Jubilarinnen 2011 - DRK Schwesternschaft Marburg
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Die engen Gassen sind gefüllt mit Menschen. Ein Shop<br />
reiht sich an den anderen. Die Händler bieten ihre farbenfrohe<br />
Ware lautstark an, es riecht nach Kardamon,<br />
Zimt und Kaffee. Die Kirchenglocken hört man genauso<br />
gut wie den Gebetsruf des Muezzin, der fünfmal am Tag<br />
durch die Altstadt ruft: „Allah w Akbar“ (Gott ist groß).<br />
Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Hier wird<br />
noch gehandelt, die Uhren laufen langsamer, ältere<br />
Herren mit ihren teilweise langen Umhängen genießen<br />
es, in der Gasse zu sitzen, Wasserpfeife zu rauchen<br />
oder mit Freunden Karten zu spielen. Schwarzgekleidete<br />
Juden mit Schläfenlocken gehen zur Klagemauer.<br />
Und wären da nicht die unzähligen Pilgergruppen, die<br />
den Leidensweg Jesu nachgehen, könnte man sich<br />
durchaus so fühlen wie in 1001 Nacht.<br />
Und genau in so einer Straße, inmitten der Altstadt von<br />
Jerusalem, an der 8. Station der Via Dolorosa, wohne<br />
ich jetzt. Seit zwei Jahren leben mein Mann und ich in<br />
dieser Stadt. Nach 18 Jahren in der Kinderkrankenpfl ege<br />
wollte ich einfach mal „was anderes machen“. Bevor<br />
ich nach Israel gezogen bin, habe ich in der Häuslichen<br />
Kinderkrankenpfl ege <strong>Marburg</strong>-Biedenkopf e.V. gearbeitet.<br />
So sehr <strong>Marburg</strong> und Jerusalem von einander<br />
entfernt sind, so sehr unterscheidet sich auch mein Alltag<br />
hier von dem in <strong>Marburg</strong>. Dort möchte ich Sie heute<br />
gerne mit hinein nehmen.<br />
In Jerusalem leiten wir zusammen mit einer weiteren<br />
Frau das „Johanniter-Hospiz“. Dort leben wir, zusammen<br />
mit 2 Volontären, die uns unterstützen, in einer<br />
kleinen Gemeinschaft auf Zeit zusammen.<br />
Bei dem Wort Hospiz denken wir ja sofort an ein Haus,<br />
in dem kranke Menschen bis zu ihrem Tod betreut werden.<br />
Gemeint ist hier aber ein Pilgerhospiz. Ein Ort, wo<br />
Pilger Unterkunft und Verpfl egung bekommen auf ihrer<br />
Pilgerreise. Doch kann man hier auch wunderschön Urlaub<br />
machen.<br />
Der Christus-Treff <strong>Marburg</strong> hat dieses Haus vom Johanniter-Orden<br />
gemietet, der im 19 Jahrhundert mit<br />
der Betreuung der deutschen Pilger und Handwerker<br />
beauftragt war. Nach dem zweiten Weltkrieg war es für<br />
ein paar Jahre eine Poliklinik. Außerdem bot es im Krieg<br />
von 1948 vielen christlichen Arabern Unterkunft. Heute<br />
steht das Hospiz als Ort der Begegnung für jeden Urlauber,<br />
Pilger oder Volontär offen. So kann man die tolle<br />
Aussicht zum Ölberg oder zum Felsendom genießen,<br />
etwas trinken, oder/und mit uns ins Gespräch kommen.<br />
Mein jetziger Arbeitstag besteht nicht mehr darin,<br />
schwer kranke Kinder zu pfl egen oder Eltern in der Pfl ege<br />
ihrer Kinder anzuleiten, sondern darin, unsere Gäste<br />
zu „umsorgen“. Den größten Anteil meiner Arbeit nimmt<br />
der Gästebetrieb ein. Wir haben 5 Zimmer mit insgesamt<br />
14 Betten. Ich putze die Zimmer, gehe einkaufen,<br />
bereite das Frühstück oder die morgendliche Andacht<br />
vor, die wir unseren Gästen jeden Morgen anbieten. Wir<br />
sind ein kleines Gästehaus, wo unsere meist deutschsprachigen<br />
Gäste die familiäre Atmosphäre genießen.<br />
So wird die gemeinsame Zeit am Frühstückstisch oft<br />
genutzt, um Fragen zum Land oder dessen Attraktion<br />
zu stellen oder auch um Erlebtes miteinander zu teilen.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt sind die Volontäre im Land.<br />
Viele junge Menschen absolvieren hier ihr FSJ oder<br />
nehmen nach der Schule oder dem Studium eine Auszeit.<br />
Für sie wollen wir eine Art „Zuhause“ in der Ferne<br />
sein. Denn oftmals sind es Zeiten in ihrem Leben, die<br />
der Neuorientierung dienen oder wo verschiedenste<br />
Themen plötzlich aktuell werden. So sind wir offen für<br />
Seelsorgegespräche, um sie darin zu begleiten. Zusätzlich<br />
gibt es die Möglichkeit, jeden Donnerstag einen<br />
gottesdienstähnlichen Themenabend bei uns zu besuchen<br />
oder sich zusammen mit uns sonntagabends beim<br />
Tatort zu gruseln. Diese Angebote werden von den<br />
unterschiedlichsten Menschen wahrgenommen. Nicht<br />
nur von den Volontären sondern auch von Urlaubern,<br />
Pilgern, Gästen ...<br />
Als christliches Haus arbeiten wir mit den örtlichen Gemeinden<br />
zusammen. Wir wollen sie nach Kräften unter-<br />
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