Der Ministerprasident des Landes Nordrhein-Westfalen
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Gefordert durch<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
<strong>Der</strong> <strong>Ministerprasident</strong><br />
<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
KREIS<br />
I Ikik<br />
^.
Nr. 3 Sauerländer September1980 Heimatbund SAUERLAND<br />
L 2767 F<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Wir sind Ihr Partner<br />
der ma6geblich an der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung<br />
<strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong> beteiligt ist;<br />
der finanzstark genug ist,<br />
um Kreditwiinsche aller<br />
GroBenordnungen erfijllen zu konnen;<br />
fijr den trotz dynamischer<br />
Entwicklung Service und personliche<br />
Beratung groB geschrieben wird.<br />
Bausparkasse Schwabisch Hall<br />
NEHRAIS<br />
Mit dem dichtesten<br />
Bankstellennetz<br />
im Kreis OIpe<br />
und im Hochsauerlandkreis<br />
VOLKSBANKEN<br />
SPAR-UND DARLEHNSKASSEN<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
„Heimatmuseum"<br />
„Heimatmuseum - da denkt man doch<br />
gleich an versteinerte Schachtelhalme<br />
Oder den Elspickel, den irgendein voll-<br />
kommen vergessener Hochalpinist aus<br />
der nahen Heimat bei einer Expedition<br />
zum Dacli der Welt bei sicli trug. im Hei-<br />
matmuseum, da ist es staubig, muffig<br />
und nur fur alte Oberielirer interessant<br />
Oder fur den Arcliivar, der mit For-<br />
sctierbiasse seligen Blickes uber alten<br />
Dokumenten brutal"<br />
Das las ich jijngst, ich wollte meinen<br />
Augen nicht trauen, ausgerechnet im<br />
„<strong>Westfalen</strong>spiegel" (111/80 S. 22), und<br />
ausgerechnet auch noch in einer Elo-<br />
ge auf unser Museumsamt in MiJnster.<br />
Eine so blode Auffassung, und wenn<br />
auch „bloB als Einleitung", wirft ein<br />
sehr schlechtes Licht auf die weite<br />
westfalische Museumslandschaft, und<br />
wir kOnnen sie fur das Sauerland we-<br />
nigstens nicht ohne Protest hin-<br />
nehmen.<br />
Theo Hundt<br />
Sagen <strong>des</strong><br />
Kurkolnischen<br />
Sauerlan<strong>des</strong><br />
Schon seit ISngerer Zeit ist das Thema<br />
„Sagen <strong>des</strong> Kurkolnischen Sauerlan-<br />
<strong>des</strong>" im Gespach. Theodor Tochtrop,<br />
Brilon, hat aus seinem Bestand bereits<br />
ein Manuskript zusammengestellt, das<br />
in Kijrze in Druck gehen soil. Daruber<br />
hinaus will der SHB alle Sagen unseres<br />
Heimatraums sammeln. Vieles mag<br />
noch in alten Quellen ruhen, in Zeit-<br />
schriften und Zeitungen fruherer Jahr-<br />
zehnte, ja <strong>des</strong> vorigen Jahrhunderts<br />
gedruckt stehen. Es wird auch noch<br />
Sagen geben, die sich hier Oder dort<br />
mundlich erhalten haben und nie ge-<br />
druckt wurden. Alles zu sammeln, hat<br />
sich ein Arbeitskreis zur Aufgabe ge-<br />
stellt, <strong>des</strong>sen Leitung Dr. Rehermann,<br />
der neue Leiter <strong>des</strong> Sauerlandmu-<br />
seums (Alter Markt 26) in Arnsberg 2,<br />
ein Fachmann gerade auf dem Gebiet<br />
der Sagen, ubernimmt. Wer interes-<br />
siert ist, mitzuarbeiten, schreibe ihm<br />
eine Postkarte. Wer unbekannte Sa-<br />
gen kennt, teile ihm das mit. Fur den<br />
Kreis OIpe wenden Sie sich bitte an<br />
den Kreisheimatpfleger, Stud.Dir. Gun-<br />
ther Becker, 5940 Lennestadt (Alten-<br />
hundem), am Biertappen 15.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Zeitschrift<br />
<strong>des</strong><br />
Sauerlander<br />
Heimatbun<strong>des</strong><br />
SAUERIAND<br />
FriiherTrutznachtigall, Heimwacht und Sauerlandruf<br />
Tltelbild:<br />
Am Aufgang zur Kirche in Ober-<br />
marsberg stefit eine stark verwit-<br />
terte Kalksteinstatue aus der Re-<br />
naissancezeit (etwa 1600), vom<br />
Volksmund „Roland" genannt. Als<br />
solcherwirderauchinderlnschrift<br />
am Sockel bezeiclnnet, der 1757<br />
emeuert wurde.<br />
Die Kirche auf dem Arm der Figur<br />
deutet hin auf den Erbauer der Ba-<br />
silika. Die Statue soli ein Sinnbild<br />
der Immunitat sein, die Karl der<br />
GroBe dem Stift verliehen hatte<br />
und die von spateren Kaisern be-<br />
statigt wurde. (Foto: Ackermann)<br />
Aus dem Inhalt: Seite<br />
Serie: Fruhzeit <strong>des</strong> Christen-<br />
tums im Sauerland 76<br />
Dazu: Stiftskirche Ober-<br />
marsberg 77<br />
Wallfahrten zum Borberg 81<br />
Kalifornien im Sauerlande 83<br />
50 Jahre Hohe Bracht 86<br />
Kunstlerportrat:<br />
Ina-Maria Mihaiyhegyi-Witthaut87<br />
Engelbert Seibertz 90<br />
Feuerwehr^ubilaum in OIpe 91<br />
Bild-Dokumentation Sauerland 94<br />
Das Haus eines Richters 96<br />
Stammbaum Hoffschulte 98<br />
Mitarbeiter:<br />
Dr. Hubert Schmidt, Sundern;<br />
Heinz Lettermann, Olsberg; Hed-<br />
wig Jungblut-Bergenthal, Schmal-<br />
lenberg; Klaus Droste, OIpe; Theo-<br />
dor Tochtrop, Brilon; Friedhelm<br />
Ackermann, Arnsberg; Theo<br />
Hundt, OIpe.<br />
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75
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Aus der Zeit der<br />
Christianisierung<br />
<strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
Schon zu Beginn seiner Regierungs-<br />
zeit muBte Karl der GroBe die franl
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Diese Gesamtansicht Obermarsbergs zeigt die beherrschende Stellung der Stiftskirche und der Nikolai-Kapelle.<br />
Die Stifts-<br />
kirche in<br />
Obermarsberg<br />
Im Jahre 772 eroberte Karl der GroBe<br />
die Eresburg (Obermarsberg) und zer-<br />
sWrte die Irminsul, das Nationalheilig-<br />
tum der Sachsen. An der Stelle dieser<br />
heldnischen KultstStte lieB ereine klei-<br />
ne Kircfie zu Ehren <strong>des</strong> Apostelfursten<br />
Petrus errichten. Sturmius, dem ersten<br />
Abt von Fulda, ubertrug er die Missio-<br />
nierung <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>.<br />
785 weilte Karl mit Frau und Kindern<br />
erneut auf der Eresburg und Iiel3<br />
anstelle der kleinen Holzkirche eine<br />
steinerne Basillka bauen. Diese Basili-<br />
ka wurde 799 vom Papst Leo III. ge-<br />
weiht. 822 schenkte Ludwig der From-<br />
me die Kirche an das Kloster Corvey.<br />
Nach dem Umzug der Bewohner Hor-<br />
husens (Niedermarsbergs) kam es<br />
nach 1220 zum Bau der Nikolai-<br />
Kapelle.<br />
Als der Bischof von Paderborn und der<br />
Magistral der Stadt die Nikolai-Kapelle<br />
zur Pfarrkirche erheben wollten, fuhrte<br />
dies zum Streit mit Corvey, das die<br />
alten Rechte nicht aufgeben w/ollte. Am<br />
9. Sept. 1247 kam es zum Vergleich:<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
<strong>Der</strong>machtige quadratische Turm der Stiftskirche von Obermarsberg ist weittiin siciit-<br />
bar Er liat zwei Meter dicke Mauern. An aiien Kanten befinden sicli Strebepfeiler <strong>Der</strong><br />
nordostiiche ist als TreppentiJrmclien ausgebaut (Bild unten)<br />
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Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Die Stiftskirche wurde als Rarrkirche<br />
anerkannt.<br />
Nach 1250 muBte die Kirche erweitert<br />
warden. Aus der Basilika entstand eine<br />
Hallenkirche mit dem massiven Turm,<br />
der 1410 vollendet war. 1646 ist die<br />
Kirche stark beschadigt worden. Die<br />
Wiederherstellung war erst 1670 voll-<br />
endet.<br />
<strong>Der</strong> Turm erhielt eine barocke Kuppel-<br />
spitze. Die jetzige achtseitige Pyrami-<br />
denspitze besteht seit 1829. Die H6he<br />
<strong>des</strong> Turmes betragt 52 m, die <strong>des</strong><br />
Mauenwerks 32 m.<br />
Rechts vom Turm sehen wir an der<br />
Westwand <strong>des</strong> siJdlichen Seitenschif-<br />
fes eine senkrechte Fuge, die sich in<br />
H5he <strong>des</strong> Missionskreuzes bis zum<br />
Dach hinzieht. <strong>Der</strong> Tell rechts davon ist<br />
die Verbreiterung der Wand beim<br />
Umbau der Kirche, der linke Tell aber<br />
gegen den rechten schief zugehauen,<br />
ein Rest der dicken Ostwand <strong>des</strong> alten<br />
Sudturmes der Basilika.<br />
Von dem ehemaligen Nordturm ist<br />
nichts mehr zu sehen, da nach der<br />
Sprengung von 1646 dieser Teil neu<br />
aufgebaut werden muRte. Damals wur-<br />
de der Turm auf seiner Ost- und Nord-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
'^'•*..l '•<br />
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Bel derAnlage derKirchenheizung wur-<br />
de 1936 das Bruchstuck eines Kapitells<br />
aus der 785 erbauten Basilika Karls <strong>des</strong><br />
GroBen gefunden. (Blld oben)<br />
•<br />
Im Jahre 1908 wurde der Turm der Stifts-<br />
kirche restauriert, wobel 3 neue Statuen<br />
angebrachit wurden, zu denen auch die<br />
<strong>des</strong> hi. Paulus zahlte. Die stark verwltter-<br />
te Statue <strong>des</strong> hi, Petrus auf der linken<br />
Selte <strong>des</strong> Portals stammt nach dergotl-<br />
schen MInuskelschrlft an Ihrem Socket<br />
aus dem Jahre 1410. (Blld links)<br />
seite aufgerissen und 1670 bei seiner<br />
Ausbesserung um 7 m erniedrigt.<br />
Die gesamte Inneneinrichtung der Kir-<br />
che muBte nach der ZerstOrung von<br />
1646 neu beschafft werden. Sie ist in<br />
kunstvollem Barockstil ausgefuhrt und<br />
stammt meist aus der Werkstatt Papen<br />
in Giershagen.<br />
An den ersten Schiffspfeilern sehen<br />
wir rechts den hi. FranziskusvonAssisi<br />
und den hi. Antonius von Padua, links<br />
die hi. Margareta und die von Kunstlern
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Besondere Aufmerksamkeit in Obermarsberg verdlent die Nikolai-Kapelle. Das Gotteshaus gilt als ivleisterwerk der Frijligotik<br />
Unser Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem Sudportal.<br />
hochgeschatzte Mutter Anna Selbdritt.<br />
Sie ist das einzige noch aus der goti-<br />
schen Zeit gerettete Stuck (urn 1500).<br />
Im Weitergehen betrachten wir die<br />
reichen Schnitzereien an den „Wan-<br />
gen" der Kirchbanke, auf deren Pult-<br />
brettern die Namen der Stifter eingear-<br />
beitet sind.<br />
In der HOfie sehen wir die verschiede-<br />
nen SSulenkapitelle. Charakteristiscli<br />
furdaslS.Jahrtiundertsinddiedurch-<br />
gesteckten dreilappigen Blattranken,<br />
mit Perlsclinuren verbunden. Sie sind<br />
jenen nachgebildet, die sicli innen und<br />
auRen an den CliorwSnden der Nikolai-<br />
kirche befinden. Die Kanzel ist ein wah-<br />
res Prachtstuck der Bildhauerkunst in<br />
alien Teilen, reich mit Engeisk5pfen<br />
undsonstigerOrnamentikgeziert.Zwi-<br />
schen den kraftigen Pllastern stetien<br />
die 4 Evangelisten unter IVluschelbai-<br />
dacininen, auf dem Schalldeckel Jo-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
hannes der Taufer, zu seinen FiJIBen<br />
das Lamm Gottes.<br />
Von der WOibung liangt eine Doppel-<br />
madonna herab als Himmelskonigin<br />
mit Kind und Zepter. Auf der Wolke<br />
unter ihren FijBen steht der Name <strong>des</strong><br />
Stifters Johannes Eling, der urn 1700<br />
Stadtkammerer war.<br />
Den Aufgang zum Chor flankieren zwei<br />
kraftige Rundpfeiler mit zlerlichen Ka-<br />
pitellen. An den Ostecken <strong>des</strong> Chor-<br />
quadrats stehen wieder zwei Rund-<br />
pfeiler, daruber erstreckt sich ein run-<br />
der krSftiger Quergurt, der nur vom<br />
Altare aus zu sehen ist.<br />
Die Chornische Ist fast 2 m brelter als<br />
das Chorquadrat und bietet daher zu<br />
belden Seiten <strong>des</strong> Altars genugend<br />
Platz. Die Gurtbogen und Gewolberip-<br />
pen sitzen im Chorquadrat auf Konso-<br />
len, die bei den B6gen mit Blattwerk<br />
geschmuckt sind, bel den Rippen in<br />
seitllch ausschwingende Spitzen<br />
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endlgen. Die Kapitell- Oder Konsolver-<br />
zierungen bilden zumeist Wein- oder<br />
Eichenlaub mit Trauben und Elchein,<br />
die sorgfaltig ausgefuhrt sind. Von den<br />
ursprunglich 5 gotischen Fenstern<br />
sind 3 vermauert.<br />
<strong>Der</strong>Hochaltarwurde 1719 aufgestellt.<br />
Das Altarbild stellt die Geburt Christi<br />
dar, das Oval daruber die heiligste<br />
Dreifaltigkeit, hoch oben schwebt die<br />
unbefleckte EmpfSngnis. Die Unter-<br />
schrift besagt, dal3 an ihm 1677 die<br />
Erzbruderschaft vom hi. Rosenkranz<br />
errichtet und 1730 erneuert wurde. Zu<br />
belden Seiten <strong>des</strong> Altarbil<strong>des</strong> stehen<br />
die Kirchenpatrone Petrus und Paulus.<br />
Uber dem Altarbild befindet sich das<br />
Wappen <strong>des</strong> Propstes Ferdinand von<br />
Geismar, von dem der Altar beschafft<br />
wurde. Die 6 holzgeschnltzten Altar-<br />
leuchten tragen auf dreiteiligem FuB<br />
das Wappen <strong>des</strong> Propstes von Metter-<br />
nich, das Stiftswappen A und die Jah-<br />
79
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Den Eingang zum alien Klosterbezirk bildet derBenediktusbogen, 1759 errichtet vom vorletzten Propst <strong>des</strong> Stittes Kaspar von Reu-<br />
sche. Am Sockel derStatue <strong>des</strong> Heiligen steht sein Name:SANCTVSPATRIARCHA BENEDICTVS. Rechts steht ein alterBildstock,<br />
als erster der sogenannten 7 „FuBfalle". (Fotos (7): Ackermann)<br />
reszahl 1706. An den beiden Rundpfei-<br />
lern der Altarnische befinden sich<br />
kunstvoll geschnitzte Wandleuchter.<br />
In der Mitte <strong>des</strong> Chores befindet sich<br />
das Grabmal <strong>des</strong> Corveyer Abtes<br />
Heinrich von Aschenbroich, der nach<br />
Verzicht auf sein Amt am 8. August<br />
1625 im Stift nebenan verstarb.<br />
Uber eineTreppe gelangt man hinab in<br />
die Krypta. Im Volksmund wird sie von<br />
alters her der „Heidenkellei^' genannt,<br />
well hier die „lrmensul" gestanden ha-<br />
be. In ihrer jetzigen Form wurde sie bei<br />
der Erhfihung <strong>des</strong> Chores zur Zeit <strong>des</strong><br />
Umbaues der Kirche eingerichtet. An<br />
dem Reiler in der Westwand befinden<br />
sich am Gesims lateinische Inschriften<br />
aus jener Zeit. Die nfirdliche lautet in<br />
Gbersetzung: „An Petri Kettenfest (1.<br />
Aug.) ist das Jahresgedachtnis der<br />
Weihe der Kirche".<br />
80<br />
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Die Inschrift auf der Sudseite lautet:<br />
,,240 Tage AblaB sind hier."<br />
Vermutlich sind die 240 Tage zusam-<br />
mengezogen aus 6 AblSssen von je 40<br />
Tagen, die von verschiedenen Bischo-<br />
fen gewShrt worden sind. <strong>Der</strong> jetzige<br />
Altar der Krypta, dem hi. Sturmi ge-<br />
weiht, wurde erst 1932 eingebaut. Das<br />
Rellquienkastchen unter dem bronze-<br />
nen Reliefbild <strong>des</strong> Heiligen birgt zwei<br />
Rippen von ihm, 1925 von Fulda ge-<br />
schenkt. Im Unterbau <strong>des</strong> Altars lesen<br />
wirdie Inschrift:<br />
„Hier hat Karl der GroBe 772 die Irmen-<br />
sul zerstOrt und Sankt Sturmi (gest.<br />
779) als erster einen christlichen Altar<br />
errichtet."<br />
Bemerkenswert ist die schOne Orgel<br />
mit ihren reichen, kunstvollen Schnit-<br />
zereien. Sie baut sich in zwei Geschos-<br />
sen auf. In dem unteren, <strong>des</strong>sen Pila-<br />
ster wie auch die derTreppe pausbak-<br />
kige EngelskOpfe und reiche Frucht-<br />
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gehSnge tragen, steht in der Mitte KO-<br />
nig David, der in lebhafter Bewegung<br />
die Harfe spielt. Am Gebalk unter den<br />
Orgelpfeifen zu beiden Seiten Davids<br />
sehen wir 2 Kartuschen mit Inschriften.<br />
Die linke lautet in Gbersetzung: „Unter<br />
dem hochw. und hochedlen Propst Ju-<br />
stin von Metternich und dem Burger-<br />
meister Wilhelm Theilen wurde diese<br />
Orgel vollendet i.J. 1707". Die andere<br />
Inschrift enthait einen Satz aus dem<br />
Psalm 150. Die Unterkante von Treppe<br />
und Brustung zieren ebenfalls Gehan-<br />
ge von Blumen und Fruchten zwischen<br />
dicken Traubenzapfen.<br />
Dr. Hubert Schmidt<br />
Literatur:<br />
P. Rupert Stadelmaier SDS (t) ..BeitrS-<br />
ge zur Geschichte IVIarsbergs", Aus<br />
dem NachlaB herausgegeben von H.<br />
Kluppel und Dr. H. Schmidt, IVIarsberg<br />
1971.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Gottesdienst und stilles Gebet an der Borbergkapelle.<br />
<strong>Der</strong> Borberg zieht<br />
seit Jahrhunder-<br />
ten die Menschen<br />
an<br />
Von Heinz Lettermann<br />
„<strong>Der</strong> laiwen Mutter Gua<strong>des</strong> vam gud-<br />
den FriSen bugget van den Luien tiey<br />
rumme". Diese Inschrift ziert den<br />
Hauptbalken der kleinen Kapelle auf<br />
dem Borberg. Am 21. Mai 1925 wurde<br />
sie eingeweiht. Die Geschictite <strong>des</strong><br />
Borbergs selbst ISBt sich iJber viele<br />
Jahrhunderte zurucl
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Auf dem Glockenpfad pilgern die Menschen zum Borberg<br />
Seibertz, daB der Borberg „Burchar-<br />
dus-Berg" bei Brilon hieB. In anderen<br />
Urkunden wird aus dem Burchardus-<br />
berg der Borchar<strong>des</strong>berg. In diesen<br />
Bezeichnungen soil der Name <strong>des</strong> hi.<br />
Burkhard, <strong>des</strong> Bischofs von Wurzburg,<br />
verborgen seln. Dazu kommt noch eine<br />
andere, wichtige geschichtllche Mit-<br />
teilung, die ebenfalls Seibertz zuerst<br />
verOffentlicht liat, aus dem groBen<br />
Geschichtssammelwerke <strong>des</strong> Kbiner<br />
Generalvlkars Johann Gelenius aus<br />
dem ersten Viertel <strong>des</strong> 17. Jahrhun-<br />
derts. Darin heiBt es; „Die Mark Brilon<br />
hatte nach der Ruhr hin eine Mark und<br />
eine grafliche Burg und ein Nonnen-<br />
klOsterchen Borrenbergh."<br />
HOchstwahrscheinlich ist die alte Bor-<br />
bergskirche im DrelBigjahrigen Krieg in<br />
Trummer gesunken. 1904 wurden auf<br />
dem Borberg erstmals Grabungen mit<br />
Unterstutzung <strong>des</strong> SGV durchgefuhrt.<br />
Am 10. August <strong>des</strong> gleichen Jahres<br />
wurde die alte Wallburg von Landmes-<br />
ser Lohmann aus Medebach vermes-<br />
82<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
sen. Danach betrSgt die GesamtgroBe<br />
der Burganlage, von Wallkronezu Wall-<br />
krone gemessen, rund drei Hektar. <strong>Der</strong><br />
Brunnen der Burganlage wurde 1935<br />
wiederentdeckt. Nicht einig sind sich<br />
die Forscher ijber die Frage, ob die<br />
Toten auf dem sogenannten Borbergs<br />
Friedhof begraben wurden Oder auf<br />
dem sogenannten frankischen Fried-<br />
hof auf der „Kinegge", der an dem We-<br />
ge vom Borberg nach Olsberg liegt und<br />
ebenfalls vorwenigen Jahrzehntenge-<br />
funden wurde.<br />
Immer wieder aber taucht in den ge-<br />
schichtlichen Zeugnissen der „Glok-<br />
kenpot", der Glockenpfad auf, der di-<br />
rekt nach Olsberg und Bigge fuhrte.<br />
Die aiteste Glocke <strong>des</strong> Borbergs soil im<br />
kleinen Turm der Bigger Pfarrkirche St.<br />
Martinus hangen. Auf dem genannten<br />
Glockenpfad aber pilgern auch heute<br />
noch die Menschen aus dem Strunzer-<br />
tal zum uralten Borberg, neben den<br />
Bruchhauser Steinen, das Wahrzei-<br />
chen dieser Gegend.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Das neue Buch<br />
Dietmar Sauermann: Sagen aus<br />
<strong>Westfalen</strong>. Husum Druck und Verlags-<br />
gesellschaft Husum 1980<br />
<strong>Der</strong> Herausgeber bemerkt: Die vorlie-<br />
gende Sammlung (etwa 300 Sagen<br />
aus alien Regionen <strong>Westfalen</strong>s) ver-<br />
steht sich als ein erster erneuter An-<br />
lauf, die bisher bekannt gewordenen<br />
Sagen aus den einzelnen westfa-<br />
lischen Landschaften zu sichten und<br />
das Ergebnis dieses Versuchs einem<br />
groBeren Leserkreis vorzustellen.<br />
Die Sagenfassungen wurden im allge-<br />
meinen so wiedergegeben, wie sie<br />
- namentlich seit der Mitte <strong>des</strong> 19.<br />
Jahrhunderts bis etwa zur Zeit <strong>des</strong><br />
ersten Weltkrieges - niedergeschrie-<br />
ben wurden. Das ist ein bemerkens-<br />
werter Hinweis, der auch bei Durch-<br />
sicht dieser umfangreichen Samm-<br />
lung durchaus bestatigt wird. Nach-<br />
gerade ist nSmlich manches Sagengut<br />
durch billige Zugaben und Donekes<br />
umkleidet und seines echten Kerns<br />
mehr Oder weniger beraubt.<br />
Die Herausgabe dieser Sagensamm-<br />
lung, zu der aus der Sicht <strong>des</strong> Sauer-<br />
lan<strong>des</strong> noch einige Anregungen gege-<br />
ben werden kbnnten, bestatigt, daB<br />
die Erzahlform der Sage heute gottlob<br />
eine Renaissance eriebt, nachdem sie<br />
seit Jahrzehnten ihre besondere Stel-<br />
lung als Kinder- und Jugendlekture<br />
eingebiJBt hatte. Die Bedeutung der<br />
geschichtlichen Sage fur ein sich<br />
anbahnen<strong>des</strong> Geschichtsverstandnis<br />
hat einer padagogischen Fehlentwick-<br />
lung ihren Tribut entrichtet, ebenso<br />
wie manches andere wertvolle Sagen-<br />
gut. Wer es fur den Unterricht zu nut-<br />
zen versteht, erschlieBt sich ein frucht-<br />
bares Arbeitsfeld.<br />
<strong>Der</strong> Herausgeber hat zum Nutzen der<br />
Sammlung die Sagensammlung von<br />
Groeteken sorgfaltig benutzt, derviele<br />
seiner saueriandischen Sagen dem<br />
Voike abgelauscht und dadurch den<br />
alten Sagenkern so bewahrt hat, daB<br />
es in diesem Bereich eine Neubearbei-<br />
tung kaum vertragt. Die Herausgabe<br />
dieser Sagensammlung, der sich ein<br />
Ortsverzeichnis, eine Wort- und<br />
Sacherkiarung und ein informatives<br />
Inhaltsverzeichnis anschlieBen, er-<br />
weist dem Bewahren altijberlieferten<br />
Bildungsgutes einen hilfreichen<br />
Dienst. Theodor Tochtrop
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Kalifornien<br />
im<br />
Sauerlande<br />
WiBt ihr, was man sauerlandischen Ne-<br />
bel nennt? Denkt euch einen truben,<br />
schweren Nebel, in den engen Thalern<br />
der Hochgebirge <strong>des</strong> sudlichen West-<br />
falens lagernd, und die wilden Schon-<br />
heiten der Gegend vor euren Augen<br />
neidisch verdeckend; denkt euch daB<br />
dieser Nebel von alien Seiten, eiskalt,<br />
In Gestalt kleiner Tropfchen auf euch<br />
nlederschlagt, so daB selbst ein taffet-<br />
ner Regenschirm, der doch in Berlin<br />
bei dem schlechtesten Wetter uberall,<br />
mit Ausnahme der windigen StraBen-<br />
ecken, seine guten Dienste leistet,<br />
keinen Schutz gewahrt; denkt euch<br />
das alles so tief durchnassend und<br />
durchfrosteind, wie eure schwache<br />
flachlandische Phantasie es nur ver-<br />
mag; so habt ihr eine Vorstellung von<br />
dem sauerlandischen Nebel, in wel-<br />
chen ich am 16. October 1854 Mor-<br />
gens in aller Fruhe von dem Gebirgs-<br />
stadtchen Meschede aus hineinfuhr.<br />
Unser Weg war eine Ghaussee, Oder<br />
vielmehr eine chaussirte FahrstraBe<br />
aus jener unvordenklichen Zeit, wo die<br />
FluBthaler von Morasten und Urwal-<br />
dern bedeckt waren, eine Wohnstatte<br />
fur FrOsche und Sumpfvogel, wo die<br />
Menschen ihre Hijtten an den trock-<br />
nen Abhangen der Berge aufschlu-<br />
gen und ihre Wege an den mageren<br />
Feldern vorijber oben uber die H6hen<br />
fuhrten.<br />
Ein fein zermahlener Schlamm be-<br />
deckte handhoch den Weg. Mein Ge-<br />
fahr bestand in einem offenen vierra-<br />
drigen Karren, beladen mit 280 Bro-<br />
den, welche so eben den Ofen verlas-<br />
sen hatten, und zwei Menschen, dem<br />
Wagenlenker und mir, welche vorn<br />
unmittelbar hinter den Pferden, auf ei-<br />
nem schmalen Brette balancirten.<br />
Die muthigen Pferde iJberzogen mich<br />
nach und nach mit einem dickflussi-<br />
gen Schlamme, offenbar keine benei-<br />
denswerthe und zweckmaBige Regen-<br />
decke. Aber ich muBte mir es schon<br />
gefallen lassen. <strong>Der</strong> einzige Hauderer<br />
der Stadt Meschede war an jenem Ta-<br />
ge nach Belecke gefahren. Extrapost -<br />
wie kann ein Literat an Extrapost den-<br />
ken? - ich muBte also schon mit der<br />
Brodpost fahren, denn ich wollte ja<br />
nach Ramsbeck.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Als Dokument der Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Sauerland <strong>des</strong><br />
19. Jahrhunderts druckt die Redaktion den folgenden Beitrag, auf den sle<br />
Ende Februar in der Siegener Zeitung stIeB. Unter dem Jahresthema „Ge-<br />
scliichte", das aus AnIaB der SOOjahrigen Wiederkehr der Errichtung <strong>des</strong><br />
Herzogtums <strong>Westfalen</strong> gewalilt wurde, will SAUERLAND mit diesem Arti-<br />
kel seine Leser darauf aufmerksam machen, daB an vielen Stellen Zeug-<br />
nisse unserer Vergangenheit schlummern, die allzu schnell ganz in Ver-<br />
gessenheit zu geraten drohen. Es gilt, sle aufzuspuren, zu registrieren<br />
und zu erhalten.<br />
Leider konnte die Urheberschaft <strong>des</strong> anschlieBenden Beitrages nicht na-<br />
her geklart werden. Er erschien auf den Seiten 1 und 2 der Nr. 25 vom 16.<br />
Jan. 1855 der In Berlin 1848 als Tageszeitung gegriindeten National-Zei-<br />
tung, die damals noch llnksliberal, spater nationalliberal gefarbt war<br />
(nicht zu verwechsein mit der seit 1842 in Basel erschienenen National-<br />
Zeitung). <strong>Der</strong> Beitrag muB einlges Interesse gefunden haben, denn das<br />
Intelligenz-Blatt fur die Kreise Siegen, Wittgenstein und Altenkirchen (!)<br />
druckte ihn in 3 Folgen am 23., 26. und 30. Januar 1855 nach. - Das Auto-<br />
renzeichen -ch- wird wohl, wie aus dem Institut fiirZeitungsforschung der<br />
Stadt- und Lan<strong>des</strong>bibliothek Dortmund zu erfahren ist, nicht mehr ent-<br />
schliisselt werden konnen. Die Redaktion hat, um den ursprijnglichen<br />
Charakter <strong>des</strong> Beitrages mdglichst zu erhalten, die originale Schreibwel-<br />
se unverandert iibemommen.<br />
Ramsbeck? Was ist Ramsbeck? Wo<br />
liegt Ramsbeck? - so fragt der neugie-<br />
rige Leser, und es ist mir eine wahre<br />
Genugthuung, neun Zehntel meiner<br />
Leser in derselben Verlegenheit zu<br />
wissen, in der ich tagelang geschwebt.<br />
Ich fuhr auf meiner Reise in die Hei-<br />
math auf derwestfalischen Eisenbahn.<br />
Man sprach im Waggon von den theu-<br />
ren Kartoffelnpreisen, von Aufkaufen<br />
und Wucherern. „Aber", sagte ein ma-<br />
stiger Pachter, „was Wucherer und<br />
Aufkaufer! Die Kartoffein mijssen ja<br />
theuer sein; denn sle gehen alle nach<br />
Ramsbeck!" In Lippstadt befrachtete<br />
man eine ganze Reihe von Kohlenwa-<br />
gen. Wohin gehen die Kohlen? fragte<br />
ich. „Nach Ramsbeck!" lautete die zu-<br />
versichtliche Antwort. Ein Extrazug lud<br />
600 Arbeiter mit ihren Familien aus, die<br />
das Bergmannszeichen trugen und<br />
Harzer Dialekt sprachen. „Wohin ge-<br />
hen die Arbeiter?" „Nach Ramsbeck!"<br />
lautete die immer wiederkehrende<br />
Antwort.<br />
Was mag Ramsbeck sein, wo man so<br />
viele Kohlen, so viele Kartoffein und so<br />
viele Arbeiter braucht? Ich schamte<br />
mich, von diesem Gentralpunkt <strong>des</strong><br />
Verkehrs nichts zu wissen. Ich durch-<br />
suchte zu Hause die geographischen<br />
HandbiJcher, ich studierte die Land-<br />
karte - ich entdeckte nichts von Rams-<br />
beck.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Endlich fand ich in der „Westfaiischen<br />
Zeitung" eine Submission ausge-<br />
schrieben auf Lieferung <strong>des</strong> „Bedarfs<br />
an Verpflegungs- und Wirthschaftsge-<br />
genstanden fur das Etablissement der<br />
Actiengesellschaft fur Bergbau, Blei-<br />
und Zinkfabriken zu Stolberg und in<br />
<strong>Westfalen</strong> - in Ramsbeck bei Mesche-<br />
de - bestehend in 30 000 Ctr. Roggen-<br />
stroh, 23 000 Ctr. Heu, 18 000 Scheffel<br />
Roggen, 5000 Ctr. Roggenmehl, 500<br />
Ctr. Weizenmehi, 68200 Scheftel Ha-<br />
fer, 15 000 Scheffel Kartoffein, 1 GO Ctr.<br />
feine Gerstengraupen, 2000 Scheffel<br />
Erbsen, 300 Ctr. weiBe Bohnen, 300<br />
Scheffel Linsen".<br />
DieseLieferungen, hinreichendumdie<br />
WinterquartiereeinerganzenArmeezu<br />
versorgen, sollten also wieder nach -<br />
Ramsbeck gehen. Nun lieB es mir kei-<br />
ne Ruhe mehr; ich fragte, was denn ei-<br />
gentlich das wunderbare Ramsbeck<br />
ware. „Man baut dort eine Stadt!" war<br />
die Antwort, „aber", so setzte man<br />
kopfschutteind hinzu, „es ist Alles<br />
Schwindel." Den Schwindel muB ich<br />
sehen, dachte ich, und damit war mein<br />
ReiseentschluB gefaBt.<br />
<strong>Der</strong> Weg fijhrte mich etwa anderthalb<br />
Meilen an den Ufer-Abhangen der<br />
Ruhr entlang, und von der H6he <strong>des</strong><br />
Brodkarrens sah ich in aller Bequem-<br />
lichkeit durch die untere in Folge <strong>des</strong><br />
83
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Regens aufgehellte Luftschicht auf die<br />
Fabrik-Etablissements herab, welche<br />
sich an den Ufern der Ruhrangesiedelt<br />
haben. Die Chaussee war so angelegt,<br />
daBwirobenindieFabriksctiornsteine<br />
hineinbiicl
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
kapitalarmer Besitzer wurden sie nur<br />
schwach ausgebeutet, und noch vor<br />
einigen Jahren fijr kaum 200 000 Thir.<br />
verkauft. Da bemachtigte sich gegen<br />
Anfang <strong>des</strong> vorigen Jahres eine f ranzo-<br />
sische Aktiengesellschaft, mil einem<br />
Grundkapital von 4 Millionen Thalern,<br />
<strong>des</strong> Betriebs und begann ihn, mit dem<br />
den Franzosen eigenthumlichen Orga-<br />
nisationstalent, im groBartigsten MaB-<br />
stabe auszubeuten.<br />
An der Spitze der Gesellschaft steht<br />
der Marquis de Sassenay, ein indu-<br />
strielles Genie, der sich aucli ais Unter-<br />
nehmer der spanischen Eisenbalinen<br />
in der industriellen Welt einen Namen<br />
verschaffl hat. Man ging das Unterneh-<br />
men mit wunderbarer Energie an. Man<br />
erIieB Aufrufe an die Arbeiter entfernter<br />
Gegenden, man scheute keine Kosten,<br />
um die Unternehmer zur raschen Aus-<br />
fuhrung der Werke zu veranlassen und<br />
in den Stand zu setzen.<br />
DasZauben«ort„Gewinn"riefdieMen-<br />
schen von weit und breit, von Sachsen,<br />
vom Harz, vom Rhein, nach dem men-<br />
schenleeren Thale zusammen. Rams-<br />
beck wurde ein neues Eldorado fur<br />
Unternehmer und Arbeiter. Tausende<br />
bev6lkern ein Dorf, das seine Ein-<br />
wohnerfruher nach Hunderten zShlte;<br />
auf der H6he eines Berges - Andreas-<br />
berg - wachst Haus an Haus, stadtisch<br />
geordnet, empor, v>/o noch vor wenigen<br />
Monaten der w'Me Wald den Boden<br />
beschattete, und in wenigen Jahren<br />
wirdvielleicht eine Stadt von mehreren<br />
Tausend Einwohnern fertig sein.<br />
Die gewaltigsten Hijtten- und Fabrik-<br />
anlagen sind, wie ein Feenzauber aus<br />
den Wiesen aufgewachsen. Man dreh-<br />
te, hSmmerte und goB Maschinenbe-<br />
standtheile am 16. Oktober in einem<br />
Fabrikgebaude, zu v\/elchem am 1. Juli<br />
der Grundstein gelegt wurde.<br />
Diese wunderbare kalifornische<br />
Entwicklung wird zwar unterstutzt<br />
durch die Nahe der VerkehrsstraBen<br />
und durch den Reichtum der Natur.<br />
Man bricht die Bausteine, und an den<br />
meisten Platzen auch den Kalk, an Ort<br />
und Stelle, und ein Kalkofen neuester<br />
Konstruktion liefert tSglich 300 Malter<br />
fertigen Kalk. Die hauptsachlichsten<br />
schOpferischen Motive aber waren das<br />
angesammelte Kapital und der kuhne<br />
Unternehmungsgeist.<br />
Die im Laufe eines Sommers zusam-<br />
mengerufene massenhafte Bev6lke-<br />
rung, die Tag und Nacht bei der Her-<br />
stellung der Aniagen emsig beschaf-<br />
tigt ist, hat natilrlich weder Zeit, noch<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Vertellekes ouf m Doarpe<br />
Wacholler<br />
Schulten Kathreyn, en sparsam<br />
Menske, hail de Groskens wahne<br />
beynain. <strong>Der</strong>Cimme was me de<br />
Flaske Wacholler, dai de Franz sik<br />
aff un tau koffte, en DOren imme<br />
Aouge.<br />
Je<strong>des</strong>mol, wann de Franz ne nig-<br />
gen Wacholler halere, gafftet<br />
Spektakel: „Hiaste all wierde gan-<br />
ze Pulle lieg? Me sfillt nit gloiwen! Ik<br />
rackere mik aff un spare, un dOu<br />
guB et Geld d6r de Straote rin. SOB<br />
dik wat schiamen!" Un sa geng dat<br />
in ennem futt, bit Kathreyn ennes<br />
Dages merkere, dat de Wacholler<br />
diJt mol wahne lange hall. Et woren<br />
all twai Wiaken rumme, un de Pulle<br />
was na half vull.<br />
„Guattseydank," dachte Kathreyn,<br />
„hoi is dervan aff. Meyn Schengen<br />
un Kuiern hat doch batt."<br />
Ennes Dages kam Kathreyn met<br />
me schworen Sack T6ufeln 6ut'm<br />
Goren, un Nobers Heinrlch saggte:<br />
„Menske, do schliepeste dik jo<br />
krumm drane. Kumm, ik driege dey<br />
de Toijfeln iaben rin!"<br />
Gelegenheit, selbst fur ihre Lebens-<br />
bedijrf nisse zu sorgen. <strong>Der</strong> Handel hat<br />
dem industriellen Unternehmungs-<br />
geiste nicht so rasch nachkommen<br />
kOnnen.<br />
Die Gesellschaft hat daher nicht nur<br />
den Arbeitern ihreWohnungen bauen,<br />
sondern auch fur Werkzeuge, Haus-<br />
rath, Lebensmittel sorgen mussen. In<br />
ungeheuren Magazinen liegen Vorra-<br />
the aller Art, Betten, Hausuhren,TOpfe,<br />
Oefen, Geschirr, Korn, Kaffee etc. auf-<br />
gespeichert, und fur den langen Winter<br />
sorgte die kolossale Submission, die<br />
mich zuvor so sehr in Erstaunen setzte.<br />
Alle Materialien und Lebensmittel wer-<br />
den den Arbeitern zu festen Preisen<br />
und, wie man mich versicherte, unter<br />
dem Kostenpreise uberlassen, ein Vor-<br />
theil, der einen Theil <strong>des</strong> ohnehin sehr<br />
erhfihten Arbeitslohnes bildet.<br />
Aber in Konkurrenz mit der Gesell-<br />
schaft beginnt auch schon der Handel<br />
seine Etablissements in dem neuen<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Gesaggt, gedohn! Un Heinrich<br />
mochte eis met in die Kueke. Ka-<br />
threyn halere de Flaske Wacholler<br />
un saggte: „Kumm, drink dey eis-<br />
mol ennen, far de Gefailegkoit."<br />
Heinrich, dai Sk nit in't Glas spigge-<br />
re, nahm dankend aan, saggte:<br />
„Praoust" un schurr et Schnaps-<br />
ken met ennem Schluck rin, aber<br />
ase et Kathreyn iShme en twedden<br />
inschurren well, kuckere't ment<br />
aan, stong op un saggte; „Danke,<br />
dian kann de Franz widder drin-<br />
ken." Ase Franz obends haimekam<br />
un dot un dat kuiert wor, moinere't<br />
Kathreyn; „De Heinrich is ak nit<br />
mehr sa oppen Schnaps, hoi well<br />
nit mol en twedden Wacholler van<br />
mey anniahmen."<br />
„Wat?" roip Franz, „hiaste em Hein-<br />
rich van meynem Wacholler aan-<br />
boan?" „Jau, jau, rieg dik nit op,<br />
hias jo na gnaug drinne!"<br />
„Gnaug drinne? Do is nit mehr enn<br />
Droapen Wacholler drinne. Weyl<br />
mey deyn aiweg Krakeulen leid<br />
was, hawe ik all var Dagen Water in<br />
de Flaske schutt!"<br />
Hedwig Jungblut-Bergenthal<br />
Eldorado zu errichten. Die Handels-<br />
hauser naher und entfernter Stadte<br />
errichten Filialgeschafte an Ort und<br />
Stelle, und in nicht gar langer Zeit wird<br />
ein stadtisches Leben mit einer neuen,<br />
aus alien Theilen <strong>des</strong> nordlichen<br />
Deutschlands gemischten Bevolke-<br />
rung, dort erwachsen sein.<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
Dr. Koster erhielt<br />
Verdienstkreuz<br />
Wegen seiner besonderen Verdienste<br />
auf kommunaler Ebene wurde der<br />
Olper Rechtsanwalt und Notar Dr.<br />
Hans Werner KOster ausgezeichnet.<br />
Landrat Horst Limper uberreichte ihm<br />
das vom Bun<strong>des</strong>prasidenten verliehe-<br />
ne Verdienstkreuz am Bande <strong>des</strong> Ver-<br />
dienstordens der Bun<strong>des</strong>republik<br />
Deutschland. Nahezu drei Jahrzehnte<br />
hat Dr. KOster zum Wohle seiner Mit-<br />
burger kommunalpolitisch gewirkt.<br />
85
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Hohe Bracht<br />
Die „gute Stube"<br />
<strong>des</strong> Kreises OIpe<br />
wird 50 Jahre alt<br />
Am 27.9.Volksfest<br />
Vor funf Jahrzehnten in einer Zeit<br />
groBer wirtschaftlicher Not mit viel<br />
Idealismus und Spendenfreudigkeit<br />
der Bevolkerung erbaut, heute die „gu-<br />
te Stube" und Wahrzeiclien <strong>des</strong> Krei-<br />
ses OIpe, beliebtes Ausflugs- und<br />
Wanderziel: der Aussictitsturm Hohe<br />
Bractit, einer der sctiSnsten im Sauer-<br />
land, zwisctien Bilstein und Altenliun-<br />
dem auf dam Gebiet der Stadt Lenne-<br />
stadt wird 50 Jatire alt. Mit einem<br />
groBen Volksfest soil dieses JubilSum<br />
am 27. September gefeiert werden.<br />
Natur- und Wanderfreunde aus dem<br />
Sauer- und Siegerland, dem nahen<br />
Ruhrgebiet und dem Rheinland, sind<br />
eingeladen, am 27. September zur Ho-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Die Hohe Bracht Ende der 30er Jahre in<br />
ihrer ursprunglichen Gestalt (unten).<br />
und nach dem Umbau der Eingangs-<br />
seite 1979 (oben).<br />
hen Bracht zu wandern. Ausgangs-<br />
punkte fur den FuBmarsch sind die<br />
Orte Altenhundem, Attendorn, Benol-<br />
pe, Grevenbruck, Kirchhundem, Meg-<br />
gen, Oberveischede, OIpe und Wel-<br />
schen Ennest. Nach SchluB der Veran-<br />
staltung wird fur eine kostenlose Ruck-<br />
fahrt an die Ausgangsorte gesorgt.<br />
Urn 11 Uhr offnet ein Sonderpostamt.<br />
Bis 18 Uhr konnen Postwertzeichen,<br />
auch Sondermarken, erworben wer-<br />
den. Es gibt den Sonderstempel „50<br />
Jahre Hohe Bracht".<br />
Von 12 Uhr bis 15 Uhr stellen sich in<br />
zwangloser Folge heimische Gruppen<br />
und Vereine mit musikalischen und<br />
folkloristischen Darbietungen vor.<br />
Um 15 Uhr beginnt ein Festakt. Franz<br />
Kaiser (68) aus Elspe, der bereits 1955<br />
beim 25jahrigen JubilSum die Festrede<br />
in plattdeutsch hielt, wird auch diesmal<br />
wieder in heimischer Mundart zu hSren<br />
sein. - Zum Ausklang spielt ab 18 Uhr<br />
die Dixielandkapelle „Feuen«ehrker"<br />
aus OIpe.<br />
Es wird auch eine Festschrift heraus-<br />
gegeben, in der Geschichte und<br />
Entwicklung der Hohen Bracht be-<br />
schrieben werden.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
„Bin ich<br />
denn meines<br />
Bruders<br />
Huter?"<br />
Uber Ina-Maria<br />
Mihaiyhegyi-Witthaut<br />
„<strong>Der</strong> Hen sprach zu Kain: „Wo ist dein<br />
Bruder Abel?" Er antwortete: Jch weiB<br />
es nicht. Bin ich denn meines Bruders<br />
l-luter?" Er aber sprach: „Was hast du<br />
getan? Die Stimme <strong>des</strong> Blutes deines<br />
Bruders schreit zu mir vom Erdboden<br />
empor."<br />
(Genesis 4, 9-10)<br />
Das Werk der Ina-Maria Mih^lyhegyi-<br />
Witthaut, die 1946 in Kirchhundem ge-<br />
boren wurde, ist ein suchen<strong>des</strong> Echo<br />
auf jenes Schreien unseres Ur-Bru-<br />
ders Abel. Ihre Bilder zeichnen ihn in<br />
seinem To<strong>des</strong>kampf, denn Abel ist<br />
nicht gestorben - er stirbt seit prahi-<br />
storischen Zeiten. Seine Agonie<br />
durchdauert die Jahrtausende der be-<br />
zeugten Menschengeschichte. Er lebt<br />
als hungern<strong>des</strong>, miBhandeltes Kind<br />
unter uns. Er leidet einen quaivollen<br />
Tod in den Folterkellern und Gaskam-<br />
mern. Er wird von seiner inneren und<br />
auBeren Identitat als Dissident in psy-<br />
chiatrischen HSusern enthautet. Er<br />
verendet mit geblendeten Augen, sich<br />
krijmmend unter den Schiagen der<br />
MOrder. Er wird ausgerottet, well er<br />
anders denkt Oder well seine Hautfar-<br />
be nicht die der schweigend zu-<br />
schauenden Menge ist. Er sucht die<br />
ErlOsung im Tod, well Mitmenschen<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
ihn verleumden und nicht mehr seine<br />
Bruder sind.<br />
In mehrfacher Weise gestalten sich<br />
Leben und Werkdieser jungen Malerin<br />
dialogisch. Das junge Madchen mit<br />
dem Wunsch, Malerin zu werden, wird<br />
belastet von Vorurteilen, mit denen<br />
unsere sauerlandische Heimat dem<br />
AuBergewohnlichen oft angstlich be-<br />
gegnet. Die Kunststudentin entwickelt<br />
eine uberaus wache Sensibilitat, mit<br />
der sie Haltungen der Lieblosigkeit<br />
und Bereiche derabwehrenden Tabu-<br />
bildung aufspurt. Sie entdeckt Mecha-<br />
nismen in unserer Gesellschaft, mit<br />
denen das Fremde und das Unbeque-<br />
me verdrangt werden. Sie entsetzt sich<br />
vor dem UbermaB an Leid, das ihre Be-<br />
reitschaft, mit-zu-leiden, zu ijbenwalti-<br />
gen scheint. Sie taucht ein in den<br />
unentrinnbaren Dialog <strong>des</strong> liebenden<br />
mit dem leidenden Menschen, sie hat<br />
Tell an der existentiellen Angst <strong>des</strong> Ge-<br />
fangenen, <strong>des</strong> Unterworfenen, <strong>des</strong> Ge-<br />
marterten, <strong>des</strong> Heimatlosen.<br />
Trauer wird zur Grundbefindlichkeit in<br />
ihrem Schaffen. Nicht die stille Anpas-<br />
sung an die Ausweglosigkeit freilich,<br />
nicht die verinnerlichte Devotionalien-<br />
Traurigkeit, sondern eine auf die Soli-<br />
daritat <strong>des</strong> Mitmenschen bauende<br />
Klage gegen das Unrecht, ein leiden-<br />
schaftliches Pladoyer fijr Gerechtig-<br />
keit, eine aus tiefer Verwundung ge-<br />
borene Achtung vor den Opfern von<br />
Gewalt und Selbstgerechtigkeit. Die<br />
intensive Auseinandersetzung mit<br />
Franz Kafka wird zur kijnstlerischen<br />
Herausforderung an die Absolventin<br />
der Blocherer-Schuie.<br />
An der bildnerischen Umsetzung von<br />
Kafkas Themen erprobt sie ihre Tech-<br />
Ina-Maria MihSlyhegyi-Witt-<br />
haut, geboren 1946 in Kirch-<br />
hundem/Sauerland, lebt in<br />
Weidenau und Kirchliundem.<br />
1966-1969 Kunststudium an<br />
der Blocherer-Schule in lUliJn-<br />
chen. Studienaufenthalte im<br />
Ausland. Seit 1970 Einzel- und<br />
Gruppenausstellungen im In-<br />
und Ausland. 1974-1977 Teil-<br />
nahme an den intemationalen<br />
Kafka-Ausstellungen. 1978<br />
17 Grafiken zu der Anthologie<br />
»Suche nach M.« fiir amnesty<br />
international. Altemativer<br />
Friedenspreis 1978 der AGAV<br />
in Frankfurt zusammen mit<br />
dem Autorenkollekliv 79. Re-<br />
produktionen, Besprechun-<br />
gen und Essays in Kunst- und<br />
Kulturzeitschriften <strong>des</strong> In- und<br />
Auslan<strong>des</strong> sowie in der Dis-<br />
sertation von H. KUbler »Zum<br />
Kulturbegriff Theodor W.<br />
Adomosx. Berichte In Kultur-<br />
sendungen der Rundfunkan-<br />
stalten, u.a. zum 40. Jahrestag<br />
der Reichskristallnacht am<br />
9.11.1978.<br />
niken, urn Farbe und Wort kongruent<br />
werden zu lassen.<br />
„Zu Kafka l
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Hinrichtung <strong>des</strong> Herrn K. (Tusche, 1975) - Zu: Franz Kafka, <strong>Der</strong> ProzeB<br />
von seiner unwurdigen und irrealen Hal-<br />
tung zu losen, urn letztlich uber alle<br />
Unmenschlichkeiten zu einer besseren<br />
Welt zu gelangen."<br />
(Kafka-Katalog, Siegen 1976). In die-<br />
sem Bekenntnis liegt ein keimender<br />
Wille zur Hoffnung trotz der scho-<br />
nungslosen Visualisierung <strong>des</strong> bruta-<br />
len Mor<strong>des</strong>, der den „ProzeB" <strong>des</strong> Jo-<br />
sef K. beschlieBt. Die Tuschedarstel-<br />
lung der „Hinrichtung" (1975) [Abbil-<br />
dung] zeigt den Erstochenen im Au-<br />
genblick <strong>des</strong> To<strong>des</strong>kampfes. Das<br />
entbl6Bte Opfer baumt sich den M6r-<br />
88<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
dern entgegen, von maskenhafter<br />
Starre im Antlitz schon gelShmt und<br />
unkenntlicli gemaclit.<br />
Josef K. selber kommentiert im<br />
SchluBsatz <strong>des</strong> Romans den schmah-<br />
liclien Mord: ,1/V/e ein Hund!' sagte er,<br />
es war, als sollte die Scham ihn ijberle-<br />
ben." (F. Kafka, <strong>Der</strong> ProzeB, in: Die Ro-<br />
mane, S. Fischer-Verlag 1965, S. 444).<br />
Mit den letzten Worten laBt sich die<br />
Hoffnung der Kiinstierin umsclireiben,<br />
darin Scfiam in den Beobachtern von<br />
Mord und Unrecht das Gev>/issen<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
wachruttelt, daB die Mordw/erkzeuge<br />
fur immer den gesichtslos anonymen<br />
Tatern entrissen werden. Scfion auf<br />
dem Block fiingestreckt, siefit der lite-<br />
rariscfie Josef K. vor seinem Ende<br />
noch einen fernen Menscfien, dem er<br />
die stummen Fragen stellt: „l/l/er war<br />
es? Ein Freund? Ein guter Mensch? Ei-<br />
ner, der teilnalinn? Einer, derlielfen woii-<br />
te? Wares ein einzelner? Waren es aile?<br />
War nocli Hilfe?" (S. 444).<br />
Es Bind die alten Fragen Abels, der<br />
durch die Zeiten fSllt und stirbt, well
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Christus", Januar 1980, 01. Stiftung der Kunstlerin fur die Kapelle in Emiingliausen.<br />
sein Bruder ihn erschlSgt. Es ist die<br />
biblische Geschichte von Josef und<br />
seinen Brudern, die ihn hassen, weil er<br />
anders ist. Es sind die Fragen in der<br />
jahrlich auf sieben Tage beschrankten<br />
„Woche der Bruderlicfikeit", in der die<br />
schweigenden Toten uns fragen, wer<br />
es war und ob es alle waren.<br />
Es sind die Fragen der Malerin Ina-IVIa-<br />
ria Mihaiyhegyi-Witthaut an uns alle,<br />
sobald wir mit iliren Bildern konfron-<br />
tiert werden. Die Titel lauten „Sauer-<br />
land", „Doilenbrucli", „Kornfeld", „Him-<br />
mel" - Zeugen einer wehmiJtigen<br />
Aniianglicfikeit an die Landschaften<br />
der Kindheit und Jugend, Bildzeugnis-<br />
se uber schmerzhaft entauBerte Erin-<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
nerungen an die Heimat, Bilder voller<br />
Zerrissenlieit, voller Zerbrechlichkeit,<br />
voller Zartheit auch.<br />
Als 1977 Bernhard Stahl, Gemeindedi-<br />
rektor von Eslohe [Abbildung] und<br />
jangjafiriger Freund von Ina-Maria und<br />
Andras Mihaiyhegyi-Wltthaut, nach<br />
wocfienlanger „Hexenjagd" (Pfarrer<br />
Arens in einer Predigt) und b6sen<br />
Scfimahbriefen und verleumderi-<br />
schen Anrufen mit seiner Familie in<br />
den Tod getrieben wurde, da emp6rte<br />
sich die Malerin und gab Zeugnis von<br />
ifirer Solidaritat mit diesem brijderli-<br />
chen Menschen, der„/n seiner Not und<br />
Bedrangnis keinen Freund fand" (aus<br />
einer Begrabnisrede). In zahlreictien<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Bildern erzieht die Malerin uns uner-<br />
bittlich zur Betroffenfieit und zur Erfor-<br />
schung unseres apathischen Gewis-<br />
sens: „Psychische Folter" - „Treib-<br />
jagd" - „Angst" - „Legaler Mord" -<br />
„<strong>Der</strong> Rufmord". Diese Cfiiffren eines<br />
modernen Kreuzweges, diese Statio-<br />
nen eines Leidensweges in unserer<br />
Gegenwart, sind - w/ie ein tiilflos zum<br />
Himmel gereckter Arm uns bildhaft<br />
matint - „Notruf"-Zeichen in unserer<br />
Gegenw/art, an jeden von uns pers6n-<br />
lich gerichtet. Das Dunkel fallt taglicfi<br />
als Bedrohung in unsere Landschaft<br />
ein. Das B6se nistet in den Randgebie-<br />
ten unseres Bev\/uBtseins. Die ubien<br />
Nactireden und entehrenden Ver-<br />
leumdungen wacfisen tumorengieich<br />
tiinter vorgehaltener Hand und auf<br />
schnellen Zungen. Unsicfitbar wach-<br />
sen Metastasen der Angst und Gewe-<br />
be von Ofinmactit.<br />
Die Bilder aus jijngster Zeit legen wie<br />
auf ROntgenplatten diese Gewebe frei.<br />
Es sind anatomische Seelenaufnah-<br />
men, die mehirsinnig unter die Haut ge-<br />
hen. Enthautet von jeglicher Individua-<br />
litat, lassen Kdpfe und Korper den<br />
Blick in zermarterte Gefiirne und auf<br />
zerscfilagene Gebeine zu. In den bloB-<br />
gelegten Nervenstrangen erzeugen<br />
die Pfeile und Messer der Folterknech-<br />
te bildgewordene .stechende Schmer-<br />
zen'. Schwarzes Blut stockt in dem<br />
vieiadrigen Geflecht der „Golgatha"-<br />
KOpfe. Aus dem gesenkten Haupt <strong>des</strong><br />
gekreuzigten „Christus" [Abbildung]<br />
entringt sich tonlos ein erschutternder<br />
Schrei nach menschlicherGerechtig-<br />
keit. Kein Zweifel ist zugelassen: fur<br />
Ina-Maria Mihaiyhegyi-Witthaut ist<br />
Christus ein Bruder der gefolterten<br />
Kinder und Frauen und Manner in den<br />
GefSngnissen und an den Exekutions-<br />
v\/anden unserer Zeit. Kein Zvi/eifel<br />
auch: er ist der Bruder der psychisch<br />
Zerstftrten und von uns mutwillig see-<br />
lisch Verbannten.<br />
PersCinlichkeit und Werk der unter uns<br />
Geborenen und mit uns Lebenden<br />
strahlen eine durch Mitleiden und exi-<br />
stentielle Anteilnahme geiauterte Inte-<br />
gritat aus, die jeden Gesprachspartner<br />
und jeden Betrachter ihrer Bilder<br />
unmittelbar ergreift. Wir spuren die tie-<br />
fe Betroffenheit, die ihre Worte fullt und<br />
ihre Arbeiten pragt. Wir ahnen, daB in<br />
diesem Werk Abel nach Frieden und<br />
ErIOsung schreit und uns eindringlich<br />
anfleht, ihn, unseren Bruder, zu behij-<br />
ten.<br />
Klaus Droste, OIpe<br />
89
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Engelbert Seibertz,<br />
ein Maler von<br />
europaischem Ruf<br />
Zu seinem 75. To<strong>des</strong>tag<br />
Drei namhafte Manner <strong>des</strong> 19. Jahr-<br />
hunderts nennen Brilon ihre Vater-<br />
stadt: Suitbert Seibertz, <strong>Westfalen</strong>s<br />
bedeutender Historiker (1788-1871),<br />
sein Sohn Engelbert (1813-1905), der<br />
als PortrSt- und Historienmaler euro-<br />
paischen Ruf genoB und Eduard Pape<br />
(1816-1888), <strong>des</strong>sen Name mil dem<br />
Ruhme <strong>des</strong> Burgerlichen Gesetz-<br />
buches (1900) unzertrennbar verbun-<br />
den ist.<br />
Am 2. Oktober dieses Jahres sind 75<br />
Jahre vergangen, als das Leben <strong>des</strong><br />
92jahrlgen Kunstlers Engelbert Sei-<br />
bertz in Arnsberg eriosch.<br />
Uber 30 Jahre hat er noch in Arnsberg<br />
gewirkt, nachdem er im Jahre 1870 die<br />
Statte seines groBartlgen Schaffens in<br />
Mijnchen verlassen hatte.<br />
Im Jahre 1830 verlieB Engelbert nach<br />
dem Abltur (Brilon, Arnsberg) seIn Va-<br />
terhaus in Brilon. Als Siebzehnjahriger<br />
bezog er die Kunstakademie in Dussel-<br />
dorf, die ihn mit bedeutenden Kunst-<br />
lern der damaligen Zeit in Verbindung<br />
brachte. <strong>Der</strong> junge Student widmete<br />
Kloster<br />
Oelinghausen<br />
wird renoviert<br />
Im Jahre 1956 ubernahmen die Ma-<br />
riannhiller Missionare die Verwaltung<br />
der Kirche und <strong>des</strong> Restes <strong>des</strong> ehe-<br />
maligenKlosters Oelinghausen. Vorei-<br />
nigen Monaten wurden die Besitzver-<br />
haitnisse neu geregelt: Kloster und Kir-<br />
che gab der Orden der Mariannhiller<br />
Missionare kostenlos ab an die Pfarr-<br />
gemeinde St. Petri Oelinghausen. <strong>Der</strong><br />
Grund: Mit der notwendig gewordenen<br />
Totalrenovierung, die die Gebaude vor<br />
dem Verfall retten soil, fijhlen sich die<br />
Missionare uberfordert,zumal ihre Auf-<br />
gabe ja darin besteht, in unterentwik-<br />
kelten Landern der Dritten Welt mis-<br />
sionarischen Dienst der Kirche zu lei-<br />
sten. Die Kloster- und Rarrseelsorge<br />
wird aber weiterhin von den Mariann-<br />
hillern wahrgenommen. Federfuhrend<br />
90<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Engelbert Seibertz<br />
sich besonders der Bildmalerei, die<br />
spater seinen Ruf begrundete. Nach<br />
einem mehrmonatigen Aufenthalt in<br />
Brilon, wo er Portrats malte, die ihm<br />
schon in jungen Jahren hohe Eriose<br />
eintrugen, bezog er die Kunstakade-<br />
mie in Munchen. Die Mannigfaltigkeit<br />
internationaler Ausstellungen entfalte-<br />
ten die Talente <strong>des</strong> jungen Kunstlers.<br />
Wahrend einer groBen Studienreise<br />
durch Oberbayern, Salzburg, die Lom-<br />
bardei und Toskana, teils im einspan-<br />
nigen Wagen, teils zu FuB, nahm Sei-<br />
bertz imposante Naturbllder, unermeB-<br />
liche Kunstschatze und das farben-<br />
prachtige Leben von Venedig, Genua<br />
und Florenz in sich auf. Im Jahre<br />
bei der Renovierung ist jetzt die Kir-<br />
chengemeinde St. Petri Oelinghausen,<br />
die unterstutzt und beraten wird vom<br />
Erzbischoflichen Generalvikariat Pa-<br />
derborn, vom Denkmalspflegeamt <strong>des</strong><br />
Lan<strong>des</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und vom<br />
Architekten Winfried Karbe aus<br />
Arnsberg.<br />
An den Finanzierungskosten, die so<br />
um die zwei Millionen Mark verschlin-<br />
gen, werden sich, so hofft Rarrseelsor-<br />
ger Pater Reinhold Tegeler GMM, das<br />
ErzbischSfliche Generalvikariat und<br />
das Denkmalpflegeamt DiJsseldorf<br />
ebenso beteiligen wie die Stadt<br />
Arnsberg und der Hochsauerland-<br />
kreis. Die Rarrgemeinde selbst wird<br />
durch verschiedene Aktivitaten und<br />
Aktionen einige Hunderttausend Mark<br />
beisteuern mussen. Beim diesjahrigen<br />
Rarrfest am Peter- und Paulstag wurde<br />
ein erster Schritt getan.<br />
In zwei Bauabschnitten wird die Total-<br />
renovierung - bei der so viel Bausub-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
1835/36 weilte er wieder in Brilon. Hier<br />
begann er mit der Illustration von Goe-<br />
thes Faust, Motive, die ihn schon in<br />
fruher Jugendzeit fesselten. Er fertigte<br />
eine Fulle von Skizzen, deren Zahl er<br />
bei seinem jahrelangen Aufenthalt in<br />
Prag und spater in Arnsberg erweiterte<br />
und die Grundlage eines seiner welt-<br />
beruhmten Werke, der Faust-lllustra-<br />
tionen im Verlag Cotta wurden.<br />
Im Jahre 1850 hatte Seibertz seinen<br />
Wohnsitz endgultig nach Munchen<br />
verlegt, wo er den engen Kontakt zu<br />
berijhmten KQnstlern und die Freund-<br />
schaft <strong>des</strong> bayerischen Konigshauses<br />
gewann. Im Auftrage <strong>des</strong> Konigs Max<br />
schuf er die groBen Fresken im Trep-<br />
penhaus <strong>des</strong> Maximilianeums und in<br />
den Arkaden <strong>des</strong> neuen Friedhofs. Im<br />
Ausland fanden seine Historienbilder,<br />
wie die SchluBszene zu Shakespeares<br />
Richard II., Fenster <strong>des</strong> Domes zu Glas-<br />
gow, Olgemaide aus Schillers Wallen-<br />
stein begeisterte Anerkennung. Insge-<br />
samt sind von Seibertz 775 Bildwerke<br />
bekannt, darunter 60 lebensgroBe Bil-<br />
der bedeutender Pers6nlichkeiten <strong>des</strong><br />
In-undAuslan<strong>des</strong>. <strong>Der</strong>Kunstlerwurde<br />
zum Professor ernannt und durch<br />
hohe Orden geehrt.<br />
Er starb am 2. Oktober 1905 und ruht in<br />
der Familiengruft in Arnsberg.<br />
Theodor Tochtrop<br />
stanz wie mOglich erhalten bleiben soil<br />
- abgewickelt: erstens die Klosterkir-<br />
che und zweitens das alte Schulge-<br />
baude und die ehemalige Pastoral. Mit<br />
den Innenarbeiten wurde Mitte Juni<br />
begonnen. Zwei Jahre sollen voraus-<br />
sichtlich die Renovierungsarbeiten<br />
dauern, doch wann die letzten Hand-<br />
werker das Klostergebaude endgultig<br />
wieder verlassen, kann erst dann eini-<br />
germaBen vorausberechnet werden,<br />
wenn die genauen Ergebnisse der Sta-<br />
tik, <strong>des</strong> Bauphysikers und der Kunst-<br />
sachverstandigen vorliegen.<br />
Auch bei der Renovierung <strong>des</strong> Klo-<br />
sters, das vormals der Gemeinde Hol-<br />
zen als Volksschule diente, geht es um<br />
die Erhaltung der Bausubstanz. Hier<br />
wird weder abgerissen noch ein Bau-<br />
stil verfremdet. Man hat sich intensiv<br />
mit der SOOjahrigen wechselhaften<br />
Geschichte <strong>des</strong> Oelinghauser Klosters<br />
auseinandergesetzt, um soviel wie<br />
mbglich vom Alten zu erhalten.
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Feuerwehr-<br />
Jubiliaum<br />
in OIpe<br />
Vor einem Jahr hat angesichts <strong>des</strong><br />
Hundertjahrigen der ersten Feuer-<br />
wehren im Kurkolnischen Sauerland<br />
Theodor Tochtrop in SAUERLAND<br />
uber die Geschichte der Feuerwehren<br />
in unsererHeimatanschaulich berich-<br />
tet und gab Egon Mtihr ein Bild von<br />
dem hohen Technisierungsstand der<br />
Feuerwehren heute am Beispiel <strong>des</strong><br />
Hochsauerlandkreises, das entspre-<br />
chend auch fur das Sudsauerland gait.<br />
In diesem Jahr begeht die Freiwillige<br />
Feuerwehr OIpe ihr lOOjahriges Jubi-<br />
laum, und SAUERLAND berichtet, wie<br />
So langsam fahrt die groBe Leiterselten<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Feuerwehrmann von Anno dazumal<br />
sie es gefeiert hat. Im Kreis OIpe hat<br />
das Feuenwehrwesen schon seit Ian-<br />
gem eine hohe Nummer. In der Arbeit<br />
von Josef Meisenberg, „<strong>Der</strong> Kreis OIpe<br />
und die Feuerwehr" wurde 1967 sogar<br />
eine umfangreiche und auf alle Weh-<br />
ren im damaligen Kreisbereich einge-<br />
hende Dokumentation der Cffentlich-<br />
keit ubergeben, die, wenn dies uber-<br />
haupt moglich gewesen ware, das<br />
Ansehen der Feuenwehren hier noch<br />
gesteigert hatte. <strong>Der</strong> Feuerschutz im<br />
Kreis OIpe stutzt sich auf drei bestaus-<br />
gestattete Schwerpunktwehren, die<br />
eingerichtet wurden, ohne daB den<br />
zahlreichen uber die Dorfer verteilten<br />
Wehren dadurch Abbruch geschah.<br />
Jahrlich einmal findet ein Kreistreffen<br />
mit wechselndem, den jeweiligen<br />
Aktualitaten angepaBtem Programm<br />
statt. In diesem Jahr wurde das Kreis-<br />
treffen der Festwoche der Olper Wehr<br />
integriert.<br />
Ganz OIpe feiert<br />
Die Olper wissen, wie man Feste feiert;<br />
und wenn gar die Feuerwehr ein Fest<br />
begeht, dann ist selbstverstandlich,<br />
daB daraus ein Fest fiJr die ganze Stadt<br />
wird. Das war schon so 1951, als der<br />
Musikzug der Freiwilligen Feuenwehr<br />
OIpe goldgekront aus dem hollSndi-<br />
schen Kerkrade zuruckkam. Nicht<br />
ganz so schlimm war es 1977, als die<br />
Alteren-Mannschaft der Olper Wehr<br />
auf der Feuenwehr-Olympiade in Trient<br />
eine Goldmedaille fur die Bun<strong>des</strong>re-<br />
publik errang. Nun, aus AnIaB <strong>des</strong> 100-<br />
jahrigen Jubilaums feierten Feuerwehr<br />
und Stadt eine Woche lang. Es begann<br />
mit einer abendlichen Kranzniederle-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
gung an der von Matar6 im Zug der<br />
alten Stadtmauer geschaffenen Ge-<br />
denkstatte und anschlieBendem Kon-<br />
zert auf dem Marktplatz und Fackelzug<br />
zum Haus der Feuerwehr. Dann folgte<br />
eins auf das andere. Jugendfeuer-<br />
wehrtag, ein Tag fur die alteren Burger<br />
im Festzelt, Ausstellungen in den Rau-<br />
men von Sparkasse und Volksbank,<br />
Tag der offenen Tur fur die Schulen,<br />
Filmvorfuhrungen fur jedermann. Na-<br />
turlich gab es einen offiziellen<br />
Empfang der Stadt und Festbankett fur<br />
geladene Gaste; die musikalische<br />
Ausgestaltung war dem Orchester-<br />
verein OIpe und dem Quartettverein<br />
Hunsborn ubertragen, und Oberkreis-<br />
direktor Dr. Grunewald hielt die Festre-<br />
de. <strong>Der</strong> Referent kann hierzu NSheres<br />
nicht berichten, dann er war nicht ein-<br />
geladen, und die Presse schwieg. Den<br />
ersten „Paukenschlag" bildete ein<br />
groBer Festabend mit Tanz im Fest-<br />
zelt; die Ochsenfurter Blasmusiker,<br />
„Deutschlands Stimmungs-Blasor-<br />
chester Nr. 1" (so das Programm), und<br />
professionelle Interpreten sorgten fur<br />
Stimmung und Konsum. Fur die Feuer-<br />
wehr selbst war vor allem das Eintref-<br />
fen ihrer Freunde aus dem Kaunertal in<br />
Tirol - mit dem die Freiwillige Feuer-<br />
wehr OIpe seit Jahren auf kamerad-<br />
schaftlichem BesuchsfuB steht - ein<br />
Schwerpunkt besonderer Art. Doch<br />
der HOhepunkt kam, wie sich das ge-<br />
hort, am Ende der Festwoche.<br />
Samstag, der 7. Juni, gehOrte dem<br />
Kreisfeuenwehrtreffen, das diesmal<br />
ganz unterdem Motto „Festzug" stand.<br />
Nachdem am Vormittag die Feuenwehr<br />
OIpe in einem FuBballspiel mit der<br />
91
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Historischer Loschzug. Auch ein Bild vom Olper Feuerwehr-Festzug.<br />
Feuerwehr Kaunertal den vor Jahren<br />
gestifteten Wanderpokal endgultig fur<br />
sich gesichert hatte, trafen sich nach-<br />
mittags alle Wehren <strong>des</strong> Kreises - der<br />
Feuerschutz daheim blieb natijrlich si-<br />
chergestellt - auf dem groBen Schul-<br />
hof <strong>des</strong> stadtischen Gymnasiums. Er<br />
faBte soeben die 1500 Mann in den<br />
blauen Uniformen, von denen ein<br />
beachtlicherTeil - und hierauch eini-<br />
ge junge Damen - mit IVIusikinstru-<br />
menten bewaffnet war. VerhSltnis-<br />
maBig schnell ordneten sie sich fur<br />
den Abmarsch.<br />
Die Spitze <strong>des</strong> Zuges bildeten die<br />
Freunde aus Tirol, voran „die Blecfi"<br />
(die Musikl
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
S/e werden mit Feuerwehrgeraten „spielend" fertig<br />
dem letzten Weltkrieg auf diesem kom-<br />
munalen Sektor aufgewandt wurden.<br />
Die letzte Einheit stellte selbstver-<br />
standlich der Jubilaumsverein. Hatte<br />
der Zug als SpaB begonnen, so wurde<br />
sein Endezur Demonstration heutigen<br />
Stan<strong>des</strong> von Teclnnik und disziplinier-<br />
ter Scliulung zum Schutz der Men-<br />
sclien vor Gefahren, die langst nicht<br />
mehr allein vom Feuer drohen. „Wenn<br />
sonst niclnts melir hilft, habe ich meine<br />
Feuerwehr", sagte einmal ein bewahr-<br />
ter Hauptgemeindebeamter.<br />
Dal3 es nacli dem Festzug zu Konzert<br />
und Tanz ins Festzelt ging, bedarf ei-<br />
gentlich keiner besonderen Erwah-<br />
nung. Das gedruckte Programm<br />
schlieBt gleichwolil zusatzlicin mit den<br />
Worten „Ausklang der Hundertjahr-<br />
Feier". Ob damit der Abbruch <strong>des</strong><br />
groSen Festzeltes und der Wegtrans-<br />
port unzShliger leerer FSsser am<br />
nachsten Morgen gemeint war?<br />
Ein Festbuch<br />
Zu einem JubilSum gehSrt eine Fest-<br />
schrift; sie ist das, was von einem Ju-<br />
bilaum schlieBlich ubrigbleibt, aucli<br />
wenn es eine Woche lang gefeierl wur-<br />
de. Das Olper Festbuch ist ebenso<br />
beachtlich, wie es die Festwoche war.<br />
Auf 116 Seiten im Format eines Dop-<br />
pelfaltprospekts - hier wegen der<br />
GroBfotos voll berechtigt - wird die<br />
Wehr und ihre Chronik vorgestellt. Vier<br />
Blldseiten zeigen eingangs die Alters-<br />
abteilung, die aktive Wehr, die Ju-<br />
gendfeuerwehr und den Musikzug.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Zwei Panoramabilder Olpes von 1880<br />
und heute leiten ijberzum Beginn der<br />
Chronik. Furdiesehatten die Leiter der<br />
Freiwilligen Feuerwehr OIpe den fur<br />
seine schwer zu ubertreffende Kennt-<br />
nis der Olper Stadtgeschichte be-<br />
kannten Wirtschaftsarchivar Dr. IVIan-<br />
fred Sch6ne gewonnen. Beginnend<br />
mit der Stadtgrundung 1311 und dem<br />
ersten Stadtbrand 1373 bringteralles,<br />
was irgendwie in Beziehung zum The-<br />
ma Feuerschutz steht und was die<br />
sparlichen schriftlichen Quellen der<br />
1795 abgebrannten Stadt zu melden<br />
haben bis zum Jahr 1880. In diesem<br />
Jahr wurde die Olper Feuerwehr durch<br />
einen Turnverein begrundet, der sich<br />
dann „Olper Turn- und Feuerwehr-<br />
Verein" nannte. Dieser machte dann<br />
alle zeitgemaBen Wandlungen durch<br />
bis zur heutigen ausgeriJsteten<br />
Schwerpunktwehr. Die Chronik be-<br />
richtet, was Jahr fur Jahr in Stadt und<br />
Feuerwehr geschah. Durch Faksimiles<br />
von Dokumenten und Abbildungen<br />
wird die Schrift so aufgelockert, daB<br />
sie selbst dem, der zum Lesen zu faul<br />
ist, ein Bild der Olper Feuerwehr-<br />
geschichte gibt. Brandbilder sind in<br />
den ersten Jahrzehnten verstand-<br />
licherweise rar; gleichwohl gibt es<br />
auch sie. Die Musikkapelle - sie war<br />
bereits zwei Jahre nach Begrundung<br />
der Feuerwehr ins Leben gerufen wor-<br />
den - erscheint in alien Phasen. <strong>Der</strong><br />
siegreiche Musikzug in Kerkrade und<br />
die zu seinem Empfang versammelte<br />
Olper Bijrgerschaft auf dem Marktplatz<br />
sind naturlich ebenso dankbare Bild-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
themen wie der Bau <strong>des</strong> Feuerwehr-<br />
geratehauses 1955, Portrats, Auto-<br />
bahneinsatz, Ministerbesuche und<br />
Ehrungen. Im AnschluB an die Chronik<br />
wird Aktuelles zum Feuerwehrwesen<br />
gesagt, wobei die derzeit Verantwort-<br />
lichen zu Wort kommen. Den Ab-<br />
schluB, „Ein herzliches DankeschOn<br />
fur die Jubilaumsspenden", bildet eine<br />
sehr beachtliche Liste, die zeigt, wie<br />
angesehen und beliebt die Freiwillige<br />
Feuerwehr OIpe ist.<br />
Einen Fehler hat die Festschrift aller-<br />
dings: sie war schon vor der Festwo-<br />
che nicht mehr zu haben. Die Auflage<br />
von 1700 Stuck war bei weitem zu<br />
klein.<br />
Und dann noch Hannover<br />
Die intensive Festwoche hat der Frei-<br />
willigen Feuerwehr OIpe offenbar ihre<br />
Hochform nicht genommen. In Hanno-<br />
ver, wo es auf Bun<strong>des</strong>ebene um die<br />
Ausscheidung fur die Teilnahme am<br />
europaischen Wettkampf 1981 in Bob-<br />
lingen/Wurttemberg ging, haben die<br />
Olper acht Tage spater gezeigt, daB sie<br />
keineswegs miJde waren. Wiederum<br />
war es der schon 1977 in Trientsiegrei-<br />
chen Riege der alteren Abteilung ver-<br />
gOnnt, die Siegerliste aller 62 teilneh-<br />
menden Mannschaften anzuftihren. In<br />
der Klasse der jungeren Mannschaften<br />
gewann OIpe I (und Gerlingen) eine Sil-<br />
bermedaille, und die Jugendfeuer-<br />
wehrkonntesich indieSpitzengruppe<br />
der Jugendklasse hineinkampfen. Ich<br />
m6chte wetten, das gab nochmals ei-<br />
ne Feier. Kyon<br />
93
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Lebensschicksale auf Grabsteinen<br />
HierzweineueBeispieleausderBild- GehOftes KiJhhude ist unter einer Hier ruht in Gottes Waldfrieden der Hu-<br />
dokumentation „Sauerlandisches machtigen Fichte direkt an der StraBe tejunge Herbert Ginnuth getroffen<br />
KulturgufvonFriedhelmAckermann. nach Berleburg ein Grab mit einem durcheinfeindlichesGeschoBamzwei-<br />
In derNahe <strong>des</strong> etwaeine Wegestunde schlichten Holzkreuz. Die denkwijrdi- ten Ostertage 1945. Er war 15 Jahre alt<br />
von Schanze/Grafschaft gelegenen ge Inschrift:<br />
94<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Auf dem ehemaligen, inzwischen ein-<br />
geebneten Friedhof an der uralten Pe-<br />
trikirche in HiJsten / Stadt Arnsberg<br />
steht dieser bemerkenswerte Grab-<br />
stein. Ein in Sandstein nachgebildeter<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Eichenstamm tragt zur Erinnerung an<br />
einenHiJstenerSoldaten<strong>des</strong>deutsch-<br />
franzOsischen Krieges 1870/71 fol-<br />
gende Inschrift:<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Hier ruht der Sergeant Josef Evers ver-<br />
wundet m.d. Fahne in der Hand am 14.<br />
August 1870 in derScliiacht bei Coiom-<br />
bey/19.Aprii1872<br />
Fotos: Friedlieim Acl
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Haus Wiirming-<br />
hausen - einst Sitz<br />
eines freien<br />
Richters<br />
Von Heinz Lettermann<br />
In der Bigger MittelstraBe reihen sich<br />
die aitesten Facliwerkhauser, deren<br />
Alter bis ins fruhe 16. Jafirhundert<br />
reiclnt. Das alte Haus Wurminghausen,<br />
das in Bigge nur unter dem Namen<br />
„Ricliters" bel
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
verbunden: ein Manufaktur- und Spc-<br />
zereienvorratsgeschaft, wie es in det<br />
Chronik heiBt. Es war das einzige Ge-<br />
schaft zwischen Medebach und<br />
Ramsbeck, die Kundschaft umlagcrte<br />
„scharenweise das Haus". V\/ilhelm<br />
Wurminghausen besuchte je<strong>des</strong> J.ihr<br />
mit einem Pferdegespann die Lcipzi-<br />
ger und Frankfurter Messe. Er brachto<br />
es In wenigen Jahren zu einem Vc.'tmo-<br />
gen von 200 000 Talern.<br />
Er zahlte nicht<br />
Gelobt werden sein auBergei'-ohim-<br />
cher FielB, seine Ausdauer und seine<br />
Sparsamkeit. Dafurwird in derChronik<br />
eIn bezeiclinen<strong>des</strong> Ereignis geschil-<br />
dert: Als Wilhelm Wurminghausen mit<br />
seinem Lakenwagen auf dem Wcge<br />
nach Leipzig war, wurde ihm in Thunn-<br />
gen ein Bruckengeld von zwei Pfcnni-<br />
gen abverlangt. Auf der Stelle machtc<br />
er kehrt und zog mit seinem Rerdcgo-<br />
Eineinhalb Meter tief ist diese f <<br />
nische. (Bild unten)<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
•.^:f .gigfei^-<br />
'-^>^*r.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
•
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
„Olper Wind" JESUS MARIA FRANCISCU&<br />
Einerfreulicher„OlperWind"istdasso<br />
benannte Gedichtbandchen von Karl<br />
Schlimm, das der Heimatverein fur<br />
OIpe und Umgebung herausgegeben<br />
hat. In zwei Teilen, Hochdeutsch und<br />
Olper Platt, bringt das schmucke<br />
Buchlein altere und neuere Gedichte<br />
<strong>des</strong> aus den „Heimatstimmen" be-<br />
kannten Lutringhausers. Sie sind vol-<br />
ler Witz, diese gereimten Glossen und<br />
Geschichten;dieeinen kurz, dieande-<br />
ren lang, bekannte und unbekannte,<br />
manche neu gefa(3t. Schlimms nach<br />
1945 entstandenes Gedicht „De god-<br />
de aale Tyd" ist so verbreitet, daB fast<br />
niemand mehr weiB, von wem dieser<br />
..ernijchternde Ruokbiick auf ANNO<br />
DAZUMAL" gereimt wurde. Manchmal<br />
hort man es Offentlich vortragen; zahl-<br />
reiche Abschriften grassieren; es wur-<br />
de in andere Platt-Arten „ubersetzt" -<br />
stets ohne seinen Dichter. Um sich als<br />
Autor wieder Ins BewuBtsein zu brin-<br />
gen, hat Karl Schlimm dies mehrseitige<br />
Gedicht - dem Heute angepaBt - an<br />
das Ende der Sammlung gesetzt.<br />
Eine kurze Einleitung gibt eine Uber-<br />
sicht LJber das plattdeutsche Schrift-<br />
tum <strong>des</strong> Kreises OIpe. Zwischen hoch-<br />
und plattdeutschem Tell sind einige<br />
Seiten aus der Feder von Karl SchCir-<br />
holz, dem besten Kenner <strong>des</strong> Olper<br />
Platt, eingeschoben, die dem Nicht-<br />
kenner die Situation dieses nieder-<br />
deutschen Grenzdialekts kurz darle-<br />
gen.ZwarsagteJuppSchdttlereinmai,<br />
das Olper Platt sei ijberhaupt kein<br />
Platt, und Olper sagten, das „Luterku-<br />
ser" sei kein Olper Platt. Die Entschei-<br />
dung ijberlasse man den Professoren.<br />
In diesemBandchen ist, wieder Unter-<br />
titel besagt, „Besinnliches und Heite-<br />
res in Hoch- und Plattdeutsch darge-<br />
boten". - Allen Beteiligten gebiJhrt<br />
Dankfurdieserfrischendeundlehrrei-<br />
che Buchlein. Es ist so groB gedruckt,<br />
daB auch Senioren es lesen konnen. In<br />
jedem Gedicht <strong>des</strong> plattdeutschen<br />
Teils sind schwer verstandliche Aus-<br />
drijcke mit einem Sternchen versehen<br />
zum Zeichen, daB sie auf den letzten<br />
Seiten erklart sind. So ist auch dieser<br />
Tell fur jeden verstandlich. Ein Mangel:<br />
wieder einmal ist die Auflage so klein,<br />
daB das Buchlein im Buchhandel nicht<br />
lange erhSltlich sein wird.<br />
(Preis 12,50 DM).<br />
Theo Hundt<br />
98<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
'6 fb^bet i^. Antoohs MMI Padua Semi. Omca. ^Qda-<br />
dngcfimc, Cjgaiu quaado ooricur, Camando mocimr: 2)(t6ict/ and hcdf
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Gang umme<br />
de Staadt<br />
Erinnerung an die<br />
Kristallnacht in Schmallenberg<br />
Do gat vey hiene, vey Schmallmesken,<br />
Jung un alt, in der Prossiaone taum Ge-<br />
denken an dian lesten, wuisten Kreyg.<br />
Vey gatt van der Kiarke Out dor de<br />
ganze Staadt: de Weststrote rop, de<br />
Oststrote wier rin, verbey annen Hui-<br />
sern, dian alien, dai dian schliemen<br />
Kreyg ohne Schrammeken uverston-<br />
gen, verbey an dian niggen, wier opge-<br />
buggeden met dian glaaten, geputze-<br />
den Gesichitern, dian graouten Finster-<br />
scheyben - blanke Aougen, dai nix<br />
van Kreyg, Artellereyfuier un Granaten<br />
soihn hat.<br />
Mannege, dai in der Prossiaone gatt,<br />
denket iarg nit viell derbey. Dai ainen<br />
seyd na te jung, ijmme te wieten, dai<br />
andern hat en Kopp vull van Geschaf-<br />
ten, Soargen un allem mtiegleken<br />
Krom, un nit alltevielle wert w^tirklech<br />
bedenken, wat diJese Dag un diiese<br />
Gang umme de Staadt eigentlech op<br />
sik hat. Brumme ak? Et ist all sa lange<br />
her, un mannechmol is et biater, ohne<br />
Wieten un vielle Gedanken te seyn.<br />
Uewer mannegen Riet in der Muier is<br />
all wierGras wassen, ase uewer vielle<br />
Saken imme Liaben Gras wasset, un<br />
dat es guett sa. Un dochi Vey sOllen nit<br />
alles ganz un gar vergiaten, un usen<br />
Blagen sfillen vey af un tau dovan ver-<br />
tellen, wat domols geschoihn is. Awer<br />
vey sOllen ohne Mass vertellen, denn<br />
met Mass is na nie wat guett macht wo-<br />
ren In der Welt. —<br />
Vey gatt an der Nordstrote verbey. Se<br />
mOchte eigentlech Synagogenstrote<br />
hoiten, denn hey stong se domols, de<br />
Synagoge met diam kloinen Goarken<br />
dervar un diam schwoarten Eysengid-<br />
der drumme rijmme. Nix erinnert mehr<br />
draan! Me kann imme Summer hey op<br />
der Bank sitten, un de Blagen konnt im<br />
Sande spiellen. —<br />
Ik moine, iksoh se na do stohn, de kloi-<br />
ne Kiarke tusker dian boiden Jouden-<br />
geschaften, Funken un Schonewalds,<br />
un ik moine, ik soh na de Flammen 6ut<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
D6r un Finsters schlohn un hOre de<br />
Akeste et Holt spellern un de Schey-<br />
ben klirren, as SS-Manner de Synago-<br />
ge kaputt-schlaugen un in Brand sta-<br />
ken. De Luie stongen op der Strote,<br />
Angest un Entsetzen innen Gesich-<br />
tern, un ik hore na Rahen Dina, diam<br />
jetzigen BiJrgermester seyne GrSout-<br />
momme, raupen: „Kann denn hey ken-<br />
ner helpen? Ne Kiarke in Brand stia-<br />
ken! Dat lat use Hiargoatt sik nit gefal-<br />
len! Dat kann kenn guerre Enge niah-<br />
men!"<br />
Se mochten dat alle Menske met Ge-<br />
walt taur Rugge brengen, domet se van<br />
der SS nit instiaken woar. Van der<br />
„Kuetelbieke" her schriggern de Bla-<br />
gen un Fruggens van Frankentals un<br />
Eysackes. Stoihie, Schranke un Diske<br />
woaren koatt un kloin schlohn, Ber-<br />
rens un Kijssens oprieten, op de Stro-<br />
te schmieten, Berretuig un Fiaern<br />
imme wuisten DOrnain. Funken Alfred<br />
halern twai SS-Manner Out der Kamer,<br />
innen Schluffen un Schlopanzug. Hoi<br />
was krank, awer se loiten iahme kenne<br />
Teydt taum Aantoihn. Sa mochte met,<br />
taum VerhOr! Un harr kennem Menske<br />
wat te leie dohn. Droi Johre was ik do<br />
imme House, bey Funken, un se wo-<br />
ren guett met mey wiast, dai alien Luie<br />
un Alfred, Chef jY. Se konnen un wollen<br />
nit gloiwen, dat iahne wat Schliemes<br />
passaiern kOnn. <strong>Der</strong>ijmme bleiwen se<br />
do, bo se terhaimen woren. Ennes Da-<br />
ges, ase ik wier in't Geschaft geng,<br />
stong do ne SA-Mann var der Trappe.<br />
Hoi mochte „Wache" hallen un oppas-<br />
sen, woi na rin un rOiJt geng d6r dai<br />
JOtidendlar. Ik kuckere ne aan, as ik<br />
verbey-geng, un hoi draggere dian<br />
Kopp op Seyt, denn ik harr me sa man-<br />
nechmol far seyne kranke Frugge mid-<br />
dages laten bracht, Zoppe un Fleisk<br />
van Goldschmidts. JOiJdeniaten! Awer<br />
et schmeckere gutt un kostere nix! Ja,<br />
et laten was guett, awer de JOiiden? Se<br />
harren en Band mit me Steern amme<br />
Aarmen un kuckeren op Seyt 6der op<br />
de Eere, wann se uewer de Strote gen-<br />
gen, weyl doch kenner met ne kuiern<br />
Oder se grulBen droffte, un wann ik<br />
dann doch „guerren Dag" saggte,<br />
dann wogern se ne ganz schuien Kuck<br />
un gengen hasteg widder. Se wollen<br />
ennem kenne Scherereyen maken. -<br />
Vey kummet var der Sparkasse her.<br />
Hey stong domols dat Maskens<br />
(Sterns) H6us. Me harr ne ganze Rey-<br />
ge Familien do beynain stoppet. Ennes<br />
Owends saggte meyne Mutter: „Goh,<br />
breng Frankentals en Hauhn. Dai aar-<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
men Luie mot jo verhungern bey diam,<br />
wat se kritt. Awer niem dik in achte, dat<br />
dik kenner suiht!"<br />
Ik schleik imme Duistern - et was jo<br />
uewerall verdunkelt - de Strote rop un<br />
witzkere imme passenden Aougen-<br />
blick taur Diar rin, tappere sachte,<br />
met'm kitzken Hiartekloppen, de knar-<br />
kende Trappe rop. Et wuehnere ne<br />
Ungerfeldmester vam „Arbeitsdienst"<br />
imme House! Grade, ase ik bey Fran-<br />
kentals aankloppen woll, geng giegen-<br />
uewer de Diar op, un iaben diJese Feld-<br />
mester stong var mey, kuckere mik<br />
ganz eigen aan, saggte „Heil Hitler" un<br />
- geng verbey. Un wul3te ganz sieker,<br />
bo ik hiene woll. —<br />
Noij is de Prossiane all „ungen bey<br />
Sterns" aankummen. Sterns Edith was<br />
et leste Jfiudenmiaken, wat de SS ha-<br />
lere. DO Nobers vertallten, dat dai<br />
Krieske van Ellern un Kind dOr Finsters<br />
un Diaren sprungen wOren un dat me<br />
saviell Jomer un Hiarteleie na nit in der<br />
Strote erliawet harr. Et was sa'n schoin<br />
Miaken, et Edith, met seynen graten<br />
schwoarten KirBenaougen. Un na sa<br />
jung! -<br />
Ase vey bey Goldschmidts umme de<br />
Ecke boggten, dachte ik, me mOchte<br />
var'm Finster na Goldschmidts Hedwig<br />
lahr Gesichte soihn. Hey sat se lOiJter,<br />
wann Fierowend was. NOiJ hat se all<br />
lange Fierowend, no Auschwitz un<br />
ahnleken Schreckenslagern. Se wor<br />
wier trijgge kummen met iahrem Sij-<br />
ster Lene, elend un krank, ohne ennen<br />
Funken Liawensmaut. „BOu kann ik na<br />
liawen," saggte se, as ik se am Kran-<br />
kenberre besochte, bo se mey dat<br />
Hiarte Stucke far Stucke ut'm Leybe<br />
rieten hat. Saviell Daoue rund iJmme<br />
mik: De Mann, de Brauer, use Junge,<br />
de Heinz! Amme schliemesten awer:<br />
Use MiSkens!" Un hey fenk se harre<br />
aan te greynen. „Use Lorchen un use<br />
Ruth! Mirren imme Winter, in<br />
OstpreuBen woren se Out'm Lager bey<br />
us wiag halt. Ik woll'm Lorchen na'n<br />
Dauk ijwer'n Stacheldroht reiken, do<br />
schlaug dai Keerl tau!" „Stilie, stille",<br />
saggte Lene un nahm iahre SiJster ta-<br />
ste innen Aarmen. „Nit mehr draan<br />
denken, maB nit mehr draan denken!"<br />
Awer iahre Aougen woren fucht, as se<br />
saggte: „Et was schrecklech,<br />
schrecklech!" Un dann mochte se<br />
doch iahrTaskendauk niahmen un sik<br />
uwer die Aougen wisken.<br />
Ja, nit mehr draan denken, nit mehr<br />
draan denken!<br />
Hedwig Jungblut-Bergenthal<br />
99
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Das SChOne SUDSAUERLAND is..in.nAusflugiShrliehw,rt!<br />
Manche hundert Sonderzijge, tausende von Omnibussen, zahllose Pkw<br />
bringen alljahrlich Erholungsuchende, Reisegesellschaften, Schulen, Klubs zum<br />
Beratung und<br />
Information fur<br />
Ausfluge,<br />
Sonderziige,<br />
Tagungen, Sitzungen<br />
und alles<br />
Wissenswerte durch<br />
den Kreis-<br />
verkehrsverband<br />
Stidsauerland,<br />
5960 OIpe,<br />
SeminarstraBe 22,<br />
Tel. (02761) 63131<br />
<br />
BIGGESEE<br />
•
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
bedeutende Personlichkeiten<br />
Frauen und Manner - hervorgebracht<br />
hat, will eineArbeitsgemeinschaft erar-<br />
belten, zu der bereits mehrere Mitglie-<br />
der aus dem Vorstand <strong>des</strong> SHB ihre<br />
Mitarbeit zugesagt haben. Wer interes-<br />
siert ist und mitmachen will, mag sich<br />
baldmoglichst mit Herm Heinz Letter-<br />
mann, 5787 Olsberg, Norbachstr. 3 in<br />
Verbindung setzen, der sich zur Feder-<br />
fijhrung fur dies interessante Projekt<br />
bereiterklart hat.<br />
Personalien<br />
Zum Libori-Fest wurde Pfarrer i.R. Jo-<br />
sef LOcker vom Paderborner Erzbi-<br />
schof Degenhardt zum Geistlichen Rat<br />
ernannt. Bis zu seiner Pensionierung<br />
und der Auflosung <strong>des</strong> Dekanates Sal-<br />
•I Hr iWUnU Vlll« Hi<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
ve als Dechant in Balve tatig, wohnt er<br />
nun in seiner Heimat in Altenhundem.<br />
Von dort aus betreut der 72jahrige<br />
Pfarrer die freigewordene Gemeinde<br />
Marmecke bei Oberhundem.<br />
Pfarrer Lftcker ist nicht erst seit seinem<br />
Ruhestand ein beliebtes und aktives<br />
Vorstandsmitglied <strong>des</strong> Sauerlander<br />
Heimatbun<strong>des</strong>. Herzlichen GliJck-<br />
wunsch!<br />
Oberkreisdirektor Dr. Joachim GriJne-<br />
wald, OIpe, Vorsitzender <strong>des</strong> Finanz-<br />
ausschusses <strong>des</strong> Landkreistages<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> - ein Amt, das er<br />
bereits in der vergangenen Wahlperio-<br />
de innehatte -, wurde nun auch vom<br />
FinanzausschuB <strong>des</strong> Deutschen Land-<br />
kreistages zum Vorsitzenden gewahlt.<br />
Er ist damit der finanzpolitische Spre-<br />
cher aller deutschen Landkreise.<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
Sauerlander Heimatbund e.V.,<br />
Postfach 1140, 5948 Schmallenberg<br />
Vorsitzender: Dr. Adalbert Mullmann, 5790 Bri-<br />
lon, Jupiterweg 7, Tel.: (02961) 91370.<br />
Geschaftsstelle: 5948 Schmallenberg, Postfach<br />
1140., Telefon (02972) 5 55. Geschaftsfuhrerin:<br />
Hiltraud Schuttler. Konten: 40011 116 Stadtspar-<br />
kasse Schmallenberg, BLZ 46052855 4876-461<br />
Postschec kamt Dortmund. Jah res beitrageinschl.<br />
<strong>des</strong> Bezuges dieserZeltschrift 6,— DM. Beitrags-<br />
zahlungen warden auf eines der vorgenannten<br />
Konten erbeten.<br />
Redaktionsstab: Vors. Knut-Friedrich Platz, Se-<br />
bastiansweg 10, 5960 OIpe; Theo Hundt, 5960<br />
OIpe, Keeschladeweg 3; Dr. Magdalena Pad-<br />
berg, Eslohe; Theodor Tochtrop, Brilon; Fritz<br />
Droste, Eipe; Josef Wiegel, Schmallenberg;<br />
Friedhelm Ackermann, Arnsberg; Klemens Prflp-<br />
per, Arnsberg; Frau Hedwig Jungbluth-Bergen-<br />
thal, Schmallenberg; Heinz Lettermann,<br />
Olsberg; Gijnther Becker, Lennestadt; Helnz-<br />
Josef Padberg, IVIeschede.<br />
„Sauerland", Zeltschrift <strong>des</strong> Sauerlander Heimat-<br />
bun<strong>des</strong> e.V., 5948 Schmallenberg, Postfach<br />
1140, Telefon (02972) 5 55. - Redaktion: Sieg-<br />
fried Richter, 5760 Arnsberg 2, Bodelschwlngh-<br />
stra(3e 24. Druck: Strobel-Druck, Arnsberg.<br />
Verlag Sauerlander Heimatbund e.V.,<br />
Anschrift und Telefon wie oben.<br />
Ich bestelle hiermit die Zeltschrift<br />
SAUERI_AND <strong>des</strong> Sauerlander Heimat-<br />
bun<strong>des</strong> zum Preis von 6— DM jafirlich.<br />
Gleichzeitig will ich Mitglied <strong>des</strong> Sauer-<br />
lander Heimatbun<strong>des</strong> werden. <strong>Der</strong> Bei-<br />
trag deckt sich mit dem Bezugspreis der<br />
Zeltschrift.*)<br />
<strong>Der</strong> Sauerlander Heimatbund, 5948<br />
Schmallenberg, ist bis auf Widerruf be-<br />
rechtigt, den von mir zu zahlenden Jah-<br />
resbetrag von<br />
6,-DM<br />
in Worten: Sechs Deutsche Mark, einmal<br />
im Jahre von meinem Konto<br />
Nr<br />
bei der<br />
(Name der Bank oder Kasse)<br />
BLZ<br />
mittels Einzugsquittung abbuchen zu las-<br />
sen.<br />
den<br />
Name:<br />
Wohnort:<br />
StraBe:<br />
(Unterschrift)<br />
*) Nichtzutreffen<strong>des</strong> bitte streichen
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Ideen sind die Energie der Zukunft.<br />
Die angespannte Lage auf dem Welt-<br />
Mineralolmarkt beweist es einmal mehr:<br />
Deutschland ist nicht das Land der<br />
unbegrenzten Bodenschatze und Energie-<br />
Vorkommen. Unser ganzer Reichtum sind<br />
unsere Ideen, unser technisches Know-how,<br />
unser FleiB und unsere Verantwortung<br />
gegeniiber der Qualitatsverpflichtung „Made<br />
in Germany!'<br />
Dieses Kapital miissen wir einsetzen, um<br />
den Energie-Bedarf der Zukunft zu sichem.<br />
Nicht allein mit Kohle, deren Vorrate eines<br />
Tages erschopft sein werden, sondem<br />
gemeinsam mit Kohle und Kernenergie.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Nur diese Erkenntnis und die Ideen, sie in<br />
die Tat umzusetzen, sichem die Wett-<br />
bewerbsfahigkeit und damit die Zukunft<br />
unseres Lan<strong>des</strong>.<br />
In diese Aufgaben wird die VEW als eines<br />
der groBten deutschen Energie-Versorgungs-<br />
untemehmen in den nachsten Jahren Mil-<br />
liardenbetrage investieren, um damit einen<br />
Beitrag zu leisten zur Sicherung der Energie-<br />
versorgung, zur Starkung unserer Wirtschafts-<br />
kraft und zur Erhaltung der Arbeitsplatze.<br />
Mit Kohle und Kernenergie.<br />
Fiir eine sichere Zulcunft.<br />
Wenn es um Energie geht, sitzen wir alle in einem Boot!<br />
Steuern wir den gleichen Kurs...<br />
Verantwortung Brfahrung }Heitblick<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Gegossenes Zinngeschirr<br />
aus gutem Hause<br />
Schott & Co. KG<br />
Holecke 5<br />
5750 Menden<br />
Femruf(02373)2122/10073<br />
Dresdner Bank.<br />
Die groBe Bank mit dem<br />
griinen Band der Sympathie.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
Wenn Ihre Geld- und Finanzfragen einfach, schnell<br />
und zuverlassig gelost werden sollen, bringt<br />
Sie das grijne Band sicher ans Ziel: Es zeigt Ihnen<br />
den Weg zur Dresdner Bank.<br />
Eine der ganz GroBen mit mehr als 1000 Zweig-<br />
stellen und Filialen. Eine der Erfahrensten, wenn<br />
es um Geldanlagen und Kredite geht.<br />
Eine Bank, die iliren Kunden durch Leistungs-<br />
kraft und aufmerksame Beratung sympatfiisch ist.<br />
Man erkennt sie am grunen Band - dem Zeichen<br />
einer guten Verbindung.<br />
Dresdner Bank<br />
IVIlt dem grunen Band der Sympathie<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund<br />
161
Sauerländer Heimatbund SAUERLAND<br />
Ihre Geldberater<br />
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sind Vollblut-Profis und kennen den Geld-<br />
Parcours, wissen, wie sich Ihr Erspartes<br />
sicher und ausdauernd vermehrt.<br />
Auch wenn Sie Geld brauchen, sollten<br />
Sie mit Ihren Geldberatern spreclien.<br />
Sie raumen alle Hindernisse aus dem<br />
Weg. Also, setzen Sie auf das »richtige<br />
Rerd«.<br />
Ihr Geldberater<br />
Die Sparkassen <strong>des</strong> Sauerlan<strong>des</strong><br />
SparkasseArnsberg-Sundern • Sparkasse Attendorn • Sparkasse Balve-Neuenrade • Sparkasse Bestwig • Sparkasse<br />
Hochsauerland • Sparkasse Finnentrop • Sparkasse Lennestadt-Kirchhundem • Sparkasse Meschede • Stadtspar-<br />
kasse Marsberg • Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden • Stadtsparkasse Schmallenberg.<br />
SHB Meschede Sauerlaender Heimatbund<br />
© Copyright Sauerlander Heimatbund