Dorfgeschichte - Gemeinde Reutigen
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<strong>Dorfgeschichte</strong><br />
RRRRRRRREEEEEEEEUUUUUUUUTTTTTTTTIIIIIIIIGGGGGGGGEEEEEEEENNNNNNNN<br />
Arbeitsgruppe<br />
DDDDDDDDOOOOOOOORRRRRRRRFFFFFFFFCCCCCCCCHHHHHHHHRRRRRRRROOOOOOOONNNNNNNNIIIIIIIIKKKKKKKK<br />
Informationsblatt Nr. 12 Herbst 2010<br />
Die Günzenen Alp
Die Alp Günzenen ob <strong>Reutigen</strong><br />
Um einen Gesamtüberblick zu bekommen, verweisen wir wieder auf das bereits erschienene<br />
Info-Blatt Nr. 10 (Erschliessung der Alpweiden). Die ältesten Dokumente zu Günzenen befinden<br />
sich im Staatsarchiv Bern (Verträge 17. Jahrh.), gefolgt von Hinweisen in den Ge-<br />
meinderechnungen <strong>Reutigen</strong>, den Pfrund-Urbaren von Amsoldingen vom 18. Jahrh., den<br />
Einträgen in den Brandversicherungsbüchern <strong>Reutigen</strong> und dem Verzeichnis Pfarreinkommen<br />
Amsoldingen vom 19. Jahrh., sowie den Akten der Alpgenossenschaft Günzenen<br />
ab 1948. Hinzu kommen Presseberichte vom 20. Jahrh. und etliche wertvolle Zeugenaussagen.<br />
Dies alles ergibt zusammengefasst folgendes Bild:<br />
Chronologie der Ereignisse:<br />
- Um das Jahr 1560 roden einige Reutiger den Günzenen- und Längenberg.<br />
Sie gewinnen dadurch dringend benötigtes neues Weideland.<br />
Danach geht das Weideland in den Besitz der Pfarrei Amsoldingen über.<br />
- 1695 verkauft der Pfarrer von Amsoldingen David Knecht „den Berg an der<br />
Solegg“ mit 14 Kuhrechten für 3000.- (damaliger Bernwährung) an den<br />
Schultheissen Niklaus von Diesbach von Thun. Die Erträge der Anteiler<br />
<strong>Reutigen</strong> kommen weiterhin der Pfrund Amsoldingen zu gute.<br />
- Der <strong>Gemeinde</strong>rechnung, abgelegt durch Seckelmeister Bartlome Bütschi jun.,<br />
von 1738/39 ist zu entnehmen: „Einnahmen aus den <strong>Gemeinde</strong>n Gütern: Für<br />
den Güntziberg sammethafft 22 Kronen. 10 Bazen“.<br />
Weitere Auszüge aus diesen <strong>Gemeinde</strong>rechnungen besagen:<br />
„Von Michel Kernen auf der Stadi, 1740 für den Güntziberg 17.10; Von Peter<br />
Müller pro 1743 empfangen 18.-; Der Güntziberg ist 1762 ersteigert worden von<br />
Weibel Johann Thönen für 19.- und 1763 von Abraham Murer bim Graben, für<br />
18.-; Peter Haller der Küfer zahlt 1769 für den Güntziberg 32.10,“ usw.<br />
Aufgrund diesen Einträgen im 18. Jahrh. können wir schliessen, dass sich die<br />
Alp bereits im Besitz der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Reutigen</strong> befindet und die Pachtrechte jedes<br />
Jahr von Burgern- und Nichtburgern ersteigert werden können.<br />
- Auf dem Plan der oberen Weiden von 1781 ist die Alphütte erstmalig eingezeichnet<br />
(Bild unten).<br />
- Das Einkommen der<br />
Pfarrei Amsoldingen<br />
1807- 1825 besteht u.a.<br />
aus dem Pfrundberg<br />
Günzenen mit Jährlich<br />
Livre (Fr.) 115.-<br />
- Im Marchverbal von<br />
1825 steht geschrieben:<br />
„Marchbeschreitung mit<br />
Herrn Dr. Wisering als<br />
Besitzer der mehrheitlichen<br />
Anteile Günzenenberg, dem Vertreter der Pfarrei Amsoldingen, die den<br />
minderen Teil besitzt, und Lehenküher Peter Hirschi von Schangnau“.<br />
- In der Zufertigungsurkunde von 1842 (im Staatarchiv) ist zu lesen:<br />
„Die zum Pfrundgut Amsoldingen gehörende Rechtsame von 14 Kühen (der 50<br />
Kuhbergrechte) mit Staffel und Berghütte, wird dem Staat Bern zugefertigt“.<br />
- Im Brandversicherungsbuch (Lagerbuch 1) ist unter dem Jahr 1848 zu lesen:<br />
„02. Jenner 1848, Berggemach Günzenenberg, Eigentümer:<br />
Frau von Rougemont in Thun.“
Und weiter lesen wir:<br />
„Abgebrannt am 27.08.1864, am 01.01.1865 in Versicherungsliste gestrichen“.<br />
- 1865 wird die Sennhütte wieder aufgebaut und neu versichert:<br />
„18.06.1865, Günziberg, Eigenthümer: Erbschaft des Herrn Wolf von Rougemont<br />
und Chartreuse Thun.“ In diesem 19. Jahrhundert waren also die Alpweiden<br />
Günzenen (Familie von Rougemont) und Längenberg (Gebrüder Knechtenhofer)<br />
im Besitz dieser beiden vermögenden Familien von Thun.<br />
- Dann im Brandversicherungsbuch ab 1898 steht geschrieben:<br />
„1898, Günziberg, Sennhütte<br />
mit Ställen, Eigentümer: ½<br />
Eduard Krebs von Interlaken<br />
und ½ Friedrich Spring, ab<br />
1914 der Sohn von Spring.<br />
- 1927 die Erbengemeinschaft<br />
Eduard Krebs um ½ und<br />
Johann Arnold Zumwald von<br />
Erlenbach um ½.<br />
Am Sonntagmittag des<br />
03.08.1947 bricht infolge<br />
Funkenflug im offenen Kamin<br />
der Sennerei ein Feuer aus.<br />
Die Alphütte brennt vollständig<br />
nieder.<br />
Alt <strong>Gemeinde</strong>präsident Friedrich<br />
Spring und die Erben-<br />
gemeinschaft des Joh. Arnold Zumwald, als Besitzer, erleiden Totalschaden.<br />
Die Hirten Jutzeler Fritz mit Frau, Jutzeler Walter und Wilhelm, Bieri Jakob,<br />
sowie die Kinder Schäfer Fritz, Wyss Walter und Jutzeler Frieda, konnten<br />
(unter Mitwirkung der Feuerwehr) gerade noch das Gross- und Kleinvieh, sowie<br />
33 Stück Käse retten. Haus, Habe und Heu wurde ein Raub der Flammen.<br />
Im selben Jahr 1947 kann die Alp von 10 Landwirten aus <strong>Reutigen</strong> gekauft<br />
werden. Sie schliessen sich zu einer Alpgenossenschaft zusammen und erbauen<br />
1948, unter der Leitung von Architekt Schatzmann von Thun, die neue<br />
Sennhütte.<br />
Die Anteilseigentümer der neu erbauten<br />
Sennhütte sind im Jahr 1949:<br />
Spring-Bütschi Robert, Eggen; Spring-<br />
Kernen Robert, Eggen; Straubhaar<br />
Rudolf, Eggen; Kernen-BergerErnst,<br />
Bälliz; Kernen-Straubhaar Jakob,<br />
Wagner, Eggen; Kernen-Kernen Rudolf,<br />
Hinterdorf; Thönen Arnold, Maurer,<br />
Hinterdorf; Bütschi Fritz, Scheingrube;<br />
Spring Walter, Schweingrube; Spring<br />
Fritz, Vordorf; Burger Hans,<br />
Schweingrube und Burger Adolf, Ey.<br />
Der Besatz beträgt 15 Kühe, 11 Rinder,<br />
22 Maischen und 22 Kälber.<br />
Gebrüder Adolf und Hans Burger bei der alten Hütte vor 1947<br />
Foto um 1960<br />
vlnr: Kernen-Straubhaar Marie, Bütschi Fritz,<br />
Kernen-Straubhaar Jakob, Sennenehepaar<br />
Strifeler, Kernen Gerhard + Schwester Marlies.
Kästeilet bei Kernen-Straubhhaar Jabob im Eggen, 1961.<br />
vlnr: Straubhaar Rudolf, ?, Bütschi Fritz, Kernen-Straub-<br />
haar Rudolf, Kernen-Krenger Jakob, Spring Huldreich, Senn<br />
Strifeler. Kinder: Kernen Gerhard und Marlies, Hofer Jürg.<br />
1984 erscheint ein toller<br />
Bericht im Thuner Tagblatt<br />
über die Arbeit auf der Alp<br />
Günzenen mit dem Titel<br />
„Jeden Tag bis zu 17 Stunden<br />
harte Arbeit.“ Daraus entnehmen<br />
wir folgende Informationen:<br />
Spring Hans (Bergvogt),<br />
Sennenfamilie Reinhard Walter<br />
aus <strong>Reutigen</strong>, seit 1969 auf<br />
der Alp. Mit der Herde von 96<br />
Stück lässt sich 1500 kg<br />
Alpkäse herstellen.<br />
Im Buch von Roth/Straubhaar<br />
„z’Bärg – Wege zum Alpkäse“<br />
2002 ist zu lesen:<br />
Straubhaar Rudolf als Bergvogt (Eggen, <strong>Reutigen</strong>) und die Sennenfamilien<br />
Abbühl & Beer aus Latterbach. Besatz: 13 Kühe, 59 Rinder, 24 Kälber, 6<br />
Ziegen, 10 Schweine. Ertrag mit dem 260 lt. Kessi: 1600 kg Käse in 190 Laiben<br />
à 6 – 13 kg, 70 kg Ziegenkäse.<br />
2010 sind die Anteilseigentümer: Kernen Christian (Bergvogt), Bälliz; Kernen-<br />
Krenger Gerhard, Eggen; Kernen Felix, Moos; Spring Ernst, Bödeli; Spring<br />
Robert, Eggen; Straubhaar Rudolf und Rosalie, Eggen; Bühlmann Daniel, Ey.<br />
Besatz: 13 Kühe, 19 Rinder, 39 Maischen, 14 Kälber.<br />
Sennen: Grossen Ivan und Studenmann Karin.<br />
Zu erwartende Erträge 2010:<br />
1600 kg Käse in 190 Laiben à 6 – 13 kg, 70 kg Ziegenkäse.<br />
Foto unten: 1948 vor der neu erbauten Sennhütte. Wer erkennt die Personen?<br />
1 Gafner Gottfried, Zimmermann, Erlenbach 6 Spring Robert, Eggen<br />
2 Ein Zimmermann aus Erlenbach? 7 Kernen Walter, Bälliz?<br />
oder Kernen Rudolf, Maurer, Stöckli? 8 Jutzeler Wilhelm, Älpler, Erlenbach?<br />
3 Zimmermann Krähenbühl aus Erlenbach? 9 ?<br />
oder Thönen Arnold, Maurer, Hinterdorf? 10 Straubhaar Rudolf, Eggen<br />
4 Kernen Huldreich, Moos ? 11 Spring Huldreich, Eggen<br />
5 Bütschi Fritz, Bergvogt, Schweingrube 12 Kontrolleur vom Meliorationsamt Bern?