Visionen und Perspektiven - Partnerschaft Rheinland-Pfalz-Ruanda ...
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Vision soll Träume<br />
wecken<br />
Der Stabilisierungsprozess<br />
<strong>Ruanda</strong>s wurde gegen Ende<br />
der neunziger Jahre von einem<br />
umfassenden Treffen begleitet:<br />
Die Regierung hatte Gebernationen,Nichtregierungsorganisationen<br />
<strong>und</strong> Vertreter vieler<br />
gesellschaftlicher Gruppen<br />
ein geladen. Ziel war es, eine<br />
längerfristige Vision für das<br />
Land zu entwerfen, die sich an<br />
den damals diskutierten Milleniumszielen<br />
orientierte. Diese<br />
Vision sollte nicht nur Wege<br />
aufzeichnen, das Land aus der<br />
Gruppe der ärmsten Ländern<br />
zu führen; sollte nicht nur entwicklungspolitische<br />
Maxime<br />
formulieren; nicht nur Schritte<br />
einleiten, das Land nach <strong>und</strong><br />
nach aus der Abhängigkeit von<br />
ausländischer Hilfe zu führen.<br />
Sie sollte auch der Bevölkerung<br />
<strong>Ruanda</strong>s neue Hoffnung<br />
auf eine bessere Zukunft geben,<br />
sollte „Träume“ wieder<br />
wecken.<br />
Eine Liste konkreter Ziele<br />
Ergebnis dieser Gespräche<br />
war die „Vision 2020“. Sie bildet<br />
seitdem die Gr<strong>und</strong>lage für<br />
jegliches politisches Handeln,<br />
ist Orientierung für alle später<br />
entwickelten Programme <strong>und</strong><br />
Strategien <strong>und</strong> stellt einen Rahmen<br />
für die Zusammenarbeit<br />
12<br />
Die Vision 2020<br />
<strong>und</strong> deren Akzeptanz in der Bevölkerung<br />
von Dr. Célestin Gahamanyi, ehemaliger Mitarbeiter des Koordinationsbüros<br />
<strong>und</strong> Michael Nieden, Leiter des Koordinationsbüros in Kigali<br />
RUANDA REVUE · 01/2009<br />
mit ausländischen Geldgebern<br />
dar. Die Vision 2020 besteht<br />
aus einer Auflistung konkreter<br />
Ziele, mit denen <strong>Ruanda</strong> das<br />
Jahr 2020 erreichen soll. Für<br />
das mittlere Einkommen wurde<br />
das Ziel von 900 US Dollar<br />
pro Einwohner festgelegt (in<br />
2000: 220 US Dollar). Die Armutsrate<br />
von 64,4 Prozent in<br />
2000 soll 20 Jahre später nur<br />
noch 30 Prozent betragen <strong>und</strong><br />
die mittlere Lebenserwartung<br />
soll um sechs Jahre auf 55 Jahre<br />
gesteigert werden. Diese Erwartungen<br />
setzen ein wirtschaftliches<br />
Wachstum von circa sieben<br />
Prozent voraus. Die heute<br />
noch sehr landwirtschaftlich<br />
geprägte ruandische Gesellschaft<br />
soll bis 2020 in eine<br />
Wissens- <strong>und</strong> Dienstleistungsgesellschaft<br />
transformiert werden,<br />
mit wirtschaftlicher Integration<br />
in den ostafrikanischen<br />
Raum. Nur noch die Hälfte der<br />
Bevölkerung soll von einer modernisierten<br />
<strong>und</strong> einkommensorientierten<br />
Landwirtschaft<br />
leben. Dabei ist die Förderung<br />
des privaten Sektors ein zentrales<br />
Thema. <strong>Ruanda</strong> strebt<br />
an, eine regionale Drehscheibe<br />
des Handels zwischen den<br />
rohstoffreichen Ostprovinzen<br />
Kongos <strong>und</strong> den Ländern des<br />
östlichen Afrikas zu werden.<br />
Ziel ist es, Hauptstädten wie<br />
Nairobi oder Kampala Kon-<br />
kurrenz zu machen <strong>und</strong> attraktiv<br />
für internationale Institutionen<br />
zu werden.<br />
Herausforderungen bei<br />
der Umsetzung<br />
Die ruandische Regierung<br />
muss sich zur Erreichung der<br />
Ziele jedoch mit erheblichen<br />
Herausforderungen auseinandersetzen:<br />
Die landwirtschaftliche<br />
Produktion <strong>und</strong> die zu<br />
bearbeitenden Böden haben<br />
sich aufgr<strong>und</strong> einer enormen<br />
Bevölkerungsentwicklung – die<br />
bis lang trotz der mittlerweile<br />
proklamierten „Drei-Kind-<br />
Poli tik“ immer noch nicht beherrschbar<br />
ist – reduziert. Es<br />
folgt eine Übernutzung der<br />
Böden <strong>und</strong> Mangel an Düngemitteln.<br />
Die Topographie stellt<br />
enorme Anforderungen an Infrastrukturmaßnahmen.Problematisch<br />
ist weiterhin, dass<br />
das Land durch seine Binnenlage<br />
vom Zugang zu Meereshäfen<br />
abgeschnitten ist. Daher<br />
sind lange <strong>und</strong> kostenintensive<br />
Transportwege unabwendbar.<br />
Es fehlt an einer wirtschaftlichindustriellen<br />
Produktion – <strong>Ruanda</strong><br />
ist fast ausschließlichen<br />
abhängig von Kaffee <strong>und</strong> Tee<br />
als international handelbaren<br />
Exportgütern – <strong>und</strong> an qualitativ<br />
gut ausgebildeten Humanressourcen.<br />
Zudem stellt die<br />
ländliche Tradition <strong>und</strong> Kultur<br />
weitere Anforderungen an das<br />
Land. Eckpunkte <strong>und</strong> Voraussetzungen<br />
der Vision 2020 sind<br />
unter anderem eine gute Regierungsführung<br />
– vor allem eine<br />
Politik der Null toleranz gegenüber<br />
Korruption, Partizipation<br />
der Bevölkerung an lokalen<br />
politischen Entscheidungen,<br />
Schaffung von dezentralen<br />
Verwaltungsstrukturen, Förderung<br />
der Bildung, armutsorientierte<br />
Wirtschaftspolitik<br />
(zum Beispiel Mikrofinanzsysteme,<br />
Forcierung von Kooperativen)<br />
sowie Einbindung der<br />
Geber in eine einheitliche landesweite<br />
Politik.<br />
Bisherige Veränderungen<br />
Zwei große Gebietsreformen<br />
wurden bereits durchgeführt.<br />
Die letzte Verwaltungsreform<br />
aus dem Jahre 2006 war verb<strong>und</strong>en<br />
mit einer wesentlichen<br />
Konzentration auf die Ausbildung<br />
der neuen Verwaltungseinheiten<br />
sowie der stärkeren<br />
Zuteilung von finanziellen<br />
Mitteln auf lokaler Ebene.<br />
Dies brachte sehr große Veränderungen<br />
mit sich. Zudem<br />
wurden Leistungsverträge (sogenannte<br />
IMIHIGO) in der<br />
öffentlichen Verwaltung eingeführt.<br />
Dies betrifft vor allem<br />
die Bürgermeister der Distrikte<br />
wie die Vorsteher der Sektoren.<br />
Jeder der nun 30 Distrikte hat