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Biographie von der JVA Lichtenberg

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<strong>JVA</strong> <strong>JVA</strong> LICHTENBERG<br />

LICHTENBERG<br />

01/2009<br />

01/2009


Inhalt<br />

<strong>Biographie</strong> 4<br />

Knast-Alphabet 5<br />

Es gibt Elend 9<br />

Werbung Stadthotel Pankow 11<br />

Vollzug und Logik 12<br />

Zehn Gebote für den Vollzugsbeamten 13<br />

Meckerseite 14<br />

10 Dinge 15<br />

Die Insassenvertretung 16<br />

Bericht Fotoworkshop 17<br />

Gedichte 19<br />

Hinter Gittern 20<br />

Verzweiflung 21<br />

Mein erster Rapversuch 22<br />

Ihre große Liebe die sie verloren hat 23<br />

Projekt 1 Million 24<br />

Knastgedanken 27<br />

Es gibt keinen Neuschnee 28<br />

Wollknäuel und Nadeln 29<br />

Wellness 30<br />

Gesundheitsreform 32<br />

Ein paar Tipps gegen Langeweile 33<br />

Knastvorschläge 34<br />

Buchtipps 35<br />

Horoskope 37<br />

Impressum 39<br />

Seite


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

<strong>Biographie</strong> <strong>von</strong> <strong>der</strong> <strong>JVA</strong><br />

<strong>Lichtenberg</strong><br />

(Technische Details: zwei Steintafeln, je 50cm x 35cm)<br />

Die Inschrift <strong>der</strong> oberen Tafel lautet:<br />

Zum Gedenken an die Opfer kommunistischer<br />

Gewaltherrschaft die zwischen 1945 und 1989 in<br />

diesem Gefängnis gelitten haben.<br />

Die Inschrift <strong>der</strong> unteren Tafel lautet:<br />

Ab 1906 wurde dieses Gebäude als Gefängnis des<br />

Amtsgerichtes <strong>Lichtenberg</strong>, Anfang <strong>der</strong> Zwanziger<br />

Jahre für Frauen und Jugendliche genutzt.<br />

Nach dem 2.Weltkrieg wurde es vom Sowjetischen<br />

Geheimdienst übernommen <strong>der</strong> hier bis Anfang <strong>der</strong><br />

Fünfziger Jahre eine Untersuchungshaftanstalt<br />

unterhielt und auch Hinrichtungen durchführen ließ.<br />

Bis Anfang 1990 befand sich hier eine<br />

Untersuchungshaftanstalt des<br />

Ministeriums für Staatssicherheit(Stasi) <strong>der</strong> DDR,<br />

die im Februar 1990 dem Ministerium des inneren<br />

<strong>der</strong> DDR unterstellt und nach <strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong><br />

Deutschen Einheit im Oktober 1990<br />

geschlossen wurde.<br />

Seit 1998 wird dieses Gebäude als<br />

Justizvollzugsanstalt genutzt.<br />

aufgeschrieben <strong>von</strong> Irene S.<br />

Quelle: Homepage <strong>der</strong> Senatsverwaltung für Justiz des<br />

Landes Berlin<br />

4


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

Knast – Alphabet<br />

A : AGST: (= Arzt Geschäftsstelle): per Vormel<strong>der</strong> für alle Ärzte d. h. Neurologe,<br />

Psychologe, Gynäkologe, Hautarzt, Allgemeinarzt, Zahnarzt, kommen alle ins Haus,<br />

für alle an<strong>der</strong>en KBVA, Haftkrankenhaus Plötzensee<br />

Analphabeten: für alle die nicht lesen und schreiben können gibt es den<br />

Alphabetisierungskurs, für Auslän<strong>der</strong> gibt es den Deutschkurs<br />

B : Bücherei: ist geöffnet Dienstags <strong>von</strong> 16.00 h bis 17.00 h<br />

Briefmarken: per Vormel<strong>der</strong> bis Mittwochs bestellen, werden freitags ausgegeben,<br />

sofern Geld auf dem Konto ist; wenn kein Geld da ist, kann man/frau 10 Βriefmarken<br />

per Vormel<strong>der</strong> um Vorfrankierung erbitten<br />

„Bunker“: beson<strong>der</strong>s gesicherter Haftraum<br />

BTMer: Verurteilte wegen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz<br />

C : Chronische Erkrankung: AIDS, Hepatitis u.a., Informationsbroschüren gibt es in <strong>der</strong><br />

Agst, gelegentlich werden Workshops angeboten , die Aidshilfe kommt jede Woche,<br />

wenn gewünscht<br />

Cannabis: <strong>der</strong> Gebrauch ist auch hier strafbar, Anzeigen und Einschränkungen sind<br />

beim erwischt werden auf jeden Fall vorprogrammiert<br />

D : Disziplinarmaßnahmen: erfolgen auf jegliche Art des Scheiße bauen, z. B.: Rauchen<br />

außerhalb des Haftraums, Schlägereien, Diebstahl usw.<br />

E : Einschluss: gibt es für alles Mögliche, z. B. : Drogenkonsum, Beamtenbeleidigung,<br />

letzte Instanz ist <strong>der</strong> Bunker<br />

F : Finanzen: Hausgeld, Eigengeld, Brückengeld, Taschengeld, Lohn, Konto usw.,<br />

komplizierte Sache – wenn du da durchsteigen möchtest, schreib am besten mal<br />

wie<strong>der</strong> einen Vormel<strong>der</strong> o<strong>der</strong> bitte einen Beamten um Auskunft<br />

Freizeitangebote: stehen immer aktuell an den Pinnwänden auf den Stationen,<br />

Son<strong>der</strong>veranstaltungen werden durch ein extra Rundschreiben angekündigt<br />

Fernseheinbringung: ein Fernseher kann <strong>von</strong> Privatpersonen o<strong>der</strong> Vereinen<br />

eingebracht werden; wenn Du genügend Eigengeld hast, kannst Du Dir einen per<br />

Versand schicken lassen;<br />

Spendenfernseher gibt es nur auf <strong>der</strong> Aufnahme<br />

5


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

G : Grundausstattung: nach dem dir alles, selbst <strong>der</strong> Schlüpper, abgenommen wurde,<br />

bekommst Du alles, was Du für die nächsten Tage brauchst: Polyester-Jogginganzug,<br />

Geschirr, Zahnbürste usw.<br />

Gottesdienst: jeden zweiten Sonntag, wenn’s klappt, <strong>von</strong> 18.00 h bis 18.30 h, Tassen<br />

mitbringen!<br />

H: Habe: hier sind Deine Sachen gelagert, die Dir abgenommen worden sind, alles was<br />

erlaubt ist, wie Schmuck und Klamotten, wird Dir <strong>von</strong> hier auch wie<strong>der</strong> ausgehändigt<br />

Hauskammer: sehr unorganisierte, langsam arbeitende Institution, wir wünschen uns<br />

Verbesserung!!!<br />

I : Insassenvertretung: vertritt unsere Interessen, wird <strong>von</strong> Insassen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Stationen außer <strong>der</strong> Aufnahme gewählt<br />

Isolationshaft: beson<strong>der</strong>s gesicherter Haftraum (s. „Bunker“), in dem du ein OP-<br />

Hemdchen trägst und wo du keinen Tabak, kein Buch, sozusagen nix mitnehmen<br />

darfst<br />

J : Jahrespaket: kann <strong>von</strong> Privatpersonen o<strong>der</strong> Institutionen geschickt o<strong>der</strong> eingebracht<br />

werden, Infos dazu bei den Stationsbeamten<br />

K: Kin<strong>der</strong>spielstunde: ausfüllen des Vormel<strong>der</strong>s und Genehmigung, die Spielstunde<br />

findet einmal wöchentlich für drei Stunden statt<br />

Kostformen: wählbar sind Normalkost, Moslemisches Essen, Vegetarisches Essen<br />

und auf Krankenschein (AGSt) gibt es noch Zusatzkost<br />

L: Langzeitsprecher: Leute die <strong>von</strong> außerhalb Berlins kommen, können zwei bis drei<br />

Stunden zum Besuch dableiben und 26 Euro für den Automatenzug mitbringen;<br />

Langzeitsprecher meint, dass zwei Sprecher plus Son<strong>der</strong>sprecher zusammengelegt<br />

werden, damit fallen dann deine Regelsprecher für den jeweiligen Monat also weg<br />

Lichtblick: die begehrte Zeitung aus <strong>der</strong> <strong>JVA</strong> für Männer<br />

M: Maßregelvollzug: für Leute mit psychischen Problemen im Zusammenhang mit ihrer<br />

Tat<br />

mittellos: wenn du ohne Geld in den Knast kommst kannst du am Ende des Monats<br />

Taschengeld beantragen, das du dann rückwirkend für den Monat bekommst<br />

6


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

N: Notknopf: auch Glocke, Fahne, Bimmel o<strong>der</strong> Alarmklingel genannt; ihr Missbrauch<br />

ist strafbar<br />

Nahrungsergänzung: für all die, die mit ein paar Kilos zuwenig in den Knast<br />

kommen: ihr könnt euch in <strong>der</strong> AGSt süße Suppe, Quark o<strong>der</strong> Joghurt verschreiben<br />

lassen, <strong>der</strong> Antrag muss alle vier Wochen erneuert werden<br />

O: Ordnung: wenn ihr eure Hütte nicht sauber haltet droht euch Einschluss o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

Maßnahmen (fragt B. <strong>von</strong> Station 5/6…)<br />

P: Pfarrer: Pfarrer Bernd hat für alle (nach Anmeldung per Vormel<strong>der</strong>) ein offenes Ohr<br />

7


Q: Quark: s. AGSt o<strong>der</strong> Edeka (Einkauf)<br />

RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

R: Manfred Rademacher und Ina Rector: die sozialpädagogische Abteilung<br />

Radio: nur auf Zimmerlautstärke, sonst ist es weg...<br />

S: Spritzenautomat: <strong>von</strong> Bündnis 90/die Grünen durchgesetzt worden, um die<br />

Ansteckungsgefahr im Drogenknast <strong>von</strong> AIDS, Hepatitis usw. zu reduzieren o<strong>der</strong><br />

verhin<strong>der</strong>n<br />

T: Telio (Telefon): telefonieren ist für jede Insassin möglich, sofern du Geld hast und es<br />

per Vormel<strong>der</strong> auf dein Telio - Konto buchen lässt; du kannst auch <strong>von</strong> draußen auf<br />

das Konto einzahlen lassen; eine Knast - Flatrate gibt es lei<strong>der</strong> nicht!<br />

U: UK: Urinkontrolle bei Drogenverdacht; bei Substituierten regelmäßig durchgeführt, in<br />

<strong>der</strong> AGSt, auf den motivierten Stationen 2 und 3 finden Stations-UKs bei Verdacht<br />

statt<br />

V: Vormel<strong>der</strong>: damit beginnt dein Leben hier, ohne den geht garnichts; für alles was du<br />

machen, beantragen, einbringen willst musst du einen Vormel<strong>der</strong> schreiben, wann du<br />

auf die Toilette gehst bleibt dir weitgehend selbst überlassen<br />

W: Wäschetausch: findet jeden Freitag statt; Bettwäsche wird lei<strong>der</strong> nur jede zweite<br />

Woche getauscht; im Krankheitsfall wenn du häufiger die Wäsche wechseln musst, per<br />

Vormel<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> AGSt anfragen; Privatwäsche kann auch freitags abgegeben<br />

werden, wird nach Reinickendorf gebracht und nach Reinigung nach 10 Tagen<br />

zurückgebracht, wichtig: Wäschezettel ausfüllen!<br />

X: das war wohl nix!<br />

Y: Yoga: ab Mitte Januar finden wie<strong>der</strong> Kurse statt, genaue Termine entnehmt ihr den<br />

Aushängen an den Pinnwänden<br />

Z: Zigaretten: sind rar: beim ersten Automatenzug bei <strong>der</strong> Ankunft macht nicht den<br />

Fehler und kauft Filterzigaretten, son<strong>der</strong>n nehmt Tabak, bis zum nächsten Mal kann es<br />

dauern, Tabak kann man sich besser einteilen<br />

8


ES GIBT ELEND; Not und<br />

Verzweiflung in unserem Land, <strong>von</strong><br />

dem man nichts sieht, nichts liest<br />

und nichts hört. Und auch nichts<br />

sehen, lesen und hören will. In den<br />

Zeitungen liest man dann <strong>von</strong><br />

steigen<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>armut,<br />

Vernachlässigung,<br />

Familienauflösung. Die Polizei<br />

ermittelt bei Nachbarn, Freunden<br />

und Familie. Zuerst hat niemand<br />

etwas gehört und gesehen, „ganz<br />

ruhige Mieter, sehr angenehm!“<br />

Dann kommen die TV-Sen<strong>der</strong> und<br />

interviewen die selben Nachbarn:<br />

„Na, ja, Eigentlich waren sie immer<br />

schon etwas an<strong>der</strong>s, Aber d a s!<br />

Nein! Das konnten wir uns dann<br />

doch nicht vorstellen!.“<br />

Die Szene beruhigt sich etwas –<br />

eine deutsche Bank müsste eben<br />

mal <strong>von</strong> <strong>der</strong> Bundesregierung mit<br />

Milliarden Euro gestützt werden,<br />

zum Wohle des deutschen Volkes,<br />

doch dann stürzt sich die<br />

Medienmeute erneut auf das<br />

Thema: Vier tote Kin<strong>der</strong> im<br />

Blumenkohlbeet vergraben. Da<br />

kann man als guter Staatsbürger,<br />

<strong>der</strong> seine über Generationen<br />

vererbte Laube pflegt und<br />

herausputzt, immer passend zur<br />

Jahreszeit schmückt, nicht einfach<br />

zur Tagesordnung über gehen. Und<br />

dann ergötzen wir uns wie<strong>der</strong> und<br />

wie<strong>der</strong> an den Bil<strong>der</strong>n, die uns das<br />

TV vermittelt, <strong>von</strong> einer Frau, die<br />

nicht wusste, was sie mit sich und<br />

ihrem Leben und damit mit ihren<br />

Kin<strong>der</strong>n anfangen sollte. Dann<br />

sehen wir einem stupide blickenden<br />

Vater in seine leeren Augen, <strong>der</strong><br />

Liebe mit Hiebe verwechselte, weil<br />

es ja auch eine Form <strong>von</strong><br />

Berührung ist. Die überlebenden<br />

Kin<strong>der</strong> umklammern ihre Eltern,<br />

<strong>der</strong>en Lieblosigkeit die Art <strong>von</strong><br />

Liebe ist, die sie kennen.<br />

Und wir ? Die Gesellschaft, die<br />

„Guten“, wir lehnen uns in unsere<br />

Sessel zurück, öffnen uns eine gute<br />

Flasche Rotwein, die wir natürlich<br />

RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

9<br />

im richtigen Glas kredenzen und<br />

regen uns auf. Fünf Minuten regen<br />

wir uns auf. Ein paar Hartnäckige<br />

stellen noch ein paar Kerzen und<br />

Schmusetiere an den Ort <strong>der</strong><br />

Schreckenstat und einer , <strong>der</strong> in<br />

Sachen Schrecken in Deutschland<br />

unterwegs ist – sozusagen<br />

semiprofessionell- stellt noch ein<br />

Schild „WARUM?“ hinzu.<br />

Deutschland ist geschockt.<br />

Und dann? Dann werden die<br />

überlebenden Kin<strong>der</strong> in Obhut<br />

gegeben, wo ihnen hoffentlich<br />

endlich die Liebe und Zuneigung<br />

entgegen gebracht werden, die sie<br />

zu einem menschenwürdigen und<br />

selbstbestimmten Leben brauchen.<br />

Die Täter kommen vor Gericht.<br />

Weg, Man sieht und man hört sie<br />

nicht mehr. Das beste, was man <strong>von</strong><br />

ihnen sagen kann.<br />

Was danach auf die Verurteilten<br />

wartet, interessiert buchstäblich<br />

niemanden mehr. Und dabei ist es<br />

völlig gleichgültig, wer da hinter<br />

Gittern sitzt, was er getan hat, ob er<br />

überhaupt etwas getan hat. Egal.<br />

Die Gesellschaft ist an den<br />

Haftbedingungen inhaftierter<br />

vollkommen uninteressiert und<br />

teilnahmslos. Fälle wie die<br />

misshandelter, verhungerter und<br />

getöteter Kin<strong>der</strong> stören empfindlich<br />

das sogenannte gesunde<br />

Volksempfinden, dabei regt man<br />

sich völlig zu Recht über die<br />

Teilnahmslosigkeit <strong>der</strong> Behörden,<br />

Gerichte etc auf. Aber sobald die<br />

Fälle wie<strong>der</strong> im Mediendunkel<br />

verschwinden, ist unser Interesse<br />

ebenso verebbt und auf demselben<br />

Stand wie vorher. Nur: diejenigen,<br />

die in den Justizvollzugsanstalten<br />

sitzen, weggesperrt, verwahrt, mit<br />

dem Notwendigsten versorgt, sind<br />

auch Menschen. Menschen, die<br />

größere und kleinere Fehler<br />

begangen haben (Schwarz fahren,<br />

Geldstrafen) und welche, die<br />

wirklich große Schuld auf sich<br />

geladen haben. Was passiert jetzt<br />

mit denen!


Auf sie warten 8 qm große Zellen,<br />

ein Bett, ein Stuhl. In vielen<br />

Haftanstalten ist es an <strong>der</strong> Regel,<br />

dass nur ein o<strong>der</strong> zweimal<br />

wöchentlich geduscht wird. Mens<br />

sana in corpore sano. Der<br />

Haftgefangene, ob<br />

Untersuchungshaft, d.h. die Schuld<br />

steht noch nicht fest, o<strong>der</strong> bereits<br />

Verurteilte, erleben ein völlig<br />

gleiches Schicksal. Sie sind zu<br />

Menschen zweiter Klasse<br />

herabgestuft. Sicher, es wird sich<br />

keiner finden, <strong>der</strong> Kindsmör<strong>der</strong>,<br />

Pädophile etc für eine<br />

Menschengruppe hält, <strong>der</strong> man eine<br />

beson<strong>der</strong>s liebenswürdige Fürsorge<br />

zuteil werden lassen müsste. Und<br />

doch sieht unser Grundgesetz genau<br />

dieselbe menschenwürdige<br />

Behandlung für diese Menschen<br />

vor wie für die sogenannten<br />

Normalen. Die<br />

Justizvollzugsanstalten sind prall<br />

gefüllt mit Insassen, die ihre<br />

Schulden, oft Kleinschulden, nicht<br />

mehr zahlen können, mit Hartz V-<br />

Empfängern, die sich die U- und S-<br />

Bahnfahrten nicht mehr leisten<br />

können. Das sind keine<br />

Kriminellen, das sind Menschen<br />

wie Du und ich. Und es wird noch<br />

viel schlimmer werden, denn die<br />

Zahl <strong>der</strong> Privatinsolvenzen steigt,<br />

die Bundesbürger verschulden sich<br />

immer mehr. Und wenn man nicht<br />

zahlen kann, dann kommt die<br />

Polizei und dann sitzen auch<br />

65jährige Omis und 70jährige Opas<br />

inmitten <strong>von</strong> Klein- und<br />

Großkriminellen, <strong>von</strong> Junkies und<br />

Ex-Junkies. Das ist die Wirklichkeit<br />

in deutschen Gefängnissen. Und die<br />

Masse, die es betrifft, die<br />

interessiert sich nicht für etwas, das<br />

sie ganz schnell selbst treffen kann.<br />

Und was dann auf einen zukommt,<br />

ist mit dem Wort Schock nur sehr<br />

unzureichend beschrieben. Es ist<br />

die völlige Entmündigung<br />

erwachsener Menschen. Dabei kann<br />

man Glück haben und auf<br />

freundliche Justizvollzugsbeamte<br />

RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

10<br />

treffen, aber es gibt sie durchaus,<br />

die Beamten, die sich ihrer Macht<br />

erfreuen und dem Delinquenten,<br />

<strong>von</strong> dem sie bei einem U-Häftling –<br />

es sei noch mal darauf hingewiesen<br />

– nicht wissen, ob er schuldig ist<br />

o<strong>der</strong> nicht, weil es einfach noch<br />

niemand weiß, so behandeln, dass<br />

er gleich weiß, dass er ab jetzt <strong>von</strong><br />

unten nach oben spricht. Solche<br />

gibt es in jedem System und die<br />

Demokratie und <strong>der</strong> Artikel I des<br />

Grundgesetzes än<strong>der</strong>n daran lei<strong>der</strong><br />

nichts. Macht auszuüben – und<br />

wenn es in einer <strong>JVA</strong> ist – übt auf<br />

manche eine ungeheure<br />

Anziehungskraft aus.<br />

Draußen kümmert´s weiter<br />

niemanden. Wir sorgen uns um die<br />

Menschenrechte in allen Teilen <strong>der</strong><br />

Welt, verteidigen die deutsche<br />

Freiheit am Hindukusch, schließen<br />

Handelsabkommen mit Staaten, die<br />

die Menschenwürde ihrer<br />

Staatsbürger mit Füßen treten,<br />

klagen dies auch an, weil es sich ja<br />

so gut macht. Aber an die, die in<br />

den deutschen Justizvollzugs-<br />

anstalten sitzen, denkt niemand.<br />

Kein Thema für die große Politik.<br />

ULLA STELZER


Anzeige<br />

RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

Stadthotel im Bezirk Pankow<br />

Unser Angebot:<br />

- gesicherte Einzelzimmer (einfach und zweckmäßig<br />

eingerichtet)<br />

- Doppelzimmer und Mehrbettsuiten ohne Aufpreis<br />

- Bestellung aller Diätformen nach ärztlicher Beratung<br />

(Selbstverpflegung möglich)<br />

- zeitlich begrenzte Freistunden im grünen Rondell des<br />

Innenhofes mit Blick auf die historische<br />

Backsteinfassade des Hauses<br />

- abendliche kurze Wan<strong>der</strong>ung bei Flutlicht<br />

- 24-Stunden-Service (Klingelruf im Zimmer)<br />

- morgendlicher Weckdienst<br />

- abends Kontrolle und Sicherung <strong>der</strong> einzelnen Etagen<br />

(Nachtruhe wird fast immer garantiert …)<br />

- Wäscheservice<br />

- wöchentlicher Einkaufsbasar mit Son<strong>der</strong>angeboten<br />

- ärztliche Untersuchungen, Eignungstests und<br />

Überweisung zu Fachärzten und an Spezialkliniken<br />

- Sport- und Aerobic-Animationen im Fitnessraum –<br />

einzeln o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gruppe unter fachlicher Anleitung<br />

- Gruppenentspannung: Hata-Yoga<br />

- 14-tägiger Gottesdienst mit anschließendem<br />

gemütlichen Kaffeetrinken (bei Bedarf<br />

Einzelgespräche, christliche Lebensberatung)<br />

- psychologische Betreuung mit Dokumentation <strong>der</strong><br />

Befindlichkeit, freie Themenwahl<br />

- Für das Entdecken <strong>von</strong> kreativen Fähigkeiten stehen<br />

Ihnen unsere Kunst-, Musik- und<br />

Literaturschreibkurse zur Verfügung (Probestunden).<br />

Es grüßt Sie das Resozialisierungs-Team aus Pankow! Wir<br />

wünschen Ihnen einen angenehmen, zeitlichen begrenzten<br />

Aufenthalt!<br />

© Irene Becker<br />

11


Vollzug und Logik<br />

RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

Um es gleich vorweg zu nehmen: Strafvollzug und<br />

Logik schließen sich gegenseitig aus. Damit haben<br />

wir alle unsere Erfahrungen gemacht, auch ich<br />

persönlich werde zur Zeit wie<strong>der</strong> in meiner<br />

Auffassung bestätigt und zwar durch eine<br />

Entscheidung des Sprechzentrums.<br />

Zum besseren Verständnis: ich gehöre zu den<br />

Leuten, die anscheinend nichts dazulernen, denn ich<br />

bin zum wie<strong>der</strong>holten mal wegen Schwarzfahrens<br />

hier ( über die genaue Zahl meiner Inhaftierungen<br />

schweigen wir an dieser Stelle lieber, aber ich<br />

fürchte, ich stelle demnächst den Anstaltsrekord auf<br />

! )<br />

Ich habe <strong>von</strong> meiner ersten Inhaftierung an, bis hin<br />

zur aktuellen immer dieselbe Besucherin gehabt,<br />

immer, wie bei BTM üblich, am Trenntisch. Es gab in<br />

all dieser Zeit keine Vorfälle, Übergaben o<strong>der</strong> auch<br />

nur einen Verdacht und als ich diesmal meinen<br />

ersten Sprecher bekam, fand ich mich plötzlich ohne<br />

Vorwarnung mit Besucherin im Trennscheibenraum<br />

wie<strong>der</strong>, auf verschiedenen Seiten natürlich.<br />

Besagte Entscheidung des SPZ. Begründung: die<br />

Besucherin ist Ex-Inhaftierte und BTMerin.<br />

Dass wäre sogar nachvollziehbar, gäbe es da nicht<br />

die winzige Tatsache, dass sie dass auch während<br />

meiner letzten Aufenthalte hier war und dass ihre<br />

Inhaftierung und BTM- Status Jahre zurück liegt.<br />

Ohne dass jemand auf die Idee gekommen wäre, uns<br />

eine Trennscheibe zu verpassen. Da ich aber immer<br />

versuche, gelassen zu bleiben und mir mein MGL<br />

versicherte, beim zweiten Sprecher wäre die Scheibe<br />

weg, unternahm ich nichts weiter.<br />

Als ich aber erfuhr, dass auch <strong>der</strong> zweite Sprecher<br />

im TS- Raum stattfinden soll, platze mir <strong>der</strong> Kragen<br />

und ich fuhr die wenigen schweren Geschütze auf,<br />

die ich habe: ich schrieb an die GLS meines<br />

Bereichs, die ich bei weitem als am kompetentesten<br />

einschätze. Auf dass Ergebnis warte ich <strong>der</strong>zeit noch.<br />

Falls irgendeine Leserin einen Sinn in dieser Aktion<br />

sieht: ich bin froh über Denkanstöße.<br />

12<br />

S.


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

Zehn Gebote für den Vollzugsbeamten<br />

1. Tritt dem Gefangenen als Deinen Nächsten gegenüber.<br />

2. Sei korrekt in Haltung und Auftreten.<br />

Du gewinnst damit Achtung und spornst zum Nacheifern an.<br />

3. Beobachte kühl, urteile mild.<br />

4. Wecke vor allem Sinn für Ordnung, Disziplin und Arbeit,<br />

fange damit aber zuerst bei Dir selbst an.<br />

5. Verbessere, aber verbitte nicht.<br />

Mit einem verständnisvollen Rat erreichst Du oft mehr als mit Strafen.<br />

6. Sei gerecht.<br />

Dein Handeln sei nicht durch Zuneigung, Abneigung o<strong>der</strong><br />

Launenhaftigkeit bestimmt.<br />

7. Sei teilnehmend aber nicht neugierig.<br />

Denke daran: auch im Gefängnis musst Du ein Versprechen halten.<br />

8. Fühle Dich stets mitverantwortlich.<br />

Ein einziges schwaches Glied lässt schon die Kette zerreißen.<br />

9. Vermeide jedes unüberlegte Gespräch über Mitarbeiter o<strong>der</strong> Gefangene.<br />

Du schadest damit an<strong>der</strong>en und setzt Dich damit selbst herab.<br />

10. Lass Dich nicht durch Enttäuschungen entmutigen.<br />

Halte aus.<br />

Die „10 Gebote“ sind <strong>der</strong> holländischen Monatszeitung für Gefangenwesen<br />

1. Jahrgang 1948/50 entnommen.<br />

Sie entstanden aufgrund eines Preisausschreibens innerhalb des Gefängnispersonals.<br />

Wir drucken Sie hier ab als Anregung für alle darüber nachzudenken,<br />

ob solche Gebote heute auch noch aktuell sind und ob man sich daran<br />

noch immer orientieren kann o<strong>der</strong> soll.<br />

13


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

Meckerseite<br />

Negativ:<br />

• Einschluss am Wochenende wegen Beamtenmangel<br />

• zuwenig Kursangebote für Erwachsene (ein Tanzkurs wäre schön)<br />

• zu langsame Bearbeitung <strong>von</strong> Anträgen<br />

• dreimal in <strong>der</strong> Woche Suppe<br />

• das Essen ist viel zu fettig!<br />

• kaum Obst und Gemüse zur Kaltverpflegung<br />

• Probleme mit <strong>der</strong> Klei<strong>der</strong>kammer (zu lange Wartezeiten)<br />

• Telio ist die totale Abzocke!!<br />

• Edeka sollte in ihrem Verkaufskonzept mehr günstige Angebote mit<br />

einbringen, da viele Frauen hier nur Taschengeld beziehen<br />

• mehr Arbeitsstellen anbieten, denn es gibt für die vielen Frauen viel zu<br />

wenige<br />

Positiv:<br />

• Viele Kursangebote für Jugendliche<br />

• AGSt: die ärztliche Hilfe wird in gutem Umfang geboten<br />

• Viele <strong>der</strong> Praktikanten sind umgänglicher als die meisten Beamten<br />

• unser Pfarrer Bernd hat für jeden ein offenes Ohr und er hilft gerne bei<br />

Engpässen<br />

• die Insassenvertretung, wo wir unsere persönlichen Anliegen und<br />

Meinungen äußern können<br />

• gutes Gelingen des Sommerfestes und <strong>der</strong> Weihnachtsfeier<br />

• sehr gute Arbeit <strong>der</strong> Drogenbearbeitung und <strong>der</strong> AIDS-Hilfe<br />

Ein beson<strong>der</strong>es Dankeschön geht an Frau Hillen und Herrn Pommer für die<br />

Aktion Wintermantel!<br />

Verbesserungsvorschläge:<br />

• Verschleißartikel (z.B. Strumpfhosen, Socken) müssten mit dem Einkauf<br />

angeboten werden<br />

• Spendenfernseher sollte es auf allen Stationen geben!<br />

• Station 5/6 sollte bis 22 Uhr offen sein<br />

• Für Jugendliche wie<strong>der</strong> regulär Jahres-/bzw. Weihnachtspakete<br />

einführen<br />

• Umschluss nicht nur für die jeweilige Station son<strong>der</strong>n auch für die<br />

angrenzenden<br />

• je<strong>der</strong> sollte die Möglichkeit bekommen, seine Privatwäsche hier in<br />

<strong>Lichtenberg</strong> in einer Waschmaschine waschen zu lassen (gäbe wie<strong>der</strong><br />

zwei neue Arbeitsplätze!), da hier die Klei<strong>der</strong>stückzahl begrenzt ist und<br />

zehn Tage Wartezeit auf die Wäsche aus Reinickendorf einfach viel zu<br />

lang sind!!<br />

14


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

10 Dinge an denen du erkennst dass du einen<br />

Haftschaden hast:<br />

wenn.......<br />

1. du immer noch Hoffnung auf 2/3 Entlassung hast<br />

2. du dich wun<strong>der</strong>st, warum dich keiner anruft<br />

3. du deinem Fernseher einen Namen gegeben hast<br />

4. du Kraftsport mit Wassereimern treibst<br />

5. du Grün für die Farbe <strong>der</strong> Hoffnung hältst<br />

6. du Angst davor hast, dass man dich einsperren könnte<br />

7. du in <strong>der</strong> Freistunde alle vier Meter die Richtung wechselst<br />

8. du aus dem Fenster schaust und keine Gitter mehr siehst<br />

9. du glaubst, SMS sei eine Sitcom bei RTL<br />

10. du dich gleich nach dem Duschen schon auf dass nächste Duschen freust<br />

Quelle: Die weis(s)e Frau 2/2002<br />

15


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

Die Insassenvertretung<br />

Seit 1976 gibt es die Insassenvertretung. Sie ist ein<br />

Sprachrohr für Inhaftierte. Jede Station wählt ihren<br />

Vertreter, <strong>der</strong> dann 2x monatlich an den Treffen<br />

teilnimmt. Außerdem mit anwesend sind <strong>der</strong><br />

Anstaltsleiter, Herr Blümel o<strong>der</strong> seine Vertretung,<br />

<strong>der</strong> Anstaltsbeirat, vertreten z.B. durch Frau Ascher<br />

und Frau Kutscher <strong>von</strong> <strong>der</strong> Berliner Ärztekammer.<br />

Gelegentlich werden auch Vertreter <strong>der</strong><br />

anstaltseigenen Institutionen o<strong>der</strong> Arbeitsbetriebe<br />

eingeladen, um Lösungen für die vielen Sorgen <strong>der</strong><br />

Inhaftierten zu finden.<br />

Fragen, die Ihr in den Vollversammlungen Eurer<br />

Station nicht beantworten könnt, werden bei <strong>der</strong><br />

Insassenvertretung thematisiert. Solche Themen<br />

können z.B. die Verköstigung <strong>der</strong> Gefangenen,<br />

Sprechzeiten, Einbringungen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Einkauf sein.<br />

Auch dass jährliche Sommerfest wird in <strong>der</strong> I.V.<br />

geplant und organisiert. Es wird überlegt, wie<br />

Freizeitaktivitäten zu realisieren und zu finanzieren<br />

sind. Wichtig dabei ist, dass alle Anwesenden Hand<br />

in Hand arbeiten und natürlich, dass Ihr Eure<br />

Vertretung unterstützt und ihr die Möglichkeit gebt,<br />

Eure Interessen zu vertreten, um Eure<br />

Haftbedingungen zu verbessern. Eure Meinungen<br />

werden auf jeden Fall respektiert und Eure<br />

Verbesserungsvorschläge finden Gehöhr. Also traut<br />

Euch, dass Wort zu erheben o<strong>der</strong> Euch selbst für die<br />

Wahl <strong>der</strong> Insassenvertretung zu nominieren.<br />

An dieser Stelle danken wir allen, die sich für uns<br />

einsetzen und ihre Zeit aufwenden um uns die<br />

Haftbedingungen zu erleichtern.<br />

16<br />

<strong>von</strong> Jane


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

Foto - Workshop am 6. und 7. 12. 2008<br />

Eine leichte Spannung lag in <strong>der</strong> Luft des Kulturraumes an<br />

diesem Wochenende; klar, es ist ja auch nicht alltäglich,<br />

sich professionell schminken zu lassen und dann vor allen<br />

Anwesenden auf Topmodel zu machen. Es gab aber auch<br />

sehr mutige, die mit dem nötigen Selbstvertrauen in den<br />

Workshop kamen und ohne Hemmungen ihre wilde Seite<br />

zeigten. Nachdem die Visagistin die Frauen <strong>von</strong> artig bis<br />

frech und wild geschminkt hatte, rückte Fotograf Roger die<br />

Damen einzeln o<strong>der</strong> in Gruppen ins rechte Licht, um<br />

großartige Portraitaufnahmen <strong>von</strong> ihnen zu machen.<br />

Anschließende konnten am Laptop zusammen mit Diana,<br />

die mit viel Geduld und guter Beratung zur Seite stand, die<br />

Ergebnisse begutachtet werden. Alle geschossenen Fotos<br />

wurden auf CD gebrannt und in <strong>der</strong> Habe hinterlegt; drei<br />

ausgewählte Abzüge <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> wurden zwei Wochen<br />

später, rechtzeitig zu Weihnachten, den Frauen überreicht.<br />

Auch wenn langes Warten auf das Stylen angesagt war,<br />

herrschte eine lockere Atmosphäre. Selbst <strong>der</strong> Anstaltsleiter<br />

schaute vorbei und schoss einige Fotos vom Geschehen.<br />

Ein großes Dankeschön an die Veranstalter und an die<br />

sozialpädagogische Abteilung, die diesen Workshop<br />

ermöglicht hat. Wir hoffen, dass er in den an<strong>der</strong>en<br />

Anstalten mit ebenso viel Erfolg verlief.<br />

17


RUND UM DIE <strong>JVA</strong><br />

P.S. Über Berichte <strong>von</strong> interessanten Ereignissen bei euch<br />

in den an<strong>der</strong>en Standorten, schickt doch einen kleinen<br />

Bericht an die Redaktion des Hexenkessels in <strong>Lichtenberg</strong>!<br />

18


GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

Gedichte<br />

So ist dass Leben <strong>der</strong> Menschen,<br />

einige Freuden<br />

durch unvergesslichen Kummer<br />

schnell zerstört<br />

Die alte Denkweise<br />

Auge um Auge<br />

hinterlässt auf beiden Seiten Blinde<br />

Wie sie zu einer Sache stehen,<br />

hängt ganz da<strong>von</strong> ab,<br />

wo sie sitzen.<br />

( Murphys Gesetz )<br />

Man braucht nur eine Insel<br />

allein im weiten Meer,<br />

man braucht nur einen Menschen,<br />

den aber braucht man sehr.<br />

( Mascha Kaliko )<br />

Blauer Himmel, Sonnenschein<br />

da mußt Du doch nicht traurig sein!<br />

Bin ich aber doch<br />

sitze fest in diesem Loch<br />

fest vergittert und verschlossen<br />

viele Tränen hab ich schon vergossen.<br />

Weiß nicht mehr was ist das Recht,<br />

denn das was jetzt ist, ist nur ungerecht.<br />

Werde nicht daran zerbrechen<br />

mich bei Gelegenheit dann rächen.<br />

Wenn wir auf ein Zeichen des Himmels warten<br />

regnet es meistens Fragezeichen<br />

( Ernst Fensterl )<br />

19


GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

Hinter Gittern<br />

Ich bin hier in meiner Zelle,<br />

mich brauch keiner dumm anmachen,<br />

sonst gibt’s ne Schelle!<br />

Keine Arbeit nichts zutun,<br />

verdammt und nun?<br />

Allein mit meinen Gedanken und Wissen,<br />

ach man! tu meine Freiheit sehr missen.<br />

Niemand da den ich mich mitteilen kann,<br />

aber irgendwann bin ich mal dran!<br />

Gut akzeptiert ich wurde gebrochen,<br />

doch ich bau mich wie<strong>der</strong> auf versprochen!<br />

Meine Briefe gehen ein und aus<br />

mach mir aber nichts draus.<br />

Die Zeit wird immer länger,<br />

dass ist echt <strong>der</strong> Hammer,<br />

die Idioten <strong>von</strong> <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft in Ihrer scheiß Kammer!<br />

Urteilen über einen ,<br />

ohne jemals mit mir gesprochen,<br />

meine Existenz draußen ist dadurch zerbrochen.<br />

Meine Tochter fragt mich ob ich ein neues Kind hab,<br />

solche Fragen am Telefon fast jeden Tag.<br />

Dass ist die größte Strafe,<br />

mal gucken wie lange ich dass noch ertrage.<br />

Am liebsten würde ich mich jetzt zupumpen,<br />

ganz woan<strong>der</strong>s sein,<br />

doch meiner Tochter zu Liebe lass ich es sein.<br />

Versuch hier halbwegs grade zu gehen,<br />

doch ich bin auch nur ein Mensch,<br />

konnte auch nicht immer wi<strong>der</strong>stehen.<br />

So stocknüchtern wie jetzt war ich schon lang nicht mehr,<br />

doch nun kommen alte Geschichten zur Wie<strong>der</strong>kehr.<br />

Hatte Sie so gut verdrängt<br />

Eine Mauer um mich gebaut,<br />

nun bin ich in die Enge gezwungen,<br />

mein Schutz wurde geklaut!<br />

Ich muss und lasse den Schmerz nun zu,<br />

vielleicht komm ich dann endlich mal zu Ruh.<br />

Ohne Angst und Sorgen später zu leben,<br />

ich glaube dass ist mein Erstreben.<br />

Irene S.<br />

20


GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

Verzweiflung<br />

Meine Gedanken schweifen ein und aus,<br />

ich glaub ich muss hier raus.<br />

Reden hier <strong>von</strong> positiver Sozialprognose,<br />

oh man da<strong>von</strong> kauf ich mir draußen 1000 Rubbellose.<br />

Alles ist hier falsch außer meinem Verstand,<br />

warum bin ich überhaupt noch in diesem Land!<br />

Brauch dringend einen Neustart,<br />

denn so langsam komm ich wie<strong>der</strong> in Fahrt.<br />

Doch büße für meine Taten,<br />

also muss ich jetzt auch noch warten.<br />

Tu Menschen die mir nahe stehen weh,<br />

ich will es nicht doch meine Antwort ich geh.<br />

Ich glaub es ist Selbstschutz meinerseits,<br />

doch Menschen die mich wirklich kennen wissen es bereits.<br />

Schieß mich immer selbst ins Aus,<br />

danach dass Spiel Katz und Maus.<br />

Nein damit muss nun Schluss sein,<br />

sonst geh ich noch ein.<br />

Mein Wunsch ist es nun mal nicht,<br />

aber am Ende des Tunnels sehe ich schon Licht.<br />

Fehler sind dazu da<br />

sie zu machen,<br />

irgendwann mal werde ich draußen darüber lachen.<br />

Bis dahin setzte ich alles auf eine Karte,<br />

hoffe bloß dass ich da nicht zuviel erwarte.<br />

In vielen Filmen wird am Ende alles gut,<br />

wenn dass bei mir nicht eintreten sollte,<br />

verlier ich so langsam den Mut.<br />

Hab noch keinen Rat im Buch gefunden,<br />

bis dahin vergehen wohl noch viele Stunden.<br />

Darf nicht alles so ernst nehmen,<br />

dann lässt es sich auch leichter Leben.<br />

Zumindest für einen Moment,<br />

danach wird wie<strong>der</strong> weiter gezickt,<br />

o<strong>der</strong> einem wird aus seinen Worten,<br />

voll etwas an<strong>der</strong>es gestrickt.<br />

Irene S.<br />

21


GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

Mein erster Rapversuch!!!<br />

Glaubst du, du bist was?<br />

Ich war über 2Jahre im Knast!<br />

Und glaube mir das ist ne Last.<br />

Man pumpt im Knast sein Hass.<br />

Weißt du was, du bist ein Spast!<br />

Ich hab dich gehasst.<br />

Denn du bist ne Last.<br />

Du warst nie mein Gast.<br />

Glaubst du wirklich das du Hasst?<br />

Denn in mir war auch mal diese Last.<br />

Aber sie kam bei mir im Knast.<br />

Es gab da ein Schließer <strong>der</strong> war ein Spast.<br />

Habt ihr schon mal den Knast erlebt?<br />

Denn es gibt niemand <strong>der</strong> es versteht.<br />

Denn es gibt nichts hier drinne was erregt.<br />

Da sich hier nichts bewegt.<br />

Ich gehe aus <strong>der</strong> Zelle<br />

In mir steigt eine Welle<br />

Der Schließer bekommt jetzt ne Schelle<br />

Denn er rennt jetzt ganz schnelle.<br />

Weißt du eigentlich wer du bist?<br />

Jetzt bist du noch vollgepisst.<br />

Du hast dann noch Hero gespritzt,<br />

ich habe dann dein Körper geritzt.<br />

6.15 Uhr geht die Zelle auf.<br />

Der Schließer kommt rein.<br />

Ich bin jetzt voll drauf.<br />

Jetzt stelle ich ihm ein Bein.<br />

Von Susann Starke<br />

22


GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

Ihre große Liebe die sie verloren hat!!!<br />

Sie hat damals eine große Liebe gehabt. Sie war mit ihm 3 Jahre zusammen<br />

und als er starb war sie 10 Jahre alt. Es war für sie die Hölle weil er auch<br />

ihre Vertrauensperson war. Die Beerdigung war für ihr mit <strong>der</strong> Tod denn<br />

er war ab da an für immer weg. Sie verliebte sich dann nach 2 Jahren neu<br />

und ihre neue Liebe war ganz an<strong>der</strong>s als alle an<strong>der</strong>en und das fand sie<br />

schön. Dann kam <strong>der</strong> erste kräftige Streit da er Drogen nahm und sie<br />

dagegen war und das tat sehr doll weh.<br />

Sie wusste nicht weiter und trank immer mehr Alkohol bis nichts mehr ging<br />

um alles zu vergessen aber es ging nicht. Sie fragte sich warum habe ich<br />

diese Welt verdient da gibt es doch noch eine an<strong>der</strong>e Welt die nicht so ist<br />

wie sie jetzt ist. Es ging so weiter mit ihre Liebe aber er ist nach und nach<br />

ihre große Liebe geworden. Dann ging er im Knast und sie verliert die<br />

Kontrolle über sich und trank sich immer fast tot und ritzte sich die Arme<br />

da sie ihm auch verloren hat. Was sollte sie nur tun ihre Pläne und<br />

Wünsche zerplatzten wie eine Seifenblase. Aber ehrlich gesagt was sind<br />

Wünsche, für ihr gibt es keine Wünsche. Dieses Wort Wünsche ist für sie<br />

fremd. Sie traf ihn hier wie<strong>der</strong> im Knast nach 3 Jahren und es war schön<br />

ihm in ihre Arme zu halten und ihm zu küssen. Dann kam mal wie<strong>der</strong> raus er<br />

nimmt Drogen und wie<strong>der</strong> zerriss ihr Herz in tausend Stücke. Er kann es<br />

nicht verstehen ihre Angst um ihn, sie verlor ihm wie<strong>der</strong> und das endgültig.<br />

Es tut weh aber sie kann es nicht än<strong>der</strong>n auch wenn sie das möchte aber es<br />

geht nicht. Warum will er ihre Hilfe nicht sie versteht das nicht, das fragt<br />

sie sich jeden Tag. Jetzt muss sie loslassen auch wenn es schmerzt, aber<br />

sie ist kaputt und mit ihre Nerven am Ende. Er war es ihr Wert und ist es<br />

immer noch. Jeden Abend weint sie ins Kissen und vermisst ihm immer<br />

mehr aber ihr trennt eine dicke Mauer zu ihm, warum nur das ganze. Sie<br />

braucht Hilfe und bekommt keine. Sie liebte ihn und tut es immer noch und<br />

das für immer. Lieber Gott erhör sie, sie liebt ihn und möchte ihn nicht<br />

gehen lassen, komm zurück zu ihr. Sie muss hier raus, sie muss hier raus!!!<br />

geschrieben <strong>von</strong> Susann Starke<br />

<strong>JVA</strong>- <strong>Lichtenberg</strong> 10. November 2008<br />

23


PROJEKT EINE<br />

MILLION<br />

Kurzgeschichte<br />

Das Wochenende war<br />

lang und quälend, mit<br />

einem zusätzlichen<br />

Feiertag am Freitag,<br />

Samstag Nacht brach<br />

grade erst an, und in<br />

Berlins City schlug die<br />

Stunde <strong>der</strong><br />

Nachtschwärmer.<br />

Normalos, die schick in<br />

Mitte o<strong>der</strong> im neuen<br />

angesagten Neukölln<br />

essen waren und jetzt<br />

noch einen, o<strong>der</strong> zwei<br />

Cocktails in einer Bar<br />

tranken, wichtige, o<strong>der</strong><br />

Möchtegern-Wichtige<br />

betraten Clubs, rauchten,<br />

tranken, tanzten und die<br />

GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

24<br />

schrillen <strong>der</strong> Nacht, die<br />

ihr Gefie<strong>der</strong> in alle<br />

Richtungen streckten.<br />

Nur ich war unfähig mich<br />

zu bewegen, konnte<br />

nicht teilnehmen am<br />

bunten treiben <strong>der</strong><br />

Nacht, zu sehr lähmten<br />

mich die Erlebnisse <strong>der</strong><br />

letzten Monate,<br />

doch ich musste es<br />

langsam abschütteln und<br />

wie<strong>der</strong> auf die Beine<br />

kommen.<br />

In den Wochen vor dem<br />

worst case waren wir uns<br />

einig, dass wir ein neues<br />

Projekt angehen sollten,<br />

welches wir Projekt Eine<br />

Millionen nannten.<br />

Was Planung und<br />

Umsetzung betrifft waren<br />

wir noch ideenlos.<br />

Ich stand auf, nahm eine<br />

Flasche Rotwein aus dem<br />

Regal und schenkte mir<br />

ein Glas ein.<br />

Ohne dass ich sie<br />

aufhalten konnte, liefen<br />

mir Tränen in Strömen<br />

über das Gesicht uns<br />

dass aller erste mal seit<br />

ich die Mauern des<br />

Gefängnisses hinter mir<br />

gelassen hatte weinte ich<br />

um unsere Liebe.<br />

Das was mein Gehirn seit<br />

unserer Verhaftung<br />

wusste, begriff mein Herz<br />

erst Monate später,<br />

vielleicht aber hielt mein


Verstand den Schmerz so<br />

lange zurück bis ich in<br />

<strong>der</strong> Lage war es<br />

geschehen zu lassen,<br />

denn <strong>der</strong> Schmerz <strong>der</strong><br />

mich jetzt ergriffen hatte<br />

war so intensiv, dass ich<br />

dachte, so fühlt sich ein<br />

gebrochenes Herz an.<br />

Die letzten Sekunden vor<br />

unserer Verhaftung<br />

gingen mir durch den<br />

Kopf, wollte Dich küssen<br />

und umarmen, nur noch<br />

schnell aus den Hunde<br />

Klamotten raus, aber zu<br />

dieser Umarmung kam<br />

es dann nicht mehr, dass<br />

Haus wurde gestürmt,<br />

wir getrennt.<br />

Ich leerte dass Weinglas<br />

in einem Zug und kurze<br />

Zeit später schlief ich<br />

erschöpft auf dem Sofa<br />

ein.<br />

Am nächsten morgen<br />

erwachte ich verwirrt<br />

und... brauchte ein paar<br />

Sekunden um mich zu<br />

orientieren und wäre am<br />

liebsten liegen geblieben,<br />

doch zum Glück guckten<br />

mich die wachen Augen<br />

meines Hundes an, den<br />

ich schmerzlich vermisst<br />

hatte und glücklich war<br />

ihn endlich wie<strong>der</strong> zu<br />

haben.<br />

So sehr ich diese<br />

Sekunden vor dem<br />

aufstehen hasste um so<br />

GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

25<br />

dankbarer war ich nach<br />

den ersten Minuten an<br />

<strong>der</strong> frischen, kalten<br />

Morgenluft, wo ich<br />

meinen Blick über die<br />

Fel<strong>der</strong> mit den noch<br />

verbliebenen Kranichen<br />

wan<strong>der</strong>n lies.<br />

Langsam spürte ich<br />

wie<strong>der</strong> Energie in mir,<br />

schwach, aber sie kam<br />

zurück.<br />

Nach dem langen<br />

Spaziergang hatte ich<br />

den unwi<strong>der</strong>stehlichen<br />

Drang wie<strong>der</strong> ins Bett zu<br />

kriechen, mir die Decke<br />

über den Kopf zu ziehen,<br />

nicht da zu sein. Aber so<br />

konnte nichts aus dem<br />

Millionen Projekt werden,<br />

also ging ich heiß<br />

duschen, kochte mir<br />

einen Tee und<br />

frühstückte eine<br />

Kleinigkeit. Nachdem ich<br />

alle möglichen<br />

Büroarbeiten erledigt<br />

hatte, ließ ich den Hund<br />

noch einmal vor die Tür<br />

und gönnte mir einen<br />

Mittagsschlaf, denn<br />

langsam reifte in mir die<br />

Idee für unser Projekt.<br />

Am Abend stylte ich mich<br />

dass erste mal wie<strong>der</strong><br />

richtig auf, so wie ich es<br />

immer getan hatte, wenn<br />

wir zusammen<br />

ausgegangen sind.


Peeling, Maske, Make-up,<br />

meinen heiß geliebten<br />

Lippenstift <strong>von</strong> Dior,<br />

Rouge Noir auf den<br />

Nägeln, das edle Kleid<br />

<strong>von</strong> D & G nights mit den<br />

langen, als Ärmel<br />

gearbeiteten<br />

Handschuhen und meine<br />

Lieblingsstiefel, 8 cm<br />

hoch, spitz und sexy, So<br />

stand ich um 23.00 h im<br />

Foyer des Casinos. Die<br />

Eleganz des Publikums<br />

hatte in den letzten<br />

Jahren gelitten, aber die<br />

Spannung, die in <strong>der</strong> Luft<br />

lag, hatte sich in den<br />

letzten Jahren nicht<br />

geän<strong>der</strong>t.<br />

Ich dachte an den Abend<br />

im Casino <strong>von</strong> Buenos<br />

Aires zurück, an dem ich<br />

wie immer, die Tasche<br />

voll Jetons <strong>von</strong> Tisch zu<br />

Tisch ging und dort<br />

stehen blieb, wo es sich<br />

gut anfühlte.<br />

GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

26<br />

An jenem Abend fing ich,<br />

wie sonst auch, harmlos<br />

an.<br />

Rot, schwarz, ein paar<br />

Zahlen bis sich das<br />

Gefühl gewinnen<br />

eingestellt hatte und ich<br />

machte ein Zero Spiel,<br />

welches aufging, 36 –<br />

facher Gewinn, yeah.<br />

Das musste gefeiert<br />

werden, also bestellte ich<br />

zwei Flaschen<br />

Champagner und lud<br />

unsere Argentinischen<br />

Gastgeber und ihre<br />

Freunde ein. Dass Frauen<br />

in Argentinien nicht<br />

spielen, son<strong>der</strong>n nur<br />

schmückendes Beiwerk<br />

sind, erzählten sie mir<br />

erst hinterher, sie ließen<br />

mir einfach meine<br />

Freude.<br />

Ähnlich lief es auch heute<br />

Abend, nur ohne<br />

Freunde.<br />

Meinen Einsatz<br />

verzehnfachte ich in <strong>der</strong><br />

Nacht, es war zwar noch<br />

keine Millionen, aber<br />

dass es <strong>von</strong> Null auf<br />

Hun<strong>der</strong>t ging hatte ich<br />

auch nicht erwartet.<br />

Als ich das Casino verließ<br />

und wie<strong>der</strong> auf <strong>der</strong><br />

Strasse stand, hörte ich<br />

ein geräuschvolles<br />

Schlüsselklappern, es<br />

war 6.15 h<br />

Lebendkontrolle.


GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

Knastgedanken<br />

In meiner Haftzelle bin ich einsam und<br />

verzweifelt, ich habe viel Zeit über mein<br />

Unrecht nach zu denken.<br />

Mein täglicher Fensterblick ist immer<br />

<strong>der</strong>selbe, ich zähle sieben Gitterstäbe und<br />

warte auf den täglichen Freigang.<br />

Schaue in den Himmel und stelle mir vor,<br />

dass ich ein Vogel bin, <strong>der</strong> Drang nach<br />

Freiheit bestimmt mein Leben.<br />

Es tut mir so weh, nicht bei meiner Familie<br />

zu sein.<br />

Nur in meinen Träumen bin ich frei, dass<br />

kann mir keiner nehmen.<br />

Mich quält täglich <strong>der</strong> Gedanke, wie es nach<br />

<strong>der</strong> Untersuchungshaft weiter gehen wird.<br />

In Kürze erwarte ich meinen<br />

Haftprüfungstermin und hoffe, dass mich<br />

<strong>der</strong> Haftrichter vorerst in die Freiheit<br />

entlässt.<br />

Die Strafe, die ich bei <strong>der</strong> späteren<br />

Urteilsverkündung zu erwarten habe, ist<br />

ungewiss, es bleiben nur Spekulationen.<br />

Ich möchte aus diesem Alptraum<br />

aufwachen, aber es ist die traurige Wahrheit.<br />

27


Es gibt keinen<br />

Neuschnee<br />

Wenn du aufwärts gehst und<br />

dich hoch aufatmend umsiehst,<br />

was du doch für ein Kerl bist,<br />

<strong>der</strong> solche Höhen erklimmen<br />

kann, du, ganz allein –: dann<br />

entdeckst du immer Spuren im<br />

Schnee. Es ist schon einer vor<br />

dir dagewesen.<br />

Glaube an Gott. Verzweifle an<br />

ihm. Verwirf alle Philosophie.<br />

Lass dir vom Arzt einen<br />

Magenkrebs ansagen und<br />

wisse: es sind nur noch vier<br />

Jahre, und dann ist es aus.<br />

Glaub an eine Frau. Verzweifle<br />

an ihr. Führe ein Leben mit<br />

zwei Frauen. Stürze dich in die<br />

Welt. Zieh dich <strong>von</strong> ihr zurück.<br />

...<br />

Und alle diese Lebensgefühle<br />

hat schon einer vor dir gehabt;<br />

so hat schon einer geglaubt,<br />

gezweifelt, gelacht, geweint<br />

und sich nachdenklich in <strong>der</strong><br />

Nase gebohrt, genau so. Es ist<br />

immer schon einer dagewesen.<br />

Das än<strong>der</strong>t nichts, ich weiß. Du<br />

erlebst es ja zum ersten Mal.<br />

Für dich ist es Neuschnee, <strong>der</strong><br />

da liegt. Es ist aber keiner, und<br />

diese Entdeckung ist zuerst<br />

sehr schmerzlich. In Polen<br />

lebte einmal ein armer Jude,<br />

<strong>der</strong> hatte kein Geld, zu<br />

studieren, aber die Mathematik<br />

brannte ihm im Gehirn. Er las,<br />

GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

28<br />

was er bekommen konnte, die<br />

paar spärlichen Bücher, und er<br />

studierte und dachte, dachte für<br />

sich weiter. Und erfand eines<br />

Tages etwas, er entdeckte es,<br />

ein ganz neues System, und er<br />

fühlte: ich habe etwas<br />

gefunden. Und als er seine<br />

kleine Stadt verließ und in die<br />

Welt hinauskam, da sah er neue<br />

Bücher, und das, was er für<br />

sich entdeckt hatte, das gab es<br />

bereits: es war die<br />

Differentialrechnung. Und da<br />

starb er. Die Leute sagen: an<br />

<strong>der</strong> Schwindsucht. Aber er ist<br />

nicht an <strong>der</strong> Schwindsucht<br />

gestorben.<br />

Am merkwürdigsten ist das in<br />

<strong>der</strong> Einsamkeit. Dass die Leute<br />

im Getümmel ihre Standard-<br />

Erlebnisse haben, das willst du<br />

ja gern glauben. Aber wenn<br />

man so allein ist wie du, wenn<br />

man so meditiert, so den Tod<br />

einkalkuliert, sich so<br />

zurückzieht und so versucht,<br />

nach vorn zu sehen –: dann,<br />

sollte man meinen, wäre man<br />

auf Höhen, die noch keines<br />

Menschen Fuß je betreten hat.<br />

Und immer sind da Spuren,<br />

und immer ist einer dagewesen,<br />

und immer ist einer noch höher<br />

geklettert als du es je gekonnt<br />

hast, noch viel höher.<br />

Das darf dich nicht entmutigen.<br />

Klettere, steige, steige. Aber es<br />

gibt keine Spitze. Und es gibt<br />

keinen Neuschnee.<br />

Kaspar Hauser (Kurt<br />

Tucholsky) 07.04.1931


Wollknäuel und Nadeln<br />

GESCHICHTEN UND GEDICHTE<br />

Wir treffen uns eine Stunde nach dem nachmittäglichen Aufschluss <strong>der</strong> Zellen,<br />

vier strickende und zwei häkelnde weibliche Wesen sitzen im Aufenthaltsraum<br />

<strong>der</strong> Station.<br />

Für „freie“ Fremde ein Kreis <strong>der</strong> Harmonie.<br />

Die farbigen Wollknäuel auf dem großen Tisch, liegend vor je<strong>der</strong> Besitzerin,<br />

würden eine bunte Kugel ergeben.<br />

Der Faden <strong>der</strong> Ariadne wäre nicht mehr auszumachen in dem Irrgarten <strong>der</strong><br />

einzelnen Fäden.<br />

Mein Material liegt in einer Schachtel, die Rän<strong>der</strong> umklebt mit<br />

Weihnachtsmotiven.<br />

Die Stricknadeln und Häkelhaken werden je nach Geschicklichkeit wie<strong>der</strong> auf<br />

die Reihen geschickt o<strong>der</strong> gezwungen ihre Bestes zu geben. Vor drei<br />

Jahrzehnten versuchte meine Mutter, die Familientradition des Strickens an<br />

mich weiterzugeben. Vergebens, meine Finger verkrampften sich bei je<strong>der</strong><br />

neuen Masche, das Strickwerk wirkte hart und unregelmäßig in den Reihen,<br />

einige Wollmaschen waren verloren gegangen.<br />

Missmutig schaue ich auf meinen gestrickten Schal. Rote, blaue und grüne<br />

Streifen ergeben eine längliche Fläche, die an einem Ende immer schmaler wird.<br />

Die Abschlussfarbe ist gelb.<br />

Ich verliere das Interesse und die Begeisterung an meinem schiefen Kunstwerk.<br />

Eine junge Frau ruft in die Runde: „Wer <strong>von</strong> euch hat gelbe Wolle übrig?“ Sie<br />

sitzt mir gegenüber, und ich reiche ihr den Rest meiner farbigen Wolle über den<br />

Tisch, fast ein wenig erleichtert.<br />

Die Frauen am Tisch erarbeiten bunte Handtaschen für den ersten Ausgang.<br />

Meine Haftzeit wird über ein Jahrzehnt hinausgehen.<br />

Vielleicht trägt man dann keine Taschen mehr, jedenfalls nicht diese.<br />

Ich gehe in meine Haftzelle zurück und sehe vor dem Fenster das Schneetreiben.<br />

Beide Arme strecke ich durch die Gitterstäbe und fange mit den Händen die<br />

tanzenden Schneeflocken auf, halte sie fest, ich will keine verlieren.<br />

Eine Ironie des Schicksals.<br />

Irene Becker<br />

29


WELLNESS - SEITEN<br />

Yoga bringt dein Herz zum Lächeln<br />

Wie in je<strong>der</strong> Zeitung <strong>von</strong> Frauen für Frauen dürfen Beauty und Wellness - Tipps nicht fehlen<br />

Yoga ist gut für Körper und Seele, eine große Zahl <strong>von</strong> Studien hat diese<br />

Erkenntnis weiter untermauert.<br />

Wissenschaftlich ist nun bewiesen, dass die asiatische Entspannungstechnik<br />

Rückenschmerzen kuriert, Stress reduziert, Wechseljahrsbeschwerden und<br />

Ängste mil<strong>der</strong>t; zusätzlich beeinflusst es den Hirnstoffwechsel positiv.<br />

Regelmäßiges Üben hilft, um ausgeglichen zu sein und Blockaden zu lösen.<br />

Hier ein paar Übungen für Euch, die auch im Haftraum nachzumachen sind und<br />

Stress und schlechte Laune vertreiben :<br />

1.Übung:<br />

Aufrecht auf den Boden setzen, gegebenenfalls auf ein Kissen, Rücken<br />

grade, Schulter senken, Knie langsam nach außen senken, Fußsohlen berühren<br />

sich.<br />

Einatmen, Arme über den Kopf heben, ausatmen, nach vorne beugen, dabei die<br />

Hände <strong>von</strong> innen nach außen unter die Beine schieben und die Hände auf die<br />

Füße legen, <strong>der</strong> Rücken ist dabei rund, Blick nach unten, Schultern, Hals und<br />

Kopf locker hängen lassen,<br />

Fünf tiefe Atemzüge ein und aus, diese Übung 3 – 5 Mal wie<strong>der</strong>holen.<br />

Diese Übung dient <strong>der</strong> Entspannung <strong>von</strong> Schultern und Nacken, dehnt den<br />

Rücken, massiert die inneren Organe und schenkt unruhigen Geistern Ruhe.<br />

2. Übung<br />

Auf den Rücken legen, Arme neben Körper legen, Beine ausstrecken, Füße<br />

bequem aufstellen, Knie sanft zur Seite sinken lassen, Fußsohlen berühren<br />

sich, kurz Pomuskeln abspannen, wie<strong>der</strong> entspannen, ruhig und tief atmen,<br />

Übung 3 – 5 Mal wie<strong>der</strong>holen.<br />

Diese Übung dehnt die Oberschenkelmuskulatur, öffnet den Schultergürtel und<br />

den Brustraum, verbessert die Atmung und reduziert Stress.<br />

3.Übung Aufrecht hinsetzen, Beine ausstrecken, linkes Bein über dass rechte<br />

schlagen, Fuß neben dass Knie stellen, linken Arm grade hinter den Rücken<br />

stellen. Mit <strong>der</strong> rechten Ellenbogenbeuge das aufgestellte Knie „umarmen“,<br />

ausatmen, Oberkörper langsam nach links drehen, drei Atemzüge halten,<br />

Position langsam lösen, Seitenwechsel.<br />

Diese Position massiert die inneren Organe und bringt beide Körperhälften in<br />

Einklang<br />

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WELLNESS - SEITEN<br />

Gesundheitsreform im Knast<br />

Warum ein Zello – Bett Ihr Leben verän<strong>der</strong>t!<br />

mit dem einmaligen Zello – Bett <strong>von</strong> Justicia kommen Sie in<br />

den Genuss eines unvergleichlichen Schlafkomforts<br />

- konsequent körpergerecht konstruiert<br />

- verarbeitet mit den besten Naturmaterialien und<br />

ausgestattet mit einem einzigartigen<br />

Durchlüftungsprinzip ist das Bett eine Synonym für<br />

erholsamen Schlaf<br />

Eine weit verbreitete Theorie besagt: harte Betten seien gut<br />

für den Rücken, denn am geringsten werden<br />

Rückenmuskulatur und Wirbelsäule in gera<strong>der</strong> Haltung<br />

belastet.<br />

Auch die Tiefschlafphasen werden um tund 10 % länger, und<br />

diese sind entscheidend für die Qualität <strong>der</strong> nächtlichen<br />

Erholung.<br />

Zwei Auszeichnungen bestätigen das:<br />

- das Spanplattendesign<br />

- das Siegel Gesundheitsprodukt vom Zentrum für<br />

Präventivmedizin<br />

Justicia bietet viele Jahre Garantie und gibt Ihnen auch die<br />

Möglichkeit, einige Monate Probe zu schlafen.<br />

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ZU GUTER LETZT<br />

Ein paar Tipps gegen Langeweile<br />

in eurem Hafturlaub<br />

1. Gebot – immer Lächeln!<br />

Kennst du die sieben Säulen innerer Kraft?<br />

- optimistisch sein<br />

- die Dinge nehmen wie sie sind<br />

- an Lösungen statt an Probleme denken<br />

- die Opferrolle verlassen<br />

- Verantwortung übernehmen<br />

- Netzwerke schaffen und pflegen<br />

- Zukunft gestalten und planen<br />

Los geht’s...<br />

• räumt mal eurer Seelenleben auf<br />

• checkt eure Freunde und Bekannte: wer tut euch gut, wer<br />

nicht, wen habt ihr vernachlässigt; greift zum Papier, es<br />

ist Zeit zum schreiben,<br />

• falls ihr Stress in <strong>der</strong> Beziehung habt, denkt daran:<br />

Männer leiden immer mehr<br />

• Sollte es doch Liebeskummer sein:<br />

• lasst euch zusammenschließen, mixt eine Quark- und<br />

Gurkenmaske (gibt es meist zur Kaltverpflegung),<br />

vergesst die Schokolade nicht und fertig ist eure<br />

Pyjamaparty<br />

• ansonsten lächelt spontan drei Minuten in euren Spiegel,<br />

das hilft garantiert<br />

• bewerbt euch bei Kursen o<strong>der</strong> um Arbeit, da gibt es vieles<br />

um eure Hütten zu verschönern<br />

• ansonsten hilft oft eine an<strong>der</strong>e Ansicht, z.b. Kopfstand<br />

o<strong>der</strong> einfach mal <strong>von</strong> einer Ecke zur an<strong>der</strong>en sitzen<br />

• und stellt auch mal denn Radiowecker weg - Zeit ist oft<br />

so ungerecht<br />

• meditiert o<strong>der</strong> übt Yoga<br />

• schreibt eure Träume auf, es gibt tolle Bücher in <strong>der</strong><br />

Bücherei<br />

ALSO Mädels: durchhalten! und vergesst nicht, einmal am<br />

Tag an die Luft zu gehen... <strong>von</strong> Anita<br />

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Mehr Obst, statt zuviel Margarine<br />

ZU GUTER LETZT<br />

Knastvorschläge<br />

Es ist schade, dass so viel Margarine Packungen weggeworfen o<strong>der</strong> in den Zellen und Küchen<br />

ungenutzt gestapelt werden.<br />

Die Mehrheit aller Insassinnen würde sich über mehr Obst freuen.<br />

Wir bitten die Gefängnisleitung, zu überdenken, ob die Obstzuteilung erhöht und die<br />

Margarine Abgabe reduziert werden kann.<br />

Frisördienstleistungen<br />

So wie einige Fachärzte <strong>von</strong> außerhalb in die <strong>JVA</strong> kommen und behandeln, könnten auch<br />

Frisöre in zeitlichen Abständen ihr Handwerk anbieten.<br />

Die Insassinnen haben keine Möglichkeit, sich einen fachgerechten Haarschnitt zu<br />

ermöglichen und sehen nach Jahren aus wie Urwaldkreaturen. Auch wenn wir Strafgefangene<br />

sind, wollen wir und die menschliche Würde nicht nehmen lassen.<br />

Wir bitten die Gefängnisleitung, die Einbringung <strong>von</strong> Frisördienstleistungen zu überprüfen.<br />

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ZU GUTER LETZT<br />

Buchtipps für euren nächsten<br />

Büchereibesuch<br />

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ZU GUTER LETZT<br />

________________________________________________________________<br />

1. Sylva Durel: Ein Spatz im Schnee<br />

Der Buchumschlag sieht aus wie ein Johannes Mario Simmel Roman, ein Foto<br />

<strong>von</strong> einem blätterlosen schiefen Baum am Strand, die Schrift ist völlig<br />

verschnörkelt und sieht <strong>von</strong> außen nicht sehr vielversprechend aus!<br />

Aber dass Buch überzeugt durch seinen Inhalt; es ist eine Autobiographie, die so<br />

gut geschrieben ist dass es gleichzeitig ein Dokument und ein Literarisches<br />

Werk ist.<br />

Die Kindheit <strong>von</strong> Sylva endet abrupt, nachdem Hitler die baltischen Staaten <strong>der</strong><br />

Sowjetunion ausgeliefert hat, dadurch wird die Familie nach Sibirien<br />

verschleppt: Ein Spatz im Schnee, hat die Mutter erzählt, kann nur im Flug<br />

überleben, denn bewegungslos verharrend muss er sterben.<br />

Also flieht Sylva mit 13 Jahren nach Moskau, später dann studiert sie in<br />

Leningrad.<br />

Die Angst entdeckt zu werden verlässt sie nie und eines Tages wird ihr Alptraum<br />

zur Wirklichkeit.<br />

Dass alles macht dass Buch zu einem Erlebnisbericht <strong>der</strong> packen<strong>der</strong> ist als<br />

manch ein Thriller!<br />

Zu leihen in <strong>der</strong> Bibliothek unter: ER Da1<br />

________________________________________________________________<br />

2. Anette Berr: Nachts sind alle Katzen breit<br />

Kiezgeschichten aus Berlin/Kreuzberg über Punker, Rentner und viele kleine<br />

Leute. Anette Berr will nach eigenen Aussagen nicht provozieren, son<strong>der</strong>n den<br />

Leuten ins Herz fahren. Kurzweilige Unterhaltung zum Schmunzeln.<br />

Buchnummer: EG Be 2<br />

________________________________________________________________<br />

3. Barbara Gordon: Ich tanze so schnell ich kann<br />

Barbara Gordon, preisgekrönte Fernsehproduzentin, beschreibt in diesem<br />

autobiographischen Roman ihren Weg in die totale Valiumabhängigkeit und<br />

ihren Weg hinaus nach einem endgültigen Zusammenbruch.<br />

„Innerhalb weniger Wochen verlor ich alles: den Mann den ich liebte, meine<br />

Karriere, mich selbst.“<br />

Ein ehrliches Buch, das auch Mut macht.<br />

Buchnummer: B GO 2<br />

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ZU GUTER LETZT<br />

Horoskope<br />

Steinbock: Deine Hörner kannst du dir hier nicht abstoßen, also sieh<br />

zu dass du wie<strong>der</strong> die Freiheit <strong>der</strong> Berge erklimmen<br />

kannst.<br />

Wassermann: Wie schlau, dieses Jahr sitzt du im Bau.<br />

Machst du´s nächstes Mal besser, schwimmst du wie<strong>der</strong><br />

im eigenen Gewässer.<br />

Fische: Du bist als Freischwimmer stark eingeschränkt. Also<br />

schwimm nicht so weit raus, sonst schnappen Dich die<br />

großen Fische.<br />

Wid<strong>der</strong>: Dein Spiegelbild gefällt Dir echt gut, aber deshalb bist du<br />

nicht die Schärfste. Gönne ruhig an<strong>der</strong>en mal etwas<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Stier: Du kannst sehr energisch sein, drum packe den Stier bei<br />

den Hörnern und ab damit.<br />

Zwillinge: Doktor Jekyll und Mr. Hyde - Deine Beiden Gesichter<br />

können echt verwirren. Überlege Dir gut, wer <strong>von</strong> beiden<br />

Du gerade sein willst.<br />

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ZU GUTER LETZT<br />

Krebs: Bist wie<strong>der</strong> mal einen Schritt vor und zwei<br />

zurückgegangen. So kommst du kaum voran. Also<br />

probier mal eine an<strong>der</strong>e Gangart.<br />

Löwe: Gut gebrüllt - nur tu dass beim nächsten mal etwas leiser,<br />

dann kannst du dir den Aufenthalt in <strong>der</strong> <strong>JVA</strong> ersparen.<br />

Jungfrau: Tu nicht immer so, als könntest Du kein Wässerchen<br />

trüben, Du hast es doch faustdick... Damit kannst Du<br />

dieses Jahr noch viel erreichen.<br />

Waage: Das Gleichgewicht halten ist nicht immer leicht für Dich.<br />

Also lege nicht allzu viel auf die Waagschale.<br />

Skorpion: Nutze Deinen Stachel mit Bedacht, damit Du Dir und<br />

An<strong>der</strong>en nicht schadest.<br />

Schütze: Schätzt Du die Annehmlichkeiten im „Hotel<br />

<strong>Lichtenberg</strong>´´? Trink einen Schluck Zielwasser, damit<br />

Du den Schließer nicht triffst. Denn ansonsten steht ein<br />

weiteres Jahr im Knast bevor.<br />

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Impressum<br />

Beschwerden und Verbesserungsvorschläge sowie neue Ideen, Berichte, Geschichten<br />

für die nächste Ausgabe können per Vormel<strong>der</strong> an die Sozialpädagogische Abteilung<br />

<strong>Lichtenberg</strong> geschickt werden.<br />

Unsere Redaktion sucht ständig Verstärkung. Bewerbungen bitte ebenfalls an die<br />

Sozialpädagogen.<br />

Herzlicher Dank geht an die Bundestagsabgeordnete Dorothée Menzner für das<br />

Sponsoring <strong>von</strong> Druck und Papier!!<br />

Herausgeber: die Insassinnen <strong>der</strong> <strong>JVA</strong> <strong>Lichtenberg</strong><br />

mit schreibkräftiger Unterstützung aus Pankow<br />

verantwortliche<br />

Redakteurin: Annika Sembritzki (V.i.S.d.P.)<br />

Kontakt: Redaktion Hexenkessel in <strong>der</strong> <strong>JVA</strong> <strong>Lichtenberg</strong><br />

Alfredstraße 11, 10365 Berlin<br />

Auflage: 300<br />

Januar 2009<br />

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