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Latente Steuern im internationalen Vergleich

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<strong>Latente</strong> <strong>Steuern</strong> <strong>im</strong> <strong>internationalen</strong> <strong>Vergleich</strong><br />

Analyse der Bilanzierungsvorschriften in der BRD, Großbritannien,<br />

den USA und nach IAS 12 (revised)*<br />

Von Dipl.-Kff. Susanne Gröner, Dr. Kai-Uwe Marten und Dipl.-Kff. Sonja Schmid, Augsburg<br />

I. Einleitung<br />

Für international tätige Unternehmen stellt der Aufbau<br />

eines aussagefähigen, weltweit vergleichbaren<br />

Rechnungslegungssystems eine der größten Herausforderungen<br />

der neueren Zeit dar. Häufig ist dazu<br />

die Koordinierung unterschiedlicher Bilanzierungsphilosophien<br />

erforderlich – zu unterscheiden sind<br />

das kontinental-europäische (z.B. BRD) und das<br />

anglo-amerikanische System (z.B. GB, USA). Einen<br />

wichtigen Unterschied beider Methoden stellt der<br />

Einfluß des Steuerrechts dar: Während <strong>im</strong> kontinental-europäischen<br />

System eine enge Verbindung zwischen<br />

Handels- und Steuerbilanz (Maßgeblichkeitsprinzip)<br />

besteht, existiert diese Verknüpfung <strong>im</strong><br />

anglo-amerikanischen Rechtsraum nicht. Aus diesem<br />

Grund können dort erhebliche Differenzen zwischen<br />

dem handelsrechtlichen Ergebnis und dem jeweiligen<br />

zu versteuernden Gewinn entstehen und<br />

damit die Bilanzierung latenter <strong>Steuern</strong> notwendig<br />

machen. Aber auch das kontinental-europäische System<br />

kennt seit der Umsetzung der Vierten EG-<br />

Richtlinie Ende der 80er Jahre das Instrument der<br />

latenten <strong>Steuern</strong>.<br />

Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, die Möglichkeiten<br />

zur Bilanzierung latenter <strong>Steuern</strong> angesichts<br />

unterschiedlicher nationaler und internationaler Regelungen<br />

zu analysieren. Dabei sollen nicht nur die<br />

jeweiligen rechtlichen Normen der BRD, Großbritanniens<br />

und der USA miteinander verglichen, sondern<br />

auch deren praktische Anwendung in entsprechenden<br />

Geschäftsberichten untersucht werden. Die<br />

abschließende Diskussion des jüngst erschienenen<br />

IAS 12 (revised), der für Geschäftsjahre beginnend<br />

mit dem 1. 1. 1998 gilt, ist insofern besonders reizvoll,<br />

als es sich um das erste IASC-Statement handelt,<br />

das aus dem gemeinsamen Arbeitsprogramm<br />

des IASC und der IOSCO stammt.<br />

II. Theoretische Grundlagen<br />

Aus der zeitlich unterschiedlichen Berücksichtigung<br />

von Geschäftsvorfällen in Handels- und Steuerbilanz<br />

resultieren Ergebnisdifferenzen, die neutralisiert<br />

werden, indem der Steueraufwand handelsbilanziell<br />

* Wir danken Herrn Prof. Dr. A. G. Coenenberg für die hilfreichen Anmerkungen<br />

und Hinweise.<br />

Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997 479


der Periode seiner wirtschaftlichen Verursachung zugeordnet<br />

wird. 1 Während die zeitliche Begrenzung<br />

der Ergebnisdifferenz bisher mit „t<strong>im</strong>ing“ zum Ausdruck<br />

gebracht wurde, gehen die jüngeren Bilanzierungsvorschriften<br />

(SFAS No. 109, IAS 12 (rev.)) von<br />

einem neuen Verständnis der Abgrenzungsgrundlage<br />

aus. Durch das Zugrundelegen von „temporary differences“<br />

werden nun <strong>im</strong> Gegensatz zum GuV-orientierten<br />

Begriff der „t<strong>im</strong>ing differences“ alle bilanzierungs-<br />

oder bewertungsbedingten Diskrepanzen zwischen<br />

handels- und steuerrechtlichen Ansätzen erfaßt.<br />

Damit beinhalten die bilanzorientierten „temporary<br />

differences“ neben den erfolgswirksam entstandenen<br />

Ergebnisunterschieden auch erfolgsneutral<br />

zustande gekommene Wertdifferenzen, die später zu<br />

steuerlichen Wirkungen führen. 2 Dieser Verständniswechsel<br />

soll anhand des folgenden Beispiels über die<br />

unterschiedliche Erfolgswirksamkeit einer Neubewertung<br />

verdeutlicht werden, wobei von konkreten<br />

rechtlichen Vorschriften abstrahiert wird.<br />

Beispiel:<br />

Ein Gebäude, das 19X0 für 80.000 GE angeschafft<br />

wurde, wird handelsrechtlich über 20 Jahre und<br />

steuerlich über 10 Jahre hinweg linear abgeschrieben.<br />

Zum 1. 1. 19X5 wird das Gebäude in der Handelsbilanz<br />

erfolgsneutral auf 90.000 GE aufgewertet<br />

und das Unternehmen schätzt die restliche Nutzungsdauer<br />

auf weitere 20 Jahre. Die jeweiligen<br />

Buchwerte entwickeln sich wie folgt:<br />

Handelsbilanz<br />

Jahr Anschaffungskosten/ Kumulierte Buchwert<br />

Neubewertung Afa<br />

31. 12. 19X3 80.000 16.000 64.000<br />

31. 12. 19X4 80.000 20.000 60.000<br />

Aufwertung zum 1. 1. 19X5 + 30.000<br />

31. 12. 19X5 90.000 * 4.500 85.500<br />

31. 12. 19X6 90.000 9.000 81.000<br />

* = Abschreibung auf Basis des aufgewerteten Gebäudes und der erhöhten Restnutzungsdauer<br />

Steuerbilanz<br />

Jahr Anschaffungskosten Kumulierte<br />

Afa<br />

Buchwert<br />

31.12.19X3 80.000 32.000 48.000<br />

31.12.19X4 80.000 40.000 40.000<br />

31.12.19X5 80.000 48.000 32.000<br />

31.12.19X6 80.000 56.000 24.000<br />

<strong>Vergleich</strong> der handelsrechtlichen und steuerlichen Buchwerte:<br />

Die Ergebnisdifferenzen der Jahre 19X3/4 resultieren<br />

infolge unterschiedlicher Abschreibungsmethoden<br />

in Handels- und Steuerbilanz aus der abweichenden<br />

erfolgswirksamen Aufwandserfassung und<br />

stellen somit „t<strong>im</strong>ing differences“ dar. Die Abweichung<br />

in 19X5/X6 beruht dagegen zum Teil auf der<br />

erfolgsneutralen Neubewertung des Gebäudes: Der<br />

entsprechende Anteil von 29.500/29.000 stellt eine<br />

„temporary difference“ dar, während der Restbetrag<br />

beiden Definitionen gerecht wird. Bei der Neubewertung<br />

dient folglich eine höhere Bemessungsgrundlage<br />

zur Ermittlung der latenten <strong>Steuern</strong>, die<br />

jedoch um die auf den Aufwertungsbetrag (30.000<br />

GE) entfallenden latenten <strong>Steuern</strong>, die <strong>im</strong> Gegenzug<br />

von der Neubewertungsrücklage abzuziehen sind,<br />

wieder reduziert wird. 3 Die erfolgswirksame Behandlung<br />

des Neubewertungsvorgangs führt dagegen<br />

zur erneuten Einstufung des Unterschiedsbetrages<br />

als „t<strong>im</strong>ing difference“. Dieser Fall tritt z.B. in<br />

Großbritannien auf, wenn der bei der Veräußerung<br />

des neubewerteten Vermögensgegenstandes erzielte<br />

Gewinn/Verlust steuerpflichtig ist. 4<br />

III. <strong>Vergleich</strong> nationaler Vorschriften<br />

1. Rechtsgrundlagen<br />

Jahr handelsrechtlicher steuerlicher Differenz Kategorie<br />

Buchwert Buchwert<br />

31.12.19X3 64.000 48.000 16.000 „t<strong>im</strong>ing“ und „temporary“<br />

31.12.19X4 60.000 40.000 20.000 „t<strong>im</strong>ing“ und „temporary“<br />

31.12.19X5 ohne NB 57.000 32.000 ohne NB 24.000 „t<strong>im</strong>ing“ und „temporary“<br />

Anteil NB 28.500 Anteil NB 29.500 „temporary“<br />

mit NB 85.500 mit NB 53.500<br />

31.12. 19X6 ohne NB 52.000 24.000 ohne NB 28.000 „t<strong>im</strong>ing“ und „temporary“<br />

Anteil NB 29.000 Anteil NB 29.000 „temporary“<br />

mit NB 81.000 mit NB 57.000<br />

Da die US-amerikanische Rechnungslegung kein<br />

Maßgeblichkeitsprinzip kennt, stellt die Steuerabgrenzung<br />

dort schon seit über 40 Jahren ein geläufiges<br />

Bilanzierungsinstrument dar. Die Überarbeitung<br />

früherer Vorschriften (APB No. 11, SFAS No. 96)<br />

führte zur Verabschiedung des „Statement<br />

of Financial Accounting Standards No.<br />

109 (SFAS No. 109)“, das seit dem<br />

1 Zu Grundlagen und Methoden der Steuerabgrenzung<br />

vgl. Coenenberg, Jahresabschluß und Jahresabschlußanalyse,<br />

17. Aufl., Landsberg am Lech 1997, S. 264ff.,<br />

S. 535ff.; Coenenberg/Hille in: HdJ, „<strong>Latente</strong> <strong>Steuern</strong>“,<br />

Rn. 2ff; Hille, <strong>Latente</strong> <strong>Steuern</strong> <strong>im</strong> Einzel- und<br />

Konzernabschluß, Frankfurt 1982, S. 16ff.; Lührmann,<br />

<strong>Latente</strong> <strong>Steuern</strong> <strong>im</strong> Konzernabschluß, Düsseldorf<br />

1997; Tschopp, Rechnungslegung von Ertragsteuern<br />

<strong>im</strong> Konzernabschluß in der Schweiz, Winterthur 1993,<br />

S. 70ff.; Baumann in: HdR, § 274 Rn. 21ff.; Laser in:<br />

Beck‘sches Handbuch der Rechnungslegung, “<strong>Latente</strong><br />

<strong>Steuern</strong>”, Rn. 40ff.<br />

2 Vgl. Westermann, WPg 1989, S. 259; Tschopp, a.a.O.<br />

(Fußnote 1), S. 73; Cotting, Der Schweizer Treuhänder<br />

1995, S. 789f. Eine weitgehende Übereinst<strong>im</strong>mung der<br />

beiden Begriffe sehen Hauck/Michel, WPg 1992,<br />

S. 452. Vgl. dazu die unter III.2.<br />

angeführten Beispiele i.S.d.<br />

SFAS No. 109.<br />

3In Anlehnung an IAS 12 (revised),<br />

Appendix 2/Beispiel 2.<br />

4 Vgl. § 20 SSAP 15; Pereira/Paterson/Wilson,<br />

UK/US GAAP<br />

comparison, 2. Aufl., London<br />

1992, S. 314f.; Köhler/Rotter,<br />

Britische Rechnungslegung, in:<br />

Gräfer/Demming, Internationale<br />

Rechnungslegung, Stuttgart<br />

1994, S. 392f. und S. 409.<br />

480 Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997


15. 12. 1992 verbindlich anzuwenden ist. 5 Nach<br />

SFAS No. 109 besteht sowohl <strong>im</strong> Einzel- als auch<br />

<strong>im</strong> dominierenden Konzernabschluß eine Bilanzierungspflicht<br />

für aktive („Deferred Tax Assets“) und<br />

passive latente <strong>Steuern</strong> („Deferred Tax Liabilities“).<br />

Gemäß § 16 SFAS No. 109 erfassen aktive Steuerlatenzen<br />

auch Entlastungen aufgrund von Verlustvorträgen<br />

und vorgetragenen Steueranrechnungsgutschriften<br />

(„tax credits“). 6<br />

Die britischen Companies Acts (1985/1989) enthalten<br />

keine präzisen Vorschriften zur Steuerabgrenzung.<br />

Deshalb richtet sich die Rechnungslegung<br />

nach den quasi-gesetzlichen, berufsständischen<br />

Richtlinien des SSAP 15 (rev. 1985) „Accounting<br />

for Deferred Tax“, das in § 1f. SSAP 15 für Einzelund<br />

Konzernabschluß eine grundsätzliche Bilanzie-<br />

rungspflicht latenter <strong>Steuern</strong><br />

vorschreibt. 7 Einen<br />

Sonderfall aktiver latenter<br />

<strong>Steuern</strong> stellen steuerliche<br />

Verlustvorträge eines bisher<br />

gewinnträchtigen Unternehmens<br />

dar, die eine<br />

einmalige, identifizierbare<br />

Ursache haben und für deren<br />

Verrechnung ausreichend<br />

hohe Erträge anfallen.<br />

Gemäß § 47 sch. 4<br />

CA 1985 sind die passiven<br />

latenten <strong>Steuern</strong> als „Provision<br />

for taxation, including<br />

deferred taxes“ zu erfassen<br />

und dort getrennt<br />

von den sonstigen Steuerrückstellungen auszuweisen.<br />

Aktive latente <strong>Steuern</strong> erscheinen unter „Prepayments<br />

and accrued income“. 8<br />

Auch in Deutschland können trotz des strengen<br />

Maßgeblichkeitsprinzips (§ 5 I EStG) Ergebnisdifferenzen<br />

auftreten. § 274 HGB regelt seit 1985 die<br />

Steuerabgrenzung für den Einzelabschluß in Form<br />

einer Passivierungspflicht als Rückstellung i.S.d.<br />

§ 249 I HGB und als Aktivierungswahlrecht für einen<br />

aktiven Abgrenzungsposten. Dieser stellt eine<br />

Bilanzierungshilfe dar, für die eine Ausschüttungssperre<br />

zu beachten ist. 9 Aufgrund des unbegrenzten<br />

Vortragszeitraums kann für aktive latente <strong>Steuern</strong><br />

aus steuerlichen Verlustvorträgen (§ 10d II EStG)<br />

ebenfalls ein Ansatzwahlrecht angenommen<br />

werden. 10<br />

Bei konzernspezifischen Ergebnisunterschieden<br />

besteht nach § 306 HGB sowohl für aktive, als<br />

auch für passive latente <strong>Steuern</strong> eine Ansatzpflicht,<br />

wenn die Differenz auf einer Vollkonsolidierungsmaßnahme<br />

nach §§ 300 – 307 HGB beruht. <strong>Latente</strong><br />

<strong>Steuern</strong> aus Einzelabschlüssen sind gemäß dem<br />

Vollständigkeitsgebot des § 300 II HGB in den<br />

Konzernabschluß zu übernehmen, wobei das in<br />

§ 274 II HGB verankerte Aktivierungswahlrecht<br />

neu ausgeübt werden kann. Für Unterschiede aus<br />

der Anpassung an die konzerneinheitliche Bewertung<br />

(§ 308 HGB) ist über die Anwendungsvorschrift<br />

des § 298 I HGB ebenfalls § 274 HGB<br />

maßgeblich. Hinsichtlich der Vereinheitlichung des<br />

Bilanzansatzes (§ 300 II HGB) gilt, daß auch diese<br />

Maßnahme bereits in der Handelsbilanz II ausgeführt<br />

wird und damit analog zu § 308 HGB<br />

gemäß §§ 298 I, 274 HGB zu behandeln ist. Somit<br />

besteht in beiden Fällen bei aktiven latenten <strong>Steuern</strong><br />

ein Ansatzwahlrecht, das <strong>im</strong> Rahmen der Konzernabschlußerstellung<br />

neu ausgeübt werden<br />

kann. 11<br />

Land Rechtliche Quelle Aussagegehalt<br />

BRD EA: § 274 HGB EA: § 274 I HGB: Ansatzpflicht für passive latente <strong>Steuern</strong><br />

als Rückstellung i.S.d. § 249 I HGB; § 274<br />

II HGB: Ansatzwahlrecht für aktive latente <strong>Steuern</strong><br />

als aktiver Abgrenzungsposten (Bilanzierungshilfe<br />

i.V.m. Ausschüttungssperre).<br />

KA: KA: allgemeine Passivierungspflicht für latente <strong>Steuern</strong>;<br />

§ 306 HGB: Aktivierungswahlrecht bzw. -pflicht abhängig von<br />

§§ 298 I, 274 HGB zugrunde liegender Konsolidierungsmaßnahme<br />

Großbritannien EA/KA: EA/KA: Grundsätzliche Ansatzpflicht für aktive und<br />

SSAP 15 passive latente <strong>Steuern</strong><br />

USA EA/KA: EA/KA: Ansatzpflicht für aktive und passive latente<br />

SFAS No. 109 <strong>Steuern</strong>; aktive latente <strong>Steuern</strong> entstehen aus<br />

„temporary differences“, steuerlichen Verlustvorträgen<br />

und vorgetragenen Steueranrechnungsgutschriften<br />

Abb. 1: Rechtliche Quellen und Aussagegehalt der nationalen Vorschriften<br />

5 Vgl. Pereira/Paterson/Wilson, a.a.O. (Fußnote 4), S. 37; Kieso/Weygandt,<br />

Intermediate Accounting, 7. Aufl., New York 1992, S. 1025.<br />

6 Vgl. SFAS No. 109, § 16. Vgl. KPMG, Accounting for Income Taxes,<br />

Norwalk 1992, S. 1.<br />

7Die „Statements of Standard Accounting Practice“ wurden von 1976<br />

bis 1990 vom „Accounting Standards Committee“ (ASC) erlassen<br />

und stellen berufsständische Richtlinien dar, die als GAAP dienen.<br />

Seit 1990 hat diese Funktion das „Accounting Standards Board“<br />

(ASB) übernommen, das sog. „Financial Reporting Standards“<br />

(FRS) erläßt. Vgl. Hopcroft, Rechnungslegung und Grundsätze der<br />

Abschlußprüfung in Großbritannien und Deutschland: ein <strong>Vergleich</strong>,<br />

Düsseldorf 1995, S. 2ff.<br />

8 Vgl. SSAP 15, §§ 1f., 47. Vgl. Davies/Paterson/Wilson, UK-GAAP,<br />

2. Aufl., London 1990, S. 859; Eisolt, DB 1986, S. 1238; Kloos, Die<br />

Transformation der 4. EG-Richtlinie in den Mitgliedstaaten der Europäischen<br />

Gemeinschaften, Berlin 1993, S. 299f.<br />

9 Vgl. Coenenberg/Hille in: HdJ, a.a.O. (Fußnote 1), Rn. 28; SABI<br />

3/1988: Zur Steuerabgrenzung <strong>im</strong> Einzelabschluß, WPg 1988,<br />

S. 683f.<br />

10 Vgl. zu dieser Diskussion Feldhoff/Langermeier, DStR 1991,<br />

S. 197; Ordelheide, Aktivische latente <strong>Steuern</strong> bei Verlustvorträgen<br />

<strong>im</strong> Einzel- und Konzernabschluß – HGB, SFAS und IAS, in: Internationale<br />

Wirtschaftsprüfung (FS Havermann), Düsseldorf 1995,<br />

S. 605ff.<br />

11 Vgl. Coenenberg/Hille in: HdJ, a.a.O. (Fußnote 1), Rn. 68ff.; Debus<br />

in: Beck‘sches Handbuch der Rechnungslegung, „<strong>Latente</strong> <strong>Steuern</strong>“,<br />

Rn. 19ff.; Dusemond/Hayn, BB 1997, S. 983 ff.; Lührmann, a.a.O.<br />

(Fußnote 1), S. 91 ff.; Arbeitskreis Externe Unternehmensrechnung,<br />

Aufstellung von Konzernabschlüssen, Rn. 112 u. 115a; a. A. Siegel<br />

in: HwRev, „Prüfung latenter <strong>Steuern</strong> <strong>im</strong> Konzernabschluß“,<br />

Sp. 1229.<br />

Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997 481


2. <strong>Vergleich</strong> der Abgrenzungsgrundlagen<br />

In Deutschland stellen „t<strong>im</strong>ing differences“ den Abgrenzungsgegenstand<br />

dar. Da die steuerrechtlichen<br />

Bewertungsmaßstäbe in der Regel einen zu geringen<br />

Gewinnausweis verhindern sollen, überwiegen<br />

Sachverhalte, die zu aktiven latenten <strong>Steuern</strong> führen.<br />

Als Beispiele seien der handelsrechtliche Ansatz<br />

steuerlich unzulässiger Rückstellungen (§ 249 II<br />

HGB) und die entsprechende Behandlung eines derivativen<br />

Firmenwerts (§ 255 IV HGB) bzw. eines<br />

Disagios (§ 250 III HGB) genannt. Passive Steuerlatenzen<br />

resultieren dagegen z. B. aus der höheren degressiven<br />

Gebäude-Abschreibung (§ 7 V EStG) oder<br />

der handelsbilanziellen Aktivierung der Aufwendungen<br />

für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebes<br />

(§ 269 HGB). Im Konzernabschluß<br />

entstehen „t<strong>im</strong>ing differences“ durch erfolgswirksame<br />

Konsolidierungsmaßnahmen: Darunter fallen<br />

v. a. die Zwischenerfolgsel<strong>im</strong>inierung (§ 304 HGB)<br />

be<strong>im</strong> abnutzbaren Anlage- und Umlaufvermögen sowie<br />

die Schuldenkonsolidierung (§ 303 HGB).<br />

Ebenso sind für periodenverschobene konzerninterne<br />

Gewinnausschüttungen aufgrund des gespaltenen<br />

KSt-Tarifs sinngemäß latente <strong>Steuern</strong> abzugrenzen. 12<br />

Auch in Großbritannien finden „t<strong>im</strong>ing differences“<br />

Verwendung, die in § 18 SSAP 15 definiert<br />

werden. Als Beispiele sind Pensionsaufwendungen,<br />

Zins- und Lizenzgebühren sowie die Bildung von<br />

Instandhaltungsrückstellungen oder Wertberichtigungen<br />

auf uneinbringliche Forderungen zu nennen.<br />

Eine wichtige Abweichungsursache liefert die<br />

steuerliche Abschreibung („accelerated capital allowance“).<br />

Daneben stellt die Einbehaltung ausländischer<br />

Gewinne, die bei späterer Ausschüttung zu<br />

steuerpflichtigen Einnahmen führt, und die erfolgswirksame<br />

handelsbilanzielle Neubewertung von<br />

Vermögensgegenständen – inkl. Beteiligungen –,<br />

deren spätere Veräußerung steuerpflichtige Gewinne<br />

bewirkt, eine Ursache für „t<strong>im</strong>ing differences“<br />

dar. 13 In § 5 Anhang SSAP 15 werden des weiteren<br />

als konzernspezifische Differenzen Dividenden ausländischer<br />

Tochterunternehmen genannt, deren handelsrechtliche<br />

Erfassung in einer früheren Periode<br />

erfolgt als die steuerliche. Auch die El<strong>im</strong>inierung<br />

konzerninterner Gewinne aus Lagerverkäufen und<br />

Kreditkosten, die be<strong>im</strong> Einzelunternehmen als Aufwand<br />

berücksichtigt werden, während sie <strong>im</strong> Konzern<br />

zu aktivieren und abzuschreiben sind, gehören<br />

dazu. Bei der Berücksichtigung von Akquisitionen<br />

sind latente <strong>Steuern</strong> aus dem Ansatz von Zeitwerten<br />

zu beachten. Dabei handelt es sich strenggenommen<br />

nicht um „t<strong>im</strong>ing differences“ <strong>im</strong> Sinn des SSAP<br />

15, sondern um permanente Unterschiede. 14 Indem<br />

hinsichtlich der späteren Abschreibung latente <strong>Steuern</strong><br />

berechnet werden, ähnelt die Steuerabgrenzung<br />

dem amerikanischen Konzept der „temporary differences“.<br />

15<br />

Seit SFAS No. 96 sind „temporary differences“<br />

Gegenstand der amerikanischen Steuerabgrenzung.<br />

Neben den klassischen „t<strong>im</strong>ing differences“ (ACRS-<br />

Abschreibung 16 , Ratenzahlungsgeschäfte) werden<br />

auch durch differenzierte Wertansätze erfolgsneutral<br />

entstandene Abweichungen einbezogen: § 11 SFAS<br />

No. 109 nennt die Minderung des steuerlichen Buchwerts<br />

eines abnutzbaren Wirtschaftsgutes durch eine<br />

Steuergutschrift, eine vom handelsrechtlichen Buchwert<br />

abgezogene Investitionssteuergutschrift, die inflationsbedingte<br />

Erhöhung der steuerlichen Anschaffungskosten<br />

oder die Neubewertung von Vermögensgegenständen<br />

und Schulden bei der Kapitalkonsolidierung<br />

nach der Purchase-Methode. 17 Auch steuerliche<br />

Spezialvorschriften wie die Erfassung langfristiger<br />

Fertigungsaufträge, die steuerlich nach der<br />

Completed-Contract-Methode, handelsrechtlich jedoch<br />

nach der Percentage-of-Completion-Methode<br />

zu berücksichtigen sind, führen nach § 15 SFAS No.<br />

109 zu „temporary differences“; handelsrechtlich sofort<br />

abziehbare Organisationskosten, die steuerlich<br />

abzuschreiben sind, zählen ebenfalls dazu. Bei der<br />

Währungsumrechnung führt einmal der Ausschluß<br />

ausländischer Tochtergesellschaften von der steuerlichen<br />

Neubewertung zu „temporary differences“.<br />

Zweitens werden in den USA auch Umrechnungsdifferenzen<br />

als „temporary“ und damit latente <strong>Steuern</strong><br />

induzierend bezeichnet. Die Zwischengewinnel<strong>im</strong>inierung<br />

führt zu (aktiven) latenten <strong>Steuern</strong>, wenn<br />

keine steuerliche Konsolidierung stattfindet. Bei der<br />

Equity-Methode ist zu beachten, daß nur 20 % des<br />

Unterschiedsbetrages zwischen dem <strong>im</strong> Konzernabschluß<br />

und dem steuerlich zu berücksichtigenden<br />

Dividendeneinkommen „temporary“ ist, während<br />

der Rest als permanent eingestuft wird. 18<br />

12 Vgl. Coenenberg/Hille in: HdJ, a.a.O. (Fußnote 1), Rn. 30f.;<br />

Baumann in: HdR, § 274; Rn. 14f; Lührmann, a.a.O. (Fußnote 1),<br />

S. 101 ff.<br />

13 Vgl. SSAP 15, § 19ff. u. Anhang §§ 5, 7ff., 9ff., 14. Vgl. Davies/Paterson/Wilson,<br />

a.a.O. (Fußnote 8), S. 837f./887ff.; Pereira/Paterson/Wilson,<br />

a.a.O. (Fußnote 4), S. 314ff.; Cooke/Olusegun, United<br />

Kingdom – Individual Accounts in: Ordelheide/KPMG, Transnational<br />

Accounting, London 1995, S. 2730. Zur Neubewertung vgl. auch<br />

Curtis, Accountancy 4/1995, S. 92f.<br />

14 Im deutschen Rechtsraum würden Differenzen dieser Art als quasipermanent<br />

gelten.<br />

15 Vgl. Taylor, United Kingdom – Group Accounts, in: Ordelheide/<br />

KPMG, Transnational Accounting, London 1995, S. 2920ff.; Davies/Paterson/Wilson,<br />

a.a.O. (Fußnote 8), S. 889.<br />

16 Das „Accelerated Cost Recovery System“ stellt eine beschleunigte<br />

steuerliche Abschreibungsmethode in den USA dar; vgl. Kieso/Weygandt,<br />

a.a.O. (Fußnote 5), Kap. 11.<br />

17 Vgl. SFAS No. 109, § 10f. Vgl. Förschle/Kroner/Mandler, Internationale<br />

Rechnungslegung, Bonn 1994, S. 43; Große-Brauckmann,<br />

BFuP 1987, S. 58. Eine umfangreiche Auflistung typischer Temporary<br />

Differences findet sich bei KPMG, a.a.O. (Fußnote 6), S. 40ff.<br />

18 Vgl. Baker/Rappaccioli/Solomon, United States of America – Group<br />

Accounts, in: Ordelheide/KPMG, Transnational Accounting, London<br />

1995, S. 3134/3155ff.<br />

482 Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997


Als Abgrenzungsmethode verwenden SFAS No.<br />

109 und SSAP 15 die Liability Methode, wobei man<br />

in den USA von einer „balance sheet liability method“<br />

spricht. Das FASB folgt der Comprehensive<br />

Allocation, wonach alle wesentlichen aus „temporary<br />

differences“ und Verlustvorträgen resultierenden<br />

Steuerwirkungen latente <strong>Steuern</strong> bewirken. 19<br />

Auch SSAP 15 (1985) bezeichnet die Liability Methode<br />

als die für die Erreichung des Rechnungslegungsziels<br />

der Partial Allocation adäquate Methode.<br />

Demzufolge sind latente Steuerwirkungen nur „to<br />

the extent that it is probable that a liability or asset<br />

will crystallise“ 20 zu berücksichtigen. Als akzeptabel<br />

ist dabei ein Umkehrzeitraum von drei bis fünf Jahren<br />

anzusehen, so daß der harte Kern von „t<strong>im</strong>ing<br />

differences“, der durch revolvierende Differenzen<br />

entsteht, nicht abgegrenzt wird. 21<br />

Die deutsche Vorschrift in § 274 HGB schreibt<br />

keine Abgrenzungsmethode explizit vor. Die Regelung<br />

enthält sowohl dynamische, als auch statische<br />

Einflüsse, so daß eine modifizierte Liability Methode<br />

heranzuziehen ist, indem die Ansatzentscheidung<br />

nach der Deferred Methode und die Bewertung nach<br />

der Liability Methode erfolgt. Ebenso besteht keine<br />

eindeutige Festlegung des erforderlichen Abgrenzungsumfangs.<br />

Bei der Einteilung in zeitlich begrenzte<br />

und quasi-permanente Unterschiede besteht<br />

ein Ermessensspielraum, da keine genaue Trennung<br />

von kurz- und langfristigen Unterschieden vorgenommen<br />

wird. Dem Gesetzeswortlaut zufolge ist auf<br />

eine umfassende Abgrenzung zu schließen, während<br />

das „going-concern“-Prinzip die Vernachlässigung<br />

der langfristigen Differenzen gestattet. Dies erschwert<br />

die Zuordnung zur Comprehensive bzw.<br />

Partial Allocation und läßt beide Varianten akzeptabel<br />

erscheinen. 22<br />

Land Abgrenzungsgegenstand Abgrenzungsmethode Abgrenzungsumfang<br />

BRD t<strong>im</strong>ing differences Modifizierte Liability Comprehensive oder<br />

Methode (dem Grunde Partial Allocation (abhännach:<br />

Deferred, der Höhe gig von der Definition<br />

nach: Liability Methode) kurz- u. langfristiger<br />

Unterschiede)<br />

Großbritannien t<strong>im</strong>ing differences Liability Methode Partial Allocation (akzep-<br />

(Ausnahme: Akquisitions- tabler Umkehrzeitraum:<br />

bilanzierung) drei bis fünf Jahre)<br />

USA temporary differences Liability Methode (bilanz- Comprehensive<br />

orientierte Sichtweise) Allocation<br />

Abb. 2: Grundlagen der Abgrenzung<br />

3. <strong>Vergleich</strong> der Ermittlungs- und Bewertungsvorschriften<br />

In Deutschland werden die latenten <strong>Steuern</strong> gemäß<br />

§ 274 HGB auf Basis einer Gesamtbetrachtung ermittelt.<br />

Die dabei ausnahmsweise zulässige Saldierung<br />

ist weder auf verschiedene Steuersysteme, noch<br />

auf einzelne Konzernunternehmen beschränkt. Da jedoch<br />

keine Saldierungspflicht besteht, kommen als<br />

alternative Ermittlungsarten die Gesamtdifferenzenbetrachtung<br />

mit Ausweis eines aktiven/passiven Saldos,<br />

die Gesamtdifferenzenbetrachtung mit Ausweis<br />

des passiven, aber nicht des aktiven Saldos und<br />

schließlich die Einzeldifferenzenbetrachtung mit getrenntem<br />

Ausweis der aktiven und passiven latenten<br />

<strong>Steuern</strong> in Frage. Als Steuersatz ist der zukünftige<br />

Tarif heranzuziehen, der neben der körperschaftsteuerlichen<br />

Tarifbelastung eine durchschnittliche Gewerbeertragsteuerkomponente<br />

enthält. Eine Abzinsung<br />

der latenten Steuerposition wird in der deutschen<br />

Literatur größtenteils abgelehnt. 23<br />

SSAP 15 fordert zur Ermittlung latenter <strong>Steuern</strong><br />

eine vernünftige und vorsichtige jährliche Schätzung<br />

der Differenzen auf Basis aller verfügbaren Informationen<br />

über einen vertretbaren Umkehrzeitraum<br />

von drei bis fünf Jahren hinweg. Im Sinne einer Gesamtdifferenzenbetrachtung<br />

ist eine Rückstellung<br />

für latente <strong>Steuern</strong> mit aktiven latenten <strong>Steuern</strong> zu<br />

saldieren sowie um mit der Steuerverbindlichkeit<br />

verrechenbare Körperschaftsteuervorauszahlungen<br />

(„Advance Corporation Tax“) für auszuzahlende Dividenden<br />

zu kürzen. 24 Als Steuersatz ist der Tarif<br />

heranzuziehen, der <strong>im</strong> Umkehrzeitpunkt vermutlich<br />

anzuwenden ist. Die Abzinsung der latenten Steuerpositionen<br />

ist nach SSAP 15 nicht verboten und<br />

wird teilweise auch befürwortet, sie stellt jedoch<br />

keine geläufige Praxis dar. Es ist keine Aufteilung in<br />

kurz- und langfristige latente <strong>Steuern</strong> nötig. 25<br />

19 Vgl. SFAS No. 109, §§ 8b, 87ff. Vgl. KPMG, a.a.O. (Fußnote 6),<br />

S. 1f.; Read/Bartsch, JoA 12/1992, S. 37; Kieso/Weygandt, a.a.O.<br />

(Fußnote 5), S. 1066f. Ausnahmen von der umfassenden Abgrenzung<br />

nennt § 169ff. SFAS No. 109.<br />

20 SSAP 15, § 25.<br />

21 Vgl. SSAP 15, §§ 15, 23ff. Vgl. Davies/Paterson/Wilson, a.a.O.<br />

(Fußnote 8), S. 843ff./860f.; G<strong>im</strong>pel-Kloos, Die Ausübung nationa-<br />

ler Wahlrechte <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

die Zielsetzungen der 4. EG-<br />

Richtlinie: dargestellt am Beispiel<br />

Großbritanniens und der<br />

Bundesrepublik Deutschland,<br />

Heidelberg 1990, S. 230.<br />

22 Vgl. Baumann in: HdR, § 274,<br />

Rn. 12; Treuhand-Vereinigung,<br />

Rechnungslegung <strong>im</strong> Konzern<br />

nach dem BiRiLi-Gesetz, Frankfurt<br />

1987, S. 194; für eine umfassende<br />

Abgrenzung vgl. Neumann,<br />

Die Steuerabgrenzung <strong>im</strong><br />

handelsrechtlichen Jahresabschluß,<br />

Frankfurt 1992, S. 164f.<br />

23 Vgl. Coenenberg/Hille in: HdJ, a.a.O. (Fußnote 1), Rn. 39ff./53; Laser,<br />

a.a.O. (Fußnote 1), Rn. 80f.; Lührmann, a.a.O. (Fußnote 1),<br />

S. 130 ff. Zur Abzinsungsdiskussion vgl. Reiners, DB 1988, S. 1912<br />

(Pro) versus Schnicke/Fischer in: Beck’scher Bilanzkommentar,<br />

§ 274 HGB, Rn. 17, und Runge, BB 1987, S. 27f. (Contra).<br />

24 Vgl. SSAP 15, § 27ff. u. Anhang § 4. Vgl. G<strong>im</strong>pel-Kloos, a.a.O.<br />

(Fußnote 21), S. 230f.; Davies/Paterson/Wilson, a.a.O. (Fußnote 8),<br />

S. 861ff.; Köhler/Rotter, a.a.O. (Fußnote 4), S. 406.<br />

25 Vgl. SSAP 15, § 14. Vgl. Tschopp, a.a.O. (Fußnote 1), S. 225; Eisolt,<br />

DB 1986, S. 1239; Davies/Paterson/Wilson, a.a.O. (Fußnote 8),<br />

S. 849/885; Derwent, Accountancy 8/1992, S. 74; Pereira/Paterson/Wilson,<br />

a.a.O. (Fußnote 4), S. 316ff.; Hopcroft, a.a.O. (Fußnote<br />

7), S. 80.<br />

Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997 483


Nach SFAS No. 109 wird auf Basis der relevanten<br />

Unterschiede unter Anwendung des für die Umkehrperiode<br />

erwarteten Grenzsteuersatzes der Gesamtbetrag<br />

der aktiven bzw. passiven latenten <strong>Steuern</strong> festgestellt.<br />

Der Steuersatz muß – <strong>im</strong> Gegensatz zu SSAP<br />

15 – bereits gesetzlich verabschiedet sein, um so die<br />

Beeinträchtigung des „true and fair view“ durch subjektive<br />

Tarifantizipationen einzugrenzen. Eine Abzinsung<br />

der zukünftigen Steuerwirkungen darf gemäß<br />

SFAS No. 109 nicht erfolgen. 26 Für aktive Latenzen<br />

ist eine Wertberichtigung erforderlich, wenn die voll-<br />

ständige Realisierung der<br />

Steuerentlastung nicht sicher<br />

ist. Der aktive latente<br />

Steuerposten wird dann um<br />

den Betrag verringert, der<br />

höchstwahrscheinlich nicht<br />

verwirklicht werden kann,<br />

wobei ein Wahrscheinlichkeitsgrad<br />

von über 50 %<br />

(„more likely than not“)<br />

vorausgesetzt wird. Zur<br />

Best<strong>im</strong>mung dieser „Valuation<br />

Allowance“ müssen<br />

alle positiven und negativen<br />

Einflußfaktoren für ein<br />

ausreichend hohes Einkommen<br />

berücksichtigt<br />

und objektiv abgewogen<br />

werden (z. B. Auftragsbestände,<br />

konstanter Gewinnverlauf<br />

bzw. Verlusterwartungen,<br />

kurzer Verlustverrechnungszeitraum).<br />

Im<br />

Gegensatz zu SFAS No. 96<br />

werden auch zukünftige Ereignisse berücksichtigt,<br />

während das frühere Verfahren zur Best<strong>im</strong>mung des<br />

genauen Umkehrzeitpunkts der zeitlich befristeten<br />

Differenzen („Scheduling“) <strong>im</strong> allgemeinen entfällt.<br />

Besondere Bedeutung nehmen in diesem Zusammenhang<br />

Steuerplanungsstrategien („tax planning strategies“)<br />

ein, die durch die zeitliche Verlagerung von Erträgen<br />

und Aufwendungen, die Umqualifizierung der<br />

Einkunftsart oder den Wechsel von steuerfreien zu<br />

steuerpflichtigen Investitionen das erforderliche Einkommen<br />

beeinflussen. Die passive Wertberichtigung<br />

26 Vgl. SFAS No. 109, §§ 18, 233ff. Vgl. Tschopp, a.a.O. (Fußnote 1),<br />

S. 206/230; Read/Bartsch, JoA 12/1992, S. 37. Zur Abzinsung siehe<br />

SFAS No. 109, §§ 5b, 198f. sowie KPMG, a.a.O. (Fußnote 6), S. 5;<br />

Pereira/Paterson/Wilson, a.a.O. (Fußnote 4), S. 333.<br />

27 Vgl. SFAS No. 109, §§ 17e, 21dff., 246ff. Vgl. KPMG, a.a.O. (Fußnote<br />

6), S. 4ff./67ff.; Read/Bartsch, JoA 12/1992, S. 38ff.;<br />

Hauck/Michel, WPg 1992, S. 453f.; Petree/Gregory/Vitray, JoA<br />

3/1995, S. 72ff.<br />

28 Vgl. SFAS No. 109, §§ 40f. u. § 153. Vgl. Read/Bartsch, JoA<br />

12/1992, S. 45f.; KPMG, a.a.O. (Fußnote 6), S. 155f.; Baker/Rappaccioli/Solomon,<br />

a.a.O. (Fußnote 18), S. 3157.<br />

29 Vgl. SFAS No. 109, § 17. Vgl. KPMG, a.a.O. (Fußnote 6), S. 50f.;<br />

Pereira/Paterson/Wilson, a.a.O. (Fußnote 4), S. 335.<br />

kann jeden Wert zwischen Null und der vollen Höhe<br />

der aktiven latenten <strong>Steuern</strong> annehmen, wodurch die<br />

Bewertung der aktiven latenten <strong>Steuern</strong> einen hohen<br />

Grad an Subjektivität beinhaltet. 27 „Deferred Tax Assets/Liabilities“<br />

werden in kurz- bzw. langfristige Posten<br />

unterteilt, wobei als Kriterium die Kategorie der<br />

zugrundeliegenden Bilanzposition oder – bei einem<br />

steuerlichen Verlustvortrag – der Umkehrzeitpunkt<br />

der Ergebnisdifferenz dient. Die als „current“ bzw.<br />

„non-current“ eingestuften latenten <strong>Steuern</strong> sind zu<br />

saldieren, wenn sie aus Sicht des Steuerpflichtigen auf<br />

Land Ermittlung latenter <strong>Steuern</strong> Bewertung latenter <strong>Steuern</strong> Diskontierung<br />

BRD Gesamtbetrachtung mit Zukünftiger Tarif inkl. strittig:<br />

<strong>im</strong>plizitem Saldierungs- GewESt; <strong>im</strong> KA: überwiegend abgelehnt<br />

wahlrecht individueller oder<br />

durchschnittlicher Tarif<br />

Großbritannien Vorsichtige Gesamtbe- Erwarteter zukünftiger Kein Abzinsungsgebot,<br />

trachtung: Verrechnung Tarif, der noch nicht aber auch kein Verbot;<br />

von aktiven und passiven verabschiedet sein muß entspricht jedoch nicht<br />

latenten <strong>Steuern</strong> sowie britischer Praxis<br />

Kürzung um vorhandene<br />

KSt-Vorauszahlungen<br />

USA Verrechnung von aktiven Erwarteter Grenzsteuersatz Keine Abzinsung<br />

und passiven latenten des regulären Systems,<br />

<strong>Steuern</strong>; evtl. Ansatz einer soweit er bereits gesetzlich<br />

Valuation Allowance zur verabschiedet ist<br />

Best<strong>im</strong>mung der Realisierungswahrscheinlichkeit<br />

der aktiven Steuerlatenzen<br />

unter Einbeziehung von zu-<br />

künftigen Ereignissen und<br />

Steuerplanungsstrategien;<br />

latente <strong>Steuern</strong> entstehen<br />

auf kommunaler, staatlicher,<br />

bundesstaatlicher und<br />

internationaler Ebene; interne<br />

Saldierung der kurz-<br />

und langfristigen latenten<br />

<strong>Steuern</strong> gegenüber der<br />

gleichen Steuerbehörde<br />

Abb. 3: Berechnungsschritte latenter <strong>Steuern</strong><br />

die gleiche Steuerbehörde entfallen. 28 Der Abgrenzungsbedarf<br />

ist nach Steuersystemen getrennt für jeden<br />

Steuerpflichtigen gesondert zu ermitteln. Somit<br />

entstehen latente <strong>Steuern</strong> auf kommunaler, staatlicher,<br />

bundesstaatlicher und internationaler Ebene. 29<br />

IV. Empirische Belege zur praktischen<br />

Anwendung der Regelungen<br />

Zur Verdeutlichung der Anwendung latenter <strong>Steuern</strong><br />

in der Praxis wurden zehn deutsche, britische und<br />

US-amerikanische Konzernabschlüsse untersucht. 30<br />

30 Grundlage dieser Untersuchung sind die Geschäftsberichte der folgenden<br />

Unternehmen: BRD: BASF AG (1995), Bayer AG (1995) BMW<br />

AG (1995), Da<strong>im</strong>ler Benz AG (1995), Deutsche Telekom AG (1995),<br />

Hoechst AG (1995), Lufthansa AG (1995), RWE AG (1995), Siemens<br />

AG (1995), VEBA AG (1995); GB: B.A.T. Industries plc (1993), British<br />

Aerospace plc (1992), British Gas plc (1991), British Petroleum Co.<br />

plc (1993), British Telecommunications plc (1993), B.T.R. plc (1994),<br />

Hanson plc (1993), ICI plc (1992), J. Sainsbury plc (1993), Shell Transport<br />

& Trading Co. plc (1993); USA: AT&T (1994), Boeing Company<br />

(1994), Dow Chemical Company (1994), Eastman Kodak Company<br />

(1994), General Electric Company (1994), General Motors Corporation<br />

(1994), IBM Corporation (1994) Merck & Co., Inc. (1994), Philip Morris<br />

Companies, Inc. (1994), Phillips Petroleum Company (1994)<br />

484 Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997


Von den deutschen Unternehmen wird<br />

sechsmal ein Aktivposten und zwe<strong>im</strong>al ein<br />

Passivposten für latente <strong>Steuern</strong> ausgewiesen.<br />

Siemens setzt als einziges Unternehmen<br />

aktive und passive latente <strong>Steuern</strong> an.<br />

Die Lufthansa bilanziert keine latenten<br />

<strong>Steuern</strong>: Den Anhangserläuterungen zufolge<br />

wird aufgrund des steuerlichen Verlustes<br />

auf ihren Ansatz verzichtet; der aktive<br />

Vorjahresbestand wird 1995 steuererhöhend<br />

aufgelöst (+ 1,76 %). 31 Ein aktiver<br />

Saldo erscheint unter „Forderungen und<br />

Sonstige Vermögensgegenstände“ (Bayer,<br />

Hoechst, Siemens) oder auch als „Rechnungsabgrenzungsposten“<br />

(BASF, BMW,<br />

Da<strong>im</strong>ler Benz, RWE), wobei die konzernspezifischen<br />

aktiven latenten <strong>Steuern</strong> zum Teil gesondert<br />

angegeben werden. Passive latente <strong>Steuern</strong> werden<br />

als „Steuerrückstellungen und Sonstige Rückstellungen“<br />

(BASF) oder „Übrige/ Andere Rückstellungen“<br />

(Deutsche Telekom, RWE, Siemens, VEBA) erfaßt.<br />

Die Angaben zur Steuerabgrenzung beschränken<br />

sich i.d.R. auf die Aussage, daß auf „zeitliche Unterschiede<br />

zwischen dem Handelsbilanzergebnis und<br />

dem steuerlichen Einkommen der konsolidierten<br />

Gesellschaften sowie auf zeitliche Ergebnisunterschiede<br />

aus Konsolidierungsmaßnahmen“ 32 latente<br />

<strong>Steuern</strong> abgegrenzt werden. Da<strong>im</strong>ler Benz und<br />

BASF berufen sich allein auf ergebniswirksame El<strong>im</strong>inierungen.<br />

Bei der Deutschen Telekom dürfen<br />

Abweichungen aus der Bilanz der Deutschen Telekom<br />

AG aufgrund ihrer bis zum 31. 12. 1995 gültigen<br />

Steuerbefreiung nicht einbezogen werden. 33 Für<br />

die aus den Einzelabschlüssen übernommenen latenten<br />

<strong>Steuern</strong> kann das Aktivierungswahlrecht <strong>im</strong><br />

Konzernabschluß neu ausgeübt werden: Einen entsprechenden<br />

Aktivsaldo berücksichtigen z.B. Bayer<br />

und Hoechst, während er bei Siemens, BMW und<br />

RWE vernachlässigt wird. 34<br />

Deutsche Unternehmen verwenden i.a. „t<strong>im</strong>ing<br />

differences“ als Abgrenzungsgegenstand (BASF,<br />

BMW, Hoechst, Lufthansa, RWE, Siemens). Auch<br />

Da<strong>im</strong>ler Benz und VEBA legen dem deutschen Abschluß<br />

diese GuV-orientierte Sichtweise zugrunde,<br />

während der bei der SEC einzureichende, an die US-<br />

GAAP angepaßte Abschluß auf „temporary differences“<br />

basiert. 35 Drei der zehn Abschlüsse nennen die<br />

Liability Methode explizit als Abgrenzungsmethode<br />

(Bayer, Siemens, VEBA). Bei den anderen kann aus<br />

dem bilanziellen Ausweis ebenfalls auf ihre Anwendbarkeit<br />

geschlossen werden. Ein Hinweis auf<br />

den erforderlichen Steuersatz findet sich lediglich<br />

<strong>im</strong> VEBA-Abschluß. 36<br />

Die Untersuchung der Wirkungen latenter <strong>Steuern</strong><br />

auf das Ergebnis vor <strong>Steuern</strong> ergibt für die deutschen<br />

Konzernabschlüsse das folgende Bild:<br />

Unternehmen: Anteil der latenten <strong>Steuern</strong> Vorjahr 1994<br />

am Vor-Steuer-Ergebnis 1995<br />

BASF AG Hinweis ohne Betrag /<br />

BAYER AG 6,16 % 0,64 %<br />

BMW AG Hinweis ohne Betrag /<br />

Da<strong>im</strong>ler Benz AG Keine Angabe /<br />

Deutsche Telekom AG Keine Angabe /<br />

Hoechst AG (0,32 %) (29,38 %)<br />

Lufthansa AG 0,1 % 0,86 %<br />

RWE AG (0,44 %) 3,91 %<br />

Siemens AG 1,81 % (8,29 %)<br />

VEBA AG 4,14 % 4,23 %<br />

(..) = latenter Steuerertrag<br />

Abb. 4: Anteil latenter <strong>Steuern</strong> am Gewinn vor <strong>Steuern</strong> in zehn deutschen<br />

Konzernabschlüssen<br />

Die britischen Geschäftsberichte zeigen dagegen<br />

eine einheitlichere Handhabung der latenten <strong>Steuern</strong>.<br />

In den „Accounting Policies“ wird zum Teil explizit,<br />

zum Teil <strong>im</strong>plizit die Liability Methode genannt.<br />

Nach dem Partial Allocation-Ansatz wird auf<br />

eine Abgrenzung verzichtet, „where the liability is<br />

not expected to arise in the foreseeable future.“ 37 Eine<br />

Ausnahme besteht laut British Telecommunications<br />

bei „t<strong>im</strong>ing differences“ aufgrund von Pensionsaufwendungen,<br />

die <strong>im</strong>mer umfassend abzugrenzen<br />

sind. 38 Im Gegensatz zu deutschen Abschlüssen wird<br />

hier nicht zwischen einzel- und konzernabschlußspezifischen<br />

latenten <strong>Steuern</strong> unterschieden.<br />

Acht der zehn britischen Unternehmen weisen<br />

passive latente <strong>Steuern</strong> aus. Bei BTR wird der ermittelte<br />

latente Steuerposten zwar unter den Rückstellungen<br />

angesetzt, ist aber eigentlich aktiver Natur.<br />

Die Konzernbilanz von British Gas enthält keine latenten<br />

<strong>Steuern</strong> und der Anhang gibt nur den <strong>im</strong> Sinne<br />

der Comprehensive Allocation nötigen Steuerabgrenzungsbetrag<br />

an. 39 Die passiven Steuerlatenzen<br />

erscheinen als eigene Rubrik „Deferred Tax“ (BP,<br />

Sainsburys, Shell) oder unter den „Provisions for<br />

Liabilities and Charges“ (B.A.T., British Aerospace,<br />

BT, BTR, Hanson, ICI).<br />

Alle Anhangserläuterungen enthalten Ausführungen<br />

zum Abgrenzungsumfang bei Comprehensive/<br />

Partial Allocation, wobei jedoch erhebliche Unterschiede<br />

bestehen: Bei BP, BT und B.A.T. erfolgt eine<br />

ausführliche Auflistung des berücksichtigten Be-<br />

31 Vgl. Lufthansa 1995, S. 51. Der ermittelte Prozentsatz bezieht sich<br />

auf die Beeinflussung des Ergebnisses vor <strong>Steuern</strong> durch den latenten<br />

Steuerertrag.<br />

32 Siemens 1995, S. 53.<br />

33 Vgl. Da<strong>im</strong>ler Benz 1995, S. 56/59; BASF 1995, S. 46; Deutsche Telekom<br />

1995, S. 63/66.<br />

34 Vgl. z. B. Hoechst 1995, S. 59; RWE 1994/1995, S. 86.<br />

35 Vgl. Da<strong>im</strong>ler Benz 1995, S. 80; VEBA 1995, S. 94.<br />

36 Vgl. VEBA 1995, S. 86.<br />

37 British Telecommunications 1993, S. 10.<br />

38 Vgl. British Telecommunications 1993, S. 11.<br />

39 Vgl. British Gas 1991, S. 9/19; BTR 1994, S. 56.<br />

Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997 485


trags und der Gesamthöhe der potentiellen „t<strong>im</strong>ing<br />

differences“. Im Shell-Abschluß wird der Unterschied<br />

der hier gemäß SFAS No. 109 umfassend ermittelten<br />

Rückstellung <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong> zur Partial Allocation<br />

angegeben. 40 Während z.B. British Gas, ICI<br />

und Sainsburys nur eine sehr grobe Differenzierung<br />

der einzelnen Komponenten in abschreibungsbedingte<br />

und sonstige „t<strong>im</strong>ing differences“ vornehmen,<br />

präsentieren B.A.T., BP und BT eine detaillierte<br />

Aufgliederung. Dabei werden z.B. steuerliche<br />

Verlustvorträge, Veräußerungsgewinne, Pensionsund<br />

Restrukturierungsaufwendungen als mögliche<br />

Quellen latenter <strong>Steuern</strong> genannt, wobei eine eventuell<br />

anrechenbare ACT („Advance Corporation<br />

Tax“) in Abzug gebracht werden muß. Eine Entwicklungsübersicht<br />

sowie die Aufteilung der latenten<br />

<strong>Steuern</strong> in in- und ausländische Bestandteile<br />

sind weitere mögliche Elemente der Anhangserläuterungen.<br />

Der Hanson-Abschluß enthält eine Überleitungsrechnung<br />

(„reconciliation“) des gesetzlichen<br />

Tarifs auf den effektiven Unternehmenssteuersatz;<br />

die anderen Unternehmen weisen in der Regel nur<br />

verbal auf eine Abweichung hin. 41<br />

Die prozentualen Anteile der latenten Steuerwirkungen<br />

am Ergebnis vor <strong>Steuern</strong> („Profit on ordinary<br />

activities before taxation“) faßt Abb. 5 zusammen.<br />

Unternehmen: Anteil der latenten <strong>Steuern</strong><br />

am Vor-Steuer-Ergebnis 199X*<br />

Vorjahr*<br />

B.A.T. Industries plc (2,71 %) (1,82 %)<br />

British Aerospace plc ** (19,57 %) 13,39 %<br />

British Gas plc (0,71 %) 0,00 %<br />

British Petroleum Co. plc<br />

British<br />

1,00 % (24,11 %)<br />

Telecommunications plc (5,83 %) (2,18 %)<br />

B.T.R. plc (1,00 %) 2,35 %<br />

Hanson plc 0,39 % 0,54 %<br />

ICI plc (8,32 %) 0,00 %<br />

Sainsburys<br />

Shell<br />

(0,10 %) 0,00 %<br />

Transport & Trading Co. plc<br />

(..) = latenter Steuerertrag<br />

(0,36 %) (4,57 %)<br />

* = Der Untersuchung wurden Abschlüsse aus unterschiedlichen Jahren<br />

zugrundegelegt.<br />

** = Der sehr hohe latente Steuerertrag beruht auf der Berücksichtigung aktiver<br />

latenter <strong>Steuern</strong> i.H.v. £ 250 Mio. auf eine Rückstellung für Restrukturierungsaufwendungen<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Exceptional Items.<br />

Abb. 5: Anteil latenter <strong>Steuern</strong> am Gewinn vor <strong>Steuern</strong> in zehn britischen<br />

Konzernabschlüssen<br />

Die US-Unternehmen wenden SFAS No. 109 in<br />

der Regel seit 1. 1. 1992, teilweise auch erst seit<br />

1. 1. 1993 an. Boeing und Philip Morris, die bereits<br />

nach SFAS No. 96 latente <strong>Steuern</strong> bilanzierten, bezeichnen<br />

die Auswirkungen der Umstellung als unwesentlich.<br />

Die Unternehmen weisen in den „Accounting<br />

Policies“ oder in der einschlägigen Anhangserläuterung<br />

auf die wesentlichen Elemente des<br />

SFAS No. 109 hin: „temporary differences“, Liability<br />

Methode und die Anwendung des „currently<br />

enacted tax laws“ 42 zur Berechnung der latenten<br />

<strong>Steuern</strong>. Phillips Petroleum und Dow verweisen<br />

schon in den Bilanzierungsgrundsätzen auf den Verzicht<br />

von latenten <strong>Steuern</strong> auf einbehaltene Gewinne<br />

von Tochterunternehmen, assoziierten Unternehmen<br />

und Joint Ventures, wenn sie langfristig reinvestiert<br />

werden. 43<br />

Der bilanzielle Ausweis erfolgt (außer bei GM) in<br />

einer individuellen Kombination aus kurz- und langfristigen<br />

„Assets/Liabilities“. Auch die GuV-Erläuterung<br />

enthält eine Aufteilung des Steueraufwands<br />

in „Current/Deferred income taxes“ sowie eine Untergliederung<br />

in bundesstaatliche, einzelstaatliche<br />

und kommunale sowie ausländische Elemente. Besondere<br />

Erwähnung verdient die Berücksichtigung<br />

latenter <strong>Steuern</strong> in der Kapitalflußrechnung aller<br />

US-Unternehmen: Im Gegensatz zu deutschen und<br />

britischen Konzernabschlüssen werden hier latente<br />

<strong>Steuern</strong> als „Adjustments to reconcile net earnings<br />

to operational cash flow“ aufgeführt. 44<br />

Alle US-Geschäftsberichte beinhalten eine „reconciliation“.<br />

Diese Überleitungsrechnung der „statutory<br />

tax rate“ zur „effective tax rate“ kann als prozentuale<br />

Darstellung vom Soll-/Ist-Tarif sowie der<br />

Abweichungsursachen (permanente Differenzen)<br />

erfolgen (Boeing, GE, IBM, Philip<br />

Morris); sie kann auch auf Basis der<br />

ermittelten Steuerbeträge vorgenommen<br />

werden (Eastman Kodak, GM, Merck,<br />

Phillips Petroleum). AT&T sowie Dow<br />

kombinieren beide Methoden. 45 Beachtenswert<br />

ist die Angabe der einzelnen<br />

Komponenten latenter <strong>Steuern</strong>: Abschreibungen<br />

werden in erster Linie als Ursache<br />

für passive Differenzen und Restrukturierungs-<br />

sowie Pensionsaufwendungen oder<br />

steuerliche Verlustvorträge als Quellen aktiver<br />

Differenzen genannt. 46 Die detailliertesten<br />

Ausführungen zum Umgang mit aktiven<br />

Steuerlatenzen liefert der GM-Abschluß,<br />

der eine umfangreiche Diskussion<br />

der Faktoren beinhaltet, die nach Einschätzung<br />

des Managements für die Verwirklichung<br />

der latenten Steuerentlastung<br />

sprechen. Dazu gehören Gewinne und Er-<br />

40 Vgl. Shell Transport & Trading Co. 1993, S. 41.<br />

41 Vgl. z.B. bei BP 1993, S. 41; Hanson 1993, S. 35/42.<br />

42 Boeing 1994, S. 42.<br />

43 Vgl. Phillips Petroleum 1994, S. 41; Dow 1994, S. 31.<br />

44 Vgl. stellvertretend bei Dow 1994, S. 29; General Electric 1994,<br />

S. 30.<br />

45 Vgl. AT&T 1994, S. 36; Dow 1994, S. 33.<br />

46 Zu einer ausführlichen Auflistung von Beispielen sowie weiteren Informationen<br />

(z.B. Umkehrzeitraum der Temporary Differences) vgl.<br />

IBM 1994, S. 57ff.<br />

486 Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997


gebnisverbesserungen in den letzten Jahren, Steuerplanungsstrategien,<br />

eine lange Laufzeit der aktiven<br />

latenten <strong>Steuern</strong> sowie praktische Erfahrungen bei<br />

der Realisierung latenter <strong>Steuern</strong>. 47<br />

Ein Unterschied der amerikanischen <strong>im</strong> <strong>Vergleich</strong><br />

zu deutschen und britischen Abschlüssen liegt in der<br />

Größenordnung der latenten <strong>Steuern</strong>. Wie Abbildung<br />

6 zeigt, ergeben sich für die US-Unternehmen<br />

höhere Quoten, was die verhältnismäßig größere Bedeutung<br />

der latenten <strong>Steuern</strong> in den USA ersichtlich<br />

macht.<br />

Unternehmen: Anteil der latenten <strong>Steuern</strong><br />

am Vor-Steuer-Ergebnis 1994<br />

Vorjahr 1993<br />

AT&T* 8,85 % 16,67 %<br />

Boeing 3,15 % (29,43 %)<br />

Dow 1,66 % 1,57 %<br />

Eastman Kodak (12,57 %) (13,28 %)<br />

GE* 11,48 % 8,54 %<br />

GM* 12,57 % (24,75 %)<br />

IBM 16,00 % (15,76 %)**<br />

Merck (2,19 %) (5,38 %)<br />

Philip Morris 7,46 % 4,65 %<br />

Phillips Petroleum (6,10 %) (14,87 %)<br />

(..) = latenter Steuerertrag<br />

* = inkl. „Net deferred investment tax credits“<br />

** = <strong>Latente</strong>r Steuerertrag als Reduzierung des 1993<br />

erwirtschafteten Verlustes<br />

Abb. 6: Anteil latenter <strong>Steuern</strong> am „Income before<br />

Income taxes“ in zehn US-Abschlüssen<br />

Als Ergebnis der Analyse läßt sich festhalten, daß<br />

erhebliche Unterschiede bei Umfang und Ausführlichkeit<br />

der veröffentlichten Informationen bestehen.<br />

Es existiert ein eindeutiges Informationsgefälle von<br />

den amerikanischen über die britischen hin zu den<br />

deutschen Abschlüssen. Zwar bestehen auch bei den<br />

US-Berichten Unterschiede bezüglich des Detaillierungsgrades<br />

der Angaben, die Bestandteile entsprechen<br />

sich aber grundsätzlich.<br />

V. <strong>Latente</strong> <strong>Steuern</strong> nach IAS 12 (rev.) als<br />

gemeinsamer Kompromiß?<br />

Die Abweichungen der nationalen Bilanzierungspraktiken<br />

erschweren die internationale <strong>Vergleich</strong>barkeit<br />

der Steuerabgrenzung. Angesichts der expandierenden<br />

Wirtschaftsverflechtungen und der<br />

zunehmend globalen Kapitalmarktorientierung ist<br />

die Notwendigkeit international vergleichbarer<br />

Konzernabschlüsse jedoch unumstritten. Da vor<br />

diesem Hintergrund die Weiterentwicklung individueller<br />

nationaler Standards zur Bilanzierung latenter<br />

<strong>Steuern</strong> wenig sinnvoll erscheint, bietet sich eine<br />

Zusammenarbeit der Länder <strong>im</strong> Rahmen des IASC<br />

an. 48 IAS 12 (rev.) „Income Taxes“ wurde <strong>im</strong> September<br />

1996 in Barcelona als Nachfolger von IAS<br />

12 (1979) „Accounting for Income Taxes“ anerkannt<br />

und ist ab dem 1. Januar 1998 anzuwenden.<br />

Die Neufassung basiert auf dem Exposure Draft<br />

E 49 und beinhaltet die folgenden wesentlichen<br />

Elemente: 49<br />

Inhalte IAS 12 (revised 1996)<br />

Aussagegehalt Bilanzierungspflicht für aktive und<br />

passive latente <strong>Steuern</strong>; dabei spezielle<br />

Ansatzvoraussetzungen für aktive<br />

latente <strong>Steuern</strong>; IAS 12.15ff.,<br />

12.24ff. (rev.), Aktivierungspflicht<br />

für latente <strong>Steuern</strong> aus Verlustvorträgen<br />

Abgrenzungsgegenstand temporary differences (IAS 12.5,<br />

Appendix 1 (rev.))<br />

Abgrenzungsmethode Bilanzorientierte Liability Methode<br />

Abgrenzungsumfang Comprehensive Allocation<br />

Ermittlung latenter <strong>Steuern</strong> Bruttomethode;<br />

Saldierung nur für latente <strong>Steuern</strong><br />

bzgl. gleicher Steuerbehörde und bei<br />

rechtlich durchsetzbarem Anspruch;<br />

keine Saldierung von kurz- und langfristigen<br />

latenten <strong>Steuern</strong> (IAS<br />

12.74f. (rev.))<br />

Bewertung latenter <strong>Steuern</strong> Zukünftiger Tarif (IAS 12.47ff.<br />

(rev.)): entweder bereits gesetzlich<br />

verabschiedet oder erwartet<br />

Diskontierung Diskontierungsverbot<br />

(rev.))<br />

(IAS 12.53<br />

Abb. 7: Bilanzierung latenter <strong>Steuern</strong> nach IAS 12 (rev.) 50<br />

Während die ältere Version von 1979 für die Abgrenzungsmethode<br />

sowie den Abgrenzungsumfang<br />

ein Wahlrecht vorsah, ist nach IAS 12 (rev.), in Anlehnung<br />

an die internationale Praxis, die Liability<br />

Methode in Verbindung mit der Comprehensive Allocation<br />

verbindlich. Eine wesentliche Neuerung<br />

stellt die in Anlehnung an SFAS No. 109 vorgenommene<br />

inhaltliche Erweiterung der bisher relevanten<br />

„t<strong>im</strong>ing differences“ zu „temporary differences“ dar,<br />

so daß hier nun ebenfalls die Bilanz <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

steht. Der Comprehensive Allocation-Ansatz leitet<br />

sich aus dem Begriff der „temporary differences“<br />

ab, der nicht mehr auf den genauen Ausgleichszeitpunkt<br />

abstellt, sondern von einer generellen Umkehr<br />

ausgeht. 51<br />

47 Vgl. General Motors 1994, S. 34.<br />

48 Vgl. Bormann, RIW 1996, S. 40; Kleekämper, Rechnungslegung<br />

aus Sicht des IASC, in: Baetge, Die deutsche Rechnungslegung vor<br />

dem Hintergrund internationaler Entwicklungen, Düsseldorf 1994,<br />

S. 64f.<br />

49 Vgl. IAS 12.89 (rev.); Dove, Accountancy 2/1995, S. 79.<br />

50 Vgl. <strong>im</strong> Detail Coenenberg, a.a.O. (Fußnote 1); Coenenberg/Hille,<br />

DB 1997, S. 537ff.; Coenenberg/Hille, <strong>Latente</strong> <strong>Steuern</strong>, in: Rechnungslegung<br />

nach International Accounting Standards (IAS), hrsg.<br />

von Baetge, J. u.a., Stuttgart 1997 (<strong>im</strong> Erscheinen).<br />

51 Vgl. IASC, IAS 12 (revised 1996) „Income Taxes“, Accountancy<br />

12/1996, S. 89; Dove, Accountancy 2/1995, S. 79f.; Wollmert,<br />

Gegenwärtige und zukünftige Behandlung latenter <strong>Steuern</strong> <strong>im</strong><br />

IASC-Abschluß, in: Dörner/Wollmert, IASC-Rechnungslegung,<br />

Düsseldorf 1995, S. 87ff.; Coenenberg/Hille, DB 1997, S. 537ff.;<br />

Clark, Accountancy 11/1996, S. 58, nennt drei Ausnahmen von<br />

der umfassenden Abgrenzung auf Basis der „temporary differences“:<br />

Goodwill, best<strong>im</strong>mte Investitionen in Tochterunternehmen<br />

und Differenzen aus der Erstverbuchung von Sachanlagevermögen.<br />

Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997 487


Ein passiver latenter Steuerposten erscheint in der<br />

Bilanz vom Eigenkapital getrennt als eigener Posten;<br />

ein aktiver Abgrenzungsposten wird unter den<br />

„expenditures carried forward“ ausgewiesen. Im Gegensatz<br />

zu Exposure Draft E 49, der eine dem SFAS<br />

No. 109 ähnliche Unterteilung der latenten <strong>Steuern</strong><br />

in kurz- und langfristige Bestandteile vorsah, werden<br />

nach IAS 12 (rev.) alle latenten <strong>Steuern</strong> als<br />

„non-current“ bezeichnet. 52<br />

Aktive latente <strong>Steuern</strong> aus „temporary differences“,<br />

steuerlichen Verlustvorträgen und Steuervergünstigungen<br />

dürfen angesetzt werden, wenn <strong>im</strong><br />

Umkehrjahr der Differenz bzw. <strong>im</strong> Vortragszeitraum<br />

Gewinne entstehen, wobei IAS 12 (rev.) das Wahrscheinlichkeitskriterium<br />

von „reasonable expectation“<br />

bzw. „assurance beyond any reasonable doubt“<br />

in Anlehnung an das IASC-Framework auf „probable“<br />

senkt. 53 Für einige Sachverhalte, wie z.B. bisher<br />

nicht ausgeschüttete Gewinne von Tochtergesellschaften<br />

oder assoziierten Unternehmen, werden<br />

nach der Neuregelung <strong>im</strong>mer latente <strong>Steuern</strong> erfaßt,<br />

es sei denn, das Mutterunternehmen kann den Umkehrzeitpunkt<br />

kontrollieren und die Gewinne werden<br />

auf absehbare Zeit einbehalten. Auch für den<br />

Fall der Zeitwertanpassung bei Unternehmenszusammenschlüssen<br />

(Ausnahme: steuerfreier Goodwill)<br />

oder der Neubewertung von Vermögensgegenständen<br />

klärt IAS 12 (rev.) das Erfordernis der Steuerabgrenzung.<br />

54<br />

IAS 12 (rev.) ermittelt die latenten <strong>Steuern</strong> ebenfalls<br />

nach dem Bruttokonzept und erlaubt eine Saldierung<br />

nur für sich auf die gleiche Steuerbehörde<br />

beziehende latente <strong>Steuern</strong>. Als Steuersatz ist der <strong>im</strong><br />

Umkehrzeitpunkt voraussichtlich gültige Steuersatz<br />

heranzuziehen. Dabei handelt es sich i.d.R. um die<br />

am Bilanzstichtag bereits verabschiedeten Tarife. Es<br />

besteht aber auch – wie in Großbritannien – die<br />

Möglichkeit erwartete Steuersätze zu verwenden.<br />

Während IAS 12 in der alten Fassung keine Regelung<br />

zur Diskontierung latenter <strong>Steuern</strong> enthielt, besteht<br />

nach IAS 12 (rev.) ein ausdrückliches Diskontierungsverbot,<br />

da die erforderliche Zeitplanung zu<br />

komplex und nicht praktikabel ist. 55 Dem großen Interesse<br />

des IASC an ausführlichen Angabepflichten<br />

entsprechend, wurde in IAS 12 (rev.) der Umfang<br />

der offenzulegenden Einzelinformationen ausgeweitet.<br />

56<br />

Aus dieser kurzen Gegenüberstellung wird bereits<br />

deutlich, daß der überarbeitete Standard zur<br />

Steuerabgrenzung nicht als Kompromiß bezeichnet<br />

werden kann. Vielmehr zeigt er von seiner<br />

ursprünglichen Form über den Exposure Draft<br />

E 49 bis hin zu der letztlich verabschiedeten<br />

Fassung eine kontinuierliche Anpassung an SFAS<br />

No. 109 und somit an die amerikanische Betrachtungsweise.<br />

Während IAS 12 in seiner bisherigen Fassung <strong>im</strong><br />

allgemeinen mit dem deutschen Bilanzrecht vereinbar<br />

war, ergibt sich nach der revidierten Form für<br />

deutsche IAS-Bilanzierer Anpassungsbedarf vor allem<br />

in folgenden Bereichen:<br />

– generelle Ansatzpflicht für aktive latente <strong>Steuern</strong><br />

unter Berücksichtigung eventueller Wertberichtigungen,<br />

– Ansatzpflicht für latente <strong>Steuern</strong> aus der erfolgswirksamen<br />

Neubewertung <strong>im</strong> Rahmen von Unternehmensakquisitionen,<br />

– eingeschränkte Saldierung aktiver und passiver<br />

latenter <strong>Steuern</strong>,<br />

– umfangreiche Anhangsangaben.<br />

Mit der Ansatzpflicht für latente <strong>Steuern</strong> <strong>im</strong> Rahmen<br />

der Kapitalkonsolidierung, die bisher als quasi-permanent<br />

galten und somit einem Ansatzverbot unterlagen,<br />

ergeben sich Probleme für die Unternehmen,<br />

die einen Konzernabschluß erstellen, der sowohl<br />

HGB- als auch IAS-Normen genügen soll. Die Steuerabgrenzung<br />

kann, z. B. neben der Behandlung von<br />

Forschungs- und Entwicklungskosten, als weiterer<br />

Bereich identifiziert werden, der einem dualen Abschluß<br />

entgegensteht.<br />

VI. Schlußbemerkung<br />

Eine breite Akzeptanz des IAS 12 (rev.) könnte die<br />

internationale <strong>Vergleich</strong>barkeit von Konzernabschlüssen<br />

<strong>im</strong> Bereich der Steuerabgrenzung wesentlich<br />

verbessern. Der starke Einfluß der anglo-amerikanischen<br />

Bilanzphilosophie auf die IASC-Arbeit<br />

stellt aus deutscher Sicht allerdings einen Nachteil<br />

dar. 57 Angesichts der prinzipiellen Gegensätze in der<br />

deutschen und amerikanischen Bilanztradition und<br />

der Dominanz der anglo-amerikanischen Länder <strong>im</strong><br />

IASC ist die weitere aktive Mitarbeit der deutschen<br />

Vertreter aus dem Berufsstand bzw. der Wirtschaft<br />

vonnöten, um die deutsche Sichtweise auch künftig<br />

– zumindest in den Entscheidungsprozeß – mit einbringen<br />

zu können.<br />

52 Vgl. IAS 12.69f. (rev.); Clark, Accountancy 11/1996, S. 60.<br />

53 Vgl. IASC, Accountancy 12/1996, S. 89; Dove, Accountancy<br />

2/1995, S. 80; Wollmert, a.a.O. (Fußnote 51), S. 95f.<br />

54 Vgl. IASC, Accountancy 12/1996, S. 89; Clark, Accountancy<br />

11/1996, S. 58ff.; Cairns, IASC – Group Accounts, in: Ordelheide/KPMG,<br />

Transnational Accounting, London 1995, S. 1799f.; Dove,<br />

Accountancy 2/1995, S. 79f.; KPMG, International Accounting<br />

Standards, Düsseldorf 1996, S. 89.<br />

55 Vgl. IAS 12.53, 12.74ff. (rev.); IASC, Accountancy 12/1996, S. 89;<br />

Dove, Accountancy 2/1995, S. 79f.; Wollmert, a.a.O. (Fußnote 51),<br />

S. 95ff.; IDW, Rechnungslegung nach International Accounting<br />

Standards, Düsseldorf 1995, S. 421; IASC, Background Paper zu<br />

E 49 – Income Taxes, London 1994, Rn. 67.<br />

56 Vgl. IAS 12.79ff. (rev.); Clark, Accountancy 11/1996, S. 60;<br />

KPMG, a.a.O. (Fußnote 54), S. 91; IDW, a.a.O. (Fußnote 55),<br />

S. 422f.<br />

57 Vgl. Förschle/Kroner/Mandler, a.a.O. (Fußnote 17), S. 94; Haller,<br />

DB 1993, S. 1302ff.<br />

488 Die Wirtschaftsprüfung, Heft 14/1997

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