Ein berühmtes Faultier
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Ein berühmtes Faultier
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Bru besaß einschlägige Erfahrungen mit<br />
der Montage von Skeletten, da er viele Vögel<br />
und die Knochen eines 1777 im königlichen<br />
Park von Aranjuez verendeten<br />
Elefanten montiert hatte. Er studierte die<br />
Knochen, zeichnete das Skelett und fertigte<br />
eine Monografi e mit mehreren Tafeln an,<br />
die später von José Garriga publiziert wurde<br />
(Bru 1796, Lopez Pinero 1988).<br />
System mit einem Gattungs- und Artnamen<br />
belegt wurden. Cuviers kurze Mitteilung<br />
hatte eine große Wirkung, weil sie<br />
noch im selben Jahr auf Englisch und 1800<br />
auf Deutsch nachgedruckt wurde. Als José<br />
Garriga diesen Aufsatz ins Spanische übertragen<br />
wollte, erfuhr er von Brus geplanter<br />
Monografi e. Er konnte ihn dazu überreden,<br />
ihm seinen Text und die Kupfertafeln zur<br />
Publikation zu überlassen, die 1796 in Madrid<br />
erschien. Diese Schrift, in der auch die<br />
Daten über die Herkunft des Skeletts enthalten<br />
sind, benutzte Cuvier für eine längere<br />
Arbeit über<br />
Megatherium (Cuvier<br />
(Bru 1796, Lopez Pinero 1988). ihm seinen Text und die Kupfertafeln zur<br />
Abb. 2: Das Megatherium aus Madrid<br />
schräg von vorne, wie es Pander & d’Alton 1821<br />
publizierten.<br />
Im Jahr 1793 besichtigte der dänische Zoologe<br />
Peter Christian Abildgaard (1740-<br />
1801) das Skelett und fügte seiner 1799 erschienenen<br />
Publikation zwei Zeichnungen<br />
bei. Ebenfalls im Jahr 1793 sah ein Monsieur<br />
Roume vom Institut Français in Madrid<br />
das Skelett, brachte Probedrucke der<br />
Kupfertafeln mit nach Paris und zeigte sie<br />
Georges Cuvier. Dieser hatte sehr großes<br />
Interesse an der vergleichenden Osteologie<br />
und erkannte die Ähnlichkeiten im<br />
Schädel- und Skelettbau mit den <strong>Faultier</strong>en.<br />
Unverzüglich publizierte er einen ersten<br />
Aufsatz über das Tier, kopierte eine der<br />
Tafeln und gab dem Megatherium americanum<br />
(Cuvier 1796) seinen wissenschaftlichen<br />
Namen. Es war eine der ersten ausgestorbenen<br />
Arten, die nach dem Linnéischen<br />
1804). Es ist höchst erstaunlich, wel-<br />
che Details Cuvier aus den Abbildungen<br />
ablesen konnte, obwohl er<br />
das Skelett nie selbst gesehen hatte.<br />
Für Cuvier waren Fossilien wie<br />
Megatherium<br />
Belege für vorzeitliche, durch<br />
Katastrophen vernichtete Welten. Die Tiere<br />
jüngerer Perioden konnten zwar denen<br />
der älteren ähnlich sein, waren aber dennoch<br />
nicht aus diesen hervorgegangen, da<br />
sich Arten seiner Ansicht nach nicht veränderten.<br />
Pander & d’Alton<br />
Trotz des wachsenden Bekanntheitsgrads<br />
von<br />
Megatherium lagen zunächst<br />
nur recht mangelhafte Abbildungen vor.<br />
Etwa 15 Jahre später traten zwei Deutsche<br />
auf den Plan. Christian Heinrich von<br />
Pander (1794-1865) und Eduard Joseph<br />
d’Alton (1772-1840) kamen nach Paris, um<br />
in Cuviers Sammlung Skelette zu zeichnen.<br />
Der Zoologe Pander hatte schon bei seiner<br />
berühmten Dissertation über die Entwicklung<br />
des Hühnereis mit d’Alton zusammengearbeitet.<br />
D’Alton, der selber auch großes<br />
zoologisches Wissen besaß, war ein begnadeter<br />
Zeichner. 1823 wurde er als Professor<br />
für das Fach Ästhetik an die Universität<br />
Bonn berufen. Beide hatten sich vorgenommen,<br />
ein Atlaswerk zu erstellen, in dem die<br />
Skelette vieler Säugetiere abgebildet werden<br />
sollten. Das Interesse an der Osteologie<br />
wuchs in jenen Jahren, doch fehlte vielerorts<br />
das Geld, um Sammlungen anlegen zu können.<br />
Deswegen schien es verlockend, einen<br />
solchen Atlas herauszugeben. Die beiden<br />
reisten nach Paris und weiter nach Ma drid.<br />
Dort zeichnete d’Alton das Skelett von Megatherium<br />
sowie die einzelnen Knochen.<br />
D’Alton zeichnete das Skelett nicht nur<br />
in der noch heute üblichen Seitenansicht,<br />
zusammengestellt von Mitgliedern der Paläontologischen Gesellschaft<br />
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