10.01.2013 Aufrufe

Bunte Straßenränder und Blumenwiesen - Vorarlberg

Bunte Straßenränder und Blumenwiesen - Vorarlberg

Bunte Straßenränder und Blumenwiesen - Vorarlberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

<strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

Knapp 30 Teilnehmer/innen aus 16 Gemeinden vom Sibertal bis Höchst, vom Kleinwalsteral<br />

bis Frastanz reisten mit Dr. Reinhard Witt zu naturnah gestalteten Straßenräumen <strong>und</strong><br />

<strong>Blumenwiesen</strong>. Die Gruppe besichtigte verschiedene Anlagen in den Gemeinden Altach,<br />

Lauterach, Lochau <strong>und</strong> Lustenau <strong>und</strong> tauschten gemeinsam mit Dr. Reinhard Witt,<br />

Naturgartenexperte, ihre Erfahrungen aus.<br />

Kursleitung<br />

Dr. Reinhard Witt, Fachbetreib für naturnahes Grün<br />

<strong>und</strong><br />

Silvia Wagner (in Altach)<br />

DI Rudi Alge (in Lustenau)<br />

DI Richard Dietrich (in Lochau)<br />

Michael Sinz (in Lochau)<br />

Katrin Löning, Österreichisches Ökologie-Insitut (Organisation, Konzeption, Protokoll)<br />

BEGRÜßUNG<br />

Mag. Christiane Machold, Umweltschutzabteilung der <strong>Vorarlberg</strong>er Landesregierung,<br />

begrüßt die Teilnehmenden in Altach, dem Ausgangspunkt der R<strong>und</strong>reise im Namen beider<br />

Veranstalter (Umweltabteilung <strong>und</strong> Umweltverband). Die Programmleiterin Naturvielfalt in<br />

der Gemeinde würdigt das große Engagement in einzelnen Gemeinden, die mit einer<br />

naturnahen Gestaltung öffentlicher Flächen neue Wege beschreiten <strong>und</strong> wertvolle<br />

Erfahrungen sammeln. Mit Dr. Reinhard Witt hat die Umweltschutzabteilung zudem einen<br />

kompetenten Referenten gef<strong>und</strong>en, der schon seit über 25 Jahren Kenntnisse mit<br />

Wildpflanzen <strong>und</strong> ihrer Ansaat zusammenträgt.<br />

Seite 1


Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

<strong>Blumenwiesen</strong> in Altach<br />

Die Gemeinde Altach hat in den letzten drei Jahren mehrere <strong>Blumenwiesen</strong> angelegt. Die<br />

Flächen liegen größtenteils zwischen Siedlungen <strong>und</strong> offener Landschaft. Silvia Wagner,<br />

Obfrau des Umweltausschusses, erzählt vom Hintergr<strong>und</strong> der Aktion. Die Gemeinde Altach<br />

ist eine der ersten Gemeinden in <strong>Vorarlberg</strong>, die sich aktiv am Netzwerk Blühendes<br />

<strong>Vorarlberg</strong> beteilgt hat. Die Naturvielfalt-Gemeinde hat sich das Ziel gesetzt, den Anteil an<br />

insektenfre<strong>und</strong>lichen Flächen in Altach zu erhöhen. Auf Wunsch vom Bienenzuchtverein,<br />

Obst- <strong>und</strong> Gartenbauverein bzw. engagierten Bürger/innen wurden ehemalige Ackerflächen<br />

umgebrochen <strong>und</strong> artenreichen Blumensaaten ausgebracht<br />

Dr. Reinhard Witt erläutert die wichtigsten Erfolgsfaktoren für eine Blumenwiese:<br />

Bodenvorbereitung<br />

Saatgutmischung<br />

Angepasst Pflege<br />

BODENVORBEREITUNG BEI GRÖßEREN FLÄCHEN<br />

Die Einsaat einer Blumenwiese erfolgt immer auf offenem Boden. Der Boden sollte<br />

weitgehend krautfrei sein. Insbesondere Quecken, Ampfer, Giersch, Kratzdistel <strong>und</strong><br />

Weißklee sollten verbannt werden. Für die Bodenvorbereitung auf größeren Flächen mit<br />

bestehender Vegetation empfiehlt Dr. Reinhard Witt die sogenannte Burri-Methode, nach<br />

Johannes Burri von UFA-Samen.<br />

Burri-Methode<br />

2-3 Mal fräsen im Abstand von mehreren Wochen!<br />

Die gemähte Fläche wird gefräst <strong>und</strong> zwei bis drei Wochen stehen gelassen.<br />

In der Zeit wachsen die einjährigen <strong>und</strong> unerwünschte Kräuter wieder auf. Es wird ein<br />

zweites mal gefräst <strong>und</strong> somit alle aufkommenden Pflanzen zerstört. Das Prozedere wird<br />

solange wiederholt bis so gut wie kein Kraut mehr aufkommt.<br />

Aufrauen <strong>und</strong> Aussäen<br />

Nach dem letzten Fräsen die Fläche setzen lassen. Wenn die Fläche dann vegetationsfrei<br />

ist, wird sie flach aufgeraut <strong>und</strong> dann das Saatgut ausgebracht.<br />

Bester Zeitraum<br />

März bis Juni (später nicht mehr!)<br />

Einsaat auf Streuobstwiesen<br />

Streifenweise die Burri-Methdode um die Obstbäume herum anwenden mit maximal 4-5<br />

Meter Abstand.<br />

Seite 2


Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

Sanftere Methode für größere Flächen ohne Fräsmöglichkeit<br />

Bei starke Beweidung wird oftmals auch ein offener Boden erreicht. Daher könnte man dann<br />

auch in den offenen Bereichen eine Einsaat probieren.<br />

Begrünung von Rohböden<br />

Literaturtipp: Kirmer, Anita & Sabine Tischew (Hrsg, 2006): Handbuch naturnahe Begrünung<br />

von Rohböden, Teubnerverlag<br />

SAATGUTMISCHUNG<br />

Garantiert heimisches Wildpflanzensaatgut gibt es meist nicht im Gartencenter oder im<br />

Raiffeisenlager. Dort werden in der Regel nur Kultursorten <strong>und</strong> keine heimischen Wildsorten<br />

verkauft.<br />

Wildblumen – kultivierte Arten<br />

Der Begriff Wildblumen ist keine botanische Bezeichnung. Gemeint sind in Folge immer<br />

Pflanzen, die auch in freier Natur vorkommen <strong>und</strong> sich selbst vermehren. Im Gegensatz<br />

dazu stehen kultivierte Arten, die für eine bestimmte Funktion gezüchtet wurden (z.B. große<br />

Blüten für einen schönen Blühaspekt, aber ohne Samenbildung usw.).<br />

Einjährige –Mehrjährige Arten<br />

Viele Menschen assoziieren mit einer Wildblumenwiese Arten wie Mohnblumen, Kornrade<br />

<strong>und</strong> Sonnenblumen. Hier handelt es sich um einjährige Pflanzen, die sich jedes Jahr aus<br />

einem Samen neu entwickeln. Einjährige brauchen daher offenen Boden <strong>und</strong> viel Licht, um<br />

zu keimen, sind aber in ihrem Lebenszyklus recht schnell, bieten für uns Menschen im<br />

ersten Jahr gleich einmal eine schöne auffällige Blüte. Einjährige Wildpflanzen kommen oft<br />

am Ackerrand vor, der jedes Jahr umgegraben wird <strong>und</strong> optimale Vorraussetzung bietet.<br />

�In einer mehrjährigen Blumenwiese können die einjährigen Blumen zur Falle werden. Man<br />

möchte diese schönen Blumen ersteinmal blühen lassen <strong>und</strong> unterlässt daher die<br />

notwendige Pflegemahd.<br />

Mehrjährige Pflanzen entwickeln dauerhafte Wurzelsystem <strong>und</strong> überwintern. Sie kommen<br />

oftmals erst im zweiten oder dritten Jahr so richtig zur Geltung.<br />

Bei der Saatgutmischung kann/sollte daher bei einer Blumenwiese auf Einjährige verzichtet<br />

werden, da die notwendige Mahd vor der Blüte ein Akzeptanzproblem bei der Bevölkerung<br />

hervorrufen kann.<br />

Vertrauenswürdige Wildblumensaatgut-Lieferanten<br />

1. Rieger-Hofmann<br />

Dorfstr. 110<br />

D-74572 Blaufelden-Raboldshausen<br />

http://www.rieger-hofmann.de/<br />

2. Syringa-Samen<br />

Bachstr. 7<br />

78247 D-Hilzingen-Binningen,<br />

http://www.syringa-pflanzen.de/<br />

3. Hof Berggarten<br />

Lindenweg 17<br />

D-79737 Herrischried<br />

http://www.hof-berggarten.de/<br />

4. Uva- Samen<br />

CH Winterthur,<br />

http://www.ufasamen.ch/deu/<br />

5. Staudengärtnerei Evi & Lothar Schmidt,<br />

Rütti 1,<br />

6842 Koblach<br />

http://www.der-staudengaertner.at<br />

Seite 3


Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

Vorschlag für Einsaat größerer Flächen in freier Landschaft<br />

z.B. Rieger Hofmann, Blumenwiese 01 für alle extensiv genutzten Wiesen in der freien<br />

Landschaft <strong>und</strong> im Siedlungsbereich.<br />

PFLEGE EINER BLUMENWIESE<br />

Wiesen müssen 2-3 Mal im Jahr gemäht werden, sonst nehmen insbesondere Gräser <strong>und</strong><br />

später dann Gehölze Überhand. Eine natürliche Sukzession würde einsetzen <strong>und</strong> in einem<br />

Wald enden. Wiesenkräuter brauchen zum Keimen <strong>und</strong> Aufkommen Licht. Daher muss die<br />

Wiese gemäht werden. Eine frisch angelegt <strong>Blumenwiesen</strong> braucht ca. 3 bis 5 Jahre bis sie<br />

eine ausgewogene Pflanzengesellschaft aufweist. Also, es braucht Geduld!<br />

Pflege im ersten Jahr<br />

Eine Blumenwiese auf umgeackerten <strong>und</strong> gefrästen Boden sollte im ersten Jahr unbedingt<br />

noch vor der Blühte gemäht werden <strong>und</strong> spätestens immer wieder, wenn die Wiese eine<br />

Höhe von 25 cm (Bierflaschen-Maß) erreicht. Steht die Wiese auf besonders<br />

nährstoffreichem Standort ist im ersten Jahr sogar eine Rasenpflege angesagt. Das erste<br />

Jahr wird gemäht wie ein begehbarer Rasen.<br />

Pflege in den folgenden Jahren<br />

Regelmäßige Mahd zwei Mal im Jahr (Ende Juni <strong>und</strong> im September), das Mahdgut immer<br />

gleich abführen. Nicht mulchen!<br />

Goldrute, Springkraut <strong>und</strong> co.<br />

Ansich werden Goldruten <strong>und</strong> Springkraut - regelmäßig gemäht - in der Blumenwiese nicht<br />

wirklich aufkommen. Größere Bestände kann man aber auch gezielt öfter mähen, so dass<br />

andere Kräuter diese verdrängen können.<br />

HÄUFIGE FEHLER BEI DER ANSAAT UND PFLEGE<br />

Verzicht auf mehrmaliges Fräsen. Die vorherige Vegetation wird nicht vollständig<br />

entfernt. Dadurch haben unerwünschte Pflanzen, mit dauerhaften Wurzel oder Einjährige,<br />

einen Vorsprung gegenüber der Neuansaat <strong>und</strong> können sich schneller ausbreiten.<br />

Massenhaftes Auftreten von sogenannten Störzeigern kann die Folge sein.<br />

Konventionelles Saatgut mit kultivierten Arten: In konventionellem Saatgut sind öfter<br />

dominierende allerwelts Gräser <strong>und</strong> Kräuter beigemischt, so dass sich die selteneren<br />

Kräuter nicht durchsetzen können. Das Vermögen, sich selbst zu vermehren, ist bei den<br />

kultivierten Arten nicht so ausgeprägt wie bei den Wildblumenarten. Vorsicht:<br />

Wildblumenmischungen können auch exotische Wildblumen aus anderen Großregionen<br />

oder auch Kontinenten enthalten.<br />

Verzicht auf mehrmalige Pflegemahd im ersten Jahr: Schnellwüchsige Gräser <strong>und</strong><br />

Kräuter breiten sich aus <strong>und</strong> können sich weiter vermehren. Die Aussaat bleibt<br />

größtenteils auf der Strecke.<br />

Verzicht auf Pflegemahd in den folgenden Jahren: eine Sukzession kann einsetzen,<br />

Gräser, Sträucher <strong>und</strong> Bäume können sich entwicklen.<br />

Das Mahdgut liegen lassen. Die Wildblumen brauchen Licht zum Keimen <strong>und</strong><br />

Aufwachsen. Wird das Mahdgut auf der Wiese gelassen, kommt kein Licht mehr zum<br />

Boden. Außerdem bedeutet Mahdgut, das auf der Wiese verbleibt, eine Anreicherung von<br />

Nährstoffen. Man düngt die Wiese also. Die Blumen sind aber auf einen nährstoffärmeren<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig konkurrenzärmeren Boden angewiesen.<br />

Düngen: <strong>Blumenwiesen</strong> dürfen nicht gedüngt werden. Konkurrenzfähigere Kräuter <strong>und</strong><br />

Gräser können sich sonst besser durchsetzen <strong>und</strong> es entsteht eine Intensivwiese, die viel<br />

zu schnell <strong>und</strong> hoch wächst.<br />

Seite 4


Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

Straßenräume in Lustenau<br />

Lustenau verfolgt schon seit Jahren den Weg einer naturnahen Gestaltung im öffentlichen<br />

Raum <strong>und</strong> hat hier viel Erfahrungen gesammelt. Mit Lothar Schmidt als Landschaftsgärtner<br />

hat die Gemeinde zu dem einen kompetenten Partner, der der Gemeinde nicht nur mit Rat<br />

sondern oft auch mit Tat zur Seite steht. Rudi Alge führt die Teilnehmenden zu zwei etwa 10<br />

Jahre alten Kreisverkehren – echte Experimentierräume in <strong>Vorarlberg</strong>, sowie neu angelegte<br />

Straßenbegleitsäume. Lustenau ist seit 2012 auch beim Netzwerk Naturvielfalt in der<br />

Gemeinde <strong>und</strong> hat in diesem Zusammenhang wieder eine Informationskampagne zu<br />

besonderen Lebensräumen <strong>und</strong> Aktivitäten in der Gemeinde gestartet.<br />

INFORMATION DER BEVÖLKERUNG<br />

Um die Akzeptanz von naturnahen Flächen im Siedlungsraum zu erhöhen, informiert die<br />

Marktgemeinde in ihrem Gemeindeblatt in einem wieder erkennbarem Layout.<br />

Pflanzengesellschaften verändern sich<br />

Werden neue Wege begangen, werden (Fehl-) Entwicklungen schnell zum Anlass<br />

genommen, die gute Idee wieder über den Haufen zu werfen <strong>und</strong> im gewohnten<br />

Einheitsgrün weiter zu machen. Dabei wird häufig übersehen, dass wir es im Grünraum mit<br />

Pflanzen zu tun haben, die ein Eigenleben haben <strong>und</strong> sich in einer Gesellschaft mit anderen<br />

Pflanzen <strong>und</strong> Tieren entwicklen. Die bunten <strong>Straßenränder</strong> vom ersten Jahr sehen im<br />

zweiten Jahr ganz anders aus. Und erst nach Jahren stellt sich eine Gesellschaft ein, die auf<br />

Dauer ein fast gleichbleibendes Bild macht. Ist es erst einmal soweit, kann der<br />

Pflegeaufwand deutlich reduziert werden.<br />

Seite 5


Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

Argumente für eine naturnahe Gestaltung<br />

Lebensräume im Siedlungsraum<br />

Im Straßenbau werden Lebensräume zerschnitten <strong>und</strong> Flächen versiegelt. Die<br />

verbleibenden Grünräume können einen - im wahrsten Sinne des Wortes - mageren<br />

Lebensraum bieten, ein Netz an artenreichen <strong>Blumenwiesen</strong>.<br />

Trittsteinbiotop<br />

Auf größeren Flächen kann aber auch ein Bezug zur Landschaft hergestellt werden, wie bei<br />

den gezeigten Kreisverkehren in Lustenau. Auf dem Lustenauer Kreisverkehr brütete 2012<br />

ein Stockentenpaar. Zahlreiche Insekten <strong>und</strong> Vögel finden hier Nahrung.<br />

Kostengünstiger in Anlage <strong>und</strong> Pflege<br />

Heimische Wildpflanzen sind in der Anschaffung günstiger als ihre verwandten Zierarten.<br />

Bei Neuanlage (vorrausgesetzt richtige Bodenvorbereitung <strong>und</strong> Wildblumenmischung-<br />

Einsaat) kann man auch von einem geringeren Pflegeaufwand als auf konventionellen<br />

Flächen ausgehen. Bei Ansaaten <strong>und</strong> Pflanzungen auf bestehenden (nicht h<strong>und</strong>ertprozent<br />

krautfreiem Boden) reduziert sich der Aufwand von Jahr zu Jahr <strong>und</strong> pendelt sich auf ein bis<br />

zwei Pflegedurchgänge <strong>und</strong> ein bis zwei Mähdurchgänge pro Jahr ein.<br />

Strapazierfähiger <strong>und</strong> belastbarer gerade bei intensiver Nutzung<br />

Wildpflanzen sind meist widerstandsfähiger <strong>und</strong> stresstoleranter als Zierarten.<br />

Informationen, die kommuniziert gehören:<br />

Naturnahe Ansaat <strong>und</strong> Pflanzungen sind in ihrer Entwicklung nicht vorhersehbar (anders als<br />

bei konventionellen Pflanzungen). Blühaspekte wechseln über die Jahre. Die Pracht des<br />

ersten Jahres sieht im zweiten <strong>und</strong> dritten Jahr ganz anders aus.<br />

Ab Spätsommer herrschen Brauntöne vor, die nicht so repräsentativ sind. Die Pflanzen<br />

gehen zur Samenproduktion über.<br />

SCHULUNG FÜR BAUHOFMITARBEITER<br />

Ein Schlüsselfaktor für den Erfolg<br />

einer neuangelegten Blumenwiese<br />

auf Verkehrsbegleitstreifen ist die<br />

Pflege in den ersten zwei Jahren.<br />

Ungewünschte (zum Teil<br />

angeflogene) Kräuter <strong>und</strong> Gräser wie<br />

Giersch, Hirse, Berufskraut müssen<br />

regelmäßig entfernt werden.<br />

Bauhofmitarbeiter oder Pesonal, das<br />

mit der Pflege betraut wird, brauchen<br />

hier Artenkenntnisse <strong>und</strong><br />

Anleitungen. Falls die Anlage von<br />

einem externen Planer <strong>und</strong> Gärtner<br />

angelegt wurde, empfiehlt es sich, die<br />

Pflegeeinsätze am Anfang gemeinsam zu machen.<br />

Seite 6


Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

Neuansaaten in Lauterach<br />

Lauterach hat sich 2011 das Ziel gesetzt, ihre Straßenräume naturnäher <strong>und</strong><br />

insektenfre<strong>und</strong>licher zu gestalten. Nun hat sie ihren ersten Wildblumensaum im<br />

Straßenraum. Die Mischung aus Ein- <strong>und</strong> Mehrjährigen war ein voller Blüherfolg. Ein<br />

weiterer Radweg-Begleitstreifen auf einer ehemalig landwirtschaftlich genutzen Fläche ist in<br />

Planung.<br />

BODENVORBEREITUNG BEI NEUANLAGE<br />

1. Oberboden ca. 20 cm tief entfernen, dabei Wurzelunkräuter wie Quecke noch tiefer<br />

ausgraben/jäten<br />

2. Ersetzen durch jeweils 20 cm Kies/Schotter/Recycling<br />

3. Einarbeiten von ca. 2 cm sterilem Grünschnittkompost mit Misthacke (Krail) oder<br />

Rechen in die oberen 2-3 cm<br />

4. Eventuell Bepflanzung mit Initialstauden (1/m²)<br />

5. Einsaat mit einzelnen Typen niedriger <strong>und</strong> etwas höherer<br />

<strong>Blumenwiesen</strong>mischungen für trockene Standorte.<br />

6. Vorsichtig zwischen Stauden anwalze<br />

PFLEGE BEI NAUANLAGE<br />

Wiesenblumenmischungen auf krautfreien Boden brauchen im ersten Jahr ein bis zwei<br />

Jätdurchgänge <strong>und</strong> eine Spätsommermahd nach Aussamen der Wildblumen.<br />

Nachhaltige Pflanzungen <strong>und</strong> Ansaaten<br />

Literaturtipp: Dr. Reinhard Witt (2012): Nachhaltige Pflanzungen <strong>und</strong> Ansaaten. Kräuter,<br />

Stauden <strong>und</strong> Sträucher. Für Jahrzehnte erfolgreich gärtnern. Naturnah, praktisch, klimafest.<br />

Unkräuterlexikon, Pflegestrategien. Extrateil Klima & Katastrophen. 3., komplett<br />

überarbeitete <strong>und</strong> erweiterte Auflage, Verlag Naturgarten, Ottenhofen 2012. 424 Seiten<br />

Seite 7


Protokoll: <strong>Bunte</strong> <strong>Straßenränder</strong> <strong>und</strong> <strong>Blumenwiesen</strong><br />

11. September 2012, 8.00 – 16.30 Uhr<br />

Einjährige Blumenmischungen in Lochau<br />

Lochau hat in den vergangen Jahren einige Erfahrungen mit einjährigen Blumenmischungen<br />

gesammelt. Michael Sinz, der zuständige Gärtner in der Gemeinde probiert immer wieder<br />

neue Mischungen aus, daher finden sich im öffentlichen Raum auf Baumscheiben mitten auf<br />

der Straße, an der Friedhofsmauer oder am historischen Schulhaus eine interessante<br />

Blumenmischung.<br />

ENTWICKLUNG VON EINJÄHRIGEN<br />

Einjährige Wildpflanzen blühen im gleichen Jahr ihrer Aussaat. Sie entwickeln meist<br />

w<strong>und</strong>erschöne Blühaspekte <strong>und</strong> werden in der Bevölkerung sehr geschätzt. Auf Flächen, die<br />

über kurz oder lang aus der Nutzung genommen, bebaut oder baulich verändert werden,<br />

können diese Mischungen sehr willkommen sein.<br />

Auf Dauer übernehmen auf solchen Flächen die samenreichen Arten wie Melden <strong>und</strong><br />

Gräser die Oberhand, auch wenn der Boden jedes Jahr neu umgebrochen <strong>und</strong> angesäät<br />

wird.<br />

Die Exkursion wird um 16.30 Uhr in einem Kaffee auf Einladung der Gemeinde Lochau<br />

beendet.<br />

Seite 8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!