eckpunkte dieses Luftqualitätsprogramms<br />

vor: Neben einer<br />

Überarbeitung der Rahmenrichtlinie zur<br />

Luftqualität 2 inklusive ihrer drei ersten<br />

Tochterrichtlinien 3 wird der erste Maßnahmenfokus<br />

auf der "Better-regulation"-<br />

Strategie (Aktionsplan "Vereinfachung und<br />

Verbesserung des Regelungsumfelds")<br />

der <strong>EU</strong> liegen. Mit dem Ziel der Entbürokratisierung<br />

und des Abbaus von Überregulierungen<br />

sollen z. B. die ersten drei<br />

Tochterrichtlinien zusammengefasst werden.<br />

Konfliktfall Grenzwerte<br />

Der umstrittenste Teil der Luftstrategie<br />

betrifft die Frage nach der Höhe von<br />

Grenzwerten für Schwefel, Stickstoffe, organische<br />

Partikel, Ammoniak und Feinstäuben.<br />

Es sind zwar keine verbindlichen<br />

Grenzwerte vorgesehen, doch ihre Ausgestaltung<br />

wird auf nachfolgende Gesetze,<br />

wie die Überarbeitung der NEC-Richtlinie 4 ,<br />

Auswirkungen haben. Die Kommission hat<br />

drei Szenarien mit unterschiedlich ehrgeizigen<br />

Grenzwerten und Kostengrößen erarbeitet.<br />

Sowohl sie selbst als auch die<br />

Umweltverbände favorisieren das ambitionierteste<br />

Szenario C, dessen jährliche<br />

Kosten mit rund 15 Milliarden Euro und<br />

dessen Einsparungen im Gesundheitsbereich<br />

mit knapp 50 Milliarden Euro prognostiziert<br />

werden. Das von der Industrie<br />

favorisierte Szenario A würde knapp 6 Mil-<br />

1 CAFE (Clean air for Europe - saubere Luft für Europa)<br />

ist eine der sieben thematischen Strategien,<br />

die von der <strong>EU</strong>-Kommission 2005 und 2006 verabschiedet<br />

werden. Siehe hierzu auch <strong>EU</strong>R- Sonderheft<br />

02.05 „Sieben thematische Strategien“.<br />

2 Richtlinie 96/62/EG über die Beurteilung und die<br />

Kontrolle der Luftqualität<br />

3 1. Tochterrichtlinie 1999/30/EG des über Grenzwerte<br />

für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, Stickstoffoxide,<br />

Partikel und Blei; 2. Tochterrichtlinie<br />

2000/69/EG für Benzol und Kohlenmonoxid; 3.<br />

Tochterrichtlinie 2002/3/EG für Ozon (4. Tochterrichtlinie<br />

2004/107/EG über Immissionswerte für<br />

Nickel, Cadmium, Arsen und polyzyklische aromatische<br />

Kohlenwasserstoffe)<br />

4 National Emission Ceilings - nationale Emissionshöchstmengen<br />

28 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

liarden Euro Kosten und 37 Milliarden Euro<br />

Gesundheitskosten einsparen.<br />

Umweltverbände enttäuscht<br />

"Die <strong>EU</strong>-Kommission muss ehrgeiziger<br />

sein, wenn es darum geht, die Luftverschmutzung<br />

zu reduzieren", fasst Luftqualitätsexpertin<br />

Kerstin Meyer vom Europäischen<br />

Umweltbüro (EEB) die Bewertung<br />

der Umweltverbände zusammen. In<br />

Anbetracht dessen, dass durch die Luftverschmutzung<br />

in Europa über 370.000<br />

Sterbefälle pro Jahr verursacht und über<br />

60 % der Ökosysteme geschädigt würden,<br />

müsse dieser ernormen Herausforderung<br />

entsprechend begegnet werden.<br />

Hauptkritikpunkt ist, dass sich die Kommission<br />

in ihrer Maßnahmenstrategie und<br />

den Szenarien einzig auf einen "End-ofpipe"-Ansatz<br />

einließ. Maßnahmen, die<br />

auch die notwendige Verknüpfung mit der<br />

Klimapolitik herstellen würden, wie im Bereich<br />

Energieeffizienz oder dem Umstellen<br />

von Kohle auf Gas, seien nicht einmal diskutiert<br />

worden. Des weiteren seien die<br />

Kosten in den Szenarien, z. B. durch das<br />

Außerachtlassen von parallelen Reduktionsmaßnahmen<br />

und -effekten, weitaus<br />

überschätzt und die Emissionseinsparpotentiale<br />

zu niedrig prognostiziert worden.<br />

Insgesamt sieht das EEB die Grenzwerte<br />

für Schadstoffe als viel zu gering, um<br />

mögliche Reduktionspotentiale auszunutzen<br />

und um vor allem das im 6. Umweltaktionsprogramm<br />

festgeschriebene Ziel<br />

zu erreichen: Luftverschmutzung darf<br />

nicht zum Ansteigen von Gesundheits-<br />

und Umweltbeeinträchtigung führen. (tf)<br />

�<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäisches Umweltbüro (EEB), Kerstin<br />

Meyer, Referentin für Luftqualität,<br />

Lärm und städtische Umwelt, Boulevard<br />

de Waterloo 34, B-1000 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 2891-307, Fax -099<br />

eMail: kerstin.meyer@eeb.org<br />

www.eeb.org<br />

Weitere Quelle: Environment Daily<br />

02.06.05<br />

Luftverschmutzung bleibt<br />

großes Problem<br />

Kindergesundheit: Wenig Fortschritte<br />

Politikvertreter/innen im Europäischen<br />

Ausschuss für Umwelt- und Gesundheit<br />

(EEHC) 5 haben sich Anfang Juni in Kopenhagen<br />

getroffen, um die Fortschritte im<br />

Kampf gegen Luftverschmutzung zu überprüfen.<br />

Vor einem Jahr hatten 52 Länder<br />

der Europäischen Region innerhalb der<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) in<br />

Budapest vereinbart, Kinder vor schlechter<br />

Luftqualität zu schützen 6. Der Prozess<br />

ist noch am Anfang. Einzelne nationale<br />

Projekte und Maßnahmen wurden in Kopenhagen<br />

vorgestellt, ebenso Schritte auf<br />

<strong>EU</strong>-Ebene. Die europäischen Städte verspürten<br />

seit dem Inkrafttreten der <strong>EU</strong>-<br />

Feinstaubrichtlinie erhöhten Handlungsdruck,<br />

resümierte die Generalsekretärin<br />

der Europäischen Umweltagentur, Jacqueline<br />

McGlade. Luftverschmutzung durch<br />

die Reduktion von Emissionen zu verringern,<br />

könne aber sehr kosteneffektiv sein.<br />

Denn es ließen sich durch weniger Gesundheitsprobleme,<br />

Unfälle und Lärm,<br />

weniger verschmutzungsbedingte Schädigungen<br />

der Pflanzenwelt, des Grundwassers<br />

sowie von Gebäuden viele Folgekosten<br />

einsparen.<br />

Eine Information der <strong>EU</strong>-Kommission von<br />

Ende Mai beschreibt bereits erfolgte und<br />

weitere Schritte zur Umsetzung des Europäischen<br />

Aktionsplans für Umwelt und Gesundheit<br />

2004-2010. Bis Anfang 2006<br />

sollen die vorhandenen Informationen<br />

ausgewertet sein und Lösungsvorschläge<br />

für den Aktionsplan vorliegen. Mehrere Pilotprojekte<br />

und Analysen zum Zusammenhang<br />

von Umwelt und Gesundheit sollen<br />

durchgeführt werden. Teilweise ist die Finanzierung<br />

aber unklar, wie <strong>beim</strong> anvisierten<br />

"Human Biomonitoring", der systematischen<br />

Datensammlung von umweltbezogenen<br />

Gesundheitsdaten. Hierzu ist Ende<br />

2006 ein Pilotprojekt geplant. (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quellen: Environment Daily, 07.06.05;<br />

http://org.eea.eu.int/news/Ann111769<br />

7382 ;<br />

http://register.consilium.eu.int/pdf/en/<br />

05/st09/st09421.en05.pdf<br />

5 Das EEHC ist kein Gremium des <strong>EU</strong>-Parlaments,<br />

sondern der Weltgesundheitsorganisation WHO<br />

www.euro.who.int/eehc<br />

6 www.who.dk/document/e83338.pdf


Chemikalien, Emissionen �<br />

Newsticker<br />

Studie: Immer mehr Schadstoffe in der<br />

Muttermilch<br />

In der Muttermilch lassen sich zahlreiche<br />

synthetische Chemikalien nachweisen, so<br />

eine Studie des BUND mit dem Titel "Über<br />

300 Schadstoffe in der Muttermilch - Zeit<br />

für eine neue Chemikalienpolitik". Zwar<br />

seien die Belastungen mit giftigem PCB,<br />

DDT und Dioxinen aufgrund weit reichender<br />

Verbote rückläufig. Jedoch würden<br />

immer mehr neue gefährliche Stoffgruppen<br />

wie Weichmacher, Flammschutzmittel<br />

und Duftstoffe gefunden, so das Ergebnis<br />

der Mitte Juni veröffentlichte Studie. Synthetische<br />

Chemikalien seien besonders für<br />

Säuglinge und Kleinkinder extrem gefährlich,<br />

da wichtige Entwicklungsphasen gestört<br />

werden können. Schädigungen des<br />

Immunsystems, Krebserkrankungen und<br />

sogar Beeinträchtigungen der Gehirnentwicklung<br />

können die Folge sein. Gefährliche<br />

Chemikalien dürften keine Marktzulassung<br />

mehr haben, wenn es ungefährlichere<br />

Ersatzstoffe gibt, forderte die BUND-<br />

Chemikalien-Expertin Patricia Cameron.<br />

Die Risikobewertung dürfe nicht allein der<br />

Chemieindustrie überlassen werden. (jg)<br />

Studie: www.bund.net/lab/reddot2/pdf/<br />

studie_muttermilch.pdf<br />

Ozonwerte im Sommer 2004 nur leicht<br />

rückläufig<br />

Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat<br />

die Messwerte für bodennahes Ozon aus<br />

dem Sommer 2004 (April bis September)<br />

veröffentlicht. Der "Alarm"-Grenzwert von<br />

240 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft<br />

(µg/m 3 ) wurde 99-mal in acht Mitgliedstaaten<br />

überschritten, hauptsächlich in<br />

Südeuropa. Der "Informations"-Grenzwert<br />

von 180 µg/m 3 wurde über 2.500 Mal in<br />

zwölf Staaten erreicht. Zwar waren 2004<br />

die Spitzenwerte im Vergleich zum Sommer<br />

2003 rückläufig, insgesamt jedoch<br />

blieben die Ozonbelastungen zu hoch. In<br />

fast allen Monaten und an den meisten<br />

Messstationen wurde der - nicht bindende<br />

- Wert für Langzeitkonzentrationen überschritten.<br />

Dieser liegt bei 120 µg/m³. Die<br />

höchsten Werte wurden mit 417µg/m³ aus<br />

Spanien und Italien gemeldet. (jg)<br />

Bericht: http://reports.eea.eu.int/<br />

technical_report_2005_3/en/<br />

technical_3_2005.pdf<br />

Schweiz reformiert<br />

Chemikaliengesetzgebung<br />

Ab 1. August gelten laut Beschluss des<br />

Schweizer Parlaments neue, den <strong>EU</strong>-<br />

Regeln angepasste obligatorische Gesetze<br />

für chemische Substanzen. Auf Verpackungen<br />

und Etiketten von Chemikalien<br />

wie z.B. Reinigungsmitteln, Waschmitteln,<br />

Insektensprays, Farben und Klebstoffen<br />

wird es ein neues Kennzeichnungssystem<br />

geben mit Gefahrensymbolen und Warnhinweisen.<br />

Es gibt eine Übergangsfrist von<br />

zwei Jahren. Das neue Chemikalienrecht<br />

werde sich positiv auf Umwelt und Menschen<br />

auswirken, so das Bundesamt für<br />

Umwelt (BUWAL), denn es würden strengere<br />

Regelungen aus der <strong>EU</strong> übernommen,<br />

etwa zu Schwermetallen und bromierten<br />

Flammschutzmitteln. Schweizer<br />

Regelungen wie das Phosphatverbot in<br />

Waschmitteln bleiben aber bestehen, obwohl<br />

es hierzu in der <strong>EU</strong> keine Vorschriften<br />

gibt. (jg)<br />

Quelle: Environment Daily, 18.05.05;<br />

www.umwelt-schweiz.ch/buwal/de<br />

�<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 29


Energie, Klima �<br />

Stillstand bei internationalen<br />

Klimaverhandlungen<br />

Wenig Hoffnung für Klima-<br />

Verhandlungen von G8 und COP-11<br />

Die Hoffnungen auf Fortschritte in der internationalen<br />

Klimapolitik auf dem G8- Gipfel<br />

Anfang Juli schwinden zunehmend 1.<br />

Der britische Premierminister Tony Blair,<br />

unter dessen Vorsitz das Treffen der wirtschaftlich<br />

mächtigsten Staaten im schottischen<br />

Gleneagles stattfindet, hatte die<br />

Klimapolitik als Schwerpunktthema auf die<br />

Agenda gesetzt. Doch bei bilateralen Vorverhandlungen<br />

ließ sich die US- amerikanische<br />

Seite von Blairs Initiative nicht beeindrucken.<br />

Auch auf einer UN-Konferenz<br />

über die Klimapolitik nach 2012 in Bonn<br />

wurden keine Fortschritte erzielt.<br />

US-Regierung strich Klimapolitik schon<br />

aus Schlussprotokoll<br />

Die USA zeigten sich bisher zu keinen Zugeständnissen<br />

bereit - nicht einmal ein<br />

Minimalkonsens konnte gefunden werden,<br />

um wenigstens eine gemeinsame Erklärung<br />

zu verabschieden. Alle Maßnahmen,<br />

die über einige klimaschonende Technologien<br />

wie Hybridautos oder saubere Kohlekraftwerke<br />

hinausgehen, werden von<br />

US-Präsident George W. Bush und seinen<br />

Unterhändlern kategorisch abgelehnt. Zeitungsberichten<br />

zufolge wurde auch bereits<br />

das Entwurfspapier für die Abschlusserklärung<br />

des schottischen G8-<br />

Gipfels von US-Seite so "überarbeitet",<br />

dass es überhaupt keine eindeutigen Aussagen<br />

mehr zum Zusammenhang zwischen<br />

dem Treibhausgas-Ausstoß und der<br />

Erderwärmung trifft, auch Grenzwerte für<br />

den Ausstoß von Kohlendioxid und von<br />

strengeren Umweltstandards oder Mehrausgaben<br />

für Forschung werden nicht erwähnt.<br />

Auch der Versuch, große Schwellenländer<br />

wie China, Indien oder Brasilien in Reduktionsmaßnahmen<br />

und -verpflichtungen<br />

einzubinden, wurde von diesen Staaten<br />

mit dem Hinweis auf eine notwendige ungehinderte<br />

Wirtschaftsentwicklung abgelehnt.<br />

1 Alle G8-Nationen (USA, Japan, Deutschland, Italien,<br />

England, Frankreich, Kanada und Russland) haben<br />

sich im Rahmen des Kioto-Protokolls verpflichtet,<br />

ihre Kohlendioxid-Emissionen bis 2012 auf das Niveau<br />

von 1990 zu reduzieren - abgesehen von<br />

den Vereinigten Staaten, dem mit Abstand größten<br />

Verursacher von CO2-Emissionen weltweit.<br />

30 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Genauso skeptisch werden auch die Verhandlungen<br />

auf der nächsten Vertragsstaatenkonferenz<br />

zum Klimarahmenübereinkommens<br />

der Vereinten Nationen<br />

(COP-11) im kanadischen Montreal Anfang<br />

Dezember gesehen. Auf der Tagesordnung<br />

stehen mögliche Strategien zur<br />

Reduzierung der Treibhausgasemissionen<br />

nach 2012, d. h. nach Ablauf des ersten<br />

Verpflichtungszeitraums des Kioto- Protokolls.<br />

Auch hier will sich die <strong>EU</strong> dafür einsetzen,<br />

die größten Emissionsverursacher<br />

für bindende Klimaschutzverpflichtungen<br />

zu gewinnen.<br />

Dimas zuversichtlich, Wissenschaftler<br />

fordern Sofortmaßnahmen<br />

<strong>EU</strong>-Umweltkommissar Dimas zeigt sich<br />

trotzdem zuversichtlich, dass die laufenden<br />

Klimagespräche der <strong>EU</strong> mit der US-<br />

Administration Bewegung in die verhärteten<br />

Positionen bringen werden. Er setzt<br />

auf Absprachen, die über gemeinsame<br />

Abkommen im Technologiebereich hinaus<br />

gehen könnten. Ein gemeinsamer Ausschuss<br />

aus Vertretern der <strong>EU</strong> und der<br />

USA soll sich mit Themen wie Energieeffizienz<br />

und erneuerbare Energieträger befassen.<br />

Ein Zusammenschluss der nationalen Akademien<br />

der Wissenschaften der G8- Nationen<br />

sowie der Länder Brasilien, China und<br />

Indien hat ein gemeinsames Positionspapier<br />

zu globalen Maßnahmen zum Klimaschutz<br />

erarbeitet. Es fordert die G8- Staaten<br />

auf, sofortige konkrete Aktionen einzuleiten.<br />

Das wissenschaftliche Verständnis<br />

des Klimageschehens hierfür sei hinlänglich<br />

fortgeschritten. Tony Blair wird<br />

aufgefordert, sich Bush entgegenzustellen,<br />

den Greenpeace- Direktor Stephen<br />

Tindale als "internationale Bedrohung"<br />

bezeichnete. (tf) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Deutsche Akademie der Naturforscher<br />

Leopoldina, Emil-Abderhalden-Str. 37,<br />

06108 Halle/Saale<br />

Tel. 0345 / 47239-0, Fax -19<br />

eMail: leopoldina@leopoldina-halle.de<br />

www.leopoldina.uni-halle.de<br />

weitere Quellen: Euractiv 19.05.05<br />

Spiegel online 17.06.05<br />

Europas Klimaziele in weiter<br />

Ferne<br />

Auch die <strong>EU</strong>-15-Staaten legen bei den<br />

Emissionen wieder kräftig zu<br />

Die Staaten der alten <strong>EU</strong>-15 entfernen<br />

sich von ihren im Kioto-Protokoll vereinbarten<br />

klimapolitischen Zielen. Seit 2002<br />

steigt der Ausstoß an Treibhausgasemissionen<br />

wieder. Laut dem jüngsten Jahresbericht<br />

der Europäischen Umweltagentur<br />

(EEA) zu Treibhausgas-Emissionen lagen<br />

die Gesamtemissionen an klimaschädlichen<br />

Gasen 2002 noch 2,9 % unter dem<br />

Bezugsjahr 1990 - im Jahr 2003 aber nur<br />

noch mit 1,7 %. Das heißt, die Emissionen<br />

stiegen in nur einem Jahr um 1,2 %,<br />

gemessen am Basisjahr 1990. Der Ausstoß<br />

von Kohlendioxid (CO2), der über<br />

80 % aller Treibhausgasemissionen der<br />

<strong>EU</strong>-15 ausmacht, stieg im selben Jahr sogar<br />

um 1,8 %. Der Emissionsanstieg seit<br />

2002 soll im Wesentlichen durch wetterbedingte<br />

Steigerungen der Stromerzeugung<br />

unter Einsatz von Kohle verursacht<br />

worden sein.<br />

Seit 1990 sind demnach die Treibhausgasemissionen<br />

nur um 1,7 % gesunken<br />

und die CO2-Emissionen um 3,4 % gestiegen.<br />

Im Kioto-Protokoll hatten sich die<br />

<strong>EU</strong>-15-Staaten verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen<br />

bis 2012 um 8 % zu<br />

reduzieren. Zu den Hauptverursachern<br />

der langfristig negativen Entwicklung zählen<br />

der Verkehr (siehe folgender Beitrag)<br />

und auch einzelne Mitgliedstaaten wie<br />

z. B. Spanien, das 40 % mehr Kohlendioxidemissionen<br />

verursachte als 1990. (tf)<br />

�<br />

• Weitere Informationen<br />

FoEE - Friends of the Earth Europe,<br />

Jan Kowalzig, Rue Blanche 15, B-1050<br />

Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 542 01 80,<br />

eMail: info@foeeurope.org<br />

www.foeeurope.org<br />

Zusammenfassung der EEA-Studie:<br />

http://org.de.eea.eu.int/documents/<br />

newsreleases/<br />

ghg_inventory_report-de


Energie, Klima �<br />

Flugverkehr untergräbt<br />

<strong>EU</strong>-Klimaziele<br />

Ohne CO 2 -Reduktionsbeitrag der<br />

Branche werden Kioto-Ziele verfehlt<br />

Nach einer neuen Studie des europäischen<br />

Umweltdachverbandes Friends of<br />

the Earth Europe (FoEE) wird der Flugverkehr<br />

bei weiterem Wachstum bis zum<br />

Jahr 2050 die gesamten CO2- Einsparungsanstrengungen<br />

der Europäischen<br />

Union zunichte machen. Deshalb sei eine<br />

Einbeziehung der Luftfahrt in Emissionsreduktionsmaßnahmen<br />

und -vorgaben,<br />

wie sie für andere Industriebereiche bestehen,<br />

dringend notwendig.<br />

Der Flugverkehr stieg im Jahr 2004 um<br />

14 % an. Während die <strong>EU</strong>- Treibhausgasemissionen<br />

von 1990-2002 um 3 % zurückgingen,<br />

stiegen die der Luftfahrt um<br />

70 %. Darüber hinaus tragen die Stickoxidemissionen<br />

in großen Höhen zur Wolkenbildung<br />

und so zur Erderwärmung bei.<br />

Klimapolitische Maßnahmen:<br />

<strong>EU</strong>-Kommission und Airlines bremsen<br />

Die <strong>EU</strong>-Kommission favorisiert in ihren<br />

klimapolitischen Maßnahmen, den Flugverkehr<br />

in den Emissionshandel mit einzubeziehen,<br />

da dies am ehesten durchzusetzen<br />

sei. Einleiten will sie diese Schritte<br />

aber erst ab 2012. Unterstützung findet<br />

diese Variante durch die Luftfahrtindustrie,<br />

für die es die ökonomisch geringste<br />

Belastung darstellen würde. Doch sowohl<br />

von Umweltverbänden als auch von externen<br />

Expertenforen wird diese Alternative<br />

als bei Weitem nicht ausreichend eingeschätzt.<br />

Auch in einer von der <strong>EU</strong>- Kommission<br />

in Auftrag gegebenen Studie wird<br />

diese Maßnahme als zumindest mittelfristig<br />

nahezu wirkungslos bewertet. Statt<br />

dessen müssten verbindliche Emissionsobergrenzen<br />

festgelegt und streckenbezogene<br />

Emissionsabgaben bzw. eine Kerosinsteuer<br />

eingeführt werden. Im Sommer<br />

2005 will die Kommission ein Strategiepapier<br />

über klimapolitische Maßnahmen<br />

für den Flugverkehr vorlegen. (tf) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Friends of the Earth Europe (FoEE),<br />

Rue Blanche 15, B-1050 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 5420180<br />

eMail: info@foeeurope.org<br />

www.foeeurope.org<br />

Weitere Quellen: Environment Daily<br />

17./31.05.05<br />

Neues <strong>EU</strong>-Klimaprogramm für<br />

Herbst angekündigt<br />

Treibhausgas-Emissionen sollen<br />

wirtschaftsfreundlich reduziert werden<br />

Ende Mai kündigte <strong>EU</strong>-Umweltkommissar<br />

Dimas auf der Brüsseler Grünen Woche<br />

an, dass das Europäische Programm zur<br />

Klimaänderung (ECCP) zur Zeit überarbeitet<br />

und im Herbst 2005 veröffentlicht<br />

wird. Es soll mit den Klimazielen für den<br />

Zeitraum nach 2012 übereinstimmen und<br />

wird unter anderem Maßnahmen in den<br />

Bereichen Energieeffizienz, Technologietransfer<br />

und flexible Kioto-Instrumente 1<br />

enthalten. In einer Mitteilung an den <strong>EU</strong>-<br />

Ministerrat und das Parlament Anfang des<br />

Jahres hatte Dimas zudem die Bereiche<br />

Verkehr (Luft, See) sowie Kohlenstoffbindung<br />

und -speicherung genannt - außerdem<br />

sollten die Maßnahmen geeignet<br />

sein, "eine systematische Ausnutzung<br />

kostenwirksamer Optionen für die Emissionsreduzierung<br />

im Zusammenwirken mit<br />

der Lissabon-Strategie" (für mehr Wachstum)<br />

zu ermöglichen.<br />

Das ECCP lief im Jahr 2000 an und dient<br />

der Umsetzung der Verpflichtungen aus<br />

dem Kioto-Protokoll. Inhalte sind die Förderung<br />

von erneuerbaren Energiequellen,<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz<br />

von Gebäuden und Fahrzeugen<br />

und seit dem 1. Januar 2005 als<br />

zentraler Bestandteil das <strong>EU</strong>- Emissionshandelssystem.<br />

(tf) �<br />

• Weitere Informationen<br />

<strong>EU</strong>-Kommission zu Klimawandel und<br />

ECCP:<br />

www.europa.eu.int/comm/environment/<br />

climat/eccp.htm<br />

Quelle: Euractiv 01.06.2005<br />

1 Das Kioto-Protokoll sieht mehrere flexible Mechanismen<br />

vor: Emissionshandel, kooperative Maßnahmen<br />

zweier (oder mehrerer) Industrieländer<br />

und CO2-Reduktion in einem Entwicklungsland.<br />

<strong>EU</strong>-Emissionshandel: Fast alle<br />

nationalen Pläne genehmigt<br />

Fortschritte bei Emissionsreduktion<br />

werden aber nicht erwartet<br />

Die Generaldirektion Umwelt der <strong>EU</strong>-Kommission<br />

hat mit dem italienischen Nationalen<br />

Allokationsplan (NAP) den vorletzten<br />

der 25 Zuteilungspläne für den europäischen<br />

Emissionshandel genehmigt. Allerdings<br />

muss Italien die Emissionszuteilungen<br />

um 23 Millionen Tonnen reduzieren.<br />

Davor hatte die Kommission im April den<br />

Tschechischen und im März den polnischen<br />

NAP genehmigt, ebenfalls mit Reduktionsauflagen<br />

(9 % bzw. 16,5 %). Im<br />

Streit um den britischen NAP setzte sich<br />

mittlerweile die <strong>EU</strong>-Kommission mit ihrer<br />

Forderung durch, maximal 736 (statt<br />

756) Millionen Tonnen über Zertifikate<br />

vergeben zu lassen. Als letzter NAP steht<br />

nur noch der aus Griechenland aus.<br />

Allerdings erwarten Experten und Verbände<br />

von der ersten Runde des Emissionshandels<br />

bis 2007 keine maßgeblichen<br />

Minderungen der CO2-Emissionen und Investitionen<br />

in sauberere Technologien.<br />

Hierfür seien die NAPs zu großzügig.<br />

Mehr Anstrengungen für zweite Phase<br />

unumgänglich<br />

Für die zweite Phase (2008-2012) sind<br />

sich Experten, Politik und Umweltverbänden<br />

einig, dass ehrgeizigere Anstrengungen<br />

notwendig sind, um die Klimaziele<br />

noch erreichen zu können. Unter den Vorschlägen<br />

ist neben strengeren NAPs die<br />

Einbeziehung weiterer Wirtschaftsbereiche<br />

wie Flugverkehr, Chemie- und Aluminiumindustrie<br />

und auch weiterer Gase neben<br />

CO2. Doch angesichts der langen Zeiträume<br />

für die Durchsetzung solcher Maßnahmen<br />

(Änderung der Richtlinie), wird<br />

gezweifelt, dass sie für die zweite Phase<br />

bereits umzusetzen sind. Umweltverbände<br />

fordern dringend, dass die <strong>EU</strong>-Staaten bei<br />

ihren derzeitigen Vorbereitungen für die<br />

zweite Emissionshandelsphase deutlich<br />

weniger Verschmutzungsrechte in die<br />

neuen NAPs schreiben. Diese müssen von<br />

den Mitgliedstaaten der <strong>EU</strong>-Kommission<br />

bis Juni 2006 vorgelegt werden. (tf) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Climate Action Network Europe (CAN),<br />

Rue de la Charité 48, B-1210 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 229 52 25, Fax -29<br />

eMail: info@climnet.org<br />

www.climnet.org<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 31


Energie, Klima �<br />

Energieeffizienz: Harte<br />

Auseinandersetzungen<br />

Noch keine Einigung über<br />

Richtlinienentwurf<br />

Zu dem im Dezember 2003 von der <strong>EU</strong>-<br />

Kommission unterbreiteten Entwurf für eine<br />

Richtlinie über Endenergieeffizienz und<br />

Energiedienstleistungen haben <strong>EU</strong>- Parlament<br />

und <strong>EU</strong>-Energieministerrat sehr unterschiedliche<br />

Positionen. Während das<br />

Parlament den ehrgeizigen Entwurf Anfang<br />

Juni in der ersten Lesung unterstützt<br />

und sogar darüber hinaus gehende Forderungen<br />

gestellt hatte, ist die vorbereitende<br />

Ministerrats-Arbeitsgruppe bereits<br />

weit von den Zielsetzungen des Entwurfs<br />

zurückgerudert. Es wurde davon ausgegangen,<br />

dass die Energieminister diese<br />

Position auf ihrem Treffen Ende Juni (nach<br />

redaktionsschluss) vertreten.<br />

Ehrgeizig und verbindlich oder flexibel<br />

und wirtschaftsfreundlich?<br />

Die <strong>EU</strong>-Kommission hat in ihrem Entwurf<br />

vorgesehen, durch geeignete Maßnahmen<br />

sicherzustellen, dass sämtliche Mitgliedstaaten<br />

mindestens ein Prozent mehr<br />

Energie pro Jahr einsparen. Diese verbindlichen<br />

Ziele ab der geplanten Verabschiedung<br />

der Richtlinie 2006 würden einer<br />

Energieeinsparung von rund sechs<br />

Prozent im Jahr 2012 entsprechen. Die<br />

Europaparlamentarier unterstützen diesen<br />

Ansatz und fordern darüber hinaus eine<br />

11%ige Einsparung bis 2015 und eine<br />

16%ige Einsparung in diesem Zeitraum<br />

speziell im öffentlichen Sektor. In den über<br />

100 Änderungsanträgen des Parlaments<br />

wurde auch gefordert, dass keine<br />

Effizienzmaßnahmen angerechnet werden<br />

dürfen, die vor dem Jahr 2000 getätigt<br />

wurden - die Kommission hat dies ab<br />

1991 vorgesehen.<br />

Das vorliegende Positionspapier der Energieministerrats-Arbeitsgruppe<br />

sieht lediglich<br />

eine unverbindliche 6%ige Energieeinsparung<br />

bis 2014 vor und lehnt stärkere<br />

Einsparungen im öffentlichen Sektor<br />

generell ab. Die öffentliche Hand solle<br />

statt dessen "eine vorbildliche Rolle zur<br />

Erfüllung der Energiepolitischen Zielsetzungen<br />

einnehmen". Auch Auflagen oder<br />

Zielsetzungen für Energieversorgungsunternehmen<br />

werden abgelehnt. Maßnahmen<br />

sollen ökonomisch sinnvoll im Verhältnis<br />

zu den zu erwartenden Einsparpotentialen<br />

sein.<br />

32 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Umweltverbände sehen auch in den Änderungsanträgen<br />

des <strong>EU</strong>-Parlaments die<br />

Energie-Einsparpotenziale noch nicht erschöpft.<br />

Der WWF fordert eine jährliche<br />

Mindesteinsparung von 2,5 % für den privaten<br />

und von 3 % für den öffentlichen<br />

Sektor. Nur so seien klimapolitische Ziele<br />

zu erreichen und die Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Industrie voranzubringen.<br />

Grünbuch zu Energieeffizienz<br />

Im Sommer 2005 will <strong>EU</strong>- Energiekommissar<br />

Andris Piebalgs einen Entwurf für ein<br />

Grünbuch zur Energieeffizienz vorlegen.<br />

Darin wird gefordert, dass die <strong>EU</strong> von<br />

2005 bis 2020 ihren Energieverbrauch<br />

um 20 % reduziert. In einem ersten<br />

Schritt sollen die <strong>EU</strong>- Mitgliedstaaten die<br />

Energieeinsparziele in ihre nationalen<br />

Programme zur Umsetzung der Lissabon-<br />

Strategie integrieren, die in diesem Jahr<br />

erstellt werden müssen.<br />

In dem Papier heißt es, kosteneffiziente<br />

Energieeinsparung könne zur Hälfte durch<br />

die strikte Anwendung bereits bestehender<br />

Gesetze und Maßnahmen (darunter<br />

auch die diskutierte Endenergieeffizienzrichtlinie)<br />

erreicht werden, der Rest durch<br />

zusätzliche Aktionen - hier werden gerade<br />

im Transport- und Bausektor die größten<br />

Potentiale gesehen. Markt-, Steuer- und<br />

Förderinstrumente sollen die Energieeffizienz<br />

fördern. Auch eine mit unterschiedlichen<br />

Interessengruppen besetzte Arbeitsgruppe<br />

("multi-stakeholder task force")<br />

unter dem Dach des Zentrums für Europäische<br />

Politik (Ceps) in Brüssel sieht eine<br />

dringende Notwendigkeit für eine Überarbeitung<br />

der <strong>EU</strong>- Energieeffizienzpolitik. Für<br />

sie birgt der Gebäudesektor die größten<br />

Energieeinsparpotentiale. (tf) �<br />

• Weitere Informationen<br />

European Environmental Bureau<br />

(EEB), Kerstin Meyer, Boulevard de<br />

Waterloo 34, B-1000 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 28910-90, Fax -99<br />

eMail: kerstin.meyer@eeb.org<br />

www.eeb.org<br />

Weitere Quellen: Environment Daily<br />

07./15.06.05<br />

Newsticker<br />

<strong>EU</strong>-Kampagne für nachhaltige Energie<br />

gestartet<br />

Die Generaldirektion Energie der <strong>EU</strong>-Kommission<br />

hat eine Kampagne zur Förderung<br />

nachhaltiger Energieerzeugung gestartet.<br />

Im Rahmen des <strong>EU</strong>-Programms<br />

"Intelligente Energie" läuft die Kampagne<br />

bis 2008. Ziel ist es, Energieerzeuger und<br />

-verbraucher von der Notwendigkeit und<br />

den Vorteilen nachhaltiger Energieformen<br />

zu überzeugen. Schritte dahin sollen gezielte<br />

Öffentlichkeitsarbeit, die Bekanntmachung<br />

gelungener Beispiele (Best<br />

Practice) und das Anschieben von zukunftsfähigen<br />

Trends und Technologien<br />

sein. Angesprochen werden private Bürger,<br />

Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen,<br />

Industrie und Energieagenturen.<br />

(tf)<br />

www.sustenergy.org<br />

Konsultation zum Emissionshandel bis<br />

16. August<br />

� Die Generaldirektion Umwelt der <strong>EU</strong>-<br />

Kommission hat eine Internet-Konsultation<br />

über die ersten Erfahrungen mit der Funktionsweise<br />

des im Januar 2005 eingeführten<br />

<strong>EU</strong>- Emissionshandelsystems gestartet.<br />

Die Beiträge sollen in einen Bericht<br />

eingehen, der Mitte 2006 von der Kommission<br />

dem <strong>EU</strong>-Rat und dem <strong>EU</strong>- Parlament<br />

vorgelegt wird. Dieser soll wiederum<br />

eine Grundlage für eine Überarbeitung<br />

und Ausweitung des Emissionshandelsystems<br />

2008-2012 sein. Aufgerufen sind alle<br />

Interessengruppen. Themengebiete<br />

sind die Funktionsweise des Marktes für<br />

Zertifikate, die Harmonisierung der Zuteilungsmethoden,<br />

die Behandlung von<br />

Marktein- und -austritten, die mögliche<br />

Einbeziehung weiterer Sektoren und Gasemissionsarten<br />

in das <strong>EU</strong>- Emissionshandelssystem,<br />

Verrechnungs- und Steuerprobleme<br />

sowie nicht zuletzt auch Fragen<br />

der Wettbewerbsfähigkeit. Die Konsultation<br />

läuft bis zum 16. August. (tf)<br />

Konsultation (Passwort beantragen):<br />

www2.perseus.com/mckinsey/prod/eu/<br />

eumain.htm<br />

Stand des Emissionshandels:<br />

www.europa.eu.int/comm/environment/<br />

climat/emission.htm<br />


Naturschutz, Biodiversität �<br />

Menschliches Leid durch<br />

Ökosystemzerstörung<br />

Biodiversitäts-Studie warnt vor<br />

klimabedingtem Massen-Artensterben<br />

Am 19. Mai, dem Tag der Biologischen<br />

Vielfalt, hat die internationale Umweltorganisation<br />

Millennium Ecosystem Assessment<br />

(MEA) ihren neuen Bericht "Ecosystems<br />

and Human Wellbeing - Biodiversity<br />

Synthesis" zur weltweiten Artenvielfalt<br />

präsentiert. Das Papier prognostiziert ein<br />

klimabedingtes Massensterben bei europäischen<br />

Pflanzen- und Tierarten und<br />

stellt einen Bezug zwischen menschlichem<br />

Wohlbefinden und Ökosystemen her.<br />

Klimawandel bedroht europäische<br />

Pflanzen- und Tierarten<br />

Die Bilanz des "Biodiversitäts-Synthese-<br />

Berichts" fällt insgesamt pessimistisch<br />

aus: Die Veränderungen der Biodiversität<br />

als Ergebnis menschlicher Einflüsse waren<br />

in den letzten 50 Jahren gravierender als<br />

in jeder anderen Zeitspanne der Geschichte.<br />

Laut Studie ist ein Rückgang des weltweiten<br />

Fischbestandes seit Beginn des industriellen<br />

Fischfangs festzustellen. Ein<br />

Drittel aller Amphibien sowie ein Fünftel<br />

der Säugetiere sind durch die Folgen<br />

menschlichen Handelns bedroht. Im Jahr<br />

2080 wird wahrscheinlich die Hälfte aller<br />

Pflanzenarten Europas als bedroht eingestuft<br />

werden müssen.<br />

Für insgesamt rund 1350 Pflanzen simulierten<br />

die Umweltforscher anhand bekannter<br />

Temperaturoptima und Toleranzbereiche<br />

die Entwicklung für die kommenden<br />

80 Jahre. Dabei wurden unterschiedliche<br />

Szenarien der Klimaentwicklung berücksichtigt.<br />

Die Studie prognostiziert:<br />

Wärmer wird es in jedem Fall, die Modelle<br />

zeigen jedoch für verschiedene Regionen<br />

Europas unterschiedliche Verschiebungen<br />

des Klimas. Besonders betroffen von Klimaveränderungen<br />

sind die borealen Zonen<br />

(Waldgebiete in Nordeuropa) sowie<br />

die Mittelmeerregion. Laut Studie ist in<br />

Europa vor allem die Pflanzenwelt der europäischen<br />

Gebirge betroffen. Weniger<br />

hart trifft es Nordeuropa: In der borealen<br />

Zone wird sich die Anzahl der Arten wahrscheinlich<br />

nur geringfügig ändern. Zwar<br />

werden viele kälteliebende Arten aussterben,<br />

vermutlich wandern aber mit der Erwärmung<br />

auch viele neue Arten aus Mitteleuropa<br />

in die boreale Zone ein.<br />

Negative soziale und wirtschaftliche<br />

Auswirkungen<br />

Der Bericht weist darauf hin, dass Menschen<br />

ein Bestandteil der Ökosysteme<br />

sind. Durch die direkte Verbindung würden<br />

durch den Menschen herbeigeführte<br />

Änderungen der Ökosysteme zu "Beeinträchtigungen<br />

des menschlichen Wohlbefindens"<br />

führen.<br />

Die Leistungen der Ökosysteme werden in<br />

der Studie mit einem Wert von 30 Trillionen<br />

Dollar veranschlagt. Der Nutzen der<br />

Biodiversität sei aber in der Berechnung<br />

von Entscheidungsfindungen und <strong>beim</strong><br />

Ressourcen-Management nicht ausreichend<br />

berücksichtigt. Zudem würden Subventionen<br />

der Landwirtschaft oder der<br />

Rohstoffindustrie die Kosten und den Nutzen<br />

der Ökosystemleistungen verzerren.<br />

Die Zerstörung der Ökosysteme führe zu<br />

wirtschaftlichem und zu menschlichem<br />

Leid, so die Studie weiter. Davon seien<br />

reichere Gruppen weniger betroffen als<br />

ärmere, da die erstgenannten Produktion<br />

und Landwirtschaft auslagern könnten.<br />

Die Armen seien hingegen in Bezug auf<br />

Nahrung, natürliche Medizin und verschiedene<br />

andere wichtige Materialien auf<br />

die Ökosysteme vor Ort angewiesen.<br />

UNEP, das Umweltprogramm der Vereinten<br />

Nationen, entwickelt zur Zeit "Environment<br />

Watch", ein System zum verbesserten<br />

Monitoring der weltweiten Umwelt,<br />

das auch Wissenschaft und Politik enger<br />

verzahnen soll. Angesichts der gravierenden<br />

Probleme und der beängstigenden<br />

Prognosen für den Biodiversitätverlust<br />

und der damit verbundenen Risiken für<br />

das menschliche Wohlbefinden dürfe<br />

nichts unversucht gelassen werden, forderte<br />

UNEP. (bv) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Umweltprogramm der Vereinten Nationen<br />

(UNEP), Eric Falt, Öffentlichkeitsarbeit<br />

Tel. 00254 20 / 623292<br />

eMail: eric.falt@unep.org<br />

www.unep.org<br />

Quellen: www.dradio.de/dlf/sendungen/<br />

forschak/379757 (24.05.2005)<br />

www.unep.org/Documents.Multilingual/<br />

Default.asp?DocumentID=433&<br />

ArticleID=4801&l=en<br />

www.birdlife.org/news/news/2005/05/<br />

ma_biodiversity_synthesis.html<br />

<strong>EU</strong>-Pläne zur Förderung<br />

ländlicher Entwicklung<br />

Verbände: Vorrang für nachhaltiges<br />

Wirtschaften und Biodiversitätsschutz<br />

Nach 2006 soll die Finanzierung der so<br />

genannte 2. Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

weiterentwickelt werden. Die geplante<br />

<strong>EU</strong>-Verordnung zur Förderung der<br />

ländlichen Entwicklung (ELER-VO 1 ) sieht<br />

vor, die komplizierte Finanzierung der<br />

zweiten Säule aus unterschiedlichen Töpfen<br />

durch einen einheitlichen europäischen<br />

Fonds - den ELER-Fonds - zu ersetzen.<br />

Die ELER-VO ist zwar noch nicht erlassen,<br />

die Grundausrichtung steht aber bereits<br />

fest. Es wird drei Ebenen geben: Strategische<br />

Leitlinien der <strong>EU</strong>, nationale Strategiepläne<br />

und Pläne zur Ländlichen Entwicklung<br />

der Regionen - in Deutschland<br />

sind das die Bundesländer. In den Mitgliedstaaten<br />

wird nun an den Strategieplänen<br />

gearbeitet.<br />

Die Umweltverbände BUND, DVL 2, NABU,<br />

Euronatur und WWF haben gemeinsam einen<br />

Katalog mit Anforderungen an den<br />

nationalen Strategieplan in Deutschland<br />

erarbeitet. Die Umweltverbände fordern<br />

darin die Bundesregierung auf, integrierten<br />

nachhaltigen Konzepten den Vorzug<br />

zu geben, die gesellschaftlichen Interessenvertreter<br />

rechtzeitig zu beteiligen und<br />

sicherzustellen, dass auch die Landesbehörden<br />

die Umweltverbände in die Planung<br />

einbeziehen. (bv) �<br />

• Weitere Informationen<br />

BUND, Agrarexpertin Reinhild Benning,<br />

Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin<br />

Tel. 030 / 27586-481<br />

eMail: reinhild.benning@bund.net<br />

Download des Anforderungskatalogs:<br />

www.bund.net/lab/reddot2/pdf/<br />

strategieplan.pdf<br />

Quelle: BUNDletter 3/2005<br />

1 „Verordnung über die Förderung der Entwicklung<br />

des ländlichen Raumes durch den Europäischen<br />

Landwirtschaftsfond für die Entwicklung des ländlichen<br />

Raumes“.<br />

2 Deutscher Verband für Landschaftspflege (Landschaftspflegeverband);<br />

www.lpv.de<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 33


Naturschutz, Biodiversität �<br />

<strong>EU</strong> tritt Abkommen zum<br />

Schutz der Wasservögel bei<br />

Signalwirkung für andere Staaten<br />

Die Europäische Union wird demnächst<br />

dem Internationalen Abkommen zum<br />

Schutz ziehender Wasservögel beitreten.<br />

Der Umweltausschuss des Europäischen<br />

Parlaments (EP) hat Mitte Juni einen entsprechenden<br />

Bericht verabschiedet. Mit<br />

dem Beitritt zum Abkommen unterstreiche<br />

die <strong>EU</strong> ihre führende Rolle <strong>beim</strong> weltweiten<br />

Erhalt von Flora und Fauna, sagte der<br />

Vorsitzende des EP-Umweltausschusses<br />

und Berichterstatter Karl-Heinz Florenz<br />

(EVP-ED/CDU).<br />

Das Abkommen zur Erhaltung der afrikanisch-eurasischen<br />

ziehenden Wasservögel<br />

(AEWA) umfasst insgesamt 235 Vogelarten,<br />

die auf Feuchtgebiete angewiesen<br />

sind, darunter Pelikane, Kormorane, Störche,<br />

Fischreiher und Seeschwalben. Die<br />

insgesamt 49 Vertragstaaten des Abkommens,<br />

das seit 1999 in Kraft ist, verpflichten<br />

sich in einem Aktionsplan zu einer<br />

Reihe von Maßnahmen zum Bestandsschutz<br />

der Tiere. Dazu zählen die<br />

Erhaltung und Pflege der natürlichen Lebensräume,<br />

Forschungs- und Beobachtungsprojekte<br />

sowie Bildungs- und Informationsmaßnahmen.<br />

Das AEWA geht zurück auf das Bonner<br />

Übereinkommen von 1979 zur Erhaltung<br />

der wandernden wildlebenden Tierarten.<br />

In Europa ist die Erhaltung ziehender Vogelarten<br />

aufgrund des grenzüberschreitenden<br />

Charakters Gemeinschaftskompetenz.<br />

Beispiele sind die Richtlinie zur Erhaltung<br />

der wild lebenden Vogelarten und<br />

die so genannte Flora-Fauna-Habitat-<br />

(FFH-)Richtlinie.<br />

Das Plenum des Europäischen Parlaments<br />

wird in seiner Juli-Sitzung (4.-7.7.) das<br />

Votum des EP-Umweltausschusses voraussichtlich<br />

bestätigen. Berichterstatter<br />

Florenz geht davon aus, dass der Beitritt<br />

der <strong>EU</strong> zum Abkommen Signalwirkung haben<br />

wird und andere Staaten sich ermuntert<br />

fühlen nachzuziehen. (bv) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Büro Karl Heinz Florenz MdEP, Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 284-7320<br />

EVP-ED, Pressestelle, Thomas Bickl<br />

Tel. 0032 2 / 283-2002<br />

www.karl-heinz-florenz.de/de/presse/<br />

pm_anzeige.php?id=233<br />

34 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Neuer Biodiversitätsinikator<br />

für <strong>EU</strong>-Vogelpopulationen<br />

Generalisten verdrängen Feld- und<br />

Waldvögel<br />

Ein aktualisierter Indikator der europäischen<br />

Wildvogelpopulationen zeigt, dass<br />

zwischen 1980 und 2003 die Anzahl der<br />

Vögel der Agrarlandschaft um 28 % und<br />

die der Waldvögel um 13 % sank, während<br />

die Anzahl der Generalisten um<br />

28 % anstieg. Die durch die Naturschutzorganisation<br />

BirdLife International erstellten<br />

und erstmals 2003 veröffentlichten<br />

Daten waren letztes Jahr von der <strong>EU</strong> als<br />

Basis der offiziellen Nachhaltigkeitsindikatoren<br />

anerkannt worden.<br />

Die diesjährige Aktualisierung schließt<br />

erstmals auch vier der neuen <strong>EU</strong>- Mitgliedstaaten<br />

ein und zeigt auch zum ersten<br />

Mal die unterschiedlichen Trends bei<br />

Waldvögeln und Generalisten auf. (bv) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Quelle: Environment Daily 09.06.2005<br />

Biodiversitätsindikator (Download):<br />

www.birdlife.net/action/science/<br />

indicators/pdfs/<br />

2005_pecbm_indicator_update.pdf<br />

Mehr Vogelarten vom<br />

Aussterben bedroht<br />

Neue Rote Liste: Jede fünfte Vogelart<br />

weltweit bedroht<br />

Der jährliche Zustandsbericht der Naturschutzorganisation<br />

BirdLife über den<br />

weltweiten Bestand der Vogelarten zeigt,<br />

dass sich Anzahl vom Aussterben bedrohter<br />

Vogelarten auf 1.212 beläuft. Werden<br />

auch die bedrohten Arten hinzugerechnet,<br />

ergibt sich eine Zahl von genau 2.000 Arten<br />

in Not - mehr als ein Fünftel der auf<br />

der Erde verbleibenden 9.775 Vogelarten.<br />

179 dieser Arten werden derzeit als kritisch<br />

vom Aussterben bedroht eingestuft,<br />

die höchste Stufe der Gefährdung. Seit<br />

dem Jahr 1500 ist das Aussterben von<br />

131 Vogelarten dokumentiert. Dank erfolgreich<br />

umgesetzter Schutzmaßnahmen<br />

konnten fünf Arten in eine geringere Gefährdungskategorie<br />

eingestuft werden.<br />

Die Revision der Rote-Liste-Einstufungen<br />

von BirdLife und die zugehörige Dokumentation<br />

fließen in die "Roten Listen<br />

2005" der Weltnaturschutzunion (IUCN)<br />

ein, die im Herbst erscheinen soll. (bv) �<br />

• Weitere Informationen<br />

BirdLife International, Wellbrook Court,<br />

Girton Road, Cambridge CB3 0NA,<br />

Großbritannien<br />

Tel. 0044 1223 277-318, Fax -200<br />

eMail : birdlife@birdlife.org<br />

Rote Liste von BirdLife:<br />

www.birdlife.org/datazone/species<br />

Quelle: www.birdlife.org/news/news/<br />

2005/06/red_list_update.html


Naturschutz, Biodiversität �<br />

Eurobarometer-Umfrage zu<br />

artgerechter Tierhaltung<br />

Hohes Tierschutzbewusstsein, bessere<br />

Kennzeichnung gefordert<br />

Die Europäische Kommission hat Anfang<br />

Juni eine <strong>EU</strong>-weite Meinungsumfrage über<br />

die Einstellung der Verbraucher/innen zur<br />

artgerechten Tierhaltung in der Landwirtschaft<br />

präsentierte. Die Ergebnisse belegen<br />

den Wunsch der <strong>EU</strong>-Bürger nach höheren<br />

Tierschutzstandards bei der Haltung<br />

von landwirtschaftlichen Nutztieren.<br />

Die Umfrage wurde im Februar/März<br />

2005 mit durchschnittlich 1000 Befragten<br />

in jedem der 25 <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten<br />

durchgeführt.<br />

Die Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

sind laut Studie grundsätzlich der Ansicht,<br />

dass dem Tierschutz in der Agrarpolitik ihrer<br />

Länder zu wenig Gewicht beigemessen<br />

wird. Sie sind größtenteils bereit, mehr für<br />

Lebensmittel aus artgerechter Tierhaltung<br />

zu bezahlen und wünschen sich eine bessere<br />

Kennzeichnung der Produkte. Drei<br />

Viertel der befragten Verbraucher glauben,<br />

durch ihre Kaufentscheidungen die<br />

artgerechte Tierhaltung fördern zu können.<br />

"Das Ergebnis der Umfrage beweist<br />

nicht nur, wie mündig der Bürger als<br />

Verbraucher schon ist", kommentierte die<br />

Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes,<br />

Brigitte Rusche, "es ist<br />

zugleich ein Handlungsauftrag an die Europäische<br />

Kommission." Die Öffentlichkeit<br />

stütze den Tierschutz, das müsse von der<br />

Politik nachvollzogen werden. (bv) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Deutscher Tierschutzbund, Vizepräsidentin<br />

Dr. Brigitte Rusche, Baumschulallee<br />

15, 53115 Bonn<br />

Tel. 0228 / 60496-20, Fax -40<br />

eMail:<br />

brigitte.rusche@tierschutzakademie.de<br />

www.tierschutzbund.de<br />

Umfrage-Ergebnisse (Download):<br />

www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />

IP/05/698)<br />

Newsticker<br />

Lob und Kritik für Entwurf der<br />

<strong>EU</strong>-Saatgutrichtlinie<br />

Durch die <strong>EU</strong>-Kommission wird derzeit eine<br />

Richtlinie erarbeitet, die das Inverkehrbringen<br />

und den Handel mit regionaltypischem<br />

Saatgut für Landschaftsbau<br />

und Naturschutzzwecke ermöglichen soll,<br />

damit gefährdete Arten und Sorten am<br />

Standort erhalten werden können. Genetische<br />

Vielfalt ist für den Erhalt von Arten<br />

unabdingbar, es ist zur Zeit in Deutschland<br />

aber kaum möglich, diese genetische<br />

Vielfalt für Wildpflanzenarten zu sichern,<br />

da Gesetze "Sortenreinheit", also genetisch<br />

einheitliches Saatgut, festschreiben.<br />

Was für die landwirtschaftliche Hochleistungsproduktion<br />

eine wichtige Voraussetzung<br />

ist, bedroht die Vielfalt der Wildpflanzen.<br />

Im Entwurf für eine neue <strong>EU</strong>-<br />

Richtlinie ist nun vorgesehen, die Regelung<br />

abzuschaffen, nach der nur "reine"<br />

Wildpflanzensorten im Handel zugelassen<br />

sind. Der BUND unterstützt das generelle<br />

Anliegen dieser Richtlinie, fordert aber in<br />

vielen Einzelpunkten eine Modifizierung.<br />

Darüber hinaus fordert der BUND eine<br />

Anpassung des Saatgutverkehrsgesetzes,<br />

damit die für den Landschaftsbereich relevanten<br />

Arten aus den bestehenden Regelungen<br />

<strong>herausge</strong>nommen werden. (bv)<br />

BUND, Tel. 030 / 787900-0, eMail:<br />

doris.eberhardt@bund.net<br />

Forderungspapier (2 S.): www.bund.net/<br />

lab/reddot2/pdf/saatgutrichtlinie.pdf<br />

Agrarministerrat begrüßt<br />

<strong>EU</strong>-Waldaktionsplan<br />

Der Agrarministerrat hat im Mai den Vorschlag<br />

der <strong>EU</strong>-Kommission zur Entwicklung<br />

eines Waldaktionsplans begrüßt. Es<br />

geht dabei um eine bessere Koordination<br />

der bereits vorhandenen Aktivitäten der<br />

verschiedenen Generaldirektionen auf <strong>EU</strong>-<br />

Ebene. Der Rat forderte die Kommission<br />

auf, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten<br />

und in Rücksprache mit Interessengruppen<br />

einen Vorschlag für den Aktionsplan<br />

zu erarbeiten und Mitte 2006<br />

vorzulegen. Der Rat forderte außerdem,<br />

die existierenden <strong>EU</strong>-Mittel zu erhöhen,<br />

um die Koordination zwischen den zuständigen<br />

Politikbereichen zu verbessern,<br />

sowie die Rolle des Forstkomitees auf <strong>EU</strong>-<br />

Ebene eindeutig festzulegen. (bv)<br />

http://ue.eu.int/ueDocs/cms_Data/<br />

docs/pressData/en/agricult/85001.pdf<br />

<strong>EU</strong>-Kommission veröffentlicht<br />

Vorschlag zu Hühnerhaltung<br />

Für die Haltung der mehr als vier Milliarden<br />

Masthühner, die jedes Jahr allein in<br />

den 15 alten <strong>EU</strong>-Staaten geschlachtet<br />

werden, hat die Europäische Kommission<br />

diese Woche einen Richtlinien-Vorschlag<br />

präsentiert. "Aus Sicht des Tierschutzes<br />

ist der Vorschlag höchst unzureichend, da<br />

zentrale Forderungen des Wissenschaftlichen<br />

Komitees für Tiergesundheit und<br />

Tierschutz der <strong>EU</strong> kaum berücksichtigt<br />

wurden", erklärte Thomas Pietsch, Nutztier-Experte<br />

der Tierschutzorganisation<br />

Vier Pfoten. Es sei zu befürchten, dass<br />

gravierende Defizite bei der intensiven<br />

Masthühnerhaltung auch in Zukunft bestehen<br />

bleiben. (bv)<br />

Quelle: http://presseportal.de/<br />

story.htx?firmaid=17477<br />

Biodiversität Finnlands nimmt ab<br />

Laut einer Studie, die Finnlands Biodiversitätsplan<br />

1997-2005 bewertet, nimmt<br />

die Biodiversität des Landes weiter ab.<br />

Die laufenden Schutzmaßnahmen seien<br />

unzureichend, um das <strong>EU</strong>-Ziel zu erfüllen,<br />

den Biodiversitätsverlust bis 2010 zu<br />

stoppen, schlussfolgert der Bericht. Zu<br />

dem Zeitpunkt werde die Anzahl bedrohter<br />

Arten um 10 % höher liegen als im<br />

Jahr 2000. Die Studie empfiehlt, den<br />

nächsten Biodiversitätsplan für 2006-<br />

2016 um Agrar-Umwelt-Subventionen und<br />

Waldschutzprogramme zu erweitern. (bv)<br />

Quelle: Environment Daily 01.06.05<br />

Kurzfassung der Studie (Download):<br />

www.ymparisto.fi/download.asp?contentid<br />

=34801&lan=en<br />

Millionen Wildvögel in die <strong>EU</strong><br />

importiert<br />

Die <strong>EU</strong> importiert nach Angaben von Tierschützern<br />

jährlich rund 1,75 Millionen<br />

"Ziervögel", die in freier Wildbahn gefangen<br />

wurden. Etwa noch einmal so viele<br />

kämen nach Schätzungen <strong>beim</strong> Fang und<br />

auf dem gesamten Transport um, so die<br />

Organisation Pro Wildlife. Mit 87 Prozent<br />

der nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen<br />

registrierten Importe sei die<br />

<strong>EU</strong> mit Abstand weltgrößter Abnehmer<br />

von Ziervögeln. Während die Europäische<br />

Vogelschutzrichtlinie den Fang heimischer<br />

Vögel für den Tierhandel streng verbiete,<br />

seien der Einfuhr von "Exoten" aus Afrika,<br />

Asien oder Südamerika kaum Grenzen gesetzt.<br />

(bv)<br />

Quellen: www.prowildlife.de<br />

www.derstandard.at/?id=2055337<br />

�<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 35


Verkehr �<br />

Wegekostenrichtlinie: Wird die<br />

Zivilgesellschaft übergangen?<br />

LSVA-Bündnis legt Beschwerde <strong>beim</strong><br />

Europäischen Bürgerbeauftragten ein<br />

Im Herbst 2005 wird das Europa- Parlament<br />

in zweiter Lesung wieder über die<br />

Novellierung der so genannten "Eurovignetten-Richtlinie"<br />

(eigentlich: Wegekosten-<br />

Richtlinie für Lkw) beraten. Noch immer ist<br />

nicht vorgesehen, dass dabei auch die Internationale<br />

Petition "Faire Preise im Güterverkehr<br />

- Schwerverkehrsabgabe für<br />

Europa" behandelt wird, obwohl sie sich<br />

offiziell und explizit auf diese Richtlinie<br />

bezieht. Die Unterzeichner - immerhin<br />

500 Organisationen in ganz Europa -<br />

müssen damit nun im fünften Jahr auf die<br />

Berücksichtigung ihrer Petition warten.<br />

Ein Skandal, findet das "Bündnis LSVA 1 für<br />

Europa e.V." und legte daher im Mai Beschwerde<br />

<strong>beim</strong> Europäischen Bürgerbeauftragten<br />

ein. In dem Brief an den Ombudsman<br />

argumentiert das Bündnis, die<br />

Meinung von umgerechnet etwa 25-30<br />

Millionen Menschen dürfe nicht einfach<br />

übergangen werden, und weist auch darauf<br />

hin, dass mit der Untätigkeit des Parlaments<br />

möglicherweise das <strong>EU</strong>- Petitionsrecht<br />

verletzt wird.<br />

Die Petition aus dem Jahr 1999 enthält<br />

Forderungen, die darauf hinauslaufen,<br />

dass in der <strong>EU</strong> eine leistungsabhängige<br />

Schwerverkehrsabgabe nach Schweizer<br />

Muster eingeführt werden muss. Vor allem<br />

wird gefordert:<br />

- einheitlicher Geltungsbereich der Lkw-<br />

Wegekosten auf allen Straßen;<br />

- Umwelt- und andere externe Kosten<br />

werden für die Gebührenfestlegung einbezogen;<br />

- neben dem höchstzulässigen Gesamtgewicht,<br />

den Abmessungen und den gefahrenen<br />

Kilometern werden auch die<br />

Lärm- und Luftschadstoffe als Berechnungsgrundlage<br />

einbezogen;<br />

- für ökologisch besonders sensible Räume<br />

ist eine Differenzierung nach oben<br />

möglich;<br />

- stufenweise Erhöhung der Preise parallel<br />

zu Fortschritten bei den Angeboten<br />

der umweltverträglicheren Verkehrsträger.<br />

1 Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe.<br />

36 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Gerät die Einbeziehung der<br />

Umweltkosten zur Farce?<br />

Rekapituliert man das bisherige Verfahren<br />

zur Novellierung der "Eurovignetten- Richtlinie",<br />

wird die Aktualität der Forderungen<br />

schnell klar: Denn nicht eine einzige Forderung<br />

wurde in den Kommissionsentwurf<br />

bzw. die Version des Parlaments oder des<br />

Verkehrsministerrates wirklich zufriedenstellend<br />

aufgenommen. Die Einbeziehung<br />

der externen Kosten - die wichtigste Forderung<br />

der Petition - wird vermutlich sogar<br />

komplett übergangen: Sie war im<br />

Kommissionsentwurf auf ein ärgerliches<br />

Minimum reduziert worden, wurde vom<br />

Parlament durch zwei Änderungsbeschlüsse<br />

ein wenig nachgebessert - und<br />

vom Verkehrsministerrat im April dieses<br />

Jahres dann vollständig aus dem Text entfernt.<br />

Im Verlauf der anstehenden zweiten Parlaments-Lesung<br />

besteht nun sogar das<br />

Risiko, dass auch das Parlament in seiner<br />

neuen, konservativeren Zusammensetzung<br />

der Linie der Verkehrsminister folgen<br />

und die externen Kosten völlig auf die<br />

Abschussliste setzen wird. Die maßgebliche<br />

Berichterstatterin Corien Wortmann-<br />

Kool (Niederlande, Konservative) hat bereits<br />

von "verschieben", "erst noch weitere<br />

Studien zur Internalisierung externer Kosten<br />

machen" und Ähnlichem gesprochen.<br />

Was der umweltkostenfreie Richtlinien-<br />

Rest dann noch mit Nachhaltigkeit und fairen<br />

Preisen zu tun haben soll? Und wo die<br />

Glaubwürdigkeit der <strong>EU</strong> mit ihren Selbstverpflichtungen<br />

zur Umweltintegration<br />

bleiben wird? Das alles wird dann wohl ein<br />

Rätsel bleiben. Jedenfalls dann, wenn<br />

auch der Protest der Petitions- Unterzeichner<br />

nichts nutzen sollte.<br />

Psychologischer Druck<br />

Das Bündnis LSVA für Europa e.V., das<br />

als Vertretung der Unterzeichner- Organisationen<br />

gegenüber der <strong>EU</strong> tätig ist, hofft<br />

aber, dass der Ombudsmann die Zeichen<br />

der Zeit verstanden hat und sich für die<br />

Berücksichtigung der Bevölkerung entlang<br />

der Straßen und ihrer Anliegen einsetzt.<br />

Zwar entfaltet ein Beschwerdeverfahren<br />

<strong>beim</strong> Bürgerbeauftragten keine Rechtswirksamkeit,<br />

aber die symbolische Wirkung<br />

und der eventuell fällige Bericht des<br />

Bürgerbeauftragten sorgen zumindest für<br />

psychologischen Druck.<br />

Was man vielleicht als gutes Omen nehmen<br />

kann: während das Parlament nach<br />

fünf Jahren noch keine Kontaktaufnahme<br />

zu den Petitionsunterzeichner/innen geschafft<br />

hat, traf die Bestätigung des Bürgerbeauftragten<br />

über den Erhalt der Beschwerde<br />

innerhalb von 10 Tagen ein. �<br />

Gastautorin: Heike Aghte, Bündnis LSVA<br />

für Europa e.V.<br />

• Weitere Informationen<br />

Bündnis LSVA für Europa e.V., Heike<br />

Aghte, Geschäftsführerin, Rathausstr.<br />

17, 10178 Berlin<br />

Tel. 0170 / 5389971<br />

eMail: heike.aghte@t-online.de<br />

Internet: www.lsva-europe.org<br />

Der Europäische Bürgerbeauftragte<br />

(<strong>EU</strong>-Ombudsman)<br />

Der Europäische Bürgerbeauftragte<br />

("Ombudsman") untersucht Beschwerden<br />

über Missstände in der Verwaltungstätigkeit<br />

der Organe und Institutionen der Europäischen<br />

Union. Unternehmen, Verbände<br />

oder sonstige Stellen mit satzungsmäßigem<br />

Sitz in der Union sowie Bürger/innen<br />

der <strong>EU</strong> können Beschwerden <strong>beim</strong><br />

Europäischen Bürgerbeauftragten einreichen.<br />

(jg)<br />

Europäischer Bürgerbeauftragter, P. Nikiforos<br />

Diamandouros, Avenue du Président<br />

Robert Schuman 1, B.P. 403, F-67001<br />

Strasbourg Cedex<br />

Tel. 0033 3 / 8817-2313, Fax -9062,<br />

eMail:<br />

euro-ombudsman@europarl.eu.int<br />

www.euro-ombudsman.eu.int


Verkehr �<br />

Manifest für Öffentlichen<br />

Nahverkehr veröffentlicht<br />

Entscheidungsträger sollen sich für<br />

öffentliche Verkehrssysteme einsetzen<br />

Der Internationale Verband für Öffentliches<br />

Verkehrswesen (UITP) hat auf seinem<br />

56. Weltkongress in Rom vom 5. bis<br />

9. Juni ein Manifest zur Stärkung des Öffentlichen<br />

Personennahverkehrs (ÖPNV)<br />

veröffentlicht. Darin werden die politischen<br />

Entscheidungsträger in der ganzen Welt<br />

aufgefordert, ihr "Engagement für starke<br />

öffentliche Verkehrssysteme" zu verstärken.<br />

Der Kongress befasste sich mit der<br />

Rolle des öffentlichen Verkehrs als Bindeglied<br />

zwischen den gesellschaftlichen, ökologischen<br />

und ökonomischen Ecksäulen<br />

und legte eine Vision für 2020 vor<br />

("ÖPNV 2020: Die Verbindung herstellen").<br />

Mobilität für alle, Umweltschäden<br />

verringern<br />

� Das Manifest, für das noch Unterstützer/innen<br />

gesucht werden, beinhaltet folgende<br />

Forderungen:<br />

- Den städtischen Raum nach der Zahl der<br />

Fahrgäste/Verkehrsteilnehmer und nicht<br />

nach der Zahl der Fahrzeuge verteilen<br />

(besseres Gleichgewicht zwischen ÖPNV<br />

und dem Individualverkehr schaffen; eigene<br />

Fahrwege für die öffentlichen Verkehrsmittel,<br />

um Attraktivität und Effizienz<br />

des ÖPNV zu verbessern)<br />

- Faire Preise für die jeweilige Verkehrsmittelwahl<br />

festlegen<br />

(ehrliche Preispolitik, Einbeziehung externer<br />

ökologischer und ökonomischer<br />

Kosten)<br />

- Raum- und Verkehrsplanung besser koordinieren<br />

(Planungspolitiken müssen, um lebenswerte<br />

Gemeinschaften zu entwickeln, die<br />

lokalen, regionalen, nationalen und internationalen<br />

Perspektiven sowie Raumnutzung<br />

und Verkehrsbedarf berücksichtigen)<br />

- Solide Grundlagen schaffen<br />

(Verkehrssysteme sollten soziale Integration<br />

bestmöglich fördern und der<br />

Mehrheit der Reisenden nachhaltige<br />

Mobilitätsoptionen bieten: mit sicheren,<br />

zuverlässigen, komfortablen und preiswerten<br />

Systemen)<br />

- Investitionen in den ÖPNV verstärken.<br />

Der internationale Verband für Öffentliches<br />

Verkehrswesen (UITP) ist die internationale<br />

Organisation für Aufgabenträger<br />

und öffentliche Verkehrsbetriebe sowie für<br />

Entscheidungsträger, wissenschaftliche<br />

Institute, die Zulieferindustrie und Dienstleister,<br />

die im Bereich des öffentlichen<br />

Verkehrs tätig sind. Er versteht sich als<br />

Plattform für die weltweite Kooperation<br />

und den Wissensaustausch zwischen seinen<br />

2.500 Mitgliedern aus etwa 80 Ländern<br />

der Erde. (sd) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Internationaler Verband für Öffentliches<br />

Verkehrswesen (UITP), Isabelle<br />

Valentiny, Rue Sainte-Marie 6 (Quai de<br />

Charbonnages), B-1080 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 66-36639, Fax -0 10 72<br />

eMail: isabelle.valentiny@uitp.com<br />

Manifest im Internet (deutsch):<br />

www.uitp.com/rome2005/RMR/en/<br />

pr-txt.cfm?file=/2005/06/<br />

manifesto-de.cfm&id=77<br />

Konferenzinformationen:<br />

www.uitp.com/rome2005<br />

Europas Schienennetz wird<br />

kürzer<br />

Eurostat veröffentlicht Zahlen zum<br />

Eisenbahnpersonenverkehr in der <strong>EU</strong><br />

Zwischen 1995 und 2002 ging die Länge<br />

des Streckennetzes <strong>EU</strong>-weit um über 4 %<br />

auf 204.000 km zurück. Das ist ein Ergebnis<br />

einer Datenrecherche des Statistischen<br />

Amtes der <strong>EU</strong> (Eurostat). Die<br />

Tschechische Republik verfügte mit<br />

122 km Bahnstrecke je 1.000 km² Hoheitsgebiet<br />

über das dichteste Streckennetz,<br />

gefolgt von Belgien (115 km) und<br />

Luxemburg (106 km). Die geringste Streckennetzdichte<br />

innerhalb der <strong>EU</strong> findet<br />

sich in Finnland (17 km) und Griechenland<br />

(18 km).<br />

Franzosen fahren am meisten Bahn<br />

Der Eisenbahnpersonenverkehr erreichte<br />

im Jahr 2002 auf <strong>EU</strong>-Ebene eine Gesamtleistung<br />

von 351 Milliarden Personenkilometern.<br />

Die Personenverkehrsleistung<br />

ging damit im Vergleich zum Vorjahr<br />

(2001) um ein Prozent zurück.<br />

Frankreich erzielte in absoluten Werten<br />

die meisten Personenkilometer, gefolgt<br />

von Deutschland, Italien und Großbritannien.<br />

Auf jeden Einwohner Frankreichs<br />

entfallen jährlich durchschnittlich 1.236<br />

km, das ist fast doppelt so viel wie der<br />

<strong>EU</strong>-Durchschnitt (766 km). Dänemark,<br />

Ungarn, Österreich und Schweden folgen<br />

mit mehr als 1.000 km je Einwohner.<br />

Deutschland liegt bei etwa 860 km.<br />

Die beste Auslastung des Streckennetzes<br />

im Personenverkehr verzeichneten im Jahr<br />

2002 die Niederlande mit mehr als 5 500<br />

Personenkilometern je km Streckennetz.<br />

Der grenzüberschreitende Eisenbahnpersonenverkehr<br />

hat im Zeitraum 1995-<br />

2002 in neun Ländern zu- und in acht<br />

Ländern abgenommen. Die stärksten Zunahmen<br />

verzeichneten Dänemark (84 %)<br />

und Spanien (73 %). Die deutlichsten<br />

Rückgänge gab es in Estland (-80 %) und<br />

der Slowakei (-74 %). (jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

http://epp.eurostat.cec.eu.int/cache/<br />

ITY_OFFPUB/KS-NZ-05-006/DE/<br />

KS-NZ-05-006-DE.PDF (ausführlich)<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 37


Verkehr �<br />

Verkehrskommissar Barrot will<br />

Fahrradverkehr fördern<br />

Halbzeit-Bilanz des Weißbuchs Verkehr<br />

steht an<br />

� Bei einer Rede auf der "Velo-City”- Konferenz<br />

in Dublin Anfang Juni hat sich <strong>EU</strong>-<br />

Verkehrskommissar Jacques Barrot für<br />

"eine neue integrierte Vision für städtischen<br />

Verkehr" ausgesprochen. Dies<br />

beinhalte besseren und effizienteren Öffentlichen<br />

Verkehr, Sicherheit besonders<br />

für Fußgänger und Fahrradfahrerinnen,<br />

eine rationellere Autonutzung und Regulierungen<br />

des Innenstadtverkehrs, um<br />

diese vor übermäßigem Lärm und Verschmutzung<br />

zu schützen. Er sei als <strong>EU</strong>-<br />

Verkehrskommissar zwar für alle Fortbewegungsarten<br />

zuständig, so Barrot, die<br />

<strong>EU</strong> solle aber eine wichtige Rolle in der<br />

Förderung des Fahrradverkehrs spielen.<br />

Entsprechend dem 2001 veröffentlichten<br />

Weißbuch Verkehr 1 könnte Fahrradfahren<br />

bei der Umorientierung von belastenden<br />

hin zu umweltfreundlicheren Verkehrsarten<br />

eine größere Rolle spielen als bisher.<br />

Barrot teilte mit, dass in diesem Jahr eine<br />

Halbzeitbilanz des Weißbuches ansteht,<br />

und forderte Interessengruppen auf, sich<br />

im Rahmen der geplanten Konsultationen<br />

daran zu beteiligen.<br />

Fahrradfahren soll sicherer werden<br />

Fahrradfahren sei eine effiziente, billige<br />

und saubere Art, Straßen und Raum zu<br />

nutzen. Es sei aber sicherzustellen, dass<br />

Fahrradfahren besonders in Städten sicherer<br />

und attraktiver gemacht werde, so<br />

Barrot. Zwei Drittel aller Verkehrsunfälle<br />

und ein Drittel aller Todesfälle fänden in<br />

städtischem Umfeld statt. Die <strong>EU</strong>- Kommission<br />

habe deshalb Richtlinien zum toten<br />

Winkel und zur Entschärfung der Autofront<br />

im Falle eines Unfalls erlassen. Fahrradfahrer<br />

müssten allerdings selbst auch<br />

etwas tun, z. B. einen Helm tragen. (jg)<br />

�<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäische Kommission, Generaldirektion<br />

Energie und Verkehr, Rue de la<br />

Loi 200, B-1049 Brüssel<br />

Vollständige Rede im Internet (engl.):<br />

www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />

SPEECH/05/320)<br />

1 „Die europäische Verkehrspolitik bis 2010: Weichenstellungen<br />

für die Zukunft“:<br />

www.europa.eu.int/comm/energy_transport/<br />

library/lb_texte_complet_de.pdf<br />

38 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Newsticker<br />

Sozialministerrat: Mehr Gesundheit<br />

durch höhere Verkehrssicherheit<br />

Der Ministerrat für Beschäftigung, Sozialpolitik,<br />

Gesundheit und Verbraucherschutz<br />

hat sich auf seiner Tagung Anfang Juni für<br />

Initiativen für eine sichere städtische Umwelt<br />

ausgesprochen. Die Minister/innen<br />

forderten die Mitgliedstaaten und die<br />

Kommission auf, Initiativen zur Förderung<br />

einer gesunden Ernährung und körperlicher<br />

Bewegung zu entwickeln und durchzuführen.<br />

Hierfür müsse u. a. die städtische<br />

Umwelt so gestaltet werden, "dass<br />

sie beispielsweise durch sichere Rad- und<br />

Fußwege zu körperlicher Bewegung anregt."<br />

(sd)<br />

http://ue.eu.int/ueDocs/cms_Data/docs/<br />

pressData/de/lsa/85292.pdf<br />

Verkehrsmaut in London funktioniert<br />

"noch besser als erträumt"<br />

Zum Umwelttag der Vereinten Nationen<br />

am 3. Juni hat Ken Livingstone, Bürgermeister<br />

von London, alle Bürgermeister<br />

der Welt dazu aufgerufen, mit City-Mauten<br />

die Klimaprobleme zu bekämpfen. Bei einer<br />

Festveranstaltung in San Francisco<br />

wies er darauf hin, dass die Maut in London<br />

den Verkehrsfluss erleichtert und den<br />

Ausstoß von Treibhausgasen reduziert<br />

habe. Eine kräftige Gebühr von umgerechnet<br />

9 Euro pro Tag habe die Leute<br />

aus den Autos geholt und die öffentlichen<br />

Verkehrsmittel gefüllt. Die City-Maut sei<br />

die einzige Sache in seinem Leben, die<br />

noch besser geworden sei als er sich das<br />

vorher habe träumen lassen. (jg)<br />

Quelle: LSVA-Kurznachrichten Juni 2005<br />

Eurostat veröffentlicht Daten zum<br />

Mobilitätsverhalten der Bevölkerung<br />

Zur Zeit ist es fast unmöglich, die Kurzstreckenmobilität<br />

der europäischen Bevölkerung<br />

vergleichbar zu erfassen. Einige<br />

Erkenntnisse und Daten in den jeweiligen<br />

Mitgliedstaaten gibt es aber. Daraus und<br />

aus Umfragen (Zeitbudgeterhebung) hat<br />

das Statistische Amt der <strong>EU</strong> eine Publikation<br />

zusammengefasst, die sowohl nach<br />

Alter und Geschlecht als auch nach Verkehrsmittel<br />

differenzierte Daten in Tabellen<br />

zusammenfasst. Darüber hinaus werden<br />

nationale Verkehrserhebungen, Referenzjahre,<br />

Stichprobengrößen und erhobene<br />

Daten aufgelistet - ein schneller Überblick<br />

für Interessierte. Junge Menschen<br />

verwenden übrigens am meisten Zeit für<br />

Wege, mit steigendem Alter nehmen die<br />

Werte nach und nach ab. Das Ausschei-<br />

den aus dem Erwerbsleben führt laut Bericht<br />

zu einem deutlichen Rückgang der<br />

Kurzstreckenmobilität. (jg)<br />

http://epp.eurostat.cec.eu.int/cache/<br />

ITY_OFFPUB/KS-NZ-05-005/DE/<br />

KS-NZ-05-005-DE.PDF<br />

Belgische Nachtflüge lauter als die<br />

WHO erlaubt<br />

Rund ein Drittel der Anwohner/innen um<br />

den Brüsseler Zaventem-Flughafen müssen<br />

Lärm ertragen, der lauter ist als die<br />

Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt.<br />

Das hat die Brüsseler Umwelt- Agentur<br />

in einer Studie <strong>herausge</strong>funden. Demnach<br />

sind etwa 300.000 Menschen zwischen<br />

11 Uhr abends und 7 Uhr morgens<br />

Werten von über 45 Dezibel ausgesetzt.<br />

Proteste gegen Nachtflüge hatten letztes<br />

Jahr dazu geführt, dass die Logistikfirma<br />

der Deutschen Post DHL ihren Standport<br />

von Brüssel nach Leipzig verlegen will. Die<br />

<strong>EU</strong> subventioniert dies mit 71 Millionen<br />

Euro. Über eine Studie zum erhöhten<br />

Lärmaufkommen in Leipzig ist noch nichts<br />

bekannt. (jg)<br />

Quellen: Environment Daily, 03.06.05;<br />

www.mdr.de/wirtschaft/unternehmen/<br />

1673950.html<br />

Autohersteller haben Kosten zur<br />

Emissionsreduktion übertrieben<br />

Die von der Industrie geschätzten Kosten<br />

zur Erreichung des 2012-Ziels für eine<br />

CO2-Reduktion der Autoabgase (120 g<br />

auf 100 km) sind übertrieben. Das ist das<br />

Ergebnis einer Studie im Auftrag der <strong>EU</strong>-<br />

Kommission, berichtet das Magazin "European<br />

Voice". Im Bericht wird eine "studien-nahe<br />

Quelle" zitiert: "Weniger als<br />

50 % der geschätzten Kosten von 4.000<br />

Euro pro Auto" werde die Umstellung kosten.<br />

Die Autoindustrie beruft sich bei ihrer<br />

Argumentation zum "unerreichbaren"<br />

120-g-Ziel auf eine eigene Studie der Unternehmensberatung<br />

Arthur D. Little. (jg)<br />

Quelle: European Voice, Ausgabe 11, Nr.<br />

18, 12.05.05 (Anna McLaughlin, The<br />

Economist)<br />


Wasser, Meere, Fischerei �<br />

Trinkwasserherstellung durch<br />

Atomenergie?<br />

Meerwasserentsalzung bisher nur mit<br />

hohem Energieaufwand möglich<br />

Die Aufbereitung von Trinkwasser ist nicht<br />

nur in wasserarmen Regionen ein Problem:<br />

auch in gemäßigten Breiten wird die<br />

Aufbereitung von Trinkwasser wegen zunehmender<br />

industrieller Verschmutzung<br />

der Grund- und Oberflächengewässer immer<br />

aufwändiger und teurer. Deshalb wird<br />

inzwischen immer mehr auf Meerwasserentsalzung<br />

gesetzt, z. B. in den USA, Japan<br />

und Taiwan, schreibt Mohamed Larbi<br />

Bouguerra in Le Monde Diplomatique vom<br />

10. Juni. Aber die Technologie verbraucht<br />

extrem viel Energie. Einige Fachleute seien<br />

der Meinung, dass diese Technologie<br />

nur rentabel wird, wenn ein Atomkraftwerk<br />

die Energiemengen bereitstellt, die dann<br />

neben der Strom- auch die Wasserversorgung<br />

gewährleisten können. Der 1973 in<br />

Betrieb genommene Schnelle Brüter von<br />

Aktau (Kasachstan) habe beispielsweise<br />

die Versorgung der Stadt am Kaspischen<br />

Meer sowohl mit Energie als auch mit<br />

Trinkwasser gesichert. Und 1996 hat die<br />

Internationale Atomenergie-Organisation<br />

(IAEO) im Auftrag von Algerien, Ägypten,<br />

Libyen, Marokko und Tunesien eine<br />

Machbarkeitsstudie für die Erzeugung von<br />

Trinkwasser aus Meerwasser (von 20.000<br />

bis 720.000 Kubikmeter pro Tag) für das<br />

Jahr 2005 durchgeführt, so Bouguerra.<br />

Verschwendung und verfehltes<br />

Management<br />

Wasser wird größtenteils aber nicht als<br />

Trinkwasser für die Bevölkerung verbraucht,<br />

sondern weltweit zu 70 Prozent<br />

für die Landwirtschaft verwendet. Oder -<br />

wie im indischen Bundesstaat Gujerat, wo<br />

ein israelisches Unternehmen eine gigantische<br />

Meerwasserentsalzungsanlage im<br />

Wert von mehr als 11 Millionen Dollar für<br />

die größte indische Erdölraffinerie baut -<br />

für die Industrie.<br />

"Meerwasserentsalzung ist die technizistische<br />

Antwort auf das sehr reale Problem<br />

der Versorgung mit Süßwasser", schreibt<br />

Bouguerra. Maßnahmen zur Wassereinsparung<br />

und zur Reduktion der Leitungsverluste<br />

träten völlig in den Hintergrund.<br />

Allein durch defekte Wasserleitungen gingen<br />

weltweit 20 bis 30 Prozent Wasser<br />

verloren. Während es in Dänemark nur 3<br />

Prozent seien, gingen in Jordanien 48<br />

Prozent verloren. Trinkwasser, das über-<br />

wiegend aus Meerwasserentsalzungsanlagen<br />

gewonnen wird.<br />

Umweltprobleme: CO 2 -Ausstoß,<br />

hochkonzentrierte Sole<br />

Kraftwerke zur Meerwasserentsalzung<br />

produzieren Treibhausgase, die wiederum<br />

zum Klimawandel beitragen und den natürlichen<br />

Wasserkreislauf belasten. Außerdem<br />

entstehen große Mengen von Sole,<br />

einer konzentrierten Lösung verschiedener<br />

Mineralsalze und organischer Substanzen.<br />

Wenn die Sole vor der Einleitung<br />

ins Meer nicht stark verdünnt werde, treibe<br />

sie auf der Wasseroberfläche und fördere<br />

das Algenwachstum, so Bouguerra.<br />

Im Jahr 2025 könnten Meerwasserentsalzungsanlagen<br />

weltweit bis zu 120 Millionen<br />

Kubikmeter Wasser pro Tag erzeugen.<br />

Nur können sich die meisten Länder<br />

das nicht leisten. Selbst wenn - was möglich<br />

ist - die Energieerzeugung zur Entsalzung<br />

mit erneuerbaren Energien erfolgen<br />

würde, bleibt als sinnvolle Schlussfolgerung<br />

für den Autor nur ein besseres Ressourcenmanagement.<br />

Eine effizientere<br />

Nutzung, sparsamer Verbrauch und eine<br />

konsequente Wartung der Leitungsrohre<br />

würden sehr viel weniger kosten und die<br />

Umwelt nicht so stark belasten. �<br />

Autorin: Juliane Grüning, <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>- Koordination<br />

• Weitere Informationen<br />

Quelle: Mohamed Larbi Bouguerra, Le<br />

Monde diplomatique 10.06.05, S. 21:<br />

www.taz.de/pt/2005/06/10/<br />

a0075.nf/text<br />

<strong>EU</strong>-Badegewässerqualität<br />

verschlechtert<br />

Neuer Kommissionsbericht liegt vor<br />

Ende Mai hat die <strong>EU</strong>-Kommission ihren<br />

jährlichen Bericht über die Qualität der<br />

europäischen Badegewässer vorgelegt.<br />

Während die Küstengewässer der alten<br />

<strong>EU</strong>-15-Staaten im Jahr 2004 mit gleich<br />

bleibenden 97 % den Normen der Badegewässerrichtlinie<br />

1976/160/EWG entsprach,<br />

verschlechterte sich die Qualität<br />

der Binnenbadegewässer im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 3 % und entspricht nur<br />

noch zu 89 % den Richtliniennormen. Bei<br />

den neuen Mitgliedstaaten lag die Qualität<br />

bei den Küstengewässern über 80 %, der<br />

Binnengewässer jedoch nur um die 50 %.<br />

Aus Malta und aus Polen lagen keine ausreichenden<br />

Daten vor.<br />

Trend: Problemetische Badegwässer<br />

werden entwidmet statt saniert<br />

"Generell ist die Wasserqualität in der gesamten<br />

<strong>EU</strong> gut, doch es gibt noch Spielraum<br />

für Verbesserungen. Ich finde es<br />

bedenklich, dass in einigen Mitgliedstaaten<br />

eher die Tendenz besteht, Badegebiete,<br />

die den Normen nicht genügen, aus<br />

dem offiziellen Verzeichnis der Badegewässer<br />

zu streichen und/oder Badeverbote<br />

auszusprechen, als an der Konformität<br />

mit den Normen zu arbeiten", kritisierte<br />

Umweltkommissar Dimas. Tatsächlich<br />

zeichnet sich der Trend ab, Gewässer von<br />

der Liste zu streichen, anstatt Maßnahmen<br />

zur Behebung des Problems zu treffen<br />

(<strong>EU</strong>R 07.04, S. 39).<br />

Die Europäische Kommission hat im Oktober<br />

2002 einen Vorschlag für eine überarbeitete<br />

Richtlinie vorgelegt, die derzeit<br />

im Europäischen Parlament und im Ministerrat<br />

besprochen und zukünftig die Richtlinie<br />

aus dem Jahr 1976 ersetzen wird.<br />

(tf) �<br />

• Weitere Informationen<br />

<strong>EU</strong>-Seite zur Badegewässerqualität:<br />

www.europa.eu.int/water/<br />

water-bathing/index_en.html<br />

Quelle: www.europa.eu.int/rapid<br />

IP/05/614<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 39


Wasser, Meere, Fischerei �<br />

Aquakultur soll wachsen und<br />

"gutartiger" werden<br />

<strong>EU</strong> will Arten-Diversifizierung und<br />

Umweltverträglichkeit fördern<br />

Mehr Arbeitsplätze, sichere, marktfähige<br />

Produkte und eine umweltfreundlichere<br />

Produktion seien die Hauptziele der Europäischen<br />

Fischereipolitik. Das sagte <strong>EU</strong>-<br />

Fischerei-Kommissar Joe Borg in einer<br />

Rede auf dem Jahrestreffen des Verbandes<br />

der Aquakultur-Produzenten (Federation<br />

of European Aquaculture Producers)<br />

im griechischen Hydra am 19. Mai.<br />

Wachstumsmarkt Aquakultur: Vier<br />

Prozent Steigerung pro Jahr<br />

In seiner Rede betonte der maltesische<br />

Kommissar, die Aquakultur sei angesichts<br />

ausgereizter Meeresressourcen und steigender<br />

Nachfrage "der Wachstumsmarkt<br />

der Zukunft". Die Kommission erhofft sich<br />

eine Steigerung des Volumens der Aquakultur<br />

in der <strong>EU</strong> um 4 % pro Jahr und dadurch<br />

eine Sicherung und Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen - vor allem in den Regionen,<br />

die bereits jetzt stark von der Fischerei<br />

abhängen.<br />

Konflikte sind vorprogrammiert - gute<br />

Planung notwendig<br />

In seiner Rede nahm Borg auch Bezug auf<br />

bestehende Nutzungskonflikte zwischen<br />

küstennaher Aquakultur und anderen Nutzern<br />

wie dem Tourismus. Neben der<br />

Raumbeanspruchung sind hier vor allem<br />

Verschmutzungseffekte von Bedeutung.<br />

Borg stellte klar, dass die Aquakultur aus<br />

Sicht der Kommission ein gleichberechtigter<br />

Nutzer ist. Um Konflikte zu vermeiden,<br />

sollten Aquakulturen aber nicht dort angesiedelt<br />

werden, wo bereits ein eingespieltes<br />

Gleichgewicht unterschiedlicher<br />

Nutzergruppen bestehe. In solchen Fällen<br />

sei eine vorsichtige und integrierte Planung<br />

wichtig. Eine weitere Option sei die<br />

Offshore-Aquakultur. Die Kommission prüfe<br />

die Tragfähigkeit von Offshore- Konzepten<br />

aber zurzeit noch.<br />

Fischereikommissar verspricht<br />

nicht-intensive Produktionsweisen<br />

Die Förderleitlinien des 2007 in Kraft tretenden<br />

Europäischen Fischereifonds<br />

(EFF), der den alten Fischereistrukturfonds<br />

ablöst, berücksichtigen Borg zufolge<br />

ebenfalls diese Aspekte. Der Kommissar<br />

warb für eine Aquakultur, die "gutartig<br />

zur Umwelt und der natürlichen Landschaft"<br />

sei. Er sprach sich für eine Förderung<br />

semi-intensiver oder extensiver Pro-<br />

40 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

duktionsweisen in Küstenlagunen oder auf<br />

dem Festland aus. Die Verwertung landwirtschaftlicher<br />

Abfallprodukte und "anderer<br />

minderwertiger Ressourcen", könnten<br />

seiner Meinung nach zum Schutz von<br />

Feuchtgebieten und somit der Biodiversität<br />

beitragen.<br />

Entschädigung für Umweltmaßnahmen<br />

Im Rahmen des EFF sollen Aquakulturisten<br />

für alle Einnahmeverluste entschädigt<br />

werden, die durch die Anwendung<br />

solcher umweltfreundlicher Praktiken entstehen.<br />

Insgesamt werde sich die finanzielle<br />

Förderung der Kommission stärker<br />

an der Diversifizierung der angebotenen<br />

Spezies und an der Sicherstellung einer<br />

umweltverträglichen Produktionsweise<br />

ausrichten, so Borg.<br />

Novellierung der Aquakultur-<br />

Veterinärbestimmungen in Arbeit<br />

In diesem Zusammenhang verwies der Fischereikommissar<br />

auch auf die anstehende<br />

Novellierung der Veterinärbestimmungen<br />

im Bereich Aquakultur. Die bestehenden<br />

Regelungen bezeichnete er als veraltet.<br />

Der Verordnungsentwurf wurde von<br />

der Kommission noch nicht formal angenommen,<br />

diese Entscheidung werde aber<br />

noch vor der Sommerpause erwartet.<br />

Reform der Meerespolitk<br />

Abschließend verwies der Fischerei- Kommissar<br />

auf die im November begonnene<br />

Reform der <strong>EU</strong>-Meerespolitik. 1 Hier soll<br />

erstmals ein stärker übergreifender Ansatz<br />

angewendet werden, der die bisherige<br />

auf Sektoren fokussierte Betrachtungsweise<br />

ablöst. Borg betonte in diesem<br />

Zusammenhang die treibende Rolle<br />

des Advisory Committee on Fisheries and<br />

Aquaculture (ACFA), einem Forum, in dem<br />

Vertreter der größten europäischen Fischereiorganisationen<br />

mit der Kommission<br />

Gesetzesvorschläge diskutierten. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Europäische Kommission, Generaldirektion<br />

Fischerei, Referat Kommunikation<br />

und Information, B-1049 Brüssel<br />

Fax 0032 2 / 299 30 40<br />

<strong>EU</strong>-Rechtsvorschriften zur Aquakultur:<br />

www.europa.eu.int/comm/fisheries/<br />

doc_et_publ/factsheets/legal_texts/<br />

aqua/index_de.htm<br />

1 www.europa.eu.int/comm/fisheries/maritime/<br />

index_en.htm<br />

<strong>EU</strong> tritt Delphinschutz-<br />

Abkommen bei<br />

Thunfisch-Beifang soll reduziert<br />

werden<br />

Das <strong>EU</strong>-Parlament hat Anfang Juni den<br />

Beitritt der <strong>EU</strong> zum internationalen Delphinschutzabkommen<br />

(IDCP) gebilligt. Ziel<br />

dieses Abkommens ist es, die unerwünschten<br />

Beifänge von Delphinen und<br />

anderen Meerestieren <strong>beim</strong> Thunfischfang<br />

zu reduzieren. Durch die Anwendung speziell<br />

entwickelter Fangnetze konnten beispielsweise<br />

in den Gewässern der USA die<br />

Beifänge auf ein Drittel reduziert werden.<br />

Tod im Fischernetz ungleich häufiger<br />

als durch Walfang<br />

Das Abkommen gilt bisher zwischen 15<br />

Ländern, die im tropischen Ostpazifik<br />

Thunfischfang betreiben (Bolivien, Costa<br />

Rica, Ecuador, El Salvador, Guatemala,<br />

Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nicaragua,<br />

Panama, Peru, Spanien, USA und Vanuatu).<br />

Anders als in anderen Regionen<br />

schwimmen hier Delphine zusammen mit<br />

Gelbflossen-Thunfischen, und eine große<br />

Zahl dieser Delphine ertrank in den einkreisenden<br />

Netzen. Das Abkommen setzt<br />

Grenzen für die Anzahl der getöteten Delphine<br />

und andere Schutzmaßnahmen fest.<br />

Nach den Bestimmungen darf entsprechend<br />

gefangener Thunfisch mit "dolphin<br />

safe" gekennzeichnet werden. Die <strong>EU</strong> hat<br />

im Ostpazifik zwar keine eigene Fischereiflotte,<br />

will mit der Vertragsunterzeichnung<br />

aber als weltweit größter Thunfischimporteur<br />

ein politisches Signal setzen.<br />

Ergebnissen einer neuen WWF-Studie zu<br />

Folge sterben jedes Jahr über 300.000<br />

Delfine, Tümmler und Wale ungewollt in<br />

Fischernetzen - weit mehr Tiere als durch<br />

Walfänger getötet werden. (tf) �<br />

• Weitere Informationen<br />

WWF Deutschland, Rebstöcker Str. 55,<br />

60326 Frankfurt/M.<br />

Tel. 069 / 791440<br />

eMail: e.presse@wwf.de<br />

www.wwf.de<br />

Europäisches Parlament, Karl-Heinz<br />

Florenz (EVP-ED/CDU)<br />

Tel. 0032 2 / 284-5320, Fax -9320<br />

eMail: kflorenz@europarl.eu.int<br />

www.karl-heinz-florenz.de


Wasser, Meere, Fischerei �<br />

Grundschleppfischerei:<br />

<strong>EU</strong>-Minister in der Kritik<br />

Wirkliche Wende in der Fischereipolitik<br />

gefordert<br />

Die Meeresschutzorganisation OCEANA<br />

hat die Fischereiminister der <strong>EU</strong> am "internationalen<br />

Tag der Ozeane" am 8. Juni<br />

dafür kritisiert, dass sie sich nicht zu einem<br />

dauerhaften Verbot der Grundschleppfischerei<br />

um die Azoren, Madeira<br />

und die Kanarischen Inseln durchringen<br />

zu können. Eine diesbezügliche Entscheidung<br />

des <strong>EU</strong>-Parlaments (siehe vorhergehender<br />

Beitrag) wurde von der Organisation<br />

als "zeitliche Übergangslösung"<br />

bezeichnet, "die jedoch keinen dauerhaften<br />

Schutz dieser marinen biologischen<br />

Hotspots bietet".<br />

Madeira, Azoren und Kanaren fürchten<br />

um Unterwasserwelt<br />

Die fischreichen Gründe des betroffenen<br />

Meeresgebiets verfügen über eine sehr<br />

hohe Biodiversität. Diese ist vor allem dadurch<br />

bedroht, dass es riesige unausgelastete<br />

Fangkapazitäten in der <strong>EU</strong>- Fischereiflotte<br />

gibt. Da herkömmliche Arten bereits<br />

verantwortungslos überfischt wurden,<br />

haben die Unternehmen großes Interesse<br />

an Tiefseefischarten der dortigen<br />

Region angekündigt. Das Problem: Mit der<br />

in der Tiefsee angewandten Grund- und<br />

Schleppnetzfischerei werden ganze Ökosysteme<br />

praktisch ausgeräumt. Der Großteil<br />

des unerwünschten Beifangs überlebt<br />

den Fang nicht, wird zu Fischmehl verarbeitet<br />

oder ins Meer zurückgekippt.<br />

Tiefseefischerei mittelfristig<br />

unrentabel<br />

Wissenschaftler und Zivilgesellschaft sind<br />

sich seit langem einig, dass eine solche<br />

Befischung der Tiefsee nicht nur kaum erforschte<br />

biologische Ressourcen zerstört,<br />

sondern auch mittelfristig unrentabel ist:<br />

Tiefseefische reproduzieren sich extrem<br />

langsam. Auch Politiker wie der portugiesische<br />

<strong>EU</strong>-Parlamentarier Carlos Casaca<br />

setzen sich vehement für die Schaffung<br />

von Schutzgebieten um die betreffenden<br />

Inselgruppen ein. Casaca kämpft dafür,<br />

die Grundschleppnetz-Trawler aus diesen<br />

Bereichen zu verbannen. (du) �<br />

• Weitere Informationen<br />

OCEANA, Rue Montoyer 39, B-1000<br />

Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 51322-42, Fax -46<br />

www.oceana.org<br />

Newsticker<br />

Bergbau-Risikostrategie zum Schutz<br />

von Fließgewässern verabschiedet<br />

Mitte Mai haben die südosteuropäischen<br />

Regierungen bei einem vom UN- Umweltprogramm<br />

(UNEP) finanzierten Treffen eine<br />

Strategie zum Schutz der Umwelt verabschiedet.<br />

Die Strategie der Länder an<br />

der Tisza (Theiß) und in der Balkanregion<br />

beinhaltet Risikobewertungen von Betrieben<br />

im produzierenden und ehemaligen<br />

Bergbau, Möglichkeiten der Finanzierung<br />

zur Sicherung alter Minen, in Betrieb befindlicher<br />

Schmelzhütten sowie ähnlicher<br />

Produktionsstätten. Neue Minen sollen<br />

höhere Umwelt- und Gesundheitsnormen<br />

beachten und Frühwarnsysteme im Falle<br />

einer Verschmutzung einrichten. Die Tisza<br />

war im Jahr 2000 durch einen Dammbruch<br />

im Auffangbecken des Gold- und<br />

Silberberggwerks von Baia Mare in Rumänien<br />

hochgradig mit Zyanid-Lauge verseucht<br />

worden. Ein Großteil der Tier- und<br />

Pflanzenwelt wurde damals vernichtet.<br />

(jg)<br />

Environment Daily, 18.05.05<br />

Ilisu-Staudamm: Türkische Regierung<br />

lässt weiter bauen<br />

Trotz internationaler Proteste verfolgt die<br />

türkische Regierung weiterhin das Ilisu-<br />

Staudamm-Projekt im kurdischen Südosten<br />

am Oberlauf des Tigris. Mit dem geplanten<br />

Stausee soll der Tigris auf einer<br />

Fläche in Größe der Schweiz aufgestaut<br />

werden. Bis zum Jahr 2010 sollen in Südostanatolien<br />

in kurdischen Gebieten 11<br />

Staudämme und 19 Wasserkraftwerke an<br />

Euphrat und Tigris errichtet werden. Wird<br />

das Projekt wie geplant fortgesetzt, müssen<br />

etwa 78.000 Menschen umgesiedelt<br />

werden. (jg)<br />

Quelle: www.netzwerk-regenbogen.de/<br />

hasank050520.html<br />

Finanzplanung zur Bekämpfung der<br />

Meeresverschmutzung<br />

Die <strong>EU</strong>-Kommission hat in ihrem Entwurf<br />

für die finanzielle Vorausschau der <strong>EU</strong> für<br />

die sieben Jahre von 2007 bis 2013 insgesamt<br />

154 Millionen Euro für die Europäische<br />

Agentur für die Sicherheit des<br />

Seeverkehrs vorgeschlagen. Diese Mittel<br />

sind dafür bestimmt, die Maßnahmen der<br />

Mitgliedstaaten bei Verschmutzung durch<br />

Öl oder andere Stoffe durch speziell für<br />

die Verschmutzungsbekämpfung ausgerüstete<br />

Schiffe zu unterstützen, wenn dies<br />

die Kapazitäten der betroffenen Staaten<br />

übersteigt. Außerdem werden die Mittel<br />

der Entwicklung von Satellitenbildern dienen,<br />

die es ermöglichen, Verschmutzungen<br />

frühzeitig aufzuspüren und die Maßnahmen<br />

der Mitgliedstaaten im Falle illegaler<br />

und unfallbedingter Öleinleitungen<br />

zu unterstützen. Die Europäische Agentur<br />

für die Sicherheit des Seeverkehrs wurde<br />

2002 gegründet. Mit der Verordnung<br />

724/2004/EG wurde ihr die Aufgabe<br />

übertragen, die Meeresverschmutzung<br />

durch Schiffe zu bekämpfen. (tf)<br />

Quelle: www.europa.eu.int/rapid (Reference:<br />

IP/05/603)<br />

Europäische Meere unerforscht<br />

Meeresforscher sehen großen Forschungsbedarf<br />

für die <strong>EU</strong>-Gewässer. "Ein<br />

Drittel der Oberfläche der <strong>EU</strong> ist von Meeren<br />

bedeckt, aber wir wissen mehr über<br />

den Mond", fassten die internationalen<br />

Wissenschaftsteams die Situation auf einem<br />

Treffen Anfang Juni zusammen. Nur<br />

wenige <strong>EU</strong>-Projekte, wie HERMES oder<br />

ECONET versuchten Licht in die dunklen<br />

tiefen der Ozeane zu bringen, in denen<br />

noch unbekannte Arten und Ressourcen<br />

vermutet werden. (tf)<br />

www.europa.eu.int/comm/research/headlines/news/article_05_05_30_en.html<br />

Alfred Wegner Institut (AWI), Bremerhaven,<br />

Tel. 0471 / 4831-1180,<br />

www.awi-bremerhaven.de<br />

Neue Forschungsergebnisse über<br />

Klimawechsel und Meere<br />

Eine Studie der US-Raumfahrtbehörde<br />

NASA kommt zu dem Ergebnis, dass sich<br />

das Mittelmeer voraussichtlich fünf mal<br />

schneller erwärmt als die anderen Meere<br />

der Erde. Allein in den 10 Jahren zwischen<br />

1993 und 2003 nahm die Wassertemperatur<br />

des Mittelmeers um 0,75 Grad Celsius<br />

zu. Auch die Nordsee erwärmt sich<br />

langsam, was Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung<br />

hat. Einer Studie<br />

der britischen Universität von East Anglia<br />

in Norwich ergab, dass die globale Erwärmung<br />

zahlreiche Fischarten in der<br />

Nordsee aus ihren Heimatgewässern vertreibt.<br />

Bereits 18 Fischarten hätten ihren<br />

Lebensraum in den vergangenen 25 Jahren<br />

über 100 Kilometer Richtung Norden<br />

verschoben. Aus südlicheren Gewässern<br />

wandern dafür Meerestiere wie Tintenfische<br />

oder Quallen ein. (tf)<br />

Quelle: www.eucc-d.de ("Aktuelles", Küsten-Newsletter<br />

3/2005)<br />

�<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 41


Service � �<br />

Veröffentlichungen<br />

Atlas macht globale Umweltzerstörung<br />

mit Satellitenfotos anschaulich<br />

Unter Verwendung von Aufnahmen des<br />

Geologischen Dienstes der USA und der<br />

US-Weltraumbehörde NASA hat das UN-<br />

Umweltprogramm (UNEP) einen Bildatlas<br />

<strong>herausge</strong>geben. Die Bilder zeigen u. a.<br />

dramatische Veränderungen in der Umgebung<br />

von Städten wie Peking, Dhaka,<br />

Delhi und Santiago: die Zerstörung von<br />

Ackerland, die Verschmutzung von Flussbetten,<br />

das Verschwinden von Wasservorräten<br />

und vieles mehr. Auch die Auswirkungen<br />

der Zunahme der Zahl von Gewächshäusern<br />

in Südspanien, der Abholzung<br />

von Regenwäldern oder des Entstehens<br />

von Shrimp-Farmen in Asien und Lateinamerika<br />

werden dokumentiert. Andere<br />

Satellitenbilder zeigen die Folgen von<br />

Kriegen. Der Atlas soll vor allem Bewohnern<br />

von industrialisierten Staaten zeigen,<br />

wie ihr Lebensstil die Umwelt zerstört. "Ein<br />

Bild sagt mehr als tausend Worte", sagte<br />

Pascal Peduzzi, Umweltwissenschaftler<br />

des UNEP, bei der Vorstellung des Werkes.<br />

(jg)<br />

UNEP (Hrsg.): One Planet, Many People -<br />

Atlas of Our Changing Environment, Nairobi<br />

2005, 332 Seiten, 150,- $, ISBN:<br />

9280725718; Kostenlose Online-Version<br />

(auszugsweise, englischsprachig):<br />

www.na.unep.net/OnePlanetManyPeople<br />

Klima-Enzyklopädie online<br />

Eine große Klima-Enzyklopädie steht ab<br />

sofort kostenlos im Internet zur Verfügung.<br />

Das von der <strong>EU</strong> geförderte Projekt<br />

ESPERE - "Environmental Science Published<br />

for Everybody Round the Earth"<br />

(weltweiter Zugang zu Umweltwissenschaften<br />

für alle) gibt einen umfassenden<br />

Überblick über die Zusammenhänge im<br />

Klimasystem und den menschlichen Einfluss<br />

auf dieses. Mit speziellen Arbeitsblättern<br />

ist die Enzyklopädie auch für den<br />

Schulunterricht geeignet. (tf)<br />

www.atmosphere.mpg.de/enid/660<br />

Positionspapier zu Luftfahrt und<br />

Klimawandel<br />

Die europäischen Umweltverbände fordern<br />

in einem gemeinsamen Positionspapier<br />

Maßnahmen zur Verringerung der<br />

Klimawirkungen des Flugverkehrs. Dieser<br />

sei einer der Hauptverursacher des Klimawandels<br />

und dennoch privilegiert. Die<br />

Umweltverbände schlagen sieben "goldene<br />

Regeln" und einen umfangreichen Poli-<br />

42 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

tik-Mix vor, um die Auswirkungen zu minimieren.<br />

(bv)<br />

Positionspapier (Download, 8 S., 64 KB):<br />

www.t-e.nu/docs/Positionpapers/2005/<br />

2005-06_joint_position_paper_aviation<br />

_climate_policy.pdf<br />

Solarpotentiale im Mitelmeerraum<br />

Eine vom Deutschen Zentrum für Luft-<br />

und Raumfahrt (DLR) erstellte Studie über<br />

die Potentiale erneuerbarer Energien im<br />

Mittelmeerraum kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass in den südlichen Mittelmeerländern<br />

vor allem durch die Nutzung von solarthermischen<br />

Kraftwerken bis Mitte des<br />

Jahrhunderts die fossilen Energieträger<br />

weitgehend verdrängt werden könnten.<br />

Die 300-seitige englischsprachige Studie<br />

"Solarthermische Kraftwerke für den Mittelmeerraum"<br />

(MED-CSP) und eine deutsche<br />

Zusammenfassung sind im Internet<br />

kostenlos abrufbar. (tf)<br />

www.dlr.de/tt/MED-CSP<br />

Weltmacht Energie<br />

Soeben erschienen ist das Buch "Weltmacht<br />

Energie" von Peter Hennicke, Präsident<br />

des Wuppertal Instituts, und dem<br />

Energie- und Umweltexperten und <strong>DNR</strong>-<br />

Präsidiumsmitglied Michael Müller. Die Autoren<br />

analysieren die zentrale Rolle, die<br />

Energie in unserer Welt spielt, und diskutieren<br />

über steigende Energienachfrage,<br />

Friedenssicherung und Demokratie und<br />

die Rolle der Hoffnungsträger Effizienzrevolution<br />

und Erneuerbare Energien. (tf)<br />

Peter Hennicke, Michael Müller: Weltmacht<br />

Energie, S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005,<br />

260 S., 29,- Euro, ISBN 3-7776-1319-3.<br />

Mehr Informationen, Inhalt, Leseproben:<br />

www.wupperinst.org/Publikationen/<br />

buecher/weltmacht-energie.html<br />

WWF-Report: Ökobilanz der <strong>EU</strong> im<br />

roten Bereich<br />

Ein neuer WWF-Report, der den Ressourcenverbrauch<br />

der 25 <strong>EU</strong>-Mitgliedstaaten<br />

unter die Lupe nimmt, kommt zu dem<br />

Schluss, dass die <strong>EU</strong> die "ökologischen<br />

Stabilitätskriterien" verletzt. Bei Flächenverbrauch,<br />

Kohlendioxidausstoß und Konsum<br />

lebten die Europäer/innen weit über<br />

ihre Verhältnisse. Insgesamt verbraucht<br />

die <strong>EU</strong> 2,2-mal soviel natürliche Ressourcen<br />

wie ihnen aufgrund ihrer biologischen<br />

Kapazität zustünde. Grundlage der WWF-<br />

Analyse ist die Modellrechnung zum "ökologischen<br />

Fußabdruck". Dieser Ansatz<br />

rechnet den Verbrauch an natürlichen<br />

Ressourcen in Fläche um. Der ökologische<br />

Fußabdruck der Europäer/innen hat sich<br />

demnach seit 1961 um 70 Prozent vergrößert.<br />

In der <strong>EU</strong> leben nur 7 Prozent<br />

der Weltbevölkerung, diese verbrauchen<br />

aber 17 Prozent aller globalen Rohstoffe.<br />

Der WWF-Report verdeutlicht aber auch<br />

Unterschiede in den Mitgliedstaaten: Die<br />

nordischen Länder Schweden, Finnland<br />

und Estland liegen besonders tief im roten<br />

Bereich. Sie liegen um den Faktor drei bis<br />

vier über dem weltweiten Durchschnitt.<br />

Deutschland konnte seinen ökologischen<br />

Fußabdruck seit Ende der siebziger Jahre<br />

leicht vermindern und sich damit von der<br />

Entwicklung in anderen großen europäischen<br />

Ländern wie Frankreich oder Großbritannien<br />

abkoppeln, deren Ressourcenverbrauch<br />

weiter steigt. Trotzdem liegt<br />

Deutschlands Pro-Kopf-Verbrauch immer<br />

noch doppelt so hoch wie der globale<br />

Durchschnitt und damit im Mittelfeld des<br />

Öko-Rankings. (jg)<br />

WWF (Hrsg.): "Europe 2005, The Ecological<br />

Footprint” (engl.), 28 S.; Internet-<br />

Download (992 KB): www.wwf.de/<br />

imperia/md/content/naturschutz/<br />

europe_05_the_ecological_footprint.pdf<br />

Versteckte Milliarden-Subventionen<br />

für den Autoverkehr in Städten<br />

Eine im Rahmen des <strong>EU</strong>-Projekts SIPTRAM<br />

(Sustainability in the Public Urban Transport<br />

Market) von VCD, ICLEI und T&E<br />

durchgeführte Untersuchung deckt die<br />

tatsächlichen Gesamtausgaben für den<br />

Autoverkehr in ausgewählten Städten auf.<br />

Beleuchtet werden dabei auch versteckte<br />

Etat-Posten, die nicht der Position "Verkehr"<br />

zugeordnet sind. Bis zu 15 Milliarden<br />

Euro geben deutsche Städte jährlich<br />

für den Autoverkehr aus, aber nur 15-<br />

45 % davon werden mit autogebundenen<br />

Einnahmen erwirtschaftet. Für den Öffentlichen<br />

Personennahverkehr wird weniger<br />

ausgegeben. Die Ergebnisse der Untersuchung<br />

wurden in einer Kurzbroschüre zusammengestellt.<br />

(jg)<br />

Verkehrsclub Deutschland (Hrsg.): "Versteckte<br />

Kosten des städtischen Autoverkehrs<br />

- Öffentliche Gelder für den privaten<br />

Verkehr"; Bezug (2,50 Euro): VCD Versandservice,<br />

H.-Sommer-Str. 13, 59939<br />

Olsberg, Tel. 02962 / 8001-52, Fax -55,<br />

eMail: bestellung@vcd.org<br />

Weitere Informationen zu SIPTRAM:<br />

www.vcd.org/themen/04d.html<br />


Service �<br />

Termine<br />

Umwelt-Veranstaltungstermine von <strong>EU</strong>weitem<br />

und internationalem Interesse bitte<br />

an juliane.gruening@dnr.de mailen.<br />

Diese Termine im Internet :<br />

www.dnr.de/termine<br />

(aktueller und oft auch ausführlicher)<br />

Weitere Termine im Internet :<br />

www.dnr.de/terminlinks<br />

(siehe dort vor allem: BMU, UBA, <strong>EU</strong>)<br />

Juli<br />

7.-10.7., Bollmannsruh (Brandenburg)<br />

Psychogie und Umweltschutz in<br />

Praxisprojekten<br />

Austausch mit Studierenden aus den neuen<br />

<strong>EU</strong>-Ländern; Initiative Psychologie im<br />

Umweltschutz, HU Berlin, Kristin Reißig<br />

Tel. 030 / 2093-9436<br />

kongress@ipu-ev.de<br />

www.ipu-ev.de<br />

17.7., Elbe und weitere Flüsse Europas<br />

Erster europäischer Flussbadetag /<br />

2. Internationaler Elbebadetag<br />

Deutsche Umwelthilfe (DUH), Ines Wittig,<br />

Projektbüro Köthen/Elbe<br />

Tel. 03496 / 2100-09, Fax -08<br />

lebendigeelbe@duh.de<br />

www.elbebadetag.de<br />

www.rivernet.org/bigjump<br />

18.-22.7., Budapest (Ungarn)<br />

Zu autofreien Städten V<br />

Konferenz; World Carfree Network, Maria<br />

Somodi, Clean Air Action Group, Budapest<br />

Tel. 00361 / 4110510<br />

somodi@levego.hu<br />

www.worldcarfree.net<br />

23.-31.7., Barby/Elbe<br />

Internationales Elbe-Saale-Camp<br />

Aktionsbündnis Elbe-Saale, Maria Nitschke,<br />

Ökozentrum und -institut Magdeburg<br />

Tel. 0391 / 73-627981, Fax -15982<br />

camp2005@elbe-saale-buendnis.net<br />

www.netzwerk-flusslandschaften.de<br />

26.-29.7., Aichi (Japan)<br />

Kinderweltgipfel für die Umwelt 2005<br />

Japan Organizing Committee (JOC)<br />

Tel. 008152-9546238, Fax -9614901<br />

info@children-summit.jp<br />

www.children-summit.jp<br />

August<br />

21.-27.8., Stockholm und weltweit<br />

Weltwasserwoche<br />

Stockholm International Water Institute<br />

Tel. 00468 / 52213960<br />

sympos@siwi.org<br />

www.worldwaterweek.org<br />

22.-28.8., Irkutsk (Sibirien)<br />

Internationale Sommerakademie<br />

Energie und Umwelt<br />

Universität Greifswald, Prof. Dr. Michael<br />

Rodi, Lehrstuhl für Öffentliches Recht<br />

Tel. 03834 / 8621-46, Fax -14<br />

lsrodi@uni-greifswald.de<br />

www.uni-greifswald.de/summeracademy<br />

September<br />

8./9.9., Wroclaw (Polen)<br />

Natura 2000, Wasserrahmenrichtlinie<br />

und <strong>EU</strong>-Strukturfonds im Odergebiet<br />

<strong>DNR</strong>-Gesprächskreis Wasser, c/o Grüne<br />

Liga Berlin, Tobias Schäfer<br />

Tel. 030 / 443391-44, Fax -33<br />

wasser@grueneliga.de<br />

www.wrrl-info.de<br />

20.-22.9., Dresden<br />

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen<br />

Produktion in der erweiterten <strong>EU</strong><br />

Konferenz zu IVU; Ecologic-Institut, Carolin<br />

Wolf, Berlin<br />

Tel. 030 / 86880-0, Fax -200<br />

ippc@ecologic-events.de<br />

www.ecologic-events.de/ippc/de<br />

21.-25.9., Apeldoorn (Niederlande)<br />

Europäische Naturkonferenz<br />

SCEM Conference Services, Tricht<br />

Tel. 0031 345 / 57-6642, Fax -1781<br />

natureconference@scem.nl<br />

www.natureconference.org<br />

22.9., weltweit<br />

I walk to school - Zu Fuß zur Schule<br />

und zum Kindergarten<br />

Aktionstag; FUSS e. V., Berlin<br />

Tel. 030 / 4927-473, Fax -972<br />

info@fuss-ev.de<br />

www.iwalktoschool.org<br />

22./23.9., Zürich<br />

Everyday Walking Culture -<br />

Zu Fuß gehen im 21. Jahrhundert<br />

Internationale Konferenz; Walk21<br />

Tel. 00411 / 25240-70, Fax -78<br />

info@walk21.ch<br />

www.walk21.ch<br />

30.9.-6.10., Anchorage (Alaska)<br />

8. Welt-Wildnis-Kongress<br />

8th WWC Secretariat, Ojai (USA)<br />

Tel. 00805 / 6400-390, Fax -230<br />

info@8wwc.org<br />

www.8wwc.org<br />

Oktober<br />

17.-21.10., Paris<br />

14. Europäische Biomasse-Konferenz<br />

Konferenz und Ausstellung; ETA, Florenz<br />

Tel. 0039 055-5002174, Fax -573425<br />

eta.fi@etaflorence.it<br />

www.conference-biomass.com<br />

25.-27.10., Trondheim (Norwegen)<br />

Nordische Bioenergie-Konferenz 2005<br />

Norwegian Bioenergy Association, Oslo<br />

Tel. 004723 / 36587-0, Fax -9<br />

post@nobio.no<br />

www.bioenergy2005.no<br />

28./29.10., Hamburg<br />

Climate or development?<br />

Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv<br />

(HWWA), Heike Kern<br />

Tel. 040 / 42834-337, Fax -367<br />

kern@hwwa.de<br />

www.hwwa.de<br />

16.-18.11., Tunis<br />

Zweiter UN-Weltgipfel zur<br />

Informationsgesellschaft - WSIS II<br />

GTZ, Eschborn<br />

ict@gtz.de<br />

www.itu.int/wsis<br />

www.germany-at-wsis.info<br />

26.11.-30.12., Bonn<br />

Weltversammlung für Erneuerbare<br />

Energien<br />

Konferenz; World Council for Renewable<br />

Energy (WCRE) c/o Eurosolar<br />

Tel. 0228 / 36-2373, Fax -1279<br />

info@wcre.org<br />

www.wcre.org<br />

28.11.- 9.12., Montreal<br />

11. UN-Weltkonferenz zum<br />

Klimawandel (COP-11)<br />

UNFCCC Klimasekretariat, Bonn<br />

Tel. 0228 / 8151-523, Fax -999<br />

bblack@unfccc.int<br />

unfccc.int/meetings/cop_11/items/<br />

3394.php<br />

(db, mb) �<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 43


Service � �<br />

<strong>EU</strong>-Ministerrats-Sitzungen<br />

Britische Ratspräsidentschaft<br />

2. Halbjahr 2005<br />

Juli<br />

12. Wirtschaft und Finanzen<br />

15. Wirtschaft und Finanzen<br />

(Haushalt)<br />

18./19. Landwirtschaft und Fischerei<br />

September<br />

19.-20. Landwirtschaft und Umwelt<br />

Oktober<br />

6./7. Verkehr, Energie, Telekommunikation*<br />

11. Wettbewerb; Wirtschaft und Finanzen*<br />

17. Umwelt*<br />

24./25. Landwirtschaft und Fischerei*<br />

27./28. Europäischer Rat (Gipfel)<br />

November<br />

3./4. Beschäftigung, Soziales, Gesundheit,<br />

Verbraucher<br />

8. Wirtschaft und Finanzen<br />

21./22. Verteidigung, Entwicklungszusammenarbeit<br />

und Handel<br />

22.-24. Landwirtschaft und Fischerei<br />

24. Wirtschaft und Finanzen<br />

(Haushalt)<br />

28./29. Wettbewerb<br />

Dezember<br />

? Umwelt<br />

1./2. Energie, Telekommunikation<br />

5. Verkehr<br />

6. Wirtschaft und Finanzen<br />

8./9. Beschäftigung, Soziales, Verbraucher<br />

9. Gesundheit<br />

15./16. Europäischer Rat (Gipfel)<br />

19.-21. Landwirtschaft und Fischerei<br />

* in Luxemburg (sonst in Brüssel)<br />

(mb) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Siehe Spalte rechts.<br />

44 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

Plenarwochen des<br />

Europäischen Parlaments<br />

4.-7.7.<br />

5.-8.8.<br />

26.-29.8.<br />

12./13.10.*<br />

24.-27.10.<br />

14.-17.11.<br />

30.11./1.12.*<br />

12.-15.12.<br />

* in Brüssel (sonst in Straßburg)<br />

(mb) �<br />

• Weitere Informationen<br />

www.europa-digital.de/aktuell/kalender<br />

Wochenkalender ("Diese Woche in<br />

Brüssel"):<br />

www.europa-digital.de/aktuell/<br />

wochenschau<br />

Britische Ratspräsidentschaft:<br />

www.eu2005.gov.uk<br />

Hintergrund-Informationen zu den umweltrelevanten<br />

Ministerrats-Sitzungen:<br />

<strong>DNR</strong>, <strong>EU</strong>-Koordination, Nika Greger,<br />

Grünes Haus, Prenzlauer Allee 230,<br />

10405 Berlin<br />

Tel. 030 / 443391-86<br />

eMail: nika.greger@dnr.de<br />

www.eu-koordination.de<br />

Tagesordnungen und weitere Informationen<br />

zu den Plenarsitzungen des Europäischen<br />

Parlaments:<br />

http://wwwdb.europarl.eu.int/ep/owa/<br />

p_calses.plenary?ilg=DE<br />

Europa und Umwelt in der<br />

freien Enzyklopädie<br />

Selbstorganisiertes Fachwissen:<br />

www.wikipedia.de<br />

� Wikipedia, die freie Enzyklopädie im Internet,<br />

kann nicht nur jede/r ohne Einschränkung<br />

nutzen, sondern auch mit eigenem<br />

Wissen ergänzen. Die Bedienung<br />

ist äußerst einfach. Seit Mai 2001 wurden<br />

rund 250.000 Artikel in deutscher Sprache<br />

verfasst. Es gibt u. a. die Portale<br />

"Umweltschutz" und "Europäische Union"<br />

mit jeweils verschiedenen Kategorien und<br />

Bereichen, die bereits viel Fachwissen zusammenfassen,<br />

aber auch noch Lücken<br />

aufweisen, gerade im Bereich <strong>EU</strong>-Umwelt.<br />

Fachleute aus Umweltverbänden und<br />

-institutionen sind aufgerufen, hier ihre<br />

besonderen Kenntnisse und Erfahrungen<br />

einzubringen. (mb) �<br />

• Weitere Informationen<br />

www.wikipedia.de/wiki/Wikipedia:Hilfe<br />

www.wikipedia.de/wiki/Portal_Umwelt<br />

www.wikipedia.de/wiki/Portal_<strong>EU</strong>


UN-Wegweiser �<br />

Verbindungsstellen der UN in<br />

Deutschland<br />

Umweltpolitik findet nicht nur lokal, regional,<br />

national und europäisch, sondern zunehmend<br />

auch weltweit statt. Zwar wird<br />

bisher vergeblich für eine Organisation<br />

gestritten, die mindestens genauso viel<br />

Einfluss und Entscheidungsmacht hat wie<br />

die Welthandelsorganisation WTO, aber<br />

auch jetzt gibt es schon zahlreiche Programme<br />

und Institutionen, die sich für die<br />

globale Umwelt einsetzen. Allein in Bonn<br />

arbeiten rund 500 UN-Mitarbeiter/innen<br />

für zwölf Organisationen, Programme und<br />

Büros der Vereinten Nationen. Hier eine<br />

Übersicht über Verbindungsstellen der<br />

Vereinten Nationen im Bereich Umweltpolitik<br />

und Nachhaltige Entwicklung in<br />

Deutschland:<br />

Allgemein: RUNIC<br />

Regionales Informationszentrum der Vereinten<br />

Nationen für Westeuropa, Verbindungsbüro<br />

in Deutschland, Haus Carstanjen,<br />

Martin-Luther-King-Str. 8, 53175<br />

Bonn<br />

Tel. 0228 / 815-2773, Fax -2777<br />

eMail: info@runic-europe.org<br />

www.runic-europe.org<br />

Klima: UNFCCC<br />

Sekretariat des Rahmenübereinkommens<br />

der Vereinten Nationen zu Klimaänderungen,<br />

Martin-Luther-King-Str. 8, 53175<br />

Bonn<br />

Tel. 0228/ 815-1000, Fax -1999<br />

eMail: secretariat@unfccc.int<br />

www.unfccc.int<br />

Wüstenbildung: UNCCD<br />

Sekretariat des Übereinkommens der Vereinten<br />

Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung,<br />

Martin-Luther-King-Str. 8,<br />

53153 Bonn<br />

Tel. 0228 / 815-2000, Fax -2001<br />

eMail: secretariat@unccd.int<br />

www.unccd.int<br />

Wandernde Tierarten: CMS<br />

UNEP, Sekretariat des Übereinkommens<br />

zur Erhaltung der wandernden wild lebenden<br />

Tierarten, Martin-Luther-King-Str. 8,<br />

53175 Bonn<br />

Tel. 0228 / 815-2401, Fax -2449<br />

eMail: secretariat@cms.int<br />

www.cms.int<br />

Wasservögel: AEWA<br />

UNEP, Sekretariat des Abkommens zur<br />

Erhaltung der afrikanisch-eurasischen<br />

wandernden Wasservögel, Martin-Luther-<br />

King-Str. 8, 53175 Bonn<br />

Tel. 0228 / 815-2413, Fax -2450<br />

eMail: aewa@unep.de<br />

www.unep-aewa.org<br />

Kleinwale: ASCOBANS<br />

UNEP, Sekretariat des Abkommens zur<br />

Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee,<br />

Martin-Luther-King-Str. 8, 53175<br />

Bonn<br />

Tel. 0228 / 815-2416, Fax -2440<br />

eMail: ascobans@ascobans.org<br />

www.ascobans.org<br />

Fledermäuse: <strong>EU</strong>ROBATS<br />

UNEP, Sekretariat des Abkommens zur<br />

Erhaltung der europäischen Fledermauspopulationen,<br />

Martin-Luther-King-Str. 8,<br />

53175 Bonn<br />

Tel. 0228 / 815-2421, Fax -2445<br />

eMail: eurobats@eurobats.org<br />

www.eurobats.org<br />

Umweltbildung: UIE<br />

UNESCO-Institut für Pädagogik, Feldbrunnenstr.<br />

58, 20148 Hamburg<br />

Tel. 040-4480410, Fax -4107723<br />

eMail: uie@unesco.org<br />

www.unesco.org/education/uie<br />

Berufliche Bildung: UNEVOC<br />

Internationales Zentrum der UNESCO für<br />

Berufsbildung, Görresstr. 15, 53113<br />

Bonn<br />

Tel. 0228 / 24337-0, Fax -77<br />

eMail: info@unevoc.unesco.org<br />

www.unevoc.unesco.org<br />

Freiwillig im (Umwelt-)Einsatz: UNV<br />

Freiwilligenprogramm der Vereinten Nationen,<br />

Martin-Luther-King-Str. 8,<br />

PF 26 01 11, 53153 Bonn<br />

Tel. 0228 / 815-2000, Fax -2001<br />

eMail: hq@unv.org<br />

www.unv.org; www.unites.org<br />

Umwelt und Sicherheit: UNU-EHS<br />

Universität der Vereinten Nationen, Institut<br />

für Umwelt und menschliche Sicherheit,<br />

Görresstr. 15, 53113 Bonn<br />

Tel. 0228 / 422855-02, Fax -99<br />

eMail: infoehs@ehs.unu.edu<br />

www.ehs.unu.edu<br />

Umwelt und Gesundheit: WHO-ECEH<br />

Weltgesundheitsorganisation, Europäisches<br />

Zentrum für Umwelt und Gesundheit,<br />

Görresstr. 15, 53113 Bonn<br />

Tel. 0228 / 2094-0, Fax -201<br />

eMail: info@ecehbonn.euro.who.int<br />

www.euro.who.int/ecehbonn<br />

Katastrohenschutz: ISDR-PPEW<br />

Sekretariat der Vereinten Nationen für die<br />

Internationale Strategie zur Katastrophenvorsorge<br />

- Plattform zur Förderung<br />

von Frühwarnung, Görresstr. 30, 53113<br />

Bonn<br />

Tel. 0228 / 24988-10, Fax -88<br />

eMail: isdr-ppew@un.org<br />

www.unisdr.org/ppew<br />

Ernährung: WFP<br />

Welternährungsprogramm, Verbindungsbüro<br />

in Deutschland, Wallstr. 9-13, 10179<br />

Berlin<br />

Tel. 030 / 206149-0, Fax -16<br />

www.wfp.org<br />

Recht auf See: ITLOS<br />

Internationaler Seegerichtshof, 22609<br />

Hamburg<br />

Tel. 040 / 35607-0, Fax -245<br />

eMail: itlos@itlos.org<br />

www.itlos.org<br />

(jg) �<br />

• Weitere Informationen<br />

Broschüre (engl./dt.) mit Erläuterungen<br />

zu den Aufgaben der einzelnen<br />

UN-Sekretariate und Verbindungsstellen<br />

(nur Bonn), 28 S., kostenlos;<br />

Hrsg./Bezug: RUNIC (siehe erste Spalte);<br />

Internet-Download (540 kB):<br />

www.runiceurope.org/german/<br />

deutschland/icons/<br />

un-bonn-brochuere.pdf<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 45


<strong>EU</strong>-Wegweiser �<br />

Weiterführende Informationen<br />

Verweise auf frühere Ausgaben<br />

In einigen Artikeln wird auf vorausgegangene<br />

Ausgaben verwiesen. Beispiel: <strong>EU</strong>R<br />

06.04 als Hinweis auf Heft 6 des <strong>EU</strong>-<br />

Rundschreibens aus dem Jahr 2004.<br />

<strong>EU</strong>-Rundschreiben im Internet<br />

Im Internet finden sich unter der Adresse<br />

www.dnr.de/eur<br />

- die aktuelle Ausgabe mit Inhaltsverzeichnis,<br />

Editorial, Terminen und vier ausgewählten<br />

Beiträgen<br />

- bisherige Ausgaben ab Januar 2000 als<br />

Volltext-Archiv (PDF-Dateien)<br />

- die Möglichkeit der Suche in Publikationen<br />

des <strong>DNR</strong><br />

Gegen Rückporto können die Materialien<br />

auch zugesandt werden.<br />

Nach Umwelt-Themen geordnete Informationen<br />

aus dem <strong>EU</strong>R und anderen Quellen:<br />

www.eu-koordination.de<br />

Dokumente der <strong>EU</strong>-Institutionen<br />

Vorschläge der Europäischen Kommission<br />

für Richtlinien (RL) oder Verordnungen<br />

(VO) erscheinen unter Angabe des Jahrganges<br />

und einer laufenden Nummer als<br />

KOM-Dokumente.<br />

Beispiel: KOM(93)680 ist der Kommissionsvorschlag<br />

für eine Richtlinie zur ökologischen<br />

Wasserqualität, veröffentlicht als<br />

Vorschlag 680 des Jahres 1993.<br />

Verabschiedete Richtlinien oder Verordnungen<br />

tragen eine laufende Nummer.<br />

Beispiel: EWG/85/337 ist die Richtlinie zur<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung, die als Nr.<br />

337 im Jahre 1985 veröffentlicht wurde.<br />

Wo bekommt man ein <strong>EU</strong>-Dokument?<br />

Internet : www.europa.eu.int/eur-lex/de<br />

("Gesetzgebung" - "Suche mit der Nummer<br />

des Dokuments", Jahr/Nummer eintragen,<br />

auf Lupe klicken)<br />

Gegen Entgelt: Bundesanzeiger Verlag,<br />

PF 10 05 34, 50445 Köln<br />

Tel. 0221 / 97668-0, Fax -278<br />

eMail: vertrieb@bundesanzeiger.de<br />

Weitere Informationsquellen<br />

Die wichtigsten Adressen sind unter jedem<br />

Beitrag angegeben. Darüber hinaus kann<br />

es sich lohnen, direkt bei der <strong>EU</strong>-Kommission,<br />

bei der Europäischen Umweltagentur<br />

(EEA), bei Abgeordneten des Europäischen<br />

Parlaments oder bei verschiedenen<br />

Informationsdiensten und Redaktionen<br />

nachzurecherchieren (siehe nebenstehende<br />

Spalte sowie die vorhergehenden<br />

"Service"-Seiten).<br />

46 <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05<br />

<strong>EU</strong>-Institutionen, Adressen<br />

Internetadresse aller <strong>EU</strong>-Institutionen<br />

www.europa.eu.int (vieles auch deutsch)<br />

<strong>EU</strong>-ABC: www.europa.eu.int/abc-de.htm<br />

Einführung <strong>EU</strong>-Umweltpolitik<br />

www.hiltrud-breyer.de/mep/themen/<br />

umweltschutz/index.html<br />

Europäische Kommission<br />

Rue de la Loi 200, B-1049 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 299-1111<br />

Vertretung in Deutschland<br />

Unter den Linden 78, 10117 Berlin<br />

Tel. 030 / 2280-2000, Fax -2222<br />

www.eu-kommission.de<br />

Generaldirektion Umwelt<br />

Ansprechpartnerin für Verbände/NGO:<br />

Barbara Gessler, Berlin (s.o.)<br />

Europäisches Parlament - EP<br />

Rue Wiertz, B-1047 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 2842111, Fax -2306933<br />

www.europarl.eu.int<br />

Informationsbüro in Deutschland<br />

Unter den Linden 78, 10117 Berlin<br />

Tel. 030 / 2280-1000, Fax -1111<br />

(Minister-)Rat der <strong>EU</strong>/Europäischer Rat<br />

Rue de la Loi 175, B-1048 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 85-6111, Fax -7381<br />

(Der Ministerrat tagt als Allgemeiner oder<br />

Fachministerrat [Agrar, Umwelt usw.].<br />

Der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs<br />

tagt viermal jährlich als<br />

"<strong>EU</strong>-Gipfel". Termine siehe Service-Seiten)<br />

Ausschuss der Regionen - AdR<br />

Rue Montoyer 92-102, B-1040 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 282-2211, Fax -2325<br />

Wirtschafts- und Sozialausschuss<br />

Rue Ravenstein 2, B-1000 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 5469011, Fax -5134893<br />

Europäischer Gerichtshof - EuGH<br />

Boulevard Konrad Adenauer, L-2925 Luxemburg;<br />

Informationsdienst (dt.):<br />

Tel. 00352 / 4303-3255, Fax -2500<br />

Vertretung Deutschlands bei der <strong>EU</strong><br />

Rue J. de Lalaing 19, B-1040 Brüssel<br />

Tel. 0032 2 / 2381-811, Fax -978<br />

Europäische Umweltagentur - EEA<br />

Kongens Nytorv 6, DK-1050 Kopenhagen<br />

Tel. 0045 3336-7100, Fax -7199<br />

www.eea.eu.int<br />

Europäische Verträge<br />

Europäische Gemeinschaft/en - EG<br />

Sammelbegriff für die Europäische Gemeinschaft<br />

(EG) und die Europäische<br />

Atomgemeinschaft (EAG/Euratom). Die<br />

ursprünglichen EG-Verträge wurden durch<br />

die Einheitliche Europäische Akte<br />

(1986/87) weiterentwickelt.<br />

Europäische Union - <strong>EU</strong><br />

Durch Maastrichter Vertrag (1992/93)<br />

begründet, durch Amsterdamer Vertrag<br />

(1996/97) und Vertrag von Nizza (2001)<br />

weiterentwickelt. Ergänzt die supranationale<br />

EG ("1. Säule") durch die Gemeinsame<br />

Außen- und Sicherheitspolitik (GASP;<br />

"2. Säule") und die Polizeiliche und Justitielle<br />

Zusammenarbeit in Strafsachen<br />

("3. Säule").<br />

<strong>EU</strong>-Rechtsakte<br />

Verordnung - VO<br />

Europäisches Gesetz, das wie ein innerstaatliches<br />

Gesetz unmittelbar in jedem<br />

Mitgliedstaat gilt. Hat Vorrang vor nationalem<br />

Recht.<br />

Richtlinie - RL<br />

Europäisches Rahmengesetz, wird durch<br />

nationale Gesetze in innerstaatliches<br />

Recht umgesetzt. Dabei muss die Zielrichtung<br />

der Richtlinie beachtet werden.<br />

Entscheidungen<br />

Zur Regelung von Einzelfällen. Wie bundesdeutscher<br />

Verwaltungsakt.<br />

Gesetzgebungsverfahren<br />

1. <strong>EU</strong>-Kommission: Vorschlag<br />

2. Europäisches Parlament:<br />

In Umweltfragen meist Mitentscheidung,<br />

sonst Anhörung<br />

3. Ministerrat: Mitentscheidung<br />

oder alleinige Entscheidung<br />

(meist mit qualifizierter Mehrheit,<br />

z.T. noch Einstimmigkeit)<br />

Die wichtigsten Teile des <strong>EU</strong>-Rechts<br />

(<strong>EU</strong>-Amtsblatt, konsolidierte Versionen<br />

des geltenden Rechts, wichtige Vorschläge<br />

etc.) sind veröffentlicht im Internet :<br />

www.europa.eu.int/eur-lex/de<br />

(mit verschiedenen Suchfunktionen)<br />

Mehr zu Institutionen, Abläufen, Begriffen:<br />

www.europa.eu.int/scadplus


Interaktiv �<br />

Verweise auf frühere<br />

Ausgaben<br />

Das <strong>EU</strong>-Rundschreiben beschränkt sich in<br />

der Regel auf aktuelle Informationen. Daher<br />

wird in einigen Artikeln auf vorangegangene<br />

Ausgaben verwiesen, z. B. "<strong>EU</strong>R<br />

06.04" als Hinweis auf Heft 6 des <strong>EU</strong>-<br />

Rundschreibens im Jahr 2004.<br />

Verweise auf den Deutschland-Rundbrief<br />

des <strong>DNR</strong> (siehe rechts) sind ähnlich<br />

gehalten, z. B. "DRB 11.03".<br />

Alle älteren Ausgaben sind im Internet zugänglich<br />

(siehe rechts).<br />

Tagesaktuell informiert per<br />

eMail<br />

www.dnr.de/infoservice<br />

Für Rundschreiben-Abonnent/innen sowie<br />

Fachleute und Interessierte aus <strong>DNR</strong>- Mitgliedsverbänden<br />

bieten wir kostenlos aktuelle<br />

eMail-Weiterleitungen zur <strong>EU</strong>- Umweltpolitik<br />

und weiteren Themen in deutscher<br />

Sprache an. Die Themen können<br />

selbst gewählt werden. Angebot und Bestellmöglichkeit:<br />

www.dnr.de/infoservice<br />

<strong>EU</strong>-Rundschreiben im Internet<br />

www.dnr.de/eur<br />

heißt die Internetseite des <strong>EU</strong>-Rundschreibens.<br />

Dort finden Sie:<br />

- die aktuelle Ausgabe mit Inhaltsverzeichnis,<br />

Editorial, Serviceteil und vier<br />

ausgewählten Beiträgen<br />

- die bisherigen Ausgaben ab Januar<br />

2000 als Volltext-Archiv (PDF-Dateien)<br />

- die Möglichkeit der Suche in Publikationen<br />

des <strong>DNR</strong><br />

<strong>EU</strong>-Koordination des <strong>DNR</strong> im<br />

Internet<br />

www.eu-koordination.de<br />

ist die neue Internetseite der <strong>EU</strong>- Koordination<br />

des <strong>DNR</strong>. Hier finden Sie ein <strong>EU</strong>R-<br />

Themenarchiv, Informationen über die<br />

laufenden und abgeschlossenen Projekte<br />

sowie Verzeichnisse von Publikationen,<br />

Veranstaltungen und Expert/innen - alles<br />

übersichtlich nach den verschiedenen <strong>EU</strong>-<br />

Umweltthemen gegliedert.<br />

<strong>EU</strong>R-Abo<br />

Ich bestelle das <strong>EU</strong>-Rundschreiben ab Ausgabe:<br />

als Privatperson Absender/in<br />

� 41 Euro pro Jahr im eMail-Versand<br />

� 52 Euro pro Jahr für das gedruckte Heft* Vorname, Name:<br />

� 57 Euro pro Jahr für das Heft* plus eMail ggf. Organisation:<br />

ggf. Funktion:<br />

für eine Organisation Straße/PF:<br />

� 82 Euro pro Jahr im eMail-Versand PLZ, Ort:<br />

� 103 Euro pro Jahr für das gedruckte Heft* Tel./Fax :<br />

� 113 Euro pro Jahr für das Heft* plus eMail eMail:<br />

* zzgl. 26 Euro Zusatzporto bei Auslandsversand<br />

als Förderabonnement<br />

� 180 Euro oder mehr pro Jahr - bitte Betrag und Bezugsart angeben:<br />

(Differenzbetrag zum Abonnement als Spende absetzbar)<br />

� Zahlung per Bankeinzug Geldinstitut:<br />

Kontonummer: Bankleitzahl:<br />

� Textende � siehe Kontakt � aktiv werden <strong>DNR</strong> <strong>EU</strong>-Rundschreiben 07.05 47<br />

� gegen Rechnung an die oben angegebene / folgende Adresse:<br />

Deutschland-Rundbrief<br />

Informationen zur Umweltpolitik auf nationaler<br />

Ebene finden Sie im Deutschland-<br />

Rundbrief des <strong>DNR</strong> - teils auch mit <strong>EU</strong>-<br />

und internationalem Bezug, etwa bei der<br />

Umsetzung von <strong>EU</strong>-Richtlinien oder internationalen<br />

Abkommen. Wir senden Ihnen<br />

gern ein kostenloses Probeexemplar zu.<br />

Probelesen und Archiv im Internet :<br />

www.dnr.de/drb<br />

Rundbrief Forum Umwelt &<br />

Entwicklung<br />

Weitere Beiträge zur internationalen Umwelt-<br />

und Entwicklungspolitik finden Sie im<br />

Rundbrief des Forums Umwelt & Entwicklung,<br />

getragen vom <strong>DNR</strong> und dem entwicklungspolitischen<br />

Dachverband Venro.<br />

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2005

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