6 - Lavie gGmbH, Regionaler Rehabilitationsdienst Königslutter
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1. Einleitung .................................................................................................................. 2<br />
2. Ziel der Maßnahme .................................................................................................. 2<br />
3. Zielgruppe/ Teilnehmerkreis ................................................................................... 3<br />
4. Erreichbarkeit der Maßnahme ................................................................................ 3<br />
5. Personal .................................................................................................................... 5<br />
6. Arbeitsbereiche ....................................................................................................... 6<br />
7. Ablauf ....................................................................................................................... 6<br />
7.1 Anmeldung ...................................................................................................... 6<br />
7.2 Vorgespräch, Erstgespräch ............................................................................ 6<br />
7.3 Inhalt der Maßnahme ....................................................................................... 7<br />
8. Verlauf der Maßnahme ........................................................................................... 8<br />
9. Leistungen ............................................................................................................... 8<br />
9.1 Sozialpädagogische Einschätzung und Begleitung ....................................... 8<br />
9.2 Psychologische Diagnostik ............................................................................. 9<br />
9.3 Arbeitstherapeutische Eignungsabklärung in fünf verschiedenen<br />
Berufsfeldern .................................................................................................. 10<br />
9.4 Ärztliche Diagnostik ....................................................................................... 12<br />
9.5 Schulische Einschätzung ................................................................................ 13<br />
9.6 Gruppen .......................................................................................................... 13<br />
9.7 Fallkonferenzen .............................................................................................. 14<br />
9.8 Internatsunterbringung ................................................................................. 14<br />
9.9 Eltern – und Angehörigengespräche ............................................................ 14<br />
9.10 Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Institutionen der Jugendhilfe<br />
oder gemeindenahen Sozialpsychiatrischen Versorgung ........................... 14<br />
9.11 Integrationskonzept ...................................................................................... 14<br />
10. Qualitätssicherung ................................................................................................. 15<br />
11. Abschluss ................................................................................................................ 15
2<br />
1. Einleitung<br />
Die <strong>Lavie</strong> <strong>gGmbH</strong> hält neben den in diesem Kontext beschriebenen berufsvorbereitenden<br />
und ausbildungsbezogenen Maßnahmen die Maßnahme zur Eignungsabklärung<br />
vor. Diese Maßnahmeform wurde nachträglich installiert, da sich in der Arbeit<br />
der Berufsvorbereitung und Ausbildung in Einzelfällen der Bedarf an zuvor durchzuführenden,<br />
abklärenden Kurzmaßnahmen herausstellte, die die zutreffenden Positionierungen<br />
von TeilnehmerInnen sicherstellt. Darüber hinaus dient die Eignungsabklärung<br />
der Agentur für Arbeit als Instrument zur Klärung bei noch nicht endgültig<br />
zu formulierenden Eingliederungsvorschlägen.<br />
Die Eignungsabklärung kennzeichnet sich im Gegensatz zu anderen Maßnahmen<br />
der Einrichtung mit rehabilitativem Inhalt in ihrer Schwerpunktlegung durch diagnostische<br />
Verfahren zur Statusbestimmung in einem vergleichsweise eng gehaltenen<br />
zeitlichen Rahmen.<br />
Die Eignungsabklärung kann teilstationär oder stationär durchgeführt werden.<br />
2. Ziel der Maßnahme<br />
Ziel der Maßnahme ist es, im Zusammenwirken mit dem Teilnehmer/ der Teilnehmerin<br />
und dem Berater der Agentur für Arbeit in einem zeitlich begrenzten Rahmen<br />
(60 Arbeitstage) zu begründeten Vorschlägen für Ausbildungsberufe oder berufliche<br />
Tätigkeiten zu kommen. Darüber hinaus ist abzusichern, ob und unter welchen<br />
Rahmenbedingungen eine Berufsausbildung oder weiterführende berufliche Maßnahmen<br />
realisiert werden können. Es muss geprüft werden, ob aktuell bereits die<br />
Ausbildungsreife in Hinblick auf fachliche Anforderungen, die Anforderungen der<br />
Berufsschule sowie die erforderlichen Schlüsselkompetenzen und sozialen Fertigkeiten<br />
vorliegt.<br />
Den TeilnehmerInnen selbst soll die Möglichkeit gegeben werden, exemplarisch<br />
anhand berufspraktischer und fachtheoretischer Einweisung und Erprobung eine<br />
Einschätzung zu gewinnen, ob und welche Anforderungen der Berufswelt für<br />
ihn/sie zu bewältigen sind. Es wird geklärt, inwieweit für das erfolgreiche Absolvieren<br />
einer Ausbildung eine bestimmte, besondere Ausstattung gebraucht wird und<br />
ob im Unterricht stützende Hilfen erforderlich sind. Gegebenenfalls stellt sich heraus,<br />
dass zunächst berufsvorbereitende Maßnahmen empfehlenswert sind, um Defizite<br />
aufzuarbeiten oder einen Schulabschluss nachzuholen.<br />
Im Gegensatz zur 20tägigen Arbeitserprobung kann durch die Eignungsabklärung<br />
auch eine Überprüfung der Dauerbelastbarkeit erfolgen. Sollten diesbezüglich noch<br />
Einschränkungen und Vermittlungshindernisse überwiegen, können zunächst weitere<br />
medizinisch/ diagnostische und therapeutische Maßnahmen zur Stabilisierung<br />
empfehlenswert bzw. notwendig sein und sollten dann den Leistungen zur Teilhabe<br />
am Arbeitsleben vorgeschaltet werden.<br />
Am Ende der Maßnahme sind dem zu erstellenden Integrationskonzept die konkreten<br />
Empfehlung für die weitere Ausbildungs- und Berufswegsplanung zu entnehmen.
3<br />
3. Zielgruppe/ Teilnehmerkreis<br />
Die Maßnahme richtet sich an Personen, bei denen in der Anamnese bereits diagnostisch<br />
gesichert eine seelische Erkrankung und/ oder Behinderung vorliegt. Sie ist<br />
ebenfalls geeignet für Personen, bei denen der Verdacht auf seelische Behinderung<br />
besteht oder die von seelischer Erkrankung und Behinderung bedroht sind.<br />
Insbesondere kommt die Maßnahme bei folgenden Diagnosen in Betracht:<br />
Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis,<br />
Affektive und schizoaffektive Störungen,<br />
Persönlichkeitsstörungen,<br />
Neurotische Störungen,<br />
Soziale Phobie.<br />
Ebenfalls aufgenommen werden können TeilnehmerInnen mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen,<br />
d.h. bei den Diagnosen<br />
Asperger Syndrom<br />
Atypischer Autismus<br />
„high-funktioning“-Autismus<br />
sowie emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend<br />
ADS/ ADHS<br />
icstörungen<br />
Der Eintritt in die Maßnahme ist auch bei unklarem Verdacht und unklarer Diagnose<br />
möglich. Insbesondere bei schwer zu fassenden Erkrankungen, beispielsweise Störung<br />
im Sozialverhalten, dissozialem Verhalten, emotionaler Störungen ist die<br />
Tragweite einer Erkrankung und deren Auswirkung auf die weitere berufliche Planung<br />
im Rahmen der Maßnahme festzustellen.<br />
Eine begleitende Lernbehinderung ist kein Ausschlusskriterium. Nicht aufgenommen<br />
werden können Personen mit akut zu behandelnder psychischer Erkrankung,<br />
im Vordergrund stehender Alkohol- oder Drogenabhängigkeit oder geistiger Behinderung.<br />
Das Angebot richtet sich in der Regel an Jugendliche oder junge Erwachsene im Alter<br />
von ca. 16 bis 25 Jahren, es eignet sich aber auch für ältere Erwachsene. Dabei<br />
tritt die Maßnahme unabhängig von zuvor erlangten Schulabschlüssen in Kraft, im<br />
Rahmen der beruflichen Ersteingliederung. So müssen die TeilnehmerInnen im Gegensatz<br />
zur Arbeitserprobung nicht über einen konkreten Berufswunsch verfügen<br />
oder bestimmte Vorerfahrungen zu den Anforderungen der Berufswelt erlangt haben.<br />
Es ist auch nicht erforderlich, dass sie über nähere Kenntnisse bezüglich ihrer<br />
Erkrankung, deren Auswirkung auf den Lern- und Entwicklungsstand oder Therapieerfahrungen<br />
verfügen.<br />
4. Erreichbarkeit der Maßnahme<br />
Die Angebote unserer Einrichtung sind im Rahmen der teilstationären Durchführung<br />
auf die Region ausgerichtet. Sie ist durch gute Verkehrsanbindungen für Pendler aus
4<br />
den Orten Helmstedt, <strong>Königslutter</strong> und Braunschweig problemlos erreichbar. Bewohnern<br />
der umliegenden Städte Niedersachsens und Sachsen-Anhalts sowie der<br />
naheliegenden Landkreise ist eine Teilnahme als Pendler in der Regel nicht möglich.<br />
Ihnen kann für die Dauer der Maßnahme bei Bedarf einen Internatplatz zur Verfügung<br />
gestellt werden.
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5. Personal<br />
Um die Ziele der Maßnahme zu erreichen und die Ergebnisse kompetent abzusichern,<br />
werden die TeilnehmerInnen von unserem interdisziplinären Team unterstützt,<br />
beraten und getestet.<br />
Das Team besteht aus<br />
Sozialpädagoginnen (1:12)<br />
Psychologinnen (1:16)<br />
Arbeitstherapeuten/Ergotherapeuten (1:16)<br />
Fachanleitern/Ausbilder (1: 12)<br />
Facharzt für Psychiatrie / Neurologie/ Psychotherapie (1:25)<br />
Lehrer (1:16)<br />
Die meisten Mitarbeiter, insbesondere die Anleiter in den Arbeitsbereichen, verfügen<br />
neben ihrer pädagogischen sowie arbeits- oder ergotherapeutischen Qualifikation<br />
über abgeschlossene Ausbildungen in Büro- und Handwerksberufen (z.B. Bürokauffrau,<br />
Köchin, Schneiderin, Drucktechnikerin). Unsere Lehrkräfte haben mehrjährige<br />
Berufserfahrung an Förder- und Hauptschulen, auch im Bereich der Prüfungsabnahme.<br />
Zudem verfügen die Mitarbeiter des Teams über sonderpädagogische<br />
und therapeutische Zusatzausbildungen sowie über eine langjährige Erfahrung<br />
in der Arbeit mit psychisch erkrankten Menschen. Sie bilden sich fortlaufend durch<br />
Zusatzausbildungen, Supervision, Seminare und kollegiale Beratung weiter.<br />
Das interdisziplinäre Team ist auf der Grundlage hoher Qualifikation aus verschiedentlichen,<br />
mit medizinischer und beruflicher Rehabilitation befassten Bereichen<br />
der Einrichtung zusammengestellt. Diese Zusammenstellung des Personals<br />
wurde unter dem Gesichtspunkt getroffen, dass die besondere Maßnahmegestaltung,<br />
insbesondere die Kürze der Maßnahme mit abschließend zu treffenden fundierten<br />
Einschätzungen, eines fachlich erfahrenen, effizient arbeitenden Teams bedarf,<br />
dass durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Hintergründe bestmöglichst<br />
Stellung nehmen kann. Das Team arbeitet einrichtungsübergreifend, um einen<br />
hohen Profit für die TeilnehmerInnen und den Eingliederungsvorschlag zu erlangen.<br />
Dabei sind regelmäßige Absprachen im Team Basis der Einschätzung, die kontinuierliche<br />
Rücksprache und Vernetzung einzelner Leistungen ist dabei unabdingbar.
6<br />
6. Arbeitsbereiche<br />
Die Maßnahme findet in dem vom Teilnehmer/ von der Teilnehmerin erwählten<br />
konkreten Berufsfeld statt, eine diesbezügliche Eignung wurde zuvor vom Bedarfsträger<br />
festgestellt und soll nun endgültig abgesichert werden. Ihm werden während<br />
der vierwöchigen Arbeitserprobung typische praktische und theoretische Lern- und<br />
Unterweisungsinhalte geboten, die wesentliche Elemente und Erfahrungsspielräume<br />
des Wunschberufes enthalten.<br />
Als Berufsfelder stehen zur Verfügung<br />
Büro<br />
Tischlerei<br />
Hauswirtschaft/ Wäscherei<br />
Cafeteria/ Küche<br />
Metallwerkstatt<br />
Druckwerkstatt<br />
7. Ablauf<br />
7.1 Anmeldung<br />
Die Maßnahme ist als Einzelmaßnahme konzipiert. Die Aufnahme des Teilnehmers/<br />
der Teilnehmerin wird von der Agentur für Arbeit einhergehend mit der Formulierung<br />
des Auftrags zur Abklärung veranlasst. Eine Beschreibung des dortigen aktuellen<br />
Beratungsstandes, sowie ggfs. Gutachten, Befunde der Fachdienste der Bundesagentur<br />
für Arbeit oder anderer Stellen, werden der Einrichtung zur Verfügung<br />
gestellt und sind Ausgangspunkt der Arbeit.<br />
Der Beginn der Maßnahme wird individuell mit dem Teilnehmer/ der Teilnehmerin<br />
und dem/der Ansprechpartner/in der Agentur für Arbeit vereinbart und ist bei teilstationärer<br />
Durchführung jederzeit kurzfristig möglich. Bei der Teilnahme mit Internatsunterbringung<br />
können ggfs. Wartezeiten entstehen.<br />
7.2 Vorgespräch, Erstgespräch<br />
Ein Erstgespräch in unserer Einrichtung dient dem gegenseitigen Kennen Lernen<br />
und der Information über die Möglichkeiten und Ziele. Ein Maßnahmeplan wird erstellt<br />
und mit dem Teilnehmer/ der Teilnehmerin abgestimmt.<br />
Der Erstgesprächsbogen dient entsprechend der Auskünfte des Teilnehmers/ der<br />
Teilnehmerin der ersten Beschreibung bzgl. der sozialen und familiären Situation,<br />
schulischer Abschlüsse, beruflicher Erfahrungen und Interessen, der Erkrankung,<br />
vorhandener Einschränkungen.<br />
Falls die Aufnahme in die Maßnahme klar indiziert ist, stellen diese ersten Auskünfte<br />
mit der Auswertung externer Gutachten die Ausgangslage zur Gestaltung der Maßnahmeinhalte<br />
dar.<br />
In Fällen, in denen die Rehaberater der Agenturen Zweifel haben, ob dem Rehabilitanden<br />
zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Teilnahme an der Maßnahme möglich ist,<br />
bieten wir ein Vorgespräch an, das die Entscheidung erleichtern soll, ob die Einlei-
7<br />
tung der Maßnahme zum gegenwärtigen Zeitpunkt sinnvoll und erfolgversprechend<br />
erscheint. Dem Ergebnis dieses Vorgesprächs soll insbesondere entnommen werden<br />
können, ob eine evtl. besondere soziale Lage den Kunden/ die Kundin momentan<br />
an der Teilnahme hindern könnte bzw. ob evtl. zunächst andere Hilfen zur Stabilisierung<br />
und Absicherung der Lebenslage vorrangig sind.<br />
7.3 Inhalt der Maßnahme<br />
In Abhängigkeit von Art und Schwere der Erkrankung, schulischen Abschlüssen,<br />
beruflichen Erfahrungen und Interessen und der Lebenssituation der TeilnehmerInnen<br />
erfolgt die individuelle Feststellung des Status durch diagnostische Verfahren.<br />
Entsprechend der vorgehaltenen Leistungen entsteht ein differenziertes, mehrdimensionales<br />
Bild von Fähigkeiten, Ressourcen, Neigungen und Einschränkungen.<br />
Der Teilnehmer/ die Teilnehmerin wird mit Eintritt in die Maßnahme in den Arbeitsbereich<br />
integriert, der seinen Neigungen am meisten entspricht, so dass zu Maßnahmebeginn<br />
Sicherheiten in der neuen Situation erlangt werden können. Die<br />
übergeordneten Rahmenbedingungen veranlassen das Durchlaufen verschiedener<br />
Arbeitsbereiche, um eine weitreichende Abklärung von Talentierung und fachlichen<br />
Eignungen zu erreichen. Dabei ist grundsätzlich die Belastbarkeit bzw. Dauerbelastbarkeit<br />
hinsichtlich vollzeitiger Beschäftigung zu bewerten sowie die Belastungsfähigkeit,<br />
die sich speziell aus den Anforderungen des Arbeitsbereiches ergeben.<br />
Die arbeitstherapeutische Diagnostik bietet weitreichende Auskünfte über die Arbeitsfähigkeit<br />
des Teilnehmers/ der Teilnehmerin. Sie nimmt Bezug auf die Punkte<br />
Qualität der Arbeit, Auffassung und Umsetzung von Aufgabenstellungen sowie die<br />
soziale Kompetenz, Absprachen mit Anleitern und Kollegen, Einstellung zur Arbeit,<br />
Zuverlässigkeit, Überblick über den Gesamtbetrieb. Es ergeben sich Stärken und<br />
Schwächen. Bezüglich der festgestellten Defizite wird die Einschätzung erlangt, ob<br />
diese durch die Annahme von Hilfsangeboten während der relativ kurzen Dauer der<br />
Eignungsabklärung ausgeglichen werden können oder ob darüber hinaus ein weitergehender<br />
Förderbedarf besteht.<br />
Die psychologische, schulische und ggf. fachärztliche Diagnostik bietet dazukommend<br />
weiteren Aufschluss zur Abklärung. Dabei ist der Teilnehmer/ die Teilnehmerin<br />
eng in die Auswertung der Ergebnisse eingebunden. Die Rückmeldungen aus den<br />
Testverfahren und aus den Arbeitsbereichen finden direkt statt und werden nachträglich<br />
in den regelmäßigen sozialpädagogischen Gesprächen zur Festlegung der<br />
Maßnahmeinhalte fortgeführt. Dies beinhaltet für den Teilnehmer/ die Teilnehmerin<br />
das Abgleichen eigener Vorstellungen mit den getroffenen Einschätzungen und soll<br />
der Entwicklung realistischer Zielvorhaben dienen. Die Entwicklung einer möglichst<br />
weit gereiften Bewusstseinslage ist angestrebt. So werden selbstverständlich die<br />
Ergebnisse der abschließenden Einschätzung zu Maßnahmeende ausführlich besprochen<br />
und sind Teil des zuvor erarbeiteten Prozesses der Zusammenarbeit mit<br />
dem Teilnehmer/ der Teilnehmerin.
8<br />
8. Verlauf der Maßnahme<br />
Die Teilnahme erfolgt in der Regel vollschichtig. Den TeilnehmerInnen wird ausgehend<br />
von ihrer durch die psychische Erkrankung besondere Bedürfnislage eine individuelle,<br />
bedarfs-orientierte Betreuung und Begleitung geboten, die in einem individuellen<br />
Rehaplan festgelegt wird. In begründeten Einzelfällen kann eine kürzere<br />
Arbeitszeit vereinbart werden, sofern die Gründe dafür in der Person des Teilnehmers/<br />
der Teilnehmerin liegen und das Erreichen des Maßnahmeziels nicht gefährdet<br />
ist. Der im Erstgespräch erstellte Maßnahmeplan wird im 12wöchigen Verlauf<br />
fortgeschrieben bzw. gemäß der individuellen Bedürfnislage angepasst.<br />
Unterweisungsfreie Zeiten sind in der Regel nicht vorgesehen. Eine vorzeitige Beendigung<br />
der Maßnahme ist nur mit Zustimmung der zuständigen Beratungsfachkraft<br />
der Arbeitsagentur möglich.<br />
9. Leistungen<br />
Das Angebot erstreckt sich über einen Zeitraum von 60 Tagen und beinhaltet folgende<br />
Leistungen:<br />
1. Sozialpädagogische Beratung, Begleitung und Einschätzung<br />
2. psychologische Diagnostik, Beratung und Einschätzung<br />
3. Arbeitstherapeutische Eignungsabklärung in einem Arbeitsbereich<br />
4. Ärztliche Diagnostik (bei Bedarf)<br />
5. Schulische Einschätzung<br />
6. Gruppenangebote<br />
7. Fallkonferenzen mit interdisziplinärem, ganzheitlichen Ansatz<br />
8. Internatsunterbringung, sozialpädagogische Internatsbetreuung<br />
9. Eltern – und Angehörigengespräche<br />
10. Zusammenarbeit/ Vernetzung mit anderen Institutionen der Jugendhilfe<br />
und/oder der gemeindenahen psychiatrischen Versorgung, Behörden und<br />
Kliniken<br />
11. Erstellen des Integrationskonzept<br />
9.1 Sozialpädagogische Einschätzung und Begleitung<br />
Die TeilnehmerInnen werden während der Maßnahme kontinuierlich sozialpädagogisch<br />
beraten und begleitet. Die sozialpädagogischen Mitarbeiter bewerkstelligen,<br />
dass sie sich schnellstmöglich in den einzelnen Bereichen der Einrichtung etablieren<br />
kann, z.B. in den Arbeitsbereichen oder im Fall der stationären Unterbringung im<br />
Internat. Eine Vernetzung der internen Dienste ist von dieser Stelle aus zu erreichen.<br />
Die Sozialpädagogen führen regelmäßige Einzelgespräche, halten Rücksprache mit<br />
den entsprechenden Arbeitsbereichen und unterstützen die TeilnehmerInnen bei<br />
der Bewältigung der ungewohnten Anforderungen. Sie koordinieren sämtliche von<br />
uns erbrachten Leistungen.<br />
In einem Erstgespräch erheben sie zunächst die relevanten Daten, die Aufschluss<br />
über die berufliche, soziale und gesundheitliche Vorgeschichte sowie die aktuelle<br />
Situation des Teilnehmers/ der Teilnehmerin geben sollen, um daraus den notwen-
9<br />
digen Bedarf an unterstützenden Maßnahmen zu ermitteln und den Maßnahmeplan<br />
zu erstellen.<br />
Darüber hinaus ist die Herstellung einer tragfähigen Beziehung wesentlich, um den<br />
Teilnehmer/ die Teilnehmerin maßgeblich und kooperativ in die Planungen zu involvieren.<br />
Aufgrund der Dauer der Maßnahme in Abgrenzung zur 20tägigen Arbeitserprobung<br />
ist der Beziehungsaufbau möglich , er verbessert die Gesamtbefindlichkeit<br />
des TeilnehmerInnen in der Maßnahme.<br />
Die sozialpädagogischen Mitarbeiter haben langjährige Erfahrung in der rehabilitativen<br />
Arbeit mit psychisch kranken Menschen, sowohl hinsichtlich medizinischer Leistungen<br />
als auch der Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Sie verfügen über<br />
Ausbildungen in systemischer Beratung und Therapie. Aufgrund dessen sind sie in<br />
der Lage abzuschätzen, ob eine evtl. vorliegende akute Symptomatik oder Residualsymptomatik<br />
vorliegt. Sie informieren den Teilnehmer/ die Teilnehmerin über seine<br />
Erkrankung und verhelfen ihm zu einem verbesserten Verständnis und Krankheitsmanagement.<br />
Ggfs. ziehen sie bei Bedarf die Leistungen des fachärztlichen Dienstes<br />
zu Rate.<br />
Ziele der regelmäßigen sozialpädagogischen Begleitung und Unterstützung in Einzelgesprächen<br />
sind insbesondere:<br />
Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Leistungsfähigkeit, Erkennen der<br />
Belastbarkeit, Verbesserung der Belastbarkeit,<br />
Anleitung zur Selbstreflexion und Verhaltensüberprüfung, Hilfestellung zur<br />
Stress- und Konfliktbewältigung,<br />
Entwicklung realistischer Vorstellungen zu Wunschberufen und der weiteren<br />
Berufs- und Lebensplanung,<br />
Beratung, Entscheidungsfindung, Planung und Vorbereitung des Übergangs<br />
in eine folgende Berufsausbildung, andere Leistungen zur Teilhabe oder medizinischen<br />
Rehabilitation,<br />
Abklärung und Förderung der Motivationslage,<br />
Verbesserung der Compliance,<br />
Angehörigenberatung zur Vermeidung von über- oder unterfordernder Berufswegplanung<br />
im Familiensystem, realistische Gestaltung beruflicher Ziele<br />
bei allen Beteiligten,<br />
Vernetzungsgespräche mit anderen betreuenden Institutionen<br />
Vorbereitung und ggf. Überleitung in die vom Träger veranlasste Anschlussmaßnahme<br />
laut Eingliederungsvorschlag<br />
9.2 Psychologische Diagnostik<br />
Die psychologische Eingangsdiagnostik ist ein Standardangebot für alle TeilnehmerInnen<br />
und dauert 3-5 Stunden (je nach Offenheit oder Arbeitstempo der TeilnehmerInnen<br />
bzw. Komplexität der Problemlage).<br />
Sie umfasst<br />
ein Anamnesegespräch, das sowohl die Problemstellung aus der Sicht der<br />
TeilnehmerInnen erfasst als auch auf dem Hintergrund eines diagnostischen<br />
Fragebogens für psychische Störungen (DIPS) eine Klassifikation einer psychischen<br />
Störung erlaubt und Informationen ermittelt, die für eine Planung<br />
und Behandlung notwendig sind.
10<br />
zur weiteren Einschätzung der aktuellen subjektiven Beeinträchtigungen<br />
durch körperliche und psychische Symptome die SCL-90R (Symptom-Check-<br />
Liste). Sie bietet auch die Möglichkeit der Messwiederholung. Neben Werten<br />
für einzelne Skalen (z.B. Ängstlichkeit, Depressivität, usw.) erhält man für<br />
globale Kennwerte Auskunft über die generelle psychische Belastung,<br />
zur Überprüfung der kognitiven Leistungsfähigkeit die Kurzfassung des Leistungsprüfsystems<br />
(LPS mit 8 Aufgaben) von Horn. Diese Kurzfassung erlaubt<br />
zwar keine Intelligenzmessung, gibt jedoch gute Hinweise auf das Begabungsprofil,<br />
zur Einschätzung der Konzentration der d2-Aufmerksamkeits-Belastungs-<br />
Test. Zusätzlich wird eine Konzentrationsaufgabe aus dem LPS übernommen<br />
(Aufgabe 13), um evtl. Unterschiede in der Konzentration (je nach Aufgabenstellung,<br />
Tagesform) zu erfassen,<br />
zur Erfassung eher zeitlich überdauernder Persönlichkeitsstrukturen der FPI<br />
(Freiburger Persönlichkeits-Inventar)<br />
zur Ermittlung der subjektiven Lebensqualität der WHOQOL (Quality of life-<br />
Fragebogen der WHO). Lebensqualität ergibt sich aus der individuellen<br />
Wahrnehmung der eigenen Lebenssituation im Kontext der jeweiligen Kultur<br />
und des jeweiligen Wertesystems sowie in Bezug auf persönliche Ziele, Erwartungen<br />
und Interessen und wirkt sich auf Veränderungs- und Leistungsmotivation<br />
aus.<br />
zur Ermittlung der beruflichen Richtung BIT (Berufsinteressentest)<br />
Die Informationen und Ergebnisse aus den Fragebögen und Tests werden in einem<br />
Bericht zusammengefasst und in einem Rückmeldegespräch mit den TeilnehmerInnen<br />
besprochen. Noch offene oder entstandene Fragen werden geklärt bzw. entschieden,<br />
ob die Diagnostik an dieser Stelle abgeschlossen ist oder weitergeführt<br />
werden muss.<br />
Je nach Bedarf und Ergebnis der Eingangsdiagnostik finden berufsspezifische Verfahren<br />
(z.B. das Osnabrücker Arbeitsfähigkeitenprofil O-AFP), Intelligenztests (Hawie,<br />
Raven SPM) oder krankheitsspezifische Fragebögen Anwendung (entweder zur<br />
Differentialdiagnose oder Abklärung des Schweregrades der Erkrankung). Die Belastung,<br />
Veränderung oder auch Stabilität der TeilnehmerInnen kann am Ende der<br />
Maßnahme durch die Wiederholung einiger Verfahren aus der Eingangsdiagnostik<br />
(SCL-R, WHOQOL) ermittelt werden.<br />
9.3 Arbeitstherapeutische Eignungsabklärung in fünf verschiedenen Berufsfeldern<br />
Die TeilnehmerInnen erhalten hier die Möglichkeit sich nach der Methode des projektorientierten,<br />
berufspraktischen Lernens mit den Inhalten fünf verschiedener<br />
Berufsfelder und der Berufs- und Arbeitswelt im allgemeinen vertraut zu machen.<br />
Sie werden intensiv von Fachanleitern und Arbeits-/ Ergotherapeuten betreut.<br />
Dabei werden folgende Verfahren eingesetzt:<br />
Kognitive Trainingsverfahren, z.B. am PC<br />
Überprüfung und Training der Grundarbeitsfähigkeiten<br />
Leittextverfahren
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Standardisierte Aufgaben<br />
Systeme zur Reflexion, Verlaufs- und Qualitätskontrolle<br />
Stärken- Schwächenanalyse<br />
Daneben finden die besonderen Behandlungsmethoden der Ergotherapie aus dem<br />
psychiatrischen Bereich Anwendung.<br />
Zusätzlich zu der fachpraktischen Erprobung bekommen die TeilnehmerInnen Einblicke<br />
in den jeweiligen Fachtheorieunterricht.<br />
Übergeordnet wird Arbeitsschutz, Unfallverhütung und Hygiene während der gesamten<br />
Zeit zu jedem einzelnen Thema vermittelt<br />
Büro/Verwaltung<br />
Grundlagen Microsoft Word 2000 für Windows (Textverarbeitung, Textgestaltung,<br />
Tapstopp, Grafische Gestaltungen)<br />
Fortgeschrittene Anwendungen Microsoft Word 2000 für Windows für Teilnehmerinnen<br />
mit Vorkenntnissen<br />
Für TeilnehmerInnen mit guten Vorkenntnissen am PC Aufgabenstellungen<br />
unter Microsoft Excel 2000 für Windows<br />
Training grundlegender Bürotätigkeiten/ bürotechnische Belastungserprobung<br />
(Rechtschreibung, Berechnungen von Quittungsbelegen und Lohntabellen,<br />
kaufmännisches Rechnen, DIN-Norm, Umgang mit Verzeichnissen,<br />
Anschreiben und Lebenslauf für Bewerbungen etc.)<br />
Kognitives Training mittels PC-Programm Cogpack / Training und Überprüfung<br />
der kognitiven Funktionen<br />
Zehn-Finger-Schreibsystem unter Anwendung des Typingmasters<br />
Internetrecherche<br />
Tischlerei<br />
Planen und vorbereiten von Arbeitsabläufen, Kontrollieren des Arbeitsergebnisses<br />
Lesen von Zeichnungen, Erstellen von Skizzen, Arbeitsschritte und Arbeitsmittel<br />
festlegen, Materialliste erstellen, Arbeitsaufwand unter Berücksichtigung<br />
des Zeitaufwandes abschätze, Arbeitsplatz einrichten, Entwickeln von<br />
Werkstücken unter Berücksichtigung von Form und Funktion, Fertiges Werkstück<br />
kontrollieren, Arbeitsergebnis beurteilen<br />
Bearbeiten von Holz und Holzwerkstoffen:<br />
Einführung in die Handhabung der Werkzeuge<br />
Einführung in handwerkliche Techniken (sägen, hobeln, schleifen etc.)<br />
Herstellen von Verbindungen (Schlitz- und Zapfverbindungen, Schwalbenschwanz,<br />
Fingerzinkverbindung, dübeln)<br />
Einrichten und Verwenden von Maschinen (Handbohrmaschine, Schleifmaschine,<br />
Stichsäge, Standbohrmaschine):<br />
Behandeln von Holzoberflächen (beizen, ölen, lackieren)<br />
Druck<br />
Einführung in die PC-Programme CorelDraw und Gimp<br />
Einweisung in die Bedienung von Druckern, Maschinen und Geräten
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Metall<br />
Überprüfung manueller/ feinmotorischer Fähigkeiten (laminieren, binden,<br />
schneiden, falzen, kleben)<br />
Einweisung in die Materialberechnung (z. B. Papier)<br />
Lesen, Anwenden und Erstellen von technischen Unterlagen<br />
Unterscheiden, Zuordnen und Handhaben von Werk- und Hilfsstoffen<br />
Planen und Steuern von Arbeits- und Bewegungsabläufen/Kontrollieren und<br />
Beurteilen der Ergebnisse<br />
Warten von Betriebsmitteln<br />
Prüfen, Anreißen, Kennzeichnen<br />
Ausrichten und Spanen (Feilen, Sägen, Meißeln, Gewindeschneiden, Reiben)<br />
Maschinelles Spanen (Ermitteln und Einstellen von Maschinenwerten, Bohren,<br />
Senken, Reiben, Drehen, Fräsen, Gewindebohren)<br />
Trennen, Umformen<br />
Fügen (Schraub- und Nietverbindungen, Löten, Kleben, Falzen)<br />
Montieren von Bauteilen und Baugruppen<br />
Scherschneiden mit der Handblechschere und mit der Hebel-Blechschere<br />
Rundbiegen<br />
Hauswirtschaft/ Wäschebereich<br />
Bügeln von Wäschestücken<br />
Mangeln<br />
Legen von Wäschestücken<br />
Allgemeine hauswirtschaftliche Tätigkeiten (Reinigung, Instandhaltung, Lagerhaltung)<br />
Küche/ Caféteria<br />
Nahrungszubereitung (Einweisung in den Umgang mit Grundrezepten, Gartechniken<br />
und Garmethoden, Erlernen von Schneid- und Schnitttechniken,<br />
Sachgerechter Umgang mit Großküchengeräten, Richtige Lagerung von Lebensmitteln<br />
in Kühlzonen)<br />
Hygiene (Persönliche Hygiene und Hygiene am Arbeitsplatz, Unfallverhütungsmaßnahmen)<br />
Reinigungs- und Pflegemaßnahmen im Küchenbereich/ Spülküche:<br />
Handhabung von Kleinküchengeräten<br />
9.4 Ärztliche Diagnostik<br />
Die Ärztliche Diagnostik kommt dann in Betracht, wenn sich aus den Erstgesprächen<br />
Hinweise ergeben, dass eine akute Symptomatik der psychischen Erkrankung oder<br />
eine Restsymptomatik vorliegt, die sich unbehandelt und unabgeklärt als Hindernis<br />
in Hinblick auf den weiteren Integrationsprozess erweisen würde.<br />
Die ärztliche Leistung erfolgt nach Bedarf und wird durch einen/eine Facharzt/ärztin<br />
für Psychiatrie und/oder Kinder- und Jugendpsychiatrie erbracht. Zu den Aufgaben<br />
gehören neben der ärztlichen Beratung des Teams die Begutachtung/ Untersu-
13<br />
chung der Teilnehmer/innen, Erhebung des psychopathologischen Befundes, der<br />
Anamnese, Gesundheitsaufklärung, Prophylaxe und medizinische Informationsgespräche<br />
und evtl. Unterstützung, Verweisung an ambulant behandelnde Nervenärzte<br />
oder bei Bedarf an andere Institutionen der Akutbehandlung.<br />
9.5 Schulische Einschätzung<br />
Zur Einschätzung der schulischen Fähigkeiten findet ein umfangreicher Eingangstest<br />
statt. Unabhängig vom erreichten Schulabschluss muss überprüft werden, inwieweit<br />
die Lern- und Merkfähigkeit sowie das Konzentrationsvermögen bei schulischen<br />
Anforderungen durch die Erkrankung oder Medikamenteneinnahme eingeschränkt<br />
sind. Im weiteren ist von Bedeutung, inwieweit der Teilnehmer/die Teilnehmerin<br />
auf relevante schulische Inhalte zurückgreifen kann, die für einen erfolgreichen<br />
Besuch der Berufsschule Voraussetzung sind. Sollten sich hieraus erhebliche<br />
Defizite ergeben, muss eine weitere gezielte schulische Förderung eingeleitet werden,<br />
ggfs. im Rahmen einer zunächst berufsvorbereitenden Maßnahme. Bei psychisch<br />
kranken Jugendlichen steht außerdem der Abbau von Lern- und Unterrichtsängsten<br />
häufig im Vordergrund.<br />
Die eingesetzten Testverfahren sind teilweise standardisierte Tests (Abat-R), teilweise<br />
Abschlussprüfungen von Schulen aus vergangenen Jahren, Einstellungstests<br />
aus der Wirtschaft sowie Allgemeinwissentests, die immer wieder auf den aktuellen<br />
Stand gebracht werden. Schwerpunkt der Testung sind immer die Bereiche Mathematik<br />
und Deutsch, da diese Fächer den größten Stellenwert in den meisten Berufsfeldern<br />
haben. Weiterhin werden aber auch andere Fächer wie Biologie, Mechanik,<br />
Geschichte, Physik, Chemie abgeprüft. Den Probanden werden Aufgaben gestellt,<br />
die Aufschluss über ihre Fähigkeit zum logischen Denken und räumlichen Vorstellungsvermögen<br />
geben.<br />
Die Testung erfolgt über zwei Tage, um am zweiten Tag durch eine Kontrolltestung<br />
entweder die Ergebnisse des ersten Teils zu bestätigen oder Erkenntnisse über eine<br />
evtl. wechselnde Leistungskapazität zu erhalten. Mit dem Teilnehmer/ der Teilnehmerin<br />
wird ein Abschlussgespräch geführt, um ihnen die Ergebnisse transparent zu<br />
machen und das weitere Vorgehen bei evtl. vorliegenden schulischen Defiziten abzustimmen.<br />
Die TeilnehmerInnen der Eignungsabklärung sind überwiegend nicht mehr schulpflichtig.<br />
Bei bestehender Schulpflicht kann in Zusammenwirken mit der für die Beschulung<br />
zuständigen Schule eine Schulpflichtbefreiung erwirkt werden. In diesem<br />
Fall wird die Schulpflicht in unserer Einrichtung durch die Teilnahme an regelmäßigen<br />
Unterrichtsangeboten erfüllt.<br />
9.6 Gruppen<br />
In Abgrenzung zur 20tägigen Arbeitserprobung kann die Förderung z.B. sozialer<br />
Kompetenzen oder der Compliance und des Krankheitsmanagements in Gruppen<br />
erforderlich sein. Die TeilnehmerInnen der Eignungsabklärung können bei Bedarf in<br />
modular aufgebaute Gruppen oder in laufende, themenzentrierte, bereichsübergreifende<br />
offene Gruppen integriert werden. Insbesondere kommt die Teilnahme<br />
an sozialen Kompetenzgruppen, Achtsamkeitsgruppe, Entspannungsgruppe,
14<br />
Selbstwerttraining oder Psychoedukativem Training für psychosekranke oder depressive<br />
Menschen in Betracht.<br />
9.7 Fallkonferenzen<br />
Es finden regelmäßige Fallkonferenzen im interdisziplinären Team statt. In diesen<br />
wird der individuelle Förderbedarf abgestimmt, die Entwicklung besprochen und<br />
festgelegt, welche Förder- oder Integrationsmaßnahmen sich anschließen sollten.<br />
Die beteiligten Mitarbeiter arbeiten eng zusammen und tauschen sich kontinuierlich<br />
aus, nicht nur auf den regelmäßig stattfindenden Dienstbesprechungen, sondern<br />
auch in der täglichen Arbeit mit den TeilnehmerInnen.<br />
9.8 Internatsunterbringung<br />
Den TeilnehmerInnen, die mit Internatsunterbringung an der Maßnahme teilnehmen,<br />
stehen rund um die Uhr Ansprechpartner zur Verfügung. Mit der Wohnunterbringung<br />
hier vor Ort ist eine engmaschige Betreuung verbunden bei allen Belangen,<br />
die das Wohnen, die tägliche Versorgung, die Freizeitgestaltung und Teilnahme<br />
am Gemeinschaftsleben betreffen. Die TeilnehmerInnen werden bei alltags- und<br />
haushaltspraktischen Anforderungen angeleitet und unterstützt. Die Fähigkeit, sich<br />
in die Wohngruppe einzugliedern, wird gefördert und entwickelt.<br />
9.9 Eltern – und Angehörigengespräche<br />
Elterngespräche finden in der Regel bei TeilnehmerInnen statt, die noch nicht volljährig<br />
sind. Volljährigen TeilnehmerInnen bieten wir an, ihre Eltern bzw. Angehörigen<br />
in einem gemeinsamen Gespräch über Verlauf und Ergebnis der Maßnahme zu<br />
informieren. Dies geschieht vor dem Hintergrund unserer Erfahrung, dass die Einbeziehung<br />
der Eltern-/ Angehörigen in die weitere Berufswegsplanung stets einen positiven<br />
Einfluss auf alle weiterführende Maßnahmen hat. Bereits eingetretene Prozesse<br />
von Über- oder Unterforderung sowie Konflikte um die Berufswegplanung<br />
können abmildert oder abwendet werden. Den TeilnehmerInnen soll ermöglicht<br />
werden, äußerem Druck, Versagensängsten und Frustrationen entgegenzutreten.<br />
9.10 Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Institutionen der Jugendhilfe<br />
oder gemeindenahen Sozialpsychiatrischen Versorgung<br />
Häufig werden die TeilnehmerInnen aufgrund ihrer Erkrankung oder einer besonderen<br />
sozialen Lage vor der Maßnahme durch Institutionen der Jugendhilfe oder Sozialpsychiatrie<br />
langjährig betreut. Wir nutzen die Erkenntnisse und Empfehlungen<br />
dieser Institutionen zum Wohle der TeilnehmerInnen. Gleichwohl geht es darum,<br />
mit den externen Betreuern zu einer gemeinsamen, förderlichen Zielsetzung und<br />
Abstimmung der Hilfsmaßnahmen zu kommen.<br />
9.11 Integrationskonzept<br />
Die Maßnahme wird laufend qualitativ und quantitativ dokumentiert. Am Ende der<br />
Maßnahme wird ein Bericht angefertigt, welcher Angaben über die Vorgeschichte,
15<br />
die durchgeführten Maßnahmen, den Maßnahmeverlauf und eine Empfehlung enthält.<br />
Folgende Kompetenzen der TeilnehmerInnen werden darin zusammenfassend beschrieben:<br />
Auswertung der fachpraktischen Erprobungen<br />
Beurteilung der Grundarbeitsfähigkeiten, Schlüsselqualifikationen<br />
Beurteilung der handwerklichen und kognitiven Fähigkeiten in Bezug auf berufsspezifische<br />
fachliche Anforderungen<br />
Beurteilung der sozialen Kompetenzen, die für die erfolgreiche Absolvierung<br />
der Ausbildung und spätere berufliche Integration und Vermittelbarkeit Voraussetzung<br />
sind<br />
Feststellung der berufsschulbezogenen Voraussetzungen<br />
Psychische und gesundheitliche Voraussetzungen<br />
Hinderliche und förderliche Aspekte in Bezug auf die soziale und familiäre<br />
Lebenslage<br />
Zusammenfassende Beurteilung<br />
Empfehlung der beruflichen Eingliederung<br />
Gemeinsam mit den TeilnehmerInnen, ihren Erziehungsberechtigten, Betreuern<br />
anderer Hilfeinstitutionen, den Reha – Beratern und den für den Prozess relevanten<br />
Mitarbeitern in unserer Einrichtung werden die Ergebnisse besprochen. Eine Planung<br />
wird erstellt und das weitere Vorgehen erarbeitet mit Blick auf die eingangs<br />
beschriebene Zielsetzung.<br />
10. Qualitätssicherung<br />
Zur inhaltlichen und formalen Absicherung der Maßnahme wird einzelfallbezogen<br />
eine Nacherhebung mit nachfolgender Auswertung betrieben. Die Entwicklung der<br />
TeilnehmerInnen in den empfohlenen Folgemaßnahmen wird in regelmäßigen Zeitabständen<br />
nachgefragt, so dass die Überprüfung des Ergebnisses stattfindet. Darüber<br />
hinaus werden die TeilnehmerInnen ein Jahr nach Beendigung der Maßnahme<br />
gebeten einen Fragebogen auszufüllen, der anonymisiert zur Qualitätssicherung<br />
relevante Fragen erfasst (z.B. zur Zufriedenheit in der Maßnahme, Einschätzung der<br />
Profitabilität der Maßnahme und ob der Eingliederungsvorschlag im nachhinein als<br />
zutreffend erachtet wird.<br />
Sofern weiterführende Maßnahmen zur beruflichen Teilhabe am Arbeitsleben Ergebnis<br />
der Eignungsabklärung waren, ist es der Einrichtung sehr wichtig, zeitnah<br />
und fortlaufend Auskünfte über das Fortkommen der TeilnehmerInnen über andere<br />
Maßnahmeträger zu erhalten, dies unter dem Gesichtspunkt der Überprüfung der<br />
eigenen Einschätzung.<br />
11. Abschluss<br />
Von seiten angrenzender Maßnahmen der <strong>Lavie</strong> <strong>gGmbH</strong> wird die Eignungsabklärung<br />
als zu förderndes Instrument erachtet, insbesondere wenn vor Eintritt, beispielsweise<br />
in die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder außerbetriebliche<br />
Ausbildung Zweifel zur Eignung des Teilnehmers / der Teilnehmerin bestehen. Hier
16<br />
wirkt die Eignungsabklärung sinnvoll und sichert den erfolgreichen Abschluss nachfolgender<br />
Maßnahmen.