Umstellung der verbleibenden - Das Magazin der Bibliotheken in ...
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90 // <strong>Bibliotheken</strong> <strong>in</strong> Sachsen<br />
stream schalteten sich nochmals ca. 35 Zuschau er<br />
zu. Außerdem ließ e<strong>in</strong> Professor des Studiengangs<br />
Informatik <strong>der</strong> Westsächsischen Hochschule den<br />
Stream <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vorlesung mitlaufen, wodurch weitere<br />
45 Studierende erreicht wurden. Die Fo lien des<br />
Vortrags lassen sich onl<strong>in</strong>e bei Slideshare nachlesen<br />
(http://www.slideshare.net/nichtich/semantic-web-undl<strong>in</strong>ked-open-data-e<strong>in</strong>e-bibliothekarische-ge<br />
schich te).<br />
Zudem wird <strong>in</strong> Kürze e<strong>in</strong> Videomitschnitt veröffentlicht<br />
(http://biblog.fh-zwickau. de/2010/03/29/<br />
semantic-web-und-l<strong>in</strong>ked-data).<br />
Der Schwerpunkt des Vortrags lag nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> Semantic Web und Open L<strong>in</strong>ked<br />
Data. Vielmehr zeigte Voß, dass <strong>Bibliotheken</strong> mit<br />
ihrem Wissen und ihren Kompetenzen <strong>in</strong> Datenstrukturierung<br />
und Datenspeicherung wichtige<br />
Akteure im Bereich des Semantic Web s<strong>in</strong>d bzw.<br />
se<strong>in</strong> können. Zunächst g<strong>in</strong>g er darauf e<strong>in</strong>, was diese<br />
Daten s<strong>in</strong>d, die im Web als Open Data mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
verl<strong>in</strong>kt werden, um dann zum eigentlichen Semantic<br />
Web überzuleiten.<br />
Open L<strong>in</strong>ked Data<br />
Damit die <strong>in</strong>nere Struktur des Semantic Webs<br />
begreifbar wird, muss vorab die grundsätzliche Be -<br />
deutung von Daten erläutert werden. Voß def<strong>in</strong>iert<br />
Daten als „Strukturen aus unterscheid baren Zeichen,<br />
die aufgrund von Vere<strong>in</strong>barungen Informationen<br />
darstellen“. Daten s<strong>in</strong>d somit als Träger von<br />
Informationen anzusehen, die jedoch erst verstanden<br />
werden können, wenn ihnen e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ter subjektive<br />
bzw. masch<strong>in</strong>enlesbare Konnotation zugrunde<br />
liegt. Über diese Bedeutung muss e<strong>in</strong> Konsens<br />
erzielt worden se<strong>in</strong>, d.h. sie muss <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Form standardisiert se<strong>in</strong>. Während dies im allgeme<strong>in</strong>en<br />
Sprachgebrauch relativ unkompliziert ist,<br />
braucht es für die Datenverarbeitung mittels Computer<br />
klare Zuordnungen. E<strong>in</strong>zelne Daten – bspw.<br />
die Titeldaten e<strong>in</strong>es Buches – werden als Metadaten<br />
strukturiert und zu Datensätzen zusammen gefasst.<br />
Im bibliothekarischen Bereich begeg nen wir diesen<br />
Daten konglomeraten vorrangig <strong>in</strong> Form von Titeldatensätzen.<br />
Für das Semantic Web ist die Möglichkeit<br />
<strong>der</strong> Zerschneidung dieser Sätze <strong>in</strong> möglichst<br />
kle<strong>in</strong>e Teile (sogenannte Tripel) von höchster Wichtigkeit.<br />
Je kle<strong>in</strong>er und differenzierter diese Teile<br />
s<strong>in</strong>d, desto mannigfaltiger lassen sie sich mit an<strong>der</strong>en<br />
Tripeln rekomb<strong>in</strong>ieren. Aus <strong>der</strong> bibliothekarischen<br />
Erschließung ist dieses Pr<strong>in</strong>zip u.a. von Ranganathans<br />
Facettenklassifikation bekannt.<br />
<strong>Bibliotheken</strong> s<strong>in</strong>d nicht nur spezialisiert auf das<br />
Erfassen und Strukturieren von Daten, sie s<strong>in</strong>d auch<br />
seit je her verantwortlich für <strong>der</strong>en Speicherung.<br />
Durch die Speicherung von Daten werden sie e<strong>in</strong>facher<br />
kopierbar und rekomb<strong>in</strong>ierbar. Im Laufe <strong>der</strong><br />
Geschichte von <strong>Bibliotheken</strong> bzw. des Bibliothekskatalogs<br />
wurden die Methoden zu Speicherung von<br />
strukturierten Daten immer weiter verfe<strong>in</strong>ert. Von<br />
<strong>der</strong> Bibliographie <strong>in</strong> Buchform über den Bandkatalog<br />
und den Zettelkatalog h<strong>in</strong> zu relationalen<br />
Datenbanken erweiterten sich sowohl die schon<br />
erwähnte Kopierbarkeit und Rekomb<strong>in</strong>ierbarkeit als<br />
auch die Suche<strong>in</strong>stiege. Mit dem E<strong>in</strong>satz von Computern<br />
kann heute über Random Access e<strong>in</strong> direkter<br />
Zugriff auf jedweden Punkt e<strong>in</strong>er strukturierten<br />
Datenmenge erfolgen. Wichtig ist an dieser Stelle<br />
e<strong>in</strong>erseits die Zerglie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ste Datene<strong>in</strong>heiten<br />
und gleichzeitig <strong>der</strong>en Zusammen führung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e strukturierte Menge.<br />
Für die standardisierte Struktur von Daten kann die<br />
Karteikarte als anschauliches Beispiel dienen. Über<br />
die hier vere<strong>in</strong>barten Standards lassen sich Daten<br />
relativ problemlos mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> austauschen. Für<br />
den e<strong>in</strong>fachen Austausch <strong>der</strong> Daten gilt selbstverständlich,<br />
dass es nicht zu viele <strong>in</strong>kompatible Standards<br />
zu e<strong>in</strong>em Bereich geben darf. Dies ist lei<strong>der</strong><br />
im BID-Bereich eher selten <strong>der</strong> Fall.<br />
Direkte Verweise zwischen Daten wurden bereits<br />
mit <strong>der</strong> Karteikarte realisiert. Für das Web ist je doch<br />
die Idee <strong>der</strong> bidirektionalen Verweisung von Daten<br />
maßgeblich. Ted Nelson entwickelte hier für schon<br />
1964 das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Hyperl<strong>in</strong>ks, welches von Tim<br />
Berners-Lee zum World Wide Web weitergeführt<br />
wurde. Der Aufbau des WWWs besteht zum e<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>heitlichen Adressierung von Daten mittels<br />
URLs und zum an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong>en e<strong>in</strong>heitlichem<br />
Transport über das Protokoll HTTP.<br />
Obwohl diese Standards mittlerweile e<strong>in</strong>ige Jahrzehnte<br />
alt s<strong>in</strong>d, werden sie nach Voß von Bi bliotheken<br />
dennoch bis heute nicht konsequent e<strong>in</strong>gehalten<br />
bzw. teilweise völlig missverstanden. In <strong>der</strong><br />
Mail<strong>in</strong>gliste NGC4Lib fasst Tim Spald<strong>in</strong>g, <strong>der</strong><br />
Grün<strong>der</strong> von LibraryTh<strong>in</strong>g, die Situation <strong>in</strong> den<br />
meisten <strong>Bibliotheken</strong> wie folgt zusammen: „Before<br />
libraries jo<strong>in</strong> the ‚Semantic Web‘ [...] can they jo<strong>in</strong><br />
the ,Web Web‘? For example, it would be nice if I<br />
could l<strong>in</strong>k to a book <strong>in</strong> a library catalog, and if<br />
library catalogs were <strong>in</strong> Google.“ Bis auf wenige<br />
Ausnahmen (bspw. viele <strong>der</strong> auf Open Source beruhenden<br />
Kataloge wie <strong>der</strong> UB <strong>der</strong> TU Hamburg-<br />
Harburg, <strong>der</strong> Kölner KUG sowie <strong>der</strong> Schwedi schen<br />
Nationalbibliothek) stellen heutige Bibliothekskataloge<br />
de facto „Datensilos“ dar. <strong>Das</strong> bedeutet, dass<br />
sie als Gatekeeper o<strong>der</strong> Portale agieren, h<strong>in</strong>ter<br />
denen die eigentlichen Daten versteckt s<strong>in</strong>d. Zudem<br />
s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Seiten des Katalogs lediglich<br />
<strong>in</strong>nerhalb von Sessions abzurufen, wodurch ke<strong>in</strong>e<br />
stabilen URLs existieren. E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>mal gefundener<br />
Titeldatensatz hat somit das nächste Mal e<strong>in</strong>e an -<br />
<strong>der</strong>e Adresse und ist für den Nutzer als L<strong>in</strong>k<br />
unbrauchbar. Für den Nutzer ist e<strong>in</strong> stabiler L<strong>in</strong>k<br />
auf e<strong>in</strong>en Titel von Interesse, damit er u.a. diesen <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Mail o<strong>der</strong> per Chat an e<strong>in</strong>en Kommilitonen<br />
weiter geben o<strong>der</strong> den Titel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Literaturverwaltungsprogramm<br />
speichern kann. Voß kommt<br />
demnach zu dem Urteil, dass Bibliothekskataloge<br />
zwar im Web, aber nicht Teil des Webs s<strong>in</strong>d.<br />
Nur durch die Generierung von sogenannten Permal<strong>in</strong>ks<br />
kann e<strong>in</strong>e stabile Referenzierbarkeit im<br />
Web statt f<strong>in</strong>den, so dass die Daten nicht mehr im<br />
Deep Web verschw<strong>in</strong>den, son<strong>der</strong>n als Teil des Webs