24 - Dresdner Akzente
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<strong>Dresdner</strong> Nachrichten / Donnerstag, 22. Mai 2008<br />
Das Experiment heißt: Wir bauen<br />
einen Baum – und es ist ein<br />
großer Spaß für die ganze Klasse.<br />
Im Museum des Waldes der<br />
Sächsischen Landesstiftung Natur<br />
und Umwelt im Schloss Grillenburg<br />
wird nicht nur Kindern<br />
die Natur erklärt. Aber gerade<br />
für die Jüngsten ist der Rundgang<br />
durch die Räume eine<br />
Art lebendiger Biologieunterricht.<br />
Wer hat sonst schon die<br />
Gelegenheit, Pfahlwurzel oder<br />
Splintholz zu sein?<br />
Von Thessa Wolf<br />
Zuerst kommt das Kernholz, es<br />
wird auch die Wirbelsäule des Baumes<br />
genannt, denn es gibt Stamm<br />
und Ästen festen Halt. Klar, dass der<br />
größte und stärkste Junge der Klasse<br />
so ein Kernholz spielen muss.<br />
Um ihn herum setzen sich die<br />
Pfahlwurzeln, eine davon ist Luise.<br />
Sie könnte auch zu den Haarwurzeln<br />
gehören, die weiter außen sitzen,<br />
schließlich reicht ihr Haar bis<br />
über die Schultern. Klar, dass diese<br />
Wurzeln das Wasser im Boden fi nden<br />
und aufsaugen. Sie geben es<br />
weiter nach oben ins Splintholz,<br />
das hat sich gerade mit drei Jungen<br />
um das Kernholz gelegt. Außenrum<br />
steht der Bast, ebenfalls drei<br />
Kinder, die sich an den Händen<br />
halten, ihre Arme wirken fast wie<br />
ein Jahresring. Um das Splintholz<br />
hat sich der Bast gestellt, das ist die<br />
äußere Schicht, dann kommt schon<br />
die Rinde. Fast alle Kinder „stecken<br />
inzwischen im Baum“, und so muss<br />
auch die Lehrerin mit ran.<br />
Diplomforstwirtin Anke Merkel<br />
kennt sich aus mit Holz und Kindern.<br />
Wenn sie mit dem „Schülerbaum“<br />
den großen Raum in der<br />
obersten Etage füllt, ist ihre knapp<br />
einstündige Führung durch das<br />
Museum des Waldes fast zu Ende.<br />
Begonnen hat sie auf dem Platz<br />
vor dem Schloss – auch mit einem<br />
Baum. „Schätzt mal, wie alt dieser<br />
Ahorn ist?“, fragt sie in die Runde<br />
und es fallen die unterschiedlichs-<br />
<strong>Dresdner</strong> Umland<br />
Kreisstadt Freital / Kreisstadt Dippoldiswalde<br />
Jenny, die Pfahlwurzel<br />
Museum des Waldes in Grillenburg zeigt auch geschützte Tierarten und historische Waffen<br />
ten Zahlen: 50, 120, 200 sogar. „Wie<br />
können wir das jetzt nachprüfen?“,<br />
fragt sie weiter. „Umsägen und<br />
Jahresringe zählen“, ruft ein Junge<br />
und hat die Lacher auf seiner Seite.<br />
Anke Merkel nimmt ein Maßband<br />
aus ihrem Korb und verrät den<br />
Kindern ein Geheimnis: „Der Mittelwert<br />
zwischen der Hälfte und einem<br />
Drittel des Umfangs macht das<br />
ungefähre Alter aus.“ Verstanden?<br />
Bei den 120 Zentimetern, die der<br />
Ahorn misst, ist es der Mittelwert<br />
zwischen der 60er-Hälfte und dem<br />
40er-Drittel, also etwa 50 Jahre.<br />
Bereits 1966 wurde die forst-<br />
und jagdkundliche Lehrschau im<br />
Schloss eröffnet, seit 2004 ist sie in<br />
den Händen der Sächsischen Landesstiftung<br />
Natur und Umwelt.<br />
Die Geschichte des Ortes reicht<br />
bis ins 12. Jahrhundert zurück,<br />
von damals ist eine Markgräfl iche<br />
Jagdpfalz „Tarantum“ des Kaisers<br />
Friedrich Barbarossa überliefert.<br />
Damals gab es weder Grillenburg<br />
noch die umliegenden Orte, nur<br />
„Kräutige“ Premiere<br />
Das Kräuterschmalz wird mit<br />
pfl anzlichem Fett gemacht. „Etwas<br />
Bohnenkraut, wenig Rosmarin, Dill,<br />
Beifuß und Röstzwiebeln“, zählt<br />
Gerlinde Göhler einige Zutaten auf.<br />
Der Dill sei vorgezogen, der Beifuß<br />
getrocknet, das Bohnenkraut steht<br />
draußen bereits in vollem Grün.<br />
Zum ersten Ulberndorfer Kräutermarkt<br />
am <strong>24</strong>. Mai können die Besucher<br />
sich das Bohnenkraut sogar vor<br />
Ort ansehen. Denn im Gelände des<br />
Landschaftspfl egeverbandes Sächsische<br />
Schweiz - Osterzgebirge e.V. im<br />
Dippoldiswalder Ortsteil Ulberndorf<br />
gibt es einen etwa 600 Quadratmeter<br />
großen Kräutergarten.<br />
„Am Sonnabend werden wir Führungen<br />
anbieten“, erklärt Gerlinde<br />
Göhler. Auch Kräuterwanderungen<br />
seien geplant. Der Landschaftspfl egeverband<br />
sitzt im Vierseithof „Lin-<br />
Seifenblasen auf Holz – Die Kinder staunen, dass die Luft, die sie von hinten durch die Baumscheibe pusten,<br />
Blasen macht. Foto: wolf<br />
denhof“. Dort wird auch der Kräutermarkt<br />
veranstaltet. Kräuterpfl anzen<br />
und Stauden werden angeboten<br />
wie auch oben erwähntes Kräuterschmalz,<br />
Kräuterbutter, Kräuterschnaps,<br />
Öle, Essig, Senf und Sirup.<br />
Es gibt Kräutertee, Salben, Badezusätze,<br />
Seifen und Naturkosmetik sowie<br />
Molkereierzeugnisse von Schaf,<br />
Ziege und Kuh. Direktvermarkter<br />
kommen mit hausgeschlachteten<br />
Fleisch- und Wurstwaren von Rind,<br />
Kalb und Schwein nach Ulberndorf.<br />
Außerdem sind Korbfl echter<br />
und Töpfer vor Ort. „Eine Frau<br />
wird gefärbte Schafwolle fi lzen“, so<br />
Göhler. Dies sei auch ein Angebot<br />
zum Mitmachen für Kinder und<br />
Erwachsene. DN<br />
Ulberndorfer Kräutermarkt:<br />
<strong>24</strong>. Mai, 10-17 Uhr, Lindenhof<br />
mitten im dichten Wald diese<br />
Lichtung mit ein paar Gebäuden.<br />
Heute steht das Museum des Waldes<br />
immerhin noch am Waldrand,<br />
aus den Fenstern des Schlosses<br />
blickt man auf einen Teich,<br />
überspannt wird dieser an einer<br />
engen Stelle von einer schönen<br />
Sandsteinbogenbrücke. Gleich im<br />
Erdgeschoss erinnert das Cotta-<br />
Zimmer an den Mann, der nicht<br />
nur den Forst mit ausgeklügelten<br />
Systemen wirtschaftlich gemacht<br />
hat. Heinrich Cotta ist auch der<br />
Begründer der Tharandter Forstakademie.<br />
Eine Treppe weiter begegnet<br />
man Rebhühnern, Fasanen<br />
und Wildschweinen. Alle sind sie<br />
in Lebensgröße und ausgestopft.<br />
„Die Großtrappe gehört zu den<br />
schwersten fl ugfähigen Vögeln<br />
und es gibt sie nur noch sehr, sehr<br />
selten“, weiß die Diplomforstwirtin,<br />
ehe sie den Unterschied zwischen<br />
Dam-, Rot- und Rehwild<br />
erklärt. Bei Schwarzwild ist es<br />
schon einfacher – Wildschweine<br />
Einer der eigenwilligsten und in<br />
der Bewertung kompliziertesten<br />
Künstler des frühen 20. Jahrhunderts<br />
war der 1873 in Schwerin geborene<br />
Richard Guhr. Guhr wurde<br />
bekannt als Schöpfer dekorativer<br />
Bauplastik, so etwa am berühmten<br />
Hotel Adlon in Berlin. Für<br />
Dresden am bedeutsamsten war<br />
sicherlich die Figur des goldenen<br />
„Rathausmanns“ auf dem <strong>Dresdner</strong><br />
Rathaus, welche Guhr vor<br />
genau einhundert Jahren schuf.<br />
Weitgehend unbekannt blieb jedoch<br />
Guhrs etwa 1920 verstärkt<br />
einsetzende Hinwendung zur Malerei.<br />
Beispiellos steht hierbei die<br />
über mehrere Jahrzehnte hinweg<br />
entstandene „Wagner-Ehrung“ von<br />
über einhundert Bildern, die am<br />
13. Februar 1945 zerstört wurde.<br />
Nach dem Krieg wurde Guhr nach<br />
sehen nun mal schon von Weitem<br />
ganz anders aus als Rehe. Doch<br />
halt: Reh ist nicht gleich Reh. Einmal<br />
sind es Hirsch und Tier mit<br />
ihren Kälbern, dann wieder Bock<br />
und Ricke mit den Kitzen. „Und<br />
was sind das alles für Tiere, die ihr<br />
hier seht?“, fragt Anke Merkel in<br />
die Runde. Nach einer Weile wissen<br />
die Kinder, was sie hören will:<br />
Pfl anzenfresser. Die Fleischfresser,<br />
die natürlichen Feinde, fehlen<br />
also – schon ist der Bogen zur Jagd<br />
gespannt und zu den historischen<br />
Waffen. Dass früher in der Gegend<br />
mal scharf geschossen worden ist,<br />
lassen auch die vielen Jagdtrophäen<br />
erahnen, die an den Wänden<br />
hängen. Gejagt wird auch heute<br />
noch – aber Platz für Trophäen ist<br />
im Jagdschloss keiner mehr.<br />
Sächsische Landesstiftung Natur<br />
und Umwelt, Akademie und Museum,<br />
Hauptstraße 7, Grillenburg,<br />
geöffnet bis 31. Mai, Dienstag bis<br />
Sonntag, 10 bis 17 Uhr.<br />
Weitgehend unbekannt<br />
einer wahrhaften Odyssee im nahen<br />
Höckendorf ansässig. Hier begann<br />
der Künstler, hochbetagt, unter<br />
schwierigsten Bedingungen die<br />
„Wagner-Ehrung“ noch einmal zu<br />
malen. Guhr starb 1956 und sein<br />
Werk geriet in Vergessenheit. Eine<br />
Sonderschau auf Schloss Burgk unternimmt<br />
nunmehr erstmals nach<br />
1945 den Versuch, Werke Richard<br />
Guhrs in Sachsen wieder einem<br />
breiten Publikum näherzubringen.<br />
Die Ausstellung läuft noch bis zum<br />
1. Juni. DN<br />
Städtische Sammlungen Freital<br />
auf Schloss Burgk, Altburgk 61<br />
01705 Freital<br />
Telefon: 0351/6491562<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag geschlossen,<br />
Di-Fr 13-16 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr<br />
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