Presseheft (pdf) - Dreharbeiten.de
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war, sollte in Ol Joro Orok, das zweite Hauptmotiv, grün und fruchtbar wirken. In<br />
einem flachen Tal gelegen, etwa oberhalb eines kleinen Flussbettes, hatten Susann<br />
Bieling und Uwe Szielasko ein Farmhaus gebaut und perfekt auf alt getrimmt. Der<br />
Kontrast zu Rongai war enorm, <strong>de</strong>nn Ol Joro Orok hat im Film etwas<br />
Verwunschenes, fast Magisches. In dieser Zeit wur<strong>de</strong>n alle Szenen in und um das<br />
Farmhaus herum gedreht, die Fel<strong>de</strong>r, das Dorf <strong>de</strong>r Farmarbeiter wur<strong>de</strong>n gesplittet<br />
und im dritten Hauptmotiv Mukutani gefilmt.<br />
„Straße Nairobi“ in Nyahururu<br />
Doch dazwischen lagen noch zwei an<strong>de</strong>re, schwierige Motive. Der Komplex um das<br />
Motiv im Hotel Norfolk, das wir in Nyeri drehten, sowie „Straße Nairobi“ in Nyahururu.<br />
Massenszenen mit historischen Komparsen. Bis zu zweihun<strong>de</strong>rt Statisten hatten wir<br />
in manchen Szenen. Mit vielen historischen Komparsen zu drehen ist in Europa<br />
schon ein Problem, da bei einem historischen Film <strong>de</strong>r Aufwand für Maske und<br />
Kostüm be<strong>de</strong>utend ist. In Kenia war das ein richtiges Problem. Erstens war es<br />
schwierig, so viele weiße Frauen, Kin<strong>de</strong>r, später aber auch Männer zu fin<strong>de</strong>n, die<br />
Lust und auch Zeit hatten, im Film mitzuspielen. Zweitens mussten diese Menschen<br />
in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Drehortes übernachten, da die Entfernungen und schlechten<br />
Straßen es unmöglich machten, so viele Menschen am selben Tag ans Motiv und<br />
dann wie<strong>de</strong>r wegzubringen. Adäquate Hotels gab es so gut wie keine. Um das<br />
Problem einigermaßen zu lösen, hatte Nik Semjevski mit <strong>de</strong>m Casting <strong>de</strong>r<br />
Komparsen schon drei Monate vor <strong>de</strong>m Einsatztag begonnen.<br />
Das Team von Nanni Gebhardt-Seele und Stefanie Hilke, unseren Maskenbildnern,<br />
musste um fünf Zusatzmaskenbildner aus Deutschland aufgestockt wer<strong>de</strong>n. Es gibt<br />
keine kenianischen Maskenbildner, die europäische Frisuren im Stil <strong>de</strong>r vierziger<br />
Jahre ondulieren können. Gera<strong>de</strong> die Massenszenen waren für die Kostümabteilung<br />
eine Herausfor<strong>de</strong>rung. Aus Kostengrün<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong> ein Großteil <strong>de</strong>r Kostüme von uns<br />
selbst angefertigt. Die Kostümbildnerin Barbara Grupp organisierte in Nairobi eine<br />
eigene Nähwerkstatt, mit Jeanette Apel als Leiterin, die vorher in Mexiko eine kleine<br />
Textilfabrik geleitete hatte.<br />
Mukutani, das vergessene Dorf<br />
Das dritte Hauptmotiv, Mukutani, ist eine Community etwa vierzig Kilometer<br />
nordöstlich <strong>de</strong>s Lake Baringo gelegen. Ent<strong>de</strong>ckt hatten wir das Motiv aus <strong>de</strong>m<br />
Flugzeug. Da die Piste nach Mukutani extrem schlecht und nur mit einem guten<br />
Allradfahrzeug zu bewältigen war, mussten wir eine Straße bauen. Etwa 40 Kilometer<br />
mit Bulldozern planieren, damit die Lastwagen für Licht und Bühne, die Generatoren<br />
und die Tankfahrzeuge für Wasser und Treibstoff zum Motiv durchkommen konnten.<br />
Für Notfälle wur<strong>de</strong> eine Lan<strong>de</strong>piste für Flugzeuge angelegt. Etwa siebenhun<strong>de</strong>rt<br />
Menschen leben in Mukutani, meist Pokot und N’jem, also ehemalige Noma<strong>de</strong>n, die<br />
sich entlang <strong>de</strong>s Mukutani Rivers nie<strong>de</strong>rgelassen haben. Ein abseits gelegenes,<br />
vergessenes Dorf. Viele <strong>de</strong>r Einwohner hatten noch nie einen Weißen gesehen. Es<br />
war sehr schwer vorher einzuschätzen, wie die Dorfbewohner auf die <strong>Dreharbeiten</strong><br />
reagieren wür<strong>de</strong>n, beispielsweise auf die Zeltstadt, o<strong>de</strong>r auf Scheinwerfer, die die<br />
Nacht so hell machen wür<strong>de</strong>n, wie sie es noch nie in ihrem Leben erlebt hätten, <strong>de</strong>nn<br />
Elektrizität gab es in Mukutani natürlich nicht. Der Ältestenrat stimmte nach langen<br />
Beratungen zu. Als Motivmiete wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Bau <strong>de</strong>r Straße vereinbart, die <strong>de</strong>m Dorf<br />
große Vorteile und Entwicklungsmöglichkeiten bringen wird. Um uns mit <strong>de</strong>r<br />
Sozialstruktur <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n, teilweise rivalisieren<strong>de</strong>n Stämme besser vertraut zu<br />
machen, engagierten wir <strong>de</strong>n Münchner Ethnologen Benedikt Mirow, <strong>de</strong>r bereits im