Grundlagenuntersuchung Wassertourismus in ... - IKZM-D Lernen
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IV. Wassertouristisches Angebot<br />
Wasserstraßen für Tourismus und Freizeit<br />
Die schiffbaren Bundeswasserstraßen haben e<strong>in</strong>e Länge von fast<br />
7.500 km, u.a. mit über 300 Schleusen und Wehren, vier großen<br />
Schiffshebewerken, zwei Talsperren und e<strong>in</strong>er Vielzahl von Brükken.<br />
Zum Hauptnetz mit über 5.000 km gehören die Magistralen<br />
Rhe<strong>in</strong> und Nebenflüsse, Donau, Weser und Elbe sowie die verb<strong>in</strong>denden<br />
Kanalsysteme bis zur Oder.<br />
Zu den “Freizeitwasserstraßen” gehören u.a. die ostfriesischen<br />
Gewässer um die Ems, Oberweser mit Fulda und Werra, Aller, Obere<br />
Saale, Lahn sowie die ostdeutschen Reviere <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern. Die Küstengewässer von Nord- und<br />
Ostsee mit Eider, Stör, Oste und Peene haben seit jeher e<strong>in</strong>en großen<br />
Stellenwert im <strong>Wassertourismus</strong>. Die zum Teil vorhandenen<br />
Radwege an den Wasserstraßen fördern die landseitige touristische<br />
Nutzung.<br />
Die Gewässergüte dieser “Freizeitwasserstraßen” ist überwiegend<br />
gut, so dass neben der Fischerei auch Erholungs- und Bademöglichkeiten<br />
<strong>in</strong> und an den Wasserstraßen vorhanden s<strong>in</strong>d. Für die<br />
Fahrgast- und Hotelschifffahrt und die Sportboote s<strong>in</strong>d ausgezeichnete<br />
Voraussetzungen gegeben. Interessante Städte und Ausflugspunkte<br />
mit geschichtlicher Vergangenheit und kulturellem Erbe liegen<br />
an den Gewässern und bieten damit optimale Voraussetzungen<br />
für e<strong>in</strong> rundes touristisches Angebot.<br />
Neben dem zusammenhängenden Wasserwanderwegenetz gibt es<br />
noch e<strong>in</strong>e Vielzahl von “abgeschlossenen” Gewässern mit hohem<br />
touristischen Stellenwert. Hierzu gehören beispielsweise im Norden<br />
das Ste<strong>in</strong>huder und das Zwischenahner Meer und der Dümmer,<br />
die Bigge-, Möhne- und Rurtalsperren <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen,<br />
<strong>in</strong> Bayern der Ammersee, Chiemsee, Starnberger und Tegernsee<br />
sowie der länderübergreifende Bodensee.<br />
Richtl<strong>in</strong>ien für wassertouristische Infrastruktur<br />
Die wassertouristische Infrastruktur für Deutschland ist bislang nur<br />
für Teilräume erfasst. Qualitätskriterien und/oder Richtwerte für<br />
die wassertouristische Infrastruktur wurden von e<strong>in</strong>igen Bundesländern<br />
für die Landeskonzepte def<strong>in</strong>iert, diese s<strong>in</strong>d jedoch unterschiedlich.<br />
Auf Bundesebene gibt es ke<strong>in</strong>erlei Orientierungswerte<br />
oder Vorgaben für die Planung und Umsetzung wassertouristischer<br />
Angebote bzw. die Erschließung von wassertouristischen Revieren.<br />
10<br />
Erreichbarkeit von Land und zu Wasser<br />
Wassertouristische Infrastruktur ist mehr als die Anlegestelle am<br />
Gewässer. Sie be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>erseits das <strong>in</strong>frastrukturelle Basisangebot<br />
direkt auf und an dem Wasser, wie Anlegestellen, Möglichkeiten<br />
für E<strong>in</strong>- und Ausstiege, Abfall und Fäkalienentsorgung, Wasser-<br />
und Stromversorgung, zum Tanken etc. und e<strong>in</strong>e auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Zielgruppen zugeschnittene Beschilderung.<br />
Wassertouristische Infrastruktur be<strong>in</strong>haltet aber auch die Erreichbarkeit<br />
der Anleger vom Land aus und umgekehrt, der landseitigen<br />
Angebote vom Wasser aus. Das heißt, e<strong>in</strong> touristisches Informationssystem,<br />
das die Verknüpfung wasser- und landseitiger Angebote<br />
gewährleistet und dem Gast die Nutzung erleichtert bzw. überhaupt<br />
erst ermöglicht, ist von zentraler Bedeutung.<br />
Best–Practice–Beispiel<br />
H<strong>in</strong>weis- und Leitsystem – Gelbe Welle<br />
Kurzbeschreibung:<br />
Im Rahmen der Expo 2000 entstandenes touristisches Leitsystem<br />
zur Verbesserung der Sicherheit und zur Vermeidung unnötigen<br />
Suchverkehrs auf dem Wasser. Die Gelbe Welle versteht sich gleichzeitig<br />
als “Willkommensschild” für Touristen, die über die Piktogramme<br />
an den Schildern auch H<strong>in</strong>weise zu Serviceleistungen, touristischen<br />
E<strong>in</strong>richtungen und Sehenswürdigkeiten erhalten.<br />
Vorbildcharakter:<br />
• E<strong>in</strong>heitliches, kunden- und anwenderfreundliches wassertouristisches<br />
Leitsystem, das <strong>in</strong> Deutschland bislang se<strong>in</strong>es<br />
Gleichen sucht. E<strong>in</strong>heitlichkeit und Wiedererkennbarkeit<br />
markenrechtlich geschützt.<br />
• E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Standortverzeichnisses der Gelben Welle.<br />
• Veröffentlichung von Wasserwanderkarten.<br />
Übertragbarkeit/bisherige Anwendung:<br />
Übertragbarkeit ist gegeben.<br />
2003 bereits ca. 100 Standorte, die bisher hauptsächlich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern liegen, e<strong>in</strong>ige aber<br />
auch <strong>in</strong> anderen Bundesländern wie Sachsen-Anhalt, Bayern, Saarland,<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen und Hamburg. E<strong>in</strong>e weitere Ausweitung<br />
ist geplant.<br />
Aus dem <strong>in</strong>ternationalen Raum lässt sich das Beispiel der Voies<br />
Navigable de France (VNF) für die am Kunden orientierte Verbesserung<br />
des Angebotes im <strong>Wassertourismus</strong> anführen.<br />
Mit dem Projekt “500 po<strong>in</strong>ts service plaisance” konnten beispielsweise<br />
der Komfort und die Sicherheit <strong>in</strong> diesem Segment deutlich<br />
verbessert werden. Die Maßnahmen reichten dabei von der Aufstellung<br />
von Wartehallen an den Schleusen, der Bereitstellung von<br />
Mülleimern bis h<strong>in</strong> zu Picknickplätzen. F<strong>in</strong>anziert werden diese<br />
Maßnahmen durch die Gebühren, die von den Wassertouristen <strong>in</strong><br />
Form von Vignetten erbracht werden (ähnlich der deutschen Kurtaxe).<br />
Die Tarife hängen von den unterschiedlichen Bootskategorien<br />
sowie von der Dauer des Aufenthaltes ab.