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6 2011 - Ruhr-Lippe-Marktplatz

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Beatgeneration<br />

Never too old to<br />

Rock ’n’ Roll<br />

Neues Zuhause<br />

Umzug ins<br />

Seniorenheim<br />

6 <strong>2011</strong><br />

Das Thema: Reisen<br />

Ralf Brinkmann<br />

betreibt Extremsport<br />

im Urlaub.


Die<br />

reuzkirche<br />

Zahnärzte an der Kreuzkirche<br />

An der Kreuzkirche 1 | 44623 Herne | Telefon 0 23 23 / 5 10 94<br />

Gemeinschaftspraxis der Zahnärzte<br />

Dr. Frank Böcker Laserspezialist (DGL)<br />

Dr. Sabine Gehlen Laserspezialist (DGL)<br />

Cornelia Busche Laserspezialist (DGL)<br />

Praxisschwerpunkte<br />

Implantologie | Ästhetische Zahnheilkunde<br />

Funktionsanalyse und Schmerztherapie<br />

• 21 Jahre Erfahrung in der Implantologie<br />

• 18 Jahre Erfahrung in der Hartlasertherapie<br />

• 25 Jahre Erfahrung mit vollkeramischen Restaurationen,<br />

Verblendschalen (Veneers), Inlays u.a.<br />

• Eigene separate Prophylaxepraxis<br />

• Eigenes Zahnlabor seit 25 Jahren<br />

• Laserfluoreszenz-Technik zur Karies-Früherkennung<br />

• Anästhesiemittel-Applikationsgeräte für das nahezu<br />

schmerzfreie Spritzen<br />

Sprechzeiten<br />

MO bis FR 8 bis 1330 Uhr<br />

MO und DO 15 bis 19 Uhr<br />

DI und FR 15 bis 18 Uhr<br />

Von Anfang an dem Fortschritt verschrieben<br />

Kompetenz durch Erfahrung<br />

Alles aus einer Hand – Implantate vom Experten<br />

von Dr. Frank Böcker, geprüfter Experte der Implantologie<br />

In der Implantologie ist der medizinische Fortschritt<br />

in jeder Behandlungsphase spürbar.<br />

Zum einen revolutioniert eine neue Röntgentechnik<br />

die Vorgehensweise. Hierbei handelt<br />

es sich um die digitale Volumentomographie.<br />

Dies ist eine dreidimensionale Bildgebungstechnik,<br />

die extrem hochauflösend ist und uns<br />

ein körperliches Abbild der knöchernen Strukturen<br />

des Kopfes liefert. Das Revolutionäre bei<br />

der Technik ist die geringe Röntgenbelastung.<br />

Die Röntgenaufnahmen sind maßstabsgerecht<br />

und können am Computer vermessen werden.<br />

Die Implantate werden am Computer in der<br />

Planungsphase virtuell platziert. Eine Implantatversorgung<br />

kann somit zuverlässig und ex-<br />

• Hartlasergeräte für alle Anwendungen<br />

• Photodynamische Therapie zur schonenden<br />

und effektiven Parodontitis-Therapie<br />

• DVT-Betreiber/DVT in der Praxis<br />

• 3D-Röntgen (DVT)und Implantatversorgung aus einer Hand<br />

• Elektronische Kiefergelenkmessung<br />

• Patienten-Informationsveranstaltungen zur Implantologie<br />

akt geplant werden. Zuverlässige Implantatlösungen<br />

können Patienten mit problematischen<br />

Knochen- und Zahnsituationen angeboten werden,<br />

denen sonst diese Möglichkeit verwehrt<br />

bleibt.Zum anderen hat eine der schonendsten<br />

Vorgehensweisen Einzug in die Implantologie<br />

gehalten. Die Schleimhaut wird dabei<br />

nicht mehr großzügig aufgeschnitten, sondern<br />

punktgenau gestanzt. Dank der vorausgegangenen<br />

Planung und des behutsamen Eingriffes<br />

erfolgt nun das Einsetzen des Implantates. Einer<br />

prothetischen Versorgung steht nun nichts<br />

mehr im Wege. Bei der Implantatplanung –basierend<br />

auf einer DVT-Aufnahme- wird nichts<br />

mehr dem Zufall überlassen.<br />

Dr. Frank Böcker<br />

Dr. Sabine Gehlen<br />

Cornelia Busche<br />

+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />

+++ aktuell<br />

aktuell<br />

+++ aktuell +++ aktuell +++<br />

+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />

+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />

+++ aktuell +++ aktuell +++ aktuell +++<br />

Besuchen Sie unsere<br />

Patientenveranstaltung zum<br />

Thema „Implantologie“.<br />

Erfragen Sie bitte die aktuellen<br />

Termine in unserer Praxis.<br />

Oder besuchen Sie<br />

unsere Internetseite.<br />

Dort finden Sie auch die<br />

Termine für die in Kürze<br />

anstehenden Veranstaltungen.<br />

w w w. z a h n a r z t p r a x i s - h e r n e . d e


Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

es sind stets die<br />

kleinen und größerenÜberraschungen,<br />

die einen sein<br />

bisheriges Handeln<br />

überdenken lassen.<br />

Das gute Abiturergebnis<br />

der Nichte<br />

und das daraus<br />

resultierende Auslandsstudium,<br />

die Begeisterung des Nachbarn<br />

über sein neues Elektrofahrrad oder<br />

die schwere Krankheit eines Geschäftspartners.<br />

Die Frage bleibt stets die Gleiche:<br />

Habe ich vorgesorgt, welche finanziellen<br />

Möglichkeiten habe ich, wie kann ich auf<br />

die neue Situation reagieren? Oftmals sind<br />

es eben Kleinigkeiten, die man bereits in<br />

jungen Jahren in die richtigen Bahnen lenken<br />

kann. Regelmäßig ein kleiner Geldbetrag<br />

als Ausbildungspaket zur Geburt des<br />

Enkels, ein bisschen Bewegung, bevor das<br />

eigene Übergewicht jede sportliche Aktivität<br />

verhindert, oder das Aufsetzen einer<br />

Vorsorgevollmacht und eines Testaments<br />

für den Fall der Fälle.<br />

Wir wollen Ihnen mit unserem Magazin<br />

LiVe – Lebensfreude im Vest – das das<br />

Medienhaus Bauer gemeinsam mit dem<br />

Haidhausen­Verlag produziert – Anregungen,<br />

Hinweise und Serviceadressen geben,<br />

die Ihnen helfen sollen, so lange als irgend<br />

möglich ein selbstbestimmtes Leben zu<br />

führen. Ein Leben, bei dem all die kleinen<br />

Freuden nicht zu kurz kommen. Umso<br />

mehr freue ich mich bereits mit dem Erscheinen<br />

der Ihnen vorliegenden Ausgabe<br />

mit dem Themenschwerpunkt „Reisen“ auf<br />

die kommende Ausgabe. Dann wollen wir<br />

uns auch mit verschiedenen Wohnformen<br />

beschäftigen: Eigenheim oder Wohngemeinschaft,<br />

Feriendomizil oder Mehrgenerationenhaus?<br />

Wie wollen Sie leben? Neben<br />

dem Wo steht dann auch das Wie im<br />

Fokus: Individuelle Möbel müssen nicht<br />

zwangsläufig kostspielig sein. LiVe erzählt<br />

Ihnen, worauf Sie achten sollten.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim<br />

Durchblättern und Lesen. Erfreuen Sie sich<br />

am Magazin und begleiten Sie LiVe jede<br />

Woche Montag in Ihrer lokalen Tageszeitung.<br />

Das nächste Magazin erscheint am<br />

15. Oktober. Bis dahin eine schöne Zeit.<br />

Kurt Bauer<br />

Verleger, Medienhaus Bauer<br />

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Editorial<br />

Wie möchten Sie leben? In fünf, zehn<br />

oder zwanzig Jahren? Reinhold<br />

Dreekes von Modularus entwirft<br />

individuelle Lösungen für Ihr Zuhause,<br />

damit Sie sich dort noch lange wohlfühlen.<br />

Welche Wohnformen für Sie<br />

in Frage kämen, das erfahren Sie in<br />

der Oktoberausgabe von LiVe.<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 3


6 <strong>2011</strong><br />

Impressum<br />

LiVe – Lebensfreude im Vest<br />

Herausgeber: Otto Lerchenmüller<br />

Verlag und Redaktion:<br />

Bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbH<br />

Lise­Meitner­Straße 11, 45699 Herten<br />

Tel. 0 23 66 / 88 70 9­0, Fax 0 23 66 / 88 70 9­19<br />

redaktion@live­vest.de<br />

LiVe – Lebensfreude im Vest,<br />

eine Kooperation zwischen der Besseren Umwelt<br />

Verlagsgesellschaft mbH und dem Medienhaus Bauer<br />

Themenpartner und redaktionelle Begleitung<br />

in den zehn Vest­Städten und den Verbänden:<br />

AWO Unterbezirk Münsterland­Recklinghausen<br />

Caritasverband für das Dekanat Herten e. V.<br />

Diakonisches Werk in Recklinghausen e. V.<br />

Diakonisches Werk im Kirchenkreis Recklinghausen e. V.<br />

Kreisverwaltung Recklinghausen<br />

Redaktionsrunden in den zehn Städten im Vest<br />

DRK Stadtverband Herten e. V.<br />

SDK Kirsch GmbH<br />

Redaktionsleitung: Oliver Mau<br />

Verantwortliche Redaktion:<br />

Sophia Immohr, Susanne Höltken<br />

Schlussredaktion: Elke Künne<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Rosa Hallmann, Susanne Höltken, Sophia Immohr,<br />

Tobias Kindel, Svenja Küchmeister, Otto Lerchenmüller,<br />

Oliver Mau, Heidi Meier, Bianca Munker,<br />

Michael Polubinski, Dr. Ramona Vauseweh,<br />

Julia Winkler, Victor Wolf<br />

Fotos:<br />

Brigitte Berkau, Ralf Brinkmann, Torsten Janfeld,<br />

Svenja Küchmeister, Christian Kuck, Oliver Mau,<br />

Bianca Munker, Michael Polubinski, Wolfgang Quickels,<br />

Beate Schniederjan, Marco Stepniak,<br />

Dr. Ramona Vauseweh, Victor Wolf<br />

Titelfoto: Torsten Janfeld<br />

Gestaltung: Jens Valtwies<br />

Gesamtherstellung :<br />

Haidhausen­Verlag Grafik.PR.Werbung GmbH<br />

Niederlassung Herten<br />

Anschrift wie Verlag und Redaktion<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Medienhaus Bauer, Verlag J. Bauer KG<br />

Kampstraße 84 b, 45772 Marl, Tel. 0 23 65 / 1 07 12 01<br />

anzeigen@haidhausen­verlag.de<br />

www.medienhaus­bauer.de<br />

ISSN: 1868­6079<br />

LiVe – Lebensfreude im Vest erscheint viermal jährlich.<br />

Ausgabe Juli <strong>2011</strong><br />

4 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Beate Schniederjan erholt<br />

sich im Klettergarten.<br />

Seite 22<br />

Monika Munker macht eine<br />

Auszeit im Kloster.<br />

Seite 19<br />

Gipfelstürmer: Ralf Brinkmann<br />

erklimmt den Stok<br />

Kangri im Himalaya<br />

Seite 14


Kann die Finger<br />

nicht von der Gitarre lassen:<br />

Rainer Sadowski.<br />

Seite 25<br />

Inhalt<br />

Editorial 3<br />

Luxus und Genuss 6<br />

Liebesgedichte 10<br />

Leute heute 11<br />

Gemeinsamer Schritt ins Web 12<br />

Das Thema: Reisen 13<br />

Unter dem Himmel 14<br />

Ja, sind wir im Wald hier? 16<br />

Auszeit hinter Klostermauern 19<br />

… und heute gibt’s ein Bierchen! 22<br />

Klicken statt kleben 24<br />

Also rocke ich, bis ich sterbe! 25<br />

Wie hinterlässt man seinen Besitz? 29<br />

Besondere Orte 30<br />

Eine neue Heimat 32<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 5


Spuren in Tinte<br />

Luxus und Genuss<br />

Von zwei Männern, die hochwertige Schreibgeräte zu schätzen wissen.<br />

Text von Svenja Küchmeister, Fotos von Marco Stepniak und Svenja Küchmeister.<br />

Zwei Männer, eine Leidenschaft: schöne<br />

Schreibgeräte. Das Funkeln in den<br />

Augen ist nicht zu übersehen, wenn Michael<br />

Lackmann und Markus Rösler über<br />

ihre Schreibgeräte sprechen. Und dann<br />

sind da noch die Kunden, die sich oder anderen<br />

den Genuss des exklusiven Schreibens<br />

gönnen. Die gleiche Leidenschaft, das<br />

gleiche Ziel. Trotzdem ist alles ganz anders.<br />

Herten­Westerholt, Bahnhofstraße.<br />

In der Buchhandlung Lackmann hat<br />

Michael Lackmann „seine“ Nische gefunden.<br />

In einer Vitrine erstrahlen edle Stif­<br />

Ein ganz besonderes Stück:<br />

die Montblanc-Edition Mark Twain.<br />

6 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

te in ganz besonderem Licht. Und es sind<br />

nicht irgendwelche Füller, es sind „die“<br />

Füllfederhalter. Der weiße Stern auf der<br />

Kappe ist verräterisch und verlockend<br />

zugleich. Montblanc.<br />

„So ein Füller, der begleitet Sie ein ganzes<br />

Leben.“ Michael Lackmann weiß, was<br />

er da sagt. Zum Beweis holt er ein Mäppchen<br />

heraus mit zwei Füllfederhaltern<br />

von Montblanc. Ein Stück Familientradition<br />

wird lebendig: „Zum Schulabschluss<br />

hat schon mein Großvater einen Montblanc<br />

bekommen, dann mein Vater, ich,<br />

und auch unsere Söhne.“<br />

Überhaupt ist so ein Schulabschluss<br />

ein gern genommener Anlass, um ein<br />

hochwertiges Schreibgerät zu verschen­


Michael Lackmann<br />

zeigt das Montblanc-<br />

Sortiment. Jeder Füller<br />

ist ein Schmuckstück.<br />

ken. Da kommt die Kundin aus Gladbeck<br />

nach Westerholt, um für ihre Töchter zum<br />

Abitur zwei Füllfederhalter zu kaufen<br />

– wegen der guten Beratung und der großen<br />

Auswahl. Das alles kommt nicht von<br />

irgendwo. Die Leidenschaft für die Schreibgeräte<br />

könnte Michael Lackmann gar<br />

nicht leugnen. Die Begeisterung, mit der<br />

der studierte Musiker von dem haptischen<br />

Erlebnis spricht, mit einem Montblanc auf<br />

Büttenpapier oder gehämmertem Papier<br />

zu schreiben, ist einfach ansteckend. Da<br />

möchte man sich noch im Laden hinsetzen<br />

und einen Brief schreiben. Um dieses<br />

wundervollen Gefühls wegen, mit einem<br />

hochwertigen Schreibgerät über das Papier<br />

zu gleiten und dabei faszinierende Spuren<br />

in Tinte zu hinterlassen.<br />

Die gibt es übrigens in allen Varianten.<br />

24 verschiedene Farben, dazu noch einige<br />

mit Duftnote. Sanften Rosenduft für einen<br />

romantischen Liebesbrief, Tannenduft für<br />

die Weihnachtspost – das passende, flüssige<br />

Gut zu jedem Anlass.<br />

Häusliche Pflege - Sicher und gut versorgt<br />

Diakoniestation Datteln<br />

Pevelingstr. 30<br />

45711 Datteln<br />

Tel. 02363 565020<br />

Diakoniestation<br />

Oer-Erkenschwick<br />

Halluinstraße 26<br />

45739 Oer‑Erkenschwick<br />

Tel. 02368 54152<br />

15 Kilometer weiter. Dorsten­Holsterhausen,<br />

Pliestermark. Die Schreibgeräte­<br />

Manufaktur von Markus Rösler. Oben,<br />

unter dem Dach des Wohnhauses, liegt<br />

eine Präsentation von Schreibgeräten.<br />

Alles Unikate, alle handgefertigt, alle<br />

„made in Dorsten“. Gedrechselt und hergestellt<br />

im Keller des Hauses. Mit ganz viel<br />

Liebe, mit Leidenschaft zum Material und<br />

mit dem Ziel, am Ende einen Menschen<br />

zu erfreuen, der gerne mit diesem Produkt<br />

Spuren auf Papier hinterlässt.<br />

Diakoniestation<br />

Haltern am See<br />

Reinhard‑Freericks‑<br />

Straße 17<br />

45721 Haltern am See<br />

Tel. 02364 16363<br />

Diakoniestation Herten<br />

Ewaldstraße 72<br />

45699 Herten<br />

Tel. 02366 106710<br />

Diakoniestation Marl<br />

Martin‑Luther‑Str. 16<br />

Tel. 02365 699980<br />

Essen auf Rädern<br />

in Herten, Recklinghausen,<br />

Marl, Oer‑Erkenschwick,<br />

Datteln<br />

Tel. 02366 106720<br />

www.diakonie-kreis-re.de<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 7


Auch Markus Rösler hat seine Nische<br />

gefunden. Aus unterschiedlichen Hölzern,<br />

aus Acryl oder Corian fertigt der gelernte<br />

Tischler seine Schreibgeräte an. Füllfederhalter,<br />

Tintenroller und Kugelschreiber.<br />

Passend dazu Brieföffner, Schlüsselanhänger<br />

und kleine Parfümfläschchen.<br />

Abends vor dem Fernseher erledigt er<br />

die filigransten Arbeiten. Da werden kleine,<br />

dreidimensionale Puzzleteilchen aus „ausgelaserten“<br />

Massivhölzern zu einem Füllfederhalter<br />

zusammengesetzt. Die Teilchen<br />

sind maximal einen Zentimeter lang. Und<br />

natürlich sind sie gebogen. Eine Feinarbeit,<br />

die vermutlich die meisten Menschen in die<br />

Verzweiflung treiben würde. Nicht so Markus<br />

Rösler: „Für mich ist das Entspannung,<br />

obwohl man sich dabei natürlich konzen­<br />

© sarsmis – Fotolia.com<br />

8 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Unikat aus Dorsten: der handgefertigte<br />

Puzzle-Füller.<br />

trieren muss. Aber es macht Spaß. Manchmal<br />

muss ich mit Pinzette und Nagelfeile<br />

nacharbeiten, damit die Teilchen richtig<br />

ineinander passen. Das Holz arbeitet.“<br />

Der 41­jährige Tischler ist in seinem<br />

Element: „Die Herstellung ist für mich das<br />

eigentlich Schöne an den Schreibgeräten.<br />

Wenn man ein Stück Holz in der Hand<br />

hält, weiß man nie, was am Ende dabei<br />

herauskommt. Die Maserung macht ganz<br />

viel aus. Es ist einfach spannend, in die<br />

Arbeit einzusteigen und die Besonderheiten<br />

des Materials herauszuarbeiten“,<br />

schwärmt Markus Rösler. Aber er weiß<br />

die Beweggründe seiner Kunden auch<br />

zu schätzen: „Ich freue mich, wenn ich<br />

sehe, dass die Leute Gefallen daran haben.<br />

Immerhin ist jedes Schreibgerät ein Uni­<br />

Urlaubsstimmung<br />

Genießen Sie mit uns den Sommer!<br />

Urlaubsstimmung<br />

Unser Wellnessmotto im Juli und August<br />

Grillbüfett in der Saunagastronomie<br />

Jeden ersten Samstag im Monat<br />

Wasserfl öhe-Sommerolympiade<br />

Samstag, 30. Juli <strong>2011</strong><br />

Wasserfl öhe-Sommerfest<br />

Mittwoch, 17. August <strong>2011</strong><br />

Saunaevent „Afrika“<br />

Samstag, 24. September <strong>2011</strong><br />

Mehr Infos fi nden Sie unter www.copacabackum.de<br />

Über den Knöchel/Teichstraße • 45699 Herten • Tel.: 02366/307310


Markus Rösler<br />

ist stolz auf seine<br />

Füllfederhalter<br />

made in Dorsten.<br />

kat. Es ist ein Luxus, den die Menschen zu<br />

schätzen wissen.“<br />

Die meisten seiner Kunden kommen aus<br />

Deutschland. Dank eines Online­Shops auch<br />

aus ganz Deutschland. Aber ein Füllfederhalter<br />

ist sogar in den Vereinigten Arabischen Emiraten<br />

zu finden: „Der Kunde hat ihn auf einer<br />

Messe an meinem Stand entdeckt und sofort<br />

mitgenommen“, erinnert sich Markus Rösler.<br />

Wenn die zusammengesetzten Puzzleteilchen<br />

erkennen lassen, dass sie eigentlich<br />

ein Füllfederhalter werden sollen, geht die<br />

Arbeit im Keller weiter. Dort, wo es so herrlich<br />

nach Holz duftet. Wo 30 verschiedene<br />

Holzarten gelagert sind, um in den nächsten<br />

Monaten zu schicken Schreibgeräten<br />

verarbeitet zu werden. Wo die Drechselmaschine<br />

steht, mit der Markus Rösler die<br />

Füllfederhalter und Tintenroller in unterschiedlichen<br />

Farben und Formen drechselt.<br />

Wo auch der Puzzleteilchen­Füller seinen<br />

Schliff bekommt, damit er hinterher ebenso<br />

glatt und geschmeidig in der Hand des künftigen<br />

Besitzers liegt wie die anderen Schreibgeräte,<br />

egal aus welchem Material.<br />

Ganz gleich, ob mit einem Füllfederhalter<br />

„made in Dorsten“ oder einem Montblanc:<br />

„In unserer schnelllebigen Zeit ist ein<br />

handgeschriebener Brief doch etwas ganz<br />

Besonderes“, sagt Michael Lackmann. Fangen<br />

wir also an …<br />

INFO & TIPPS<br />

Buchhandlung Lackmann<br />

Michael Lackmann<br />

Bahnhofstraße 19<br />

45701 Herten-Westerholt<br />

Tel.: 02 09 / 61 23 73<br />

Schreibgeräte-<br />

Manufaktur Rösler<br />

Markus Rösler<br />

Pliestermark 9<br />

46284 Dorsten<br />

Tel.: 0 23 62 / 94 21 69<br />

www.schreibgeraetemanufaktur.de<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 9


Lyrik im Vest<br />

Liebesgedichte<br />

Wir haben nach<br />

Ihren schönsten<br />

Liebesgedichten<br />

gesucht. Viele lyrische<br />

Zeilen sind bei uns in<br />

der LiVe­Redaktion<br />

einge troffen. Hier lesen<br />

Sie, welche Gedichte<br />

uns besonders gut<br />

gefallen haben.<br />

Zenta Maurina: Liebesgedicht!<br />

Eingesandt von Johanna Nissen<br />

Sehnsucht<br />

Von Inge Decker<br />

Wolken zieh’n am Himmel hin –<br />

sehnsuchtsvoll mein Blick daneben.<br />

Wünsche liegen dort mit drin –<br />

die sich nur im Traum bewegen.<br />

Könnte ich doch nur einmal<br />

schlummernd in den Wolken liegen –<br />

und dann über Berg und Tal<br />

hin zu meinem Liebsten fliegen.<br />

Das Erste und Letzte,<br />

das Höchste und Entscheidendste der Liebe ist der Sinn füreinander –<br />

der unerklärliche, unnennbare, unauffindbare, geheimnisvolle Grund,<br />

warum gerade diese zwei Menschen beieinander stehen bleiben<br />

und zueinander halten.<br />

Wir leben im Menschen, den wir lieben.<br />

Nur wer liebt, kennt die verborgenen Schätze seines Weltinnenraums.<br />

[...]<br />

10 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Liebster, ach – wo weilest du – frag’ ich<br />

aus den Wolken nieder.<br />

Ach – ich finde keine Ruh’ –<br />

und mein Herz singt Trauerlieder.<br />

Hat das Schicksal auch genommen<br />

dich – und damit unser Glück.<br />

Einmal wird der Tag einst kommen –<br />

Liebster – und du kommst zurück.<br />

Lebensglück<br />

Von Gert O. E. Sattler<br />

Wahre Liebe ist kein Wahn,<br />

wenn zwei Menschen sich verbinden,<br />

die sich, auf des Schicksals Bahn<br />

täglich neu zusammenfinden.<br />

Kehrt, was war, auch nicht zurück,<br />

weil die Quellen vorwärts fließen,<br />

dürfen Herzen doch ihr Glück,<br />

auch im Alter noch genießen.<br />

Echte Liebe wechselt nicht,<br />

wird nicht kalt und immer kälter,<br />

ist und bleibt ein Lebenslicht,<br />

ob man jung ist oder älter.<br />

Schön ist jede Jahreszeit,<br />

ist die Welt im Wesenskerne:<br />

Mit der Liebsten, Seit’ an Seit’,<br />

leuchten heller alle Sterne!<br />

INFO & TIPPS<br />

Redaktion LiVe<br />

c/o Haidhausen-Verlag GmbH<br />

Lise-Meitner-Straße 11<br />

45699 Herten<br />

Tel.: 0 23 66 / 8 87 09 14<br />

redaktion@live-vest.de


Schnelle Hilfe mit<br />

dem Hausnotruf<br />

Mit der Sommer­ und Urlaubszeit treten<br />

für Angehörige älterer oder kranker<br />

Menschen neben der Vorfreude auf Sonne,<br />

Meer oder Berge auch quälende Sorgen auf.<br />

Oft stellt sich die Frage: Was passiert, wenn<br />

meiner Mutter in der Wohnung etwas zustößt?<br />

Wenn mein Vater stürzt? In solchen<br />

Fällen ist der Hausnotruf eine hilfreiche<br />

Einrichtung. Schnell kann die betroffene<br />

Person Alarm geben – ganz egal, wie weit<br />

das Telefon entfernt ist. Der Kontakt wird<br />

per Fingerdruck auf einen armbanduhrgroßen<br />

Sender ausgelöst, der am Handgelenk<br />

oder an einer Kette um den Hals<br />

getragen wird. Die AWO bietet ein Sommerangebot<br />

„3 für 2“ an. Der begrenzte<br />

Anschluss für drei Monate kostet mit<br />

Schlüsselhinterlegung und Bereitschaftsdienst<br />

90 Euro. Bei Vorliegen einer Pflegestufe<br />

ist die teilweise Kostenübernahme<br />

durch die Pflegekasse möglich. Infos unter<br />

Tel.: 0 23 65 / 60 41 29.<br />

Das Gesicht des Aktiven Seniorenwohnens<br />

SeniorExperten bringen Wissen in die Schulen<br />

Erfahrene Manager coachen künftig die Schulen im Vest. Im Projekt „Schulleitungscoaching<br />

durch SeniorExperten NRW“ wollen 25 SeniorExperten ehrenamtlich die Schulleitungen<br />

in den Bereichen wie Projektmanagement, Marketing, Budgetierung, Personal­ und<br />

Qualitätsmanagement sowie Öffentlichkeitsarbeit coachen. Darüber freut sich Landrat Cay<br />

Sübercrüb: „Es ist ein gutes Zeichen, wenn unsere Schulen auf dem Weg zu mehr Selbstständigkeit<br />

auf Unterstützung aus der Wirtschaftswelt bauen dürfen.“ Das Projekt, das vom<br />

Regionalen Bildungsbüro des Kreises durchgeführt wird, ist zunächst auf zwei Jahre angelegt<br />

und wird von der Sparkasse Vest Recklinghausen und der Sparkasse Gladbeck finanziell<br />

gefördert. Der TÜV Nord stellt ein Büro zur Verfügung. Weitere Projektpartner sind die<br />

Bezirksregierung Münster, die Stiftung Partner für Schule NRW und die IHK Nordwestfalen.<br />

www.partner-fuer-schule.nrw.de/seniorexperten<br />

Eigenverantwortliches Handeln und Selbstständigkeit sind wichtige Komponenten des Aktiven Seniorenwohnens<br />

der sozialen Dienstleistungsgesellschaft Parea in der Seniorenwohnanlage „Paulinum Blauer<br />

See“ in Dorsten­Holsterhausen. Eine der zuständigen Mitarbeiterinnen und das Gesicht des Aktiven Seniorenwohnens<br />

am Berliner Platz ist Susanne Groß. Seit vier Jahren ist die 48­Jährige als hauptamtliche Kraft<br />

in der Wohnanlage tätig. Die ausgebildete Kauffrau und Gesundheitsberaterin bringt für ihren Arbeitsbereich<br />

langjährige Erfahrung und viel Motivation mit: „Es macht mir Freude, hier zu arbeiten, weil ich<br />

gern Kontakt zu älteren Menschen habe.“ Und: Sie kann gut zuhören. Nicht selten kommen die Bewohner<br />

mit kleineren oder größeren Alltagsproblemen zu ihr, suchen ihren Rat. Jetzt steht für sie die Organisation<br />

des Sommerfests auf dem Plan. Am Mittwoch, 20. Juli ab 14 Uhr wartet im Paulinum Blauer See ein buntes<br />

Programm auf Sie. „Wir laden alle herzlich ein, bei uns vorbeizuschauen“, sagt Susanne Groß.<br />

Leute heute<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 11


Jung und Alt<br />

Gemeinsamer Schritt ins Web<br />

Schüler und Unternehmen entwickeln eine Internetseite für den Senioren-Besuchsdienst<br />

in Herten. Text von Julia Winkler, Foto von Marco Stepniak.<br />

Seit 2007 existiert in Herten ein Vorzei­<br />

geprojekt, das Generationen verbindet: der<br />

Senioren­Besuchsdienst. Schüler der Willy­Brandt­Realschule<br />

betreuen Bewohner<br />

von Altenheimen. Dr. Elisabeth Nilkens,<br />

damals Vorsitzende der Hertener Bürgerstiftung,<br />

hat das Projekt ins Leben gerufen.<br />

„Die Idee habe ich aus Krefeld mitgebracht,<br />

wo eine alte Tante von Schülern einer benachbarten<br />

Schule besucht wurde“, erzählt<br />

die engagierte 73­Jährige.<br />

Elf Schüler aus den Klassen acht bis<br />

zehn sind derzeit an dem Projekt beteiligt<br />

und kümmern sich ein Jahr lang wöchentlich<br />

etwa eine Stunde um die Senioren.<br />

Dabei werden sie von ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitern der Hertener Bürgerstiftung<br />

12 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

begleitet, die ihnen mit Rat und Tat zur<br />

Seite stehen. Ob gemeinsame Spaziergänge,<br />

das Erledigen von Behördengängen,<br />

vorlesen oder Musik hören – das Miteinander<br />

ist der zentrale Gedanke.<br />

Dieser soll sich nun auch bei der<br />

Planung einer Internetseite festigen.<br />

Schüler der Internet­AG der Willy­Brandt­<br />

Schule um Lehrer Carsten Raßmann haben<br />

ein Konzept auf die Beine gestellt, um das<br />

Projekt im Zeitalter digitaler Medien erlebbar<br />

zu machen. Bei der Koordination und<br />

Umsetzung des Online­Projekts stand den<br />

Schülern die Hertener Medien­Agentur<br />

Vest­Netz GmbH mit Rat und Tat zur Seite.<br />

Unterstützung bekamen die Schüler auch<br />

von Mitarbeitern des Haidhausen­Verlags,<br />

der Vestischen Mediengruppe Welke, der<br />

Pressestelle der Stadt Herten und LiVe­<br />

Fotograf Marco Stepniak.<br />

INFO & TIPPS<br />

Jung und Alt<br />

gemeinsam<br />

für eine Sache:<br />

Realschüler und<br />

Senioren erstellen<br />

gemeinsam eine<br />

Homepage für den<br />

Besuchsdienst.<br />

Internet-AG<br />

der Willy-Brandt-Schule<br />

Carsten Raßmann<br />

Ernst-Reuter-Platz 10–20<br />

45699 Herten<br />

Tel.: 0 23 66 / 30 37 60<br />

www.schueler-besuchensenioren.de


Das Thema: Reisen<br />

Ob nach Asien hoch ins Gebirge oder<br />

aber ins eigene Paradies auf dem Camping­<br />

platz Stockwieser Damm in Haltern am<br />

See – Urlaub ist erholsam und tut gut. Da<br />

gibt es viel zu entdecken, spannende Erlebnisse<br />

warten. So wie bei den Urlaubern<br />

in unserem Schwerpunktthema „Reisen“.<br />

Annegret und Beate Schniederjan haben<br />

sich zum Beispiel auf eine ganz besondere<br />

Reise gemacht. Mutter und Tochter<br />

erholten sich gemeinsam im Haus Fernblick<br />

im Sauerland. Eine betreute Reise<br />

mit ganz viel Zeit zum Seele baumeln<br />

lassen und durchatmen. Für eine Zeit der<br />

Stille hat sich Monika Munker entschieden<br />

und tauchte für zwei Tage im Bergkloster<br />

Bestwig ab. Und wer ganz dringend eine<br />

Pause braucht, der findet sie vielleicht<br />

sogar direkt hier in der Region. Das Freizeitportal<br />

www.regiofreizeit.de bietet<br />

Tourenvorschläge für Ausflüge mit dem<br />

Rad, zu Fuß oder hoch zu Ross. Der Tipp<br />

von Landrat Cay Süberkrüb: „Wer mag,<br />

kann sich die Daten auf sein GPS­Gerät<br />

herunter laden und damit auf Tour gehen.<br />

Ein klasse Angebot!“ Es muss eben nicht<br />

immer die Fremde sein. Auch hier bei uns<br />

vor der Tür ist es schön.<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Das Thema: Reisen<br />

Unter dem Himmel Seite 14<br />

Ja, sind wir im Wald hier? Seite 16<br />

Auszeit hinter Klostermauern Seite 19<br />

... und heute gibt’s ein Bierchen! Seite 22<br />

Klicken statt kleben Seite 24<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 13


Das Thema: Reisen<br />

14 LiVe 6|<strong>2011</strong>


Unter dem Himmel<br />

Ralf Brinkmanns Traum heißt Stok Kangri.<br />

Text von Heidi Meier, Fotos von Ralf Brinkmann.<br />

Karge, zerklüftete Landschaft, „bemalt“<br />

von bunten Häusern und Tempelanlagen,<br />

umrahmt von einzigartiger Gebirgskulisse,<br />

und auf dem Weg nach oben atemberaubende<br />

Ausblicke auf eine sagenhafte<br />

Bergwelt direkt unter dem Himmel. „Es<br />

gibt nichts Vergleichbares“, schwärmt Ralf<br />

Brinkmann bei der Durchsicht der Fotos.<br />

Fotos von seiner Traumreise in den Himalaya.<br />

Den 6.138 Meter hohen Stok Kangri<br />

hat der 50­Jährige dort in sieben Tagen<br />

bestiegen. 2006 war das, in Ladakh, das<br />

politisch heute zu Indien gehört, ethnisch<br />

und kulturell jedoch tibetisch geprägt ist.<br />

Zusammen mit drei weiteren Männern<br />

und einer Frau hat er sich an diese bis dahin<br />

persönliche Grenze gewagt. „Der Stok Kangri<br />

ist kein schwieriger Berg“, erläutert der<br />

Hertener Familienvater, der schon etliche<br />

Touren durch die Alpen hinter sich hat und<br />

zu Hause einen Spezialitätenladen betreibt.<br />

„Die Luft ist das Problem.“<br />

Zwei Jahre hat es gedauert, bis Ziel, Datum<br />

und Personen für die Reise feststanden,<br />

bei deren Organisation der Kontakt zu<br />

einem buddhistischen Zentrum in Aachen<br />

Daheim in Herten startete er jüngst<br />

anlässlich seines 50. Geburtstags mit<br />

dem Rad Richtung Gardasee<br />

(Foto o. r.). Das großartigste Erlebnis<br />

des abenteuerlustigen Ralf Brinkmann<br />

(bisher!) war allerdings die Besteigung<br />

des Stok Kangri im<br />

Himalaya. Seine beeindruckenden<br />

Bilder lassen ahnen, warum.<br />

äußerst hilfreich war. Pferde für den Lastentransport,<br />

einheimische Begleiter und<br />

Material, darunter Küchenzelt, Geschirr<br />

und Nahrungsmittel – all das musste in Leh,<br />

Hauptstadt Ladakhs und Ausgangspunkt<br />

der Tour, bereitstehen. Immerhin auf 3.500<br />

Metern gelegen, ging es dort schon los mit<br />

der Gewöhnung an dünne Höhenluft, mit<br />

zwei Tagen des Nichtstuns zur Akklimatisierung,<br />

an die sich eine Woche Begegnung<br />

mit der fremden Kultur anschloss.<br />

„Die Menschen haben uns sehr interessiert.<br />

Und weil wir in Familien wohnten,<br />

konnten wir hautnah erfahren, wie sie leben“,<br />

schwärmt Brinkmann von dem Blick hinter<br />

die Kulissen, Begegnungen mit der buddhistischen<br />

Kultur im Alltag der Familien und bei<br />

Mönchen in wunderbaren Tempelanlagen.<br />

Aber dann sollte es auch losgehen. Fünf<br />

Europäer, drei Männer aus Ladakh und<br />

fünf Pferde machten sich auf zum mächtigen<br />

Stok­Kangri­Gipfel. Zuweilen auf<br />

steilen, ansonsten aber „bequemen“ Wegen<br />

habe man sich mit Pferden und schwerem<br />

Gepäck zunächst auf 5.000 Meter hochgearbeitet<br />

und dort ein Lager errichtet, eigene<br />

Gebetsfahnen in die bereits im Höhenwind<br />

flatternden eingereiht, Gebete gesprochen,<br />

die einzigartige Bergwelt mit ihren besonderen<br />

Farben und unvergleichlich klarem<br />

Nachthimmel bestaunt.<br />

Knapp 1.200 Höhenmeter fehlten noch.<br />

Sie sollten an einem Tag bewältigt werden.<br />

Ein Tourmitglied litt schon hier unter<br />

immensen Kopfschmerzen, die auch der<br />

heilkundige einheimische Begleiter mit<br />

Pillen, Räucherstäbchen und Gebeten nicht<br />

vertreiben konnte. Um 24 Uhr am nächsten<br />

Tag ging’s dann mit leuchtenden Stirnlampen<br />

los Richtung Gipfel – mit leichtem Gepäck,<br />

bestehend aus den üblichen Rettungsutensilien,<br />

Steigeisen, Pickel, Verpflegung<br />

sowie Wasser und Tee („Man muss viel trinken!“).<br />

Und dann machte die Luft der Gruppe<br />

einen Strich durch die Rechnung. Drei<br />

mussten nach und nach umkehren, zwei<br />

kamen durch –­ auf selbst zu suchenden<br />

Wegen, unter Einsatz des Pickels und mit<br />

sehr beschwerlich gewordenem Schritt. Auf<br />

6.138 Metern konnten Ralf Brinkmann und<br />

Freund Peter dann endlich die Arme in die<br />

Luft reißen und ihre Gebetsfahnen befestigen,<br />

die dem Stok Kangri statt eines Gipfelkreuzes<br />

eine bunte Mütze aufsetzen.<br />

„Wir waren unglaublich froh, dort oben.<br />

Aber auch ein wenig traurig, dass wir nicht<br />

alle zusammen waren“, erinnert sich der<br />

stets Abenteuer suchende (und findende)<br />

Brinkmann. „Lange aufhalten konnte man<br />

sich da aber nicht.“ Die Bedingungen seien<br />

halt extrem, so hoch unterm Himmel.<br />

Um 17 Uhr waren beide wohlbehalten<br />

und voll mit Eindrücken von atemberaubenden<br />

Felsformationen in immer wieder<br />

anderen Farben zurück am Basislager. Und<br />

auch vor Antritt des Rückwegs wurde das<br />

Akklimatisieren wieder wichtig.<br />

Dokumentiert ist das alles durch einzigartige<br />

Fotos, aus denen dann eines nochmal<br />

besonders hervorsticht. Es zeigt fünf Freunde,<br />

hingelümmelt in Gartenstühle, ausgelassen<br />

feiernd vor einer Hütte in Ladakh. Auf<br />

dem Tisch: Bier. Marke: Godfather 1.000 Plus.<br />

INFO & TIPPS<br />

Ralf Brinkmann<br />

Arkade Herten<br />

Schloßstr. 25<br />

45701 Herten<br />

Tel.: 02 09 / 6 24 17<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 15


Das Thema: Reisen<br />

Ja, sind wir im Wald hier?<br />

Von wegen sauber gestutzte Hecken und penibel getrimmter<br />

Rasen – der Campingplatz Stockwieser Damm in Haltern<br />

räumt auf mit dem Klischee des spießigen Campers. Die Anlage<br />

wirkt wie ein kleines, verwunschenes Dorf mitten im Wald.<br />

Text von Tobias Kindel, Fotos von Marco Stepniak.<br />

„Jeder macht hier, wie er möchte. Hier<br />

gibt’s keinen Stress“, sagt Gerhard Borß und<br />

lehnt sich entspannt in seinem Liegestuhl<br />

zurück. Der 73­Jährige sitzt auf dem Rasen<br />

vor seinem Wohnwagen in der Sonne und<br />

lauscht den unzähligen Vogelstimmen.<br />

16 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Hohe, alte Birken umsäumen sein Grundstück.<br />

Fast wirkt es, als würde er mitten in<br />

einem Wald sitzen und nicht auf einem<br />

Campingplatz. „Das ist eine sehr natürliche<br />

Anlage mit vielen Bäumen, vielen Sträuchern“,<br />

erklärt der Dauercamper. Sorgsam<br />

gestutzte Hecken, millimetergenau getrimmten<br />

Rasen und spießige, quadratische<br />

Parzellen sucht man auf dem „Campingplatz<br />

Stockwieser Damm“ in Haltern am See<br />

meist vergebens. Die Wege führen durch<br />

schattige Birkenwälder, das Gras wächst<br />

auch mal kniehoch, der Abstand zwischen<br />

den einzelnen Campern ist ungewöhnlich<br />

groß, die Hecken sind an manchen Stellen<br />

mannshoch. „Hier kommt keiner mit dem<br />

Maßband und erklärt mir, wie hoch die<br />

Hecke sein muss. Das ist das Tolle hier!“<br />

Gerhard Borß und seine Frau Edith kommen<br />

eigentlich aus Erkenschwick. Natürlich<br />

fahren sie auch mal an die Nordsee,


Gerhard Borß genießt die Ruhe<br />

in seinem Liegestuhl vor seinem<br />

Wohnwagen.<br />

aber so oft es geht, genießen sie den Urlaub<br />

vor der Haustür. Seit 26 Jahren stehen sie<br />

mit ihrem Wohnwagen auf dem Platz in<br />

Haltern. Ihr Camper ist eine kleine Augenweide:<br />

Der Vorbau ist aus dunklem Holz,<br />

in der kleinen, weißen Küche köchelt ein<br />

Teekessel vor sich hin und überall hängen<br />

Schilder von Wanderwegen. „Die haben wir<br />

nicht geklaut“, betont der eifrige Wanderer,<br />

„sondern geschenkt bekommen.“ Bei aller<br />

Urwüchsigkeit des Campingplatzes – Gartenzwerge<br />

dürfen natürlich nicht fehlen …<br />

620 Euro Pacht zahlen sie für ihr kleines Paradies<br />

im Jahr, wenn mal Gäste über Nacht<br />

bleiben, zahlt man pro Kopf 3,50 Euro extra.<br />

Die jüngeren Enkel dürfen für 2,50 Euro die<br />

Nacht bleiben.<br />

Die vielen Jahre auf dem Campingplatz,<br />

da sind aus Parzellen­Nachbarn längst<br />

Freunde geworden. Nachmittags sitzen<br />

sie oft zusammen bei Kaffee und Kuchen,<br />

planen die nächste Fahrradtour ins Münsterland<br />

oder die beste Wanderroute. „Das<br />

hier hat viel mit nachbarschaftlicher Hilfe<br />

zu tun“, erklärt Gerhard. „Wenn ich mal ein<br />

Wochenende nicht kommen kann, gießt ein<br />

Nachbar meine Blumen und umgekehrt. Ein<br />

toller Zusammenhalt!“<br />

Eine Parzelle weiter genießen Brigitte<br />

und Alfred Malik die Ruhe der Campinganlage.<br />

„Uns liegt das Campen im Blut! Wir<br />

sind schon in den 70er­Jahren mit dem Zelt<br />

nach Italien gefahren, wie die Zigeuner“,<br />

lacht Alfred. Er wohnt in Bochum, hat lange<br />

Jahre bei Opel gearbeitet. Heute kommt der<br />

Rentner mit seiner Frau oft aus dem <strong>Ruhr</strong>gebiet<br />

ins nahe Haltern. „Ein Schrebergarten,<br />

wie im <strong>Ruhr</strong>pott üblich, kam für uns nicht<br />

in Frage. Ständig Hecke schneiden, Unkraut<br />

zupfen, die ganzen Pflichtstunden, das ist<br />

viel zu stressig“, sagt der 66­Jährige. Hier<br />

sitzt er oft mit einem Vogelbuch in der Natur<br />

und versucht herauszufinden, welcher<br />

Vogel da gerade singt. Ihr Wohnwagen ist<br />

aus dem Jahre 1968 – ein Schmuckstück<br />

mit dem traditionellen Holzausbau innen.<br />

„Der hat mal einem Schausteller gehört, der<br />

damit über die Rummelplätze getingelt ist“,<br />

erklärt seine Frau Brigitte. Für damals 5.000<br />

Mark haben sie ihn gekauft, in den Ausbau<br />

der Parzelle noch einmal circa 2.500 Euro<br />

gesteckt. Jetzt haben sie auf 130 Quadratmetern<br />

ihr persönliches grünes Glück! Geheizt<br />

und gekocht wird in der Welt der Camper<br />

mit Gas – Toilettenabwasser wird in einer<br />

Chemietoilette gesammelt und zentral auf<br />

dem Platz entsorgt. Da der Campingplatz<br />

mitten in einem Wasserschutzgebiet liegt,<br />

hat er keine Kanalisation.<br />

Den echten Camper stört das wenig: Seit<br />

unglaublichen 51 Jahren kommt Uli Szczep­<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 17


Campingplatz Stockwieser Damm in Haltern am See 1990 und <strong>2011</strong> – damals wie heute wird viel Wert auf Freundschaft und<br />

Nachbarschaftshilfe gelegt und gemeinsam gegessen, gefeiert und getratscht.<br />

niak auf den Platz in der Nähe des Halterner<br />

Stausees. „Mit zehn Jahren bin ich das erste<br />

Mal mit meinem Vater hier hergefahren. Damals<br />

noch mit dem Fahrrad, die weite Strecke<br />

von Wanne­Eickel nach Haltern. Wir<br />

Jungen haben beim Bauern auf dem Feld<br />

gearbeitet, etwas Geld verdient“, erzählt er.<br />

In Wanne­Eickel wohnt er mit seiner Frau<br />

Gabi immer noch – und auch dem Campingplatz<br />

blieb er treu. „Ich kenne praktisch<br />

jeden Strauch hier“, lacht der 61­Jährige.<br />

Ihre Parzelle zeugt davon, dass hier zwei<br />

sehr engagierte Gärtner ihr Werk tun. Eine<br />

üppige Klematis protzt mit unzähligen<br />

weißen Blüten, der Rasen leuchtet sattgrün.<br />

18 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Der hölzerne Vorbau ist von innen hellblau<br />

gestrichen, Bilder von Strand und Dünen<br />

unterstreichen das maritime Flair. „Unser<br />

blauer Salon“, scherzt Uli. Wie fast alle Dauercamper<br />

ist er mit seiner Frau auch im Winter<br />

hier. Dann hüllt Schnee die Anlage in ein<br />

winterliches Kleid, alles wirkt noch stiller<br />

und friedlicher als jetzt schon im Sommer.<br />

„Wir haben hier mit den Enkelkindern Silvester<br />

gefeiert. Ganz ruhig, draußen war<br />

alles eingeschneit. Eine ganz eigene Stimmung<br />

ist das dann“, sagt der Wanne­Eickeler.<br />

Zwei Parzellen neben seiner ist noch ein großes<br />

Grundstück frei. Uli deutet auf die freie<br />

Fläche: „Wer will, kann sich hier bewerben.<br />

Wir suchen vor allem auch junge Familien<br />

mit Kindern. Nur so wachsen Nachwuchs­<br />

Camper heran und unser Platz lebt weiter!“<br />

INFO & TIPPS<br />

Campingplatz<br />

Stockwieser Damm<br />

Stockwieser Damm 200<br />

45721 Haltern am See<br />

Tel.: 0 23 64 / 33 60<br />

www.campingplatz-stockwieserdamm.de<br />

Häusliche Pflege in guten Händen<br />

Diakoniestation Recklinghausen • Telefon 10 20 10 • www.diakonie-recklinghausen.de


Auszeit hinter<br />

Klostermauern<br />

Die wundervolle Landschaft des Sauerlandes, die feierliche<br />

Atmosphäre in der Kirche und ganz besondere Begegnungen:<br />

Monika Munker aus Recklinghausen verbrachte zwei Tage<br />

im Bergkloster Bestwig. Eine himmlische Erfahrung.<br />

Text von Rosa Hallmann, Fotos von Wolfgang Quickels.<br />

Das Thema: Reisen<br />

Monika Munker im Gespräch mit Schwester Ignatia. Im Bergkloster Bestwig gibt es viel Unbekanntes und Neues zu entdecken.<br />

Das Kloster zeigt sich von seiner schöns­<br />

ten Seite: Schäfchenwolken ziehen über den<br />

Sommerhimmel, die nah gelegenen Wälder<br />

und Berge sind anmutig wie auf einer Postkarte,<br />

der Park lockt zu einem Spaziergang.<br />

Mitten in der Idylle des Sauerlandes liegt<br />

das Bergkloster Bestwig. Hier leben rund<br />

80 Schwestern der heiligen Maria Magdalena<br />

Postel. Die Schwestern arbeiten<br />

hauptsächlich in Schulen, Senioreneinrichtungen<br />

und Kliniken, wie dem Gertrudis­<br />

Hospital in Herten­Westerholt, das dem<br />

Klinikverbund Katholische Krankenhäuser<br />

<strong>Ruhr</strong>gebiet Nord (KKRN) angehört.<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 19


Monika Munker besucht eine Andacht in der Kirche des Klosters (l.). Nach der Andacht zündet sie in der Krypta eine Kerze an<br />

und betet für Menschen in Not.<br />

Neben den Ordensfrauen, viele von<br />

ihnen verbringen ihren Lebensabend im<br />

Kloster Bestwig, sind auch Gäste zu Besuch.<br />

Einige von ihnen sind Ausflügler, der <strong>Ruhr</strong>tal­Radweg<br />

liegt nur 200 Meter entfernt, andere<br />

sind Familien, die eine kostengünstige<br />

Unterkunft suchen. Aber es kommen auch<br />

Christen, die spirituelle Kurse besuchen,<br />

oder Neugierige, die in die Welt des Klosters<br />

eintauchen möchten. Zu letzteren gehört<br />

Monika Munker. „Ich möchte den Alltag<br />

hinter mir lassen“, verrät die Hausfrau.<br />

48 Stunden ohne Fernsehen, Handy und<br />

Computer, dafür in der Ruhe hinter den<br />

Klostermauern entspannen – deshalb<br />

kommt die Mutter einer erwachsenen<br />

Tochter nach Bestwig. Im Internet ist sie auf<br />

20 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

die Einrichtung gestoßen. Nach der knapp<br />

einstündigen Autofahrt wartet eine Überraschung<br />

auf die gelernte Bürokauffrau. „Ich<br />

habe mir unter einem Kloster einen mittelalterlichen<br />

Bau mit endlosen Gängen und<br />

düsteren Kammern vorgestellt“, schildert<br />

sie ihre Erwartungen. Das Bergkloster ist<br />

alles andere als ein unheimliches Gemäuer,<br />

wie man es aus Filmen wie „Im Namen der<br />

Rose“ kennt, sondern ein lichtdurchflutetes<br />

Paradies, das zwischen 1968 und 1971 erbaut<br />

wurde. „Vom ersten Moment an habe<br />

ich mich hier wohlgefühlt“, gesteht sie,<br />

„das ist wirklich ein heller und freundlicher<br />

Ort.“ Schwester Ignatia (66) nimmt die Besucherin<br />

in Empfang und führt sie durch<br />

das weitläufige Haus.<br />

Hier gibt es eine Krypta (Unterkirche),<br />

eine moderne Kirche und verschiedene Aufenthaltsräume<br />

für die Besucher. Und dann<br />

ist da noch der herrliche Park. „Die Seele<br />

braucht einen Ort, wo es schön ist“, weiß<br />

Schwester Ignatia, deren Name „die Feurige“<br />

bedeutet. „Schwester Walburga Maria<br />

ist mit der japanischen Blumenkunst Ikebana<br />

vertraut, ihr verdanken wir den wunderschönen<br />

Park“, erklärt sie weiter. Die<br />

Gartenanlage mit ihrem Innenhof, den unzähligen<br />

Blüten, dem Klosterbach und den<br />

Spazierwegen ist ein wahrer Garten Eden.<br />

Nach der Klosterführung ist es für<br />

Monika Munker an der Zeit, ihr Zimmer<br />

zu beziehen. Ihr neues Zuhause ist ein<br />

Apartment im Haupthaus. Das geräu­


mige Wohnzimmer ist mit Möbeln im<br />

50er­Jahre­Stil ausgestattet, über dem<br />

Bett im Schlafzimmer hängt ein Kreuz.<br />

Die 56­Jährige platziert ein Buch auf dem<br />

Nachttisch – in Bestwig wird sie endlich<br />

dazu kommen, es zu lesen.<br />

18 Uhr, die Andacht beginnt. Monika<br />

Munker betritt die Kirche. Immer mehr<br />

Schwestern finden sich hier ein und singen<br />

Psalmen aus dem Alten Testament. Ihre<br />

Stimmen klingen glockenhell – wie ein<br />

Engelschor. Kerzenschein spendet sanftes<br />

Licht. Vogelgezwitscher dringt durch die<br />

geöffneten Fenster herein. Es ist eine einmalige<br />

Erfahrung, in die friedliche Welt des<br />

Ordens einzutauchen. Die Welt da draußen,<br />

außerhalb des Klosters, mit seinem Lärm<br />

und dem Stress des Alltags, scheint Hunderte<br />

von Kilometern weit weg zu liegen.<br />

Danach macht sich die Recklinghäuserin<br />

auf den Weg in die Krypta. Dort warten<br />

schon Schwester Ignatia und weitere<br />

Ordensschwestern. Gemeinsam werden<br />

sie über aktuelle Themen des Weltgeschehens<br />

sprechen und für Menschen in Not<br />

beten. Zusammen mit den Ordensfrauen<br />

zündet Monika Munker Kerzen an. Nach­<br />

Pfl egedienste<br />

für ein Leben zu Hause<br />

Unsere Angebote<br />

• Häusliche Kranken- und Altenpfl ege<br />

• Hauswirtschaftliche Hilfen<br />

• Hausnotruf<br />

• Beratung bei Demenz<br />

• Wohnraumanpassungsberatung<br />

• Betreuerische Hilfen im Einzelfall<br />

• Qualitätssicherungsnachweise<br />

• kostenlose Beratung bei Antragstellung<br />

auf Finanzierung<br />

dem Schwester Ignatia Segenswünsche an<br />

alle Versammelten verteilt hat, lassen die<br />

beiden den erlebnisreichen Tag am Klosterbach<br />

ausklingen.<br />

Eigentlich wollte Monika Munker am<br />

nächsten Morgen am Gottesdienst mit Prozession<br />

um 5.30 Uhr teilnehmen, doch den<br />

hat die Recklinghäuserin verschlafen. Kein<br />

Wunder: Die frische Luft des Sauerlandes<br />

macht müde. Am Frühstückstisch trifft sie<br />

Schwester Ignatia und eine Besucherin, die<br />

von einer Meditationsübung schwärmt,<br />

die sie in Bestwig erlernt hat. Das Kloster<br />

bietet eine große Auswahl an spirituellen<br />

Angeboten, Besinnungswochenenden und<br />

Schweigeexerzitien. „Ich möchte zuhören<br />

und schauen, was den Menschen guttut“,<br />

verspricht die Ordensfrau. Und dann berichtet<br />

sie von ihrem Leben, von ihrem Eintritt<br />

ins Kloster mit 19 Jahren, ihrem Studium in<br />

Münster, ihrem Referendariat am Gymnasium<br />

in Herten und von ihrer jahrzehntelangen<br />

Tätigkeit als Schulleiterin. Wenn sie<br />

erzählt, lächelt Schwester Ignatia oftmals<br />

verschmitzt und ihre Augen leuchten.<br />

Nach einer Mittagsandacht schlendert<br />

Monika Munker noch einmal durch<br />

Pfl egebüro Dorsten<br />

Freiheitsstraße 18<br />

46284 Dorsten<br />

Tel. 02362/604668<br />

Pfl egebüro Gladbeck<br />

Dorstener Straße 11<br />

45966 Gladbeck<br />

Tel. 02043/983714<br />

Pfl egebüro Herten<br />

Langenbochumer Str. 201<br />

45701 Herten<br />

Tel. 02366/18080<br />

Pfl egebüro Marl<br />

Barkhausstraße 46<br />

45768 Marl<br />

Tel. 02365/604119<br />

den Park und genießt die einmalige Ruhe.<br />

Im Innenhof trifft sie Ordensfrauen, die<br />

freundlich grüßen. Am Nachmittag heißt<br />

es Abschied nehmen von Schwester<br />

Ignatia und Bestwig. Auf dem Heimweg<br />

zieht Monika Munker Resümee: „Eine<br />

tolle Erfahrung – und ich fahre bestimmt<br />

noch einmal ins Bergkloster.“ Wer die<br />

himmlische Atmosphäre in Bestwig erleben<br />

durfte, wird diese Entscheidung<br />

verstehen.<br />

INFO & TIPPS<br />

Bergkloster Bestwig<br />

Bergkloster 1<br />

59909 Bestwig<br />

Tel.: 0 29 04 / 80 82 94<br />

rz-buero@smmp.de<br />

www.smmp.de<br />

Das Bergkloster ist<br />

barrierefrei.<br />

Einzelzimmer 17–30 Euro<br />

Doppelzimmer 15–22 Euro.<br />

Ihre persönliche Hörberaterin<br />

Claudia Radtke<br />

Hörgeräte Steneberg GmbH<br />

Bochumer Straße 108 · 45661 RE-Süd<br />

Tel. 0 23 61 / 3 62 65<br />

info@hoergeraete-steneberg.de<br />

Mo. bis Fr. 9 - 13 | 14 - 18 Uhr, Sa 9 - 13 Uhr<br />

www.hoergeraete-steneberg.de<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 21


Das Thema: Reisen<br />

Annegret Schniederjan freut sich auf einen Ausflug in Winterberg (l.). Tochter<br />

Beate erklimmt derweil den Klettergarten (M.). Abends gönnen sich die beiden<br />

ein Glas Bier (r. u.).<br />

… und heute gibt’s ein Bierchen!<br />

Erfahrungen von einer besonderen Reise.<br />

Text von Svenja Küchmeister, Fotos von Beate Schniederjan.<br />

Raus aus dem Alltag, rein ins Vergnügen!<br />

Das sagte sich Beate Schniederjan (49),<br />

als sie im November in einer Dienstbesprechung<br />

von einer Kollegin die neuen AWO­<br />

Reiseangebote in die Hand bekam – und<br />

sprach ihre Pläne gleich mit Vater Franz­<br />

Josef ab. Seine Antwort: „Ich glaube das erst,<br />

wenn ihr im Bus sitzt.“<br />

Sie saßen im Bus. Im Mai traten Beate<br />

Schniederjan und ihre 72­jährige Mutter<br />

eine Reise an, die es in keinem gängigen Urlaubskatalog<br />

zu buchen gibt. Eine Reise für<br />

besondere Gäste. Für Gäste wie Annegret<br />

22 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Schniederjan. Parkinson und Alzheimer sorgen<br />

zusammen dafür, dass ein Urlaub sehr<br />

gut geplant sein will. Und nicht jedes Haus<br />

ist für solche Gäste geeignet. Das AWO­Landhaus<br />

Fernblick in Winterberg ist es. Nicht<br />

nur das: Es ist sogar darauf spezialisiert.<br />

Tandem­Zimmer nennt sich das „Geheimnis“,<br />

das extra für Menschen mit<br />

Demenz und ihre Angehörigen eingerichtet<br />

worden ist. Diese „Tandems“ sind zwei<br />

miteinander verbundene Zimmer mit<br />

einem barrierefreien Badezimmer. Sie bieten<br />

ein wunderbares Zuhause auf Zeit mit<br />

Rückzugsmöglichkeiten, aber auch mit<br />

genug Raum für gemeinsame Stunden.<br />

„In dem Haus herrscht eine tolle Atmos<br />

phäre. Alle sind sehr zuvorkommend und<br />

freundlich, es ist optimal für Reisen wie<br />

diese geeignet. Schön ist auch, andere Menschen<br />

zu treffen, die in der gleichen Situation<br />

sind. Man muss sich nicht erklären, und<br />

der Austausch unter Angehörigen ist wohltuend“,<br />

erinnert sich Beate Schniederjan gerne<br />

an die gemeinsame Reise, die Mutter und<br />

Tochter sichtlich genossen haben. „Mir hat<br />

es gutgetan, in Ruhe Zeit mit meiner Mut­


ter verbringen zu können. Ohne schlechtes<br />

Gewissen, weil die Zeit nach Feierabend so<br />

kurz ist, ohne terminlichen Druck. Ein bisschen<br />

Verwöhnprogramm für meine Mutter,<br />

das ich auch mir geschenkt habe.“ Da kann<br />

es vorkommen, dass sich Mutter und Tochter<br />

zum Abendessen ein Bierchen gönnen.<br />

Wegen der Medikamente ein alkoholfreies,<br />

aber auch das schmeckt richtig gut!<br />

Damit beide Reisenden etwas von<br />

ihrem Urlaub haben, gibt es vormittags<br />

und nachmittags Betreuungsangebote<br />

für die erkrankten Gäste. Mit Snoezelen,<br />

Bewegungsübungen und vielem mehr.<br />

„Als ich meine Mutter das erste Mal in<br />

der Gruppe zurücklassen musste, war das<br />

für mich schwierig. Aber als ich sie nach<br />

zwei Stunden abgeholt und gesehen habe,<br />

wie glücklich und entspannt sie war und<br />

wie gut ihr die Zeit getan hat, war alles in<br />

Ordnung“, gibt Beate Schniederjan unumwunden<br />

zu.<br />

Fortan hat sie die „freie“ Zeit mit den<br />

anderen Angehörigen genossen: beim<br />

Besuch in der Salzgrotte, beim Bummel<br />

durch Winterberg oder beim Spaziergang<br />

durch die Natur. Auch das Massageangebot<br />

im Haus hat sie angenommen. Und abends<br />

gab es Programm für die Gruppe durch<br />

die Reiseleitung. Gemeinsames Singen,<br />

Spiele und andere gesellige Angebote, die<br />

für Kurzweil und Freude sorgen.<br />

Spazieren gehen im hauseigenen Sinnesgarten,<br />

auf dem eingegrenzten Gelände<br />

unterwegs sein, ohne sich eingesperrt zu<br />

fühlen. Jeden Tag aufs Neue vor der Wahl<br />

stehen, ob man an einer Kutschfahrt teilnehmen,<br />

sich mit dem hauseigenen Bus in die<br />

Stadt fahren lassen möchte oder etwas ganz<br />

anderes erleben will – das sind die Faktoren,<br />

die den Tandem­Urlaub für Beate und Annegret<br />

Schniederjan zu einem abwechslungsreichen<br />

Erlebnis gemacht haben.<br />

Vergessen sind die Ängste vor den<br />

Stunden der Abfahrt. „Sechs Monate habe<br />

ich mich auf die Reise gefreut. Aber als es<br />

so weit war, hatte ich Zweifel, ob das die<br />

richtige Entscheidung war. Ob ich das alles<br />

schaffe“, erinnert sich die 49­Jährige. Doch<br />

als schon auf dem Weg zur Autobahn „Hab’<br />

mein Wagen vollgeladen“ gesungen wurde,<br />

schwanden die Ängste.<br />

„Das war einfach eine rundum gelungene<br />

Reise. Vielleicht können wir das ja im<br />

nächsten Jahr wiederholen“, formuliert Beate<br />

Schniederjan eine vorsichtige Hoffnung. Ihr<br />

Vater hat die „Auszeit“ ebenfalls genossen.<br />

Radtouren durch den Kreis Recklinghausen,<br />

Karten spielen mit Freunden, Dinge tun, zu<br />

denen er im Alltag nur sehr selten kommt.<br />

Trotzdem hat er sich riesig gefreut, als der<br />

AWO­Bulli wieder vor der Haustür hielt, Frau<br />

und Tochter wohlbehalten, gut erholt und<br />

glücklich zurückgebracht hat.<br />

INFO & TIPPS<br />

AWO Castrop-Rauxel<br />

Yasemin Cagatay<br />

Biesenkamp 7<br />

44575 Castrop-Rauxel<br />

Tel.: 0 23 66 / 50 37 84<br />

Im September bietet die AWO<br />

eine weitere Tandem-Reise<br />

ins Landhaus Fernblick an.<br />

Es sind noch Plätze frei.<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 23


Das Thema: Reisen<br />

Klicken statt kleben<br />

LiVe-Fotoworkshop im Medienhaus Bauer in Marl.<br />

Die Fotografen<br />

Oliver Mau (o.) und<br />

Torsten Janfeld (r.)<br />

zeigen, wie Sie aus<br />

Ihren Fotos ein<br />

tolles Fotobuch<br />

zaubern können.<br />

Fotoalben. Seit Generationen der beste<br />

Platz für die besten Fotos und schönsten<br />

Erinnerungen. Ob Urlaubsreise, Familienfest,<br />

Hobby, Haustiere, ein Besuch im<br />

Zoo, Hochzeit, Kinderkommunion, Konfirmation<br />

oder die Geburt eines Enkels:<br />

Anlässe zum Fotografieren gibt es viele.<br />

Gute Gründe, ein klassisches Fotoalbum<br />

anzulegen, gibt es mindestens<br />

ebenso viele. Zwar bietet auch die eigene<br />

Festplatte viel Platz zum Aufbewahren<br />

vieler Fotos. Bei genauerer Betrachtung,<br />

ist dieses virtuelle Archiv aber ganz<br />

schön unsicher. Was passiert mit Ihren<br />

24 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

einmaligen Bildern bei einem Festplattencrash?<br />

Wie übertragen Sie beim Kauf<br />

eines neuen PCs Ihre Bilder auf die neue<br />

Festplatte? Halten Sicherungs­CDs und<br />

­DVDs tatsächlich nur fünf Jahre und<br />

was kommt danach? Wie können Sie<br />

sicher sein, dass Ihre Bilder dann noch<br />

lesbar sind? Sie sehen, so einfach ist das<br />

Archivieren digitaler Bilder tatsächlich<br />

nicht. Da hatten es unsere Eltern und<br />

Großeltern schon einfacher. Es wurde<br />

zwar viel seltener fotografiert, aber diese<br />

umso kostbareren Fotos kamen allesamt<br />

ins klassische Fotoalbum. So kommt es,<br />

dass wir auch heute noch staunend die<br />

Fotografien unserer Vorfahren bewundern<br />

können. Völlig unplugged. Und das<br />

ist auch gut so.<br />

Doch während unsere Großeltern<br />

kaum eine andere Wahl hatten, um Fotos<br />

und Erinnerungen an bessere Zeiten<br />

aufzubewahren, haben Sie heutzutage<br />

die Qual der Wahl. Da gibt es klassische<br />

Fotoalben in vielen Größen, Formaten<br />

und Ausführungen. In Zeiten von Bits<br />

und Bytes kann man sich sogar das lästige<br />

Hantieren mit Fotokleber und Fotoecken<br />

sparen: mit Fotobüchern.<br />

Torsten Janfeld, Fotochef im Medienhaus<br />

Bauer, und LiVe­Redaktionsleiter<br />

Oliver Mau zeigen in einem Workshop<br />

die ersten Schritte in die Fotobuchproduktion:<br />

Welche Anbieter gibt es, worin<br />

liegen die Unterschiede? Welche Hindernisse<br />

können die Arbeiten am Rechner<br />

erschweren? Unsere Fotografen haben<br />

Erfolgsrezepte für Sie.<br />

INFO & TIPPS<br />

Workshop Fotobuch<br />

im Medienhaus Bauer in Marl<br />

Mittwoch, 14. September <strong>2011</strong><br />

17 bis 19 Uhr<br />

Teilnahmegebühr: 5 Euro<br />

Anmeldungen:<br />

Redaktion LiVe<br />

Lise-Meitner-Straße 11<br />

45699 Herten<br />

Tel.: 0 23 66 / 88 70 90<br />

om@haidhausen-verlag.de


Also rocke ich, bis ich sterbe!<br />

Rock‘n‘ Roll im Vest<br />

Wie lange sollen oder dürfen Rockmusiker auf der Bühne<br />

stehen? Michael Polubinski hat sich für LiVe mit einigen<br />

Protagonisten der Wilden Sechziger aus dem Vest auf die<br />

Suche nach einer Antwort gemacht. Damals existierten<br />

über 100 (!) Rock­ und Beatbands in der Region.<br />

Text von Michael Polubinski, Fotos von<br />

Brigitte Berkau und Michael Polubinski.<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 25


Als Pharmaziestudent und Grün­<br />

dungsmitglied der Recklinghäuser Band<br />

„The Dakotas“ liebte Wolfgang („Molto“)<br />

Volkmer deftige Spontisprüche wie „Trau<br />

keinem über 30“. Heute muss sich der<br />

selbstständige Apotheker, 63, in einem Internet­Blog<br />

die Frage gefallen lassen: „Sollen<br />

alte Säcke noch Rockmusik machen?“ Bis<br />

heute ist er rund 1.000 Mal die Bühne hochgeklettert.<br />

Mindestens noch zehn Jahre will<br />

er musizieren. Aktuell bearbeitet er die<br />

Gitarre in der „All in Band Selm“. Volkmer<br />

vererbte seine Leidenschaft: Sohn Raphael,<br />

Betreiber des „All in Studio Selm“, spielt seit<br />

dem siebten Lebensjahr Violine, seit 2009<br />

Elektrobass. Tochter Verena ist eine dekorierte<br />

Harfenistin mit Lehrauftrag (Hanns<br />

Eisler Musikhochschule Berlin). Selbst bei<br />

der „Wahl“ des Schwiegersohnes war Musik<br />

das entscheidende Kriterium: Guido Pyka<br />

ist Live­ und Studiogitarrist, ausgebildet in<br />

Los Angeles. Seine Band heißt „Wild Years“.<br />

„Alte Säcke“ bekamen auch Rudolf<br />

(„Öl“) Peters und Jürgen („Mattu“) Matuszewski<br />

nach einer gemeinsamen Session<br />

von einem jungen Schlagzeuger als<br />

„Qualitätsmerkmal“ zu hören. Mit diesen<br />

Opas gäbe es keine musikalische Zukunft.<br />

Peters war richtig sauer. „Ich garantierte<br />

dem Schnösel, mich schon bald im Radio<br />

zu hören.“ Längst hat der Sechzigjährige<br />

als Victor P. bei der WDR­4­Hitparade mit<br />

Deutschrock­Titeln den ersten Platz belegt<br />

– schon fünf Mal! Der Inhaber einer Werbeagentur<br />

ist vielen Beatliebhabern der Ü60­<br />

26 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Generation als Ausnahmetalent der Recklinghäuser<br />

Band „The Rangers“, Gründung<br />

1964, bekannt. Die Gruppe räumte in der<br />

legendären „Beatfestival“­Ära reihenweise<br />

Titel ab. „Beatmusik war damals wie eine<br />

Droge. Heute ist Musik ein Jungbrunnen<br />

für mich. Mit alten Kumpanen wie Rainer<br />

Sadowski zu spielen, ist so etwas wie ein<br />

Déjà­vu. Das ist der alte Groove, verbunden<br />

mit dem Gefühl von glücklicher Jugend.“<br />

Mediziner würden dazu raten, Musik zu<br />

machen, weil dadurch das Gehirn auf besondere<br />

Weise trainiert wird. „Also rocke<br />

ich, bis ich sterbe!“<br />

Rainer („Botschek“) Sadowski kann<br />

mit seinen 66 Lenzen ebenfalls nicht die<br />

Finger von seiner „Fender“­Gitarre oder<br />

seiner „Gretsch“ lassen. Er tritt noch heute<br />

höchst erfolgreich mit der Altherren­<br />

Boygroup „Silver Strings“ auf. Mit den<br />

„Rocking Teens“ gastierte der Recklinghäuser<br />

1961 zum ersten Mal in der Vestlandhalle,<br />

damals mit Nino Malfeld die erste<br />

Rock­’n’­Roll­Band im nördlichen Revier.<br />

Zeitweise ernährte sich der Gitarrist und<br />

Sänger der „Bravos“ als Profimusiker. Mit<br />

Folgen fürs Familienleben: „Morgens hatten<br />

wir geheiratet. Abends stand ich wieder<br />

auf der Bühne. Für einen Ersatz hätte<br />

ich 160 Mark zahlen müssen. Insgesamt<br />

eine verdammt harte Zeit für meine Renate.“<br />

Später folgten Engagements mit den<br />

„Dakotas“ und „Rangers“. Heute genießt<br />

er es, in Sessions gemeinsam mit früheren<br />

Konkurrenten auf der Bühne zu stehen.<br />

Links die Stars der „Wilden Sechziger“<br />

(v. l.): Bernie Mersch, Botschek Sadowski,<br />

Öl Peters und Micky Talarczyk.<br />

Rechts eine Familie mit Musik im Blut<br />

(v. l.): Guido Pyka, Verena, Molto und<br />

Raphael Volkmer mit den Zwillingen<br />

Sophie und Victoria.<br />

Sadowski: „Es kommen Glücksgefühle<br />

auf, mit einem Öl Peters, Woody Holzinger<br />

oder Mattu Matuszewski zu spielen. Das ist<br />

ein Erlebnis.“ Und wie lange will er noch?<br />

Der gelernte Bergmann ganz trocken:<br />

„Rockmusiker treiben es so lange, bis sie<br />

der Förster von der Bühne schießt.“<br />

Als Jugendlicher zog Mattu Matuszewski<br />

den Neid anderer Amateurmusiker auf<br />

sich. Wohnte seine Tante doch im Olymp<br />

der Beatmusik, in Liverpool. Dort fuhr er<br />

hin. Von dort schickte seine Cousine Gladys<br />

die heiß ersehnten Originaltexte der<br />

Lieder von Beatles bis Stones. Als er drei<br />

Griffe auf der Gitarre beherrschte, stieg er<br />

bei den „Monsters“ ein. Später spielte der<br />

frühere Postbeamte bei „Lucky and the<br />

Giants“, „Root“ und „Dakotas“. Auftritte<br />

reduzieren sich heute auf Sessions, etwa<br />

mit den „Beat Classics“. Beobachter bescheinigen<br />

ihm, dass sich der 62­Jährige<br />

bis heute musikalisch stetig weiterentwickelt<br />

hat. Seit Jahren genießt er den Status<br />

eines Impresario. Gastwirt und Veranstalter<br />

Hermann Berger: „Wer eine gute Band<br />

sucht, spricht den Mattu an und ist immer<br />

bestens bedient.“ Sein Kollege Hans Son­


dermann von der Kneipe „Recklinghäuser“<br />

nickt zustimmend. Außerdem ist Matuszewski<br />

mit Holzinger Cheforganisator der<br />

Kultreihe „König Ludwig rockt“ und im<br />

Beat club Herne aktiv.<br />

Woody Holzinger, 53, gehört der „jün­<br />

geren“ Generation der Rockmusiker an.<br />

Seine erste Gitarre kaufte er sich 1973. „Von<br />

da an war ich ein glücklicher Mensch.“<br />

Er wirkte mit in der Hertener Tanzband<br />

„Kleeblatt“, spielte in Bonner Kneipen<br />

für Frikadellen und Bier. Wandelte auf<br />

Spuren der Folkmusik, war Mitglied der<br />

Kapelle „Cadillac“. Ansehen erwarb sich<br />

der Sparkassen­Marktleiter (Waltrop) als<br />

Gitarrist und Sänger in der aktuellen Band<br />

„Big Wheel“. Der Perfektionist und Tüftler<br />

zählt auch nach Meinung von Konkurren­<br />

ten zu den Besten in der regionalen Szene.<br />

Er will spielen, „solange man uns nicht<br />

von der Bühne schmeißt“. Musik sei ein<br />

Jungbrunnen. „Musik ist Emotion. Sie ist<br />

mit das Schönste, was es gibt. Ich verstehe<br />

übrigens Helmut Schmidt, der nicht wegen<br />

Gläubigkeit, sondern wegen der Musik<br />

in die Kirche geht.“<br />

Ebenfalls zu den schillernden Figuren<br />

der „Roaring Sixties“ zählt Raimund<br />

Ekholt, 61. Der diplomierte Erziehungswissenschaftler<br />

und gelernte Pauker war bis<br />

Februar Vize­Chef der Recklinghäuser Mu­<br />

Never too old to rock –<br />

nie zu alt für den Rock:<br />

Botschek Sadowski.<br />

Leben<br />

Viel fürs übrig!<br />

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Botschek Sadowski mit seinen „Silver Strings“ in Aktion. So schnell will er seine<br />

Gitarre nicht aus der Hand legen.<br />

sikschule. Als junger Beat­ und Rockmu­<br />

siker spielte er bei den „Ululators“, „The<br />

Dakotas“, „Rangers“ und „Dying Race“.<br />

Aktuell ist er mit der britischen Formation<br />

„Casey Jones and the Governors“ unterwegs.<br />

Der Profimusiker ist der Nach­<br />

Nach­Nachfolger von Eric Clapton. Der<br />

Weltklassemann „Mr. Slowhand“ zupfte<br />

in den frühen Tagen der „Governors“ dort<br />

die Gitarre. Engagements in „Bommel’s<br />

Swing Band“, Hochschul­Bigband der<br />

Folkwang Musikhochschule, in der Gruppe<br />

„RElevant“ und an den Städtischen<br />

Bühnen Münster (Orchester und Bühne)<br />

zeigen Ekholts Vielseitigkeit. Der Rentner<br />

mit Lehrauftrag an der Musikschule<br />

hat etliche Könner ausgebildet. Markus<br />

Conrads („Wildes Holz“), Jan Schlegtendal<br />

und Stefan Kahé von Hape Kerkelings<br />

Begleitband „Gesundfutter“ sind<br />

nur einige Beispiele. Ein Beat­Opa will er<br />

nicht werden („So wirken wir doch wohl<br />

nicht“), seine Gitarre aber umhängen,<br />

„solange ich es bringe und es ein Publikum<br />

dafür gibt“. Seine Prognose: „Ich<br />

bin sicher, dass in zwanzig Jahren in den<br />

Altersheimen häufiger ‚Satisfaction‘ von<br />

den Rolling Stones als das ‚Kufstein­Lied‘<br />

zu hören ist.“<br />

INFO & TIPPS<br />

www.allinstudio.de<br />

www.bigwheelband.de<br />

www.guidoguitar.de<br />

www.victorp.de<br />

www.wildyears.de<br />

Silver Strings, Big Wheel & „All<br />

in Band Selm“ spielen am 24.9.<br />

beim Schützenfest in Herten.


Wer bekommt das Haus, wer das teu­<br />

re Kaffeeservice, wer soll sich um Bello<br />

kümmern und was bekommt er dafür …?<br />

Entscheidungen über das, was mit unseren<br />

Besitztümern nach unserem Tod passieren<br />

soll, sind nicht so einfach zu treffen und<br />

von großer juristischer Tragweite. Was Sie<br />

beachten und bedenken müssen, wenn Sie<br />

erben oder vererben, das können Sie bei der<br />

nächsten Telefonaktion des Medienhauses<br />

Bauer am kommenden Freitag, 22. Juli, erfahren.<br />

Drei Juristen der Deutschen Gesellschaft<br />

für Erbrechtskunde sitzen dann von<br />

10 Uhr bis 12.30 Uhr an den Redaktionstelefonen,<br />

um Ihre Fragen kompetent und individuell<br />

zu beantworten. Die Rechtsanwälte<br />

und Notare Egon Klee und Dirk Friedrich<br />

Bogatz aus Gelsenkirchen sowie Kurt Reich<br />

aus Marl warten auf Ihren Anruf.<br />

Telefonaktion<br />

Wie hinterlässt man<br />

seinen Besitz?<br />

Drei Juristen geben wertvolle Tipps und individuelle<br />

Informationen am Redaktionstelefon zum Thema erben<br />

und vererben. Text von Heidi Meier.<br />

INFO & TIPPS<br />

Experten via Telefon & E-Mail<br />

Leitungen nur geschaltet am<br />

22. Juli, 10 bis 12.30 Uhr<br />

Servicenr.: 0 18 02 / 99 88 77<br />

(6 Cent pro Gespräch aus den deutsch. Festnetz)<br />

telefonaktion@medienhausbauer.de<br />

Bitte beachten Sie, dass<br />

unsere Leitungen nur in der<br />

Sprechzeit von 10 Uhr bis<br />

12.30 Uhr am Freitag,<br />

22. Juli, geschaltet sind – und<br />

wir auch nur die in dieser<br />

Zeit eingegangenen E-Mails<br />

beantworten können.<br />

Gesund sitzen –<br />

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Ulrike Siering<br />

Pflegedienstleitstung<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 29


Kirche erleben<br />

Horst Borrieß guckt durch das Bullauge an seiner Bürotür (o. l.). Fisch und Schiffsglocke repräsentieren die Schiffergemeinde.<br />

Besondere Orte<br />

Zwischen Wasser und Himmel: die Friedens kirche am Schiffshebewerk.<br />

Text und Fotos von Ramona Vauseweh.<br />

Gar nicht lange her, da ist es erneut passiert:<br />

„Schatz, hier will ich heiraten!“, verkündete<br />

eine Besucherin ihrem Begleiter. „Ich<br />

habe meinen Talar angezogen und gefragt:<br />

‚Sollen wir’s gleich machen?‘“, erzählt Horst<br />

Borrieß. Der 58­Jährige ist Schifferseelsorger.<br />

„Seine“ Kirche: die Friedenskirche am Schiffshebewerk.<br />

Direkt am Dortmund­Ems­Kanal<br />

gelegen, kuschelt sich das Gebäude zwi­<br />

30 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

schen Wohnhäuser und Garageneinfahrten.<br />

Roter Backstein, dunkles Dach, ein buntes<br />

Glasfenster strahlt in der Sonne. Anker und<br />

Schiffsschraube dicht am Tor. Drinnen treffen<br />

sich nicht nur ein Akkordeon orchester,<br />

ein Gospelchor, Amateurfunker und der<br />

Computerclub Networkers.<br />

Offene Kirche in Reinkultur. Und dennoch<br />

ganz Kirche mit Orgel, Altar und<br />

Taufbecken. Vor 25 Jahren wurde die Friedenskirche<br />

unter Denkmalschutz gestellt.<br />

„Sie gehört zu den ältesten evangelischen<br />

Kirchen im Vest“, erzählt der Schifferseelsorger.<br />

Die ersten Evangelischen seien mit<br />

dem Bau des Dortmund­Ems­Kanals in die<br />

Region gekommen. „Gottesdienst hat man<br />

im Wirtshaussaal Niehage und in einer Baukantine<br />

gefeiert.“


1899 wurde die Evangelische Kirchen­<br />

gemeinde Waltrop­Datteln gegründet, 1901<br />

war Kircheneinweihung. Seit vier Jahren<br />

ist die Friedenskirche Heimat der Schiffergemeinde.<br />

„Der Kanalknotenpunkt war geradezu<br />

ideal dafür“, findet Horst Borrieß. Er<br />

stammt aus Hamburg. Sein Vater fuhr zur<br />

See, „alles über die Binnenschifffahrt habe<br />

ich durch die Kontakte vor Ort erfahren“.<br />

Mehr als 3.000 Arbeitsstunden – viele<br />

ehrenamtliche Helfer gestalteten das historische<br />

Gebäude zur Schifferkirche um: Ausbau<br />

von Kellerräumen, Renovierung von Altarraum<br />

und Sakristei. Ein heller hoher Raum,<br />

lichtdurchflutet. Nicht nur der Rettungsring<br />

an der Wand erzählt vom Wasser. Links und<br />

rechts vom Chor Positionslichter in Rot und<br />

Grün, Schiffsglocken an Tauen. Im Eingangsbereich<br />

Café­Atmosphäre: Vitrinen mit Tassen<br />

und Gläsern, Tische und Stühle aus Holz.<br />

Eine Treppe führt auf die wiedererrichtete<br />

Empore. Hinter Bullaugen die winzigen Büros<br />

von Schifferseelsorger und Kirchmeister:<br />

Eckhard Ostrowski (68) kümmert sich ehrenamtlich<br />

um Bauvorhaben und das liebe Geld.<br />

Inzwischen ist die Friedenskirche Station<br />

auf dem Jakobsweg durch das <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />

Queen Mary 2 & Queen Elizabeth<br />

Die Ocean Liner Queen Mary 2 und Queen Elizabeth<br />

treffen am 15. Juli 2012 im Hamburger Hafen ein. Wir waren<br />

an Bord und haben folgende Angebote mitgebracht:<br />

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05.-07.06. / 17.-19.06. / 13.-15.07.2012<br />

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04.-13.05./06.-15.07./03.-12.08. 2012<br />

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Imagebroschüre<br />

Pilger bekommen den unverwechselbaren<br />

Stempel, dürfen die Dusche nutzen und<br />

bekommen einen Kaffee auf den Weg. Das<br />

Gebäude bietet Platz für die verschiedensten<br />

Veranstaltungen, in erster Linie für die Feiern<br />

der Binnenschiffer, „sie haben ja keinen Platz<br />

an Bord“. Mieten kann die Räumlichkeiten<br />

aber jeder.<br />

Kirche als Raum für Pausen im Alltag<br />

– und als Ort der Sozial arbeit. „Das fängt<br />

damit an, dass Menschen diese Adresse als<br />

Meldeadresse angeben, wenn sie sonst keine<br />

haben“, erklärt Horst Borrieß. Fünf bis zehn<br />

Postsendungen am Tag, der Schlüssel hängt<br />

am Briefkasten. Seine Briefe holt man sich<br />

selbst. Den Schiffern bringt der humorvolle<br />

Diakon sie durchaus mal vorbei, begleitet<br />

Schifferkinder zum Bahnhof, besucht die<br />

alte Mutter eines Schiffers zum Geburtstag,<br />

wenn der Sohn gerade auf Fahrt ist, beschafft<br />

Ersatzteile oder bringt die alte Schiffsbatterie<br />

zum Sondermüll.<br />

Jeden Sonntag zwischen 15 und 18 Uhr<br />

hat das Kirchcafé geöffnet. Gottesdienste<br />

finden in der Friedenskirche weiterhin statt.<br />

„Beispielsweise der plattdeutsche Gottesdienst<br />

zusammen mit dem katholischen Kol­<br />

Haidhausen-Verlag<br />

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Die Agentur AufEwald<br />

legen.“ Oder zu bestimmten Anlässen: „Am<br />

Ewigkeitssonntag gedenken wir der Todesfälle<br />

aus Schifffahrt und Sportschifffahrt“, sagt<br />

der Schifferseelsorger und wird ernst. Genauso<br />

ist Platz für freudige Ereignisse. In der<br />

Friedenskirche wird geheiratet. Und getauft.<br />

Durchaus an Tagen mit Kirchcafé. Zur Feier<br />

des Tages zieht Horst Borrieß den Talar an.<br />

INFO & TIPPS<br />

Friedenskirche am<br />

Schiffshebewerk<br />

Provinzialstraße 14–16<br />

45711 Datteln<br />

www.friedenskirche-amschiffshebewerk.de<br />

Hin und weg:<br />

Bus 231 bis Kanalstraße<br />

Schifferseelsorger<br />

Diakon Horst Borrieß<br />

Tel.: 01 71 / 4 15 34 45<br />

Kirchmeister<br />

Eckhard Ostrowski<br />

Tel.: 0 23 63 / 3 88 39 28<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 31


Umzug ins Seniorenheim<br />

Eine neue Heimat<br />

Nach fast 50 Jahren in ihrer Wohnung in Gladbeck­<br />

Brauck zieht Maria Heß ins neue St.­Altfrid­Haus<br />

der Caritas. Für die 88­Jährige kein leichter Schritt …<br />

Text von Tobias Kindel, Fotos von Marco Stepniak.<br />

32 LiVe 6|<strong>2011</strong>


Die Tränen fließen erst, als fast alles<br />

vorbei ist. Sie fließen nicht, als Maria Heß<br />

ihr Hab und Gut in Kartons packt. Nicht,<br />

als sie zum letzten Mal die Wohnung abschließt,<br />

die fast 50 Jahre ihr Zuhause war.<br />

Nicht, als sie neben ihrem Sohn im Auto<br />

sitzt und er sie zum Altenheim fährt. Aber<br />

als die 88­Jährige das erste Mal die Tür<br />

ihres neuen Zimmers im St.­Altfrid­Haus<br />

in Gladbeck öffnet, rollen Tränen über<br />

ihre faltigen Wangen. „Es ist sehr schön<br />

hier. Aber es fällt mir doch schwer“, sagt<br />

die alte Dame und schluchzt. „Ich hatte<br />

immer ein eigenes Leben und muss mich<br />

jetzt daran gewöhnen, dass hier andere<br />

auch was zu sagen haben. Aber ich will<br />

doch die Kinder entlasten!“<br />

Sie schaut in ihr neues Zimmer, sieht<br />

den hellen Holzfußboden, die weißen<br />

Schränke und die roten Gardinen. Der<br />

Raum ist breit und lichtdurchflutet, das<br />

Badezimmer groß, eben und ohne Stolperfallen.<br />

Aus dem Fenster fällt der Blick auf<br />

den Innenhof des Hauses: Er ist begrünt,<br />

mit einigen Parkbänken zum Verweilen.<br />

Ein alter Förderwagen steht dort, reich bepflanzt<br />

mit bunten Petunien. „Meine beiden<br />

Schwestern wohnen da unten“, sagt Maria<br />

Heß und zeigt auf zwei Wohnungen im Gebäude<br />

gegenüber. „Die haben immer schon<br />

gefragt, wann ich denn hier einziehe“,<br />

erzählt sie und lächelt schon wieder.<br />

Ein Leben alleine in den eigenen vier<br />

Wänden war für die Gladbeckerin nicht<br />

mehr möglich. Sie leidet an Osteoporose,<br />

ihre Knochen sind schwach und brechen<br />

leicht. Maria Heß kann kaum aus dem Stuhl<br />

aufstehen, jedes Aufstehen aus dem Bett<br />

wird zum Kampf. Die Folge: Die 88­Jährige<br />

ging nicht mehr alleine vor die Tür, saß<br />

Die Familienfotos<br />

dürfen in dem<br />

neuen Zimmer<br />

nicht fehlen, sie<br />

werden zuerst<br />

aufgestellt.<br />

nur noch am Küchenfenster und blickte<br />

hinaus auf die Straße. Selbstständig aus ihrer<br />

Wohnung im ersten Stock bis hinunter<br />

auf die Straße konnte sie nicht mehr gehen.<br />

Ihr Sohn Dieter und seine Frau Rosemarie<br />

haben oft und viel geholfen, aber sie können<br />

die Seniorin nicht rund um die Uhr betreuen.<br />

„Es war eine schwierige Entscheidung,<br />

für die wir uns über ein Jahr Zeit genommen<br />

haben. Es ist schwer, für meine Schwiegermutter<br />

so zu sorgen, wie es nötig wäre. Und<br />

bevor es uns über den Kopf wächst, gehen<br />

wir lieber zusammen diesen Weg“, erklärt<br />

6|<strong>2011</strong> LiVe 33


Rosemarie Heß. Schon vor dem Umzug ins<br />

Seniorenheim bekam die Familie Unterstützung<br />

durch die Caritas Gladbeck. Täglich<br />

wurde Maria Heß von „Essen auf Rädern“<br />

versorgt, einmal in der Woche kam sie zur<br />

Tagespflege ins Johannes­van­Acken­Haus<br />

in der Gladbecker Innenstadt. Und die Mitarbeiter<br />

des ambulanten Pflegedienstes der<br />

Caritas und des ambulantbetreuten Wohnens<br />

unterstützten die Angehörigen bei der<br />

Pflege. Die Schwiegertochter lobt die Arbeit<br />

des Verbandes: „Sie ist dort sehr gut aufgehoben.<br />

Wenn ich die Mitarbeiter der Caritas<br />

nicht gehabt hätte, hätte ich manchmal<br />

ganz schön alt ausgesehen.“<br />

Vor drei Tagen half Rosemarie Heß<br />

ihrer Schwiegermutter beim Packen der<br />

34 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

Kartons: Sie legt unter anderem Nachthemden<br />

und Kleidung in eine Umzugskiste,<br />

einen großen Porzellanengel und den<br />

schwarz­braunen Plüschhund „Ewald“ –<br />

einen Schäferhund. „Der muss unbedingt<br />

mit“, sagt Maria Heß. Dazu viele persönliche<br />

Erinnerungsstücke. Acht Kisten kommen<br />

so zusammen, die Möbel bleiben in der<br />

50­Quadratmeter­Wohnung zurück. Seit<br />

1964 hat sie hier gewohnt, erst zusammen<br />

mit ihrem Mann und Sohn Dieter, später<br />

alleine. Der Gasherd ist längst abgebaut, der<br />

Fernseher wurde seit zwei Jahren nicht eingeschaltet.<br />

Nach fast 50 Jahren Alltagsleben<br />

in diesen vier Wänden fällt das Einpacken<br />

der wichtigsten Gegenstände schwer. Maria<br />

blickt auf die Umzugskisten. „Ich will auch<br />

nicht zu viel mitbringen. Hier habe ich drei<br />

Räume, drüben nur einen. Ich kann mich<br />

aber so schlecht von Sachen trennen“, sagt<br />

die Seniorin und blickt auf ihre Wohnwand<br />

aus Holz und die schwarz­weiße Küche. In<br />

den 60er­Jahren gekauft und über die Jahre<br />

vertraut geworden, Möbelstücke, die sie<br />

nicht mitnehmen kann. Maria Heß stützt<br />

sich auf ihren Gehstock, guckt kurz in die<br />

Ferne, als blicke sie auf ihr Leben zurück.<br />

„Ich bin ein bisschen traurig, denn ich muss<br />

doch vieles zurücklassen. Und ein kleines<br />

bisschen Angst habe ich auch, dass es mir<br />

dort drüben nicht gefällt“, sagt die 88­Jährige.<br />

„Aber ich werde mich schon daran<br />

gewöhnen“, macht sie sich selbst Mut. Sie<br />

packt noch zwei Tüten Schokoladen­Kon­


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Heß hilft Maria Heß beim<br />

Sortieren und Verpacken<br />

(l.). Sohn Dieter begleitet<br />

seine Mutter ins Seniorenheim<br />

(r. M.). Dort gibt es<br />

einen neuen Schlüssel und<br />

ein Zimmerschild.<br />

fekt in eine Umzugskiste. „Die ziehen mit<br />

um! Mein Arzt hat gesagt, dass ich das essen<br />

soll, es ist gut für meine Knochen. Aber nur<br />

die dunklen, aus Zartbitter“, lacht sie.<br />

Dass das St.­Altfrid­Haus nur circa 300<br />

Meter Luftlinie von ihrer jetzigen Wohnung<br />

entfernt ist, hat die Entscheidung für die<br />

alte Dame erleichtert. „Ich will nicht weg<br />

aus Brauck. Hier kenne ich viele und viele<br />

kennen mich“, sagt Maria Heß. 1946 kam<br />

sie mit ihrem Vater nach einer Flucht aus<br />

der sowjetischen Besatzungszone ins <strong>Ruhr</strong>gebiet.<br />

Ihr Vater war Dachdecker und fand<br />

in der Zeit des Wiederaufbaus direkt Arbeit,<br />

blieb in Gladbeck. Ihr Mann starb bereits<br />

vor 40 Jahren, genau zwei Tage nach der<br />

Hochzeit ihres Sohnes Dieter. „Das war ein<br />

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großer Schlag für uns alle“, sagt Maria Heß<br />

traurig. Die Familienfotos legt sie zuoberst<br />

in eine der Kisten, sie sollen im Seniorenheim<br />

zuerst aufgestellt werden.<br />

Drei Tage später räumt sie zusammen<br />

mit ihrer Schwiegertochter die ersten Kleidungsstücke<br />

in ihren neuen Schrank im<br />

St.­Altfrid­Haus. Immer wieder blickt die<br />

alte Dame dabei nach unten in den Hof.<br />

Dort bringt ihre Schwägerin einen Beutel<br />

Müll zu den Abfalltonnen – sie lebt in den<br />

Altenwohnungen der Caritas neben dem<br />

neuen Seniorenheim. Als sie Maria oben<br />

sieht, winkt sie hoch. „Eigentlich kenne ich<br />

hier schon ganz schön viele“, sagt Maria Heß<br />

lächelnd und die anfänglichen Tränen sind<br />

längst vergessen …<br />

INFO & TIPPS<br />

Caritasverband Gladbeck e.V.<br />

Kirchstraße 5–7<br />

45964 Gladbeck<br />

Tel.: 0 20 43 / 2 79 10<br />

www.caritas-gladbeck.de<br />

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Lise-Meitner-Straße 11<br />

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6|<strong>2011</strong> LiVe 35


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36 LiVe 6|<strong>2011</strong><br />

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