Klinikmagazin 2012 - Alpenklinik Santa Maria
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„MEIN KIND SOLL<br />
KEIN KORTISON KRIEGEN!“<br />
Andreas Schnee<br />
ALTERNATIVE MEDIZIN<br />
AUS DER NATUR<br />
Alternativ-Medizin ist in Deutschland<br />
seit Jahren ein wachsender<br />
Markt. Ob Traditionelle Chinesische<br />
Medizin (TCM), Akupunktur<br />
oder Bioresonanz – für viele Menschen<br />
sind diese Verfahren wichtige<br />
Ergänzung oder gar Ersatz für die<br />
„Schulmedizin“. Gerne brüsten sich die<br />
alternativen Verfahren mit ihren engen<br />
Bezügen zur Natur. Da „Natur“ in der<br />
Bevölkerung durchweg positiv besetzt<br />
ist, muss eine therapeutische Nutzung<br />
natürlich gewachsener Substanzen<br />
ebenfalls „positiv“ sein. So die Suggestion.<br />
Im Umkehrschluss wäre daraus<br />
abzuleiten, dass schulmedizinisch<br />
genutzte Produkte der pharmakologischen<br />
Industrie „negativ“ sein<br />
müssen. Böse Chemie.<br />
Anlass zum Aufatmen!<br />
Was in der <strong>Alpenklinik</strong> gegen Asthma<br />
verordnet wird, ist überwiegend der<br />
Natur entlehnt. Die Bronchie weitet im<br />
Falle der Atemnot das Salbutamol,<br />
welches ein Abkömmling unseres Hormons<br />
Adrenalin ist. Sogar mit weniger<br />
Nebenwirkungen ausgestattet als sein<br />
natürliches Vorbild. An gleicher Front<br />
erleichtert das Atrovent die Atmung. Es<br />
enthält als bronchienerweiternde Substanz<br />
ein Alkaloid der Tollkirsche<br />
(Atropa belladonna). Auch die Entzündungshemmer,<br />
welche gegen Asthma<br />
eingesetzt werden, entstammen natürlichen<br />
Vorbildern. Das DNCG<br />
inhalierten bereits 1550 v. Chr. die alten<br />
Ägypter aus der Pflanze Amni Visnaga<br />
und das so verteufelte Kortison ist<br />
nichts anderes als unser eigenes Hormon<br />
Cortisol.<br />
Bei der Neurodermitis geht es ebenso<br />
naturverbunden weiter. Sämtliche<br />
Cremes basieren auf Fett und Wasser.<br />
Beides sehr natürlich. Urea-Cremes<br />
enthalten Harnstoff (ja, das aus dem...),<br />
Tannin (Gerbsäure: Baumrinde, Tee)<br />
macht die Haut schön glatt und wirkt<br />
antibiotisch. Das hautreparierende<br />
Bepanthen wird in unserem Körper<br />
zum eigenen Vitamin B5. Dieses gilt als<br />
juckreizlindernd und entzündungsmildernd.<br />
Auch unter den stärkeren<br />
Wirkstoffen kommt die Natur<br />
nicht zu kurz. Die Entzündungshemmer<br />
Elidel und Protopic enthalten<br />
Wirkstoffe aus Bodenpilzen<br />
(Ascomyceticus) beziehungsweise Bakterien<br />
(Streptomyces tsukubaensis).<br />
Ebenso wie in der Asthmatherapie gilt<br />
für die Neurodermitis: Kortison ist<br />
nichts anderes als unser eigenes Hormon<br />
Cortisol.<br />
Wo man in der <strong>Alpenklinik</strong> auch hin<br />
sieht: Natur pur. Wozu etwas neu<br />
erfinden, das die Natur schon kann?<br />
Dass die Wirkstoffe unserer Medikamente<br />
selbstverständlich synthetisch<br />
hergestellt werden, hat nur Vorteile. Es<br />
erspart uns Verschmutzungen durch<br />
Waldboden, allergene Proteine und<br />
sonstige Umgebungsfaktoren. Allzu<br />
viel Natur wäre hier eher ungesund.<br />
Eine mögliche Gefahr in der Medizin<br />
lauert eher nicht hinter der Frage der<br />
„Natürlichkeit“: „Alles ist Gift und<br />
nichts ist Gift; der Unterschied besteht<br />
in der Dosierung.“ (Paracelsus)<br />
...aber dafür haben wir erfahrene Ärzte.<br />
32 KLINIKMAGAZIN <strong>2012</strong><br />
NATURMEDIZIN