PDF-Download - Fachschaft Medizin der FSU Jena
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Bei so vielen Plakaten zur aktuellen<br />
Vortragsreihe „Der Leichnam im öffentlichen<br />
Raum“ kann man kaum<br />
übersehen, dass Gunther von Hagens,<br />
<strong>der</strong> „Vater <strong>der</strong> Plastination“, im Juli<br />
den letzten Vortrag dieser Reihe halten<br />
wird. Das besagte Plakat mischt<br />
sich schnell unter die Gesprächsthemen<br />
<strong>der</strong> Studenten. Gefüttert werden<br />
die Diskussionen durch aktuelle Informationen<br />
aus Berlin. Dort ist von<br />
Mai bis August die Ausstellung „Körperwelten“<br />
zu besichtigen. Ein Plastinat<br />
schaffte es beson<strong>der</strong>s schnell in die<br />
Presse: Ein kopulierendes Paar - „Der<br />
Mann († 51, Lungenkrebs) liegt stocksteif<br />
auf dem Rücken. Die 58-jährige<br />
Frau sitzt rücklings in <strong>der</strong> Reiterstellung<br />
auf ihm. Beide haben vor Erregung<br />
den Mund aufgerissen“ (Bild.de).<br />
Grund genug sich die Frage zu stellen,<br />
ob es sich bei <strong>der</strong> Arbeit von Hagens<br />
um pietätlose Perversität o<strong>der</strong> um einen<br />
großartigen Beitrag zur Wissenschaft<br />
und Allgemeinbildung handelt?<br />
Uns allen ist Gunther von Hagens<br />
nicht nur als Plastinator und Grün-<br />
Gunther von Hagens<br />
Der Mann, <strong>der</strong> mit den<br />
Leichen tanzt.<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausstellung „Körperwelten“,<br />
son<strong>der</strong>n auch als <strong>Medizin</strong>student<br />
<strong>der</strong> Uni <strong>Jena</strong> bekannt. Sein Studium<br />
schloss er allerdings in Lübeck ab<br />
und promovierte 1975 in <strong>der</strong> Abteilung<br />
Notfallmedizin und Anästhesie<br />
in Heidelberg. Anschließend forschte<br />
er am anatomischen Institut in<br />
Heidelberg an einer neuen Konservationsmethode,<br />
die zum Ziel hatte,<br />
Nieren unverwesbar zu machen. An<br />
dieser Aufgabe biss sich von Hagens<br />
zwei Jahre lang die Zähne aus. Laut<br />
Assistenten arbeitete er nicht nur 16<br />
Stunden am Tag, son<strong>der</strong>n nahm auch<br />
bearbeitete Körperteile mit nach Hause<br />
zu seiner damaligen Ehefrau und<br />
seinen drei Kin<strong>der</strong>n. Nach zwei Jahren<br />
ließ von Hagens seine Ergebnisse<br />
als „Kunststoffimprägnierung biologisch-verweslicher<br />
Präparate“ patentieren.<br />
Der erste Schritt seiner Karriere<br />
war damit im Jahr 1977 getan.<br />
In den nächsten 20 Jahren baute von<br />
Hagens ein Institut <strong>der</strong> Plastination in<br />
Heidelberg auf und verbesserte seine<br />
Methodik, bis er dann 1997 zum ersten<br />
Mal in Deutschland die Ausstellung