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Junge Wilde

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Jugendamtes mit Teams der freien Träger. Sie agieren partiell getrennt,<br />

bilden jedoch gemeinsame Jugendhilfestationen. Über diese sozialräumliche<br />

Orientierung können wohnungslose Jugendliche besser durch die Jugendhilfe<br />

erreicht werden. Dieser vorgeschlagene Perspektivenwechsel schließt eine auf<br />

die Kategorie Geschlecht bezogene Arbeit zwingend mit ein.<br />

Die Schwierigkeiten einer auf rechtlichen Bestimmungen beruhenden<br />

Jugend- und Wohnungslosenhilfe bestanden bereits in der Vergangenheit<br />

darin, Hilfeformen entwickeln und umsetzen zu können, die sich hochflexibel<br />

den individuellen Entwicklungswegen anpassen, auch wenn diese mitunter in<br />

Richtungen führen, die nur schwer mit dem Normalentwurf einer künftigen<br />

Erwachsenenexistenz in Einklang zu bringen sind.<br />

Straßenjugendliche halten sich vielfach in mittleren und größeren Gruppen<br />

auf, deren Wirkungen auf die Jugendlichen ambivalent sind. Zum einen bietet<br />

die Gruppe Schutz, fungiert als Überlebenshilfe, als Notgemeinschaft. Zum<br />

anderen beschleunigt und verstärkt die Gruppenzugehörigkeit Ausstiegs-<br />

tendenzen und subkulturelle Orientierungen und erschwert den Zugang von<br />

außen, was selbst von Streetworkern und Streetworkerinnen immer wieder als<br />

Problem beschrieben wird.<br />

„Zugang zu finden“ wird somit zur zentralen Kategorie, als Ausgangspunkt<br />

für eine weitere Interventionsberechtigung, die dem pädagogischen Personal<br />

von den Jugendlichen zugewiesen wird. Klassischerweise geschieht diese<br />

Kontaktaufnahme über Streetwork oder vorhandene Infrastruktur, etwa<br />

Notübernachtungen oder Tagestreffs. Vor dem Hintergrund dessen, dass<br />

Jugendliche auf der Straße auch der Sozialarbeit mit Misstrauen begegnen,<br />

kann es notwendig sein, dass jene, denen der Beziehungsaufbau gelungen<br />

ist, einzelne Jugendliche und junge Erwachsene länger begleiten, was die<br />

Leistungsfähigkeit traditioneller Streetwork vielfach übersteigt. Hier hat sich<br />

das Konzept der „Mobilen Jugendarbeit Stuttgarter Prägung“ bewährt,<br />

das neben der Streetwork auch die Säulen vertiefender Einzelfallhilfe, der<br />

Gruppen- und der Gemeinwesenarbeit aufweist. Hier ist es von der Team-<br />

struktur und -größe sowie vom Konzept her möglich, dass MitarbeiterInnen,<br />

denen über die Streetwork ein Beziehungsaufbau zu Einzelnen oder Gruppen<br />

gelungen ist, sich eine Zeitlang aus der aufsuchenden Arbeit zurücknehmen,<br />

um vorrangig mit den Personen weiter zu arbeiten, zu denen eine tragfähige<br />

Beziehung entwickelt werden konnte. Straßenkarrieren ziehen auch bei jungen<br />

Menschen psychische und körperliche Leiden nach sich. Hier erweisen sich<br />

medizinische Straßenambulanzen als hilfreich. Viele der Jugendlichen sind<br />

über ihre Eltern noch krankenversichert. Die in derartigen Projekten tätigen<br />

Ärztinnen und Ärzte haben gangbare Wege entwickelt, um eine medizinische<br />

Beratung und Versorgung gewähren zu können, ohne dass die Jugendlichen<br />

direkten Kontakt zu ihrem Elternhaus entwickeln müssen. Niedrigschwellige<br />

Wohn- und Übernachtungsangebote wie auch die Arbeit in den Tagestreffs<br />

stellen Grundversorgung bereit und dürfen zugleich nicht in dem Maße<br />

fordernd agieren, wie dies in konventionellen Jugendhilfeeinrichtungen meist<br />

der Fall ist. Es fällt Pädagoginnen und Pädagogen oftmals schwer, die Jugend-<br />

lichen so zu akzeptieren, wie sie sie antreffen: vordergründig untätig, ohne<br />

Bereitschaft, sich konventioneller schulischer und betrieblicher (Aus)Bildung<br />

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