Latente Steuern im internationalen Vergleich
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Nach SFAS No. 109 wird auf Basis der relevanten<br />
Unterschiede unter Anwendung des für die Umkehrperiode<br />
erwarteten Grenzsteuersatzes der Gesamtbetrag<br />
der aktiven bzw. passiven latenten <strong>Steuern</strong> festgestellt.<br />
Der Steuersatz muß – <strong>im</strong> Gegensatz zu SSAP<br />
15 – bereits gesetzlich verabschiedet sein, um so die<br />
Beeinträchtigung des „true and fair view“ durch subjektive<br />
Tarifantizipationen einzugrenzen. Eine Abzinsung<br />
der zukünftigen Steuerwirkungen darf gemäß<br />
SFAS No. 109 nicht erfolgen. 26 Für aktive Latenzen<br />
ist eine Wertberichtigung erforderlich, wenn die voll-<br />
ständige Realisierung der<br />
Steuerentlastung nicht sicher<br />
ist. Der aktive latente<br />
Steuerposten wird dann um<br />
den Betrag verringert, der<br />
höchstwahrscheinlich nicht<br />
verwirklicht werden kann,<br />
wobei ein Wahrscheinlichkeitsgrad<br />
von über 50 %<br />
(„more likely than not“)<br />
vorausgesetzt wird. Zur<br />
Best<strong>im</strong>mung dieser „Valuation<br />
Allowance“ müssen<br />
alle positiven und negativen<br />
Einflußfaktoren für ein<br />
ausreichend hohes Einkommen<br />
berücksichtigt<br />
und objektiv abgewogen<br />
werden (z. B. Auftragsbestände,<br />
konstanter Gewinnverlauf<br />
bzw. Verlusterwartungen,<br />
kurzer Verlustverrechnungszeitraum).<br />
Im<br />
Gegensatz zu SFAS No. 96<br />
werden auch zukünftige Ereignisse berücksichtigt,<br />
während das frühere Verfahren zur Best<strong>im</strong>mung des<br />
genauen Umkehrzeitpunkts der zeitlich befristeten<br />
Differenzen („Scheduling“) <strong>im</strong> allgemeinen entfällt.<br />
Besondere Bedeutung nehmen in diesem Zusammenhang<br />
Steuerplanungsstrategien („tax planning strategies“)<br />
ein, die durch die zeitliche Verlagerung von Erträgen<br />
und Aufwendungen, die Umqualifizierung der<br />
Einkunftsart oder den Wechsel von steuerfreien zu<br />
steuerpflichtigen Investitionen das erforderliche Einkommen<br />
beeinflussen. Die passive Wertberichtigung<br />
26 Vgl. SFAS No. 109, §§ 18, 233ff. Vgl. Tschopp, a.a.O. (Fußnote 1),<br />
S. 206/230; Read/Bartsch, JoA 12/1992, S. 37. Zur Abzinsung siehe<br />
SFAS No. 109, §§ 5b, 198f. sowie KPMG, a.a.O. (Fußnote 6), S. 5;<br />
Pereira/Paterson/Wilson, a.a.O. (Fußnote 4), S. 333.<br />
27 Vgl. SFAS No. 109, §§ 17e, 21dff., 246ff. Vgl. KPMG, a.a.O. (Fußnote<br />
6), S. 4ff./67ff.; Read/Bartsch, JoA 12/1992, S. 38ff.;<br />
Hauck/Michel, WPg 1992, S. 453f.; Petree/Gregory/Vitray, JoA<br />
3/1995, S. 72ff.<br />
28 Vgl. SFAS No. 109, §§ 40f. u. § 153. Vgl. Read/Bartsch, JoA<br />
12/1992, S. 45f.; KPMG, a.a.O. (Fußnote 6), S. 155f.; Baker/Rappaccioli/Solomon,<br />
a.a.O. (Fußnote 18), S. 3157.<br />
29 Vgl. SFAS No. 109, § 17. Vgl. KPMG, a.a.O. (Fußnote 6), S. 50f.;<br />
Pereira/Paterson/Wilson, a.a.O. (Fußnote 4), S. 335.<br />
kann jeden Wert zwischen Null und der vollen Höhe<br />
der aktiven latenten <strong>Steuern</strong> annehmen, wodurch die<br />
Bewertung der aktiven latenten <strong>Steuern</strong> einen hohen<br />
Grad an Subjektivität beinhaltet. 27 „Deferred Tax Assets/Liabilities“<br />
werden in kurz- bzw. langfristige Posten<br />
unterteilt, wobei als Kriterium die Kategorie der<br />
zugrundeliegenden Bilanzposition oder – bei einem<br />
steuerlichen Verlustvortrag – der Umkehrzeitpunkt<br />
der Ergebnisdifferenz dient. Die als „current“ bzw.<br />
„non-current“ eingestuften latenten <strong>Steuern</strong> sind zu<br />
saldieren, wenn sie aus Sicht des Steuerpflichtigen auf<br />
Land Ermittlung latenter <strong>Steuern</strong> Bewertung latenter <strong>Steuern</strong> Diskontierung<br />
BRD Gesamtbetrachtung mit Zukünftiger Tarif inkl. strittig:<br />
<strong>im</strong>plizitem Saldierungs- GewESt; <strong>im</strong> KA: überwiegend abgelehnt<br />
wahlrecht individueller oder<br />
durchschnittlicher Tarif<br />
Großbritannien Vorsichtige Gesamtbe- Erwarteter zukünftiger Kein Abzinsungsgebot,<br />
trachtung: Verrechnung Tarif, der noch nicht aber auch kein Verbot;<br />
von aktiven und passiven verabschiedet sein muß entspricht jedoch nicht<br />
latenten <strong>Steuern</strong> sowie britischer Praxis<br />
Kürzung um vorhandene<br />
KSt-Vorauszahlungen<br />
USA Verrechnung von aktiven Erwarteter Grenzsteuersatz Keine Abzinsung<br />
und passiven latenten des regulären Systems,<br />
<strong>Steuern</strong>; evtl. Ansatz einer soweit er bereits gesetzlich<br />
Valuation Allowance zur verabschiedet ist<br />
Best<strong>im</strong>mung der Realisierungswahrscheinlichkeit<br />
der aktiven Steuerlatenzen<br />
unter Einbeziehung von zu-<br />
künftigen Ereignissen und<br />
Steuerplanungsstrategien;<br />
latente <strong>Steuern</strong> entstehen<br />
auf kommunaler, staatlicher,<br />
bundesstaatlicher und<br />
internationaler Ebene; interne<br />
Saldierung der kurz-<br />
und langfristigen latenten<br />
<strong>Steuern</strong> gegenüber der<br />
gleichen Steuerbehörde<br />
Abb. 3: Berechnungsschritte latenter <strong>Steuern</strong><br />
die gleiche Steuerbehörde entfallen. 28 Der Abgrenzungsbedarf<br />
ist nach Steuersystemen getrennt für jeden<br />
Steuerpflichtigen gesondert zu ermitteln. Somit<br />
entstehen latente <strong>Steuern</strong> auf kommunaler, staatlicher,<br />
bundesstaatlicher und internationaler Ebene. 29<br />
IV. Empirische Belege zur praktischen<br />
Anwendung der Regelungen<br />
Zur Verdeutlichung der Anwendung latenter <strong>Steuern</strong><br />
in der Praxis wurden zehn deutsche, britische und<br />
US-amerikanische Konzernabschlüsse untersucht. 30<br />
30 Grundlage dieser Untersuchung sind die Geschäftsberichte der folgenden<br />
Unternehmen: BRD: BASF AG (1995), Bayer AG (1995) BMW<br />
AG (1995), Da<strong>im</strong>ler Benz AG (1995), Deutsche Telekom AG (1995),<br />
Hoechst AG (1995), Lufthansa AG (1995), RWE AG (1995), Siemens<br />
AG (1995), VEBA AG (1995); GB: B.A.T. Industries plc (1993), British<br />
Aerospace plc (1992), British Gas plc (1991), British Petroleum Co.<br />
plc (1993), British Telecommunications plc (1993), B.T.R. plc (1994),<br />
Hanson plc (1993), ICI plc (1992), J. Sainsbury plc (1993), Shell Transport<br />
& Trading Co. plc (1993); USA: AT&T (1994), Boeing Company<br />
(1994), Dow Chemical Company (1994), Eastman Kodak Company<br />
(1994), General Electric Company (1994), General Motors Corporation<br />
(1994), IBM Corporation (1994) Merck & Co., Inc. (1994), Philip Morris<br />
Companies, Inc. (1994), Phillips Petroleum Company (1994)<br />
484 Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997