Interview mit Harald Schwarzbach aus dem Traunsteiner ... - Bayern
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Platz 83 für den Landkreis Traunstein im deutschlandweiten Vergleich<br />
Die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land haben ihre<br />
Wettbewerbsfähigkeit in den letzten Jahren deutlich verbessert. Das ist ein Ergebnis<br />
des »Zukunftsatlas 2007«, einer Studie, die das Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut<br />
Prognos für das Handelsblatt erstellt hat. Dabei konnten beide Landkreise vor<br />
allem im Bereich »Innovation« punkten. Unter allen 439 kreisfreien Städten und<br />
Landkreisen Deutschlands nimmt Traunstein Platz 83 ein, 41 Plätze besser als noch<br />
2004. Das Berchtesgadener Land holte noch stärker auf, von Platz 219 im Jahr 2004<br />
auf Platz 163. Zum zweiten Mal nach 2004 hat Prognos die wirtschaftliche<br />
Wettbewerbsfähigkeit aller 439 kreisfreien Städte und Landkreise Deutschlands<br />
untersucht. Grundlage der Studie sind 29 verschiedene Indikatoren wie Konjunkturund<br />
Arbeitsmarktdaten, Innovationskraft und <strong>dem</strong>ographische Entwicklung, die ein<br />
»ganzheitliches Bild über das wirtschaftliche und soziale Profil« jeder Region<br />
zeichnen. Auffallend an den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land ist die<br />
gute Einstufung im Bereich »Innovation«. Traunstein nimmt dort deutschlandweit<br />
sogar den 32. Platz ein, das Berchtesgadener Land den 152. Platz.<br />
»Dieser Erfolg ist uns nicht in den Schoß gefallen«, nahm <strong>Harald</strong> <strong>Schwarzbach</strong>, Leiter der<br />
Wirtschaftsförderungs GmbH des Landkreises Traunstein, zu <strong>dem</strong> Gutachten Stellung.<br />
Zunächst betonte er, dass die positive Entwicklung zuallererst auf die gesamtwirtschaftliche<br />
Lage zurückzuführen sei. Allerdings wirkten sich auch einige Maßnahmen im Landkreis<br />
positiv <strong>aus</strong>. An oberster Stelle sei dabei das Zehn-Jahres-Programm für Bildung und<br />
Infrastruktur zu nennen <strong>mit</strong> einem Investitionsvolumen von 86 Millionen Euro. Die<br />
Unternehmen im Landkreis investieren wieder kräftig, so <strong>Schwarzbach</strong>. Erfreulich sei, dass<br />
einige Firmen sogar <strong>aus</strong>gelagerte Standorte wieder in die Region zurückholten. Die<br />
verhältnismäßig hohe Quote an Patentanmeldungen zeige, dass sehr viele innovative<br />
Betriebe ansässig seien. Aufgabe des Landkreises sei es, <strong>mit</strong> günstigen<br />
Rahmenbedingungen dafür zu sorgen, diese Unternehmen auch in der Region zu halten.<br />
»Daran gilt es weiter zu arbeiten, um positive Entwicklungen zu festigen.«<br />
Demographische Entwicklung als Problem<br />
Allerdings dürfe angesichts dieser Ergebnisse »nicht alles nur unter der Sonne« gesehen<br />
werden. Ernste Probleme gebe es im Landkreis im Hinblick auf die <strong>dem</strong>ographische<br />
Entwicklung. Die Bevölkerungszahl steige jährlich, jedoch nicht durch Geburten, sondern<br />
durch Zuzüge älterer Menschen. Darauf müsse man reagieren. So gebe es zum einen<br />
Initiativen im Gesundheitssektor und zum anderen das Projekt »familienfreundlicher<br />
Landkreis«. Entgegenwirken müsse der Landkreis auch <strong>dem</strong> Fachkräftemangel.<br />
Ausbildungen müssen gefördert und Fachstudiengänge in der Region angeboten werden.<br />
Ein Beispiel dafür sei das Kooperationsstudium an der TU München und der Uni Salzburg,<br />
wobei die Studenten begleitend zur Ausbildung in der Region Praktika absolvieren. »Wir<br />
müssen Fachkräfte <strong>aus</strong>bilden und dann aber auch in der Region halten «, so ein Anliegen<br />
von <strong>Schwarzbach</strong>. Der Wirtschaftsförderer baut sehr auf das Strategiegutachten für die<br />
Region 18, das im Sommer vorgestellt wird. Es soll für die drei Bereiche Tourismus,<br />
Landwirtschaft und Industrie weitere Zukunftsprojekte vorstellen.<br />
»Durch Qualität überzeugen«<br />
Für Dr. Thomas Birner, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />
Berchtesgadener Land, geht die hohe Innovationskraft vor allem von den vielen<br />
Unternehmen im Landkreis <strong>aus</strong>, die auf ihrem Gebiet Marktführer sind und in<br />
zukunftsfähigen Hightech-Branchen agieren. Diese Firmen haben sich in den letzten Jahren<br />
enorm entwickelt. »Das Gutachten zeigt, dass wir auf den richtigen Spuren unterwegs sind«,<br />
so Dr. Birner. Der Landkreis betreibe die richtige Wirtschaftspolitik. Die zwei wichtigen
Standbeine, zum einen die Technologie- und Hightech-Branche und zum anderen der<br />
Gesundheitsbereich, müssten in den nächsten Jahren <strong>aus</strong>geweitet werden, so sein Appell.<br />
»Wir müssen immer einen Top-Level erreichen.« Zweiter oder Dritter zu sein, reiche nicht<br />
<strong>aus</strong>. Denn die Region müsse durch Qualität überzeugen, und zwar in allen Branchen. Mit<br />
Billigprodukten könne man nicht konkurrieren.<br />
»Wir haben uns in vielen Punkten verbessert«, ist sich auch Jürgen Pieperhoff vom<br />
Stadtmarketing Traunstein sicher. Er spüre das jeden Tag. Allerdings sei die Außenwirkung<br />
der Stadt viel besser, als das die <strong>Traunsteiner</strong> selbst empfinden. Die Attraktivität als<br />
Einkaufsstadt habe sich in den letzten Jahren erhöht, vergleicht man Traunstein <strong>mit</strong><br />
umliegenden Städten wie etwa Trostberg – auch im Hinblick auf die österreichischen<br />
Nachbarn. Im Vergleich dazu sei die Stadt Rosenheim gegenüber der Studie 2004 stark<br />
eingebrochen. Sie hat in der Rangliste 64 Plätze verloren und landete hinter Traunstein auf<br />
Platz 104. Rosenheim bekomme die Entwicklung der bayerischen Metropole München und<br />
Salzburgs zu spüren. Kaum einer fahre noch nach Rosenheim zum einkaufen. »Wir werden<br />
einer der Gewinner der Strukturentwicklung der nächsten Jahre sein«, blickt der<br />
Stadtmarketing-Chef positiv in die Zukunft.<br />
Nord-Süd-Gefälle nimmt weiter zu<br />
Das wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle hat sich seit 2004 im gesamten Land weiter verstärkt,<br />
zeigt die Studie. Immer mehr Städte und Landkreise in <strong>Bayern</strong> und Baden-Württemberg<br />
lassen den Rest der Republik hinter sich. So liegen allein sieben der acht Regionen der<br />
Spitzengruppe <strong>mit</strong> »Top-Zukunftschancen« in <strong>Bayern</strong>, eine in Baden-Württemberg.<br />
Traunstein liegt in der Gruppe <strong>mit</strong> »Zukunftschancen«, das Berchtesgadener Land in der<br />
Gruppe <strong>mit</strong> einem »<strong>aus</strong>geglichenen Chancen-Risiko-Mix«. Unangefochten an der Spitze liegt<br />
der Ballungsraum München. Bereits vor drei Jahren gingen die ersten drei Plätze an den<br />
Landkreis, sowie die Stadt München und den benachbarten Kreis Starnberg.<br />
Insgesamt steht der Wirtschaftsstandort Deutschland besser da als 2004, zeigt die<br />
Untersuchung. 43 Regionen haben laut Prognos sehr hohe oder sogar »Top-<br />
Zukunftschancen« - vor drei Jahren war diese Spitzengruppe nur etwa halb so groß. Die<br />
größte Bewegung in der Rangliste hat es in Ostdeutschland gegeben. Acht der zehn Städte<br />
und Kreise, die ihre Position am stärksten verbessert haben, liegen in den neuen<br />
Bundesländern. Größter Aufsteiger ist laut Studie Greifswald. Während die<br />
Wirtschaftsexperten 2004 noch für 101 der 113 ostdeutschen Städte und Kreise mehr<br />
Risiken als Chancen sahen, sehen sie heute noch für 81 Regionen in den neuen Ländern<br />
größere Probleme. Größte Sorgenkinder bleiben ländliche, strukturschwache Regionen wie<br />
große Teile Mecklenburg-Vorpommerns.<br />
<strong>Traunsteiner</strong> Tagblatt 29.03.2007