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Die Metallabscheider BElektrochemieV - Wiley Online Library

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640 BMagazinV Elektrochemie<br />

Abb. 4. Vollständig mit Kupfer gefüllte Sacklochbohrung; diese<br />

Blind Microvias ermöglichen eine Steigerung der Integrationsdichte<br />

und somit eine weitere Miniaturisierung der Leiterplatte.<br />

(Foto: Dr.-Ing. Max Schlötter)<br />

ner Verfahrensschritte aus der<br />

Kunststofftechnik und der Galvanotechnik<br />

führt zu neuen Designelementen,<br />

beispielsweise hinterleuchteten<br />

Bedienelementen im<br />

Innenbereich der Automobile (Abbildung<br />

1, S. 636).<br />

Galvanoformung<br />

S Mit Galvanoformung entstehen<br />

galvanische Erzeugnisse durch Abscheidung<br />

dicker Schichten auf einer<br />

Negativform. Zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts stellte die Galvanoplastische<br />

Kunstanstalt des<br />

Haushaltswarenunternehmens<br />

WMF in Geislingen an der Steige<br />

Großplastiken her. Ein spektakuläres<br />

Beispiel ist eine originalgetreue<br />

Kopie der 4 mal 6 Meter großen<br />

Paradiestür des Baptisteriums in<br />

Florenz von Lorenzo Ghiberti (Abbildung<br />

2, S. 638). <strong>Die</strong> heutigen<br />

Anwendungen der Galvanoformung<br />

sind zwar weniger spektakulär,<br />

aber dennoch in vielen Anwendungen<br />

präsent. So werden beispielsweise<br />

Scherfolien für Rasierapparate<br />

durch Galvanoformung<br />

hergestellt.<br />

Durch Galvanoformung lassen<br />

sich Mikrostrukturen mit hoher<br />

Genauigkeit abbilden. Im Automobilbau<br />

werden so Komponenten<br />

mit lederartig genarbter Oberfläche<br />

in Spritzgussprozessen hergestellt,<br />

deren Formen durch Galvanoformung<br />

von echten Lederoberflächen<br />

abgenommen wurden (Abbil-<br />

dung 3, S. 638). <strong>Die</strong> Galvanoformung<br />

von Mastern ergibt hochpräzise<br />

Werkzeuge, womit sich preiswert<br />

Bauteile in hoher Stückzahl,<br />

beispielsweise für die Mikrosystemtechnik,<br />

herstellen lassen.<br />

Verschleißschutz, Tribologie<br />

S Galvanisch oder außenstromlos<br />

abgeschiedene Schichten verbessern<br />

auch die tribologischen Eigenschaften<br />

von Oberflächen und verlängern<br />

so die Lebensdauer von<br />

Produkten. <strong>Die</strong> Reibung zwischen<br />

beweglichen Bauteilen zu vermindern,<br />

verringert den Energieverbrauch<br />

und schont Ressourcen<br />

durch die verlängerte Lebensdauer<br />

der Komponenten. Galvanisch abgeschiedene<br />

Chromschichten werden<br />

beispielsweise als Oberflächen<br />

für Hydraulikzylinder oder Druckwalzen<br />

verwendet.<br />

Auch in die galvanisch abgeschiedenen<br />

Schichten eingelagerte<br />

Feststoffpartikel verbessern die tribologischen<br />

Eigenschaften. <strong>Die</strong>se<br />

Möglichkeit wird besonders bei der<br />

elektrolytischen oder außenstromlosen<br />

Nickelabscheidung praktiziert.<br />

Um die Reibung zu vermindern,<br />

werden Trockenschmierstoffe<br />

wie Polytetrafluorethen (PTFE),<br />

Graphit, hexagonales Bornitrid<br />

oder Molybdändisulfid eingesetzt.<br />

<strong>Die</strong> Mitabscheidung von Hartstoffpartikeln<br />

wie Diamant, Carbiden,<br />

Nitriden und Oxiden von Chrom,<br />

Silicium oder Aluminium verbessert<br />

die Härte und Abriebbeständigkeit.<br />

Elektrotechnik und Elektronik<br />

S Für elektronische Baugruppen<br />

dient das Weichlöten als Verbindungstechnik.<br />

Voraussetzung dafür<br />

ist eine gute Weichlötbarkeit der zu<br />

verbindenden Bauteile. Kupfer als<br />

wesentlicher Werkstoff für elektronische<br />

Baugruppen oxidiert sehr<br />

leicht und ist in dieser Form nur<br />

noch mit aggressiven Flussmitteln<br />

zu löten. Da diese wegen ihres korrosiven<br />

Charakters nicht einsetzbar<br />

sind, müssen die Komponenten<br />

mit einem Überzug versehen wer-<br />

den, der sie auch nach einer Lagerzeit<br />

von mehreren Jahren weichlötbar<br />

macht. Früher wurden die Bauteile<br />

daher mit einem elektrolytisch<br />

abgeschiedenen Zinnbleiüberzug<br />

beschichtet. Der Gesetzgeber hat<br />

die Verwendung von Blei in Form<br />

von Bleizinnlot oder galvanischen<br />

Zinnbleiüberzügen stark eingeschränkt;<br />

heute werden deshalb<br />

hauptsächlich Reinzinnbeschichtungen<br />

eingesetzt.<br />

<strong>Die</strong> Kupferabscheidung aus<br />

schwefelsauren Elektrolyten ist ein<br />

wesentlicher Prozessschritt bei der<br />

Produktion von Leiterplatten.<br />

Elektrolyte der neuesten Generation<br />

scheiden Kupfer dabei bevorzugt<br />

in sehr kleinen Sacklochbohrungen<br />

(Blind Microvias) ab. Vollständig<br />

mit Kupfer gefüllte Blind<br />

Microvias (Abbildung 4) steigern<br />

die Integrationsdichte und ermöglichen<br />

somit eine weitere Miniaturisierung<br />

der Leiterplatte. So sind<br />

in der Mobilelektronik immer kleinere,<br />

leichtere und trotzdem leistungsfähigere<br />

Geräte wie Smart -<br />

phones möglich.<br />

Quellen und Anmerkungen<br />

1) IKB Branchenreport Oberflächentechnik<br />

2005.<br />

2) Umweltbundesamt: „Galvanische Oberflächenbeschichtung“,<br />

Internet, Stand<br />

2.3.2011 (www.umweltbundesamt.de/<br />

nachhaltige-produktion-anlagen<br />

sicherheit/nachhaltige-produktion/<br />

galvanik.htm.<br />

3) www.aluminal.de/home.html<br />

4) Karl S. Ryder, „Aluminium Electroplating<br />

in Ionic Liquids“, IONMET DGO, München,<br />

März 2009.<br />

Manfred Jordan, Jahrgang<br />

1949, studierte Chemie an<br />

der Universität Mainz. Der<br />

promovierte Chemiker ist<br />

seit dem Jahr 1980 Mitarbeiter<br />

der Fachfirma für<br />

Galvanotechnik Dr.-Ing. Max Schlötter in<br />

Geislingen an der Steige, seit 2005 leitet er die<br />

Abteilung Forschung und Entwicklung.<br />

jordan@schloetter.de<br />

Michael <strong>Die</strong>tterle, Jahrgang<br />

1966, studierte Chemie<br />

an der Universität<br />

Ulm. Der promovierte Chemiker<br />

ist seit dem Jahr<br />

1997 Mitarbeiter der Forschung<br />

und Entwicklung bei Schlötter, seit<br />

2005 als stellvertretender Forschungsleiter.<br />

Nachrichten aus der Chemie| 60 | Juni 2012 | www.gdch.de/nachrichten

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