Das Thema: Reisen 14 LiVe 6|<strong>2011</strong>
Unter dem Himmel Ralf Brinkmanns Traum heißt Stok Kangri. Text von Heidi Meier, Fotos von Ralf Brinkmann. Karge, zerklüftete Landschaft, „bemalt“ von bunten Häusern und Tempelanlagen, umrahmt von einzigartiger Gebirgskulisse, und auf dem Weg nach oben atemberaubende Ausblicke auf eine sagenhafte Bergwelt direkt unter dem Himmel. „Es gibt nichts Vergleichbares“, schwärmt Ralf Brinkmann bei der Durchsicht der Fotos. Fotos von seiner Traumreise in den Himalaya. Den 6.138 Meter hohen Stok Kangri hat der 50Jährige dort in sieben Tagen bestiegen. 2006 war das, in Ladakh, das politisch heute zu Indien gehört, ethnisch und kulturell jedoch tibetisch geprägt ist. Zusammen mit drei weiteren Männern und einer Frau hat er sich an diese bis dahin persönliche Grenze gewagt. „Der Stok Kangri ist kein schwieriger Berg“, erläutert der Hertener Familienvater, der schon etliche Touren durch die Alpen hinter sich hat und zu Hause einen Spezialitätenladen betreibt. „Die Luft ist das Problem.“ Zwei Jahre hat es gedauert, bis Ziel, Datum und Personen für die Reise feststanden, bei deren Organisation der Kontakt zu einem buddhistischen Zentrum in Aachen Daheim in Herten startete er jüngst anlässlich seines 50. Geburtstags mit dem Rad Richtung Gardasee (Foto o. r.). Das großartigste Erlebnis des abenteuerlustigen Ralf Brinkmann (bisher!) war allerdings die Besteigung des Stok Kangri im Himalaya. Seine beeindruckenden Bilder lassen ahnen, warum. äußerst hilfreich war. Pferde für den Lastentransport, einheimische Begleiter und Material, darunter Küchenzelt, Geschirr und Nahrungsmittel – all das musste in Leh, Hauptstadt Ladakhs und Ausgangspunkt der Tour, bereitstehen. Immerhin auf 3.500 Metern gelegen, ging es dort schon los mit der Gewöhnung an dünne Höhenluft, mit zwei Tagen des Nichtstuns zur Akklimatisierung, an die sich eine Woche Begegnung mit der fremden Kultur anschloss. „Die Menschen haben uns sehr interessiert. Und weil wir in Familien wohnten, konnten wir hautnah erfahren, wie sie leben“, schwärmt Brinkmann von dem Blick hinter die Kulissen, Begegnungen mit der buddhistischen Kultur im Alltag der Familien und bei Mönchen in wunderbaren Tempelanlagen. Aber dann sollte es auch losgehen. Fünf Europäer, drei Männer aus Ladakh und fünf Pferde machten sich auf zum mächtigen StokKangriGipfel. Zuweilen auf steilen, ansonsten aber „bequemen“ Wegen habe man sich mit Pferden und schwerem Gepäck zunächst auf 5.000 Meter hochgearbeitet und dort ein Lager errichtet, eigene Gebetsfahnen in die bereits im Höhenwind flatternden eingereiht, Gebete gesprochen, die einzigartige Bergwelt mit ihren besonderen Farben und unvergleichlich klarem Nachthimmel bestaunt. Knapp 1.200 Höhenmeter fehlten noch. Sie sollten an einem Tag bewältigt werden. Ein Tourmitglied litt schon hier unter immensen Kopfschmerzen, die auch der heilkundige einheimische Begleiter mit Pillen, Räucherstäbchen und Gebeten nicht vertreiben konnte. Um 24 Uhr am nächsten Tag ging’s dann mit leuchtenden Stirnlampen los Richtung Gipfel – mit leichtem Gepäck, bestehend aus den üblichen Rettungsutensilien, Steigeisen, Pickel, Verpflegung sowie Wasser und Tee („Man muss viel trinken!“). Und dann machte die Luft der Gruppe einen Strich durch die Rechnung. Drei mussten nach und nach umkehren, zwei kamen durch – auf selbst zu suchenden Wegen, unter Einsatz des Pickels und mit sehr beschwerlich gewordenem Schritt. Auf 6.138 Metern konnten Ralf Brinkmann und Freund Peter dann endlich die Arme in die Luft reißen und ihre Gebetsfahnen befestigen, die dem Stok Kangri statt eines Gipfelkreuzes eine bunte Mütze aufsetzen. „Wir waren unglaublich froh, dort oben. Aber auch ein wenig traurig, dass wir nicht alle zusammen waren“, erinnert sich der stets Abenteuer suchende (und findende) Brinkmann. „Lange aufhalten konnte man sich da aber nicht.“ Die Bedingungen seien halt extrem, so hoch unterm Himmel. Um 17 Uhr waren beide wohlbehalten und voll mit Eindrücken von atemberaubenden Felsformationen in immer wieder anderen Farben zurück am Basislager. Und auch vor Antritt des Rückwegs wurde das Akklimatisieren wieder wichtig. Dokumentiert ist das alles durch einzigartige Fotos, aus denen dann eines nochmal besonders hervorsticht. Es zeigt fünf Freunde, hingelümmelt in Gartenstühle, ausgelassen feiernd vor einer Hütte in Ladakh. Auf dem Tisch: Bier. Marke: Godfather 1.000 Plus. INFO & TIPPS Ralf Brinkmann Arkade Herten Schloßstr. 25 45701 Herten Tel.: 02 09 / 6 24 17 6|<strong>2011</strong> LiVe 15