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Jahresbericht 2011 - Diakonisches Werk Ingolstadt

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Soziale Beratung<br />

Schuldnerberatung<br />

Kompetente Hilfe bei Überschuldung<br />

Arbeitslosigkeit ist eine der Hauptursachen für<br />

Überschuldung. Seit einigen Jahren kommen aber<br />

auch immer mehr Menschen in die Schuldnerberatungsstelle,<br />

die zwar einen Vollzeit-Arbeitsplatz<br />

haben, mit dem verdienten Lohn aber ihre Familien<br />

nicht ernähren können.<br />

Beschäftigungsverhältnisse bei Zeit- oder Leiharbeitsfirmen<br />

können z.B. dazu führen, dass trotz<br />

einer Vollzeit-Stelle weniger Einkommen zur Verfügung<br />

steht. Kreditraten können in diesem Fall nur<br />

dann überwiesen werden, wenn Miete und Strom<br />

nicht bezahlt werden. …<br />

Die Anzahl der Zeitarbeitsfirmen ist in den<br />

letzten Jahren sprunghaft angestiegen – das<br />

Geschäft mit Leiharbeitern lohnt sich. Allein in<br />

<strong>Ingolstadt</strong> und Umgebung sind 170 Betriebe registriert,<br />

die zur „Arbeitnehmerüberlassung“ berechtigt<br />

sind.<br />

Da nur wenige Zeitarbeitsfirmen die Leistung<br />

ihrer Mitarbeiter mit Brutto-Stundenlöhnen von<br />

über 8,50 Euro vergüten, bleiben den Arbeitnehmern<br />

bei einer Vollzeitstelle oftmals weniger<br />

als 1.000 Euro netto im Monat. Schon für einen<br />

Alleinstehenden deckt dieses Einkommen nicht<br />

einmal das Existenz-Minimum. Nach Abzug der<br />

laufenden monatlichen Kosten für Miete, Strom,<br />

Telefon, Fernseh- und Radiogebühren sowie<br />

Versicherungen, verbleibt ein sehr bescheidener<br />

Betrag zur Lebensführung. Arbeitnehmer mit Familien<br />

sind somit meist nicht in der Lage, mit ihrem<br />

Vollzeit-Einkommen die Familien-Existenz zu<br />

sichern.<br />

In absehbarer Zukunft werden die Folgekosten<br />

der Billig-Jobs, in Form von Sozialleistungen für<br />

Geringverdiener und Rentner wohl von der Allgemeinheit<br />

übernommen werden müssen, da<br />

die vom Sozialstaat subventionierten regulären<br />

Arbeitsstellen der Geringverdiener bei Zeitarbeitsfirmen<br />

und die Mini-Jobs die ohnehin leeren Sozialkassen<br />

sehr stark belasten. Durch die abnehmende<br />

Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />

Arbeitsverhältnisse und die Zunahme der geringfügigen<br />

Beschäftigungsverhältnisse droht den<br />

Sozialversicherungskassen (z. B. den Rentenversicherungen)<br />

in naher Zeit der Kollaps.<br />

<strong>Ingolstadt</strong><br />

Es steht fest, dass die gesamtwirtschaftlichen<br />

und sozialen Risiken, die durch diese Arbeitsmarktsituation<br />

entstehen, neben den persönlichen<br />

wirtschaftlichen Auswirkungen für die betroffenen<br />

Arbeitnehmer auch gravierende, gesamtgesellschaftliche<br />

Probleme mit sich bringen. Bereits in<br />

etwa 20 bis 30 Jahren wird erwartet, dass weite<br />

Teile der Bevölkerung im Alter in absoluter Armut<br />

leben müssen, weil durch die Niedriglöhne nur<br />

niedrige Rentenversicherungsbeiträge einbezahlt<br />

werden, was wiederum geringe Rentenansprüche<br />

nach sich zieht.<br />

Die Folgen dieser Entwicklung können für die<br />

Betroffenen Wohnungsverlust, Stromsperre, Gerichtvollzieher,<br />

Lohnpfändung und eidesstattliche<br />

Versicherung sein. Deshalb werden die Menschen<br />

in Deutschland im Alter auf Grundsicherungsleistungen<br />

des Staates angewiesen sein. Die Politik<br />

steht in der Verpflichtung, die gesetzlichen Voraussetzungen<br />

zu schaffen, dass Menschen, trotz<br />

Vollzeit-Arbeit, nicht von Sozialleistungen abhängig<br />

sein müssen.<br />

Schuldnerberatung kann helfen, den Familien<br />

die Existenz zu sichern. Oftmals müssen die<br />

Kreditraten an die Bank gestoppt werden, damit<br />

Miete und Strom bezahlt werden können und<br />

auch Geld zum Leben vom zu geringen Einkommen<br />

verbleibt. Wohnungskündigungen, Zwangsräumungen<br />

und auch Stromsperren können<br />

dadurch verhin dert werden. Mit den Gläubigern<br />

wie Banken, Inkassobüros, Versandhäusern und<br />

Rechtsan wälten wird über langfristige Lösungen<br />

verhandelt, die den betroffenen Familien den benötigten<br />

Lebensunterhalt sicherstellen.<br />

Die spezialisierte<br />

Schuldnerberatungsstelle<br />

des Diakonischen<br />

<strong>Werk</strong>es <strong>Ingolstadt</strong> bietet<br />

seit Januar 1989 ihre<br />

kostenlosen Dienste<br />

an und unterstützt die<br />

Betroffenen mit Rat und<br />

Hilfe bei Überschuldungsproblemen.<br />

Das Team der Schuldnerberatung<br />

Maria Rost, Helmut Hartl,<br />

Claudia Löffler,<br />

Christel Rückschloss-Friedel,<br />

Inge Weihard, Tina Heinz<br />

<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2011</strong> 43

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