I n f o r m a t i o n - Dornbach-Gruppe
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Jahrgang 2 | JUNI 2010 Non-Profit-Organisationen<br />
I n f o r m a t i o n<br />
Unfälle im Verein – Sind Ihre Ehrenamtlichen pflichtversichert?<br />
Stellen Sie sich bitte einmal folgende<br />
Situation vor:<br />
Bei der Aufstellung eines Festzeltes anlässlich<br />
einer Veranstaltung Ihres Vereins<br />
stürzt einer Ihrer Ehrenamtler von<br />
der Leiter und bricht sich einen Lendenwirbel.<br />
Nach Betroffenheit und Leid werden die<br />
Vereinsverantwortlichen sowie die geschädigten<br />
Ehrenamtler sehr bald mit<br />
einem weiteren Aspekt konfrontiert.<br />
Wer zahlt?<br />
Wer übernimmt die Kosten für berufliche<br />
und soziale Rehabilitation? Wer die<br />
Kosten des Lebensunterhaltes während<br />
der Rehabilitation? Und wer entschädigt<br />
bei bleibender Beeinträchtigung der Erwerbsfähigkeit?<br />
Der spontane Gedanke an den Schutz<br />
durch die gesetzliche Unfallversicherung<br />
kann all zu oft nicht über den Moment<br />
hinaus beruhigen. Denn es gilt:<br />
Ehrenamtlich Tätige sind nur in bestimmten<br />
Fällen in der Berufsgenossenschaft<br />
pflichtversichert!<br />
Zu unterscheiden sind hier zwei Fallgruppen:<br />
1. Bei bestimmten Vereinstätigkeiten<br />
gemäß § 2 Abs.1 SGB VII<br />
Im Verhältnis zwischen Träger und Engagierten<br />
werden Schädigungen durch<br />
die gesetzliche Unfallversicherung (Sozialgesetzbuch<br />
Siebtes Buch [SGB VII] –<br />
Gesetzliche Unfallversicherung) für Personen<br />
abgedeckt, die insbesondere in<br />
folgenden Bereichen bürgerschaftlich<br />
engagiert sind:<br />
• im Gesundheitswesen oder in der<br />
Wohlfahrtspflege,<br />
• für Körperschaften, Anstalten oder<br />
Stiftungen des öffentlichen Rechts<br />
oder deren Verbände oder Arbeitsgemeinschaften,<br />
• für öffentlich-rechtliche Religionsgemeinschaften,<br />
• für Lehrwerkstätten, Schulungskurse<br />
und ähnliche Einrichtungen, Kindertageseinrichtungen,<br />
allgemein- oder<br />
berufsbildende Schulen sowie Hochschulen,<br />
• im Zivil- und Katastrophenschutz<br />
sowie<br />
• Unglückshelfer/Lebensretter.<br />
In der gesetzlichen Unfallversicherung<br />
sind Personen – ohne eigene Beitragszahlung<br />
– in den Unfallversicherungsschutz<br />
einbezogen.<br />
Wer sich für andere private Einrichtungen,<br />
wie z. B. Sportvereine, Arbeitgeberverbände,<br />
Gewerkschaften, ehrenamtlich<br />
engagiert, unterliegt grundsätzlich<br />
nicht dem Schutz der gesetzlichen<br />
Unfallversicherung.<br />
2. Die sog. „Wie-Beschäftigung“<br />
gemäß § 2 Abs.2 SGB VII<br />
Darunter sind Tätigkeiten zu verstehen,<br />
die wie ordentlich versicherungspflichtige<br />
Tätigkeiten in einem Beschäftigungsverhältnis<br />
ausgeübt werden, auch<br />
dann wenn diese Tätigkeiten unentgeltlich<br />
erfolgen. Voraussetzung ist jedoch,<br />
dass ein Vereinsmitglied für den Verein<br />
Arbeitsleistungen erbringt, die über die<br />
Mitgliedspflichten hinausgehen.<br />
Hier jedoch sind die Hürden hoch.<br />
Das Sozialgericht Fulda hat jüngst mit<br />
seinem Urteil vom 19.1.2010 folgendes<br />
entschieden:<br />
„Wer als Mitglied eines Vereins bei dessen<br />
Veranstaltungen Helfertätigkeiten<br />
ausführt, steht auch dann nicht unter<br />
dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung,<br />
wenn er dabei besondere<br />
Fähigkeit, die er aufgrund seiner Berufsausbildung<br />
erworben hat, zur An-<br />
Ausgabe 2 / 2010<br />
wendung bringt. Dies gilt jedenfalls<br />
dann, wenn die Helfertätigkeit der Erledigung<br />
typischerweise notwendige Arbeiten<br />
zur Durchführung der Vereinsveranstaltung<br />
dient.“<br />
In dem zu entscheidenden Fall verunglückte<br />
ein für seinen Verein ehrenamtlich<br />
Tätiger bei Installationsarbeiten, für<br />
die er als Elektromeister besonders geeignet<br />
war.<br />
Leistungsansprüche an die Berufsgenossenschaft<br />
wurden zurückgewiesen.<br />
Der Ehrenamtler klagte. Das Sozialgericht<br />
wies die Klage aus vorgenannten<br />
Gründen zurück.<br />
Als „Nadelöhr“ erweist sich die Abgrenzung<br />
von Tätigkeiten in Erfüllung typischerweise<br />
notwendiger Arbeiten im<br />
Rahmen mitgliedschaftlicher Vereinspflichten<br />
und jener die über diesen Umfang<br />
hinausgehen. Nur für Letztere<br />
besteht Versicherungsschutz.<br />
Hierzu führt das Gericht in seiner Urteilsbegründung<br />
aus:<br />
„Gegen Arbeitsunfall versichert sind<br />
Personen, die wie ein nach § 2 Abs. 1<br />
SGB VII Versicherter tätig werden (also<br />
innerhalb einem ordentlichen Beschäftigungsverhältnis<br />
tätig werden; Anm. d.<br />
Verf.). Die Anwendung der Vorschrift erfordert<br />
eine ernsthafte, dem Unternehmen<br />
zu dienen bestimmte und seinem<br />
wirklichen oder mutmaßlichen Willen<br />
entsprechende Tätigkeit, die ihrer Art<br />
nach sonst von Personen verrichtet<br />
werden könnte, die in einem dem allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt zuzurechnenden<br />
Beschäftigungsverhältnis stehen und<br />
die unter solchen Umständen geleistet<br />
wird, dass sie einer Tätigkeit aufgrund<br />
eines Beschäftigunsverhältnisses ähnlich<br />
ist.<br />
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