„Paulus” 4-2010 - Apostel Paulus - Kirchengemeinde
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Anne Frank. Foto: hiram7.files.wordpress.com<br />
12. Juni dieses Jahres 81 Jahre alt geworden<br />
wäre. Anne Frank, die als 13-jährige mit ihrer<br />
Familie in einem Versteck untertauchen musste<br />
und mit nur 15 Jahren in einem Konzentrationslager<br />
starb. Ihr Tagebuch ist seit 50 Jahren ein<br />
Bestseller.<br />
Anne Frank ist eines von eineinhalb Millionen<br />
jüdischen Kindern, die im zweiten Weltkrieg<br />
ermordet wurden. Ihre tragische Geschichte<br />
steht für all jene, von denen heute niemand<br />
mehr weiß. Ihre Stimme wird bis heute gehört.<br />
Am Beginn des Tagebuchs schreibt Anne,<br />
warum ihre Familie sich entschlossen hatte,<br />
unterzutauchen: „Judengesetz folgte auf Judengesetz,<br />
und unsere Freiheit wurde sehr<br />
beschränkt. Juden müssen ihre Fahrräder<br />
abgeben; Juden dürfen nicht mit einem Auto<br />
fahren, auch nicht mit einem privaten; Juden<br />
dürfen nur von 3-5 Uhr einkaufen; Juden dürfen<br />
nur zu einem jüdischen Friseur; Juden dürfen<br />
zwischen 8 Uhr abends und 6 Uhr morgens<br />
nicht auf die Straße; Juden dürfen sich nicht<br />
in Theatern, Kinos und an anderen dem Vergnügen<br />
dienenden Plätzen aufhalten; Juden<br />
dürfen nicht ins Schwimmbad, ebenso wenig<br />
auf Tennis-, Hockey- oder andere Sportplätze;<br />
Juden dürfen in der Öffentlichkeit keinerlei<br />
Sport treiben; Juden dürfen nach 8 Uhr abends<br />
weder in ihrem eigenen Garten noch bei Bekannten<br />
sitzen; Juden dürfen nicht zu Christen<br />
ins Haus kommen; Juden müssen auf jüdische<br />
Schulen gehen und dergleichen mehr. So ging<br />
unser Leben weiter, und wir durften dies nicht<br />
und das nicht.“( Anne Frank Tagebuch, Frankfurt/M.,<br />
1991)<br />
Anne und ihre Mitbewohner wurden verraten.<br />
Sie starb wie ihre Schwester Margot im KZ<br />
Bergen-Belsen Ende Februar/Anfang März<br />
1945 an Typhus.<br />
Setzen wir nun gemeinsam, gleich welcher<br />
Religion oder Weltanschauung wir auch angehören,<br />
ein deutliches Zeichen für Offenheit<br />
und Toleranz und gegen Rassismus, gleich<br />
von welcher Seite er unser Miteinander zu<br />
vergiften sucht.<br />
Zur Anregung zum Nachdenken und Einüben<br />
hier noch 10 Verhaltensregeln, die der Materialsammlung<br />
II, „Weißt du wer ich bin?“, Projektarbeit<br />
Jugend und Schule, S. 13, entnommen<br />
sind und von Schüler/innen der Klasse 10g<br />
der Käthe-Kollwitz – Gesamtschule in Leverkusen<br />
für interreligiöse Gespräche erarbeitet<br />
wurden:<br />
1. Sei ehrlich!<br />
2. Diskriminiere keinen Menschen und<br />
akzeptiere den Menschen mit seinen<br />
Überzeugungen.<br />
3. Lege deine Vorurteile ab und frage<br />
die anderen, was sie glauben, denken<br />
und tun.<br />
4. Sei nicht nur tolerant gegenüber anderen,<br />
sondern unterstütze sie aktiv<br />
in ihren berechtigten Interessen.<br />
5. Habe Respekt vor dem Glauben und<br />
der Kultur des anderen und sprich<br />
mit ihm darüber.<br />
6. Interessiere dich für die Kultur und<br />
die Religion des anderen und sprich<br />
mit ihm darüber.<br />
7. Höre dem anderen zu, fühle mit dem<br />
anderen, verliere den anderen nicht<br />
aus dem Blick.<br />
8. Vermeide Aggressivität und suche<br />
bei Gegensätzen, Widersprüchen und<br />
Streitfällen mit anderen nach gemeinsamen<br />
Lösungen.<br />
9. Übe keinen Zwang aus, vermeide<br />
Gewalt in jeder Form und stelle dich<br />
der Gewalt in den Weg.<br />
10. Setze dich für Demokratie ein und<br />
fördere sie.<br />
Viele Begegnungen mit Schüler/innen ganz<br />
unterschiedlicher Weltanschauung und Religion<br />
zeigen mir immer wieder: Wir sind hier mit all<br />
unseren Bemühungen auf einem guten Weg in<br />
unserem Kiez. Pfr. Michael Daudert<br />
8 Gemeindeblatt <strong>„<strong>Paulus</strong>”</strong> 4-<strong>2010</strong>