Langzeitarbeitslosigkeit - European Commission - Europa
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ihrer Kompetenzen, zur sozialen Integration und zur<br />
Verbesserung ihres Lebensstandards zu verschaffen.<br />
Diese Art von Maßnahme wurde daher in mehreren<br />
Ländern zur Bekämpfung der <strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong><br />
ergriffen. Ein Großteil der Bewertungsstudien ergab<br />
jedoch, dass öffentliche Arbeiten als Mittel zur Wiedereingliederung<br />
langfristig Arbeitsloser offenbar wirkungslos<br />
sind und die Wiederbeschäftigungschancen<br />
schmälern. Laut O’Leary (1994) kann diese Form der<br />
Arbeitsbeschaffung sogar negative Zeichen für Arbeitgeber<br />
setzen ( 91 ).<br />
In zahlreichen europäischen Ländern kamen in den<br />
letzten Jahren auch frühzeitige Maßnahmen, wie<br />
beispielsweise Profiling, zum Einsatz. Früher wurden<br />
benachteiligte Arbeitsuchende, die beim Arbeitsmarktzugang<br />
bevorzugt unterstützt werden sollten,<br />
nach ihrer Zugehörigkeit zu einer arbeitsmarktfernen<br />
Gruppe ausgewählt ( 92 ). Dieser Ansatz ließ jedoch die<br />
individuellen Merkmale sowie deren Wirkung auf die<br />
Beschäftigungsfähigkeit des Arbeitsuchenden außer<br />
Acht, so dass man jetzt Profiling-Verfahren zur systematischen<br />
Ermittlung von Arbeitsuchenden entwickelt<br />
oder verwendet, die besonders stark durch <strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong><br />
gefährdet sind. Auf diese Weise ist<br />
es möglich, die Betroffenen bedarfsgerecht zu unterstützen,<br />
noch bevor die Arbeitslosigkeit dauerhafte<br />
soziale und gesundheitliche Folgen nach sich zieht ( 93 ).<br />
Die Vorhersage des Qualifikationsbedarfs, die Bewältigung<br />
des Fachkräftemangels und die Umschulung<br />
der Langzeitarbeitslosen sind offenbar sowohl in der<br />
EU-27 als auch in den Kandidatenländern aktuelle<br />
Themen. Viele Länder haben also erkannt, dass zur<br />
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit eine Vorhersage des<br />
Qualifikationsbedarfs erforderlich ist. In den Ländern,<br />
in denen solche Vorhersagen bereits erfolgen, sind<br />
bislang unterschiedliche Stadien erreicht. So kommen<br />
vielfach zwar keine formalen Prognosestrategien<br />
zum Einsatz, doch das Verfahren ist, wenn auch auf<br />
unsystematische Weise, in Gang oder befindet sich in<br />
der Entwicklung. In vielen weiteren Ländern wurden<br />
auch Maßnahmen zur Beseitigung des Fachkräftemangels<br />
ergriffen, um den Bedarf der Arbeitgeber zu<br />
decken und die <strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong> in den Griff zu<br />
( 91 ) O’Leary, C. (1993), „An Impact Analysis of Labour<br />
Market Programmes in Hungary“ (Eine Folgenanalyse<br />
der Arbeitsmarktprogramme in Ungarn), ILO/Japan<br />
Project on Employment Policies for Transition in<br />
Hungary, Working Paper, in Meager und Evans (1998),<br />
a. a. O.<br />
( 92 ) OECD Proceedings, The Early Identification of<br />
Jobseekers at risk of Long-term Unemployment:<br />
The Role of Profiling (Frühzeitige Erkennung der von<br />
<strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong> bedrohten Arbeitsuchenden:<br />
Die Rolle des Profiling), 1998.<br />
( 93 ) Siehe Fußnote 92.<br />
bekommen. In Finnland stand in diesem Kontext vor<br />
allem der Gesundheitssektor im Visier, in Litauen der<br />
IT- und der medizinische Sektor. In der Slowakei, in<br />
Schweden und in der Türkei wurden die Maßnahmen<br />
zur Reduzierung des Fachkräftemangels allerdings<br />
nicht speziell zum Abbau der <strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong><br />
ergriffen.<br />
Arbeitslosenunterstützung ist ein wichtiges Element<br />
eines jeden Maßnahmenpakets, das dem Abbau der<br />
<strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong> dient. In zahlreichen Ländern<br />
wurde das System geändert und der Erhalt einer Sozialhilfe<br />
oder Arbeitslosenunterstützung beispielsweise<br />
an aktive Eigenbemühungen bei der Arbeitssuche,<br />
die Teilnahme an aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen<br />
und in einigen Fällen auch die Annahme eines Stellenangebots<br />
geknüpft. Auch die Anspruchskriterien<br />
für den Erhalt einer Arbeitslosenunterstützung und<br />
ihre Wirkung auf die <strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong> wurden<br />
ins Gespräch gebracht. So ist es einerseits – und in<br />
manchen Fällen aufgrund von Sparmaßnahmen –<br />
erforderlich, diese Kriterien zu begrenzen oder zu<br />
reduzieren, um Fehlanreize für die Arbeitssuche zu<br />
vermeiden. Andererseits muss die Arbeitslosenunterstützung<br />
hoch genug sein, um ohnehin gefährdete<br />
Arbeitslose nicht noch tiefer in Armut und <strong>Langzeitarbeitslosigkeit</strong><br />
zu drängen. Wenn jedoch – wie dies<br />
beispielsweise in Ländern wie Belgien und Dänemark<br />
behauptet wird – die Großzügigkeit der Leistungen<br />
keinen Einfluss auf den Beschäftigungseinstieg, wohl<br />
aber auf das Armutsrisiko und die weitere Marginalisierung<br />
der Arbeitslosen hat, sollten die Systeme<br />
dann nicht innerhalb bestimmter Parameter (d. h.<br />
Ersatzquoten) und im Rahmen dessen, was ein Land<br />
sich angesichts der aktuellen Konjunkturlage leisten<br />
kann, so großzügig wie möglich sein? Dann wäre es<br />
sinnvoll, den Empfehlungen der Kommission zu folgen<br />
und in guten Zeiten mit strengeren Anspruchskriterien<br />
zu sparen und in schlechten Zeiten mehr soziale Mittel<br />
zur Verfügung zu stellen ( 94 ). In Luxemburg beispielsweise<br />
ist man diesem Ratschlag gefolgt: Dort wurde<br />
die Unterstützung von Langzeitarbeitslosen während<br />
der Krise in den Vordergrund gestellt und der Leistungsbezug<br />
für gefährdete Arbeitskräfte verlängert.<br />
( 94 ) Eine Agenda für neue Kompetenzen und neue<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten, p. 7, a.a.O.<br />
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