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50 Jahre Viennale - Film and Music Austria

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filmbiz <strong>50</strong><br />

Seniorenfilm ausgezeichnet<br />

Beim renommierten World<br />

<strong>Film</strong> Festival in Montreal<br />

konnte der österreichische<br />

<strong>Film</strong> „Anfang 80“ der Geyrhalter<br />

<strong>Film</strong>produktion gleich<br />

zwei Preise abräumen: Der<br />

<strong>Film</strong> über junge Liebe in<br />

fortgeschrittenem Alter<br />

wurde als beliebtester <strong>Film</strong><br />

des kanadischen Festivals<br />

mit dem Publikumspreis aus-<br />

Karl Merkatz für „Anfang 80“ ausgezeichnet<br />

gezeichnet. Hauptdarsteller<br />

Karl Merkatz, der sich in<br />

seiner Rolle als Bruno in die krebskranke Rosa verliebt, erhielt außerdem den<br />

Preis als bester Schauspieler. Der <strong>Film</strong> ist soeben auf DVD erschienen.<br />

„Anfang 80“ (Hoanzl) R: Sabine Hiebler & Gerhard Ertl<br />

Empire Me nominiert<br />

Die interaktive Website zu Paul Poets<br />

Dokumentarfilm „Empire Me“ ist für<br />

den „Prix Europa 2012“ nominiert.<br />

Auf empire-me.net können User in<br />

drei Sprachen die Gegenwelten von<br />

Christiania bis Seal<strong>and</strong> erforschen<br />

und bei einem idealen Staat ihrer<br />

Wahl zu Online-Bürgern werden. Mit<br />

dem renommierten Prix Europa<br />

werden herausragende Projekte aus<br />

Fernsehen, Radio und Internet aus-<br />

Paul Poet<br />

gezeichnet. „Empire Me! Interactive“<br />

hat es dabei von 640 Einreichungen aus mehr als 38 Ländern unter die Nominierten<br />

geschafft. Die Gewinner werden am 26. Oktober bekanntgegeben.<br />

Liebe weiterhin im hoch<br />

In der wunderschönen, baskischen Stadt wurde ein weiterer wichtiger Preis an<br />

den <strong>Film</strong> „Liebe“ von Michael Haneke vergeben: die internationale Vereinigung<br />

der <strong>Film</strong>kritiker FIPRESCI kürte ihn zum besten <strong>Film</strong> des <strong>Jahre</strong>s. Zur<br />

Auswahl für den Preis st<strong>and</strong>en alle <strong>Film</strong>e, die in der vergangenen Saison (bis<br />

Ende August) uraufgeführt wurden. Haneke war auch schon vor drei <strong>Jahre</strong>n für<br />

„Das weiße B<strong>and</strong>“ mit dem Kritikerpreis geehrt worden. Das Drama um die<br />

beiden Hauptdarsteller Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva wurde<br />

von Österreich auch ins<br />

Rennen um den Oscar für<br />

den besten nicht-englischsprachigen<br />

<strong>Film</strong> geschickt.<br />

Starke Konkurrenz kommt<br />

dabei aus Frankreich, die<br />

den Publikumshit „Ziemlich<br />

beste Freunde“ nach<br />

L.A. schicken.<br />

„Amour“ auch im Rennen um den Ausl<strong>and</strong>s-Oscar<br />

Aktuell im Kino<br />

18 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

<strong>Jahre</strong><br />

<strong>Viennale</strong><br />

© Alexi Pelekanos<br />

<strong>Viennale</strong>-Chef Hans Hurch<br />

Alles im Fluss, nur die Pressekonferenz der <strong>Viennale</strong><br />

bleibt gleich. Intendant Hans Hurch lobt und tadelt<br />

und weckt Vorfreude. Die ersten Eckpunkte zum heurigen<br />

Jubiläum:<br />

In diesem Jahr gibt es ein neues Festivalzentrum von<br />

besonderem Charakter an einem ganz und gar ungewöhnlichen<br />

Ort. Das vorübergehend leer stehenden<br />

Gebäude der Post im 1. Bezirk wird zum Festivalzentrum,<br />

Treffpunkt, Lounge und Ort für Diskussionen und<br />

Gespräche, Raum für Parties, DJ-Lines und Erholung<br />

zwischen den <strong>Film</strong>en, für Essen und Trinken, untertags<br />

und bis spät in die Nacht.<br />

Die <strong>Viennale</strong> will für die BesucherInnen ein Festival<br />

der Entdeckungen sein und bemüht sich verstärkt<br />

um eine Durchmischung der Programme, eine<br />

durchlässigere Form der Programmierung, die kleinere<br />

Schwerpunkte und Akzente ins Gesamte integriert.<br />

Ein Schwerpunkt liegt heuer auf portugiesischen<br />

<strong>Film</strong>en, aber auch dezidiert politische <strong>Film</strong>statements<br />

zu Themen wie die russischen Zivilgesellschaft, die<br />

neue Occupy-Bewegung von den USA bis Spanien<br />

oder Geschichten der verzweifelten Migrationen<br />

in vielen Teilen der Welt. Fritz Lang sowie Michael<br />

Caine werden in Hommagen geehrt, der ehemalige<br />

<strong>Viennale</strong>-Codirektor Werner Herzog kommt zur „Death<br />

Row“-Reihe und aus österreichischer Sicht sind bis<br />

dato im Spielfilmprogramm Ulrich Seidl und Covi/<br />

Frimmel vertreten sowie Walter Manoschek und<br />

Martina Kudlácek im Dokuprogramm. Neue Arbeiten<br />

von Todd Solondz, Thomas Vinterberg, William Friedkin,<br />

Apichatpong Weerasethakul, Alain Resnais und<br />

Romuald Karmakar stehen schon fest.<br />

25.10.-7.11. viennale.at


Zwei ORF-Koproduktionen beim<br />

Fernsehfilm-Festival Baden-Baden<br />

Der Erfolgslauf österreichischer Produktionen geht weiter: beim<br />

diesjährigen Fernsehfilm-Festival Baden-Baden (19.- 23. 11.) ist<br />

der ORF mit zwei Koproduktionen vertreten.<br />

Im Wettbewerb um den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie<br />

der Darstellenden Künste sowie um den 3sat-Zuschauerpreis<br />

steht der berührende und auf einer wahren Geschichte<br />

basierende ORF/ZDF-Fernsehfilm „Das Wunder von Kärnten“<br />

von Andreas Prochaska mit Ken Duken, Julia Koschitz,<br />

Gerti Drassl, Juergen Maurer und Gerhard Liebmann, der<br />

am 18. Jänner 2012 bis zu 1.088.000 Seher/innen (33 Prozent<br />

Marktanteil) beeindruckte.<br />

Auf Einreichung des Koproduzenten SWR ist außerdem der<br />

Fernsehfilm „Rommel“ mit Ulrich Tukur, der am Donnerstag,<br />

dem 1. November 2012, um 20.15 Uhr als ORF-Premiere in<br />

ORF 2 zu sehen ist.<br />

BLS sucht Konzepte für TV-Serien<br />

l-r: Giacomo Durzi, Michael Kofler und Christiana Wertz<br />

Mit der aktuellen Ausgabe des Programms zur Stoffentwicklung,<br />

RACCONTI #2, richtet sich die BLS (Business Location<br />

Südtirol) an professionelle Serien- und Drehbuchautoren aus<br />

dem deutsch-italienischen Sprachraum. Die entstehenden TV-<br />

Serien sollen sowohl auf den deutschen als auch den italienischen<br />

Fernsehmarkt ausgerichtet sein und ihren Schauplatz in<br />

Südtirol haben. Zugelassen sind alle Genres und Formate wie<br />

Serien, Reihen und Mehrteiler – ausgenommen Daily Soaps.<br />

Auch Web-Serien können eingereicht werden. Anmeldeschluss<br />

ist der 15. November. Eine Expertenjury wählt maximal zehn<br />

Der jährlich vergebene Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie<br />

der Darstellenden Künste zählt neben dem Adolf-Grimme-<br />

Preis, dem Bambi und der Goldenen Kamera zu den begehrtesten<br />

TV-Auszeichnungen im deutschen Sprachraum. Das Festival<br />

gilt als wichtiger Branchentreff und hat das Ziel, anspruchsvolle<br />

Fernsehspiele und den Gedankenaustausch unter <strong>Film</strong>schaffenden<br />

zu fördern. Am 23. November 2012 findet die Preisverleihung<br />

statt.<br />

„Das Wunder von Kärnten“ ist eine Produktion der Rowboat<br />

<strong>Film</strong>- und Fernsehproduktion in Koproduktion mit der Graf<br />

<strong>Film</strong>produktion, dem ORF und dem ZDF, gefördert vom Fernsehfonds<br />

<strong>Austria</strong>, dem Kulturreferat des L<strong>and</strong>es Kärnten und<br />

der Kärnten Werbung.<br />

„Rommel“ ist eine teamWorx-Produktion in Koproduktion<br />

mit SWR, Degeto, BR und ORF für das Erste. Gefördert von<br />

der MFG <strong>Film</strong>förderung Baden-Württemberg und dem FFF<br />

Bayern.<br />

Autoren mit den vielversprechendsten Konzepten für das<br />

Script Lab aus, das im Frühjahr 2013 beginnt. Gemeinsam<br />

mit professionellen Dramaturgen entwickeln die Teilnehmer<br />

in zwei Intensiv-Workshops direkt in Südtirol und anschließenden<br />

Online-Coachings ihre Stoffe bis zur Marktreife. Ziel des<br />

BLS-Script Lab ist es, bis Juni 2013 spannende und hochwertige<br />

Serienstoffe zu erarbeiten, die sich für Koproduktionen zwischen<br />

Deutschl<strong>and</strong> beziehungsweise Österreich und Italien eignen. Die<br />

RACCONTI-Tutoren aus Amerika, Deutschl<strong>and</strong> und Italien<br />

bringen die nötige Serien-Erfahrung mit: Tom Schlesinger (Moderation<br />

Town, Stitch Media/Web), Daniel Speck (in Vorbereitung:<br />

Soul Man, Sat.1) und Giacomo Durzi (in Vorbereitung: In<br />

Treatment – La Cura, SKY). Unterstützt werden die Autoren<br />

von Mentoren der Branche, wie dem Produzenten Ferdin<strong>and</strong><br />

Dohna (EOS Entertainment), der jüngst die erfolgreiche Fernsehserie<br />

Borgia mitproduzierte.<br />

Die Südtiroler <strong>Film</strong>förderung vernetzt die RACCONTI-Autoren<br />

darüber hinaus gezielt mit Produzenten und Sendervertretern<br />

in den deutsch-italienischen Zielmärkten. So erhalten sie<br />

unter <strong>and</strong>erem die Möglichkeit, in Pitches ihre Stoffe vorzustellen.<br />

Der Teilnehmer mit dem besten Serienkonzept erhält<br />

zudem am Ende des Script Labs den mit 5. 000 Euro dotierten<br />

Development Award sowie eine dreiwöchige Writer’s Residency<br />

in Südtirol, um sich auf das Wichtigste konzentrieren zu können:<br />

das Schreiben der Serie.<br />

Alle Informationen zu RACCONTI #2 gibt es unter<br />

www.bls.info/de/racconti.<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |19


filmbiz<br />

Rechtliche Fallstricke<br />

bei Crowdfunding-<br />

Finanzierungen<br />

Die Projektfinanzierung durch Crowdfunding ist nicht zuletzt seit der erfolgreichen Verwirklichung<br />

von Einzelprojekten ein heiß diskutiertes Thema. Dies zeigen z.B. die Ausfinanzierung des<br />

deutschen <strong>Film</strong>s „Hotel Desire“ im Jahr 2011 oder die jüngst erfolgte Teilfinanzierung des<br />

österreichischen Spielfilms „Sierra Zulu“.<br />

Dr. Leonhard Reis<br />

ist Rechtsanwalt in Wien bei<br />

der Hausmaninger Kletter<br />

Rechtsanwälte-Gesellschaft mbH.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte liegen<br />

u.a. im Bereich Urheber-, <strong>Film</strong>und<br />

Medienrecht.<br />

Kontakt: leonhard.reis@hhw.at<br />

20 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

Wie läuft eine solche<br />

Projektfinanzierung ab?<br />

Unter Crowdfunding versteht man allgemein eine<br />

Finanzierung von künstlerischen Vorhaben durch<br />

meist private Unterstützer („Supporter“), die über<br />

Internetplattformen organisiert wird. Der Ablauf einer<br />

solchen Projektfinanzierung ist relativ einfach:<br />

Üblicherweise veröffentlicht der Initiator, z.B. ein<br />

<strong>Film</strong>produzent, seine Projektidee auf einer Crowdfunding-Plattform<br />

im Internet. Dabei werden Inhalt<br />

des geplanten Projekts, die für die Verwirklichung<br />

des Projekts notwendigerweise einzuwerbende<br />

Summe, deren konkreter Verwendungszweck, der<br />

Zeitraum, in dem die Summe gesammelt werden<br />

soll, sowie die Gegenleistungen, die die Supporter<br />

erhalten werden, definiert. Die Unterstützer geben<br />

dann ihre Zusage ab, einen von ihnen festgelegten<br />

Beitrag zu leisten und können dann (im Regelfall<br />

später) ihre finanziellen Beiträge einzahlen. Die Beträge<br />

werden zunächst vom Betreiber der Crowdfunding-Plattform<br />

(treuhänderisch) verwahrt. Wird<br />

die vordefinierte Summe innerhalb der festgesetzten<br />

Zeit nicht aufgebracht, erhalten alle Supporter<br />

ihre Unterstützungsleistung zurück („Alles-odernichts-Prinzip“).<br />

Andernfalls gelangt die erzielte<br />

Finanzierung (abzüglich der Vermittlungsprovision<br />

der Plattform) zur Auszahlung an den Produzenten.<br />

Nach Fertigstellung des Projekts erhalten die Supporter<br />

ihre Gegenleistungen.<br />

Welche Rechte hat der Supporter?<br />

Ob bzw. welche Gegenleistungen der Initiator<br />

den Supportern gewährt, hängt vom Einzelfall ab:<br />

Denkbar sind echte Erlösbeteiligungen, materielle<br />

Gegenleistungen wie Merch<strong>and</strong>isingartikel, DVDs,<br />

Premierentickets oder auch Credit-Nennungen.<br />

Manchmal steht der Geldleistung des Supporters<br />

auch keine Gegenleistung gegenüber. So gut wie<br />

alle Crowdfunding-Projekte sind aber dadurch gekennzeichnet,<br />

dass die Supporter weder Anteile an<br />

der Produktion noch irgendwelche Rechte an dem<br />

Projekt selbst erhalten. Klar ist auch, dass der Supporter<br />

kein <strong>Film</strong>hersteller (§ 38 UrhG) bzw kein Tonträgerhersteller<br />

(§ 76 UrhG) ist, und daher auch aus<br />

diesem Titel keine Rechte zustehen.<br />

Rechtliche Fragen und Probleme der<br />

vertraglichen Beziehungen<br />

So einfach die Finanzierung klingt, so komplex können<br />

die mit einer solchen Finanzierung verbundenen<br />

rechtlichen Fragen sein, weil zwischen den Beteiligten<br />

(Initiator, Crowdfunding-Plattform und Supporter)<br />

vertragsrechtliche Beziehungen bestehen.<br />

Die Finanzierungszusage durch den Supporter führt<br />

zu einem Vertrag mit dem jeweiligen Projektinitiator:<br />

Unproblematisch sind die Konstellationen, in<br />

denen der Unterstützer DVDs, Merch<strong>and</strong>isingartikel<br />

oder Premierentickets erhält, weil hier von einem<br />

Kaufvertrag auszugehen ist. Der Supporter kann<br />

die ihm zugesagte Gegenleistung auch gerichtlich<br />

durchsetzen.<br />

Erfolgt die finanzielle Unterstützung ohne jegliche<br />

Gegenleistung des Initiators, so liegt zivilrechtlich<br />

eine Schenkung vor. Da eine Schenkung ohne tatsächliche<br />

Übergabe zu ihrer Wirksamkeit eines Notariatsaktes<br />

bedarf, hat der Initiator keinen durchsetzbaren<br />

Rechtsanspruch gegen den Supporter<br />

auf die (bloß) zugesagte Leistung. Erst, wenn die<br />

Schenkung durch Zahlung an die Plattform tatsächlich<br />

erfüllt wird, heilt dieser Formmangel und<br />

der Produzent kann rechtlich über den Betrag verfügen.<br />

Wird eine Creditnennung zugesagt, so liegt meist<br />

eine Sponsoring-Vereinbarung vor. Hier kommt der<br />

Vertrag bereits mit der Zusage des Supporters zu


st<strong>and</strong>e. Dies ist allenfalls dort zu bedenken, wo, z.B.<br />

gesetzliche, Sponsoring-Beschränkungen (ORF-G,<br />

AMD-G) bestehen.<br />

Verspricht der Initiator dem Supporter eine Beteiligung<br />

an den Erlösen, so liegt üblicherweise ein<br />

partiarisches (ertragsabhängiges) Darlehen vor, bei<br />

dem Zinsen (Erlösbeteiligung) nur bei wirtschaftlichem<br />

Erfolg zur Auszahlung gelangen, das gewährte<br />

Darlehen aber zur Gänze zurückzuhalten ist.<br />

Denkbar sind aber auch die Ausgestaltung als Genussrecht,<br />

das zu einem gewissen Anteil am Gewinn<br />

berechtigt, oder eine stille Beteiligung. Bei letzterer<br />

kann – je nach vertraglicher Ausgestaltung – auch<br />

eine Beteiligung an Verlusten vereinbart sein. Eine<br />

korrekte vertragliche Ausgestaltung ist notwendig,<br />

um Klarheit über die wechselseitigen Rechte und<br />

Pflichte zu haben. Gleichzeitig sind aber auch steuerliche<br />

Aspekte wie das Erzielen von Erträgen aus<br />

Kapitalvermögen durch den Supporter zu beachten.<br />

Bei der Vereinbarung von Erlösbeteiligungen ist<br />

jedenfalls auch zu bedenken, dass solche Gewinnbeteiligungen<br />

im Einklang mit <strong>and</strong>eren eingegangenen<br />

Finanzierungen, wie der Rückführung von<br />

Minimumgarantien von <strong>Film</strong>verleihern oder rückzahlbaren<br />

Förderungen, stehen müssen.<br />

Crowdfunding als Veranlagung?<br />

Darüber hinaus ist zu beachten, dass nach dem Kapitalmarktgesetz<br />

bei einem öffentlichen Angebot von<br />

Wertpapieren bzw. Veranlagungen die so genannte<br />

Prospektpflicht besteht. Ein öffentliches Angebot<br />

darf im Inl<strong>and</strong> nur dann erfolgen, wenn spätestens<br />

einen Bankarbeitstag davor ein von der Finanzmarktaufsicht<br />

genehmigter Prospekt veröffentlicht<br />

wurde (§ 2 Abs 1 KMG). Crowdfunding-Projekte<br />

können, je nach ihrer Ausgestaltung der Vertragsverhältnisse,<br />

der Prospektpflicht unterliegen, sofern<br />

nicht ein Ausnahmetatbest<strong>and</strong> greift. Insofern<br />

kommt der Ausgestaltung von Erlösbeteiligungen<br />

besondere Bedeutung zu.<br />

Crowdfunding wird sicherlich in der Zukunft eine<br />

nicht uninteressante Finanzierungsquelle, die wahrscheinlich<br />

neben den bisherigen Finanzierungen<br />

von Projekten bestehen wird. Wie ein Verleihvertrag<br />

mit einer Minimumgarantie oder ein Fördervertrag<br />

mit einem Fördergeber bewegt sich auch eine<br />

Crowdfunding-Finanzierung nicht im rechtsfreien<br />

Raum. Bei der Planung solcher alternativen Finanzierungen<br />

sind daher auch die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

zu beachten.<br />

Wieviel Fans hat Riahi?<br />

filmbiz<br />

Eine Million Euro in einer Woche wurde in Deutschl<strong>and</strong> für den geplanten Kinofilm „Stromberg“<br />

mittels Crowdfunding lukriert. Hierzul<strong>and</strong>e hat Arash T. Riahi („Ein Augenblick Freiheit“)<br />

als erster diesen Weg gewählt. Was Crowdfunding interessant macht aber die Förderer nicht aus<br />

der Pflicht entlässt, erklärt der Regisseur und Produzent im FSM-Interview.<br />

Wie kamen Sie auf die Idee mittels Crowdfunding(1)<br />

Ihren nächsten Spielfilm „Sierra-Zulu“(2)<br />

mitzufinanzieren?<br />

RIAHI: Anfangs war es eine Notlösung, da gewisse<br />

Förderstellen in Österreich den von unserer Produktionsfirma<br />

„Golden Girls“ geplanten Spielfilm „Sierra<br />

Zulu“ ablehnten. Da wir aber mit dem Buch schon<br />

so weit waren bzw. auf viel Interesse seitens der von<br />

uns Kontaktierten stießen, wollten wir unbedingt<br />

dranbleiben. Wir hatten schon Zusagen von Steve<br />

Wozniak (Apple), Robert Picardo (Star Trek Voyager),<br />

Amber Benson (Buffy), Jello Biafra (Sänger der Dead<br />

Kennedys), Joi Ito (MIT Media Lab) aus internationaler<br />

Sicht bzw. aus Österreich Michael Ostrowski,<br />

Gerald Votava, Alfons Haider, Dirk Stermann, Georg<br />

Friedrich, Peter Rapp etc. als Mitwirkende und Martin<br />

Gschlacht für die Kamera, insgesamt ein durchaus<br />

prominentes Ensemble.<br />

Kann es sich bei den Bedenken darum h<strong>and</strong>eln,<br />

dass der Regisseur Johannes Grenzfurthner<br />

vom Künstlerkollektiv monochrom (3) noch<br />

nicht als Regisseur auftrat?<br />

RIAHI: Die einzelnen Einwände nun aufzuführen,<br />

wäre zu langwierig, Tatsache ist, dass wir zur Tat<br />

schreiten mussten und als vielversprechend kam<br />

uns Crowdfunding vor. Ursprünglich aus marketingtechnischen<br />

Gründen angedacht, um eine breite internationale<br />

Fanbase an den <strong>Film</strong> zu binden, wurde<br />

mit der Crowdfunding-Aktion auf kickstarter.com<br />

der erste wichtige Schritt in Richtung Projektfinanzierung<br />

getan.<br />

Wie hat das Ganze nun funktioniert?<br />

RIAHI: Johannes Grenzfurther tourte durch die<br />

USA und war auch bei mehreren Conventions,<br />

um unser Projekt zu bewerben. Sodann entschieden<br />

wir uns für die bekannteste Plattform<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |21


filmbiz<br />

22 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

Foto Weinwurm<br />

Regisseur Arash T. Riahi<br />

kickstarter, wo unsere Vorgaben lauteten, <strong>50</strong>.000<br />

Dollar in drei Wochen zu sammeln, wenn man dieses<br />

Ziel nicht erreicht, ist das Geld weg. Ein hohes<br />

Risiko, aber wir glaubten fest an die Sache und mehr<br />

als 400 Unterstützer gaben uns recht.<br />

Warum glauben Sie haben die Fans solch ein<br />

Interesse bzw. woraus setzen sich die Crowdfunder<br />

zusammen?<br />

RIAHI: Das Besondere am Crowdfunding ist wohl<br />

der direkte Kontakt zwischen ProjektinitiatorInnen<br />

und den (potenziellen) UnterstützerInnen, der vermutlich<br />

auch über die finanzielle Unterstützung<br />

hinaus zu einer engeren Bindung führt. Die Fans<br />

haben es selbst in der H<strong>and</strong>, durch meistens kleine<br />

Geldbeträge über Erfolg oder Misserfolg eines Vorhabens<br />

zu entscheiden.<br />

Die Crowd ist sicherlich heterogen, da gibt es die tatsächlichen<br />

Fans, solche, die durch Medienberichterstattung<br />

darauf aufmerksam gemacht werden und<br />

solche, die einfach etwas Cooles machen wollen.<br />

Ab welcher Summe kann ich bei den diversen<br />

Plattformen mitmachen?<br />

RIAHI: Das hängt vom jeweiligen Projekt ab, wir<br />

begann zB. mit 1 USD bis zu einem großen Paket<br />

um 9900,- Dollar. Die zahlreichen UnterstützerInnen<br />

können sich über Gegenleistungen wie Nennungen<br />

im Abspann, ihr Foto auf einem Plakat im <strong>Film</strong> oder<br />

Reisedokumente des fiktiven Mikrostaats freuen.<br />

Das Gesamtbudget des <strong>Film</strong>s beträgt 2,5 Millio-<br />

nen Euro, da können die <strong>50</strong>.000 Dollar doch nur<br />

ein Tropfen auf dem heißen Stein sein. Wie soll<br />

es nun weitergehen?<br />

RIAHI: Ich würde die gesammelte Summe nicht als<br />

klein abtun, im Gegenteil ich finde es viel, für etwas,<br />

das es noch nicht gibt. Tatsache aber ist, dass das positive<br />

Feedback weltweit das große Zuschauer-Interesse,<br />

das bereits jetzt für einen derartigen <strong>Film</strong> vorh<strong>and</strong>en<br />

ist, zeigt. Alleine diese Aufmerksamkeit hätte<br />

jedes Marketingbudget gesprengt. Wir wollen aber<br />

den Förderstellen, wo wir wieder eingereicht haben,<br />

beweisen, wie wir und diese vielen Fans an dieses<br />

Projekt glauben. Die Zeit ist reif für „Sierra Zulu“.<br />

Crowdfunding<br />

verfolgt das Ziel, Vorhaben zu finanzieren, bei denen es um die<br />

Durchführung von Projekten, die Entwicklung von Produkten<br />

oder Dienstleistungen, aber auch die Gründung von Unternehmen<br />

gehen kann.<br />

Die Initiatoren setzen dabei auf das Prinzip “kleine Beträge von<br />

vielen Unterstützern” und bieten dafür entsprechende Gegenleistungen<br />

an, die neben aus dem Vorhaben heraus generierten<br />

Produkten auch ideeller oder finanzieller Natur sein können.<br />

Eine Crowdfunding-Kampagne ist nur dann erfolgreich, wenn<br />

sie ihr Finanzierungsziel erreicht (Alles-oder-Nichts-Prinzip) und<br />

wird meist auf den im Internet entst<strong>and</strong>enen Crowdfunding-<br />

Plattformen durchgeführt.“ (Def. nach Christen Henner-Fehr)<br />

Sierra Zulu<br />

Eine internationale schwarze Polit-Satire mitten im Weinviertel,<br />

eine Zusammenarbeit von monochrom und Golden Girls<br />

<strong>Film</strong>produktion.<br />

Ein Camp der Vereinten Nationen mitten in Niederösterreich. Ein<br />

paar armselige Zelte, platziert an der Schengen-Außengrenze<br />

zwischen Österreich und Sowjet-Unterzögersdorf, der letzten<br />

existierenden Teilrepublik der Sowjetunion. Der Lageralltag ist so<br />

langweilig, dass sogar der History Channel vorbeikommt.<br />

Das ist die Ausgangssituation in der schwarzen Polit-Satire „Sierra<br />

Zulu“, dem ersten gemeinsamen <strong>Film</strong> der Wiener KünstlerInnengruppe<br />

monochrom und der Produktionsfirma Golden Girls.<br />

SZ ist der erste österreichische abendfüllende Spielfilm, der eine<br />

solch hohe Summe über Crowdfunding erzielen konnte.<br />

monochrom<br />

ist durchaus eine international agierende, in wien, graz und<br />

bamberg situierte kunstneigungsgruppe, seit etlichen jahren<br />

umtriebig, mit diversen volontariaten in zahlreichen realitäten:<br />

internationale kunstszene, apfelsortenzucht, powerpointoperetten,<br />

feldgottesdienste, beweisführungen, schirmherrschaften,<br />

soziale praxis, game- und schämshows, theorie, internet, dübel<br />

und schnittchen (Eigendefinition der Künstlergruppe)<br />

Crowdfunding ist eine alternative Finanzierungsform für Künstler,<br />

Musiker oder Startups. Fans bezahlen gewisse Summen und<br />

bekommen dafür zB. das fertige Werk (Vorfinanzierung), individuelle<br />

Geschenke (Dankeschöns), Medialeistungen (Sponsoring),<br />

Möglichkeit der Kulturförderung (CSR), eine Spendenquittung<br />

oder eine Gewinnbeteiligung.


Dubai in Wien<br />

filmbiz<br />

Die arabische TV-Soap „Love Papers“ war nun zum zweiten mal in Österreich zu Gast,<br />

um hier einige Episoden zu drehen. Wolfgang Pappler, Geschäftsführer von Product Placement<br />

International, erläutert, wie es dazu kam und welche österreichischen Companies dadurch<br />

in der arabischen Welt präsent sind.<br />

„Wir betreuen seit dem Jahr 2010 ein arabisches<br />

<strong>Film</strong>projekt welches in der ersten Staffel pro Folge<br />

ca. 40-<strong>50</strong> Mio. Zuseher im arabischen Raum hatte.<br />

Aufgrund des großen Erfolges wurde im Februar<br />

2012 die zweite Staffel „Love Papers“ mit 30 Folgen<br />

à 45 Minuten gedreht“, erzählt PPI-Geschäftsführer<br />

Wolfgang Pappler. „Für genannte Staffel waren als<br />

Drehorte Dubai, Abu Dhabi, Kuwait-Stadt, London,<br />

Paris und Seefeld geplant. Da in Paris vor allem Einkaufs-<br />

und Sightseeingszenen vorgesehen waren,<br />

hatte ich den Vorschlag diese Aufnahmen nach<br />

Wien zu transferieren. Dem wurde von der Produktion<br />

mit dem Hinweis der Wirtschaftlichkeit – Finanzierung<br />

- auch zugestimmt.“ So best<strong>and</strong> bei dieser<br />

Produktion die historische Möglichkeit die Stadt<br />

Wien und vor allem Wiener Unternehmen aufmerksamkeitsstark<br />

in die Produktion einzubauen. Pappler:<br />

„Konkret sprechen wir über die Einbindung von<br />

Wien in 3 Folgen à 15 Minuten. Somit in Summe ca.<br />

120-1<strong>50</strong> Mio. Zuseher im arabischen Raum.“ Seefeld<br />

war bereits in der ersten Staffel präsent und hatte<br />

nach der Ausstrahlung (September bis November<br />

2011) einen sehr hohen Anfragezuwachs aus dem<br />

arabischen Raum. „Das Projekt bietet für Wien eine<br />

entsprechend aufmerksamkeitsstarke Präsenz in<br />

„Love Papers“ - Daten & Fakten<br />

Genre: 30 teilige TV Serie<br />

(30 Folgen à 45 Minuten)<br />

Dreh in Ö: Frühjahr 2012<br />

Drehorte: Abu Dhabi, London, Tirol, Wien<br />

Produktion: I See Emirates Media Production<br />

Fernsehanstalten: Abu Dhabi TV (Erstausstrahlung)<br />

Abu Dhabi Drama, Dunya al Fujaira, MBC1, LBC TV,<br />

Orient TV, Arabia Drama<br />

Technische Reichweite: 193,7 Mio. in den 22 Ländern<br />

der arabischen Liga<br />

Bei der ersten Staffel gab es über alle 30 Folgen eine<br />

Durchschnittsreichweite von 23,5% somit etwa<br />

45,5 Mio. Zuseher/Folge<br />

Ausstrahlungstermin: Sommer/Herbst 2012<br />

Ausstrahlungsintervalle:<br />

5 Tage/Woche jeweils um 20:00 Uhr<br />

Wiederholung: am darauf folgenden Tag 11:00 Uhr<br />

Wolfgang Pappler mit dem TV-Team aus Dubai in Wien<br />

den 22 Ländern der arabischen Liga (von Marokko<br />

über Kuwait, Saudi-Arabien, Bahrain, Katar, die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate bis Oman) im Jahr 2012.<br />

Geplant ist auch zeitversetzt (vermutlich 2013/2014)<br />

die Produktion im deutschsprachigen Privatfernsehen<br />

auszustrahlen – Verh<strong>and</strong>lungen diesbezüglich<br />

laufen derzeit.<br />

Wien Products Partner, die nach Einarbeitung in das<br />

Drehbuch aktiv in die Spielh<strong>and</strong>lung integriert sind:<br />

Schullin Wien GmbH<br />

Wiener Silber Manufactur<br />

Robert Horn`s Wien<br />

Neue Wr. Porzellanmanufaktur Augarten<br />

Manner<br />

Weitere Placementpartner:<br />

Hotel Sacher Wien<br />

Taxi 40 100<br />

Schloss Belvedere<br />

Spanische Hofreitschule - Bundesgestüt Piber<br />

Air Berlin<br />

Unterstützt wurde das Projekt auch von Wien Products -<br />

Wrtschaftskammer Wien und WienTourismus<br />

Product Placement<br />

Verb<strong>and</strong><br />

Mit dem Ziel das Marketinginstrument<br />

„Product Placement“ im<br />

europäischen Raum zu stärken<br />

,wurde der Product Placement<br />

Verb<strong>and</strong> in München gegründet.<br />

Ziel ist es, das Potenzial von<br />

Product Placement zu bündeln<br />

und vor allem die werbetreibende<br />

Industrie gemeinsam mit den<br />

Agenturen von den Vorteilen<br />

einer aktiven Produktplatzierung<br />

vertraut zu machen.<br />

Im Rahmen des Münchner <strong>Film</strong>festivals<br />

sind unter der Leitung<br />

von Otto Kettmann, Vertreter von<br />

Spezialagenturen, Produktionen<br />

und TV-Sendern zusammen<br />

gekommen, um den Product<br />

Placement-Verb<strong>and</strong> aus der Taufe<br />

zu heben – mit dabei auch Wolfgang<br />

Pappler, Inhaber der Agentur<br />

Product Placement International.<br />

Das Gründungsmitglied Wolfgang<br />

Pappler wurde als Sprecher<br />

und Österreich-Repräsentant<br />

nominiert.<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |23


filmbiz<br />

Die Vermessung der<br />

Welt in 3D<br />

Mit der Verfilmung des Bestsellers „Die Vermessung der Welt“ von Daniel Kehlmann war ein<br />

großer europäischer <strong>Film</strong> auch zu Gast in Österreich. <strong>Film</strong>, Sound & Media sprach mit den<br />

Lotus-<strong>Film</strong>-Geschäftsführern und Co-Produzenten Tommy Pridnig & Peter Wirthensohn über die<br />

aufwändige Produktion in 3D.<br />

Tommy Pridnig<br />

Peter Wirthensohn<br />

24 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

Wie kam man auf die Idee<br />

„Die Vermessung der Welt“<br />

(VDW) in 3D zu verfilmen?<br />

WIRTHENSOHN: Der Roman<br />

h<strong>and</strong>elt mitunter von einer<br />

neuen Sicht auf die Welt. Daher<br />

lag die Umsetzung für das Kino<br />

mit Hilfe der 3D-Technolgie auf<br />

der H<strong>and</strong>.<br />

Nach mehreren Versuchen die<br />

erfolgreiche Romanvorlage<br />

in Bilder zu fassen hat Daniel<br />

Kehlmann selbst die Endfassung<br />

des Drehbuchs erstellt<br />

und ab dem Zeitpunkt hat alles<br />

gepasst. Das Team und auch<br />

Kehlmann selbst sind mit dem<br />

Ergebnis hoch zufrieden.<br />

PRIDNIG: Wir bezeichnen das<br />

Genre in dem VDW spielt als<br />

Arthouse-Blockbuster. Die Zielgruppe sind zum einen<br />

Bildungsbürger die diesen Bestseller auch gelesenen<br />

haben, <strong>and</strong>erseits aber auch ein Publikum,<br />

welches die VDW in Verbindung mit der 3D-Technologie<br />

interessiert.<br />

„Großartig, dass wir diese Premiere zust<strong>and</strong>e bekommen haben. Es<br />

wäre wünschenswert, wenn in Zukunft viele <strong>Film</strong>koproduktionen mit<br />

dem RSO als Scoring Orchester und dem Radiokulturhaus als Scoring<br />

Stage stattfinden würden, der Startschuss ist hiermit getan ... Nicht<br />

nur, dass damit die <strong>Film</strong>e künstlerisch aufgewertet werden, es zeigt<br />

auch auf, dass der Erhalt dieses Orchesters, das den Anforderungen<br />

zeitgemäßer Studioproduktion gerecht wird wie kaum ein <strong>and</strong>eres in<br />

Mitteleuropa, für die Zukunft unbedingt erhalten bleiben muss. Vielen<br />

Dank an alle Verantwortlichen des RSO und des Radiokulturhauses für<br />

die reibungslose und äußerst motivierte Zusammenarbeit.“<br />

Georg Tom<strong>and</strong>l<br />

(Sunshine Mastering, Organisation <strong>Film</strong>musikproduktion)<br />

WIRTHENSOHN: Ich denke, es ist uns geglückt, die<br />

Essenz des Romans, der vor rund 7 <strong>Jahre</strong>n erschienen<br />

ist, mit der modernen 3D-Technik filmisch adäquat<br />

umzusetzen. Allerdings darf man kein 3D Action-<br />

Kino im herkömmlichen Sinne erwarten. Wir haben<br />

die Technologie verwendet, um den Blick auf die Ge-<br />

schichte und die Protagonisten<br />

zu erweitern. Die Aufgabe<br />

war, zwei Wissenschaftler und<br />

ihre unterschiedliche Art die<br />

Welt neu zu entdecken, visuell<br />

erlebbar zu machen.<br />

Wie aufwändig waren die<br />

Dreharbeiten?<br />

PRIDNIG: Wir haben in<br />

Deutschl<strong>and</strong>, Niederösterreich<br />

und Ecuador gedreht. Die<br />

Dreharbeiten in Ecuador waren<br />

natürlich eine Herausforderung.<br />

Der Aufw<strong>and</strong> so eine<br />

Geschichte in 3D herzustellen<br />

ist wesentlich größer als bei<br />

einer konventionellen Produktion<br />

und hat den Mitarbeitern<br />

viel abverlangt.<br />

WIRTHENSOHN: Wir haben<br />

immer mindestens mit 6 Kameras (3 x 2) gedreht. Die<br />

Technologie bedingt eine digitale Aufzeichnung und<br />

die klimatischen Bedingungen im Dschungel waren<br />

für die elektronischen Geräte alles <strong>and</strong>ere als ideal.<br />

PRIDNIG: Prinzipiell muss man sagen, dass der Unterschied<br />

zu eine herkömmlichen Kinofilm jener ist,<br />

dass ein 3D-<strong>Film</strong> wesentlich stärker von seiner Vorbereitung<br />

abhängig ist. Allfällige Improvisationen<br />

oder spontane Ideen sind aufgrund der Dimension<br />

nicht so leicht umzusetzen, wie im Vergleich zu klassischen<br />

Arthouse-<strong>Film</strong>en. Jedes Rad muss exakt ins<br />

nächste greifen, damit die Produktion reibungslos<br />

funktioniert.<br />

Wie sah der Beitrag der Lotus <strong>Film</strong> konkret aus?<br />

PRIDNIG: Lotus <strong>Film</strong> ist mit 20 % als Co-Produzent<br />

beteiligt, die federführende Produktionsfirma ist die<br />

Boje Buck <strong>Film</strong> in Berlin. Wir haben abgesehen von<br />

den für einen historischen <strong>Film</strong> sehr wichtigen Departments<br />

Maske und Kostüm diesmal im Bereich<br />

<strong>Film</strong>musik einen speziellen kreativen Beitrag geleistet.<br />

Es ist uns gelungen das Radiosymphonieorchester<br />

für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Eine<br />

Premiere im österreichischen <strong>Film</strong>.<br />

WIRTHENSOHN: Das RSO ist in der Regel <strong>Jahre</strong> im<br />

voraus ausgebucht, insofern war es ein großes Glück,


dass wir die entsprechenden Zeitfenster gefunden<br />

haben und eine Zusammenarbeit überhaupt möglich<br />

war. Im August 2012 haben wir dann in fünf Sessions<br />

im großen Konzertsaal des Radio Kulturhauses<br />

den Soundtrack eingespielt.<br />

PRIDNIG: Die Musik ist bei diesem <strong>Film</strong> enorm<br />

wichtig und wir waren sehr glücklich mit einem so<br />

renommierten und auf hohem Niveau agierenden<br />

Orchester wie dem RSO arbeiten zu können.<br />

Welches Budget st<strong>and</strong> für die VDW zur Verfügung?<br />

WIRTHENSOHN: Das Gesamtbudget beträgt 10,5<br />

Millionen Euro. In diesem Zusammenhang möchte<br />

ich betonen, dass der österreichischen <strong>Film</strong>branche<br />

mit dem FISA ein hoch effektives Förderinstrument<br />

zur Verfügung steht, ohne dem es fast unmöglich<br />

wäre, solche Projekte in Österreich zu realisieren.<br />

PRIDNIG. Neben Fisa haben auch ÖFI, ORF, FFW und<br />

speziell auch das L<strong>and</strong> NÖ mit entsprechenden Förderungen<br />

beigetragen. So waren wir bspw. in der<br />

Lage, im Stift Klosterneuburg zu<br />

drehen, einem wirklich großartigen<br />

Motiv. Wir haben ein Vielfaches der<br />

Fördersumme in Niederösterreich<br />

ausgegeben.<br />

Wie wird die VDW nun verwertet?<br />

PRIDNIG: Die Verwertung startet<br />

jetzt in den Kinos, die Premiere ist<br />

am 17. Oktober und der Kinostart<br />

ist am 25. Oktober. Mittelfristig<br />

werden wir über Festivals und <strong>Film</strong>märkte<br />

gemeinsam mit unserem<br />

Weltvertrieb den <strong>Film</strong> auch international verwerten.<br />

Was sind die kommenden Projekte der Lotus<br />

<strong>Film</strong>?<br />

WIRTHENSOHN: Zur Zeit laufen diverse Förderansuchen.<br />

Konkret arbeiten wir an Barbara Eders<br />

„Thank You For Bombing“ und an einem neuen großen<br />

Dokumentarfilm mit Michael Glawogger.<br />

„<strong>Film</strong>partner ist das<br />

Leben selbst“<br />

Ein vermeintlich nicht verfilmbarer literarischer Stoff wird zu einem Überraschungshit: zu<br />

wünschen wäre es dem Anfang Oktober in die Kinos kommenden <strong>Film</strong> „Die W<strong>and</strong>“, nach<br />

dem Buch von Malen Haushofer, in der Regie von Julian Roman Pölsler, mit einer brillanten<br />

Martina Gedeck.<br />

<strong>Jahre</strong>lang lagen die <strong>Film</strong>rechte für „Die W<strong>and</strong>“ bei<br />

diversen Produzenten, ua. beim Ehepaar Br<strong>and</strong>auer,<br />

von denen Pölsler sie erwarb, der von der vor<br />

<strong>50</strong> <strong>Jahre</strong>n erschienen Erzählung als von einem „Lebensbuch“<br />

spricht. Sieben <strong>Jahre</strong> arbeitete er am<br />

Drehbuch, die Finanzierung erfolgte relativ schnell.<br />

Dazu Produzent und Schulfreund Pölslers, Bruno<br />

Wagner (Coop 99 <strong>Film</strong>produktion): „Mit wenigen<br />

Ausnahmen sind unsere Anträge bei den Förderstellen<br />

sofort positiv beh<strong>and</strong>elt worden. Auch wenn es<br />

teilweise schwierig war, die benötigten Summen zu<br />

bekommen. Ein weiteres Problem war, dass manche<br />

den Stoff für nicht verfilmbar hielten. In Österreich<br />

hatten wir das Glück, dass Julian Pölsler dank seiner<br />

einprägsamen Bildsprache sehr bekannt ist. Mit jem<strong>and</strong><br />

<strong>and</strong>erem wäre die Finanzierung nicht so gut<br />

durchgegangen.“ Voll des Lobes auch der Münchner<br />

Koproduzent Rainer Kölmel, der die W<strong>and</strong> sogar<br />

mit einem Thriller vergleicht.<br />

Schon in den ersten Minuten spürt man die durchdachte<br />

Rhythmik des <strong>Film</strong>es: ein Cabrio taucht in<br />

einer atemberaubend schönen L<strong>and</strong>schaft auf,<br />

fröhliche Sixty-Musik (Zabine) erklingt, im Fond eine<br />

filmbiz<br />

Forschergeist überall<br />

Regisseur Julian R. Pölsler mit<br />

Hauptdarstellerin Maria Gedeck<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |25


filmbiz<br />

26 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

mondän gekleidete Frau, ein Bild das freudige Erwartungen<br />

weckt – und plötzlich Stille. Und dieses<br />

Prinzip durchzieht den <strong>Film</strong>, in dem die Hauptdarstellerin,<br />

immer wieder in Rückblenden, die letzten<br />

zwei <strong>Jahre</strong>, die sie in Einsamkeit, nur mit wenigen<br />

Tieren umgeben, als eine Art Robinson Crusoe<br />

durchlebt. Von der Städterin zur Überlebenskämpferin<br />

auf 1700 m Höhe, in der die Almensommer zwar<br />

atemberaubend schön sind, es aber im Winter in der<br />

Schlucht sehr unwirtlich wird. Gedreht wurde in Gosau/OÖ<br />

in mehreren Blöcken, von November 2010<br />

bis April 2011, sodass man sehr schön den Wechsel<br />

der <strong>Jahre</strong>szeiten sehen kann.<br />

Regisseur Julian Pölsler<br />

war sich sicher: „Die verwunschene<br />

und auch<br />

manchmal verstörende<br />

Atmosphäre von Gebirgsmassiv<br />

und Gebirgswald<br />

ist nur dann<br />

im <strong>Film</strong> authentisch,<br />

wenn alle <strong>Jahre</strong>szeiten<br />

echt sind. Ich wollte<br />

mich einer Wahrhaftigkeit<br />

nähern, die im Roman<br />

gegeben ist und<br />

eine seiner Stärken ausmacht.“<br />

Die Schönheit<br />

und Bedrohlichkeit der<br />

Naturgewalten werden<br />

durch den Off-Kommentar<br />

bzw. durch die<br />

eingespielten Bach-Par- Noch ist Luchs der beste und einzige Freund<br />

tituren unterlegt, wobei<br />

dem Regisseur eigentlich noch eine dritte Form der<br />

Sprache im <strong>Film</strong> mehr Raum gegeben hätte: Der Stille<br />

der Natur.<br />

Wie aber hat Pölsler die W<strong>and</strong>problematik – nämlich<br />

wie stelle ich eine Metapher dar - gelöst? Dazu Pölsler:<br />

„Die W<strong>and</strong> sollte gar nicht dargestellt werden. So<br />

wenig wie möglich sollte sie physisch vorkommen.<br />

Es muss klar sein, dass die W<strong>and</strong> eben nicht greifbar<br />

und nicht begreifbar ist. Bis auf die erste Begegnung<br />

der Frau mit der W<strong>and</strong> taucht die W<strong>and</strong> sichtbar im<br />

<strong>Film</strong> nur in den Albträumen auf und während der<br />

Sequenzen, in denen die Bach-Partiten die Erzählung<br />

fortführen, die ja immer dann einsetzen, wenn<br />

die Frau sich der W<strong>and</strong> nähert oder sich an die W<strong>and</strong><br />

her<strong>and</strong>enkt.“<br />

Genial die Idee, den Ton der Erdrotation, der angeblich<br />

von manchen Menschen gehört werden kann,<br />

als Grundsound für die W<strong>and</strong> zu nehmen. Vollkommen<br />

richtig auch die Entscheidung, Martina Gedeck<br />

die Rolle der Berichterstatterin anzuvertrauen. Lakonisch,<br />

ohne jegliches Selbstmitleid und doch mit<br />

viel Trauer und Melancholie, insbesondere wenn sie<br />

über die Beziehung zum Hund Lux erzählt, schwebt<br />

ihre dunkle Stimme über den BIldern. Äußerlich ist<br />

die Verw<strong>and</strong>lung zum Glück nicht drastisch ausgefallen<br />

und sie selbst meint auch dazu: „Es ging nicht<br />

darum, zu spielen. Sondern wichtig war, zu tun, zu<br />

durchleben und zu sein. Es war eine sehr körperliche<br />

Rolle, auch mit harter Arbeit. Selbst im Nichtstun<br />

musste ich Gedanken durchleben. Immer hatte ich<br />

Gedanken zu denken. Ich habe das im lnneren gefühlt,<br />

was man im Buch liest.“ Und noch etwas war<br />

bei der Verfilmung dieses Stoffes ganz <strong>and</strong>ers als bei<br />

den bisherigen <strong>Film</strong>arbeiten der vielbeschäftigten<br />

Schauspielerin: „Man muss viel geduldiger sein, weil<br />

der Partner das Leben selbst ist, das eben <strong>and</strong>ere<br />

Gesetze hat.<br />

Kurzinhalt<br />

Eine Frau (Martina Gedeck) schreibt in einer Jagdhütte ihre<br />

Geschichte auf, um sich nicht in Einsamkeit zu verlieren:<br />

Mit einem befreundeten Ehepaar und dessen Hund ist sie<br />

vor über zwei <strong>Jahre</strong>n in die Berge Österreichs gefahren.<br />

Ein Wochenendausflug. Als das Ehepaar am ersten Abend<br />

von einem Besuch im Dorf nicht zurückkehrt, macht die<br />

Frau sich auf die Suche. Mitten in der Natur stößt sie gegen<br />

eine unsichtbare W<strong>and</strong>, eine unerklärliche Grenze, hinter<br />

der alles tot zu sein scheint. Die Frau ist auf sich selbst<br />

gestellt. Irgendwie muss sie überleben und sich mit ihren<br />

Ängsten aussöhnen, die sie immer wieder zu überwältigen<br />

drohen. Abgeschnitten vom Rest der Welt wird sie vor die<br />

unausweichlichen Grundfragen des Lebens gestellt...<br />

„Die W<strong>and</strong>“ ist eine Produktion von coop99 <strong>Film</strong>produktion<br />

Wien und Starhaus <strong>Film</strong>produktion München, in<br />

Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk, ARTE und in<br />

Zusammenarbeit mit dem ORF (<strong>Film</strong>/Fernseh-Abkommen),<br />

gefördert vom Österreichischen <strong>Film</strong>institut, <strong>Film</strong>fonds<br />

Wien, L<strong>and</strong> OÖ Kultur, FFF Bayern, DFFF und Eurimages.


„Unheimlich“<br />

filmbiz<br />

Nach den Festivals in Venedig und Toronto berichtet AFC-Geschäftsfüher Martin Schweighofer<br />

im <strong>Film</strong>, Sound & Media-Interview von den anhaltenden Erfolgen heimischer <strong>Film</strong>e bei den<br />

internationalen Wettbewerben und von einem Jahr, das es für den österreichischen <strong>Film</strong> in dieser<br />

Form noch nie gegeben hat.<br />

Wie beurteilen Sie den Verlauf dieses <strong>Jahre</strong>s für<br />

den heimischen <strong>Film</strong>?<br />

SCHWEIGHOFER: Ein Jahr wie dieses hat es noch<br />

nicht gegeben. Der internationale Erfolgslauf des<br />

österreichischen <strong>Film</strong>s ist einmalig. Es ist fast schon<br />

unheimlich. Der Spezialpreis der Jury für Ulrich<br />

Seidls „Paradies: Glaube“ in Venedig ist jetzt das Sahnehäubchen<br />

oben drauf. Und auch in Toronto war<br />

der österreichische <strong>Film</strong> stark vertreten: Mit Seidls<br />

„Paradies: Liebe“, „Museum Hours“ (Produzent: KGP<br />

Kranzelbinder) etwa oder „More Than Honey“ (Allegro<br />

<strong>Film</strong>). Und natürlich Michael Hanekes Melodram<br />

„Amour“, das auch in Kanada mit st<strong>and</strong>ing ovations<br />

gefeiert wurde. Toronto war auch der Auftakt für die<br />

Oscar-Kampagne für Michael Haneke.<br />

„Haneke ist für die Golden<br />

Globes ebenso im Gespräch<br />

wie für den Oscar, bei letzterem<br />

nicht nur in der Kategorie Bester<br />

fremdsprachiger <strong>Film</strong> (Foreign<br />

Language Award) sondern<br />

möglicherweise auch in allgemeinen<br />

wie Bester Regisseur etc. . “<br />

Gibt es realistische Chancen für den Oscar?<br />

SCHWEIGHOFER: Die heimische Oscar-Jury hat<br />

sich einstimmig entschieden, „Amour“ für den Ausl<strong>and</strong>s-Oscar<br />

einzureichen. Im Dezember kommt der<br />

<strong>Film</strong> in Amerika in die Kinos, vertrieben von Sony<br />

Pictures Classics, dem potentesten und größten<br />

Independent-Vertrieb in den USA. Haneke ist für die<br />

Golden Globes ebenso im Gespräch wie für den Oscar,<br />

bei letzterem nicht nur in der Kategorie Bester<br />

fremdsprachiger <strong>Film</strong> (Foreign Language Award)<br />

sondern möglicherweise auch in allgemeinen wie<br />

Bester Regisseur etc. Ich rechne mir für Haneke gute<br />

Chancen aus. Es steht alles auf Schiene, die Kampagne<br />

wurde im Grunde schon in Cannes noch vor<br />

der Verleihung der „Goldenen Palme“ vorbereitet.<br />

„Amour“ beh<strong>and</strong>elt ein Thema, das alle betrifft und<br />

es ist wohl der emotionalste und berührendste Haneke-<strong>Film</strong><br />

bisher.<br />

„Die Entwicklung des österreichischen<br />

<strong>Film</strong>s in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

ist wirklich phänomenal. Mutige<br />

Entscheidungen der Förderer<br />

und großartiges kreatives<br />

Potenzial haben dazu geführt.“<br />

Wie klingt dieses Jahr aus Sicht der AFC aus?<br />

SCHWEIGHOFER: Wir sind noch bei einigen Festivals<br />

vertreten wie San Sebastian (Barbara Alberts<br />

„Die Lebenden“); mit Rom, Amsterdam u.a. wird<br />

verh<strong>and</strong>elt. Unser Fokus liegt<br />

zudem schon auf dem kommenden<br />

Jahr. Aber 2012 wird<br />

schwer zu toppen sein. Wir<br />

werden 2013 idealerweise<br />

miteiner starken Berlinale<br />

starten und hoffen natürlich<br />

auf eine Oscar-Nominierung.<br />

Paradox an dieser Erfolgs-Situation<br />

ist, dass sich die <strong>Film</strong>affine<br />

Öffentlichkeit an Preise<br />

und Auszeichnungen bereits<br />

gewöhnt hat. Unter dem Motto:<br />

Was, es gibt keinen Goldenen<br />

Bären? – und dergleichen<br />

mehr. Zugleich beneiden uns<br />

viele europäische Länder um<br />

die österreichische Präsenz<br />

und Dichte an Qualität. Die Erfolge von gestern machen<br />

die Erfolge von morgen aber nicht einfacher.<br />

Sie feiern heuer 25 <strong>Jahre</strong> AFC – zufrieden mit<br />

der Entwicklung?<br />

SCHWEIGHOFER: In unserer täglichen Arbeit<br />

agieren wir im Hier und Jetzt und planen für die<br />

nächsten Monate. Das 25-Jahr-Jubiläum war eine<br />

gute Gelegenheit einmal kurz inne zu halten und<br />

zurückzublicken. Und man muss wirklich festhalten:<br />

Die Entwicklung des österreichischen <strong>Film</strong>s in<br />

den letzten <strong>Jahre</strong>n ist wirklich phänomenal. Mutige<br />

Entscheidungen der Förderer und großartiges kreatives<br />

Potential haben dazu geführt. Es wäre schön<br />

wenn der österreichische <strong>Film</strong> auch in den heimischen<br />

Kinos ähnliche Erfolge feiern könnte wie auf<br />

der internationalen Ebene. Bis dahin ist es aber wohl<br />

noch ein langer Weg.<br />

Martin Schweighofer<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |27


filmbiz<br />

Am Anfang ist das Buch<br />

Einst selbst Student ist Götz Spielmann seit einem Jahr Drehbuch-Professor an der <strong>Film</strong>akademie.<br />

Wie er diese Tätigkeit mit seiner Arbeit als <strong>Film</strong>emacher in Einklang bringt und warum man den<br />

künstlerischen <strong>Film</strong> zu achten hat, erläutert der präzise Formulierer im Interview.<br />

© Lukas Beck<br />

Götz Spielmann<br />

Götz Spielmann, geb 1961, seit<br />

1989 freiberuflich Autor und<br />

Regisseur, zahlreiche internationale<br />

Preise, Oscar-Nominierung<br />

für „Revanche“, seit 1.9 .2011<br />

o. Professor für Drehbuch und<br />

Dramaturgie, Oscar-Nominierung<br />

für „Revanche“. Dreht gerade<br />

an seinem neuen <strong>Film</strong> „Oktober,<br />

November“<br />

28 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

Im Oktober startet Ihr zweites Jahr als Professor<br />

für Drehbuch an der FIlmuniversität Wien. Ist<br />

Ihre Lehrtätigkeit bisher so verlaufen, wie Sie es<br />

sich vorgestellt hatten?<br />

SPIELMANN: Es ist eine sehr fordernde, spannende<br />

Aufgabe, für die ich viel Nachdenken aufwende und<br />

die mir außerordentlich gut gefällt. Aber ein Urteil<br />

über den Erfolg meiner Arbeit dort kann ich nach<br />

einem Jahr noch nicht abgeben. Schreiben ist ein<br />

lang <strong>and</strong>auernder Prozess, da wird man erst in ein<br />

paar <strong>Jahre</strong>n meine H<strong>and</strong>schrift als Lehrender spüren<br />

können, hoffentlich. Ich betrachte es als meine<br />

wichtigste Aufgabe, Mut und Lust zu machen an<br />

der Arbeit und auch daran, an Schwierigkeiten zu<br />

wachsen. Schreiben ist ja eine geistig und psychisch<br />

sehr fordernde, sehr ganzheitliche Tätigkeit. Es gibt<br />

keinen Tag, an dem mir nicht ein Gedanke zum Unterrichten<br />

kommt, es ist ein Raum mehr, der im Bewusstsein<br />

ist.<br />

Waren Sie sich dieses Aufw<strong>and</strong>s bewusst?<br />

SPIELMANN: Ja, freilich. Ich war ja selbst einmal<br />

Student an der <strong>Film</strong>akademie, kenne den Betrieb<br />

daher von der <strong>and</strong>eren Seite, auch wenn sich viel<br />

verändert hat, meist zum Besseren. Aber eines ist<br />

geblieben: Ich glaube eine der wichtigsten Aufgaben<br />

jeder Kunstuniversität besteht darin, sich selbst<br />

als System immer wieder in Frage zu stellen. Man<br />

bemüht sich die begabtesten Menschen aufzunehmen,<br />

aber eine Schule ist immer auch die Gefahr,<br />

zu egalisieren statt zu individualisieren, zu verunsichern<br />

statt zu ermutigen. Man muss als Lehrer eine<br />

große Wachheit dafür haben, das Talent individuell<br />

zu erkennen und zu begleiten.<br />

Wie arbeiten Sie ganz pragmatisch?<br />

SPIELMANN: Unser Unterricht ist sehr komplex<br />

und vielschichtig, er geschieht auf mehreren Ebenen.<br />

Theoretische Vorlesungen, Analysen von den<br />

Wirkungsmechanismen des Erzählens, Übungen zur<br />

Kreativität, und dann natürlich vor allem die Begleitung<br />

der Studierenden in ihren Schreiben, und die<br />

Reflexion über deren Arbeiten. Diskussion in Gruppen,<br />

Einzelgespräche. Natürlich mache ich das nicht<br />

allein, mit S<strong>and</strong>ra Bohle, Kathrin Resetarits und Alex<strong>and</strong>er<br />

Mahler sind wir ein sehr gutes Team.<br />

Kann man in den Arbeiten der Studierenden<br />

eine allgemeine Tendenz erkennen wie zB.<br />

gesellschaftspolitische Fragen oder Familienaufstellungen<br />

o.ä.?<br />

SPIELMANN: Tendenzen hätte ich noch nicht bemerkt,<br />

die Studierenden sind, Gottseidank, sehr<br />

verschieden. Ich glaube sowieso, dass die fundamentalen<br />

Themen und Fragen des Lebens zeitlos<br />

sind. Existentielle Fragen ändern sich nicht. Es geht<br />

darum, mit Geschichten auf das zu antworten, was<br />

uns bewegt, betrifft, stört. Diese grundlegende Arbeit<br />

für alles Weitere fällt dem Autor zu. Sie fügt sich<br />

aus Fantasie und Erleben, aus Erinnerung, Erfahrung<br />

und Vorbildern. Auch die präzise Beobachtung von<br />

Menschen ist wichtige Voraussetzung.<br />

Sie selbst sind Oscarnominierter <strong>Film</strong>emacher,<br />

was gefällt Ihnen besser: Drehbuch oder Regie?<br />

SPIELMANN: Als <strong>Film</strong>emacher ist mir beides unverzichtbar.<br />

Ich glaube, dass das Schreiben von Drehbüchern<br />

noch schwieriger ist als das Inszenieren. Vor<br />

allem schwieriger zu lernen. Ein <strong>Film</strong>emacher muss<br />

in beidem eine hohe auch h<strong>and</strong>werkliche Qualität<br />

haben. Das Drehbuch legt den Grundstein, das Fundament.<br />

Das Merkwürdige am Drehbuch ist, dass es<br />

geschrieben wird, um zu verschwinden: es löst sich<br />

auf in den Szenen, in den Bildern, im Rhythmus, im<br />

<strong>Film</strong>. Weshalb seine Bedeutung dem fertigen <strong>Film</strong><br />

nicht mehr anzusehen ist. Es wird sehr unterschätzt,<br />

dabei ist es das einzige genuin Schöpferische beim<br />

<strong>Film</strong>emachen.<br />

Warum brauchen die Menschen Geschichten?<br />

SPIELMANN: Vor allem vergrößern Geschichten<br />

den geistigen Raum. Das verändert die Perspektive,<br />

es präzisiert und vertieft das Bewusstsein über<br />

das eigene Leben, über dessen Fragen, Konflikte,


auch Chancen. Starke Geschichten sind ein Erlebnis<br />

und deshalb auch eine Erfahrung, und Erfahrungen<br />

prägen, erweitern und präzisieren uns. Jem<strong>and</strong>, den<br />

Geschichten nicht mehr bereichern können, ist entweder<br />

erleuchtet oder arm.<br />

Die Mehrheit der Zuschauer sucht in <strong>Film</strong>en<br />

Entspannung und wählt quasi die leichte Kost.<br />

Österreichische <strong>Film</strong>e reüssieren bis auf wenige<br />

Ausnahmen nicht im Kino. Wie könnte man das<br />

ändern?<br />

SPIELMANN: Kinozahlen bilden vielleicht das Geschäft<br />

ab, aber nicht die Qualität, weder der <strong>Film</strong>e<br />

noch des Publikums. Außerdem: überall in der Welt<br />

floppen die meisten auf Spekulation beruhenden<br />

Erfolgsversuche ebenso. Was wirkliche Qualität hat,<br />

hat auch eine viel längere Nachhaltigkeit als die Publikumssensation<br />

der Saison. Qualität erreicht eben<br />

nicht die Masse, sondern qualifizierte Minderheiten.<br />

Kinozahlen sagen da beileibe nicht alles aus. Das,<br />

was viel Profit bringt, ist ja nicht immer das, was für<br />

die Menschen und unsere Gesellschaft am besten<br />

ist. Seltsamerweise wird da wenig Rechenschaft abverlangt.<br />

Was können Sie da empfehlen?<br />

SPIELMANN: Acht geben auf den künstlerischen,<br />

persönlichen, radikalen <strong>Film</strong>, weil immer wieder die<br />

Tendenz gibt, alles in unserer Gesellschaft in die Destruktion<br />

des Kommerzes zu drücken.<br />

Als Kultur-Aficinado<br />

unterwegs<br />

Seit zwei <strong>Jahre</strong>n führt Botschafter Martin Eichtinger die Kulturpolitische Sektion im<br />

Außenministerium. Warum Imame ebenso unterstützt werden wie Kurzfilme erklärt der<br />

umtriebige Kulturmanager mit größter Begeisterung.<br />

Gerne wird Österreich als Kulturnation bezeichnet.<br />

Was ist Ihre Aufgabe, um diese Sicht<br />

aufrecht zu erhalten bzw. zu modernisieren?<br />

EICHTINGER: Unser Ziel ist es, ein Bild des zeitgenössischen,<br />

innovativ-kreativen Österreichs zu<br />

präsentieren, welches durch qualitativ hochwertige<br />

Kulturprojekte, sei es in Eigenregie oder mit lokalen<br />

Partnern, geprägt und gefestigt werden soll. Wir wollen<br />

ein Sprungbrett für österreichische Kulturschaffende<br />

sein und sie bei der internationalen Vernetzung<br />

bestmöglich unterstützen. Dabei soll sowohl<br />

die weltweite Kooperation von Kulturschaffenden<br />

und Kulturinstitutionen, auch auf der Ebene von Regionen,<br />

gefördert, als auch ein Beitrag Österreichs<br />

zum internationalen Kulturdiskurs geleistet werden.<br />

Im Sinne des Gustav Mahler Zitats „Tradition ist die<br />

Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der<br />

Asche“ ist die Darstellung traditioneller Kultur im<br />

Rahmen der Ausl<strong>and</strong>skulturpolitik gerechtfertigt,<br />

wenn das innovativ-kreative Element hervor gestrichen<br />

wird. Der Fokus der Ausl<strong>and</strong>skulturarbeit muss<br />

allerdings auf der Darstellung des zeitgenössischen<br />

Österreichs liegen.<br />

Wie läuft konkret Ihre Arbeit als höchster Kulturbeamter<br />

im Außenministerium ab?<br />

EICHTINGER: Unsere Kulturforen und Vertretungs-<br />

behörden bekommen seitens der Zentrale in Wien<br />

inhaltliche Zielvorgaben und es wird ihnen ein jährliches<br />

Budget zur Verfügung gestellt. Dafür stehen<br />

den 30 Kulturforen, 82 Botschaften sowie 11 Generalkonsulaten<br />

etwa 4 Millionen Euro zur Verfügung.<br />

Ich bin sehr stolz, dass es meinem engagierten Team<br />

gelungen ist, im letzten Jahr zusätzlich 3 Millionen<br />

Euro an privaten Sponsoringmitteln zu akquirieren.<br />

Ein Euro für die Ausl<strong>and</strong>skultur wird also durch 75<br />

Eurocent an Sponsoring ergänzt.<br />

Unsere Arbeit verfolgt drei Ziele:<br />

1. Österreich im Ausl<strong>and</strong> als innovativ-kreatives<br />

L<strong>and</strong> mit seinem vielfältigen, historisch gewachsenen<br />

kulturellen und wissenschaftlichen Reichtum<br />

zu präsentieren,<br />

2. geleitet vom Grundsatz „Einheit in der Vielfalt“<br />

aktiv an der Weiterentwicklung der europäischen<br />

Integration mitzuwirken,<br />

3. durch Initiativen im Bereich des Dialogs der Kulturen<br />

und Religionen einen nachhaltigen Beitrag zur<br />

globalen Vertrauensbildung und Friedensicherung<br />

zu leisten.<br />

Der dritte Bereich hat in jüngster Zeit an Bedeutung<br />

gewonnen. Lassen Sie mich ein paar Beispiele<br />

aus dem Bereich des Dialogs der Kulturen nennen:<br />

filmbiz<br />

Das Bundesministerium<br />

für europäische<br />

und internationale<br />

Angelegenheiten<br />

besteht aus einem Netzwerk<br />

von 93 im Kulturbereich tätigen<br />

Kulturforen, Botschaften und<br />

Generalkonsulaten und 61<br />

Österreich-Bibliotheken, die<br />

österreichische Kultur ins Ausl<strong>and</strong><br />

tragen. Im Jahr 2011 wurden insgesamt<br />

5300 Veranstaltungen in<br />

110 Ländern und über 2000 Orten<br />

betreut, die über 6,4 Mio Besucher<br />

weltweit verzeichneten.<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |29


filmbiz<br />

Botschafter<br />

Dr. Martin Eichtinger<br />

Leiter der Kulturpolitischen<br />

Sektion, Bundesministerium für<br />

europäische und internationale<br />

Angelegenheiten<br />

Geboren 1961 in Graz, Österreich;<br />

Doktorat der Rechtswissenschaften,<br />

Postgraduate-Studien an<br />

der Johns Hopkins University in<br />

Bologna/Italien und in Paris.<br />

Eintritt in den österreichischen<br />

diplomatischen Dienst im <strong>Jahre</strong><br />

1986, persönlicher Sekretär von<br />

Außenminister Alois Mock<br />

(zuständig u.a. für die Ausl<strong>and</strong>skultur).<br />

Nach einer Tätigkeit an der<br />

Österreichischen Botschaft in Mexiko<br />

leitete er von 1992 bis 1999<br />

den Österreichischen Presse- und<br />

Informationsdienstes in Washington,<br />

D.C.. Zwischen 1999 und 2007<br />

war er als Leiter des Büros der<br />

Sonderbeauftragten für Leistungen<br />

an Sklaven- und Zwangsarbeiter<br />

des NS-Regimes, Maria<br />

Schaumayer, als Bereichsleiter für<br />

Internationale Angelegenheiten in<br />

der Vereinigung Österreichischer<br />

Industrie, als Projektmanager<br />

in der Privatwirtschaft, als<br />

Kabinettchef von Wirtschafts- und<br />

Arbeitsminister Martin Bartenstein<br />

und später als Generalsekretär<br />

im Bundesministerium für<br />

Wirtschaft und Arbeit tätig. Von<br />

2007 bis 2010 war er Österreichischer<br />

Botschafter in Rumänien<br />

und der Republik Moldau. Seit Juli<br />

2010 leitet er die Kulturpolitische<br />

Sektion im Bundesministerium für<br />

europäische und internationale<br />

Angelegenheiten.<br />

30 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

wir führen l<strong>and</strong>eskundliche Seminare für türkische<br />

Imame durch, die nach Österreich kommen, um sie<br />

besser auf das L<strong>and</strong> und seine Kultur vorzubereiten.<br />

Wir planen gerade das zweite Arabisch-europäische<br />

Treffen junger Führungskräfte, bei dem wir den Dialog<br />

zwischen Persönlichkeiten fördern wollen, die<br />

in verantwortlichen Positionen der Gesellschaft<br />

stehen. Und wir bereiten einen Gedankenaustausch<br />

mit Museumsmanagern aus den Ländern des arabischen<br />

Frühlings vor, um mit ihnen den Beitrag der<br />

Kultur zur demokratischen Entwicklung zu diskutieren.<br />

Kultur kann insbesondere dabei als Türöffner<br />

eingesetzt werden, kann aufzeigen wie grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit gelingt.<br />

Kann jedes österreichische Kulturinstitut eigenständig<br />

sein Programm bestimmen oder gibt es<br />

Vorgaben?<br />

EICHTINGER: Unsere Kulturforen erarbeiten Programmvorschläge,<br />

die wir mit ihnen diskutieren.<br />

Wir verwalten ja Steuergeld und das sollte optimal<br />

eingesetzt werden. Wir bieten dem Ausl<strong>and</strong>skulturnetzwerk<br />

Orientierungshilfen an. Gerade neu haben<br />

wir zB, das Literaturprogramm schreibArt AUSTRIA<br />

organisiert, in dem wir auf Vorschlag renommierter<br />

Buchkritiker einen Kanon junger SchriftstellerInnen<br />

zusammengestellt haben, die wir gerne via unserer<br />

Institute einem internationalem Publikum vorstellen<br />

möchten. Selbiges gilt für die Musik, wo wir<br />

gemeinsam mit dem BM für Unterricht, Kunst und<br />

Kultur, dem Mica, Musikuniversitäten und „Musik<br />

der Jugend“ im sogenannten „New <strong>Austria</strong>n Sound<br />

of <strong>Music</strong>“ (NASOM) Unterstützungsprogramm MusikerInnen<br />

aus verschiedenen Genres ausgewählt<br />

haben. Selbstverständlich kommen von den Kulturleitern<br />

eigenständige Vorschläge, die wir ebenfalls<br />

unterstützen, denn allen gemeinsam ist es ein Anliegen,<br />

mitzuhelfen, heimischen Künstlern international<br />

ein Podium zu bieten.<br />

„Allen gemeinsam ist es ein<br />

Anliegen, mitzuhelfen, heimischen<br />

Künstlern international ein<br />

Podium zu bieten.“<br />

Gibt es bestimmte Schwerpunkte?<br />

EICHTINGER: Ja, diese haben wir unterteilt in geographische,<br />

sektorielle, thematische und Jubiläen.<br />

Die geographischen Schwerpunkte der Ausl<strong>and</strong>skulturarbeit<br />

entsprechen den geographischen Schwerpunkten<br />

der österreichischen Außenpolitik: Donauraum,<br />

Schwarzmeerregion und Westbalkan. In den<br />

Sektoren haben wir bis dato eher weniger stark im<br />

Ausl<strong>and</strong> präsentierte Gebiete wie Tanz und Architektur<br />

ausgewählt, thematisch bereiten wir uns auf eine<br />

große Veranstaltung in der Hofburg Anfang Februar<br />

2013 vor, das Globalforum der „Alliance of Civilizations“,<br />

einer UN-Organisation, die sich dem Dialog<br />

der Kulturen widmet und Jubiläen sind zB. den diplomatischen<br />

Beziehungen zwischen Österreich und<br />

Korea gewidmet, die wir kulturell begleiten.<br />

International ist Österreich seit ein paar <strong>Jahre</strong>n<br />

als höchst interessantes <strong>Film</strong>l<strong>and</strong> angesehen.<br />

Welche Bedeutung hat <strong>Film</strong> in Ihrer Arbeit?<br />

EICHTINGER: Persönlich freue ich mich wahnsinnig,<br />

dass herausragende Qualität als solche erkannt<br />

wird. Wir wollen den Ruf Österreichs als sehr lebendig<br />

entwickelte Kulturnation weiterhin fördern und<br />

dazu trägt dieses Medium besonders stark bei. Der<br />

österreichische <strong>Film</strong> ist in all unseren Kulturforen<br />

und Vertretungsbehörden im Intensiveinsatz, wie<br />

man anh<strong>and</strong> der Zahlen des letzten <strong>Jahre</strong>s erkennen<br />

kann: wir hatten 900 Vorführungen mit 406.000<br />

Besuchern, wobei im Ausl<strong>and</strong> insgesamt etwa 3 Mio.<br />

Besucher österreichische <strong>Film</strong>e gesehen haben. Damit<br />

sind unsere Veranstaltungen im Ausl<strong>and</strong> eine<br />

Größe, die auch von der <strong>Film</strong>wirtschaft anerkannt<br />

wird. Im <strong>Film</strong>bereich verstärken wir unsere Anstrengungen<br />

außerdem, indem wir einen Schwerpunkt<br />

auf Kurzfilm setzen. Wir sind der Überzeugung, dass<br />

gerade der Kurzfilm ein hervorragendes Beispiel für<br />

die B<strong>and</strong>breite des heimischen <strong>Film</strong>s ist.<br />

„Wir hatten 900 Vorführungen<br />

mit 406.000 Besuchern, wobei im<br />

Ausl<strong>and</strong> insgesamt etwa<br />

3 Mio. Besucher österreichische<br />

<strong>Film</strong>e gesehen haben. “<br />

Wem obliegt die Auswahl der Kurzfilme?<br />

EICHTINGER: Hier arbeiten wir mit der Akademie<br />

des Österreichischen <strong>Film</strong>s zusammen, insbesondere<br />

mit deren Präsident Karl Markovics verbindet uns<br />

der gemeinsame Wille, dieses Genre zu verstärken.<br />

Wir unterstützen die Akademie des Österreichischen<br />

<strong>Film</strong>s als Kooperationspartner und können dadurch<br />

im Rahmen der „Österreichischen Kurzfilmschau“<br />

Kurzfilme im Ausl<strong>and</strong> zeigen und international das<br />

Interesse an der heimischen Kurzfilmszene stärken.<br />

Gibt es weitere Kooperationen?<br />

EICHTINGER: Im <strong>Film</strong>bereich sind wir mit der Ars<br />

Electronica Linz und Sixpack stark verbunden. Wir<br />

wollen aber über Avantgarde/Experimental noch<br />

weiter gehen, wir überlegen gerade eine Frauenfilmschiene<br />

in Zusammenarbeit mit dem <strong>Film</strong>archiv<br />

<strong>Austria</strong>. Ideen und Angebot gibt es genug.<br />

Ihre Arbeit impliziert auch einen politischen<br />

Aspekt. Soeben hat Kanada seine Botschaft<br />

aus dem Iran abgezogen. Darf man, verkürzt<br />

gefragt, Kultur in autokratische Staaten exportieren?<br />

EICHTINGER: Es ist eine Gratw<strong>and</strong>erung, denn einerseits<br />

müssen die jeweiligen Gesetze eingehalten<br />

werden, <strong>and</strong>ererseits sind die Kulturforen österreichisches<br />

Staatsgebiet, wo Theater, Musik etc. stattfindet.<br />

Kultur kann dort noch aktiv sein kann, wo Politik<br />

es nicht mehr kann. Es ist oft heikel, aber wir wollen<br />

mittels unserer Kultur der Zivilgesellschaft zeigen,<br />

dass sie nicht in Stich gelassen wird. In einem sich<br />

ständig bewegenden Spannungsfeld, sind gerade<br />

kulturpolitische Maßnahmen notwendig, um Dialog<br />

und Frieden zu etablieren.


Centfox: Generationswechsel<br />

mit wunderbarem Lineup<br />

Mit 1. April 2013 geht der langjährige Geschäftsführer der 20th Century Fox in Österreich,<br />

Roman Hörmann, in Pension. Seit 1. September ist mit Benjamin Bach der designierte Nachfolger<br />

bereits im Amt. Gemeinsam führen sie die Geschäfte bis zu Hörmanns Abschied, wie unisono im<br />

<strong>Film</strong>, Sound & Media-Interview betont wird.<br />

Was waren Ihre Highlights im Laufe Ihrer Tätigkeit?<br />

HÖRMANN: Als größtes Highlight im Laufe meiner<br />

Tätigkeit für Centfox war es, vier <strong>Film</strong>e auf jeweils über<br />

eine Million Kino-Besucher zu bringen: Zwei Ice Age,<br />

Titanic und Avatar. Jetzt sind wir gerade drauf und<br />

dran den aktuellen Ice Age 4, der zurzeit auf 9<strong>50</strong>.000<br />

Besucher steht, ebenfalls über die 1 Millionen Zuschauer-Marke<br />

zu pushen. Wir hatten natürlich viele<br />

<strong>Film</strong>e die an die 800.000 Besucher erreicht haben,<br />

aber die Millionen-Marke ist für ein so kleines L<strong>and</strong><br />

etwas ganz besonderes. Umso mehr gilt mein Dank<br />

auch dem gesamten Fox-Team in Österreich – von<br />

Marketing bis Sales – ohne dem dieser Erfolg natürlich<br />

nicht möglich gewesen wäre.<br />

Wie beurteilen Sie das erste Halbjahr 2012 aus<br />

der Sicht von 20th Century Fox?<br />

HÖRMANN: Das Jahr 2012 hat bereits im Jänner mit<br />

Alvin & The Chipmunks, der sich bis Ostern in den Kinos<br />

halten konnte, sehr erfreulich begonnen. Zudem<br />

hatten wir einige qualitativ sehr hochwertige <strong>Film</strong>e<br />

wie The Descendants oder Best Exotic Marigold Hotel<br />

zur Auswertung. Auch mit Titanic 3D und nun mit Ice<br />

Age4 sind wir sehr glücklich. Das Jahr wird dann mit einem<br />

weiteren sehr guten und hochqualitativen <strong>Film</strong> –<br />

Life Of Pi - Schiffbruch mit Tiger – abgeschlossen. Alles<br />

in allem wird 2012 ein sehr gutes Jahr für Centfox sein,<br />

wenngleich auch bei den Verleihern die Wirtschaftskrise<br />

nicht unbemerkt vorbeigeht und wir haben hart<br />

zu kämpfen, die Zahlen des Vorjahres zu erreichen. So<br />

haben wir österreichweit im ersten Halbjahr 2012 7,5<br />

Millionen Kinobesucher (1. HJ 2011: 8 Millionen). Aber<br />

es kommen auch von der Konkurrenz noch einige<br />

gute <strong>Film</strong>e im zweiten Halbjahr, sodass wir das Jahr<br />

2012 recht zufrieden abschließen können.<br />

Wie sehen Sie die Situation im Bereich der Kino-<br />

Digitalisierung?<br />

HÖRMANN: Die Kino-Digitalisierung in Österreich ist<br />

eine sehr erfolgreiche Story und wir können mit Stolz<br />

sagen, dass dieses kleine L<strong>and</strong> hier eine Vorreiterrolle<br />

spielt. In den nächsten Monaten wird Österreich im<br />

Kinobereich voll digitalisiert sein, das sind dann 170<br />

Locations mit 577 Screens. Die Kinoketten haben beschlossen<br />

sich der Digitalisierung nicht zu verschließen<br />

und so ist Österreich in diesem Bereich ein Musterl<strong>and</strong>.<br />

Es werden noch etliche Herausforderung auf<br />

uns zu kommen – etwa die Satelliten-Übertragung,<br />

aber die Digitalisierung war in jedem Fall ein Meilenstein<br />

und ein sehr großer Sprung vorwärts.<br />

Wie beurteilen Sie die Piraterie-Problematik im Kinofilmbereich<br />

- international bzw. auch in Österreich?<br />

HÖRMANN: Die Piraterie kennt keine Grenzen und<br />

ist ein weltweites Problem. Aber auch in diesem Bereich<br />

muss ich mit Stolz verkünden, dass in Österreich<br />

schon seit einigen <strong>Jahre</strong>n der Verein Antipiraterie hervorragende<br />

Arbeit leistet. Zum Beispiel hat man die<br />

illegale Plattform kino.to in ihre Schranken verwiesen<br />

und viele Verurteilungen und Abmahnungen erreicht.<br />

Leider wird man das Problem Piraterie wohl nie ganz<br />

vom Tisch bringen aber ich bin sehr froh darüber, dass<br />

wir in diesem L<strong>and</strong> eine so effiziente Task-Force zur<br />

Verfügung haben.<br />

Wie wird der Geschäftsführer-Wechsel bei<br />

Centfox über die Bühne gehen bzw. welche Zielsetzungen<br />

hat die neue Geschäftsführung?<br />

HÖRMANN: Kollege Benjamin Bach ist seit 1. September<br />

gemeinsam mit mir Geschäftsführer und am<br />

1. April nächsten <strong>Jahre</strong>s werde ich mir erlauben mich<br />

in die Pension zu verabschieden und die alleinige Geschäftsführung<br />

an Herrn Bach übergeben.<br />

BACH: Ich bin sehr dankbar für die lange Übergangszeit,<br />

in der ich Gelegenheit habe in die Usancen und<br />

Besonderheiten des österreichischen Marktes von einem<br />

absoluten Profi eingeschult zu werden. Aus Sicht<br />

eines US Majors stellt sich der österreichische Markt<br />

als kleiner aber feiner und vor allem hochprofitabler<br />

dar. Das liegt neben vielen <strong>and</strong>eren Dingen auch daran,<br />

dass wir hier nicht so eine fragmentierte Struktur<br />

haben wie sie z.B. in Spanien oder Deutschl<strong>and</strong> existiert,<br />

wo der Markt bis zu <strong>50</strong> % von Independents und<br />

kaum von Kinoketten abgedeckt wird. In Österreich<br />

haben wir es hauptsächlich mit Kinoketten zu tun,<br />

mit denen wir noch effektiver und noch effizienter<br />

arbeiten können, um unsere <strong>Film</strong>e zu vermarkten.<br />

Hinzu kommt, dass am Overall-Ticket Sale, der mit 2.1<br />

pro Kopf im Jahr höher ist als im europäischen Durchschnitt,<br />

man die hohe <strong>Film</strong>-Affinität der österreichischen<br />

Bevölkerung gut erkennen kann. Überhaupt<br />

existiert in Österreich eine sehr hohe Wertschätzung<br />

für jegliche Art von Kultur und Entertainment – ein<br />

weiterer Grund, warum ich mich sehr freue und sehr<br />

gespannt bin, hier zu arbeiten.<br />

Welche <strong>Film</strong>-Highlights bringt Centfox in diesem<br />

Jahr noch in die heimischen Kinos bzw. ein erster<br />

Ausblick für 2013?<br />

BACH: Wir haben mit Dreamworks Animation einen<br />

sehr starken Partner dazubekommen und können<br />

nunmehr eine noch breitere Produktpalette anbieten.<br />

Wir denken bereits bis 2016 und ich kann vermelden,<br />

dass Centfox starke <strong>Film</strong>e an den Start bringen wird:<br />

Avatar 2, Rio 2, Last St<strong>and</strong> mit Arnold Schwarzenegger,<br />

Stirb Langsam u.v.m. Es wird für mich und das gesamte<br />

Team sehr viel zu tun geben und ich freue mich auf<br />

diese Herausforderung.<br />

filmbiz<br />

Benjamin Bach<br />

kann auf eine langjährige Erfahrung<br />

im <strong>Film</strong>geschäft zurückblicken. Von<br />

2003 bis 2007 war er bereits für<br />

Twentieth Century Fox an den St<strong>and</strong>orten<br />

Frankfurt, London und Los<br />

Angeles tätig. Nach einer weiteren<br />

Station in der indischen <strong>Film</strong>industrie<br />

als Vice President International Sales<br />

beim größten Bollywood Studio, Eros<br />

International Pictures war Bach ab<br />

2009 Sales Director bei NBC Universal<br />

in London; in dieser Stellung war er<br />

verantwortlich für das TV und Digital<br />

Media Geschäft in 12 zentral- und<br />

osteuropäischen Ländern.<br />

Centfox-<strong>Film</strong> G.m.b.H.,<br />

Wien<br />

ist eine Tochtergesellschaft von Fox<br />

<strong>Film</strong>ed Entertainment (FFE), Los<br />

Angeles, einem der weltweit größten<br />

Produzenten von <strong>Film</strong>- und<br />

TV-Inhalten. FFE gehört zur News<br />

Corporation Gruppe, New York.<br />

Knackt bald die 1-Million-Schallmauer<br />

in den österreichischen<br />

Kinos: Ice Age 4<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |31<br />

© Chris Dinh.<br />

© 20th Century Fox


filmbiz<br />

Ö-Premiere von<br />

„Heiter bis wolkig“<br />

Fast schon ein Stammgast ist Wilson Gonzalez<br />

Ochsenknecht, der sich auch diesmal wieder in Wien<br />

einf<strong>and</strong>, um der Premiere der deutschen <strong>Film</strong>komödie<br />

„Heiter bis wolkig“ beizuwohnen. Im Mittelpunkt<br />

st<strong>and</strong>en jedoch die drei Hauptdarsteller Jessica<br />

Schwarz, Max Riemelt und Anna Fischer, die in<br />

diesem vordergründig heiteren Streifen, mit ihrem<br />

berührendem Spiel die Herzen der Zuschauer rühren.<br />

Rund 300<br />

Gäste aus<br />

Kultur,<br />

Medien und<br />

Wirtschaft<br />

konnten sich<br />

im charmantenAmbiente<br />

des Urania<br />

Kinos des<br />

Lobes nicht<br />

einkriegen.<br />

Aktuelle <strong>Film</strong>starts:<br />

4./5.10.<br />

Abraham Lincoln Vampirjäger (Fox)<br />

Die W<strong>and</strong> (Thimfilm)<br />

Looper (Constantin)<br />

Messner (Lunafilm)<br />

Unterwegs - On The Road (<strong>Film</strong>laden)<br />

We need to talk about Kevin (Polyfilm)<br />

Die Qual der Wahl (Warner)<br />

Madagascar 3 - Flucht durch Europa<br />

(Paramount)<br />

Steve Jobs: The Lost Interview (Polyfilm)<br />

32 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

l-r: Jessica Schwarz,<br />

Max Riemelt und<br />

Anna Fischer<br />

11./12.10.<br />

Sparkle (Sony)<br />

96 hours - Taken 2 (Constantin)<br />

Sisi...und ich erzähle euch die Wahrheit (Constantin)<br />

More Than Honey (<strong>Film</strong>laden)<br />

Nr. 7 (Polyfilm)<br />

Ruby Sparks (Centfox)<br />

Savages (UIP)<br />

18./19.10.<br />

Premium Rush (Sony)<br />

Asterix und Obelix - Im Auftrag ihrer Majestät<br />

(Constantin)<br />

Late Bloomers (<strong>Film</strong>laden)<br />

Smitty (EMW)<br />

Die Kunst sich die Schuhe zu binden (Polyfilm)<br />

Vatertage - Opa über Nacht (EMW)<br />

Paranormal Activity 4 (Paramount)<br />

„Global James Bond Day“<br />

Das schönste Bond-Paar: Ursula Andress<br />

& Sean Connery<br />

25./26.10.<br />

Die Vermessung der Welt (<strong>Film</strong>laden)<br />

Agent Ranjid rettet die Welt (Constantin)<br />

Nannerl, die Schwester von W.A.Mozart (EMW)<br />

Robot & Frank (Constantin)<br />

Hotel Transsilvanien (Sony)<br />

Am Ende eines viel zu kurzen Tages (Polyfilm)<br />

Parada (Polyfilm)<br />

Die Hochzeit unserer dicksten Freundin (EMW)<br />

31.10.<br />

Friday Night Horror (Einhorn)<br />

1./2.11.<br />

Einen Tag nach dem Tierschutztag<br />

wird der James Bond Day<br />

weltweit gefeiert. Anlass ist das<br />

<strong>50</strong>-<strong>Jahre</strong>-Jubiläum der James<br />

Bond <strong>Film</strong>reihe am <strong>Jahre</strong>stag von<br />

„James Bond 007 jagt Dr. No“,<br />

der seine Weltpremiere am 5. Oktober<br />

1962 in London gefeiert hat,<br />

und kurz vor dem mit Spannung<br />

erwarteten weltweiten Kinostart<br />

des 23. James Bond Abenteuers<br />

„Skyfall“. Neben Events wird<br />

eine Doku-Reihe veröffentlicht:<br />

„Everything or Nothing: The Untold<br />

Story of 007“. Regie führte<br />

Stevan Riley („Fire In Babylon“).<br />

„Everything or Nothing“ kon-<br />

zentriert sich auf drei Männer mit einem gemeinsamen Traum - die<br />

Bond Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman sowie<br />

Autor Ian Fleming. Der <strong>Film</strong> wirft einen spannenden und mitreißenden<br />

Blick hinter die Kulissen der am längsten laufenden <strong>Film</strong>reihe<br />

der Kinogeschichte, die 1962 ihren Anfang nahm. Weitere weltweite<br />

Events zur Feier von James Bonds goldenem Jubiläum umfassen eine<br />

von Christies organisierte internationale Internet- und Live-Auktion<br />

bei einem Charity-Event in London, eine weltweite Umfrage statt,<br />

um die Lieblings-Bond-<strong>Film</strong>e der einzelnen Länder zu ermitteln, eine<br />

<strong>Film</strong>-Retrospektive im Museum of Modern Art in New York, eine<br />

Bond-Musik-Nacht in Los Angeles, veranstaltet von der Academy of<br />

Motion Picture Arts <strong>and</strong> Sciences, sowie die Ausstellung „Designing<br />

007: <strong>50</strong> Years of Bond Style“ im TIFF in Toronto.<br />

Skyfall (Sony)<br />

Niko 2 - Kleines Rentier, großer Held (Constantin)<br />

Vielleicht lieber morgen (Polyfilm)


Erste Strafe gegen<br />

illegales Tauschen<br />

Seit Einführung des Hadopi-Abmahn-Verfahrens<br />

in Frankreich vor zwei <strong>Jahre</strong>n wurden 822.014 erste<br />

Warnungen an Nutzer illegaler Tauschbörsen verschickt.<br />

Die zweite Welle der Abmahnungen betraf<br />

nur mehr 68.343 Nutzer, die dritte 165 Personen.<br />

Nun wurde erstmals ein dreifach gewarnter Nutzer<br />

zu einer Geldstrafe in Höhe von 1<strong>50</strong> Euro wegen<br />

rechtsverletzendem Up/Download von Musik über<br />

seine Internet-Verbindung verurteilt.<br />

Eine Untersuchung des P2P-Verkehrs in Frankreich<br />

in diesem Zeitraum beobachtet einen Rückgang von<br />

29-35% (1.5 Mio weniger User). Legale Angebote<br />

konnten einen Zuwachs verzeichnen; allerdings<br />

f<strong>and</strong>en auch „Verschiebungen“ zu <strong>and</strong>eren Formen<br />

illegaler Contentnutzung (zB Streaming) statt.<br />

Berufungsgericht gibt<br />

Constantin <strong>Film</strong> Recht<br />

Nationale Gerichte in Europa bestätigen immer wieder<br />

die Verantwortlichkeit von Vermittler-Diensten<br />

wir Access- oder Hosting-Provider in der Unterbindung<br />

von rechtswidrigem Datenverkehr. Vor kurzem<br />

wurde eine Berufung des Filehoster-Unternehmens<br />

Rapid–share vom Oberl<strong>and</strong>esgericht München<br />

zurückgewiesen: das Gericht gab dem <strong>Film</strong>produzenten<br />

Constantin Recht, dass Rapidshare aktive<br />

Maßnahmen setzen müsse, um die Verbreitung von<br />

illegalen Inhalten, die auf seine Server hochgeladen<br />

werden, zu verhindern.<br />

ACTA ratifiziert -<br />

leider nicht in Europa<br />

Japan, Initiator des internationalen H<strong>and</strong>elsvertrags<br />

ACTA (Anti-Counterfeiting Trade Agreement) hat<br />

als erster Signatarstaat den Vertrag Anfang September<br />

ratifiziert. Insgesamt sechs Staaten müssen<br />

den Vertrag ratifizieren, damit er Gültigkeit erlangt.<br />

Nachdem das europäische Parlament im Juni ACTA<br />

abgelehnt hat, bleiben nur noch sieben weitere Staaten,<br />

die ACTA unterschrieben haben: Australien,<br />

Kanada, Marokko, Neuseel<strong>and</strong>, Singapur, Südkorea<br />

und die USA. Mit Protesten von Netzaktivisten ist zu<br />

rechnen.<br />

filmbiz<br />

Illegale Downloads für<br />

80 % Youngsters ein Kavaliersdelikt<br />

Im kürzlich präsentierten „Jugend Trend-Monitor“ von DocLX und<br />

Marketagent wurde einmal mehr die Gratismentalität unter Jugendlichen<br />

bestätigt: 8 von 10 Jugendlichen sehen illegales Downloaden<br />

von Musik und <strong>Film</strong>en als Kavaliersdelikt an und finden, man solle<br />

dafür nicht bestraft werden. „Der Jugend ist der Schutz des Künstlers<br />

wichtig, sie hat ein großes Bewusstsein für Moral und Anst<strong>and</strong> und<br />

vertraut - laut der aktuellen Studie - auf Polizei und Justiz. Trotzdem<br />

gibt es kein ethisches Bewusstsein für Urheberrechtsverletzungen,<br />

also Eingriffe in fremdes Eigentum. Da besteht ganz offensichtlich<br />

eine große Ambivalenz der Werte, wo aber letztlich der Gratiscontent<br />

siegt,“ so Werner Müller von FAMA.<br />

Der <strong>Film</strong> und Musikindustrie geht es in keinster Weise um Jugendkriminalisierung,<br />

denn nicht die Nutzer, sondern die Betreiber illegaler<br />

Content-Plattformen sind kriminell, wie im Fall kino.to seitens der<br />

Gerichte erst vor kurzem bestätigt wurde. „Zivilrechtliche Maßnahmen<br />

müssen möglich sein. Die wachsende Zahl an legalen Angeboten<br />

muss mit der klaren Ausgrenzung von illegalen Plattformen dabei<br />

H<strong>and</strong> in H<strong>and</strong> gehen,“ so Werner Müller, „daneben ist es aber<br />

weiterhin notwendig, der hier offensichtlichen Geiz-ist-geil-Mentalität<br />

mit noch mehr Information entgegenzuwirken.“<br />

Dass in der Bevölkerung aber auch schon Sanktionen bei illegalem<br />

Download von <strong>Film</strong>en und Musik auf Akzeptanz stößt, belegt<br />

die von GfK durchgeführte Studie zur digitalen Content-Nutzung<br />

(DCN-Studie) 2012: demzufolge finden zwei Drittel der Downloader<br />

von illegalen Plattformen die Verhängung eines Bußgeldes für Personen,<br />

die Content anbieten, als angemessen.<br />

„Grundübel ist der fehlende politische Wille, die Kreativwirtschaft zu<br />

schützen, weil das unpopulär sei. Diese Art von missverst<strong>and</strong>enem<br />

Populismus gefährdet den Rechtsstaat. Alle sind dafür verantwortlich,<br />

dass Werte, die in der offline Welt gelten, auch im Internet aufrecht<br />

erhalten werden,“ ergänzt Verein für Anti-Piraterie-Präsident Ferdin<strong>and</strong><br />

Morawetz.<br />

Kollektivvertrag<br />

Nichtfilmschaffende vereinbart<br />

Bei den KV-Verh<strong>and</strong>lungen zwischen den KV-Partnern Fachverb<strong>and</strong><br />

der <strong>Film</strong>- u. Musikindustrie und Gewerkschaft der Gemeindebediensteten-Kunst,<br />

Medien, Sport, Freie Berufe, wurden folgende Sätze für<br />

2013 im Bereich KV-Nichtfilmschaffende vereinbart: Kollektivvertragliche<br />

Mindestlohn-Erhöhung 2,9 %, (echte )IST-Lohn-Erhöhung<br />

2,55 %.<br />

Im Gegensatz zu den vergangenen <strong>Jahre</strong>n wurde ausnahmsweise die<br />

sogenannte Regelung über den „unechten IST-Lohn“ (keine prozentuelle<br />

IST-Lohn-Erhöhung, aber eine Übernahme der Überzahlung)<br />

für 1 Jahr außer Kraft gesetzt und durch einmalige IST-Lohn<br />

Erhöhung um 2,55 % ersetzt. Der Kollektivvertragliche Mindestlohn<br />

wurde auf +2,9% erhöht. Lehrlingsentschädigungen sind generell<br />

um 2,9 % anzuheben.<br />

Die Verh<strong>and</strong>lungen über den KV für <strong>Film</strong>schaffende finden am<br />

25.9.2012 statt. (Bericht in der nächsten Ausgabe von <strong>Film</strong>, Sound &<br />

Media Ende Oktober)<br />

<strong>Film</strong> Sound & Media |33

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