Ausgabe 2003 - LEUWO Leuna-Wohnungsgesellschaft mbh
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Aus dem Mietrecht<br />
1. Sonderrechtsnachfolge<br />
bei Tod des Mieters<br />
Grundsätzlich beendet der Tod<br />
des Mieters nicht das Wohnraummietverhältnis.<br />
Das Mietverhältnis<br />
geht beim Tod des<br />
Mieters entweder im Wege der<br />
Sonderrechtsnachfolge gemäß<br />
§ 563 BGB auf Eintrittsberechtigte<br />
(zumeist Familienangehörige)<br />
oder gem. §§ 1922, 1962<br />
BGB auf die Erben über.<br />
§ 563 Abs. 1 BGB regelt den<br />
Kreis dieser Eintrittsberechtigten<br />
in einen Wohnraummietvertrag.<br />
Der Eintritt geschieht automatisch<br />
mit dem Tod des Mieters,<br />
vorausgesetzt, dass ein gemeinsamer<br />
Haushalt besteht. Es<br />
besteht folgende Rangfolge der<br />
Eintrittsberechtigten:<br />
•überlebende Ehegatte oder Lebenspartner<br />
nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz,<br />
• Kinder des Mieters, nach Ehegatten<br />
gleichrangig Lebenspartner,<br />
• andere Familien- und Haushaltsangehörige<br />
(auf Dauer<br />
angelegte Haushaltsgemeinschaft),<br />
gleichrangig mit Kindern,<br />
nachrangig gegenüber<br />
Ehegatten oder Lebenspartnern.<br />
Sofern nicht die nach § 563 BGB<br />
privilegierten Personen in das<br />
Mietverhältnis eintreten, erfolgt<br />
ein Eintritt der Erben gemäß §§<br />
564, 1922 BGB. In diesen Fällen<br />
können sowohl der Erbe als auch<br />
der Vermieter das Mietverhältnis<br />
außerordentlich mit der gesetzli-<br />
Mein Recht! – Wussten Sie schon?<br />
chen Frist kündigen. Die Kündigung<br />
muss innerhalb eines Monats<br />
erfolgen, nachdem vom Tod<br />
des Mieters Kenntnis erlangt<br />
wurde und bekannt ist, dass kein<br />
Eintritt in das Mietverhältnis und<br />
keine Fortsetzung des Mietverhältnisses<br />
erfolgt.<br />
2. Anfechtung eines<br />
Mietvertrages<br />
§§ 123, 142 BGB:<br />
Gibt der Mieter einer Wohnung<br />
bewusst wahrheitswidrig an, dass<br />
gegen ihn in den letzten fünf<br />
Jahren kein Insolvenzverfahren<br />
eröffnet worden sei, so rechtfertigt<br />
dies die Anfechtung des<br />
Mietvertrages durch den Vermieter<br />
wegen arglistiger Täuschung.<br />
Etwaige Mitmieter müssen sich<br />
die Täuschungshandlung zurechnen<br />
lassen.<br />
AG Hamburg, Urteil vom<br />
6.5.<strong>2003</strong> · 48 C 636/02<br />
Aus den Gründen:<br />
Das zwischen den Parteien bestehende<br />
Mietverhältnis über die<br />
Wohnung ist durch die wegen<br />
arglistiger Täuschung erklärte<br />
Anfechtung des Mietvertrages<br />
beendet worden. Die Anfechtung<br />
des in Vollzug gesetzten<br />
Mietvertrages ist möglich, kann<br />
neben einer Kündigung erklärt<br />
werden und führt zur Beendigung<br />
des Mietverhältnisses mit<br />
Zugang der Anfechtungserklärung.<br />
Die Beklagte zu 1 hat den Kläger<br />
bei Abschluss des Mietvertrages<br />
arglistig getäuscht, weil sie der<br />
Wahrheit zuwider in der Selbstauskunft<br />
vom 30.5.02 versichert<br />
hat, dass in den letzten fünf Jahren<br />
keine Konkurs-, Vergleichs-,<br />
Offenbarungseidverfahren oder<br />
Verfahren zur Abgabe der eidesstattlichen<br />
Versicherung angestrengt<br />
worden seien, obwohl<br />
über ihr Vermögen bei dem AG<br />
Hamburg am 25.1.02 ein Insolvenzverfahren<br />
eröffnet worden<br />
ist und auch nach wie vor läuft.<br />
Eine derartige Frage des Vermieters<br />
sei auch zulässig gewesen.<br />
Denn ist ein Insolvenzverfahren<br />
anhängig, läuft der Vermieter<br />
Gefahr, so der Mieter die Miete<br />
nicht zahlt und verklagt werden<br />
muss, nur zu einem geringen Teil<br />
seiner Forderung befriedigt zu<br />
werden. Insoweit besteht die Gefahr<br />
von Mietausfällen.<br />
Die Beklagte zu 1 hat auch arglistig<br />
gehandelt, weil sie die Unrichtigkeit<br />
ihrer Angaben gewusst<br />
hat.<br />
Die Täuschungshandlung ist für<br />
den Kläger auch ursächlich für<br />
den Abschluss des Mietvertrages<br />
gewesen. Die Selbstauskunft war<br />
eine entscheidende Grundlage<br />
für die Vermietung an die Beklagten.<br />
Die arglistige Täuschung eines<br />
Vertragspartners berechtigt den<br />
Kläger, auch wenn die Mieterseite<br />
aus zwei Personen besteht,<br />
zur Anfechtung des gesamten<br />
Mietvertrages. Insofern muss<br />
sich der Beklagte zu 2 die Täuschungshandlung<br />
seiner Mitmieterin<br />
zurechnen lassen.<br />
Im Ergebnis muss ein Mieter<br />
zulässige Fragen wahrheitsgemäß<br />
beantworten, so dass sich<br />
bei einem Verstoß gegen diese<br />
Pflicht der Vermieter durch Anfechtung<br />
bzw. fristlose Kündigung<br />
lösen kann.<br />
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