Junge Wilde
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6. <strong>Junge</strong> <strong>Wilde</strong>" und kooperative Hilfeplanung<br />
Prof. Dr. Titus Simon,<br />
Prof. für Jugendarbeit und Jugendhilfeplanung,<br />
Hochschule Magdeburg-Stendal<br />
Vortrag Tagung Peseckendorf 30.03.2011<br />
Zwei Vorbemerkungen:<br />
1. Dieser Vortrag bewegt sich im Rahmen des<br />
geltenden Rechts. Dennoch muss es aus fachlichen,<br />
berufsethischen und politischen Gründen ein Ziel<br />
unseres Handelns sein, Hartz IV zugunsten eines<br />
modernen Grundsicherungsrechtes abzulösen.<br />
2. Wie an anderer Stelle noch zu zeigen sein wird, sollte,<br />
wenn es nicht zu umfangreichen Reformen kommt, für<br />
die Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />
wieder zu einer Vorrangumkehr kommen:<br />
Jugendhilfe geht vor.<br />
20 Jahre nach Verabschiedung des SGB VIII – Kinder- und Jugendhilfegesetzes<br />
(KJHG) steht die Jugendhilfe vor umfassenden neuen Herausforderungen. Diese<br />
Feststellung gilt sowohl für die alten als auch die neuen Bundesländer. Die neuen<br />
Finanzierungsregeln in der sozialen Arbeit (Leistungsvereinbarungen statt Kostendeckungsprinzip<br />
oder wie es die Ökonomen nennen:<br />
von der retrospektiven zur prospektiven Finanzierung) und auch die Pflicht zur<br />
Qualitätssicherung bzw. Qualitätsentwicklung haben die soziale Landschaft und<br />
die alte partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und freien<br />
Trägern ein gutes Stück umgepflügt.<br />
Der demographische Wandel, die Abwanderung jüngerer Altersgruppen aus<br />
Ostdeutschland sowie ein größer werdender Anteil an Kindern und Jugendlichen<br />
mit Migrationshintergrund stellen neue Anforderungen an die Gesellschaft, die<br />
Jugendhilfe und darauf bezogene Planungen dar.<br />
Kinder- und Jugendhilfe erweist sich dennoch als ein System, das im Lauf der<br />
Zeit durchaus in der Lage war, auf neue Problemlagen zu reagieren. Dies zeigt<br />
sich etwa an der Entwicklung von brauchbaren Handlungsroutinen im Umgang<br />
mit sexuellem Missbrauch.<br />
Auf der anderen Seite kommen immer wieder Debatten um sogenannte „Problemjugendliche“<br />
auf, die „maßnahme- oder am Ende sogar erziehungsresistent seien.<br />
Die Gestalt dieser Problemjugendlichen ist diffus (Witte/Sander 2006, S. 7).<br />
Unstrittig ist, dass es Jugendliche gibt, bei denen die verschiedenartigen Formen<br />
professioneller Hilfe versagen, die rastlos zwischen Familie, prekären Orten<br />
und Institutionen pendeln. Im Rahmen von Begleitforschungen zu Modell-<br />
projekten für Schulverweigerer sind mir Jugendliche begegnet, die sich im<br />
Verlauf ihrer „Karriere“ in zwanzig und mehr verschiedenartigen Maßnahmen<br />
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