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Beatgeneration<br />
Never too old to<br />
Rock ’n’ Roll<br />
Neues Zuhause<br />
Umzug ins<br />
Seniorenheim<br />
6 <strong>2011</strong><br />
Das Thema: Reisen<br />
Ralf Brinkmann<br />
betreibt Extremsport<br />
im Urlaub.
Die<br />
reuzkirche<br />
Zahnärzte an der Kreuzkirche<br />
An der Kreuzkirche 1 | 44623 Herne | Telefon 0 23 23 / 5 10 94<br />
Gemeinschaftspraxis der Zahnärzte<br />
Dr. Frank Böcker Laserspezialist (DGL)<br />
Dr. Sabine Gehlen Laserspezialist (DGL)<br />
Cornelia Busche Laserspezialist (DGL)<br />
Praxisschwerpunkte<br />
Implantologie | Ästhetische Zahnheilkunde<br />
Funktionsanalyse und Schmerztherapie<br />
• 21 Jahre Erfahrung in der Implantologie<br />
• 18 Jahre Erfahrung in der Hartlasertherapie<br />
• 25 Jahre Erfahrung mit vollkeramischen Restaurationen,<br />
Verblendschalen (Veneers), Inlays u.a.<br />
• Eigene separate Prophylaxepraxis<br />
• Eigenes Zahnlabor seit 25 Jahren<br />
• Laserfluoreszenz-Technik zur Karies-Früherkennung<br />
• Anästhesiemittel-Applikationsgeräte für das nahezu<br />
schmerzfreie Spritzen<br />
Sprechzeiten<br />
MO bis FR 8 bis 1330 Uhr<br />
MO und DO 15 bis 19 Uhr<br />
DI und FR 15 bis 18 Uhr<br />
Von Anfang an dem Fortschritt verschrieben<br />
Kompetenz durch Erfahrung<br />
Alles aus einer Hand – Implantate vom Experten<br />
von Dr. Frank Böcker, geprüfter Experte der Implantologie<br />
In der Implantologie ist der medizinische Fortschritt<br />
in jeder Behandlungsphase spürbar.<br />
Zum einen revolutioniert eine neue Röntgentechnik<br />
die Vorgehensweise. Hierbei handelt<br />
es sich um die digitale Volumentomographie.<br />
Dies ist eine dreidimensionale Bildgebungstechnik,<br />
die extrem hochauflösend ist und uns<br />
ein körperliches Abbild der knöchernen Strukturen<br />
des Kopfes liefert. Das Revolutionäre bei<br />
der Technik ist die geringe Röntgenbelastung.<br />
Die Röntgenaufnahmen sind maßstabsgerecht<br />
und können am Computer vermessen werden.<br />
Die Implantate werden am Computer in der<br />
Planungsphase virtuell platziert. Eine Implantatversorgung<br />
kann somit zuverlässig und ex-<br />
• Hartlasergeräte für alle Anwendungen<br />
• Photodynamische Therapie zur schonenden<br />
und effektiven Parodontitis-Therapie<br />
• DVT-Betreiber/DVT in der Praxis<br />
• 3D-Röntgen (DVT)und Implantatversorgung aus einer Hand<br />
• Elektronische Kiefergelenkmessung<br />
• Patienten-Informationsveranstaltungen zur Implantologie<br />
akt geplant werden. Zuverlässige Implantatlösungen<br />
können Patienten mit problematischen<br />
Knochen- und Zahnsituationen angeboten werden,<br />
denen sonst diese Möglichkeit verwehrt<br />
bleibt.Zum anderen hat eine der schonendsten<br />
Vorgehensweisen Einzug in die Implantologie<br />
gehalten. Die Schleimhaut wird dabei<br />
nicht mehr großzügig aufgeschnitten, sondern<br />
punktgenau gestanzt. Dank der vorausgegangenen<br />
Planung und des behutsamen Eingriffes<br />
erfolgt nun das Einsetzen des Implantates. Einer<br />
prothetischen Versorgung steht nun nichts<br />
mehr im Wege. Bei der Implantatplanung –basierend<br />
auf einer DVT-Aufnahme- wird nichts<br />
mehr dem Zufall überlassen.<br />
Dr. Frank Böcker<br />
Dr. Sabine Gehlen<br />
Cornelia Busche<br />
+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />
+++ aktuell<br />
aktuell<br />
+++ aktuell +++ aktuell +++<br />
+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />
+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />
+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />
Besuchen Sie unsere<br />
Patientenveranstaltung zum<br />
Thema „Implantologie“.<br />
Erfragen Sie bitte die aktuellen<br />
Termine in unserer Praxis.<br />
Oder besuchen Sie<br />
unsere Internetseite.<br />
Dort finden Sie auch die<br />
Termine für die in Kürze<br />
anstehenden Veranstaltungen.<br />
w w w. z a h n a r z t p r a x i s - h e r n e . d e
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
es sind stets die<br />
kleinen und größerenÜberraschungen,<br />
die einen sein<br />
bisheriges Handeln<br />
überdenken lassen.<br />
Das gute Abiturergebnis<br />
der Nichte<br />
und das daraus<br />
resultierende Auslandsstudium,<br />
die Begeisterung des Nachbarn<br />
über sein neues Elektrofahrrad oder<br />
die schwere Krankheit eines Geschäftspartners.<br />
Die Frage bleibt stets die Gleiche:<br />
Habe ich vorgesorgt, welche finanziellen<br />
Möglichkeiten habe ich, wie kann ich auf<br />
die neue Situation reagieren? Oftmals sind<br />
es eben Kleinigkeiten, die man bereits in<br />
jungen Jahren in die richtigen Bahnen lenken<br />
kann. Regelmäßig ein kleiner Geldbetrag<br />
als Ausbildungspaket zur Geburt des<br />
Enkels, ein bisschen Bewegung, bevor das<br />
eigene Übergewicht jede sportliche Aktivität<br />
verhindert, oder das Aufsetzen einer<br />
Vorsorgevollmacht und eines Testaments<br />
für den Fall der Fälle.<br />
Wir wollen Ihnen mit unserem Magazin<br />
LiVe – Lebensfreude im Vest – das das<br />
Medienhaus Bauer gemeinsam mit dem<br />
HaidhausenVerlag produziert – Anregungen,<br />
Hinweise und Serviceadressen geben,<br />
die Ihnen helfen sollen, so lange als irgend<br />
möglich ein selbstbestimmtes Leben zu<br />
führen. Ein Leben, bei dem all die kleinen<br />
Freuden nicht zu kurz kommen. Umso<br />
mehr freue ich mich bereits mit dem Erscheinen<br />
der Ihnen vorliegenden Ausgabe<br />
mit dem Themenschwerpunkt „Reisen“ auf<br />
die kommende Ausgabe. Dann wollen wir<br />
uns auch mit verschiedenen Wohnformen<br />
beschäftigen: Eigenheim oder Wohngemeinschaft,<br />
Feriendomizil oder Mehrgenerationenhaus?<br />
Wie wollen Sie leben? Neben<br />
dem Wo steht dann auch das Wie im<br />
Fokus: Individuelle Möbel müssen nicht<br />
zwangsläufig kostspielig sein. LiVe erzählt<br />
Ihnen, worauf Sie achten sollten.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim<br />
Durchblättern und Lesen. Erfreuen Sie sich<br />
am Magazin und begleiten Sie LiVe jede<br />
Woche Montag in Ihrer lokalen Tageszeitung.<br />
Das nächste Magazin erscheint am<br />
15. Oktober. Bis dahin eine schöne Zeit.<br />
Kurt Bauer<br />
Verleger, Medienhaus Bauer<br />
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Editorial<br />
Wie möchten Sie leben? In fünf, zehn<br />
oder zwanzig Jahren? Reinhold<br />
Dreekes von Modularus entwirft<br />
individuelle Lösungen für Ihr Zuhause,<br />
damit Sie sich dort noch lange wohlfühlen.<br />
Welche Wohnformen für Sie<br />
in Frage kämen, das erfahren Sie in<br />
der Oktoberausgabe von LiVe.<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 3
6 <strong>2011</strong><br />
Impressum<br />
LiVe – Lebensfreude im Vest<br />
Herausgeber: Otto Lerchenmüller<br />
Verlag und Redaktion:<br />
Bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbH<br />
LiseMeitnerStraße 11, 45699 Herten<br />
Tel. 0 23 66 / 88 70 90, Fax 0 23 66 / 88 70 919<br />
redaktion@livevest.de<br />
LiVe – Lebensfreude im Vest,<br />
eine Kooperation zwischen der Besseren Umwelt<br />
Verlagsgesellschaft mbH und dem Medienhaus Bauer<br />
Themenpartner und redaktionelle Begleitung<br />
in den zehn VestStädten und den Verbänden:<br />
AWO Unterbezirk MünsterlandRecklinghausen<br />
Caritasverband für das Dekanat Herten e. V.<br />
Diakonisches Werk in Recklinghausen e. V.<br />
Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen e. V.<br />
Kreisverwaltung Recklinghausen<br />
Redaktionsrunden in den zehn Städten im Vest<br />
DRK Stadtverband Herten e. V.<br />
SDK Kirsch GmbH<br />
Redaktionsleitung: Oliver Mau<br />
Verantwortliche Redaktion:<br />
Sophia Immohr, Susanne Höltken<br />
Schlussredaktion: Elke Künne<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Rosa Hallmann, Susanne Höltken, Sophia Immohr,<br />
Tobias Kindel, Svenja Küchmeister, Otto Lerchenmüller,<br />
Oliver Mau, Heidi Meier, Bianca Munker,<br />
Michael Polubinski, Dr. Ramona Vauseweh,<br />
Julia Winkler, Victor Wolf<br />
Fotos:<br />
Brigitte Berkau, Ralf Brinkmann, Torsten Janfeld,<br />
Svenja Küchmeister, Christian Kuck, Oliver Mau,<br />
Bianca Munker, Michael Polubinski, Wolfgang Quickels,<br />
Beate Schniederjan, Marco Stepniak,<br />
Dr. Ramona Vauseweh, Victor Wolf<br />
Titelfoto: Torsten Janfeld<br />
Gestaltung: Jens Valtwies<br />
Gesamtherstellung :<br />
HaidhausenVerlag Grafik.PR.Werbung GmbH<br />
Niederlassung Herten<br />
Anschrift wie Verlag und Redaktion<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Medienhaus Bauer, Verlag J. Bauer KG<br />
Kampstraße 84 b, 45772 Marl, Tel. 0 23 65 / 1 07 12 01<br />
anzeigen@haidhausenverlag.de<br />
www.medienhausbauer.de<br />
ISSN: 18686079<br />
LiVe – Lebensfreude im Vest erscheint viermal jährlich.<br />
Ausgabe Juli <strong>2011</strong><br />
4 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Beate Schniederjan erholt<br />
sich im Klettergarten.<br />
Seite 22<br />
Monika Munker macht eine<br />
Auszeit im Kloster.<br />
Seite 19<br />
Gipfelstürmer: Ralf Brinkmann<br />
erklimmt den Stok<br />
Kangri im Himalaya<br />
Seite 14
Kann die Finger<br />
nicht von der Gitarre lassen:<br />
Rainer Sadowski.<br />
Seite 25<br />
Inhalt<br />
Editorial 3<br />
Luxus und Genuss 6<br />
Liebesgedichte 10<br />
Leute heute 11<br />
Gemeinsamer Schritt ins Web 12<br />
Das Thema: Reisen 13<br />
Unter dem Himmel 14<br />
Ja, sind wir im Wald hier? 16<br />
Auszeit hinter Klostermauern 19<br />
… und heute gibt’s ein Bierchen! 22<br />
Klicken statt kleben 24<br />
Also rocke ich, bis ich sterbe! 25<br />
Wie hinterlässt man seinen Besitz? 29<br />
Besondere Orte 30<br />
Eine neue Heimat 32<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 5
Spuren in Tinte<br />
Luxus und Genuss<br />
Von zwei Männern, die hochwertige Schreibgeräte zu schätzen wissen.<br />
Text von Svenja Küchmeister, Fotos von Marco Stepniak und Svenja Küchmeister.<br />
Zwei Männer, eine Leidenschaft: schöne<br />
Schreibgeräte. Das Funkeln in den<br />
Augen ist nicht zu übersehen, wenn Michael<br />
Lackmann und Markus Rösler über<br />
ihre Schreibgeräte sprechen. Und dann<br />
sind da noch die Kunden, die sich oder anderen<br />
den Genuss des exklusiven Schreibens<br />
gönnen. Die gleiche Leidenschaft, das<br />
gleiche Ziel. Trotzdem ist alles ganz anders.<br />
HertenWesterholt, Bahnhofstraße.<br />
In der Buchhandlung Lackmann hat<br />
Michael Lackmann „seine“ Nische gefunden.<br />
In einer Vitrine erstrahlen edle Stif<br />
Ein ganz besonderes Stück:<br />
die Montblanc-Edition Mark Twain.<br />
6 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
te in ganz besonderem Licht. Und es sind<br />
nicht irgendwelche Füller, es sind „die“<br />
Füllfederhalter. Der weiße Stern auf der<br />
Kappe ist verräterisch und verlockend<br />
zugleich. Montblanc.<br />
„So ein Füller, der begleitet Sie ein ganzes<br />
Leben.“ Michael Lackmann weiß, was<br />
er da sagt. Zum Beweis holt er ein Mäppchen<br />
heraus mit zwei Füllfederhaltern<br />
von Montblanc. Ein Stück Familientradition<br />
wird lebendig: „Zum Schulabschluss<br />
hat schon mein Großvater einen Montblanc<br />
bekommen, dann mein Vater, ich,<br />
und auch unsere Söhne.“<br />
Überhaupt ist so ein Schulabschluss<br />
ein gern genommener Anlass, um ein<br />
hochwertiges Schreibgerät zu verschen
Michael Lackmann<br />
zeigt das Montblanc-<br />
Sortiment. Jeder Füller<br />
ist ein Schmuckstück.<br />
ken. Da kommt die Kundin aus Gladbeck<br />
nach Westerholt, um für ihre Töchter zum<br />
Abitur zwei Füllfederhalter zu kaufen<br />
– wegen der guten Beratung und der großen<br />
Auswahl. Das alles kommt nicht von<br />
irgendwo. Die Leidenschaft für die Schreibgeräte<br />
könnte Michael Lackmann gar<br />
nicht leugnen. Die Begeisterung, mit der<br />
der studierte Musiker von dem haptischen<br />
Erlebnis spricht, mit einem Montblanc auf<br />
Büttenpapier oder gehämmertem Papier<br />
zu schreiben, ist einfach ansteckend. Da<br />
möchte man sich noch im Laden hinsetzen<br />
und einen Brief schreiben. Um dieses<br />
wundervollen Gefühls wegen, mit einem<br />
hochwertigen Schreibgerät über das Papier<br />
zu gleiten und dabei faszinierende Spuren<br />
in Tinte zu hinterlassen.<br />
Die gibt es übrigens in allen Varianten.<br />
24 verschiedene Farben, dazu noch einige<br />
mit Duftnote. Sanften Rosenduft für einen<br />
romantischen Liebesbrief, Tannenduft für<br />
die Weihnachtspost – das passende, flüssige<br />
Gut zu jedem Anlass.<br />
Häusliche Pflege - Sicher und gut versorgt<br />
Diakoniestation Datteln<br />
Pevelingstr. 30<br />
45711 Datteln<br />
Tel. 02363 565020<br />
Diakoniestation<br />
Oer-Erkenschwick<br />
Halluinstraße 26<br />
45739 Oer‑Erkenschwick<br />
Tel. 02368 54152<br />
15 Kilometer weiter. DorstenHolsterhausen,<br />
Pliestermark. Die Schreibgeräte<br />
Manufaktur von Markus Rösler. Oben,<br />
unter dem Dach des Wohnhauses, liegt<br />
eine Präsentation von Schreibgeräten.<br />
Alles Unikate, alle handgefertigt, alle<br />
„made in Dorsten“. Gedrechselt und hergestellt<br />
im Keller des Hauses. Mit ganz viel<br />
Liebe, mit Leidenschaft zum Material und<br />
mit dem Ziel, am Ende einen Menschen<br />
zu erfreuen, der gerne mit diesem Produkt<br />
Spuren auf Papier hinterlässt.<br />
Diakoniestation<br />
Haltern am See<br />
Reinhard‑Freericks‑<br />
Straße 17<br />
45721 Haltern am See<br />
Tel. 02364 16363<br />
Diakoniestation Herten<br />
Ewaldstraße 72<br />
45699 Herten<br />
Tel. 02366 106710<br />
Diakoniestation Marl<br />
Martin‑Luther‑Str. 16<br />
Tel. 02365 699980<br />
Essen auf Rädern<br />
in Herten, Recklinghausen,<br />
Marl, Oer‑Erkenschwick,<br />
Datteln<br />
Tel. 02366 106720<br />
www.diakonie-kreis-re.de<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 7
Auch Markus Rösler hat seine Nische<br />
gefunden. Aus unterschiedlichen Hölzern,<br />
aus Acryl oder Corian fertigt der gelernte<br />
Tischler seine Schreibgeräte an. Füllfederhalter,<br />
Tintenroller und Kugelschreiber.<br />
Passend dazu Brieföffner, Schlüsselanhänger<br />
und kleine Parfümfläschchen.<br />
Abends vor dem Fernseher erledigt er<br />
die filigransten Arbeiten. Da werden kleine,<br />
dreidimensionale Puzzleteilchen aus „ausgelaserten“<br />
Massivhölzern zu einem Füllfederhalter<br />
zusammengesetzt. Die Teilchen<br />
sind maximal einen Zentimeter lang. Und<br />
natürlich sind sie gebogen. Eine Feinarbeit,<br />
die vermutlich die meisten Menschen in die<br />
Verzweiflung treiben würde. Nicht so Markus<br />
Rösler: „Für mich ist das Entspannung,<br />
obwohl man sich dabei natürlich konzen<br />
© sarsmis – Fotolia.com<br />
8 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Unikat aus Dorsten: der handgefertigte<br />
Puzzle-Füller.<br />
trieren muss. Aber es macht Spaß. Manchmal<br />
muss ich mit Pinzette und Nagelfeile<br />
nacharbeiten, damit die Teilchen richtig<br />
ineinander passen. Das Holz arbeitet.“<br />
Der 41jährige Tischler ist in seinem<br />
Element: „Die Herstellung ist für mich das<br />
eigentlich Schöne an den Schreibgeräten.<br />
Wenn man ein Stück Holz in der Hand<br />
hält, weiß man nie, was am Ende dabei<br />
herauskommt. Die Maserung macht ganz<br />
viel aus. Es ist einfach spannend, in die<br />
Arbeit einzusteigen und die Besonderheiten<br />
des Materials herauszuarbeiten“,<br />
schwärmt Markus Rösler. Aber er weiß<br />
die Beweggründe seiner Kunden auch<br />
zu schätzen: „Ich freue mich, wenn ich<br />
sehe, dass die Leute Gefallen daran haben.<br />
Immerhin ist jedes Schreibgerät ein Uni<br />
Urlaubsstimmung<br />
Genießen Sie mit uns den Sommer!<br />
Urlaubsstimmung<br />
Unser Wellnessmotto im Juli und August<br />
Grillbüfett in der Saunagastronomie<br />
Jeden ersten Samstag im Monat<br />
Wasserfl öhe-Sommerolympiade<br />
Samstag, 30. Juli <strong>2011</strong><br />
Wasserfl öhe-Sommerfest<br />
Mittwoch, 17. August <strong>2011</strong><br />
Saunaevent „Afrika“<br />
Samstag, 24. September <strong>2011</strong><br />
Mehr Infos fi nden Sie unter www.copacabackum.de<br />
Über den Knöchel/Teichstraße • 45699 Herten • Tel.: 02366/307310
Markus Rösler<br />
ist stolz auf seine<br />
Füllfederhalter<br />
made in Dorsten.<br />
kat. Es ist ein Luxus, den die Menschen zu<br />
schätzen wissen.“<br />
Die meisten seiner Kunden kommen aus<br />
Deutschland. Dank eines OnlineShops auch<br />
aus ganz Deutschland. Aber ein Füllfederhalter<br />
ist sogar in den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />
zu finden: „Der Kunde hat ihn auf einer<br />
Messe an meinem Stand entdeckt und sofort<br />
mitgenommen“, erinnert sich Markus Rösler.<br />
Wenn die zusammengesetzten Puzzleteilchen<br />
erkennen lassen, dass sie eigentlich<br />
ein Füllfederhalter werden sollen, geht die<br />
Arbeit im Keller weiter. Dort, wo es so herrlich<br />
nach Holz duftet. Wo 30 verschiedene<br />
Holzarten gelagert sind, um in den nächsten<br />
Monaten zu schicken Schreibgeräten<br />
verarbeitet zu werden. Wo die Drechselmaschine<br />
steht, mit der Markus Rösler die<br />
Füllfederhalter und Tintenroller in unterschiedlichen<br />
Farben und Formen drechselt.<br />
Wo auch der PuzzleteilchenFüller seinen<br />
Schliff bekommt, damit er hinterher ebenso<br />
glatt und geschmeidig in der Hand des künftigen<br />
Besitzers liegt wie die anderen Schreibgeräte,<br />
egal aus welchem Material.<br />
Ganz gleich, ob mit einem Füllfederhalter<br />
„made in Dorsten“ oder einem Montblanc:<br />
„In unserer schnelllebigen Zeit ist ein<br />
handgeschriebener Brief doch etwas ganz<br />
Besonderes“, sagt Michael Lackmann. Fangen<br />
wir also an …<br />
INFO & TIPPS<br />
Buchhandlung Lackmann<br />
Michael Lackmann<br />
Bahnhofstraße 19<br />
45701 Herten-Westerholt<br />
Tel.: 02 09 / 61 23 73<br />
Schreibgeräte-<br />
Manufaktur Rösler<br />
Markus Rösler<br />
Pliestermark 9<br />
46284 Dorsten<br />
Tel.: 0 23 62 / 94 21 69<br />
www.schreibgeraetemanufaktur.de<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 9
Lyrik im Vest<br />
Liebesgedichte<br />
Wir haben nach<br />
Ihren schönsten<br />
Liebesgedichten<br />
gesucht. Viele lyrische<br />
Zeilen sind bei uns in<br />
der LiVeRedaktion<br />
einge troffen. Hier lesen<br />
Sie, welche Gedichte<br />
uns besonders gut<br />
gefallen haben.<br />
Zenta Maurina: Liebesgedicht!<br />
Eingesandt von Johanna Nissen<br />
Sehnsucht<br />
Von Inge Decker<br />
Wolken zieh’n am Himmel hin –<br />
sehnsuchtsvoll mein Blick daneben.<br />
Wünsche liegen dort mit drin –<br />
die sich nur im Traum bewegen.<br />
Könnte ich doch nur einmal<br />
schlummernd in den Wolken liegen –<br />
und dann über Berg und Tal<br />
hin zu meinem Liebsten fliegen.<br />
Das Erste und Letzte,<br />
das Höchste und Entscheidendste der Liebe ist der Sinn füreinander –<br />
der unerklärliche, unnennbare, unauffindbare, geheimnisvolle Grund,<br />
warum gerade diese zwei Menschen beieinander stehen bleiben<br />
und zueinander halten.<br />
Wir leben im Menschen, den wir lieben.<br />
Nur wer liebt, kennt die verborgenen Schätze seines Weltinnenraums.<br />
[...]<br />
10 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Liebster, ach – wo weilest du – frag’ ich<br />
aus den Wolken nieder.<br />
Ach – ich finde keine Ruh’ –<br />
und mein Herz singt Trauerlieder.<br />
Hat das Schicksal auch genommen<br />
dich – und damit unser Glück.<br />
Einmal wird der Tag einst kommen –<br />
Liebster – und du kommst zurück.<br />
Lebensglück<br />
Von Gert O. E. Sattler<br />
Wahre Liebe ist kein Wahn,<br />
wenn zwei Menschen sich verbinden,<br />
die sich, auf des Schicksals Bahn<br />
täglich neu zusammenfinden.<br />
Kehrt, was war, auch nicht zurück,<br />
weil die Quellen vorwärts fließen,<br />
dürfen Herzen doch ihr Glück,<br />
auch im Alter noch genießen.<br />
Echte Liebe wechselt nicht,<br />
wird nicht kalt und immer kälter,<br />
ist und bleibt ein Lebenslicht,<br />
ob man jung ist oder älter.<br />
Schön ist jede Jahreszeit,<br />
ist die Welt im Wesenskerne:<br />
Mit der Liebsten, Seit’ an Seit’,<br />
leuchten heller alle Sterne!<br />
INFO & TIPPS<br />
Redaktion LiVe<br />
c/o Haidhausen-Verlag GmbH<br />
Lise-Meitner-Straße 11<br />
45699 Herten<br />
Tel.: 0 23 66 / 8 87 09 14<br />
redaktion@live-vest.de
Schnelle Hilfe mit<br />
dem Hausnotruf<br />
Mit der Sommer und Urlaubszeit treten<br />
für Angehörige älterer oder kranker<br />
Menschen neben der Vorfreude auf Sonne,<br />
Meer oder Berge auch quälende Sorgen auf.<br />
Oft stellt sich die Frage: Was passiert, wenn<br />
meiner Mutter in der Wohnung etwas zustößt?<br />
Wenn mein Vater stürzt? In solchen<br />
Fällen ist der Hausnotruf eine hilfreiche<br />
Einrichtung. Schnell kann die betroffene<br />
Person Alarm geben – ganz egal, wie weit<br />
das Telefon entfernt ist. Der Kontakt wird<br />
per Fingerdruck auf einen armbanduhrgroßen<br />
Sender ausgelöst, der am Handgelenk<br />
oder an einer Kette um den Hals<br />
getragen wird. Die AWO bietet ein Sommerangebot<br />
„3 für 2“ an. Der begrenzte<br />
Anschluss für drei Monate kostet mit<br />
Schlüsselhinterlegung und Bereitschaftsdienst<br />
90 Euro. Bei Vorliegen einer Pflegestufe<br />
ist die teilweise Kostenübernahme<br />
durch die Pflegekasse möglich. Infos unter<br />
Tel.: 0 23 65 / 60 41 29.<br />
Das Gesicht des Aktiven Seniorenwohnens<br />
SeniorExperten bringen Wissen in die Schulen<br />
Erfahrene Manager coachen künftig die Schulen im Vest. Im Projekt „Schulleitungscoaching<br />
durch SeniorExperten NRW“ wollen 25 SeniorExperten ehrenamtlich die Schulleitungen<br />
in den Bereichen wie Projektmanagement, Marketing, Budgetierung, Personal und<br />
Qualitätsmanagement sowie Öffentlichkeitsarbeit coachen. Darüber freut sich Landrat Cay<br />
Sübercrüb: „Es ist ein gutes Zeichen, wenn unsere Schulen auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit<br />
auf Unterstützung aus der Wirtschaftswelt bauen dürfen.“ Das Projekt, das vom<br />
Regionalen Bildungsbüro des Kreises durchgeführt wird, ist zunächst auf zwei Jahre angelegt<br />
und wird von der Sparkasse Vest Recklinghausen und der Sparkasse Gladbeck finanziell<br />
gefördert. Der TÜV Nord stellt ein Büro zur Verfügung. Weitere Projektpartner sind die<br />
Bezirksregierung Münster, die Stiftung Partner für Schule NRW und die IHK Nordwestfalen.<br />
www.partner-fuer-schule.nrw.de/seniorexperten<br />
Eigenverantwortliches Handeln und Selbstständigkeit sind wichtige Komponenten des Aktiven Seniorenwohnens<br />
der sozialen Dienstleistungsgesellschaft Parea in der Seniorenwohnanlage „Paulinum Blauer<br />
See“ in DorstenHolsterhausen. Eine der zuständigen Mitarbeiterinnen und das Gesicht des Aktiven Seniorenwohnens<br />
am Berliner Platz ist Susanne Groß. Seit vier Jahren ist die 48Jährige als hauptamtliche Kraft<br />
in der Wohnanlage tätig. Die ausgebildete Kauffrau und Gesundheitsberaterin bringt für ihren Arbeitsbereich<br />
langjährige Erfahrung und viel Motivation mit: „Es macht mir Freude, hier zu arbeiten, weil ich<br />
gern Kontakt zu älteren Menschen habe.“ Und: Sie kann gut zuhören. Nicht selten kommen die Bewohner<br />
mit kleineren oder größeren Alltagsproblemen zu ihr, suchen ihren Rat. Jetzt steht für sie die Organisation<br />
des Sommerfests auf dem Plan. Am Mittwoch, 20. Juli ab 14 Uhr wartet im Paulinum Blauer See ein buntes<br />
Programm auf Sie. „Wir laden alle herzlich ein, bei uns vorbeizuschauen“, sagt Susanne Groß.<br />
Leute heute<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 11
Jung und Alt<br />
Gemeinsamer Schritt ins Web<br />
Schüler und Unternehmen entwickeln eine Internetseite für den Senioren-Besuchsdienst<br />
in Herten. Text von Julia Winkler, Foto von Marco Stepniak.<br />
Seit 2007 existiert in Herten ein Vorzei<br />
geprojekt, das Generationen verbindet: der<br />
SeniorenBesuchsdienst. Schüler der WillyBrandtRealschule<br />
betreuen Bewohner<br />
von Altenheimen. Dr. Elisabeth Nilkens,<br />
damals Vorsitzende der Hertener Bürgerstiftung,<br />
hat das Projekt ins Leben gerufen.<br />
„Die Idee habe ich aus Krefeld mitgebracht,<br />
wo eine alte Tante von Schülern einer benachbarten<br />
Schule besucht wurde“, erzählt<br />
die engagierte 73Jährige.<br />
Elf Schüler aus den Klassen acht bis<br />
zehn sind derzeit an dem Projekt beteiligt<br />
und kümmern sich ein Jahr lang wöchentlich<br />
etwa eine Stunde um die Senioren.<br />
Dabei werden sie von ehrenamtlichen<br />
Mitarbeitern der Hertener Bürgerstiftung<br />
12 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
begleitet, die ihnen mit Rat und Tat zur<br />
Seite stehen. Ob gemeinsame Spaziergänge,<br />
das Erledigen von Behördengängen,<br />
vorlesen oder Musik hören – das Miteinander<br />
ist der zentrale Gedanke.<br />
Dieser soll sich nun auch bei der<br />
Planung einer Internetseite festigen.<br />
Schüler der InternetAG der WillyBrandt<br />
Schule um Lehrer Carsten Raßmann haben<br />
ein Konzept auf die Beine gestellt, um das<br />
Projekt im Zeitalter digitaler Medien erlebbar<br />
zu machen. Bei der Koordination und<br />
Umsetzung des OnlineProjekts stand den<br />
Schülern die Hertener MedienAgentur<br />
VestNetz GmbH mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Unterstützung bekamen die Schüler auch<br />
von Mitarbeitern des HaidhausenVerlags,<br />
der Vestischen Mediengruppe Welke, der<br />
Pressestelle der Stadt Herten und LiVe<br />
Fotograf Marco Stepniak.<br />
INFO & TIPPS<br />
Jung und Alt<br />
gemeinsam<br />
für eine Sache:<br />
Realschüler und<br />
Senioren erstellen<br />
gemeinsam eine<br />
Homepage für den<br />
Besuchsdienst.<br />
Internet-AG<br />
der Willy-Brandt-Schule<br />
Carsten Raßmann<br />
Ernst-Reuter-Platz 10–20<br />
45699 Herten<br />
Tel.: 0 23 66 / 30 37 60<br />
www.schueler-besuchensenioren.de
Das Thema: Reisen<br />
Ob nach Asien hoch ins Gebirge oder<br />
aber ins eigene Paradies auf dem Camping<br />
platz Stockwieser Damm in Haltern am<br />
See – Urlaub ist erholsam und tut gut. Da<br />
gibt es viel zu entdecken, spannende Erlebnisse<br />
warten. So wie bei den Urlaubern<br />
in unserem Schwerpunktthema „Reisen“.<br />
Annegret und Beate Schniederjan haben<br />
sich zum Beispiel auf eine ganz besondere<br />
Reise gemacht. Mutter und Tochter<br />
erholten sich gemeinsam im Haus Fernblick<br />
im Sauerland. Eine betreute Reise<br />
mit ganz viel Zeit zum Seele baumeln<br />
lassen und durchatmen. Für eine Zeit der<br />
Stille hat sich Monika Munker entschieden<br />
und tauchte für zwei Tage im Bergkloster<br />
Bestwig ab. Und wer ganz dringend eine<br />
Pause braucht, der findet sie vielleicht<br />
sogar direkt hier in der Region. Das Freizeitportal<br />
www.regiofreizeit.de bietet<br />
Tourenvorschläge für Ausflüge mit dem<br />
Rad, zu Fuß oder hoch zu Ross. Der Tipp<br />
von Landrat Cay Süberkrüb: „Wer mag,<br />
kann sich die Daten auf sein GPSGerät<br />
herunter laden und damit auf Tour gehen.<br />
Ein klasse Angebot!“ Es muss eben nicht<br />
immer die Fremde sein. Auch hier bei uns<br />
vor der Tür ist es schön.<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Das Thema: Reisen<br />
Unter dem Himmel Seite 14<br />
Ja, sind wir im Wald hier? Seite 16<br />
Auszeit hinter Klostermauern Seite 19<br />
... und heute gibt’s ein Bierchen! Seite 22<br />
Klicken statt kleben Seite 24<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 13
Das Thema: Reisen<br />
14 LiVe 6|<strong>2011</strong>
Unter dem Himmel<br />
Ralf Brinkmanns Traum heißt Stok Kangri.<br />
Text von Heidi Meier, Fotos von Ralf Brinkmann.<br />
Karge, zerklüftete Landschaft, „bemalt“<br />
von bunten Häusern und Tempelanlagen,<br />
umrahmt von einzigartiger Gebirgskulisse,<br />
und auf dem Weg nach oben atemberaubende<br />
Ausblicke auf eine sagenhafte<br />
Bergwelt direkt unter dem Himmel. „Es<br />
gibt nichts Vergleichbares“, schwärmt Ralf<br />
Brinkmann bei der Durchsicht der Fotos.<br />
Fotos von seiner Traumreise in den Himalaya.<br />
Den 6.138 Meter hohen Stok Kangri<br />
hat der 50Jährige dort in sieben Tagen<br />
bestiegen. 2006 war das, in Ladakh, das<br />
politisch heute zu Indien gehört, ethnisch<br />
und kulturell jedoch tibetisch geprägt ist.<br />
Zusammen mit drei weiteren Männern<br />
und einer Frau hat er sich an diese bis dahin<br />
persönliche Grenze gewagt. „Der Stok Kangri<br />
ist kein schwieriger Berg“, erläutert der<br />
Hertener Familienvater, der schon etliche<br />
Touren durch die Alpen hinter sich hat und<br />
zu Hause einen Spezialitätenladen betreibt.<br />
„Die Luft ist das Problem.“<br />
Zwei Jahre hat es gedauert, bis Ziel, Datum<br />
und Personen für die Reise feststanden,<br />
bei deren Organisation der Kontakt zu<br />
einem buddhistischen Zentrum in Aachen<br />
Daheim in Herten startete er jüngst<br />
anlässlich seines 50. Geburtstags mit<br />
dem Rad Richtung Gardasee<br />
(Foto o. r.). Das großartigste Erlebnis<br />
des abenteuerlustigen Ralf Brinkmann<br />
(bisher!) war allerdings die Besteigung<br />
des Stok Kangri im<br />
Himalaya. Seine beeindruckenden<br />
Bilder lassen ahnen, warum.<br />
äußerst hilfreich war. Pferde für den Lastentransport,<br />
einheimische Begleiter und<br />
Material, darunter Küchenzelt, Geschirr<br />
und Nahrungsmittel – all das musste in Leh,<br />
Hauptstadt Ladakhs und Ausgangspunkt<br />
der Tour, bereitstehen. Immerhin auf 3.500<br />
Metern gelegen, ging es dort schon los mit<br />
der Gewöhnung an dünne Höhenluft, mit<br />
zwei Tagen des Nichtstuns zur Akklimatisierung,<br />
an die sich eine Woche Begegnung<br />
mit der fremden Kultur anschloss.<br />
„Die Menschen haben uns sehr interessiert.<br />
Und weil wir in Familien wohnten,<br />
konnten wir hautnah erfahren, wie sie leben“,<br />
schwärmt Brinkmann von dem Blick hinter<br />
die Kulissen, Begegnungen mit der buddhistischen<br />
Kultur im Alltag der Familien und bei<br />
Mönchen in wunderbaren Tempelanlagen.<br />
Aber dann sollte es auch losgehen. Fünf<br />
Europäer, drei Männer aus Ladakh und<br />
fünf Pferde machten sich auf zum mächtigen<br />
StokKangriGipfel. Zuweilen auf<br />
steilen, ansonsten aber „bequemen“ Wegen<br />
habe man sich mit Pferden und schwerem<br />
Gepäck zunächst auf 5.000 Meter hochgearbeitet<br />
und dort ein Lager errichtet, eigene<br />
Gebetsfahnen in die bereits im Höhenwind<br />
flatternden eingereiht, Gebete gesprochen,<br />
die einzigartige Bergwelt mit ihren besonderen<br />
Farben und unvergleichlich klarem<br />
Nachthimmel bestaunt.<br />
Knapp 1.200 Höhenmeter fehlten noch.<br />
Sie sollten an einem Tag bewältigt werden.<br />
Ein Tourmitglied litt schon hier unter<br />
immensen Kopfschmerzen, die auch der<br />
heilkundige einheimische Begleiter mit<br />
Pillen, Räucherstäbchen und Gebeten nicht<br />
vertreiben konnte. Um 24 Uhr am nächsten<br />
Tag ging’s dann mit leuchtenden Stirnlampen<br />
los Richtung Gipfel – mit leichtem Gepäck,<br />
bestehend aus den üblichen Rettungsutensilien,<br />
Steigeisen, Pickel, Verpflegung<br />
sowie Wasser und Tee („Man muss viel trinken!“).<br />
Und dann machte die Luft der Gruppe<br />
einen Strich durch die Rechnung. Drei<br />
mussten nach und nach umkehren, zwei<br />
kamen durch – auf selbst zu suchenden<br />
Wegen, unter Einsatz des Pickels und mit<br />
sehr beschwerlich gewordenem Schritt. Auf<br />
6.138 Metern konnten Ralf Brinkmann und<br />
Freund Peter dann endlich die Arme in die<br />
Luft reißen und ihre Gebetsfahnen befestigen,<br />
die dem Stok Kangri statt eines Gipfelkreuzes<br />
eine bunte Mütze aufsetzen.<br />
„Wir waren unglaublich froh, dort oben.<br />
Aber auch ein wenig traurig, dass wir nicht<br />
alle zusammen waren“, erinnert sich der<br />
stets Abenteuer suchende (und findende)<br />
Brinkmann. „Lange aufhalten konnte man<br />
sich da aber nicht.“ Die Bedingungen seien<br />
halt extrem, so hoch unterm Himmel.<br />
Um 17 Uhr waren beide wohlbehalten<br />
und voll mit Eindrücken von atemberaubenden<br />
Felsformationen in immer wieder<br />
anderen Farben zurück am Basislager. Und<br />
auch vor Antritt des Rückwegs wurde das<br />
Akklimatisieren wieder wichtig.<br />
Dokumentiert ist das alles durch einzigartige<br />
Fotos, aus denen dann eines nochmal<br />
besonders hervorsticht. Es zeigt fünf Freunde,<br />
hingelümmelt in Gartenstühle, ausgelassen<br />
feiernd vor einer Hütte in Ladakh. Auf<br />
dem Tisch: Bier. Marke: Godfather 1.000 Plus.<br />
INFO & TIPPS<br />
Ralf Brinkmann<br />
Arkade Herten<br />
Schloßstr. 25<br />
45701 Herten<br />
Tel.: 02 09 / 6 24 17<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 15
Das Thema: Reisen<br />
Ja, sind wir im Wald hier?<br />
Von wegen sauber gestutzte Hecken und penibel getrimmter<br />
Rasen – der Campingplatz Stockwieser Damm in Haltern<br />
räumt auf mit dem Klischee des spießigen Campers. Die Anlage<br />
wirkt wie ein kleines, verwunschenes Dorf mitten im Wald.<br />
Text von Tobias Kindel, Fotos von Marco Stepniak.<br />
„Jeder macht hier, wie er möchte. Hier<br />
gibt’s keinen Stress“, sagt Gerhard Borß und<br />
lehnt sich entspannt in seinem Liegestuhl<br />
zurück. Der 73Jährige sitzt auf dem Rasen<br />
vor seinem Wohnwagen in der Sonne und<br />
lauscht den unzähligen Vogelstimmen.<br />
16 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Hohe, alte Birken umsäumen sein Grundstück.<br />
Fast wirkt es, als würde er mitten in<br />
einem Wald sitzen und nicht auf einem<br />
Campingplatz. „Das ist eine sehr natürliche<br />
Anlage mit vielen Bäumen, vielen Sträuchern“,<br />
erklärt der Dauercamper. Sorgsam<br />
gestutzte Hecken, millimetergenau getrimmten<br />
Rasen und spießige, quadratische<br />
Parzellen sucht man auf dem „Campingplatz<br />
Stockwieser Damm“ in Haltern am See<br />
meist vergebens. Die Wege führen durch<br />
schattige Birkenwälder, das Gras wächst<br />
auch mal kniehoch, der Abstand zwischen<br />
den einzelnen Campern ist ungewöhnlich<br />
groß, die Hecken sind an manchen Stellen<br />
mannshoch. „Hier kommt keiner mit dem<br />
Maßband und erklärt mir, wie hoch die<br />
Hecke sein muss. Das ist das Tolle hier!“<br />
Gerhard Borß und seine Frau Edith kommen<br />
eigentlich aus Erkenschwick. Natürlich<br />
fahren sie auch mal an die Nordsee,
Gerhard Borß genießt die Ruhe<br />
in seinem Liegestuhl vor seinem<br />
Wohnwagen.<br />
aber so oft es geht, genießen sie den Urlaub<br />
vor der Haustür. Seit 26 Jahren stehen sie<br />
mit ihrem Wohnwagen auf dem Platz in<br />
Haltern. Ihr Camper ist eine kleine Augenweide:<br />
Der Vorbau ist aus dunklem Holz,<br />
in der kleinen, weißen Küche köchelt ein<br />
Teekessel vor sich hin und überall hängen<br />
Schilder von Wanderwegen. „Die haben wir<br />
nicht geklaut“, betont der eifrige Wanderer,<br />
„sondern geschenkt bekommen.“ Bei aller<br />
Urwüchsigkeit des Campingplatzes – Gartenzwerge<br />
dürfen natürlich nicht fehlen …<br />
620 Euro Pacht zahlen sie für ihr kleines Paradies<br />
im Jahr, wenn mal Gäste über Nacht<br />
bleiben, zahlt man pro Kopf 3,50 Euro extra.<br />
Die jüngeren Enkel dürfen für 2,50 Euro die<br />
Nacht bleiben.<br />
Die vielen Jahre auf dem Campingplatz,<br />
da sind aus ParzellenNachbarn längst<br />
Freunde geworden. Nachmittags sitzen<br />
sie oft zusammen bei Kaffee und Kuchen,<br />
planen die nächste Fahrradtour ins Münsterland<br />
oder die beste Wanderroute. „Das<br />
hier hat viel mit nachbarschaftlicher Hilfe<br />
zu tun“, erklärt Gerhard. „Wenn ich mal ein<br />
Wochenende nicht kommen kann, gießt ein<br />
Nachbar meine Blumen und umgekehrt. Ein<br />
toller Zusammenhalt!“<br />
Eine Parzelle weiter genießen Brigitte<br />
und Alfred Malik die Ruhe der Campinganlage.<br />
„Uns liegt das Campen im Blut! Wir<br />
sind schon in den 70erJahren mit dem Zelt<br />
nach Italien gefahren, wie die Zigeuner“,<br />
lacht Alfred. Er wohnt in Bochum, hat lange<br />
Jahre bei Opel gearbeitet. Heute kommt der<br />
Rentner mit seiner Frau oft aus dem <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />
ins nahe Haltern. „Ein Schrebergarten,<br />
wie im <strong>Ruhr</strong>pott üblich, kam für uns nicht<br />
in Frage. Ständig Hecke schneiden, Unkraut<br />
zupfen, die ganzen Pflichtstunden, das ist<br />
viel zu stressig“, sagt der 66Jährige. Hier<br />
sitzt er oft mit einem Vogelbuch in der Natur<br />
und versucht herauszufinden, welcher<br />
Vogel da gerade singt. Ihr Wohnwagen ist<br />
aus dem Jahre 1968 – ein Schmuckstück<br />
mit dem traditionellen Holzausbau innen.<br />
„Der hat mal einem Schausteller gehört, der<br />
damit über die Rummelplätze getingelt ist“,<br />
erklärt seine Frau Brigitte. Für damals 5.000<br />
Mark haben sie ihn gekauft, in den Ausbau<br />
der Parzelle noch einmal circa 2.500 Euro<br />
gesteckt. Jetzt haben sie auf 130 Quadratmetern<br />
ihr persönliches grünes Glück! Geheizt<br />
und gekocht wird in der Welt der Camper<br />
mit Gas – Toilettenabwasser wird in einer<br />
Chemietoilette gesammelt und zentral auf<br />
dem Platz entsorgt. Da der Campingplatz<br />
mitten in einem Wasserschutzgebiet liegt,<br />
hat er keine Kanalisation.<br />
Den echten Camper stört das wenig: Seit<br />
unglaublichen 51 Jahren kommt Uli Szczep<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 17
Campingplatz Stockwieser Damm in Haltern am See 1990 und <strong>2011</strong> – damals wie heute wird viel Wert auf Freundschaft und<br />
Nachbarschaftshilfe gelegt und gemeinsam gegessen, gefeiert und getratscht.<br />
niak auf den Platz in der Nähe des Halterner<br />
Stausees. „Mit zehn Jahren bin ich das erste<br />
Mal mit meinem Vater hier hergefahren. Damals<br />
noch mit dem Fahrrad, die weite Strecke<br />
von WanneEickel nach Haltern. Wir<br />
Jungen haben beim Bauern auf dem Feld<br />
gearbeitet, etwas Geld verdient“, erzählt er.<br />
In WanneEickel wohnt er mit seiner Frau<br />
Gabi immer noch – und auch dem Campingplatz<br />
blieb er treu. „Ich kenne praktisch<br />
jeden Strauch hier“, lacht der 61Jährige.<br />
Ihre Parzelle zeugt davon, dass hier zwei<br />
sehr engagierte Gärtner ihr Werk tun. Eine<br />
üppige Klematis protzt mit unzähligen<br />
weißen Blüten, der Rasen leuchtet sattgrün.<br />
18 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Der hölzerne Vorbau ist von innen hellblau<br />
gestrichen, Bilder von Strand und Dünen<br />
unterstreichen das maritime Flair. „Unser<br />
blauer Salon“, scherzt Uli. Wie fast alle Dauercamper<br />
ist er mit seiner Frau auch im Winter<br />
hier. Dann hüllt Schnee die Anlage in ein<br />
winterliches Kleid, alles wirkt noch stiller<br />
und friedlicher als jetzt schon im Sommer.<br />
„Wir haben hier mit den Enkelkindern Silvester<br />
gefeiert. Ganz ruhig, draußen war<br />
alles eingeschneit. Eine ganz eigene Stimmung<br />
ist das dann“, sagt der WanneEickeler.<br />
Zwei Parzellen neben seiner ist noch ein großes<br />
Grundstück frei. Uli deutet auf die freie<br />
Fläche: „Wer will, kann sich hier bewerben.<br />
Wir suchen vor allem auch junge Familien<br />
mit Kindern. Nur so wachsen Nachwuchs<br />
Camper heran und unser Platz lebt weiter!“<br />
INFO & TIPPS<br />
Campingplatz<br />
Stockwieser Damm<br />
Stockwieser Damm 200<br />
45721 Haltern am See<br />
Tel.: 0 23 64 / 33 60<br />
www.campingplatz-stockwieserdamm.de<br />
Häusliche Pflege in guten Händen<br />
Diakoniestation Recklinghausen • Telefon 10 20 10 • www.diakonie-recklinghausen.de
Auszeit hinter<br />
Klostermauern<br />
Die wundervolle Landschaft des Sauerlandes, die feierliche<br />
Atmosphäre in der Kirche und ganz besondere Begegnungen:<br />
Monika Munker aus Recklinghausen verbrachte zwei Tage<br />
im Bergkloster Bestwig. Eine himmlische Erfahrung.<br />
Text von Rosa Hallmann, Fotos von Wolfgang Quickels.<br />
Das Thema: Reisen<br />
Monika Munker im Gespräch mit Schwester Ignatia. Im Bergkloster Bestwig gibt es viel Unbekanntes und Neues zu entdecken.<br />
Das Kloster zeigt sich von seiner schöns<br />
ten Seite: Schäfchenwolken ziehen über den<br />
Sommerhimmel, die nah gelegenen Wälder<br />
und Berge sind anmutig wie auf einer Postkarte,<br />
der Park lockt zu einem Spaziergang.<br />
Mitten in der Idylle des Sauerlandes liegt<br />
das Bergkloster Bestwig. Hier leben rund<br />
80 Schwestern der heiligen Maria Magdalena<br />
Postel. Die Schwestern arbeiten<br />
hauptsächlich in Schulen, Senioreneinrichtungen<br />
und Kliniken, wie dem Gertrudis<br />
Hospital in HertenWesterholt, das dem<br />
Klinikverbund Katholische Krankenhäuser<br />
<strong>Ruhr</strong>gebiet Nord (KKRN) angehört.<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 19
Monika Munker besucht eine Andacht in der Kirche des Klosters (l.). Nach der Andacht zündet sie in der Krypta eine Kerze an<br />
und betet für Menschen in Not.<br />
Neben den Ordensfrauen, viele von<br />
ihnen verbringen ihren Lebensabend im<br />
Kloster Bestwig, sind auch Gäste zu Besuch.<br />
Einige von ihnen sind Ausflügler, der <strong>Ruhr</strong>talRadweg<br />
liegt nur 200 Meter entfernt, andere<br />
sind Familien, die eine kostengünstige<br />
Unterkunft suchen. Aber es kommen auch<br />
Christen, die spirituelle Kurse besuchen,<br />
oder Neugierige, die in die Welt des Klosters<br />
eintauchen möchten. Zu letzteren gehört<br />
Monika Munker. „Ich möchte den Alltag<br />
hinter mir lassen“, verrät die Hausfrau.<br />
48 Stunden ohne Fernsehen, Handy und<br />
Computer, dafür in der Ruhe hinter den<br />
Klostermauern entspannen – deshalb<br />
kommt die Mutter einer erwachsenen<br />
Tochter nach Bestwig. Im Internet ist sie auf<br />
20 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
die Einrichtung gestoßen. Nach der knapp<br />
einstündigen Autofahrt wartet eine Überraschung<br />
auf die gelernte Bürokauffrau. „Ich<br />
habe mir unter einem Kloster einen mittelalterlichen<br />
Bau mit endlosen Gängen und<br />
düsteren Kammern vorgestellt“, schildert<br />
sie ihre Erwartungen. Das Bergkloster ist<br />
alles andere als ein unheimliches Gemäuer,<br />
wie man es aus Filmen wie „Im Namen der<br />
Rose“ kennt, sondern ein lichtdurchflutetes<br />
Paradies, das zwischen 1968 und 1971 erbaut<br />
wurde. „Vom ersten Moment an habe<br />
ich mich hier wohlgefühlt“, gesteht sie,<br />
„das ist wirklich ein heller und freundlicher<br />
Ort.“ Schwester Ignatia (66) nimmt die Besucherin<br />
in Empfang und führt sie durch<br />
das weitläufige Haus.<br />
Hier gibt es eine Krypta (Unterkirche),<br />
eine moderne Kirche und verschiedene Aufenthaltsräume<br />
für die Besucher. Und dann<br />
ist da noch der herrliche Park. „Die Seele<br />
braucht einen Ort, wo es schön ist“, weiß<br />
Schwester Ignatia, deren Name „die Feurige“<br />
bedeutet. „Schwester Walburga Maria<br />
ist mit der japanischen Blumenkunst Ikebana<br />
vertraut, ihr verdanken wir den wunderschönen<br />
Park“, erklärt sie weiter. Die<br />
Gartenanlage mit ihrem Innenhof, den unzähligen<br />
Blüten, dem Klosterbach und den<br />
Spazierwegen ist ein wahrer Garten Eden.<br />
Nach der Klosterführung ist es für<br />
Monika Munker an der Zeit, ihr Zimmer<br />
zu beziehen. Ihr neues Zuhause ist ein<br />
Apartment im Haupthaus. Das geräu
mige Wohnzimmer ist mit Möbeln im<br />
50erJahreStil ausgestattet, über dem<br />
Bett im Schlafzimmer hängt ein Kreuz.<br />
Die 56Jährige platziert ein Buch auf dem<br />
Nachttisch – in Bestwig wird sie endlich<br />
dazu kommen, es zu lesen.<br />
18 Uhr, die Andacht beginnt. Monika<br />
Munker betritt die Kirche. Immer mehr<br />
Schwestern finden sich hier ein und singen<br />
Psalmen aus dem Alten Testament. Ihre<br />
Stimmen klingen glockenhell – wie ein<br />
Engelschor. Kerzenschein spendet sanftes<br />
Licht. Vogelgezwitscher dringt durch die<br />
geöffneten Fenster herein. Es ist eine einmalige<br />
Erfahrung, in die friedliche Welt des<br />
Ordens einzutauchen. Die Welt da draußen,<br />
außerhalb des Klosters, mit seinem Lärm<br />
und dem Stress des Alltags, scheint Hunderte<br />
von Kilometern weit weg zu liegen.<br />
Danach macht sich die Recklinghäuserin<br />
auf den Weg in die Krypta. Dort warten<br />
schon Schwester Ignatia und weitere<br />
Ordensschwestern. Gemeinsam werden<br />
sie über aktuelle Themen des Weltgeschehens<br />
sprechen und für Menschen in Not<br />
beten. Zusammen mit den Ordensfrauen<br />
zündet Monika Munker Kerzen an. Nach<br />
Pfl egedienste<br />
für ein Leben zu Hause<br />
Unsere Angebote<br />
• Häusliche Kranken- und Altenpfl ege<br />
• Hauswirtschaftliche Hilfen<br />
• Hausnotruf<br />
• Beratung bei Demenz<br />
• Wohnraumanpassungsberatung<br />
• Betreuerische Hilfen im Einzelfall<br />
• Qualitätssicherungsnachweise<br />
• kostenlose Beratung bei Antragstellung<br />
auf Finanzierung<br />
dem Schwester Ignatia Segenswünsche an<br />
alle Versammelten verteilt hat, lassen die<br />
beiden den erlebnisreichen Tag am Klosterbach<br />
ausklingen.<br />
Eigentlich wollte Monika Munker am<br />
nächsten Morgen am Gottesdienst mit Prozession<br />
um 5.30 Uhr teilnehmen, doch den<br />
hat die Recklinghäuserin verschlafen. Kein<br />
Wunder: Die frische Luft des Sauerlandes<br />
macht müde. Am Frühstückstisch trifft sie<br />
Schwester Ignatia und eine Besucherin, die<br />
von einer Meditationsübung schwärmt,<br />
die sie in Bestwig erlernt hat. Das Kloster<br />
bietet eine große Auswahl an spirituellen<br />
Angeboten, Besinnungswochenenden und<br />
Schweigeexerzitien. „Ich möchte zuhören<br />
und schauen, was den Menschen guttut“,<br />
verspricht die Ordensfrau. Und dann berichtet<br />
sie von ihrem Leben, von ihrem Eintritt<br />
ins Kloster mit 19 Jahren, ihrem Studium in<br />
Münster, ihrem Referendariat am Gymnasium<br />
in Herten und von ihrer jahrzehntelangen<br />
Tätigkeit als Schulleiterin. Wenn sie<br />
erzählt, lächelt Schwester Ignatia oftmals<br />
verschmitzt und ihre Augen leuchten.<br />
Nach einer Mittagsandacht schlendert<br />
Monika Munker noch einmal durch<br />
Pfl egebüro Dorsten<br />
Freiheitsstraße 18<br />
46284 Dorsten<br />
Tel. 02362/604668<br />
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45966 Gladbeck<br />
Tel. 02043/983714<br />
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Langenbochumer Str. 201<br />
45701 Herten<br />
Tel. 02366/18080<br />
Pfl egebüro Marl<br />
Barkhausstraße 46<br />
45768 Marl<br />
Tel. 02365/604119<br />
den Park und genießt die einmalige Ruhe.<br />
Im Innenhof trifft sie Ordensfrauen, die<br />
freundlich grüßen. Am Nachmittag heißt<br />
es Abschied nehmen von Schwester<br />
Ignatia und Bestwig. Auf dem Heimweg<br />
zieht Monika Munker Resümee: „Eine<br />
tolle Erfahrung – und ich fahre bestimmt<br />
noch einmal ins Bergkloster.“ Wer die<br />
himmlische Atmosphäre in Bestwig erleben<br />
durfte, wird diese Entscheidung<br />
verstehen.<br />
INFO & TIPPS<br />
Bergkloster Bestwig<br />
Bergkloster 1<br />
59909 Bestwig<br />
Tel.: 0 29 04 / 80 82 94<br />
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Das Bergkloster ist<br />
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6|<strong>2011</strong> LiVe 21
Das Thema: Reisen<br />
Annegret Schniederjan freut sich auf einen Ausflug in Winterberg (l.). Tochter<br />
Beate erklimmt derweil den Klettergarten (M.). Abends gönnen sich die beiden<br />
ein Glas Bier (r. u.).<br />
… und heute gibt’s ein Bierchen!<br />
Erfahrungen von einer besonderen Reise.<br />
Text von Svenja Küchmeister, Fotos von Beate Schniederjan.<br />
Raus aus dem Alltag, rein ins Vergnügen!<br />
Das sagte sich Beate Schniederjan (49),<br />
als sie im November in einer Dienstbesprechung<br />
von einer Kollegin die neuen AWO<br />
Reiseangebote in die Hand bekam – und<br />
sprach ihre Pläne gleich mit Vater Franz<br />
Josef ab. Seine Antwort: „Ich glaube das erst,<br />
wenn ihr im Bus sitzt.“<br />
Sie saßen im Bus. Im Mai traten Beate<br />
Schniederjan und ihre 72jährige Mutter<br />
eine Reise an, die es in keinem gängigen Urlaubskatalog<br />
zu buchen gibt. Eine Reise für<br />
besondere Gäste. Für Gäste wie Annegret<br />
22 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Schniederjan. Parkinson und Alzheimer sorgen<br />
zusammen dafür, dass ein Urlaub sehr<br />
gut geplant sein will. Und nicht jedes Haus<br />
ist für solche Gäste geeignet. Das AWOLandhaus<br />
Fernblick in Winterberg ist es. Nicht<br />
nur das: Es ist sogar darauf spezialisiert.<br />
TandemZimmer nennt sich das „Geheimnis“,<br />
das extra für Menschen mit<br />
Demenz und ihre Angehörigen eingerichtet<br />
worden ist. Diese „Tandems“ sind zwei<br />
miteinander verbundene Zimmer mit<br />
einem barrierefreien Badezimmer. Sie bieten<br />
ein wunderbares Zuhause auf Zeit mit<br />
Rückzugsmöglichkeiten, aber auch mit<br />
genug Raum für gemeinsame Stunden.<br />
„In dem Haus herrscht eine tolle Atmos<br />
phäre. Alle sind sehr zuvorkommend und<br />
freundlich, es ist optimal für Reisen wie<br />
diese geeignet. Schön ist auch, andere Menschen<br />
zu treffen, die in der gleichen Situation<br />
sind. Man muss sich nicht erklären, und<br />
der Austausch unter Angehörigen ist wohltuend“,<br />
erinnert sich Beate Schniederjan gerne<br />
an die gemeinsame Reise, die Mutter und<br />
Tochter sichtlich genossen haben. „Mir hat<br />
es gutgetan, in Ruhe Zeit mit meiner Mut
ter verbringen zu können. Ohne schlechtes<br />
Gewissen, weil die Zeit nach Feierabend so<br />
kurz ist, ohne terminlichen Druck. Ein bisschen<br />
Verwöhnprogramm für meine Mutter,<br />
das ich auch mir geschenkt habe.“ Da kann<br />
es vorkommen, dass sich Mutter und Tochter<br />
zum Abendessen ein Bierchen gönnen.<br />
Wegen der Medikamente ein alkoholfreies,<br />
aber auch das schmeckt richtig gut!<br />
Damit beide Reisenden etwas von<br />
ihrem Urlaub haben, gibt es vormittags<br />
und nachmittags Betreuungsangebote<br />
für die erkrankten Gäste. Mit Snoezelen,<br />
Bewegungsübungen und vielem mehr.<br />
„Als ich meine Mutter das erste Mal in<br />
der Gruppe zurücklassen musste, war das<br />
für mich schwierig. Aber als ich sie nach<br />
zwei Stunden abgeholt und gesehen habe,<br />
wie glücklich und entspannt sie war und<br />
wie gut ihr die Zeit getan hat, war alles in<br />
Ordnung“, gibt Beate Schniederjan unumwunden<br />
zu.<br />
Fortan hat sie die „freie“ Zeit mit den<br />
anderen Angehörigen genossen: beim<br />
Besuch in der Salzgrotte, beim Bummel<br />
durch Winterberg oder beim Spaziergang<br />
durch die Natur. Auch das Massageangebot<br />
im Haus hat sie angenommen. Und abends<br />
gab es Programm für die Gruppe durch<br />
die Reiseleitung. Gemeinsames Singen,<br />
Spiele und andere gesellige Angebote, die<br />
für Kurzweil und Freude sorgen.<br />
Spazieren gehen im hauseigenen Sinnesgarten,<br />
auf dem eingegrenzten Gelände<br />
unterwegs sein, ohne sich eingesperrt zu<br />
fühlen. Jeden Tag aufs Neue vor der Wahl<br />
stehen, ob man an einer Kutschfahrt teilnehmen,<br />
sich mit dem hauseigenen Bus in die<br />
Stadt fahren lassen möchte oder etwas ganz<br />
anderes erleben will – das sind die Faktoren,<br />
die den TandemUrlaub für Beate und Annegret<br />
Schniederjan zu einem abwechslungsreichen<br />
Erlebnis gemacht haben.<br />
Vergessen sind die Ängste vor den<br />
Stunden der Abfahrt. „Sechs Monate habe<br />
ich mich auf die Reise gefreut. Aber als es<br />
so weit war, hatte ich Zweifel, ob das die<br />
richtige Entscheidung war. Ob ich das alles<br />
schaffe“, erinnert sich die 49Jährige. Doch<br />
als schon auf dem Weg zur Autobahn „Hab’<br />
mein Wagen vollgeladen“ gesungen wurde,<br />
schwanden die Ängste.<br />
„Das war einfach eine rundum gelungene<br />
Reise. Vielleicht können wir das ja im<br />
nächsten Jahr wiederholen“, formuliert Beate<br />
Schniederjan eine vorsichtige Hoffnung. Ihr<br />
Vater hat die „Auszeit“ ebenfalls genossen.<br />
Radtouren durch den Kreis Recklinghausen,<br />
Karten spielen mit Freunden, Dinge tun, zu<br />
denen er im Alltag nur sehr selten kommt.<br />
Trotzdem hat er sich riesig gefreut, als der<br />
AWOBulli wieder vor der Haustür hielt, Frau<br />
und Tochter wohlbehalten, gut erholt und<br />
glücklich zurückgebracht hat.<br />
INFO & TIPPS<br />
AWO Castrop-Rauxel<br />
Yasemin Cagatay<br />
Biesenkamp 7<br />
44575 Castrop-Rauxel<br />
Tel.: 0 23 66 / 50 37 84<br />
Im September bietet die AWO<br />
eine weitere Tandem-Reise<br />
ins Landhaus Fernblick an.<br />
Es sind noch Plätze frei.<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 23
Das Thema: Reisen<br />
Klicken statt kleben<br />
LiVe-Fotoworkshop im Medienhaus Bauer in Marl.<br />
Die Fotografen<br />
Oliver Mau (o.) und<br />
Torsten Janfeld (r.)<br />
zeigen, wie Sie aus<br />
Ihren Fotos ein<br />
tolles Fotobuch<br />
zaubern können.<br />
Fotoalben. Seit Generationen der beste<br />
Platz für die besten Fotos und schönsten<br />
Erinnerungen. Ob Urlaubsreise, Familienfest,<br />
Hobby, Haustiere, ein Besuch im<br />
Zoo, Hochzeit, Kinderkommunion, Konfirmation<br />
oder die Geburt eines Enkels:<br />
Anlässe zum Fotografieren gibt es viele.<br />
Gute Gründe, ein klassisches Fotoalbum<br />
anzulegen, gibt es mindestens<br />
ebenso viele. Zwar bietet auch die eigene<br />
Festplatte viel Platz zum Aufbewahren<br />
vieler Fotos. Bei genauerer Betrachtung,<br />
ist dieses virtuelle Archiv aber ganz<br />
schön unsicher. Was passiert mit Ihren<br />
24 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
einmaligen Bildern bei einem Festplattencrash?<br />
Wie übertragen Sie beim Kauf<br />
eines neuen PCs Ihre Bilder auf die neue<br />
Festplatte? Halten SicherungsCDs und<br />
DVDs tatsächlich nur fünf Jahre und<br />
was kommt danach? Wie können Sie<br />
sicher sein, dass Ihre Bilder dann noch<br />
lesbar sind? Sie sehen, so einfach ist das<br />
Archivieren digitaler Bilder tatsächlich<br />
nicht. Da hatten es unsere Eltern und<br />
Großeltern schon einfacher. Es wurde<br />
zwar viel seltener fotografiert, aber diese<br />
umso kostbareren Fotos kamen allesamt<br />
ins klassische Fotoalbum. So kommt es,<br />
dass wir auch heute noch staunend die<br />
Fotografien unserer Vorfahren bewundern<br />
können. Völlig unplugged. Und das<br />
ist auch gut so.<br />
Doch während unsere Großeltern<br />
kaum eine andere Wahl hatten, um Fotos<br />
und Erinnerungen an bessere Zeiten<br />
aufzubewahren, haben Sie heutzutage<br />
die Qual der Wahl. Da gibt es klassische<br />
Fotoalben in vielen Größen, Formaten<br />
und Ausführungen. In Zeiten von Bits<br />
und Bytes kann man sich sogar das lästige<br />
Hantieren mit Fotokleber und Fotoecken<br />
sparen: mit Fotobüchern.<br />
Torsten Janfeld, Fotochef im Medienhaus<br />
Bauer, und LiVeRedaktionsleiter<br />
Oliver Mau zeigen in einem Workshop<br />
die ersten Schritte in die Fotobuchproduktion:<br />
Welche Anbieter gibt es, worin<br />
liegen die Unterschiede? Welche Hindernisse<br />
können die Arbeiten am Rechner<br />
erschweren? Unsere Fotografen haben<br />
Erfolgsrezepte für Sie.<br />
INFO & TIPPS<br />
Workshop Fotobuch<br />
im Medienhaus Bauer in Marl<br />
Mittwoch, 14. September <strong>2011</strong><br />
17 bis 19 Uhr<br />
Teilnahmegebühr: 5 Euro<br />
Anmeldungen:<br />
Redaktion LiVe<br />
Lise-Meitner-Straße 11<br />
45699 Herten<br />
Tel.: 0 23 66 / 88 70 90<br />
om@haidhausen-verlag.de
Also rocke ich, bis ich sterbe!<br />
Rock‘n‘ Roll im Vest<br />
Wie lange sollen oder dürfen Rockmusiker auf der Bühne<br />
stehen? Michael Polubinski hat sich für LiVe mit einigen<br />
Protagonisten der Wilden Sechziger aus dem Vest auf die<br />
Suche nach einer Antwort gemacht. Damals existierten<br />
über 100 (!) Rock und Beatbands in der Region.<br />
Text von Michael Polubinski, Fotos von<br />
Brigitte Berkau und Michael Polubinski.<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 25
Als Pharmaziestudent und Grün<br />
dungsmitglied der Recklinghäuser Band<br />
„The Dakotas“ liebte Wolfgang („Molto“)<br />
Volkmer deftige Spontisprüche wie „Trau<br />
keinem über 30“. Heute muss sich der<br />
selbstständige Apotheker, 63, in einem InternetBlog<br />
die Frage gefallen lassen: „Sollen<br />
alte Säcke noch Rockmusik machen?“ Bis<br />
heute ist er rund 1.000 Mal die Bühne hochgeklettert.<br />
Mindestens noch zehn Jahre will<br />
er musizieren. Aktuell bearbeitet er die<br />
Gitarre in der „All in Band Selm“. Volkmer<br />
vererbte seine Leidenschaft: Sohn Raphael,<br />
Betreiber des „All in Studio Selm“, spielt seit<br />
dem siebten Lebensjahr Violine, seit 2009<br />
Elektrobass. Tochter Verena ist eine dekorierte<br />
Harfenistin mit Lehrauftrag (Hanns<br />
Eisler Musikhochschule Berlin). Selbst bei<br />
der „Wahl“ des Schwiegersohnes war Musik<br />
das entscheidende Kriterium: Guido Pyka<br />
ist Live und Studiogitarrist, ausgebildet in<br />
Los Angeles. Seine Band heißt „Wild Years“.<br />
„Alte Säcke“ bekamen auch Rudolf<br />
(„Öl“) Peters und Jürgen („Mattu“) Matuszewski<br />
nach einer gemeinsamen Session<br />
von einem jungen Schlagzeuger als<br />
„Qualitätsmerkmal“ zu hören. Mit diesen<br />
Opas gäbe es keine musikalische Zukunft.<br />
Peters war richtig sauer. „Ich garantierte<br />
dem Schnösel, mich schon bald im Radio<br />
zu hören.“ Längst hat der Sechzigjährige<br />
als Victor P. bei der WDR4Hitparade mit<br />
DeutschrockTiteln den ersten Platz belegt<br />
– schon fünf Mal! Der Inhaber einer Werbeagentur<br />
ist vielen Beatliebhabern der Ü60<br />
26 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Generation als Ausnahmetalent der Recklinghäuser<br />
Band „The Rangers“, Gründung<br />
1964, bekannt. Die Gruppe räumte in der<br />
legendären „Beatfestival“Ära reihenweise<br />
Titel ab. „Beatmusik war damals wie eine<br />
Droge. Heute ist Musik ein Jungbrunnen<br />
für mich. Mit alten Kumpanen wie Rainer<br />
Sadowski zu spielen, ist so etwas wie ein<br />
Déjàvu. Das ist der alte Groove, verbunden<br />
mit dem Gefühl von glücklicher Jugend.“<br />
Mediziner würden dazu raten, Musik zu<br />
machen, weil dadurch das Gehirn auf besondere<br />
Weise trainiert wird. „Also rocke<br />
ich, bis ich sterbe!“<br />
Rainer („Botschek“) Sadowski kann<br />
mit seinen 66 Lenzen ebenfalls nicht die<br />
Finger von seiner „Fender“Gitarre oder<br />
seiner „Gretsch“ lassen. Er tritt noch heute<br />
höchst erfolgreich mit der Altherren<br />
Boygroup „Silver Strings“ auf. Mit den<br />
„Rocking Teens“ gastierte der Recklinghäuser<br />
1961 zum ersten Mal in der Vestlandhalle,<br />
damals mit Nino Malfeld die erste<br />
Rock’n’RollBand im nördlichen Revier.<br />
Zeitweise ernährte sich der Gitarrist und<br />
Sänger der „Bravos“ als Profimusiker. Mit<br />
Folgen fürs Familienleben: „Morgens hatten<br />
wir geheiratet. Abends stand ich wieder<br />
auf der Bühne. Für einen Ersatz hätte<br />
ich 160 Mark zahlen müssen. Insgesamt<br />
eine verdammt harte Zeit für meine Renate.“<br />
Später folgten Engagements mit den<br />
„Dakotas“ und „Rangers“. Heute genießt<br />
er es, in Sessions gemeinsam mit früheren<br />
Konkurrenten auf der Bühne zu stehen.<br />
Links die Stars der „Wilden Sechziger“<br />
(v. l.): Bernie Mersch, Botschek Sadowski,<br />
Öl Peters und Micky Talarczyk.<br />
Rechts eine Familie mit Musik im Blut<br />
(v. l.): Guido Pyka, Verena, Molto und<br />
Raphael Volkmer mit den Zwillingen<br />
Sophie und Victoria.<br />
Sadowski: „Es kommen Glücksgefühle<br />
auf, mit einem Öl Peters, Woody Holzinger<br />
oder Mattu Matuszewski zu spielen. Das ist<br />
ein Erlebnis.“ Und wie lange will er noch?<br />
Der gelernte Bergmann ganz trocken:<br />
„Rockmusiker treiben es so lange, bis sie<br />
der Förster von der Bühne schießt.“<br />
Als Jugendlicher zog Mattu Matuszewski<br />
den Neid anderer Amateurmusiker auf<br />
sich. Wohnte seine Tante doch im Olymp<br />
der Beatmusik, in Liverpool. Dort fuhr er<br />
hin. Von dort schickte seine Cousine Gladys<br />
die heiß ersehnten Originaltexte der<br />
Lieder von Beatles bis Stones. Als er drei<br />
Griffe auf der Gitarre beherrschte, stieg er<br />
bei den „Monsters“ ein. Später spielte der<br />
frühere Postbeamte bei „Lucky and the<br />
Giants“, „Root“ und „Dakotas“. Auftritte<br />
reduzieren sich heute auf Sessions, etwa<br />
mit den „Beat Classics“. Beobachter bescheinigen<br />
ihm, dass sich der 62Jährige<br />
bis heute musikalisch stetig weiterentwickelt<br />
hat. Seit Jahren genießt er den Status<br />
eines Impresario. Gastwirt und Veranstalter<br />
Hermann Berger: „Wer eine gute Band<br />
sucht, spricht den Mattu an und ist immer<br />
bestens bedient.“ Sein Kollege Hans Son
dermann von der Kneipe „Recklinghäuser“<br />
nickt zustimmend. Außerdem ist Matuszewski<br />
mit Holzinger Cheforganisator der<br />
Kultreihe „König Ludwig rockt“ und im<br />
Beat club Herne aktiv.<br />
Woody Holzinger, 53, gehört der „jün<br />
geren“ Generation der Rockmusiker an.<br />
Seine erste Gitarre kaufte er sich 1973. „Von<br />
da an war ich ein glücklicher Mensch.“<br />
Er wirkte mit in der Hertener Tanzband<br />
„Kleeblatt“, spielte in Bonner Kneipen<br />
für Frikadellen und Bier. Wandelte auf<br />
Spuren der Folkmusik, war Mitglied der<br />
Kapelle „Cadillac“. Ansehen erwarb sich<br />
der SparkassenMarktleiter (Waltrop) als<br />
Gitarrist und Sänger in der aktuellen Band<br />
„Big Wheel“. Der Perfektionist und Tüftler<br />
zählt auch nach Meinung von Konkurren<br />
ten zu den Besten in der regionalen Szene.<br />
Er will spielen, „solange man uns nicht<br />
von der Bühne schmeißt“. Musik sei ein<br />
Jungbrunnen. „Musik ist Emotion. Sie ist<br />
mit das Schönste, was es gibt. Ich verstehe<br />
übrigens Helmut Schmidt, der nicht wegen<br />
Gläubigkeit, sondern wegen der Musik<br />
in die Kirche geht.“<br />
Ebenfalls zu den schillernden Figuren<br />
der „Roaring Sixties“ zählt Raimund<br />
Ekholt, 61. Der diplomierte Erziehungswissenschaftler<br />
und gelernte Pauker war bis<br />
Februar VizeChef der Recklinghäuser Mu<br />
Never too old to rock –<br />
nie zu alt für den Rock:<br />
Botschek Sadowski.<br />
Leben<br />
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Botschek Sadowski mit seinen „Silver Strings“ in Aktion. So schnell will er seine<br />
Gitarre nicht aus der Hand legen.<br />
sikschule. Als junger Beat und Rockmu<br />
siker spielte er bei den „Ululators“, „The<br />
Dakotas“, „Rangers“ und „Dying Race“.<br />
Aktuell ist er mit der britischen Formation<br />
„Casey Jones and the Governors“ unterwegs.<br />
Der Profimusiker ist der Nach<br />
NachNachfolger von Eric Clapton. Der<br />
Weltklassemann „Mr. Slowhand“ zupfte<br />
in den frühen Tagen der „Governors“ dort<br />
die Gitarre. Engagements in „Bommel’s<br />
Swing Band“, HochschulBigband der<br />
Folkwang Musikhochschule, in der Gruppe<br />
„RElevant“ und an den Städtischen<br />
Bühnen Münster (Orchester und Bühne)<br />
zeigen Ekholts Vielseitigkeit. Der Rentner<br />
mit Lehrauftrag an der Musikschule<br />
hat etliche Könner ausgebildet. Markus<br />
Conrads („Wildes Holz“), Jan Schlegtendal<br />
und Stefan Kahé von Hape Kerkelings<br />
Begleitband „Gesundfutter“ sind<br />
nur einige Beispiele. Ein BeatOpa will er<br />
nicht werden („So wirken wir doch wohl<br />
nicht“), seine Gitarre aber umhängen,<br />
„solange ich es bringe und es ein Publikum<br />
dafür gibt“. Seine Prognose: „Ich<br />
bin sicher, dass in zwanzig Jahren in den<br />
Altersheimen häufiger ‚Satisfaction‘ von<br />
den Rolling Stones als das ‚KufsteinLied‘<br />
zu hören ist.“<br />
INFO & TIPPS<br />
www.allinstudio.de<br />
www.bigwheelband.de<br />
www.guidoguitar.de<br />
www.victorp.de<br />
www.wildyears.de<br />
Silver Strings, Big Wheel & „All<br />
in Band Selm“ spielen am 24.9.<br />
beim Schützenfest in Herten.
Wer bekommt das Haus, wer das teu<br />
re Kaffeeservice, wer soll sich um Bello<br />
kümmern und was bekommt er dafür …?<br />
Entscheidungen über das, was mit unseren<br />
Besitztümern nach unserem Tod passieren<br />
soll, sind nicht so einfach zu treffen und<br />
von großer juristischer Tragweite. Was Sie<br />
beachten und bedenken müssen, wenn Sie<br />
erben oder vererben, das können Sie bei der<br />
nächsten Telefonaktion des Medienhauses<br />
Bauer am kommenden Freitag, 22. Juli, erfahren.<br />
Drei Juristen der Deutschen Gesellschaft<br />
für Erbrechtskunde sitzen dann von<br />
10 Uhr bis 12.30 Uhr an den Redaktionstelefonen,<br />
um Ihre Fragen kompetent und individuell<br />
zu beantworten. Die Rechtsanwälte<br />
und Notare Egon Klee und Dirk Friedrich<br />
Bogatz aus Gelsenkirchen sowie Kurt Reich<br />
aus Marl warten auf Ihren Anruf.<br />
Telefonaktion<br />
Wie hinterlässt man<br />
seinen Besitz?<br />
Drei Juristen geben wertvolle Tipps und individuelle<br />
Informationen am Redaktionstelefon zum Thema erben<br />
und vererben. Text von Heidi Meier.<br />
INFO & TIPPS<br />
Experten via Telefon & E-Mail<br />
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22. Juli, 10 bis 12.30 Uhr<br />
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Bitte beachten Sie, dass<br />
unsere Leitungen nur in der<br />
Sprechzeit von 10 Uhr bis<br />
12.30 Uhr am Freitag,<br />
22. Juli, geschaltet sind – und<br />
wir auch nur die in dieser<br />
Zeit eingegangenen E-Mails<br />
beantworten können.<br />
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6|<strong>2011</strong> LiVe 29
Kirche erleben<br />
Horst Borrieß guckt durch das Bullauge an seiner Bürotür (o. l.). Fisch und Schiffsglocke repräsentieren die Schiffergemeinde.<br />
Besondere Orte<br />
Zwischen Wasser und Himmel: die Friedens kirche am Schiffshebewerk.<br />
Text und Fotos von Ramona Vauseweh.<br />
Gar nicht lange her, da ist es erneut passiert:<br />
„Schatz, hier will ich heiraten!“, verkündete<br />
eine Besucherin ihrem Begleiter. „Ich<br />
habe meinen Talar angezogen und gefragt:<br />
‚Sollen wir’s gleich machen?‘“, erzählt Horst<br />
Borrieß. Der 58Jährige ist Schifferseelsorger.<br />
„Seine“ Kirche: die Friedenskirche am Schiffshebewerk.<br />
Direkt am DortmundEmsKanal<br />
gelegen, kuschelt sich das Gebäude zwi<br />
30 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
schen Wohnhäuser und Garageneinfahrten.<br />
Roter Backstein, dunkles Dach, ein buntes<br />
Glasfenster strahlt in der Sonne. Anker und<br />
Schiffsschraube dicht am Tor. Drinnen treffen<br />
sich nicht nur ein Akkordeon orchester,<br />
ein Gospelchor, Amateurfunker und der<br />
Computerclub Networkers.<br />
Offene Kirche in Reinkultur. Und dennoch<br />
ganz Kirche mit Orgel, Altar und<br />
Taufbecken. Vor 25 Jahren wurde die Friedenskirche<br />
unter Denkmalschutz gestellt.<br />
„Sie gehört zu den ältesten evangelischen<br />
Kirchen im Vest“, erzählt der Schifferseelsorger.<br />
Die ersten Evangelischen seien mit<br />
dem Bau des DortmundEmsKanals in die<br />
Region gekommen. „Gottesdienst hat man<br />
im Wirtshaussaal Niehage und in einer Baukantine<br />
gefeiert.“
1899 wurde die Evangelische Kirchen<br />
gemeinde WaltropDatteln gegründet, 1901<br />
war Kircheneinweihung. Seit vier Jahren<br />
ist die Friedenskirche Heimat der Schiffergemeinde.<br />
„Der Kanalknotenpunkt war geradezu<br />
ideal dafür“, findet Horst Borrieß. Er<br />
stammt aus Hamburg. Sein Vater fuhr zur<br />
See, „alles über die Binnenschifffahrt habe<br />
ich durch die Kontakte vor Ort erfahren“.<br />
Mehr als 3.000 Arbeitsstunden – viele<br />
ehrenamtliche Helfer gestalteten das historische<br />
Gebäude zur Schifferkirche um: Ausbau<br />
von Kellerräumen, Renovierung von Altarraum<br />
und Sakristei. Ein heller hoher Raum,<br />
lichtdurchflutet. Nicht nur der Rettungsring<br />
an der Wand erzählt vom Wasser. Links und<br />
rechts vom Chor Positionslichter in Rot und<br />
Grün, Schiffsglocken an Tauen. Im Eingangsbereich<br />
CaféAtmosphäre: Vitrinen mit Tassen<br />
und Gläsern, Tische und Stühle aus Holz.<br />
Eine Treppe führt auf die wiedererrichtete<br />
Empore. Hinter Bullaugen die winzigen Büros<br />
von Schifferseelsorger und Kirchmeister:<br />
Eckhard Ostrowski (68) kümmert sich ehrenamtlich<br />
um Bauvorhaben und das liebe Geld.<br />
Inzwischen ist die Friedenskirche Station<br />
auf dem Jakobsweg durch das <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />
Queen Mary 2 & Queen Elizabeth<br />
Die Ocean Liner Queen Mary 2 und Queen Elizabeth<br />
treffen am 15. Juli 2012 im Hamburger Hafen ein. Wir waren<br />
an Bord und haben folgende Angebote mitgebracht:<br />
Schnupperreisen Southampton - Hamburg v.v.<br />
Flug London, Transfer Schiff, 3 Tage / VP, Queen Mary 2<br />
bereits ab 490,-, 11.-13.05. / 13.-15.07. / 10.-12.08. 2012<br />
Queen Elizabeth bereits ab 490,-<br />
05.-07.06. / 17.-19.06. / 13.-15.07.2012<br />
Queen Mary 2 Transatlantik-Passagen bis Hamburg,<br />
04.-13.05./06.-15.07./03.-12.08. 2012<br />
Flug New York, 10 Tage, VP Innen ab 1.790,-<br />
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www.haidhausen-verlag.de<br />
Imagebroschüre<br />
Pilger bekommen den unverwechselbaren<br />
Stempel, dürfen die Dusche nutzen und<br />
bekommen einen Kaffee auf den Weg. Das<br />
Gebäude bietet Platz für die verschiedensten<br />
Veranstaltungen, in erster Linie für die Feiern<br />
der Binnenschiffer, „sie haben ja keinen Platz<br />
an Bord“. Mieten kann die Räumlichkeiten<br />
aber jeder.<br />
Kirche als Raum für Pausen im Alltag<br />
– und als Ort der Sozial arbeit. „Das fängt<br />
damit an, dass Menschen diese Adresse als<br />
Meldeadresse angeben, wenn sie sonst keine<br />
haben“, erklärt Horst Borrieß. Fünf bis zehn<br />
Postsendungen am Tag, der Schlüssel hängt<br />
am Briefkasten. Seine Briefe holt man sich<br />
selbst. Den Schiffern bringt der humorvolle<br />
Diakon sie durchaus mal vorbei, begleitet<br />
Schifferkinder zum Bahnhof, besucht die<br />
alte Mutter eines Schiffers zum Geburtstag,<br />
wenn der Sohn gerade auf Fahrt ist, beschafft<br />
Ersatzteile oder bringt die alte Schiffsbatterie<br />
zum Sondermüll.<br />
Jeden Sonntag zwischen 15 und 18 Uhr<br />
hat das Kirchcafé geöffnet. Gottesdienste<br />
finden in der Friedenskirche weiterhin statt.<br />
„Beispielsweise der plattdeutsche Gottesdienst<br />
zusammen mit dem katholischen Kol<br />
Haidhausen-Verlag<br />
Grafik PR Werbung GmbH<br />
Die Agentur AufEwald<br />
legen.“ Oder zu bestimmten Anlässen: „Am<br />
Ewigkeitssonntag gedenken wir der Todesfälle<br />
aus Schifffahrt und Sportschifffahrt“, sagt<br />
der Schifferseelsorger und wird ernst. Genauso<br />
ist Platz für freudige Ereignisse. In der<br />
Friedenskirche wird geheiratet. Und getauft.<br />
Durchaus an Tagen mit Kirchcafé. Zur Feier<br />
des Tages zieht Horst Borrieß den Talar an.<br />
INFO & TIPPS<br />
Friedenskirche am<br />
Schiffshebewerk<br />
Provinzialstraße 14–16<br />
45711 Datteln<br />
www.friedenskirche-amschiffshebewerk.de<br />
Hin und weg:<br />
Bus 231 bis Kanalstraße<br />
Schifferseelsorger<br />
Diakon Horst Borrieß<br />
Tel.: 01 71 / 4 15 34 45<br />
Kirchmeister<br />
Eckhard Ostrowski<br />
Tel.: 0 23 63 / 3 88 39 28<br />
6|<strong>2011</strong> LiVe 31
Umzug ins Seniorenheim<br />
Eine neue Heimat<br />
Nach fast 50 Jahren in ihrer Wohnung in Gladbeck<br />
Brauck zieht Maria Heß ins neue St.AltfridHaus<br />
der Caritas. Für die 88Jährige kein leichter Schritt …<br />
Text von Tobias Kindel, Fotos von Marco Stepniak.<br />
32 LiVe 6|<strong>2011</strong>
Die Tränen fließen erst, als fast alles<br />
vorbei ist. Sie fließen nicht, als Maria Heß<br />
ihr Hab und Gut in Kartons packt. Nicht,<br />
als sie zum letzten Mal die Wohnung abschließt,<br />
die fast 50 Jahre ihr Zuhause war.<br />
Nicht, als sie neben ihrem Sohn im Auto<br />
sitzt und er sie zum Altenheim fährt. Aber<br />
als die 88Jährige das erste Mal die Tür<br />
ihres neuen Zimmers im St.AltfridHaus<br />
in Gladbeck öffnet, rollen Tränen über<br />
ihre faltigen Wangen. „Es ist sehr schön<br />
hier. Aber es fällt mir doch schwer“, sagt<br />
die alte Dame und schluchzt. „Ich hatte<br />
immer ein eigenes Leben und muss mich<br />
jetzt daran gewöhnen, dass hier andere<br />
auch was zu sagen haben. Aber ich will<br />
doch die Kinder entlasten!“<br />
Sie schaut in ihr neues Zimmer, sieht<br />
den hellen Holzfußboden, die weißen<br />
Schränke und die roten Gardinen. Der<br />
Raum ist breit und lichtdurchflutet, das<br />
Badezimmer groß, eben und ohne Stolperfallen.<br />
Aus dem Fenster fällt der Blick auf<br />
den Innenhof des Hauses: Er ist begrünt,<br />
mit einigen Parkbänken zum Verweilen.<br />
Ein alter Förderwagen steht dort, reich bepflanzt<br />
mit bunten Petunien. „Meine beiden<br />
Schwestern wohnen da unten“, sagt Maria<br />
Heß und zeigt auf zwei Wohnungen im Gebäude<br />
gegenüber. „Die haben immer schon<br />
gefragt, wann ich denn hier einziehe“,<br />
erzählt sie und lächelt schon wieder.<br />
Ein Leben alleine in den eigenen vier<br />
Wänden war für die Gladbeckerin nicht<br />
mehr möglich. Sie leidet an Osteoporose,<br />
ihre Knochen sind schwach und brechen<br />
leicht. Maria Heß kann kaum aus dem Stuhl<br />
aufstehen, jedes Aufstehen aus dem Bett<br />
wird zum Kampf. Die Folge: Die 88Jährige<br />
ging nicht mehr alleine vor die Tür, saß<br />
Die Familienfotos<br />
dürfen in dem<br />
neuen Zimmer<br />
nicht fehlen, sie<br />
werden zuerst<br />
aufgestellt.<br />
nur noch am Küchenfenster und blickte<br />
hinaus auf die Straße. Selbstständig aus ihrer<br />
Wohnung im ersten Stock bis hinunter<br />
auf die Straße konnte sie nicht mehr gehen.<br />
Ihr Sohn Dieter und seine Frau Rosemarie<br />
haben oft und viel geholfen, aber sie können<br />
die Seniorin nicht rund um die Uhr betreuen.<br />
„Es war eine schwierige Entscheidung,<br />
für die wir uns über ein Jahr Zeit genommen<br />
haben. Es ist schwer, für meine Schwiegermutter<br />
so zu sorgen, wie es nötig wäre. Und<br />
bevor es uns über den Kopf wächst, gehen<br />
wir lieber zusammen diesen Weg“, erklärt<br />
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Rosemarie Heß. Schon vor dem Umzug ins<br />
Seniorenheim bekam die Familie Unterstützung<br />
durch die Caritas Gladbeck. Täglich<br />
wurde Maria Heß von „Essen auf Rädern“<br />
versorgt, einmal in der Woche kam sie zur<br />
Tagespflege ins JohannesvanAckenHaus<br />
in der Gladbecker Innenstadt. Und die Mitarbeiter<br />
des ambulanten Pflegedienstes der<br />
Caritas und des ambulantbetreuten Wohnens<br />
unterstützten die Angehörigen bei der<br />
Pflege. Die Schwiegertochter lobt die Arbeit<br />
des Verbandes: „Sie ist dort sehr gut aufgehoben.<br />
Wenn ich die Mitarbeiter der Caritas<br />
nicht gehabt hätte, hätte ich manchmal<br />
ganz schön alt ausgesehen.“<br />
Vor drei Tagen half Rosemarie Heß<br />
ihrer Schwiegermutter beim Packen der<br />
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Kartons: Sie legt unter anderem Nachthemden<br />
und Kleidung in eine Umzugskiste,<br />
einen großen Porzellanengel und den<br />
schwarzbraunen Plüschhund „Ewald“ –<br />
einen Schäferhund. „Der muss unbedingt<br />
mit“, sagt Maria Heß. Dazu viele persönliche<br />
Erinnerungsstücke. Acht Kisten kommen<br />
so zusammen, die Möbel bleiben in der<br />
50QuadratmeterWohnung zurück. Seit<br />
1964 hat sie hier gewohnt, erst zusammen<br />
mit ihrem Mann und Sohn Dieter, später<br />
alleine. Der Gasherd ist längst abgebaut, der<br />
Fernseher wurde seit zwei Jahren nicht eingeschaltet.<br />
Nach fast 50 Jahren Alltagsleben<br />
in diesen vier Wänden fällt das Einpacken<br />
der wichtigsten Gegenstände schwer. Maria<br />
blickt auf die Umzugskisten. „Ich will auch<br />
nicht zu viel mitbringen. Hier habe ich drei<br />
Räume, drüben nur einen. Ich kann mich<br />
aber so schlecht von Sachen trennen“, sagt<br />
die Seniorin und blickt auf ihre Wohnwand<br />
aus Holz und die schwarzweiße Küche. In<br />
den 60erJahren gekauft und über die Jahre<br />
vertraut geworden, Möbelstücke, die sie<br />
nicht mitnehmen kann. Maria Heß stützt<br />
sich auf ihren Gehstock, guckt kurz in die<br />
Ferne, als blicke sie auf ihr Leben zurück.<br />
„Ich bin ein bisschen traurig, denn ich muss<br />
doch vieles zurücklassen. Und ein kleines<br />
bisschen Angst habe ich auch, dass es mir<br />
dort drüben nicht gefällt“, sagt die 88Jährige.<br />
„Aber ich werde mich schon daran<br />
gewöhnen“, macht sie sich selbst Mut. Sie<br />
packt noch zwei Tüten SchokoladenKon
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Schwiegertochter Rosemarie<br />
Heß hilft Maria Heß beim<br />
Sortieren und Verpacken<br />
(l.). Sohn Dieter begleitet<br />
seine Mutter ins Seniorenheim<br />
(r. M.). Dort gibt es<br />
einen neuen Schlüssel und<br />
ein Zimmerschild.<br />
fekt in eine Umzugskiste. „Die ziehen mit<br />
um! Mein Arzt hat gesagt, dass ich das essen<br />
soll, es ist gut für meine Knochen. Aber nur<br />
die dunklen, aus Zartbitter“, lacht sie.<br />
Dass das St.AltfridHaus nur circa 300<br />
Meter Luftlinie von ihrer jetzigen Wohnung<br />
entfernt ist, hat die Entscheidung für die<br />
alte Dame erleichtert. „Ich will nicht weg<br />
aus Brauck. Hier kenne ich viele und viele<br />
kennen mich“, sagt Maria Heß. 1946 kam<br />
sie mit ihrem Vater nach einer Flucht aus<br />
der sowjetischen Besatzungszone ins <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />
Ihr Vater war Dachdecker und fand<br />
in der Zeit des Wiederaufbaus direkt Arbeit,<br />
blieb in Gladbeck. Ihr Mann starb bereits<br />
vor 40 Jahren, genau zwei Tage nach der<br />
Hochzeit ihres Sohnes Dieter. „Das war ein<br />
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großer Schlag für uns alle“, sagt Maria Heß<br />
traurig. Die Familienfotos legt sie zuoberst<br />
in eine der Kisten, sie sollen im Seniorenheim<br />
zuerst aufgestellt werden.<br />
Drei Tage später räumt sie zusammen<br />
mit ihrer Schwiegertochter die ersten Kleidungsstücke<br />
in ihren neuen Schrank im<br />
St.AltfridHaus. Immer wieder blickt die<br />
alte Dame dabei nach unten in den Hof.<br />
Dort bringt ihre Schwägerin einen Beutel<br />
Müll zu den Abfalltonnen – sie lebt in den<br />
Altenwohnungen der Caritas neben dem<br />
neuen Seniorenheim. Als sie Maria oben<br />
sieht, winkt sie hoch. „Eigentlich kenne ich<br />
hier schon ganz schön viele“, sagt Maria Heß<br />
lächelnd und die anfänglichen Tränen sind<br />
längst vergessen …<br />
INFO & TIPPS<br />
Caritasverband Gladbeck e.V.<br />
Kirchstraße 5–7<br />
45964 Gladbeck<br />
Tel.: 0 20 43 / 2 79 10<br />
www.caritas-gladbeck.de<br />
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6|<strong>2011</strong> LiVe 35
Das Leben ist schön!<br />
Wie schön, das lesen Sie in<br />
LiVe - Lebensfreude im Vest:<br />
Die Seite für Menschen im besten Alter –<br />
Jeden Montag in Ihrer Zeitung!<br />
36 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />
Und viermal im Jahr als Magazin.