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International - Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik

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Übersicht Lehrabschnitt 2<br />

1) Begriffe<br />

2) Was ist <strong>Politik</strong>?<br />

3) Unterscheidung innere <strong>und</strong><br />

internationale <strong>Politik</strong><br />

4) Anarchie<br />

5) Souveränität<br />

6) Nationale Interesse<br />

7) Macht<br />

8) Schema internationales<br />

System<br />

9) Hegemonie<br />

10) <strong>Außenpolitik</strong><br />

11) Unterscheidung<br />

<strong>Außenpolitik</strong> –<br />

<strong>International</strong>e <strong>Politik</strong>


„Ganz ohne Frage gibt es eine Welt des Unsichtbaren.“<br />

Das Problem ist, wie weit ist sie vom Stadtzentrum weg <strong>und</strong><br />

wie lange hat sie offen?“<br />

Woody Allen: Ohne Leit kein Freud, Reinbek 1979, 13<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 0a


internationale Beziehungen: Interaktion der Staaten =<br />

Gegenstand der Wissenschaft<br />

<strong>International</strong>e Beziehungen: Wissenschaft von den<br />

internationalen Beziehungen<br />

<strong>Außenpolitik</strong>: Aktion <strong>und</strong> Reaktion staatlicher Akteure<br />

Transnationale Beziehungen: Interaktion gesellschaftlicher<br />

Akteure über staatlich-territoriale Grenzen hinweg.<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 1


<strong>Politik</strong> nach Otto Czempiel ist die „autoritativ<br />

(herrschaftlich) <strong>und</strong> über den Modus der Macht erfolgende<br />

Verteilung (<strong>und</strong> Erzeugung) von Werten in den<br />

Sachbereichen Sicherheit, Wohlfahrt, Herrschaft, die vom<br />

politischen System oder von gesellschaftlichen Akteuren<br />

innerhalb des gesellschaftlichen Umfeldes einer Einheit<br />

oder innerhalb der internationalen Umwelt vorgenommen<br />

wird.“<br />

(Czempiel, Ernst-Otto: „<strong>International</strong>e Beziehungen: Begriff, Gegenstand<br />

<strong>und</strong> Forschungsabsicht“, in: Knapp, Manfred/ Krell, Gert (Hrsg.):<br />

Einführung in die <strong>International</strong>e <strong>Politik</strong>, München 1966, S. 2-26, hier S.6)<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 2


Im Innern:<br />

Es existieren Gesetze auf der Basis eines<br />

gemeinsam akzeptierten Selbstbildes<br />

Es gibt Regeln <strong>für</strong> den Wettbewerb um<br />

Autorität <strong>und</strong> legitime Regelsetzung<br />

Es bestehen Kontrollinstanzen (Justiz,<br />

öffentliche Meinung ) <strong>und</strong><br />

Snktionsmechanismen<br />

Es gibt politischen <strong>und</strong> sozio-ökonomischen<br />

Ausgleich (Gleichheitsgr<strong>und</strong>satz)<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 2a


<strong>International</strong>:<br />

Staaten müssen ihre Existenz selbst sichern<br />

(Selbsthilfe)<br />

Staaten müssen zur Sicherung ihrer Interessen<br />

eigene (auch militärische) Mittel erlangen <strong>und</strong><br />

einsetzen<br />

Wettbewerb <strong>und</strong> asymmetrische Macht können<br />

zu Krieg führen<br />

Bedeutung der gegenseitigen<br />

Gegenmachtbildung<br />

Bei bestehender Interdependenz muß man<br />

unter diesen anarchischen Bedingungen (ein<br />

gewisses Maß an) Kooperation erreichen<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 2b


<strong>International</strong>e Beziehungen sind Beziehungen zwischen<br />

territorial organisierten politischen Kollektiven, also<br />

zwischen politischen Einheiten.<br />

„<strong>International</strong>e Beziehungen werden dargestellt in <strong>und</strong><br />

durch spezifische Verhaltensweisen von Personen, die ich<br />

symbolisch nennen möchte, den Diplomaten <strong>und</strong> den<br />

Soldaten“.<br />

Raymond Aron: Frieden <strong>und</strong> Krieg. Eine Theorie der<br />

Staatenwelt, Frankfurt 1986, 13 f<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 2c


„The modern global system of states is an anarchy; that is,<br />

no legitimate superior authority exists to control or manage<br />

the foreign policies or individual states. Each state develops<br />

its external relations in the context of its own interests,<br />

accepts no limitations upon its autonomy except those it<br />

adheres to voluntarily, and ultimately must rely upon itself<br />

when confronted with threats of war.”<br />

Kalevi J. Holsti: <strong>International</strong> Politics, Englewood Cliffs, 1988, 5. Aufl., 81<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 2d


Anarchie<br />

Neo-Realismus<br />

Ko-Aktion von Akteuren in<br />

einer Umwelt ohne<br />

Sanktionsinstanz<br />

Neo-Institutionalismus<br />

Mangelnde Verregelung von<br />

Interdependenzbeziehungen<br />

Konstruktivismus<br />

Reproduktion durch<br />

gemeinsames soziales<br />

Handeln<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 3


Anarchie als...<br />

1. Naturzustand<br />

2. Bedingung internationaler<br />

Gesellschaft<br />

3. aufzuheben durch<br />

bestimmte Entwicklungen<br />

der Akteure<br />

(Demokratisierung)<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 3a


Gr<strong>und</strong>begriffe 3b


Anarchie als Naturzustand<br />

• geht auf die politische Philosophie von Thomas Hobbes<br />

zurück,<br />

• weder Moral noch Recht beschränken das Verhalten der<br />

Menschen auf der Suche nach dem eigenen Vorteil,<br />

• übertragen auf <strong>International</strong>e Beziehungen: Staaten<br />

müssen die akkumulierten Ressourcen zur<br />

Gewährleistung der Sicherheit aufwenden <strong>und</strong> nicht <strong>für</strong><br />

Wohlstand oder Entwicklung.<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 3c


<strong>International</strong>e Gesellschaft ist möglich<br />

wegen...<br />

1. Entwicklung des internationalen<br />

Rechts<br />

2. Entwicklung von Macht- <strong>und</strong><br />

Gegenmachtbildung<br />

(a) Staaten investieren nicht nur in<br />

Sicherheit, sondern auch in<br />

Wohlstand<br />

(b) Staaten missachten Recht nicht<br />

immer <strong>und</strong> sind fähig, sich selbst zu<br />

binden<br />

(c) Staaten führen nicht immer Kriege<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 3d


Aufhebung der Anarchie<br />

durch...<br />

1. Staaten können die<br />

Leistungen <strong>für</strong> Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Wohlfahrt nicht mehr<br />

erbringen<br />

2. das Ende der Souveränität<br />

3. eine vertragliche Lösung<br />

(System kollektiver<br />

Sicherheit)<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 3e


Souveränität<br />

(im Anschluss an Krasner)<br />

1. der Staat trifft<br />

allgemeinverbindliche<br />

Entscheidungen <strong>für</strong> einen<br />

bestimmten gesellschaftlichen <strong>und</strong><br />

territorialen Raum;<br />

2. der Staat regelt im Innern seine<br />

Angelegenheiten selbst;<br />

3. der Staat entscheidet selbst über<br />

seine <strong>Außenpolitik</strong>.<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 4


„Wir stehen heute an der Schwelle einer Epoche absoluten<br />

Ausgeliefertseins, in der es weder Wälle noch Gräben mehr gibt<br />

<strong>und</strong> Durchdringung in ihrer äußersten Form nicht nur Verlust<br />

oder Änderung bedeuten, sondern Vernichtung allen Lebens<br />

<strong>und</strong> aller Lebensweisen. Vielleicht dämmert uns es jetzt<br />

langsam, dass nicht alles, was dem entschw<strong>und</strong>enen Zeitalter<br />

der „Souveränität“ <strong>und</strong> der „Machtpolitik“ eigen war, in<br />

seinem Wesen <strong>und</strong> in seiner Wirkung negativ zu werten ist.“<br />

John H. Herz: Weltpolitik im Atomzeitalter, Stuttgart 1961, 37<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 4a


Nationale Interessen werden definiert als diejenigen<br />

gesellschaftlichen Interessen, die auf Zeit als allgemeine<br />

Interessen einer staatlich verfassten Gesellschaft Geltung<br />

beanspruchen können.<br />

Analytisch wird die Kategorie NI benutzt, um die zentralen<br />

Interessen hinter der <strong>Außenpolitik</strong> von Staaten zu<br />

analysieren.<br />

Normativ wird die Kategorie NI benutzt, um die vitalen<br />

sicherheitspolitischen Interessen zu begründen <strong>und</strong> eine<br />

entsprechende <strong>Außenpolitik</strong> zu rechtfertigen.<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 5


Nationale Interessen als Kategorie...<br />

1. verdeutlichen, dass Staaten<br />

unterschiedliche Interessen haben<br />

(Partikularität),<br />

2. erfordern eine Prioritätensetzung<br />

der Interessen (Priorität),<br />

3. weisen bei vitalen Interessen auf<br />

die real vorzufindende Gewalt in<br />

den iB hin (Bedrohung),<br />

4. machen die Interessen nach außen<br />

deutlich (Transparenz),<br />

5. bilden die Gr<strong>und</strong>lage<br />

internationaler Verträge<br />

(Verhandelbarkeit),<br />

6. ermöglichen, Unterstützung <strong>für</strong><br />

bestimmte <strong>Politik</strong> zu organisieren<br />

(Mobilisierung, Legitimation).<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 5a


„Die Analyse des nationalen Interesses sollte bei der<br />

Klärung von Zweck, Dynamik <strong>und</strong> Richtung der<br />

<strong>Außenpolitik</strong> in verschiedener Hinsicht nützlich sein:<br />

1. weil dabei die Vision vom guten Leben definiert <strong>und</strong><br />

die Maßstäbe <strong>für</strong> eine Bewertung der Wünsche gesetzt<br />

werden;<br />

2. weil die Wünsche mit der tatsächlichen <strong>Politik</strong><br />

verglichen werden;<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 5a1


3. weil damit das einzige allgemeingebräuchliche<br />

Kriterium <strong>für</strong> die Bewertung der <strong>Außenpolitik</strong><br />

aufgezeigt wird;<br />

4. weil Erklärungen <strong>und</strong> vernunftmäßige Begründungen<br />

vorweggenommen werden, die gewöhnlich im Begriff<br />

des nationalen Interesses eingebettet sind.“<br />

Joseph Frankel: Nationales Interesse, München 1971, 27<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 5a1


„Die Erörterung der Frage: wer da herrschen soll, ob das<br />

Recht, die Weisheit, die Tugend, ob ein Einzelner, ob<br />

Wenige oder Viele, diese Frage gehört in den Bereich der<br />

philosophischen Spekulation; die praktische <strong>Politik</strong> hat es<br />

zunächst nur mit der einfachen Tatsache zu tun, dass die<br />

Macht allein es ist, welche herrschen kann.“<br />

Ludwig August von Rochau: Gr<strong>und</strong>sätze der Realpolitik, Frankfurt/Main<br />

1972, 25<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 5b


Wer wen?<br />

Lenin<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 5c


Nach Max Weber bedeutet „Macht jede Chance innerhalb<br />

einer sozialen Beziehung, den eigenen Willen auch gegen<br />

Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese<br />

Chance beruht.“<br />

(Weber, Max, Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft, Tübingen 1980, S. 28)<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe 6


MACHT Realismus<br />

warum<br />

streben<br />

Staaten nach<br />

Macht?<br />

wieviel Macht<br />

streben Staaten<br />

an?<br />

wegen des als<br />

Macht definierten<br />

Interesses<br />

angestrebt wird<br />

maximale Macht<br />

mit dem Ziel der<br />

Hegemonie<br />

Defensiver<br />

Neorealismus<br />

wegen der Struktur<br />

des internationalen<br />

Systems<br />

Bewahrung der Macht-<br />

stellung relativ zu<br />

anderen;<br />

Staaten versuchen als<br />

defensive Positionalisten<br />

das Gleichgewicht<br />

der Macht zu erhalten<br />

Offensiver<br />

Neorealismus<br />

wegen der<br />

Struktur<br />

des internationalen<br />

Systems<br />

angestrebt wird<br />

maximale Macht<br />

mit dem Ziel der<br />

Hegemonie<br />

John J. Mearsheimer: The Tragedy of Great Power Politics, New York – London 2001, 22<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 6a


Gr<strong>und</strong>begriffe 7


Hegemonie ist nach Heinrich Triepel „die gebändigte<br />

Macht bzw. der bestimmende Einfluss. Damit steht sie<br />

zwischen bloßem Einfluss <strong>und</strong> Herrschaft. In Abgrenzung<br />

zur Herrschaft stützt sie sich auf die Anerkennung des<br />

geführten Staates“.<br />

(Triepel, Heinrich, Die Hegemonie. Ein Buch von führenden Staaten, 2.<br />

Aufl., Aalen 1963, S. 140f)<br />

Folie Gr<strong>und</strong>begriffe 8


<strong>Außenpolitik</strong> ist die inhaltliche Ausformung <strong>und</strong><br />

organisatorische Steuerung der Beziehungen einer staatlich<br />

verfassten Gesellschaft zu ihrer Umwelt.<br />

Sie basiert auf denjenigen gesellschaftlichen Werten <strong>und</strong><br />

Interessen, die im Innern als allgemeinverbindliche Werte<br />

<strong>und</strong> Interessen auf Zeit durchgesetzt wurden, wobei diese<br />

Prozesse auch durch Akteure <strong>und</strong> Entwicklungen in der<br />

internationalen Umwelt beeinflusst sein können.<br />

Folie Gr<strong>und</strong>begriffe 9


„Gr<strong>und</strong>ziel der <strong>Außenpolitik</strong> ist es, alle innerstaatlichen<br />

Ungleichgewichte abzubauen.“<br />

Joseph Frankel: Nationales Interesse, München 1971, 22<br />

Folie Gr<strong>und</strong>begriffe 9a


„Außenpolitische Macht ist ….die Fähigkeit, anhand eines<br />

gemeinsamen <strong>und</strong> dauerhaften Handlungsprojektes über<br />

die eigenen Staatsgrenzen hinaus eine (teils bewusst<br />

organisierte, teil unbewusst konstituierte) Gemeinschaft<br />

aufzubauen <strong>und</strong> zusammenzuhalten.“<br />

Walter L. Bühle: Transnationale <strong>Politik</strong>, Stuttgart 1978, 177<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 9b


„Die Rationalität politischer Entscheidungen ist hochgradig<br />

suspekt…“<br />

Joseph Frankel: Nationales Interesse, München 1971, 154<br />

Gr<strong>und</strong>begriff 9c


Gr<strong>und</strong>begriffe 10a


Gr<strong>und</strong>begriffe 10b


Gr<strong>und</strong>begriffe 10c


Gr<strong>und</strong>begriffe 11

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