29.01.2013 Aufrufe

BvB-Fachkonzept - Lavie gGmbH, Regionaler Rehabilitationsdienst ...

BvB-Fachkonzept - Lavie gGmbH, Regionaler Rehabilitationsdienst ...

BvB-Fachkonzept - Lavie gGmbH, Regionaler Rehabilitationsdienst ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

1<br />

1. Ausgangslage ........................................................................................................... 2<br />

2. Zielsetzung ............................................................................................................... 3<br />

3. Zielgruppe ............................................................................................................... 4<br />

4. Ablauf ....................................................................................................................... 6<br />

5. Zeitlicher Ablauf ....................................................................................................... 7<br />

6. Inhalt ........................................................................................................................ 8<br />

6.1 Qualifizierungsebenen .................................................................................... 8<br />

6.1.1 Eingangsdiagnostik ..................................................................................... 8<br />

6.1.2 Grundstufe ................................................................................................... 9<br />

6.1.3 Vertiefungsphase ....................................................................................... 12<br />

6.1.4 Übergangsqualifizierung ........................................................................... 13<br />

6.2 Vorbereitungsinhalte in den Berufsfeldern .................................................. 13<br />

6.2.1 Büro/Verwaltung/Druckbereich ................................................................. 13<br />

6.2.2 Tischlerei ..................................................................................................... 17<br />

6.2.3 Metallbereich .............................................................................................. 18<br />

6.2.4 Hauswirtschaft ........................................................................................... 19<br />

6.2.5 Caféteria ...................................................................................................... 20<br />

6.2.6 Wäschebereich ........................................................................................... 20<br />

6.3 Praktikum ........................................................................................................ 20<br />

6.4 Bildungsbegleitung ........................................................................................ 21<br />

6.5 Qualifizierungsplan......................................................................................... 21<br />

6.6 Unterricht ....................................................................................................... 22<br />

6.7 Lerntherapie ................................................................................................... 23<br />

6.8 Ergotherapeutische Hilfen ............................................................................. 24<br />

6.9 Sozialpädagogische Hilfen ............................................................................. 25<br />

6.10 Psychologische Begleitung ............................................................................ 26<br />

6.11 Ärztlicher Dienst ............................................................................................. 27<br />

7. Methoden ............................................................................................................... 27<br />

8. Förderdauer ............................................................................................................28<br />

9. Förder- und Qualifizierungssequenzen ................................................................ 33<br />

9.1 Berufsorientierung / Berufswahl ................................................................... 29<br />

9.2 Berufliche Grundfertigkeiten ........................................................................ 30<br />

9.3 Betriebliche Qualifizierung ............................................................................ 35<br />

9.4 Bewerbungstraining ...................................................................................... 36<br />

10. Kooperation und Lernortverbund ........................................................................ 36<br />

11. Personal .................................................................................................................. 36


2<br />

1. Ausgangslage<br />

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen sind ein wichtiges Qualifizierungsinstrument,<br />

um Jugendlichen und jungen Erwachsenen den Zugang zum Ausbildungs- und<br />

Arbeitsmarkt zu ermöglichen.<br />

Insbesondere die steigenden Anforderungen in den Ausbildungsberufen und eine<br />

veränderte Lage auf dem Ausbildungs- und Arbeitmarkt stellen eine Herausforderung<br />

für die Berufsausbildungsvorbereitung von Jugendlichen dar.<br />

Das Risiko, keinen Arbeitsplatz zu erhalten, ist für Personen ohne abgeschlossene<br />

Ausbildung besonders hoch. Die berufliche Erstqualifikation sollte in der Jugend<br />

erfolgen. Sie ist entscheidend für den Berufseinstieg mitsamt allen Weiterbildungsanforderungen<br />

und somit für das gesamte Berufsleben.<br />

In der Lebensphase Jugend finden wichtige Prozesse für die Entwicklung der<br />

Selbstständigkeit der Person statt. Vielfach treten psychische Störungen oder<br />

Krankheiten in dieser Phase erhöhter Anspannung zu Tage.<br />

Es ist leicht nachvollziehbar, dass psychische Erkrankungen oft eine Verzögerung<br />

der Persönlichkeitsentwicklung mit sich bringen. Die Betroffenen benötigen deshalb<br />

Angebote, durch die ihre Entwicklung gefördert wird und ein soziales Nachreifen<br />

und Nachlernen stattfinden kann. Notwendig für Nachreifungsprozesse ist ein angemessener<br />

zeitlicher und personeller Rahmen.<br />

Psychisch erkrankte Menschen benötigen dringend die durch Erwerbstätigkeit gegebenen<br />

Möglichkeiten der Aktivierung, Strukturierung, Identitätsfindung und sozialen<br />

Anbindung.<br />

Für den anspruchsvollen Prozess der Berufsfindung und der Heranführung an das<br />

Arbeitsleben bedürfen psychisch erkrankte junge Menschen einer speziellen Förderung,<br />

wie sie in unserer Berufsvorbereitung möglich ist.<br />

Grundlage unserer Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme ist das aktuelle <strong>Fachkonzept</strong><br />

für berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen nach §61, 61a SGB III.


3<br />

2. Zielsetzung<br />

Ziel der Berufsvorbereitung ist die Integration der Absolventen in Ausbildung oder<br />

Arbeit. Dazu werden die Teilnehmer zunächst in Einzelschritten an die soziale und<br />

fachliche Ausbildungsreife herangeführt.<br />

Ebenfalls zählen wir die Akquisition und Schaffung von Ausbildungs- und Arbeitsplätzen<br />

zu unseren Zielen.<br />

Um junge Menschen auf die wachsenden Anforderungen, z.B. im Bereich der<br />

Selbstorganisation und Problemlösung in der Arbeitswelt vorzubereiten, bedarf es<br />

der Entwicklung und Förderung von Schlüsselkompetenzen als berufsübergreifende<br />

Kompetenz. Die Förderung erstreckt sich deshalb auf die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen.<br />

Die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Teilnehmer werden bezüglich der getroffenen<br />

Grobziele<br />

•Stärkung des Selbstvertrauens,<br />

der Lern- und Leistungsbereitschaft<br />

•Erkennen der eigenen Belastbarkeit<br />

•Steigerung der Belastbarkeit<br />

•Stärkung der persönlichen Kompetenz<br />

•Verbesserung der sozialen Kompetenz<br />

•Entwicklung von methodischer Kompetenz<br />

•Vermittlung lebenspraktischer Fähigkeiten<br />

•Erlernen interkultureller Kompetenz<br />

•Vermittlung berufskundlicher Erfahrungen<br />

•Berufsorientierung durch projektorientiertes<br />

Arbeiten in den verschiedenen Berufsfeldern<br />

•Förderung der praktisch-manuellen<br />

Fähigkeiten und Geschicklichkeit<br />

•Verbesserung der beruflichen Handlungsfähigkeit<br />

•Erhöhung des Qualifikationsniveaus<br />

•Verbesserung der Allgemeinbildung<br />

•Herstellen von IT- und Medienkompetenz<br />

•Ausbildungs- oder Arbeitsaufnahme<br />

Zielsetzung<br />

Soziale und fachliche<br />

Ausbildungsreife<br />

Feinziele<br />

(unter Berücksichtigung<br />

der Zielgruppe)<br />

•Stabilisierung der Persönlichkeit<br />

•Schulung über die Erkrankung und den Umgang<br />

(Psychoedukatives Training)<br />

•Aufbau gesundheitsförderndes Verhaltens<br />

•Verbesserung der Compliance<br />

•Umgang mit behinderungsbedingten Einschränkungen<br />

bzgl. der Berufswahl<br />

•Bearbeitung von Ängsten, fehlendem Selbstvertrauen durch<br />

Misserfolgs- und Ausgrenzungserfahrungen, Beziehungsunfähigkeit<br />

•Abbau ausbildungsschädlichen defizitären<br />

Sozialverhaltens und Aufbau entsprechender Kompetenzen<br />

•Gewinnung/Informierung von Angehörigen zur<br />

Unterstützung der Rehabilitation<br />

Berufswahl getestet, überprüft und beurteilt. Abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse<br />

werden vorhandene Kompetenzen gefördert und Defizite abgebaut, um<br />

einen möglichst schnellen und dauerhaften Einstieg in Ausbildung oder Arbeit zu<br />

erreichen. Soweit notwendig beinhaltet dieses auch die Beseitigung formaler Hürden<br />

(z.B: Schulabschluss).<br />

Neben der Förderung berufsübergreifender Grundqualifikationen beinhaltet die<br />

<strong>BvB</strong> Teile einer Berufsausbildung und bereitet damit gezielt auf eine Berufsausbildung<br />

vor.


4<br />

Bezogen auf den Personenkreis psychisch erkrankter Jugendlicher dient die Berufsvorbereitung<br />

der Fortführung des in der Akutbehandlung und evtl. anschließenden<br />

medizinischen Rehabilitation begonnenen Prozesses der Stabilisierung der Persönlichkeit,<br />

der Hilfestellung bei der Berufswahl sowie der Vorbereitung auf eine Berufsausbildung.<br />

Darüber hinaus werden betriebliche Qualifizierungsangebote eröffnet und aktiviert<br />

sowie das Angebot an Ausbildungs- und Arbeitsstellen erhöht oder erschlossen.<br />

Es findet eine enge Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft statt.<br />

3. Zielgruppe<br />

Zielgruppe der <strong>BvB</strong> sind noch nicht berufsreife Jugendliche, bzw. junge Erwachsene<br />

im Alter von ca. 16 bis 25 Jahren, die psychisch erkrankt oder bzw. von psychischer<br />

Behinderung bedroht sind.<br />

In Absprache mit der BA ist im Einzelfall eine Aufnahme von Teilnehmern über 25<br />

Jahre möglich.<br />

Die Berufsvorbereitung wurde speziell für Jugendliche und junge Erwachsene mit<br />

psychischen Erkrankungen konzipiert. Bei den Interessenten sollte es sich aus diesem<br />

Grund um junge Menschen mit Schizophrenien, affektiven und schizoaffektiven<br />

Störungen, Persönlichkeitsstörungen oder neurotischen Störungen handeln. Ebenfalls<br />

nehmen wir Personen mit Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn<br />

in der Kindheit und Jugend, wie bspw. hyperkinetische Störungen oder Ticstörungen<br />

auf. Für Jugendliche mit tiefgreifenden Entwicklungsstörungen wie das Aspergersyndrom<br />

halten wir ein spezifisches Konzept vor.<br />

Der Umgang mit dem genannten Personenkreis erfordert ein hohes Maß an individuell<br />

zugeschnittenen Hilfen durch berufserfahrenes Fachpersonal.<br />

Wir verfügen über mehrjährige Erfahrung in der therapeutischen, pädagogischen<br />

und arbeitsfördernden Arbeit mit Menschen mit einer psychischen Erkrankung im<br />

Rahmen einer RPK.<br />

Voraussetzungen<br />

•Alter: 16-25 16- 16-25 16- ca.25 Jahre Jahre<br />

•Ausreichende Belastbarkeit<br />

•Keine abgeschl.<br />

Berufsausbildung<br />

•Keine 3 Jahre<br />

versicherungspflichtig<br />

beschäftigt<br />

•Ausschlusskriterien<br />

Zielgruppe<br />

Krankheitsbilder<br />

•Schizophrenien<br />

•Affektive und<br />

schizoaffektiveStörungen<br />

•Persönlichkeitsstörungen<br />

•Neurotische Störungen<br />

• Verhaltens- und<br />

emotionale Störungen,<br />

bspw. hyperkinetische<br />

Störungen o. Ticstörungen<br />

Symptomatiken<br />

•Verringertes<br />

Durchhaltevermögen<br />

•Geminderte Stresstoleranz<br />

•Beeinträchtigung des<br />

Arbeitstempos<br />

•Konzentrationsschwächen<br />

•Selbstwertpobleme<br />

•Kontaktstörungen<br />

•Ängste


5<br />

Die <strong>BvB</strong> ist nicht geeignet für Jugendliche mit einer geistigen Behinderung oder einer<br />

im Vordergrund stehenden Suchterkrankung.<br />

Im Rahmen von beruflicher Rehabilitation kann gezielt an den genannten Problemschwerpunkten<br />

angesetzt werden, um so eine dauerhafte Eingliederung ins Arbeitsleben<br />

zu erwirken.<br />

Für Jugendliche, die noch nicht über die erforderliche Belastbarkeit für eine berufsfördernde<br />

Maßnahme verfügen, besteht die Möglichkeit, in unserem Hause vorab<br />

eine medizinische Rehabilitation zu absolvieren. Die erforderlichen Therapiemaßnahmen<br />

können bei Bedarf parallel zur BVB weitergeführt werden.


6<br />

4. Ablauf<br />

Es werden ausschließlich Teilnehmer aufgenommen, die von der Agentur für Arbeit<br />

zugewiesen wurden.<br />

Die Aufnahme erfolgt nach einem persönlichen Gespräch. In diesem wird eine erste<br />

Einschätzung des Teilnehmers im Hinblick auf die vorhandenen Einschränkungen<br />

und Ressourcen, den familiären und sozialen Hintergrund und seine Vorstellungen<br />

und Neigungen bezüglich der beruflichen Zukunft vorgenommen.<br />

Nach Einsicht in externe Gutachten und Rücksprache mit betreuenden Therapeuten<br />

und begleitenden Institutionen wird überprüft, ob die Belastbarkeit für eine Berufsvorbereitung<br />

ausreichend oder evtl. eine medizinische Rehabilitation vorab geschaltet<br />

werden muss.<br />

Die <strong>BvB</strong> beinhaltet verschiedene, auf den Einzelfall abgestimmte Qualifizierungsebenen.<br />

Dazu zählen die<br />

Eingangsdiagnostik<br />

Grundstufe (Kernelemente „Berufsorientierung/Berufswahl)<br />

Vertiefungsstufe (Kernelement „berufliche Grundfertigkeiten“)<br />

Übergangsqualifizierung (Kernelement „berufs- und betriebsorientierte Qualifizierung“)<br />

Während der Eingangsdiaknostik wird eine erste Einschätzung hinsichtlich der Realisierung<br />

des Berufswunsches unter Berücksichtigung der persönlichen Stärken, der<br />

Motivation und dem aktuellen Leistungsstand des Teilnehmers vorgenommen. Die<br />

Eingangsdiaknostik stellt die Grundlage für die Qualifizierungsplanung dar.<br />

In der Grundstufe trifft der Teilnehmer eine Berufswahl, und es werden die erforderlichen<br />

persönlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die zur Aufnahme einer Ausbildung<br />

notwendig sind, aufgebaut.<br />

Im Wechsel mit der fachpraktischen Arbeit findet fachspezifischer und allgemeinbildender<br />

Unterricht in Kleingruppen statt. In den Arbeitsbereichen werden die Teilnehmer<br />

über den gesamten Zeitraum von Arbeitstherapeuten und Fachkräften begleitet.<br />

Die Teilnehmer werden während der Maßnahme umfassend sozialpädagogisch betreut.<br />

Im Bedarfsfall können Teilnehmer psychologische und ärztliche Hilfe durch die Einrichtung<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Sollte die Ausbildungs- oder Beschäftigungsfähigkeit nach der Grundstufe noch<br />

nicht erreicht sein, ist eine weitere vorberufliche Qualifizierung in der Vertiefungsphase<br />

vorgesehen.<br />

Wenn danach der Übergang in die Ausbildung nicht gelingt, eine weitere Förderung<br />

aber die berufliche Handlungsfähigkeit des Jugendlichen erhöht und seine Chancen<br />

auf dem Arbeitsmarkt verbessert, kann er in eine Übergangsqualifizierung einmünden.<br />

Während der Qualifizierung wird ein breit gefächertes Angebot vorgehalten, welches<br />

sich an den individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten und dem aktuellen Leis-


7<br />

tungsstand des Teilnehmers sowie dem Bedarf des regionalen Arbeitsmarktes orientiert.<br />

Das Team wird psychologisch und ärztlich beraten, supervidiert und nimmt an regelmäßigen<br />

Fortbildungsveranstaltungen teil.<br />

Es erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit der zuständigen Agentur für Arbeit.<br />

Die Berufsvorbereitung endet mit der Integration in Arbeit oder Ausbildung; hier<br />

finden ggf. noch arbeitsbegleitende Stabilisierungsmaßnahmen statt.<br />

Sollte sich herausstellen, dass behinderungsbedingt eine Integration nicht möglich<br />

ist, werden mit dem Teilnehmer rechtzeitig Alternativen erarbeitet und die erforderlichen<br />

Hilfen, z.B. durch Inanspruchnahme externer psychosozialer Angebote, angefordert.<br />

Eine vorzeitige Beendigung der Maßnahme ist nur mit Zustimmung der zuständigen<br />

Beratungsfachkraft der Agentur für Arbeit möglich.<br />

5. Zeitlicher Ablauf<br />

Die Wochenstundenzahl beträgt 39 Zeitstunden ohne Pausen. Dabei werden bei<br />

nicht volljährigen Jugendlichen die entsprechenden Schutzbestimmungen eingehalten.<br />

Jeder Teilnehmer hat Anspruch auf 2,5 unterweisungsfreie Arbeitstage für jeden<br />

vollen Kalendermonat.


8<br />

6. Inhalt<br />

6.1 Qualifizierungsebenen<br />

Die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme besteht aus verschiedenen, auf den<br />

Einzelfall abgestimmten Qualifizierungsebenen, die durch eine kontinuierliche Bildungsbegleitung<br />

ergänzt wird.<br />

Als Berufsfelder stehen in jeder Qualifizierungsebene zur Verfügung:<br />

Büro /Verwaltung<br />

Holz<br />

Druck<br />

Metall<br />

Hauswirtschaft<br />

6.1.1 Eingangsdiagnostik<br />

In der Eingangsdiagnostik werden die sozialen und personalen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

des Jugendlichen sowie die schulischen Kenntnisse erfasst. Bezogen auf<br />

die vorangegangene psychische Erkrankung wird zusätzlich eine psychologische<br />

und ärztliche Eingangsdiagnostik vorgenommen. Es erfolgt eine erste arbeitstherapeutische<br />

Eingangsdiagnostik im gewählten Berufsbereich auf der Grundlage von<br />

MELBA.<br />

Die Teilnehmer erhalten darin Unterstützung, ihren eigenen Entwicklungsstand zu<br />

erkennen und die Verantwortung für ihr Lern- und Arbeitsverhalten sowie ihre Persönlichkeitsentwicklung<br />

zu übernehmen. Darüber hinaus sollen sie in de Lage versetzt<br />

werden, sich für ein Berufsfeld zu entscheiden.<br />

Auf Grundlage der vorliegenden Fachgutachten und der Ergebnisse der Eingangsdiagnostik<br />

wird vom Bildungsbegleiter ein Qualifizierungsplan erstellt, der dem zuständigen<br />

Berater zur Genehmigung vorgelegt wird. Externen Gutachten und die<br />

Ergebnisse einer evtl. vorab absolvierten medizinischen Reha oder Eingangsphase in<br />

einer Werkstatt für Behinderte (WfB) finden aufgrund der Kürze der Eingangsdiagnostik<br />

besondere Berücksichtigung.<br />

Die Eingangsdiagnostik findet innerhalb von zwei, maximal drei Wochen statt.<br />

Da innerhalb dieses Zeitraums nur eine erste Einschätzung gegeben werden kann,<br />

findet die weitere Diagnostik fortlaufend statt. In der Eingangsdiagnostik kann festgestellt<br />

werden, dass eine medizinische Rehabilitation zwischengeschaltet werden<br />

muss. Ebenfalls kann die Eingangsdiagnostik ergeben, dass zunächst die Eingliederung<br />

in einer WfB erfolgen sollte.<br />

Inhalte der Eingangsdiagnostik:<br />

Soziale Anamnese<br />

Verhaltensbeobachtung<br />

Schulischer Eingangstest<br />

Psychologische Eingangsdiagnostik<br />

Ggf. ärztliche Eingangsdiagnostik


9<br />

Auswertung der vorliegenden Fremdgutachten<br />

Rücksprache mit externen Therapeuten/Beratern und Eltern<br />

Selbsteinschätzung des Teilnehmers<br />

Erstellung eines individuellen autismusspezifischen Qualifizierungsplanes<br />

Arbeitstherapeutische Eingangsdiagnostik<br />

Die Arbeitstherapeutische Eingangsdiagnostik erfolgt nach den Grundlagen von<br />

Melba in Verbindung mit Petra Köster: Hilfen zur Befundung/ Arbeitsdiagnostik.<br />

Bausteine:<br />

Arbeits- und Berufsanamnese<br />

Selbsteinschätzung<br />

Fremdeinschätzung<br />

Festlegen der Förderschwerpunkte<br />

Verhältnis zu sich und den zukünftigen beruflichen Anforderungen zu klären<br />

Herausfinden, welchen beruflichen Anforderungen sich der Teilnehmer gewachsen<br />

fühlt und welchen er tatsächlich gewachsen ist<br />

Berufsspezifische Fähigkeiten, Anforderungen eines zukünftigen Arbeitsplatzes<br />

Anforderungsprofil erstellen<br />

Vorläufiges Leistungsprofil erstellen zu:<br />

o Grundarbeitsfähigkeiten,<br />

o Selbstbild, Einstellung zur Arbeit, Motivation, Arbeitsrolle,<br />

o Umgang mit anderen Teilnehmern,<br />

o Umgang mit Vorgesetzten,<br />

o Berufsfachliche Fragen,<br />

o Erforderliche Rahmenbedingungen der Arbeit<br />

6.1.2 Grundstufe<br />

Voraussetzung für den Eintritt in die Grundstufe ist das Durchlaufen der Eingangsdiagnostik.<br />

Ziel der Grundstufe ist die Herausbildung und Festigung erforderlicher persönlicher<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Aufnahme einer Ausbildung oder Arbeit. Das<br />

beinhaltet auch Förderung der Motivation zur Aufnahme einer Ausbildung oder eines<br />

Beschäftigungsverhältnisses.<br />

Kernelement der Grundstufe ist die Berufsorientierung und Berufswahl.<br />

Diese kann durch folgende Förder- und Qualifizierungssequenzen ergänzt werden:<br />

Diese kann durch folgende Förder- und Qualifizierungssequenzen ergänzt werden:<br />

Entwicklung und Förderung von Schlüsselkompetenzen als berufsübergreifende<br />

Kompetenz<br />

Training der allgemeinen „ungeschriebenen“ sozialen Regeln im Alltag und<br />

am Arbeitsplatz<br />

Sprachförderung<br />

Bewerbungstraining<br />

Verbesserung der beruflichen Grundfertigkeiten


10<br />

o Realitätsorientierte Trainingsangebote<br />

o Belastungserprobung, z.B. durch Praktika<br />

o Ressourcenorientierte Arbeitsweisen<br />

o Training der Grundarbeitsfähigkeiten<br />

� z.B.: Ausdauer, Konzentration/ Aufmerksamkeit, Handlungsplanung,<br />

Problemlösungsverhalten, Kritikfähigkeit, Auffassung,<br />

Lernen/ Merken, Umstellung<br />

o Methoden:<br />

� Verlaufsgespräche mit der Rehabegleitung und des zuständigen<br />

Therapeuten im jeweiligen Bereich<br />

� Kognitive Trainingsverfahren, z.B. am PC<br />

� Training der Grundarbeitsfähigkeiten<br />

� Leittextverfahren<br />

� Standardisierte Aufgaben<br />

� Systeme zur Reflexion, Verlaufs- und Qualitätskontrolle<br />

- Reflexion der erzielten Fortschritte und des aktuellen<br />

Standes,<br />

- Sinn und Funktion von Arbeit trotz Behinderung,<br />

- Einfluss der Arbeit auf das psychische Wohlbefinden,<br />

- Die strukturierende und stabilisierende Bedeutung von<br />

Arbeit,<br />

- Entwicklung von Vorstellung über einen geeigneten<br />

Arbeitsplatz<br />

Während der Grundstufe können die Teilnehmenden sich nach der Methode des<br />

projektorientierten beruflichen Lernens in den Werkstätten und Büros mit den Inhalten<br />

der Berufs- und Arbeitswelt vertraut machen. Sie werden in allen Phasen von<br />

Arbeitstherapeuten und Fachkräften begleitet.<br />

Die Teilnehmer werden ermutigt, sich auszuprobieren und ihre Leistungsfähigkeit<br />

zu steigern. Je nach individueller Belastbarkeit werden sie im Verlauf zunehmend<br />

mit realistischen Aufgaben betraut. Die Teilnehmer nehmen angeleitete Selbsteinschätzungen<br />

vor, und es finden regelmäßige Rückmeldegespräche in den Arbeitsbereichen<br />

statt. Innerhalb dieser werden individuelle Ziele zur Erlangung der Berufsfähigkeit<br />

festgelegt. Ergänzend finden regelmäßige Einzelberatungen mit dem Bildungsbegleiter<br />

sowie psychologische und ärztliche Gespräche nach Bedarf statt.<br />

Im Rahmen von Gruppenangeboten wird gezielt an der Verbesserung der Basisqualifikationen<br />

gearbeitet.<br />

Inhalte des Grundmoduls sind:<br />

Basisangebote<br />

Angeleitete fachpraktische Arbeit in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern<br />

Regelmäßige Selbsteinschätzungen und Rückmeldegespräche<br />

Allgemeinbildender und fachtheoretischer Unterricht<br />

externe Praktika<br />

Ggf. Stützunterricht<br />

Ggf. Lerntherapie


11<br />

Beratungsangebote<br />

Sozialpädagogische Einzelberatung und Lehrgangsbegleitung<br />

Angehörigengespräche und Elternabende<br />

psychologische und ggf. ärztliche Einzelberatung<br />

Vermittlung von Informationen über Erwerbsmöglichkeiten<br />

Hilfestellung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

sozio-emotionale Unterstützung zur Ablösung vom Lehrgang<br />

Gruppenangebote<br />

Zur Krankheitsbewältigung<br />

Psychoedukatives Training (Krankheitsbewältigung)<br />

Skillstraining<br />

Entspannung und Körpertraining<br />

Achtsamkeitsgruppe<br />

Ernährungsgruppe<br />

Computergestützes kognitives Training<br />

Sozialtraining<br />

Soziale Kompetenzgruppe<br />

Videogestützte Rollenspielgruppe<br />

Farb- und Stilberatung<br />

Grenzengruppe<br />

Berufliches Training<br />

Bewerbungstraining<br />

Gruppentraining Grundarbeitsfähigkeiten<br />

Vorträge durch die Handwerkskammer<br />

„Knigge“ für Auszubildende<br />

Sportangebote<br />

Männer-Bewegungsgruppe<br />

Yoga<br />

Gymnastik / Pilates<br />

Walking<br />

Rückenschule<br />

Fußball<br />

Gerätetraining<br />

Weitere Angebote<br />

Kunstgruppe<br />

Theaterworkshop<br />

Fotoworkshop<br />

Anti-Aggressionstraining<br />

Schulprojekt


12<br />

Frauengruppe<br />

(Nähere Ausführungen zu unseren Gruppenangeboten finden sich im Anhang)<br />

Zudem finden einmal im Jahr Projekttage zu aktuellen Themen (z.B. Liebe und<br />

Freundschaft oder Zukunftsfabrik) statt.<br />

Im externen Betriebspraktikum werden konkrete Bezüge zur realen Arbeitswelt<br />

hergestellt und es findet eine erste Bewährung der Teilnehmer statt.<br />

Die Förderung erfolgt auf der Grundlage des individuellen Förderbedarfes.<br />

Die genannten Förder- und Qualifizierungssequenzen sind permanent verfügbar<br />

und ermöglichen einen flexiblen Einstieg.<br />

Das Ziel des Grundmoduls wird unter Berücksichtigung der behinderungsbedingten<br />

Einschränkungen auf schnellstmöglichem Wege zu erreichen versucht, die Dauer<br />

beträgt maximal 40 Wochen.<br />

6.1.3 Vertiefungsphase<br />

Teilnehmer, die nach Ausschöpfung der maximalen Förderdauer das Ziel der Grundstufe<br />

noch nicht erreicht haben, können in die Vertiefungsphase aufgenommen<br />

werden.<br />

Der Förderbedarf wird vorab festgestellt, und der Eintritt in die Vertiefungsphase<br />

von der Beratungskraft der Bundesagentur genehmigt.<br />

Das Ziel der Vertiefungsphase ist die Förderung und Vertiefung der beruflichen<br />

Grundfertigkeiten. Darüber hinaus können noch folgende Förder- und Qualifizierungssequenzen<br />

durchgeführt werden:<br />

Allgemeiner Grundlagenbereich<br />

Sprachförderung<br />

Bewerbungstraining<br />

Die Teilnehmer verbleiben während der Vertiefungsphase im gewählten Berufsfeld<br />

mit stärker leistungsorientierten Ansprüchen oder absolvieren ein externes Praktikum,<br />

welches engmaschig begleitet wird.<br />

Die weitere Förderung der beruflichen Grundfertigkeiten erfolgt über die Arbeit in<br />

konkreten Projektarbeiten.<br />

Die Teilnehmer werden durch intensive Einzelberatung und Gruppenangebote zu<br />

Selbstverantwortung und eigenverantwortlicher Lebensplanung angehalten und<br />

motiviert.<br />

Einstellungen und Fähigkeiten, die zur Bewältigung von Ausbildung und Arbeit notwendig<br />

sind, werden gefördert und eingeübt.<br />

Die Dauer der Vertiefungsphase beträgt maximal fünf Monate.


13<br />

6.1.4 Übergangsqualifizierung<br />

Jugendliche, denen die Aufnahme einer Ausbildung (noch) nicht gelungen ist und<br />

deren Ausbildungs- und Arbeitsmarktchancen durch die weitere Förderung ihrer<br />

beruflichen Handlungsfähigkeit erhöht werden sollen, können in eine Übergangsqualifizierung<br />

übergehen.<br />

Kernelement der Übergangsqualifizierung ist die betriebsnahe Vermittlung berufs-<br />

und betriebsorientierter Qualifikation.<br />

Hier werden nachfolgend aufgeführte Förder- und Qualifizierungssequenzen durchgeführt,<br />

welche auf die angestrebte Ausbildung oder Tätigkeit ausgerichtet sind:<br />

Berufliche Grundfertigkeiten<br />

Entwicklung und Förderung von Schlüsselkompetenzen als berufsübergreifende<br />

Kompetenz<br />

Training der allgemeinen „ungeschriebenen“ sozialen Regeln im Alltag und<br />

am Arbeitsplatz<br />

Betriebliche Qualifizierung<br />

Arbeitsplatzbezogene Einarbeitung<br />

Bewerbungstraining<br />

Ziel der Übergangsqualifizierung ist die Verbesserung der beruflichen Handlungskompetenz,<br />

insbesondere durch Vermittlung von ausbildungs- oder arbeitsplatzbezogenen<br />

Qualifikationen.<br />

Die Dauer der Übergangsqualifizierung richtet sich nach dem individuellen Qualifizierungsbedarf<br />

des einzelnen Jugendlichen. Die maximale Verweildauer soll nicht<br />

den Gesamtförderzeitraum überschreiten.<br />

6.2 Vorbereitungsinhalte in den Berufsfeldern<br />

Die Berufsvorbereitung findet in folgenden Arbeitsfeldern statt:<br />

Büro /Verwaltung<br />

Holz<br />

Druck<br />

Metall<br />

Hauswirtschaft<br />

Übergeordnet wird Arbeitsschutz und Unfallverhütung während der gesamten Zeit<br />

zu jedem einzelnen Thema vermittelt<br />

6.2.1 Büro/Verwaltung/Druckbereich<br />

Grundlagen Microsoft Word 2000 für Windows<br />

Grundlagen der Textverarbeitung (Dateien speichern, öffnen, verwalten)<br />

Grundlagen der Textgestaltung (Zeichen-, Absatz- und Seitenformatierung)<br />

Grundlagen zu Tabstopps


14<br />

Nummerierungen und Aufzählungszeichen<br />

Rahmen, Linien und Schattierungen<br />

Einfache Kopf- und Fußzeilen einfügen<br />

Grafiken und Cliparts in Texte einbinden<br />

Tabellenbearbeitung u. -gestaltung<br />

Spaltensatz<br />

Seriendruckfunktionen<br />

Erstellen von Etiketten<br />

Fuß- und Endnoten<br />

Gliederungen und Verzeichnisse<br />

Grafische Gestaltungen (Zeichnen und Textfelder erstellen und bearbeiten)<br />

Fortgeschrittene Anwendungen Microsoft Word 2000 für Windows<br />

Dokumentvorlagen einsetzen (Formulare erstellen, schützen, ausfüllen und<br />

drucken)<br />

Formatvorlagen nutzen<br />

Briefgestaltung mit Word / Anschriftenfelder<br />

Diagramme mit Microsoft Graph<br />

Formeln mit dem Formel-Editor erstellen<br />

Datenbanken einfügen<br />

Grundlagen Microsoft Excel 2000 für Windows<br />

Grundlagen der Tabellenkalkulation<br />

Grundlagen der Zellformatierung<br />

Arbeiten mit Formeln und Funktionen (relative und absolute Bezüge, einfache<br />

und<br />

verschachtelte Funktionen, Wenn-Funktion, S- und W-Verweis)<br />

Arbeiten mit Arbeitsmappen und Tabellenblättern<br />

Grundlagen der Arbeitsmappenverwaltung<br />

Datenschutz in Excel<br />

Grundlagen der Erzeugung und Bearbeitung von Diagrammen<br />

Arbeiten mit Formatvorlagen und Mustervorlagen<br />

Individuelle Konfigurationen der Tabellen<br />

CorelDraw 12 für Windows<br />

Grundlagen Vektorgrafiken<br />

Objekte zeichnen und editieren<br />

Weitergehende Objektbearbeitung<br />

Spezielle Techniken der Objektbearbeitung<br />

Symbole und ClipArts<br />

Grafiktext erstellen und bearbeiten<br />

Mengentext eingeben und bearbeiten<br />

Farben, Verläufe, Füllmuster und Farbpaletten<br />

CorelDraw Workshop: Grafik-Design


15<br />

Technisches Zeichnen<br />

Individuelle Schriftarten erzeugen<br />

Textobjekte als Blickfang<br />

Perspektivische Füllungen erzeugen<br />

Effekte mit Schwarzweißbildern<br />

Bilder manuell vektorisieren<br />

Fotomontagen erstellen<br />

Objekte flechten<br />

Microsoft Powerpoint 2000<br />

Präsentation manuell erstellen<br />

Grundlegende Arbeitstechniken<br />

Weitere Ansichten in Power Point<br />

mit verschiedenen Folien arbeiten<br />

Bildschirmpräsentation<br />

Grundlegende Textgestaltung<br />

Entwurfsvorlagen<br />

Training grundlegender Bürotätigkeiten:<br />

Umgang mit Verzeichnissen, z.B. Postleitzahlen-, Telefon- und Branchenbuch,<br />

Duden<br />

Übungen zur Neuen Deutschen Rechtschreibung<br />

Sortieren von Ablagen, Karteikartenführung<br />

Berechnungen von Quittungsbelegen und Lohntabellen<br />

Büromaterial-Bestellungen / Preisvergleiche<br />

Kaufmännisches Rechnen (Prozentrechnungen / Dreisatz)<br />

Anschreiben und Lebenslauf für Bewerbungen<br />

Schreiben von Geschäftsbriefen nach DIN-Norm 5008 und 676<br />

Schreiben nach Phono-Diktat<br />

Allgemeine Aufgaben:<br />

Annahme und Weiterleitung von Telefongesprächen<br />

Kopierarbeiten<br />

Laminieraufträge<br />

Selbstständiges Erstellen von Tabellen und Listen für interne Aufträge<br />

Wöchentliche Terminkoordination der Teilnehmer-Wochenpläne am PC<br />

Führen der eigenen monatlichen Zeiterfassung und des eigenen Tätigkeitsberichtsheftes<br />

Tägliches eigenverantwortliches Führen der Teilnehmer-Anwesenheitsliste<br />

Kognitives Training:<br />

PC-Program Cogpack / Training und Überprüfung der kognitiven Funktionen<br />

handschriftliche Übungen zur Steigerung der Konzentration u. Merkfähigkeit


16<br />

Zehn-Finger-Schreibsystem unter Anwendung des Typingmasters<br />

Grundkurs Maschinenschreiben:<br />

Intensivkurs<br />

Zahlen-Training<br />

Englisch-Schreibkurs<br />

Schreibtests / Tastenanschläge pro Minute<br />

Internet:<br />

Recherchen in Einzel- und Gruppenarbeit<br />

Praktikumsuche / Einholen berufsspezifischer Informationen<br />

Druck<br />

Layoutentwürfe mit den Programmen CorelDraw und Gimp<br />

Bedienen des Digitaldruckers<br />

Bedienen des Risodruckers<br />

Kopierarbeiten<br />

Bedrucken von Klebefolie<br />

Berechnen der benötigten Materialien (z. B. Papier)<br />

Weiterverarbeitung der Druckaufträge (schneiden, falzen)<br />

Laminierarbeiten<br />

Heißklebebinden<br />

Sortieren und Heften an dem Sammelhefter<br />

Einfache Restaurierungen der Bücher<br />

Manuelles Binden und Gestalten von Büchern mit selbst hergestelltem Bezugspapier


17<br />

6.2.2 Tischlerei<br />

Planen und vorbereiten von Arbeitsabläufen und Kontrollieren des Arbeitsergebnisses:<br />

Arbeitsauftrag erfassen<br />

Lesen von Zeichnungen<br />

Erstellen von Skizzen<br />

Arbeitsschritte und Arbeitsmittel festlegen<br />

Materialliste erstellen<br />

Arbeitsaufwand unter Berücksichtigung des Zeitaufwandes abschätzen<br />

Arbeitsplatz einrichten<br />

Entwickeln von Werkstücken unter Berücksichtigung von Form und Funktion<br />

Fertiges Werkstück kontrollieren<br />

Arbeitsergebnis beurteilen<br />

Bearbeiten von Holz und Holzwerkstoffen:<br />

Messen und Anreißen<br />

Werkzeuge nach Zweckmäßigkeit auswählen<br />

Sägen<br />

Hobeln<br />

Stemmen<br />

Putzen<br />

Raspeln und Feilen<br />

Schleifen<br />

Herstellen von Verbindungen:<br />

Holzverbindungen in Hinblick auf die Form und die Funktion des Werkstückes<br />

sowie auf den Werkstoff auswählen<br />

Schlitz- und Zapfenverbindung herstellen<br />

Fingerzinkenverbindung herstellen<br />

Schwalbenschwanzverbindung herstellen<br />

Dübeln<br />

Schrauben<br />

Nageln<br />

Klebstoffe verwenden<br />

Spann- und Presseinrichtungen auswählen und verwenden<br />

Einrichten und Verwenden von Maschinen:<br />

Handbohrmaschine verwenden<br />

Handgeführte Schleifmaschine verwenden<br />

Stichsäge verwenden<br />

Standbohrmaschine verwenden<br />

Behandeln von Holzoberflächen:


18<br />

Schleifen und Vorbehandeln von Oberflächen<br />

Beizen<br />

Ölen<br />

Lackieren<br />

6.2.3 Metallbereich<br />

Lesen, Anwenden und Erstellen von technischen Unterlagen<br />

Unterscheiden, Zuordnen und Handhaben von Werk- und Hilfsstoffen<br />

Planen und Steuern von Arbeits- und Bewegungsabläufen/Kontrollieren und<br />

Beurteilen der Ergebnisse<br />

Warten von Betriebsmitteln<br />

Prüfen, Anreißen, Kennzeichnen<br />

Ausrichten und Spanen (Feilen, Sägen, Meißeln, Gewindeschneiden, Reiben)<br />

Maschinelles Spanen (Ermitteln und Einstellen von Maschinenwerten, Bohren,<br />

Senken, Reiben, Drehen, Fräsen, Gewindebohren)<br />

Trennen, Umformen<br />

Fügen (Schraub- und Nietverbindungen, Löten, Kleben, Falzen)<br />

Montieren von Bauteilen und Baugruppen<br />

Scherschneiden mit der Handblechschere und mit der Hebel-Blechschere<br />

Rundbiegen


19<br />

6.2.4 Hauswirtschaft<br />

Nahrungszubereitung:<br />

Erlernen und Erkennen von Grundrezepten, Gartechniken und Garmethoden<br />

Erlernen von Schneid- und Schnitttechniken<br />

Sachgerechter Umgang mit Großküchengeräten<br />

Richtige Lagerung von Lebensmitteln in Kühlzonen<br />

Vorratshaltung<br />

Ernährung:<br />

Umgang mit Lebensmitteln aus der Ernährungspyramide<br />

Zusammenstellen der Lebensmittel beachten und erlernen<br />

Bewusstes Zubereiten und Zusammenstellen von Speisen<br />

Hygiene:<br />

Persönliche Hygiene und Hygiene am Arbeitsplatz<br />

Unfallverhütungsmaßnahmen<br />

Kenntnisnahme von gesundheitsfördernden Maßnahmen und gesundheitsschädigenden<br />

Faktoren<br />

Wirtschaftslehre des Haushaltes:<br />

Kenntnis der Arbeitsorganisation<br />

Kenntnis der Arbeitssicherheit<br />

Kenntnis von Methoden und Verfahren der Arbeitsgestaltung<br />

Reinigungs- und Pflegemaßnahmen im Küchen- und Sanitärbereich:<br />

Trocken- und Nassreinigung<br />

Kriterienauswahl zur Reinigung, d. h. Auswahl des Arbeits- und des Reinigungsmittels


20<br />

6.2.5 Caféteria<br />

Überführung der Lebensmittel von der Küche in den Verkaufsbereich<br />

Verkauf von Lebensmitteln<br />

Bedienen/Servieren<br />

Kaffeekochen<br />

Richtige Handhabung von Kleinküchengeräten (z. B. Wasserkocher, Kaffeemaschine,<br />

Waffeleisen, Crêpesplatte, Poffertjes Backeisen)<br />

Ordnungsgemäße Reinigung von Vitrine/Kühlschrank<br />

Grundreinigung des Kaffeeautomaten u. Unterhaltsreinigung<br />

Reinigungsarbeiten in der Caféteria<br />

Blumen gießen<br />

Flur fegen<br />

Fahrstuhlreinigung<br />

Lagerhaltung und Lagerreinigung<br />

Reinigen der Umkleideräume<br />

6.2.6 Wäschebereich<br />

Bügeln von Wäschestücken<br />

Mangeln<br />

Legen von Wäschestücken<br />

Reinigungsarbeiten<br />

o Geräte und Waschbecken reinigen<br />

o Fußboden reinigen, fegen und wischen<br />

o Aufräumarbeiten<br />

6.3 Praktikum<br />

Im Rahmen der Bildungsmaßnahme finden externe Praktika statt. In diesem können<br />

die Teilnehmer ihre betrieblichen Kenntnisse vertiefen und Erfahrungen mit dem<br />

Berufsleben sammeln. Zudem sollen die gemeinsam erarbeiteten Problembewältigungsstrategien<br />

und verschiedene Handlungsalternativen hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit<br />

beleuchtet werden.<br />

Die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Jugendlichen werden unter realistischen Bedingungen<br />

überprüft. Hierfür finden regelmäßig Rückmeldegespräche mit den Anleitern<br />

unter Einbeziehung des Praktikanten statt.<br />

Es wird ein Praktikumsvertrag geschlossen. Die Teilnehmer werden während des<br />

gesamten Praktikums von der Einrichtung engmaschig und persönlich begleitet. Es<br />

besteht ein begleitender Kontakt zu den Praktikumsbetrieben. Die Mitarbeiter der<br />

Betriebe erhalten die erforderliche Beratung und Unterstützung über die Einrichtung.<br />

Neben der Aufklärung über das Erkrankungsbild und die dadurch bedingten<br />

spezifischen Einschränkungen, werden den Betrieben unsere Erkenntnisse aus der<br />

Eingangsdiagnostik zum Umgang mit dem jeweiligen Teilnehmer weitergegeben.


21<br />

6.4 Bildungsbegleitung<br />

Der Eingliederungserfolg wird durch eine kontinuierliche Bildungsbegleitung abgesichert.<br />

Die Bildungsbegleitung beginnt mit der Eingangsdiagnostik und endet mit dem Austritt<br />

des Teilnehmers aus der berufsvorbereitenden Maßnahme.<br />

Der Bildungsbegleiter erstellt auf der Grundlage der Eingangsdiagnostik zusammen<br />

mit dem Teilnehmer einen Qualifizierungsplan, der nach Abstimmung mit den am<br />

Prozess beteiligten Personen durch die zuständige Beratungsfachkraft der Agentur<br />

für Arbeit genehmigt wird.<br />

Der Bildungsbegleiter arbeitet eng mit allen Fachkräften, die an der Qualifizierung<br />

beteiligt sind, zusammen, informiert sich bei den verschiedenen Fachkräften über<br />

den Verlauf und hält den jeweiligen Leistungsstand, den Förderbedarf, Lernerfolge<br />

und Entwicklungsschritte sowie die jeweilige Zielvereinbarung im Qualifizierungsplan<br />

fest. Die Zielvereinbarungen stimmt er mit den Teilnehmern ab. Er stellt sicher,<br />

dass alle erforderlichen Informationen an die begleitenden Fachkräfte übermittelt<br />

werden.<br />

Der Bildungsbegleiter plant und koordiniert die Qualifizierung und wirkt an dem<br />

möglichst zügigen Übergang in die einzelnen Sequenzen mit.<br />

Er leitet unter Einbeziehung der Fachkräfte die notwendigen Hilfen ein und überwacht<br />

und reflektiert den begonnenen Prozess.<br />

In Zusammenarbeit mit der Fachkraft für Arbeit akquiriert der Bildungsbegleiter<br />

Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsstellen und sorgt für eine schnelle und passgenaue<br />

Zusammenführung.<br />

6.5 Qualifizierungsplan<br />

Der Qualifizierungsplan ist wie folgt gegliedert:<br />

1. Personenbezogene Daten<br />

2. Informationen zur persönlichen Lern- und Arbeitsbiographie<br />

3. Qualifizierungsziele<br />

4. Art und Umfang der Betreuung<br />

5. Methodisch-didaktische Planungsschritte<br />

6. Zeitplan<br />

7. Verlaufs- und Erfolgskontrolle<br />

8. Übergänge in den Qualifizierungsebenen (mit Genehmigungsvermerk) und<br />

Fördersequenzen<br />

9. Dokumentation der Lernerfolgskontrolle<br />

Der Qualifizierungsplan wird der zuweisenden Agentur für Arbeit, ggf. per E-Mail,<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Der Qualifizierungsplan wird regelmäßig fortgeschrieben.<br />

Die Teilnehmer werden während der gesamten Qualifizierung intensiv begleitet. Der<br />

individuelle Verlauf wird über verschiedene Lernorte sowie Bildungs- und Förderangebote<br />

hinweg fortlaufend dokumentiert.


22<br />

Der Bildungsbegleiter informiert sich bei den verschiedenen Fachkräften über den<br />

Verlauf und hält den jeweiligen Leistungsstand, den Förderbedarf, Lernerfolge und<br />

Entwicklungsschritte sowie die jeweilige Zielvereinbarung im Qualifizierungsplan<br />

fest.<br />

Ein Exemplar des Qualifizierungsplanes findet sich im Anhang.<br />

6.6 Unterricht<br />

Die Teilnehmer unserer Berufsvorbreitung sind in der Regel nicht mehr berufsschulpflichtig<br />

oder aufgrund ihrer autismusspezifischen Probleme nicht in der Lage eine<br />

öffentliche Schule zu besuchen und während der Maßnahme vom Berufsschulunterricht<br />

befreit. Der Unterricht erfolgt deshalb lehrgangsintern. Aufgrund des sehr<br />

unterschiedlichen Bildungsstandes der Teilnehmer werden Kleingruppen gebildet.<br />

Ziel des Unterrichtes ist die Verbesserung der bildungsmäßigen Voraussetzungen<br />

zur Aufnahme einer Ausbildung, ggf. auch zum nachträglichen Erwerb eines Schulabschlusses.<br />

Die Inhalte des Unterrichts sind sowohl fachtheoretischer als auch allgemeinbildender<br />

Natur. Die Teilnehmer der <strong>BvB</strong> werden lehrgangsintern unterrichtet, was die<br />

Möglichkeit bietet, negative Lernerfahrungen aufzuarbeiten.<br />

Die fachspezifischen Unterrichtsinhalte sind mit den Berufsfeldern verknüpft.<br />

Allgemeinbildender Unterricht findet in den Fächern Mathematik, Deutsch, Wirtschafts-<br />

und Sozialkunde statt.<br />

Daneben ist individuell Stütz- und Förderunterricht möglich.<br />

Als wesentliche Elemente im Unterricht gelten:<br />

Gezielte Verbindung von Theorie und Praxis<br />

Aufarbeitung früherer Lernniederlagen<br />

Abbau lernhemmender Erfahrungen<br />

Veränderung der Selbsteinschätzung als Lernversager<br />

Hilfestellungen, um das Lernen zu lernen<br />

Lernerfolge und Spaß am Lernen zu vermitteln<br />

Der zeitliche Umfang und Ablauf des Unterrichtes richtet sich nach den Lernbedürfnissen<br />

und der Belastbarkeit der Teilnehmer. Bei Jugendlichen mit autistischen Syndromen<br />

steht der Abbau von Lern- und Unterrichtsängsten häufig im Vordergrund,<br />

auch höherwertige Schulabschlüsse sind häufig vorhanden.<br />

Unabhängig vom erreichten Schulabschluss muss überprüft werden, inwieweit die<br />

Lern- und Merkfähigkeit sowie das Konzentrationsvermögen durch die Behinderung<br />

oder Medikamenteneinnahme eingeschränkt sind<br />

Bei Teilnehmern mit zusätzlichen Lernbehinderungen wird der Unterricht methodisch/didaktisch<br />

angepasst, unterstützend findet ggf. Lerntherapie statt.<br />

Förderdiagnostisches Handeln, d.h. von der Lernstandsanalyse zur Lernförderung,<br />

muss darauf ausgerichtet sein:<br />

individuelle Lern- und Förderbedürfnisse aufzudecken, wobei man sich verstärkt<br />

an den Ressourcen orientiert (Kompetenzansatz)


23<br />

persönliche Lernstrategien zu entwickeln, auszubauen und zu stabilisieren<br />

soziale Integration der Teilnehmer in Lerngemeinschaften zu ermöglichen<br />

bzw. zu erleichtern<br />

Fehler eher in Lernschritte aufzulösen als Furcht vor Fehlern zu vermitteln.<br />

Abgestimmt auf den Teilnehmer und auf den Lerngegenstand kommen unterschiedliche<br />

Unterrichtsmethoden und Organisationsformen (Einzel- Gruppenunterricht)<br />

zum Einsatz.<br />

Differenzierung<br />

Differenzierung kann auf zwei verschiedene Weisen erfolgen:<br />

a) Durch Bildung homogener Gruppen (äußere Differenzierung); meist nach Alter,<br />

Leistung und Interesse. Ziel ist die Leistungsoptimierung.<br />

b) Durch Bildung heterogener Gruppen (Binnendifferenzierung); Vorteile: Stärkere<br />

Schüler helfen schwächeren (soziales Lernen). Durch bewusstes Ansprechen<br />

verschiedener Persönlichkeitsdimensionen können auch schwächere<br />

Teilnehmer besondere Fähigkeiten entwickeln.<br />

Exemplarisches Lernen<br />

Zur Bewältigung einer größeren Stoffmenge und zum Erlernen von Transferleistungen.<br />

Veranschaulichungen<br />

Sie lenken auf inhaltlich bedeutsame Aspekte oder typische Anwendungssituationen.<br />

Wichtig ist hierbei die Möglichkeit des mehrkanaligen Lernens durch Kopplung<br />

von Sprache und Bild.<br />

Problemlösungsstrategien bzw. problemorientiertes Lernen<br />

Problemlösen berührt nicht nur kognitive Strukturen, sondern schließt immer auch<br />

affektive Dimensionen wie Neugier, Erfolgs- und Misserfolgserlebnisse mit ein. Ein<br />

schülerorientierter, entdecken-lassender Unterricht trägt wesentlich zur Verbesserung<br />

der Motivation bei.<br />

Lernspiele<br />

Sie eignen sich insbesondere zum Üben von bereits erarbeiteten Inhalten.<br />

Rollenspiele<br />

Zur Verbesserung der sozialen Kompetenz etc.<br />

Kreative Lernmethoden<br />

Sie können sehr gut eingesetzt werden, um Lernblockaden aufzuheben und negative<br />

Lernerfolge abzubauen.<br />

Bsp.: Mind Map, PEG (paarweise Assoziationen), kreatives Schreiben, kreatives Malen,<br />

Fantasiereisen.<br />

Lernen lernen.<br />

Vermittlung von Lernstrategien, Arbeitsstil, Arbeitsatmosphäre, Arbeitsorganisation<br />

und Zeitmanagement.<br />

6.7 Lerntherapie<br />

Für Teilnehmer, bei denen eine Teilleistungsschwäche in Form einer Dyskalkulie oder<br />

einer Lese-/ Rechtschreibschwäche bzw. einer Kombination von beidem vorliegt,<br />

bieten wir die Möglichkeit der individuell geförderten Lerntherapie.


24<br />

Unsere Mitarbeiter verfügen über eine qualifizierte lerntherapeutische Zusatzausbildung.<br />

6.8 Ergotherapeutische Hilfen<br />

In den Arbeitsbereichen werden die Teilnehmer neben Fachanleitern von Ergotherapeuten<br />

begleitet.<br />

Im direkten Zusammenarbeiten mit den Ergotherapeuten werden sie sowohl im<br />

berufsspezifischen als auch im sozialen Bereich und in den Basis-Qualifikationen<br />

gefördert. Da die Arbeitstherapeuten sehr engen Kontakt zu den Teilnehmern haben<br />

und sehr gut die Leistungsfähigkeiten einschätzen können, spielt ihre Beurteilung<br />

bei der Qualifizierungsplanung eine wichtige Rolle.<br />

Ergotherapeutische Methoden in den Arbeitsbereichen:<br />

Die Ergotherapeuten wenden für die Teilnehmer individuell geeignete Vorgehensweisen<br />

an, damit jeder Einzelne seine angestrebten Ziele bestmöglich erreichen<br />

kann.<br />

Kompetenzzentrierte Methode:<br />

Mit Hilfe dieser Methode und unter dem Einsatz ausgewählter Techniken<br />

und Übungen aus dem jeweiligen berufsspezifischen Spektrum können die<br />

Teilnehmer verlorengegangene Fähigkeiten wiedererlangen, vorhandene<br />

Fähigkeiten trainieren und neue Fertigkeiten erlangen.<br />

Beispiele von Zielsetzungen:<br />

o Beherrschung berufsspezifischer instrumenteller Fertigkeiten<br />

o Steigerung psychischer und physischer Belastbarkeit<br />

o Erhöhung der Zuverlässigkeit und Förderung der Eigenständigkeit<br />

o Verbesserung der Selbsteinschätzung<br />

o Verbesserung der Handlungsplanung<br />

o Steigerung von Konzentration und Ausdauer<br />

o Steigerung des Selbstwertgefühles<br />

Interaktionelle Methode:<br />

Diese Methode stellt die Auseinandersetzung der Teilnehmer miteinander<br />

und das gemeinschaftliche Agieren in der Partner- oder Gruppenarbeit in den<br />

Fokus.<br />

Beispiele von Zielsetzungen:<br />

o Förderung der Kontaktfähigkeit<br />

o Verbesserung der Konfliktfähigkeit<br />

o Erhöhung von Toleranz<br />

o Verbessern der Kritikfähigkeit<br />

o Erkennen, Formulieren und Äußern eigener Bedürfnisse und Gefühle<br />

o Verbesserung der Durchsetzungsfähigkeit<br />

o Übernahme von Verantwortung für sich und für andere


25<br />

Ausdruckszentrierte Methode<br />

Innerhalb dieser Methode werden den Teilnehmern Materialien und Mittel<br />

zur Verfügung gestellt, die diese kreativ und gestalterisch und als Ausdrucks-,<br />

Kommunikations- oder Selbstdarstellungsmittel verwenden können.<br />

Beispiele von Zielsetzungen:<br />

o Entwicklung eigener Ausdrucksmöglichkeiten<br />

o Förderung von Kreativität und Spontaneität<br />

o Wahrnehmung unterschiedlicher Materialien und der damit verbundenen<br />

Erlebnisqualität<br />

o Erkennen und Auseinandersetzen mit eigenen seelischen Vorgängen,<br />

Gefühlen und Wünschen<br />

o Erreichen von Offenheit<br />

o Herstellung von Realitätsbezug<br />

Die drei beschriebenen ergotherapeutischen Methoden werden in den folgenden<br />

Formen angewandt:<br />

Individuell ausgewählte Aufgaben<br />

Partner – oder Gruppenarbeiten<br />

Projektarbeiten<br />

Arbeiten in offener Gruppe, bzw. Werkgruppe<br />

Eingesetzte Verfahren:<br />

Verlaufsgespräche mit der Rehabegleitung und des zuständigen Therapeuten<br />

im jeweiligem Arbeitsbereich<br />

Kognitive Trainingsverfahren, z.B. am PC<br />

Training der Grundarbeitsfähigkeiten<br />

Leittextverfahren<br />

Standardisierte Aufgaben<br />

Systeme zur Reflexion, Verlaufs- und Qualitätskontrolle<br />

o Reflexion der erzielten Fortschritte und des aktuellen Standes,<br />

o Sinn und Funktion von Arbeit trotz Behinderung,<br />

o Einfluss der Arbeit auf das psychische Wohlbefinden,<br />

o Die strukturierende und stabilisierende Bedeutung von Arbeit,<br />

o Entwicklung der Vorstellung von einem geeigneten Arbeitsplatz<br />

6.9 Sozialpädagogische Hilfen<br />

Während der gesamten Maßnahme erfahren die Teilnehmer sozialpädagogische<br />

Unterstützung.<br />

Beginnend mit dem Erstgespräch zur Information über Maßnahmeinhalte und dem<br />

Aufnahmegespräch vor Maßnahmebeginn unter Zuzug einzuholender gutachterlicher<br />

Feststellungen ergeben sich für den/die zuständige/n Sozialpädagogen/in Eindrücke,<br />

aus denen erste Inhalte abzuleiten sind.


26<br />

Mit Beginn der <strong>BvB</strong> findet ein Beziehungsaufbau statt, der den Teilnehmer befähigt<br />

sich in die Maßnahme einzufinden und sich den durch die eingesetzten diagnostischen<br />

Verfahren abzeichnenden Inhalten zuzuwenden, so dass er die Verfahren als<br />

wertvolles Instrument der Ermittlung von Arbeitsfähigkeit wahrnehmen kann.<br />

Im weiteren Verlauf kommt der sozialpädagogischen Hilfe zentrale Bedeutung zu,<br />

da an dieser Stelle die Ergebnisse der Diagnostik zusammengeführt werden. Sie<br />

werden dem Teilnehmer im Einzelgespräch zugänglich gemacht, so dass in der Kooperation<br />

die Festlegung von Teilzielen vereinbart wird. Diese werden einerseits<br />

thematisch festgelegt und fortgeführt und finden andererseits Ausdruck in der Gestaltung<br />

des Wochenplans.<br />

Die sozialpädagogische Arbeit beinhaltet somit die übergeordnete Planung des<br />

Maßnahmeverlaufs innerhalb der Qualifizierungsmodule. Dabei gilt es eine vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit mit dem Teilnehmer zu erreichen, so dass der individuelle<br />

Förderbedarf festgestellt werden kann und der Teilnehmer wiederum größtmöglichen<br />

Profit aus gewählten Angeboten ziehen kann, er auf Basis der Zusammenarbeit<br />

aktiv in die realistische Erarbeitung von Zielen eintreten kann.<br />

Die Vernetzung der Dienste, das Einleiten interner oder externer Hilfen, die Rücksprache<br />

im Team und der Kontakt mit Angehörigen und außengelagerten Hilfeträgern<br />

ist wesentlicher Bestandteil der Arbeit.<br />

Regulär werden Elternabende veranstaltet, sowie Gruppenangebote und Projekttage<br />

geplant und durchgeführt werden.<br />

Die Sozialarbeiter verfügen über mehrjährige Berufserfahrung im psychiatrischen<br />

Bereich. Sie werden kontinuierlich fortgebildet. Die Arbeit erfolgt nach sozialpsychiatrischen<br />

Grundsätzen.<br />

6.10 Psychologische Begleitung<br />

Der psychologische Dienst wirkt bei der Aufnahme der Lehrgangsteilnehmer und<br />

bei der Erarbeitung und Fortschreibung der Qualifizierungspläne mit. Er beobachtet<br />

die Teilnehmer und formuliert Einschätzungen. Er berät pädagogische Fachkräfte.<br />

Der psychologische Dienst nimmt eine psychologische Eingangsdiagnostik, Verlaufsdiagnostik<br />

und Abschlussdiagnostik vor.<br />

Er gibt in Einzelgesprächen Hilfestellung bei persönlichen Problemen der Teilnehmer.<br />

Die Inhalte der Einzelgespräche umfassen:<br />

Krisenintervention<br />

Konfliktbewältigung<br />

Verhaltenstraining<br />

Alltagshilfen<br />

Entwicklungsfördernde Beratung und Einzelfallhilfe<br />

Suchtprävention<br />

Elternarbeit<br />

Kontakte zu ambulanten Therapeuten und Ärzten<br />

Therapiemotivation und Vorbereitung und Vermittlung von Therapien wie<br />

ambulante oder stationäre Psychotherapie


27<br />

In der Eingangsphase geht es zunächst darum, Kontakt zu den Teilnehmern herzustellen<br />

und eine tragfähige therapeutische Beziehung aufzubauen. Erst dann ist es<br />

möglich, in die tiefere psychologische Arbeit einzusteigen. Es werden regelmäßige<br />

Gesprächstermine vereinbart und zusätzlich gibt es die Möglichkeit in Krisensituationen<br />

oder besonderen Lebenssituationen wie Schwangerschaft oder Krankheit und<br />

Tod von Angehörigen psychologische Begleitung in Anspruch zu nehmen. In der<br />

Abschlussphase wird der Loslösungsprozess unterstützt und auf Anschlussmaßnahmen<br />

wie beispielsweise eine Ausbildung vorbereitet.<br />

Insgesamt findet eine enge Zusammenarbeit im interdisziplinären Team statt, das<br />

sich in wöchentlichen Teamsitzungen, kollegialer und externer Supervision austauscht<br />

und reflektiert.<br />

Um eine Integration gewährleisten zu können, wird zudem während der gesamten<br />

Maßnahme, eine kontinuierliche psychische Stabilisierung auch im Rahmen von<br />

Gruppen angestrebt.<br />

Diese Gruppen finden regelmäßig statt und sind überwiegend maßnahmeübergreifend,<br />

d.h. Teilnehmer aus unterschiedlichen Maßnahmen können an der Gruppe<br />

teilnehmen.<br />

Psychologisch angeleitete Gruppenangebote finden zu folgenden Themen statt:<br />

Soziales Kompetenztraining<br />

Psychoedukatives Training<br />

Entspannung<br />

Grenztraining<br />

Skillstraining<br />

Achtsamkeitstraining<br />

Frauengruppe<br />

(Nähere Ausführungen zu unseren Gruppenangeboten finden sich im Anhang)<br />

6.11 Ärztlicher Dienst<br />

Der ärztliche Dienst hat beratende Funktion. Er nimmt an den wöchentlichen Dienst-<br />

und Fallbesprechungen teil und wird im Bedarfsfall zur persönlichen Beratung mit<br />

dem Teilnehmer herangezogen. Gelegentlich finden Einzelgespräche zur Überprüfung<br />

der Diagnostik und Verlaufsdiagnostiken statt. Der ärztliche Dienst nimmt bei<br />

Bedarf Kontakt zum behandelnden Nervenarzt auf und berät Angehörige.<br />

Die Gruppenangebote Psychoedukatives Training und Skillstraining werden ebenfalls<br />

ärztlich geleitet.<br />

Der ärztliche Dienst bietet regelmäßige interne Fortbildungen zu psychiatrischen<br />

Themen an.<br />

7. Methoden<br />

Die <strong>Lavie</strong>-Reha versteht sich als lernende Einrichtung. Es ist unsere Verpflichtung,<br />

uns immer wieder neu an die Belange der Rehabilitanden, Bedarfsträger; neue wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse und die Bedürfnisse des aktuellen Arbeitsmarktes an-


28<br />

zupassen. Innovative Prozesse, Individualität und kreative Problemlösungen sind<br />

erwünscht und werden zum Wohle des Rehabilitanden eingesetzt.<br />

Die Förderung erfolgt nach sozialpsychiatrischen Grundsätzen. Dabei hat das Interesse<br />

der Klienten unbedingten Vorrang. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, unsere<br />

Rehabilitanden dazu anzuleiten und zu befähigen ihre Interessen zu erkennen,<br />

zu äußern und zu verwirklichen.<br />

Angestrebt ist die ganzheitliche Förderung unter Berücksichtigung individueller<br />

Problemlagen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Erwartungen. Die Begleitung erfolgt<br />

durch ein qualifiziertes, multiprofessionellen Team, welches vielfältige Methoden<br />

der Sozialarbeit, Pädagogik, Psychologie, Ergotherapie und Medizin nach neuesten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen einsetzt. Einzelheiten zum methodischen Vorgehen<br />

findet sich unter den fachbezogenen Beschreibungen.<br />

Die Planung ist in einem individuellen Qualifizierungsplan zusammengefasst, der<br />

fortgeschrieben und mit der Agentur für Arbeit abgestimmt wird. Die Teilnehmer<br />

werden in die Planung und Gestaltung aktiv mit einbezogen.<br />

Regelmäßig finden Beratungstermine mit dem zuständigen Berater der Agentur für<br />

Arbeit zur Überprüfung des Lehrgangsziels und zur Abstimmung weiterer Fördermaßnahmen<br />

statt.<br />

8. Förderdauer<br />

Die Dauer der Förderung in der jeweiligen Qualifizierungsstufe richtet sich nach dem<br />

individuellen Förderbedarf und den Integrationsaussichten/-möglichkeiten des Teilnehmers.<br />

Bei Erreichen der Zielsetzung der jeweiligen Qualifizierungsstufe erfolgt<br />

nahtlos und umgehend ein Stufenwechsel. Dieser wird von der Rehabegleitung (Sozialdienst)<br />

eingeleitet und vom Bildungsbegleiter stetig überprüft. Die Entscheidung<br />

hierüber trifft die Beratungsfachkraft der Agentur für Arbeit.<br />

Es wird versichert, dass die Teilnehmer nur den jeweils für notwendig erachteten<br />

Förderzeitraum in Anspruch nehmen.<br />

Die maximale Förderdauer beträgt bei jungen Menschen mit Behinderungen 11 Monate.<br />

In begründeten Ausnahmefällen beträgt die Gesamtförderdauer maximal 18<br />

Monate. Eine verkürzte Förderung ist dem individuellen Bedarf entsprechend möglich.<br />

Die vorzeitige Beendigung durch Aufnahme einer Ausbildung oder Arbeit wird<br />

zu jedem Zeitpunkt angestrebt.<br />

Da die Unterweisung modular und binnendifferenziert erfolgt, ist der Einstieg jederzeit<br />

in jede Stufe sinnvoll möglich.<br />

Eine vorzeitige Beendigung zur Aufnahme einer Ausbildung oder Arbeit ist jederzeit<br />

möglich.<br />

9. Förder- und Qualifizierungssequenzen<br />

Die Inhalte des <strong>BvB</strong> werden in Form von Förder- und Qualifizierungssequenzen angeboten.<br />

Die Qualifizierungseinheiten sind zeitlich eingrenzbar und können nach<br />

Bedarf kombiniert werden.<br />

Zu ihnen zählen:


29<br />

Berufsorientierung / Berufswahl<br />

Berufliche Grundfertigkeiten<br />

Betriebliche Qualifizierung<br />

Arbeitsplatzbezogene Einarbeitung<br />

Bewerbungstraining<br />

Sprachförderung<br />

Allgemeiner Grundlagenbereich<br />

Für die Teilnehmer werden unter Berücksichtigung des ganzheitlichen Aspektes des<br />

Förderzieles Teilbereiche individuell ausgewählt und in eine sinnvolle Reihenfolge<br />

gebracht. Die Auswahl trifft der Bildungsbegleiter unter Berücksichtigung der zusammengestellten<br />

Informationen.<br />

9.1 Berufsorientierung / Berufswahl<br />

Ziel ist die Findung, Überprüfung und Festigung der Berufswahlentscheidung der<br />

Teilnehmer.<br />

Der Teilnehmer soll dabei befähigt werden, seine persönlichen Voraussetzungen zu<br />

den Anforderungen von Berufen und Tätigkeiten ins Verhältnis zu setzen.<br />

Dem Teilnehmer werden Informationen zu in Frage kommenden Ausbildungsberufen<br />

zugänglich gemacht. Dabei stehen die Anforderungen der Berufe im Vordergrund<br />

und sollen mit den in den regelmäßig stattfindenden Rückmeldegesprächen<br />

und Gesprächen gewonnenen Erkenntnissen über die Interessen, Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten des Teilnehmers in Zusammenhang gebracht werden.<br />

Es finden Gruppenangebote statt, in denen Teilnehmer sich in den Austausch über<br />

ihre Fähigkeiten und Interessen begeben.<br />

Zudem wird die Lage und Entwicklung des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes aufgezeigt.<br />

Mit dem Teilnehmer werden realistische Perspektiven erarbeitet und auf ihre Verwirklichung<br />

hin durch individuelles praktisches Erleben im Berufsbereich sowie in<br />

Betriebspraktika überprüft.<br />

Es werden Lehrmittel aus folgenden Bereichen genutzt:<br />

Medien (berufskundliche Filme/Schriften, Lernsoftware)<br />

Materialien (Anschauungsmaterial)<br />

Internet<br />

Berichtshefte<br />

Berichte aus der Praxis<br />

Besuch externer Veranstaltungen (Jobbörse etc.)<br />

Die Mitarbeiter verfügen über die erforderlichen berufskundlichen Kenntnisse und<br />

informieren sich regelmäßig über die Anforderungen des regionalen Ausbildungs-<br />

und Arbeitsmarktes.


30<br />

9.2 Berufliche Grundfertigkeiten<br />

Es werden Grundfertigkeiten und –kenntnisse aus Teilgebieten anerkannter beruflicher<br />

Bildungsgänge vermittelt.<br />

Hierbei kommen alle Berufsfelder in Frage. Die Grundausbildung erfolgt in den Berufsbereichen,<br />

in denen berufsfeldorientierte Praxisräume vorgehalten werden (Büro,<br />

Holz, Metall, Druck, Hauswirtschaft). Einblicke in andere Arbeitsfelder werden<br />

über Praktika vermittelt.<br />

Die Vermittlung der Fertigkeiten wird durch fachtheoretischen Unterricht und ein<br />

Betriebspraktikum ergänzt.<br />

Die inhaltliche Ausrichtung orientiert sich an den Ausbildungsordnungen und Ausbildungsrahmenplänen.<br />

Die <strong>BvB</strong> ist so strukturiert, dass der Teilnehmer nach erfolgreichem Abschluss eine<br />

Zertifizierung erhält, indem die vermittelten Kenntnisse aufgeführt werden. Bei der<br />

Zertifizierung werden bundesweite Empfehlungen berücksichtigt, und es erfolgt<br />

eine Abstimmung mit den Kammern.<br />

Die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten erfolgt in Betrieben, sofern die<br />

behinderungsbedingten Einschränkungen des Teilnehmers dies möglich machen.<br />

Andernfalls stehen berufsfeldorientierte Praxisräume zur Verfügung, die sich an der<br />

realistischen Berufswelt orientieren und ein individuelles Anpassen der Anforderungen<br />

an den Teilnehmer ermöglichen.<br />

Das Betriebspraktikum wird individuell und durch ergänzende Gruppenangebote<br />

vorbereitet.<br />

Mit dem Betrieb werden die Praktikumsinhalte abgestimmt und ein Vertrag geschlossen.<br />

Der Betrieb wird umfassend unterstützt und kontinuierlich durch die Einrichtung<br />

beraten.<br />

Die Ergebnisse des Praktikums fließen in einen Qualifizierungsnachweis ein, der<br />

Aussagen zu:<br />

den ausgeführten Tätigkeiten, erworbenen Fertigkeiten und Kenntnissen<br />

Zeitdauer<br />

Leistungsstand<br />

enthält und dem Teilnehmer ausgehändigt wird.<br />

9.3 Betriebliche Qualifizierung<br />

Ziel der betrieblichen Qualifizierung ist die gezielte Vorbereitung der Teilnehmer auf<br />

den Berufsalltag.<br />

Für die Betriebe besteht die Möglichkeit, die Teilnehmer intensiv kennen zu lernen<br />

und ggf. die Integration zu fördern.<br />

Die Teilnehmer lernen Praxisfelder kennen und können das bisher Gelernte unter<br />

realen Bedingungen erproben.<br />

Die gemachten Erfahrungen werden am Praktikumstag in der Einrichtung verarbeitet.<br />

Hier finden Einzelgespräche, Gruppenangebote und Unterricht statt.<br />

Die Ergebnisse des Praktikums fließen in einen Qualifizierungsnachweis ein, der<br />

Aussagen zu:<br />

den ausgeführten Tätigkeiten, erworbenen Fertigkeiten und Kenntnissen


31<br />

Zeitdauer<br />

Leistungsstand<br />

enthält und dem Teilnehmer ausgehändigt wird.<br />

9.4 Bewerbungstraining<br />

Ziel des Bewerbungstrainings ist die Förderung der Befähigung der Teilnehmer zur<br />

eigeninitiativen und erfolgreichen, marktfähigen Bewerbungsaktivität.<br />

Das Bewerbungstraining erfolgt als Gruppentraining und wird bei Bedarf in der Einzelberatung<br />

wiederholt und gefestigt. Es findet sowohl Frontalunterricht, Kleingruppenarbeit<br />

als auch Rollenspiel statt. (Eine detaillierte Beschreibung des Gruppenangebotes<br />

findet sich im Anhang)<br />

Vorab werden die Möglichkeiten der Stellensuche erfasst. Es erfolgt eine individuelle<br />

Stärken- und Schwächenanalyse.<br />

Neben dem aktiven Bewerbungstraining erfolgt die Vermittlung aktueller Standards<br />

zur Erstellung von Bewerbungsunterlagen.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Vorbereitung der Teilnehmer auf den<br />

Umgang mit der Behinderung und der Vermittlung von den für sie notwendigen<br />

Rahmenbedingungen hinsichtlich der Arbeitsplatzgestaltung in den Bewerbungsunterlagen<br />

und im Vorstellungsgespräch.<br />

10. Kooperation und Lernortverbund<br />

Die <strong>BvB</strong> erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Betrieben, Kammern und beruflichen<br />

Schulen.<br />

Ebenfalls ist eine Vernetzung mit psychosozialen und Jugendhilfeeinrichtungen, den<br />

Trägern der Sozialhilfe und Jugendhilfe, dem Gesundheitsamt und dem Landeskrankenhaus<br />

erfolgt.<br />

Die <strong>Lavie</strong> <strong>gGmbH</strong> beteiligt sich an der Arbeit der Sozialpsychiatrischen Verbünde in<br />

Helmstedt, Wolfsburg und Braunschweig.<br />

Die Teilnehmer unserer <strong>BvB</strong> sind überwiegend nicht mehr berufsschulpflichtig oder<br />

wegen der besonderen Schwierigkeiten vom Berufsschulunterricht befreit. Die entsprechende<br />

theoretische Unterweisung erfolgt in der Einrichtung.<br />

11. Personal<br />

Das für die Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme und den Werkstattbereich<br />

unmittelbar zuständige Team hat folgende Zusammensetzung:<br />

Werkstatt-/Bürobereich<br />

Sozialpädagogen, Ergotherapeuten, Arbeitsanleiter (Fachkräfte), Lehrer, Psychologen,<br />

Ärzte<br />

Die Mitarbeiter verfügen über langjährige Erfahrung im psychiatrischen Bereich. Sie<br />

werden regelmäßig supervidiert und sowohl in internen als auch in externen Fortbildungsangeboten<br />

weitergebildet.<br />

Aufgrund des für den Personenkreis psychisch erkrankter Menschen besonderen,<br />

individuellen Förderbedarfes beträgt der Personalschlüssel für Soziapädagogen,<br />

Lehrkraft und Fachanleiter 1:8. Zusätzlich ist eine Psychologin mit dem Personal-


32<br />

schlüssel von 1:20 beschäftigt. Der Psychologische und Arbeitstherapeutische Dienst<br />

übernimmt für den Personenkreis der Autisten auf Honorarbasis zusätzlich die Aufgabe<br />

de Einzelfallförderung und übernimmt es die Teilnehmer auf die Anforderungen<br />

der Gruppenangebote individuell vorzubereiten.<br />

Der Personalschlüssel für die Bildungsbegleitung beträgt 1:14.<br />

Die Mitarbeitern werden im Umgang mit dem Personenkreis autistischer Menschen<br />

extern und intern geschult. Begleitend findet ein zusätzliches Supervisionsangebot<br />

für die an der Umsetzung des Konzeptes beteiligten Mitarbeiter statt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!