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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

BRAUNSCHWEIGISCHES<br />

JAHRBUCH<br />

IM AUFTRAGE DES<br />

BRAU N SCHWEl GIS CH ENG ES C HI C HT SVEREINS<br />

HERAUSGEGEBEN VON<br />

HANS GOETTING<br />

Der ganzen Reihe<br />

BAN D 45<br />

Gedruckt in der Waisenhaus-Buchdruckerei Braunschweig<br />

Postverlagsort WoIfenbütteI<br />

1964<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Schriftleitung:<br />

Univ. Prof. Dr. Hans Goetting. 34 Göttingen. PrinzenstraSe 1<br />

(Diplomatlsmer Apparat)<br />

Zeitschriften-Tauschstelle:<br />

Regierungsrat i. R. Karl Meyer. Wolfenbüttel. Wilhelm-Busm-Straße 6<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Inhalt<br />

In memoriam Prof. Dr. August Fink (1890-1963).<br />

Mit einem Bildnis.<br />

Von Dr. Gert A d r i a n i in Braunschweig. . . .<br />

Prof. Dr. August Fink. Schriften verzeichnis.<br />

Bearbeitet von Irene Be r g in Wolfenbüttel. . .<br />

Erster Bericht über die Ausgrabung der Burg Warberg 1962/63.<br />

Mit 1 Plan und 17 Abbildungen.<br />

Von Dr. Hans-Adolf 5 c h u I t z in Braunschweig. . . . . . . . . . 14<br />

Die Ballettdichtungen Herzog Anton Ulrichs zu Braunschweig<br />

und Lüneburg.<br />

Von Gerhard Ger k e n s in Göttingen . . . . . . .<br />

La vraie et la fausse Princesse de Wolfenbüttel.<br />

Mit 7 Abbildungen<br />

Von Rene I e J u g e deS e g r ais in Paris . . . .<br />

Der akademische Senat und die studentischen Verbindungen<br />

an der Universität Helmstedt im 18. Jahrhundert.<br />

Von Marta Ase hein Helmstedt . . . . . . . . . . . . . .<br />

Der Plan einer Technischen Universität in Braunschweig.<br />

Von Dr. Theodor Müll e r in Braunschweig. . . . • . . . . .<br />

Aus der Korrespondenz des Braunschweiger Ausschusses der<br />

Sozialdemokratischen Arbeiter-Partei.<br />

Von Prof. Dr. Georg Eck er t in Braunschweig. . . . . . . . . . . . • • 107<br />

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S.ite<br />

8<br />

29<br />

5'2<br />

71<br />

92


Kleinere Beiträge<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Zu den Braunschweiger Plenarmissalien.<br />

Von Dr. Michael H ä r tin g in Köln ..•.<br />

Landfahrer im Armenregister der Stadt Königslutter am Elm<br />

aus den Jahren 1709-1713 (Teil 1).<br />

Von Heinz-Bruno Kr i e ger in Königslutter •• • • • • . • •• '" 155<br />

Bibliographie zur braunschweigischen Landesgeschichte 1963.<br />

Bearbeitet von Irene Be r g in Wolfenbüttel<br />

und Christa S c h w a n d t - Neu man n in Hameln . • • • •<br />

Chronik des Braunschweigischen Geschichtsvereins von<br />

Juni 1963 bis März 1964.<br />

Bearbeitet von Dr. Theodor Müll e r in Braunschweig. • • • •<br />

Solle<br />

150<br />

• • . 170<br />

Mitgliederverzeichnis des Braunschweigischen Geschichtsvereins 1964 195<br />

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189


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Prof. Dr. August Fink<br />

t 23. S. 1963<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

In memoriam Prof. Dr. August Fink<br />

14.12.1890 - 23.8.1963<br />

Von<br />

Gert Adriani<br />

Als August FLnk, Jahrzehnte seines Lebens mit dem Herzog Anton Ulrich­<br />

Museum in Braunschweig eng verbunden, plötzlich und unerwartet abberufen<br />

wurde, hatte er schon einige Jahre in seiner Vaterstadt Wolfenbüttel im Ruhestand<br />

gelebt. Dennoch aber wurde er aus intensiver wis.senschaftlicher Arbeit<br />

gerissen, der er sich gerade nach seiner Pensionierung im Jahre 1955 in überaus<br />

fruchtbarer Weise gewidmet hatte. Wenn er auch das Erscheinen !reiner<br />

gründlichen Publikation der Schwarz'schen Trachtenbücher nicht mehr erleben<br />

durfte, hatte er doch die Freude, die Drucklegung noch selbst in die Wege<br />

leiten zu können.<br />

Karl EmanueI Wilhelm August Fink wurde am 4. Dezember 1890 in WoIfenbüttel<br />

als Sohn des Bankiers August Fink geboren. Von 1896-1900 verbrachte<br />

er die ersten Schuljahre in der 1. Bürgerschule in Wolfenbüttel, wo er auch von<br />

1900 bis 1909 das humanistische Gymnasium, die "Große Schule", besuchte,<br />

deren Geschichte ihn bis in sein Alter beschäftigen sollte. Nach dem Abitur studierte<br />

er an den Universitäten Bonn, München, Halle und Berlin. Zunächst<br />

belegte er Kunstgeschichte und Mathematik. Bald kam als zweites Hauptfach die<br />

klassische Archäologie hinzu sowie Geschichte, geschichtliche Hilfswissenschaften<br />

und Philosophie. Seine wissenschaftliche Herkunft aus der strengen Schule des<br />

bedeutenden Berliner Gelehrten Adolph Goldschmidt hat er nie verleugnet.<br />

Ihm verdankte er zweifellos den ausgeprägten Sinn für die Genauigkeit selbst<br />

im kleinsten Detail. 1914 wurde er bei Goldschmidt mit der Dissertation über<br />

die älteste figürliche Grabplastik in Sachsen zum Dr. phi!.. promoviert.<br />

Nach dem Kriegsdienst von 1915' bis 1918 trat der Heimgekehrte im März<br />

1919 als Volontär in das Landesmuseum, das spätere Herzog Anton U1rich­<br />

Museum, ein. Schon im Juli desselben Jahres wurde er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter<br />

am Provinzialmuseum in Hannover und ging schließlich 1922 an die<br />

Herzog-August-<strong>Bibliothek</strong> in Wolfenbüttcl. Diese vielseitige Ausbildung und<br />

die dadurch gewonnene Erfahrung kam endlich dem Herzog Anton Ulrich­<br />

Museum in Braunschweig zugute, in dessen Mitarbeiterkreis er 1925 als Assistent<br />

eintrat. Dieser alten herzoglichen Gründun.g blieb August Fink bis zu<br />

seiner Pensionierung verbunden. 1929 erfolgte die Ernennung zum Museums-<br />

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5


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Danach folgen 181 Seiten. in denen er seinem Nachfolger genaue Rechenschaft<br />

über den Zustand der zahlreichen einzelnen Sammlungen des Museums<br />

gibt, mit einer Gewissenhaftigkeit, einer Vollständigkeit und Zuverlässigkeit.<br />

die nicht genug gerühmt werden können. Der gegenwärtige Nachfolger gesteht.<br />

daß ihm dieser einzigartige "Lagebericht" ganz unentbehrlich geworden ist.<br />

Tiefe Dankbarkeit gebührt dem Manne. der sich nicht nur geistig der Geschichte<br />

des ehrwürdi.gen Museums verpflichtet wußte. sondern der auch aus dieser Verantwortung<br />

heraus handelte. indem er seinem Nachfolger eine Art von Handbuch<br />

schrieb. aus dem für jede Abteilung des Museums genau zu ersehen ist. was<br />

bisher gearbeitet werden konnte. welche Aufgaben für die Zukunft bleiben.<br />

welche Kriegsverluste 2'.U beklagen sind und in welchem Stadium sich die<br />

Katalogisierung der betr. Abteilung befindet. SchließI.ich fügte er auch noch<br />

ein vollständiges. über 50 Seiten umfassendes Verzeichnis aller handschriftlichen<br />

und gedruckten Inventare und Kataloge der Sammlungen bei. eine eindrucksvolle<br />

Reihe. die im 17. Jahrhundert beginnt und mit der 1954 erschienenen<br />

"Geschichte des Herzog Anton Ulrkh-Museums in Braunsdtweig" von<br />

August Fink endet. So hat sich der Verewigte nicht nur innerhalb des Museums<br />

bei allen seinen Nachfolgern mit ·seinem umfangreichen Manuskript ein bleibendes<br />

Denkmal gesetzt. sondern auch der weiteren Fachwelt und einer interessierten<br />

Öffentlichkeit die Gesdtichte des Museums hinterlassen. das unter<br />

seiner Direktion noch einmal Gefahren bestand. die nUr mit den Ereignissen<br />

der napoleonischen Zeit verglichen werden können. Auch den 2. Weltkrieg erlebte<br />

August Fink wieder als Soldat. Er wltr von 1939 bis 1945 Offizier der<br />

Luftwaffe und kehrte im Herbst 1945 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft<br />

heim.<br />

Der treue und selbstlose Gelehrte. dessen seine Nachfolger stets mit dankbarer<br />

Verehrung gedenken werden. gehört nun selbst der Geschichte des Herzog<br />

Anton Ulrich-Museums an. Der Braunschweigisdte Geschichtsverein aber trauert<br />

um einen seiner getreuesten und wisse.nschaftlich tätigsten Freunde.<br />

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7


1928<br />

(Bearb. mit Paul Zimmennann.] Album der Staatlichen Großen Schule<br />

(ehemals Gymnasium) zu Wolfenbüttel 1801-1928. 3. Ausg. Wolfenbüttel:<br />

Verband alter Wolfenbütteler Gymnasiasten; Fischer in Komm. 1928. XII.<br />

132 S. 8 0<br />

1. Nachtrag I. 1933.<br />

l. Nachtrag I. 1950.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Geschichte der Braunsdlweiger Gemäldegalerie. T.1: Die Salzdahlumer<br />

Galerie. Braunsdlweig TH. Hab.-Schr. 1928. [Nicht gedruckt, Ms. nicht erhalten.]<br />

1929<br />

(Hrsg.] Mitteilungen der Altherrenschaft der Großen Schule zu Wolfenbüttel<br />

e. V. H. 1-3. Wolfenbüttel: Selbstverl. d. Altherrenschaft; Fisdler in<br />

Komm. 1929-32. 8 0<br />

1930<br />

[Besprechung.) Herbert v. Einem: Die Plastik der Lürn:burger Goldenen<br />

Tafel. Hildesheim. Lax 1929. 4 0 In: Braunsdlweigisches Magazin. Bd 36. 1930.<br />

Sp.32.<br />

Zur Geschichte des Braunsmweiger Kaisermantels. In: Braunsdlweigisdles<br />

Magazin. Bd 36. 1930. Sp. 9-14.<br />

1931<br />

[Besprechung.) Vietor Curt Habicht: Niedersächsisme Kunst in England.<br />

Hannover, Wi·rtschaftswiss. Gesellsmaft zum Studium Niedersachsens 1930. 4 0<br />

In: Braunsmweigisdles Magazin. Bd 37. 1931. Sp. 47-48.<br />

1932<br />

Die Beinkiste der Äbtissin Beatrix I. von Quedlinburg und Gandersheim.<br />

In: Die Denkmalpflege. Jg. 1932. S. 177-179, Abb. 182-183.<br />

Herzog Ferdinand Albremt 1. von Braunschweig und die Kunstsammlungen<br />

von Bevern. In: Jahrbum des Braunsmweigischen GesmimtsvellCins. Folge 2.<br />

Bd 4. 1932. 5.16-47.<br />

Kurzes Verzeichnis der Gemäldesammlung im Herzog Anton Ulrich-Museum<br />

zu Braunschweig. Braunschweig: Appelhans 1932. VI, 64 S., 12 Taf. 8 0<br />

1933<br />

[Bearb.] [1.) Nachtrag zum Album der Staatlichen Großen Smule zu Wolfenbüttel.<br />

In: Mitteilungen der Altherrensmaft der Großen Schule zu Wolfenbüttel<br />

e. V. H.4. 1933. S.5-24.<br />

[H.uPtwerlc) I. 1928.<br />

2. Nadltrag I. 1950.<br />

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9


1935<br />

[Mit E. Wienbreyer.] Bilder aus dem leben der Großen Schule zu WoIfenbüttel<br />

und ihrer Turngemeinde. Folge 1. [Mehr nicht ersch.] In: Mitteilungen<br />

der Altherrenschaft der Großen Schule zu Wolfenbüttel e. V. H. 5. 1935. S. 3-7.<br />

10 Taf.<br />

1936<br />

Das Ende der Gemäldegalerie von Salzdahlum. In: Jahrbuch des Braunschweigischen<br />

Geschichtsvereins. Folge 2. Bd 8. 1936. S. )-2).<br />

Ein Flügelaltar aus dem Braunschweiger Dom. In: Ruf und Rüstung. Jg. 10.<br />

1936. S.37-41.<br />

Vom ältesten lutherischen Kirchenbau im lande Braunschweig. In: Ruf und<br />

Rüstung. Jg. 10. 1936. S.149-151.<br />

[Braunschweiger] Museen. In: Braunschweig. Altes Erbe - neues leben.<br />

Braunschweig 1936. S. 146-1)8 mit 9 Abb.<br />

1937<br />

Zur Baugeschichte der Wolfenbüttler Marienkirche. In: Deutsche Kunst<br />

und Denkmalpflege. 1937. S.34-35. Abb.44-H.<br />

[Mit E. Wienbreyer.] Aus fünf Jahrhunderten der Großen Schule. In: Mitteilungen<br />

der Altherrenschaft der Großen Schule zu Wolfenbüttel e. V. H.6.<br />

1937. S. 3-19 mit 3 Abb.<br />

1938<br />

Die Anfänge der Luftfahrt in Braunschweig 1784-1788. In: Jahrbuch des<br />

Braunschweigischen Geschichtsvereins. Folge 2. Bd 10. 1938. S.49-70 mit<br />

:2 Abb.<br />

Ansprach.e bei der Feier des 1l0jährigen Bestehens der Turngemeiride am<br />

3. September 1938. In: Mitteilungen der Altherrenschaft der Großen Schule<br />

zu Wolfenbüttel e. V. H.7. 1938. S. 12-15.<br />

800 Jahre MarienthaI. In: Braunschweigisches Volksblatt. Jg. 72. Nr 40---42.<br />

1938. S. 166-167. 170, 174.<br />

1941<br />

Der Große Markt zu BrüsseI. In: Adler über land und Meer. Frontzeitung<br />

einer Luftflotte. Jg. 2. Probe-Nr Ostern 1941. 2 S. mit 1 Abb.<br />

1943<br />

Albrecht Dürer in der KindeTstube. [Campodarsego bei Padua] 1943<br />

[: Drud


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

1948<br />

Bernwardstür und Godehardsäule. In: Zeitschrift für Kunstwissenschaft.<br />

Bd 2. 1948. S.I-8.<br />

Albredlt Dürer. Die Offenbarung des Johannes. Ausstellung März-April<br />

1948. (Braunsmweig: Jacobasch 1948.) 16 S. mit 11 Abb. 80 [Umsmlagt.]<br />

(Kunsthefte des Herzog Anton Ulrich-Museums. H. 2.)<br />

Niederdeutsche Kunst des Mittelalters. Katalog der Ausstellung Dezember<br />

1948/Januar 1949. Braunsmweig: Jacobasm (19)48. 24 S. mit 9 Abb. 80 (Kunsthefte<br />

des Herzog Anton Ulrich-Museums. H. 3. )<br />

,<br />

1949<br />

Das Imervardkreuz. In: Das Münster. Jg. 2, H. 9110. 1949. S. 270--272 mit<br />

3 Abb.<br />

Die Marienkirme, Hauptkirche B.M.V. zu Wolfenbüttel. WoUenbütte11949.<br />

20 S. mit 1 Abb. 8 0<br />

1. Aull .•. 1954.<br />

3. Auß .•. 1957. 1950<br />

Die Baumeister von SmIoß Salzdahlum. Aus: Zeitschrift für Kunstwissenschaft.<br />

Bd 'I, H.3/4. 1950. S. 183-196 mit 9 Abb.<br />

Kriegserinnerungen. Mimk 1941. (Wolfenbüttel 1950.) 3S gez. BI. 4 0<br />

[Masch.smr.]<br />

Medaillenentwürfe von Anton Friedrim Harms. Aus: Hamburger Beiträge<br />

zur Numismatik. H. 4. 1950. S. 103-106, Taf. 7 u. 8, Abb. 3-5.<br />

[Bearb.) 2. Namtrag zum Album der Staatlichen Großen Schule zu Wolfenbüttel.<br />

In: Mitteilungen der Altherrenschaft der Großen SmuIe zu Wolfenbüttel<br />

e. V. H. 8. 1950. S.3-23.<br />

IH.uptwerk) •• 191 ••<br />

1. Nachtrag •• 1933.<br />

Die Schicksale des Onyxgefäßes. In: Das mantuanische Onyxgefäß. 1950.<br />

S. 13-20. (Kunsthefte des Herzog Anton Ulrim-Museums. H. 5.)<br />

1951<br />

Die Braunschweiger Hochzeitsschüsseln. Braunschweig: Westermann 1951-<br />

15 S. mit 8 Abb. 8 0 (Kunsthefte des Herzog Anton Ulrich-Museums. H. 6.)<br />

Dass. In: BraunschweigischeS Jahrbuch. Bd 32. 1951. S. 90--102 mit 8 Abb.<br />

1952<br />

Pramteinbände des Mittelalters. In: Westermanns Monatshefte. Jg. 93,<br />

H. 2. 1952153. S. 17-22 mit .. Abb.<br />

Die Trinitatiskirche in WoIfenbütteL. Wolfenbüttel 1952. 12 S. mit 4 Abb.<br />

8 0 (Heimatlime Kirchen. H. 1.)<br />

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11


1953<br />

Aus der Glanzzeit Fürstenbergs. In: Weltkunst. Jg. 23, Nr 7. 1953. S.l1<br />

mit 2 Abb.<br />

Die Uhren Herzog Augusts d. J. Brauruchweig: Appelhans 1953. 20 S. mit<br />

13 Abb. 8 0 (Kunsthefte des Herzog Anton Ulrich-Museums. H. 8.)<br />

1954<br />

Geschidlte des Herzog Anton U1rich-Museums in Braunsdlweig. Braunschweig:<br />

Appelhans 1954. 152, XXVIIl S. 8 I<br />

Die Marienkirche, Hauptkirche B. M. V. [zu Wolfenbüttel]. (2., neu durchges.<br />

Aufl.) Wolfenbüttel 1954. 22 S. mit 9 Abb. 8 0 [Umsdllagt.] (Heimatliche<br />

Kirchen. H. 3.)<br />

1. A uß ••• 1949.<br />

3. Auf! .•. 1957.<br />

PauI Jonas Meier. 1857-1946. In: Niedersächsische Lebensbilder. Bd.2.<br />

Hildesheim 1954. S. 190-199 mit 1 Abb.<br />

1955<br />

Das Augsburger Kunsthandwerk und der Dreißigjährige Krieg. Aus:<br />

Augusta 955-1955. Augsburg 1955. S. 323-332 mit 6 Abb.<br />

Meisterwerke im Herzog Anton U1rich-MUJSeum zu Braunschweig. Braunschweig:<br />

Appelhans 1955. 48 S. mit Abb. 8 0<br />

Porzellan aus Fürstenberg. In: Westermanns Monatshefte. Jg. 96, H. 7.<br />

1955. S.9-13 mit 5 Abb.<br />

1956<br />

Die Anfänge der Braunschweiger Museen. In: Braunschweigisches Jahrbuch.<br />

Bd 37. 1956. S. 152-156.<br />

1957<br />

Die Gnadenpfennige Herzog Augusts d. J. von Braunscbweig-WoIfenbüttel.<br />

In: Braunschweigisches Jahrbuch. Bd 38. 1957. S. 61-74, IV Taf.<br />

Die Marienkirche, Hauptkirche B. M. V. [zu Wolfenbüttel]. (3., neu durchges.<br />

Aufl.) Wolfenbüttel 1957. 22 S. mit 9 Abb. 8 0 [Umschlagt.] (Heimatliche<br />

Kirchen. H.3.)<br />

1. Auf!. I. 1949.<br />

2. Auf! ••• 19$4.<br />

Zum Gandersheimer Runenkästchen. In: Karolingische und ottonische Kunst.<br />

Wiesbaden 1957. S. 277-281, Abb. 113-114.<br />

Ein Tisd! aus Florenz. In: Westermanns Monatshefte. Jg. 98, H. 11. 1957.<br />

S. 28-33 mit 3 Abb.<br />

12<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Erster Berimt<br />

über die Ausgrabung der Burg Warb erg 1962/63<br />

Von<br />

Hans-AdoIf Schultz<br />

Am Nordrande des EIms liegen im Budlenhochwald oberhalb des Dorfes<br />

Warberg, Lkr. Helmstedt, die Reste einer bedeutenden WalJanlage. Ein Burgkern<br />

(220 m über NN.) mit einem Durchmesser von 47 m wird von einem noch<br />

deutlidl erkennbaren doppelten Wallsystem umschlossen. Besdlädigungen dieser<br />

Wälle und Gräben durch Forstarbeiten sdleinen nur an wenigen Stellen erfolgt<br />

zu sein.<br />

Von jeher war vermutet worden, daß es skh bei dieser Befestigungsanlage<br />

zum Unterschied von der offenbar jüngeren Wasserburg im Dorfe Warberg um<br />

die Malte" Burg Warberg handeln müsse, die während des Thronstreites zwisdlen<br />

König Philipp von Sdlwaben und König Otto IV. bei dem Vorstoß des Staufers<br />

in die welfischen Kernlande im Anschluß an den bekannten Hoftag zu Magdeburg<br />

zu Weihnachten 1199 von den Truppen des staufischen Parteigängers<br />

Erzbisdlof Ludolf von Magdeburg gleichzeitig mit der Stadt He1mstedt zerstört<br />

worden war 1.<br />

Archäologische Untersuchungen waren an dieser StelJe bisher noch nicht<br />

durchgeführt worden. Von ihnen waren um so interessantere Ergebnisse zu erwarten,<br />

als nach der genannten Zerstörung in den ersten Monaten des Jahres<br />

1200 offenba.r kein Wiederaufbau der Burg an der gleidlen Stelle erfolgt ist,<br />

- eine Tatsache, die inzwischen schon durch die ersten Grabungen bestätigt<br />

worden ist. Damit war aber für die dortigen Funde an Keramik. Waffen, Werkzeugen<br />

usw. ein Terminus ante quem gegeben und damit die Hoffnung, auf<br />

diesem Wege zu der so dringend erwünschten datierbaren Typologie derartiger<br />

hochmittelalterlicher Funde zu gelangen. Daneben war die archäologisdle Untersuchung<br />

eines in unserem Gebiet noch kaum erforschten Burgentyps, nämlich<br />

einer hommittelalterlichen Turmhügelburg, von erheblichem Interesse.<br />

1) o. v. He i n e man n. Gesdl. von Braunsmweig und Hannover. I (1882) S.290.<br />

Bau- u. Kunstdenkmäler d. Hztm. Brsmw. I (1896) 5.291. Die von Georg B 0 d e,<br />

Heimat des Gunzelin von Hagen (1911) geäußerte Vermutung. die alte Burg Warberg<br />

habe im Brunnental bel Helmstedt gelegen, habe im durm armäologisme Untersumungen<br />

als nimt zutreffend erweisen können.<br />

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Verlauf der Grabung:<br />

Die Grabung begann am 1. August 1962. Die Vermessung des Geländes<br />

hatte bereits schon acht Wochen vorher stattgefunden. Zur gleichen Zeit war ein<br />

geologisches Gutachten über den Untergrund der Burg angefertigt worden.<br />

Der erste Schnitt wurde im Nordwestteil durch den 1. Wall gelegt (s. Plan,<br />

Abb. 1). Er wurde anschließend verlängert und mit einer Länge von 78 m quer<br />

durch den Burgkern bis zur gegenseitigen InnenwaIIbekrönung gezogen.<br />

Von diesem Schnitt I wurde Schnitt 11 abgezweigt und an ihm eine Flächenabdeckung<br />

von 4,0 m : 5,0 m zwischen II 2 und 11 4 vorgenommen. Die Tiefenausschachtung<br />

mußte bis auf 4,20 m unter Grasnarbe erfolgen.<br />

Im Iahre 1963 wurde die Grabung fortgesetzt. Um die Kenntnis aus den<br />

bisher gezogenen Testschnitten I und 11 zu erweitern, wurden von Schnitt I bei<br />

Punkt I 8 eine größere Flächenabdeckung durchgeführt, zunächst 5,20: 5,40 m,<br />

dann erweitert auf 7,20: 11,70 m.<br />

Von dieser Fläche wurde eine weitere in nordöstlicher Richtung ausgehoben<br />

(Länge: 14,50 m; Breite 4,80 m) und weiterhin eine südwestlich sich anschließende<br />

Fläche von 8,0 m : 5,0 m (im Plan als Fläche C bezeichnet).<br />

Weiterhin wurde nordöstlich von diesen Flächen, aber nicht im Zusammenhang<br />

mit diesen, sondern in einem Abstand von 10,0 m eine große Fläche in<br />

der Nordost-Wallbekrönung der Innenburg angeschnitten und schichtweise abgehoben<br />

(Fläche D).<br />

Östlich des Schnittes II wurde darauf in der WaIIbekrönung eine Fläche von<br />

2,0 m : 5,0 m abgehoben (Fläche E).<br />

Zur allgemeinen Ergänzung des topographischen Bildes der Burg wurden<br />

noch vier Testschnitte im Südteil der Burg (im Plan III-Vl) und zwei Testschnitte<br />

im Nordteil (VIII und IX, VII wurde später zur Fläche E einbezogen)<br />

gelegt.<br />

Die Ergebnisse in diesen Schnitten und aus den Flächenabdeckungen der<br />

Iahre 1962/63 waren über Erwarten so gut, daß die Grabung 1964 fortgesetzt<br />

werden soll. Vorgesehen ist die Flächenabdeckung zwischen den Einzelflächen C.<br />

Besdtreibung der Grabung:<br />

Bei der Begehung und ersten Aufmessung der Gesamtanlage wurde eine<br />

vermutlich durch Waldarbeit leicht gestörte Stelle im Nordwestteil des 1. Walles<br />

(3. Plan) festgestellt. Lediglich die Wallaufschüttung war abgetragen, die Länge<br />

von dem WaII, die Grabensohle und der Aufwärtshang zum Burgkern waren<br />

noch gut erhalten. Hier wurde der erste Schnitt begonnen mit dem Zweck, die<br />

Bodenverhältnisse kennenzulernen, d. h. zu ermitteln, wie der Schichtverband<br />

bis zum gewachsenen Boden aussieht.<br />

Dieser erste Testschnitt war zunächst nur durch die Wallkrone des 1. WaUes<br />

vorgesehen (Länge 10,0 m, Breite 1,5 m). Das Profil dieses Schnittes zeigte:<br />

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unter einer 0,1) m-O,20 m starken Grasnarbensmicht folgte eine 0,10 m starke<br />

Grenzschicht, in der sowohl noch humöse Stoffe wie auch Kalksplitter lagen.<br />

Dann schloß sich bis zu dem gewachsenen Boden in 0,45 m Tiefe unter Oberfläche<br />

eine aus Kalksteinen und Mörtel bunt durchsetzte Abraumschicht an.<br />

Dieser Schichtaufbau erwies eindeutig, daß die schon bei der Vermessung<br />

geäußerte Vermutung, es müßte hier eine künstliche Abtragung erfolgt sein,<br />

zurecht bestand. Wohl gab dieser Schnitt diese Hinweise, doch genügten sie noch<br />

nicht, um die wirkliche Struktur des Schichtverbandes kennenzulernen. da ja so<br />

gut wie keine Reste einer Kulturschicht ungestört angetroffen waren. Deshalb<br />

wurde dieser Schnitt nach der Grabensohle zu um weitere 10,0 m verlängert.<br />

Er reichte damit bereits in den untersten Teil des Aufwärtshanges zum Burgkern<br />

hinein. Etwa bis zur Mitte der Grabensohle fand sich der gleiche Befund<br />

wie beim ersten Abschnitt. Erst in der untersten Grabensohle zeigte sich, daß<br />

unter der Humusschidlt (0,40 m stark - die große Stärke der Humusschicht ist<br />

hier dadurch zu erklären, daß ständig viel Erde von den Hängen hinuntergespült<br />

worden ist), fast ohne Trennung durch eine Grenzschicht die spitz im gewachsenen<br />

Boden ausgehauene Grabensohle und darüber eine veTschieden starke<br />

Schicht (0,20 m-O.60 m) lag, die in die Zeit des Bestehens der Burg gehört. In<br />

ihr fanden sich Reste verschiedener Eisengegenstände (Nägel, Pfeilspitzen,<br />

Messer u. a.) und Gefäßscherben, die in Ton und Form ein sehr einheitliches<br />

Grpräge zeigten. Dieses war der erste Hinweis darauf. daß wohl innerhalb<br />

dieser Burg nur eine einmalige Besiedlung erfolgt war (Abb. 2).<br />

Zur weiteren Festigung dieser Erkenntnisse wurde der eingangs nur als Testschnitt<br />

gedachte Graben I in den Burgkern hinein verlängert. Er erhielt damit<br />

eine Länge von 76 m und eine Breite von 1,80 m bzw. an vielen Stellen 2,0 m.<br />

Die Ergebnisse aus den einzelnen Teilabschnitten seien hier zusammengefaßt.<br />

Der Schichtaufbau im Burgkern selbst war nahezu einheitlich. Unter einer<br />

gleich.bleibend starken Waldhumusschicht (0,1) m-O,20 m) fand sich die Grenzschicht<br />

(eine Schicht mit starken Zerstörungsspuren - Kalkstein und Mörte!reste,<br />

Verfärbungen, Holzkohleeinschlüsse -), die bedenkenlos abgeräumt<br />

werden konnte. Es folgte ihr die Kultur- oder Siedlungsschicht, die - und dies<br />

darf für diesen und alle weiteren Schnitte betont sein - ungestört angetroffen<br />

wurde. Sie enthielt ganze Teile von Mauerverbänden. die von der Oberfläche<br />

gerechnet etwa bis zu 3,90 m in der Tiefe lagen. Aus der Lage konnte ferner<br />

schon auf die Form der Bebauung geschlossen werden. Die Streichrichtung der<br />

einzelnen Mauerbänke war so, daß auf der Höhe des Burgkernes ein sehr fester<br />

turmartiger Bau gestanden haben muß.<br />

Im Anschluß an diesen Bau fanden sich viele Erdverfärbungen, die nur von<br />

Holzfundamenten anderer Bauten herrühren können. Erst in jenem Abschnitt,<br />

der die .südöstliche Bekrönung des Burgkernes durchschneidet. fand sich erneut<br />

ein - zwar schwächerer - Mauerzug, der als Steinkern des Wallaufbaues gedeutet<br />

werden muß.<br />

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Abb. 3: 3,80 m unter der jetzigen Grasnarbe lag<br />

der B r u 11 n e n mit ei ner lichten Weite von<br />

1,60 m.<br />

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Abb. 2: Schnitt I am Hang des Burgkernes -die<br />

alt e f r e i ge l e g t e 0 b e r f I ä e h e.<br />

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Abb. 4: In Fläche C kal11en in 3,80 m Tiefe<br />

cl i e Mau ern des W 0 h n bau e s zum<br />

Abb . 6: An jeder Innen seite des Wohnhauses zeigte sich der gleiche Sc h ich tau f -<br />

bau: unten der Fußboden aus fest ges tal11pftel11 Lehl11, darüber die Schicht aus der Zeit<br />

der Zerstörung, dann die Einschweml11schicht, als vierte eine dünne Brandschicht und als<br />

letzte die helle Abrnul11schicht. (5. Profilaufmessung Abb.7).<br />

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In der Flächenabdeckung erwies sie sich nun als ein sehr starker, noch sehr gut<br />

erhaltener Mauerverband (Stärke 3,0 m, bis zu sieben übereinander liegende<br />

starke Mauerschichten). Ohne Frage gehörte er, zumal auf der Höhe dieses<br />

Burgkernes gelegen, wenn auch nicht ganz im Mittelpunkt, 2iU dem Hauptgebäude<br />

der Burg. Sowohl die Außen- als die Innenseite waren tadellos erhalten.<br />

Die Mauer war ursprünglich so gebaut, daß man an Außen- und Innenseite zwei<br />

feste Mauersätze errichtete und zwischen ihnen Muschelkalkbrocken mit sehr<br />

viel Mörtel als Au!>füllung benutzte. Dies ist eine Art der Mauerung, wie wir<br />

sie bei vielen romanischen Bauten unseres braunschweigischen Gebietes, vornehmlich<br />

bei Kirchen, kennen. Die oberen Schichten dieser Mauer waren wahrscheinlich<br />

schon sehr früh abgetragen, da sich auf ihnen noch eine Schutzschicht<br />

von 1,60 m bis ZJU einer gewachsenen Waldhumusschicht (0,25 m) vorfand. Die<br />

nord-östliche Mauerecke dieses Gebäudes war nicht mehr ganz erhalten. Die<br />

dickeren Ecksteine waren entfernt, weil man sie vermutlich bei dem Neubau der<br />

Wasserburg Warberg nach 1200 gut gebrauchen konnte. Dennoch ließ sich aber<br />

die Ecke an d,en Schichtverhältnissen - Zerstörungsschicht zu Einschuttschicht<br />

- wahrnehmen. Danach betrug die äußere Mauerlänge die!>es Baues<br />

13,0 m bei einer Wandstärke von 3,0 m. Die innere Wandlänge, damit die Seite<br />

des Innenraumes, wies die Länge von 7,0 m auf.<br />

Abb. 5 : Auf bau der 3 m s t a r k e n Mau erd e s Wo h n bau e s<br />

(gut bearbeitete Muschelkalksteine) an der südlichen Außenseite.<br />

Zeichnung: J. SchuItz.<br />

Ein weiterer Beweis, daß sdlon ein früher Abbruch erfolgt sein muß und damit<br />

also kein Wiederaufbau ,erfolgt ist, liegt in dem Profil d,es inneren Schichtverbandes,<br />

d. h. der inneren räumlichen Ausfüllung an der Südwand (s. Abb. 5).<br />

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In der untersten Schicht (3" m unter heutiger Oberfläche) lag im festen Verbande<br />

mit der Mauer ein Fußboden aus festgestampftem Lehm. Seine Oberfläche<br />

verläuft noch heute fast eben und zeigt kaum Einwirkung von der Zerstörung.<br />

Auf ihm liegt eine hingewürfelte unterste Zerstörungsschkht von<br />

verschiedener Stärke (am Mauerrand 0,10 m, in der Mitte 0,45 m). In ihr fanden<br />

sich sehr viele Holzkohlereste, sehr viele angekohlte Gesteine mit rotgebranntem<br />

Mörtel und Lehm, sehr viele Gefäß reste und Eisengegenstände. Auf ihr<br />

lag eine hellere Einschwemmschicht, ebenfalIs stark mit Lehmresten durchsetzt.<br />

Es folgte über dieser eine schwarze Brandschicht, die lediglich Holzkohlesplitter<br />

aufwies, jedoch keine Reste von Gestein oder von Gegenständen enthielt.<br />

Darüber fand sich eine Gesteinsschutzschicht eder Abraumschicht (größte<br />

Stärke 1,10 m), die vermutlich viel jünger als die übrigen Schichten ist. Nach<br />

oben wird das Profil abgeschlossen durch die natürlich gebildete Waldhumusschicht<br />

(0,15' m).<br />

In dem großen Schichtverband vermittelt uns gerade dieses Profil einen sehr<br />

klaren Einblick in das Geschehen der Zeit, als die Zerstörung erfolgte. Zur Zeit<br />

des Bestehens lag der Fußboden auf festgestampftem Lehm im untersten Raum.<br />

Als die Zerstörung hereinbrach, wurden der innere hölzerne Einbau und das<br />

Gemäuer durch Feuer vernichtet. Einzelne Reste in Form von Holzkohle und<br />

Werksteinen zeigen dies deutlich an. Nachdem dies geschehen war, ruhte die<br />

zerstörte Anlage wahrscheinlich längere Zeit, so daß sich die verhältnismäßig<br />

starke Einschwemmschicht bilden konnte. Interessant ist gerade zu sehen, wie<br />

sie die oberen Unebenheiten der Zerstörungsschicht ausfülIt und langsam zu<br />

einer ausgleichenden ebenmäßigen Schicht geworden ist. Die ihr nach oben<br />

folgende schwarze Brandschicht hat mit der Burg des 12. Jahrhunderts und der<br />

Zerstörung nichts zu tun. Sie ist vermutlich einmal durch einen Brand anderer<br />

Ursache (Blitzschlag1) entstanden. Die über ihr liegende Mauerschutzschicht<br />

rührt sicherlich aus noch nicht ferner Zeit her, in der man immer wieder Steine<br />

von hier oben abbrach oder ausgrub und an sekundärer Stelle vieIIeicht im Dorf<br />

Warberg oder zum Wegebau benötigte (Abb. 6).<br />

Schichtverbände gleichen Aufbaues traten bei Aufdeckung der weiteren<br />

Mauerflächen dieses Gebäudes auf. Es erübrigt sich, sie in diesem Zusammenhang<br />

einzeln zu beschreiben (Abb. 7).<br />

Der 3,0 m starke Mauerverband ließ sich auch an der Ostseite des Gebäudes<br />

klar nachweisen. An der Nordwestseite war er schlechter erhalten, dafür ergab<br />

hier die Flächenaufdeckung einen weiteren sehr interessanten Punkt: eine<br />

Heizung. Das große Gebäude, das auf drei Seiten ausgegraben werden konnte,<br />

besaß also eine Heizungsanlage, die unmittelbar nordwestlich an das Gebäude<br />

zwischen diesem und der inneren Wallbekrönung gebaut war. Sie bestand aus<br />

einem Heizungsraum (Länge 3,1 m, Breite 1,0 m), der ausschließlich aus<br />

Muschelkalkgestein mit einer sehr großen Feuerung erstellt war. Um diesen<br />

Heizungsraum war ein etwa 0,2 m starker Lehmmantel gelegt. Zum besseren<br />

2'<br />

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den Brand ,spröde geworden und rötlich gefärbt. Über dem inneren horizontalen<br />

Absatz, auf dem einst der Rost geleg,en hat, war ein tonnenförmiger Aufbau<br />

nur noch in den Resten erhalten, vermutlich mit einem Abzug versehen.<br />

Durch diese Flächenabdeckungen war ein wesentlicher T,eil des inneren<br />

Burgaufbaues erkannt: Der starke Wohnbau mit Heizungsanlage, der Brunnen,<br />

der Torturm mit Einfahrt, ein Eisenschmdzofen und ein Backofen.<br />

Um nun weitere Hinweise über die Art des inneren Walles zu erhalten,<br />

wurden an der Peripherie des Burgkerne5 die Schnitte III-IX gezogen. Wie der<br />

Plan ausweist, wurden sie an den verschiedensten Stellen angesetzt. In ihrem<br />

Schichtaufbau zeigten sie immer einen steil abfallenden Hang zur Grabensohle<br />

(s. Beschreibung Schnitt I), die 5, 50 m unter der Höhe des Burgkernes (222,0 m<br />

über NN) liegt.<br />

Die Funde:<br />

1. Keramik<br />

Gefäßreste traten in großer Fülle auf. Fast jeder Schnitt und jede Flächenabdeckung<br />

erbrachte aus der Kulturschicht Scherben, die ein sehr einheitliches<br />

Gepräge zeigten. Äußerlich waren die Gefäße rot-braun bis schwarz-braun in<br />

ihrer Farbe. Blaugraue Tonware - und dieses muß betont werden - trat nirgends<br />

auf.<br />

Abb. 8 : Ku gel top f , aus rotbraunem Ton, mit gedrungenem, steil aufgesetztem<br />

Rand, mit zwei breiten Henkeln und mit einer auffallend hoch aufgerichteten Tülle.<br />

(gr. Höhe 23,3 em, gr. Breite 32,4 em)<br />

Zeichnung: R. Pricke<br />

Von den Gefäßen sei eines besonders erwähnt. Ein Kugeltopf (5. Abb. 8)<br />

mit zwei am Rande ausgehenden Bandhenkeln und einer sehr steil gestellten<br />

Tülle auf dem Halse des Gefäßes. Der Rand ist wie bei allen anderen aufgefundenen<br />

Randscherben kurz gedrungen und steil auf den Gefäß teil aufgestellt.<br />

Sowohl für die Innen- als für die Außenseite ist bereits ein FormhollZ verwendet<br />

worden. Es sind deutliche Str,eichspuren wahrzunehmen. Der Unterteil entspricht<br />

einer Kugel (Abb. 9).<br />

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21


Abb. 9: Charakteristische Randprofile der aufgefundenen Keramik.<br />

2. Knochenschnitzereien<br />

Bereits im Schnitt I fanden sich in der. Kulturschicht eine große Zahl bearbeiteter<br />

Knochen, auch Absdlläge von diesen. Sie wiesen schon darauf hin,<br />

daß innerhalb der Burg der Knochen als Werkstoff beliebt gewesen ist. Die<br />

besten Funde traten jedoch erst am Wohnbau selbst auf: 1. An der Süd-West­<br />

Ecke eine Knochenschnitzerei eines allegorisch dargestellten Tieres (gr. Länge<br />

3,5 cm, Stärke 0,5 cm, Ausführung Kerbschnitt mit einfacher Strichführung).<br />

Es ist ein Tier dargestellt mit DrachenflügeIn und mit einem Hundekopf, mit<br />

einer Schlange unter dem Körper. Das Auge des Kopfes- ist konzentrisch durch<br />

einen Kreis gezeichnet. Das ganze Stück wird vermutlim als Beschlag auf einem<br />

größeren Gegenstand gesessen haben, wie die zwei Niete deutlich beweisen.<br />

EL,---·<br />

··-----...\:J<br />

Abb. 10: K n 0 c h e n s c h n i tz e r e i-allegorische Tierdarstellung<br />

(Länge 3,5 cm, Stärke 0,5 cm)<br />

Zeichnung: W. Freist<br />

Eine ähnliche Darstellung findet sim an einem Kapitell in der St. Michaeliskirche<br />

zu Hildesheim, eine weitere an dem Portal zu Bad Gögging; 2. an der<br />

Nord-West-Seite des Wohnhauses unmittelbar an der Westseite der Heizungsmauer<br />

eine Knomenschnitzerei in Form einer Platte (gr. Länge 8,5 cm, gr. Breite<br />

4,5 cm, gr. Stärke 0,9 cm). Die Vorderseite zeigt eine gerade verlaufende<br />

Unterkante und eine mit zwei Türmen mit Brüstungen und einem rundbogigen<br />

Turm in der Mitte vers-ehene Oberkante (Abb. 11).<br />

22<br />

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8. Beschläge<br />

Sie fanden sich in sehr reicher Form. Es waren meist Kupferbänder mit den<br />

verschiedensten Treibarbeiten. Einmal waren sie sehr einfach als Band gehalten,<br />

ein anderes Mal aber zeigten sie Ausarbeitungen in Form von Wulstrosetten<br />

oder aber mit besonderen Ziermustern, z. B. Lilien. Diese besonders guten Zierbänder<br />

waren mit einem Goldüberzug versehen.<br />

9. Werkzeuge<br />

Unter diesen nehmen die Hammer eine besondere Stellung ein. Sie haben<br />

ein buckelartig erhöhtes Mittelteil mit zwei abgeplatteten Schlagenden. Sämtliche<br />

Geräte zeigen sehr starke Abnutzungsspuren.<br />

In diese Reihe gehören ferner einige Gegenstände des täglichen Lebens.<br />

wie z. B. der Fleischerhaken, Gabeln und Kettenglieder mit sehr starken Dornen<br />

von einem Hundehalsband.<br />

10. Schlösser und Schlüssel<br />

Besonders interessant waren die leider stark verrosteten Schlösser und<br />

Schlüssel. Die Schlüssel zeigten die Art ihrer Herstellung. Sie waren aus einem<br />

langen. auch kantigen Eisenstück gearbeitet. Der obere dünnere Teil war zu<br />

einem Ring als Griff gebogen, so daß dio! Spitze wieder auf den Schaft des<br />

Sdllüssels zu liegen kam. Der untere breite Teil des Eisenstückes war völlig<br />

flach geschlagen. Die eine Seite war zu einer Tülle herumgezogen. der andere<br />

Teil als Bart ausgearbeitet.<br />

Ergebnis der bisher/geH GrabungeH:<br />

Die im Jahre 1200 zerstörte "alte" Burg Warberg im Elm, eine aufwendige<br />

Anlage vom Typ der Turmhügelburgen. ist nur einmal besiedelt gewesen, und<br />

zwar im 11. und 12. Jahrhundert, wie sich einwandfrei aus den Gefäß- und<br />

Scherbenfunden erkennen läßt. Ein späterer Wiederaufbau ist nie erfolgt. Daher<br />

zeigen alle Funde und alle Befunde der Schnitte und Flächenabdeckungen ein<br />

selten einheitliches Bild von der Art der Keramik, der Waffen, der Werkzeuge<br />

und der Gebrauchsgegenstände. Es lassen sich damit typologische Reihen für<br />

das 11. und 12. Jahrhundert aufstellen. Besonders wichtig ist die rotbraune<br />

bzw. schwarzbraune Keramik der Gefäße mit zumeist dickem. kurz aufgesetztem<br />

Rand und mit ihren charakteristischen Henkeln. Für alle Datierungen anderer<br />

Grabungen in unserem Gebiet aus gleicher Zeit ist dieses von erheblicher<br />

Bedeutung.<br />

Kulturgeschichtlich wichtig sind darüber hinaus die gefundenen Gebrauchsund<br />

Kunstgegenstände. von denen wir natürlich nicht wissen. ob sie an Ort und<br />

Stelle hergestellt worden sind. Eisen wurde jedenfalls im eigenen Ofen geschmolzen<br />

und verarbeitet. Die geplante Fortsetzung der Grabung läßt weitere<br />

interessante Ergebnisse erhoffen.<br />

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von den übrigen Balletten Anton U1richs, daß es ihm unmöglich zugero-trieben<br />

werden kann. Es ist eher zu vermuten, daß Schottelius der Dichter ist 9).<br />

Es wurde schon gesagt, daß die Ballette ganz unter dem Eindruck der Feste<br />

am Hof von Versailles stehen, die in zwei Aufführungen ihren Höhepunkt erlebten:<br />

der Aufführungen des Ballet de la Nuit von 16>3, in dem Ludwig XIV.<br />

selbst die Sonne tanzte und der des Ballettes Les Armes Triomphantes von<br />

1656 10), das Vorbild für alle späteren Rosseballette wurde. Auch Anton Ulrich<br />

fügte in eins seiner Ballette einen Reiterauftritt ein 11).<br />

Wie eng sich Anton U1rich an seine Vorbilder hielt und seine Werke selber<br />

als Nachdichtungen wertete, zeigt ein Brief an seinen Verleger Stern vom<br />

1. Oktober 1658, wo es heißt, daß er ... eine Sing comedia . .. fertig habe,<br />

die ldi nadi der französisdien Andromeda gemadiet 12). Daß sich der Herzog<br />

so eng an Frankreich anschloß, wird verständlich, wenn man bedenkt, daß alles,<br />

was das Barocktheater will: die im Kunstwerk sichtbar gemachte Ordnung, Ausdeutung<br />

des Lebens auf seine allegorischen Gehalte hin und das Umfassen der<br />

gesamten Schöpfung, in den großen Hoffesten Ludwigs XIV. verwirklicht<br />

wurde, eines Königs, der der Welt in seinem Bestreben, sich im Kunstwerk zu<br />

überhöhen, beispielhaft wurde und seinen Zeitgenossen in der Rolle der Sonne<br />

sichtbar den Mittelpunkt ihrer Weit dargestellt hatte. "Und von hier", schreibt<br />

Ale w y n dazu, "geht nun ein Flammenmeer aus, das ganz Europa blendet<br />

... alle Höfe [verwandeln sich] in die Trabanten eines Sonnensystems, das -<br />

nicht um die staatliche Macht, das um den festlichen Glanz von VersaiIles<br />

kreist ...<br />

Daß diese Form der künstlerischen Repräsentation auch für Anton U1rich<br />

verbindliches Modell ist, zeigt das Vorwort zu dem anläßlich der Vermählung<br />

seiner Schwester Sibylla Ursula mit Christian von Holstein 1663 aufgeführten<br />

Ballett der Diana, in dem es heißt, man wolle ein Ballett ... nach heutiges<br />

Tages In Franckreich üblicher Art . .. 14) aufführen.<br />

Dieses Vorwort weist Anton U1rich als einen sehr bewußt arbeitenden<br />

Dichter aus, der sich und den Zuschauern genau Rechenschaft darüber gibt, was<br />

er mit diesen Balletten will, wie er sie einschätzt und mit welchen Mitteln er<br />

9) Sdtottelius, Justus Geor!!'. 1612-1676. Erzieher der Prinzen und Prinzessinnen.<br />

Dienter und Spraenforsener. ADB, Band 32, S. 407 H.<br />

10) Ale w V n, Rienard: S ä I % I e, KarI: Das große Welttheater - die Epoene der<br />

höfisenen Feste in Dokument und Deutung. rde. 92. Hamburg 1959, S.121.<br />

11) Im Ballet der Gest/riff 1663. Da die Textbüener keine Jahresangabe der Drucklegung<br />

enthalten, werden die Auffiihrungsdaten angegeben.<br />

12) StA.Wb. 1 Alt Gr 22 (Anton Ulrien) Naentrag 4. Anton Ulrich an Stern 1. Ok·<br />

tober 1658.<br />

13) Ale w y n - Sä lz I e, a. a. 0., S.9.<br />

U) Ballet der Dialfa. S. A IlI.<br />

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arbeitet. Sie sind zu Lust und E/.tre 15) der zu feiernden Brautleute g.!schrieben.<br />

sind huldigende Unterhaltung. Ebenso sollen sie dazu beitragen. die Pracht und<br />

die Freude des Festes zu erhöhen und dem Hof Gelegenheit geben. sich in seiner<br />

glänzendsten Form zu zeigen. Diese. der reinen repräsentativen Sinnenfreudigkeit<br />

verpflichtete Seite betont Anton Ulrich besonders; für ihn soll das Ballett<br />

in erster Linie ... eintzig ... das Hoch-Fürstliche Bey-Lager . .. fröhlicher und<br />

herrlicher machen . .. 16).<br />

Diesem Bestreben. beeindruckende Prachtentfaltung und geistvolle Unterhaltung<br />

zu geben. werden alle Mittel des barocken Theaters - die Maschinerie.<br />

das kostbare Kostüm. das prunkende Wort und die virtuose Musik - untergeordnet.<br />

So sind diese Ballette Gesamtkunstwerke. die entsprecheIl


denn Anton Ulrich beschränkt sich in seinen Kulissenangaben auf einige wenige.<br />

in allen BaUetten wiederkehrende Grundtypen: das Meer. den Wald. den Garten.<br />

die Landschaft mit einer Stadt im Hintergrund. das Schloß und den Saal. Die<br />

Kulisse zu dem jedes Ballett beschließenden GraM Ballett ist immer der Himmel.<br />

Diese toposhafte Szenerie gibt den vielgestaltigen Entrees den umgreifenden<br />

Rahmen und ist eins der Mittel. um ihnen ihre Zufälligkeit zu nehmen. Diese<br />

gleichen Kulissen sind der ä u ß e r e Rahmen und stellen die ä u ß e r e Beziehung<br />

der Entrees untereinander her. Daneben sind sie Ausdruck des bei<br />

Anton Ulrich sehr ausgeprägten Empfindens für das. was den auftretenden<br />

Personen angemessen ist. Nicht nur den Schauplatz geben sie an. sondern die<br />

Umgebung. die der Bühnenfigur kraft ihrer charakterlichen Eigenschaft und ihrer<br />

Stellung in der Hierarchie der Götter oder Menschen gebührt. Wenn in der<br />

Darstellung der Tugenden Herzog Augusts der Säulensaal gefordert. dem ]upiter<br />

das königliche Schloß. dem Phoebus ein strahlender Palast zugewiesen wird.<br />

dann hat die Kulisse zu verdeutlidlen. daß die Hoheit eines glänzenden Rahmen.<br />

bedarf. um erst sinnfällig zu werden. Ähnlich steht es mit den Landschaftskulissen<br />

bei den Schäfern und Landleuten. Die Kulisse ist also mehr als bunter<br />

Hintergrund. sie ist ein Teil der Ausdeutung im dramatischen Geschehen.<br />

Leider ist die Musik zu den Balletten nicht erhalten 20). wir haben somit<br />

keine Anhaltspunkte über den Schwierigkeitsgrad der· Arien und Ensembleszenen.<br />

wissen auch nicht. ob alle Entreegedichte gesungen wurden. oder ob<br />

etwa melodramatische Passagen vorkamen. Auch über die Art der Tänze wissen<br />

wir somit nichts genaues; wir dürfen jedoch annehmen. daß sie aus den damals<br />

üblichen Tänzen der Suite bestanden.<br />

Ob tatsächlich alle Gedichte von den Tanzenden selbst gesungen wurden<br />

oder ob sie nur zur Erläuterung des Dargestellten dienten. bleibt unklar. Die<br />

Schilderung eines Tanzspieles. die Anton Ulrich in der Römischen Oetavia gibt.<br />

bestärkt die Vermutung. daß sie nur erklären sollten. Er schreibt dort. es<br />

... kame Faunus mit viertzig Wald-Göttern herfür I welche mit einem Tantz I<br />

bcym Thone der Wald-Hörner und Flöten / die Göttin entfiengen. Man hatte<br />

die besten Springer aus Griechen-Land hierzu genommen / die durch Ihre fast<br />

übernatürliche Stellungen den Zuschauenden eine ungemeine Verwunderung erweckten.<br />

Durch diese wurde der Inhalt des Tantz-Spieles I auf Pergament geschrieben<br />

I unter das Vo/eh I geworffen 21). Die auf den Zetteln stehenden Gedichte<br />

erläutern das Geschehen - sie gleichen denen in den Balletten vollkommen.<br />

20) Als Komponist dieser Ballettmusiken kann vielleicht J. J. Löwe angesehen<br />

werden. der bis 1663 als Hofkapellmeister in Wolfenbüttel tätig war. T h ö n e • a. a. 0.,<br />

S. 98.<br />

3<br />

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21) Die Römische Octavla, 2. Fassung, Band 1. Braunschweig 1712, S. 762.<br />

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Obwohl alle Schilderungen in den Romanen des Herzogs Abbilder barocker<br />

Lebensart in antikem Gewande sind und man annehmen darf. daß die Darstellung<br />

eines Tanzspieles am Hofe Neros aus direkter Anschauung der in<br />

Wolfenbüttel üblichen Theatergewohnheiten geschrieben wurde. bleibt doch<br />

ungewiß. ob man dort tatsächlich so verfuhr.<br />

Die Sänger und Tänzer der Ballette waren die Herren und Damen des Hofes.<br />

allen voran Anton Ulrich selbst. der sich die glänzendsten Auftritte vorbehielt<br />

22). neben ihm seine Schwester Sibylla Ursula und Anthonia Sibylla.<br />

Gräfin zu Barby und Mühlingen.<br />

Außerdem wurden - wohl um sie besonders zu ehren - auch Bürgerliche zu<br />

diesen Festen geladen. So schreibt Anton Ulrich in dem schon erwähnten Brief<br />

an seinen Verleger Stern: ... gegen künftigen frühling mus er herüber kommen<br />

ul1d in dem baIIet mit tantun. daß wir als dan auf Durch!. Vatters geburtstag<br />

tanfzen werden . .. 23).<br />

Der Hof folgte auch hier dem Beispiel Frankreichs; denn diese Ballette waren<br />

für den Barockmenschen nicht nur Gelegenheit zur Unterhaltung. sie standen<br />

vielmehr im Dienste des Gedankens vom Herrscher als dem Mittelpunkt der<br />

Welt. als dem ihm das Ballett auch in künstlerischer Hinsicht huldigte. Ähnlich<br />

war es in Wolfenbüttel. wo Anton Ulrich den ApolIon tanzte und sich damit im<br />

Kunstwerk der Gottheit näherte. Auch hier war das Fest gedacht als Verherrlichung<br />

und Überhöhung des Hofes. Huldigungen im Kunstwerk galten gleichzeitig<br />

den in ihm auftretenden Standespersonen; denn nie war die Maske so verhüllend.<br />

daß man dahinter nicht den Menschen erkannte 24). Deshalb ist<br />

So n n e nb u r g s Behauptung. in Wolfenbüttel habe der Hof nur aus Verlegenheit<br />

selbst Theater gespielt. da August d. J. die Schauspieler entlassen<br />

habe. falsch 25). Er übersieht. daß es zu den Bildungsidealen des höfischen<br />

Menschen im Barock gehörte. sich selbst oder die Wunschbilder seines Seins darzustellen<br />

26).<br />

Zudem müssen außer dem Tanzmeister Ulric Roboam de 1a MaTche noch<br />

andere Künstler - wenigstens zeitweise - in WoIfenbütte1 tätig gewesen sein.<br />

22) So in dem wkntigen Auftritt des Phoebus im Grand Ballet des Ballet der D/ana.<br />

23) StA.Wb .. a. a. O.<br />

24) In der Röm/scl1el1 Octav/a schildert er den tanzenden Nero: ... w/ewo! er /<br />

g!e/cI1 alIel1 al1d


da der Hof in den Aufführungen nur die Entrees tanzte. nicht aber die opernähnlichen<br />

Zwischenspiele im Ballett der Natur und das Vorspiel zum Ballett der<br />

Diana. Daß die Mitwirkung des Hofes an Ballettaufführungen als selbstverständlich<br />

angesehen wurde. geht wieder aus der Schilderung des Tanzspieles in<br />

der Römischen Octavia hervor. wo es heißt: Der Kayser Nero stellete den Eneas<br />

selber für / ... 27).<br />

Einen weiteren Hinweis gibt die Herzogin Sophie in einem Brief an ihren<br />

Bruder. worin sie ein Fest in Herrenhausen beschreibt. auf dem ... le Duc<br />

Antoine Weric representoit ApolIon. sans peruque avec une couronne de lorrie<br />

et la gorge tout nue. et Mad. sa fCHHfle une Deite et toute la compagnie estolt<br />

asslse dans les Hlles 28).<br />

Also auch da. wo Schauspieler regelmäßig auftraten. belustigte sich der Hof<br />

an der Mitwirkung in den Theaterstücken. genoß er die Freude und Erhöhung.<br />

die sie gaben.<br />

So sehr Anton Ulrich jedoch darauf bedadlt ist. Zuschauer und Tänzer durch<br />

immer neue und überraschende Einfälle zu fesseln und zu bezaubern. so sehr<br />

bemüht er sich. den vielen Auftritten ihre Zufälligkeit zu nehmen und ihnen<br />

neben den ä u ß e ren B e z ü gen - über die Kulissen wurde schon gesprochen<br />

- auch einen i n n e ren B e zug zu geben.<br />

Eines der Mittel ist die umständliche Einführung der auftretenden Personen.<br />

indem ihre Beziehung zu dem Bühnengeschehen erläutert wird. so daß ihr<br />

Erscheinen eine innere Notwendigkeit erhält: es tritt auf . . . die keusdie<br />

Dapune ... Weldie / nadidem sie jüngst iurer Gesellsdiaft THessalien quitt/ret /<br />

"nd In Carien sidi eruoben / umb die Diana von des Endymions Liebe abzubringen<br />

/ und bey jUl1gfräulidie'H Flor / ... eiflSaJH zuerualten; Alle Müue<br />

und Oberredungcn aber vergebens augewendet ... Numeur aus AsieH wieder<br />

Absdiied nlmmet / ... 29).<br />

Dem Stil der Zeit folgend ist auch bei Anton Ulrich der zusammenhaltende<br />

Gedanke eine allegorische Situation oder eine antike Sage. die mit aller Freiheit<br />

behandelt wird. um sie in den vorgestreckten Rahmen einzupassen SO). Sie<br />

ist der innere Bezug der Entrees im Ballett und stellt zugleich eine Beziehung<br />

zwischen dem Anlaß des Festes und dem Dargestellten her.<br />

2'1) Römlsdle Octavla. a. a. 0 .• S. 771.<br />

211) Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven. Band 26. Berlin 1885.<br />

S. 342 (Briefwechsel zwischen der Herzogin Sophie und dem Kurfürsten Kar! Ludwig<br />

1675-1680).<br />

29) Ballet der Diana. S. C n.<br />

80) Ebenda. S. A 111 / A IV: ... es Ist ... aus zu läßlicher Freyl1eit diese m a t e r i e<br />

el'wel1let worden / damit man füglich zu dem zweck gelangen hönte / worauf durch das<br />

gantze Werck IH allen Entrecn gezielet ist. Zuschauer aber. die scharffsichtige Luchs­<br />

Augen und des Momus Brillen ins Theater mitbringen. um alles silbenstecherisch nachzumessen.<br />

solche stachlichte Brillen-Gucker verbittet sich der Dichter.<br />

3'<br />

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Energisch jedoch wendet sich der Dichter gegen die Meinung, das im Ballett<br />

Dargestellte könne direkt auf die hiesigen Gegebenheiten übertragen werden:<br />

... weldies man sich audi von keinem vernünf!tigen Leser oder Zusdiauer ver­<br />

JHuthet •.. 31). Der Sinn der Darstellung antiker Stoffe ist vielmehr, dem Geschehen<br />

durch ihren formel- und typenhaften Charakter einen über den Tag<br />

hinausweisenden Bezug zu geben. Denn durch die mythologische Überhöhung<br />

verliert das Fest seinen zufälligen Charakter: die die Festteilnehmer begrüßenden<br />

griechischen Götter sind die sichtbar gewordene Gewißheit des höfischen Menschen,<br />

daß hier Überindividuelles geschieht.<br />

Sonnenburg spricht von diesen Werken als von Gelegenheitsgedichten 32).<br />

Er vergiBt, daß es für den Hof keine "Gelegenheit" gibt, daß jedes dieser<br />

Ballette ein Teil ist des festgefügten lneinanders von wirklichem Leben und<br />

gespieltem, von politischer Machtentfaltung und künstlerischer Repräsentation<br />

33). In diesen Balletten darf es also keine Zufälligkeiten geben: denn so<br />

bunt und verwirrend sie auch in ihrer Fülle ernster und heiterer Auftritte<br />

erscheinen. ihr innerstes Wesen ist sichtbar gemachte Ordnung, vom ersten bis<br />

zum letzten Auftritt ist alles in eine starre Choreographie eingespannt.<br />

Was in der Glückwünsdienden FreudendarsteIlung eher versucht als erreicht<br />

wurde, steht Anton Ulrich von vornherein zur Verfügung: die Kunst, im Ballett<br />

innere Bezüge zu schaffen. Denn was seine Ballettdichtungen vor allen zu dieser<br />

Zeit in Wolfenbüttel aufgeführten Balletten auszeichnet - und worauf immer<br />

hinzuweisen sein wird -, sind der bis ins letzte ausgefeilte Aufbau und die<br />

innere Glaubwürdigkeit. Sonnenburgs Behauptung, die beständen lediglich aus<br />

" ... anmutig zusammengereihten einzelnen Bildern ... " 34), zeigt. daß er,<br />

nur den Inhalt betrachtend, am Wesentlichen vorbeigesehen hat: dem Symbolgehalt<br />

der Ballette und ihrem Aufbau. Was den Wert dieser Bühnendichtungen<br />

ausmacht, ist trotz der Vielfalt der poetischen Einfälle eben nicht die Erfindung,<br />

allein, sondern das Zueinanderordnen vorgegebener Grundsituationen, die sich<br />

in nichts von dem verbindlichen barocken Bildungsideal unterscheiden.<br />

Schon das am 10. April 1659 zu Herzog Augusts d. J. einundachtzigstem Geburtstag<br />

aufgeführte Ballett des Tages / Oder Aufblühende Frühlings-Freude . ..<br />

zeigt Anton Ulrichs Kunst, innere Bezüge zu schaffen.<br />

Den vier Abschnitten des Tages: früher Morgen - voller Morgen - Mittag<br />

- sich neigender Tag - werden in der Vorrede die vier Menschenalter gleichgesetzt.<br />

Indem so das Thema des Ballettes zu einer Reflektion über das menschliche<br />

Lebensalter wird, ist ein Bezug zu der Geburtstagsfeier hergestellt und<br />

ein Ballett des Tages als Gebultstagsspiel gerechtfertigt. Der Aufbau des<br />

31) Ballet der Diana, S. A m.<br />

12) So n n e n bur g, a. a. 0., S. 10.<br />

13) Vgl. Ale w y n - 5 ä lz I e. a. a. 0., S. 13.<br />

at) S 0 n n e n bur g, a. a. 0., S. 20.<br />

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Ballettes zeigt die für Anton Ulrich typische Vierteiligkeit. Abgeschlossen wird<br />

es durch ein Grand Ballett. Jeder Teil wird eingeleitet durch ein Huldigungslied<br />

an den Fürsten. Auf diese Eingangslieder folgen vier Entrees, die Tageszeiten<br />

illustrierend; eine Verwandlung verändert die Szene, die ein fünftes Entree<br />

beschließt. Dieser Aufbau wird durch das ganze Ballett unverändert durchgehalten.<br />

Die inneren Entsprechungen finden ihren Ausdruck in der äußeren Form<br />

der Gedichte - alle Eingangslieder zeigen einen formal lockeren Aufbau, alle<br />

allegorischen Gedichte sind Sonette, ihre Sprache ist prunkhaft und aufwendig,<br />

und die Entreegedichte weisen leicht singbare jambische oder trochäische Verse<br />

auf. seltener daktylische, ihre Sprachhaltung ist leicht und beschwingt.<br />

Die in der Vorrede ausgesprochene Beziehung Tageszeit - Menschenalter 3S)<br />

wird im Ballett um einen Bezug erweitert, indem die allegorischen Gestalten<br />

die den einzelnen Entwicklungsstufen des Menschen zukommenden Tugenden<br />

ausdrücken:<br />

1. Teil. 1. Entree: Früher Morgen - frühe Jugend - Wachsamkeit. Das Entree<br />

des Crates und der vier Schüler weist auf das Lernen des<br />

jungen Menschen hin.<br />

2. Teil,!. Entree: VoIler Morgen - Jugend - Emsigkeit. Sowohl das Entree<br />

des Euclid und das des Archimcdes als auch das des AchilI<br />

sprechen von der Pflicht des Heranwachsenden, seine Fähigkeiten<br />

auszubilden.<br />

3. Teil, 1. Entree: Mittag - Mannesalter - Scharfsinnigkeit. Hier steht das<br />

Schicksal des duldenden Odysseus für die Aufgaben des<br />

Mannes.<br />

4. Teil,!. Entree: Sich neigender Tag - Alter - Hoheit. Damit ist der Dichter<br />

zum Anlaß des Festes, der im Alter begangenen Geburtstagsfeier,<br />

zurückgekehrt. Das Entree des Lykurg von Sparta<br />

steht für die Weisheit des gesetzgebenden Herrschers.<br />

Einen großen Bogen spannt der Dichter über das ganze Werk, indem der<br />

Auftritt des Tages das Ballett einleitet und auch beschließt. Dieser strenge Aufbau,<br />

der noch sinnfälliger wird durch die Szenerien, weist das Ballett unter<br />

Anton Ulrichs Händen als eine Kunstform aus, die mehr darzustellen weiß, als<br />

"Reichtum der Fantasie des Dichters· 36). Das Ballett ist Ausdruck eines klaren,<br />

auf Harmonie bedadtten Ordnungswillens - es will letztlich ein Abbild kosmischer<br />

Ordnungen sein 37).<br />

16) Diese Beziehung wird noch einmal deutlich. wenn im vierten Teil des Ballettes<br />

die vier Menschenalter als allegorische Figuren selbst auftreten.<br />

'8) So n n e n bur g, a. a. 0., S.20.<br />

17) V gJ. T run z, Erich: Die Erforschung der deutschen Barockdichtung. Deutsche<br />

Vierteljahrschrift für Literaturwissenschaft, Jg. XVIII. Halle 1940, S. 84 f.<br />

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37


Dieser Bedeutungsgehalt wird jedoch für den oberflächlichen und dem rein<br />

Spektakulären verpflichteten Betrachter verdeckt, überspielt und in seiner Ernsthaftigkeit<br />

aufgehoben durch die Gedichte, die Anton Ulrich als einen vielseitigen<br />

Lyriker zeigen, dem die strenge, pathetisch aufwendige Sprache ebenso<br />

zu Gebote steht, wie die heitere und leichte. Immer jedoch vermeidet er, daß<br />

seine Verse zu kompliziert und uns anglich werden. Seine erste Forderung an<br />

das Gedicht ist Schmiegsamkeit. Als Beispiel diene der Refrain im Liede der vier<br />

Menschenalter:<br />

Eilende Sonne / bezäume die Pferde /<br />

Steure den mutuigen Tuieren den Lauf /<br />

Halte den leud1tenden Wagen doch auf/<br />

Daß es sobalde nicht duncke/er werde I<br />

Gönne dem Tage / dem heutigen Ltdtt /<br />

Mildere Strahlen / aus einiger Pßicht 38).<br />

Von der pathetischen, an Vergleichen mit der Antike reichen Sprache der<br />

Sonette mag das der Emsigkeit sprechen:<br />

Der A r lad n e n Hand / Pe n e 1 0 p enGewebe /<br />

Der D a p un e keuscher Flor / der Ca s t a 11 n n e n KUlfst /<br />

Rühmt meine frisdte Kraft / und Arbeit-voile Brunst:<br />

Der I phi gen I e n Beweinung / Z e u x I s Rebe /<br />

UHd dieser Blüthe Glantz / darinlf Ich letzo schwebe /<br />

Macht mir bey aller Welt gantz angeneltme GUlIst.<br />

Ich hasse Müssig-gang / Betrug / ulld blauen Dunst:<br />

Das Zeugnis / so ich mir mit Recht ultd Wahrheit gebe /<br />

Fliegt HiJ11Iuel-an / ulfd geut den G rat I e n welt vor.<br />

Mein Fleis eröfnet gantz der milden 0 pis Thor.<br />

\Ver Reichthum / Tugend / Ehr' und Hoheit wil geniessen /<br />

Der schaue nur auf mich / das Bild der Embsigkelt:<br />

Ich bin der Uberßus I die Fürstin jUlfger Zeit I<br />

Mich müssen Reich und Krol1 in I1tr Gedächtnis schliessen 39).<br />

Anton Ulrichs Freude, seine Umwelt durch seinen beißenden Spott zu verwirren,<br />

schimmert auch in seinen Ballettdichtungen immer wieder durch; dieser<br />

Zug darf durchaus als ein Charakteristikum gewertet werden. Im Ballet des<br />

Tages kleidet er diesen Spott in die Worte Aesops:<br />

38<br />

38) Ballet des Tages S. D IIv.<br />

39) Ebenda. S. C Ir.<br />

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Hier komt das reckte WUHder I<br />

Maul' Nasen' Ouren , Stirn /<br />

Haar / Hocher / aller Plunder<br />

Versd1impfet mein GehirH ... 40).<br />

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Diese Form des Ballettes erfährt in dem nach Ostern 1660 zu Ehren Augusts<br />

aufgeführten Ballet der Natur/ oder: Fürstlicke Früulillgs-Lust / . .. eine<br />

wesentliche Erweiterung, indem Anton Ulrich in das Gefüge der Entrees kleine<br />

singspielartige Stücke einfügt, die nun als selbständige Werke die allegorische<br />

Situation erläutern. Diese Singspiele sind eng an die griechische Sagenwelt angelehnt,<br />

das Spiel Von der Da pu ne 41), das Spiel Von U I y s s e und den<br />

drey Sir e n en ,das Spiel Von der Ps y ehe und das Spiel Von A n chi s e<br />

und A e n e a erfahren keine stoffliche Veränderung 42), sie sind eher lyrisch-dramatische<br />

Zitate, die dem Ballett einen betont klassisch-gelehrten Zug verleihen.<br />

Durch diese nicht getanzten, sondern gesungenen und gespielten Unterbrechungen<br />

der Folge von Entrees und durch die ganz auf das Ariose abgestimmten<br />

Gedichte in den Szenen, rückt das Ballett in die Nähe der Oper und<br />

bekommt so eine gewisse Zwitterstellung. Als Beispiel diene der Schlußgesang<br />

des Apollo im Spiel Von der D a p h n e :<br />

Ack Da p une, meine Brunst I wie magstu mick so ßiehen7<br />

Erquicke meinen Muht.<br />

o Sckmertzl<br />

Mein mattes Hertz<br />

Wil fast vor Angst zersprlugen:<br />

Llebrel:hes Klud , wo bleibstu dock?<br />

Ack Da p H ne, lebstu nockl<br />

VergöHl1e mir' dick gleidlwol zu umbfaHgen:<br />

Ich fühle zwar des Baumes frisdle rinden /<br />

Doch wll nock nickt des Hertzens klopfen sckwlnden.<br />

Der Honig deiner WaHgen<br />

Beglnuet schon mit Gipfels art zuringen.<br />

o Sd1mertzl das schöue Bild I<br />

Der Zierde dieses LaHdes I<br />

Uud auserweulter Sckatz des grünen P e neu s randes'<br />

Ist nun mit blättern gantz verHüllt I<br />

'0) Ebenda, S. Dv.<br />

U) Mit seiner Version des Daphne-Stoffes folgt Anton Ulrich der Tradition vieler<br />

Bearbeitungen dieses im Barock beliebten Themas, das als Iiterariches Vorbild Rinuncinis<br />

Dafne (1594) und deren deutsche Bearbeitung von Opitz (1627) kannte. Unter<br />

den bildlichen Darstellungen dieses Themas galt im Barock besonders Berninis Marmorgruppe<br />

(1622/24) als hohes Meisterwerk.<br />

'2) Während er den Stoff in seinen Opern stark verändert und umformt.<br />

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39


Ulld weiß lIicht l11ehr I wen sie sol lieben oder hassen:<br />

Nun I D a p h n e, wirstu mir nicht wehren / zu umbfassen<br />

Der keuschen Seelen schattell /<br />

Du must doch sein mein eigell;<br />

Ist gleich der Blick verwehrt I den deine Sonllen hatten I<br />

Wil ich mich doch bestendig zu dir ueigen I<br />

Mein Baum soltu verbleiben:<br />

Die Leyer I meine Zier I<br />

Der Bogen I und was mir<br />

Sonst mehr gefeilt I<br />

Sol deillem Ruhm galltz werden zugestellt.<br />

Du wirst mir auch an Blüthe niemals weichen /<br />

Ulld vieler Helden Lob erfreu'n mit Sieges-Zeichen:<br />

Ich wil mich dir I du solt dich mir zuschreiben;<br />

Du keusche D a p h n e, du I<br />

Blüh' hin in stiller Ruh 1 48 ).<br />

Die leitende Idee dieses Ballettes ist die Darstellung der vier Elemente.<br />

Jedem der Elemente ist ein Teil des Ballettes gewidmet. jedem Teil ist ein Spiel.<br />

jedem Spiel wiederum sind im ersten und im zweiten Teil sechs, im dritten und<br />

vierten Teil fünf Entrees zugeordnet. Ganz entsprechend dem Ballet des Tages<br />

wird auch hier ein strenger, an inneren Bezügen reicher Aufbau gegeben.<br />

Dieser, das Ballett kennzeidmende Aufbau ist:<br />

Einleitung - Verwandlung - Spiel - sechs bzw. fünf Entrees 44). Während<br />

die vier Teile des Ballettes (eingeleitet durch das Preislied der Natur auf<br />

Hf.:rzog August) die irdischen Erscheinungen der Natur beschreiben, kündigt<br />

das abschließende Grand Ballet - Herzog Augusts Lob singt hier der Atlas -<br />

von den himmlischen Erscheinungen: Himmel und Erde vereinigen sich zum Lobe<br />

de& verehrten Herzogs. dessen Geburtstag man begeht.<br />

Dieser Grundgedanke durchzieht wie ein Leitmotiv das ganze Ballett. Daneben<br />

geht es aber dem Dichter besonders darum. dem Zuschauer von vornherein<br />

deutlich zu machen, daß er keine willkürliche Aneinanderreihung<br />

poetisch-dramatischer Einfälle vor sich hat. sondern ein durchdachtes Gefüge.<br />

43) Ballet der Natur. S. C f.<br />

U) Der kunstvolle Aufbau dieses Ballettes der Natur wird besonders deutlich. wenn<br />

man es mit Siegmund von Birkens 1662 in Bayreuth aufgeführtem Ballet der Natur / ..•<br />

vergleicht. das zwar auch in seinen vier Teilen den Elementen gewidmet ist. jedoch nur<br />

in den ersten drei Teilen eine strenge Gleichteiligkeit wahrt. während im letzten Teil<br />

eine wahllose Anhäufung nicht immer zum Thema passender Entrees gegeben wird. Eine<br />

Beziehung der Entrees untereinander kennt Bi rken nicht; in seinem Ballett gibt es nur<br />

die Relation Hofgesellschaft - auftretende Personen. deren einzige Aufgabe es Ist.<br />

Huldigungen auszusprechen.<br />

40<br />

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Deshalb werden schon in den Eingangsversen die Elemente als das Grundthema<br />

angesprochen, zu dem alle weiteren Entrees die Variationen geben:<br />

Mein Wunder-Bau / die Zirckel-runde Krone /<br />

So ich umbher / als Königin I bewohne /<br />

Der Erden Niedrigkeit!<br />

Der tieffen Wasser GrÜlfde /<br />

Des A e 0 I u s Gesinde I<br />

Der Flammen Lichtes Kleid /<br />

Und was vor Schmuck / ihr Himmel! noch besitzt /<br />

Sey diesen Tag zu meiner Lust erhitzt I 45)<br />

Damit ist der Grundton angesdllagen, und alles weitere fügt sich sinnvoll<br />

ein.<br />

Wie sehr es Anton U1rich liebt, in dieses Bezugssystem noch weitere Anspielungen<br />

einzufügen, zeigen die Entrees zwei bis fünf des ersten Teiles, die<br />

die vier Jahreszeiten darzustellen haben:<br />

Entree 2: Gärtner bepflanzen Blumentöpfe - Frühling.<br />

Entree 3: Bauern bringen Heu ein - Sommer.<br />

Entree 4: Wein wird gekeltert - Herbst.<br />

Entree 5: Bärenjngd im Schnee - Winter.<br />

Es wird deutlich, daß eine inhaltliche Aufzählung der Entrees, so wie es<br />

Sonnenburg tut 46), nicht ausreicht, da diese Entrees immer eine allegorische<br />

Situation darstellen sollen.<br />

War der erste Teil des Ballettes der Erde gewidmet und schilderten die<br />

Entrees die Jahreszeiten, so beschreibt der zweite Teil das Wasser. Seine<br />

Entrees haben die Aufgabe, die klassischen Meerbewohner, Najaden, Tritonen<br />

etc. vorzustellen, während der dritte Teil, die Luft, die himmlischen Erscheinungen,<br />

Meteore und Winde zeigt und der vierte Teil schließlich mit seinen<br />

Entrees die fabelhaften Naturbewohner zwischen Wirklichkeit und Phantasie<br />

beschreibt.<br />

Die in diese Folge von Entrees eingeflochtenen Spiele erscheinen in der<br />

Aufzählung bei Chrysander und Sonnenberg 47) als rein zufällige Einschiebsel.<br />

Sie sind jedoch, wie alle übrigen Teile des Ballettes, als Illustration des<br />

Leitgedankens gemeint. Die Verwandlung der Daphne in ein pflanzliches Wesen,<br />

das in der Erde wurzelt und aus ihr seine Lebenskraft zieht, gibt ein Beispiel<br />

von der belebenden Natur. Daß dem Wasser sein größter Held und Dulder in<br />

einem Spiel zugeordnet wird, ist klar und verständlich, während die Zuordnung<br />

des Spiels von der Daphne zur Luft erst des etwas mühsamen tertium comparationis<br />

der Errettung des Mädchens durch Zephir bedarf. Dem Element des<br />

15) Ballet der Natur S. Bv.<br />

tft) So n n e n bur g, a. a. 0., S. 16.<br />

47) Chrysander, a. a. 0., S. 177; Sonnenburg, a.a.O., S.16f.<br />

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41


Feuers - bildlich dargestellt durch die Szenerie des Brandes von Troja - ordnet<br />

sich wieder ganz selbstverständlich das Spiel von Aeneas zu.<br />

So mischt der Dichter unbelebte und belebte Naturerscheinungen und gibt<br />

im kleinen ein Abbild der gesamten Schöpfung. Dabei vertreten die Spiele die<br />

dramatische, die Sonette der Elemente die gedankliche und die Entreegedichte<br />

die rein lyrische Substanz der Dichtung.<br />

Die Folge der großen Ballette erfährt in der 1661 aufgeführten Masquerade<br />

der Hereinie I oder Lustiger AHfzug des Hartzwaldes I ... eine Unterbrechung.<br />

Dieses bescheidene, und was Erfindung und Ausführung angeht, durchaus<br />

nicht über das Klischeehafte hinausgehende Werk schließt sich seinem Charakter<br />

nach ebenso an französische Beispiele und Vorbilder an, wie die großen<br />

Ballette. Am Hof von Versailles dienten die Masqueraden der mehr inmprovisierten<br />

Freude im intimen Kreis ohne große Schaustellung und ernsthafte Vorwürfe.<br />

Ganz so wirkt auch Anton Ulrichs Masquerade, die als einzige in heimatlicher<br />

Umgebung spielt, im Harz. So n n e n bur g, der in seiner zeitbedingten<br />

deutschtümeInden Art immer bedauert, daß sich der Dichter in seinen Werken<br />

nur biblischen und klassischen Stoffen verpflichtet fühlt und sich n'" vorwiegend<br />

die Fremden als Muster ausersah ..• u 48) glaubt in diesem Werk den<br />

Weg beschritten zu sehen, auf dem der Dichter nach seiner Ansicht hätte weitergehen<br />

sollen - den des heimatlichen Kolorits.<br />

Dabei läßt So n n e nb u r g jedoch außer acht, daß das Lokalkolorit bei einem<br />

Barockdichter sich gar nicht so eindeutig bestimmen läßt, da er die heimatliche<br />

Landschaft ebenso mit klassischen Gestalten füllt, wie er auch die klassische<br />

Szenerie mit heimatlichen Figuren belebt. Dazu kommt noch die Freude des<br />

Dichters an der Möglichkeit, den Namen Harz allegOlisch auszudeuten, so daß<br />

die Figur der Nymphe Hercinie zum einen die personifizierte lateinische Form<br />

des Namens Harz, nHercynia", darstellt, zum anderen eine ihn belebende<br />

klassische Bewohnerin.<br />

Inhaltlkh lassen sich gewisse Beziehungen zu Opitz feststellen, der schon in<br />

seiner 1630 erschienenen Schäfferey I Von der Nil1ffen Hereinie 49) dieses<br />

Thema angesdllagen hatte. Hier wie dort dient die heimatliche Szenerie -<br />

bei Opitz das Riesengebirge -lediglich dazu, einen gewissen bekannten Rahmen<br />

zu schaffen. Natur- oder gar Erlebnisdichtung zu schreiben, lag nicht in der<br />

Absicht des Dichters. Huldigung - bei Opitz an die Familie Schaffgotsch, bei<br />

Anton Ulrich an seinen Vater - und Belehrung sind die Ziele der Dichtung.<br />

Die Entsprechungen, die ja schon in der Wahl des Titels deutlich werden,<br />

lassen sich auch im Werk seIhst nachweisen. Sowohl bei Opitz als auch bei<br />

Anton Ulrich singt die Nymphe Hercinie das Lob auf den Fürsten und führt<br />

den Leser oder den Zuschauer in die Absichten des Werkes ein. Grotten und<br />

41<br />

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C8) S 0 n n e n bur g, a. a. 0., S. 32.<br />

U) MaTttn Opttzen I SdtäffeTey I Von der Ntmfelf HeTcilfte I ••• Breslau. 1630.<br />

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antike Naturbewohner finden sich in bei den Werken und bei Anton Ulrich dann<br />

noch die Vielzahl der Jäger, Otternfänger, Reisenden, Berghauer und Münzmeister.<br />

Es ist ein ganzer Bilderbogen, der in den vierzehn Entrees der Masquerade<br />

gezeigt wird, ein Idealbild des Harzes.<br />

Auch hier spürt man einen gewissen Zug zur Karikatur, wenn der Dichter<br />

die Kohlenbrenner singen läßt:<br />

Schwartz und Rauchricht im Gesichte /<br />

SchwaTtz und RauchTicht ist deT Leib /<br />

Schwartz und RauchTicht audi mein Weib /<br />

SchwaTtz von aussen / schwaTtz von innen /<br />

RauchTicht sind ihT alle Sinnen I<br />

SchwaTtz und RauchTicht wiTd sie bleiben I<br />

Wird sie stetes Schmeichen treiben I<br />

Auch im hellen Tag bey Lichte I<br />

Unter dieser hohen Fichte. 50)<br />

Der eigentliche Bezugspunkt dieser Masqllerade bleibt bei aller Verwendung<br />

heimatlicher Gestalten aber doch die Antike, sie ist der immer wieder angesprochene<br />

Maßstab:<br />

Ich hab ein Grösser Voleh I als Ale x a 11 der s Reich I<br />

Der C y r u s Ist I zusamt dem Ca es a r I mir .nicht gleich.<br />

Wann meine Tugend siegt / hoft al/es edle Beute. 61)<br />

An einigen Stellen aIIerdings versudlt Anton Ulrich einen volkstümlichen<br />

Ton anzuschlagen, indem er dem deutschen Volkslied verwandte Wendungen<br />

wählt und keine Vergleiche aus der Antike gebraucht.<br />

Es ist durchaus denkbar, daß er sich bei dem hier zitierten Lied der Bergleute<br />

an heimische Bergmannslieder gehalten hat:<br />

Jetzt woll'n wir silIgen und hebeIl an<br />

Aus unsers Hertzens Grunde I<br />

Von einem FürsteIl Lobesan I<br />

Und prels'n mit hellem Munde /<br />

Wie Ihl1 Gott so gesegnet hat<br />

Mit Güttern und mit Gaben /<br />

Er Ist das schönste Rosenblat I<br />

Das wir in Teutschland haben. 52)<br />

In den Jahren 1660 bis 1662 wendet sich Anton U1rich - das kleine<br />

Zwischenspiel der Masquerade ausgenommen - ganz der Oper zu, erst 1663<br />

werden wieder zwei große Ballette aufgeführt, wovon das Ballet der Diana<br />

&0) Masquerade der Here/lfie S. B. IIIv.<br />

11) Ebenda, S. B.<br />

12) Ebenda, S. C.<br />

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in allen Darstellungen als ein Werk Anton Ulrichs behandelt wird. während<br />

das am 8. Januar 1663 zur Vermählung Adolf Wilhelms von Sachsen mit Maria<br />

Elisabeth zu Braunschweig und Lüneburg aufgeführte Ballet der Gestime I odt!r<br />

Annehmlicl1e Aufführung der sieben P I a n e t e n und etliel1er vornehmeH<br />

Gestirne I ... bisher noch nicht als ein Werk des Herzogs erkannt wurde.<br />

Ein Vergleich mit den übrigen Dichtungen des Herzogs ergibt jedoch eine so<br />

genaue Übereinstimmung der Ballette. daß man es ihm zurechnen muß. will<br />

man nicht eine Nachahmung oder gar Fälschung annehmen. Zwar entspräche<br />

in dieser Zeit. wo die Originalität hinter dem Ziel. das verbindliche Vorbild<br />

zu kopieren. zurückbleibt. eine bis zur völIigen Nachahmung gehende Anlehnung<br />

an die Dichtungen des Herzogs dem Ideal eines Hofdichters - es wäre<br />

jedoch mit Sicherheit eine Widmung oder ein Hinweis auf das Vorbild des Hofpoeten<br />

zu erwarten. Daß ein solcher Dichter ein an die herzogliche Familie<br />

gerichtetes Werk ohne huldigende Vorrede ließ. widerspräche allen Gewohnheiten.<br />

Eine solche Vorrede jedoch fehlt.<br />

Das Datum der Aufführung spräche nicht gegen eine Verfasserschaft des<br />

Herzogs. da das Ballet der Diana erst acht Monate später aufgeführt wurde. Zeit<br />

genug also für einen so schnell arbeitenden Dichter. wie Anton Ulrich es war.<br />

Das Ballet der Gestime wäre, da ;das Ballet der Diana eine Weiterentwicklung<br />

bedeutet. etwa als Abschluß der nach Anton Ulrichs Grundkonzeption<br />

gebauten Ballette anzusehen.<br />

Und tatsächlich zeigt es alle für des Herzogs Ballettdichtungen als wesentlich<br />

beschriebenen Merkmale. Neben der äußeren Form, der Vierteiligkeit mit<br />

dem angefügten Grand Ballet. sind es besonders die inneren Entsprechungen.<br />

die es als Dichtung des Herzogs ausweisen. So wird die allegorische Situation,<br />

die Darstellung der Gestirne, der Ausgangspunkt. von dem aus sidl ein weiter<br />

Kreis der Beziehungen entwickelt. Den einzelnen Gestirnen: Luna. Merkur.<br />

Venus. Sol., Mars. Jupiter und Saturn, denen die üblichen Bedeutungen: naturhaftes<br />

Leben. Handel, Kunst und Pracht. Krieg, Hoheit. friedevolles Landleben<br />

beigegeben werden, ordnet der Dichter nun analog zum strengen Aufbau<br />

der früheren Ballette in starrem Wechsel drei und vier Entrees zu. deren Aufgabe<br />

es wieder ist, die Charaktereigenschaften der Gestirne zu erläutern,<br />

während sich diese selbst durch Sonette einführen.<br />

Dabei zeigt sich, daß in der Wahl der Entrees jede Zufälligkeit vermieden<br />

wird. daß sich der Dichter eng an den durdl den Charakter des Gestirnes gegebenen<br />

Rahmen hält. Der Venus etwa werden zugeordnet: die weibliche Eitelkeit<br />

verspottende Pudermacher und ein verliebtes Paar. dem Jupiter: drei Könige,<br />

die Majcstas und die die Herrschaft symbolisierenden vier Teile der Welt.<br />

Die inneren Bezüge, die im Ballet des Tages durch die Gleichsetzung der<br />

vier Tageszeiten mit den Menschenaltern hergestelIt werden. finden sich hier in<br />

den symbolhaften Ausdeutungen der Gestirne und einer inneren dramatischen<br />

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Konsequenz, die der Dichter erreicht, indem er das Geschehen in allmählicher<br />

Steigerung vom Naturleben und den Liebesfreuden in immer bedeutendere Bereiche<br />

des Lebens - Handel, Krieg - führt, eine Bewegung, die in dem die<br />

Weltherrschaft repräsentierenden Auftritt des königlichen Jupiter gipfelt, um<br />

dann in der friedvollen, vom Alter gezeichneten Herrschaft des Saturns wieder<br />

zu verebben. Das angefügte Grand Ballet mit dem Auftritt der den Planeten<br />

zugehörigen Sterne erhebt das Geschehen noch einmal auf eine letzte strahlende<br />

Höhe.<br />

Dieser inneren Steigerung entsprechen als die äußeren Bezüge die geforderten<br />

Kulissen: für Luna - Wald, Merkur - Handelsstadt, Venus - liebesgarten,<br />

Sol - festlicher Säulensaal, Mars - Kriegsfestung, ]upiter - königliches Schloß,<br />

Saturn - fruchtbare Landschaft. So finden wir in diesem Ballett eine Übereinstimmung<br />

mit den übrigen des Herzogs, die sich bis in den Gebrauch der Kulissen<br />

erstreckt. Diese Übereinstimmungen gehen im sprachlichen noch weiter -<br />

Wortwahl und Versmaß sind in den Balletten völlig übereinstimmend.<br />

Ball et der Gestlrl1e:<br />

Ca m i 11 a, keusc11es Bi/d! Las deil1 verwundern fahrel1!<br />

Die Ny m p h e 11 sil1d I1Oc11 jetzt I wie sie vor Zeitel1 wahrel1 I ... 53)<br />

Ballct dcs Tagcs:<br />

Die PalI a s sc11ee1te selbst die Ril1de VOI1 dem Sc11aft,<br />

So meil1el1 Speer umbzog: V u I ca 11 u s gab ihm Kraft I ... 54).<br />

Für die in Ant{)n Ulrichs Versen häufigen und in allen Balletten gleichermaßen<br />

im Zusammenhang mit Fremdwörtern oder klassischen Namen auftretenden<br />

Tonbeugungen einige Beispiele:<br />

Ballet der Gestirne:<br />

I I I I I I<br />

Sc11weigt I1UI1 ihr G rat I e 11 I Eur Rütrmcl1 Ist verlonren / ... 55)<br />

Ballet der Natur:<br />

I I I I I I<br />

Wolt' 1c11 M e r c u r i ens Rath I als U 1 y s ses enren I ... 56)<br />

Ballet der Gestirl1e:<br />

I I I<br />

Auf Hel I co 11 15 Zinl1en<br />

I I I<br />

Sil1d wir die Pie r I n n e n / ... 57)<br />

11.') Ballet der Gestirne S. C.<br />

114) Ballet des Tages S. C lIv.<br />

l1li) Ballet der Gestirne S. IB IV].<br />

M) Ballet der Natur S. D lIv.<br />

57) Ballet der Gestirne S. C lIv.<br />

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45


Ballet der DiaHa:<br />

/ / / I I<br />

Dem sonst der C y k lad e H vome1mfste Insul thut / ... 58)<br />

Neben diesen sprachlichen zeigen sich auch thematische Übereinstimmungen<br />

mit den übrigen Balletten. So wird der Gedanke der auf die Keuschheit der<br />

Diana eifersüchtigen Venus im BaIlet der Gestime und im BaI/et der Dial1a<br />

behandelt; was über die Daphne im Ballet der Gestirne gesagt wird, entspricht<br />

dem Spiel von der Da p h n e im Ballet der Natur. Der Spott des Dichters auf<br />

die Putzsucht seiner Zeit, den wir in früheren Balletten fanden, fehlt auch in<br />

diesem nicht:<br />

Ist iemals den Eitelkeiten<br />

So viel worden eingeraumt /<br />

Als geschicht bey unsern ZeiteH?<br />

Da sich keiner fast versaumt<br />

Mit erfundnen neuen Künsten<br />

Und Betruges-voIlen Dünsten<br />

Geld und Gütter zu erwerben /<br />

Und sich retten vom verderbeH? 59)<br />

Hier ergibt sich ein weiterer Beweis dafür, daß nur Anton Ulrich der Dichter<br />

dieses Ballettes sein kann, da es für einen Hofpoeten undenkbar wäre, die<br />

fürstliche Gesellschaft zu verspotten.<br />

Das Ballet der Gestirne fügt sich also sowohl seiner sprachlichen als auch<br />

seiner inhaltlichen Eigenart nach ohne Zwang in die Folge der es umgebenden<br />

Ballette ein. Wenn man bedenkt, daß es ihnen dazu auch dem Aufbau nach<br />

völlig gleicht, so dürfte kein Zweifel bleiben, daß dieses Ballett den übrigen<br />

des Herzogs zuzurechnen ist.<br />

Das letzte der von Anton Ulrich gedichteten Ballette ist das am 20. September<br />

1663 zur Vermählung seiner Lieblingsschwester Sybilla Ursula mit Christian<br />

von Holstein aufgeführte große BaIlet der Diana / oder: Ergetzliche LHst<br />

der Diana / ...<br />

Dieses Werk stellt, was Erfindung und Durchführung angeht, den Höhepunkt<br />

in den Ballettdichtungen des Herzogs dar. Wie hoch es der Dichter einschätzt,<br />

geht aus seiner Bezeichnung dieses Werkes hervor, er nennt es eine<br />

sinnreiche Erquickungs-Lust 60).<br />

Mit einer sicheren Leichtigkeit fügt Anton Ulrich hier alle in den früheren<br />

Balletten angewandten Kunstmittel zu einem großartigen Ganzen zusammen.<br />

In neunundzwanzig Entrees werden die bei den Themen des Werkes, die<br />

Hochzeit der Diana und des. Endymion - die Hochzeit der antiken Götter wird<br />

46<br />

II!!) Ballet der Dlana S. [B IVv).<br />

&9) Ballet der Gestirne S. [B IVv].<br />

80) Ballet der Dlana S. [A IV).<br />

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gleichgesetzt mit der Sibylla Ursulas und Christian von Holstein, indem SibyIla<br />

Ulsula als zweite Diana, Christian als Endymion verherrlicht werden - und<br />

die DarstelJung der Nacht mit ihren verschiedenen Erscheinungsformen geschildert<br />

und mit aIIen nur möglichen Assoziationen und Zitaten erläutert und<br />

bereichert. Alles in diesem Ballett zielt auf Erweiterung des Rahmens, auf eine<br />

noch kunstvollere Anreicherung der Form und durch die Doppelhandlung auf<br />

eine noch feinere Verknüpfung des inneren mit dem äußeren Geschehen.<br />

Kin der man n betont bei diesem Ballett den " ... Zug zur clekorativen<br />

Übersteigerung, zum optischen Superlativ der Verwandlungskünste und - im<br />

Ballett doppelt erforderlich - des mit Kostümvariationen verbundenen Bewegungsmäßigen<br />

•.. u 61).<br />

Anton Ulrich fügt hier dem fünfgIiedrigen Hauptteil, dessen Thema die<br />

Nacht ist - ein Parallelthema zu dem BaHet des Tages 62) - ein VOlspiel und<br />

ein zu einem Nachspiel ausgeweitetes Grand Ballet an.<br />

Die Themen des BaIIettes: Venus' Sieg über Diana im Vorspiel, die DarsteIlung<br />

der Erscheinungen der Nacht im Hauptteil und die Huldigung der Götter<br />

an die Braut Sybibilla Ursula im Grand Ballet, werden so in einer spannungsreichen<br />

Darstellung vorgetragen, die in der Schlußapotheose gipfelt - eine Behandlung<br />

des Stoffes, wie sie in der Spannungskurve des Geschehens im BaHet<br />

der Gestirne zwar vorgebildet ist, jedoch nicht so konsequent durchgeführt<br />

wurde.<br />

Hatte Anton Ulrich schon in das Ballet der Natur opernähnliche Zwischenspiele<br />

eingefügt, so stellt er diesem Ballett ein Vorspiel voran, das in seiner<br />

Form eine Mischung aus Oper und Oratorium darstellt und das nicht getanzt,<br />

sondern gespielt wurde. Im Wechselgesang zwischen Venus und den sie begleitenden<br />

Tritonen wird der Sieg der Liebesgöttin über die keusche Diana gefeiert:<br />

Venus:<br />

Ihr schöne Silber-Wellen /<br />

Die Te t h y s olfte küsst /<br />

Die Ne r e u s milde grüsst<br />

Mit süssen Wasserquellen/<br />

Versamlet die Tr {t 0 n e n<br />

So mitten in euch wohnen /<br />

Alsbald zu ihrer Pflicht<br />

Hervor mein Angesicht.<br />

Nun bin ich {rey von Sorgen I<br />

Die mich bisher genagt /<br />

81) Kin der man n, Heim:: Theatergeschichte Europas. Band 3. Salzburg 1959.<br />

5.532.<br />

82) Ballet der Diana S. A I1I: ... (gleielt wie etwa el1mals des Tageszeit auelt vorgeste11et<br />

worden) ..•<br />

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47


Und zimlich hart geplagt.<br />

Wer Heute oder Morgen<br />

Die V e n u s wird anflehen /<br />

Dem wird alsbald geschehen<br />

Was er von mir begehrt:<br />

Er soll es sein gewehrt . ..<br />

Ihr spielende Tri ton e n<br />

Flieht alle Traurigkeit 1<br />

Die N y m p h e n sind bereit /<br />

Zu binden grüne Kronen /<br />

Euch damit zu bezieren /<br />

Und auf den Tantz zu führen /<br />

Weil Ve n u s gantz vergnügt<br />

Dia n a m hat besiegt<br />

Die Tritonen:<br />

Sdiönste Göttlu I weiß und roth /<br />

Wir sind fertig I dein Gebot<br />

Zu erfüllen: Sage (rey /<br />

Wie dein Sieg besdiaffen sey? ...<br />

Venus:<br />

Idi lebe höchst vergnüget I<br />

Nadldem Dia n a sldi<br />

Verliebt hat inniglich<br />

Weil idi Ihr obgesleget /<br />

Fluggs Tuffen meine Leute:<br />

Dia neu sol allein<br />

Die Ehre heute seyn. 63)<br />

So wird die besiegte Eifersucht der Venus zum inneren Anlaß des Ballettes<br />

- die auftretenden Personen sind nicht Theaterfüllsel, sie sind Träger der inneren<br />

Handlung. Gleichzeitig wird die Absicht des Ballettes ausgesprochen, Freude<br />

zu geben.<br />

Der Auftritt der Venus und der des Hymen, dessen Lied allen Segen<br />

auf die Braut herabfleht, stehen in ,schroffem Gegensatz zu dem Entree der<br />

Daphne, die den Verlust ihrer jungfräulichen Freundin beklagt und sich der<br />

Keuschheit weiht:<br />

• Dia n a ist vertrauet:<br />

Die Da p h n e liebet "'dit. 84)<br />

48<br />

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83) Ballet der DlaHa S. [A lVv). u. [B IV) f.<br />

84) Ebenda, S. C Ilv.<br />

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Die durch die Antithese geschaffene Spannung wird aufgefangen durch die<br />

fünf Teile des eigentlidlen Ballettes, die die Nacht zu illustrieren haben. Sie<br />

sind in der gewohnten Weise gebaut. Den Stadien der Nacht - Abendröte,<br />

Nacht, Mitternacht, Nachmitternacht und Morgenröte sind ihre allegorischen<br />

Verkörperungen - Helie, Abrote, Acronychea, Nyctolampe, Aurora und<br />

Memnon - zugeordnet. Diese Figuren stellen die Beziehung des Themas "Nacht"<br />

zu dem Hintergrundsgeschehen her, indem sie als Gäste der Hochzeitsfeier der<br />

Diana auftreten, gleidlzeitig aber auch dem fürstlichen Brautpaar Glück wünschen<br />

und so die Beziehung zum Anlaß des Festes herstellen. Ihre Glückwünsche<br />

gipfeln in Auroras Lied:<br />

Erien die Rosen deiner Jugend /<br />

Nim den Garten mutl1ig ein /<br />

Den dir liefert deine Tugend:<br />

Gönne dehlen Silber-Senein<br />

Aller Welt / Dia n a, blül1e<br />

Mit Gedeyen spatt und frül1e 1 65 )<br />

Da der Rahmen für das ganze Ballett schon im Vorspiel gegeben war und<br />

die inneren Beziehungen zu der Hintergrundshandlung durch die Lieder der<br />

allegorischen Gestalten hergestellt werden, kommt den einundzwanzig Entrees<br />

des Hauptteils nun die Aufgabe zu, einfallsreiche lIlustrationen zu dem Thema<br />

"Nacht" zu geben. 51.1 werden von betrunkenen Bauern, tanzenden Spaniern<br />

und sich schlagenden Studenten bis hin zu den Träumen die vielfältigen Erscheinungsformen<br />

der NadH auf die Bühne gestellt. Hier sind der Phantasie des<br />

Dichters keine Grenzen gesetzt, und Anton Ulrich nimmt auch die Gelegenheit<br />

wahr, das Burleske und Karikierende zu zeigen, wie etwa im Auftritt von sich<br />

eingenommener Spanier:<br />

Vur Hol1elt sennauben wir / und R e p u tat Ion,<br />

Eif! jeder düncket sich zu seyn deß M art i s Sol1n.<br />

Die strenge EI1rbarkeit l1angt uns so l1eftig an /<br />

Das niemand / unter uns I l11it Demutl1 tauren kan.<br />

Was unsre Nachbarn tl1un mit allzu leichtem Mutl1 /<br />

Ist niedrig / und zu senleent vor unser Helden-Blut.<br />

Wir leben vor der Welt in angemaßt er Praent /<br />

Wann schon zu Hause offt der Mangel l1äuffig wadlt.<br />

So sagt uns M 0 mus nach I der von der Tugend nicht I<br />

Nach völliger Vernunft ein weises Urtl1eil sprient.<br />

Doen eben ist es sol Wir bleiben unbewegt I<br />

Wann schon ein Läster-Maul uns falsenell Tand auflegt.<br />

Wer weis den Reiclttl1um nient I deu uuser Vaterland<br />

Hergiebt all vielerley? Ja gar an Goldnem Sand?<br />

4<br />

85) Ebenda. S. G lI.<br />

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Wer wels die Hitze nielit / die uns so ferne treibt /<br />

Das unser König sich von Zweyen Welten selirelbt?<br />

Und zwar durch unsre Hand: Die so gefochten hat /<br />

Daß / wer es nielit vermeint / mus sehen In der That.<br />

Ihr Da m e n, seyd vergnügt I Wir sind von solcher Art /<br />

Wie sie in Grieelienland vor Zeiten funden ward:<br />

Es giebt Ach III e 5 noeli / V I y S 5 es sind nicht todt /<br />

Und Aga m e m non lebt. Wir wissen keine Noth. 66)<br />

Dieses parodistische Element in den Ballettdichtungen Anton Ulrichs ist<br />

Teil des Versuches. eine kosmologische Einheit zu schaffen, in der das Ernste<br />

und Erhabene ebenso einen Platz hat wie das Komische, Lächerliche und<br />

Phantastische. Gleichzeitig findet er aber hier eine Möglichkeit, die allzu starre<br />

Form des klassischen höfischen Kunstideals zu durchbrechen.<br />

Stellten die ersten beiden Teile die irdischen Erscheinungen der Nacht dar,<br />

so steigert sich das Geschehen zum Schluß hin durch die Auftritte der Träume<br />

und des Morgensterns in immer höhere Sphären. bis mit dem zwisdlen dem<br />

Hauptteil und dem Grand Ballet eingeschobenen Auftritt des Cupido die Handlung<br />

ganz in den Bereich der himmlischen Erscheinungen überwechselt. Die<br />

Pracht der Kulisse - Palast des Phoebus und Himmel - und der Auftritt der<br />

Zwölf Himmlischen Zeichen und der Vier Elemente steigern den Glanz. bis<br />

als Höhepunkt und feierlicher Abschluß Phoebus ApoHon und Diana (Sibylla<br />

Ursula) selbst auftreten.<br />

Diese Steigerung des Geschehens bedarf eines großartigen Abschlusses. den<br />

das Ballett im Grand Ballett findet. Hier zeigt sich die außerordentliche Bedeutung<br />

desselben. das mehr ist als ein den Hof einschließendes TanzspieI: es<br />

ist der Gipfel des Ballettes, dessen heterogene Teile sich in ihm verbinden<br />

zu einer Himmel und Erde umfassenden Einheit. ein Triumph der ordnenden<br />

Choreographie. eine letzte Zusammenfassung aller Kräfte unter einem Gesichtspunkt.<br />

In diese Ordnung werden alle Anwo!senden eingeschlossen und so in das<br />

Kunstwerk einbezogen. Himmlische Erscheinungen und irdische Festteilnehmer<br />

vereinigen sich zur Verherrlichung des gefeierten Herrscherhauses. Denn kein<br />

Ballett in Wolfenbüttcl endet ohne den deutlichen Hinweis darauf. daß über<br />

Göttinnen. Göttern und himmlischen Erscheinungen letztlich noch das Welfenhaus<br />

steht:<br />

Feyrt J u p I t e r hier selbst die Hoelizelt der Dia n e n ?<br />

Vertrlt die J uno selbst L a ton a m mit Bedacht?<br />

Giebt M ars und P h 0 e bus selbst auf allen seiten aelit?<br />

Trägt H y m e n Fackeln vor / und Ve n u 5 Liebes-Fahnen?<br />

50<br />

66) Ebenda. S. [D IV v].<br />

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Was wolte uns dann nicht zur Feyrung anvermahnen (<br />

Weil auch End y m j 0 n hierzu uns munter macht /<br />

Und gar Dia H a schon aufs freundlichste zulacht?<br />

Ey/lasst In schneller Eyl den Weg zur Freude bahnen/<br />

Folgt P h 0 e b 0 zierlich nach / und seilien Ny m p h e n - Orden.<br />

Dia n a, gönne doch uns diese letzte Lust /<br />

Damit bey deiHem Fest sich labet unsre Brust /<br />

Wir sind dir ia vorliingst SchOH so verpflichtet wordeH.<br />

Laß unsern treuen Dienst dir bleiben stets bewußt /<br />

Wie uns dein Vater kennt, der G r 0 s s e Für s tAU G U S T . 67)<br />

4'<br />

8'/) Ebenda, S. Jv.<br />

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SI


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Charlotte Christi ne Sophie. 1694- 1715 .<br />

Musee de l'Ermitage, Uningrad - No 1816.<br />

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Abb.l


Abb . 2<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Alexis Petrovitch. 1690-171 8.<br />

Musee de l'Ermitage, Leningrad - No 181,.<br />

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R e g n e J e L 0 u i s X V. auxqueIs. bien a tort. le baron Grant et,<br />

apres lui, tous eeux qui eitere nt Duclos. renvoient le leeteur. Cet ouvrage<br />

eontient, de la p. 314 a la 362. un resurne


environ 78 ans; toutes ces circonstances jointes au Tt!cit de M. DUCLOS,<br />

semblent concourir ä rendre assez certaine l'histoire que I'on vient de lire;<br />

elIes empement au moins de la releguer dans la classe des romans.»<br />

Semblable aberration devant I'evidence ressemble a du parti pris. L'abbe de<br />

Saint-Leger etait cependant sincere, et n'avait pas encore donne la mesure de<br />

son opiniatre cn§dulite. II le prouva dans un nouvel article qu'accueillit le<br />

] 0 u r n a I d e Par i 5 du -1 mars 1782;<br />

II venait de lire dans I ' His t 0 ire deR u s sie de M. Levesque 5), un<br />

recit detaille de la mort et des funerailles de la princesse de WolfenbütteI.<br />

cpouse du tzan!vitm. Sans doute les faits notoires qu'il contenait semblaient<br />

peremptoires, et I'auteur etait-il fonde a tenir pour «Tomanesques et ne meritant<br />

pas la moindre ereanee», les aneedotes parues sous les signatures de M. M.<br />

Bossu et Duclos. Eneore que dispose a s'incliner devant l'opinion de l'historien,<br />

I'abbe avait cependant voulu en controler les assertions, et s'etait fait traduire<br />

les passages relatifs aux eVE!nements en question, dans deux ouvrages «en langue<br />

slavonne», imprimes a Fetersbourg et en depot a la Bibliotheque du roi: le<br />

] 0 u r n a I d e Pie r r e l· r , «ecrit sous les yeux de ce prince» (1770-1772),<br />

et une vie de ce tzar (1774). Les textes traduits eonfirmcrent en tous points les<br />

circonstances rapportces par Al levesqlle.<br />

«S'obstiner, ecrivit l'abbe, aregarder la Dame morte a Vitry en 1771,<br />

comme cette meme Princesse morte a Fetersbourg en 17H. serait, dira-t-on,<br />

f e r m e r v 0 1 0 n t air e m e n t I e s y e u x a I alu m i e r e . » Il en convenait,<br />

mais ses doutes n' etant pas tout a fait dissipes, il s' etait adresse a<br />

M. Levesque lui-meme. Iequel avait bien voulu «opposer a son incredulite» -<br />

c'est c red u I i t e qu'il eut du eerire - de nouvelles objections aussi formelles<br />

que les premieres. Barthelemy Merder de Saint-Leger n'en dcmeura pas moins<br />

enferme dans son doute:<br />

«Differentes drconstances arrivees a la mort de cette Dame de Vi t r y ,<br />

paroissent etablir au moins un doute. A Vi t r y on croit generalement ce fait<br />

dont bien des gens a la Cour. a Par i s , « meme dans la Province, ne doutent<br />

aucuncment. Qui etoit done eette Dame morte a Vi t r y. dont Ie Domaine du<br />

Roi a herite?<br />

Serons-nous reduits a affirmer que ce n'etoit pas la Princesse de BRUNS­<br />

WICK, sans pouvoir dire qui elle etoit1»<br />

Pareil entetement fait evoquer ces deux vers de Gray;<br />

«No more; where ignoranee is bliss<br />

'Tis folly to be wise.»<br />

&) Pierre Charles L E V E 5 Q U E: Histoire de Russie. - Paris, de Bure aine -<br />

1782. 5 vols. in-8°. - Ouvrage d'une leeture agreable, et eneore parfaitement valable.<br />

60<br />

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Abb. 3<br />

Registre mortuaire de la paroisse S'-Germain de Vitry-sur-Seine. 22 janvier 1771:<br />

Inhllmation du corps de Dortie Marie Elisabeth Danielson, vellve Maldaglle.<br />

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Cette perseverance dans 1'erreur de la part d'un homme qui jouissait d'une<br />

reputation de savant, est inexplicable: Comment se fait-il qu'ayant lu I'ouvrage<br />

de M. Levesque, il n'ait pas reflechi au vu d'une note (tome V, p. 384) le<br />

mettant en cause:<br />

« ..• Unp art i c u I i e r cu r i eu x a voulu voir I'extrait mortuaire de<br />

cttte dame de Moldack ou de Maldaque; il I'a leve a la Paroisse, et I'a fait inserer<br />

dans le J 0 u r n a I d e Par i s, feuille du 1) Fevrier 1781.»<br />

«lI se trouve que la pTl!tendue Charlotte Sophie de Volfenbutel, se nommait<br />

Dortie-Marie-Elisabeth Danielson. Ainsi 1'extrait mortuaire a lul tout seul fait<br />

tomber l' anecdote.»<br />

Edios des iles.<br />

Aux iIes la legende eut longtemps une audience favorable. Mals les historiens<br />

qul la mentlonnerent dans leurs livres, de 1839 a 1899 6 ), ne flrent qu'en<br />

donner une version.<br />

Le dernier en date, Albert Pitot, y consacra quatre pages resumant ce qu'en<br />

avaient dit ses predecesseurs, et ce qu'iJ avait puise dans les ecrits ayant cu<br />

cours en France; ses sources d'information sont d'ailleurs indiquees. Mais il<br />

s'agit d'une compilation et non d'une critique. Persuade de l'authenticite des<br />

M e m 0 ire s deI a m a r q u I se d e C r e q u y (ouvrage apocryphe<br />

publie en 1834 - 1835), il dit en avoir suivi de preference le recit en raison<br />

des repliques qu'il y trouva, demolissant la refutation de Catherine II, «construite<br />

sans grands frais de logique». Ne pouvant s'expliquer la dualite du<br />

personnage Maldaque-d' Auban, il suggera que le deuxieme patronyme avait ete<br />

un nom de guerre adopte par l'officier pour dissimuler une origine roturiere.<br />

Quoique n'ayant pas doute de I'origine princiere de Mm. Maldaque, Albert<br />

Rae est le seul ecrivain qul en ait etudie l'histoire avec serieux, et qul ait<br />

apporte a 1'avancement de la question une precieuse contribution. Ce fut un<br />

chercheur consciencieux auquel il ne manqua que des elements de critique. Dans<br />

le tres interessant article qu'il publia dans la Re v u e His tor I q u e e t<br />

Li t te r air e deI' iI e Mau r I c e 7), il a revele I'existance aux Archives<br />

de la colonie de documents essentiels prouvant Ie sejour d'Urbain Maldaque et<br />

de sa femme a nIe de France, de 1728 a 1759, dont: I'acte de bapteme de leur<br />

8) Ferdinand Mag 0 n deS' - E 1 i er: «Tablaux historiques, politiques 8< pittoresques<br />

de l'ile de Franee, aujourd'hui Mauriee, depuis sa deeouverte jusqu'a nos<br />

jours» - Port-Louis, 1839. - Georges A z em a, Greffier de la Justice de Paix, a<br />

S'-Denis, ile de la Reunion: «Histoire de l'ile Bourbon. depuis 1643 jusqu'au 20 dee.<br />

1648.» Paris. Henri PIon, 185"9. - Adrien d' E p i n a y: «Renseignements pour servir<br />

a l'Hist. de l'ile de Franee.» Ile Mauriee, Nouv. Impremerie Dupuy. 1890. - Albert<br />

Pi tot: «L'Ile de Franee. Esquisses historiques.» Port-Louis, Ile Me •. E. Pezzani - 1899.<br />

7) Revue Hist. 8< Lit. de nIe Me •. , nO• 13 8< 14 des 30 aout & 6 sept. 1891, sm.<br />

annee. - «La Prineesse Charlotte de Brunswick-WoIfenbüttei a I'i\e de Franee.»<br />

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Le depart et l' arrivee a /'1le de France.<br />

Urbain Maldaque et sa femme embarquerent a Lorient, le 10 fevrier 1728,<br />

a bord du vaisseau oe la Compagnie, le B 0 u r bon, de 850 tonneaux, commande<br />

par M. Pierre Alexandre }azier de la Garde. Il avait ete equipe a destination<br />

des Indes, avec escales a Cadix, a I'ile de France et a I'ile Bourbon; il<br />

emportait 116 passagers dont des ouvriers et une trentaine de soldats. On voit<br />

figurer en tEhe de la liste de ces derniers sur le role de l' armement 11): U r bai n<br />

Mal d a c d i t Mal d a g, s erg e n t, e t s a f e m m e; et on lit, annote<br />

en rouge: une n fan t n eIe 1 8 j u i I let 1 7 2 8 .<br />

Le navire atteignit I'lle de France apres une traversee oe quatre mois et<br />

oemi. Le role ne prE!cise pas la date de I' arrivee; mais la fille de Maldaque fut<br />

baptisee au Port-Louis, Ie 25 juillet 1728, vraisemblablement Ie jour meme ou<br />

le lendemain du debaquement.<br />

Sur I'aete de bapteme 12), I'enfant, nommee Charlotte Christine, est<br />

declaree « f i I I e D' u r bai n Mal d a q u e, S erg e n t dei a C 0 m -<br />

pagnie de I'isle de france et de Charlotte Cristine<br />

D e Wolf e m b u tel S 0 n E p 0 u seI e g i tim e ne (sie) S u r 1 e<br />

vaisseau le Bourbon le dix Sept de dit mois et an».<br />

11 y a desaceord de 24 heures entre le registre paroissial et le roIe du bord pour<br />

la date de la naissance. Le parrain fut M. Denis Brousse, lieutenant de roi, et<br />

la marraine Dame Louise Rose Hainfray, epouse de M. Samson, lesquels signerent<br />

ave c I e per e et le R. P. Borthon, pretre de la congregation oe la<br />

Mission.<br />

Que je prE!cise qu'on etait alors cl I'aube de la colonisation, entreprise depuis<br />

sept ans cl peine; nIe de Franee n'avait pas eneore son gouverneur particulier,<br />

elle etait administree par M. Pierre Benoit dit Dumas, direeteur general des<br />

i I e s d e B 0 u r bon e t d e Fra n ce; La Bourdonnais ne devait y apparaltre<br />

que sept ans plus tard. Port-Louis n'etait alors qu'une miserable agglomeration<br />

de cases eonstruites en palissades garnies de terre et couvertes de feuilIes<br />

de latanier. L'eglise etait I'une d'clIcs, et c/est merveille que le registre de I/etat<br />

civil conte na nt I'aete de bapteme de I'enfant Maldaque, n'ait pas comme tant<br />

d"autres, disparu au eours d'un ouragan. Dans de teIles eonditions les R. P. de la<br />

Mission charges de la tenue de cet etat dvil, etaient peu formalistes; les dec1arations<br />

des immigrants durent, le plus souvent, suppleer aleurs papiers; la<br />

bureaueratie n'existait d'ailleurs pas au XVIIIeme siecle; le degre de culture des<br />

bons religieux etait plus que moyen: le nom germanique dont il fit Wo I f e m -<br />

b u tel, n' avait assurement pas retenu I' attention du R. P. Borthon; ille coucha<br />

sur son registre sans se douter qu'il consacrait un faux double d'usurpation;<br />

cependant que I' acte ainsi redige aIIait servir plus tard cl faire luire la verite.<br />

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11) Archives du Port de Lorient, 2 P 23, 11, 8"<br />

12) Etat dvil, Ardtives de l'ile Maurice.<br />

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Abb.6<br />

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Port-Louis, ile de France, 6 aout 1747: signatllre de la fa usse Charlotte Christine<br />

Wolfenbüttel, epollse M aldague,<br />

au contrat de mariage de Fran


C h a rio t pour Charlotte, et Chi s t ein e pour Christine. Cependant ce<br />

qui est remarquable, Ce n' est pas tant I' aspect de cette signature que le fait<br />

qu'elle vienne lad ern i e r e avant ceIie du notaire; ceIa demontre en effet.<br />

que l'epouse du capitaine Maldaque n'ctait pas consideTE!e dans l'iIe comme<br />

etant d'illustre lignee, et qu' elle n' avait pas cherche a le faire accroire. Ce fut<br />

donc a tort que Rae voulut voir dans la presence du gouverneur et des notabilites<br />

au mariage Chautard-Maldaque, en 1740, la preuve «qu'on reconnaissait<br />

a l'lle de France le rang eleve de la Princesse, et qu'elle etait l'objet d'attentions<br />

et d'egards de la part des autorites du pays».<br />

L' existence du couple a la colonie fut d' ailleurs des plus ternes; l'introuvable<br />

temoignage du baron Grant ecarte, aucun des voyageurs ayant visite nie<br />

et laisse des memoires, n 'cn a parle, Dans la correspondance officie11e, une<br />

seule fois, a l'occasion d'une tres mesquine question de service, le gouverneur<br />

de Bouvet-Lozier mentionne le nom de Maldaque, La earriere militaire de ceIuici<br />

tient en trois lignes: e n t r e aus e r v i e e e n qua I i ted e 5 erg e n t ,<br />

fa i t e n sei g n e e n 1 7 3 1. e t ca pi t ai ne e n 1 74 3 14), Dans<br />

seS dernieres annees d'activite il fit fonction de major; un etat de la garnison<br />

en 1758, le montre commal1dant en cette qualite, au Port-Sud-Est (Port-Bourbon<br />

ou Grand-Port), il est meme, sur ce document, qualifie: Urbain d e Maldaque<br />

15), II ne fut cependant jamais commissionne dans Ce grade; quand il<br />

mourut, ce fut aussi un capitaine qui lui succeda.<br />

Les epoux Maldaque residerent Iongtemps dans le quartier du Port-Bourbon;<br />

ce fut dans Ce lieu qu' en 1735', mourut leur petite Charlotte Christine, a rage<br />

de douze ans. Apres cctte perte crueIle, ne pouvant plus esperer avoir d'autres<br />

enfants, ils se firent donation mutuelle et reciproque de tous leurs biens, au<br />

moyen de I' ac te notarie de 1736 deja signale.<br />

Le retour en France.<br />

Finalement l'heure de la retraite sonna, et les Maldaque deciderent de regagner<br />

l'Europe. lIs avaient passe un peu plus de trente annees a nie France;<br />

entre temps l'officier alla pour son service a Madagascar, et peut-etre emmena-til<br />

quelquefois sa femme a nie Bourbon. 11 fit en tout cas avec elle et leur filIe,<br />

en 1731, un voyage en France, lequel coYncida avec sa promotion comme enseigne,<br />

et le reglement de Ia succession de ses parents a Paliseux 16). En effet.<br />

leUT presence a bord du G r i f fon est revelee par le role de ce navire parti<br />

de Lorient le 19 janvier 1732. a destination des Indes, avec e.cales aux lies; ils<br />

") Paris, Archives nationales - Fonds des Colonies C' 10.<br />

16) _ ibid. _ D 2c 154.<br />

16) R e gis t r e a U x 0 e u v res deI 0 i de Paliseux, fO 37. Reconnaissance<br />

par Guillaume Maldague d'obligations envers son frere 0 rb e n Mal da g u e.<br />

Archives de J'Etat - Arlon - Beigique. -<br />

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Eait sensation, s'etait repandu en province, etait parvenu jusqu'au philosophe<br />

de Ferney. Puis, Paris parIa d'autre chose: le conte de Mme d'Auban cessa<br />

d' occuper les esprits, fut oublie.<br />

La reclus/oH voloma/re a Vitry,<br />

Mis en paralleles avec les faits re eis, les divers episodes de ce roman<br />

temoignent de leur faussete, sauf le dernier, celui de la retraite et de la mort a<br />

Vitry. Mais la veuve Maldaque y vecut neuf annees et non six comme precise<br />

dans I'ajout au recit attribue a Duclos. Auparavant elle habita Paris: elle y<br />

residait rue du Grand Chantier, au moment ou elle acheta la maison de campagne<br />

ou elle alla finir ses jours.<br />

Ce fut la nkompense de ma 10ngue quete que la decouverte du contrat<br />

relatif a cette acquisition; il constitue, en effet, la piece capitale du dossier,<br />

puisque confirmant de maniere indiscutable l'identite de la fausse princesse:<br />

Cet acte dresse le 2 mai 1762, par Me Edme Poussignon, notaire a Vitrysur-Seine,<br />

stipule les conditions de vente de cette maison sise au dit village,<br />

rue de la Petite fauciIIe, consentie par M. l'Abbe Bertinot, pretre et chanoine<br />

de la cathedrale de Chartres, represente par sa soeur, demoiselle Anne Bertinot,<br />

a «damoiselle Dortie marie elisabeth Daniel Son, veuve de Messire Urbain<br />

Maldaque, en son vivant Capitaine major a lile de france et Bourbon, demeurante<br />

a paris, rue du grand Chantier paroisse Saint nicclas des Champs», acquere<br />

ur. Il s'agissait d'une maison comportant rez-de-chaussee et dcux etages, avec<br />

far;ade sur rue et deux jardins dont un sureleve. Elle etait entierement meublee,<br />

et fut cedee pour la somme de 9.000 livres, dont 6.000 pour l'immeuble.<br />

Faisant suite a la signature de la mandataire du vendeur, celle de Dortie Marie<br />

Elisabeth Danielson s' etire sur toute Ia largeur de la derniere page; elle a calligraphie<br />

si gros qu'elle n'a pas eu pi ace pour adjoindre a son nom celui de son<br />

mari; les lettres tracees sont indubitablement de la meme main que celle qui<br />

au contrat de mariage du 6 aout 1747, a nIe de France, signa: Charlot Chisteine<br />

Wolfenbutel Maldaque.<br />

Mais comment expliquer ce soudain dcpouillement du personnage joue pendant<br />

trente ans sous les tropiques, avec ingenuite et discretion, et livre, au<br />

moment du retour en France, a aussi tonitruante publicite7<br />

Il est vraisemblable que lorsqu'en 1760 la rumeur eut atteint le crescendo,<br />

la police soit intervenue. Cette hypothese impossible a verifier en raison de la<br />

dispersion des archives de la Bastille dans plusieurs fonds en France et a l' etranger,<br />

n'est pas moins plausible: En 1773, une etrangere qui vivait a Paris sous<br />

la fausse indentite de «Lady Flogger, Cte ... de Grossberg», fut apprehendee,<br />

entre Noel et le jour de I'an, et enfermee a la prison de Fort-L'Eveque. Son<br />

delit etait pourtant moins grave que celui de se pretendre ex-bru du tzar de<br />

R ussie et tante de I'imperatrice d' Autriche. Mais il y avait eu plainte, et la personne<br />

en question etait de moralite douteuse. Tandis que si jamais elle fut con-<br />

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Vitry-sur-Seine. 2 mai 1762 : signature de Dortie Marie Elisabeth Danie1sC'l1,<br />

vellve d'Urbail1 Ma1daque, all bas de l'acte 1a rendant proplietaire<br />

de 1a maison sise rue de 1a Petite faucille.<br />

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Abb.7


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voquee au ChateIet, Ia fausse princesse de Wolfenbüttel, agee, veuve d'UD<br />

officier ayant servi pendant trente ans aux coIonies, parfaitement inoffensive,<br />

peut-etre meme innocente du scandale dont elle avait ete I'objet, n'aura pu<br />

qu'inspirer pitie et induIgenee; Ie lieutenant de police I'aura renvoyee apres<br />

severe admonestation et interdiction de continuer a porter un nom «dont sa<br />

naissance l' ecartait si fort».<br />

Sa fiH.<br />

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Isolee dans une atmosphere qui n'avait pas la doueeur de eelIe des lIes, Ia<br />

pauvre femme eeouIa la fin de sa vie dans Ia compagnie de ses souvenirs auxquels<br />

T her e s e devait faire echo. Cependant, contrairement a l' affirmation<br />

des chroniques, elle devait recevoir de Ioin en loin quelques visites: eelIes<br />

d'anciens amis de son mari, eonnus a nIe de Franee ou a Bourbon, eomme le<br />

permet de presumer Ia presenee a son enterrement, de M. M. Favrault, eapitaine<br />

d'infanterie, de Heaulme, eonseiller ou Conseil souverain de I'ile Bourbon,<br />

et de Vallombreuse, Iui aussi originaire de eette lIe.<br />

Elle mourut Ie 20 janvier 1771, agee d' environ soixante-dix-huit ans. Comme<br />

dCja precise dans I'extrait mortuaire insere dans Ie J 0 u r n aI d e Par i s,<br />

son corps fut inhume en I'eglise Saint-Germain de Vitry, dan 5 I e c ho e ur,<br />

vi s a vi sIe ban e du sei g neu r, a la requete de Me Jean Barrier,<br />

ploeureur Eisea!. Ce fonctionnaire avait du suppIeer a I'absenee du moindre<br />

parent, po ur regler formalites et details materieIs des funerailles; il dut proceder<br />

avee un striet minimum de frais. et peut-etre est-ee Ia I'explication de eette<br />

sepuIture d'apparenee privilegiee: un caveau vacant qui ne couta rien. On n'en<br />

trouve aujourd'hui aucune trace; au cours des travaux de modifieations et<br />

d'entretien operes a differentes epoques, Ie dallage a ete rempIaee, le temps a<br />

tout efface.<br />

Quel fut le mobile de cette etralige imposture7<br />

Sans aucun doute, des son arrivee a nIe de Franee et pendant les trente<br />

annees qu'elle y resta, Dortie Marie Elisabeth Danielson s'affirma sciemment:<br />

n e e C h a rIo t t e C h r ist i n e d e W 0 I f e n b u tel; elle imposa<br />

meme a sa fille les deux prenoms earaeteristiques. Ce nom, suivl de celui de son<br />

mari, elle le signa des qu'elle eut appris a en former les lettres; mais elle ne se<br />

targua jamais d'appartenir a la mais on de Brunswick, pas plus qu'eIle ne prit<br />

le titre de princesse. En eut-i! ete autrement, la memoire de cette femme eut<br />

ete perpetuee parmi les anciennes familIes mauriciennes. Dans la mienne fut<br />

de la sorte conserve Ie souvenir de LaIly-Tollendal, eet infortune general, lors<br />

de son passage a nIe de France, ayant ete le parrain d'une des fiIIes de mon<br />

trisaieuI. La dame Wolfenbutel-Maldaque eut-eIle, a cette epoque, ete censee<br />

et reputee prineesse, son nom, sans aueun doute eut ete de meme transmis de<br />

generation en generation.<br />

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Non, elle n'exploita jamais cette fausse identite. Alors pourquoi joua-t-elIe<br />

cette singuliere comedie7 Je pense que c'est Voltaire qui, sans s'en douter le<br />

moindrement du monde, du premier coup dechiffra renigme:<br />

«D'Aubant fut amoureux de sa principaute; ils se marierent.»<br />

Faute d'en trouver une autre, cette explication me parait plausible parce<br />

que s'accordant avec les faits.<br />

Pour le seul Urbain Maldaque, Dortie Danielson endossa le pesant manteau<br />

de princesse, et, imperturbablement, tint son role jusqu'au bout. Lui, s'en emerveilla<br />

et y crut toute sa vie. Elle lui avait vraisemblablement fait jurer un<br />

«inviolable secret». Comme ce secret d'etat etait en meme temps pour eux un<br />

secret d'amour, ils le garderent fideIement aussi longtemps qu'ils demeurerent<br />

unis.<br />

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Der akademlsme Senat und die studentismen Verbindungen<br />

an der Universität Helmstedt 1m 18. Jahrhundert<br />

Von<br />

Marta Asche<br />

In den 1792 veröffentlichten akademischen Gesetzen "für die Studirenden<br />

auf der Julius-Carls Universität zu Helmstedt" lautet § XVIII: "Alle Ordensverbindungen<br />

und ähnliche geheime geschlossene Gesellschaften sind strenge<br />

untersagt, weil sie zu allerhand Ausschweifungen, zum Spiel. zum unnützen<br />

Zeitaufwand und Geldverschwendung. auch oft zu Händeln Anlaß geben."<br />

Auch die Landsmannschaften wurden in dieses Verbot miteinbezogen; von ihnen<br />

heißt es in den Gesetzen: " ... weil sie eben dergleichen nachteilige Folgen als<br />

die Orden haben" 1). Verbote dieser Art treffen wir bis in die Gegenwart an<br />

allen deutschen Hochschulen an. Am entschiedemten und rücksichtslosesten<br />

wurden sie wohl nach den Karlsbader Beschlüssen gegenüber den Burschenschaften<br />

in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgeführt.<br />

Der folgende Beitrag soll zeigen. daß das Verbindungswesen in Helmstedt<br />

namentlich im 18. Jahrhundert eine bedeutende Rolle gespielt hat. Er soll zugleich<br />

eine Ergänzung der Arbeit sein. die Albert Dresse! 1915/16 über "Die<br />

Landsmannschaften und Studentenorden an der Universität Helmstedt M im<br />

Jahrbuch des Braunschweigischen Geschichtsvereins veröffentlicht hat. Dresse!<br />

war nur ein Teil der Akten zugänglich, die jetzt im Niedersächsischen Staatsarchiv<br />

in Wolfenbüttel (StA.Wb.) liegen. Die Akten der Braunschweigischen<br />

Regierung. die sich auf die Helmstedter Universität beziehen. standen ihm nicht<br />

zur Verfügung 2). Dresse! weist in seinem Vorwort darauf hin. daß bis 1915/<br />

1916 eine Bearbeitung des von ihm behandelten Kapitels der Helmstedter Universitätsgeschichte<br />

ganz fehlte. Was das 18. Jahrhundert angeht, so hat sich -<br />

abgesehen von DresseIs verdienstvoller Arbeit - an dieser Lücke vorerst nichts<br />

geändert. Sie kann durch die folgenden Mitteilungen aus dem reichen Aktenbestand<br />

der "Julia Carolina" zwar nicht völlig geschlossen. vielleicht aber eingeengt<br />

werden.<br />

1) Akademische Gesetze 1792. Stadtbibliothek Braunschweig.<br />

') Beide Aktenbestände befinden sich im Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel<br />

(StA.Wb.) unter der Bezeichnung 37 Alt. (Die Regierungsakten sind unter den<br />

Nummern 1 bis 1070, die des Universitätsarchivs unter den Nummern 1071 bis 4019<br />

zu finden.) V gl. Peter Bau m gar t ! Ernst P i t z, »Die Statuten der Universität<br />

HelmstedtM, Göttingen 1963, S. 53, Fußnote 14.<br />

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Trotz der eindeutigen und strengen Verbote bestand an der Universität<br />

Helmstedt im 18. Jahrhundert, ja bis zur Aufhebung der Hochschule 1810 eine<br />

nicht geringe Zahl von geheimen Studentenverbindungen. Schon früh und nahezu<br />

an allen Universitäten hatten sich Studenten aus der gleichen Gegend in Landsmannschaften,<br />

nationes, zusammengefunden, um sich vor allem in Zeiten der<br />

Not und der Krankheit beizustehen oder um - etwa nach einem unglücklich<br />

verlaufenen Duell - bei Todesfällen für die Beerdigung Sorge zu tragen.<br />

Von diesen reinen Zweckverbänden unterscheiden sich die neuen studentischen<br />

Verbindungen des 18. Jahrhunderts ganz wesentlich. Charakteristisch<br />

sind schon die Namen wie "Amicitia", "Harmonia", "Constantia", "Unanimitas"<br />

etc. Man wählte bewußt solche Tugenden als Leitbilder, die das innere<br />

Verhältnis des einzelnen zu den Freunden oder zu einer Gemeinschaft hervorhoben.<br />

Sie spiegeln die starke seelische Strömung der Empfindsamkeit im<br />

IS. Jahrhundert wider, den Gegensatz zum Zeitalter der verstandesnüchternen<br />

Aufklärung mit seiner absoluten Ichbezogenheit. Es kann daher nicht sonderlich<br />

überraschen, daß der Wunsch nach brüderlicher Vereinigung mit Gleichgesinnten<br />

in der studentischen Jugend betont rege war. Dem standen die Bestrebungen<br />

der Universität entgegen, jede Gruppenbildung innerhalb der Studentenschaft<br />

tunlichst zu verhindern.<br />

Angesichts des strengen Koalitionsverbots mußte jede wenn auch noch SO<br />

kleine nach außen in Erscheinung tretende Studentengemeinschaft bei der<br />

Helmstedter Universitätsbehörde Verdacht erregen: so forderte Herzog Carl<br />

am 28. März 1751 den akademischen Senat auf, zu untersuchen, was es mit der<br />

Verbindung der Antiseminaristen auf sich hätte 3). Zu dieser Verbindung gehörten<br />

einige Studenten aus dem theologischen Seminar, die sich unter der Aufsicht<br />

des Professors Abt Seidel in der Kollegienkirche am Markt im Predigen<br />

zu üben hatten. Sie taten es allerdings bei verschlossenen Türen. Das war Veranlassung<br />

genug, ihnen Geheimbündelei vorzuwerfen und ihre Zusammenkünfte<br />

zu verbieten, wie es im "Consistorium privatum" vom 30. August 1751 beschlossen<br />

wurde 4).<br />

Doch schon in der Zeit vor 1751 begegnen wir förmlichen Verbindungen:<br />

Nach einem ausführlichen Bericht des akademischen Senats vom 22. März 1762<br />

gab es in Helmstedt bereits im Jahre 1748 einen Studentenordeni es war der<br />

"Oculisten-Orden", dessen Name sich von oculi, Augen, herleitet. Nach dem<br />

Bericht bestand der Oculistenorden nicht lange: " ... er war bald supprimirt<br />

I) StA.Wb. 37 Alt 2594: "Acta die unter den Studenten in Helmstedt errichteten<br />

Ordensverbindungen und die gegen die Mitglieder eingeleiteten Untersuchungen betr .•<br />

Vol. 1 de a. 1751-1787.·<br />

&) Ebda.<br />

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setze. "Aum haben", so fährt Heister fort, "die hiesigen Mitglieder, wovon fast<br />

alle die vornehmsten Studiosi sind, zu ihrem Praesidenten •. den Grafen von<br />

Isenburg gewählt, und," so ergänzt der Hofrat: darum "halte im dafür, daß<br />

man Ihnen diese unsmuIdige Lust, so lang wir nimts übles davon hören oder<br />

sehen, wohl gönnen" sollte 11).<br />

Einen ausgezeichneten Überblick über die Studentenverbindungen, die in<br />

jenen Jahren in Helmstedt bestanden haben, gibt die ausführlime Denksmrift<br />

des akademismen Senats von 22. März 1762 12). Daß es damals nom andere als<br />

die in diesem Promemoria genannten studentischen Vereinigungen gegeben hat,<br />

ist unwahrscheinlich. Denn bei den kaum 300 Studenten 13) und der verhältnismäßig<br />

großen Zahl von 17 Professoren, Privatdozenten und Lektoren 14) wäre<br />

smwerlim ein engerer Freundeskreis von Studenten unbekannt geblieben. In<br />

dem erwähnten Pro Memoria berichten die Professoren, daß die neuankommenden<br />

Studenten in Landsmannschaften oder Orden einzutreten pflegten, und zwar<br />

"entweder freywiIlig" oder "durm allerhand Lockungen dazu bewogen" oder<br />

aum nur "deswegen, um von ihren Ordens Brüdern gegen andere geschützet<br />

zu werden" 15), ein interessanter Hinwei:; auf den damaligen "Keilbetrieb·.<br />

Eine wimtige Quelle für den Nachweis von studentischen Verbindungen sind<br />

aber auch die Stammbücher jener Zeit. Die Studenten geben darin meistens<br />

durch Zeichen, Bumstaben oder Zahlen ihre Zugehörigkeit zu einem Orden oder<br />

zu einer Landsmannsmaft offen zu erkennen 16).<br />

Gegen das Aktivwerden der Neuankömmlinge hatten die Professoren mancherlei<br />

Vorbehalte; sie meinten, es würde "ge schmauset, zu Dorfe gegangen" 17)<br />

und dadurch Zeit und Geld versmwendet. Jeder neuimmatrikulierte Student<br />

bekam deshalb bei seiner Inscription neben "einer mündlimen admonition" eine<br />

gedruckte Verbotsschrift ausgehändigt, "damit", wie es in der Verordnung vom<br />

24. April 1762 heißt, "aum die Studiosi desto mehr von dergleimen unerlaubten<br />

Verbindungen abgeschröcket werden möchten .. " 18). Den neuankommenden<br />

11) a. a. O. Heisters Eintrag vom 28. Män: 17S8.<br />

12) StA.Wb. 37 Alt S96.<br />

13) .. Verzeichniß der Studenten-Stuben nebst dem Zubehör bey den hiesigen Bürgern.<br />

9. May 1761." (Stadt archiv Helmstedt, Akte B VI 8 h 28/S).<br />

U) StA.Wb. 37 Alt 2381; "Die Vorlesungen und die Anfertigung, die Genehmigung<br />

und der Druck der Lektionskataloge. Band 10."<br />

U) StA.Wb. 37 Alt S96.<br />

1e) Das StA.Wb. besitzt eine bemerkenswerte Sammlung von 234 Stammbüchern,<br />

unter denen sich 78 Studenten-Stammbücher befinden. Im Hinblick auf die Zeit. in der<br />

- nach den Akten - studentische Verbindungen an der Universität Helmstedt bestanden.<br />

habe ich 33 dieser Stammbücher auf Zeichen von Orden oder Landsmannschaften<br />

durchgesehen. An dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. jur. Bau er, Lemgo, für die Hilfe<br />

danken. die von mir gefundenen 297 Zeichen zu deuten. Eine gesonderte Auswertung<br />

der studentischen Stammbücher - soweit sie Helmstedt betreffen - soll zu einem<br />

späteren Zeitpunkt vorgelegt werden.<br />

17 StA.Wb. 37 Alt S96.<br />

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Studenten nahm die Universität das ehrenwörtlime Verspremen ab, keiner<br />

Verbindung beizutreten. Diese Forderung findet sim smon im herzoglimen<br />

Reskript vom 13. September 1760: .. Wie wir hömst mißfällig vernehmen", so<br />

ließ der Herzog den akademismen Senat wissen, .. insonderheit dadurm veranlaßet,<br />

namdem die Studiosi seit einiger Zeit die sogenannte Landsmannsmaften<br />

wieder eingeführet und von eum bißhero wenigstens convivendo geduldet<br />

worden, da (es) vielmehr eure Pflimt und Smuldigkeit erfordert hätte,<br />

diesem Übel in Zeiten Einhalt zu thun ..• So befehlen wir eum hiemit ernstlim,<br />

nimt aIIein erwehnte Landsmannsmafften sofort nam Einlangung dieses unsers<br />

Rescripts durm einen öffentlimen Ansmlag gäntzlich aufzuheben und abzustellen,<br />

sondern aum von nun an die neu ankommende Studiosos bey ihrer<br />

Immatriculation ernstlim dahin anzuweisen, daß sie sim, bey Vermeidung unausbleiblicher<br />

Ahndung, in d.ergleichen nimt einzulassen hätten ... 10).<br />

Das öffentlime Tragen der Ordenszeimcn wurde vom Senat 1758 zwar verboten,<br />

naber die Ordens continuirten dom nom beständig, und es kamen<br />

immer mehr auf. wie denn dermahlen wenigstens 1/2 Dutzend derselben in<br />

Helmstedt seyn sollen", wie es im Pro Memoria vom 22. März 1762 heißt. In<br />

dieser Denkschrift werden die Orden namentlim aufgeführt:<br />

Die .. Coronata Unitas", die von einem Livländer Harpe gestiftet wurde und<br />

deren dzt. Ordensmeister ein Kurländer Kühn 20) war. Dieser Orden hatte 30<br />

Mitglieder, meistens Studenten aus dem Theologischen Seminar. Über Harpe<br />

und die Coronata Unitas waren die Professoren remt geteilter Meinung: der<br />

Theologieprofessor Iohann Ernst Schubert, Abt des Klosters Michaelstein,<br />

merkte am 30. September 1758 an, daß "Herr Harpe aus Reval meine Collegia<br />

Theologica fleißig besumet" 21). Dagegen sduieb der Vizerektor Gottfried<br />

Ludwig Mencke über Harpe: .. er (ist) fax et tuba der ganzen Langenheimischen<br />

22) TismgeseIIsmaft, welme einen hier unerlaubten Orden Coronata<br />

Unitas führet oder wenigstens, nachdem von Seiten der Academie scharf verbothen,<br />

heimlim träget, aum bißhero durm ihren täglimen Unfug solmes<br />

18) StA.Wb. 37 Alt 596: .Die von denen Studenten an den Häusern der Profeßoren<br />

verübte Insolentien und die damit verknüpfte Unruhen betr. 1741-1762.-<br />

11) StA. Wb. 37 Alt 571: .Die auf der Universität Helmstedt wieder einreißende<br />

Landsmannsduften betr. 1760.-<br />

,.) StA.Wb. VI Hs 13 (Stammbuchsammlung) Nr. 50, S. 182, Eintragung vom<br />

12. August 1759: _C. J. Kühn, Curonus, CuItor.-<br />

Ii) StA.Wb. 37 Alt 605: .Den Studiosum Theologiae Otto Gottlieb Harpenus,<br />

RevaI. welcher vom ViceR. und Senatu acad. mit dem Consilio abeundi bestraffet<br />

worden und die von ihm gesuchte Receptionem betr. an: 1758.-<br />

") Christian Conr. Dietr. Langenheim war der Wirt vom .Schwarzen Adler" auf<br />

dem Unteren Fechtboden (StA.Wb. 37 Alt 958). Der Hofrat Gottfried Ludwig Mencke<br />

berichtet über 1.: .Langenheim, als der Tisch Wirth dieser Gesellschaft, ist selbst der<br />

brutalste Mensch. welcher sich zu nichts beßeres als einen Soldaten schicket .. - (StA. Wb.<br />

37 Alt 605. Bd. 2).<br />

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75


formidable zu machen suchet. Es ist die Gesellschaft, welche, wenn sie auf dem<br />

so genannten Fechtboden sich berauschet, coadjunctis viribus auf denen Straaßen<br />

schandbaare Lieder singen, wetzen und lennen und, wenn sie einzeln nicht zu<br />

ihnen gehörige Persohncn auf der Straße oder Wällen antreffen, dieselben anfallen<br />

und so mißhandeln, wovon wir schon traurige Exempel haben .•. A 23).<br />

Harpe mußte schließlich Helmstedt verlassen; jedoch wurde auf Bitten seiner<br />

"Landsleute" das bereits ausgesprochene consilium abeundi vom Senat "als<br />

nicht ertheilet angesehen" 24).<br />

Als zweiter Orden wird in der Denkschrift vom 22. März 1762 die "Concordia<br />

et Sinceritas" genannt. Die Angehörigen dieses Ordens waren zum<br />

überwiegenden Teil Hildesheimer und Hannoveraner; sie trugen ihr Ordenszeichen<br />

an einem roten Band.<br />

Der an dritter Stelle erwähnte Orden war dem Bericht zufolge "ein dem<br />

Nahmen nach noch unbekannter Orden, welchen ein ertzliederlicher Stud.<br />

Theol. Namens Duve 25) aus Braunschweig noch kürzlich erst soll gestiftet<br />

haben".<br />

Viertens wird der "Orden der Frey-Sd1miede" aufgezählt, der "dem Vernehmen<br />

nach" von einem in Jena relegierten stud. jur. Faber aus Lübeck nach<br />

Helmstedt gebracht sein soll. Dieser Orden hatte 10 Mitglieder, "welche alle<br />

Sonntage nach der Reihe schmausen müßen" 26), d. h. abwechselnd mußte jeder<br />

Ordensbruder die übrigen sonntags zum Essen einladen.<br />

Über den fünften Orden heißt es in der Denkschrift: Es "soll hier auch noch<br />

ein Orden ,Concordiae et Amicitiae' floriren", dessen Vorsteher und Mitglieder<br />

anscheinend nicht ennittelt werden konnten; " .. doch wird demselben und deßen<br />

Mitgliedern fast das allgemeine Lob gegeben, daß sie stille, ruhige und ordentliche<br />

Leute seyn, welche niemand beleidigen, so aber von den vier andern bekandten<br />

Orden nicht gesagt werden kan .. u 27).<br />

Neben diesen Studentenorden bestanden 1762 und in den Jahren vorher<br />

noch eine Reihe von Landsmannschaften in Helmstedt. Das geht aus einem<br />

Brief hervor, den der Vizerektor Peter lmmanuel Hartmann am 18. Februar 1761<br />

an den für die Universität zuständigen Referenten, den Geheimrat Flögen, rich-<br />

23) StA.Wb. 37 Alt 605, Bd. 2.<br />

24) a. a. O. "ex Decreto Senatus Academii".<br />

25) Christoph Ludwig Duve hatte ein abenteuerliches Leben hinter sich, er war von<br />

der Schule weggelaufen, hatte im König!. Schwedischen Heer Kriegsdienste angenommen,<br />

war desertiert und hatte schließlich im Waisenhaus in Halle Aufnahme gefunden.<br />

Er studierte vier lahre in Helmstedt, verlor wegen üblen Lebenswandels seinen Freitischplatz<br />

und übte einen schlechten Einfluß auf junge Studenten aus. (Vgl. StA.Wb.<br />

37 Alt 596).<br />

'6) StA.Wb. 37 Alt 596: • Unterthänigstes Pro Memoria" des Senats vom 22. März<br />

1762.<br />

27) Ebendort.<br />

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tischen Verbindungen auszurotten, bat der Senat die herzogliche Regierung,<br />

u4o-50 Mann regulirte Trouppen mit einem habilen Offider" nach Helmstedt<br />

zu schicken, "um bey bezeugter Widerspänstigkeit ein oder anderer unruhiger<br />

Köpfe das Brachium seculare bei der Hand zu haben" 41).<br />

Dieser wenig liebenswürdigen Bitte des Hohen Senats entsprach der Herzog<br />

sofort: er entschloß sich am 25. März 1762 ,,(zur) Steurung des unter der studirenden<br />

Jugend in Helmstedt überhand nehmende Nachtschwärmens, Gaßenrufens<br />

und Fenstereinwerfens, mithin zu Erhaltung der öffentlichen Ruhe und<br />

Sicherheit, ein Commando reitender Jäger von 40 Mann und einen Officier<br />

dahin zu senden, welche zu dem Ende des Nachts daselbst fleißig patroulliren<br />

•. und Ruhestörer .. an die Wachen liefern sollen" 42).<br />

Anlaß zu diesen drakonischen Schritten waren grobe Rüpeleien, die sich<br />

einige Studenten dem Hohat Haeberlin gegenüber hatten zuschulden kommen<br />

lassen. Darüber berichtet Haeberlin selbst in einem Schreiben vom 24. März<br />

1762: Seit fünf bis sechs Wochen werde er meistens um Mitternacht von einigen<br />

"Nachtschwärmern und Tumultuanten" belästigt, die ihm die Fenster einwürfen.<br />

"Meistenteils aber", so fährt der Hofrat fort. "wird über mich Pereat geruHen;<br />

und zwar mit den injuriosesten Zusätzen, z. E. der Hallunke, der dumme Junge<br />

Haeberlin, der infame Kerl u.s.w." Dabei. so versichert der Hofrat, habe er nie<br />

einen "Studiosum wissentlich oder mit Vorsatz beleidiget", allerdings habe er<br />

"bißweilen bei Tisch von der Schädlichkeit der so sehr hier überhand nehmenden<br />

und eingerißenen Ordens geredet". Daher verdächtigt Haeberlin auch Ordensmitglieder<br />

der Täterschaft. "weil nehmlich 3 von meiner Tischgesellschaft zum<br />

Frey-Schmiedeorden gehören" 43).<br />

Auf die Eingaben des Senats und des Hofrats Haeberlin sprachen die herzoglichen<br />

Räte in ihrer Antwort vom 5. April 1762 die Erwartung aus, daß von<br />

seiten der Universität durchgreifende Maßnahmen gegen die Orden durchgeführt<br />

würden. Sie ersuchten das Professorenkollegium, endlich "die bisherigen grundverderblichen<br />

Nachsichten gegen nichtsnützige Studiosos, .. die sich dergleichen<br />

zu Schulden kommen laßen", nicht weiterhin zu üben. "Sollte sich denn", so<br />

heißt es weiter in dem Reskript, "über alles Vermuten ein wirkliches Unvermögen<br />

bey euch finden, Zucht und Ordnung bey der Universität zu erhalten.<br />

so bleibt Uns nichts anders übrig. als einen tüchtigen Bedienten nach Helmstedt<br />

zu setzen, der dasjenige zur Erfüllung bringe, was wir von euch bißhero vergeblich<br />

erwartet haben" 44).<br />

U) Ebendort.<br />

") .. Ordre an den Obristen Völschen." In: StA.Wb. 37 Alt 596.<br />

'3) _Der Hofrath Haeberlin bittet unterthänigst um Schutz und Sicherheit in seinem<br />

Hause gegen die beständigen Insultationen und Vergewaltigungen einiger tumultuirender<br />

Studiosorum", in: StA.Wb. 37 Alt 596.<br />

U) StA.Wb. 37 Alt 572: "An den Senatum academicum zu Helmstedt wegen der<br />

Ordens-Brüderschaften .•<br />

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79


ewahrt; es trägt die Jahreszahl 1774 und die Buchstaben V.F.O.V. (Vivant<br />

Fratres Ordinis Unanimitatis).<br />

Die Satzungen des Unanimitätsordens verlangten von den Mitgliedern u. a.,<br />

daß sie keine Händel suchten, keine Versammlung versäumten, daß sie verschwiegen<br />

wären, sich einer gepflegten Umgangssprache bedienten, sich nicht in<br />

fremder Gesellschaft betränken, sich schlicht kleideten und keinen Umgang mit<br />

"berüchtigten Frauenspersohnen" hätten; kurz: sie sollten sich einer "anständigen<br />

Lebensart" befleißigen 54).<br />

Ob sie allerdings diese Forderungen immer erfüllt haben, scheint angesichts<br />

eines Pro Memoria des Senats vom 26. Dezember 177S recht fraglich zu<br />

sein. Wir lesen dort, die Ordensmitglieder hätten sich deshalb so gut mit anderen<br />

Studenten vertragen, "weil sie so gut wie jene hätten sauffen können" 55).<br />

Das Bekenntnis zu hohen Tugenden und Idealen blieb oft nur Theorie: so gerieten<br />

die Unanimitisten nicht ohne Grund in den Verdacht, im Mai 177S als<br />

rüde Nadlfolger der Brüder vom Freischmiedeorden beim Geheimen Justizrat<br />

Haeberlin die Fenster eingeworfen zu haben. Bei einer Umfrage in den Familien<br />

seiner Nachbarn hatte Haeberlin in Erfahrung gebracht, daß an dem fraglichen<br />

Abend die dem Ansehen nach bekannten Ordensbrüder in der Nähe seines<br />

Hauses beobachtet worden waren. Haeberlil1 wandte sich deshalb am 10. Mai<br />

177S an den Herzog. "In der verwichenen Nacht", klagt der Hofrat, habe man<br />

ihm die Fenster eingeworfen, und zwar "sieben Ruthen, theils mit einem Splitter<br />

Eichenholtz, theils mit Steinen, welche ich hiebey mit einliefere." Haeberlin<br />

hielt - wie schon 1762 - Ordensmitglieder für die Schuldigen; er wünschte<br />

zur Aufklärung dieses Vorgangs "die zu Ende benante Personen servato iuris<br />

ordine und nach vorgängiger scharfer Verwarnung vor dem Meineide fordersammst<br />

und bald möglichst eid I ie h zu vernehmen" 56). Bei den anschließenden<br />

Ermittlungen wurden die Ordensmitglieder gefragt, ob sie an dem fraglichen<br />

Abend einen Landesvater gehalten hätten und ob sie dabei einen weißen<br />

Rock, Weste oder "Pikesche" getragen hätten. Dalaus können wir schließen,<br />

daß die Unanimitisten einen bestimmten studentischen Comment pflegten und<br />

Wert auf vornehme Kleidung legten.<br />

Aufgrund der Untersuchung wurden am 18. Mai 177; fünf Studenten verwarnt.<br />

Ein halbes Jahr später wurden jedoch erneut Ermittlungen gegen Mitglieder<br />

des Unanimitäts-Orden eingeleitet. Ein ehemaliger Unanimitist, der<br />

Referendar Hagemann aus dem Halberstädtischen, später Kadett im Regiment<br />

des Generalmajors v. Rhetz, hatte den Orden verraten. Die vorgeladenen Studenten,<br />

die verdächtigt wurden, dem Orden anzugehören, leugneten bei ihrer<br />

") a. a. O.<br />

65) StA.Wb. 37 Alt 2595: .. Die unter den Studenten errichteten Ordensverbindungen<br />

und gegen deren Mitglieder eingeleitene Untersuchungen."<br />

66) StA.Wb. 37 Alt 2594.<br />

82<br />

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Vernehmung durch einige Professoren hartnäckig, Ordensmitglieder zu sein.<br />

Auf die Frage, "was das in den Stammbüchern bei ihrem Nahmen gemachte<br />

Creutz oder die kreutzwcis gelegten Degen und die dabey gesetzte Vier Buchstaben<br />

v f 0 u bedeuten solten", antwortete stud. jur. August Christian Hoffmann<br />

aus Braunschweig schlagfertig: "vivat Friederique omnium virginum'" 57).<br />

Bei der Verfolgung des Ordens ging es dem Sl!nat darum, belastendes Material<br />

gegen die einzelnen Mitglieder zu bekommen, um ein förmliches Verfahren<br />

gegen sie einleiten zu können. Aus diesem Grunde bekam der Famulus Trier den<br />

Auftrag. zusammen mit einem "Raths Unterbedienten" die "sämtliche Scripturen"<br />

des Ordenssekretärs Herweg zu durchsuchen. Von dieser Aktion berichtet<br />

Trier, daß er "mit aller möglichen Genauigkeit die in Frage seyende Herwegsche<br />

Schriften durchsuchet, aber nicht das mindeste von Ordens Sachen vorgefunden<br />

habe" 58). Die damals angewandten Methoden, einen Studenten, der<br />

verdächtigt war, einer verbotenen Verbindung anzugehören, zu überführen,<br />

waren recht unsanft: bei dem Studenten Carl Gottlieb von der Milbe, der als<br />

Unanimitist galt, sollte der Universitäts sekretär Reinhard am 18. Dezember<br />

eine überraschende Haussuchung machen. Er ging deshalb zusammen mit dem<br />

Famulus Trier in aller Morgenfrühe in die Wohnung des Studenten. Sie trafen<br />

den Studiosus mit seinen Büchern beschäftigt an. Die Frage des Sekretärs, ob er<br />

Mitglied des Unanimitätsordens wäre und in seinem Zimmer vielleicht die<br />

Statuten, das Siegel und die Kasse des Ordens aufbewahre. verneinte von der<br />

Milbe entschieden, was ihm offenbar nicht geglaubt wurde. Denn "Hierauff",<br />

s:> berichtet Reinhard, "nahmen wir die Visitation vor und der stud. von der<br />

Milben öfnete uns ganz willig sein SdlTeib Pul pet, seine Schlaf Cammer, seine<br />

eoHre, Kleider Schranck und einen kleinen 4eckten Kasten mit Eisen beschlagen.<br />

Wir visitirten alle seine Scripturen auf das genauste durch. so wie auch<br />

seine Brieftasche, Briefschaften, Wäsche und Kleidungsstücke. wir fanden aber<br />

so wenig in allen diesen Behältnissen als auff in oder unter den Betten und Betsponden<br />

von ein- oder dem anderm in Betref des gn. Ordens das aller mindeste"<br />

59).<br />

Der Unanimitätsorden wurde vom Senat verboten und die Mitglieder -<br />

soweit sie nicht vorher die Universität verlassen hatten - relegiert oder mit<br />

Karzerstrafen belegt. Strafverschärfend wurde in der Entscheidung vom 26. Dezember<br />

1775 bestimmt, daß kein Student im Karzer Besuch empfangen durfte.<br />

Trotz des Verbots bestand der Unanimitätsorden heimlich weiter: Im Untersuchungsprotokoll<br />

vom 27. Juni 1777 werden einige Studenten namentlich aufgeführt,<br />

die beim Verbot des Ordens anderthalb Jahre zuvor auch genannt<br />

&7) StA.Wb. 37 Alt 2595: "Actum in Consistorio privato, Helmstedt, den 18. December<br />

1775.-<br />

OS) StA.Wb. 37 Alt 2595.<br />

09) StA.Wb. 37 Alt 2595: .Actum Helmstedt in des Schneider Erharts alhier auf<br />

dem Holtz Berge BeIegenem HauBe den lS'en Decembr. 1775." (Holzberg Nr. :2).<br />

6'<br />

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83


worden waren: der stud. jur. Menge wurde von dem nin der Trunckenheit befindl.<br />

Jürgens mit dem Degen geschlagen". Das folgende Duell zwischen Menge<br />

und Jürgens wurde auf Jürgens Stube 60) ausgetragen, und zwar "im beyseyn<br />

der Studenten Fritz, von der Milbe, Markworth und Lamprecht, " dabey er<br />

anfangs einen Hieb mit der flachen Klinge zuletzt aber eine Wunde von 1 1 /2<br />

Zoll tief in das Gelenk des rechten Ellenbogens bekam" 61).<br />

Bei der Untersuchung dieses Ehrenhandels beschuldigten die Mitglieder<br />

des Geheimen Ratskollegiums v. Praun, v. Hoym und Flögen den Senat, nabermals<br />

ein Beispiel einer sehr seichten und unordentlichen Untersuchung gegeben<br />

zu haben" 62). Im Juli 1778 wurde der Unanimitätsorden dann endgültig aufgehoben<br />

63).<br />

Dressel nimmt an, daß der Unitistenorden, einer der vier bedeutenden<br />

Sludentenorden des 18. Jahrhunderts, in Helmstedt gegründet worden ist. Er ist<br />

der Ansicht, daß nder Unanimitätsorden der einzige größere Orden ist, der in<br />

Helmstedt gestiftet ist und von Helmstedt aus eine weite Verbreitung fand".<br />

Zum Namen des Ordens bemerkt er: "Der eigentliche Name des Ordens war<br />

Unanimitas, also Eintracht, er wurde aber auch der Kürze halber Unitätsorden<br />

genannt, seine Mitglieder Unitisten." Neuere Untersuchungen haben DresseIs<br />

Annahme, in Helmstedt habe die Wiege des Unitistenordens gestanden, nicht<br />

bestätigt 64).<br />

Mit der Aufhebung des Unanimitätsordens war das Verbindungsleben der<br />

Studenten in Helmstedt aber nicht für alle Zeit verschwunden. Schon einige<br />

Jahre später warb ein Dr. Loeber, der mit seiner Frau und zwei Hallenser Musensöhnen<br />

im Frühjahr 1785 nach Helmstedt gekommen war, unter den Studenten<br />

für den Rosenkreuzorden. Wie außerordentlich beunruhigend Dr. Loebers<br />

Auftreten auf den Senat wirkte, geht aus einem Bericht hervor, den der Vizerektor<br />

Wilhelm Friedrich Cappel am 28. März 1785 seinen Kollegen vorlegte.<br />

n Seit der Zeit", so schreibt Cappel, "daß der H. Dr. Loeber mit seiner Frau<br />

60) Jürgens wohnte im Hause des Gürtlers Bodenstein (Magdeburger Str. 1).<br />

81) StA.Wb. 37 Alt 601: "Die unter den Studenten vorgefallenen Schlägereyen und<br />

andern nächtlichen Unfug betr. 1721-1748, 1761, 1777."<br />

62) StA.Wb. 37 Alt 601.<br />

83) StA.Wb. 37 Alt 2595'.<br />

60) Vgl. dazu: Wilh. Fa b r i c i u s, "Die deutschen Corps·, Frankfurt/Main,<br />

1926, S. 70: .Der Unitistenorden bestand nachweisbar in Halle, Jena, Göttingen,<br />

Erlangen, Frankfurt/Oder ... und auch in Rostock"; A. B r ü g man n, .Zucht und<br />

Leben der deutschen Studenten 1648-1848". Berlin 1941, 5.117: .Von Halle nahm<br />

ebenfalls die Unitistenvereinigung seit 1774 ihren Ausgang"; Friedr. Aug. Pie tz s eh,<br />

.Der Unitistenorden in Leipzig und das Stammbuch des stud. C. A. Herzog aus den<br />

Jahren 1800--1802", in: .Einst und Jetzt", 7. Band, Jahrbuch 1962 des Vereins für<br />

corpsstudentische Geschichtsforschung. S. 118: .Der Studentenorden ,\'ordre de \'Unite',<br />

auch Ordo pro Unitate, ist am 2. März 1774 in Halle durch den stud. theol. Johann<br />

Georg Schütz aus Pasewalk in Pommern gestiftet worden.·<br />

84<br />

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hier ist, haben die Studiosi dem Vernemen nach sich fleißig bey ihm eingefunden,<br />

.. das hat zu allerhand Vermutungen Anlaß gegeben, und verursachet, auf<br />

das Betragen dieses Mannes zu achten, da sich dann gefunden, daß er die Studiosos<br />

in einen so genannten Rosencreuzer Orden zu engagieren suchet" 65).<br />

Der Senat, der von Dr. Loebers Umgang mit den Studenten offenbar genau<br />

unterrichtet war, berichtet über ihn an die herzogliche Regierung am 13. Juni<br />

1785' u. a.: er habe " .. von einem so genannten Rosen-Creutzer Orden, der<br />

aber, wie man nachgehends erfahren, ein gemeiner Studenten Orden der Inseparabilisten<br />

Orden genant, weIcher zu Halle und Jena seyn soll, ., den Studenten<br />

vorgeschwatzt und sich selber für ein Mitglied dieses Ordens ausgegeben"<br />

66).<br />

Zur Klärung dieser Frage, ob es dem Dr. Loeber gelungen wäre, Anhänger<br />

unter den Studenten zu gewinnen, beraumten die Professoren am 13. Juni 1785<br />

einen Untersuchungstermin an, zu dem einige suspecti vorgeladen wurden.<br />

"Auf ernstliches Befragen" versicherten in diesem consistorio privato stud. jur.<br />

Johann Heinrich Overlach aus Braunschweig, stud. jur. Adam Ignatius Floeckher<br />

aus Hildesheim und stud. theol. Johann Gottlieb Rave aus Halberstadt, daß<br />

sie wohl mit besagtem Dr. Loeber bekannt, aber nicht in den Orden eingetreten<br />

wären 67).<br />

Aus dem Untersuchungsprotokoll erfahren wir nähere Einzelheiten über<br />

diesen Orden. So hatten nach Aussage des cand. med. Jacob Dietrich lake aus<br />

dem Hildesheimischen die Rosenkreuzer keine Logen, sondern nur Hütten,<br />

"und wo ihrer 3 zusammen wären, hätten selbige eine Hütte und könnten einen<br />

ersten Grad recipiren" 68), wie ihm Dr. Loeber versichert hätte. Die Aufnahmegebühr<br />

in den Orden war recht hoch, sie betrug drei Dukaten. Das Ordenszeichen<br />

bestand aus zwei Palmen, einer Urne und den umlaufenden Buchstaben<br />

N. N. S. (Nos Nemo Separat).<br />

Nach wie vor lehnten die Professoren die studentismen Verbindungen mit<br />

aller Schärfe ab. In seinem Rundbrief vom 28. März 1785 unterstrich der Vizerektor<br />

Cappel diese Einstellung mit folgenden Worten: "Da nun alle Ordens<br />

Verbindungen auf Akademien die traurigsten und schädlichsten Folgen nach sich<br />

ziehen können und deshalb von Ser mo auf schärfste verboten sind -, .• habe<br />

hirmit anfragen wollen .. , ob der Stadt Magistrat nicht zu ersumen wäre, .. daß<br />

er den H. Dr. Locber, der hier vorgibt, den Brunnen zu trincken . . zu ver-<br />

Oll) StA.Wb. 37 Alt 2597: .Die unter den Studenten in Helmstedt errichteten<br />

Ordensverbindungen und die gegen die Mitglieder eingeleiteten Untersuchungen betr.<br />

(VolII. de a. 1785-1808)."<br />

88) StA.Wb. 37 Alt 2597: .Der devotesten lulius-Catls Universitaet unterthänigst<br />

pflichtmäßiger Bericht in betr. des so genannten Dr. und Prosector Löber's hiesigen Aufenthalt<br />

und geführten Lebenswandels. 13. VI. 1785."<br />

81) StA.Wb. '37 Alt 2597: .Actum in Consistorio privato· am 13. Juni 1785'.<br />

8B) StA.Wb. 37 Alt 25'97.<br />

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85


anlaßen, Helmstedt zu verlassen" 69). Einige Professoren, die überdies erfahren<br />

hatten, daß Dr. Loeber sich in Helmstedt habilitieren wollte, gingen in<br />

ihrer Ablehnung noch über den Vorschlag des Vizerektors hinaus: sie wollten<br />

den Herzog bitten, dem Dr. Loeber die sofortige Abreise aus Helmstedt zu<br />

befehlen.<br />

Indessen scheinen die persona non grata selbst diese Überlegungen des<br />

Senats wenig gekümmert zu haben, Loeber blieb auch noch während des Sommers<br />

178; in Helmstedt. Um Näheres über ihn zu erfahren, fragte die Universitätsbehörde<br />

bei der damals noch bestehenden Universität Erfurt am 26. Mai<br />

jenes Jahres an, "ob dieser genannte Doctor Löber auf dortiger Academie<br />

würcklicher Professor gewesen" und warum "derselbe von Erfurt weggegangen<br />

und Ob gedachter Doctor Löber ein Mitglied des Rosen Creutz und indissolubel<br />

Ordens gewesen sey" 70). Die Erfurter Universitätsverwaltung antwortete darauf<br />

am 20. Juni 178;, daß Loeber im Jahre 1772 Prosektor und außerordentlicher<br />

Plofessor der Medizin gewesen wäre. Er hätte verschiedentlich seine Konfession<br />

gewechselt, sich überhaupt sonderbar aufgeführt und ganz erhebliche Schulden<br />

hinterlassen. "Auch ist gewiß", so heißt es in dem Bericht, "daß er ein Mitglied<br />

eines Ordens, und zwar, wo Wir recht berichtet sind, des Rosencreuz-Ordens<br />

gewesen, für welchen er auch hier Mitglieder anzuwerben gesuchet, weshalb<br />

ihm aber bald Einhalt gethan wurde.« 71)<br />

Da Dr. Loeber selbst Rosenkreuzler war, ist anzunehmen, daß der Orden<br />

der Inseparabilisten. den er in Helmstedt unter den Studenten zu konstituieren<br />

hoffte und dessen führendes Mitglied er offenbar zu sein wünschte, mehr den<br />

Charakter einer akademischen Loge als den eines Studentenordens hatte 72).<br />

Ob die Inseparabilisten in Helmstedt bestanden haben, läßt sich aus den Akten<br />

nicht nachweisen; es ist aber auffällig, daß die bei der Untersuchung vernommenen<br />

Studenten Overlach und Floeckher bei Stammbucheintragungen am<br />

1. Februar 1788. bzw. am 29. März 1786 das Zeichen des Ordens hinter ihre<br />

Namen setzten 73).<br />

Im vorletzten Jahr des ausgehenden 18. Jahrhunderts konstituierte sich in<br />

Helmstedt der Studentenorden der Harmonie, der nur knapp anderthalb Jahre<br />

unentdeckt blieb. Das Gesetzbuch dieses Ordens. das in rotem Samt eingehun-<br />

89) Ebendort.<br />

70) Ebendort: Anfrage des Senats bei der .Churfürstl. Maynz. Universität zu<br />

Erfurt .•<br />

71) 5tA.Wb. 37 Alt 2597: Antwortschreiben des "Rector und Consilium Academieum<br />

auf der Kurfürst!. Maynz. Universität allhire."<br />

72) Akademische Logen gab es damals an fast allen Universitäten: sie wurden von<br />

Freimaurern gegründet. zu ihren Mitgliedern zählten oft Studenten. Vg!. dazu: Ottmar<br />

Fr i e d man n •• Die 5tudentenorden des 18. Jahrhunderts", in: "Die drei Lichter",<br />

Monatsschrift für Freimaurer, Hannover. (ohne Jahreszahl). 5. 334: A. B r Ü g man n •<br />

a.a.O. 5.116: Wilh. Fabrieius. a.a.O. 5.164.<br />

73) 5tA.Wb. VI Hs. 13 (Stammbuchsammlung) Nr. 93. S. 66 b; Nr. 89, S.259.<br />

86<br />

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Daß das Duell von jeher in Helmstedt eine große Rolle spielte, bestätigen<br />

Duellverbote 77) und auch der kleine Spottvers, nach dem kein Student Helmstedt<br />

"ohne Wunden" 78) verlassen hat. Als Reaktion auf diese Duellfreudigkeit<br />

entwickelte sich an den Universitäten eine Antiduellbewegung, die au


sich aus den Buchstaben zusammen: V. F. C. C. (vivant fratres constantia<br />

conjuncti). Die Constantisten strebten danach, ihre Pflichten gegen Gott und<br />

die Menschen zu erfüllen, die Religion zu achten und wohlzutun ohne Heuchelei.<br />

Ferner sahen sie für jedes Mitglied eine ernste Verpflichtung darin, "patriotisch<br />

gegen sein Vaterland und seinen Fürsten" zu sein 82). 1m Jahre 1786, dem Gründungsjahr<br />

des Ordens in Helmstedt, bestand der Constantistenorden noch in<br />

Halle, Jena, Frankfurt/Oder und in Erlangen 83).<br />

Die Helmstedter Universitätsbehörde scheint den Orden zunächst geduldet<br />

zu haben; denn sonst hätte es wohl kaum der stud. jur. A. Stemmrich aus<br />

Hamburg wagen können, seine Stammbucheintragung vom 2;. März 1797 in<br />

das Stammbuch von Reinbeck 84) durch den Zusatz zu ergänzen: "Vivant Fratres<br />

C ..• a conjuncti 111." Unbekümmert schrieb auch in das gleiche Stammbuch der<br />

stud. jur. Spies aus Brauns.chweig am 9. September 1797: "Tandem Constantia<br />

Vincit. "<br />

Zehn Jahre später jedoch sah sich der Senat genötigt, gegen den Constantistcnorden<br />

vorzugehen. Im Consistorium publicum vom 16. Mai 1807, an dem<br />

neben dem Vizerektor Abt David Pott noch elf Professoren teilnahmen, sollten<br />

zwei Vorfälle geklärt werden, die der Senat mit den Constantisten in Verbindung<br />

brachte. So hielt es der Vizerektor bei einer am Schwarzen Brett angeschlagenen<br />

Verrufserklärung gegen den stud. jur. Drebing für "höchst wahrscheinlich, daß<br />

dieser Anschlag von Seiten der Mitglieder des Constantisten-Ordens veranlaßet<br />

wurde", und auch bei einem Duell, das im benachbarten preußischen Dorfe<br />

Harbke zwischen den Studenten Cleve und Müller stattgefunden hatte, vertrat<br />

der Professor Carl Friedrich Häberlin die Ansicht, daß Müller "wahrscheinlich<br />

Constantist sey, da er gleich mit diesem Umgang" gehabt hätte 85). Zusammenfassend<br />

stellten die Professoren fest, "daß jetzo unter den hiesigen Studenten<br />

wieder ein Orden, und zwar der Constantisten-Orden existire, welcher bereits<br />

zu .. Händeln Anlaß gegeben hätte". Die Chargierten wären der Senior und<br />

der Sekretär, daneben hätten sie aber noch einen Werber, der vom Orden unterhalten<br />

würde. "Dieser Orden", so meinten die Professoren, "sey nicht nur wie<br />

alle andern gefährlich, sondern auch wer hinaustreten wolle, müße sich mit allen<br />

Chargirten schlagen" 86). Der Senat entschied, daß "Müllern auf jeden Fall die<br />

82) StA.Wb. 37 Alt 2595.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

83) Vgl. Rudolf P fe i f fe r, .Der Constantistenorden in Altdorf", in: Jahresgabe<br />

der Gesellschaft für burschenschaftliche Geschichtsforschung 1962.<br />

SO) Stammbuch des stud. med. Konr. Heinrich Reinbeck aus Vorsfelde, der am<br />

26. Februar 1795 in Helmstedt immatrikuliert wurde. (Im Besitz von Herrn Oberamtsgerichtsrat<br />

Dr. jur. Reinbeck, Hamburg 13, Rothenbaumchaussee 79), S. 116, S.21.<br />

811) StA.Wb. 37 Alt 2598: "Val 11. Acta iudiciali3 den Constantisten-Orden, des gl.<br />

ein zwischen den Studiosis eleve und Müller vorgefallenes Duell betr. 1807, 1808."<br />

88) StA.Wb. 37 Alt 2;98.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

89


Reception zu versagen .. sey". eine Beschluß. an dem ein Bittgesuch Müllers<br />

und ein flehentlicher Brief seiner Mutter an den Senat nichts zu ändern vermochten<br />

87).<br />

Gegen den Vorschlag des Professors Wilhelm Georg Remer. ..gegen den<br />

Orden .. sey da nicht streng genug zu verfahren. in dem er aus Erfahrung wiße.<br />

wekhe Pest ein Orden sey". entsdlloß sich der Senat in der Sitzung am 7. M.1i<br />

1807 lediglich ... in der Stille einige Ordensmitglieder zu entfernen. weil bey<br />

der jetzigen Lage die Dinge eine strenge Untersuchung nicht rathsam sey" 88).<br />

Die hicr angedcutete schwierige Situation war die bevorstehende Einbeziehung<br />

Helmstedts in das Königreich Westphalen.<br />

Während der westphälischen Zeit wurde von der Unter-Präfektur des Helmstedtischen<br />

Distrikts am 31. Oktober 1808 bei der Universität angefragt. ob<br />

.. Ordensverbindungen. welche schon früher verboten gewesen. sich auf hiesiger<br />

Accademie wieder einschleichen" und ob .. vorzüglich den neu ankommenden<br />

Studirenden eine Warnung vor Eingehung aller Ordensverbindungen und ähnlicher<br />

Zwecke und gesetzloser Vereinigungen" zuginge 89). Als Antwort darauf<br />

verfaßte der Vizerektor Abt Philipp Conrad Henke ein Memorandum über .. Die<br />

gegenwärtigen Umstände und die besondere Lage unserer Universität" 90). Der<br />

Senat versicherte am ;. November 1808 der westphälischen Regierung. daß Von<br />

seiten der Universität .. mit größter Aufmerksamkeit darüber gewachet wird,<br />

sowol das Aufkommen sogenannter Ordensverbindungen zu verhüten als auch<br />

die etwa schon entstandenen aufzulösen". Weiter heißt es: .. der akademische<br />

Senat wird mit allem Ernste fortfahren. so viel, als er. nachdem ihm die Gerichtsbarkeit<br />

über die Studirenden entzogen worden ist. vermag. darauf zu achten. daS<br />

gleichwie jetzt nicht die geringste Spur von Ordens bündnissen auf hiesiger Universität<br />

zu finden ist. auch in Zukunft keine solche entstehe." Ferner betonten<br />

die Professoren. daS sie während der Vorlesungen oder in persönlichen Gesprächen<br />

die Studenten immer wieder auf .. die Unzulässigkeit und Strafbarkeit<br />

selcher engerer Gemeinschaften" nachdrücklich hinwiesen 91). Dabei war sich<br />

der Senat durchaus darüber im klaren. daS das ständige Verbot der Verbindungen<br />

manchen Studenten vom Besuch der lulius-Carls-Universität zurückhielt.<br />

Diese Meinung kommt am Schluß des Bericl1tes klar und unmißverständlich zum<br />

Ausdruck. wenn es dort heißt. daß der Senat die Universität zwar .. bisher vor<br />

der Einschleichung jener schädlichen Thorheiten gesichert" habe. daß .. aber in<br />

der That auch die Frequenz der Studierenden hieselbst nicht befördert. sondern<br />

90<br />

81) Ebendort.<br />

88) Ebendort.<br />

89) StA.Wb. 37 Alt 2,98: "Acta. die Wachsamkeit auf Studentenorden betr. 1808."<br />

90) StA.Wb. 37 Alt 2,98.<br />

81) Ebendort.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

der einen Seite gesehen und deswegen auch schon selbst für unreif halte. Er besteht<br />

darin, daß die Universität von Helmstedt nach Braunschweig müßte verlegt<br />

werden. Ich werde mich aber nicht unterstehen, Ew. Durchlaucht höchst wichtige<br />

Geschäfte mit einer weitläuftigen Ausführung dieses Projektes noch länger zu<br />

unterbrechen, ich will nur kürzlich meine Gründe, die mir Anlaß dazu gegeben<br />

haben, anführen." Als Gründe nennt J erusalem die schlechte Beschaffenheit der<br />

Stadt Helmstedt und ihre abseitige Lage an der Landesgrenze und fährt dann<br />

fort: nDagegen ist nächst Leipzig kein einziger Ort in ganz Deutschland, der<br />

wegen seiner Lage und anderer Vorzüge zu einer großen und illustren Universität<br />

so bequem als Braunschweig ist, ja es hat vor Leipzig in gewissen Stücken<br />

noch viele Vorzüge." Bei der Aufzählung dieser Vorzüge erwähnt er auch die<br />

Möglichkeit einer engen Verbindung des Collegium Carolinum mit der Universität<br />

1). Ernsthafte Verhandlungen über eine Verlegung der Universität<br />

wurden dann 1754 begonnen, wobei Wolfenbüttel als neuer Sitz der Hochschule<br />

in Aussicht genommen wurde. Sicherlich war die Stadt Wolfenbütte1 dafür besser<br />

geeignet als Helmstedt. Aber ausschlaggebend war doch wohl der Wunsch, die<br />

Stadt Wolfenbüttel für den Verlust durch die 1753 nach Braunschweig verlegte<br />

Hofhaltung zu entschädigen. Doch der Siebenjährige Krieg und der ihm folgende<br />

finanzielle Zusammenbruch des Herzogtums Braunschweig verhinderten die<br />

Ausführung solcher Pläne.<br />

Erst nach dem Eintritt Karl August v. Hardenbergs in die braunschweigische<br />

Landesregierung lebten im Zusammenhang mit einer allgemeinen SdlUIreform<br />

auch die Bemühungen um eine Hebung der Helmstedter Universität wieder auf.<br />

lind zwar richtete Hardenberg seine Aufmerksamkeit zunächst auf die medizinische<br />

Fakultät als ihren schwächsten Teil. Diese zählte in den achtziger Iahren<br />

nur noch 8 bis 10 Studenten. wohl weil ihr außer einem botanischen Garten<br />

alle für das Studium notwendigen Einrichtungen fehlten wie eine Anatomie, ein<br />

Krankenhaus, eine Entbindungsanstalt, ein chemisches Laboratorium, ja selbst<br />

eine medizinische <strong>Bibliothek</strong>. während Göttingen über eine wohleingerichtete<br />

Anatomie, deren Hörsaal 200 Studenten faßte, und über mehrere Universitätskliniken<br />

verfügte.<br />

Im Frühjahr 1786 schlug Hardenberg dem Herzog Karl Wilhelm Ferdinand<br />

vor, die medizinische Fakultät von Helmstedt nach Braunschweig zu verlegen,<br />

weil hier durch den Ausbau der bereits vorhandenen Einrichtungen bessere<br />

Ausbildungsmöglichkeiten geschaffen werden konnten. Dabei dachte Hardenberg<br />

an eine hochschulmäßige Erweiterung des mit dem Herzoglichen Krankenhause<br />

verbundenen Anatomisch-chirurgischen Institutes, aber auch an eine<br />

enge Verbindung mit dem Collegium Carolinum, an dem nach Hardenbergs<br />

Meinung viele Hilfswissenschaften wie Logik, Mathematik, Physik, Chemie.<br />

1) Paul Z i m m e r man n: Zur Geschichte der Universität HeImstedt im Jahre<br />

1747. In: Braunschweigisches Magazin Bd.20, 1914, S.101-107.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

93


Zoologie, Botanik und Mineralogie besser gelehrt wurden als in Helmstedt,<br />

auch große Sammlungen verhanden waren. Bei der geringen Anzahl der Medizinstudenten<br />

würden durch die Abwanderung weder die Universität noch die Stadt<br />

Helmstedt besonderen Schaden erleiden.<br />

Hardenbergs Vorschläge fanden die Zustimmung der Mediziner. So begeisterte<br />

den Professor für Chirurgie am Anatomisch-chirurgischen Institut und Leibarzt<br />

lohann Christoph Sommer "dieser wirklich große Gedanke", von dessen Ausführung<br />

er sich viel versprach. Auch der Helmstedter Professor der Arzneiwissenschaft<br />

Lorenz Florenz v. Crell stimmte dem Plane Hardenbergs aus voller<br />

Überzeugung zu. Doch schlug er vor, die medizinische Fakultät in Helmstedt<br />

zu belassen und in Braunschweig eine neue Fakultät einzurichten, an der man<br />

nomine facultatis Helmstadiensis promovieren könne. Crell war bereit, obwohl<br />

er "an Helmstedt als Geburtsort und Wirkungsstätte gebunden" war, nach<br />

Braunschweig zu gehen und neben seiner Tätigkeit als Lehrer der Arzneiwissenschaft<br />

am Collegium Carolinum Chemie und Mineralogie zu lesen, wenn nötig,<br />

auch in französischer und englischer Sprache 2).<br />

Wenn dieser Plan Hardenbergs auch nicht durchgeführt wurde, so hatte er<br />

doch die Überlegungen um eine Verlegung der Helmstedter Hochschule wieder<br />

in Gang gebracht. Am 3. April 1790 teilte Herzog Karl Wilhelm Ferdinand dem<br />

Helmstedter Professor der Geschichte, lulius August Remer, unter Hinweis auf<br />

die 1754 begonnenen Verhandlungen mit, daß er sich entschlo'ssen habe, zur<br />

eingehenden Untersuchung dieser Fragen eine Kommission unter der Leitung<br />

des Geheimrates v. Hardenberg einzusetzen: "Indessen ist seit einiger Zeit<br />

diese Materie wieder rege gemacht, und es ist so viel dafür und dagegen ausgeführt<br />

worden, daß endlich ein völliger Entschluß umsomehr darin gefaßt<br />

werden muß, als über eine fernere Unentschlossenheit, welche Partei zu ergreifen,<br />

leicht das Wachstum und der Flor der Universität Gefahr laufen dürfte.- 3)<br />

Die Zahl der Studenten war damals auf etwa 150 abgesunken; in einem am<br />

30. Juli 1790 dem Herzog überreichten Gutachten äußerte sich der Professor<br />

der Kirchengeschichte Henke sehr besorgt über "den hilflosen und dem Verfall<br />

entgegen eilenden Zustand der Universität." 4)<br />

Dieser Kommission gehörten die Helmstedter Profes5()ren Henke, Sextro,<br />

Remer und Bruns, als Vertreter der staatlichen Verwaltung Hofrat Mahner und<br />

Hofgerichtsassessor Balcke, als Vertreter der Stadt Helmstedt Hofrat Fein und<br />

Bürgermeister Seidel an. Beratungsgegenstand war die Frage der Verlegung der<br />

Helmstedter Universität nach WolfenbütteI. für die sich die Mehrheit der Kommission,<br />

insbesondere die Vertreter der Universität entschieden. Für Wolfenbüttel<br />

sprach die großzügigere Anlage der Stadt, der Besitz der <strong>Bibliothek</strong> und des Archivs<br />

94<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

') Nieders. Staatsarch. Wolfenbüttel: 2 C Alt Suppl. X 879.<br />

3) Nieders. Staatsarch. Wolfenbüttel: 37 Alt 1156.<br />

4) Nieders. Staatsarch. Wolfenbüttel: 2 C Alt Suppl. X 647.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511


Daraufhin ordnete Herzog Karl Wilhelm Ferdinand am 28. November 179;<br />

die Bildung einer Kommission unter dem Vorsitz des Geheimrats Mahner an.<br />

zu der als Mitglieder die Helmstedter Professoren Henke. Sextro und Remer.<br />

die Hofräte Zimmermann und Eschenburg vom Collegium Carolinum. als<br />

Vertreter der Stadt Braunschweig d"r Bürgermeister Hurlebusch. aus Helmstedt<br />

Hofrat Fein und Bürgermeister Seidel sowie der Braunschweiger Polizeidirektor<br />

Alburg berufen wurden. Durch ein vertrauliches Schreiben hatte Professor<br />

Remer dem Geheimrat Mahner mitgeteilt. daß die überwiegende Mehrheit der<br />

Professoren - er nennt Henke. Sextro. Pott. Ölze. Häberlin. Günther. Eisen.<br />

hardt. Schmelzer. v. Crell, Bruns. Pfaff. Bischoff und sich selbst - mit der Verlegung<br />

der Universität nach Braunschweig und mit ihrer Verschmelzung mit<br />

dem Collegium Carolinum einverstanden waren. Natürlich waren die Helm·<br />

stedter Herren bestrebt, ihre althergebrachten Vorrechte tunlichst zu wahren.<br />

So beschloß die Philosophische Fakultät ihr Einverständnis mit der Verlegung<br />

und mit der Vereinigung mit dem Collegium Carolinum. wünschte aber. daß die<br />

neue Fakultät nicht solche Mitglieder an der Spitze hätte, die bisher "mit dem<br />

Universitäts- und Fakultätswesen wenig bekannt gewesen wären." Und nicht<br />

gerade fortschrittlich war ein weiterer Beschluß: "Die Lehrer der neuen<br />

Sprachen, sie mögen nun professore9 philosoph. ordinar. oder extraordinarü<br />

heißen, bleiben von den übrigen Professoren abgesondert und gehören nicht<br />

zur philosophischen Fakultät." 7)<br />

In der Instruktion, die der Herzog der Kommission übergeben ließ, hieß es<br />

emleitend, daß dem Verfall der Universität seit einigen Jahren besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt worden sei, daß ihre Verfolgung jedoch durch die Kriegsunruhen<br />

verhindert wurde. nunmehr diese wichtige Angelegenheit aber nicht<br />

länger verschQben werden dürfe. Im einzelnen stellte der Herzog die Aufgabe,<br />

die Zustände der Universität zu untersuchen und Vorschläge für die Hebung.<br />

auch durch eine Verlegung nach Braunschweig, zu unterbreiten, während auf<br />

eine Verlegung nach W olfenbüttel "nicht ferner Bedacht zu nehmen sei". Doch<br />

könne die Kommission auch eine völIige Aufhebung der Universität beschließen.<br />

Dann sei zu entsdleiden, ob eine Angliederung an Göttingen in Frage<br />

komme oder ob den Landeskindern die völlig freie Wahl ihres Studienortes zu<br />

gestatten sei.<br />

Vorsorglidl hatte Geheimrat Mahner den Staatsredltler Häberlin um Auskunft<br />

gebeten, ob das für Helmstedt erteilte kaiserlidle Privileg auch für Braunschweig<br />

Geltung behalte. Häberlin bejahte am 7. Februar 1796 die Frage unter<br />

Berufung auf Erlangen. dessen Privileg ursprünglidl für Bayreuth erteilt worden<br />

war. Häberlin bedauerte bei dieser Gelegenheit, daß der Kommission kein Vertreter<br />

der juristischen Fakultät angehörte, um diese, seiner innigsten Überzeugung<br />

nach gute Sache befördern zu können.<br />

96<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

7) Nieders. Staatsarch. Wolfenbüttel: 37 Alt 1159.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511


Die Kommissionssitzungen begannen am 2. Januar 1796. Bis zum 24. Januar<br />

wurden 17 Sitzungen abgehalten. nach kurzer Pause wurden die Verhandlungen<br />

am 9. Februar wieder aufgenommen und nach weiteren 14 Sitzungen am<br />

25. Februar abgeschlossen. Die Kommission hatte also fleißig gearbeitet und<br />

ihre Beratungen überraschend schnell zu Ende gebracht.<br />

Schon in der Sitzung am 9. Januar begann die Kommission mit dem Kernstück<br />

der Verhandlungen. den Beratungen über den vom Abt Sextro vorgelegten<br />

Organisationsplan der neuen Universität. Diese sollte bestehen aus<br />

der theologischen Fakultät mit einem Seminar für die Ausbildung der Theologen<br />

als Prediger.<br />

der iuristischen Fakultät mit einer Pflanz schule für die Ausbildung praktischer<br />

Rechtsgelehrter.<br />

der medizinischen Fakultät mit einem anatomischen Theater. einem klinischen<br />

Institut. einem Hospital. einem Entbindungshaus. einer Apotheke sowie einer<br />

Pflanzschule für die Ausbildung praktischer Ärzte. Wundärzte und Tierärzte.<br />

der philosophischen Fakultät mit einem Institut für theoretische und praktische<br />

Philosophie. einem Seminar für die Bildung gesdlickter Schullehrer an gelehrten<br />

und Bürgerschulen. einer Pflanzschule zur Ausbildung von Privaterziehern und<br />

Hofmeistern. einem Institut für Geographie und Statistik. einem Institut für<br />

Naturgeschichte und Naturlehre mit Sammlungen und Laboratorien. einem<br />

mineralogischen Kabinett. einem Institut für reine und angewandte Mathematik.<br />

iIJsbesondere für Mechanik. Astronomie und bürgerliche Baukunst.<br />

Weiter sollte die Universität an besonderen Einrichtungen erhalten:<br />

eine Militiirakademie, wie ja auch bisher am Collegium Carolinum viele Offiziere<br />

(die nicht in die Matrikel eingetragen wurden) in Mathematik und<br />

Physik. im Vermessungswesen wie im Festungs- und Wasserbau ausgebildet<br />

worden waren,<br />

eine Akademie der ökonomischen Wissenschaften oder eine gelehrte technische<br />

Ökonomieschule mit einem ökonomischen Kabinett und einem Versuchsgarten<br />

für die Ausbildung der Landwirte<br />

und eine Kameralschule nach ihren Unterabteilungen:<br />

der Forstakademie.<br />

der Bergbauakademie,<br />

der Schule für Polizeiwissenschaften,<br />

der Akademie der technologischen Wissenschaften mit technologischem<br />

Kabinett,<br />

dem Institut für Handelskunde mit einer Lehrsammlung.<br />

der Akademie der schönen Wissenschaften und Künste.<br />

Dazu schlug Abt Sextro die Errichtung zweier gelehrter Gesellschaften vor:<br />

einer literarischen wissenschaftlichen Sozietät zur Bearbeitung der Theorie.<br />

7<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

97


und einer literarischen praktischen Sozietät, die .sich mit den Problemen der<br />

Seminare und besonderen Institute beschäftigen soUte.<br />

Als vordringliche Ausbaumaßnahmen empfahl Abt Sextro die Errichtung<br />

einer Sternwarte, die Vermehrung des Apparates für die höhere angewandte<br />

Mathematik, die Ergänzung der physikalischen Sammlung, den Ausbau des<br />

Naturalienkabinetts und des chemischen Laboratoriums, die Ausstattung des<br />

Institutes für Geographie und Statistik, die Einrichtung eines historischen Museums<br />

sowie die Anlage eines botanischen Gartens EI).<br />

Die beiden Vertreter des Collegium Carolinum stimmten dem Sextroschen<br />

Plane aus voller Überzeugung zu. Eschenburg bekannte: "Übrigens hatte ich<br />

mich von der VortreHlichkeit und Vollständigkeit des in der heutigen Session<br />

vorgelegten Planes zu lebhaft überzeugt, um nicht nur die Ausführbarkeit desselben,<br />

sondern auch dessen wirkliche Ausführung, wenn auch mit einiger Modifizierung,<br />

innigst zu wünschen" 9). Eschenburg war auch nach Abschluß der Verhandlungen<br />

vom besten Erfolge überzeugt, er meinte nur, es wäre vielleicht<br />

besser gewesen, wenn auf die einzelnen Teile des Planes mehr im Stillen hingewirkt<br />

und diese dann immer mehr erweitert würden, als das Ganze gleich<br />

anfangs der Öffentlichkeit mitzuteilen. was leicht zu große Erwartungen nach<br />

sich zöge. Audl Zimmermann hielt den Plan für so vorzüglich, daß man versuchen<br />

müsse, der nicht unbedeutenden Schwierigkeiten, die das Komplizierte<br />

und Weitschichtige des Sextroschen Planes und die vielfachen Pflichten des dazu<br />

erforderlichen Personals befürchten ließen. Herr zu werden und ihn, so weit es<br />

immer möglich, zur Wirklichkeit zu bringen 10).<br />

Daß auch die Helmstedter Professoren von der Vorzüglichkeit des Sextroschen<br />

Planes überzeugt waren, ergibt sich aus einer Unterredung, die der Helmstedter<br />

Philosoph G. E. Schulze in den Pfingstferien 1802 mit dem Geheimen<br />

Kanzleisekretär Ernst Brandes führte, der seit 1791 die Universitätssachen im<br />

hannoverschen Kabinett bearbeitete. Brandes gab zu, daß mancherlei Gründe<br />

für die Verlegung der Helmstedter Universität nach Braunschweig sprächen.<br />

Aber es wäre doch wohl auch möglich, die Julia Carolina mit der Georgia<br />

Augusta zu vereinigen. Alsdann erhielte das braunschweigische Land eine Erziehungsanstalt.<br />

die an Vollkommenheit alle ähnlichen Anstalten in ganz<br />

Deutschland. ja sogar in der ganzen Welt überträfe. Darauf antwortete Schulze.<br />

daß durch die Vereinigung zwar ein Institut von großer Vollkommenheit entstehen<br />

werden, aber doch nicht ein solches, wie es in Braunschweig eingerichtet<br />

werden könnte 11). Die Behauptung Schulzes in diesem für den Herzog bestimmten<br />

Bericht, die hannoversche Regierung sei wegen der Verlegung der Helm-<br />

98<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

") Nieders. Staatsarch. WolfcnbütteI: 37 Alt 1162.<br />

9) Nieders. Staatsarch. WolfenbütteI: 2 C Alt Supp!. X Nr. 684 Bd. 1I.<br />

10) Nieders. Staatsarch. WolfenbütteI: 37 Alt 1159.<br />

11) Nieders. Staatsarch. WolfenbütteI: 37 Alt 1162.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Wissenschaft. feine Lebensart. praktische Kenntnisse alles Divertissements und<br />

noch etwas mehr zu holen sei. und dieses Urteil war vorzüglich der Grund<br />

seiner S() sehr verminderten Frequenz. U 14)<br />

Der Herzog übermittelte dem Geheimrat Mahner am 17. November 1796<br />

seine Stellungnahme zu den beiden Denkschriften. Er stellte fest. daß eine Aufhebung<br />

der Universität Helmstedt nicht in Frage komme. daß dagegen ihre Verlegung<br />

nach Braunschweig die beste Lösung darstelle. Auch die Kosten dieses<br />

Unternehmens seien nicht unerschwinglich. da für die für Verlegung und Neueinrichtung<br />

geforderten 62000 Rt!. ein Überschuß der Fürstlichen Kriegskasse<br />

in Höhe von 75000 Rt!. zur Verfügung stehe; für die laufenden Kosten<br />

von 25 800 Rt!. waren nach Abzug der bisherigen jährlichen Aufwendungen<br />

für die Universität und das Collegium Carolinum von 19 000 Rt!. noch etwa<br />

7 000 Rt!. zu decken. Auch der engere und weitere Ausschuß der Ständeversammlung<br />

erklärte sich am 25. November 1796 mit der Verlegung der Helmstedter<br />

Hochschule nach Braunschweig einverstanden.<br />

Daraufhin wurden die ersten vorbereitenden Maßnahmen eingeleitet. So<br />

wurden die Leiter der <strong>Bibliothek</strong>en Langer in WolfenbütteI. Professor Bruns<br />

in Helmstedt und Hofrat Eschenburg in Braunschweig angewiesen. für die geplante<br />

Zusammenlegung der <strong>Bibliothek</strong>en baldmöglichst ein Gutachten vorzulegen.<br />

besonders mit Vorschlägen. auf welche Weise sich die durch die Vereinigung<br />

entstehenden Dubletten ermitteln ließen.<br />

Und dann blieb wieder alles liegen, weil Herzog Kar! Wilhelm Ferdinand<br />

einen endgültigen Entschluß immer wieder hinausschob und alle Versuche des<br />

Geheimrats Mahner. zu einer Lösung zu kommen, ergebnislos blieben. So teilte<br />

Mahner am 11. Juli 1801 dem Fürsten mit, daß Abt Henke einen Ruf nach<br />

Greifswald erhalten hatte. Um den verdienten Kirchenhistoriker zu halten,<br />

drängte Mahner den Herzog zu einer Entscheidung über das Schicksal der Universität.<br />

erhielt aber die Antwort: "Die Entscheidung der Frage über die Aufhebung<br />

oder Verlegung der Universität anhero ist mit so manchen Bedenklichkeiten<br />

umgeben. daß es schwer wird. darüber Partei zu ergreifen. Von Seiten<br />

der Regierung den Antrag zur Aufhebung derselben zu tun. würde ich gern vermeiden.<br />

vielmehr gebe ich anheim, ob man nicht dereinst der Landschaft die<br />

ganze Lage der Universität vorlegte, nebstdem der allenfalsigen Hilfsmittel.<br />

und ohne für die eine oder andere Seite der Translokation oder Aufhebung<br />

derselben Partei zu ergreifen. der Landschaft ihr Gutachten forderte."<br />

Wie Mahner, dem eine erfolgreiche Lösung des Problems sehr am Herzen<br />

lag, bemühten sich auch die Helmstedter Professoren immer wieder um die<br />

Verwirklichung der erarbeiteten Pläne. So reichte Professor Remer. nachdem er<br />

den ganzen Fragenkreis noch einmal gründlich mit dem Geheimrat Mahner<br />

durchgesprochen hatte. dem Herzog am 25. August 1801 eine ausführliche<br />

H) Nieders. Staatsarm. Wolfenbüttel: 2 C Alt Supp!. X Nr.648 Bd.lI.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

101


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Wegen der Auflösung der Universität Helmstedt sind später der Regierung<br />

Jeromes schwere Vorwürfe gemacht worden; doch war diese gewiß harte<br />

Maßnahme nach dem geschilderten Ablauf der Entwicklung doch nicht so ganz<br />

unverständlich.<br />

Eine vollkommen abweichende Darstellung gibt Gustav Anton v. Wolffradt.<br />

der seit 1783 im braunschweigischen lustizdienst stand und am 17. Februar 1805<br />

von Karl Wilhe1m Ferdinand zum Justiz- und Finanzminister ernannt wurde.<br />

Am 11. Dezember 1823. also fast zwei Jahrzehnte nach den Ereignissen. sduieb<br />

er diese Erinnerung nieder: "Hardenberg (der sich gern mit Gelehrten aller Art<br />

umgab. die ihm das Weihrauchfaß an den Kopf warfen und. ohne Menschenund<br />

Geschäftskenntnisse. ihre auf der Studierstube ausgeheckten Projekte durch<br />

ihn ins Leben rufen wollten. was auch zum großen Schaden wirklich geschah).<br />

hatte ein Lieblingsprojekt. das er nachmals in Bellin in Ansehung der dort angelegten<br />

Universität ausgeführt hat. Er wollte nämlich das Collegium Carolinum<br />

ganz eingehen lassen und die Universität von Helmstedt nach Braunschweig<br />

verlegen. Die Helmstedter Professoren waren darüber außer sich vor Freuden.<br />

Kommissionen wurden ernannt. das Projekt zu prüfen. Anschläge zu machen.<br />

die Fonds zu berechnen und herbeizuschaffen; Riese Papier wurden verschrieben.<br />

die Akten waren mannshoch. In diesem Zustand fand ich die Gelegenheit in<br />

dem vollen Kabinett der unabgemachten Sachen. Indem ich diese nach dem<br />

Grade ihrer Notwendigkeit und Nützlichkeit klassifizierte. bat ich den Herzog.<br />

mir aufrichtig zu sagen. ob es wirklich seine Absicht sei. die Universität nach<br />

Braunschweig zu verlegen. Seine Antwort ist mir unvergeßlich: .Lieber Geheimrat.<br />

ich scheine Ihnen gewiß doch unter der Mütze richtig zu sein; wie können<br />

Sie glauben. daß es je meine Intention gewesen. die Universität in eme Residenz<br />

voller Zerstreuungen und Verführungen zu verlegen. wo die Messen zweimal<br />

im Jahre schon alle Geschäfte vier Wochen lang unterbrechen, die jungen Leute<br />

der Konkurrenz mit dem Militär aussetzen -' und so zählte er weiter die Nachteile<br />

auf. Ich: .Aber. gnädigster Herr. darf ich fragen. wozu der gemachte Lärm.<br />

wozu alle die Kommissionen, die aufgewandten Kosten?' Mit sehr kluger Miene<br />

sagte er: .Erwägen Sie nur die Zeit (es waren die ersten Jahre der französischen<br />

Revolution); die Leute mußten ja was zu tun haben. um sie von anderen Torheiten<br />

abzulenken; man mußte dem Walfisch eine Tonne hinwerfen. womit er<br />

spielen konnte.' Nun war ich au fait, und die Akten wurden auf immer in das<br />

Archiv gebracht" 18). Aus Wolffradt, der ein ergebener Diener des Königs<br />

Jerome gewesen war und deshalb 1815' aus dem Herzogtum Braunschweig verwiesen<br />

wurde, spricht der Neid auf den erfolggekrönten Staatsmann Hardenberg.<br />

der ja mit der Verlegung der Universität nach Braunschweig nichts mehr<br />

zu tun hatte. Deshalb ist diese Darstellung unglaubwürdig, wenn es auch sehr<br />

18) A. P [ ü t t e r I: Denkwürdigkeiten eines ehemaligen Braunschweigischen Ministers.<br />

In: Deutsche Rundschau Bd.45. 1885. 5.376-405; Bd.46. 1886. S.53-71.<br />

Hier S. 386 f.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

103


gut möglich ist. daß der Herzog im Gespräch Bedenken solcher Art gegen die<br />

Verlegung äußerte.<br />

Es ist sehr wahrscheinlich. daß eine Braunschweiger Universität in der<br />

westphälischen Zeit von der Auflösung verschont geblieben wäre. Es ist aber<br />

durchaus nicht sicher. was Paul Zimmermann glaubte: .. Wären die großzügigen<br />

Pläne. die man hegte. damals in der Tat zur Ausführung gebracht worden. so<br />

würde unser Land wohl noch heutzutage seine Universität besitzen" 19). Auch<br />

B. Voges vermutete. daß die Universität "noch heutigen Tages eine hohe Zierde<br />

und einen segenspendenden Schatz unseres Braunschweiger Landes" bilden<br />

würde 20). Jedoch lagen in einer nach dem Sextroschen Plan aufgebauten Universität<br />

auch die Wurzeln einer technischen Bildungsanstalt. Und da im deutschen<br />

Hochschulwesen sich im 19. Jahrhundert die Entwicklung zur eigenständigen<br />

Technischen Hochschule durchsetzte. so hätte man sich auch in Braunschweig<br />

eines Tages zwischen Universität und Technischer Hochschule entscheiden<br />

müssen. Die Aufgabe. beide Hochschulen zu unterhalten und zeitgemäß auszubauen.<br />

hätte die finanziellen Kräfte des Landes weit überstiegen. Es ist also<br />

angesichts des starken Wettbewerbs der Universität Göttingen durchaus möglich.<br />

daß Regierung und Volksvertretung in Braunschweig sich für die Technische<br />

Hochschule entschieden hätten. Damit wäre der heutige Zustand. wenn auch<br />

über den Umweg der Universität. hergestellt worden. nur daß sich die Technische<br />

Hochschule dann einer noch älteren Tradition hätte rühmen können.<br />

Und dabei ist ihr Anspruch. sich dank ihrer Herkunft aus dem Collegium<br />

Carolinum als die älteste deutsche Technische Hochschule zu bezeichnen. nicht<br />

unbestritten. Erst jüngst hat sich F. Meyen mit dieser Frage beschäftigt 21) und<br />

ist. wenn auch auf Grund unzureichender Unterlagen. zu einer ablehnenden<br />

Stellungnahme gekommen. Für die Entscheidung dieser Frage ist der bisher unveröffentlichte<br />

Sextrosche Plan wichtig. Es ist aus den Akten nicht ersichtlich,<br />

wer an seiner Ausarbeitung beteiligt gewesen ist. doch ist wohl anzunehmen.<br />

daß er von den Lehrern bei der Anstalten entwickelt wurde. Daß seitens des<br />

Collegium Carolinum dabei Eberhard A. W. Zimmermann ausschlaggebend an<br />

der Ausarbeitung der Pläne beteiligt war. ist deshalb wahrscheinlich. weil er<br />

vor Beginn der Kommissionsverhandlungen dem Geheimrat Mahner eine ausführliche<br />

Denkschrift über den Ausbau der naturwissenschaftlichen und technischen<br />

Fächer übersandte und bei den Verhandlungen die für diese vorgesehenen<br />

Einrichtungen erläuterte und begründete.<br />

Zimmermann war am 27. Januar 1766 an das Collegium Carolinum als<br />

ordentlicher Professor für Mathematik und Physik berufen worden. später<br />

19) Braunsmw. Magazin 1910. S.131.<br />

20) Braunsmw. Magazin 1898. S.206.<br />

21) Fritz M e yen: Bremer Beiträger am Collegium Carolinum in Braunsmweig.<br />

Braunsmweiger Werkstücke Bd.26. 1962. S. H-27.<br />

104<br />

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wurden, die die Umwandlungen der Anstalt in eine "Akademie für Erwerbswissenschaften<br />

und Künste" vorsahen 25). Deshalb griff der Altphilologe Petri<br />

zur Feder, um für die Beibehaltung der klassischen Sprachen und Literaturen<br />

im Studienplan des Collegium Carolinum, aber auch um für die Erhaltung seiner<br />

eigenen Stellung zu kämpfen. Und wie es im Wesen einer Kampfschrift liegt,<br />

sind Petris Äußerungen einseitig überspitzt, auch seine Äußerungen über die<br />

Pflege der Mathematik und Physik auf dem Collegium Carolinum bis 1808.<br />

Über die wirklichen Verhältnisse unterrichtet uns der gleiche Petri in einer von<br />

ihm mitunterzeichneten Eingabe des Direktoriums an das Staatsministerium<br />

wegen der Wiederbesetzung des durch den Tod des Mathematikers Friedr. Wilh.<br />

Spehr frei gewordenen Lehrstuhls für höhere Mathematik vom 9. August 1833:<br />

"Das Collegium Carolinum hat in dem Professor Spehr einen sehr wesentlichen<br />

Verlust erlitten ... Seine Vorträge waren immer vollkommen durchdacht, seine<br />

Schriften, seine literarischen Verbindungen, selbst seine gelehrten Händel verrieten<br />

den ausgezeichneten Geist und ehrten die Anstalt, an der er stand. Es ist<br />

die Sache Weniger, sidt der höheren Mathematik so zu bemeistern, daß sie<br />

unter der Anwendung dieses schweren Werkzeugs nicht nur nicht erliegen.<br />

sondern es auch zur Auffindung neuer Wahrheiten benutzen und Andere in<br />

dieser Benutzung unterweisen. Braunsdtweig genießt des Ruhms, in neuerer Zeit<br />

im Verhältnis zu den übrigen Teilen von Deutschland die meisten Mathematiker<br />

gebildet und an das Ausland abgegeben zu haben, wie die Namen Gauß, Ide,<br />

Mollweide, Nicolai 26) und viele andere dartun, und sicher ist dies den hiesigen<br />

Lehranstalten zuzusdtreiben, in denen man früher als irgendwo für diesen so<br />

unendlich wichtigen Zweig des menschlidten Wissens, der in alle Verhältnisse<br />

hmeinreicht, Sorge trug. Das Direktorium Collegii Carolini fühlt auf das Lebhafteste<br />

die Notwendigkeit, diesen alten Glanz zu bewahren." 27)<br />

Damit bestätigt Fetri das anerkennende Urteil. das Hardenberg 1785 über<br />

den mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht am Collegium Carolinum<br />

fällte.<br />

26) Nieders. Staatsarch. Wolfenbüttel: 12 A Neu Fb. 5 Nr.6484.<br />

2e) Karl Friedrich Gauß (1777-1855) Professor der Mathematik in Göttingen.<br />

Karl Brandan Mollweide (1774-1825) Professor der Mathematik in Leipzig. J. J. Jde<br />

(1775-1806) Professor der Mathematik in Moskau, Friedrich Bernhard Nicolai (1793-<br />

1846) Direktor der Sternwarte zu Mannheim.<br />

27) Nieders. Staatsarch. Wolfenbüttel: 12 A Neu Fb. 5 Nr.6610.<br />

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Aus der Korrespondenz des Braunsdlweiger Ausschusses<br />

der Sozialdemokratisdlen Arbeiter - Partei<br />

Von<br />

Georg Eckert<br />

In den Jahren 1869 bis 1871 erlebte die Braunschweiger Sozialdemokratie<br />

den ersten dramatischen Höhepunkt ihrer Geschichte. In einer Periode der Umund<br />

Neugruppierung des demokratischen Lagers und der Arbeiterbewegung in<br />

Deutschland wurden die Braunschweiger Lassalleaner an die Spitze der Partei<br />

gestellt, aus der die SPD, die älteste demokratische Massenpartei Deutschlands,<br />

hervorgehen sollte.<br />

Die lassaIIeanische Gemeinde, die der unermüdliche, ebenso idealistische<br />

wie begabte Wilhe1m Bracke 186; gegründet hatte, zählte bereits nach wenigen<br />

Monaten zu den erfolgreichsten Lokalorganisationen des Allgemeinen Deutschen<br />

Arbeitervereins. Die Braunschweiger Generalversammlung vom Mai 1867,<br />

auf der Johann Baptist von Schweitzer zum Präsidenten des ADAV gewählt<br />

wurde, der viel beachtete Braunschweiger Arbeitertag vom Juni des gleichen<br />

Jahres, die ersten Erfolge bei der Reichstagswahl, nicht zuletzt aber die rege<br />

publizistische und propagandistische Tätigkeit Wilhelm Brackes und seiner<br />

Freunde, sicherten der Braunschweiger Gemeinde Prestige und politisches Gewicht<br />

in der gesamten deutschen Arbeiterbewegung der ausgehenden sechziger<br />

Jahre 1).<br />

Von der Wahrheit der LassaIle'schen Lehre tief durchdrungen, blieb Bracke<br />

neuen Einsichten aufgeschlossen. Als einer der ersten deutschen Sozialisten bemühte<br />

er sich bereits 1868 um das Hauptwerk von Karl Marx, den ersten Band<br />

des "Kapital", das er durdl Vorträge und Aufsätze zu popularisieren sumte.<br />

Im gleimen Jahr verfaßte er, angeregt durm das "demokratische Programm"<br />

.) Dem Niedersächsischen Staatsarchiv Wolfenbüttel. seinem Direktor, Herrn<br />

Dr. Hermann Kleinau. sowie Herrn Staatsarroivrat Dr. Hans Goetting sei auro an dieser<br />

Stelle für alle Hilfe gedankt. Die Drucklegung wurde vom .Institut für Sozialgesroirote<br />

Braunsroweig" mit Mitteln der .Stiftung Volkswagenwerk" ermöglirot.<br />

1) Heinriro L e 0 na r d, Wilhelm Bracke. Leben und Wirken. Braunsroweig 1930;<br />

Georg Eck e r t. Wilhelm Bracke. NiedersädJsisroe Lebensbilder Bd.4. Hildesheim<br />

] 960; Georg Eck e r t, Die Flugsroriften der lassalleanisroen Gemeinde in Braunsroweig,<br />

Arroiv für Sozialgeschil'hte Bd. 2, 1962; Georg Eck e r t, Zur Geschichte<br />

der Braunschweiger Sektion der I. Internationale. Der Briefwechsel zwischen Leonhard<br />

von Bonhorst und Johann Philipp Becker, Braunschweigisches Jahrbuch Bd.43 (1962),<br />

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von Johann Jacoby,


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die in Barmen-Elberfeld erzwungene Demokratisierung des Vereins gefährdet<br />

sah, antwortete mit dem "Staatsstreich" vom 18. Juni, der die endgültige Spaltung<br />

zur Folge hatte 5). Bereits vier Tage später trafen sich einige führende<br />

Lassalleaner, unter ihnen Bracke und Spier, mit Bebel und Liebknecht, um über<br />

die Einigung der deutschen Sozialdemokraten in einer neuen Partei zu beraten.<br />

Anfang August gelang es in Eisenach. die Sozialdemokratische Arbeiter­<br />

Partei zu konstituieren. die sich in ihrem Programm zu den Prinzipien der Internationalen<br />

Arbeiter-Assoziation bekannte. Aus politischen Motiven und in Anerkennung<br />

der Verdienste, die sich die Braunschweiger Lassalleaner um die Einigung<br />

erworben hatten, wählte d!!r Kongreß Braunschweig-Wolfenbüttel zum<br />

ersten Sitz des Parteiausschusses. Für eine kurze. aber ereignisreiche Zeitspanne<br />

lag damit ein Großteil der politischen und organisatorischen Verantwortung für<br />

die junge Partei bei dem Kreis um Wilhelm Bracke.<br />

Die taktischen Erwägungen, die diese Wahl erleichtert und begünstigt haben,<br />

wurden von Bebel und Liebknecht freimütig dargelegt: .Man hatte anfangs die<br />

Absicht, Leipzig zum Sitze des Ausschusses zu bestimmen", schreibt Bebel in<br />

seinen Erinnerungen ... Ich riet entschieden ab. Unsere Propaganda im Allgemeinen<br />

Deutschen Arbeiterverein sei weit leichter, wenn ein Ort wie Braunschweig<br />

Sitz der Parteileitung werde. woselbst ausschließlich frühere Mitglieder<br />

des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins in Frage kämen ... " 6) Im gleichen<br />

Sinne sprach sich Liebknecht aus: "Was nun Braunschweig-Wolfenbüttel betrifft",<br />

erklärte er auf dem Parteitag, .. so vereinigt sich dort Alles. um die Wahl<br />

zu empfehlen. Wir haben daselbst tüchtige Männer, die sich obendrein noch<br />

keiner Seite Feindschaft zugezogen haben. obgleich sie in der schärfsten Weise<br />

für das Prinzip vorgegangen sind. Polizeihindernisse liegen nicht vor; die Arbeiter<br />

sind vom besten Geist beseelt. die lage des Ortes im Zentrum der Bewegung<br />

ist eine vortreffliche. Wenn wir Braunschweig-Wolfenbüttel wählen,<br />

so strecken wir auf der einen Seite den noch jetzt im Allgemeinen Deutschen<br />

Arbeiterverein des Herrn von Schweitzer befindlichen Arbeitern die Bruderhand<br />

hin; auf der anderen Seite kehren wir die Spitze unserer Schlachtordnung nach<br />

Norden." 7)<br />

Es ist an dieser Stelle nicht möglich. die Entwicklung der Sozialdemokratischen<br />

Arbeiter-Partei und das Wirken des Braunschweiger Ausschusses im einzelnen<br />

darzulegen. Das Jahr zwischen dem Eisenacher Kongreß und dem 9. Sep-<br />

Vereins wirklim controllirt werden. Die erwähnte Opposition Schweitzer's auf diesem<br />

Congresse. privatim und öffentlim. machte mir ihn als Politiker sehr verdächtig; noch<br />

mehr sein Auftreten betreffs der Anschuldigung von Bebel und Liebknecht und von<br />

Hofstetten, die alle drei speciell zu dem Zweck nach Elberfeld gekommen waren ... "<br />

5) Gustav M a y er, Johann Baptist von Schweitzer und die Sozialdemokratie. Ein<br />

Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Jena 1909. S. 289 und 303 ff.<br />

6) August Beb e 1. Aus meinem Leben. 2. Teil. S. 97 f.<br />

7) Parteitags protokoll S. 62.<br />

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tember 1870, dem Tag, an dem Bracke und seine Gesinnungsfreunde verhaftet<br />

und in Ketten geschlossen nach Lötzen überführt wurden, gehört aber zu den<br />

erregendsten und folgenschwersten der Parteigeschichte. In diese Zeitspanne<br />

fallen die erbitterten Auseinandersetzungen mit Schweitzer und dem ADAV,<br />

der Baseler Kongreß der Internationale, die Lösung von der demokratischen<br />

Volkspartei, die schweren Streikkämpfe des Winters 1869/70, der beginnende<br />

Konflikt zwischen Marx und Bakunin, der Stuttgarter Parteitag Pfingsten 1870,<br />

vor allem aber der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges. Trotz größter<br />

Schwierigkeiten und Nöte gelang es den Braunschweiger Sozialdemokraten, vereint<br />

mit Bebe! und Liebknecht, die Grundlagen einer Organisation zu schaffen,<br />

die sich später auch in den schwersten Krisen bewähren sollte. In einem geistigen<br />

Klärungsprozeß, der durch die Baseler Besdllüsse der I.A.A. beschleunigt wurde,<br />

kam es zu einer ersten Verschmelzung lassalleanischer, marxistischer und allgemein<br />

demokratismer Vorstellungen und Traditionen. - Die äußere und innere<br />

Entwicklung der jungen Partei war noch in vollem Fluß, als sie durch den Krieg<br />

vor eine schwere, ihre Existenz bedrohende Entscheidung gestellt wurde. Im<br />

Gegensatz zu Bebe! und liebknemt, die sich bei der Abstimmung über die<br />

Kriegskredite im Reichstag der Stimme enthielten, bekannte sich der Braunschweiger<br />

Ausschuß zur Verteidigung des Vaterlandes gegen die bonapartistische<br />

Aggression. Die Meinungsverschiedenheiten gingen so tief, daß die Einheit der<br />

Partei ernsthaft gefährdet schien. Da bramten der 2. und 4. September, Sedan<br />

und die Proklamierung der Republik, die entscheidende Wende. Am 5. September<br />

forderte der Ausschuß. ermutigt durch Kar! Marx, einen "ehrenvollen Frieden<br />

für die Republik" und den Verzicht auf a.lle Annexionen 8). Wenige Tage<br />

später wurde er auf Befehl des Generals Vogel von Falkenstein nach Osten,<br />

an die äußerste Grenze Preußens überführt. Bald darauf mußten aum August<br />

Geib. Johann Jacoby u. a. sein Schicksal teilen. Im Dezember folgte die Verhaftung<br />

von Bebel, Liebknecht und Hepner. die man auf Betreiben Bismarcks und<br />

der preußischen Regierung in Leipzig des Homverrats besmuldigt hatte 9).<br />

Im November 1871 wurden vier Mitglieder des Braunschweiger Aussmusses.<br />

Bracke. von Bonhorst, Kühn und Spier, vor dem Herzoglichen Kreisgericht in<br />

Wolfenbüttel des .. Vergehens gegen die öffentlime Ordnung" angeklagt; im<br />

März 1872 folgte in Leipzig der mit Spannung erwartete Hochverratsprozeß<br />

gegen Bebe!. Hepner und liebknemt. Beide Verfahren. die ersten großen Sozialistenprozesse<br />

im neuen Reich, erregten starkes Aufsehen, vor allem die Verhandlungen<br />

in Leipzig. die den Angeklagten Gelegenheit boten, Ideen und Ziele<br />

8) Wilhelm B r a c k e. Der Braunschweiger Ausschuß der socialdemokratischen<br />

Arbeiter-Partei in Lötzen und vor dem Gericht. Braunschweig 1872; Georg Eck e r t ,<br />

Zur Geschichte der Braunschweiger Sektion der I. Internationale. a. a. 0.; das Faksimile<br />

des Manifests neuerdings in: 1863-1963. Hundert Jahre deutsche Sozialdemokratie.<br />

Bilder und Dokumente. Hannover 1963.<br />

0) Günter G r ü t z n er. Die Pariser Kommune. Macht und Karriere einer politischen<br />

Legende. Staat und Politik Bd.2. Köln und Opladen 1963. S. 39 f. und 70 f.<br />

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der deutschen Sozialdemokratie in aller Öffentlichkeit darzulegen. Während<br />

das Leipziger Schwurgericht Bebel und Liebknecht zu je zwei Jahren Festungshaft<br />

verurteilte, mußten die Braunschweiger Angeklagten in der zweiten Instanz<br />

moralisch freigesprochen werden. Bracke und von Bonhorst erhielten je drei<br />

Monate, Spier zwei Monate und Kühn sechs Wochen Gefängnis, die aber als<br />

durm die Untersuchungshaft verbüßt galten. Die Haupt- und Staatsaktion des<br />

September 1870 hatte damit ein wahrhaft klägliches Ende gefunden.<br />

Nach Abschluß der beiden Prozesse entschlossen sich sowohl Bracke und<br />

Llebknemt als auch der Braunschweiger Anklagevertreter, Staatsanwalt Kom,<br />

den Prozeßverlauf und seine Probleme in selbständigen Publikationen darzulegen.<br />

Alle drei Veröffentlichungen, vor allem aber die reich dokumentierten<br />

Werke von Bracke und Liebknecht, zählen zu den wertvollsten Quellen aus der<br />

Frühzeit der deutschen Sozialdemokratie 10). Sie enthalten nicht zuletzt aufschlußreiche<br />

Dokumente aus der Arbeit des Braunschweiger Ausschusses, Aufrufe,<br />

Artikel, Briefe und Briefauszüge, die wichtige Teilaspekte sozialdemokratischer<br />

Parteiarbeit und Politik in den Jahren 1869/70 erhellen.<br />

Die Masse der Prozeßunterlagen scheint dagegen verloren gegangen zu sein,<br />

so auch die Korrespondenz des Ausschusses, die am 9. September 1870 in der<br />

Braunschweiger Wohnung des Parteisekretärs Leonhard von Bonhorst, Wendenstraße<br />

30, beschlagnahmt worden war 11). Wie Regierungsrat Goltz in seinem Bericht<br />

an den preußischen Innenminister hervorhob, befanden sich die Akten in<br />

mustergültiger Ordnung 12). "Die volkommnen bureaukratischen Einrichtungen".<br />

sdlreibt er u. a., "welche der verhaftete Secretair des Aussdlusses Bonhorst eingeführt<br />

hat, erleichterte mir diese Aufgabe. Zunächst fand idl 3 Copirbüdler<br />

von seiner Hand. mit den Coneepten der Aussdlußbriefe vor, am 22. Octbr.<br />

1869 beginnend u. bis zum 19. August 1870 reidlend. Diese Büdler enthalten<br />

mehrfach Anträge des Aussdlusses an den Generalrath der Internationale zu<br />

10) Wilhelm B r a c k e, Der Braunschweiger Ausschuß ... ; Der Hochverraths­<br />

Prozeß wider lieb knecht, Bebe\, Hepner vor dem Schwurgericht zu Leipzig vom 11. bis<br />

26. März 1872. Berlin 1894; C. K 0 eh, Der Proceß gegen den Ausschuß der socialdemokratischen<br />

Arbeiterpartei ... Braunschweig 1871.<br />

11) Die bei den Empfängern erhalten gebliebenen Teile der Korrespondenz befinden<br />

sich z. T. im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) Amsterdam. Die Korrespondenz<br />

des Ausschusses mit dem Generalrat der I.A.A. und Wilhelm Liebknecht sowie<br />

die im Johann Philipp Becker-Nachlaß erhalt.zn gebliebenen Briefe von Leonhard von<br />

Bonhorst wurden von dem Verf. veröffentlicht. Die Originale befinden sich ebenso wie<br />

die noch unveröffentlichten Schreiben von Bracke an J. Ph. Becker in Amsterd"m. Siehe<br />

Georg Eck e r t. Aus den Anfängen der Braunschweiger Arbeiterbewegung. Unveröffentlichte<br />

Bracke-Briefe, Braunschweig 195'; sowie ders., Zur Geschichte der Braunschweiger<br />

Sektion der I. Internationale, a. a. O. S. 160 H.<br />

12) Regierungsrat Goltz an den König\. Preußischen Staatsminister des Innern Graf<br />

zu Eulenburg, Berlin den 18. September 1870. Zit. n"ch der Abschrift in Nds. Staatsarch.<br />

Wolfenbüttel 38 Neu Gr.2 Fb. 3 Nr. 36 Bd.1.<br />

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Vom EiseuacUer Kougreß bis zum AusbrucU des deutscU-fraHzäsiscUeH Krieges.<br />

Die 26 Briefe und Brieffragmente aus der Zeit zwischen den beiden ersten<br />

Parteikongressen vermitteln interessante Einblicke in die organisatorischen<br />

Probleme und Nöte, die die junge Partei in ihrer Aufbauphase zu überwinden<br />

hatte. BebeIs Brief an Bracke vom 3. September ist ein aufschlußreiches Beispiel<br />

für die innerparteiliche Diskussion, die sich immer wieder an der Organisationsund<br />

Beitragsfrage entzündete. "Eine beständige Klage des Braunschweiger Ausschusses",<br />

schrieb Bebel aus der Rückschau, "war der schlechte Eingang der Mitgliederbeiträge.<br />

Diese Klage war vollauf berechtigt. An eine regelmäßige monatliche<br />

Zahlung an den Ausschuß nach Braunschweig gewöhnten sich namentlich<br />

scr.wer die ehemaligen Mitglieder des Arbeitervereinsverbandes, die das Hauptgewicht<br />

auf die Verwendung ihrer Mittel für die lokalen Bedürfnisse zu legen<br />

gewohnt waren" 14). 1869 mußte Bebel die ehemaligen Lassalleaner, die eine<br />

straffe politische Organisation gewöhnt waren, dagegen immer wieder zur Geduld<br />

mahnen, zu einer realistischen Einschätzung der Möglichkeiten, die bei<br />

einer schrittweisen Assimilierung der Arbeiterbildungs- und Gewerkvereine gegeben<br />

waren.<br />

Auch in der Frage der öffentlichen Rechnungslegung kam es, wie die vorliegenden<br />

Briefe beweisen, zu wiederholten Meinungsverschiedenheiten. Während<br />

Bebel für eine vertrauliche. möglichst diskrete Behandlung der Finanzund<br />

Kassenfragen plädierte, erachtete es Btacke für seine Pflicht, die Mitgliedschaft<br />

über die finanzielle Lage der Partei offen ins Bild zu setzen. Er war dazu<br />

um so mehr entschlossen, al5 sein Vorgehen die volle Billigung von Friedrich<br />

Engels fand. "Sehr gefreut hat mich der detaillierte und präzise Kassenbericht",<br />

schrieb Engels am 28. April aus Manchester. "Es sind hier in England vor meinen<br />

Augen so viele Anläufe zu Arbeiterbewegungen und Organisationen an schlechter<br />

Kassenverwaltung und Rechnungsführung und den darauf regelmäßig verdient<br />

oder unverdient erfolgenden Vorwürfen der Unterschlagung und so weiter<br />

zugrunde gegangen, daß ich mir in diesem Falle wohl ein kompetentes Urteil<br />

über die Wichtigkeit dieses Punktes zutrauen darf. Die Arbeiter müssen sich<br />

jeden Pfennig abdarben und haben daher auch das vollste Anrecht zu wissen,<br />

wohin jeder Pfennig geht ... Es ist eine faule Ausrede zu sagen, daß man durch<br />

Veröffentlichung solcher Kassenberichte dem Gegner die Schwäche der eigenen<br />

Partei verrät. Wenn die Gegner die Stärke einer Arbeiterpartei nach ihrer spezifisch<br />

schwachen Seite - den Kassenverhältnissen - beurteilen wollen, so werden<br />

sie sich ohnehin stets verrechnen. Und der Schaden, den die Geheimhaltung<br />

dieser Dinge in den ei gen e n Reihen anridttet, ist unendlich größer als der,<br />

der aus der Veröffentlidtung erwachsen könnte." 15)<br />

14) August Beb e I, Aus meinem Leben. 2. Teil, S.105.<br />

15) Friedrich Engels an Wilhelm Bracke vom 28. April 1870. Karl M a r x I Friedrich<br />

Eng eis, Briefe an A. Bebei, W. Liebknecht. K. Kautsky und Andere. Teil I,<br />

8<br />

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Aus den hinterlassenen Papieren eines alt e n Las s a 11 e a n e r s ,<br />

8·<br />

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Wo noch im deutschen Vaterlande<br />

Ein Herz für Recht und Frei1uit schlägt<br />

Ein Mann der Knechtschaft Sklavenbande<br />

Voll innerem Zorn und Ingrimm trägt<br />

Da findet seinen Widerhal/<br />

Der Name: Ferdinand Lassallel<br />

Wo der Verzweiflung grimme Hyder<br />

Am Hirn des armen Mannes lekt.<br />

Wo seine abgezehrten Glieder.<br />

Ein Greis vol/ Scham mit Lumpen dekt,<br />

Wo stöhnt des Kapitals Vasall<br />

Ruft wach Dein Name uns: Lassallel<br />

Drum wenn durch Hunger euerem Weibe<br />

Der Born der Muttermilch versiegt.<br />

Wenn hungernd ihr. mit müdem Leibe.<br />

Auf wenig Stroh. voll Jammer liegt.<br />

Und weinet ob der Tochter Fall<br />

Zur Rache auf. ruft Euch Lassallel<br />

Nicht ziemt dem Manne klndism Greinen,<br />

Die Faust legt an des Schwertes Knauf,<br />

Wenn Nichts. - so muß die Noth Euch einen<br />

Sie stachle Euch zum Kampfe auf,<br />

Steht fest. ein Fels im Wogenprall.<br />

Die Losung sei: Recht und Lassalle.<br />

Ihr rußigen Cyklopen. munter.<br />

Die Ihr des Dampfes Kraft bezwingt<br />

Streift Eure Fesseln schnell herunter.<br />

Zum Amboß Eure Hämmer schwingt.<br />

Und schl


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5. August BebeI an Wilhelm Bracke vom 3. 9. 1869<br />

Lieber Bracke.<br />

Ich muß noch einmal in der Steuerfrage das Wort ergreifen, aber zum letztel1<br />

Mal.<br />

Bonhorst hält mir eine Vorlesung übe r die W I, h t I g k e I t der po-<br />

1 t t [ I s , h e n] A g I tat Ion g e gen übe r den r ein e n B I I dun g s -<br />

zwecken. Die vorgeführten Vortheile kenne Ich und ein großer Theil der Mitglieder<br />

in JeH Bild[ungs]-Ver[eiHeH]. Die Frage ist aber einfach die und das bitte<br />

Ich ein für alle Mal nicht aus den Augen zu lassen: Ist es rathsamer die Gesuche<br />

auf SteuerermäßiguHg zu bewilligen oder nicht. Bewilligt Ihr nicht, treibt Ihr eine<br />

Masse Leute aus der OrgaHisatioH, die also delHn gar Hichts gebenl bewilligt<br />

Ihr's, daHn haben wir die Steuer uHd die Aussicht die Leute na, h u. na, h<br />

ga n % her ein zu z I ehe n, eines schönen Tag s die Bild[ungs]­<br />

Verleine] mit Ihren vielfach nicht unbedeutenden Vermögensbestäl1den für<br />

A g I tat Ion s z w e , k e zu gewinnen. Gesetzt der Fall, Ihr schlagt dem<br />

hies[lgen] Ar[belter]-Bild[ungsverein] sein Gesuch ab, so wird der Verein als<br />

solcher n I , h t beitreten. Gut nun treten wir ein Drittel stark aus. die Partei<br />

zieht regelrecht Ihre 3 rh 10 gr. unter andern Umständen aber 5 rh und wir haben<br />

die Aussicht das mehrere tausend Thaler starke Vermögen amT a ge der<br />

E n t s , hel dun g In unsem Händen zu haben und werden außerdem die<br />

sonst Indifferenten Mitglieder nach uHd Hach gewinnen. Was ist da das<br />

klügere.<br />

Wie bel uns stehts ähnlich in manchem andern Verein.<br />

Dazu kommt aber, daß sehr viele Vereine werden die Ermäßlgung beaHspruchen<br />

müssen, die gar kein Bild[ungs] Verein im eigentlichen Sinne sind. Wir haben<br />

deren %. B. In Sachsen In Wirklichkeit nur 5 aber gegen 70 Arb[eiter] VereiHe<br />

Im Ganzen, die wie die Wahlen beweisen re I n a g I tat 0 r t s , h e Vereine<br />

sind. Auch diese können d[ie] Steuer nicht zahlen. weil die Verhältnisse so traurig<br />

siHd. Ich erinHere daraH. daß die meisten Mitgliedschaften d[es] Allgem<br />

[einen] Deutschen Arbeiter-Vereins In Sachse:-t (Glauchau. Burgstädt. Llmbach.)<br />

et'. theils ganz theils zur Hälfte VOlt der Steuer an dlt Haupteasse entbunden<br />

waren. Ich denke auch 10.000 Mitglieder. die 5 Pf. zahleH sind uns am Ende<br />

lieber wie 5000 die Groschen zahlen. Auf die M ass e kom m t s d 0 , h<br />

a m End e an, und soweit Ich die Leute kenne. wird kein Ort eine Ermäßigung<br />

der Steuer nachsuchen, der Hlcht dazu gezwungen Ist. Ihr werdet ähHliche<br />

Beispiele wie aus SachseH auch aus Süddeutsclilal1d u. Thüringen erleben.<br />

Noch zu berichten Ist. daß die wachsende Gewerkschaftsbewegung der re I n<br />

pol I t I s , h e n Agitation materiell schaden wird. Die Leute kÖl1l1en unmöglich<br />

die ordentlichen und außerordentlichen Steuem auf die LäHge aufbringen.<br />

Das gilt hier wie anderwärts. Hätten wir die MöglieHelt wie In der Schweiz ete.<br />

die G ewe r k s , h a f t e n als pol I t I s ehe Vereine zu g e b rau -<br />

, h e 11, die ge 5 a m m t e B ewe g U 11 g m ü ß t e si, h der Ein fa , h -<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

117


heit und der Massenhaftlgkelt nach scldleßllch In<br />

die 5 e n c 0 n c e n tri ren und sie würde enormen Umfang gewinnen. In<br />

diesem Punkte stimme Ich mit der Meinung Joh. Phil. Bechers ganz überein U).<br />

Da aber die Gesetze hlndernt in den Weg treten. so müssen wir die rein<br />

pol I t I s c h e 0 r g an Isa t Ion auf r e c h t erhalten. dieselbe wird aber<br />

oft genug namentlich bei materiellen Klagen mit der andern kol/idiren.<br />

Leipzig. den 3. Septb. 1869<br />

Gruß A Bebel<br />

6. August Bebel an Wilhelm Bracke vom 8. 9. 1869<br />

Lieber Brache.<br />

Meine Gründe für die Nichtveröffentlichung der Gehälter sind


7. August Bebe! an Wilhe1m Bracke vom 14. 9. 1869<br />

Leipzig, 14. Septbr. 69.<br />

Lieber Bracke .<br />

• . . LadeHdorf sc11reibt mir, Ihr möc11tet die QUittUHg Hlc11t auf deH deutsc11republi1?aHisc11eH<br />

ausstelIeH ...<br />

Ve r ei H , sOHderH deutsc11republikaH[isc11eH]<br />

Dein<br />

A. Bebel<br />

F 0 H d s<br />

8. August Bebe! an Wilhelm Bracke VOm 17. 9. 1869<br />

Lieber Bracke!<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Ic11 muß mir Vollmac11t ausbitteH, zum Zwecke der AgitatloH daHH und waHH aH<br />

Orte, wo es nothweHdig ersc11eint, ein Congreß-ProtokolI 24) auszugebeH ohne<br />

BezahluHg . .. Weiter müssen Marx, Eeearius, ]. Ph. Becker, LadeHdorf ete., die<br />

OrgaHe der InternatioHaleH in SpaHien, EHglaHd, FraHkrefc11, Sc11weiz, BelgieH,<br />

NordaJlleriea mit Je 1 Exemplare des Protokolls bedac11t werdeH. Falls ic11 VoIImac11t<br />

bekomme, will ic11 dieselbeH aH ihre AdresseH besorgen . ..<br />

BesteHs grüßt<br />

[am Rande:] ertheilt Bracke 18.9. A. Bebel<br />

9. Wilhe1m Liebknecht an Wilhelm Bracke [ohne Datum]<br />

Lieber Bracke!<br />

•.. Heß, der heute zum ersteH Mal iHS Blatt gesc11riebeH hat, fordert 100 fraHes<br />

per QuartaI 25 ). Ic11 habe ihm das vorbehalt1ic11 der Aussc11ußzustimmuHg zugesagt.<br />

-<br />

Ihr<br />

W. L.<br />

10. Wilhe1m Liebknecht an Wilhelm Bracke [ohne Datum]<br />

Lieber Bracke!<br />

Heute Ist die erste Pariser CorrespoHdeHz VOH Heß eingetroffen, ersc11eim aber<br />

erst iH der SOHntag Nummer 26).<br />

Ihr<br />

W. Liebknec11t<br />

24) Die Protokolle des Eisenacher Gründungsparteitags.<br />

25) Die erste Korrespondenz von Moses Hess erschien in Nr.2 des • Volksstaat"<br />

vom 6. Oktober 1869. S. hierzu Edmund Si I b ern er, The Works of Moses Hess.<br />

An inventory of his signed and anonymous publications, manuscripts, and corresponden<br />

ce. Leiden 1958, S.67.<br />

28) Die Korrespondenz .Aus Frankreich", datiert .Paris, 1. Oktober", erschien am<br />

Mittwoch, dem 6. Oktober 1869.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

119


11. Wilhelm Liebknecht an Samuel Spier lohne Datum]<br />

Sonntag.<br />

Licber Freund Spier.<br />

Seien Sie 50 gut und schreiben Sie sofort an Bakunin er soll eincn ausführlichen<br />

Bericht über die Russischen Vorgänge bringeH . ..<br />

Ihr<br />

W. L.<br />

12. Wilhelm Liebknecht an Wilhelm Bracke [ohne Datum]<br />

Lieber Brackel<br />

Die 350 rh sind da. Hurrahl ...<br />

Die Stuttgarter (Dem[ocratischeJ Corresp[ondenzJ) dringt wieder auf Verleugnung<br />

der Baseler Beschlüsse 27)1 Daß diese Philister doch gar nicht zur Vernunft<br />

kommeHl -<br />

Spier Ist doch ein famoser Kerl. In Basel lernte ich erst, was hinter Ihm steckt 28).<br />

13. August Bebel an Wilhelm Bracke vom 12.10.1869<br />

Euer<br />

W.l.<br />

Rechnet unsere Partei auf wirklid1e Siege bel einer Reichstagswald, dann wird<br />

sie diese IH S ach se H schlagen, wo Ich Euch heute schon 6 Wahlbezirke für<br />

fes t garaHtlre und vier andere bestimmt In Aussicht steIle wenn Ihr die rechten<br />

Candidaten beschafft 29). Sucht ein LaHd wo Ihr das aHnähernd durch setzen<br />

kClnHt; soweit Ich heute die Sachlage beurtheilen kdnH, werden wir zwar<br />

5 t a r k e M I n 0 r I t ä t e n aber keine e In z I ge w t r k I t c h s t e g -<br />

r eie h e W a hit m g a n zen N 0 r d b und durchsetzen können. Der<br />

sächs[ischeJ Arbeiterstand Ist republikanlsch-socialistisch durch und durch, aber<br />

auch antipreußisch und das letztere hat Inan ihm als Partikularismus ausgelegt,<br />

''I) Die von lulius Freese. einem Führer der Volkspartei, herausgegebene .Demokratische<br />

Korrespondenz· führte heftige Angriffe gegen Bebe! und die Baseler Beschlüsse<br />

der I.A.A. zur Grund- und Bodenfrage. Bebel erwiderte mit einer Artikelserie<br />

im "Volksstaat·, die mit dem Titel .Unsere Ziele" auch als selbständige Broschüre erschien.<br />

28) Spier hatte als einer der deutschen Delegierten am Kongreß der I.A.A. in Basel<br />

teilgenommen, wo er in das Sekretariat und in die Kommission für die .Instruetion<br />

integrale" gewählt wurde. Bei der Diskussion über das Verhältnis der deutschen Arbeiterparteien<br />

zur Internationale vertrat er wie Liebknecht den Standpunkt der .Eisenacher"<br />

. S. La Premiere Internationale. Reeueil de doeuments publie sous la direetion<br />

de ]aeques Fr e y mon d. Tome 1I. Geneve 1962. S.14, 15 und 40.<br />

29) Bei der Wahl von 1871, die kurz nach Abschluß des Präliminarfriedens von Versailles<br />

stattfand, gewann die SDAP nur zwei Mandate: Glauchau-Meerane (Bebe!) und<br />

Zwickau-Crimmitschau (Schraps).<br />

120<br />

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was nichts war und ist als r i e h t i ger pol i t i s ehe r Instinkt. Ich kanl1<br />

Euch auch weiter sagen, daß die Leute sonstige Geldopfer nicht sd1euen. Wo es<br />

sich um einen COl1greß handelt sind die sächs[ischenJ Arbeiter mit am stärhstel1<br />

vertreten, die Agitatiol1 habel1 die Orte selbst und l1icht dürftig gezahlt, die<br />

Diäten für die Abgeordl1eten sind regelrecht aufgebracht worden, kurz die Leute<br />

habel1 gethan was al1dere nur I r gen d w 0 gethal1 haben, obgleich die Dürftigkfit<br />

ul1d Armuth sehr groß Ist.<br />

Ich ersuche Euch also, da I1lcht von oben herab die Leute anzusehn wenn sie sich<br />

nicht ohne weiteres der l1euel1 Form anbequemen wollen. In Sachsen steht für<br />

den Tag der That unsere Hauptarmee ; darauf verlaßt Euch.<br />

Leipzig, den 12. 10. 69.<br />

H. August Rüdt an Wilhelm Bracke vom 17. 12. 1869<br />

A. Bebel<br />

Lieber Brackel<br />

Ich schreibe dies Mal mit schwarzer Dinte, denn Ich bin in Lugau, wo es gar<br />

schwarz, kohlenschwarz aussieht.<br />

Gestern Abend war Versammlung d. h. Volksversammlung. Die Betheiligung<br />

war stark, die Stimmung ausgezelchl1et SO). FÜl1f Polizisten waren erschlenel1,<br />

denn Ich habe mir Im Erzgebirge einen gefährlichen Namel1 gemacht. Aber bange<br />

I1lachen gilt nicht; Ich zog los, und als Ich merkte, daß es ging, wurde Ich Immer<br />

dIeister; ich habe doch Dinge ausgesprochel1, die mich hinter Schloß ul1d Riegel<br />

bril1gel1 könnten, doch ich wurde nicht unterbrochen, nicht gestört. Ich glaube.<br />

daß ich die Kirchhofsruhe in dem Erzgebirge gebrochen habe, der Schlummer Ist<br />

verscheucht, Vertrauen u. Muth ist zurückgekehrt . ..<br />

Das Erzgebirge habe ich gehörig durchwühlt. Ihr hättet gewiß die größte Freude,<br />

wenn Ihr die Leute beobachtel1 könntet, wie sie jetzt aufgerichtet ul1d ermutuigt<br />

sind ...<br />

Lugau. 17. 12. 69<br />

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Dell1 Aug. Rüdt<br />

15. Volksbank Zürich an Wilhelm Bracke vom 24.12. 1869<br />

Zürich. 24 Deebr. 1869<br />

Herrn W. Bracke Ir. Braunschweig<br />

Im Auftrage u. für Rechl1ung des Herrl1 F. Hilgard il1 hier empfangen Sie anbei<br />

30) Zur Agitation von August Rüdt s .• Volksstaat" Nr.2 vom 5. 1. 1870. über die<br />

Versammlung in Lugau berichtete der • Volksstaat" In Nr.6 vom 19. 1. 1870: .Die<br />

Volksversammlung am 16. Dezember, in welcher Rüdt über die der Arbeiterklasse durch<br />

Verkauf der sächsischen Staatseisenbahnen bevorstehenden Benachtheiligung sprach,<br />

- die erste Versammlung. die hier überhaupt seit der Wahl stattfand - war von Arbeitern,<br />

Werksverwaltem und Polizisten gut besucht.·<br />

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121


Nr. 3067 Rthr. 40. 16. 2. Sicht, Berlin, wofür Sie Genannten a 370 mit<br />

fres. 150.erkennen<br />

uns aber Empfangsanzeige zukommen lassen wollen.<br />

Mit Achtung<br />

Volksbank Zürich<br />

(Name unleserlich)<br />

16. M. Quick an den Braunschweiger Ausschuß:<br />

(Stempel: Vorort der deutschen Arbeitervereine in


Zum Sdduß will ich noch bemerken, daß uns für nachstes Quartal von Engels in<br />

Manchester eine sehr interessante Abhandlung über den Bauernkrieg zum Abdruck<br />

übergeben ist S5). Mit soc. demokr. Gruß<br />

A Bebel<br />

23. F. A. Sorge an Wilhelm Liebknecht vom 25. 3. 1870 36 )<br />

Lieber alter Freundl .•. Einliegend der Secunda Wechsel auf Frege u. Co. für<br />

dreißig Thaler von der .Arbeiter Union" ... Wie steht BebeI? d. h. in der sodalen<br />

Frage? Steht er auf der äußersten Zinne, auf uns e r e r Seite? .. .Ich habe<br />

mich kürzlich mit Heinzen etwas herumgehauen wegen seiner Schimpfereien auf<br />

den Kommunismus . .. Erinnere doch Bakullin daran, daß Douai letztes Jahr<br />

eineH schweren Angriff auf ihn gerichtet. Hälst Du Bakunin für zuverlässig?<br />

•.. Jetzt betreiben wir hier den Anschluß an die I.A.A. um damit später einen<br />

Druck auf den diesjährigen Arbeiterkongreß in Cincinnati auszuüben.<br />

24. Henry Bachruch an Wilhelm Liebknecht 37)<br />

Citoyen,<br />

Les membres de la Commission de propagaHde du 3,eHlt proces de /' Assodatlon<br />

IHternatlonale faisam Imprimer le demier pro ces des Sections parisiennes vous<br />

demandent, Citoyen, de vouloir bien 110US indiquer le nombre de volumes (Pour<br />

1 fr. 50 Cent. franeo), dont vous pourriez avoir le placement dal1s votre groupe.<br />

Veuillez nous envoyer vos demandes le plutat possible et vous organiser po ur<br />

en placer le plus grand nombre afin de donner une grande extension acette<br />

oeuvre de propagande socialiste.<br />

Pour les envois d'argent,<br />

s'adresser au Tresorier<br />

Delahaye<br />

58, rue des Amandiers.<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Pour la commission de propagal1de<br />

Le Correspondent<br />

Henry Bachruch,<br />

13, rue de /'Echiquier.<br />

35) Der. Volksstaat" begann am 2.4. 1870 mit dem Abdruck von Friedrich E ngels,<br />

.Der deutsche Bauernkrieg".<br />

38) Friedrich Albert Sorge, Teilnehmer der Reichsverfassungskampagne in Baden,<br />

emigrierte nach dem Scheitern der Revolution in die USA. Sorge gehörte, vor allem<br />

seit 1872. zu den besonderen Vertrauensleuten von Karl Marx. mit dem er in ständigem<br />

Briefwechsel stand. Nach der Verlegung des Sitzes des Generalrats nach New York<br />

wurde er Generalsekretär der I.A.A. - Auf der Akte ist vermerkt: .In demselben<br />

Packete Nr. 27a finden sich 6 Briefe socialistischen Inhalts von F. A. Sorge in Hoboken<br />

(bei New York) an Liebknecht."<br />

87) Henry Bachruch. der aus Berlin stammte. gehörte zu den aktiven Mitgliedern der<br />

Pariser Sektion der LA.A. In den Auseinandersetzungen der beiden deutschen Arbeiterparteien<br />

hatte er nach dem Baseler Kongreß für die Lassalleaner Partei ergriffen.<br />

Der Titel der angebotenen Broschüre lautet: • Troisieme proces de I'Association<br />

internationale des travailleurs a Paris". Paris 1870.<br />

Auf der Akte findet sich folgende Randbemerkung: .. Unter den in Leipzig beschlagnahmten<br />

Papieren befindet sich ein lithographirter Brief. welcher wörtlich lautet: •<br />

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125


25. Wilhelm liebknecht an Wilhelm Bracke vom 26. 5. 1870.<br />

26./5. 70. 563<br />

Lieber Freund<br />

Auf den Congreß werden Vertreter der demokratiscJ.un Pariser Presse kommen;<br />

idt habe sie eingeladen. ReveiI, Rappel, und Avenir national. Die Marseillaise<br />

Ist leider unterdrückt. Lump Schweitzer will einen Skandal anzetteln 38).<br />

26. F. A. Sorge an Wilhelm Liebknecht vom 29.6.1870.<br />

Dein W. Liebknecht<br />

Laß Dich doch als Delegaten der I.A.A. nach Cinclnnatl senden 39). Das wäre ein<br />

Fest für mich! Wir haben dem Generalrath fort und fort die Sendung eines<br />

DeI[ egaten] empfohlen.<br />

Vom Ausbruch des deutsch-französischen Krieges bis zur Verhaftung von Bebel<br />

und Liebknecht.<br />

Der unerwartete Ausbruch des deutsch-französischen Krieges steIlte die<br />

Sozialisten in Deutsdliand und Frankreich vor eine Bewährungsprobe. auf die<br />

sie in keiner Weise vorbereitet waren. In beiden Ländern protestierten die Sektionen<br />

der Internationale und die Teilnehmer zahlreicher Arbeiterversammlungen<br />

gegen den Krieg, ohne den Ablauf der Ereignisse ernsthaft beeinflussen zu<br />

können. Im .. Gesetzgebenden Körper" Frankreichs verweigerten zwar 1; oppositioneIIe<br />

Deputierte die Kriegskredite. im Norddeutschen Reichstag enthielten<br />

sich dagegen nur zwei Abgeordnete der SDAP. Bebel und Liebknecht. der<br />

Stimme. In ihrer Motivierung wandten sie sich gegen jeden dynastischen Krieg.<br />

Sie könnten die Kriegskredite nicht bewilligen. erklärten sie ... weil dies ein<br />

Vertrauensvotum für die preußische Regierung wäre. die durch ihr Vorgehen im<br />

Jahre 1866 den gegenwärtigen Krieg vorbereitet hat" ... Ebensowenig können<br />

wir". fuhren sie fort ... die geforderten Geldmittel verweigern. denn es könnte<br />

38) Auf der Nachmittagssitzung des Parteitags am 7.6. gab liebknecht bekannt •<br />

• daß die französische demokratische Presse bei unserem Congreß durch die Bürger<br />

Vaillant (vom .Rappel·). Mitglied der Internationalen Arbeiter-Assoziation. und la<br />

Rigaudiere (vom 'Siecle' und 'Phare de la loire') vertreten sei und damit einen neuen<br />

Beweis geliefert habe. daß der sogenannte ,Nationalhaß' für ,die Demokratie nur noch<br />

Chimäre sei". - Zu Beginn des Parteitags kam es zu schweren Zusammenstößen mit Anhängern<br />

von 1. B. von Schweitzer. Der Parteitag reagierte mit der Erklärung, .daß das<br />

heutige Gebahren der Schweitzerianer ein durch und durch verachtungswürdiges sei".<br />

39) Der Kongreß der National labour Union in Cincinnati beschloß seine .übereinstimmung<br />

mit den Prinzipien der Internationalen Arbeiterassoziation" . Der angekündigte<br />

Beitritt unterblieb jedoch infolge der Krise, in die die amerikanische Gewerkschaftsbewegung<br />

1871/72 geriet.<br />

126<br />

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dies als BilIigung der frevelhaften und verbrecherischen Politik Bonapartes aufgefaßt<br />

werden ... " 40)<br />

Bebe! und Liebknedlt setzten sich mit dieser Erklärung nicht aIlein in<br />

Widerspruch zu der öffentlichen Meinung des deutschen Volkes, das von einem<br />

Taumel nationaler Begeisterung erfaßt war, sondern auch zu einem Teil der<br />

eigenen Partei, vor allem zu den führenden Mitgliedern des Braunschweiger<br />

Ausschusses, die sich auf einer Volksversammlung am 16. Juli für die Verteidigung<br />

des Vaterlandes ausgesprochen hatten. "Die Versammlung erklärt", heißt<br />

es in der Braunsdtweiger Resolution, "daß sie Gegnerin aller Kriege, ganz insbesondere<br />

der dynastisdten Kriege ist. Deshalb haben die Pariser Arbeiter, die<br />

sidt so energisch gegen den jetzt angezettelten Krieg ausgesprodten, ihre voIle<br />

Sympathie ... " "Sie kann jedodt nicht umhin", heißt es ein wenig weiter, "auf<br />

einen gewichtigen Unterschied in der augenblicklidten Lage des französisdten<br />

und des deutschen Volkes hinzuweisen. Napoleon und die Majorität der sogenannten<br />

Vertreter des französisdten Volkes sind die frivolen Friedensbredter<br />

und Ruhestörer Europas; ihnen entgegenzutreten, ist die erste Pflidtt. Die<br />

deutsdte Nation dagegen ist die besdtimpfte, die angegriffene. Daher muß,<br />

wenn audt mit Bedauern, die Versammlung den Verteidigungskrieg als notwendiges<br />

Übel anerkennen ... " "Möge", heißt es zum Sdtluß, "audt für die deutsdte<br />

Nation bald der Augenblick kommen. wo sie im wahren Volksstaat freiheit­<br />

!idt geeinigt, den Bruderbund mit der französisdten besiegeln kann." 41) Auf<br />

Bebeis und Liebknedtts Verhalten im Reidtstag reagierten Bracke und Spier in<br />

äußerster Erregung. "Furdttbare Schädigung der Partei", telegraphierten sie an<br />

den Vorsitzenden der Kontrollkommission August Geib. "Liebknecht fügen oder<br />

absetzen!" Drei Tage nadt der Abstimmung im Reidtstag erließ der Aussdtuß<br />

einen Aufruf an die Partei. in dem er sich unmißverständlich von den Abgeordneten<br />

distanzierte. "So lange ein böser Geist die Soldaten Frankreidts an<br />

Napoleons Fersen heftet und unsere deutsdten Marken mit Krieg und Verwüstung<br />

bedroht", heißt es darin, "werden wir mit aller Entsdtiedenheit die Unantastbarkeit<br />

des deutsdten Bodens gegen napoleonisdte und jede andere Willkür<br />

vertheidigen helfen. Auch das Streben des deutschen Volkes nadt nationaler<br />

Einigung ist beredttigt ... " Man dürfe jedodt nie vergessen, "daß unsere französisdten<br />

Nachbarn, daß alle Völker der Erde unsere Brüder sind ... Und wenn<br />

audt jetzt, von unserm Segen und unsern Wünschen begleitet, die deutsdten<br />

Krieger hinausziehen müssen zum Kampf gegen die Söldner,dtaaren des französisdten<br />

Kaisers, so darf dennodt nie der Haß unser Herz erfüIlen gegen die<br />

französisdten Arbeiter, gegen die französische Nation ... u 42)<br />

10) Beb e I, Aus meinem Leben. Teil 2, S. 179: B ra c k e, Der Braunschweiger<br />

Ausschuß ... S. 1 f.; Karl Kau t s k y , Sozialisten und Krieg. Ein Beitrag zur Ideengeschichte<br />

des Sozialismus von den Hussiten bis zum Völkerbund. Pr ag 1937, S. ISS H.<br />

U) Karl Kau t s k y. a. a. O. S.190.<br />

02) B r a c k e , Der Braunschweiger Ausschuß ... S. 3 f.<br />

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127


.<br />

In den letzten Julitagen und im August schien die Einheit der Partei ernsthaft<br />

gefährdet. Bracke drohte, alle Ämter niederzulegen, Bebel erklärte, bei<br />

Maßregelung Liebknechts die Mitarbeit am "Volksstaat" einzustellen, und<br />

Liebknecht selbst spielte mit dem Gedanken, in der Republik jenseits des Atlantik<br />

eine neue Heimat zu suchen.<br />

Um die Einheit der Partei zu retten, wandte sich der Ausschuß an Karl Marx,<br />

der den Brief der Braunschweiger nach Manchester weiterleitete. Engels, der den<br />

raschen Zusammenbruch des Bonapartismus und die WaHenerfolge der Deutschen<br />

mit Begeisterung verfolgt hatte, entwarf darauf eine Art Aktionsprogramm, das<br />

er Marx am 15. August übersandte. "Icll meine, die Leute können", heißt es<br />

darin, ,,1. sich der nationalen Bewegung anschließen ... soweit und solange<br />

sie sich auf Verteidigung Deutschlands beschränkt ... 2. den Unterschied<br />

zwischen den deutsch-nationalen Interessen und den dynastisch-preußisdlen<br />

dabei betonen, 3. jeder Annexation von Elsaß und Lothringen entgegenwirken.<br />

•• 4. sobald in Paris eine republikanische, nicht chauvinistisdle Regierung<br />

am Ruder, auf ehrenvollen Frieden mit ihr hinwirken, 5. die Einheit der<br />

Interessen der deutschen ,und französischen Arbeiter, die den Krieg nicht gebilligt<br />

und die sich auch nicht bekriegen, fortwährend hervorheben." "Mir scheint<br />

der Kasus so zu liegen", faßte Engels seine Stellung zusammen: "Deutschland<br />

ist durch Badinguet 48) in einen Krieg um die nationale Existenz hineingeritten.<br />

Unterliegt es gegen Badinguet, so ist der Bonapartismus auf Jahre befestigt<br />

und Deutschland auf Jahre, vielleicht auf Generationen, kaputt. Von<br />

einer selbständigen deutschen Arbeiterbewegung ist dann auch keine Rede mehr .<br />

. . . Siegt Deutschland, so ist der französische Bonapartismus jedenfalls kaputt,<br />

der ewige Krakeel wegen Herstellung der deutschen Einheit endlich beseitigt,<br />

die deutschen Arbeiter können sich auf ganz anders nationalem Maßstab als<br />

bisher organisieren ..• " Keine Partei könne unter diesen Umständen "allerhand<br />

Nebenrücksichten über die Hauptrücksicht" stellen, wie dies Liebknerut<br />

mit seiner "Obstruktion" getan habe 44). Marx stimmte Engels am 17. August<br />

zu; die Vorschläge, erklärte er, entspräruen ganz der Antwort, "die ich mir im<br />

Kopf bereits zurerutgemacht". "In meinem ausführlichen Antwortschreiben an<br />

das Braunschweiger Komitee", berichtete er Engels am 2. September, habe er<br />

sich von Liebknechts Standpunkt distanziert. "Von Braunschweig Antwort erhalten",<br />

meldete er am 6. September, "daß sie genau meinen Instruktionen nach<br />

agitieren werden.· 45)<br />

13) Spitzname Kaiser Napoleons 111.<br />

") Friedrich Engels an Karl Marx vom 15.8.1870. In dem gleichen Brief schrieb<br />

Engels u. a.: _Inwieweit der sicher sehr schwache Bracke sich persönlich in nationale<br />

Begeisterung hat fortreißen lassen, weiß ich llicht, und da ich in 14 Tagen höcr.stens<br />

eine No. vom Volksstaat erhalte, kann ich auch den Ausschuß in dieser Beziehung nicht<br />

beurteilen, außer nach Bonhorsts Brief an Wilhelm [LiebknechtJ, der im ganzen cool ist,<br />

aber theoretische Unsicherheit verrät."<br />

'6) Karl Marx an Friedrich Engels vom 17. 8., 2.9. und 6.9.1870.<br />

128<br />

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In Deutschland, wo die Sorge vor der napoleonischen Aggression verflogen<br />

war, hatte die Spannung zwischen dem Braunschweiger Ausschuß und den leipzigern<br />

spürbar nachgelassen. "Apropos", schrieb Liebknecht am 1. September<br />

nach Braunschweig, "Ihr begreift jetzt, daß die Preußischen Siege uns eine<br />

scheußliche Reaktion bringen werden? So sind. wir also einig." 46)<br />

Nach dem 2. und 4. September war der Konflikt innerhalb der deutschen<br />

Sozialdemokratie gegenstandslos geworden. Am 5. September erklärte sich der<br />

Braunschweiger Ausschuß im Sinne von Marx und Engels gegen jede Annexion<br />

und für einen schnellen, ehrenvollen Frieden mit der französischen Republik.<br />

Wenige Tage später wurde das Manifest besdllagnahmt, der Ausschuß nach<br />

lötzen überführt .<br />

• Was diese Preußen für unverbesserliche Esel sindt" schrieb Engels wenige<br />

Tage später an Marx. "Haben sie den ganzen unglücklichen sozialdemokratischen<br />

Ausschuß in Braunschweig und sogar den Drucker der wohlmeinenden und wahrhaftig<br />

noch zahmen Proklamation auf Befehl Vogel von Falkensteins arretiert<br />

und geschlossen nach lötzen in Ostpreußen abgeführt ... ". "Man sieht", fuhr<br />

er fort, " .. wie die bloße Phrase der Republik diese Jammerseelen erschreckt und<br />

wie unbehaglich sich die offizielle Welt ohne Staatsgefangne fühlt." "Diesmal",<br />

erwiderte ihm Marx, "beginnt die Demagogenhetze vor Ende des Kriegs und<br />

gegen die Arbeiter, statt die windigen Studenten von Anno Tuback. Es ist sehr<br />

gut, daß die Preußen sich zeigen, wie sie sind, und schon vor Abschluß des<br />

Friedens alle möglichen Illusionen in der Arbeiterklasse zerstören. Auch kann<br />

die Arbeiterklasse nur durch direkte Staatsverfolgung ins Feuer getrieben<br />

werden. " 47)<br />

Die nachstehenden Briefe und Brieffragmente zeigen deutlich, wie realistisch<br />

Marx die lage beurteilt hatte. Durch die Wende von Sedan und die Verfolgungen<br />

wurde die Einheit der Partei erneuert, das Werk von Eisenach gerettet. Die<br />

Vision einer nationalen Einigung im freiheitlichen Volksstaat war verflogen. 48)<br />

10) Wilhelm liebknedtt an Wilhelm Bracke vom 1. 9. 1870. Das Original befindet<br />

sidt im JlSG Amsterdam.<br />

17) Engels an Marx vom 13. 9. und Marx an Engels vom 14.9.1870. Am 10.9. hatte<br />

sich Marx bei Engels über die ausführliche und indiskrete Zitierung seines Briefes im<br />

Braunschweiger Manifest beklagt. Engels erwiderte darauf am 12.9.1870: .Unsre<br />

Freunde drüben - in Deutschland wie in Frankreich - überbieten sidt allerdings gegenseitig<br />

in politisdter Geschicklichkeit. Diese Esel in Braunschweig ( Sie waren bange, Du<br />

würdest es ihnen übelnehmen, wenn sie die ihnen gegebenen Gesichtspunkte verarbeiteten,<br />

und so gaben sie' s wörtlich. Eigentlich unangenehm ist indes nur die Stelle von der<br />

Verlegung des Schwerpunkts [der kontinentalen Arbeiterbewegung von Frankreich nach<br />

Deutschland]. Das zu drucken übertrifft alles an Taktlosigkeit. Indes ist zu hoffen, daß<br />

die Pariser jetzt was andres zu tun haben, als sich dem Studium dieses Manifests zu<br />

widmen, namentlich, da sie kein Deutsch verstehn."<br />

I") Beb e I, Aus meinem leben, Teil 2, S. 183 f.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

129


Anders als das liberale Bürgertum, das den nationalen Traum von Generationen<br />

verwirklicht sah, erlebte die sozialistische Vorhut der deutschen Arbeiterschaft<br />

das Werden des neuen Reiches in den Zellen und Kasematten des preußischen<br />

Staates. Der Weg war beschritten, der über die Tessendorf-Ära zum lahre 1878<br />

führte.<br />

28. Der Braunschweiger Ausschuß an Wilhelm Liebknecht vom 17.7.1870<br />

Entwurf 49)<br />

Nidlt zum Abdruck, sondern nur qua s I als R leu t s cu nur für R e -<br />

dactlonl<br />

Parteigenossen I<br />

Wir fordern (EudI) die Vertrauel1smänner dringend auf, allerwärts große Volksversammlungen<br />

zu berufen ul1d bel Gelegel1heit derselben die auf der braunsdlweiger<br />

Volksversammlung angenommene Resolution audl zur Al1nahme zu<br />

(cmpfeulel1) bringen 50).<br />

Parteigenossel1l Wir ntüssen der Welt zeigen, daß unsere Bewegung (nur) gegen<br />

alle und tede brutale Anmaßul1g des Cäsarisfl1us gerfdltet ist, - daß wir uns von<br />

diesem nidlt me/Ir blindlings verhetzen lassen, sOl1dem treu ul1d fest an dem<br />

Gedal1ken der Verbrüderung der Völker durdl das Mittel der Freiueit festhalten.<br />

Mögen (die) bezahlte Lounsdlreiber drübel1 oder hüben Krieg und Verderben<br />

predigen 51), - wir bleiben ruhig und halten unverrükt ul1ser Ziel im Auge.<br />

Nidlts kann uns betäuben, nidlts (uns die) den verklommnen Välkerhader,<br />

wieder von Neuem anfadlen. Wahren wir vor Allem hier den ueiligen Gedanken<br />

der Internationalität.<br />

Braul1scUweig-Wolfenbüttel<br />

den 17. July 1870<br />

Der AusscUuß der SocialdemokratiscUeJ1<br />

Arbeiterpartei Deutsdllal1ds.<br />

Nachschrift: Wir erwarten von dem ehrlicUen Streben der (scUweizer) Bevollmädltigtel1<br />

des A.D.A.V., daß sie in gleicUer Weise wie unsere Vertrauensmänner<br />

aucU Volksversal11mlungen berufen und diese Resolutiol1 zur Al1naume<br />

bringen werden.<br />

49) Der Aufruf stammte von Leonhard von Bonhorst. S. den folgenden Brief.<br />

00) Die Resolution der Braunschweiger Volksversammlung vom 16. Juli 1870.<br />

51) Bonhorst formuliert hier ähnlich wie die Pariser Sektion der I.A.A., in deren<br />

Aufruf es u. a. heißt: ,,1m Namen des Friedens, hört nidtt die Stimme der bezahlten<br />

oder servilen Federn, die Euch über den wahren Geist Frankreichs zu täuschen suchen.<br />

Bleibt taub bei den unsinnigen ProvokatIonen, denn Krieg zwischen uns würde Bruderkrieg<br />

sein •..•<br />

Zit. nach Kautsky, Sozialisten und Krieg, S. 208.<br />

130<br />

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29. Der Braunschweiger Ausschuß an WilheLn Liebknecht vom 20.7.1870 52)<br />

Lieber Freundl<br />

20/770. 80.<br />

Die von Dir heute angeführte Veröffentlid1Ung des Aufrufes, (welchen Ich aufgesetzt<br />

habe, - (kann) worin die Parteigenossen aufgefordert werden, die<br />

braunschweiger Resolution anzU/1ehmen) darf k ein e s weg s s tat t f I n -<br />

den, - weil wir die Sache in der Weise (per Clreular) zur Kenntniß der<br />

Parteigenossen gebracht haben, daß wo das (Verhältniß) Bedürfniß vorlag, die<br />

betr. Vers[ammlungen] so wie so abgehalten werden.<br />

In ganz kurzer Zeit erhälst Du ein kleines Expose von unserer Seite. Nur heute<br />

so viel, daß auf Beschluß des AussdlUsses der gesammte Bericht über die hiesige<br />

Volksvers[ammlung] ol,ne Wiederrede In der nächsten Sonnabends-Nummer zU<br />

erscheinen hat 53);<br />

daß der Ausschuß eine Rüge darüber beschlossen hat, daß dieser Berieltt nicht<br />

schon in der heutigen Nummer erschien, während doelt die Zukunft 54) denselben<br />

sogar vollständig gebracht hat;<br />

daß der Ausseltuß Dir überhaupt sehr ernstlielt empfiehlt in dieser kritischen Zeit<br />

mit größter Ruhe und BesoJ1I1enueit zu verfahren;<br />

daß der Ausschuß in dieser Hinsicht das drohende Vorgehen zu Gunsten der<br />

partleularistischen sächsischen (Volks) Zeitung, welches die ganze Partei in den<br />

Geruch der Parteinahme für Partleularisten, Ultramontane ete. bringen kann,<br />

entschieden mißbilligt 55);<br />

daß es den Ausschuß auch unangeneum berührt hat, daß In der Aufnahme von<br />

Gerichtsverhandlungen (Dittmar) solch derbe Schnitzer gemacht wurden, daß<br />

unser Parteigenosse Freitag eine derartige Berichtigung veröffentlichen mußte .56).<br />

52) Der Brief wurde bereits in Georg Eck e r t, Unveröffentlidlte Bracke-Briefe,<br />

S. 20 nach einer Im I1SG Amsterdam befindlichen Copie veröffentlicht. Die beiden Fassungen<br />

sind nicht völlig identisch, vermutlich ist der Brief wiederholt umgeschrieben<br />

worden.<br />

153) Der Aufruf erschien in • Volksstaat ft<br />

Nr. 61 vom 30. 7. 1870.<br />

114) Das Organ der Berliner Demokraten um Guido Weiß.<br />

55) Liebknecht erwiderte darauf am 26.7.1870: .Ihr habt mich gerüffelt wegen<br />

der Notiz über die ,Sächsische Zeitung'. Diese Notiz war lediglich gegen die Nationalliberalen<br />

gerichtet und ist vollständig von Euch mißverstanden worden. Eine derartige<br />

Brutalität muß gerügt werden, auch wenn sie einen Gegner betrifft." Hochverratsprozeß<br />

S. 197.<br />

58) Der. Volksstaat", der in der Nt. 55 vom 9.7.1870 über den Prozeß berichtet<br />

hatte, mußte in der Nr. 58 vom 20.7.1870 eine Berichtigung des Verteidigers von Dittrnar,<br />

des bekannten sozialdemokratischen Rechtsanwalts Freytag, veröffentlichen. Siehe<br />

hierzu auch Liebknecht an Bracke und Bonhorst vom 26. 7. 1870. Liebknecht verteidigt<br />

sein Verhalten und schreibt u. a.: • Wir haben keinen Grund, die hiesigen Richter, die<br />

im Ganzen anständig sind, zu erbittern." Hochverratsprozeß S. 197.<br />

9'<br />

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131


Daß für die zukünftige Haltung der Redaetion in Sadten der Kriegsfrage die<br />

braunsdtweiger Verhandlungen und Besdtlüsse maßgebend sein sollen 57),<br />

- Im Uebr/gen grüßen wir Didl freundsdlaftlidl.<br />

Der Aussdtuß:<br />

Spier, Gralle, Bracke, Kühn, BonMorst.<br />

30. Telegramm Wilhelm Bracke - Samud Spier an August Geib vom 22. 7. 1870<br />

Braunsdlweig, 22. 7. 1870<br />

Geib. Hamburg. Rödingsmarkt<br />

Liebknedlts Auftreten Organ Reidlstag furdltbare Sdliidigung Partei energlsdles<br />

Handeln nothwendig. Liebknedit fügen oder absetzen. Ladendorf brieflich vollständig<br />

uns einverstanden. Berufe heute Abend Controlleommission Morgen<br />

Abend Du notMwendig hier Aussdluß. Sonntag Du Spier Bracke Leipzig Drahtantwort.<br />

Spier. Bracke.<br />

31. Ph. Zollinger an Leonhard von Bonhorst [1) vom 25.7.1870<br />

Frankfurt, den 25. Juli 70. 745<br />

Werther Freund!<br />

Idl benachrichtige Didl hiermit, daß das erstinstanzlidle Urtheil, 8 Tage und die<br />

Kosten, bestätigt Ist, und ich In Frankfurt heute einrücken muß, daß heißt In ein<br />

Preußisches Hotel - wo eonfortable Einrichtung herrscht. Die guten Leute eilen<br />

sich, nachdem sie midt 9 Monate herumgeführt, jetzt sind sie natürllchst bedadlt<br />

auf meine Sidlerung, vielleidlt vor dem Feind, der die Grenze bedroht; dodl<br />

Geduld wir überwinden Alles getreu dem Prineip, dem wir huldigen, das wir<br />

verfechten zu jeder Zeit, als Social Republikaner Im tiefsten Herzen den Groll<br />

und Zorn tragend, den, von dem idl wünsdle, daß er mehr und mehr die Herzen<br />

der geknechteten Brüder aller Nationen erfasste. Ich freue mich, Ihr seid auf<br />

dem Platze. Ihr haltet Wacht. Grüße mir den lieben Öhlers [wohl EhlersJ, Bracke<br />

und alle Parteigenossen herzlich mit ganzer Hochadltung<br />

Dein Freund<br />

Ph. Zollinger<br />

67) Liebknecht verteidigte sich in seinem Antwortschreiben u. a. mit folgenden Argumenten:<br />

.Der dritte Punkt - betreffend die Stellung zur preußischen Regierung, in<br />

dem jetzigen furor teutonicus - findet uns dagegen uneinig, weil unsere Parteimitglieder<br />

in Nord- und Süddeutschbnd. je nach ihrem Wohn- und Aufenthaltsort. unter<br />

dem Einfluß der lokalstimmung, die Frage verschieden auffassen. Es ist sehr schwer,<br />

sich dieser Lokalstimmung in Zeiten der Aufregung. wie der jetzigen. zu entziehen.<br />

Und ich nehme Euch Euren patriotischen Eifer deshalb nicht allzuübel. Aber seid auch<br />

Eurerseits tolerant. Wenn Ihr mit Bebel's und meinem Verhalten auf dem Reichstage nicht<br />

einverstanden seid, so muß dieser Zwist jetzt um jeden Preis beigelegt, oder wenigstens<br />

ein offener Ausbruch vermied.!n werden. Es darf in einem Moment, wie dem jetzigen,<br />

in der Partei nichts vorkommen, was wie Uneinigkeit aussähe, und ich beschwöre Euch,<br />

alles zu unterlassen, was die Differenzen verschärfen könnte." Hochverratsprozeß S. 197.<br />

132<br />

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Idl dädlte. wenn unsere Partei Einfluß behalten und gewinnen will. hätte sie sich<br />

niemals in den Sdlmollwinkel zurückzuziehen. sondern stets Jede Tagesfrage in<br />

ihrem Sinne zu behandeln und in die Hand zu nehmen. Kein Augenblick war<br />

günstiger als der jetzige. Mit unserer ganzen Eigenthümlichkeit die nationale<br />

Seite des Krieges aufgegriffen. hätte uns die Herzen erobert. die Herzen des<br />

Volkes. Beb e I und Li e b k n e c h t haben sie uns entfremdet. Fährt Liebknedlt<br />

in dieser Weise fort. so haben wir am El1de des Krieges nodl ein Dutzend<br />

eingefleisdlter Socialrepublikaner und eine Anzahl Sachsen. die ihres Par t i -<br />

c u I a r i 5 fU U S wegen die i n t ern a t ion ale. fe rn liegende Idee weit<br />

lieber haben. als die naheliegende. ihnen aber von 1866 her ihres sdlwarz-weißen<br />

Gewandes wegen widerlich gewordene n a t Ion ale.<br />

Wahrlidl. Geib. es sieht schlimm aus mit der Partei. Alles. was wir in diesen<br />

Wirren hätten erobern können. fällt Anderen zu. Es fehlt nur nodl. daß man es<br />

betr. Orts versteht. die Arbeiter mit socialistisd1en Concessionen zu hänseln.<br />

- die Noth des Augenblicks madlt Vieles 11iöglidl. - um unsere Existenz geradezu<br />

zu vernidlten.<br />

Statt Vertrauensvoten in unserem Hirne zu tragen. haben wir uns bemüht. den<br />

Fehler wieder gut zu madlen. Daher unser in der Sonnabends-Nummer ersdlienener<br />

Auf ruf (vom 24. Juli 1870). Er geht gerade durdl. Liebknedlt aber<br />

haben wir gesd1rieben. daß. falls er nicht in unserem Sinne künftig das Blatt redigirt.<br />

audl die Controle-Commission ihn nicht dazu zwingt, wir - wenigstens Spier<br />

und ich - unsere Aemter niederlegen, da wir an dem Untergange der Partei nidlt<br />

mit schuld sein wollen. Dalur die Energie, welche wir Lfebkl1echt gegenüber zur<br />

Sdlau getragen und die ihn zu so dummen Befürd1tungen veranlaßte. Der Aufr/4<br />

wird ihn kurirt haben.<br />

E! Ist doch auch endlich an der Zeit, Stellung zu nehmen zu der n a t ion ale n<br />

Sache und damit uns Einfluß zu gewinnen. Die re I n e N e ga t ion Ist I n<br />

so wichtigen Dingen der Todl<br />

Freundsdlaftlichen Gruß I Dein<br />

Bracke.<br />

H. Leonhard von Bonharst an Wilhe1m Liebknecht vom 31. 7. 1870<br />

Braunsdlweig den 31. 7. 70. 102.<br />

Lieber Freundl<br />

Anbei nodl eine Epistel von Walster 59). Du wirst erkennen, daß der Mann<br />

voll s t ä n d / g Redlt hat und daß demgemäß der beste Ausweg in beifolgender<br />

Veräffentlidlung zu (inden sein wird.<br />

69) Der. Volksstaat" brachte daraufhin am 3. August (Nr.62) folgende .Erklärung<br />

über das Kongreß-Protokoll": .Nachdem die Parteigenossen in den Kongreß-Protokollen<br />

gelesen. daß ich zu wiederholten Malen vom Stuttgarter Kongreß zum Revisor der<br />

Protokolle erwählt worden bin. könnten sie leicht zu der Ansicht kommen. als sei ich an<br />

134<br />

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land die Kaiser-Posse erleben müssen, dann ziehe Ich mich auf einige Jahre nach<br />

England oder Amerlca zurück. Den Blödsinn kann Ich nicht mit ansehen . ..<br />

Herzliche Grüße<br />

W.L.<br />

35. Wilhelm Bracke an August Geib vom 1. 9. 1870 61 )<br />

Braunschwelg, 1. Septbr. 1870.<br />

Lieber Geibl<br />

... Mit der Pariser Revolution Ist es allerdll1gs Essig. wie mIt Jeder größeren<br />

InitIative seitens der Partei. Lelderl Es ist der schlimmste Fehler Liebknecl!t's,<br />

sich in den colossalen optimistischen Träumen zu wiegen, dIe der Bedeutung des<br />

Blattes und der ParteI sehr schädlich sll1d ... 62)<br />

Wenn die .Kaiserposse" losgeht, will Liebknecl!t nacl! England oder Amerika,<br />

wogegen wir Ihm begrelflicl! gemacl!t habel1, daß dann Jeder von uns erst recht<br />

auf dem Posten zu stehen habe. Das Ist die Folge der rosenfarbenen Phantasieen,<br />

deren Verschwinden dann nlcl!t ertragen werden kann. Wie ich zu meiner Freude<br />

sehe, habt Ihr Ja nun in Wal1dsbeck in unserem Sinne resolutionlrt 63). Es wird<br />

fetzt aber nöthlg werden, daß die Partei, also vor AIlem der Ausschuß, sich gegen<br />

die Annexlol1swuth. gegel1 die Franzosel1hetze und gegel1 del1 l1atlonalel1 Größenschwil1del<br />

erklärt. Der Krieg scheint auf deutscl!er Seite mit denselbel1 Hintergedanken<br />

geführt zu werden, mit del1en Napoleon Ihl1 begonnel1 hat. Da g egen<br />

müssen wir uns erklären.<br />

Wenl1 der Aus sc h u ß so vorgeht, der gezeigt hat, daß er für nationale Fragen<br />

keine bloße Abweisung, sondeni Verständniß besitzt, so wird das zlehel1. Llebknecht<br />

und Bebel haben sich leider des Ell1flusses begeben, der ihnen gebürt. Ein<br />

Gutes hat Indessen auch t h r Auftreten, nämlich daß die Schwe!tzerlaner dem<br />

Wüthen ihres Meisters gegenüber .pour le rol de prusse" auf uns e r e r Seite<br />

die Prlncipientreue sehen. Denn das kann man ihnel1 (Bebel und LIebknecht)<br />

nicht abstreiten; nur verdammt unpraktisch sind sie vorgegangen und haben<br />

el) Der Brief wird nach dem von Staatsanwalt Koch veröffentlichten Prozeßbericht<br />

zitiert. S. Anm. 10. a. a. O. S. 44. S. auch Bracke. Der Braunschweiger Ausschuß •.•<br />

S. 142 f.<br />

e2) Liebknecht hatte bei Kriegsausbruch erklärt: .,Die französische Demokratie ist<br />

sich ihrer Stellung zu Bonaparte so klar bewußt. daß ihr dessen Niederlage das Signal<br />

zu einer Revolution, zur Verkündung der Republik sein wird. Aus diesen Tatsachen<br />

ergibt sich: unser Interesse erheischt die Vernichtung Bonapartes; unser Interesse steht<br />

in Harmonie mit dem Interesse des französischen Volkes. ft Zit. nach H. Lau f e n be r g,<br />

Geschichte der Arbeiterbewegung in Hamburg. Altona und Umgegend. 1. Bd. Hamburg<br />

1911, (s. auch folg. Anm.) S.437.<br />

e3) .Am 21. August fand in Wandsbek unter dem Vorsitz des Eisenachers Siedentopf<br />

eine Volksversammlung statt. die für Frankreich die Republik und für Deutschland<br />

eine freiheitliche Gestaltung der Verhältnisse forderte.· H. Lau f e n b erg. a. a. O.<br />

1. Bd.. S. 440.<br />

136<br />

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vergessen, daß die Prine/pien der Partei die Theilnahme an den n a t ton ale n<br />

Dingen n t c h t ausscJdießen, sondern daß ihre Verwirklichung die Berücksichtigung<br />

derselben entschieden erheischt. Wir werden UI1S finden. So viel Ist aber<br />

gewiß, daß, wenn der Ausschuß die Ver a n t w 0 r tun g I ü r die Haltun<br />

g des B I a t t es hat, sich der Redacteur fügen muß. Sonst ist unsere<br />

Organisation Unsinn.<br />

Der Streit mit Liebknecht über die S ach e wird durch die Ereignisse bald und<br />

sicher zu unseren Gunsten entschieden seil1; der Streit aber über die Stellul1g und<br />

V crantwortllchkeit des Ausschusses UiUß erledigt werden, SOl1st spiele ich nicht<br />

"Hehr mit. Wenn Liebknecht sich dem Beschlusse des Ausschusses l1icht lügen will,<br />

so wird er es immer dem Ausschusse event. der Controle-Commission überlassen,<br />

es zum Bruche zu treiben, was die Partei gegen den Ausschuß empören wird.<br />

Letzterem bleibt dann weiter nichts übrig, als sich unter LIebknecht zu beugen<br />

und vor dem Congresse auch I10ch die VeraJ1twortung für Liebkl1echt' s Haltul1g<br />

zu haben. Das ist Nichts. Entweder wir hab e n die Verantwortung und stehen<br />

übe r der Redaction, dann muß sich diese fügen bei Streitigkeiten, vorausgesetzt,<br />

daß die Controle-Commtsslon nicht zu Gunsten der Redaction entscheidet. Im<br />

letzteren Falle hat der Aussd1uß abzutreten. Oder aber, L leb k n e c h t<br />

braucht sich I1lcht zu fügen, dann muß man aber<br />

uns e r e Ver las s u n g ä n der n, In welchem letzteren Falle ich für<br />

Ausschußposten dal1ke. Dan n h' a ben wir die Mon are h I e L leb -<br />

k n e eh t und der Aus s c h u ß b e s t e h tau s " S t roh pup p e n • 64).<br />

Wir haben es nicht zum Bruche getrieben, der Partei wegen, aber ausgetragen<br />

werden muß dieser Streit.<br />

Nun freundlichen Gruß von<br />

Deinem<br />

W. Bracke.<br />

36. Franz Louis Endtmann 65) an Wilhelm Bracke vom 2. 9. 1870<br />

Lununau 2. Septbr. 70<br />

Herrn W. Bracke in Braul1schweig .<br />

. . . Das ist nun einmal so. Die Fürsten stellen die Kriege an und das Volk muß<br />

die Soldaten und audi noch das Geld zu Mordinstrumenten liefern und obendrein<br />

noch die verwundeten Soldaten und die hinterlassenen Familien unterstützen;<br />

nun das ist für dcn Augenblick nicht zu ändern; vielleicht ändert das die nächste<br />

Zukunft I ...<br />

Mit soe/a/demokratischem Gruß<br />

Franz Louis Endtmann<br />

84) J. B. von Schweitzer hatte die ehem. Lassalleaner in Braunschweig-Wolfenbüttel<br />

im Oktober 1869 als .Strohpuppen" von Bebel und Liebknecht verspottet.<br />

8G) Franz Louis Endtmann war Vorsitzender des Arbeitervereins N Vorwärts· in Lunzenau.<br />

S .• Volksstaat" Nr.20 und 73 vom 9.3. und 11.9.1870.<br />

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137


37. Leonhard von Bonhorst an Wilhelm Liebknecht vom 3.9. 1870<br />

Braunseltweig den 3/9 70. 98.<br />

Lieber Freundl<br />

Du Irrst unendllelt, wenn Du glaubst, wir kommen e ben erst auf den Boden der<br />

Anseltauung, welelten Ihr In Voraussetzung der hereinbreeltenden Reactlon<br />

( und bIo s i n die s er) seltOI1 lange elnne/lmt 66).<br />

Glaube nieltt, daß wir dieß nleltt auelt eingesehen hätten. Ferner muß ielt Dir bemerken,<br />

daß Dein nEkel vor der Kaiserposse" 67) durdlaus eben so wenig Grul1d<br />

zum" Verduften" gibt. Die Aufgabe eines äeltten Demokraten besteht eben nun<br />

einfaelt tm Ausharren, wenn auelt mit "Ekel".<br />

Morgen seltlken wir einen Aufruf an Dielt ab, der / e den fall s In das<br />

nädlste Blatt muß. Derselbe wird groß und Du mußt Didl/edenfalls darauf elnrleltten<br />

68).<br />

Wir haben eben einen langen Brief von Marx erhalten, auf dem der Aufruf<br />

bastrt. Den Brief erhälst Du mit.<br />

Wie Immer<br />

Detn Bonhorst<br />

38. H.lmhof an Leonhard von Bonhorst vom 9. 9. 1870<br />

Erfurt den 9. 9. 70.<br />

Lieber Bonhorst I<br />

... Es vergeht fast keine Wodle, wo lelt nldlt auf die Polizei vorgeladen werde<br />

und letzt durdl die Republik Frankre/dls wollen sie mit aller Gewalt wissen, wie<br />

wir zusammenhängen mit der Internationalen, führe sie aber immer durdl meine<br />

Aussagen aufs Glatteis . ..<br />

H. Imhof 69)<br />

ee) Liebknecht hatte am 1. 9. 1870 nach Braunschweig geschrieben: "Apropos -<br />

Ihr begreift jetzt. daß die Preußischen Siege uns eine scheußliche Reaktion bringen<br />

werden7 So sind wir also einig. - Das Original befindet sich im IlSG Amsterdam.<br />

e7) Zur Datierung s. Kau t 5 k y, Sozialisten und Krieg, der den Brief auszugsweise<br />

zitiert. In dem gleichen Brief vom 1. September hatte Liebknecht geschrieben:<br />

.Nicht aus Furcht vor den Strebern [7] habe ich Lust wegzugehn, sondern aus Ekel vor<br />

dem patriotischen Dusel. Diese Krankheit muß ihren Verlauf nehmen. und während<br />

desselben bin ich hier sehr überflüssig, kann aber anderwärts sehr nützlich sein z. B.<br />

in Amerika.-<br />

eI!) Das Braunschweiger Manifest. Der Brief wird bereits von Heinrich L e 0 n a r d •<br />

Wilhelm Brad


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39. August Bebe! an August Geib vom 12. 9. 1870 [von anderer Hand: bel<br />

Gelb].<br />

Lieber Geibl<br />

Mich dauert nur Brackes Familie, im Übrigen wird sich der Schlag aus11alten lassen.<br />

Daß der vorsichtige Spier so mit reingefallen Ist, könnte mich ordentlich<br />

heiter stimmen, wenn der Streich nicht gar so . [?] .. wäre.<br />

Wir 11aben Im Blatt einen Aufruf an die Partei erlassen, ebel1so eine Aufforderung,<br />

Alles zu vermeiden, was Anstoß geben kölme 70).<br />

111r A. Bebel<br />

40. F. A. Sorge an Wilhelm Liebknecht vom 25. 9. 1870<br />

Unsere 11lesige deutsdIe Bevölkerung ist rein toll geworden In Folge des preußischen<br />

Kriegs, und es 11at der größten Anstrengungen unserer Selts bedurft, um<br />

wenigstens ein Häuflein grundsatzfester Arbeiter zusammen zu 11alten. Der<br />

I1t 0 ra II s c It e I wird natürlidt nicht lange ausbleiben und der Staar wird<br />

ilmen schon gestochen werden. I It r wißt, was Iltr zu erwarten 11abt und f ü It I t<br />

es letzt schanI Schande, Schande über das deutsche Volk, das so jämmerlich sich<br />

belügen ulld betrügen läßt: Fluch aber, ewiger Fluch den Betrügent, ob Im Schloß<br />

oder Comptolr, ob In der Kutte oder In Epauletten, und - Kampf, vernichtender<br />

Kampf l11nenll<br />

41. Georg Eccarius an Wilhelm Liebknecht vom 18. 12. 1870 71 )<br />

Great C11apel Street No. 10<br />

London S. W. 18. Decbr. 1870<br />

[Amtliche Übersetzung des englischen Originals:]<br />

Mein (tlteurer) lieber Liebknecht,<br />

Ich verließ 11eute das Bett, um der Versammlung beizuwo11nen, UHd freue mich,<br />

daß Ich es get11an 11abe. Ich bin ein paar Tage bettlägerig gewesen, es Ist mein<br />

70) Der Aufruf von Bebel und LIebknecht erschien in • Volksstaat" Nr.74 vom<br />

14.9. 1870.<br />

71) Auf der Abschrift befindet sich folgende Randbemerkung: nAus den Leipziger<br />

U.Acten Bebe\, Liebknecht u. Hepner wegen Versuch des Hochverraths·.<br />

1m Decbr. v. J. ist ein Brief aus London an die Redaction des Volksstaats in Leipzig<br />

auf der dortigen Post angehalten und dem Untersuchungsgerkht überliefert. Der (englische)<br />

Brief ist von Eccarius in London an Liebknecht d. d. 18. Decbr. 1870. Beiliegend<br />

ein enthusiastischer Bericht über die - französisch gesinnte - Volksversammlung am<br />

18. Decbr. 1870 auf Trafalgar Square, deutsch geschrieben und für den Volksstaat bestimmt.<br />

Am Schluße dieses Berichts heißt es:<br />

_Dann kamen drei V i v a t s (am Rande: cheers) für die französische Republik;<br />

drei Vivats für die künftige, englische Republik; drei Vivats für die Universal Republik,<br />

drei Vivats für die Socialdemokraten Deutschlands und drei Per e a t s (am Rande:<br />

groans) für den Deutschen Kaiser.·<br />

.Der englische Brief lautet in deutscher Obersetzung:·.<br />

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139


gewöhnliches Leiden 72). Der Gang und die Aufregung machte, daß ich mich ein<br />

wenig frischer fühlte, und ich l1ahm mir vor, einen Brief an meine Schwester mit<br />

diesem abzusenden, was der Gnmd ist, daß ich so eng geschrieben und das<br />

unterste Stück des letzteH Blattes abgerissen habe. was ich IhHen hätte lassen<br />

sollen, Ihre Bemerkungen darauf zu machen. Ich hätte die Vivats übersetzeH<br />

können, aber ich ziehe es vor, Sie den Deutsmen Ihre eigene Uebersetzung Englismer<br />

Pereats gebeH zu lassen.<br />

Ich habe eiHe Uebersetzung Ihrer Rede und der Bebel's 78), wie sie zuerst berlmtet<br />

wurden, an die ,New York World' als Correspondenz eingeschickt, - die<br />

elltzige gering lohnende Arbeit. die im jetzt habe. Die Arbeiter-Bewegung hier<br />

,md auf dem Continent ist das Einzige. worüber ich schreibe. Ich schreibe<br />

wömentlich einmal, wofür ich etwa 8 Dollars erhalte. Könnten Sie es möglich<br />

HlameH, zu erfahreH, was der Preis des Buchs seiH kann, welches von der Nieder­<br />

OesterreimismeH HaHdelskammer veräffentlimt worden ist? Ich würde es ge rH<br />

habeH.<br />

Ich wÜHsche, Sie kÖHHten deH, der meine ZeituHgeH zur Post befördert, bestimmen,<br />

Oblaten-Bänder zu verwendeH. Zweimal habe im kürzUm nur das Kreuzband<br />

erhalten. aber nichts darin. Das letzte Mal smrieb im an das Post-Amt.<br />

Es war, als Bonhorsts Bericht, Bcrkheims Briefe u. die Erklärung des Arbeitervereins<br />

darin waren. Ich brauchte die Zeitungen zu meinen Artikeln für die<br />

,World', für die ich über die Braunsmweiger Gefangenen und Andere geschrieben<br />

habe; sie nehmen Alles. was gegen Preußen gerichtet ist.<br />

Nun, ich empfing ein Formular zum Ausfüllen und dann einen Brief, daß die<br />

Zeitungen hier (nimt) gefunden werden könnten, daß Nachforschungen in CölH<br />

angestellt werden sollten. Gestern erhielt ich zwei Exemplare der Sonnabend­<br />

Ausgabe mit Bonhorst III aber Hicht die Mittwochs-Ausgabe. Ich sah die Mittwochs-Ausgabe<br />

im Bildungsvereine zu der Zeit, aber die Sonnabend-Ausgabe mit<br />

unserer Erklärung war gestohlen wordeH 74). Im braume jetzt keiHe VOH beideH.<br />

Ich denke. das .Felleisen' wird immer schlechter 75). Die Tagwacht sehe im<br />

72) Am 4.11.1870 schrieb Eccarius an J. Ph. Becker: .. Was mich persönlich betrifft<br />

so scheint es als wenn ich mich wieder einmal hinlegen sollte. Das Wetter ist auch sehr<br />

schlecht ... Die Luft macht denselben Eindruck auf mich als wenn man in kaltes Wasser<br />

geht. sie nimmt mir den Athem." Original im JISG Amsterdam.<br />

73) Bebel und Liebknecht hatten sich in der Reichstagssitzung vom 26. November<br />

unter stürmischem Protest der Mehrheit gegen die Fortsetzung des Krieges und gegen<br />

die Annektionen ausgesprochen. Liebknecht prägte dabei den berühmt gewordenen Satz:<br />

.Es ist wahrlich ehrenhafter. der Bruder des französischen Volkes und der französischen<br />

Arbeiter zu sein. als der liebe Bruder des Schurken auf Wilhelmshöhe." (Napoleon IlI.<br />

war auf Schloß Wilhelmshöhe interniert). S. auch BebeI, Aus meinem Leben, Teil 2.<br />

S. 193 ff.<br />

74) Bei der .Sonnabend-Ausgabe" handelt es sich vielleicht um • Volksstaat" Nr.91<br />

vom 12. 11. 1870.<br />

75) S. Anm. 32.<br />

140<br />

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Hie 76). Hier geht fetzt gerade wenig vor. Alle die Arbeiter-CaHdidaten, ausge­<br />

Hemmen Lueraft, (haben) sind bei der Wahl des Schulvorstandes uHterlegeH, wie<br />

iel, voraussagte 77). Von New Y ork haben wir eilfelf Brief erhalt elf, der die Mlttheilul1g<br />

VOI1 Bildulfg eil1er Czechischel1 Seetiolf überbrilfgt, welche letztere beantragt,<br />

in den Verband aufgenommen zu werden 78). Auch der New-Yorker<br />

Labour-League (Arbeiter-Verein) verlangt aufgelfommen zu werdeH. Sein Vorsitzelfder<br />

hat geschriebel1:<br />

Ihre Namen haben die RUHde durch alle Elfglischen Zeitungen gemacht, wegeH<br />

des lärmelfdelf Verhaltens im ReidfStage. Zabel Abel sagt im Telegraph, er hätte<br />

Sie das Verhalten der deutschen Fürsten verrätherisch nelfnelf hören. Sie werden<br />

bald ein berühmter MaHn im Auslande werden.<br />

Dank Ihnen u. Bebel für Ihre Opposition und meine EmpfehluHgen an ihn. Sie<br />

könHeH einen Brief über den heutigen Beschluß zur Veröffentlichung hier<br />

schreiben. Es könl1te eilfe gute Wirkung äußern. Richten Sie 11111 an die am<br />

18. Deeember in Trafalgar Square zusammengekommenelf LOlfdolfer Demoeraten<br />

und verbreiten Sie Sich ein wenig über die Behandlung der GefangeneH 79).<br />

Ihr treu ergebener<br />

]. G. Eeearius<br />

Ein Brie/ von August Ladendor/.<br />

In den beiden großen Sozialistenprozessen der Jahre 1871/72 spielte der<br />

preußische Republikaner Dr. August Ladendorf als Verwalter des "Revolutionsfonds"<br />

eine wichtige RoIIe 80). Der Revolutionsfonds, dessen Namen die Phan-<br />

78) .Die Tagwacht, Organ des Schweizerischen Arbeiterbundes" erschien in Zürich.<br />

71) .L'Internationale", das Organ der belgischen Sektionen der I.A.A., meldete<br />

hierzu am 1. 1. 1871: .Nous devons encore noter, parmi les elus. notre ami Lucraft,<br />

membre de Conseil general de I' Association internationale des Travailleurs ... Lucraft<br />

... etait candidat du parti ouvrier; il est partisan de la secularisation complete de<br />

l'enseignement ... " S. auch Eccarius an J. Ph. Becker vom 4. 11. 1870.<br />

78) Am 4.1.1871 veröffentlichte der. Volksstaat" eine New York, 4. Dezember<br />

1870 datierte Korrespondenz, in der über den wachsenden Einfluß der I.A.A. in den<br />

Vereinigten Staaten berichtet wird: .. In New-York bestehen schon eine deutsche, eine<br />

französische und eine czechische Section und die Bildung von zwei weiteren Sectionen<br />

steht in nächster Aussicht. U<br />

79) Ober die Kundgebung auf dem Trafalgar Square berichtete NL'Internationale"<br />

am 1. 1. 1871.<br />

80) August Ladendorf wurde am 30. 8. 1814 in Penzlin (Mecklenburg) geboren, studierte<br />

Theologie und wurde am 2S. 3. 184S in den preußischen Untertanenverband aufgenommen.<br />

Am 2S. 10. 18H verurteilte das Kgl. Kammergericht in Berlin Dr. Ladendorf<br />

wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu fünf Jahren Zuchthaus und zu zehn lahren<br />

Polizeiaufsicht. Wegen schwerer Erkrankung 18S8 aus der Haft beurlaubt, wurde Ladendorf<br />

am 18.4.1859 unter Vorbehalt entlassen. Im Sommer 1862 emigrierte er nach<br />

Zürich. (Nach Auszügen aus den Akten des Berliner Polizeipräsidiums. Nds. Staatsarchiv<br />

Wolfenbüttel 38 Neu Gr. 2 Fb. 3 Nr. 36. Bd.I.) Nach .Hochverratsprozeßu S. 202 f.<br />

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tasie der Öffentlichkeit erregte, war nach dem Scheitern der Revolution von<br />

1848/49 geschaffen worden. Im britischen Exil hatte eine Gruppe führender<br />

Emigranten, unter ihnen Amand Goegg, Gottfried Kinkel, Kar! Schurz und<br />

Franz Sigel, zur Zeichnung einer allgemeinen "Deutschen Nationalanleihe"<br />

aufgerufen. Die Beiträge, die man vor allem von den Amerikadeutschen erhoffte,<br />

sollten zur Förderung nationaler und freiheitlicher Bestrebungen in Deutschland,<br />

zur Wiederbelebung der revolutionären Bewegung verwandt werden. Nach dem<br />

Vorbild von Kossuth und Mazzini bereiste Kinkel, der sich seit seiner Befreiung<br />

aus dem Spandauer Gefängnis allgemeiner Popularität erfreute, die Vereinigten<br />

Staaten, um bei den Deutschen für die Anleihe zu werben 81).<br />

Nach dem Ausscheiden von Kinkel im Jahre 1866 übernahm August Ladendorf.<br />

der nach der Entlassung aus preußischer Haft in die Schweiz emigriert war,<br />

die Verwaltung der Gelder. Wie Amand Goegg im "Felleisen" berichtete, wurden<br />

gegen Ende der sechziger Jahre mehrere demokratische und republikanische<br />

Organe in den deutschsprachigen Ländern finanziell unterstützt, so die Berliner<br />

"Zukunft", die 11 Volksstimme" in Wien, der" Vorbote" und das "Felleisen" in<br />

Genf, das "Demokratische Wochenblatt" und später der" Volksstaat", das Organ<br />

der SDAP, in Leipzig 82).<br />

Die Gelder, die Bebe! und Liebknecht zur Förderung der republikanischen<br />

Propaganda erhalten hatten 83), waren im Sommer 1869 Gegenstand einer heftigen<br />

Verleumdungskampagne. Tölcke, einer der bekanntesten Agitatoren des<br />

ADAV, behauptete im "Socialdemokrat", Bebel sei ein geheimer Agent des<br />

Königs von Hannover, der ihn mit einem Jahresgehalt von 600 Talern besolde.<br />

Bebel, der die Antwort nicht schuldig blieb, benutzte den Eisenacher Kongreß,<br />

um die Öffentlichkeit aufzuklären. "Im Laufe der Verhandlungen", berichtet<br />

er in seinen Erinnerungen, "teilte ich mit, daß mir aus dem Revolutionsfonds in<br />

Zürich von den Verwaltern desselben, Dr. Ladendorf und Genossen, 900 Taler<br />

zur Agitation bewilligt worden seien. Das sei die Geldquelle, die Tölcke und<br />

Genossen so viel Schmerzen verursachte, und die sie dem Hitzinger, dem König<br />

von Hannover, zuschrieben." 84)<br />

wurde Ladendorf zu 10 Iahren Zuchthaus verurteilt, von denen er sechs Iahre verbüßte.<br />

Die von Liebknecht erwähnte Schrift von August Ladendorf .6 Iahre Gefangenschaft"<br />

war mir leider nicht zugänglich.<br />

81) Zur Geschichte des .Revolutionsfonds" s. auch "Hochverratsprozeß" S. 200 H.<br />

8:) Nach Amand Goegg wurden auch die • Vereinigten Staaten von Europa", das<br />

Organ der .Friedens- und Freiheitsliga" , unterstützt.<br />

83) Ladendorf, der Bebel1866 in Frankfurt a. M. kennengelernt hatte, bot ihm 1868.<br />

auf dem Arbeitervereinstag in Nümberg, finanzielle Hilfe an .• Hochverratsprozeß"<br />

5.203.<br />

M) August Bebel, Aus meinem Leben, Teil 2, S. 8S f. und 97. S. auch .HerrTölcke<br />

und das Hietzinger Geld" sowie .Noch einmal Herr Tölcke und das Hietzinger Geld" in<br />

.Demokratisches Wochenblatt" Nr.36 und 38 vom 1. 9. und 8.9.1869. S. ferner die<br />

Erklärungen von August Ladendorf und Amand Goegg in "Demokratisches Wochenblatt"<br />

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Nach dem Eisenacher Kongreß, an dessen Vorbereitung Ladendorf aktiv<br />

beteiligt war, wurden die Zuschüsse an die neugegründete Partei gegeben, obwohl<br />

es zwischen ihren Sprechern und den Garanten des Fonds zu wiederholten<br />

Meinungsverschiedenheiten kam. Ladendorf, der die Baseler Beschlüsse der<br />

I.A.A. zur Grund- und Bodenfrage entschieden verwarf und Marx mißtraute, befürchtete,<br />

durch den Vorrang der sozialistischen Propaganda werde die politische<br />

Kraft des republikanischen Lagers geschwächt. "Was ich Ihnen um der Sache<br />

und unserer Fondsstatuten willen recht dringend ans Herz legen muß", mahnte<br />

er.am 6. September 1869, "ist die nachdrückliche Betonung und Hervorhebung<br />


Durch die Verhaftung des Braunschweiger Ausschusses und der Redaktion<br />

des .. Volksstaat" wurde auch dieser Konflikt beendet. Während der Prozesse<br />

war Ladendorf nach Kräften bemüht, die Angeklagten zu entlasten, nicht zuletzt<br />

durch den nachstehenden Brief. der dem Gerimt während der Verhandlungen<br />

übergeben wurde 87).<br />

Hottingen bel Zürich 18/11. 71. 158/160<br />

Geehrter Herr und Freund.<br />

Freilich hatte ich zu meiner großen Verwunderung in den Zeitungen gelesen, daß<br />

gfgen Sie und andere Mitglieder des früheren Ausschusses auf' s neue eine Anklage<br />

erhobeli sei, uligeachtet die früher erhobene von dem Obergericht zu<br />

Wolfenbüttel als grundlos abgewiesen war. Zu meiner fast noch größeren Verwunderung<br />

sehe ich aus Ihrer Mittheilung, daß in der jetzt schwebenden Anklage<br />

grade wie in dem - später von den Geschworenen verurtheilten - Wien er und<br />

ä1mlich wie in dem durch HZeuge" Gentze so übelberüchtigten Berliner Prozeß<br />

der HDeutschpatriotische oder Deutschrepublikanische Fonds" und zwar diesmal<br />

im Zusammenhange mit einer Aeußerung in einem meiner Briefe eine für Sie<br />

belastende Rolle spieIen soll. Gewinnt es doch den Anschein, als ob In dem neu<br />

errichteten HDeutscheli Reich" die politisch-sozialen Ketzer-Verfolgungen - etwa<br />

Wolt Hochdruck? I - grade so fortgesetzt werden sollen, wie sie zu den Zeiten des<br />

so blutig heimgeschickten "Deutschen Bundes" unseligen Andenkens in so beklagenswerther<br />

Weise an der Tagesordnung waren. Wahr/ich, e$ liegt nach<br />

dem soeben erlebten Aufschwunge nationaler Kraft in der Abwehr fremden gewaltthätigen<br />

Angriffs nach außen - namentlich für den Deutschen im Auslande<br />

- etwas Peinliches und tief Beschämendes darin zu sehen, wie nach innen dassdbe<br />

Bewußtsein nationalen Rechts sidl noch so ohnmächtig und ungebil.iet<br />

zeigt, daß man der politisch-sozialeli Entwickelung durch prozessualische Maßregelungen<br />

nach wie vor den Weg des Hbeschränkten Unterthanenverstandes"<br />

anweisen zu müssen oder zu können glaubt. - Indessen hoffen wir, daß uns das<br />

politisch gereiftere Volks bewußtsein diese Selbstbeschämung VOr der Welt erspart.<br />

Mir nöthigt inzwischen Ihre Mittheilung in Betreff des genannten Fonds<br />

und der angedeuteten Aeußerung in einem meiner Briefe folgende Erklärung ab:<br />

1. Es ist ein ausdrücklicher Beschluß derer, die über die Verwendung der<br />

bezeichneten Gelder mitzusprechen haben, daß dieselben ihrem ursprünglichen<br />

Zwecke und deH geschichtlich weiter entwickelten Verhältnissen gemäß zur<br />

Unterstützung derjenigen Bestrebungen dienen sollten, welche zur E T w e k -<br />

kung und Verbreitung deutschrepublikanischer Ges<br />

i n nun g In Red e und S eh TI f t beizutrageH im Stande seieH. Nur diese<br />

Art von AgitatioH sollte In's Auge gefaßt und Jeder Verdächtigung auf geheime<br />

gewaltthätige Absichten oder Unternehmungen dadurch begegnet werden, daß<br />

die AgltatioH offen vor aller Welt und selbstverständlich den bestehenden Ge-<br />

144<br />

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87) W. B ra c k e. Der Braunschweiger Ausschuß ••. S. 150 f.<br />

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setzen der einzelnen deutschen Staaten entsprechend gehandhabt werde, wie ja<br />

auch überall in denselben das Vereins- und Versammlungsrecht wie die gesammte<br />

Presse der Ueberwachung der Polizei unterstellt ist. Wir hatten bei dem genannten<br />

Beschluß das bestimmte politische Bewußtsein, daß die Gelder in diesen<br />

Bestrebungen, eine wahrhaft deutschrepublikanische Gesinnung und eine derselben<br />

entsprechende Handlungsweise zu erwecken und weiter zu verbreiten,<br />

leider nur allzu früh ersalöpft werden würden. - Gewaltthätige Putsche - zur<br />

Freude und zum Vortheil der politischen Gegner - vorzubereiten oder anzuzetteln,<br />

dazu fehlt den Mitgliedern der Verwaltung des Fonds jede absolutistisch<br />

polizeiliche Anlage.<br />

2. In diesem Sinne und unter diesen Bedingungen hat der Unterzeichnete<br />

zuerst dem Reichstagsabgeordneten Bebel in Leipzig Unterstützungen angetragen,<br />

wie die an diesen gerichteten ersten Briefe nach dem Nürnberger Arbeitertag<br />

ausdrücklich beweisen müssen. Wenn nun irgend eine Stelle in meinen<br />

Briefen an den Angeklagten, Herrn Kaufm. Bracke jun. in Braunschweig, in<br />

denen ich auf diese einfürallemal festgestellten Bedingungen - den unter polizeilicher<br />

Ueberwachung überall abgehaltenen Arbeiter-Versammlungen u. deren<br />

B(schlüssen konform - zurückzukommen gar keine Veranlassung hatte, dennoch<br />

mit denselben In Widerspruch zu stehen scheinen sollte; so würde es mir<br />

leicht sein diesen scheinbaren Widerspruch zu heben, wenn ich die betreffende<br />

Stelle im Zusammenhang zu beleuchten und zu erklären Gelegenheit hätte.<br />

Sicherlich darf Ich allein das Recht kompetenter Auslegung in Anspruch nehmen,<br />

wie ich hiermit ausdrücklich gegen die Auslegung der Staatsanwaltschaft<br />

zur Belastung des Angehlagten wie auf Unkosten meiner politisch-sozialen Ansdiauung<br />

entschieden protestire. Gewiß muß eine hinreichend verbreitete<br />

deutsdHepublikanische Gesinnung und eine derselben entsprechende Handlungsweise<br />

In der weiteren Entwickelung der gegebenen staatlichen Verhältnisse zu<br />

Conf/ieten mit den Senatsregierungen führen und zwar umso gewisser, als deutschgesinnte<br />

republikanische Volksvertreter die wenigen vorhandenen v 0 I k s t h ü mli<br />

ehe n Gesetze mit politischer Umsicht und männlicher Entschiedenheit gegen<br />

jede Verkümmerung aufrechterhalten und weiter auszubauen versuchen werden.<br />

Würde eine Einzel- oder die Reichsregierung diese Bestrebul1gen mit Gewaltmaßregeln<br />

einzudämmen oder zu unterdrücken versudlen, dann - stände die<br />

Flage zwischen Staatsstreich oder Revolution, und u n t erd I es e n B e -<br />

d I n gun gen hätte (der)natürlich der deutsdie Republikaner mit seiner politischen<br />

Einsidit den Stand der Dinge d. h. die Möglidikeit des Sieges zu überre&lnen<br />

und für seine gewissenhaft gewonnene Ueberzeugung mit seiner ganzen<br />

Existenz einzutreten. Dergleichen wirklioIe und allein berechtigte RevolutioMeM<br />

lassen sich nun selbstverständlich Micht von langer Hand macheM nodi mit gewaltthätigen<br />

Mitteln vorbereiten, am wenigsteM mit beschränkten geheimen<br />

Fonds, wie sie sich freilich Mod1 weMiger mit andereM geheimen Fonds verhindern<br />

lasseM. - WenM ich demnach iM dem einen oder andern Briefe Ausdrücke gebraucht<br />

haben sollte, die auf gewisse ultramonardiische Nerven konstitutions-<br />

10<br />

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14S


erschütternd wirken, so ist die Ursache davon einzig und a/leln In einer Differenz<br />

zwischen mir und einzelnen Personen der sozialdemokratischen Partei zu suchen,<br />

u. können dieselben dem Angehlagten Bracke am allerwenigsten zur Last gelegt<br />

werden. Wie schon gesagt, legte ich allen Nachdruck in der Agitation auf die<br />

d e u t s c h r e pub I i k a n I s c h e G e s t n nun g und deren Erweckung und<br />

Verbreitung; diese wie die damit zusammenhängende politische Charakterbildung<br />

schien mir durch gewisse kommunistische Beimischungen getriibt, geschwächt, oder<br />

gar tödtlich gefährdet. Ich hielt und halte eine Agitation in diesem kommunlstiscJ:en<br />

Sinne jeder wahrhaft politischen erfolgreichen That für verderblich und<br />

meinte und meiHe noch, daß dieselbe eher rückwärts iH eiHe allerdings modificirte<br />

absolutistische Staatsform als vorwärts zur wirklichen politisch-sozialen Befreiung<br />

des Volks führt. Diese zunächst rein theoretische Differenz uHd die daraus<br />

hervorgehende gleichfalls theoretisirende CorrespoHdeHz gewaHn aH Umfang UHd<br />

Bedeutung durch den Ausbruch des beklagenswerthen Krieges, wurde aber gäHZlich<br />

abgebrochen durch die ebenso UHerwartete als gewaltthätige Verhaftung des<br />

Angeklagten. Wie nun diese letzte Wendung des Briefwechsels die StaatsaHwaltsdtaft<br />

dazu benutzen kann, um aus abgerissenen Sätzen und Worten, die UHzweifelhaft<br />

einen ganz andern Sinn und Zweck hatten, als die Staatsanwaltschaft<br />

ilmeH unterlegt, eil1 BelastungsmomeHt gegeH den AHgeklagteH Bracke zuredltzumachen,<br />

das - begreife, wer kalm und mag. Mir seheiHt Logik, Politik und<br />

Recht gleich schlecht dabei zu fahren, UHd kann Ich nicht umhin mich noch eln­<br />

»laI feierlich gegen al1" deH politischen UnsinH uHd intellectualIistischeH Aberwitz<br />

zu verwahren, der mir dabei auf RechnuHg gesetzt werden möchte.<br />

3. Was die VerweHdung der VOH mir eingesandtel1 Gelder betrifft, so habe<br />

ich aus deH veröffel1t1ichten gedruckten RechHuHgslegungen und vielen einzelnen<br />

in den Briefen zerstreuten Notizen geseheH, daß dieselbe in unserem oben angedeuteteH<br />

Sinne stattgehabt hat. Eine schriftliche ZusammeHstelluHg der speziell<br />

mit unseren Geldern bestrittenen AusgabeH, fiHde ich wohl IH den Briefen<br />

versprochen, dieselbe muß aber wahrsdteiHlich info/ge der eingetretenen VerhaftuHg<br />

mir Hicht zugesandt sein; ich finde sie nirgends bei meinen Schriften.<br />

Mag die Göttin mit den verbuHdenen Augen Ihueu zur Seite stehen, daß<br />

Sie der Freiheit nicht beraubt werden! Dies wünscht Hmen uHter herz/.<br />

Gruß Ihr<br />

Dr. August Ladendorf.<br />

Die Aechtheit der obeustehenden Unterschrift des Herren Dr. August Ladenderf<br />

da/fler bezeugt in desseH AHwesenheit<br />

Der Stadtamanl1<br />

Zürich, den 20 Novb 1871<br />

Unterschrift<br />

[Stempel:] Stadt-Amann-Amt Zürich<br />

[auf dem Rand:] Soeben erhalte ich von unserem Rechnungsführer die erwilhnte<br />

Abrechuung u. lege sie bei.<br />

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Auszug aus dem VerzeieJmis der im Braunschweiger Prozeß vorgelegten Beweisstücke.<br />

5. a 50 Anlagen zum Hoppenstedtschen<br />

Promemoria<br />

nebst speciellem Inhaltsverzeichnisse,<br />

in eineltl<br />

Packete, gez. A.<br />

b Verzelchnlp der Loeal-<br />

Vereine 51.<br />

e Meldungen der<br />

Vertrauensmänner 52.<br />

d Protokollbuch 53. In Nr.53 S.4: Eccarius in London verlangt<br />

Bezahlung für gelieferte Beiträge, u. erhält<br />

50 rho S. 9: Von Carl Marx, 18. Brumalre sollen<br />

1000 Exempl. gekauft werden 88), und VOll<br />

Carl Hirsch "die Organisation" 500 Exempl.89)<br />

e Brief-Copirbuch 54. In Nr . . 54 S. 4 schreibt Bracke: "Mit der Pariser<br />

Revolution Ist es allerdings Essig, wie mit leder<br />

größe rn Initiative Seitens der Partei."<br />

n Lüdeke, der den Bericht gemacht ete."<br />

S. 5: Es wird letzt Höthig werden. daß die Partei<br />

also vor Allem der Ausschuß. sich gegeH die<br />

AHnexionswuth, gegen die Franzosenhetze,<br />

und gegen den nationalen Größenschwindel<br />

erklärt. Der Krieg scheint auf deutscher Seite<br />

mit demselbeH Hintergedanken geführt zu<br />

werden, mit welchen Nap[oleon] i/1I1 begoHnen<br />

hat. Dagegen müssen wir uns erklären."<br />

n Wenn die Kaiserposse losgeht, will Lieb<br />

[knecht] nach England oder Americ4 ete."<br />

S. 7: Br. an BebeI: "Jetzt grade<br />

zeigt sich recht [?wohl?/ deutlich, wie Schwe/tzer<br />

immer pour le roi de Prusse arbeiten mup.<br />

Dieser jesuitische Artikel welchen der Kerl fetzt<br />

vom Stapel laufen läpt, um seinen Trabanten<br />

88) Es handelt sich um die zweite, 1869 erschienene Auflage der Schrift von Kar!<br />

M a r x : .Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte".<br />

89) Vermutlich die Schrift von earl H i r s eh: .Die Organisation der Deutschen<br />

Arbeiterpartei«. Berlin 1869.<br />

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147


6. Anlagen zum Goltz' schen<br />

Berichte,<br />

a 3 Coplrbacher von Briefen<br />

des Ausschusses und<br />

1 Brief von Marx in London<br />

de 2/8. 70 In Packet<br />

- A enthaltend.<br />

b Broschüre von Wilh.<br />

Elchhoff: .. Die InternationaleArbetter-Assodation"<br />

.<br />

e Packet Briefe pp. bei<br />

Bonhorst beschlagnahmt.<br />

d Packet Briefe pp. bei<br />

Bonhorst beschlagnahmt.<br />

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S.56 Ort Zürich<br />

1869 14. Spt. Freiwilliger Beitrag aus dem Revolutlonsfonds<br />

durch Dr. Ladendorf. 1000 {res<br />

= 266 rh 20 gr (Cassenbeleg 52),<br />

15. Novb. DesgI. aus demselben durch die<br />

Volksbank. 1000 {res = 270 rH 8 gr. (Cassenbeleg<br />

175)<br />

1870 27. Febr. Freiwilliger Beitrag des Dr.<br />

Aug. Ladendorf durch F. Gillard. 1000 fres<br />

= 268 rlt 9 gr. 5 (Cassenbeleg 93)<br />

S. 64 Ort Luxemburg<br />

1869 Nov. 28. W. L. (Cassenbeleg 206) 25 ru.<br />

1870 März 19. W. L. (Cassenbeleg 158) 25 rH<br />

Juli 10. Frwllgr Btrg. von W. L. (Cassenbe1eg<br />

26) 40 rh.<br />

Juli 20. Für den Unterstütz[ungs] Fonds (Cassen<br />

beleg 26) 10 rlt<br />

Juli 20. Für Strikes Unterstützung (Cassenbeleg<br />

26) 50 rh.<br />

Der Brief bestätigt, daß der soe. demokr. Arbeitervereln<br />

mit dem Ausschuß In Braunschwelg<br />

nichts anderes Ist, als die deutschE'<br />

Seetlon der Internationale in London.<br />

Die in dem Berichte von Goltz hervorgehobenen<br />

Briefe Nr.738, 746, 747, 796, 740, 803<br />

und ein Brief BebeIs sind in ein kleines Packet<br />

(Im großen Packet C liegend) zusammengelegt.<br />

Auch ist von Wichtigkeit ein kl. Packet mit<br />

Briefen vo,., Dr. Ladendorf In Zürich.<br />

Die In dem Berichte von Goltz spectell hervorgehobenen<br />

Beweisstücke sind in ein kleines<br />

Packet (in dem großen Packet D liegend) zusarfll·nen<br />

gelegt.<br />

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weiteres im Kestner-Museum Hannover 6). - Für die Kenntnis der WoIfen-<br />

. bütteler Handschriftensammlung war aie wichtigste Schrift zweifellos der Artikel<br />

des Germanisten Emil He n r i ci: "Braunschweigs Landeshauptarchiv als<br />

<strong>Bibliothek</strong>" 7). Allerdings harren aie Bücher noch heute der Erschließung durch<br />

Katalog und Bibliographie 8). So war es sinnvoll. in die genannte Dissertation<br />

ein Kapitel "Besdlreibung der Handschriften" [22-45) aufzunehmen. Es folgt<br />

in wichtigen Zügen der von Karl C h r ist und unter Mithilfe von Ludwig D e -<br />

ne c k e und Willi G ö b e r zum Dienstgebrauch für das einst geplante Verzeichnis<br />

der Handschriften im Deutschen Reich entworfenen "Ordnung für die<br />

Beschreibung der Handschriften" [Schablonendruck) und übernimmt von ihr die<br />

Unterteilung 9) in Signatur, Schlagzeile 10). Kopf 11) und Verzeichnung aes Inhalts.<br />

Ein sich anschließendes Kapitel "Geschichte der Handschriften" [46-73)<br />

begründet und erweitert die im vorausgehenden in Schlagzeile und Kopf niedergelegten<br />

Angaben über Lokalisierung, Datierung und Tradierung. Weitere Kapitel<br />

handeln von der Paläographie der Neumen [75-112), von der melodischen<br />

Überlieferung [113-151) und versammeln neue Materialien zur niedersächsischen<br />

Choralgeschichte [152-182). Den Anhang bilden ein Verzeichnis der Gesänge<br />

von Hs. 175 nach der alphabetischen und nach der vom Kirchenjahr festgelegten<br />

Reihenfolge und ein Gesamtverzeichnis der Sequenzen der Stiftshandschriften<br />

[183-225]. - Von den Ergebnissen der Arbeit seien die nachstehenden<br />

herausgehoben:<br />

1. Der älteste Codex ward geschrieben um 1200 (Hs. 174), der jüngste im<br />

Jahre 1370 (Hs. 183). Unter den erhaltenen vollständigen Plenarmissalien aus<br />

Niedersachsen muß nach bisheriger Kenntnis Hs. 174 als das wohl älteste überhaupt,<br />

müssen Hs.175 und Hs.681 (der Beverinischen <strong>Bibliothek</strong>) aus dem<br />

ersten Drittel des 14. Jhs. als die ältesten mit musikalischer Notation auf Linien<br />

gelten. Die Angaben von Kunsthistorikern (ausgenommen Arthur HaseloH) über<br />

8) Inv. Nr. 3928. - Aus dem Braunschweiger Dom stammt auch das Plenarmissale<br />

und Sequentiar Beverinische <strong>Bibliothek</strong> Hildesheim [Nr) 681 (1. Drittel 14. Ih .• Notation<br />

auf 4 Linien), das wegen der beengten Verhältnisse der Beverina nicht zu studieren<br />

war (zit. Hs. 681).<br />

7) Zentralblatt für <strong>Bibliothek</strong>swesen 26, 1909, S.541-547.<br />

8) Desgleichen die Handschriften und -fragmente des Kestner-Museums.<br />

8) Leicht modifiziert nach dem .Merkblatt für die Katalogisierung mittelalterlicher<br />

Handschriften" = Beil. 1 zur Niederschr. über d. Sitzung d. Unterkomm. d. Bibl.-ausschusses<br />

d. Dt. Forschungsgemeinschaft am 5. Mai 1960 in d. Bayer. StaatsbibI. [Schablonendr.).<br />

10) A. a. O. § 16: "Die Schlagzeile enthält die Angaben über alte Signatur. Schreibstoff,<br />

Blattzahl, Blattgröße, Schriftheimat, Alter und in besonderer Zeile über die <strong>Bibliothek</strong>sheimat<br />

der Handschrift.·<br />

11) A. a. O. § 27 Abs. 1: "Der Kopf enthält alle Angaben über das Äußere der<br />

Handschrift, ihre Geschichte und die literatur ... AUe hierzu gehörigen Angaben aus<br />

dem Text der Handschrift sind an dieser Stelle zusammenzustellen.·<br />

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IH


die Datierung mehrerer blasianischer Choralmeßbücher sind nun wohl überholt.<br />

Die Erfahrung lehrt, daß der Weg zu einer sicheren AItersbestimmung eines<br />

liturgischen Codex vor allem über das Studium von Calendarium und Formularbestand<br />

zu nehmen ist, das im günstigsten FaJIe einen exakten terminus post<br />

quem (etwa die Einführung eines neuen Festes) feststellt, - welchen Weg aber<br />

jene Kunsthistoriker nur selten gingen, die hauptsächlich auf ihr stilkundliches<br />

Instrumentarium vertrauten, womit der Willkür manche Tür geöffnet war. Den<br />

Kenner der älteren niedersächsischen Buchproduktion kann nicht überraschen,<br />

daß noch keine der blasianischen Handschriften einem bestimmten Scriptorium<br />

sich zuordnen ließ: sieben entstanden vermutlich in der (mittelalterlichen) Diözese<br />

Hildesheim, drei wohl in Braunschweig selbst, während eine als Sduiftheimat<br />

nur allgemein Norddeutschland anzeigt. Es fällt auf, daß unter den elf<br />

Meßgesangbüchern nur ein Graduale ist, wie auch unter den recht zahlreichen<br />

Sammlungen von Fragmenten 12) nur weniges aus Gradualien oder Cantatorien<br />

13) sich findet. Das legt die Vermutung nahe, daß durch die Einführung der<br />

l.iniennotation und den sie begleitenden. wenn nicht gar auslösenden Schwund des<br />

Gedächtnistrainings der Cantores die neumierten Bücher, die nur für den Sänger<br />

bestimmt waren, wertlos, weil unbrauchbar, wurden und eher zur Makulatur<br />

geworfen wurden als neumierte Plenarmissalien, die immer noch ob der Vollständigkeit<br />

ihrer Formulare Verwendung fanden (in der stillen Messe etwa).<br />

- Neun Bänden ist ein Festkalender beigegeben 14). Dem Historiker werden<br />

in den zu kultischen Zwecken benutzten Gesangbüchern eine Fülle interessanter<br />

Nachrichten überliefert: Abschriften von Urkunden, deren Originale verloren<br />

sind, nekrologische Notizen, Daten, Amts- und Standesbezeichnungen geistlicher<br />

Herren, Fundations- und Reliquienvermerke etc.<br />

2. Die fünfzig Jahre zwischen 1250 und 1300 bezeichnen einen bemerkenswerten<br />

Einschnitt in der Geschichte der Aufzeichnung einstimmiger liturgischer<br />

Musik in Niedersachsen. Die bis dahin gebräuchlichen adiastematischen Neumen<br />

machen einer Notenschrift auf Systemen von je vier linien Platz, die Melodien<br />

erscheinen als Folge genau zu bestimmender Intervalle. Und zu eben dieser Zeit<br />

auch verbreitet sich, wahrscheinlich von Westen her und nicht ohne Einfluß der<br />

in Niedersachsen kulturell führenden Zisterziensermönche denkbar, eine neue<br />

Schriftart, die sogenannten Metzer Neumen, ursprünglich im nordöstlidlen<br />

Frankreich beheimatet. Sie treten in Konkurrenz mit den bisher allein herrschenden<br />

Neumen spezifisch deutscher Provenienz und Form und halten diesen,<br />

soweit zu sehen, bis ins 15. Jh. hinein die Waage oder vermengen sich mit ihnen.<br />

12) U. a. in den Stadtarchiven bzw. -bibliotheken Braunschweig. Goslar, Hildesheim<br />

und Peine sowie vor allem im Nds. Staatsarchiv Wolfenbüttel.<br />

13) Vor allem im 10.-12. Jh. verbreitet. Inhalt: Für den (die) Solosänger bestimmte<br />

Gesänge der römischen Meßliturgie.<br />

14) Reiches Material bieten die blasianischen Handschriften dem, der den Quellen<br />

des Hildesheimer Diözesankalenders eine Studie widmen wollte.<br />

152<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Vereinzelt lassen sich Metzer Neumen bereits in Hs.171 nachweisen, einem<br />

Codex der ersten Hälfte des 13. Jh. Man bemerkt, daß dieses Sichüberkreuzen<br />

zweier Entwicklungsfäden einen wertvollen Anhaltspunkt für die Datierung<br />

von niedersächsischen Choralhandschriften beistellt.<br />

3. Eine spezifisch hildesheimische Choralfassung gibt es nicht; auf eine<br />

solche zu schließen, lassen die in den Braunschweiger Plenarmissalien tatsächlich<br />

zahlreich belegten kleineren und größeren Abweichungen von der melodischen<br />

Fassung der romanischen Tradition (Editio vaticana) wie auch der repräsentativen<br />

mitteldeutschen (Leipziger) Gradualhandschrift Thom. 391 (<strong>Bibliothek</strong><br />

der Karl-Marx-Universität Leipzig) nicht zu. Es versteht sich, daß Braunschweig<br />

und seine ChoraJbücher zum Ve.·breitungsgebiet des, wie einst die Bezeichnung<br />

lautete, "germanischen Choraldialekts" zählen, heute nüchterner und<br />

zutreffender "deutsche Choralfassung" 15) genannt. Die melodische Analyse<br />

zeigt aber ferner Abweichungen von der romanischen Lesart auf, die in den<br />

Braunschweiger wie der genannten Leipziger Quelle stets identisch wiederkehren<br />

und die Folgerung gestatten, daß auch diese Bestandteile einer deutschen<br />

Choralfassung sind, deren Formelvorrat wohl größer ist als bisher bekannt war.<br />

Die Variantenfrage erhält jedoch einen neuen Akzent, indem die Untersuchungen<br />

erweisen, "daß im Zentrum der Variantenbildung weniger die Gegensätze<br />

zwischen der deutschen und der romanischen Fassung als vielmehr die Probleme<br />

der fortschreitenden Diatonisierung stehen" [HO}. d. h. der Anpassung des aus<br />

Vielfältigen jüdisch-orientalischen Quellen gespeisten Chorals an das westliche<br />

Skalensystem der Kirchentöne.<br />

4. Die mittelalterliche Musik Niedersachsens ist noch recht unerforscht.<br />

<strong>Bibliothek</strong>en und Archive bergen etliche noch ungehobene Schätze 16). Die<br />

Handschrift Niedersächsisches Staatsarchiv in Wolfenbüttel vn B Hs 196, geschrieben<br />

in der zweiten Hälfte des 14. Jh.rur das Kanonikerstift St. Cyriaci<br />

vor Braunschweig, enthält ein bislang unbekanntes zweistimmiges Organum 17);<br />

es darf z. Z. als das älteste bekannte und datierbare Dokument der Mehrstimmigkeit<br />

in Norddeutschland gelten. Sechs Sequenzen 18) werden in den<br />

15) Die Choralaufzeichnung deutscher Codices weicht, so früh das Phänomen sich<br />

studieren läßt (etwa seit der Einführung der Liniennotation im 12. Jh.), von jener der<br />

italischen, französischen und auch englischen Quellen an einer Reihe von wiederkehrenden<br />

charakteristischen Stellen ab.<br />

15) Z. B. Mehrstimmiges (H Jh.?) aus Hildesheim, Lüneburg und Osnabrück auf der<br />

SUB Göttingen (vgl. F. Lud w I g, in: Archiv f. Musikwiss. 5, 1923, S. 301 Anm. 2).<br />

Fragment einer mittelhochdeutschen einstimmigen Marienklage (14. Jh.) auf der StdtB<br />

Braunschweig (vgl. E. He n r je i, in: ZentraJbl. f. <strong>Bibliothek</strong>swesen 27, 1910. S. 360).<br />

17) Mittelalterliche mehrstimmige Komposition, Hauptstimme ist dem Choral entnommen<br />

(Choralbearbeitung).<br />

18) Dem Musikhistoriker so wertvoll, weil eine der wenigen choralischen Neukompositionen<br />

des Mittelalters; an allen Sonn- und Festtagen in der Messe auf das Alleluja<br />

folgend, vom Trienter Konzil (1545-63) bis auf vier aus der Liturgie entfernt.<br />

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15'3


aunschweigischen Büchern zum ersten Male überliefert, wovon drei wohl als<br />

in Niedersachsen (zwei in Braunschweig) entstanden anzusehen sind. Noch nirgendwo<br />

nachgewiesen ist bisher die in der erwähnten Cyriacushandschrift im<br />

H. Jh. nachgetragene Sequenz auf die heilige Helena 19). Ihr galt ja als der<br />

Heiligen des Erzes die besondere Verehrung der Bergknappen 20). Zu erinnern<br />

wäre dabei an die Rolle Braunsmweigs als bedeutendster Handelsplatz im Vorfeld<br />

der harzischen Bergwerke. Als musikhistorische Quellen noch kaum ausgeschöpft<br />

sind Urkunden, Akten, Visitationsberichte, Ordinaria, Rechnungsbücher<br />

etc., die manch interessante Nachricht über die kirchenmusikalische<br />

Praxis, über Orgeln etc. zu geben vennöchten. - Liegen nun größere Partien<br />

der älteren niedersächsischen Musikgeschichte noch im Dunkeln, so ist es um so<br />

betrüblicher festzustellen, daß vieles in den hier einschlagenden Publikationen<br />

bereits Erarbeitete nicht ungeprüft übernommen werden kann. Ein gewisser<br />

Mangel an Sorgfalt ist mandlmal unverkennbar. Die kurze Würzburger Dissertation<br />

von Heinrich Sie ver s : "Die lateinischen liturgischen Osterspiele der<br />

Stiftskirche St. Blasien zu Braunschweig" (1936) macht z. B. über Alter, Inhalt<br />

und Notenschrift der benutzten Quellen fast durchweg unrichtige Angaben; die<br />

Datierungen gehen z. T. um mehr als 100 Jahre fehl. Auch sollten nicht - wie<br />

dort etwa bei der Erörterung der Aufführungspraxis der Spiele - einfach Konstruktionen<br />

an die Stelle von verbürgten Fakten treten, die das Eindringen ins<br />

vNhandene Handschriften- und Aktenmaterial ans Licht gebracht haben würde.<br />

19) Teil eines Fonnulars für Officium und Messe .De saneta Helena regina" (ebd.<br />

BI. 139-143). Nach G. Sc h r e i b er: Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur,<br />

Köln 1962, S.416, sind für Schlesien (Leubus, Sagan) aus dem Ende des 15. Jh.<br />

und dem Anfang des 16. Jh. acht Helena-Meßformulare nachweisbar.<br />

20) Vgl. G. Sc h r e i b er: Bergbau S. 78 u. 418. Möglich auch, daß das Aufblühen<br />

des Helenakultes ursächlich mit der starken Braunschweiger Kreuzesverehrung zusammenhängt.<br />

Nachträge und Berichtigungen zu der in Anlff. 1 genannten Arbeit:<br />

S. 12 Anm. 3: Henricis Aufzeichnungen befinden sich im Handschriftenarchiv des Instituts<br />

für deutsche Sprache und literatur Berlin.<br />

S.73 Z. 14-18: Dazu wäre durchzusehen die im Kestner-Museum Hannover aufbewahrte<br />

Korrespondenz Culemanns (Sig ... Cul. Korresp.", nicht einzeln registriert), über<br />

die jüngst Näheres bekannt ward (vgl. Die Wiegendrucke des Kestner-Museums. Von<br />

K. Ern s t. Neu bearb. u. erg. von C. v. Heu s i n ger, Hannover 1963, S. XII u. 1<br />

Nr.I-2).<br />

S.106 Z.21: Lies .. elle n'appartient pas".<br />

S. 160 Z. 18: Lies .Mater Felizitas Ammann OSU (Hannover)".<br />

S.161 Anm. 3: Lies "cf. S. 209".<br />

S. 161 Anm. 4: Lies "cf 5. 212".<br />

5.161 Anm. 5: Lies • cf. S. 213".<br />

S. 204 Anm. 1: Statt .. vLD" lies • vID".<br />

5.208 Nr. 6: Text ist fälschlich eng gedruckt.<br />

S.208 Anm. 1: lies .(5. 226-237)".<br />

154<br />

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Landfahrer im Armenregister der Stadt Königslutter am Elm<br />

aus den Jahren 1709-1713<br />

(Ten I)<br />

Von<br />

Heinz-Bruno Krieger<br />

Unter den Aktenbeständen der alten Kämmerei-Registratur des Stadtarchivs<br />

von Königslutter am Elm befinden sich unter der Signatur R III, 1 drei<br />

"Armen-Register vor die Ein- und Ausländische Armen von November AnM<br />

1709 bis November Anno 1713", geführt von dem Bürger und Brauer Johann<br />

Wilhelm Rodenbach. Hieraus werden im folgenden die Namen der "Ausländischen<br />

Armen", also der durchreisenden Personen, die um eine Geldunterstützung<br />

vorsprachen, abgedruckt, soweit Namen, Herkunft und Ursache des Notst<br />

.. ndes angegeben wurden. Auf die Wiedergabe v{)n "namenlosen" Eintragungen,<br />

wie "Item einen blinden Mann gegeben 1 Mgr. " oder "Zweyen vertriebenen<br />

Frauen beneben 3 Kindern gegeben 3 Mgr. u, wurde verzichtet. Der besseren<br />

Übersicht halber sind die einzelnen Eintragungen laufend durchnumeriert<br />

worden.<br />

Eine ganz ähnliche, wenig jüngere Quelle aus Vorsfelde ist vor Jahren von<br />

H. Go e t tin g veröffentlicht worden 1). Den Wert solcher Register, die die<br />

schwer zu fassende Gruppe der Heimatlosen und Landfahrer wenigstens an einem<br />

Punkte kurz sichtbar werden lassen, für die Personenforschung wie für die<br />

Sozialgeschichte überhaupt steht außer Zweifel. Die Lage der Stadt Königslutter<br />

an der alten Heerstraße vom Rhein zur EIbe, der späteren Reichsstraße und<br />

heutigen Bundesstraße Nr. 1 macht die hohe Zahl der durchreisenden Almosenempfänger<br />

erklärlich. In dem langen Zug des Elends spiegeln sich die Ereignisse<br />

der Zeit: der Spanische Erbfolgekrieg mit der großen Zahl versehrter und entlassener<br />

Offiziere und Soldaten - die Namen Mons und Dornick (Tournai) des<br />

Kriegsschauplatzes in den Spanischen Niederlanden begegnen vielfach -, die<br />

Verwüstung der Pfalz usw. Neben den zahlreichen Abgebrannten fallen die<br />

Konvertiten auf, unter diesen vor allem die getauften Juden, aus denen sich<br />

mindestens zu einem Teil das gewohnheitsmäßige Landstreichertum rekrutierte,<br />

1) .Ein Vors felder Almosenregister aus den Jahren 1721 bis 1724" (unter dem redaktioneJIep<br />

Titel: .Menschen der Landstraße"), in: Genealogie und Heraldik Jg. 2, Heft<br />

3-5 (1949/50). - Vgl. auch me i n e n Beitrag "Arme und Exulanten in Königs1utter<br />

am Elm 1739-1744", in: Genealogie 12. Jg. Heft 1, S. 329 (1963).<br />

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155


32. den 1. December Andreas Möhle. ein gantz contracter Bergmann. gegeben<br />

3 Mgr.<br />

33. den 4. Dec. einem abgebrandten Bürger auß Schön eck gegeb. 4 Mgr. 4 Pfg.<br />

34. den 6. Dec. Christoph Piele bleßirt vor Mons 1 Mgr. 1 Pfg.<br />

H. den 7. Dec. Philippus Albanus Rockenbam. ein gewesener Priester ordinis Benedictorum<br />

in Würtenberg. neben frau und Kinder. conversus. gegeben 4 Mgr. 4 Pfg.<br />

36. den 7. Dec. Christoph Diedrims auf Befehl des H. Superintendents 2 Mgr.<br />

37. Item conversus judaeus Benjamin Josepf. jam Anthon Ulrich 2 Mgr.<br />

38. Item Johann Heinrich. alias Emanuel genanndt. Judeus conversus. gegeben :2 Mgr.<br />

39. den 9. Dec. Franß Ferdinant Faber auß Beyem. conversus. neben Frau und<br />

:2 Kinder gegeben 4 Mgr.<br />

40. Den 11. Dec. Daniel Hende. auß Eulenstedt im Stifft Halberstadt abgebrannt<br />

3 Mgr.<br />

41. Item einen armen gebrechlimen Mann Namens Peter Fismer auß Bornumb 1 Mgr.<br />

42. den 14. Heinrich Meyer. auß dem Flecken Lübbid


65. Item Zacharias Schultze. ein gebrechlicher Bürger auß Braunschweig 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

66. den 10. Jan. Hanß Heldt. ein Schuster auß Saltzwedel abgebrandt 3 Mgr.<br />

67. den 11. Jan. Maria Müllers. ein arm Soldaten Weib 1 Mgr.<br />

68. Item Heinrich Fricken auß dem Stifft Hildesheim. den der Schlag gerühret 3 Mgr.<br />

69. den 12. Jan. Johan Bolde conversus auf hohen Atesta. 6 Mgr.<br />

70. Item Valentin Gauers auß Osterwick. ein gantz elender Mann u. Fr. u. 2 K. -<br />

3 Mgr.<br />

71. den 16. Jan. Christoff Röber. ein Oberoffizier bleß. vor Dornick. gegeben 4 Mgr.<br />

4 Pfg.<br />

72. den 19. Jan. Einen armm alten gebrechlichen Mann auß Öbestfelde 1 Mgr.<br />

73. den 20. J an. Christi an Tielecken auß Hanckesbüttel abgebrant gegeben 3 Mgr.<br />

74. den 23. Jan. Hans Kneusels bleßiret vor Dornick [Tournai) gegeben 1 Mgr 4 Pfg.<br />

75. den 25. J an. Christian Bitermann ein U.officier. beyde beyne abgeschoßen vor<br />

Mons. sitzend zu Pferde 3 Mgr.<br />

76. ltem Dortea Günters auß Foßfelde [Vorsfelde) ein beyn zerbrochen. lieget alhie<br />

vorm Scharffrichter. blutarm. 2 Mgr.<br />

77. den 29. Jan. Moses Ruben conversus judaeus. jam Christian Rosenstock wohnhafftig<br />

in Ziatz 2 Mgr.<br />

78. Item Bartram Anholtz auß Halle. den der Schlag gerührt 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

79. den 30. Jan. Hans Müller auß Braunschweig. deßen Sohn ein Studiosus und<br />

nichts zu verzeren. gegeben 2 Mgr.<br />

80. Itern Johann Janus. ein vertriebener Prediger auß den Voigt-Lande gegeben 3 Mgr.<br />

81. den 2. February Friedrich Wilcken auß Helmstedt 2 Mgr.<br />

82. Item Peter Ficker aus Bornum. ein elender alt Mann 1 Mgr.<br />

83. den 6. Febr. Jacob Schmidt zu Lentzen in der Prignitz belegen. abgebrant neben<br />

Frau und Kinder 4 Mgr.<br />

84. Item Heinrich Taube. ein Unteroffizier. bleßirt vor Mons 2 Mgr.<br />

85. Item Christian Krumsick bürtig auß Alleringersleben. den der Schlag gerühret<br />

neben 2 kleinen Kindern 2 Mgr.<br />

86. den 7. Febr. Christian Sühltfeldt auß Morßleben. ein armer alter gebrechlicher<br />

Mann gegeben 1 Mgr.<br />

87. Item Friedrich Nunß Kohl. Stadt Richter in der Neustadt Eiß leben. gant% abgebrant.<br />

ja alles seine habsdigkeiten in der Asche geleget. ein atestatum von Hochfürstliche<br />

Regierung zu Wolfenbüttel 6 Mgr.<br />

88. den 8. Febr. Johann Christian Hacke. ein Unteroffizier beyde beyne abgeschossen<br />

zu Pferde 3 Mgr.<br />

89. den 9. Febr. Mons. Degeheneff. ein bleß. Oberoffz .• gedienet unter den König<br />

von Preußen 3 Mgr.<br />

90. Item CI aus Koch auß Makdeburg. ein recht misembler Mensch. 2 Mgr.<br />

91. den 10. Febr. Joh. Christi an Höller auß Durlach. durch Diebstahl gant% verarmt<br />

3 Mgr.<br />

92. den 12. Febr. Hanß Lauen. ein bleßirter Soldat. gegeben 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

93. den 13. Febr. Franeos eIer. Vertriebener. u. F. u. 2 K. gegeben 2 Mgr.<br />

94. Item Jaques Galbar. Vertriebener. u. F. u. 1 K. 2 Mgr.<br />

95. ltern Martin Richter. ein Unteroffizier. bürtig auß Sack sen. elendig bleßiret vor<br />

Dornick 3 Mgr.<br />

HB<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

96. Item Sophia Kranmeyers, Vertrieben neben 2 K. 2 Mgr.<br />

97. den 15. Febr. Valentin Merlag, welcher auf der Reise und kein Zehr Geldt<br />

1 Mgr. 4 Pfg.<br />

98. Item Maria Gronauen neben 2 Kindern, deren Mann geblieben in der Schlacht<br />

zwischen Mons und Leinen 2 Mgr.<br />

99. den 16. Febr. Just Jacob Reulander ein Unteroffizier bleß. vor Dornick 2 Mgr.<br />

100. Item Hanß Müllers Wittwe auß Repke wegen eines gefährlichen Halßschadens auf<br />

Befehl des Hr. Bürgermeisters Schmalbruch gegeben 6 Mgr.<br />

101. den 18. Febr. Augustinus Grandin von Türken gefangen 3 Mgr.<br />

102. Item Balthasar Dauphin samlet auch vor in der Barbarey gefangene Brüder 3 Mgr.<br />

103. den 19. Febr. Joseph Brumkau von Türken gefangen 2 Mgr.<br />

104. Item Matthias Kreutzenach auch von Türken gefangen 2 Mgr.<br />

105. Item Heinrich Brunies und Daßel auß Scheppenstedt abgebrant, auf befehl des Hr.<br />

Bürgermeisters Schmalbruch 12 Mgr.<br />

106. den 22. Febr. Johann Hermann Elröseles, ein bleßirter Soldat, bürtig auß Minden,<br />

u. F. u. K. 2 Mgr.<br />

107. Item BarthoIdus Lüßmann auß Ferden, im Stifft Bremen gelegen 3 Mgr.<br />

108. Item Georg Wilcken, ein Sergeant, gedienet den König in Preußen, gegeben<br />

3 Mgr.<br />

109. den 25. Febr. Bastian Gronau, Vertriebener auß der PfaIs 2 Mgr.<br />

110. Item Til Müllers eine alte elendig Fraue, die in den Jammer feIt 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

111. den 27. Febr. Magister Friedr. Christ. Voßirus, Vertriebener Rector auß Neustadt<br />

bey Landau neben Frau und 4 Kinder gegeben 6 Mgr.<br />

112. Item den Jürgen Friedrich Mastmeyer, ein contracter Tuchbereiter auß Minden,<br />

den der Schlag gerühret gegeben 2 Mgr.<br />

113. Item Jürgen Müller auß Wansleben, abgebrant gegeben 3 Mgr.<br />

114. Item Elisabeth Spangen eine delirantin, bürtig auß Obestfelds [Oebisfelde1 gegeben<br />

2 Mgr.<br />

115. den 1. Martii Catarina Buchheisters, vertrieben, gegeben 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

116. Matthias Remmers, deßen Haus und gantzes Wesen durch eine Waßerfluth weck<br />

gespület, neben Frau und Kinder geg. 4 Mgr.<br />

117. Item Balthasar Thomas neben Frau und Kinder vertrieben 3 Mgr.<br />

118. den 7. Martii Dorotea Rachs, eine reisende arme Fraue neben zwey Kindern,<br />

bürtig auS Berlin gegeben 2 Mgr.<br />

119. den 8. Martii eine vertriebene Superintendents Witwe auß Etlingen, frau Löftin<br />

genant, auf befehl H. Bürgermst. Schmalbruch 6 Mgr.<br />

120. Item Maria Ungers, bürtig auß Stadfurd, mit der schw. Noth 2 Mgr.<br />

121. den 9. Martii Hans Koch aus Süplingeburch, feIt in den Jammer 1 Mgr.<br />

122. den 10. M. Hans Wunstorf auß den Flecken Geringtwalde gantz abgebrant<br />

nebest Att. von fürst!. Wolfb. Regierung 6 Mgr.<br />

123. Item Christoffel Bidenbach auß eben der Stadt und gleichs bitteren Elender gegeben<br />

6 Mgr.<br />

124. den 11. Mart Zur Auffbauung der Evangelischen August Kirchen genant, in der<br />

Stadt Wildenberg in Schlesien, wegen vieler Hohen Atestatis Nothwendig gegeben<br />

12 Mgr.<br />

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159


125. den 13. M. Hans Jürgen Oberg. ein Unteroffizier. bleßiret vor Dornick gegeben<br />

2 Mgr.<br />

126. Item Anna Usa Wibekins. eine vertriebene Wein Gärtnerin neben 2 Kinder<br />

2 Mgr.<br />

127. den H. M. Jürgen Eichen auß Großen Steinem. ein alter elender Mann 1 Mgr.<br />

4 Pfg.<br />

128. Item Fridelinus Hundelag. ein Gersant bleß. vor Mons. gegeben 2 Mgr.<br />

129. den 15. M. Johann Heinrich von Hardin. bürtig von Hügelheim auf dem Hundes<br />

Rücken belegen. gewesener Gerichts-Ambtmann. Vertriebener neben Frau und<br />

Kinder 6 Mgr.<br />

130. Item Margreta Blender. ein arm reisent Weib 1 K. 2 Mgr.<br />

131. den 16. M. Joh. Christoff Schultze. gewesener Professor zu Rostock. ein De1irant<br />

4 Mgr.<br />

132. Item Friedrich Balcke. ein armer Studiosus. gegeb. 2 Mgr.<br />

133. den 19. M. M. Catrina Wilkens auf recommendation des Hr. Superintendents<br />

2 Mgr.<br />

134. den 21. M. Bastian Podalski samlet vor seine in der Barbarey gefangenen Eltern<br />

gegeb. 3 Mgr.<br />

135. Item William laurentzi neben zwey Brüder. welche ebenfalls vor gefangene Brüder<br />

samlen 4 Mgr 4 Pfg.<br />

136. Item Heidewig Wigmannß. eine Gersantin. deren Mann geblieben vor Dornick<br />

[Tournai]. u. 1 Kinde 2 Mgr.<br />

137. den 22. Balthasar Röfer. ein Unteroffizier. bleß. in der Schlacht bey übersteigung<br />

der linien 2 Mgr.<br />

13 8. Item den gewesenen Haubtmann Bartold de Bischschoff auf Befehl des H. Superintendent<br />

gge. 7 Mgr.<br />

139. Item Michael Delphin ein Unteroffizier bleß. bey übersteigung der linien 3 Mgr.<br />

HO. den 23. M. Karrl Heße. ein bleß. Soldat 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

141. Adriana von Greibenberg gebohrene von Bühlau. deren Mann ein Major gewesen.<br />

geblieben in der Schlacht. Ein Atest von Dero ExceI. Hr. Geheimbte Rath lüdeken.<br />

gegeben 6 Mgr.<br />

142. den 26. M. Jürgen Kellewin. ein gebrechlicher alter Mann 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

143. Item Michael Birenbaum. auß den Stift Ferden abgebrant 3 Mgr.<br />

144. den 28. M. Philemon Tielenß. deß Güther vorm Jahr in einer abscheülichen<br />

Waßerfluth beneben allen Getreide gantz weg gefloßen. und Frau und Kind gegeben<br />

4 Mgr. 4 Pfg.<br />

145. Item Christoph Rubrecht. ein gebrechlicher Fleischer auß Sacksen 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

146. Item Abraham Dedilyer. ein reform. Leutenant. bleß. vor Dornick. reisent nach<br />

Berlin 4 Mgr. 4 Pfg.<br />

147. den 30. M. Burghart Siefers. ein reisender Schuhknecht. gegeb. 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

H8. Item Albrecht Tauber. ein vertriebener Kammacher. gegeben 2 Mgr.<br />

149. den 31. M. Jürgen Kram -r auß lerxheim. ein Delirant. gegeben 1 Mgr. 4 Pfg.<br />

150. den 1 Aprilis Anthon Behrenß. bürtig auß Sichtau. elendig umß Seine kommen.<br />

gegeben 3 Mgr.<br />

151. Item Philipp Buchholtz. ein Biirger auß der Stadt Wildenberg in Schlesien. zu Aufbauung<br />

einer Lut. Schule. auf hohen Atestata gegeben 6 Mgr.<br />

152. den 3. Aprilis Wilhelm lit. auß Sacksen abgebrant 4 Mgr.<br />

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332. den 11. Julii Hanß Jürgen Angersbam. bürtig auß Bremen. ein elender bleßirter<br />

Soldat neben Frau und 3 Kinder 3 Mgr.<br />

333. ltem (Hier)onimus Klingenberg. ein Unter Officier. eine Handt verlohren vor<br />

Dornick gegeben 3 Mgr.<br />

334. ltem Conrad Meßing. bürtig auß Hone in Churf. Zelle belegen. abgebrant .. Mgr.<br />

335. Item J oamim Bergmann. ein armer Bürger auß Stadthagen. reiset nndt Berlin gegeben<br />

2 Mgr.<br />

336. den 14. Julii Jürgen Last. ein abgeordneter von Rath auß den Flecken Rothenberg.<br />

samlet vor abgebrante Kirdte u. Smule und beyde Pfarr Häuser. welme den<br />

12 December 1709 nebest 65 Wohn Häusern abgebrant gegeben 9 Mgr.<br />

337. ltem Jeremias Delenbeck. ein Abgeordneter von 4 abgebranten Wohn Häusern<br />

von eben den Flecken Rothenberg 6 Mgr.<br />

338. den 15. Julii Eberhard Rothkopff ein gewesener Corporal. einen Arm verlohren<br />

in Übersteigung der Linien 3 Mgr.<br />

339. Item August Conrad. Judeus conversus. alias Philip Moses. getaufet zu Hamburm<br />

neben Frau und Kinder gegeben 3 Mgr.<br />

340. den 16. Julii Margreta Kodts. bürtig von Clausthal. deren Mann in der Grube<br />

befallen. neben 3 Kleinen Kindern 3 Mgr.<br />

341. ltem Balthasar Rübenodt. ein bleßirter Soldat ggeb. 2 Mgr.<br />

342. Item Güntzel Wiebekint. ein Jngenieur. einen Arm verlohren vor Dornick. auf<br />

hohe Recom. 4 Mgr ... Pfg.<br />

343. den 17. Julii Jacob Senil. ein vertriebener Cantor wegen der Religion von Kern<br />

im Fürstenthum Salm belegen neben Frau u. 4 Kinder .. Mgr.<br />

344. Item Heinridt Krumsick. ein Soldat bürtig auß Roden. bleß. vor Dornick. gegeben<br />

2 Mgr.<br />

345. den 18. Julii Cleopatrae von Mederin. eine Vertriebene von Adel auß der PEals<br />

neben 2 Kinder 3 Mgr.<br />

346. den 20. Julii Christoff Blume auß den Churf. Br. Lün. Ambt Blumenod bürtig<br />

gewesener Gesambt Ridtter. durm Anzündung des Wetters elendig um alle das<br />

seine kommen. auf hohe Atestata gegeben 6 Mgr.<br />

347. Item Jeremias Tomas. vertrieben. neben Frau u. 3 Kinder 4 Mgr.<br />

348. den 21. Julii Jans Coridon. bürtig auß Winsen. (in Delirant gegeben 2 Mgr.<br />

349. den 23. Julii Alexander Rifbhl. conversus. gegeben 2 Mgr.<br />

350. Item Christian Minders. vertrieben von Rein. neben 2 Kinder 3 Mgr.<br />

351. Item Heinridt Abdon. bleßiret bey Obersteigung der Linien 2 Mgr.<br />

352. den 25. Julii Daniel Lepoldus auß Sdtwartzenburg durdt eine elende Feuersbrunst<br />

gant/; ruin. .. Mgr.<br />

353. Item Günter Ebeling. ein anner reisender Bürger auß Minden. gegeben 2 Mgr.<br />

354. Item Georg Daniel. ein abgeordneter von der Stadt Ohrdurff auß der Grafsdtaft<br />

Hohenlodt um Aufbauung einer Kirchen. auf hohe fürst!. Atest. gegeben 9 Mgr.<br />

3;5. den 27. Julii Herbert Kilian. vertrieben auß der Pfals 3 Mgr.<br />

356. ltem Gabriel Rungen. ein bleßirter Soldat. neben 2 K. gegeben 2 Mgr.<br />

357. den 28. Julii Jacob Mensdtinck. ein Unterofficier bleß. vor Dornick. gegeben<br />

3 Mgr.<br />

358. den 29. Julii Catrina Wenzels und Anna Bergmanns. Vertriebene auß der PhIs.<br />

neben 4 Kindern gegeben 6 Mgr.<br />

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387. Item HanS Ammen, ein gewesener Wein Gärtner, vertrieben am Rein u. F. u. 2<br />

Kinder 4 Mgr. 4 Pfg.<br />

388. Item eatrina Meyers, bürtig auß Braunschweig, welche der Schlag gerühret, u. 3<br />

Kinder 3 Mgr.<br />

389. Item Mr. Hennick Diederich, auS der Stapelburg bürtig, ein recht elender Mann,<br />

u. F. u. 2 Kinder 3 Mgr.<br />

390. den 15. Augusti Margreta Hünken, Vertrieben, u. 2 Kinder 3 Mgr.<br />

391. den 16. Augusti Hennick RosenthaI, ein Refor: Leut:, der sein Bein verlohren<br />

vor Dovoj, reisent auf der Post 6 Mgr.<br />

392. Item Georg Tübbisink, ein armer reisender Mann 2 Mgr.<br />

393. den 18. Augusti Christiana von Zigelitz, eine Refor. von Adel, vertrieben,<br />

reisent nach Berlin 6 Mgr.<br />

394. den 20. Augusti Sabina von Kern, eine gewesene Majorin, deren Mann geblieben<br />

vor Dovoj, reisend auf der Post nach Berlin u. 1 Kind gegeben 6 Mgr.<br />

395. Item Conrad Wiebekind, bürtig aus Saltzwedel, gantz abgebrant gegeben 4 Mgr.<br />

4 Pfg.<br />

396. den 21. Augusti Margreta Wielen, vertrieben am Rein u. 2 K. gegeben 3 Mgr.<br />

397. Item Michael Dam ein Mann, der in den Jammer fällt 2 Mgr.<br />

398. Item Emanuel Witneben, vertrieben auS der Pfals, u. F. u. 2 Kinder 3 Mgr.<br />

399. den 22 Augusti Christi anus Ridel, ein gewesener Schul CoJlega, vertrieben auß<br />

der Schlesien, u. F. u. 2 Kinder 4 Mgr. 4 Pfg.<br />

400. Item Abigail Spangen. bürtig auS Hone im Churf. Zelle belegen, gantz abgebrand.<br />

gegeben 4 Mgr. 4 Pfg.<br />

(Wird fortgesetzt)<br />

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Bibliographie zur braunsmweigismen Landesgesdümte 1963<br />

Bearbeitet von<br />

Ire n e B erg und C h r ist aSe h w a n d t - Neu man n<br />

Allgemell1es, Lal1deskullde<br />

1. Deutsche Kunstdenkmäler. Ein Bildhandbuch. Hersg. von Reinhardt Hootz. (Bd 8.)<br />

Bremen, Niedersachsen. Darmstadt: Wiss. Buchges. 1963. XVII S. Text, 3;2 S.<br />

Abb., 5.353-418 Text 8 0<br />

[Darin die b",nwg. Orte: Amclnng.bom, Bevcm, Braun.chweig, Clus, Candershelm, Co.lar, Helningen,<br />

Helm.tedt. Homburg, Königslutter, li.benburg, Mariental. Salzgitter-Ringelhelm, Sambleben,<br />

Schliestedt, Schöningen, Süpplingenburg, Th.dinghaustn, Walken ried, WolfcnbüueI.1<br />

2. 5 t i ll e. U1rich: Dome. Kirchen und Klöster in Niedersachsen. Nach alten Vorlagen.<br />

Frankfurt a. M.: Weidlich 1963. 279 5. 8 0 (Dome, Kirchen u. Klöster. Bd 6.)<br />

[Darin die bnchwg. Orte: Amelungsborn. Braun.chwelg, Candershelm, Coslar. Helmotedt,<br />

Königslutter, Mariental, Rammel,berg, Riddagshau.en, Süpplingenburg, WalkenrIed, WolfenbütteI.1<br />

3. Niedersachsen. Landeskunde, Landesentwicklung. Kurt Brüning Gedächtnisschrift.<br />

Göttingen. Hannover (; Hildesheim: Lax in Komm.) 1963. 332 S. 8 0 (Neues<br />

Archiv f. Niedersachsen. Bd 12.)<br />

4. Raum zwischen Harz und Heide. [1. 2.) (Hannover [: Der Nieders. Minister des<br />

Innem); Auslief. Regierungspräsident Hannover) 1963. 4 0 [I.) Strukturuntersuchung.<br />

53 Kt. [2.) Raumanalyse. 29 gez. BI., 3 Kt. (Schriften der Landesplanung<br />

Niedersachsen. Nr.27.)<br />

5. Der Harz. Hamburg: Hoffmann & Campe 1962. 96 5 .• Abb. 4 0 (Merian. Jg. 15,<br />

4. 1962.)<br />

6. Der Harz hüben und drüben. Landschaft. Menschen. Wirtschaft beiderseits der<br />

Zonengrenze. Eine Ausstellung im Haus "Einheit und Freiheit" Bonn. Maargasse 1.<br />

Text: Fritz Moll e. Bonn 1962: Hermes KG. 3:2 5 .• 7 Abb. auf Taf. 8 0<br />

7. Mo r t e n sen, Hans: Alte Straßen und Landschaftsbild am Beispiel des Nordwestharzes.<br />

In: Neues Archiv f. Nieder.achsen. Bd 12. 1963. 5.150-166. 9 Abb.<br />

8. Mo h r. Kurt: Die Geologie des Westharzes. 400 Millionen Jahre Harzgeschichte.<br />

Mit 32 Abb. u. 1 Ubersichtstaf. Clausthal-Zellerfeld: Pieper 1963. 92 S. 8 0<br />

9. Lau b. G.: Höhlenwanderung am Nordharz. In: Unser Harz. Jg. 11. Nr 4. 1963.<br />

S. 8-10. 3 Abb.<br />

10. (F re ist. W[erner):) Wanderkarte Ost-Elm. 1: 2; 000. (Schön in gen :) Verkehrsverein<br />

Schöningen e. V. 1963. 8 0 [Lithogr .• Rückent.)<br />

11. Ne 5 sie r - A 55 man n, L[ucia): Elm und Lappwald erwandert. Braunschweig:<br />

Eckensberger [1963). 14 gez. BI. mit Kt. 8 0<br />

12. (N e 5 sIe r - Ass man n. L[ucia]:) Wir wandern rund um Wolfsburg. Fallers­<br />

Ieben und Gifhom. (WolfsbUlg: Eckensberger [1961).) 16 gez. BI. mit Kt. 8 0<br />

13. Ehr ho r n. Manfred: Wüstungsgeographie des Landkreises Helmstedt. ([Braunschweig]<br />

1962.) 158 gez. BI.. 29 Pläne im Text. 1 Kt. 4 0 [Masch.Schr.) Braunschweig,<br />

TH. Oberseminararbeit Jan. 1962.<br />

170<br />

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27. La m pe, Wilhelm: über einige Formen von Keulengeräten, besonders im süd­<br />

Iienen Niedersaensen. In: Die Kunde. N. F. 14. 1963. S. 56-62. mit 4 Abb. Im<br />

Text u. 2 Taf.<br />

28. Fes s er. Hermann. u. U1rich Ho r s t : Herkunfts- und Altersbestimmung einer<br />

alten Erzsenlacke aus dem nordwestdeutsenen Harzvorland. Spektroenemisene u.<br />

palynologisene Untersuenungen. In: Die Kunde. N. F. 14. 1963. S.240-254, mit<br />

3 Abb. im Text.<br />

29. Cl aus, Martin: Bronzefunde von der Pipinsburg bei OsterodeiHarz und ihre<br />

Verbreitung. In : Alt-Thüringen. J ahressenrift d. Museums f. Ur- u. Frühgeseniente<br />

Thüringens. Bd 6. 1963. S.35'7-371. [Darin auf S.358-359 erwähnt Dettum<br />

mit Abb.)<br />

30. G r im m. Paul: Zur arenäologi.enen Burgenforsenung im Unterharz. In: Harz-Zs.<br />

Jg. 14. 1962. S.15-30.<br />

31. A d 0 1 p h. Eckhard: Die 1000 Jahre alte Harzstraße. In: Unser Harz. Jg.11.<br />

Nr 2. 1963. S. 4-7. 1 Abb.<br />

32. Go e t tin g. Hans. Franz NI q u e t : Die Ausgrabungen des Bonifatiusklosters<br />

Brunshausen bel Gandersheim. Hildesheim: Lax [1963]. 5.194-213 mit Abb. 4 0<br />

[Umsenlagt.) Aus: Neue Ausgrabungen u. Forsenungen in Niedersaensen. 1963.<br />

33. U h d e. Heinrien: Die Hildesheim-Mainzer Diözesangrenze am westlichen Harzrand.<br />

In: Braunsenw. Jb. Bd 44. 1963. S.42-68. 1 Kt.<br />

34. F I e seI. Ludolf: Offleben und Kaierde in den Traditiones Corbeienses. Ein Beitrag<br />

zur säensisenen Stammesaristokratie. In: Braunschw. Jb. Bd 44.1963. S. 5-41.<br />

35. Be r g es. Wilhelm: Zur Geseniente des Werla-Goslarer Reiensbezirks vom<br />

neunten bis zum elften Jahrhundert. In: Deutsene Königspfalzen. Bd 1. 1963.<br />

5.113-157.<br />

36. Fr e i tag, Friedrien. u. Wilhelm La m pe: Auf den Spuren des alten Königsweges<br />

Brüggen - Dahlum - WerIa. Eine gelände- u. überlieferungskundliene<br />

Untersuenung. In: Alt-Hildesheim. H. 34. 1963. S.1-7 mit 6 Abb. u. 1 Kt.<br />

37. J 0 r dan. Karl: Goslar und das Reich im 12. Jahrhundert. In: Nieders. Jb. f.<br />

Landesgesen. Bd 35. 1963. S.49-77.<br />

38. Gi d ion. Hans: Der Goslarisene Reiensvogt Giselbert de Goslaria. In: Harz-Zs.<br />

Jg.14. 1962. S.155-160, Taf. V.<br />

39. War n s ted t. Christopher Frh. von: Lauenburgisene Her%ogsportraits. Aus:<br />

Lauenburgisehe Heimat. N. F. H. 39. 1962. S.29-32. Taf. 1-4. [Abb. a auf Taf. 1<br />

u. Text auf S.29/30: Magnus I. von Saehsen-Lauenburg (e. 1503. t 1543) und<br />

seine Gemahlin Katharina von Braunsehweig-Lüneburg (1488-1563).)<br />

40. M a h ren hol t %. Hans: Das Epitaph in der Stadtkirehe in Celle. In: Arduv f.<br />

Sippenforsenung. Jg. 29. H.9. 1963. 5.12-16. 4 Abb. [Herzog Wilhelm d.1. von<br />

Braunsenweig-Lüneburg und Familie.]<br />

41. W i n t er. M.: Zur Heiratspolitik des Herzogs Anton Ulrieh von Braunsenweig­<br />

Wolfenbüttel. bes. seine Beziehungen zu Rußland. 45 BI. .. 0 [Masen.Sehr.) Göttingen.<br />

PH. Sem.-Arb. 1962.<br />

42. L e J u g e deS e g r ais. Rene: Les deux Princesses. Documents reunis. Port­<br />

Louis - Mauritius: The Mauritius Printing Coy. 1963. 118 S., 4 Taf. 8' (Mauritius<br />

Arehives Publications. Publication Nr 7.) [Betr.: CharIotte Christine Sophie.<br />

Toenter des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunsehweig-Wolfenbüttel. verb. mit<br />

Alexej Großfürst von Rußland.]<br />

172<br />

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56. A p e I. Carl: Die Äbte des Klosters Amelungsborn von Erlaß der Klosterordnung<br />

1655 bis zur großen Vakanz (nach 1912). In: Festschrift f. Prof. D. Karl Heinrich<br />

Rengstorf Theol. Dr. h.c .• D. D .• Konventuale des Klosters Amelungsborn.<br />

zum 60. Geburtstag am 1. Okt. 1963. 1963. S. 26-37.<br />

57. CI aus. Helmut: Johann Bugenhagen 148,-1',8. Bestandsverzeichnis der<br />

Drucke u. Handschriften. Gotha: Landesbibliothek 1962. 35 S. 8 0 [UmschIngt. :)<br />

Johann Bugenhagen 148,-1558. (Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha.<br />

H.9.)<br />

58. Breitenbürger. U.: Der AUf(sburger Relif(iomfrieden und seine Auswirkungen<br />

in deutschen Städten (bes. Bremen u. Goslar). 101 BI. 4 0 [Masch.Schr.]<br />

Göttingen. Mittelschullehrer-Institut an der PH. Prüf.-Arb. 1962.<br />

59. Kr um wie d e • Hans-Walter: Neuere Arbeiten über den Unionstheologen Georg<br />

Calixt und der Plan einer wissenschaftlichen Ausgabe seiner Schriften. In: Jb. d.<br />

Gesellsch. f. nieders. Kirchengesch. Bd 61. 1963. S. 123-134.<br />

60. B erg er. Klaus: Godehard Ontrup (1773-1826). der erste katholische Pfarrer<br />

in Goslar seit der Reformation. Eine bedeutende Priestergestalt u. ein hervorragender<br />

Pädagoge der Aufklärungszeit. In: Unsere Diözese in Vergght. u. Ggwt.<br />

Jg.32. 1963. S.53-71.<br />

61. S tal man n. Albrecht: Die Klosterkammer und der Hannoversche Klosterfonds<br />

unter der Herrschaft der NSDAP. Der zwölf jährige Kampf um das Bestehen der<br />

Klosterkammer. In: Tradition. Zs. f. Firmengesch. u. Unternehmerbiographie. Jg. 7.<br />

H.6. 1962. S.257-280. [Enth. u. a. Berichte über die Liegenschaften in Stadt u.<br />

Landkr. Goslar.)<br />

Wlrtschafts- ulld VerkeImgeschichte<br />

62. Tim m e. Fritz: Handel und Fernverkehr im älteren Sadtsen. Aus: Blätter f. dt.<br />

Landesgesdt. Jg. 99. 1963. S. 25-58.<br />

63. Ach i I I es. Walter: Der Aussagewert von Flurkorrespondenzen. In: Braunsdtw.<br />

Jb. Bd 44. 1963. S.69-84.<br />

64. Sm e d t. O(skar) de: Guglielmo de Raet e la bonifica deI territorio Iucdtese.<br />

Lucca 1963. S. 29-41. 4 0 [Umschlagt.) Aus: La Provinria di Lucca. Anno 3. Nr 2.<br />

1963. [Wilhelm de Raet. niederländ. Baumeister in Wolfenbüttel unter Herzog<br />

Julius.)<br />

65. Wasserverbindung Goslar-Braunschweig. Vienenburger Schiffgraben in Zusammenhang<br />

mit herzoglichen Navigationsplänen1 In: Aus der Heimat. GeschichtsbeiI.<br />

des Salzgitter-Kuriers. 1963. Nr 4. [Navigationsplan aufgest. von Wilhelm de Raet.<br />

ca. 1573.]<br />

66. Bar t hel. Walther: Generalplan zur Hochwasserregelung in den Flußgebieten<br />

der Aller. Leine und Oker. In: Neues Archiv f. Nieders. Bd 11. H. 4.1963. S. 255-<br />

269 mit Abb.<br />

67. Li m p r ich. Hans: Hochwasserschutz im Flußgebiet der Oker. In: Die Weser.<br />

Jg. 36. 1962. S. 121-126. 2 Abb .• 2 Tab.<br />

•<br />

Eisenbahn s. audt Nr 49.<br />

68. Deutsche Bundesbahn. Feststellungen zur Wirtsdtaftlichkeit des geplanten Nord­<br />

Süd-Kanals. Eine Stellungnahme zu dem von P. Berkenkopf erstatteten .. Gutachten<br />

über Notwendigkeit u. Möglichkeit einer Verbesserung der Hinterland-Verkehrswege<br />

der Seehäfen Hamburg u. Lübeck". (Hrsg. vom Pressedienst der Hauptverwaltung<br />

der Dt. Bundesbahn.) Darmstadt: Röhrig 1962. 12 S. 4 0 [Umsdtlagt.)<br />

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116. Se h m i d t, Klaus: Natur- und Landschaftsschutz im Landkreis Braunschweig.<br />

In: Heimatbote des Landkreises Braunschweig. 1963. S. 52-53.<br />

Gesc1ric1rte einzelner Landesteile und Orte<br />

Amelungsborn s. Nr 24, 53-56.<br />

117. He s se, Otto: Die Dorfstätte der Wüstung KI. Börssum. [Wolfenbüttel 1963.]<br />

4 gez. BI., 2 Skizzen. 4 0 [Kopft., Masch Schr.]<br />

118. L ü t t i g, Gerd: Das Braunkohlenbecken von Bornhausen am Harz. In: Geol.<br />

Jb. Bd 79. 1962.<br />

119. Ha h n e, Otto: Das Schloß der Steinberge zu Bomhausen im Kreis Gandersheim.<br />

In: Brschwg. Heimat. Jg. 49, H. 2. 1963. S.33-37.<br />

120. B u t t I er, Hans Martin: Die Kirche in Bomum bei Börßum. In: Heimatkalender<br />

f. den Landkreis Wolfenbüttel. Jg.9. 1963. S. 114-118, 1 Abb.<br />

121. H und er t m a r k, Edeltraut: Bortfeld. Entwicklung und Struktur eir.es Dorfes<br />

im Einflußbereich der Großstadt. In: Neues Archiv f. Niedersachsen. Bd 12. 1963.<br />

S. 282-289, 4 Abb.<br />

122. Plan von Braunschweig. Bearb. unter Mitw. des Stadtvermessungsamtes Braunschweig.<br />

Kartographie: Georg Westermann, Braunschweig. (1: 15 000. Mit<br />

Straßenverzeichn.) Braunschweig: Westermann 1963. 65 x 74,5 em 8 0 [Lithogr.,<br />

kol., Kopf- u. Fußt.] [Rückent. :] Westermann-Plan von Braunschweig.<br />

123. B 0 11 man n, Hermann: Bildstadtplan. Braunschweig. (Die Stadtgeschichte<br />

schrieb Fritz Tim m e ... ) Braunschweig: Bollmann Bildkartenver\. (1963.) 12 S.,<br />

1 PI. [Umschlagt.] (Bollmann-Bildkarten. Nr 41.)<br />

124. Braunschweiger Führer für Stadt und Umgebung. In Zsarbeit mit der Polizeidirektion<br />

Braunschweig. (Zsstellung: Heinz G r u se.) Braunschweig: Oeding<br />

1963. 172 S. 8 0<br />

125. Braunschweigisches Adreßbuch. Bearb. auf Grund von amt\. Unterlagen u. eigenen<br />

Ermittlungen. Ausg. 135. 1963-1964. Stand: 30. Apr. 1963. Braunschweig: 1. H.<br />

Meyer (1963). 453, 377, 67 S. 4 0<br />

126. B i I zer, Bert, u. RoIf Hag e n : Braunschweig - Herzogs- und Haml'stadt. In:<br />

Ars viva '63. 1963. S. 10-15 mit 4 Abb.<br />

127. Tim m e, Fritz: Brunswiks ältere Anfänge zur Stadtbildung. In: Nieders. Jb. f.<br />

Landesgesch. Bd 35. 1963. S.1-48, 2 Kt. [Auch als Sonderdr.: Braunschweig:<br />

Pfankuch 1963. 48 S. 8 0 Umschlagt.]<br />

128. S t ein ba eh, B.: Henning Brabant (Braunschweig) und seine Zeit. 27 BI. mit<br />

1 Abb. 4 0 [Masch.Schr.] Göttingen, PH, Sem.-Arb. 1961.<br />

129. L e r m, Kurt: Die Landwehr der Stadt Braunschweig. In: Braunschw. Kalender.<br />

1963. S.33-36, 3 Abb.<br />

130. I r v i n g, David J.: Und Deutschlands Städte starben nicht. Ein Dokumentarbericht.<br />

1963.4 0 S. 302-310, Bild 208-210 = Braunschweig. [Betr.: Luftangriffe<br />

im 2. Weltkrieg.]<br />

131. Wes tee k er, Wilhelm: Die Wiedergeburt der deutschen Städte. Düsseldorf,<br />

Wien: Econ-Verl. (1962.) 394 S. mit Abb. 8 0 [Darin u. a. Braunschweig.)<br />

132. Be r n d t, Friedrich: Dom und Burgplatz zu Braunschweig. (4. Aufl.) (München<br />

Sc. Berlin: Dt. Kunstverl. 1962.) 14 S. mit Abb. 8 0 [Kopft.) (Große Baudenkmäler.<br />

H. 130.)<br />

133. Stadtbaurat a. D. Professor Dr.lng. E. h. Johannes GÖderitz. [Zum 75. Geburtstag.)<br />

In: Dt. Architekten- u. lngenieur-Zs. Jg. 1, H.5. 1963. S.35-36.<br />

178<br />

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134. 5 c h u I t z, H[ans] A[dolf]: Die Grabmale in braunschweigischen Kirchen.<br />

II. Martinikirche. III. Katharinenkirche. IV. Brüaernkirche. V. St. Stephani-Kirche<br />

in HcImstedt (ohne Grabkapelle). In: Brschwg. Heimat. Jg.49, H.1-4. 1963.<br />

5.1-8, IV TaL 38-42, IV TaL 75-83, IV Taf., 100--108, IV Taf. [Anfang<br />

s. Bibliographie 1962, Nr 104.]<br />

135. Be u lek e, Wilhelm: Die Hugenottengemeinde Braunschweig. (111.) In: Braunschweig.<br />

Jb. Bd 44. 1963. S.85-118. [Anfang s. Bibiliographie 1961, Nr 121 u.<br />

1962, Nr 100.]<br />

136. braunschweig. Berichte aus dem kulturellen Leben. 1/1963. Braunschweig: Westermann<br />

(1963). 34 S ... D<br />

[Darin u. a.: S •• I • Ic " Kurt: Nodt Immer alte. Famwtrlc. S. 2-11. H Abb. - Me r I -<br />

man n , Htinrim: Ntue Ära des Staatstheaters. S. 12-15. S Abb. - Sc h m I d t Ic •• Gotthard:<br />

Fünf Generationen Geigenbauer. S. 22-24, ... Abb. - B u c h wal d . Renate: Dfe dritte Puppen ..<br />

Ipielwome. S. 2S-27, S Abb. - G rot he, Karl-Helnz: 12S Jahre Westtrtnann. S. 28-29. J Abb.1<br />

137. 2. Woche Internationalen Puppenspiels, Braunschweig 1960, 26. März-2. April.<br />

(Hrsg.: Stadt Braunschweig, Ku[turamt. Red.: Harro Sie gel.) (Braunschweig<br />

1960: Waisenhaus -Buchdr.) 18 BI. 8 0 [Umschlagt.]<br />

138. 3. Woche Internationalen Puppenspiels Braunschweig 1963, 23. März-31. März.<br />

(Hrsg. Stadt Braunschweig, Ku[turamt. Red.: Harro Sie gel.) (Braunschweig<br />

1963: Waisenhaus-Buchdr.) 14 BI. 8 0 [Umschlagt.]<br />

139. Perlicko - Perlacko. Fachzeitsduift f. Puppenspiel. (Hrsg.: Hans R. Purschke.)<br />

1963, Sonderh. Frankfurt a. M.: Perlicko-VerI. 1963. 8 0<br />

[Darin: Kr a f f t. Ludwig: Harro Siegel. 5.2-3. - SI. gel, Harro: Marionetten. S.4-17.1<br />

140. Wo I t er, Siegfried: Braunschweigs "Niederdeutsche Bühne" lädt ein. In: Heimatmatbote<br />

des Landkreises Braunschweig. 1963. S. 48-51,2 Abb. Auch In: Heimatkalender<br />

f. den Landkreis Wolfenbüttel. Jg.9. 1963. S.75-79.<br />

141. Bandung - Braunschweig. Eine indonesisch-deutsche Städte freundschaft. (Hrsg.<br />

vom Oberstadtdirektor der Stadt Braunschweig. Kulturamt.) (Braunschweig 1963:<br />

Waisenhaus-Buchdr. u. Verl.) 93 S. 8 0 [Text dt. u. indonesisch.]<br />

142. Kostbarkeiten aus Braunschweiger Museen. (Hrsg.: Städtischer Verkehrsverein<br />

Braunschwefg.) (Braunschweig [1963]: Waisenhaus-Buchdr.) 10 BI. 8 0 [Umschlagt.]<br />

142a. F i n k, August: Die Schwarzschen Trachtenbücher. Berlin: Deutscher Verein f.<br />

Kunstwiss. 1963. 263 S. mit Abb ... 0 [Die Bücher sind im Besitz des Herzog­<br />

Anton-Ulrich-Museums in Braunschweig.]<br />

143. Moll e n hau er, Heinz: Die Formsammlung der Stadt Braunschweig. In:<br />

Freundeskr. des Gr. Waisenhauses Braunschweig. H. 37, Jg.13. 1963. S.10--12.<br />

144. Moll e n hau er, Heinz: Niedersachsens größtes Münzkabinett [im Städtischen<br />

Museum Braunschweig]. In: Brschwg. Kalender 1963. 5.40-41.<br />

145. Die Technische Hochschule Braunschweig. Hrsg. im Auftr. des Senats der Carolo­<br />

Wilhelmina von Wo(fgang Sc h n eid er. Berlin-West & Basel: Länderdienst­<br />

Verl. 1963. 291 S. mit Abb ... 0 [Umschlagt.:] Technische Hochschule Carolo­<br />

Wilhelmina zu Braunschweig. (Bücherreihe von Universitäts-Publikationen der<br />

Länderdienst AG.).<br />

[Darin S. 9-61: Aus 200 Jahren Braunschweiger Hochschulgeschichte.]<br />

146. Kr a e m er, Friedrich Wilhelm: Neubauten an der Technischen Hochschule Braunschweig.<br />

In: Bauen u. Wohnen. Jg. 17, 8. 1962. S. 332-345, 16 Abb., PI.<br />

147. Chemiehörsaalgebäude der TH Braunschweig. In: Deutsche Bauzeitschrift. Jg. 10,<br />

7. 1962. S. 1053-1056, 6 Abb., PI.<br />

tr 179<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

196. R 0 s e [. KarlJ: Gesdtichtliche Nachrichten aus den Dörfern des Reviers: Hohnsleben.<br />

In: BKB-Mitteilungen. [Jg.13.J H. 5. 1963. S. 26-29. 2 Abb.<br />

197. B ern eck er. Kriemhild: Holzmlnden im Zeichen des Merkantilismus. 60.<br />

Xl BI.. Abb. 4 0 [Masch.Schr.J Göttingen. PH. Sem.-Arb. 1961.<br />

198. H im m I er. Gustav: Bürgerbüdter berichten. Homburgs ältestes Bürgerbudt<br />

von 1492 bis 1621. In: Heimatkalender f. den Landkreis WolfenbütteI. Jg.9.<br />

1963. S.118-122. 1 Abb.<br />

Kaierde Kr. Gandersheim s. Nr 75.<br />

Könlgslutler s. auch Nr 243.<br />

199. R öhr. Heinz: Der große Brand in Königslutter. In: Brsdtwg. Heimat. Jg.49.<br />

H.2. 1963. S.51-53.<br />

200. Das Moosholzmännchen. heimatkundlidtes Beiblatt des luttersdten Stadtbüttels.<br />

1962. Nr 1-8; 1963. Nr 9-17. (Königslutter am Elm) 1962-63. 16. 18 BI. 8 0<br />

[Kopft .• Masdt.Sdtr. vervielf.J<br />

[Darin u .•. 1962: Die. te I man n. Rlidtardl: Was da. Moosholzmlinnchen von Pa.toren der Stiftlkirche<br />

erzählt. Nr 3. 4, 6, S. - R öhr. Hotinz: Chronik der Schützenfeste in Königsluuer. Nr 4.<br />

S. - R 5 h r. Heinz: Der Bau des Rathause •. Nr 7. - Kr I. ger. Helnz·Brun.: Was alte<br />

Häuser raunen (Wcstemstr. 15). Nr 8. - 1963: Die s tel man n. RfichardJ: Von den Pastoren<br />

der Stiftskirche. Nr 9. IS. - R öhr. H.inz: Lutterspring. Nr 13. - Kr le ger. Helnz·Bruno:<br />

Was alte Häuser raunen (Ecke KattreppelnlNeue Straße). Nr H. - R ö b r. Heinz: Die Glocke von<br />

langeleben. Nr H. - R öhr. Hein.: Das alte Sc!ll'lhau •. Nr IS. - Ba r D' tor f. Flrltz]:<br />

Geschichte Im Klrchturmknanf. Nr 16. 17.1<br />

201. (S e eIe k e. Kurt:) Kaiserdom Königslutter. ([Fctogr.:] Willi Birker. 2. Aufl.)<br />

(München & Berlin : Deutsdter Kunstverl. 1962.) 6 5 .• ; BI. Abb. 8 0 [Umsdtlagt.]<br />

(Große Baudenkmäler. H. 162.)<br />

202. R öhr. Heinz: Der Jagdfries von Königslutter. (Versuche zur Deutung seiner<br />

Symbolik.) In: Unsere Diözese in Vergght. u. Ggwt. Jg. 32. 1963. 5.32-37. 1 Abb.<br />

Auch in: Brsdtwg. Heimat. Jg. 49. H. 3. 1963. 5.65-71. 1 Abb.<br />

Langeleben s. Nr 200.<br />

203. Kr 0 n e n b erg. Kurt: Lewe-Liebenburg. Chronik der EV.-Iuth. Kirdtenge­<br />

meinde. mit e. Bericht über das heutige Gemeindeleben von Erich Wie se. Liebenburg:<br />

EV.-Iuth. Kirdtengemeinde (1963). 64 s .. 7 Abb. 8 0 [Vort.:J Kronenberg:<br />

Chronik von Lewe-Liebenburg.<br />

Mahlum Landkr. Gandersheim s. Nr 28.<br />

204. 5 t ein weg. S.: Aus der nadtreformatorischen Zeit des Klosters Mariental bel<br />

Helmstedt [betr. die Klostersdtule). 38 BI. u. Abb. 4 0 [Masch.Sdtr.) Göttingen. PH,<br />

Scm.-Arb. 1962.<br />

205. Hab e k 0 s t. Fritz: Bau und Sdtmuck der Kirche in Mascherode. In: Heimatbote<br />

des Landkreises Braunschweig. 1963. S.129-132.<br />

206. 800 Jahre Oelber a. w. Wege. Ein Büdtlein von gestern und heute zu den fest­<br />

Iidten Tagen vom 8. bis 10. Juni 1963. verbunden mit der 95-Jahr-Feier des MGV<br />

Oelber und der Feier des 90jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr. Hrsg.<br />

von der Gemeinde Oelber a. w. W. Braunschweig (1963): Limbadt. 32 5. mit<br />

Abb. 8 0<br />

Oker s. auch Nr 176.<br />

207. Günther. Hermann: Der Okerturm im Sdtnittpunkt alter Verkehrswege. In:<br />

Unser Harz. Jg. 11. Nr 10. 1963. S.4-8 mit 4 Abb.<br />

208. (G ü nt her. H[ermann):) Der .. Okerturm ft<br />

- Okers älteste Gaststätte. Wechselvolle<br />

Gesdtidtte des alten Rasthauses - Ein Dorn im Auge der Stadt Goslar. In:<br />

Aus der Heimat. GesdtidttsbeiI. des Salzgitter-Kuriers. 1963, Nr 2. 1 Abb.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

183


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

225. 0 h I end 0 r f, Heinz: Ein Schöppenstedter Streich. Eulenspiegel hat ein neues<br />

Museum. In: Heimatbote des Landkreises Braunschweig. 1963. S. 44-48, 4 Abb.<br />

Auch in: Heimatkalender f. den Landkreis Wolfenbüttel. Jg.9. 1963. S.72-75.<br />

226. Die s tel man n, Richard: Sunstedt. Beiträge zur Geschichte des Dorfes unter<br />

besonderer Berücksichtigung der Geschichte seiner Kirche. o. O. (1963.) 49 gez. BI.<br />

4 0 [Masch.Schr. vervielf.) [Umschlagt.:) 863-1963. Sunstedt 1100 Jahre.<br />

227. Die k e, Karl: Der Gipsbruch zu Thlede. In: Braunschwg. Kalender. 1963.<br />

S.50-51.<br />

228. Vlenenburger Schaukasten. ([Hrsg.:) Robert Be kur s .) H. Nr 1: [Geschichte<br />

der Stadt Vienenburg.) (Vienenburg 1962: MachilI.) 24 S. 8 0 [Umschlagt.)<br />

229. Be r g f eId, Ernst: Besuch im Remenhof. [Kinderheim in Volkmarode.) In:<br />

Freundeskr. des Gr. Waisenhauses Brschwg. H. 37, Jg 13. 1963. S. 1-4.<br />

230. M ars c h 0 11 eck, R.: Das Schicksal des Klosters Walkenried in der Reformationszeit.<br />

29 BI. mit Abb. 4 0 [Masch.Schr.) Göttingen, PH, Sem.-Arb. 1961.<br />

231. R 0 se, Karl: Geschichtliche Nachrichten über die Dörfer des Reviers: Warb erg.<br />

In: BKB-Mitteilungen. [Jg.13,] H.9. 1963. S.26-28, 2 Abb.<br />

232. Unser Warberg. 1938-1963. (Festschrift. 25 Jahre Landhandelsschule, Bundeslehranstalt<br />

Burg Warberg, 24.9.1963.) (Warberg Kr. Helmstedt: Bundeslehranstalt<br />

Burg Warberg e. V. 1963.) 14 BI. mit Abb. quer-8° [Umschlagt.) (Warberger<br />

Merkur. Nr 21.)<br />

Wolfenbüttel s. auch Nr 14, 94, 245.<br />

233. Adreßbuch der Stadt Wolfenbüttel und nächster Umgebung. Abgeschlossen am<br />

1. April 1963. Wolfenbüttel: Heckner 1963. XVI, 332 S. 4 0 [Darin: T h ö n e,<br />

Friedrich: Wolfenbüttels alte Festungstore. S. V-IX mit 11 Abb.)<br />

234. Ei m er, Gerhard: Die Stadtplanung im schwedischen Ostseereich, 1600-1715.<br />

Mit Beiträgen zur Geschichte der Idealstadt. Stockholm : Svenska Bokförlaget<br />

[usw.] (1961). XV, 575 S. 8 0<br />

[Darin S. 136-137 mit 1 Abb.: Projekt für einen Ausbau von Stadt und Festung<br />

Wolfenbüttel um 1570 von Daniel Speckle, Zeichnung von 1583.)<br />

235. F i n k, August: Die St. Johanniskirche in Wolfenbüttel. Hrsg. vom Landeskirchenamt<br />

der Braunschw. ev.-Iuth. Landeskirche. Wolfenbüttel 1963 (: E. Fischer). 16 S.<br />

8 0 (Heimatliche Kirchen. H.4.)<br />

236. F i n k, August: Zu niederländischen Glocken, die im 16. Jahrhundert nach Wolfenbüttel<br />

verschlagen worden sind. Aus: Bulletin Koninklijke Nederlandse Oudheidkundige<br />

Bond (KNOB). Jg. 16, Lfg 4. 1963. 1 S.<br />

237. Me y ne. Kurt: 50 Jahre Mittelschule in Wolfenbüttel. In: Der Bogen. Zs. f.<br />

Schule, Ehemalige u. Elternschaft. Mittelschule Wolfenbüttel. [H. 11.) 1963.<br />

S. 5-18, 12 Abb.<br />

238. 15 J ab re Theaterarbeit, 1948-1963. Kulturbund der Lessingstadt Wolfenbüttel.<br />

([Vorw.:) Heinz G run 0 w.) (Wolfenbüttel 1963.) 20 S. 8 0 [Umschlagt.)<br />

239. Geschichte der Johannis-Loge "Wilhelm zu den drei Säulen" in Wolfenhüttel<br />

(Matrikel Nr 352), unter der Konstitution der Vereinigten Großlogen von Deutschland.<br />

Bruderschaft der Deutsdlen Freimaurer, Große Landesloge der Alten Freien<br />

und Angenommenen Maurer von Deutschland. Logendistrikt Niedersachsen. (Be:ub.<br />

für die Jahre 1847-1897 von Ernst Nie 0 lai (gekürzter Neudr.), für die Jahre<br />

1897-1927 von Heinrich Ga t t e r man n u. Friedrich Sc h ä f e r (gekürzter<br />

Neudr.), für die Jahre 1927-1947 von Wilhelm Kr u g. Schlußw.: Wolfgang<br />

K eIs eh.) (Groß Denkte, Wolfenbüttel 1963: Rock.) 152 S. 8 0<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

18,


240. R 0 se, [, KarI): Geschichtliche Nachrichten über die Dörfer des Reviers: Wolsdorf<br />

von 1160-1754. In: BKB-Mitteilungen. [Jg.13,) H. 10. 1963. 5.26-29,<br />

; Abb.<br />

Zorge s. Nr 74.<br />

Bevölkerungs- und Personengeschichte<br />

241. B rau n, K.: Beziehungen zwischen dem braunschweigischen und dem lüneburgischen<br />

Patriziat (Ende 15., Anfang 16. Jh.) 43 BI. u. 2 Stadtpl. 4 0 [Masch.Schr.)<br />

Göttingen, Mittelschullehrer-Institut an der PH, Prüf.-Arbeit 1962.<br />

242. Kor t hau er, M.: Zur Geschichte des braunschweigischen Patriziates im 16. Jh.<br />

(gezeigt am Beispiele der Schrader). 45 BI. mit Abb. u. Taf. 4 0 [Masch.Schr.] Göttingen,<br />

PH. Sem.-Arb. 1961.<br />

243. Kr i e ger, Heinz-Bruno: Arme und Exulanten in Königslutter am Elm 1739-<br />

1744. Aus: Genealogie. Jg.12, H.l. 1963. S.329.<br />

244. Ru d 0 I p h, Martin: Alexandri. Brandenburger in WolfenbütteIschen Diensten.<br />

Aus: Norddt. Familienkunde. Jg.12, 1.1963. S.129-137.<br />

245. Fr eis t, Friedrich Wilhelm: Die Geistlichen der St. Johanniskirche in Wolfenbüttel<br />

1663-1963. Einige Daten aus ihrem Leben. (Wolfenbüttel 1963.) 2 BI. 8 0<br />

[Kopft.]<br />

246. Moll e n hau er, Heinz: Bedeutende Persönlichkeiten im Landkreis Wolfenbüttel.<br />

In: Heimatkalender f. den Landkr. Wolfenbüttel. Jg.9. 1963. S.26-34,<br />

12 Abb.<br />

247. Sc h r a m m, Percy Ernst: Deutschland. Nord- und Südamerika im 19. lahrhundert.<br />

In: Hansische Geschichtsbl. Jg. 81. 1963. S. 109-123. [Darin 5.118-119:<br />

Dr. Hermann Blumenau.)<br />

248. M!i I leT, Theodor: StadtdirektoT Wilhelm Bode. Leben und Werk. Braunschweig:<br />

Waisenhaus-Buchdr. u. Verl. 1963. ;01 S. mit Abb. 8 0 (Braunschweiger<br />

Werkstücke. Bd 29.)<br />

249. Sc h u h mac he T, Adolf: Hermann Bollmann, ein Merian unserer Zeit. In:<br />

Aral-Journal. H. 43. 1963. 5.28-33.<br />

Bracke, Wilhelm s. auch Nr47.<br />

250. Sei dei, Jutta: Wilhelm Bracke. Vom Lassalleaner zum Marxisten. (1865-<br />

1880.) Leipzig 1962. 192, XLV BI. 4 0 [Masch.Schr.) Leipzig, Phil. Diss. v. 25. Jan.<br />

1962.<br />

251. Deutsches Geschlechterbuch. Bd 129. Niedersächsisches Geschlechterbuch. Bd 7.<br />

Limburg: Starke 1962. 8 0<br />

[Darin: S. 113-215: Braess, auch in Braunschw. u. Wolfenbüttel ansässig.)<br />

Brüning, Kurt s. Nr 3.<br />

252. Burtcben, Gerd: gerd burtchen. zeichnungen. eine auswahl hrsg. von peter lu f f t<br />

u. walter vi t t mit e. vorw. von peter lufft. 90 zeichn. (braunschweig: oeding<br />

1963.) 87 S. quer-8°<br />

BusCh, Wilhelm s. Nr 87.<br />

Calixt, Georg s. Nr 59.<br />

253. Sc hin dIe r, Wemer: Leben u. Werk von Herbere Derwein. Heidelberg vor<br />

150 Jahren von Herbert Derwein. o. O. [1963.) 21 S. 8 0 Aus: Ruperto Carola.<br />

Mitteilungen der Vereinigung der Freunde der Studentenschaft der Universität<br />

Heidelberg. Jg.15, Bd 33. 1963.<br />

186<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511


270. R öhr. H.: Die Röhr (Roder) am Großen Bruch (ein Beitrag zur Familiengeschichte).<br />

In: Heimatkalender f. den Landkreis Wolfenbüttel. Jg. 9. 1963. S.79-<br />

81, 1 Abb.<br />

271. Mo der ha c k. Richard: Ernst Sander zum 65. Geburtstag. In: Braunschw.<br />

Zeitung vom 15./16. 6. 1963.<br />

272. San der. Irma: Bibliographie der Buchveröffentlichungen von Ernst Sander.<br />

[Freiburg i. Br. 1963.] 30 BI. 4 0 [Masch.Schr.]<br />

Schrader s. Nr 242.<br />

273. B r a n d t, Richard: Stechinellls Vermächtnis in Wied


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

Chronik des BraunsdIweigisdIen GesdIidItsvereins<br />

von Juni 1963 bis März 1964<br />

Die Hauptversammlung des Jahres 1963 fand am 12. Juni in K ö n i g s I u t t e r<br />

statt. Vor dem Rathaus empfing Mittelschulkonrektor H. R öhr die etwa 80 Teilnehmer<br />

und führte sie durch die Stadt. wobei dem Marktplatz mit seinen schönen Fachwerkhäusern.<br />

dem Rathaus und der Pfarrkirche sowie der alten Herzogsburg besondere<br />

Beachtung geschenkt wurde. Unter Führung von Stadtdirektor Dr. G rem m eis wurde<br />

dann das neu ausgebaute Kulturhaus der Stadt Königslutter besichtigt, ein altes Fachwerkhaus<br />

aus dem 17. Jahrhundert. das für die Benutzung durch Ratsversammlu!1 g.<br />

Volksbücherei und Volkshochschule trefflich eingerichtet wurde und durch die,e Zweckbestimmung<br />

vor dem sonst unvermeidlichen Abbruch gerettet werden konnte. In der altehrwürdigen<br />

Stiftskirche deutete Bezirkskonservator Dr. R 0 g gen kam p in feinsinniger<br />

Weise die Zusammenhänge zwischen geistiger Haltung und Baugesinnung im<br />

niedersächsischen Raum der romanischen Zeit. denen gerade dieser Kirchenbau seine<br />

Gestaltung und seine Ausstrahlung verdankt.<br />

In der Gaststätte Lutterspring begrüßte. nachdem drr Vorsitzende Präsident Dr.<br />

K nos t die Hauptversammlung eröffnet hatte, Stadtdirektor Dr. G rem m eIs<br />

namens der Stadt Königslutter den Braunschweigisdlen Geschichtsverein und berichtete<br />

von seinen Bemühungen. in der Stadt Kultur und Politik einander näher zu bringen.<br />

Dann gaben der Geschäftsführer den Tätigkeitsbericht. der Schatzmeister den Kassenbericht<br />

für das verflossene Geschäftsjahr und der Leiter der Studienfahrten eine Vorschau<br />

auf seine Arbeit im Sommer 1963.<br />

Die er s t e S t u die n f a h r t führte am 29. Juni in die Umgebung des 5 t ein·<br />

h u der M e e res. Dabei bescherte schon unser erstes Ziel. die Kirche in I den sen,<br />

den mehr als 100 Teilnehmern ein eindrucksvolles Erlebnis. Dr. H. Go e t tin g berichtete<br />

über die Geschichte dieses einzigartigen Gotteshauses. das Bismof Siegward von<br />

Minden (1120-1140), der langjährige Begleiter Kaiser Lothars von Süpplingenburg,<br />

als Eigenkirche errimten ließ. in der er aum seine letzte Ruhestätte fand. Die romanische,<br />

aus Deistersandstein errimtete und den .Elftausend Jungfrauen" geweihte Kirche<br />

ist fast unverändert erhalten geblieben. Wände und Decken des Kirchenraumes sind mit<br />

Malereien bedeckt. die noch aus der Erbauerzeit stammen. Sie waren J ahrhundette hin·<br />

durch unter einer Ubertünchung verborgen und konnten erst seit 1930 wieder freigelegt<br />

werden. Maltechnik und Bildgestaltung knüpfen an byzantinische Vorbilder an; die<br />

Fresken. die Dr. Go e t tin g im einzelnen erläuterte, sind hervorragende Schöpfungen<br />

mittelalterlicher Kunstbetätigung.<br />

Das zweite Ziel dieser Studienfahrt war gleichfalls ein Denkmal gläubiger Gottesverehrung<br />

des 12. Jahrhunderts. das 1163 gegründete Cistercienserkloster L 0 C C um,<br />

das eine Woche vor unserem Besuche seine 8oa-Jahr-Feier begangen hatte und uns in<br />

festlichem Gewande empfing. Unter örtlicher Führung gingen wir durch die zum größten<br />

Teil im 13. Jahrhundert, der Blütezeit des Cistercienserordens. im Übergangsstil oder in<br />

früher Gotik erbauten Klosteranlagen : die Kirche, die Kreuzgänge und die noch gut<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

189


erhaltenen Klostergebäude. Unter den niedersächsischen Cistercienserklöstern nimmt<br />

heute das Kloster Loccum eine besondere Stellung ein, da es nach der Reformation nicht<br />

der Säkularisierung verfiel. sondern bis in unsere Tage seine volle Unabhängigkeit, auch<br />

hinsichtlich des stattlichen Klostervermögens, bewahren konnte. Loccum, das der Ausbildung<br />

junger Geistlicher der lutherischen Landeskirche dient, wird von einem Konvent<br />

geleitet, an dessen Spitze als Abt der hannoversche Landesbischof steht. Mit dem Kloster<br />

ist auch die Evangelische Akademie eng verbunden.<br />

Nach der Kaffeetafel im Hotel Bode in Loccum fuhren wir durch die Rehburger<br />

Berge und weiter durch die zahlreichen Hagenhufen-Siedlur.gen nördlich von Stadthagen,<br />

die im beginnenden 13. Jahrhundert ani!elcgt wurden, wobei die Grafen von Wunstorf<br />

und die von Schaumburg die Träger dieses Rodungs- und Siedlungswerkes waren. In<br />

Steinhude erwartete uns ein Motorboot zur Fahrt zum W i I hel m s t ein, der kleinen<br />

Inselfestung, die Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe im Siebenjährigen Krieg zum<br />

Schutze seines Ländchens erbauen ließ und in der von 1772 bis 1777 Scharnhorst seine<br />

Ausbildung zum Artillerieoffizier erhielt. Mit der Rückfahrt über das Meer nach Steinhude<br />

in herrlichem Abendsonnenschein klang die besonders schöne Fahrt aus.<br />

Die z w e i t e g a n z t ä gig e 5 t u die n f a h r t führte, wiederum unter der<br />

sachkundigen Führung von Dr. H. Go e t tin g, eine i!roße Zahl von Geschichtsfreunden<br />

in die alte G r a f s c h a f t Das seI. Auf der Hinfahrt machten wir in Mor<br />

in gen halt. Der älteste Teil des Städtchens. das an den nOpferteichen" gelegene<br />

Oberdorf. besitzt die um 11 00 auf dem Platze einer hölzernen Taufkirche errichtete<br />

Martinskirche. Der jüngere Stadtteil erwuchs aus einer neben der Ruri! gelegenen gewerblichen<br />

Siedlung. Die Burg, ursprünglich wohl zum Hausgut der liudolfinger gehörig,<br />

war im späteren Mittelalter im Besitz der EdeJherren von Rosdorf. den Stiftern der Moringer<br />

liebfrauenkirche, auf die 1490 die Pfarrechte der Martinskirche übertragen<br />

wurden. Damals begann der Verfall der auch heute noch eindrucksvollen romanischen<br />

Basilika St. Martin. doch wird neuerdings angestrebt, das wertvolle Baudenkmal zu<br />

erhalten.<br />

Von Rotenkirchen aus stiegen wir den steilen, von Budlenwald bedeckten Nordhang<br />

der Ahlsburg hinauf zur Ruine der Bur g G ru ben hag e n. Ursprünglich im Besitz<br />

des Dynastengeschlechts der Grafen von DasseI. fiel die Burg 1>15 an den Weifenherzog<br />

Heinrich den Wunderlichen. den Stifter der nach dieser Burg benannten Grubenhagener<br />

linie. Neben der Burg Herzberg am Harz war Grubenhagen der bevorzugte<br />

Wohnsitz dieses Gesdlledlts. das mehrere zu einem Leben voller Abenteuer neigende<br />

Fürsten hervorbrachte. die durch ihre Heiraten in der politischen Geschichte des MitteImeerraumes<br />

eine Rolle spielten. 1521 wurde zunächst der Amtssitz, 1582 auch der herzogliche<br />

Wohnsitz an den Bergfuß nach Rot e n kir ehe n verlegt; Herzog Philipp 11.,<br />

mit dem 1596 die Grubenhagener linie erlosch. ließ hier das sog. Kavalierhaus mit<br />

einem großen Park anlegen. Im 19. Jahrhundert wurde Rotenkirchen durch den Vizekönig<br />

Herzog Adolf von Cambridge als Jagdschloß ausgehaut, in dem auch die Könige Ernst<br />

August und Georg V. gern die Sommermonate verbrachten. Ein Teil der mächtigen<br />

Baumriesen des Parks stammt noch aus der Gründungszeit.<br />

Nach der Mittagspause in Einbeck suchten wir das Schloß Er ich s bur g auf<br />

Auf der Bergeshöhe über dem Schloß lag die Burg Hunnesrück, die von dem letzten<br />

Grafen von DasseI durch Kauf an das Bistum Hildesheim kam. in der Stifts fehde von den<br />

Welfenherzögen erobert wurde und dann im Quedlinburger Frieden an Herzog Erich I.<br />

von Calenberg fiel. Für die in den Kämpfen beschädigte Burg Hunnesrück ließ er um<br />

1'28 neben dem alten Wirtschaftshof. der heutigen Domäne Hunnesrück, eine Wasserburg<br />

erbauen, die er nach seinem damals geborenen Sohn und Erben Erichsburg nannte.<br />

Von dieser starken Festungsanlage sind nur noch Spuren vorhanden. Das heutige Schloß<br />

Erichsburg ist das von Herzog Heinrich J uHus von Braunschweig-Wolfenbüttel 1604 bis<br />

1612 durch seinen Baumeister Paul Francke in den Bauformen der Renaissance mit<br />

190<br />

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einem mächtigen Treppenturm errichtete Herrenhaus. In ihm ist seit 1891 ein Predigerseminar<br />

der lutherischen Landeskirche untergebracht. Die Domäne H u n n e s r ü c k •<br />

die schon im 19. Jahrhundert als Remontendepot diente. beherbergt ein Trakehner<br />

Gestüt. Wir hatten Gelegenheit. die weidenden edlen Mutterstuten sowie das muntere<br />

Spiel der Fohlen zu beobachten.<br />

Nach der Kaffeetafel im Sollingdorf Sievertshausen statteten wir der Klosterkirche<br />

in F red eIs loh einen Besuch ab. Das Kloster Fredelsloh wurde um 1130 unter Beteiligung<br />

des Grafen von Northeim und der von DasseI als Niederlassung des Augustinerordens<br />

gegründet. Im Jahre 1146 werden in einer päpstlichen Urkunde neben den<br />

Mönchen auch Nonnen der Kirche St. Mariae und St. Blasii genannt; es war also damals<br />

ein Doppelkloster. wie sie nicht gerade häufig vorkommen. Seit dem 13. Jahrhundert<br />

blieb es dann ausschließlich Nonnenkloster. Heute erinnert daran nur noch die aus dem<br />

12. Jahrhundert stammende romanische Pfeilerbasilika mit dem trutzigen Turmpaar<br />

und dem halbrunden Treppenturm im Westen. Leider dient nur noch ein Teil der Kirche<br />

dem Gottesdienst; andere Teile. so die Seitenschiffe. wurden profanen Zwecken nutzbar<br />

gemacht. Auch diese reichhaltige Fahrt war von schönstem Wetter begünstigt.<br />

Die d r i t t e S t u die n fa h r t führte am Nachmittag des 25. September zu den<br />

Ausgrabungen auf der Werla und in Gielde. In Wer I a gab die Grabungsleiterin<br />

Dr. Gudrun S tel zer einen instruktiven überblick über die Ergebnisse der in den<br />

dreißiger Jahren begonnnenen und bis heute - wenn auch mit Pausen - durchgeführten<br />

planmäßigen Untersuchungen. Abgeschlossen ist die Grabung der etwa 150 m im Durchmesser<br />

großen. fast runden Hauptburg. die von hohen Steinmauern umschlossen einen<br />

50 m langen steinernen Gebäudetrakt besaß: die PfaIzkirche. den Pallas und ein kleineres<br />

Wohnhaus. Südlich davon lag neben dem dickwandigen Burgturm ein anderes Wohnhaus.<br />

das mit einer Heißluftanlage ausgestattet war. die älteste Anlage dieser Art in Niedersachsen.<br />

die wir kennen. Die weiteren Grabungen sollen Anlage und Ausstattung der<br />

drei Vorburgen sowie die Lage der zur Pfalz gehörenden Siedlung klären. Dafür ergab<br />

die diesjährige Grabung mancherlei wertvolle Hinweise.<br />

Die Grabung in GI eId e. die Kustos Dr. F. Ni q u e t leitet. venucht Aufschlüsse<br />

über die frühgeschichtliche Besiedlung unseres Raumes und die Entstehung<br />

unserer Dörfer zu erhalten. Die für mehrere Jahre geplante, großflächige Grabung vermittelte<br />

bereits zahlreiche neue Erkenntnisse, die Dr. Niquet den Teilnehmern der<br />

Studien fahrt zeigte und erläuterte. Zusammenfassend berichtete Dr. Niquet über seine<br />

Grabungsergebnisse in einem Vortrag vor dem Verein am 20. März 1964, weshalb hier<br />

auf den nachstehenden Vortragsbericht verwiesen werden kann.<br />

Die Vortragsreihe des Winterhalbjahrs eröffnete Direktor Dr. RoH Hag e n am<br />

18. Oktober 1963. Er beantwortete die Frage: • V 0 I k 5 k und e - ein e übe rh<br />

0 I t e W iss e n s c h a f t 1" nach einem überblick über die sich wandelnden Problemstellungen<br />

der Volkskunde von den Gebrüdern Grimm über Heinrich Riehl bis zur<br />

Gegenwart dahin, daß die Volkskunde sich heute durch ihren Beitrag zur Kenntnis des<br />

Menschen und seiner Kultur als ein notwendiges Glied in der Kette der Geisteswissensdlaften<br />

ausgewiesen hat.<br />

Am Freitag, dem 22. November 1963. sprach Staatsarchivdirektor Dr. earl Ha a s e­<br />

Hannover über • G run d fra gen der 0 I den bur gis ehe n G e s chi c h t e<br />

im Spiegel der Geschichte Nordwestdeutschlands und des<br />

n ö r d li c h e nEu r 0 pas". Der Redner legte den Hörern die vier Grundprobleme<br />

der oldenburgischen Geschichte dar, nämlich als erstes im Mittelalter das Zusammentreffen<br />

zweier deutscher Stämme im oldenburgischen Raume. der Friesen und ihrer eigentiJmlichen<br />

Verfassungsstruktur (.friesische Freiheit") und der Sachsen mit ihrer Verfassung,<br />

die sich dem üblichen mittelalterlichen Rahmen. dem Ineinander von Herrschaft<br />

und Genossenschaft, anpaßte. Zweites Grundthema war die Begegnung und das Ringen<br />

der Bewohner Oldenburgs mit der See, der Kampf um die Erhaltung des Landes und<br />

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191


der Küste. soweit man in die Gesmimte zurückblicken kann. und bis in unsere Tage.<br />

Als drittes wurde die Verflemtung Oldenburgs mit den nordischen Mämten Dänemark<br />

und Rußland von 1488 bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts mit ihren politismen Folgen<br />

herausgehoben. Als viertes Grundproblem folgte dann smließlim das Ringen Oldenburgs<br />

um die Behauptung seiner Eigenstaatlimkeit im 19. und 20. Jahrhundert bis zum Jahre<br />

1946. In diesen weitgespannten Rahmen fügte sim eine Fülle von interessanten Details.<br />

welche zeigten. daß aum die Geschimte eines so kleinräumigen Gebildes wie des Oldenburger<br />

Landes von großem Reiz und manchmal von exemplarischer Bedeutung sein kann.<br />

Ende November 1963 erschien Band 44 des Braunsehweigischen Jahrb<br />

u c h e s im Umfang von 184 Seiten.<br />

In einer Gemeinsdlaftsveranstaltung des Braunschweigischen Geschichtsvereins und<br />

der Familienkundlimen Kommission für Niedersachsen und Bremen sprach am 17. Januar<br />

1964 Klaus-Ulrim Gählert-Helmstedt über: nEine private braunschwelgisehe<br />

Kunstsammlung in genealogischer Sleht.­<br />

Die .. Sammlung Gählert" umfaßt die künstlerismrn Nachlässe der Maler Christian und<br />

Hermann Tunica und mehrerer Mitglieder der von den Tunicas abstammenden Familie<br />

Gählert. Diese Sippschaft brachte in fünf Generationen 10 künstlerisch tätige Mitglieder<br />

hervor. Der Vortragende bemühte sich. an Hand der Im Lichtbild gezeigten Ahnentafeln<br />

der Vererbung der künstlerischen Anlagen nadlzugehen und dabei auch soziologisme<br />

Probleme aufzuzeigen. Dabei ergab sim. daß in allen Fällen durch die Ergreifung des<br />

Kaufmannsberufs die vorher in den Familien verer1:-te Handwerkertradition aufgegeben<br />

wurde. damit aber durm ein soziales Aufsteigen die als vererbt anzunehmenden Voraussetzungen<br />

für die künstlerisme Gestaltung frei gestellt wurden.<br />

Diese soziologische Entwicklungsfolge läßt sim aum für den Maler Ma v Beckmann feststellen.<br />

der zu den Tunicas in mehrfamer Ahnengemeinsmaft steht. gleichfalls für den<br />

Maler Bernhard Plockhorst. der mit den Gählerts in Ahnengemeinschaft verbunden ist.<br />

In der Sitzung am 21. Februar unternahm Walther G r Im m • unterstützt von eigenen<br />

ausgezeimneten Farbaufnahmen. eine .Gesmichtliche Wanderung durch das Eichsfeld.­<br />

Das Eichsfeld. insbesondere die zu Niedersachsen gehörige .. Goldene Mark". kam aus<br />

dem Besitz der Grubenhagener Linie des Welfenhauses im späteren Mittelalter an das<br />

Erzbistum Mainz. Deshalb wurde das Gebiet von der Reformation nimt berührt. In vielen<br />

Dörfern stehen noch die Amtshäuser aus kurmainzismer Zeit. zahlreim erheben sim<br />

sd,öne Bildstöcke am Wegesrand. und die prämtigen Barockausstattungen vieler Dorfkirchen<br />

lohnen wohl einen Besuch. Auf dem Höherberg bei Wollbrandhausen wurde<br />

1850 auf Grund eines Gelübdes beim Erlöschen der damals in Deutschland wütenden<br />

Cholera eine Wallfahrtskirme der Vierzehn HI. Nothelfer errichtet. noch heute das Ziel<br />

großer Prozessionen.<br />

Den letzten Vortrag des Winterhalbjahres hielt am 20. März 1964 Kustos Dr. Franz<br />

Ni q u e t über:<br />

Ein germanisches Dorf des 1. bis 7. Jahrhunderts n. ehr.<br />

am Hetelberg bei Gielde. Kr. Goslar.<br />

Der Redner betonte einleitend. daß der Aufschwung der medersämsischen prähistorischen<br />

Arbeit auf zwei Urs amen zurückgeht:<br />

1. Die Bereitstellung von Mitteln aus der Konzessionsabgabe des Zahlenlottos für<br />

die Förderung der Forsmung durch die Niedersächsische Landesregierung.<br />

2. Das Nordseeküstenprogramm der deutsmen Forsmungsgemeinschaft. Hierzu gehört<br />

die Grabung Gielde als südöstlichster Punkt auf dem Löß gebiet.<br />

Durch die Probegrabung 1961 wurde festgestellt. daß<br />

1. die Spuren der Siedlung. soweit sie in den Untergrund hinein gereimt haben.<br />

noch vorhanden sind.<br />

192<br />

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2. die Besiedlung vom 1. bis zum 7. Jahrhundert gedauert hat.<br />

3. die Ausdehnung der besiedelten Fläme rund 200 x 100 m beträgt.<br />

Die 1. Hauptgrabung 1963 dauerte 10-4 Arbeitstage und wurde mit ausgesumten<br />

Strafgefangenen des Strafgefängnisses Wolfenbüttel durmgeführt. Die Grabungsbelegsdlaft<br />

bestand aus einem stellvertetenden Grabungsleiter. einem Zeimner. einem Präparator<br />

und Grabungstemniker sowie einer Arbeitskraft zum Inventarisieren und Katalogisieren<br />

sowie aus Smerbenwäsmerinnen.<br />

Die Funde der Grabung sind in der Hauptsame Keramiksmerben des 1.-7.Jahrhunderts.<br />

darunter viele Drehsmeibenware des 3.--4. Jahrhunderts. Für den Prähistoriker<br />

besonders interessant ist die Keramik des S.-7. Jahrhunderts. die bisher im Nordharzgebiet<br />

wenig bekannt geword:.:n war. Sodann fand sim SdJmuck aus Bronze und Glas.<br />

weiter Gebraumsgeräte wie Eisenmesser. Bronzenähnadeln. beinerne Pfriemen. bronzene<br />

Pinzetten. Kämme. Webgewimte und Spinnwirtel.<br />

Die Befunde setzen sim zusammen aus neun Gebäuden, Pfostenlömern ohne erkennbare<br />

Ordnung. einem Brunnen. einem Backofen, drei Smmelzöfen und mehreren Smlakkenhaufen.<br />

drei Herdstellen. Wegespuren. Abfallgruben und Abfallstellen.<br />

Hieraus lieS sim auf drei zeitHm versmiedene Anlagengruppen smHeSen:<br />

1. ein Neun-Pfostenhaus mit einer Ein-Pfostenhütte und wahrsmeinIim einer Abfallgrube<br />

des 1. Jahrhunderts n. ehr .•<br />

2. zwei Wohnhütten mit sedts Pfosten und Abfallgruben des S.-6. Jahrhunderts.<br />

3. Aus den übrigen Anlagen des 2.--4. Jahrhunderts würden sich drei gehöftartige<br />

Anlagen ergeben. wenn man die HerdsteIlen als Reste von Häusern im Rahmenbau erklären<br />

würde. Diese Gehöfte setzen sich aus einem Wohnhaus und je einer Zwei- und<br />

Fünf-Pfosten-Erdhütte zusammen. Die sehr wimtige Hypothese von Rahmenhäusern<br />

müßte durm Fundverteilung in den Quadraten um die HerdsteIlen überprüft werden.<br />

Bei der Auswertung der Ergebnisse steht an erster Stelle die Frage nam einer örtlimen<br />

Siedlungskontinuität. Sie ist aus verschiedenen Gründen unwahrscheinlim. Es<br />

dürfte eher eine regionale Siedlungskontinuität auf der Gemarkung Gielde vorliegen.<br />

Für eine gen aue Aussage über die Wirtsmaft der Hetelbergleute stehen die Untersumungen<br />

der Tierknomen durm Prof. Boesneck in Münmen und der Funde von verkohlten<br />

Getreidekörnern noch aus. Sicherlich ist am Hetelberg Ackerbau und Viehzucht<br />

betrieben worden. dazu Haushandwerk wie Spinnen und Weben. Hierzu gehörte sidler<br />

auch das Ausschmelzen von Eisen. aus Salzgitter-Erzen oder aus Rasen-Eisenstein. Auch<br />

hier sind die Untersuchungen von Dipl.-Ing. Dr. Osann von der Salzgitter A. G. noch<br />

abzuwarten. Das Handwerk des Kammachers ist sicherlim im S. und 6. Jahrhundert am<br />

Hetelberg ausgeübt worden.<br />

Fernhandel bezeugen eine Scherbe der römismen Terra-SigiJIata. sowie Funde von<br />

rheinischen Perlen und mitteldeutscher thüringischer Drehscheibenware. Nahhandel<br />

ergibt sich aus feinen Bronzegeräten und Bronzeschmuck sowie aus der Drehscheibenkeramik<br />

des Nordharzvorlandes.<br />

Audt soziale Veränderungen sind aus den Bauten abzulesen:<br />

Kleinere Bauern des 1. Jahrhunderts. größere Bauern des 2.--4. Jahrhunderts und<br />

"kleine Leute" mit etwas Landwirtschaft und Handwerk des S.-6. Jahrhunderts. vielleicht<br />

Unfreie.<br />

Ein Vergleich der Grabung Gielde mit anderen Siedlungen und den Friedhöfen zeigt<br />

Einschnitte im Siedlungsablauf des nördlichen Harzvorlandes : In der Spätlatenezeit.<br />

im Beginn der älteren Kaiserzeit. Von einer Siedlungsleere oder Siedlung. lücke kann<br />

aber keine Rede sein. besonders auch nicht in der merowigischen Zeit des S.-7. lahrhunderts.<br />

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193


In den Beziehungen des Nordharzvorlandes zu den Nachbargebieten unterstreicht die<br />

Grabung Gielde die bisherigen Ergebnisse: In der älteren Römischen Kaiserzeit gehört<br />

unser Bereich zum Rhein -Weser - Formenkreis, seit dem 3. Jahrhundert zum Elbgermanischen<br />

Formenkreis. Im 5.-6. Jahrhundert zeigt er deutlich Verbindungen zum<br />

mitteldeutschen Thüringer Gebiet, hebt sich aber klar durch eine Brandgräbergruppe<br />

beiderseits der Oker vom mitteldeutsch - thüringischen Bezirk der Körpergräber ab.<br />

Politisch mögen die Nordharzleute zum Thüringer Reich gehört haben, stammesmäßig<br />

aber nicht. Es ist anzunehmen, daß hier anglische Bevölkerungsteile gewohnt haben,<br />

wie die Runenfibel von Beuchte vermuten läßt.<br />

Vorzügliche Farblichtbilder veranschaulichten die interessanten Ausführungen des<br />

Redners.<br />

Braunschweig<br />

194<br />

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Theodor Müller


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BRAUNS CHWEI GISCHER G ES C HICHT S VEREIN<br />

MITGLIEDER VERZEICHNIS<br />

BRAUNSCHWEIG 1964<br />

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Es wird gebeten, etwaige Ungenauigkeiten bzw. Veränderungen<br />

der Geschäftsstelle mitzuteilen<br />

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Vorsitzender:<br />

VORSTAND<br />

Dr. FRIEDRICH A. KNOST, Präsident a. D. des Niedersächsischen<br />

Verwaltungsbezirks Braunschweig, Osnabrü


Geschäftsstelle:<br />

Kasse:<br />

Braunschweig, Steintorwall15 (Stadtarchiv). Ruf: 20111,<br />

App.448<br />

Braunschweig, Steintorwall14 (Städtisches Museum). Ruf:<br />

2 01 11, App. 450<br />

Postscheckkonto: Hannover 950 47<br />

Postscheckkonto Studienfahrten: Hannover 2455 10<br />

EHRENMITGLIEDER<br />

Prof. OTTO HAHNE, Studienrat a. D., Braunschweig, Körnerstraße 28<br />

Prof. Dr. WILHELM HER SE, <strong>Bibliothek</strong>sdirektor a. D., Wolfenbüttel, Ernst­<br />

Moritz-Arndt-Straße 67<br />

Dr. THEODOR MÜLLER, Mittelschullehrer a. D., Braunschweig, Heinrichstraße<br />

34<br />

Prof. Dr. Dr. WERNER SPIESS, Archivdirektor a. D., Braunschweig, Walter­<br />

Flex-Straße 16<br />

198<br />

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EINZELMITGLIEDER UND KORPORATIVE MITGLIEDER<br />

I. In der Stadt Braunschweig<br />

ALLERS, RUDOLF, Sozialgerichtsrat a. D., Lützowstraße 2<br />

ApPUHN, MAGDALENE, Direktor-Stellvertreterin, Wendentorwall 6<br />

ARENDTS, GUSTAV, Regierungsdirektor a. D., Moltkestraße 12<br />

v. ASSEL, EMMY, Feuerbachstraße 2 a<br />

BANSE, ELSE, Körnerstraße 1<br />

BARNBECK, WILHELM, Oberlandwirtsmaftsrat a. D., Maibaumstraße 6 a<br />

BARNER, GERHARD, Dr., Abteilungsdirektor, Friedrim-Wilhelm-Platz 1<br />

BECKER, GEORG, Dipl.-Ing., Peter-Joseph-Krahe-Straße 4<br />

BECKER, HENNING, Finanzanwärter, Messeweg 9<br />

BESOLD, HORST, Postoberinspektor, Klosterstraße 6<br />

<strong>Bibliothek</strong> der Temnismen Homsmule, Pockelsstraße 4<br />

<strong>Bibliothek</strong> des Verwaltungspräsidiums, Bohlweg 38<br />

BILZER, BERT, Dr., Städt. Museumsdirektor, Spitzwegstraße 5<br />

BIRKENFELD, WOLFGANG, Dr., Dozent, Ascherslebenstraße 38<br />

BOHLMANN, RUDOLF, Dr., Apotheker, Hagenmarkt 20<br />

BOREK, FRIEDRICH, Bumdruckereibesitzer, Georg-Westermann-Allee 52<br />

BOREK, RICHARD, Kaufmann, Stresemannstraße 1<br />

BRACKEBUSCH, ULRICH, Dr., Zahnarzt, Auguststraße 19<br />

BRANDES, WOLFGANG, Firma, Bum- und Kunstantiquariat, Moltkestraße 1<br />

BRASCHE, PAUL, Dr., Famarzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,<br />

Löwenwall 8<br />

BRAUER, ELIsE, Bumhändlerin, Bertramstraße 65<br />

Braunsmweig, Landkreis, Eiermarkt 5<br />

Braunsmweig, Wilhelm-Gymnasium, Leonhardstraße 63<br />

BRENNECKE, ALlCE, Fasanenstraße 56<br />

BRE'NNER, ELSE, Verw.-Dipl.-Inh., Honrothstraße 5<br />

BRUER, OLGA, Hildesheimer Straße 65<br />

BUCHLER, WALTER, Dr.-Ing., Löwenwa1l19<br />

CLAUS, GERTRUD, Allerstraße 2 a<br />

CONRAD, GERTRUD, Hagenring 2<br />

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199


v. DAMM, ]ÜRGEN, Direktor, Hannoversche Straße 60<br />

DEHMEL, RICHARD, Direktor, Georg-Westermann-Allee 29<br />

DEXEL, MARIE-LUISE, Pestalozzistraße 7<br />

DIECKMANN, AENNY, Gauß straße 38<br />

DOWIG, PAUL, Dr. med., Schloßpassage 10<br />

EBERLE, HERMANN CHRISTOPH, Dr. phil., Direktor, Münstedter Straße 19<br />

ECKERT, GEORG, Dr., Professor an der Kant-Hochschule, Okerstraße 8 b<br />

EHLERS, HANS, Pfarrer a. D., Hasengarten 6<br />

FALK-NEHLs, GERTRUD, Direktorin der Schule für Frauenberufe, Böcklinstraße<br />

6<br />

FANGER, WALTER, Gymnastiklehrer, Zuckerbergsweg 46 a<br />

FEHSE, KÄTHE, Leonhardstraße 29 a<br />

FLECHSIG, WERNER, Dr., Kustos, Hagenring 6<br />

FRESE, FRANZ, Propst, Domkapitular, Schulweg 3<br />

FÜLLNER, HANS, Rechtsanwalt und Notar, ]asperallee 64<br />

GERHARD, FRITZ, Amtsgerichtsrat a. D., Wendentorwa1l15 a<br />

GERLOFF, HAlDE, Lehrerin, Schreberweg 14<br />

GESSNER, WILHELM, Pensionär, Gaußstraße 17<br />

GREMMEL T, OTTO, Propst, Eiermarkt 1<br />

GREUNE, WALTER, Rechtsanwalt und Notar, Madamenweg 173<br />

GRÜNKORN, ERNST, Verwaltungsgerichtsdirektor, Luisenstraße 17<br />

GRUPE, ADOLF, Oberregierungsrat, Tostmannplatz 18<br />

GUDDAS, RE NA TE, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, Schunterstraße 4<br />

GÜNTHER, WALTER, Stadtamtmann, Madamenweg 19<br />

HÄNEL-VERCHAU, MARGARETHE, Lehrerin, Kasernenstraße 1<br />

HAGEN, ROLF, Dr., Direktor des Städt. Kulturamtes, Steinweg 18<br />

HAHNE, FRIEDRICH, Apotheker, Hagenmarkt-Apotheke<br />

HAHNE, OTTO, Prof., Studienrat a. D., Körnerstraße 28<br />

Handwerkskammer, Burgplatz 2 und 2 a<br />

HANSEN, CARL EDuARD, Kaufmann, Braunlager Straße 13<br />

HEFFTER, HEINRICH, Dr., Professor an der Technischen Hochschule, Striegaustraße<br />

3<br />

HEIBEY, CLAUS, Geschäftsführer, Petritorwall14<br />

HEITEFUSS, WILHELM, Direktor a. D., Franz-Trinks-Weg 3<br />

HELLE, ERNST, Dr., Landgerichtspräsident a. D., Rosental 8<br />

200<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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HELLE-HAEUSLER, KURT, Kaufmann, Rosental 10<br />

HERBST, RICHARD, Dr., Senatspräsident a. D., Leonhardstraße 1<br />

Herzog-Anton-Ulrich-Museum, Museumstraße 1<br />

HILLER, WALTER, Diplom-Kaufmann, Fallersleber-Tor-Wa1l15<br />

HÖFENER, ELFRIEDE, Amalienstraße 11<br />

HÖSE, KARL, Landgerichtsdirektor a. D., Altewiekring 21 a<br />

HOFMEISTER, FRANz, Rechtsanwalt und Notar, Rosental 6<br />

Hopp, HANS, Mittelschulkonrektor, Pestalozzistraße 11<br />

HOPPE, KARL, Dr., Professor an der Technischen Hochschule, Abt-Jerusalem-<br />

Straße 6<br />

HÜNERBERG, EDUARD, Kunsthändler, An der Martinikirche 4<br />

Industrie- und Handelskammer, Brabantstraße 11<br />

JESSE, WILHELM, Prof. Dr., Museumsdirektor a. D., JasperaIIee 39<br />

JORDAN, ROBERT, Schriftsteller, Zeppelinstraße 2<br />

JÜRGENS, OTTO, Propst, Leonhardstraße 39<br />

KALBERLAH, GERHARD, Kirchenrat a. D., Steinweg 38/39<br />

KALBERLAH, GUSTAV, Oberst a. D., Altstadtmarkt 9<br />

v. KALM, WALTER TILE, Rechtsanwalt, Moltkestraße 11<br />

KAUL, ERICH, Dr., Geschäftsführer, Gutenbergstraße 5<br />

KEUNE, HANS, Dr., Oberstudienrat, Holbeinstraße 5<br />

KrEHNE, RUDOLF, Präsident a. D., Rechtsanwalt, Böcklinstraße 6<br />

KÖTZ, HELMUT, Dipl.-Ing., Bertramstraße 9<br />

KOLB, HANS-GEORG, Zimmerstraße 23<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

KRAATZ, HARTWIG, Studienreferendar, Schillerstraße 10<br />

KRAMER, WILLI, Pastor, Kollwitzstraße 12<br />

Kulturamt der Stadt Braunschweig, SteintorwaII 3<br />

v. KURNATOWSKI, WOLF-DIETRICH, Dr., Pfarrer, Leonhardstraße 26<br />

KURTZE, BRUNO, Dr., Syndikus a. D., Lessingplatz 9<br />

KUTSCHE, OTTO, Forstmeister a. D., Jasperallee 56<br />

Landesverein, Braunschweigischer, für Heimatschutz e. V., Mönchstraße 1<br />

LANGE, KARL, Prof. Dr., Oberstudiendirektor a. D., Lortzingstraße 2<br />

LEIFHOLD, KURT, Dr. phi!., Oberstudienrat, Schunterstraße 50<br />

LENZ, ER ICH, Dr., Zahnarzt, Feuerbachstraße 15<br />

LINDEMANN, HANS, Dr., Studienrat, CeIIer Heerstraße 142<br />

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201


LINDNER, MARGARETE, He1mstedter Straße 157<br />

LÖBBECKE, CARL-FRIEDRICH, Bankherr, Am Hasselteich 59<br />

LÖHR, ANNELIEsE, Diplom-<strong>Bibliothek</strong>arin, Schillstraße 5<br />

LOOCK, WILHELM, Dr., Oberstudienrat, Humboldtstraße 25<br />

LORENz, HANS-GÜNTER, Dr., Oberregierungsrat, Wachholtzstraße 7<br />

MAASSBERG, ROBERT, Mittelschullehrer, Howaldstraße 6<br />

MACK, DIETRICH, Dr., Oberstudiendirektor, Heinrichstraße 28<br />

MARQUARDT, ERICH, Dr., Studienrat a. D., Bottroper Straße 8<br />

MATHIESEN, INGRID, Dr., Am Flaschendreherkamp 2<br />

MATTHIES, HELENE, Mittelschullehrerin, Wilhelm-Bode-Straße 38<br />

MEIBEYER, WOLFGANG, Dr., wiss. Assistent, Ithstraße 1<br />

MELCHIOR, WAL TER, Dr., Oberstudienrat, Allerstraße 13 a<br />

MENGE, FRITZ, Bauingenieur, Fasanenstraße 52<br />

MERZDORF, CHARLOTTE, Gewerbeoberlehrerin, Bültenweg 97<br />

MEYER-MüHLENPFORDT, ANKE, Stenotypistin, Wilhelmitorwall 29<br />

MODERHACK, RICHARD, Dr., Städt. Archivdirektor, Schunterstraße 9<br />

MOLLENHAUER, HEINZ, Rechtsanwalt und Notar, Stresemannstraße 2<br />

MÜLLER, HEINRICH, Dr., Oberstudiendirektor a. D., Wiesenstraße 8<br />

MÜLLER, PAUL, Mittelschullehrer, Jasperallee 56<br />

MÜLLER, THEODOR, Dr., Mittelschullehrer a. D., Heinrichstraße 34<br />

MULTHOFF, ROBERT, Dr., Oberstudienrat, Böcklinstraße 3<br />

Museum, Städtisches, Steintorwall 14<br />

NIEMEIER, GEORG, Dr., Professor an der Technischen Hochschule,<br />

Gelsenkirchenstraße 3<br />

NIQUET, FRANZ, Dr., Kustos, Neustadtring 43<br />

Oberlandesgericht, Münzstraße 17<br />

OERTEL, HERMANN, Dr., Oberschulrat, Jasperallee 29<br />

PAGEL, HELMUTH, Dr., Steuerberater, Pctritorwall 9<br />

PAPE, HERMANN, Lehrer, Zimmerstraße 18<br />

PAUL, WALTER, Dr. med. vet., Veterinärrat, Fasanenstraße 52<br />

PEINE, WILHELM, Direktor der Landeszentralbank, Bruchtorwall 6<br />

PFANNENSCHMIDT, HANS, Rektor, Karl-Marx-Straße 21<br />

PFAUE, HILDEGARD, Gewerbeoberlehrerin, Moltkestraße 1<br />

PIEKAREK, RODERICH, Lehrer, Gutenbergstraße 19<br />

QUAKATZ, HANS, Dr., Rechtsanwalt und Notar, Am Hohen Felde 9<br />

202<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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QUARG, GöTZ, Dipl.-Ing., Magnitorwall 3<br />

QUERFURTH, HANS ]ÜRGEN, Dr., Städt. Archivrat, Adolfstraße 52<br />

QUERNER, HERMANN, Fabrikant, Harzburger Straße 9<br />

RABE, LOUIS, Lehrer a. D., Brucknerstraße 4<br />

RASCH, ERICH, Dipl.-Ing., AJerdsweg 31<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

REINECKE, RUDoLF, Dr. phi!., Bismarckstraße 16<br />

Ritterschaft des ehemaligen Landes Braunschweig, Lützowstraße 4<br />

RÖMER, MAX, Oberregierungsrat a. D., Adolfstraße 10<br />

RÖTTCHER, HEINZ, Dr., Landgerichtsrat a. D., Petritorwa1l12<br />

ROLLWAGE, FRANz, Dr., Zahnarzt, Giselerwall 4<br />

ROLLWAGE, WILHELM, Religionslehrer, Bevenroder Straße 65<br />

RUFF, HEINRICH, Dr., Frauenarzt, Steintorwall 21<br />

SASSE, HF.RMANN, techno Angestellter, Kreuzkampstraße 30<br />

SCHÄFER, WERNER, Oberstudienrat a. D., Amalienstraße 12<br />

SCHELM-SPANGENBERG, URSULA, Dr., Dozentin, Meißenstraße 107<br />

SCHMALBACH AG., J. A., Firma, Am Gaußberg 2<br />

SCHMIDT, ERICH, Kaufmann, Zimmerstraße 1<br />

SCHMIDT, IRMGARD, Gewerbeoberlehrerin, Kasernenstraße 14<br />

SCHNEIDER, WOLFGANG, Dr., Professor an der Technischen Hochschule,<br />

Pockelsstraße 4<br />

SCHOLKEMEIER, WAL TRAUD, Bölschestraße 30<br />

SCHRIDDE, GERHARD, Studienrat, Neuhofstraße 1<br />

SCHUBERT, VILMA, Postassistentin a. D., Körnerstraße 4<br />

SCHULTZ, HANS, Dr., Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenleiden,<br />

WiJhelmitorwall18<br />

SCHUL TZ, HANS-ADOLF, Dr., Kustos, Fuchsweg 11<br />

SCHULZE, HANS, Mittelschullehrer, Adolfstraße 49<br />

SCHULZE, KLARA, Gewerbeoberlehrerin, Fasanenstraße 67<br />

SCHWARZ, WILHELMINE, Lehrerin, Kasernenstraße 40<br />

SCHW ARZE, RUDOLF, Pastor, Bernerstraße 3<br />

SEIDLER, GERHARD, Landgerichtspräsident, Wendentorwall 26<br />

SEMLER, KURD, Dr., Rechtsanwalt und Notar, Friedrich-Wilhelm-Straße 33<br />

SKIBBE, BRUNO, Studienrat, Höhenblick 10<br />

SPIESS, WERNER, Prof. Dr. Dr., Archivdirektor a. D., Walter-Flex-Straße 16<br />

STAATS, EMIL, Schlosser, Karl-Schmidt-Straße 11<br />

STAATS, WALTER, Kirchenrat, Kapellenstraße 14<br />

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203


STAATS, WILHELM, Prof., Stadtrat a. D., An der Wabe 24<br />

Staatsbank, Braunschweigische, Dankwardstraße 1<br />

ST ADLER, FRIEDA, F allerslebcr-Tor-Wall 5<br />

Stadtarchiv und Stadtbibliothek, Steintorwall 15<br />

STAHL, RUDOLF, Prof. Dr., Ärztlicher Direktor der Städtischen Krankenanstalten<br />

1I a. D., Jasperallee 34<br />

STECKHAN, RICHARD, Dipl.-Kaufmann, Roonstraße 17<br />

STEDING, ROLF, Ahornweg 2<br />

STOLLE, HANS, Buchdruckereibesitzer, Wolfenbütteler Straße 46<br />

SÜRIG, GÜNTER, Lehrer, Fasanenstraße 5<br />

THEILE, ELISABETH, Hinter Ägidien 5<br />

TODE, ALFRED, Dr., Museumsdirektor und Landesarchäologe,<br />

Seesener Straße 3<br />

TRAPP, ALBERT, Professor an der Kant-Hochschule a. D., Gartenstraße 12<br />

TREIBER, MARIE, Friedensallee 1<br />

UNGER, WALTER, Prokurist, Messeweg 17<br />

VOGES, URSULA, Roonstraße 5<br />

VOLLRATH, FRITZ, Dr., Facharzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten,<br />

Wendentorwall 1<br />

WEBER, KARL FRIEDRICH, Dr., Amtsgerichtsrat a. D., Spielmannstraße 9<br />

WECKE, RICHARD, Dr., Landwirt, Schleinitzstraße 6<br />

WEHMEYER, ELISABETH, Fürsorgerin, Bültenweg 81<br />

WEISKER, EBERHARD, Oberpostrat, Richard-Strauß-Weg 6<br />

WESTERMANN, GEORG, Verlag, Georg-Westermann-AIIee 66<br />

WIESE, HELMUT, Postamtmann, Wilhelmitorwall 38<br />

WINZER, FRITZ, Dr., Verlagsdirektor, Dürerstraße 18<br />

WISWEDEL, ARTUR, Dr., Dipl.-Kaufmann, Haeckelstraße 5<br />

WREDE, DOROTHEA, Heinrichstraße 40<br />

ZAHN, GERDA, Mittclschullehrerin, Maschstraße 36a<br />

204<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

2. Auswärtige<br />

ACHILLES, WAL TER, Dr., Landwirtschaftsassessor, Sorsum über Hildesheim<br />

Nr.88<br />

AHRENs, W., Gutsbesitzer, Saldcr<br />

ASCHE, MARTA, Helmstedt, Gustav-Steinbrecher-Straße 20<br />

AYE, Dr., Kreismedizinalrat, Helmstedt, Dr.-Heinrich-Jasper-Straße 16<br />

BÄTGE, EWALD, Dr. med., Facharzt, Helmstedt, Albrechtstraße 2<br />

BARKE, HEINRICH, Studienrat, Bad Gandersheim, Am Ziegen berg 2<br />

BARNSTORF, DORELIEs, Weferlingen, Kr. Wolfenbüttel<br />

BARNSTORF, FRITZ, Dr., Obermedizinalrat a. D., Königslutter,<br />

Niedersächsisches Landeskrankenhaus<br />

BAUMGARTEN, WILHELM, Dr., Oberforstmeister, Tübingen, Kelternstraße 12<br />

BECHTLOFF, UDO, Pfarrer, Salzgitter-Bad, Jacobistraße 16<br />

BERG, IRENE, Diplombibliothekarin, Wolfenbütte1, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

Berlin, Universitätsbibliothek, Berlin NW 7, Dorotheenstraße 81<br />

BEULEKE, WILHELM, Hauptlehrer, Salzgitter-Thiede, Schule<br />

BICKEL, WOLFGANG, cand. phi!. et theo!., Armsheim üb. Mainz,<br />

Auf der Horst 1<br />

Blankenburg am Harz, Landkreis, Braunlage<br />

Blankenburg am Harz, Oberschule für Jungen<br />

Blankenburg am Harz, Stadtverwaltung<br />

BLUME, RICHARD, Mittelschullehrer a. D., Salzgitter-Bad, Jacobistraße 5<br />

BODE, PETER, Dr., Steuerberater, Hamburg 20, Loogestieg 21<br />

BÖSCHE, KARL, Obersteucrinspcktor, Helmstedt, Kleiner Wall 16<br />

BOHNSTEDT, FRANZ, Oberstleutnant a. D., überlingen am Bodensee,<br />

Friedhofstraße 11<br />

BOJAR, RALPH, Studienrat, Wolfenbüttel, Kleine Breite 23<br />

BOTHE, GERHARD, Dr. rer. pol., Syndikus, Hondelage über Braunschweig<br />

Nr.l06<br />

BREMER, GÜNTER, Buchhändler, Wolfenbüttel, Rembrandtstraße 4<br />

BRENDECKE, RICHARD, Landwirt, Alvesse, Rittergut<br />

BROISTEDT, Frau, Meine Nr. 26<br />

BRUCHMANN, KARL G., Dr., Direktor des Bundesarchivs, Koblenz,<br />

Am Wöllershof 12<br />

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205


BRÜGGEMANN, ARTuR, Mittelschullehrer, Helmstedt, Elzweg 13<br />

BRÜMANN, AUGUST, Filialleiter der Barmer Ersatzkasse, Helmstedt,<br />

Neumärker Straße 7<br />

BRÜNING, LUDWIG, Dr. med., Oberarzt, Helmstedt, Heinrich-Kremp-Straße 7<br />

BUHBE, OTTO, Diplom-Landwirt, Schöppenstedt, Kreuzhof<br />

BUTTLER, HANS-MARTIN, Pastor, Börßum, Pfarrhaus<br />

BUTZMANN, HANS, Dr., <strong>Bibliothek</strong>srat, Wolfenbüttel,<br />

Herzog-A ugust-<strong>Bibliothek</strong><br />

CAUERS, ADoLP, Lehrer, Wolfenbüttcl, Dahlienweg 7<br />

DIBBELT, HANS-J OACHIM, Dr., Medizinalrat, Helmstedt,<br />

Gustav-Steinbrecher-Straße 43<br />

DIEDERICHS, WAL TER, Kreisverwaltungsdirektor, Helmstedt,<br />

Dr.-Heinrich-Jasper-Straße 16<br />

DOLEGA, ERICH, Dr., praktischer Arzt, Süpplingen, Steinweg<br />

EGGERS, ILsE, Dettum über Wolfenbüttel<br />

FELLER, HANS, Dr., Augenarzt, Wolfenbüttcl, Prof.-Plücker-Straße 4<br />

FIESEL, LUDoLP, Dr., Museumsdirektor a. D., Wienhauscn/Celle,<br />

Am Rischkamp<br />

FISCHER, WALTER, Buchdruckereibesitzer, Wolfenbüttel, Reichsstraße 3<br />

FRANKE, ERNST-AUGUST, Dr., Medizinalrat, Königslutter,<br />

Niedersächsisches Landeskrankenhaus<br />

FREISE, GUNHILD, Lehrerin, Helmstedt, Elzweg 1<br />

FRENzEL, H., Dr., Facharzt für Ohren-, Nasen- und Halskrankheiten,<br />

Helmstedt, Johannesstraße 14<br />

FRICKE, GUSTAV, Dr., Senatspräsident, Wolfenbüttel, Am Lechelnholze 9<br />

PRICKE, KURT, Mittelschullehrer a. D., Wolfenbüttel, Lange Straße 6<br />

FÜLLNER, GUSTAV, Dr., Landwirtschaftsrat, Wolfenbüttel, Jahnstraße 30<br />

GÄHLERT, KLAUS-ULRICH, cand. rer. hort., Helmstedt, Schöninger Straße 16<br />

Gandersheim, Landkreis<br />

Gandersheim, Bad, Stadtverwaltung<br />

GEIGER, WILHELM, Oberstudiendirektor, Stöckheim, Am Schiffhorn 6<br />

GERLOFF, GERTRUD, Lehrerin, Blankenburg am Harz, Thiestraße 2<br />

GÖDDE, Hauptlehrer, Wieda (Harz)<br />

GOETTlNG, HANS, Dr., Univ.-Prof., Göttingen, Lohbergstraße 15<br />

GRAUL, KARL-HEINZ, Mittelschullehrer, Ludwigsburg,<br />

Ernst-Kauffmann-Straße 58<br />

206<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

GRAUMANN, OTTO, Kreisschulrat a. D., Wolfenbüttel,<br />

Ernst-Moritz-Arndt-Straße 26<br />

v. GRONE, AGNEs, Westerbrak über Vorwohle<br />

GRUHNE, FRITz, Oberingenieur a. D., Wolfenbütte1, Juliusstraße 8<br />

HAGEMANN, ERNsT, Kaufmann, Wolfenbüttel, Okerstraße 17<br />

HARTWIEG, GOTTFRIED, Oberregierungs- und Baurat a. D., Wolfenbüttel,<br />

Vor dem Gotteslager 8<br />

HARTWIEG, WILHELM, Oberst a. D., Wolfenbüttel, Harztorwall 7<br />

Harzburger Altertums- und Geschichtsverein, Bad Harzburg, Postfach 78<br />

HEINEMANN, EMMA, Dr., Studienrätin a. D., Wolfenbüttel,<br />

Frankfurter Straße 10<br />

v. HEINEMANN, GRETHE, Goslar, Rosenberg 42<br />

HEITEFUSS, ALBERT, Oberpostsekretär a. D., Hornburg,<br />

Vor dem Dammtore 2a<br />

Helmstedt, Landkreis, Ehemalige Universitätsbibliothek, Postfach 84<br />

Helmstedt, Stadtverwaltung<br />

HENRIKSEN, K. K., Fruens B0ge (Dänemark), Kristiansdalsalle 47<br />

HERBST, ELISABETH, Semmenstedt über Börßum<br />

HERSE, WILHELM, Prof. Dr., <strong>Bibliothek</strong>sdirektor a. D., Wolfsburg,<br />

Nordsteimker Straße 1<br />

HESSE, OTTO, Dr., ObersdlUlrat a. D., Wolfenbüttel, Herrenbreite 22<br />

HEUSINGER, BRUNO, Dr., Präsident des Bundesgerichtshofes, Karlsruhe-<br />

Durlach, Käthe-Kollwitz-Straße 46<br />

Hildesheim, Beverinsche <strong>Bibliothek</strong> (Dom bibliothek), Pfaffenstieg 2<br />

HILLEBRAND, WERNER, Dr., Städtischer Archivdirektor, Goslar, Stadtarchiv<br />

HINRICHS, HANS, Dr. med., Facharzt für Lungenkrankheiten, Wolfenbüttcl,<br />

Mittelweg 9<br />

HINZ, WALTER, Volkmarode bei Braunschweig, Schul straße 20<br />

HOFFMANN, LOTHAR, Oberstudiendirektor a. D., Wolfenbüttel,<br />

Ravensberger Straße 5<br />

HÜBSCH, FRITZ, Dr., praktischer Arzt, Helmstedt, Richard-Wagner-Platz 3<br />

IRMSCHF,R, ELiSABETH, Wolfenbüttel, Lessingstraße 6<br />

JACOBI, HANS, Dr., Hameln, Weberstraße 20<br />

JORDAN, KARL, Lehrer, Wolfenbüttel, Nelkenweg 5<br />

KAIMER, FRANz, Dr., Staatsanwalt, Helmstedt, Ernst-Reuter-Straße 17<br />

KERSTEN, FRITZ, techno Angestellter, Helmstedt, Am Buchenhang 4<br />

KEUNE, HEINRICH, Dozent, Gie1de über Wolfenbüttel<br />

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207


KIll AN, FRITZ, Regierungsinspektor a. D., Woltorf (Kreis Peine) Nr. 86<br />

KITTEL, INGEBORG, Staatsarchivinspektorin, Düsseldorf, Hauptstaatsarchiv,<br />

Prinz-Georg-Straße 78<br />

KLEINAU, HliRMANN, Dr., Staatsarchivdirektor, Stöckheim bei Braunschweig,<br />

Albertstraße 25<br />

KNOST, FRIEDRICH A., Dr., Verwaltungspräsident a. D., Osnabrück, Süsterstraße<br />

57<br />

KÖNIG, ]OSEPH, Dr., Staatsarchivrat, Wolfenbüttel, forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

KÖNIG, REINHARD, Staatsarchivinspektor, Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

Königslutter, Stadtverwaltung<br />

KOEPPEN, HANS, Dr., Staatsarchivdirektor, Göttingen, Merkelstraße 3<br />

(Staatliches Archivlager)<br />

KÖSSLER, HANs, Dr., Oberstudiendirektor a. D., Wolfenbüttel,<br />

Kleine Breite 18<br />

KRAlGER, Frau, Helmstedt, Birkenweg 33<br />

KRAMER, HEINRICH, Dr. med., praktischer Arzt, Helmstedt,<br />

Ernst-Koch-Straße 1<br />

KRIEGER, HEINZ-BRUNO, Königslutter, Neue Straße 10<br />

KRoNENBERG, KURT, Dr., Pastor, Bad Gandersheim<br />

KÜCHENTHAL, WERNER, Dr., Staatsbankpräsident a. D.,<br />

Hedeper (Kreis Wolfenbüttel) Nr. 48<br />

KURTH, ]OHANNA, Rüningen, Frankfurter Straße 3a<br />

LASIUS, ROLF, Rektor, Stöckheim bei Braunschweig, Brauerskamp 4<br />

LEMKE, HEINZ, Mittelschullehrer, Seesen, Bergstraße<br />

LERCHE, ERNST, Helmstedt, Elzweg 39b<br />

LEVIN, HANs, Dr. med., Würzburg, Frankfurter Straße 10<br />

LINNE, GERHARD, Dr., Oberstudiendirektor, Wolfenbüttel, Mittelweg 2<br />

LIPPELT, HANS, Lehrer, Groß Gleidingen<br />

LÜTTGERING, ROBERT, Kaufmann, Helmstedt, Batteriewall 26<br />

MAEDER, KURT, Oberstudienrat a. D., Wolfenbüttel,<br />

Wilhelm-Brandes-Straße 16<br />

MAHLING, MARTIN, Dr., Landwirtschaftsrat, Wolfenbüttel, Mittelweg 7<br />

MANSFELD, WALTHER, Dr., Generalvikariatsrat, Hildesheim, Hoher Weg 5<br />

Marienburg (Hannover), Herzogliche <strong>Bibliothek</strong>sverwaltung<br />

MARTIN, HERMANN, Dr., Meine<br />

208<br />

<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

MATTHES, DIETER, Dr., Staatsarchivassessor, Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

MEIER, MARGARETE, Lehrerin, Salzgitter-Thiede, Frankfurter Straße 82a<br />

MEIER, URSULA, Lehrerin, Wolfenbüttel, Neuer Weg 76<br />

MENSCHING, HANS, Dr., prakt. Arzt, Helmstedt, Schützenwall 39<br />

MENZEL, HUBERT, Apotheker, Bremen 1, Postfach 458<br />

MEYEN, FRITZ, Dr., <strong>Bibliothek</strong>sdirektor, Wolfenbüttel, Forstweg 11<br />

MEYER, Dr., prakt. Arzt, Watenstedt, Kreis Hclmstedt<br />

MEYER, KARL, Regierungsrat a. D., Wolfenbüttel, Wilhelm-Busch-Straße 6<br />

MEYER, WILHELM, Dr., Studienrat, Hannover, Stresemannallee 27g<br />

MIELKE, SOPHUS, Dr., Augenarzt, Helmstedt, Johannesstraße 10<br />

MITGAU, HERMANN, Dr., Professor an der Pädagogischen Hochschule,<br />

Göttingen, Kirchweg 24<br />

MORR, HEINZ, Dr., Facharzt für innere Krankheiten, Hclmstedt,<br />

Dr .-Heinrich-J asper-Straße 11<br />

MÜLLER, B., Dr., Rechtsanwalt, Schöningen, Niedernstraße 15<br />

MÜLLER, MATHILDE, Beierstedt über Schön in gen<br />

MÜLLER, OTTO, Mittelschulrektor, Helmstedt, Südstraße 7<br />

München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. 1, München 2, Arcisstraße 12<br />

Münster i. W., Staats archiv, Bohlweg 2<br />

MUNDHENKE, HERBERT, Dr., Städt. Oberarchivrat, Hannover, Stadtarchiv<br />

NEUKIRCH, DIETER, Dr., wissenschaftlicher Geograph, Wolfenbüttel,<br />

Riesengebirgsweg 21<br />

NIEss, WALTER, Mittelschullehrer, Celle, Bilderbeckstraße 12<br />

OBERBECK, GERHARD, Prof. Dr., Hannover, Benzstraße 19<br />

ÖHLMANN, HORST, Dr., Studienrat, Wolfenbüttel, Kleine Breite 19a<br />

OHSE, HERBERT, Dr. med., Schöningen, Anna-Sophien-Straße 1<br />

OLTROGGE, WOLFGANG, Rechtsanwalt und Notar, Hclmstedt, Schützenwa1l4<br />

OTTEN, HANS, Dr. med., Obermedizinalrat, Wolfenbüttel, Cranachstraße 38<br />

PAPE, FRIEDRICH, Oberlandforstmeister, Denklingen, Bezirk Köln<br />

PENNERS, THEODOR, Dr., Staatsarchivrat, Osnabrück, Schloßstraße 29<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

PIEPMEYER, GÜNTER, Staatsarchivoberinspektor, Hannover, Am Archive 1<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

PINI, PAUL, Oberstleutnant a. D., Wolfenbüttel, Cranachstraße 26<br />

PIPER, HENNING, Dr., Landgerichtsrat, Wolfenbüttel, Mittelweg 19<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

209


PITZ, ERNST, Dr., Staatsarchivrat, Hannover, Am Archive 1<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

POSCHMANN, BRIGITTE, Dr., Staatsarchivassessorin, Wolfenbüttel, Forstweg 2<br />

(Niedersächsisches Staatsarchiv)<br />

RABSILBER, HANS GEORG, Landgerichtsrat, Wolfenbüttel, Behringstraße 41<br />

RA SCHICK, ERNST, Mittelschullehrer, Bad Harzburg, Bismar


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

SCHWANDT, CHRISTA, Hameln, Hafenstraße 12<br />

SEEBASS, Pastor, Rautheim über Braunschweig<br />

Seesen, Stadtverwaltung - Adr.: Städt. Kulturamt, Seesen, Schließfach 208<br />

SEILER, FRIEDERIKE, Salzgitter-Thiede, Thiedenhall 1<br />

SIEBERS, SIEGFRIED, Studienrat a. D., Hclmstedt, Schützen wall 37<br />

SIEGMUND, RUDOLF, Dr. med., Facharzt für Röntgenologie, Helmstedt,<br />

Kreiskrankenhaus<br />

SIMM, TON I, Helmstedt, Schützenwall 13<br />

SÖCHTING, WALTER, Dr., Studienrat, Wolfenbüttel, Lessingstraße 10<br />

SPANGEN BERG, WILHELM, Mittelschulrektor a. D., Ebstorf/Uelzen,<br />

Uelzener Straße 28<br />

SPIER, HEINRICH, Studienrat, Goslar, Am ]ürgenfeld 11<br />

STADELMANN, HANS, Mittelschullehrer a. D., Königslutter,<br />

Hclmstedter Straße 26<br />

STEINFELD, ANNI, Lehrerin, Königslutter, Bahnhofstraße 32<br />

STEUBER, MARGARETE, Buchhändlerin, Wolfenbüttel, Lange Herzogstraße 50<br />

STOETER, ERNsT, Dr., prakt. Arzt, Grasleben, Walbecker Tor<br />

STOLETZKI, GERHARD, Fotograf, Wolfenbüttel, Berliner Straße 60<br />

STRÜVER, Forstmeister, Mariental-Dorf über Hclmstedt<br />

STÜWE, W., Kaufmann, Rautheim über Braunschweig<br />

STUKE, ]OHANNES, Domdechant, Hildesheim, Domhof 28<br />

TÄGTMEYER, KARL, Studienrat, Bad Gandersheim, Hagen 1<br />

THIELEMANN, OTTO, Goslar, Grauhöfer Straße 19<br />

TIMMLER, FRIEDRICH, Amtmann, Vollmerhausen bei Köln, Lachstraße 11<br />

VDE, WILHELM, Dr., Studienassessor, Seesen/Harz, Horpkestraße 3<br />

VHDE, HEINRICH, Dr., DipI.-Volkswirt, Direktor der landwirtschaftlichen<br />

Zentralgenossenschaft, Oldenburg, Tirpitzstraße 29<br />

VELLGUTH, KARL, Dr. med. vet., Tierarzt, Helmstedt, Marienstraße 2<br />

VÖLKER, EBERHARD, Studienassessor, Bad Harzburg,<br />

Herzog-Wilhelm-Straße 69<br />

VOGEL SANG, THILO, Dr., <strong>Bibliothek</strong>ar, München 8, Richard-Strauß-Straße 7<br />

VOLKMANN, ROLF, Lehrer, Helmstedt, Diamantenweg 2<br />

VORTHMANN, ALBERT, Regierungsvermessungsrat, Wolfenbüttel,<br />

Am Heckenkamp 11<br />

WACKER, BODO, Studienrat, Wolfenbüttel, Wilhelm-Busch-Straße 12<br />

WAGENER, EWALD, konz. Markscheider, Clausthal-Zellerfeld 2,<br />

An den Abtshöfen 21<br />

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211


<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042511<br />

I<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Bibliothek</strong> Braunschweig<br />

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