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Fotos: Georg Helmes<br />
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Wissensmanagement<br />
Berufliches Wissen setzt sich<br />
aus Kenntnissen durch Ausund<br />
Fortbildung und Berufserfahrung<br />
zusammen. Dazu<br />
kommt der Austausch unter<br />
Kollegen und das Know-how<br />
der Arbeitgeberseite.Wissensmanagement<br />
besteht darin,<br />
dieses gesammelte Wissen<br />
allen Beteiligten zugänglich zu<br />
machen. Beispielsweise über<br />
eine Plattform wie WikoR, die<br />
speziell auf die Wünsche von<br />
Beschäftigten der Rechtsämter<br />
zugeschnitten ist. Das Plattformprinzip<br />
ist jedoch überall<br />
gleich und kann für das Wissensmanagementunterschiedlicher<br />
Ämter und Abteilungen<br />
genutzt werden. wen<br />
plugin // Wissen, was Recht ist<br />
Über die Tauschbörse WikoR können Rechtsämter<br />
ihr Wissen teilen<br />
von Barbara Wennmacher<br />
In Musiktauschbörsen werden – teilweise illegal – jede Menge Songs und bisweilen<br />
ganze Alben von Bands untereinander getauscht.Wieso sollte es nicht<br />
möglich sein, auch Rechtsämter untereinander Dokumente tauschen zu lassen –<br />
auf ganz legalem Wege? Aus dieser Idee entstand das Projekt und die Wissenstauschbörse<br />
WikoR, kurz für Wissensmanagement für kommunale Rechtsämter.<br />
Auf der Plattform können Juristen, die für Kommunen arbeiten, ihre Gutachten<br />
und erstrittenen Urteile hoch laden und Kollegen zur Verfügung stellen. Sie<br />
können Fragen in Foren einstellen und miteinander diskutieren oder sie als<br />
Suchwort eingeben und in der gesamten Börse danach suchen lassen.WikoR<br />
ist über das Internet erreichbar, aber nicht öffentlich zugänglich: Ein Benutzerkonto<br />
bekommt nur, wer in einem Rechtsamt oder in einer Verwaltung arbeitet<br />
oder auf die Plattform eingeladen wird. Den Prototypen entwickelte Peter<br />
Kehren von der <strong>regio</strong> <strong>iT</strong> aachen, indem er die Anforderungen der Rechtsämter<br />
technisch umsetzte.<br />
„Fast schade, dass das Projekt zu Ende ist.“ Michael Klee, Jurist im Rechtsamt<br />
der Stadt Aachen, hat gute Erfahrungen mit der Entwicklung von WikoR gemacht.<br />
Er leitete für die Stadt Aachen das Projektbüro für die geplante Plattform.<br />
Das bedeutete für ihn und seine Kollegen viel Arbeit. Hat sie sich gelohnt?<br />
„Auf jeden Fall“, sagt Klee, „allein die Kontakte, die wir zu anderen Rechtsämtern<br />
geknüpft haben, und die Erfahrung, wie gut wir zusammen arbeiten<br />
können, waren die Mühe wert.“<br />
Informatiker und Juristen – zwei Welten, ein Projekt<br />
Drei Jahre lang tüftelte die <strong>regio</strong> <strong>iT</strong> gemeinsam mit ihren Partnern an der<br />
Plattform. Unterstützt wurde sie von den Fachleuten des Forschungsinstituts<br />
für Rationalisierung von der Universität Aachen. Das Bundesministerium für<br />
Wirtschaft förderte die Idee finanziell. Seit vorigem Herbst testen die juristischen<br />
Sachbearbeiter der teilnehmenden Rechtsämter, wie sich die Plattform im Arbeitsalltag<br />
nutzen lässt. „Am <strong>Anfang</strong> hat es schon ein paar Minuten gedauert,<br />
login // vernetzen Frühjahr 2008<br />
bis ich angemeldet war“, sagt Juristin Elisabeth Pieger, die WikoR in Aachen betreut.<br />
„seitdem weiß ich, was das Wort ‚Testsystem’ bedeutet. Inzwischen kann<br />
ich mit der Plattform richtig gut arbeiten.“ Beim Test des Prototypen gab es<br />
unter den beteiligten Juristen regelrechte Rennen darum, wer die meisten Dokumente<br />
einstellt.<br />
Die Verwaltungen von Kreisen, Städten und Gemeinden sind häufig die ersten,<br />
die ein neues Gesetz vor Ort umsetzen müssen, das die Regierung beschlossen<br />
hat. Und die ersten, die merken, wie viel Widerspruch es hervorruft. Bis sich<br />
eine klare Rechtssprechung herausbildet, können Jahre vergehen. Auf dem Weg<br />
dorthin muss das neue Gesetz meist erst einmal ausgelegt werden. Um diese<br />
Auslegung wird gestritten, wie beispielsweise die vielen Klagen zeigen, die gegen<br />
das Hartz-IV-Gesetz laufen. Um für diesen Streit gerüstet zu sein, greifen die zuständigen<br />
Ämter von Seiten der Städte und Gemeinden auf das Wissen zurück,<br />
das sich im Lauf der Zeit vor Ort sammelt, etwa Gutachten und Entscheidungen<br />
von Verwaltungsgerichten. In Fällen, in denen Kommunen vor Gericht unterliegen,<br />
werden die Urteile in der Regel von den Anwälten veröffentlicht, die den<br />
Streit gewonnen haben. Gewinnt dagegen eine Kommune einen Rechtsstreit,<br />
sammelt sie die Urteile meist nur intern. So kämpft jede Kommune für sich allein<br />
und greift nur selten auf das Erfahrungswissen anderer Verwaltungen zurück –<br />
obwohl Gesetze und Verordnungen immer komplexer werden.<br />
Warten auf den Start<br />
Seit Dezember 2007 ist der Prototyp fertig. „Prototyp, das heißt, die Plattform<br />
funktioniert zu 90 Prozent“, sagt Rolf Mosemann, bei der <strong>regio</strong> <strong>iT</strong> für das Projekt<br />
verantwortlich. „Jetzt sind wir dabei, an den Feinheiten zu schrauben: Stabilität<br />
und Schnelligkeit.“ Die Rechtsämter, die am Projekt beteiligt sind, warten<br />
darauf, dass es endlich losgeht. Die häufigste Frage, die Elisabeth Pieger vom<br />
Projektbüro derzeit zu hören bekommt, lautet: „Wann kommt WikoR denn?“<br />
Im Mai ist es soweit.<br />
login // vernetzen Frühjahr 2008<br />
Linkes Foto: WikoR-Entwickler<br />
Peter Kehren von der <strong>regio</strong> <strong>iT</strong><br />
Rechtes Foto: Michael Klee und<br />
Elisabeth Pieger vom Rechtsamt<br />
der Stadt Aachen<br />
WikoR in Zahlen<br />
Entwicklungszeit<br />
3 Jahre<br />
Lines of Code<br />
(Programmiererjargon<br />
für Programmzeilen)<br />
88.000<br />
Hochgeladene Dokumente<br />
im Februar 2008<br />
rund 400<br />
Wissenskategorien<br />
76 Rechtsgebiete und<br />
132 Schlagworte<br />
Beteiligte<br />
<strong>regio</strong> <strong>iT</strong> aachen, Rechtsämter<br />
der Städte Aachen, Essen,<br />
Mühlheim/Ruhr, Oberhausen<br />
und des Kreises Bad Segeberg,<br />
Forschungsinstitut für Rationalisierung<br />
der Universität Aachen,<br />
ZLW/IMA der RWTH Aachen,<br />
neofonie<br />
wen<br />
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