plastics - Das Kunststoff-Magazin der BASF 2/2007
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12<br />
Design<br />
Alltag. Die für das Fühlen notwendigen<br />
Sinneszellen sind bereits in <strong>der</strong> achten<br />
Schwangerschaftswoche entwickelt. Die<br />
Haut, unser größtes Sinnesorgan ermöglicht<br />
uns über ihre Rezeptoren und Nervenendungen<br />
die Wahrnehmung von Berührung,<br />
Druck, Schmerz, Temperatur und<br />
Vibration. An <strong>der</strong> Zungenspitze und den<br />
Fingerspitzen liegen die Sinnesempfänger<br />
mit ein bis fünf Millimeter Abstand<br />
beson<strong>der</strong>s dicht beieinan<strong>der</strong> und<br />
ermöglichen so die Differenzierung<br />
feiner Strukturen. Zwar ist<br />
die Wahrnehmung haptischer<br />
Reize oft unbewusster als<br />
die Aufnahme visueller Eigenschaften<br />
– doch deshalb<br />
noch lange nicht unwichtig für<br />
das Erlebnis eines Produkts.<br />
Immer mehr Hersteller überlassen<br />
beim Thema Haptik nichts<br />
dem Zufall. Sandra Hermanns,<br />
Mitarbeiterin <strong>der</strong> designfabrik,<br />
beschreibt das Projekt eines Kunden:<br />
„<strong>Kunststoff</strong> kann so gewählt<br />
werden, dass er bei Berührung ein<br />
auffallend positives Gefühl ausstrahlt.“<br />
Sie hält ein Lippenstift-Gehäuse von<br />
Christian Dior aus Terlux ® in den Händen,<br />
dem MABS <strong>der</strong> <strong>BASF</strong>. „Mit Terlux<br />
kann bei Berührung ein weicheres Gefühl<br />
erzeugt werden als mit einem traditionellen<br />
Polystyrol, außerdem verstärkt diese Haptik<br />
ebenso den optischen Wert des Produkts“,<br />
so Hermanns. „Die Kunden achten immer<br />
mehr auf Design und die emotionalen<br />
Aspekte von Value-Added-Produkten. Wer<br />
im Wettbewerb bestehen möchte, muss<br />
sich gerade im Premiumsektor differenzieren.<br />
Beson<strong>der</strong>s in konsumorientierten Branchen<br />
wie <strong>der</strong> Kosmetikverpackungs- o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Automobilindustrie ist es wichtig, die<br />
haptischen Eigenschaften eines Produktes<br />
zu optimieren, da sich die Produkte so<br />
schnell verän<strong>der</strong>n.“<br />
Weitere Informationen:<br />
www.basf-designfabrik.de<br />
Forschung<br />
<strong>Das</strong> Zeitalter <strong>der</strong> <strong>Kunststoff</strong>e<br />
Kundenanfor<strong>der</strong>ungen an ein Gefühlserlebnis<br />
werden immer konkreter. <strong>Das</strong><br />
Produkt o<strong>der</strong> die Verpackung soll sich<br />
samtartig, glatt, ledrig, luxuriös o<strong>der</strong> gar<br />
edel anfühlen. Techniker und Produktde-<br />
signer stehen vor dem Problem <strong>der</strong> Umsetzung:<br />
Wie kann ein Gefühl wie „samtartig“<br />
in eine mechanische Eigenschaft<br />
überführt werden? Eine Studie unter <strong>der</strong><br />
Leitung von Dr. Alexandre Terrenoire, Experte<br />
für Polymerforschung bei <strong>der</strong> <strong>BASF</strong>,<br />
sollte dies in Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>der</strong> Abteilung Polymerphysik des Chemie-<br />
unternehmens und 86 Studenten des<br />
Lehrstuhl PCI an <strong>der</strong> Universität Bayreuth<br />
herausfinden. Gemessen wurde die Korrelation<br />
zwischen haptischen und mechanischen<br />
Eigenschaften. Die Versuchspersonen<br />
sollten je acht bis maximal zwölf<br />
Proben befühlen, die hinsichtlich ihrer<br />
mechanischen Eigenschaften variiert wurden,<br />
und ihre haptischen Eigenschaften<br />
bewerten. <strong>Das</strong> Ergebnis: Gleiche mechanische<br />
Eigenschaften rufen auch gleiche<br />
haptische Empfindungen hervor. Eine<br />
Umsetzung haptischer in mechanische<br />
Eigenschaften ist also möglich. Nutzen<br />
können Produktentwickler die Ergebnisse<br />
auf vielfältige Weise: Da nun bekannt ist,<br />
welche haptischen Eigenschaften sich gut<br />
anfühlen, steht einer haptisch optimalen<br />
Produktgestaltung nichts im Wege. Wichtig<br />
ist, dass die durch die Optik ausgelösten<br />
Erwartungen erfüllt werden. Kennt man<br />
die Wünsche an die Haptik, kann man<br />
diese leicht in mechanische Eigenschaften<br />
umsetzen und ein entsprechendes Pro-<br />
dukt gestalten. Die haptischen Eigenschaften<br />
bestehen<strong>der</strong> Produkte können<br />
bestimmt und optimiert werden. Aber<br />
auch neue Produkte können gezielt<br />
gestaltet werden, um eine gewünschte<br />
Haptik zu erzeugen. Designer müssen<br />
nur noch angeben, wie sich ihr Produkt<br />
anfühlen soll. Für den Einzug <strong>der</strong> Haptik in<br />
die Produktgestaltung ist die <strong>BASF</strong> damit<br />
gerüstet. <strong>Kunststoff</strong>e sind für die Umsetzung<br />
gut geeignet, weil ihre Eigenschaften<br />
problemlos variiert werden können. „Mit<br />
<strong>Kunststoff</strong>en ist alles denkbar. Wir sind im<br />
Zeitalter <strong>der</strong> Polymere angekommen. Nur<br />
mit ihnen können wir die Haptik, die Optik<br />
und die Akustik so vielseitig variieren und<br />
optimieren“, so Terrenoire. „So können wir<br />
die unterschiedlichsten Wünsche erfüllen<br />
und das Produkt an individuelle Vorlieben<br />
und Anfor<strong>der</strong>ungen anpassen.“<br />
Weitere Informationen:<br />
alexandre.terrenoire@basf.com