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Managementplan Gebiet 16 Endversion Rohfassung

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Natura 2000-<strong>Managementplan</strong><br />

Tullnerfelder Donauauen


Verfasser: Dipl. Ing. Brigitte Haberreiter<br />

Freiberufliche Landschaftsplanerin<br />

Technisches Büro f. Landschaftsplanung und –pflege<br />

Dipl. Ing. Frank Grinschgl<br />

Datum: Juni 2003


Inhalt<br />

1 DAS GEBIET TULLNERFELDER DONAUAUEN ...........................................1<br />

1.1 Rechtliche Hintergründe zum <strong>Gebiet</strong>........................................................................2<br />

1.2 <strong>Gebiet</strong>ssteckbrief........................................................................................................4<br />

1.3 Typische <strong>Gebiet</strong>sfotos ...............................................................................................6<br />

1.4 <strong>Gebiet</strong>sbeschreibung.................................................................................................8<br />

1.4.1 Der Naturraum..............................................................................................................8<br />

1.4.2 Eigenart des <strong>Gebiet</strong>es ..................................................................................................9<br />

1.4.3 Vorkommende Lebensraumtypen und ihre Verbreitung im <strong>Gebiet</strong>.............................17<br />

1.4.4 Vorkommende Tier- und Pflanzenarten und ihre Verbreitung im <strong>Gebiet</strong>....................19<br />

1.4.5 Vorkommende Vogelarten und ihre Verbreitung im <strong>Gebiet</strong> ........................................22<br />

1.4.6 Beitrag und Stellenwert des <strong>Gebiet</strong>es im Natura 2000-Netzwerk...............................22<br />

1.4.7 Erhaltungsziele für das <strong>Gebiet</strong> ...................................................................................24<br />

1.4.8 Beziehung von Natura 2000 und anderen Naturschutzzielen im <strong>Gebiet</strong>....................28<br />

1.5 <strong>Gebiet</strong>skarten............................................................................................................31<br />

1.6 Wirtschaftliches Umfeld...........................................................................................33<br />

1.6.1 Situation des Arbeitsmarktes......................................................................................33<br />

1.6.2 Land- und forstwirtschaftliches Umfeld.......................................................................33<br />

1.6.3 Gewerbe und Industrie ...............................................................................................38<br />

1.6.4 Infrastruktur/Verkehr...................................................................................................40<br />

1.6.5 Flächenwidmung und Siedlungen ..............................................................................45<br />

1.7 Monitoring .................................................................................................................47<br />

2 SCHUTZOBJEKTE..........................................................................................1<br />

2.1 Rechtliche Hintergründe zu den Schutzobjekten ....................................................3<br />

2.2 Beschreibung der FFH-Lebensraumtypen im <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder<br />

Donauauen ..................................................................................................................4<br />

2.3 Beschreibung der FFH-Arten im <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen......................45<br />

2.4 Beschreibung der Vogelarten gemäß Vogelschutzrichtlinie..............................131<br />

3 PROJEKTE .....................................................................................................1<br />

3.1 Rechtliche Hintergründe zum Projektbuch ..............................................................1<br />

3.2 Was sind Pläne und Projekte, was ist Bewirtschaftung? .......................................2<br />

3.3 Was bedeuten Erhaltung, Erhaltungsziele und günstiger Erhaltungszustand? 17<br />

3.4 Was bedeutet „erhebliche“ und „nicht erhebliche Beeinträchtigung“? .............18<br />

3.5 <strong>Gebiet</strong>stypische Projekte und deren Natura 2000 Relevanz ................................19<br />

3.6 Projektbuch................................................................................................................24<br />

3.6.1 Raumordnung & Gemeindeentwicklung .....................................................................28<br />

3.6.2 Verkehr .......................................................................................................................29<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

1


3.6.3 Forstwirtschaft ............................................................................................................30<br />

3.6.4 Landwirtschaft.............................................................................................................31<br />

3.6.5 Wasserwirtschaft ........................................................................................................32<br />

3.6.6 Gewerbe & Industrie...................................................................................................33<br />

3.6.7 Freizeitnutzung & Erholung ........................................................................................34<br />

3.6.8 Jagd & Fischerei.........................................................................................................35<br />

3.6.9 Sonstige Projekte oder Pläne .....................................................................................36<br />

3.6.10 Legende......................................................................................................................37<br />

3.7 Dokumentation Vorprüfungen.................................................................................38<br />

3.8 Dokumentation Naturverträglichkeitsprüfungen...................................................39<br />

4 ANSPRECHPARTNER UND PROTOKOLLE..................................................1<br />

4.1 Ansprechpartner im <strong>Gebiet</strong> .......................................................................................1<br />

4.1.1 Gemeinden und Stadtgemeinden (Stand 2002/2003) ..................................................1<br />

4.2 Gespräche mit den Gemeinden.................................................................................6<br />

4.3 Gespräche mit den Bezirksbauernkammern..........................................................40<br />

4.4 Gespräche mit der Wirtschaft..................................................................................45<br />

4.5 Gespräche mit Sachverständigen...........................................................................47<br />

4.6 Sonstige Gespräche.................................................................................................55<br />

5 LITERATUR .....................................................................................................1<br />

5.1 Literatur <strong>Gebiet</strong>sbeschreibung .................................................................................1<br />

5.2 Literatur Schutzobjekte..............................................................................................3<br />

5.2.1 Literatur der FFH-Lebensraumtypen im <strong>Gebiet</strong> ............................................................3<br />

5.2.2 Literatur der FFH-Arten im <strong>Gebiet</strong> ................................................................................5<br />

5.3 Literatur Projekte......................................................................................................11<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

2


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1 DAS GEBIET<br />

TULLNERFELDER DONAUAUEN<br />

biogeografische Region Kontinental <strong>Gebiet</strong>snr. AT12<strong>16</strong>000<br />

Fläche ges. (ha) 17.586,00<br />

Vogelschutzgebiet FFH-<strong>Gebiet</strong><br />

Fläche (ha) 17.586,00<br />

Bezirke Korneuburg, Wien Umland, Tulln,<br />

Krems, Statutarstadt Krems, Sankt<br />

Pölten, Melk<br />

Gemeinden Stockerau, Leobendorf, Spillern,<br />

Königsbrunn, Hausleiten, Absdorf,<br />

Etsdorf-Haitzendorf, Rohrendorf,<br />

Gedersdorf, Krems, Tulln, Muckendorf,<br />

Langenrohr, Zwentendorf,<br />

Traismauer, Kirchberg am<br />

Wagram, Grafenwörth, Klosterneuburg,<br />

Sankt Andrä-Wördern,<br />

Zeiselmauer, Korneuburg, Langenzersdorf<br />

Höhenstufen (max./min.<br />

m Höhe)<br />

203/140<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

1


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.1 Rechtliche Hintergründe zum <strong>Gebiet</strong><br />

Die Aufgabenstellung der FFH-Richtlinie an die Mitgliedsstaaten ist die Schaffung und Erhaltung<br />

eines Netzes von Schutzgebieten, das als „Natura 2000“ bezeichnet wird. Das Netz an<br />

<strong>Gebiet</strong>en soll die Vielfalt an Lebensräumen, genetischen Austausch und die Erhaltung<br />

lebensfähiger Populationen garantieren. Bei Natura 2000 handelt es sich um einen <strong>Gebiet</strong>sschutz,<br />

welcher das Ziel der Habitat-Richtlinie (Art. 3 bis 11), nämlich die „Erhaltung der natürlichen<br />

Lebensräume und der Habitate der Arten“ umsetzt.<br />

Im Gegensatz zu den erwähnten Artikeln 3 bis 11 beschränkt sich der Art. 12 der FFH-<br />

Richtlinie ausschließlich auf die in Anhang IV angeführten streng zu schützenden Tier- und<br />

Pflanzenarten. Die auf diesen Artikel „Artenschutz“ beruhenden Maßnahmen unterliegen<br />

keiner geographischen Beschränkung.<br />

Gemäß Artikel 1) Buchstabe k) der FFH-Richtlinie ist ein „<strong>Gebiet</strong> von gemeinschaftlicher Bedeutung:<br />

ein <strong>Gebiet</strong>, das in der oder den biogeographischen Region(en), zu welchen es gehört,<br />

in signifikantem Masse dazu beiträgt, einen natürlichen Lebensraumtyp des Anhangs I<br />

oder eine Art des Anhangs II in einem günstigen Erhaltungszustand zu bewahren oder einen<br />

solchen wiederherzustellen...“<br />

Von den Mitgliedstaaten wird erwartet, dass sie besondere Schutzgebiete ausweisen und<br />

dafür Bewirtschaftungspläne (wie den gegenständlichen <strong>Managementplan</strong>) aufstellen. Die<br />

<strong>Gebiet</strong>e, die als besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen, werden von den<br />

Mitgliedstaaten nach ausschließlich fachlichen Kriterien ausgewählt.<br />

„Anhand der in Anhang III festgelegten Kriterien und einschlägiger wissenschaftlicher Informationen<br />

legt jeder Mitgliedstaat eine Liste von <strong>Gebiet</strong>en vor, in der die in diesen <strong>Gebiet</strong>en<br />

vorkommenden natürlichen Lebensraumtypen des Anhangs I und einheimischen Arten des<br />

Anhangs II aufgeführt sind. Bei Tierarten, die große Lebensträume beanspruchen, entsprechen<br />

diese <strong>Gebiet</strong> den Orten im natürlichen Verbreitungsgebiet dieser Arten, welche die für<br />

ihr Leben und ihre Fortpflanzung ausschlaggebenden physischen und biologischen Elemente<br />

aufweisen. Für im Wasser lebende Tierarten, die große Lebensräume beanspruchen,<br />

werden solche <strong>Gebiet</strong>e nur vorgeschlagen, wenn sich ein Raum klar abgrenzen lässt, der die<br />

für das Leben und die Fortpflanzung dieser Arten ausschlaggebenden physischen und biologischen<br />

Elemente aufweist.“ (Art. 4.1)<br />

Die fachlichen Kriterien für die <strong>Gebiet</strong>sausweisung und –abgrenzung bilden sich aus den in<br />

den Anhängen dargelegten Schutzobjekten – überall, wo diese Schutzobjekte einen Lebensraum<br />

besonders gut repräsentieren, muss ein <strong>Gebiet</strong> ausgewiesen werden. Währenddessen<br />

sind nach der Vogelschutz-Richtlinie gemäß Artikel 4 „insbesondere die für die Erhaltung<br />

dieser Arten zahlen- und flächenmäßig geeignetsten <strong>Gebiet</strong>e zu Schutzgebieten“ zu erklären.<br />

Die vorgeschlagenen <strong>Gebiet</strong>e der Mitgliedstaaten werden von der Europäischen Kommission<br />

nach internen Abstimmungen (Seminare) in eine sogenannte Gemeinschaftsliste aufgenommen.<br />

„Auf Grundlage der in Anhang III (Phase 2) festgelegten Kriterien und im Rahmen der fünf in<br />

Artikel 1 Buchstabe c) Ziffer III) erwähnten biogeographischen Regionen sowie des in Artikel<br />

2 Absatz 1 genannten Gesamtgebietes erstellt die Kommission jeweils im Einvernehmen mit<br />

den Mitgliedstaaten aus den Listen der Mitgliedstaaten den Entwurf einer Liste der <strong>Gebiet</strong>e<br />

von gemeinschaftlicher Bedeutung, in der die <strong>Gebiet</strong>e mit einem oder mehreren prioritären<br />

natürlichen Lebensraumtypen(en) oder einer oder mehrer proritären Art(en) ausgewiesen<br />

sind.“ (Art. 4.2)<br />

Sobald ein <strong>Gebiet</strong> von gemeinschaftlicher Bedeutung ausgewiesen worden ist, gilt ein Verschlechterungsverbot<br />

(= keine erhebliche Beeinträchtigung des <strong>Gebiet</strong>s) für die darin vor-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

2


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

handenen Habitate und Arten (Art. 6.2). Eine Beeinträchtigung durch diverse Maßnahmen<br />

(„Pläne bzw. Projekte“) bezieht sich also immer auf das gesamte <strong>Gebiet</strong>.<br />

„Pläne oder Projekte, die nicht unmittelbar mit der Verwaltung des <strong>Gebiet</strong>es in Verbindung<br />

stehen oder hierfür nicht notwendig sind, die ein solches <strong>Gebiet</strong> jedoch einzeln oder in Zusammenwirkung<br />

mit anderen Plänen und Projekten erheblich beeinträchtigen könnten, erfordern<br />

eine Prüfung auf Verträglichkeit mit den für dieses <strong>Gebiet</strong> festgelegten Erhaltungszielen.“<br />

Art. 6.3.<br />

Die zuständigen Behörden stimmen dem Plan bzw. Projekt nur zu, wenn sie festgestellt haben,<br />

dass das <strong>Gebiet</strong> als solches nicht beeinträchtigt wird.“ Aus diesem Grund sind größere<br />

<strong>Gebiet</strong>e ausgleichsfähiger und in der Projekt- und Planbeurteilung aus der Sicht des Projektwerbers<br />

günstiger zu beurteilen.<br />

Auch das wirtschaftliche Umfeld des <strong>Gebiet</strong>es ist von Bedeutung. Bei einer Interessensabwägung<br />

im Falle einer Verträglichkeitsprüfung können auch andere Interessen als der Naturschutz<br />

ins Treffen geführt werden:<br />

„Ist das betreffende <strong>Gebiet</strong> ein <strong>Gebiet</strong>, das einen prioritären natürlichen Lebensraumtyp<br />

und/oder eine prioritäre Art einschließt, so können nur Erwägungen im Zusammenhang mit<br />

der Gesundheit des Menschen und der öffentlichen Sicherheit oder im Zusammenhang mit<br />

maßgeblichen günstigen Auswirkungen für die Umwelt oder, nach Stellungnahme der Kommission<br />

, andere zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses geltend gemacht<br />

werden.“ (Art. 6.4)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

3


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.2 <strong>Gebiet</strong>ssteckbrief<br />

Die Tullnerfelder Donauauen erstrecken sich zwischen Wien und Krems hauptsächlich am<br />

nördlichen, kleinflächig auch am südlichen Donauufer. Das <strong>Gebiet</strong> liegt auf der Austufe der<br />

Donau, welche im Norden vom Wagram und im Süden von den Ausläufern des Wienerwaldes<br />

begrenzt wird.<br />

In weiten Bereichen wird das Augebiet von der Donau durch Kraftwerksbegleitdämme der<br />

Kraftwerke Altenwörth und Greifenstein abgetrennt. Hochwässer können jedoch an mehreren<br />

Stellen selbstständig in das Augebiet eindringen bzw. werden auch eingeleitet.<br />

Die Weichholzau (Erlen-Eschen-Weidenauen) ist entlang der wasserführenden, verlandenden<br />

Gewässer ausgebildet und gehört großteils der Silberweidenau an. Auf etwas reiferen<br />

Böden in etwas höher gelegenen Aubereichen finden sich Grauerlenauen. Den größten Anteil<br />

am Auwald haben jedoch die Hartholzauen (Eichen-Ulmen-Eschenauen) auf nur mehr<br />

selten überschwemmten Standorten.<br />

Auf flachgründigen Schotterstandorten haben sich in den Tullnerfelder Auen Heißländen<br />

entwickelt. Auf den extremsten, trockensten Stellen findet man Trespen-Schwingel-<br />

Kalktrockenrasen, die durch lückigen, niedrigen Bewuchs gekennzeichnet sind. Eingestreute<br />

Büsche verleihen der Landschaft eine gewisse Ähnlichkeit mit der afrikanischen Savanne.<br />

Auf etwas wüchsigeren Wiesenstandorten entwickeln sich zum Teil großflächige Glatthaferwiesen.<br />

Diese Trockenlebensräume stehen im Gegensatz zu den Feuchtlebensräumen an Altarmen,<br />

Altwässern und Donauzubringerflüssen. Zu nennen sind hier: Armleuchteralgengesellschaften,<br />

Wasserschwebergesellschaften, Krautige Ufervegetation, Lavendelweiden-<br />

Sanddorn-Ufergebüsch, Fluthahnenfußgesellschaften und Feuchte Hochstaudenfluren.<br />

Wo das Wasserregime der Altarme noch mit den Wasserstandsschwankungen der Donau<br />

korrespondiert, finden sich Reste verschiedener Ufervegetation (Schlammfluren, Zweizahnfluren).<br />

Als größtes geschlossenes österreichisches Auwaldgebiet kommt den Tullnerfelder Donauauen<br />

hohe Bedeutung im Natura 2000 Netzwerk zu. Es ist eines der größten ausgewiesenen<br />

Feuchtgebiete in Österreich, wenngleich seine Hydrologie durch die Kraftwerke stark gestört<br />

ist.<br />

Trotzdem beherbergt es eine Vielzahl an seltenen Tier- und Pflanzenarten. Zu nennen sind<br />

Totholz bewohnende Käfer der Laubwälder der Tieflagen, Schmetterlinge der Laubwälder,<br />

seltene Fisch- und Libellenarten. Amphibienarten wie die Rotbauchunke und der Donau-<br />

Kammmolch erreichen hier ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze. Säugetiere mit Vorkommen<br />

in der Au sind der Biber und der Fischotter.<br />

Die beiden bedeutendsten wirtschaftlichen Rahmenfaktoren in der Au sind die Forstwirtschaft<br />

und die Jagdwirtschaft. Der größte Teil der Wälder wird von privaten Großbetrieben<br />

bewirtschaftet. Jagdwirtschaft wird zum Teil in großflächigen Jagdgattern betrieben. Hinzu<br />

kommt noch die Sportfischerei an Altarmen und in aufgelassenen Schottergruben.<br />

Die Landwirtschaft ist im <strong>Gebiet</strong> hauptsächlich durch extensive Wiesenbewirtschaftung vertreten.<br />

Unmittelbar außerhalb der Au befinden sich jedoch intensiv genutzte Ackerbaugebiete.<br />

Einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert nimmt auch die Trinkwassergewinnung ein, die sowohl<br />

zur lokalen als auch zur überregionalen Versorgung dient. Durch die Lage im Zentrum<br />

Niederösterreichs führen hochrangige Verkehrsverbindungen am Rand des <strong>Gebiet</strong>es<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

4


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

(Franz-Josephs-Bahn, Donauuferautobahn, S5) vorbei. Eine hohe Bedeutung kommt auch<br />

der Donau als internationaler Wasserstraße zu.<br />

Die gute Verkehrserschließung bewirkt auch einen vermehrten Trend zur Ansiedlung von<br />

Gewerbebetrieben verschiedenster Branchen vor allem im Nahbereich von Wien. Zu erwähnen<br />

sind unter anderem die Nahrungsmittelindustrie, die Maschinenbauindustrie, die Chemieindustrie<br />

und die Stromerzeugung. Letztere erfolgt in den Laufkraftwerken Greifenstein<br />

und Altenwörth. Wärmekraftwerke gibt es in Dürnrohr, Theiß und Korneuburg.<br />

In der Vergangenheit wurden im Auwald viele Schottergruben angelegt.<br />

Durch die vermehrte Erschließung von Bauland für Gewerbe und Siedlungen im Auumland<br />

kam es in den letzen Jahren in vielen Gemeinden zu einem relativ hohen Bevölkerungswachstum,<br />

das unter anderem auf einen starken Zuzug von Wienern zurückzuführen ist. Eine<br />

hohe Anzahl an Pendlern nach Wien oder von Wien in die Gewerbegebiete ist die Folge.<br />

Der vermehrte Siedlungsbau führt allmählich zu einem Anstieg der Erholungsnutzung in der<br />

Au, der sich hauptsächlich rund um die größeren Orte und Städte konzentriert. Ebenfalls erhöhter<br />

Erholungsdruck auf die Auwaldbereiche geht von einigen Badehütten- und Gartensiedlungen<br />

aus.<br />

Die häufigsten Freizeitsportarten sind Spazierengehen, Radfahren und Wassersport (z.B.<br />

Motorboote). Der Radsport hat auch überregionale Bedeutung, da der beliebte Donauradweg<br />

durch das <strong>Gebiet</strong> führt.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

5


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.3 Typische <strong>Gebiet</strong>sfotos<br />

Südliches Donauufer im Bereich Korneuburg<br />

Altarmsystem Kalbsaumlacke nördlich von Traismauer<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

6


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Altarmsystem „Kleine Sonnlacke“ südlich von Stockerau<br />

Gemähte Glatthaferwiese in der KG Stockerau, nördlich Gasthof „In der Au“<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

7


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.4 <strong>Gebiet</strong>sbeschreibung<br />

1.4.1 Der Naturraum<br />

Das Tullner Feld ist eine Beckenlandschaft von etwa 57 km Länge und ca. 14 km Breite. Im<br />

Westen wird es durch das Engtal der Wachau und im Osten durch die Wiener Pforte begrenzt.<br />

Im Norden bildet der landschaftlich reizvolle, 30 m hohe Wagram, eine markante<br />

Grenze. Im Süden reicht das Tullner Feld bis zu den langsam ansteigenden Hügeln des Alpenvorlandes.<br />

Die Donau durchfließt in diesem Bereich zwei geologische Großlandschaften Europas. Die<br />

Molassezone und die Flyschzone treten allerdings nirgendwo sichtbar hervor, da sie von Donauschottern<br />

überdeckt sind. Die Sande und der Schlier der Molassezone haben jedoch im<br />

Untergrund eine wichtige Funktion als Grundwasser stauende Schicht.<br />

Untersuchungen im Zuge der Kraftwerksbauten haben gezeigt, dass die Schotterfluren<br />

durchschnittlich 10 m mächtig sind. Auf Grund ihrer Ausdehnung und Mächtigkeit zählt das<br />

Grundwasservorkommen in diesem Bereich zu den größten Österreichs.<br />

Bei der Wiener Pforte hat die Donau die Ausläufer des Flyschgebirges vor etwa 4 Millionen<br />

Jahren durchbrochen. Nördlich der Engstelle liegt der Bisamberg, an dessen Abhängen sich<br />

Wälder, Weingärten, Trockengebüsche und Trockenrasen erstrecken. Südlich grenzt der Leopoldsberg<br />

mit steilen, bewaldeten Hängen an.<br />

Die Ton-, Mergel- und Kalksandsteinschichten liegen direkt im Bereich der Wiener Pforte ebenfalls<br />

unter den Schotterablagerungen der Donau und treten daher nicht hervor.<br />

Dass die Donau im Laufe von Jahrmillionen immer wieder ihren Lauf änderte und sich kontinuierlich<br />

in die tertiären Ablagerungen der Molasse- und Flyschzone eingegraben hat, zeigt<br />

sich heute noch an den so genannten Donauterrassen im Bereich des Tullnerfeldes. Den<br />

markantesten ehemaligen Uferverlauf der Donau bildet die Steilstufe des Wagrams, der zum<br />

Teil mit Löß bedeckt ist und gute Voraussetzungen für den Weinbau bietet.<br />

Die vom Strom abgelagerten Schotterkörper wurden allmählich im Zuge von Hochwasserereignissen<br />

von Schlick, Schluff und Ton, den so genannten Feinsedimenten überlagert.<br />

Die Böden der Au gliedert man vorwiegend nach physikalischen Gesichtspunkten. Hier spielt<br />

der Grundwasserstand mit seinen Schwankungen eine entscheidende Rolle. Je nach Höhenlage<br />

zum Grundwasser weisen die Böden eine unterschiedlich starke Vergleyung auf. Die<br />

extremste Form stellen so genannte „Gleyauböden“ dar, die sich vorwiegend in verlandeten<br />

Flussarmen befinden.<br />

Ein weiteres Gliederungskriterium ist die „Reife“ des Bodens. Man unterscheidet „unreife“<br />

Böden („Aurohboden“) und „reife“ Böden.<br />

Erstere bestehen hauptsächlich aus jungen Flussablagerungen und besitzen nur eine dünne<br />

Humusschicht, da während ihrer kurzen Entwicklungszeit erst wenig organisches Material zu<br />

Humus zersetzt werden konnte.<br />

Auf allen diesen vom Grundwasser stark beeinflußten Standorten entwickeln sich in den<br />

Tullnerfelder Donauauen weidenreiche Weichholzauen.<br />

In Aubereichen, wo der Grundwasserstand tiefer als 60 cm ist und wo sich schon über längere<br />

Zeit Böden entwickeln konnten, entstehen so genannte „Graue Auböden“. Meist handelt<br />

es sich um Standorte von pappeldominierten Weichholzauen.<br />

Böden, die nicht mehr vom Grundwasserstand unmittelbar beeinflusst werden, nennt man<br />

„reife“ Böden. Zu ihnen zählen die „Braunen Auböden“. Hier hat bereits eine Humusanreicherung<br />

stattgefunden, denn sie weisen bereits mindestens 20 cm Humus auf. In diesem Bereich<br />

vollzieht sich auch ein Wandel in den Waldbeständen. Es kommen hier bereits Hartholzauen<br />

mit Eichen- und Eschendominanz vor.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

8


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Sonderfälle sind Böden auf Schotterablagerungen von mehr als 40 cm Höhe, die fast nie<br />

mehr überflutet werden und nur von einer dünnen Schicht Feinboden bedeckt sind. Dort entstehen<br />

die so genannten Heißländen. Durch die Trockenheit des Bodens wird das Wachstum<br />

der typischen Auwaldbäume stark beeinträchtigt, es entwickeln sich lichte Trockengebüsche<br />

und bei Mahd oder Beweidung in der Folge Trockenwiesen.<br />

„Der österreichische Abschnitt der Donau gehört zur temperierten, humiden Klimazone mit<br />

ausgeprägter, aber nicht sehr langer, kalter Jahreszeit. In fünf Monaten wird das Temperaturmittel<br />

von 10°Celsius überschritten, der wärmste Monat liegt aber nicht über 20°Celsius im<br />

Mittel. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Tulln (181 m.ü.A.) 9,5°Celsius. Die mittlere<br />

jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich an dieser Messstelle auf 620 mm.“ (Wassermann<br />

G., 1999).<br />

Auf Grund der angeführten Klimadaten zählt das Tullnerfeld zu den wärmsten und trockensten<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs. Die Klimaextreme werden durch regelmäßige Trockenheit im<br />

Sommer und kalte, schneearme Winter verstärkt. Die Schwankungsbreite der jährlich fallenden<br />

Niederschläge ist mit 500 mm – 600 mm recht groß. Etwa 66% des Niederschlags fallen<br />

im Sommerhalbjahr, jedoch ist die Verdunstung beträchtlich. Die Zahl der Tage mit Schneebedeckung<br />

ist mit durchschnittlich 30 - 38 Tagen sehr gering.<br />

Diese Klimadaten sagen aus, dass das Tullnerfeld zum Übergangsgebiet zwischen zwei<br />

großen europäischen Klimagebieten gehört. Das westeuropäische Klima wird durch milde<br />

Winter und kühle, feuchte Sommer geprägt. Im Gegensatz dazu weist das kontinentale, osteuropäische<br />

Klima warme, trockene Sommer und kalte Winter auf. Entsprechend dieser Übergangssituaion<br />

findet man in den Auwäldern des Tullnerfeldes Pflanzen und Tiere aus beiden<br />

Klimagebieten.<br />

1.4.2 Eigenart des <strong>Gebiet</strong>es<br />

1.4.2.1 Funktionale Zusammenhänge<br />

Der wichtigste prägende Faktor für Augebiete ist das Wasser. Aulandschaften werden durch<br />

den Wechsel zwischen hohen und niederen Grundwasserständen und von periodisch auftretenden<br />

Überschwemmungen geprägt. Die Waldbestände sind stark an die unterschiedlichen<br />

Feuchteverhältnisse angepasst. Man unterscheidet zwischen Waldbeständen, die regelmäßig<br />

überschwemmt werden und solchen, die nur alle paar Jahre von Spitzenhochwässern<br />

betroffen sind. Das üppige Wachstum der Auwälder wird durch die vom Fluss antransportierten<br />

Nährstoffmengen in Sand und Schlick gefördert.<br />

Mitten in dieser feuchten Landschaft finden sich jedoch immer wieder savannenähnliche<br />

Trockenwiesen mit einzelnen Buschgruppen. Sie entstanden auf alten Schotterablagerungen<br />

der Donau, die auf Grund der durchlässigen Böden mit geringem Humusanteil trockenwarme<br />

Lebensbedingungen aufweisen. Die Menschen nutzen die so genannten Heißländen seit<br />

langer Zeit als Wiesen oder Weideflächen für das Vieh, da sie sich für die forstliche Nutzung<br />

nicht eignen. In den Tullnerfelder Donauauen hat in diesem Zusammenhang die Jagdwirtschaft<br />

mit z.T. intensiver Wildhege hohe Bedeutung.<br />

1.4.2.2 Ausstattung und Nutzung der Tullnerfelder Donauauen<br />

Die Donau<br />

Die Donau ist ein Fluss, der wesentlich durch seine Zubringer aus den Alpen geprägt wird.<br />

Sie hatte ursprünglich Niederwasser in den Wintermonaten und große Wasserführung in den<br />

Sommermonaten auf Grund der späten Schneeschmelze im Gebirge und der sommerlichen<br />

Niederschläge. Durch den Bau der Flusskraftwerke in Altenwörth und Greifenstein wurden<br />

die Abflussverhältnisse gleichmäßiger. Der derzeitige Mittelwasserabfluss wird für Greifenstein<br />

mit 1885 m³/s und für Altenwörth mit 1820m³/s angegeben. Größere Hochwässer erreichen<br />

über 6000m³/s.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

9


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Anhand historischer Karten lässt sich nachvollziehen, dass es im Tullner Feld in früheren<br />

Jahrhunderten einen deutlich erkennbaren Hauptstrom mit eingeschlossenen Inseln und<br />

kleinen Seitenarmen gab. Die entscheidendste Veränderung, abgesehen von kleinen, lokalen<br />

Regulierungsversuchen, stellte die „große Donauregulierung“ ab 1869 dar. Seit damals<br />

wurden immer wieder durchströmte Flussarme in stagnierende Altarme umgewandelt. Viele<br />

von ihnen verlandeten im Lauf der Zeit, was zu einer starken Abnahme der Gesamtwasserfläche<br />

in der Au führte. Offene Pionierstandorte, wie z.B. Schotterbänke gingen gänzlich verloren.<br />

Die Errichtung von Staukraftwerken hatte zur Folge, dass naturnahe Flusslebensräume nur<br />

noch kleinräumig im Bereich der Stauwurzeln vorkommen. In den Stauräumen degradierten<br />

die Lebensräume der meisten Donaufischarten infolge der reduzierten Fließgeschwindigkeit<br />

und des fehlenden Geschiebetransportes zu verschlammten Sohlflächen. Auch gingen durch<br />

den Aufstau die meisten für Flussfischarten zum Ablaichen wichtigen Flachwasserzonen sowie<br />

ufernahen Schotterbänke verloren.<br />

Die Ufer der Rückstaudämme innerhalb einer Stauhaltung sind durch geradlinige, monotone<br />

Blockwürfe gekennzeichnet und trennen den Hauptstrom der Donau über lange Strecken<br />

von seinen Nebengewässern ab. Damit gehen aber auch für viele Flussfischarten, deren gesamter<br />

Lebenszyklus in pflanzenreichen Stillgewässern abläuft, angestammte Nahrungszonen,<br />

Wintereinstände sowie sichere Hochwassereinstände verloren.<br />

In der österreichischen Donau kommen derzeit insgesamt 59 Fischarten vor, von denen 50<br />

als ursprünglich heimisch einzustufen sind. Etwa ein Drittel davon sind in Mitteleuropa auf<br />

die Donau und ihre unmittelbaren Nebengewässer beschränkt oder kommen nur in einem<br />

Abschnitt der Donau vor.<br />

Die biologische Gewässergüte der Donau hat bis Wien die Stufe II, ist also nur mäßig veruneinigt.<br />

Unterhalb von Wien reduziert sich die Gewässergüte streckenweise durch südliche<br />

Zubringerflüsse auf die Stufe II-III, weist also zum Teil eine starke Verunreinigung auf, was<br />

auf eine hohe organische Belastung hindeutet.<br />

Neben der Stromerzeugung gewinnt die Donau zunehmend als internationaler Schiffahrtsweg<br />

an Bedeutung.<br />

Motorbootverkehr und andere Erholungsnutzungen am Wasser konzentrieren sich hauptsächlich<br />

rund um die größeren Orte und Kleinstädte sowie die Stauräume in unmittelbarer<br />

Kraftwerksnähe.<br />

Altarme<br />

Die Auwälder sind von einer großen Anzahl von Altwässern durchzogen, an deren Ufern<br />

Großseggen-, Rohrkolben- und größere Schilfbestände sowie Weidenauen zu finden sind.<br />

Kennzeichnend für die Wasservegetation sind an der Oberfläche schwimmende oder untergetauchte<br />

Pflanzen. Das Wasser erscheint meist trüb grau bis blau-grün gefärbt. Im Bereich<br />

zwischen Altenwörth und Greifenstein wurden Altwässer mittels Durchstichen zu einem 42<br />

km langen Gerinne, dem so genannten Gießgang, verbunden, das neben einer Dotation des<br />

Auwaldes auch der Abfuhr der Vorlandbäche und des zufließenden Grundwassers aus dem<br />

Hinterland dient. Der Gießgang ist durch eine permanente Verbindung zur Donau im untersten<br />

Abschnitt und durch eine Flutmulde im obersten Abschnitt gekennzeichnet. Auf Grund<br />

der geringen Basisdotation über den Altenwörther Arm und insgesamt 25 Stauhaltungen ist<br />

der Anteil an strömungsliebenden Fischarten deutlich eingeschränkt. Welche Bedeutung die<br />

permanente Vernetzung mit der Donau hat, lässt sich am angebundenen Altarm Goldwascher<br />

feststellen, der trotz monotoner Ausgestaltung viele Laichfische beherbergt.<br />

Neben den durchflossenen Altarmen existiert eine Vielzahl an solchen, die nur mehr bei<br />

Hochwasser durchströmt werden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 10


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Altarme beherbergen viele seltene FFH-Lebensräume, wie etwa Natürliche Stillgewässer mit<br />

gut ausgeprägten Wasserschweber-Gesellschaften, Schlammfluren an Altarmen mit Wasserstandsschwankungen<br />

und Feuchte Hochstaudenfluren. Letztere bestehen aus üppig<br />

wachsenden, hohen Staudenbeständen an Ufern.<br />

Altarme und Schotterteiche werden oft von Hobbyfischern genutzt und es erfolgen Besatzmaßnahmen.<br />

Durch die zum Teil hohe Frequenz an Fischern kommt es in manchen Bereichen<br />

zu Störungen, die sich insofern auswirken, alsdass Wasservogelbruten (z.B. Enten) nur<br />

eingeschränkt vorkommen. Gelegentlich wird auf dem Gießgang auch mit Kanus gefahren.<br />

Vorlandbäche und -flüsse<br />

An Fließgewässern münden von Norden her die Krems, der Kamp, die Schmida, der Göllersbach,<br />

der Senningbach und der Donaugraben, vom Süden die Traisen, die Perschling,<br />

die Große Tulln und der Hagenbach in die Donau. Die Ufer dieser Gewässer sind besonders<br />

in den Unterläufen nur mehr auf kurzen Strecken naturnah ausgebildet, da die Flussläufe im<br />

Zuge der Kraftwerksbauten z.T. verlegt, zu Umleitungsgerinnen zusammengefasst oder mit<br />

Hochwasserschutzdämmen versehen wurden.<br />

Im Bereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es <strong>16</strong> weisen die Traisen, Große und Kleine Krems und<br />

Kamp laut biologischem Gütebild der Fließgewässer Österreichs 2001 in ihren Oberläufen<br />

großteils eine mäßige Belastung auf (Gewässergüte II). Die Gewässergüte der Traisen verschlechtert<br />

sich unterhalb der Einleitung des Glanzstoffwerkes und vor der Mündung in die<br />

Donau um eine halbe Güteklasse auf kritisch belastet (II-III). Unterhalb der Stadt Krems verschlechtert<br />

sich die Gewässergüte von Krems und Kamp ebenfalls auf „kritisch belastet“.<br />

Die weiter östlich einmündenden Gewässer wie Perschling und Große Tulln weisen im oberen<br />

Bereich die Güteklasse II auf und verschlechtern sich dann auf Güteklasse II-III.<br />

Senningbach, Kleine Tulln, Hauptgraben und Hagenbach werden ebenfalls mit der Gewässergüte<br />

II-III angeben. Die Schmida ist im gesamten Verlauf als kritisch belastet eingestuft,<br />

während der Göllersbach in seinem Oberlaufbach unterhalb von Hollabrunn teilweise außergewöhnlich<br />

starke Verunreinigung aufweist (III-IV), welche dann im weiteren Verlauf in die<br />

Güteklasse III (Gewässerabschnitte mit starker Verschmutzung, z.B. durch Abwässer und<br />

übermäßiger Belastung durch organische, Sauerstoff zehrende Stoffe) wechselt und sich im<br />

Unterlauf auf die Güteklasse II-III reduziert. Fischereilich genutzt werden vor allem die größeren<br />

Zubringer.<br />

Auwald<br />

Die Tullnerfelder Donauauen sind das größte zusammenhängende Auwaldgebiet Österreichs,<br />

dessen Wasserhaushalt jedoch auf Grund von Regulierungen und Kraftwerksbauten<br />

stark verändert und beeinträchtigt wurde. Trotzdem ist in weiten Bereichen eine autypische<br />

Fauna und Flora erhalten geblieben, jedoch ist der Anteil an Altholz und Totholz auf Grund<br />

der forstlichen Nutzung sehr gering.<br />

Eichen-Ulmen-Eschenauen (FFH-Lebensraumtyp 91F0) stellen den dominierenden Waldtyp<br />

dieses <strong>Gebiet</strong>es dar, der nur bei außergewöhnlich starken Hochwasserereignissen überschwemmt<br />

wird. Die Standorte liegen in der Regel grundwasserfern und weisen tiefgründige<br />

Braune Auböden auf.<br />

Die Gehölzbestände sind artenreich und werden von Stiel-Eiche und der forstlich geförderten<br />

Gewöhnlichen Esche aufgebaut. Untergeordnet können Winter-Linde, Feld-Ulme, Flatter-<br />

Ulme, Silber-Pappel und Berg-Ahorn beigemischt sein.<br />

Als nicht standortsheimische Bäume wurden auch Robinie, Schwarznuss, Götterbaum, Rotföhre<br />

und Eschenahorn eingebracht.<br />

Erlen-Eschen-Weidenauen (FFH-Lebensraumtyp 91E0) kommen hauptsächlich entlang von<br />

Altarmen vor. Im Vergleich zum vorherigen Waldtyp haben sie auf Grund ihrer linearen<br />

Strukturen nur einen geringen Flächenanteil am Auwaldgebiet. Eine Gefährdung dieses<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 11


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Waldtyps ist vor allem durch Grundwasserstandsänderungen und fehlende Überflutungen zu<br />

beobachten. Ein durch die Stauhaltungen permanent erhöhter Grundwasserspiegel in Kombination<br />

mit ausbleibenden Überflutungen führt zu einem Dauereinstau der Bestände, der für<br />

die Arten der Weichholzau nicht erträglich ist. Das äußert sich in den ersten Jahren durch<br />

Wipfeldürre, in der Folge führt das aber zum Absterben ganzer Bestände.<br />

Neben der Gewöhnlichen Esche sind in der Baumschicht, Graue-Erle, Silber-Pappel,<br />

Schwarz-Pappel, Gewöhnliche Trauben-Kirsche, Silberweide vertreten.<br />

Kanadapappel-Forste stellen meist sehr einheitliche Bestände mit nur einer gleichaltrigen,<br />

raschwüchsigen Baumschicht dar. Auf Grund ihrer kurzen Umtriebszeit, der Geradschaftigkeit,<br />

der Ausbildung von hallenartigen Beständen und der geringen Baumartenvielfalt weisen<br />

sie nur geringe Lebensraumqualitäten auf.<br />

Am besten eignen sich Kanadapappeln für Standorte, die bodenfrisch sind und eine gute<br />

Bodendurchlüftung aufweisen. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch vermehrt Bestände<br />

auf ungeeigneten Standorten ausgepflanzt. Die Folgen waren für die Forstwirtschaft unbefriedigende<br />

Zuwachsraten und sogar Trockenschäden.<br />

Das heutige Waldbild ist durch jahrhundertelange forstwirtschaftliche Eingriffe und jagdliche<br />

Bewirtschaftung stark verändert worden. Nach dem ersten Weltkrieg setzte eine verstärkte<br />

Umstellung von der Ausschlagwirtschaft mit Brennholzgewinnung zum Hochwaldbetrieb ein.<br />

Ziel war der Aufbau nach Altersklassen gegliederter und im Lichtwuchsbetrieb stehender<br />

Hochwaldbestände mit möglichst hohem Anteil wertholzfähiger Laubbäume. Nach wie vor<br />

findet man jedoch auch noch Mittelwald und stellenweise Niederwald in den Tullner Donauauen.<br />

Besondere Bedeutung kommt der Jagdwirtschaft zu. Intensive Wildhege in Wildgattern hat<br />

hier lange Tradition. Besonders auf ertragsschwachen oder forstlich ungeeigneten Standorten<br />

(z.B. Heißländen) nimmt sie einen hohen wirtschaftlichen Stellenwert ein.<br />

Spazierengehen und Radfahren sind die wichtigsten Freizeitnutzungen im Auwald. Die Radfahrer<br />

konzentrieren sich hauptsächlich auf den asphaltierten Treppelweg entlang der Donau<br />

und nutzen die Au nur im Nahbereich der größeren Orte. Der Erholungsdruck durch Spaziergänger<br />

konzentriert sich im Wesentlichen auf die Bereiche der Städte Korneuburg, Stockerau,<br />

Krems, Traismauer, Tulln und Klosterneuburg, wobei die Zeit mit dem höchsten Erholungsdruck<br />

der Vorfrühling sein dürfte, da hier viele Menschen zur Schneeglöckchenblüte<br />

kommen. Im Spätfrühling und Sommer nimmt der Druck auf Grund der Stechmücken wieder<br />

ab.<br />

Gründland<br />

Im Bereich des Auwaldes befinden sich zum Teil großflächige, zusammenhängende Wiesenkomplexe.<br />

Auf Trockenstandorten kommen vor allem Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen und<br />

Glatthaferwiesen vor. Sie beherbergen eine Vielzahl an seltenen Pflanzenarten, wie zum<br />

Beispiel die Orchideenarten Helm-Knabenkraut und Brand-Knabenkraut.<br />

In regelmäßig überschwemmten Bereichen und in Geländemulden gibt es lokal feuchte Auwiesen.<br />

Hier finden sich z.B. Filz-Segge, Hohes Veilchen, Sibirische Schwertlilie, Sumpf-<br />

Siegwurz und Natternzunge. Diese Bestände treten im Gegensatz zu den oben beschriebenen<br />

trockeneren Wiesen nur vereinzelt auf, da auf Grund des Ausbleibens von Überschwemmungen<br />

und auf Grund der Grundwasserabsenkungen die Feuchtstandorte seltener<br />

geworden sind. Oft kann sogar eine Entwicklung ehemals feuchter Auwiesen zu frischen<br />

Glatthaferwiesen oder Trespen-Halbtrockenrasen beobachtet werden. Hat sich der Wasserhaushalt<br />

nicht verändert, können aus nicht gemähten feuchten Wiesen mitunter auch krautige<br />

Hochstaudenfluren entstehen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 12


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Der Erhaltungszustand der Wiesen ist unterschiedlich. Vor allem kleinere Wiesen sind oftmals<br />

verbracht. Große Wiesen werden meistens ein- bis zweimal jährlich ab Mitte Mai gemäht<br />

und nicht gedüngt. Die Bewirtschaftung erfolgt großteils durch Forstbetriebe, die das<br />

Heu zur Wildfütterung verwenden oder als Pferdefutter verkaufen. Gelegentlich werden auch<br />

Wiesen an Landwirte aus der Umgebung verpachtet.<br />

Oft befinden sich auf den Waldwiesen auch jagdliche Einrichtungen wie Forsthäuser, Hochstände<br />

und Wildfütterungen.<br />

Ackerflächen<br />

In den Tullnerfelder Donauauen liegen nur sehr wenige Ackerflächen innerhalb des Auwaldgebietes.<br />

Meist sind es kleine Felder, die als Wildäcker genutzt werden. Die unmittelbar an<br />

den Auwald angrenzenden Felder werden durchwegs intensiv bewirtschaftet. Neben Weizen<br />

und Gerste werden Mais, Zuckerrübe, Raps und Sonnenblume angebaut. Fallweise gibt es<br />

auch Kartoffel und Gemüseanbau. Im Vorland des Auwaldes werden Ackerkulturen zum<br />

Teil mittels Grundwasserbrunnen bewässert.<br />

1.4.2.3 Tiere als Leitarten<br />

Säugetiere<br />

Nördlich der Donau haben sich auf Trockenwiesen kleinere Zieselkolonien erhalten.<br />

Der Biber hat sich in den letzten Jahrzehnten vor allem im Bereich der größeren Altarme angesiedelt<br />

und es gibt auch ein Vorkommen des Fischotters in den Donauauen.<br />

Vögel<br />

Zum Teil im Bestand mehr oder weniger gefährdete Vogelarten haben ihren Lebensraum in<br />

den Tullnerfelder Donauauen. Zu den Brutvögeln zählen Zwergrohrdommel, Weißstorch,<br />

Schwarzstorch, Schnatterente, Rotmilan (Brutvogel bis in die jüngere Vergangenheit),<br />

Schwarzmilan, Sakerfalke, Turmfalke, Rebhuhn, Turteltaube, Eisvogel, Wendehals, Grünspecht,<br />

Grauspecht, Feldlerche, Uferschwalbe, Grauschnäpper, Neuntöter.<br />

Weitere Brutvogelarten sind Graureiher, Wespenbussard, Rohrweihe, Sperber, Habicht,<br />

Baumfalke, Flussregenpfeifer, Wasserralle, Tüpfelsumpfhuhn, Hohltaube, Wiedehopf, Mittelspecht,<br />

Nachtigall, Schwarzkehlchen, Blaukehlchen, Feldschwirl, Schlagschwirl, Rohrschwirl,<br />

Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Sperbergrasmücke, Beutelmeise und Rohrammer.<br />

Auch für Nahrungsgäste, Durchzügler und Überwinterer hat das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

eine große Bedeutung. Neben regelmäßig überwinternden Seeadlern nutzen viele<br />

Entenarten die eisfreien Flächen der Donau und ihrer Altarme (Stockente, Tafelente, Schellente,<br />

Reiherente, diverse Meeresenten, Gänse- und Zwergsäger). Auch der Kormoran<br />

kommt im Winter in größerer Anzahl vor bzw. findet sich hier ein wichtiger Schlafplatz.<br />

Amphibien und Reptilien<br />

Neben individuenstarken Populationen von Rotbauchunke, Donaukammmolch, Teichfrosch,<br />

Kleinem Teichfrosch, Seefrosch, Laubfrosch, Knoblauchkröte, Wechselkröte, Springfrosch,<br />

Grasfrosch, Teichmolch und Erdkröte existiert in den Tullnerfelder Donauauen auch eines<br />

der bedeutendsten Balkan-Moorfrosch-Vorkommen in Österreich. Auch ein kleines Vorkommen<br />

der Sumpfschildkröte ist im <strong>Gebiet</strong> vorhanden. Bei den Schlangen treten neben der seltenen<br />

Würfelnatter auch Äskulappnatter, Ringelnatter und Schlingnatter im <strong>Gebiet</strong> auf. Neben<br />

der häufigen Zauneidechse ist auch die scheue Blindschleiche anzutreffen.<br />

Fische und Neunaugen<br />

Neben den freien Fließstrecken der Donau, werden auch Altarme, Stillgewässer, ältere<br />

Schottergruben und Stauraumbereiche von verschiedenen, zum Teil seltenen Fischarten be-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 13


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

siedelt. Folgende Raritäten sind zu nennen: Ukrainisches Neunauge, Bachneunauge, Huchen,<br />

Schied (Rapfen), Weißflossen-Gründling, Steingressling, Strömer, Bitterling, Perlfisch,<br />

Frauennerfling, Steinbeißer, Schlammpeitzger, Goldsteinbeißer, Schrätzer, Streber, Zingel<br />

und Koppe.<br />

Insekten<br />

Bei den Käferarten sind besonders Scharlachkäfer und Hirschkäfer hervorzuheben, welche<br />

bevorzugt die Altholzzellen des Auwaldes besiedeln.<br />

Neben einer Vielzahl von Libellenarten, die im <strong>Gebiet</strong> vorkommen, sind die Grüne Keiljungfer<br />

(stark gefährdet) und die Große Moosjungfer (vom Aussterben bedroht) hervorzuheben, welche<br />

punktuell an Altarmen und Fließgewässerabschnitten auftreten.<br />

Neben Segelfalter und Schwalbenschwanz, welche im Frühjahr und Sommer auf den Heißländen<br />

anzutreffen sind, besiedeln Raritäten wie Heckenwollafter die Trespen-Schwingel-<br />

Kalktrockenrasen. Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling und Heller Wiesenknopf-<br />

Ameisenbläuling finden sich im Bereich der feuchteren Glatthaferwiesen. Der Eschen-<br />

Scheckenfalter ist eher eine Wald bewohnende Schmetterlingsart und findet im Auwaldbereich<br />

günstige Lebensbedingungen.<br />

Krebse<br />

Urzeitkrebse kommen vor allem in zeitweise austrocknenden Gewässern im ackerbaulich<br />

genutzten Vorland des Auwaldes vor.<br />

1.4.2.4 Landschaftspotenziale<br />

Auf Grund ihrer Größe sind die Tullnerfelder Donauauen ein bedeutender Lebensraum innerhalb<br />

von Europa. Entscheidende Faktoren für die Lebensraumqualität sind große, nicht<br />

durch Straßen und dergleichen zerschnittene Waldgebiete. Das kühl-feuchte Innenwaldklima<br />

mit geringer Sonneneinstrahlung bevorzugen viele störungsempfindliche Waldbewohner.<br />

Eine deutliche Erhöhung des Alt- und Totholzanteils im Auwald z.B. in Form von zusammenhängenden<br />

Altholzinseln wäre nicht nur für viele selten gewordene holzbewohnende Insektenarten<br />

von großem Vorteil. Zudem würde sich dies positiv auf höhlenbrütende und Großhorst<br />

bauende Vögel (diverse Spechtarten, Seeadler, Graureiher u.v.a.) auswirken.<br />

Die Reduktion des Wildbesatzes in <strong>Gebiet</strong>en mit sehr hohem Wildbestand (Jagdgatter!)<br />

könnte die Naturverjüngungsfähigkeit des Waldes entscheidend verbessern. Zudem ist der<br />

hohe Bestand an Sikahirschen in den südlich der Donau gelegenen Auen kritisch zu betrachten.<br />

Die Altarme und die Donau besitzen ein enormes Entwicklungspotenzial. Gegenwärtig sind<br />

die Altarme jedoch großteils von der Donau getrennt und befinden sich oftmals in stark fortgeschrittenen<br />

Verlandungsstadien, wodurch eine Durchströmung der Au nicht mehr gewährleistet<br />

ist. Durch den fehlenden Wasseraustausch gibt es in vielen Bereichen Probleme mit<br />

der Wasserqualität. Die Wiedervernetzung bestehender Altarme mit der Donau und eine entsprechend<br />

höhere Wasserdotation würden dieses Problem lösen und zusätzlich die Lebensraumbedingungen<br />

strömungsliebender Fischarten verbessern. Beinahe völlig fehlen im <strong>Gebiet</strong><br />

die Pionierstandorte wie z.B. Schotterbänke am Donauufer. Neben den Fischen würden<br />

Schotterbänke auch Flussuferbrütern zugute kommen. (Aus dem Tullnerfeld gibt es aus der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts historische Belege für die Brut der heute in Mitteleuropa<br />

als Brutart ausgestorbenen Lachseeschwalbe!) Zur optimalen Entwicklung der Gewässerlebensräume<br />

bedarf es jedoch eines Gesamtkonzeptes, da für eine optimale Lebensraumausstattung<br />

ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verlandenden Altarmen, Stillgewässern und<br />

Fließgewässern notwendig ist. Beispiele dafür liefern die von Zauner und Kummer (1998)<br />

vorliegenden Revitalisierungsvorschläge für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“<br />

und die „Stauwurzel Freudenau“.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 14


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Ähnliches gilt für die Donauzubringerflüsse des Tullnerfeldes, wo es bereits erste Ansätze<br />

gibt (z.B. Gewässerbetreuungskonzept Unterer Kamp, 1998). Naturnaher Rückbau würde<br />

neben den positiven Aspekten der Erhaltung von Tier- und Pflanzenarten auch eine Verbesserung<br />

des Hochwasserschutzes bringen.<br />

Der Bestand großer, zusammenhängender Wiesen im Auwald ist ebenfalls für die heute<br />

weitgehend ackerbaudominierte Landschaft des Tullnerfeldes einzigartig. Auf Grund ihres<br />

Artenreichtums kommt den Wiesen bei entsprechender Pflege und Erhaltung ein hohes Potenzial<br />

für den Naturschutz zu. Die gegenwärtige Nutzung ist in weiten Teilen ausreichend<br />

zur Erhaltung der Bestände. Jedoch sollte die Pflege von derzeit überweideten, durch große<br />

Wildfütterungen schwer beeinträchtigten oder derzeit nicht genutzten Wiesen optimiert werden.<br />

Das könnte durch Nutzungsextensivierung und Wiederaufnahme der Mahd von Wiesenbrachen<br />

geschehen.<br />

1.4.2.5 Entwicklungstendenzen in den Tullnerfelder Donauauen<br />

Durch die Einschränkung des Flusslaufes auf ein einziges Hauptgerinne, das großteils aufgestaut<br />

ist, gingen so genannte Pionierstandorte an Flussufern, die durch Veränderungen<br />

und Verlagerungen des Flussbettes entstehen, beinahe gänzlich verloren. Weder an der Donau,<br />

noch an ihren Zubringern existieren noch Schotter- oder Sandbänke, die Pionierpflanzen-<br />

und Tiergemeinschaften einen Lebensraum bieten könnten.<br />

Überschwemmungen finden wegen der Kraftwerke nur mehr selten statt. Zusätzlich kam es<br />

durch die Staustufen zu einer wesentlichen Änderung der Grundwasserverhältnisse in den<br />

Auwäldern. Lokale Anstiege und Rückgänge des Grundwasserstandes konnten beobachtet<br />

werden. Manche <strong>Gebiet</strong>e wurden dadurch trockener, andere wiederum feuchter. Zusammen<br />

bewirkt dies massive Standortsveränderungen in den Wäldern, sodass die zukünftige Entwicklung<br />

einzelner Waldbestände nur schwer voraussehbar ist, da die verschiedenen Baumarten<br />

unterschiedlich sensibel auf die Veränderungen reagieren.<br />

Die geänderten Grundwasserverhältnisse spiegeln sich auch auf den trockenen Wiesen wider.<br />

Auf den extrem schlecht mit Wasser versorgten Schotterböden scheinen sie sich in<br />

manchen Teilen ebenfalls auszudehnen. In den Randbereichen gibt es immer wieder Bäume<br />

und Sträucher, die vertrocknen oder wipfeldürr werden.<br />

Der Bestand des Grünlands scheint in den meisten Bereichen für die nächsten Jahre gesichert,<br />

da viele Forstbetriebe an ÖPUL-Naturschutzmaßnahmen teilnehmen und die Wiesen<br />

nach festgelegten Auflagen pflegen. Dennoch gibt es <strong>Gebiet</strong>e, die stark überweidet sind,<br />

durch große Wildfütterungen stark in Mitleidenschaft gezogen sind oder verbrachen.<br />

Durch die schlechten Holzpreise sind viele Forstbetriebe gezwungen, ihre Einnahmen aus<br />

Jagd und Fischerei zu erhöhen. Vor allem in Wildgattern führte die Überhege zu starken Beeinträchtigungen,<br />

sodass eine Naturverjüngung ohne Zäunung nicht mehr möglich ist.<br />

Durch das Einbringen von Fremdholz und Hybridpappeln in die Auwälder wird die Verdrängung<br />

der standortseinheimischen Waldgesellschaften gefördert. Vor allem im Wald von Agrargemeinschaften<br />

weist der Trend derzeit in Richtung verstärkter Hybridpappeleinbringung.<br />

In den großen Forstbetrieben wurden bereits in den letzten Jahrzehnten beinahe alle hybridpappeltauglichen<br />

Standorte weitgehend umgewandelt. Gleichzeitig kann jedoch auch ein anderer<br />

Trend beobachtet werden. Derzeit zwingt die eher schlechte Wirtschaftslage viele Betriebe<br />

zu Rationalisierungsmaßnahmen, sodass vermehrt mit Naturverjüngung gearbeitet<br />

wird. Für die Natur ist das ein durchaus positiver Trend.<br />

Zurzeit sind einige Projekte zur Gewässerrenaturierung angedacht oder in Planung. Es handelt<br />

sich dabei um Dotationen von Altwässern, Wiederanbindung von Altarmen an die Donau<br />

und um die Renaturierung von Donauzubringern. Welche Konsequenzen aus dem Hochwasser<br />

von 2002 gezogen werden kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abgeschätzt<br />

werden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 15


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Innerhalb der letzten Jahre wurde in der Region hauptsächlich am vierspurigen Ausbau der<br />

S5 gearbeitet. Gegenwärtig erfolgt der Ausbau zwischen Frauendorf und Kollersdorf, der bis<br />

2004 fertiggestellt werden soll. Bis 2008 soll der etappenweise Ausbau bis zur<br />

Anschlussstelle in Krems-Ost fertiggestellt werden.<br />

Im Zuge dieser Arbeiten wurde die bestehende Trasse durch Rodungen verbreitert und zahlreiche<br />

Wirtschaftswegbrücken neu errichtet. Der Ausbau war auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens<br />

und der hohen Unfallgefahr auf der stark befahrenen zweispurigen Bundesstraße<br />

notwendig. Der für den Straßenbau benötigte Schotter stammt unter anderem aus<br />

dem unmittelbar angrenzenden Auwald. Da sich die ergiebigsten Schottergruben im Bereich<br />

der Heißländen befinden, wurden auch dort befindliche Halbtrockenrasen zerstört. Außerdem<br />

bedeutet der Schottergrubenbetrieb eine erhebliche Lärm und Staubbelastung für die<br />

umgebende Au. Möglich ist auch eine Ausweitung bestehender Schottergruben im Auwald<br />

im Zuge weiterer Sraßenbauprojekte, die zur Zerstörung von FHH-Lebensräumen im Wald<br />

und im Grünland führen kann.<br />

Als negative Auswirkungen von Straßenbaumaßnahmen auf den Naturraum ist außerdem<br />

die Lebensraumzerschneidung zu werten. Die Autobahn und die Schnellstraße stellen für die<br />

meisten Arten eine unüberwindbare Barriere dar. Ein Hin- und Herwechseln zwischen Auwald<br />

und dem Auvorland ist dadurch nicht möglich. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch<br />

den Wildschutzzaun entlang der Straßen, der jedoch aus Gründen der Verkehrssicherheit<br />

unbedingt notwendig ist.<br />

Im Nahbereich der Stadt Tulln wurde vor wenigen Jahren eine Nordumfahrung errichtet, die<br />

unmittelbar am nördlichen Donauufer liegt und über die neue Donaubrücke nach Tulln führt.<br />

Gegenwärtig ist der Bau einer Donaubrücke im Bereich Traismauer geplant. Die Brücke ist<br />

das Kernstück einer vierspurigen Straßenverbindung zwischen der Kremser Schnellstraße<br />

S33 und der Stockerauer Schnellstraße S5 am nördlichen Donauufer. Die Verbindung der S5<br />

über die neue geplante Donaubrücke bei Traismauer zur S33 soll bis 2008 fertiggestellt werden.<br />

Ziel ist es, die Fahrtstrecke von St. Pölten Richtung Stockerau um 13 km zu verkürzen.<br />

Die Planungen befinden sich derzeit im Stadium eines Vorprojektes. Die nun festgelegte<br />

Trassenvariante zweigt nördlich der Donau zwischen Grafenwörth und Grundorf von der S5<br />

ab, quert den Kamp und verläuft durch überwiegend landwirtschaftlich genutztes <strong>Gebiet</strong> bis<br />

zur Donau. Zwischen Hollenburg und Wagram ob der Traisen bindet sie dann in die S33 ein,<br />

wobei der Vollausbau der S33 bis 2007 fertiggestellt werden soll.<br />

Im Zuge des Baus kann es jedoch zur Zerstörung von Lebensräumen und zur Zerschneidung<br />

bisher zusammenhängender Lebensräume kommen. Weiters bewirkt der Verkehr hohe<br />

Lärm- und Emmissionsbelastungen.<br />

Südlich der Donau ist eine Umfahrung von Klosterneuburg geplant. Die UVP zu diesem Projekt<br />

wurde vor kurzem fertiggestellt. Weiters liegt eine Trassenstudie über eine Donaubrücke<br />

zwischen Klosterneuburg und Korneuburg vor.<br />

Im Rahmen der EU-Osterweiterung wird neben einem prognostizierten Wirtschaftswachstum<br />

in Österreich auch mit einem entsprechend höherem Verkehrsaufkommen zu rechnen sein,<br />

was den Ausbau von neuen, umweltfreundlichen und leistungsstarken Verkehrswegen mit<br />

sich bringen wird. Der Donau wird dabei eine großes Entwicklungspotenzial zugeschrieben,<br />

wobei besonders der Ballungsraum Wien mit der Anbindung an alle drei Verkehrswege ein<br />

Anziehungspunkt für die Neuerrichtung von Logistikzentren darstellt.<br />

Gegenwärtig ist zu beobachten, dass die Wasserversorgung mit Grundwasser aus der Au<br />

weiter ausgebaut wird. Sowohl Kommunen, als auch überregionale Versorger greifen vermehrt<br />

auf die ausgiebigen Wasservorräte des <strong>Gebiet</strong>es zurück.<br />

In Klosterneuburg, Traismauer und Korneuburg sind Freizeit- und Erholungsprojekte unmittelbar<br />

angrenzend an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> geplant. Es bleibt abzuwarten, ob diese Projekte<br />

und die Siedlungsentwicklung im Umland von Wien den Erholungsdruck auf den Au-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL <strong>16</strong>


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

wald wesentlich steigern werden, oder ob es durch diese Projekte zu einer verbesserten Besucherlenkung<br />

kommt und sensible <strong>Gebiet</strong>e dadurch entlastet werden.<br />

1.4.3 Vorkommende Lebensraumtypen und ihre Verbreitung im <strong>Gebiet</strong><br />

3130 Schlammfluren:<br />

Wo noch Wasserstandsschwankungen an den Altarmen existieren, findet man Reste dieses<br />

ehemals weiter verbreiteten Lebensraumes. Aktuell gibt es in den Tullnerfelder Donauauen<br />

nur einen Fundort. Generell handelt es sich bei dem Lebensraumtyp um schlammige, schlickige<br />

Ufer von Stillgewässern, die schütter mit einjährigen Pflanzen bewachsen sind. Kennzeichnend<br />

ist der im Jahresverlauf stark wechselnde Wasserstand. Solche Schlammfluren<br />

enthalten als wichtige Arten den Schlammling und das Braune Zyperngras.<br />

3140 Armleuchteralgen-Gesellschaften:<br />

Dieser Lebensraumtyp wurde in einem naturnahen Abbaugewässer angetroffen. Es handelt<br />

sich meistens um unverschmutzte, klare Stillgewässer mit grünlichem bis bläulichem Wasser.<br />

Sie weisen eine geringe bis mäßige Nährstoffversorgung auf und haben einen hohen<br />

Kalkgehalt. Auf ihrem Grund sind Algenteppiche der Gattungen Chara und Nitella ausgebildet.<br />

3150 Natürliche Stillgewässer mit Wasserschwebergesellschaften:<br />

Der Lebensraumtyp umfasst großteils ehemalige Donauarme, die kaum mehr Strömung aufweisen<br />

und ist in den Tullnerfelder Donauauen weit verbreitet. Die Vegetation wird geprägt<br />

von Unterwasser- und Schwimmblattpflanzen. An Pflanzenarten ist in den Altarmen neben<br />

Wasserfeder, Seerose, Froschbiss, Wasserlinse, Ähren-Tausendblatt, Quirl-Tausendblatt,<br />

Großem Nixkraut, Laichkraut, Gemeinem Wasserhahnenfuß, Teichlinse auch die seltene<br />

Krebsschere zu finden.<br />

3220 Alpine Flüsse mit krautiger Ufervegetation:<br />

In den Tullnerfelder Donauauen gibt es diesen Lebensraumtyp nur an der Traisen im Bereich<br />

einer Aufweitung des Flussbettes. Hier kann der Flusslauf frei pendeln und je nach Strömungsgeschwindigkeit<br />

Schotterbänke, Sand- oder Schlickablagerungen ausbilden. Auf diesen<br />

Extremstandorten, die von jedem Hochwasser wieder weggerissen werden können, siedeln<br />

sich krautige Pionierpflanzen an, die kurzzeitige Überschwemmung und Trockenheit<br />

während Niederwasserperioden ertragen können.<br />

3240 Lavendelweiden-Sanddorn Ufergebüsch:<br />

Der einzige Standort des Uferweidengebüschs liegt ebenfalls an der Traisen und ist eng mit<br />

der krautigen Ufervegetation (3220) verzahnt. Werden die Flussablagerungen über einige<br />

Jahre nicht durch Hochwässer zerstört, so können sich Sträucher etablieren. Typische Arten<br />

sind die Lavendel-Weide und die Purpur-Weide.<br />

3260 Fluthahnenfußgesellschaften:<br />

Sie kommen in naturnahen Fließgewässern vor. Es handelt sich um in der Strömung flutende<br />

Wasserpflanzenbestände, die unter anderem von verschiedenen Hahnenfußarten und Wassermoosarten<br />

gebildet werden. In den Tullnerfelder Donauauen sind sie lediglich in zwei Polygonen<br />

zu finden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 17


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

3270 Zweizahnfluren Schlammiger Ufer:<br />

Es handelt sich hierbei um schlammige Flussufer mit einer Nährstoff liebenden, artenarmen,<br />

meist kurzlebigen Vegetation. Kennzeichnend ist, dass die Ufer regelmäßig überschwemmt<br />

werden und im Sommer meistens trocken fallen. Als wichtige Arten sind die Schwanenblume<br />

und die Sumpf-Wolfsmilch zu nennen. Gegenwärtig wurde dieser Lebensraumtyp nur auf<br />

sechs Flächen ausgewiesen.<br />

6210 Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen:<br />

Die Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen stellen meist einschnittige, kurzwüchsige Wiesen<br />

mit einem auffallenden Kräuterreichtum dar und kommen in den Tullnerfelder Donauauen in<br />

beachtlichem Ausmaß vor. Durchschnittlich findet man 50-60 Pflanzenarten auf solchen<br />

Wiesen. Auf extrem schottrigen Böden mit geringer Humusschicht finden sich Bestände, die<br />

von der Aufrechten Trespe, dem Gemeinen Zittergras, der Großen Kammschmiele und dem<br />

Furchen-Schwingel dominiert werden. Typische Kräuter sind einige Kreuzblümchenarten,<br />

Purgier-Lein, Kleiner Odermenning und die Prachtnelke. Bemerkenswert ist das relativ häufige<br />

Vorkommen der Orchideen Brand-Knabenkraut und Helm-Knabenkraut.<br />

6430 Feuchte Hochstaudenfluren:<br />

Zu einem großen Teil findet man sie entlang der Ufer von Altwässern. Es handelt sich um<br />

Nährstoff liebende, hochwüchsige Pflanzengesellschaften, die die Bereiche zwischen Mittelwasser-<br />

und durchschnittlicher Hochwasserlinie besiedeln. Manchmal entstehen durch das<br />

Vorkommen von Kletterpflanzen, stechenden und kratzenden Pflanzen üppige, undurchdringliche<br />

Dickichte. Es dominieren das Drüsige Springkraut, verschiedene Distelarten und<br />

das Klettenlabkraut. Zusätzlich können auch noch Große Brennnessel und die Echte Zaunwinde<br />

auftreten.<br />

6510 Glatthaferwiesen:<br />

Die Glatthaferwiesen kommen in den Auen in beträchtlichem Ausmaß vor und befinden sich<br />

auf Standorten, die besser mit Nährstoffen und Feuchtigkeit versorgt sind als die Standorte<br />

der Trespen-Schwingel Kalktrockenrasen. Die Wiesen sind meistens hochwüchsig und ertragreich<br />

und werden deswegen mitunter zweimal jährlich gemäht. Der Artenreichtum zeigt<br />

sich darin, dass etwa 30-40 verschiedene Pflanzenarten vorkommen können. Die dominanten<br />

Gräser sind der Glatthafer, der Wiesenschwingel und das gewöhnliche Knaulgras. Als<br />

typische Wiesenkräuter kommen der Rotklee, die Wiesen-Margarite und der Scharfe Hahnenfuß<br />

vor. Jedoch können verschiedene andere Gräser je nach Feuchtigkeit des Standortes<br />

dominant werden. Auf den feuchteren Standorten treten Wiesen-Fuchsschwanz, Wolliges<br />

Honiggras und Gemeines Rispengras in den Vordergrund, während die trockenen Bestände<br />

bereits zu den Trespen-Schwingel Trockenrasen überleiten.<br />

91E0 Erlen-Eschen-Weidenauen (Weichholzauen):<br />

Sie kommen im <strong>Gebiet</strong> als Waldtyp hauptsächlich entlang von Altarmen vor. Im Vergleich zu<br />

den Eichen-Ulmen-Eschenauen haben sie auf Grund ihrer linearen Strukturen nur einen geringen<br />

Flächenanteil am Auwaldgebiet. Eine Gefährdung dieses Waldtyps ist vor allem durch<br />

Grundwasserabsenkungen zu beobachten, die sich in den ersten Jahren durch Wipfeldürre<br />

zeigt, in der Folge aber zum Absterben ganzer Bestände führt.<br />

Neben der Gewöhnlichen Esche sind in der Baumschicht Schwarz-Erle, Graue-Erle, Silber-<br />

Pappel, Schwarz-Pappel, Gewöhnliche Trauben-Kirsche, Silberweide, Purpur-Weide, Bruch-<br />

Weide, Mandel-Weide und Korb-Weide vertreten. In den Weichholzauen zählen Hybridpappel,<br />

Eschen-Ahorn, Amerikanische Esche und Robinie zu den florenfremden Baumarten.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 18


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

In der Strauch- und Krautschicht finden sich Brennnessel, Hopfen, Sumpf-Vergissmeinnicht,<br />

Echtes Springkraut, Riesen-Segge, Winkel-Segge, Kletten-Labkraut, Gundermann, Rohr-<br />

Glanzgras, Auen-Brombeere und Hain-Sternmiere.<br />

91 F0 Eichen-Ulmen-Eschenauen (Hartholzauen):<br />

Sie stellen den dominierenden Waldtyp dieses <strong>Gebiet</strong>es dar, der nur bei außergewöhnlich<br />

starken Hochwasserereignissen überschwemmt wird. Die Standorte liegen in der Regel<br />

grundwasserfern und weisen tiefgründige „Braune Auböden“ auf.<br />

Die Gehölzbestände sind artenreich und werden von Stiel-Eiche und der forstlich geförderten<br />

Gewöhnlichen Esche aufgebaut. Untergeordnet können Winter-Linde, Feld-Ulme, Flatter-<br />

Ulme, Silber-Pappel und Berg-Ahorn beigemischt sein. Oft ist auch eine zweite Baumschicht<br />

mit Trauben-Kirsche, Feld-Ahorn, Wild-Apfel und Wild-Birne vorhanden. Auf trockenen<br />

Standorten kann auch Winter-Linde und Hainbuche größere Anteile erreichen.<br />

In der Strauchschicht sind Roter Hartriegel und Haselnuss am Aufbau beteiligt. Die Krautschicht<br />

wird von Frühjahrsblühern wie Schneeglöckchen, Hohler Lerchensporn, Bär-Lauch<br />

und Knoten-Beinwell dominiert. Weiters sind Wald-Zwenke, Maiglöckchen, Nesselblättrige<br />

Glockenblume, Wald-Veilchen und Wald-Ziest am Aufbau der dichten Krautschicht beteiligt.<br />

Durch die forstliche Nutzung der Auwälder sind eschendominierte Bestände auf Standorten<br />

der feuchten Harten Au häufig anzutreffen. Zu den Gefährdungsursachen zählen neben dem<br />

Ulmensterben die fehlende Überflutungsdynamik und eine Bestandsumwandlung nach Kahlschlägen.<br />

Als Problembaumarten sind Eschenahorn und Robinie einzustufen.<br />

1.4.4 Vorkommende Tier- und Pflanzenarten und ihre Verbreitung im <strong>Gebiet</strong><br />

Dieses Kapitel enthält einen kurzen Überblick über alle FFH-Arten der Tullnerfelder Donauauen.<br />

Es ist eine zusammenfassende Darstellung, die kurz auf die Habitate, die geographische<br />

Verteilung und die Repräsentativität der Vorkommen eingeht. Ausführliche Artenporträts<br />

der einzelnen Tierarten befinden sich im Kapitel „Habitate der Anhang II Tierarten“. Dort<br />

wird ebenfalls auf die Erhaltungsziele und Erhaltungsmaßnahmen eingegangen.<br />

1.4.4.1 Säugetiere<br />

1337 Biber (Castor fiber)<br />

Das Vorkommen ist von überregionaler Bedeutung. Der Biber findet hier gute Lebensraumbedingungen<br />

vor, da er lediglich ganzjährig Wasser führende Gewässer und ein reiches<br />

Nahrungsangebot an krautigen Pflanzen und Gehölzen braucht.<br />

1355 Fischotter (Lutra lutra)<br />

Durch ihre Lage im Zentrum Niederösterreichs stellen die Tullnerfelder Donauauen mit ihren<br />

naturnahen Gewässern eine wichtige nationale Schnittstelle für die Verbreitung des Fischotters<br />

dar, wenngleich das eigentliche Vorkommen nur auf den Bereich der Kampmündung<br />

beschränkt ist.<br />

1.4.4.2 Amphibien<br />

1188 Rotbauchunke (Bombina bombina)<br />

1993 Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus)<br />

Für beide Tieflandarten herrschen hier sehr gute Lebensraumbedingungen. Zahlreiche naturnahe<br />

Gewässer und reich strukturierte Pflanzenbestände machen die Tullnerfelder Donauauen<br />

zu einem wichtigen Verbreitungszentrum innerhalb Österreichs.<br />

1.4.4.3 Fische<br />

1114 Frauennerfling (Rutilus pigus)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 19


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1122 Steingressling(Gobio uranoscopus)<br />

1124 Weißflossengründling (Gobio albipinnatus)<br />

1130 Rapfen, Schied (Aspius aspius)<br />

1131 Strömer (Leuciscus souffia)<br />

1134 Bitterling (Rhodeus sericeus amarus)<br />

1139 Perlfisch (Rutilus frisii meidingeri)<br />

1145 Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis)<br />

1146 Goldsteinbeißer (Sabanejewia aurata)<br />

1149 Steinbeißer (Cobitis taenia)<br />

1157 Schrätzer (Gymnocephalus schraetzer)<br />

1159 Zingel (Zingel zingel)<br />

1<strong>16</strong>0 Streber (Zingel streber)<br />

1<strong>16</strong>3 Koppe (Cottus gobio)<br />

Die hier vorkommenden Arten sind zu einem großen Teil strömungsliebend und haben daher<br />

ihre Verbreitungsschwerpunkte in der Donau, dem Gießgang und den Fließabschnitten größerer<br />

Donauzubringerflüsse. Einige benötigen jedoch in bestimmten Lebensabschnitten<br />

auch ruhigere Gewässer (z.B. Altwässer zum Ablaichen). Viele der oben angeführten Arten<br />

werden durch die Veränderung der Strömungsverhältnisse und das Fehlen von Kiesbänken<br />

auf Grund der Kraftwerksbauten stark negativ beeinflusst. Ein weiterer Einflussfaktor ist auch<br />

die Veränderung der Wasserqualität in der Donau und den Nebenflüssen.<br />

1.4.4.4 Insekten<br />

Käfer<br />

1083 Hirschkäfer (Lucanus cervus)<br />

Diese Art benötigt bodennahes faulendes Holz, wie z.B. Baumstümpfe zur Larvenentwicklung<br />

und leidet daher unter dem geringen Totholzangebot im Wirtschaftswald.<br />

1086 Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus)<br />

Der Scharlachkäfer lebt großteils unter der Rinde von abgestorbenen, aber noch stehenden<br />

Bäumen. Daher ist er sehr abhängig von einem hohen Totholzanteil im Auwald.<br />

Schmetterlinge<br />

1052 Eschen-Scheckenfalter (Hypodryas maturna)<br />

Die Art besiedelt Waldwege, Waldlichtungen und Waldschläge in eschenreichen Wäldern,<br />

wobei sie Mittelwälder bevorzugt. Die Tullnerfelder Donauauen stellen durch den Eschenreichtum<br />

daher ein wichtiges Verbreitungsgebiet dar.<br />

1059 Heller Wiesenknopf Ameisenbläuling (Maculinea teleius)<br />

Der Lebensraum dieser Art sind magere Feuchtwiesen und feuchte Hochstaudenfluren entlang<br />

von Gewässern. Den wenigen entsprechenden Standorten in den Tullnerfelder Donauauen<br />

kommt daher hohe Bedeutung bei der Arterhaltung zu.<br />

1060 Großer Feuerfalter (Lycaena dispar)<br />

Der große Feuerfalter ist in den Tullnerfelder Donauauen weit verbreitet, jedoch nicht häufig.<br />

Er besiedelt verschiedene Lebensräume wie z.B. feuchte und wechselfeuchte Wiesen, Böschungen<br />

und Waldschläge.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 20


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1061 Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling (Maculinea nausithous)<br />

Der Lebensraum dieser Art sind magere Feuchtwiesen, Säume und Brachen entlang von<br />

Gräben. Den wenigen entsprechenden Standorten in den Tullnerfelder Donauauen kommt<br />

daher hohe Bedeutung bei der Arterhaltung zu.<br />

1078 Russischer Bär (Callimorpha quadripunctaria)<br />

Der Falter ist in den Tullnerfelder Donauauen weit verbreitet, jedoch nicht häufig. Er besiedelt<br />

buschreiche, nicht zu trockene Lebensräume wie z.B. Waldsäume und Waldlichtungen.<br />

Libellen<br />

1037 Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia)<br />

Die Larven der Art benötigen zur Entwicklung sauerstoffreiche Fließgewässer mit sonnigen<br />

und sandigen Flachwasserbereichen. Solche Habitate sind in den Tullnerfelder Donauauen<br />

selten und vor allem an den Donauzubringern (z.B. Kamp) zu finden.<br />

1042 Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)<br />

Die Larven dieser Art benötigen Stillgewässer mit moorigem Untergrund sowie Röhrichte an<br />

den Gewässerufern. Die Imagines benötigen zur Jagd extensiv genutzte, angrenzende Wiesen.<br />

Diese Lebensraumbedingungen gibt es in den Tullnerfelder Donauauen nur an wenigen<br />

Stellen (z.B. Schwalbenlacke), weswegen ihnen daher besonders hohe Bedeutung zukommt.<br />

1.4.4.5 Mollusken<br />

1032 Flussmuschel (Unio crassus)<br />

Die Flussmuschel besiedelt mäßig stark fließende, relativ warme Gewässer. Sie benötigt jedoch<br />

mindestens Gewässergüte II zum Überleben. In den Tullnerfelder Donauauen gibt es<br />

entsprechende Lebensräume nur an der Mündung der Perschling. Die aktuelle Gewässergüte<br />

liegt dort derzeit allerdings bei II-III.<br />

1.4.4.6 Pflanzen<br />

<strong>16</strong>14 Kriech-Sellerie (Apium repens)<br />

Diese unscheinbare Art hat in den Tullnerfelder Donauen nur einen Fundort an einem Stillgewässerufer<br />

mit schwankendem Wasserstand. Auf Grund der wenigen Fundpunkte in Niederösterreich<br />

hat dieses Vorkommen hohe Bedeutung.<br />

1902 Frauenschuh (Cypripedium calceolus)<br />

Diese Kalk liebende Orchidee kommt in halbschattigen Wäldern vor und weist eine Fundstelle<br />

in den Tullnerfelder Donauauen auf.<br />

1.4.4.7 Arten mit nicht repräsentativem Vorkommen<br />

Folgende Tierarten weisen in den Tullnerfelder Donauauen nur nicht repräsentative Vorkommen<br />

auf:<br />

Säugetiere:<br />

1335 Ziesel (Spermophilus citellus)<br />

Reptilien:<br />

1220 Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)<br />

Fische und Neunaugen:<br />

1096 Bachneunauge (Lampetra planeri)<br />

1105 Huchen (Hucho hucho)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 21


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Für das Ukrainische Neunauge (Eudontomyzon mariae) existieren aktuelle Angaben aus<br />

dem Donauraum Greifenstein –Wien, die einer Überprüfung bedürfen<br />

Käfer:<br />

1082 Schmalbindiger Breitflügeltauchkäfer (Graphoderus bilineatus)<br />

Schmetterlinge:<br />

1065 Gold-Scheckenfalter (Euphydryas aurinia)<br />

1074 Hecken-Wollafter (Eriogaster catax)<br />

Mollusken:<br />

1014 Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior)<br />

1.4.5 Vorkommende Vogelarten und ihre Verbreitung im <strong>Gebiet</strong><br />

Dieses Kapitel wird eingearbeitet, sobald nähere Angaben über die Vogelschutzgebietskulisse<br />

und die im <strong>Gebiet</strong> vorkommenden Vogelarten in Niederösterreich möglich sind.<br />

Geplante erste Ergänzung: Herbst 2003<br />

1.4.6 Beitrag und Stellenwert des <strong>Gebiet</strong>es im Natura 2000-Netzwerk<br />

Flussauen sind auf Grund ihrer Standortsvielfalt generell sehr artenreiche <strong>Gebiet</strong>e. Neben<br />

Gewässern, unterschiedlich ausgeprägten Uferzonen und Standorten mit feuchten Böden<br />

gibt es auch Trockenstandorte. Daraus resultiert eine hohe Anzahl verschiedener Lebensräume,<br />

die wiederum eine noch höhere Vielfalt bei den Tieren und Pflanzen nach sich zieht.<br />

Obwohl der Wasserhaushalt der Tullnerfelder Donauauen durch Flussregulierung und Laufkraftwerke<br />

stark beeinträchtig ist, beherbergen sie nach wie vor noch eine große Artenvielfalt.<br />

Die besondere Bedeutung des <strong>Gebiet</strong>es zeigt sich auch im „Waldentwicklungsplan 2002“. Im<br />

gesamten Auwaldbereich zwischen Wien und Krems überwiegt die Wohlfahrtsfunktion gegenüber<br />

allen anderen Waldfunktionen.<br />

Die Tullnerfelder Donauauen haben besonders hohe Bedeutung im Natura 2000 Netzwerk,<br />

weil sie das größte Auwaldgebiet Österreichs (17.586 ha) darstellen. Auch im europäischen<br />

Schutzgebietskontext weisen sie hohen Wert auf. Sie erfüllen daher ein für naturschutzfachlich<br />

wertvolle Waldgebiete wichtiges Kriterium, nämlich die Geschlossenheit. Große zusammenhängende,<br />

nicht durch Straßen und andere Landnutzungsformen zerschnittene Wälder<br />

weisen im Gegensatz zum Umland ein feucht-kühles Waldklima auf, das spezialisierte Waldbewohner<br />

bevorzugen. Störungsempfindliche Arten und Tiere mit großen Revieren (z.B.<br />

Säugetiere, Vögel) finden in Großwäldern optimale Lebensräume vor. Weiters können wenig<br />

bewegliche Tierarten (z.B. Holz bewohnende Käfer) stabile, lebensfähige Populationen aufbauen.<br />

Insgesamt wurden aus der Gruppe der Waldlebensräume zwei von 17 in Österreich vorkommenden<br />

Lebensraumtypen in den Tullnerfelder Donauauen ausgewiesen. Es handelt<br />

sich um die „Eichen-Ulmen-Eschenauen“ (91F0) und die „Erlen-Eschen-Weidenauen“<br />

(91E0). Gemeinsam mit den Donauauen östlich von Wien und den Marchauen stellen die<br />

Tullnerfelder Donauauen das bedeutendste Verbreitungszentrum dieser Lebensraumtypen in<br />

Österreich dar.<br />

Die Hartholzauen (Eichen-Ulmen-Eschenauen) sind mit Abstand der flächenmäßig bedeutendste<br />

Lebensraumtyp. Es wurden insgesamt 117 zum Teil sehr große Polygone ausgewiesen.<br />

Sie nehmen 49,2% der Fläche des Gesamtgebietes ein. Auffällig ist, dass der für den<br />

naturschutzfachlichen Wert besonders wichtige Alt- und Totholzanteil auf Grund der forstlichen<br />

Nutzung gering ist.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 22


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Der flächenmäßig zweitbedeutende Lebensraumtyp sind die Erlen-Eschen-Weidenauen. Sie<br />

nehmen jedoch mit 56 ausgewiesenen Polygonen nur 5,5% der Gesamtfläche des <strong>Gebiet</strong>es<br />

ein. Ihnen kommt besonders hohe naturschutzfachliche Bedeutung im Natura 2000 Netzwerk<br />

zu, da ihre Standorte durch flussbauliche Maßnahmen (z.B. Abdämmungen), Absenkung des<br />

Grundwasserspiegels (z.B. durch Laufkraftwerke) und forstliche Intensivierung (Umwandlung<br />

in Hybridpappelbestände) in den letzten Jahrzehnten in Österreich stark abgenommen haben.<br />

Ein bedeutendes Zentrum für die Süßwasserlebensräume mit besonders repräsentativen<br />

Vorkommen sind die Donauauen.<br />

Insgesamt wurden aus der Gruppe der Süßwasserlebensräume sieben von insgesamt neun<br />

in Österreich vorkommenden FFH-Lebensraumtypen in den Tullnerfelder Donauauen ausgewiesen.<br />

Es ist jedoch hervor zu heben, dass lediglich der Lebensraumtyp „Natürliche Stillgewässer<br />

mit Wasserschwebergesellschaften“ (3150) in den Altarmen weit verbreitet ist (71<br />

Polygone) und 3,26% der Gesamtgebietsfläche einnimmt. Alle anderen Süßwasserlebensräume<br />

(3130, 3140, 3220, 3240, 3260, 3270) treten nur punktuell und kleinflächig auf. So<br />

kommen die „Zweizahnfluren“ nur in sechs Polygonen vor, die „Armleuchteralgengesellschaften“<br />

in einem Polygon, die Schlammfluren in einem Polygon und die „Fluthahnenfußgesellschaften“<br />

in zwei Polygonen. Meist sind sie mit anderen Lebensraumtypen verzahnt und treten<br />

nur untergeordnet auf. Auffällig ist, das viele dieser Lebensraumtypen Pioniervegetation<br />

an Ufern darstellen. Diese Standorte sind heute deswegen so selten, weil die natürliche Dynamik<br />

der Donau und ihrer Zubringer stark beeinträchtigt ist. Es kann so während Hochwässern<br />

nicht mehr zur Bildung von Schotterbänken oder schlammigen Flussablaberungen am<br />

Ufer kommen. Deshalb ist die Erhaltung dieser wenigen bestehenden Süßwasserlebensräume<br />

vor allem in der kontinentalen biogeographischen Region Österreichs besonders<br />

wichtig.<br />

Obwohl nur in einem Polygon im Bereich der Traisen ausgebildet, kommt den „Alpinen Flüssen<br />

mit krautiger Ufervegetation“ (3220) und dem „Lavendelweiden-Sanddorn Ufergebüsch“<br />

(3240) sehr hohe naturschutzfachliche Bedeutung zu. Diese Pionierlebensräume kommen<br />

innerhalb der kontinentalen biogeographischen Region in Niederösterreich nur hier vor.<br />

Aus der Gruppe des natürlichen und naturnahen Graslandes wurden zwei von insgesamt 14<br />

in Österreich vorkommenden FFH-Lebensraumtypen ausgewiesen. Der flächenmäßig größte<br />

Lebensraumtyp ist der „Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen“ (6210) mit 151 Polygonen und<br />

2,35% der Gesamtgebietsfläche. Die „Glatthaferwiesen“ (6510) kommen nur auf 0,47% und<br />

35 Polygone. Die Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen und die Glatthaferwiesen kommen<br />

gehäuft auf den Heißländen vor. Sie bilden einen eigenständigen Typ auf seichtgründigen,<br />

schottrigen Böden, der sonst nur noch in vergleichbarer Ausprägung in den Auen östlich von<br />

Wien vorkommt.<br />

Sie konzentrieren sich auf die Aubereiche südlich von Schmida und den Bereich zwischen<br />

Zwentendorf, Utzenlaa und Mollersdorf. Obwohl die Wiesen und Rasen in einem durch Wasser<br />

geprägten Augebiet liegen, sind sie bis auf wenige Ausnahmen an sehr trockenen,<br />

schottrigen Standorten zu finden. Sie haben besonders hohe naturschutzfachliche Bedeutung<br />

auf Grund ihres Reichtums an trockenheitsliebenden Pflanzenarten. Der feuchte Flügel<br />

der Glatthaferwiesen beschränkt sich hingegen auf wenige Polygone in den Aubereichen<br />

nahe Grafenwörth, Wördern und Korneuburg. Auf Grund der Seltenheit im <strong>Gebiet</strong> kommt<br />

diesen Wiesen besonders hohe Bedetung zu.<br />

Der Wert der Tullnerfelder Wiesen und Rasen im Natura 2000 Netzwerk begründet sich unter<br />

anderem durch ihre Großflächigkeit. Immerhin handelt es sich um eines der größten Extensivwiesengebiete<br />

im zentralen, ackerbaudominierten Niederösterreich. Die extensive Nutzung<br />

meist ohne jegliche Düngung bewirkt auf den Wiesen einen guten Erhaltungszustand<br />

mit hohem Artenreichtum. Verbrachung stellt lediglich auf den kleinen Waldwiesen ein ernstes<br />

naturschutzfachliches Problem dar. Auf regionaler Ebene sind die Auwiesen ein wichit-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 23


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

ges genetisches Reservoir, da die unmittelbar an die Au angrenzenden Ackerbaugebiete nahezu<br />

grünlandlos sind.<br />

Die hohe Bedeutung der Tullnerfelder Donauauen im Rahmen von Natura 2000 ist auch<br />

durch das Vorkommen von insgesamt 38 Anhang II Arten zu erklären. Diese Zahl enthält jedoch<br />

auch 8 Tierarten, deren Vorkommen hier nicht repräsentativ ist.<br />

Die folgende Auswahl enthält die Arten, die entweder in den Tullnerfelder Donauauen in besonders<br />

gut ausgeprägten Populationen vorkommen oder jene Arten, die in Niederösterreich<br />

besonders selten sind und deren Tullnerfelder Vorkommen deswegen besonders hervor zu<br />

heben ist.<br />

Aus der Gruppe der Säugetiere ist der Biber (Castor fiber) zu erwähnen. Er besitzt im östlichen<br />

Niederösterreich in den Donau-, March- und Thayaauen ein wichtiges Verbreitungszentrum<br />

in Mitteleuropa. Zudem sind die Tullnerfelder Donauauen von überregionaler<br />

Bedeutung als Ost-West-Verbindungsweg, der die Einwanderung des Bibers in<br />

Donaunebenflüsse wesentlich erleichtert.<br />

Der Fischotter (Lutra lutra) hat hier in den Auen nur ein kleines Vorkommen. Dennoch ist das<br />

<strong>Gebiet</strong> eine wichtige nationale Schnittstelle zur weiteren Verbreitung der Art.<br />

Aus der Gruppe der Lurche kommen Rotbauchunke (Bombina bombina) und Donau-<br />

Kammmolch (Triturus dobrogicus) vor. Beide sind Tieflandarten, die in den Tullnerfelder Donauauen<br />

ein wichtiges Verbreitungszentrum in Niederösterreich haben. Zudem befindet sich<br />

die Rotbauchunke in Niederösterreich an der Westgrenze ihres europäischen Verbreitungsgebietes.<br />

Das Vorkommen des Donau-Kammmolches in Niederösterreich ist für die kontinentale<br />

biogeographische Region Europas von besonders hoher Bedeutung, da er eine südöstlich<br />

verbreitete Art ist und im Bereich von Linz bereits seine nordwestliche Verbreitungsgrenze<br />

hat.<br />

Für die Gruppe der Fische stellen die Tullnerfelder Donauauen mit dem Donaustrom, den<br />

Altarmen und Altwässern einen bedeutenden Süßwasserlebensraum innerhalb Österreichs<br />

und Europas dar.<br />

Aus der Gruppe der Weichtiere kommt im <strong>Gebiet</strong> nur die Flussmuschel (Unio crassus) vor.<br />

Die Unterart Unio crassus cytherea lebt nur im Bereich der Perschlingmündung und ist in Österreich<br />

vom Aussterben bedroht. Der Fundort ist die einzige bekannte, reproduzierende Population<br />

in Österreich. Dem Vorkommen kommt im Zusammenhang mit Natura 2000 besonders<br />

hohe europäische Bedeutung zu, da diese Unterart die am stärksten gefährdete Muschel<br />

Europas ist.<br />

Aus der Gruppe der Käfer ist der Scharlachkäfer (Cucujus cinnaberinus) besonders hervorzuheben,<br />

da einer seiner Verbreitungsschwerpunkte in Auwäldern liegt.<br />

Innerhalb der Gruppe der Pflanzen ist der Kriech-Sellerie besonders bedeutend, da er in Europa<br />

überall selten vorkommt. In Niederösterreich gibt es ihn nur in 2 Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en<br />

(Feuchte Ebene, Tullnerfelder Donauauen) an nur drei Fundorten! Einer dieser Funde befindet<br />

sich an einem Gewässerufer in den Tullnerfelder Donauauen.<br />

1.4.7 Erhaltungsziele für das <strong>Gebiet</strong><br />

Schutzmaßnahmen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en sollten sich nicht nur auf den Schutz einzelner<br />

FFH-Schutzgüter beschränken, sondern sollten auch naturschutzfachliche Zielsetzungen für<br />

den gesamten Landschaftsraum enthalten. In der Regel umfassen solche übergeordneten<br />

<strong>Gebiet</strong>sziele auch synoptisch die wichtigsten Erhaltungsziele für einzelne FFH-Schutzgüter.<br />

So beinhaltet beispielsweise die „Extensivierung der Forstwirtschaft“ die Erhöhung des Alt-<br />

und Totholzanteils im Wald, was wiederum ein entscheidender Lebensraumfaktor für Scharlachkäfer,<br />

Hirschkäfer und Eschen-Scheckenfalter ist. Es ist jedoch zu bemerken, dass ü-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 24


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

bergeordnete Erhaltungsziele für ein <strong>Gebiet</strong> auch den Schutz von naturschutzfachlich relevanten<br />

Arten, die nicht in der FFH- und Vogelschutzrichtlinie erfasst sind, ermöglicht.<br />

Weiters ist es wichtig, zwischen Erhaltungszielen und Entwicklungszielen zu unterscheiden.<br />

Erstere haben bewahrenden, erhaltenden und schützenden Charakter und zielen in erster<br />

Linie auf die Erhaltung eines günstigen Allgemeinzustands des Landschaftsraumes und die<br />

Verhinderung von negativen Entwicklungstrends ab.<br />

Entwicklungsziele umfassen hingegen den dynamischen Effekt des Naturschutzes. Hier geht<br />

es vor allem darum, naturschutzfachliche Verbesserungen im <strong>Gebiet</strong> zu erzielen, bestehende<br />

Defizite auszugleichen, Schutzgüter, die auf Grund menschlicher Aktivitäten selten sind,<br />

aktiv zu fördern.<br />

Die praktische Umsetzung von Erhaltungs- und Entwicklungszielen bietet sowohl Ökologen<br />

als auch Landnutzern ein reiches und zudem überaus interessantes Betätigungs- und Arbeitsfeld.<br />

Die Umsetzung sowohl von Erhaltungs- als auch Entwicklungszielen könnte in den Bereichen<br />

der Land- , Forst- und Jagdwirtschaft und der Fischerei zum großen Teil durch Vertragsnaturschutzmaßnahmen<br />

und gemeinschaftliche Projekte erfolgen.<br />

Eine Aufstellung von Erhaltungs- und Entwicklungszielen soll einen Überblick über die naturschutzfachlichen<br />

Prioritäten im <strong>Gebiet</strong> bieten.<br />

Zuvor eine Zusammenfassung der wichtigsten Zielsetzungen im <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen,<br />

wobei zur Präzisierung in Erhaltungs- und Entwicklungsziele unterschieden wird:<br />

• Sicherung des geschlossenen, unzerschnittenen Waldgebietes im derzeitigen Flächenumfang<br />

• Sicherung des bestehenden Biotopholzangebotes<br />

• Sicherung der aktuell vorhandenen Wasserlebensräume in quantitativer und qualitativer<br />

Hinsicht<br />

• Sicherung der artenreichen Wiesenbestände in quantitativer und qualitativer Hinsicht<br />

• Entwicklung der Naturnähe des Auwaldes<br />

• Entwicklung einer auf den Naturraum abgestimmten jagdlichen Nutzungsintensität<br />

• Entwicklung eines für Auwaldgebiete typischen, dynamischen Wasserhaushaltes<br />

• Renaturierung von naturfernen Gewässerabschnitten v.a. an den Zubringerflüssen<br />

• Verbesserung der Wassergüte<br />

• Besucherlenkung in ökologisch sensiblen Zonen<br />

1.4.7.1 <strong>Gebiet</strong>srelevante Erhaltungsziele<br />

Sicherung naturschutzfachlich wertvoller Wälder<br />

A. Sicherung des geschlossenen, unzerschnittenen Waldgebietes im<br />

derzeitigen Flächenumfang<br />

Vor allem auf Grund der geplanten Brückenbauprojekte bei Traismauer und Klosterneuburg<br />

rückt dieses Erhaltungsziel in den Vordergrund. Ihm kommt hohe Bedeutung zu, da Großflächigkeit<br />

ein wichtiges Kriterium für die naturschutzfachliche Qualität von Waldlebensräumen<br />

ist. Große zusammenhängende, nicht durch Straßen und andere Landnutzungsformen zer-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 25


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

schnittene Wälder weisen im Gegensatz zum Umland ein feucht-kühles Waldklima auf, das<br />

spezialisierte Waldbewohner bevorzugen. Störungsempfindliche Arten und Tiere mit großen<br />

Revieren (z.B. Säugetiere, Vögel) finden in Großwäldern optimale Lebensräume vor. Weiters<br />

können wenig bewegliche Tierarten (z.B. Holz bewohnende Käfer) stabile, lebensfähige Populationen<br />

aufbauen. In kleineren Wäldern ist das oft nicht möglich, da das Angebot an entsprechenden<br />

Strukturen zu klein ist oder nicht genug Tiere zur Arterhaltung vorhanden sind.<br />

Die Aufforstung von Lichtungen stellt in den Tullnerfelder Donauauen jedoch kein Ziel dar, da<br />

das auf Kosten von FFH-Wiesen gehen würde.<br />

B. Sicherung eines weitgehend ungestörten Waldbodens mit natürlichem Bodenrelief<br />

Ein durch menschliche Aktivitäten weitgehend unbeeinträchtigter Waldboden ist ein wichtiges<br />

Kriterium für die Naturnähe eines Waldes. Dies gilt auch für Auwälder, die von Natur aus<br />

eine dynamische Bodenentwicklung mit Verlandungen, Ablagerungen und Überlagerungen<br />

aufweisen. Das Befahren mit schweren Maschinen oder die Abschiebung des Oberbodens<br />

sind auf jeden Fall starke Beeinträchtigungen der natürlichen Bodenentwicklung und sind<br />

daher kritisch zu betrachten.<br />

C. Sicherung des bestehenden Biotopholzangebots<br />

Große, alte Überhälter und Totholz sind ein wichtiges Kriterium für die Naturnähe und Nutzungsintensität<br />

eines Waldes. Alt- und Totholz sind Lebensraum für FFH-Käferarten und in<br />

weiterer Folge auch wichtig für Spechte und große, Horst bauende Vögel. Auf Grund des geringen<br />

Biotopholzangebots in den Tullnerfelder Donauauen kommt den bestehenden Flächen<br />

und Überhältern besonders hohe naturschutzfachliche Bedeutung als Ausgangsbasis<br />

für die weitere Besiedlung des Auwaldes zu.<br />

D. Sicherung unterschiedlich strukturierter Wälder mit naturnaher Artenzusammensetzung<br />

Zur Erreichung dieses Zieles ist die Baumartenzusammensetzung und die Vielfalt an unterschiedlichen<br />

Betriebstypen besonders wichtig, wobei eine Mischung unterschiedlicher Betriebstypen<br />

zur Erhaltung unterschiedlich strukturierter Wälder sinnvoll ist.<br />

Sicherung der aktuell vorhandenen Wasserlebensräume in quantitativer und qualitativer<br />

Hinsicht<br />

Da die Wasserflächen durch Flussregulierungen und Abdämmungen innerhalb der letzten<br />

beiden Jahrhunderte sehr stark abgenommen haben, kommt der Erhaltung dieser autypischen<br />

Lebensräume besonders hohe Bedeutung zu. Besonders kleine Augewässer sind oft<br />

stark von Verlandung bedroht. Sehr selten und deshalb besonders schutzwürdig sind die Pionierlebensräume<br />

auf Schotter- und Sandbänken. Ihrer Erhaltung kommt daher im <strong>Gebiet</strong><br />

höchste Priorität zu.<br />

Sicherung der artenreichen Wiesenbestände in qualitativer und quantitativer Hinsicht<br />

Der Wert der Wiesen begründet sich unter anderem durch ihre Großflächigkeit. Immerhin<br />

handelt es sich um eines der größten Extensivwiesengebiete im zentralen, ackerbaudominierten<br />

Niederösterreich. Die extensive Nutzung, meist ohne jegliche Düngung, bewirkt auf<br />

den Wiesen einen guten Erhaltungszustand mit hohem Artenreichtum. Verbrachung stellt lediglich<br />

auf den kleinen Waldwiesen ein ernstes naturschutzfachliches Problem dar. Auf regionaler<br />

Ebene sind die Auwiesen ein wichtiges genetisches Reservoir, da die unmittelbar an<br />

die Au angrenzenden Ackerbaugebiete nahezu grünlandlos sind.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 26


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.4.7.2 <strong>Gebiet</strong>srelevante Entwicklungsziele<br />

Entwicklung der Naturnähe des Auwaldes<br />

Unter nachhaltiger Nutzung versteht man eine Nutzung, die neben der Produktivität, der Verjüngungsfähigkeit,<br />

der Vitalität, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit auch die Erhaltung der<br />

Biodiversität und der sozialen Funktion garantiert. Folgende nachgeordnete Entwicklungsziele<br />

und Maßnahmen sind in diesem Zusammenhang zu erwähnen.<br />

A. Verbesserung der Biotopholzausstattung<br />

Dieses Ziel ist ein besonders wichtiges Leitziel für die Tullnerfelder Auen, weil es für den Bestand<br />

an holzbewohnenden FFH- Insekten von entscheidender Bedeutung ist. Eine deutliche<br />

Erhöhung des sehr geringen Alt- und Totholzanteils im Auwald wäre nicht nur für viele selten<br />

gewordene Holz bewohnende Insektenarten von großem Vorteil. Zudem würde sich dies positiv<br />

auf höhlenbrütende und Groß Horst bauende Vögel (diverse Spechtarten, Seeadler,<br />

Graureiher u.v.a.) auswirken.<br />

B. Entwicklung genetisch vielfältiger und reich strukturierter Auwaldbestände<br />

Gegenwärtig befinden sich die Wälder der Tullnerfelder Donauauen in einer Phase der Umstellung<br />

und Veränderung, da der Wasserhaushalt durch Kraftwerksbauten und Regulierungen<br />

massiv verändert wurde. Gerade in so einer Phase kommt artenreichen Wäldern besonders<br />

hohe Bedeutung zu, da sie flexibler auf Standortsänderungen reagieren können als<br />

forstliche Monokulturen. Weiters bieten solche Bestände die besten Lebensraumqualitäten<br />

für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.<br />

C. Entwicklung einer auf den Naturraum abgestimmten jagdlichen Nutzungsintensität<br />

Auf Grund der hohen Bedeutung der Jagd ist es naheliegend, dass in einigen Teilbereichen<br />

der Au, vor allem in Wildgattern, stellenweise eine Überhege zu beobachten ist. Als Folge<br />

der hohen Wildstände kommt es mitunter zu starken Beeinträchtigungen (Verbissschäden,<br />

Fegeschäden, Schälschäden und Trittschäden), sodass zum Schutz von Jungkulturen gezäunt<br />

werden muss und Naturverjüngung ohne Zäunung auch nicht mehr möglich ist.<br />

Zur nachhaltigen Nutzung des Waldes gehört eine auf den Naturraum abgestimmte jagdliche<br />

Nutzungsintensität. Zur Errreichung dieses Erhaltungszieles bedarf es jedoch eines auf die<br />

Tullnerfelder Auen abgestimmten Konzeptes.<br />

Entwicklung eines für Augebiete typischen dynamischen Wasserhaushaltes<br />

Die oberste Priorität unter den Entwicklungszielen hat die Verbesserung des durch Flussund<br />

Kraftwerksbau veränderten Wasserhaushaltes, der weitreichende Auswirkungen auf die<br />

Wälder und die Gewässerausprägung hat.<br />

A. Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik<br />

Die Gewässerdynamik ist die wesentliche Gestaltungskraft in Augebieten. Die Altarme und<br />

die Donau besitzen ein enormes Entwicklungspotenzial. Gegenwärtig sind die Altarme jedoch<br />

großteils von der Donau getrennt und befinden sich vielfach in stark fortgeschrittenen<br />

Verlandungsstadien, wodurch eine Durchströmung der Au nicht mehr gewährleistet ist.<br />

Durch den fehlenden Wasseraustausch gibt es in vielen Bereichen Probleme mit der Wasserqualität.<br />

Die Vernetzung bestehender Altarme und eine entsprechende Wasserdotation<br />

würden dieses Problem lösen und zusätzlich die Lebensraumbedingungen strömungsliebender<br />

Fischarten verbessern. Völlig fehlen im <strong>Gebiet</strong> die Pionierstandorte wie z.B. Schotterbänke<br />

am Donauufer. Neben den Fischen würden Schotterbänke auch Flussuferbrütern zugute<br />

kommen.<br />

Die Einzelprojekte, die in diesem Zusammenhang durchgeführt werden oder in Planung sind,<br />

sollten im Rahmen eines Gewässermanagementkonzeptes koordiniert werden, um die opti-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 27


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

male Mischung zwischen stark durchströmten Augewässern, Ruhigwasserzonen und Pionierfluren<br />

zu schaffen. Beispiele dafür sind die Revitalisierungsvorschläge von ZAUNER &<br />

KUMMER (1998) und das Gewässerbetreuungskonzept Unterer Kamp von WIESBAUER<br />

(1998).<br />

B. Renaturierung von naturfernen Gewässerabschnitten v.a. an den Zubringerflüssen<br />

Renaturierung der Donauzubringerflüsse würde neben den positiven Aspekten der Erhaltung<br />

von Tier- und Pflanzenarten auch eine Verbesserung des Hochwasserschutzes bringen.<br />

Dieses Ziel ist wichtig, da die meisten Donauzubringer im Tullnerfeld naturferne Uferbereiche<br />

besitzen und zum Teil von Hochwasserschutzdämmen begleitet werden.<br />

C. Verbesserung der Wassergüte<br />

Die aus den ackerbaudominierten <strong>Gebiet</strong>en einmündenden Bäche weisen eine hohe Nährstoffbelastung<br />

auf, die sich auf die Lebensbedingungen in den Augewässern negativ auswirkt.<br />

Entwicklung von Gewässerlebensräumen für seltene FFH Fischarten<br />

Neben der Erhaltung beziehungsweise Verbesserung der Gewässerlebensräume durch Renaturierungsmaßnahmen<br />

kommt der Fischerei auch eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung<br />

seltener FFH-Fischarten zu. Sinnvoll sind Artenschutzmaßnahmen jedoch nur in Form<br />

eines abgestimmten Gesamtkonzeptes. Gemeinschaftliche Projekte und Vertragsnaturschutzmaßnahmen<br />

bieten hier sinnvolle Lösungsansätze.<br />

Besucherlenkung in ökologisch sensiblen Zonen<br />

Uferzonen sind ökologisch besonders sensible Zonen, die auch für die Erholungsnutzung auf<br />

Grund des hohen Erlebnispotenzials besonders attraktiv sind. Dies kann vor allem für störungsempfindliche<br />

Säugetiere, Libellenarten und Boden brütenden Vögel negativ sein.<br />

Reaktivierung der Wiesennutzung auf brachliegendem Grünland<br />

Die derzeitige Wiesennutzung sollte auf Wiesenbrachen ausgedehnt werden.<br />

1.4.8 Beziehung von Natura 2000 und anderen Naturschutzzielen im <strong>Gebiet</strong><br />

Auf Grund seiner Ausprägung als Auwaldgebiet mit Wasserlebensräumen und Wiesen unterscheidet<br />

sich das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen wesentlich von seinem<br />

unmittelbaren Umland, das beinahe zur Gänze intensiv ackerbaulich genutzt wird. Daher<br />

sind auch die Naturschutzzielsetzungen meist unterschiedlich. Trotzdem gibt es aber Überschneidungen,<br />

auf die in diesem Kapitel näher eingegangen wird.<br />

Renaturierung naturferner Gewässerabschnitte<br />

Die meisten Donauzubringer weisen eine naturferne Ausprägung auf. Sie sind abgedämmt,<br />

fließen in Trapezprofilen oder ihr Lauf wurde im Zuge der Donaukraftwerkserrichtung verlegt.<br />

Neben der Veränderung des natürlichen Gewässerbettes und der dadurch bedingten Veränderung<br />

der Strömungsverhältnisse, die sich stark auf die Fischfauna auswirken, hat die naturferne<br />

Ausprägung der Uferzonen auch andere weitreichende Auswirkungen auf den<br />

Gewässerlebensraum. Das Fehlen von Ufergehölzen, Schilfflächen, Hochstaudenfluren und<br />

Feuchtwiesen führt zu einer starken Verarmung der gewässertypischen Flora und Fauna. An<br />

den Ufern kleiner, temporär Wasser führender Gräben findet man mitunter sogar Arten der<br />

Trockenwiesen. Besonders eklatanter Mangel besteht an Pionierflächen, wie zum Beispiel<br />

schütter bewachsenen Schotter- und Sandbänken. Im Zuge der Renaturierung von Fließgewässern<br />

sollte diesen Lebensräumen auch außerhalb von Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en hohe Priorität<br />

eingeräumt werden, da sie in der gesamten kontinentalen biogeographischen Region Niederösterreichs<br />

extrem selten sind. Das könnte Hand in Hand mit der Verbesserung des<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 28


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Hochwasserschutzes gehen, da durch die Vergrößerung und Anlage von Retentionsräumen<br />

auch entsprechende Lebensräume geschaffen werden könnten. Ebenso würde die Renaturierung<br />

von Fließgewässern die Lebensbedingungen der an Feuchtlebensräume gebundenen<br />

FFH-Schmetterlingsarten Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling, Dunkler Wiesenknopf-<br />

Ameisenbläuling und Großer Feuerfalter verbessern.<br />

In ihrer derzeitigen Ausprägung, die kaum mehr den Feuchtlebensraumcharakter erkennen<br />

lässt, sind die Donauzubringerflüsse und Bäche stark in ihrer Funktion als Wanderkorridore<br />

beeinträchtigt. Sie eignen sich zum Beispiel nur mehr beschränkt als Wanderwege für die<br />

angesprochenen Schmetterlingsarten, die Rotbauchunke, den Donaukammmolch und den<br />

Fischotter.<br />

Verbesserung der Wasserqualität der Donauzubringerflüsse und –bäche<br />

Durch ihr Einzugsgebiet im Ackerbaugebiet weisen vor allem die kleineren, nördlich der Donau<br />

gelegenen Bäche (z.B. Göllersbach und Schmida) eine starke Nährstoff- und Schwebstoffbelastung<br />

auf. Dies hat einerseits negative Auswirkungen auf ihre Lebensraumfunktion,<br />

auf der anderen Seite führt es auch zu einer erheblichen Belastung der FFH- Augewässer, in<br />

die sie einmünden. Die Anlage von nicht beackerten Uferrandstreifen als Pufferflächen könnte<br />

dieses Problem entschärfen.<br />

Südlich der Donau verdient die Perschling besonderes Augenmerk, da sie die einzige bekannte<br />

sich fortpflanzende Population einer Unterart der Gemeinen Flussmuschel in Österreich<br />

beherbergt. Die derzeitige Wassergüte der Perschling liegt gerade noch im Toleranzbereich<br />

der Art. Eine weitere Verschlechterung der Wasserqualität hätte somit fatale Folgen.<br />

Verbesserung der Lebensraumausstattung des Auvorlandes<br />

Die intensive ackerbauliche Nutzung bedingt, dass die Grenze zwischen dem naturschutzfachlich<br />

wertvollen Augebiet und der umgebenden Landschaft scharf ausgeprägt ist. Fließende<br />

Übergänge in Form von Feldgehölzen, Wiesengebieten oder Ackerbrachen fehlen in<br />

vielen Bereichen völlig. Die in weiten Bereichen schlechte Strukturierung des Umlandes hat<br />

aber auch Rückwirkungen auf die Donauauen. So werden die Wanderungs- und Ausbreitungsfähigkeiten<br />

von Tieren und Pflanzen wesentlich eingeschränkt. Weiters leidet aber auch<br />

die Lebensraumqualität des Auwaldes selbst darunter, weil zum Beispiel wichtige Nahrungsflächen<br />

für Greifvögel im Auvorland fehlen oder Waldrandbewohner keine zur Besiedlung<br />

geeigneten Übergangsbereiche zwischen Wald und Offenland vorfinden.<br />

Durch den Rückbau von Fließgewässern, die Anlage von Brachen, Wiesen, Feldgehölzen<br />

und feuchten Ackersutten könnten die Gegensätze etwas vermindert und die Strukturierung<br />

erhöht werden. Weiters würden die angeführten Landschaftselemente auch die Lebensraumbedingungen<br />

für Rotbauchunke und Donau-Kammmolch verbessern, da beide Arten<br />

auch in agrarisch dominierten <strong>Gebiet</strong>en mit entsprechenden Laichgewässern und Landlebensräumen<br />

vorkommen können. Zu erwähnen sind auch Offenlandarten wie Wechselkröte,<br />

Kiebitz und Urzeitkrebse, die allesamt von temporären Gewässern in Ackersutten oder von<br />

Tümpeln profitieren.<br />

Verbesserung der Vernetzung und Anbindung naturschutzfachlich wertvoller <strong>Gebiet</strong>e<br />

Betrachtet man die Entwicklung der Kulturlandschaft, so fällt auf, dass der Trend in den letzten<br />

Jahrzehnten immer mehr in Richtung Nutzungsentmischung geht. Das heißt, es gibt<br />

mancherorts nur mehr Wald und intensiv genutzes, strukturarmes Agrarland. Die übrigen<br />

Landschaftsteile, wie zum Beispiel reich mit Böschungen und Sträuchern strukturierte <strong>Gebiet</strong>e,<br />

schwierig zu bewirtschaftende Flächen oder extensiv genutztes Grünland werden zunehmend<br />

aufgeforstet oder fallen brach. Diese Entwicklung führt jedoch gemeinsam mit der Zerschneidung<br />

von Lebensräumen durch Straßen über kurz oder lang zur Verinselung von Tier-<br />

und Pflanzenpopulationen, da viele Lebewesen nur in reich strukturierten Landschaften leben<br />

können oder über Landschaftselemente als Trittsteine in neue Lebensräume vordringen<br />

können.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 29


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Aus ökologischer Sicht ist es notwendig diesem Verinselungstrend entgegen zu steuern. Die<br />

Vernetzung unterschiedlicher Lebensräume ist daher eine wichtige naturschutzfachliche<br />

Zielsetzung. Die Region des Tullnerfeldes eignet sich auf Grund ihrer Lage im Zentrum Niederösterreichs<br />

und durch die Nähe zu anderen naturschutzfachlich bedeutenden <strong>Gebiet</strong>en<br />

besonders als Ausgangspunkt für Vernetzungsmaßnahmen im Rahmen des Vertragsnaturschutzes.<br />

Die Vernetzung von Teilbereichen der Tullnerfelder Auen untereinander hat daher hohe Priorität.<br />

Vor allem im Bereich von Tulln, Zwentendorf und Grafenwörth ist das geschlossene<br />

Waldgebiet durch Äcker unterbrochen. Hier sollte eine bessere Verbindung und Vernetzung<br />

der Teilbereiche angestrebt werden. Dies könnte durch die Verbesserung der Landschaftsausstattung<br />

in Form von Feldgehölzen, Ackerbrachen, Wiesen, und Feuchtsutten geschehen.<br />

Vor allem bei schwerwiegenden Eingriffen, wie z.B. dem Bau der Donaubrücke Traismauer,<br />

sollten solche Begleitmaßnahmen verstärkt berücksichtigt werden, sofern der Bau<br />

bewilligt und durchgefüht wird.<br />

Derzeit ist die Verbindung des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es zu seinem nördlichen Umland besonders<br />

schlecht, da hier die Donauuferautobahn und die Schnellstraße nach Krems eine fast<br />

unüberwindliche Barriere für die Ausbreitung von Tieren und Pflanzen schaffen. Durch den<br />

Bau von Wilddurchlässen oder begrünten Brücken könnte dieses Problem etwas vermindert<br />

werden.<br />

Nördlich der Donau gibt es allerdings noch andere naturschutzfachlich wertvolle <strong>Gebiet</strong>e, die<br />

mit den Tullnerfelder Auen vernetzt werden sollten. Es handelt sich dabei um die Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>e am Bisamberg bei Langenzersdorf, im nordöstlich von Stockerau gelegenen<br />

Rohrwald, im Kamptal und in der Wachau.<br />

Weiters ist der Steilabfall des Wagrams, der sich zwischen Stockerau und Krems parallel<br />

entlang der Donau erstreckt, zu erwähnen. Er ist nicht im Natura 2000 Netzwerk erfasst,<br />

stellt aber mit seiner reich strukturierten Weinbaulandschaft mit eingestreuten Brachen und<br />

Trockenrasenresten ein regional naturschutzfachlich wichtiges <strong>Gebiet</strong> dar. Die naturschutzfachlichen<br />

Zielsetzungen erfassen im Bereich des Wagrams natürlich zum Großteil Arten der<br />

offenen und halboffenen Kulturlandschaft, wie zum Beispiel Rebhuhn, Neuntöter, Steinkauz<br />

und Bienenfresser. Dennoch erscheint eine Vernetzung des Wagrams mit den Tullnerfelder<br />

Donauauen aus naturschutzfachlicher Sicht sinnvoll, da viele Tiere mehrere Biotope nutzen<br />

oder neu geschaffene Lebensräume besiedeln können. Zur Umsetzung empfehlen sich ebenfalls<br />

die bereits angeführten Maßnahmen im Zuge des Vertragsnaturschutzes.<br />

Ähnliches gilt auch für die Vernetzung mit naturschutzfachlich bedeutenden <strong>Gebiet</strong>en südlich<br />

der Donau. Hier sind der Wienerwald, die Wachau (beides Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e) und die relativ<br />

reich strukturierten Randbereiche des Dunkelsteiner Waldes mit Weingärten bei Traismauer<br />

zu erwähnen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 30


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.5 <strong>Gebiet</strong>skarten<br />

Sämtliche <strong>Gebiet</strong>skarten gibt es analog (= in Papierform) oder digital. Die digitale Version ist<br />

im Internet unter www.noe.gv.at/natura2000 abrufbar. Analoge Karten oder digitale Daten<br />

können über NÖGIS zum Selbstkostenpreis jederzeit bestellt werden<br />

(www.noe.gv.at/noegis).<br />

Wenn Sie mit den Karten arbeiten, beachten Sie bitte folgendes:<br />

Die <strong>Gebiet</strong>saußengrenze<br />

Die <strong>Gebiet</strong>saußengrenze kennzeichnet, wo das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> anfängt oder aufhört. Es<br />

sind nur jene FFH-Arten, FFH-Lebensraumtypen und Vogelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie<br />

relevant, die im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> liegen. Selbstverständlich gibt es auch<br />

FFH-Arten, FFH-Lebensraumtypen und Vogelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie,<br />

die außerhalb der Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e liegen. Sie unterliegen jedoch n i c h t den strengen<br />

Bestimmungen von Natura 2000.<br />

Durch die <strong>Gebiet</strong>saußengrenze erfahren Sie also, wo ob es sich bei den Schutzobjekten um<br />

relevante Natura 2000 Schutzobjekte handelt oder nicht.<br />

Schutzobjekte<br />

Natura 2000-Schutzobjekte sind:<br />

1. FFH-Lebensraumtypen des Anhang I der FFH- Richtlinie<br />

2. FFH-Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie<br />

3. Vogelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie<br />

Für Ihr Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> sind alle in ihrem <strong>Gebiet</strong> vorkommenden Schutzobjekte im Kapitel<br />

2 beschrieben. (Achtung: Vogelarten werden im Jahr 2003/2004 eingearbeitet).<br />

Im Vorfeld der Darstellung der Schutzobjekte hat natürlich eine fachliche Erhebung und Bearbeitung<br />

stattgefunden. Diese wurde grundsätzlich für FFH-Lebensraumtypen des Anhang I<br />

der FFH-Richtlinie anders durchgeführt als für die<br />

FFH-(Tier)Arten des Anhang II der FFH-Richtlinie.<br />

Die Lebensraumtypen (Wiesen, Wälder, Fließgewässer,...) konnten binnen relativ kurzer Zeit<br />

vor Ort kartiert werden. Grundlage dafür waren Orthofotos im Maßstab 1:10.000. Auf diese<br />

Weise wurden tausend Schutzobjekte genau dokumentiert, digitalisiert und in einer Datenbank<br />

archiviert. Ungenauigkeiten (z.B. „Dieser Lebensraumtyp enthält zu 30% eingeschlossene,<br />

nicht schutzrelevante Fichtenwälder, die zur Zeit noch nicht eigens dargestellt sind)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 31


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

und Fehlabgrenzungen (z.B. Wiese ist dargestellt, Fläche ist in Natur bereits 10 Jahre alte<br />

Christbaumkultur) sind selbstverständlich bei diesen Datenmengen möglich.<br />

Wichtig für Sie: Korrekturen dieser Schutzobjekte sind jederzeit möglich. Verwenden Sie dazu<br />

die Korrekturformulare der Abteilung Naturschutz. Natürlich muss klargestellt sein, dass<br />

der Zustand des Objekts seit Kartierung (2000) nicht verändert wurde.<br />

Die Lebensräume der Tierarten (Amphibien, Fledermäuse, Ziesel,...) konnten natürlich in<br />

dieser kurzen Zeit nicht kartiert werden. Sie sind auch nicht so einfach abgrenzbar wie eine<br />

Trockenwiese oder ein Auwald.<br />

Deshalb wurde hier methodisch anders vorgegangen: Bekannte Fundnachweise (z.B. Brutplätze)<br />

wurden aus der aktuell zu Verfügung stehenden Literatur zusammengetragen und mit<br />

bestehenden Lebensräumen verknüpft. Daraus entstand der Lebensraum für die eine oder<br />

andere Tierart. Ein Beispiel: Die bestätigten Fundpunkte für Vorkommen von Schmetterlingsarten<br />

des Offenlandes wurden verknüpft mit dort existierenden Wiesenflächen, weil man<br />

mit Sicherheit annehmen kann, dass diese Arten in diesen Wiesen ihren Lebensraum haben.<br />

Weiße Flächen<br />

Als „weiße Flächen“ werden jene Flächen i n n e r h a l b eines Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>s bezeichnet,<br />

die keine Schutzobjekte darstellen. Sie sind in der Bedeutung gleichrangig mit allen<br />

Flächen außerhalb von Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en. Das heißt: Auf diese Flächen kann man sich<br />

als „zu schützende Objekte“ im Rahmen eines Prüfverfahrens nicht beziehen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 32


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.6 Wirtschaftliches Umfeld<br />

1.6.1 Situation des Arbeitsmarktes<br />

Die wirtschaftliche Stärke des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es wird vor allem im Nahbereich zur Großstadt<br />

Wien in Klosterneuburg und im Ballungsgebiet Stockerau-Spillern-Leobendorf-<br />

Korneuburg-Bisamberg-Langenzersdorf deutlich. Weitere wirtschaftlich bedeutende Zentren<br />

liegen im Bereich von Tulln sowie dem Einzugsbereich der Stadt Krems. Neben Pendlerbewegung<br />

aus den ländlichen Gemeinden in diese Zentren, erfolgt auf Grund der verkehrstechnischen<br />

Nähe eine Pendlerbewegung bis nach Wien, was durch einen geplanten Ausbau<br />

der Verkehrsinfrastruktur in den nächsten Jahren noch begünstigt wird.<br />

Die Gemeinden im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> sind vorwiegend ländlich geprägt, wobei in den letzten<br />

Jahren ein Anwachsen des Arbeitsmarktangebotes vor allem im Bereich des Dienstleistungssektors<br />

belegbar ist. Besonders wenig Arbeitsmöglichkeiten existieren in den ländlichen<br />

Gemeinden nördlich der Donau.<br />

Neben einem allgemeinen Rückgang der Arbeitsplätze im Industriesektor und einer stetigen<br />

Abnahme der Arbeitsplätze im Bereich Land- und Forstwirtschaft, ist ein kontinuierlicher Zuwachs<br />

an Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben feststellbar.<br />

Auch viele kleinere Gemeinden bauen aktiv ihre Gewerbegebiete aus.<br />

1.6.2 Land- und forstwirtschaftliches Umfeld<br />

1.6.2.1 Landwirtschaft<br />

Betriebsentwicklung<br />

Eine Auswertung der Agrarstatistik in den an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> anrainenden Gemeinden<br />

zeigt, dass im Zeitraum zwischen 90 und 99 dem allgemeinem Trend folgend ein weiteres<br />

Absinken der Anzahl landwirtschaftlichen Betriebe stattfand.<br />

Gerichtsbezirk 1990 Anzahl 1999 Anzahl<br />

Gesamtbetriebe Gesamtbetriebe<br />

Stockerau 994 812<br />

Kirchberg /W. 1.153 (1983*) 669<br />

Tulln 1.264 982<br />

Korneuburg 840 (1983*) 703<br />

* Es sind keine Werte von 1990 verfügbar<br />

Dem allgemeinen Trend folgend ist in den letzten Jahrzehnten eine Konzentration der Bewirtschaftung<br />

bei den Großbetrieben (Haupterwerb) zu beobachten, der mit einer gleichzeitigen<br />

Flächenvergrößerung und Intensivierung einhergeht. Eine Abwanderung in den Neben-<br />

und Zuerwerb ist konstant zu beobachten. Doch auch bei den Nebenerwerbsbetrieben zeigt<br />

sich ein Trend zur Betriebsaufgabe. Zumeist werden die nicht mehr bewirtschafteten Flächen<br />

verpachtet.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 33


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Acker-, Wein- und Obstbau<br />

Rechts- und linksufrig der Tullnerfelder Donauauen findet eine intensive landwirtschaftliche<br />

Nutzung statt, welche durch die klimatische Gunstlage und die großteils fruchtbaren Böden<br />

begünstigt wird. Teilweise reicht sie weit in die <strong>Gebiet</strong>e Donauauen hinein. Auf landwirtschaftlichen<br />

Nutzflächen angrenzend an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> werden hauptsächlich<br />

Mais, Weizen, Gerste, Sonnenblumen, Zuckerrübe und Raps angebaut, wobei im Nordosten<br />

des <strong>Gebiet</strong>es statt Raps und Sonnenblumen vermehrt Gemüse und Kartoffeln angebaut<br />

werden und südlich der Donau eine Konzentration auf Zuckerrübe, Mais und Gemüse vorherrscht.<br />

Auf Grund des hohen Mechanisierungsgrades besteht die Tendenz die Betriebsflächen<br />

zu vergrößern. Die Schweinehaltung hat südlich und nordöstlich der Donau einen hohen<br />

Stellenwert. Es herrscht teilweise ein Mangel an Gülleflächen, sodass die Landwirte zur<br />

Ausbringung der Gülle auch größere Entfernungen in Kauf nehmen.<br />

Die Bewässerung von Ackerkulturen mittels Feldbrunnen hat südlich des Wagrams eine Bedeutung.<br />

Auch im Raum Krems findet teilweise eine Bewässerung der Zuckerrübenkulturen<br />

über Feldbrunnen statt.<br />

Im Raum Krems besitzt zudem der Intensivobstbau eine große wirtschaftliche Bedeutung.<br />

Nördlich von Kirchberg am Wagram und in den nördlichen Randlagen der Lößgebiete, die<br />

weiter westlich an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> angrenzen, gewinnen der Weinbau und teilweise<br />

auch die Viehhaltung an Bedeutung. Hier gibt es viele kleine auf Weinbau spezialisierte Betriebe.<br />

Ein Trend zum Umstieg auf Alternativkulturen ist derzeit im <strong>Gebiet</strong> nicht erkennbar.<br />

Grünland<br />

Der Hauptanteil der Wiesenflächen im Bereich der Tullnerfelder Donauauen, die als sogenannte<br />

WF-Flächen unter Vertragsnaturschutz stehen, liegen im Bereich des Auwaldgebietes.<br />

Der Wiesenschnitt wird von einigen Jägern z.T. zur Wildfütterung verwendet. Die Bewirtschaftung<br />

der großen Wiesen scheint mittelfristig gesichert. Probleme gibt es mit den kleineren<br />

Wiesen, die zum Teil verbrachen und verbuschen. Der Vertragsnaturschutz findet in dieser<br />

Region eine hohe Akzeptanz, da viele Wiesen als WF-Maßnahme gemeldet sind.<br />

Natura 2000 relevante Wiesenflächen außerhalb des Auwaldgebietes finden sich auf den<br />

Hochwasserschutzdämmen von Krems und Kamp. Außerhalb des Auwaldes ist der Grünlandanteil<br />

auf imaginäre Restflächen geschrumpft, lediglich bei den mehrmädigen Intensivwiesen<br />

ist ein leichter Anstieg bei der Fläche und den wirtschaftenden Betrieben zu verzeichnen,<br />

was auf den Trend zur vermehrten Pferdehaltung und deren Futterbeschaffung zurückzuführen<br />

sein könnte.<br />

1.6.2.2 Fortstwirtschaft<br />

Die Tullnerfelder Donauauen sind das größte zusammenhängende Auwaldgebiet Österreichs,<br />

dessen Wasserhaushalt jedoch auf Grund von Regulierungen und Kraftwerksbauten<br />

stark verändert und beeinträchtigt wurde. Trotzdem ist in weiten Bereichen eine autypische<br />

Fauna und Flora erhalten geblieben. Die Forstwirtschaft spielt in dem <strong>Gebiet</strong> eine wichtige<br />

Rolle. Dies führt aber auch dazu, dass der Anteil an Altholz und Totholz sehr gering ist.<br />

Der weitaus größte Teil der Tullnerfelder Donauauen befindet sich im Besitz von großen<br />

Guts- und Forstbetrieben. Der wirtschaftliche Druck auf die Unternehmen führt dazu, dass<br />

technische Rationalisierungen, Maßnahmen zur Kostensenkung und hoher maschineller Einsatz<br />

in den Arbeitsprozessen als besonders wichtig erachtet werden. Ebenso wird versucht,<br />

das standörtliche Ertragspotenzial optimal auszunutzen, was durch hochwaldartige Bestände<br />

und Monokulturen erreicht werden soll. Durch das Einbringen von Fremdholz und Hybridpappeln<br />

in die Auwälder wird jedoch die Verdrängung der standortseinheimischen Waldgesellschaften<br />

gefördert.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 34


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Die heute verbreitetste Nutzungsform im Auwald ist der Kahlhieb, der sich aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht durch geringe Kosten auszeichnet. Nachteile ergeben sich aus der Einschränkung<br />

bei der Baumartenwahl (nur hitze- und frostunempfindliche Pionierbaumarten),<br />

aus den reinen, gleichaltrigen Beständen, dem schwierigen Aufbau von Mischbeständen und<br />

der starken Konkurrenz durch die Kahlschlagvegetation.<br />

RUHM (1990) beschreibt als Beispiel die Waldbewirtschaftung eines Großbetriebes in den<br />

Tullnerfelder Donauauen folgendermaßen:<br />

Bestandesbegründung<br />

Auf dem Schlag werden die Stöcke mit einem speziellen Schneideschild auf einer Schubraupe<br />

bodengleich abgeschnitten, da sie für die folgenden maschinellen Einsätze hinderlich<br />

sind. Die Bepflanzung erfolgt reihenweise. Dadurch wir ein rationellerer Arbeitsablauf möglich.<br />

Die Reihenabstände bei Pappelkulturen betragen 8 m, die Abstände in der Reihe 4 m.<br />

Hartholzbestände werden so begründet, dass auf jede Hartholzreihe im Abstand von 4 m eine<br />

Pappelreihe folgt. Die rasch wüchsigeren Pappeln behindern die Harthölzer bei der Ausbildung<br />

einer frühzeitigen, unerwünscht breiten Krone. Harthölzer werden möglichst eng gepflanzt<br />

(1-2 m), um aus einer genügenden Anzahl gut geformter Bäume auswählen zu können.<br />

Dem üppigen Wachstum muss mit wiederholten Pflegeeingriffen entgegengewirkt werden.<br />

Durchforstung<br />

Mit einem einmaligen Durchforstungseingriff wird in den Pappelbeständen durch Entnahme<br />

der halben Stammzahl der Endbestand freigestellt. Solche Durchforstungen zur gleichmäßigen<br />

Abstandserweiterung sind üblich bei homogenen Plantagenbeständen. Wesentliche Voraussetzung<br />

ist genotypische und phänotypische Einheitlichkeit. In den Hartholzbeständen<br />

werden die Pappeln, sobald sie die Harthölzer zu sehr bedrängen, entnommen. Durch das<br />

Verbleiben von Pappeln auf Hartholzfehlstellen, mitgewachsenen Augehölzen und Ausschlägen<br />

wird die Bestandsmischung erzielt.“<br />

Die Aufforstungen mit Kanadapappeln gingen großteils zu Lasten der Weichholzau. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg setzten vermehrt Bestrebungen ein, die Grauerlenniederwälder in<br />

Hochwälder umzuwandeln. Es begann ein wahrer Pappelboom und die Umtriebszeiten wurden<br />

um das doppelte bis Vierfache erhöht. Daher sind in den großen Forstbetrieben heute<br />

bereits beinahe alle hybridpappeltauglichen Standorte weitgehend umgewandelt.<br />

Nach wie vor findet man jedoch auch noch Mittelwald und stellenweise Niederwald in den<br />

Tullner Donauauen. Dies jedoch meistens auf ertragsschwachen Standorten und in Abhängikeit<br />

von den Besitzverhältnissen.<br />

Derzeit zwingt die eher schlechte Wirtschaftslage viele Betriebe zu weiteren Rationalisierungsmaßnahmen,<br />

sodass vermehrt mit Naturverjüngung gearbeitet wird. Für die Natur ist<br />

das ein durchaus positiver Trend.<br />

Weiters gibt es im <strong>Gebiet</strong> auch noch Kleinwald, der sich im Besitz einzelner Personen oder<br />

im Besitz von Agrargemeinschaften befindet. Im Wald von Agrargemeinschaften weist der<br />

Trend derzeit in Richtung Hybridpappeleinbringung.<br />

Ebenso gibt es so genannte „Gemeindeauen“ im öffentlichen Besitz. Neben dem wirtschaftlichen<br />

Interesse gilt es hier, verstärkt auch das öffentliche Interesse am Wald zu beachten. So<br />

wurde beispielsweise für das Naturschutzgebiet in der Stockerauer Au ein Konzept zur naturnahen<br />

Waldbewirtschaftung entwickelt.<br />

Waldtypen in den Tullnerfelder Donauauen<br />

Der wichtigste Waldtyp ist die Hartholzau, die den größten Waldanteil im <strong>Gebiet</strong> ausmacht.<br />

Eichen-Ulmen-Eschenauen (FFH-Lebensraumtyp 91F0) stellen den dominierenden Waldtyp<br />

dieses <strong>Gebiet</strong>es dar, der nur bei außergewöhnlich starken Hochwasserereignissen über-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 35


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

schwemmt wird. Die Standorte liegen in der Regel grundwasserfern und weisen tiefgründige<br />

Braune Auböden auf.<br />

Die Gehölzbestände sind artenreich und werden von Stiel-Eiche und der forstlich geförderten<br />

Gewöhnlichen Esche aufgebaut. Untergeordnet können Winter-Linde, Feld-Ulme, Flatter-<br />

Ulme, Silber-Pappel und Berg-Ahorn beigemischt sein.<br />

Probleme gibt es mit den Ulmen auf Grund des Ulmensterbens und mit der Stieleiche. Letztere<br />

ist auf Grund der langen Umtriebszeit für viele Forstbetriebe nicht rentabel und wird deswegen<br />

oft nicht mehr gepflanzt. Das wird voraussichtlich dazu führen, dass die Eiche mittelbis<br />

langfristig aus den Tullnerfelder Donauauen verschwinden könnte.<br />

Als nicht standortsheimische Bäume wurden auch Robinie, Schwarznuss, Götterbaum, Rotföhre<br />

und Eschenahorn eingebracht. Robinie und Eschenahorn sind mittlerweile jedoch bereichsweise<br />

bereits zu forstlichen Problemarten geworden.<br />

Durch die Umwandlung artenreicher Mischwaldbestände in Monokulturen verändert sich hier<br />

neben der Baumschicht auch die Artenzusammensetzung der Krautschicht, wodurch die Lebensraumeigenschaften<br />

ebenfalls verändert werden. Besondere Auswirkungen auf die<br />

Standorte haben Arten wie Robinie (Nitratsammler) und Nadelhölzer (langsame Zersetzung<br />

der Streu). Sie können auf Grund dieser Spezifika sogar die Bodenzusammensetzung verändern.<br />

Neben der Hartholzau gibt es noch die Weichholzau, die jedoch weitaus geringere Flächenanteile<br />

aufweist.<br />

Erlen-Eschen-Weidenauen (FFH-Lebensraumtyp 91E0) kommen vor allem entlang von Altarmen<br />

vor. Sie benötigen feuchtere Bodenverhältnisse und ertragen eine höhere Überschwemmungshäufigkeit<br />

wie die Hartholzauen. Im Vergleich zum vorherigen Waldtyp haben<br />

sie auf Grund ihrer linearen Strukturen nur einen geringen Flächenanteil am Auwaldgebiet.<br />

Neben der Gewöhnlichen Esche sind in der Baumschicht Graue-Erle, Silber-Pappel,<br />

Schwarz-Pappel, Gewöhnliche Trauben-Kirsche, Silber-Weide vertreten.<br />

Die massiven Eingriffe in den Wasserhaushalt des Auwaldes durch die Kraftwerksbauten in<br />

Altenwörth und Greifenstein spiegeln sich auch in den Waldbeständen wider. Besonders<br />

stark betroffen sind die Weichholzauen. Eine Gefährdung dieses Waldtyps ist vor allem die<br />

permanente Grundwassererhöhung und das Ausbleiben von regelmäßigen Uberflutungen.<br />

Die fehlende Grundwasserdynamik, verbunden mit einem permanenten Einstau bewirkt in<br />

den ersten Jahren Wipfeldürre, in der Folge kommt es aber zum Absterben ganzer Bestände.<br />

Gegenwärtig ist zu beobachten, dass sich die Waldbestände umstellen, jedoch können<br />

zur Zeit keine genauen Prognosen gemacht werden. Diese sich ändernden Voraussetzungen<br />

stellen die Forstbetriebe der Region vor neue Probleme bei der Planung von Aufforstungen.<br />

Zur Weichholzau zählen auch Grauerlenniederwälder. Der hohe Anteil an Grauerlen wurde<br />

einerseits durch kurze Umtriebszeit und anderseits durch ihre Verbissfestigkeit gefördert.<br />

Früher dienten diese Bestände zur Gewinnung von Brennholz. Diese Nutzung ist heute allerdings<br />

kaum mehr verbreitet.<br />

Auf Weichholzstandorten kommen heute vielfach Kanadapappel-Forste vor. Sie stellen sehr<br />

einheitliche Bestände mit nur einer gleichaltrigen, raschwüchsigen Baumschicht dar. Auf<br />

Grund ihrer kurzen Umtriebszeit, der Geradschaftigkeit, der Ausbildung von hallenartigen<br />

Beständen und der geringen Baumartenvielfalt weisen sie nur geringe Lebensraumqualitäten<br />

auf, sind jedoch aus forstlicher Sicht den heimischen Schwarzpappeln weitaus überlegen.<br />

Am besten eignen sich Kanadapappeln für Standorte, die bodenfrisch sind und eine gute<br />

Bodendurchlüftung aufweisen. In den letzten Jahrzehnten wurden jedoch Bestände auf ungeeigneten<br />

Standorten ausgepflanzt. Die Folgen waren für die Forstwirtschaft unbefriedigende<br />

Zuwachsraten und sogar Trockenschäden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 36


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.6.2.3 Jagdwirtschaft<br />

Durch die Einführung von Altersklassenwald, Kahlschlag und Wiederaufforstung bot sich seit<br />

dem Beginn des 20. Jahrhunderts auch die Möglichkeit zur Ansitzjagd und zur Jagd mittels<br />

Kirrfütterung.<br />

Intensive Wildhege in Wildgattern hat vor allem auf ertragsschwachen oder forstlich ungeeigneten<br />

Standorten (z.B. Heißländen) lange Tradition. Sie nimmt hier einen hohen wirtschaftlichen<br />

Stellenwert ein. Solche <strong>Gebiet</strong>e weisen oft einen savannenartigen Charakter mit<br />

eingestreuten niederwaldähnlichen Bereichen auf. Viele Forstbetriebe belassen auch<br />

Grauerlenniederwälder, da sie sich auf Grund ihrer strukturellen Eigenschaften bestens als<br />

Wildeinstandsflächen eignen.<br />

Eine exotische Art, die in den südlich der Donau gelegenen Auwäldern Ende des 19. Jahrhunderts<br />

und Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesetzt wurde, ist der Sika-Hirsch. Ihm<br />

kommt aus jagdlicher Sicht eine relativ hohe wirtschaftliche Bedeutung zu, da es sich bei ihm<br />

um eine Rarität in Österreich handelt. Aus ökologischer Sicht stellt das Vorkommen einer<br />

exotischen Art in Kombination mit intensiver Hege jedoch ein Problem dar. Ebenso kritisch<br />

zu betrachten sind Wildgatter mit Damhirsch und Mufflon. Der Rothirsch ist zwar eine einheimische<br />

Art, jedoch hat die Haltung in Jagdgattern mit intensiver Hege ebenfalls negative<br />

Auswirkungen auf die Waldbestände.<br />

Auf Grund der hohen Bedeutung der Jagd verwundert es nicht, dass in einigen Teilbereichen<br />

der Au, vor allem in Wildgattern, stellenweise eine Überhege zu beobachten ist. Als Folge<br />

der hohen Wildstände kommt es mitunter zu starken Beeinträchtigungen (Verbissschäden,<br />

Fegeschäden, Schälschäden und Trittschäden), sodass zum Schutz von Jungkulturen gezäunt<br />

werden muss und Naturverjüngung ohne Zäunung auch nicht mehr möglich ist. Die<br />

Auswirkungen auf einzelne Baumarten sind verschieden. Während Silber-Pappel, Grau-<br />

Pappel und Grau-Erle keiner Einzäunung bedürfen, hat die Esche und die Stiel-Eiche kaum<br />

Möglichkeit, ohne Zäunung aufzukommen.<br />

Für viele Forstbetriebe ist die Jagdwirtschaft und Fischerei nach wie vor ein wichtiges wirtschaftliches<br />

Standbein. Sie erwirtschaften einen Teil ihrer Einnahmen aus der Jagdpacht und<br />

der Sportfischerei. Auf Grund der derzeit schlechten Holzpreise sehen sich viele Forstbetriebe<br />

gezwungen, ihre Einnahmen aus Jagd und Fischerei zu erhöhen, wodurch eine Extensivierung<br />

der jagdlichen Nutzung nicht sehr wahrscheinlich ist.<br />

1.6.2.4 Fischerei<br />

Der Einfluss der Fischerei auf das Artenspektrum in der Donau wird als relativ gering eingestuft,<br />

da es die früher bedeutsame Erwerbsfischerei praktisch nicht mehr gibt (in der Hochblüte<br />

im Mittelalter wurden bis zu 7 m lange Hausen in der Donau gefangen), jedoch bewirkt<br />

das selektiv betriebene Angeln von bevorzugten Arten, so genannte „Gutfische“, eine nachweisliche<br />

mengenmäßige Verschiebung in der Artenzusammensetzung. Auch die Netzfischerei<br />

und das Fischen mit Daubeln ist stark im Abnehmen begriffen und wird vereinzelt<br />

noch unterhalb von Wien zur Selbstvermarktung betrieben.<br />

Die Fischerei an der Donau wird von Angelfischern als Hobby ausgeübt, wobei die meisten<br />

Reviere von Pächtern (oftmals Fischereivereinen) bewirtschaftet werden. Durch die strukturlosen<br />

Uferverbauungen fehlen Anhäufungen von Fischen im mittleren und unteren Drittel der<br />

Stauräume, weshalb die Angelfischerei sich auf die Fließstrecken, die Mündungsbereiche<br />

und die Altarme konzentriert. Wegen der erhöhten Strömungsgeschwindigkeit der Donau<br />

und des schifffahrtsbedingten Wellenschlages am Ufer wurde der überwiegende Teil des<br />

Donauufers mittels Blockwurf gesichert. Bei flachen Uferbereichen kann der Wellenschlag<br />

durch den regelmäßigen Schiffahrtsverkehr dazu führen, dass flache Uferbereiche, welche<br />

besonders wichtig für die Fischbrut sind, kurzfristig trockenfallen. Auch ist eine erhöhte<br />

Schwebstoffkonzentration, verbunden mit lang anhaltender Eintrübung in den Uferbereichen<br />

feststellbar.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 37


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Die EU-Fischgewässerrichtlinie (Richtlinie über die Qualität von Süßwasser, das schutz- und<br />

verbesserungswürdig ist, um das Leben von Fischen zu erhalten –78/659) wurde mit Verordnung<br />

des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,<br />

über die Qualität von schutz- oder verbesserungswürdigem Süßwasser zur Erhaltung<br />

des Lebens der Fische (Fischgewässerverordnung) umgesetzt. Dabei wurde die Gewässerstrecke<br />

der Donau von der Staatsgrenze Deutschlands bis zur Staatsgrenze der Slowakei<br />

als Cyprinidengewässer ausgewiesen.<br />

Zur Umsetzung der EU-Fischgewässerrichtlinie ist in Österreich eine Fischgewässerverordnung<br />

nach § 55 b WRG vorgesehen. Die als Fischgewässer ausgewiesenen Gewässer(strecken)<br />

sollen im Rahmen der Wassergüteerhebungsverordnung WGEV durch ein Monitoring<br />

überwacht werden.<br />

In Niederösterreich werden laut Fischereigesetz 2001 alle Agenden in erster Instanz von den<br />

Fischereirevierverbänden als Organe des NÖ Landesfischereiverbandes vollzogen. Im Bereich<br />

der Tullnerfelder Donauauen liegt die Zuständigkeit beim Fischereirevierverband I –<br />

Krems, Fischereirevierverband II – Korneuburg und dem Fischereirevierverband IV – St.<br />

Pölten.<br />

Laut Fischereigesetz 2001 §5 gilt für alle Fischereiausübungsberechtigten die jährliche Besatzpflicht<br />

mit Fischen, um für den jeweiligen Gewässertyp und für die Fischregion charakteristischen<br />

Fischbestand nach Art, Alterstufe und Bestandsdichte zu erhalten und erforderlichenfalls<br />

wieder herzustellen.<br />

Generell kann in den Stauräumen gegenüber der freien Fließstrecke eine Verschiebung von<br />

den strömungsliebenden anspruchsvollen Arten (Nasen, Barben) zu den ökologisch flexibleren<br />

Arten (Aitel) festgestellt werden. Diese Verschiebung lässt sich auch innerhalb der einzelnen<br />

Stauräume in Längsrichtung von der Stauwurzel zum Kraftwerk beobachten. Im unteren<br />

Staubereich sind neben allseits häufiger Laube, Rotauge, Flussbarsch und Brachse als<br />

dominierende Arten zu nennen. Einige strömungsliebende Arten wie Aitel, Rußnase,<br />

Schrätzer, Zingel und Zobel können sich bedingt an die veränderten Gegebenheiten in Stauräumen<br />

anpassen, anderen seltene Arten, wie Frauennerfling, Steingressling und Streber<br />

droht das Aussterben.<br />

1.6.3 Gewerbe und Industrie<br />

Bezirk Korneuburg<br />

Was die Bedeutung als Wirtschaftsstandort betrifft, so liegt der Bezirk Korneuburg mit 3.052<br />

aktiven Standorten (2001) an 10. Stelle der niederösterreichischen Bezirke. Der Sektor Gewerbe,<br />

Handwerk und Dienstleistung war zu dem Zeitpunkt mit 1440 Standorten am stärksten<br />

vertreten. Im Bezirk Korneuburg grenzen zwei Stadtgemeinden (Korneuburg, Stockerau),<br />

zwei Marktgemeinden (Hausleiten, Langenzersdorf) und zwei Gemeinden (Spillern, Leobendorf)<br />

an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an.<br />

Laut aktuellem Raumordnungsprogramm nördliches Wiener Umland grenzen zwischen Stockerau<br />

und Korneuburg große gewidmete Bauland-Betriebs- und Industriegebiete an das<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an. Die Flächen sind großteils durch die Autobahn (A22) und die Bahngleise<br />

der Bahnlinie nach Hollabrunn von der Außengrenze des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es getrennt.<br />

Eine alte Werftanlage im Süden von Korneuburg soll als Luxus-Hotelkomplex ausgebaut<br />

werden. Neben einer Vielzahl kleinerer Gewerbebetriebe finden sich große Betriebe der<br />

Branchen Petrochemie, Baustoffhandel, Maschinenbau, Möbelbau, Lebensmittelherstellung<br />

und Verlagswesen.<br />

Bezirk Wien-Umgebung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 38


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Was die Bedeutung als Wirtschaftsstandort betrifft, so lag der Bezirk Wien-Umgebung mit<br />

5.075 aktiven Standorten (2001) an fünfter Stelle der niederösterreichischen Bezirke. Der<br />

Sektor Gewerbe, Handwerk und Dienstleistungen war zu diesem Zeitpunkt mit 2.309 Standorten<br />

am stärksten vertreten.<br />

Im Bezirk Wien Umgebung grenzt jedoch nur die Stadtgemeinde Klosterneuburg südlich der<br />

Donau an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an. Im Flächenwidmungsplan von Klosterneuburg sind<br />

große Gewerbe- und Industriegebiete im Südosten der Stadtgemeinde, angrenzend an die<br />

Donau ausgewiesen. Zu den bedeutendsten Branchen im Industrie- und Gewerbegebiet von<br />

Klosterneuburg zählen Baustoffhandel, Elektrotechnik und Dienstleistung.<br />

Bezirk Tulln<br />

Was die Bedeutung als Wirtschaftsstandort betrifft, so liegt der Bezirk Tulln mit 1.675 aktiven<br />

Standorten (2001) an 17. Stelle der niederösterreichischen Bezirke. Der Sektor Handel war<br />

zu diesem Zeitpunkt mit 836 Standorten am stärksten vertreten.<br />

Im Bezirk Tulln grenzen eine Stadtgemeinde (Tulln) und fünf Marktgemeinden (St. Andrä-<br />

Wördern, Zeiselmauer, Muckendorf-Wipfing, Langenrohr, Zwentendorf) südlich der Donau an<br />

das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an. Nördlich der Donau befinden sich ebenfalls vier Marktgemeinden,<br />

welche an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> anschließen (Absdorf, Königsbrunn, Kirchberg am<br />

Wagram, Grafenwörth).<br />

Im aktuellen Raumordnungsprogramm nördliches Wiener-Umland sind große Bauland-<br />

Betriebs- und Industriegebiete im Bereich von Tulln und Zwentendorf ausgewiesen, welche<br />

knapp an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> angrenzen. Zu den bedeutendsten Branchen im Bezirk<br />

Tulln (Zwentendorf, Langenrohr, Zeiselmauer, Tulln, Absdorf) zählen Lebensmittelindustrie,<br />

Cemie, Maschinenbau, Möbelbau, Dienstleistung, Elektronik, Textil, Bauhandel, Schotterabbau<br />

und Erwerbsgartenbau. Grundsätzlich kann nördlich der Donau auf Grund des geringeren<br />

Angebots an Arbeitsplätzen eine vermehrte Pendlerbewegung sowohl nach Krems als<br />

auch mit der Franz-Josephs-Bahn Richtung Wien festgestellt werden.<br />

Bezirk St. Pölten<br />

Was die Bedeutung als Wirtschaftsstandort betrifft, so liegt der Bezirk St. Pölten mit 6.296<br />

aktiven Standorten (2001) an erster Stelle der niederösterreichischen Bezirke. Der Sektor<br />

Gewerbe, Handwerk und Dienstleitung war zu diesem Zeitpunkt mit 2.953 Standorten am<br />

stärksten vertreten.<br />

Im Bezirk St. Pölten grenzt nur die Stadtgemeinde Traismauer südlich der Donau an das Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong> an. Größere Bauland-Betriebs- und Industriegebiete liegen im Süden von<br />

Traismauer, wo vor allem die Branche Maschinenbau Bedeutung hat. Im benachbarten<br />

Nussdorf/Traisen findet großflächiger Schotterabbau statt.<br />

Bezirk Krems<br />

Was die Bedeutung als Wirtschaftsstandort betrifft, so liegt der Bezirk Krems mit 3.323 aktiven<br />

Standorten (2001) an achter Stelle der niederösterreichischen Bezirke. Der Sektor Handel<br />

war zu diesem Zeitpunkt mit 1.558 Standorten am stärksten vertreten.<br />

Im Bezirk Krems grenzen eine Stadtgemeinde, zwei Gemeinden (Rohrau, Gedersdorf) und<br />

eine Marktgemeinde (Etsdorf-Haitzendorf) nördlich der Donau an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong><br />

an.<br />

Die Stadt Krems gilt als bedeutendes Zentrum für Industrie, Handel und Gewerbe. Die Verbindung<br />

aus günstiger Verkehrslage, Besuchertreue und -frequenz, Kaufkraft und traditionsreichem<br />

Ambiente verleiht der Stadt ihre Bedeutung als Wirtschaftsstandort.<br />

Neben Schwerindustrie und Biotechnologie, Medizintechnik und Telematik ist der Kremser<br />

Hafen zu nennen, welcher wegen der guten Verkehrsanbindung eine übergeordnete Bedeutung<br />

als Logistikstandort besitzt. Der Bezirk Krems hat im Gegensatz zur Stadt mit echten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 39


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Strukturproblemen zu kämpfen und weist ein starkes Nord-Süd-Gefälle an Betriebsansiedlungen<br />

zwischen der Wachau, der Stadt Krems und den an das Weinviertel grenzenden<br />

nördlichen Teilen des Bezirkes auf. Die Stärken des Bezirkes Krems liegen im Tourismus.<br />

So machen die zur Weltkulturerbestätte erklärte Wachau, die Naturschönheit sowie die zahlreichen<br />

Kunst- und Kulturschätze die gesamte Region zu einem beliebten Urlaubsziel.<br />

Freizeitnutzung mit wirtschaftlicher Bedeutung innerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

Der Radwandersport auf den Treppelwegen entlang der Donau ist in den letzten Jahren als<br />

so genannter „sanfter Tourismus“ zu einem ausgesprochenen Modesport geworden. Auf<br />

beiden Seiten der Donau kann man von Krems bis nach Wien fahren. Nicht zuletzt durch eine<br />

aktive Bewerbung der Fremdenverkehrswirtschaft wurden viele angrenzende Wege neu<br />

beschildert und als Radrouten ausgewiesen. Ab dem Sommer 1986 konnte im Rahmen der<br />

Ökosystemstudie Donaustau Altenwörth (1984-1988) eine Vervierfachung der Anzahl an<br />

Radfahrern (auf ca. 65 pro Tag) im Vergleich zum Vorjahr festgestellt werden. Die Anbindung<br />

an weitere regionale Radnetze ist geplant. Ortschaften und Städte entlang des Donauradweges<br />

profitieren von der touristischen Nutzung des <strong>Gebiet</strong>es.<br />

Die Chancen für eine Fremdenverkehrsentwicklung sind als mittelmäßig einzustufen. Die<br />

Bedeutung der Städte Krems und Klosterneuburg als Fremdenverkehrsorte ist einerseits auf<br />

Grund des hohen kulturellen Angebotes und anderseits auf Grund der Nähe zur Wachau<br />

und zur Großstadt Wien als Anziehungspunkte gegeben. Beide Städte erreichen im <strong>Gebiet</strong><br />

die höchsten Nächtigungszahlen und weisen auch eine verhältnismäßig hohe Bettenkapazität<br />

sowie Auslastung auf. In Tulln, Stockerau, Traismauer, Korneuburg und Leobendorf sind<br />

dagegen geringere Nächtigungszahlen mit geringerer Bettenanzahl und Bettenauslastung zu<br />

verzeichnen, was auf einen höheren Stellenwert des „Durchreisefremdenverkehrs“ in diesen<br />

<strong>Gebiet</strong>en hindeutet.<br />

1.6.4 Infrastruktur/Verkehr<br />

1.6.4.1 Verkehr<br />

Straßenverkehr<br />

Den höchsten Anteil am überregionalen Straßenverkehr weisen die nördlich der Donau gelegenen<br />

Verkehrsrouten Donauuferautobahn A22 zwischen der Wiener Stadtgrenze und Stockerau<br />

sowie die Stockerauer Schnellstraße S5 zwischen Stockerau und Krems auf. Beide<br />

sind wichtige Routen für den Pendlerverkehr nach Wien, da es zahlreiche Zubringerstraßen<br />

aus dem nördlichen Niederösterreich gibt. Weiters spielen sie auch eine wichtige Rolle für<br />

den Verkehr ins Waldviertel und den Transitverkehr von und nach Osteuropa. An diesen Verkehrsrouten<br />

findet in den nächsten Jahren ein Ausbau statt. Zu nennen sind in diesem<br />

Zusamenhang vor allem die Donaubrückenprojekte in Traismauer und Klosterneuburg, die<br />

derzeit in der Planungsphase sind.<br />

Im Zusammenhang mit Natura 2000 ist zu beachten, dass diese Verkehrsrouten in den<br />

Randbereichen des Auwaldes angelegt sind. Zum Teil verlaufen sie am Hochwasserschutzdamm,<br />

durch Randbereiche des Auwaldes oder durch unmittelbar im Auvorland gelegene<br />

Ackerbaufluren. Bei der Ausweisung des <strong>Gebiet</strong>es wurde daher die Außengrenze meistens<br />

entlang dieser Verkehrsrouten gelegt.<br />

Derzeit gibt es nur ein Straßenstück, dass direkt durch die Tullnerfelder Donauauen führt.<br />

Die stark befahrene Straße zwischen Tulln und der Auffahrt auf die S 5, ist eine wichtige<br />

Verbindungsstrecke für das nördliche Niederösterreich und den St. Pöltner Raum. Weiters<br />

dient sie als Transitstrecke für den Verkehr aus dem Norden von Wien und aus Osteuropa,<br />

weil man über Tulln und Neulengbach gut zur Westautobahn gelangen kann.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 40


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Südlich der Donau befinden sich lediglich Bundesstraßen, welche die Donauanrainergemeinden<br />

Klosterneuburg, Tulln, Zwentendorf und Traismauer verbinden. Zwischen Traismauer<br />

und Krems verläuft die Schnellstraße S 33.<br />

Schienenverkehr<br />

Die wichtigste Eisenbahnverbindung ist die Franz-Josephs-Bahn, die von Wien nach Tulln<br />

führt, dort die Donau überquert und weiter nach Krems bzw. ins Waldviertel geht. Dieser<br />

Streckenabschnitt über die Donau ist auch der einzige Bereich, wo eine Bahnlinie unmittelbar<br />

durch das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> verläuft. Zusätzlich gibt es noch die Bahnlinie, die von<br />

Wien Nord über Stockerau nach Hollabrunn und Retz führt und die Nebenbahn von Tulln über<br />

Herzogenburg nach St.Pölten.<br />

In den Regionen rund um die Tullnerfelder Donauauen wurden in den letzten Jahren vermehrt<br />

Park & Ride-Anlagen sowie Radabstellplätze im Bereich von Bahnhöfen angelegt. Der<br />

Ausbau soll auch in Zukunft fortgesetzt werden. Weiters soll auch noch die Bahnlinie zwischen<br />

Tulln, Herzogenburg und St. Pölten an die neue Westbahnhochleisstungsstrecke angebunden<br />

werden, was eine Verbesserung des Regionalverkehrs nach St. Pölten bewirken<br />

könnte.<br />

Schifffahrt<br />

Die Donau ist eine der wichtigsten Schiffahrtsrouten in Europa. Sie ist die einzige transeuropäische<br />

Wasserstraße, die sich von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer erstreckt und über<br />

den Rhein-Main-Donau Kanal eine Verbindung zum Rhein hat.<br />

Die Verkehrsrechte werden durch die „Mannheimer Akte“ (Rhein-Stromgebiet) und die Belgrader<br />

Konvention (Donau-<strong>Gebiet</strong>) geregelt. Die Donau wird von Großschiffen ganzjährig befahren.<br />

Die tägliche und jahreszeitliche Frequenz des Schiffverkehrs ist starken Schwankungen<br />

unterworfen. Im Zuge der EU-Osterweiterung könnte die Donau zu einem der am stärksten<br />

expandierenden Verkehrskorridore werden. Voraussetzung für einen ganzjährigen, wirtschaftlich<br />

konkurrenzfähigen Binnenschifffahrtsbetrieb auf der Donau ist ein schifffahrtsgerechter<br />

Ausbau der Fahrinne. Bis 2015 könnten vom Gesamtgüterverkehr rund 6,9 % ohne<br />

Ausbau der Fahrinne und rund 12 % bei einem Donauausbau auf die Binnenschiffahrt umgelegt<br />

werden. Diese Tendenz wurde in der europäischen Kommission auch mit dem Weißbuch<br />

zur europäischen Verkehrspolitik bis 2010 festgelegt, wonach eine verstärkte Zusammenarbeit<br />

zwischen Meeresschifffahrt, Wasserstraße und Schiene geplant ist, um im Bereich<br />

des Umweltschutzes eine weitere Reduktion der Schadstoffemissionen zu erreichen. Vordringlichstes<br />

Ziel ist dabei die Beseitigung von Engpässen (geschlossene Eisbildung in den<br />

Stauräumen Altenwörth und Greifenstein), um die ununterbrochene Schiffbarkeit der Donau<br />

zu gewährleisten. Wichtiges Augenmerk, auch im Hinblick auf Natura 2000, muss dabei dem<br />

Transport von gefährlichen Gütern geschenkt werden, der in Österreich meldepflichtig ist und<br />

in der ADN Verordnung geregelt wird.<br />

Im Güterverkehr auf der Donau wurden 2000 insgesamt 10600 Fahrten durchgeführt und ingesamt<br />

11 Mio t/ Jahr befördert. Das ist ein wesentlicher Anstieg von 43% gegenüber dem<br />

Jahr 1990. Im Personenverkehr im Rahmen von Freizeitfahrten wurden 1999 rund 2500<br />

Fahrten mit insgesamt 509.000 Passagieren durchgeführt. Vom Personenverkehr profitieren<br />

die Gemeinden des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es insoferne, als es in den Kleinstädten entlang des<br />

Stromes Schiffsanlegestellen für Rundfahrten gibt. Außerdem besitzen viele Orte kleinere<br />

Häfen für Freizeitboote. Der Gütertransport wird innerhalb der Region im Hafen Krems abgewickelt.<br />

Hier gibt es laufend Erweiterungen.<br />

Die Bedeutung der Donau als internationale Verkehrsstraße kann in Zukunft ein noch höheres<br />

Gewicht bekommen, da sich Logistikstandorte wie z.B. der Donauhafen Krems über die<br />

Trimodalität Straße, Schiene, Wasser deutliche Standortvorteile sichern können.<br />

1.6.4.2 Infrastruktur<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 41


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Kraftwerke<br />

Wasserkraft<br />

Der Bau der Laufkraftwerke Altenwörth und Greifenstein hat die Tullnerfelder Donauauen<br />

maßgeblich verändert. Neben umfangreichen Dammbauten entlang der kilometerlangen<br />

Stauräume, kam es zu einer Abtrennung der Auwälder von der Hochwasserdynamik. Ein geradliniger<br />

Verlauf mit monotonen Blocksteinwürfen kennzeichnet die über Geländeniveau<br />

aufgestauten Stauräume der Kraftwerke über viele Kilometer. Neu geschaffene Beleitgerinne<br />

(Gießgänge), welche die meisten der linksufrig in die Donau einmündenden Flüsse aufnimmt,<br />

dotieren den Auwald durch Überströmstrecken unterhalb des Hafens Krems sowie<br />

gegenüber von Zwentendorf. Der Wasserstand wird durch eine Vielzahl von Traversen<br />

gehalten und reguliert. Große rechtsufrige Flüsse wurden mit Schwellen versehen und in die<br />

Stauwurzel umgeleitet, rückgestaut oder wegen den entstandenen Niveauunterschieden in<br />

den Stauraum gepumpt.<br />

In den unteren Stauräumen gibt es Probleme mit der Ablagerung von Verschlammung durch<br />

Feinsedimente. Nur im Stauwurzelbereich Krems-Theiß finden sich noch naturnahe sandigschottrige<br />

Sohlabschnitte. Der Stauwurzelbereich des Kraftwerks Altenwörth wurde durch<br />

Baggerungen tiefer gelegt.<br />

Wärmekraftwerke<br />

In Zwentendorf befindet sich angrenzend an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

das kalorische Kraftwerk Dürnrohr. Das Gas- und Öl befeuerte Wärmekraftwerk<br />

Theiß nördlich der Donau grenzt unmittelbar an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an. Die beiden<br />

Wärmekraftwerke zählen zu den leistungsstärksten Österreichs. Ein kleineres Wärmekraftwerk<br />

steht bei Korneuburg im Vorland des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es.<br />

Stromleitungen<br />

Im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen verlaufen ausgehend von Kraft- und<br />

Umspannwerken 12 Hochspannungsleitungen teilweise in Gruppen über die Donau und vernetzen<br />

im weiteren Verlauf sowohl Umlandgemeinden als auch größere Städte miteinander.<br />

Trinkwasserversorgung (mit donaunahem Grundwasser)<br />

Große Bereiche der Tullnerfelder Donauauen sind im regionalen Raumordnungsprogramm<br />

nördliches Wiener Umland als wasserwirtschaftliches Vorranggebiet ausgewiesen, welches<br />

für die aktuelle und künftige Wasserversorgung von besonderer Bedeutung ist. Östlich von<br />

Zwentendorf und Grafenwörth gibt es zudem Verschneidungen mit folgenden <strong>Gebiet</strong>en:<br />

Wasserschongebiet Rohrendorf, Gedersdorf, Etsdorf-Haitzendorf, Grafenwörth und Hadersdorf-Kammern;<br />

Sicherung der zukünftigen Trinkwasserversorgung aus dem Grundwasser<br />

Traismauer, Zwentendorf a.d.D., Sitzenberg-Reidling (Schutz der Wasserversorgungsanlage<br />

der NÖSIWAG in Bisamberg und Langenzersdorf)<br />

Für das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> <strong>16</strong> gilt die „Rahmenverfügung zum Schutz des Grundwasservorkommens<br />

für Zwecke der Trinkwasserversorgung im Tullnerfeld“ (BGBI. IINr. 265/2001).<br />

In dieser Rahmenverfügung werden hauptsächlich Einschränkungen und Auflagen für eine<br />

wasserrechtliche Bewilligung von Nass- und Trockenbaggerungen, wasserrechtliche „Sanierung“<br />

von Nassbaggerungen, Deponien sowie notwendige Schutzmaßnahmen bei Grundwasserfreilegungen<br />

im Zusammenhang mit den Hochwasserereignissen der Donau (HQ15)<br />

vorgeschrieben.<br />

Auf Grund der relativ guten Wasserqualität versorgt sich ein Großteil der Umlandgemeinden<br />

mit Wasser aus der Au. Darüber hinaus ist oftmals noch ein Anschluss an das Netz der Evn-<br />

Wasser gegeben. Die aktuelle Österreichkarte weißt mehrere Wasserreservoirs und Brunnenanlagen<br />

im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen aus. Die Anlagen befinden<br />

sich im Bereich der KG´s Klosterneuburg, Korneuburg, Stockerau, Hausleiten, Zwentendorf,<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 42


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Traismauer. Angrenzend an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> finden sich Brunnen in der KG Rohrendorf,<br />

Schlickendorf, St. Johann, Donaudorf, Langenzersdorf, und Stetteldorf.<br />

Die Donauauen westlich von Wien sollen laut Informationen aus den Gemeindegesprächen<br />

in Zukunft verstärkt von der Evn-wasser zur Trinkwassergewinnung genutzt werden. Dazu<br />

wurden bereits an einigen Stellen Pumpversuche für neue Brunnen gestartet.<br />

Aber auch Zeiselmauer und Tulln planen ihre Trinkwasserversorgung vermehrt mit Grundwasser<br />

aus dem (Rand) –bereich des Auwaldes abzudecken. Daneben versorgen die Wasserversorgungsverbände<br />

„Verwaltungsgemeinschaft Wagram-Nördliches Tullnerfeld“ sowie<br />

der „Wasserverband Wagram“ die Region mit Trinkwasser.<br />

Im Hinblick auf die im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> ausgewiesen Lebenraumtypen und Tierhabitate<br />

muss ausgeschlossen werden, dass durch Bau zusätzlicher Brunnen der Grundwasserspiegel<br />

durch die geplanten Grundwasserentnahmen gegenüber dem natürlichen (Ausgangs-)<br />

Zustand nicht dauerhaft abgesenkt wird.<br />

Bei der Belastung mit verbotenen Pestiziden wie Atrazin lässt sich seit Beginn der 90er Jahre<br />

allgemein ein Rückgang unter des laut Trinkwasser-Pestizidverordnung zulässigem<br />

Grenzwertes von 0,1µg/l beobachten. Im <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen sind die Entwicklungen<br />

teilweise gegenläufig. Es gibt sowohl für Atrazin als auch für Desthylatrazin zum<br />

Teil großflächige Ausweisungen von potenziellen Grundwasser-sanierungsgebieten. Atrazin<br />

wird laut UBA - Jahresbericht - Wasser 2000 im Bereich der nördlichen Schmida und um den<br />

Sennigbach zum Problem. In der Folge kommt es über die Fließgewässer zu einem Eintrag<br />

dieser Stoffe in das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>. Bei Desthylatrazin ist im gesamten Bereich der Tullnerfelder<br />

Donauauen von Krems bis Langenzersdorf inklusive eines Vorlandstreifens ein<br />

potenzielles Grundwassersanierungsgebiet ausgewiesen worden. Zudem wurde der Bereich<br />

des Sennigbaches und des Horner Beckens angrenzend an den Kamp als Sanierungsgebiet<br />

ausgewiesen.<br />

Schätzungsweise zwei Drittel der Stickstofffrachten in verschiedenen Grundwassergebieten<br />

stammen aus der landwirtschaftlichen Bodennutzung. Eine Verbesserung der Nitratsituation<br />

in den letzten Jahren wurde auf Grund folgender Maßnahmen erzielt: Sensibilisierung zum<br />

bedarfsgerechten Einsatz von Stickstoff in der Landwirtschaft, Reduktion von Schwarzbrachen<br />

im Winter durch verstärkte Winterung und Zwischenfruchtanbau, vermehrter Anschluss<br />

an Kanalisation und damit Rückgang der nicht sachgerecht gewarteten Senkgruben, Einsatz<br />

der Instrumente Wasserschutz- und Schongebiete in Problemregionen, Akzeptanz von Landes-<br />

und Bundesprogrammen zur Förderung einer Gewässer schonenderen Bewirtschaftung.<br />

Dennoch sind die nördlichen Tullnerfelder Donauauen von Krems bis Langenzersdorf mit einem<br />

Vorlandbereich von ca. 1 km im Jahresbericht Wasser 2000 des Umweltbundesamtes<br />

als potenzielles Grundwassersanierungsgebiet für Nitrat (NO3) ausgewiesen.<br />

Im Jahr 1999 betrug der Medianwert der gemäß Wassergüte-Erhebungsverordnung beobachteten<br />

244 Fließgewässermessstellen in Österreich 1,1 mg/l Nitrat-Stickstoff. Multipliziert<br />

man jedoch diese auf ersten Blick unproblematischen Konzentrationen mit den erheblichen<br />

Wassermengen, die in großen Flüssen transportiert werden, dann ergeben sich daraus beträchtliche<br />

Nährstofffrachten, die bei Hochwasserereignissen auch in die Augebiete gelangen<br />

können und dort Auswirkungen auf die Fisch-, Amphibien und Libellenhabitate haben.<br />

Die konsequente Anwendung des Flusseinzugsgebietsansatzes der Wasserrahmenrichtlinie<br />

zum Schutz der Küstengewässer und Meere bedeutet eine weitere Reduktion von Stoffeinträgen<br />

im gesamten Einzugsgebiet zu erzielen, also auch im Binnenland Österreich zumutbare<br />

Maßnahmen in <strong>Gebiet</strong>en und Flüssen mit geringen Nitratkonzentrationen umzusetzen.<br />

Kläranlagen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 43


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Seit Anfang der 80er Jahre konnte vor allem bei den größeren Fließgewässern ein deutlicher<br />

Trend zur Verbesserung der Gewässergüte festgestellt werden. Besonders an den Nebengerinnen<br />

der Donau, welche ins Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen einmünden,<br />

sind aber derzeit noch Verbesserungspotenziale bei der Gewässergüte vorhanden.<br />

Derzeit sind im Bereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es unterhalb von Krems und Traismauer<br />

zwei große Kläranlagen für mehr als 150.000 EW installiert. Weitere Anlagen für 15.000-<br />

150.000 EW befinden sich in den KG´s Stockerau, St. Andrä-Wördern, Korneuburg, Judenau<br />

(Große Tulln) und Langenlois (Kamp). Eine Vielzahl kleinerer Anlagen, zwischen 2.000<br />

und 15.000 EW, liegen im Nahbereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es der Tullnerfelder Donauauen<br />

an Gewässern, welche ins Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> einmünden.<br />

Ausgehend von der Tatsache, dass tendenziell viele der kleineren Anlagen in NÖ nur über<br />

eine biologische Klärstufe verfügen, tragen sie bei kleineren Vorflutern neben einer stofflichen<br />

Belastung aus diffusen Quellen zu einer Belastung der Gewässergüte bei.<br />

Als Beispiele für diffuse Quellen sind die land- und forstwirtschaftliche Bodennutzung zu<br />

nennen. Weiters die Summe vieler kleiner Punktquellen, wie undichte Senkgruben und Kläranlagen,<br />

welche zu einer flächenhaften Belastung führen können. Zudem kommt flächenhaft<br />

abfließendes belastetes Niederschlagswasser von befestigten Verkehrsflächen Deponien<br />

und Altlasten sowie atmophärische Einträge und natürlicher Bodenabtrag in Frage.<br />

Aus einer Studie von der Technischen Universität Wien (Kroiß & Zeßner 1999) über die Bedeutung<br />

der Landwirtschaft für den Nährstoffeintrag in die österreichischen Gewässer geht<br />

hervor, dass nach weitgehendem Abschluss des Ausbaus der Abwasserreinigung aus kommunaler<br />

Herkunft der überwiegende Anteil an Nährstoffeinträgen sowohl bei Phosphor, als<br />

auch bei Stickstoff den diffusen Quellen zuzuordnen ist. Dabei wird der Anteil der Landwirtschaft<br />

an der Stickstoff- und Phosphorbelastung der österreichischen Gewässer mit ca. 39-<br />

46% der Gesamtbelastung abgeschätzt.<br />

Hier steckt für die Zukunft sicherlich noch Sanierungsbedarf, auch was eine qualitative Verbesserung<br />

ausgewiesener Habitate der Fische, Amphibien und Libellen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong><br />

der Tullnerfelder Donauauen betrifft.<br />

Altlasten<br />

Da Altablagerungen und Altstandorte häufig eine nicht zu vernachlässigende potenzielle Gefahr<br />

für Grundwasser und Oberflächenwasser darstellen, folgt hier ein Auszug aus den vom<br />

UBA bewerteten Altlasten aus dem Verdachtsflächenkataster (lt. Altlastengesetz-ALSAG) mit<br />

Relevanz für das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> <strong>16</strong>.<br />

In Korneuburg sind drei Altlasten verzeichnet. Die Altlast der „Werft Korneuburg“ befindet<br />

sich westlich des Stadtgebietes von Korneuburg zwischen der Autobahn A22, der Schiffswerftstraße<br />

im Nordosten und der Donau im Südwesten. Das Gelände grenzt unmittelbar an<br />

das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an. Zwischen 1845 und 1994 wurde hier auf 20 ha Fläche eine<br />

Werft betrieben. In mehren Bereichen wurden großflächige Verunreinigungen der obersten<br />

Bodenschicht mit Schwermetallen sowie lokale Kontaminationen mit Schwermetallen und organischen<br />

Schadstoffen festgestellt. Teilweise sind die organischen Schadstoffe bereits in<br />

Grundwasser gelangt, eine weiter reichende Ausbereitung im Grundwasser ist jedoch nicht<br />

zu erwarten. Der Altlastenstandort befindet sich im Überschwemmungsgebiet der Donau.<br />

Südlich angrenzend an das Werftareal befindet sich unmittelbar am Donauufer und damit im<br />

Hochwassereinflussbereich die Altlast „Tanklager Mare“. Seit den 30er Jahren wurden hier<br />

auf 1 ha Mineralöl und Mineralölprodukte gelagert. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Betriebsanlagen<br />

beschädigt. Derzeit sind ca. 5.000 m 2 des Untergrundes mit Mineralölprodukten<br />

verunreinigt und werden als erhebliche Gefährdung für das Grundwasser eingestuft.<br />

Die dritte Altlast ist die „Tuttendorfer Breite“, eine Erdölraffinerie, welche in den Jahren 1923<br />

bis 1961 betrieben wurde und sich unmittelbar nördlich der Autobahnabfahrt Korneuburg<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 44


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

zwischen der Nordwestbahn und der Bundesstraße 3 befindet. Das Areal liegt 500 m östlich<br />

der Donau und die lokalen Grundwasserströme werden von den Wasserständen der Donau<br />

beeinflusst. Auch eine Flutung des Areals bei Hochwasser ist möglich. Im Zweiten Weltkrieg<br />

wurde die Raffinerieanlage teilweise zerstört, in weiterer Folge kam es zur unsachgemäßen<br />

Stilllegung. Kohlenwasserstoffe werden sowohl durch Niederschläge als auch durch den direkten<br />

Kontakt mit dem Grundwasser aus der Mineralölphase und den verunreinigten Bodenbereichen<br />

gelöst. Bei Hochwässern werden regelmäßig Ölaustritte in angrenzenden<br />

Hausbrunnen festgestellt. Eine genaue Abgrenzung der sich ausweitenden Ölwolke ist derzeit<br />

nicht möglich. Vier Trinkwasserbrunnen der Evn-Wasser, welche in 1 km Entfernung liegen<br />

und rund 50.000 Personen mit Trinkwasser versorgen, sind durch alipathische Kohlenwasserstoffe<br />

potenziell gefährdet.<br />

Die Altlast „Gaswerk Stockerau“ liegt im Süden der Stadtgemeinde Stockerau, nördlich des<br />

Bahnhofs. Zwischen 1888 und 1962 wurde auf dem Areal bis zu 900.000 Nm 3 /a Stadtgas<br />

aus Steinkohle erzeugt. Typische Schadstoffe sind polyzyklische Kohlenwasserstoffe, Phenole,<br />

leichtflüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe, Cyanid, Schwefel und Sulfid, die sich<br />

bei den verschiedenen Unterschungen zwischen 1992 und 1999 auf unterschiedlichen Teilflächen<br />

des Areals als wasserlösliche Gehalte in Grundwasser- und Bodenproben wiederfanden.<br />

Ausgeprägte Schadstofffahnen im Grundwasser konnten bis 1999 nicht festgestellt<br />

werden.<br />

Die letzte Altlast wird als „Deponie Tulln“ geführt und liegt 2 km nördlich des Stadtzentrums<br />

von Tulln im linksufrigen Augebiet der Donau (südl. „Bildereiche“). Von 1972 bis 1984 wurden<br />

in einer ehemaligen Schottergrube ohne Abdichtung zum Grundwasser und der Oberfläche<br />

ca. 200.000 m 3 unsortierter Hausmüll, Bauschutt, Sperrmüll, Kalk und<br />

Krankenhausabfälle zum Teil im Grundwasserschwankungsbereich verfüllt. Die Ablagerungen<br />

verursachen eine Grundwasserbeeinträchtigung durch reduzierende<br />

Verhältnisse und eine deutlich erhöhte Mineralisierung. Neben organischen Anteilen, die<br />

durch mikrobakterielle Verhältnisse anaerob abgebaut werden, sind erhöhte Metall- und<br />

Kohlenwasserstoffgehalte nachweisbar. Eine weitreichende Ausbreitung von Schadstoffen<br />

ist nicht anzunehmen. Die Trinkwassernutzungen sind nicht gefährdet.<br />

1.6.5 Flächenwidmung und Siedlungen<br />

Da in vielen Gemeinden des <strong>Gebiet</strong>es seit der letzten Volkszählung ein Bevölkerungszuwachs<br />

auf Grund von Wanderungsbewegungen verzeichnet wurde, herrscht ein gesteigerter<br />

Bedarf an Betriebs- und Wohnbauland. Besonders in den entwicklungsstarken Gemeinden<br />

und Städten am Rande des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es, ist mit einer großzügigen Ausweisung<br />

und Planung von weiteren Betriebs-, Industrie- und Siedlungsgebieten zu rechnen. Aber<br />

auch kleinere Gemeinden haben in den letzten Jahren durch Neuausweisung von gewidmetem<br />

Bauland neue Betriebsansiedlungen ermöglicht und ziehen dadurch auch neue<br />

Wohnbevölkerung an. Gleichzeitig ist auch mit einem Ausbau der Infrastruktur (Verkehr,<br />

Trinkwasser, Kanalssystem, Kläranlagen) zu rechnen, was Auswirkungen auf ausgewiese<br />

Tierhabitate an den Flüssen und Altarmen haben kann.<br />

Problematisch sind die zahlreichen Zweitwohnsitze und Badehütten in und am Rande der<br />

Auzonen des <strong>Gebiet</strong>es, die besonders wegen der Wasserversorgung, Abwasser- und Müllbeseitigung<br />

sowie durch den zusätzlichen Verkehr Probleme im <strong>Gebiet</strong> schaffen.<br />

Im <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen ist der linksufrige Siedlungsraum sowie die enthaltenen<br />

Betriebs- und Industriegebiete durch das Band der Autobahn A22 und die Schnellstraße<br />

S 5 vom Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> <strong>16</strong> getrennt. Erst ab der KG Utzenlaa<br />

Richtung Krems schwenkt die S 5 nach Norden, sodass mehrere KG`s im unmittelbaren<br />

Randbereich vom Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> <strong>16</strong> zu liegen kommen. In diesen ländlichen Gemeinden<br />

gibt es kein gewidmetes Bauland für Betriebs- und Industriegebiete.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 45


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Auf Grund der ansteigenden Wohnbevölkerung ist mit einer Zunahme des Erholungsdrucks<br />

zu rechnen. Neben Ausflugsgaststätten, Motorbootshäfen und diversen Parkplätzen stellen<br />

Wildbadeplätze an der Donau und Badeseen Anziehungspunkte für eine Erholungsnutzung<br />

im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> dar. Durch den zunehmenden Erholungsdruck auf den Auwald werden<br />

Konzepte für eine gezielte Besucherlenkung notwendig, besonders im Hinblick auf die<br />

Umsetzung von einigen wichtigen Schutzzielen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 46


Das <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

1.7 Monitoring<br />

1.7.1. Allgemeines<br />

„Monitoring“ heißt wörtlich übersetzt „beobachten“. Nachdem die Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>e festgelegt<br />

sind, wird Natura 2000 fast zur Gänze Angelegenheit des Mitgliedstaates. Die Europäische<br />

Kommission mischt sich in die Details der Umsetzung und des Managements der <strong>Gebiet</strong>e<br />

nicht ein. In Österreich ist dies Angelegenheit der Bundesländer, da Naturschutz bei<br />

uns in die alleinige Kompetenz der Länder fällt.<br />

Es gibt allerdings eine Ausnahme: Die Europäische Kommission will in regelmäßigen Abschnitten<br />

davon informiert werden, in welchem Zustand sich die festgelegten Natura 2000-<br />

<strong>Gebiet</strong>e befinden. Um diese Daten liefern zu können, wird in diesem Kapitel in Zukunft zusammengefasst<br />

wie sich der Zustand der Lebensraumtypen (z.B. Artenzusammensetzungen,<br />

Flächengrößen) und der Tierarten (z.B. Populationsgrößen, Verbreitung) seit der <strong>Gebiet</strong>snominierung<br />

verändert haben.<br />

Diese Ergebnisse werden aufgrund von Auswertungen der Schutzobjekte- Datenbank, wo<br />

z.B. die Ergebnisse der Naturverträglichkeitsprüfungen eingearbeitet sind, und mittels eigener<br />

fachlich zu erarbeitender Grundlagen erstellt.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 47


Schutzobjekte<br />

2 SCHUTZOBJEKTE<br />

Deutscher Name Kurzbezeichnung<br />

Alpine Flüsse mit krautiger Ufervegetation<br />

Armleuchteralgen-<br />

Gesellschaften<br />

Offizielle Bezeichnung in<br />

Anhang I<br />

Alpine Flüsse mit krautiger<br />

Ufervegetation<br />

Oligo- bis mesotrophe<br />

kalkhaltige Gewässer mit<br />

benthischer Vegetation aus<br />

Armleuchteralgen<br />

Eichen-Ulmen-Eschenauen Hartholzauenwälder mit<br />

Quercus robur, Ulmus laevis,<br />

Ulmus minor, Fraxinus<br />

excelsior oder Fraxinus<br />

angustifolia (Ulmenion minoris)<br />

Erlen-Eschen-Weidenauen Auenwälder mit Alnus glutinosa<br />

und Fraxinus excelsior<br />

(Alno-Padion, Alnion<br />

incanae, Salicion albae)<br />

Feuchte Hochstaudenfluren Feuchte Hochstaudenfluren<br />

der planaren und montanen<br />

bis alpinen Stufe<br />

Fluthahnenfuß-Gesellschaften Flüsse der planaren bis<br />

montanen Stufe mit Vegetation<br />

des Ranunculion fluitantis<br />

und des Callitricho-<br />

Batrachion<br />

Glatthaferwiesen Magere Flachland-<br />

Mähwiesen (Alopecurus<br />

pratensis, Sanguisorba officinalis)<br />

Lavendelweiden-Sanddorn Ufergebüsch<br />

Natürliche Stillgewässer mit<br />

Wasserschwebergesellschaften<br />

Alpine Flüsse mit Ufergehölzen<br />

von Salix eleagnos<br />

Natürliche eutrophe Seen<br />

mit einer Vegetation des<br />

Magnopotamions oder<br />

Hydrocharitions<br />

Schlammfluren Oligo- bis mesotrophe stehende<br />

Gewässer mit Vegetation<br />

der Littorelletea uniflorae<br />

und / oder Isoeto-<br />

Nanojuncetea<br />

Trespen-Schwingel-<br />

Kalktrockenrasen<br />

Naturnahe Trockenrasen<br />

und deren Verbuschungs<br />

EU-Kennzahl Schutzobjekt<br />

3220<br />

3140<br />

91F0<br />

91E0<br />

6430<br />

3260<br />

6510<br />

3240<br />

3150<br />

3130<br />

6210<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

1


Schutzobjekte<br />

Kalktrockenrasen und deren Verbuschungsstadien<br />

auf kalkhaltigem<br />

Substrat (Festuco-<br />

Brometalia) (*besondere<br />

Bestände mit bemerkenswerten<br />

Orchideen)<br />

Zweizahnfluren Schlammiger<br />

Ufer<br />

Deutscher Name Kurzbezeichnung<br />

Flüsse mit Schlammbänken<br />

mit Vegetation des<br />

Chenopodion rubri p.p. und<br />

des Bidention p.p.<br />

Offizielle Bezeichnung in<br />

Anhang II<br />

3270<br />

Biber Castor fiber 1337<br />

Bitterling Rhodeus sericeus amarus 1134<br />

Donau-Kammmolch Triturus dobrogicus 1993<br />

Dunkler Wiesenknopf Ameisenbläuling<br />

Maculinea nausithous 1061<br />

Eschen-Scheckenfalter Hypodryas maturna 1052<br />

Fischotter Lutra lutra 1355<br />

Flussmuschel Unio crassus 1032<br />

Frauennervling Rutilus pigus 1114<br />

Frauenschuh Cypripedium calceolus 1902<br />

Goldsteinbeißer Sabanejewia aurata 1146<br />

Große Moosjungfer Leucorrhinia pectoralis 1042<br />

Großer Feuerfalter Lycaena dispar 1060<br />

Grüne Keiljungfer Ophiogomphus cecilia 1037<br />

Heller Wiesenknopf Ameisenbläuling<br />

Maculinea teleius 1059<br />

Hirschkäfer Lucanus cervus 1083<br />

Koppe Cottus gobio 1<strong>16</strong>3<br />

Kriech-Sellerie Apium repens <strong>16</strong>14<br />

Perlfisch Rutilus frisii meidingeri 1139<br />

Rapfen, Schied Aspius aspius 1130<br />

Rotbauchunke Bombina bombina 1188<br />

Russischer Bär Callimorpha quadripunctaria<br />

EU-Kennzahl Schutzobjekt<br />

1078<br />

Schalachkäfer Cucujus cinnaberinus 1086<br />

Schlammpeitzger Misgurnus fossilis 1145<br />

Schrätzer Gymnocephalus schraetzer 1157<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

2


Schutzobjekte<br />

Steinbeißer Cobitis taenia 1149<br />

Steingreßling Gobio uranoscopus 1122<br />

Streber Zingel streber 1<strong>16</strong>0<br />

Strömer Leuciscus souffia 1131<br />

Weißflossengründling Gobio albipinnatus 1124<br />

Zingel Zingel zingel 1159<br />

2.1 Rechtliche Hintergründe zu den Schutzobjekten<br />

Die fachlichen Kriterien für die <strong>Gebiet</strong>sausweisung und –abgrenzung bilden sich aus den in<br />

den Anhängen dargelegten Schutzobjekten – überall, wo diese Schutzobjekte einen Lebensraum<br />

besonders gut repräsentieren, etc. muss ausgewiesen werden. Währenddessen sind<br />

nach der Vogelschutz-Richtlinie gemäß Artikel 4 „insbesondere die für die Erhaltung dieser<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

3


Schutzobjekte<br />

Arten zahlen- und flächenmäßig geeignetsten <strong>Gebiet</strong>e zu Schutzgebieten“ von den Mitgliedstaaten<br />

zu erklären.<br />

Die Anhänge der Richtlinie beinhalten folgende Artengruppen:<br />

Anhang I der FFH-Richtlinie 1992<br />

Natürliche Lebensräume von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhaltung besondere<br />

Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.<br />

Vorkommende Lebensraumtypen in Niederösterreich sind zum Beispiel „Schlucht- und<br />

Hangmischwälder“, „Waldmeister-Buchenwald“ oder „Kalkreiche Niedermoore“ und „Pfeifengraswiesen<br />

auf kalkreichem Boden, torfigen und tonig-schluffigen Böden“.<br />

Anhang II der FFH-Richtlinie 1992<br />

Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interessen für deren Erhaltung besondere<br />

<strong>Gebiet</strong>e ausgewiesen werden müssen, jedoch keine Vogelarten beinhalten.<br />

Vorkommende Tier- und Pflanzenarten in Niederösterreich sind zum Beispiel: Fledermausarten<br />

wie das „Kleine Mausohr“ oder die „Große Hufeisennase“, Amphibien wie die „Gelbbauchunke“,<br />

der „Alpen-Kammmolch“ oder der „Donau-Kammmolch“, Fische wie „Huchen“<br />

und „Koppe“, Käferarten wie der „Alpenbock“ und der „Große Eichenbock“ oder die Pflanzenart<br />

„Frauenschuh“.<br />

Anhang I der Vogelschutzrichtlinie 1979<br />

Die Auswahl der Arten und Unterarten für den Anhang I richtet sich vor allem nach vom Aussterben<br />

bedrohte, europaweit gefährdete Vogelarten, wie z. B. „Großtrappe“ oder „Schwarzspecht“.<br />

Auch außerhalb von <strong>Gebiet</strong>en können Schutzobjekte vorkommen, allerdings gelten für Lebensräume<br />

(„Habitate“) und Tier- und Pflanzenarten die außerhalb der <strong>Gebiet</strong>e vorkommen<br />

die Schutzbestimmungen von Natura 2000 nicht, dabei ist jedoch zu beachten, dass die einschlägigen<br />

nationalen Festlegungen des NÖ NSchG natürlich weiterhin gültig sind.<br />

2.2 Beschreibung der FFH-Lebensraumtypen im <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

4


Schutzobjekte<br />

Schlammfluren<br />

3130<br />

Oligo- bis mesotrophe stehende Gewässer mit Vegetation der Littorelletea uniflorae<br />

und / oder der Isoeto-Nanojuncetea<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

5


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Lebensraumtyp umfasst einerseits kurzlebige Gesellschaften auf wechselfeuchten Böden<br />

wie auch semiaquatische Gesellschaften an See-, Teich- und Flussufern mit zumeist<br />

schlammigem Substrat. Selbst auf anthropogenen Standorten wie Wasserlacken, Panzerund<br />

Fahrzeugspuren sowie abgelassenen Fischteichen finden sich diese Gesellschaften regelmäßig.<br />

Charakteristisch für das Vorkommen des Lebensraumtyps ist das Trockenfallen<br />

des Bodens im Spätsommer, das durch stark schwankende Wasserspiegel hervorgerufen<br />

wird. Wichtig ist vor allem die Dauer der so genannten litoralen Phase (Boden ist seicht überschwemmt)<br />

und der limosen Phase, das ist jene Phase, in der der Boden nicht mehr überschwemmt,<br />

jedoch wassergesättigt ist.<br />

Bei dem Lebensraumtyp können, wie schon aus dem Namen ersichtlich, zwei Subtypen beschrieben<br />

werden, einerseits die Strandlings-Gesellschaften (Littorelletea) andererseits die<br />

Zwergbinsen-Gesellschaften (Isoeto-Nanojuncetea). Während erstere sommerlich überschwemmte<br />

Standorte besiedeln, finden sich die Zwergbinsen-Gesellschaften auf offenen,<br />

wechselfeuchten Standorten. Vielfach ist jedoch eine enge Verzahnung zwischen den beiden<br />

Subtypen gegeben.<br />

Die charakteristischen Arten der Strandlings-Gesellschaften keimen und wachsen in der litoralen<br />

Phase, die Fortpflanzung erfolgt jedoch zumeist über Wasser. Die Arten der Zwergbinsen-Gesellschaften<br />

keimen zumeist erst in der limosen Phase.<br />

Typisch für die Arten der Schlammfluren, insbesondere für jene der Zwergbinsen-<br />

Gesellschaften, sind eine rasche Keimung sowie ein rascher Lebenszyklus, da meist nur<br />

wenige Monate für die Entwicklung zur Verfügung stehen. Bei den Arten der Schlammfluren<br />

handelt es sich durchwegs auch um sehr kleinwüchsige Arten, die jedoch in Abhängigkeit<br />

vom Nährstoffgehalt des Bodens eine große Variabilität aufweisen können.<br />

Für das Vorkommen von Schlammfluren ist oft das Auftreten von regelmäßigen Störungen,<br />

die sowohl natürliche als auch anthropogene Ursachen haben können (Uferanrisse, Fahrzeugspuren,<br />

Ablassen von Teichen) von großer Wichtigkeit, da sonst die Bestände von höherwüchsigen<br />

Gesellschaften abgelöst werden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

6


Schutzobjekte<br />

Schlammflurengesellschaften sind vielfach sehr kleinräumig ausgebildet, oft werden nur wenige<br />

Quadratmeter von diesem Lebensraumtyp eingenommen.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Entsprechend der jahreszeitlich späten Entwicklung der Gesellschaften sind die Arten der<br />

Schlammfluren, wie oben bereits erwähnt, relativ kleinwüchsig und sehr unscheinbar. Viele<br />

Arten der Schlammfluren sind selten oder gefährdet. Charakteristisch für die Schlammfluren<br />

sind vielfach Arten der Sauergräser wie Nadelbinse (Eleocharis acicularis), Braunes und Micheli-Zypergras<br />

(Cyperus fuscus, C. michelianus), die für die Waldviertler Teiche typische<br />

Kleine Zypergras-Segge (Carex bohemica) sowie Arten der Simsen wie Rasen-Simse (Juncus<br />

bulbosus) und Kugelfrucht-Simse (J. sphaerocarpus). An weiteren typischen Arten wären<br />

das Schlammkraut (Limosella aquatica) und die Wilde-Sumpfkresse (Rorippa sylvestris) zu<br />

nennen.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Das natürliche Verbreitungsgebiet der Schlammfluren umfasst Europa,<br />

Nordafrika und Teile Asiens. Dementsprechend kommen Schlammfluren in allen Mitgliedsstaaten<br />

der EU 15 mit Ausnahme von Großbritannien vor.<br />

Vorkommen in Österreich: Die natürlichen Vorkommen des Lebensraumtyps finden sich<br />

entlang von Flusstälern bzw. im Uferbereich von Stillgewässern zerstreut in ganz Österreich<br />

in der unteren bis mittleren Höhenlage. Schlammfluren kommen in allen Bundesländern vor.<br />

Gehäufte Vorkommen von Schlammfluren finden sich in den Hügel- und Alpenvorländern.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Schlammfluren finden sich in 20 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en in Österreich, in Niederösterreich kommt der Lebensraumtyp in zehn FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die Tullnerfelder Donauauen weisen auf Grund der<br />

zahlreichen Wasserflächen ein hohes Potenzial für diesen Lebensraumtyp auf. Aktuell gibt<br />

es jedoch nur einen Fundort, da durch die mangelnde Gewässerdynamik in der abgedämmten<br />

Au nur ganz wenige schlammige Pionierstandorte mit jungen Anlandungen und schütter<br />

bewachsenen Ufern vorhanden sind.<br />

Ausprägung<br />

Der einzige ausgewiesene Fundort der Schlammfluren ist das Ufer eines alten Donauarmes.<br />

Er ist ein leicht durchströmter, sehr großer und tiefer Altarm, der westlich von Tulln und ca. 1<br />

km westlich der Perschling liegt. Die Schlammflur ist hier nicht als eigenes Polygon ausgewiesen,<br />

sondern bildet einen Komplex mit Wasserschwebergesellschaften.<br />

Obwohl es zwar an der Schmida im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> schlammige Ufer gibt, sind die<br />

Schlammfluren dort nicht ausgebildet, weil die Schmida stark mit Nährstoffen belastet ist.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 1.000 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 600 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 0,4 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des bestehenden Lebensraumes<br />

• Sicherung von baumfreien Flachufern als potentielle Lebensräume<br />

Einstufung: Sonstiges Erhaltungsziel<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

7


Schutzobjekte<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung und Wiederherstellung von oligo- bis mesotrophen Nährstoffverhältnissen in<br />

Gewässern<br />

• Sicherung einer naturnahen Gewässerdynamik<br />

• Reduktion von Nährstoffeinträgen in Gewässer. Anlage von Pufferstreifen zu landwirtschaftlichen<br />

Flächen<br />

• Ermöglichung von Niedrigwasserständen (Trockenfallen von Uferbereichen unterhalb<br />

der Mittelwasserlinie) im Spätsommer / Herbst<br />

• Ermöglichung von Erosion in teilweise abgedämmten Auen durch Einleitung von Hochwässern<br />

• Freihaltung von Flachufern vor Gehölzbewuchs<br />

• Sicherung von Ackersutten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

8


Schutzobjekte<br />

Armleuchteralgen-Gesellschaften<br />

3140<br />

Oligo- bis mesotrophe kalkhaltige Gewässer mit benthischer Vegetation aus Armleuchteralgen<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Unter diesem Lebensraumtyp sind nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Stillgewässer in<br />

basen- oder kalkhaltigem Milieu zusammengefasst. Kennzeichnend sind die Bestände von<br />

bestimmten Grünalgen, den so genannten Armleuchteralgen. Ihre Bestände sind artenarm,<br />

häufig bildet eine Art ausgedehnte Rasen auf dem Gewässergrund. Die einzelnen Arten sind<br />

auf eine sehr "feinfühlige" Art an den Nährstoffgehalt und Wasserchemismus angepasst. Bestände<br />

dieser Algen können sich nur dann dauerhaft halten, wenn das Wasser sauber und<br />

unbelastet ist.<br />

Armleuchteralgen sind Bewohner kleiner, sauberer Tümpel, aber auch größerer Kiesgruben,<br />

Schotter- oder Badeteiche und klarer Seen. Da sie auf Wasserbewegung empfindlich reagieren,<br />

findet man sie in größeren Stillgewässern meist in windstillen Buchten. Ist das Wasser<br />

klar, können sie bis in 40 m Tiefe siedeln. Armleuchteralgen haben einen ausgesprochenen<br />

Pioniercharakter, die meisten Bestände können als Erstbesiedler ursprünglich vegetationsfreier<br />

Unterwasserböden gelten. Sie besiedeln oft erstaunlich rasch einen Standort, können<br />

aber auf Grund der Konkurrenz durch höhere Pflanzen, einer Eintrübung des Wassers oder<br />

Änderung des Wasserchemismus auch ebenso rasch wieder verschwinden.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Da Armleuchteralgen in ihren Rindenzellen Kalk einlagern, benötigen sie kalkreiches, hartes<br />

Wasser. Die Untergruppe der Glanzleuchteralgen hingegen benötigt weiches, neutrales bis<br />

saures Wasser. Es kann daher zwischen Hartwasser- und Weichwasser-Armleuchteralgen-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

9


Schutzobjekte<br />

Gesellschaften unterschieden werden. Kennzeichnende Arten sind Arten der Gattungen<br />

Chara und Nitella, wie etwa die Raue Armleuchteralge (Chara aspera), die Dornige Armleuchteralge<br />

(Chara hispida) und die Gemeine Armleuchteralge (Chara vulgaris) oder die<br />

Glanzleuchteralge (Nitella mucornata).<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Lebensraum kommt mit Ausnahme von Luxemburg in allen EU-<br />

Mitgliedsstaaten vor.<br />

Vorkommen in Österreich: Da der Kenntnisstand über die Algenflora in Österreich nur unzureichend<br />

ist, können keine genauen Angaben zur Verbreitung der Armleuchteralgen in Österreich<br />

gemacht werden.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: In den FFH-<strong>Gebiet</strong>en Österreichs gibt<br />

es neben NÖ auch Vorkommensangaben in Vorarlberg, Tirol, Kärnten, Steiermark und Wien.<br />

Insgesamt kommt der Lebensraumtyp in 21 <strong>Gebiet</strong>en vor. In den Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Niederösterreichs<br />

wird der Lebensraumtyp in den <strong>Gebiet</strong>en "Ötscher-Dürrenstein", "Feuchte<br />

Ebene – Leithaauen", "Tullnerfelder Donauauen" und den „Nordöstlichen Randalpen“ als<br />

Schutzziel genannt. Hinweise auf ein Vorkommen gibt es aber auch in den <strong>Gebiet</strong>en „Donauauen<br />

östlich von Wien“, „Wienerwald“ und „Alpenvorlandflüssen“.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Durch die zahlreichen Gewässer sind die Tullnerfelder<br />

Donauauen ein potenziell wichtiges <strong>Gebiet</strong> für das Vorkommen von Armleuchteralgengesellschaften.<br />

Gegenwärtig kommen sie jedoch nur an einer Stelle vor.<br />

Ausprägung<br />

Armleuchteralgengesellschaften wurden nur in einem Abbaugewässer ausgewiesen. Es befindet<br />

sich etwa 0,8 km südsüdöstlich der Autobahnabfahrt Stockerau Ost. Es handelt sich<br />

um ein ehemaliges Abbaugewässer mit unregelmäßiger Uferlinie und Flachuferbereichen.<br />

Seine naturnahe Ausprägung wird durch die Schilf- und Rohrkolbenröhrichte am Ufer noch<br />

deutlicher. Die Armleuchteralgen dieses Standortes gehören der Gattung Chara an.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: keine Angaben möglich<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: keine Angaben möglich<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 0,03 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung einer hervorragenden Gewässergüte an den Vorkommensstandorten<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Vermeidung von Nähr- und Schadstoffeinträgen<br />

Natürliche Stillgewässer mit Wasserschweber-Gesellschaften<br />

3150<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 10


Schutzobjekte<br />

Natürliche eutrophe Seen mit einer Vegetation des Magnopotamions oder Hydrocharitions<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Dieser Lebensraumtyp umfasst offene, meist kleine Stillgewässer mit einer artenarmen Vegetation<br />

aus schwimmenden oder untergetauchten Pflanzen inklusive der Ufervegetation.<br />

Die Gewässer sind meist basenreich (pH › 6). Der nährstoffreiche Untergrund (oft ein<br />

schlammiger Auboden) und etwaige Überschwemmungen reichern das Wasser mit Nährstoffen<br />

an. Dieser Nährstoffreichtum ermöglicht eine reichliche Entwicklung von Plankton.<br />

Dadurch erscheint das Wasser meist schmutzig-grau bis blau-grün gefärbt.<br />

Besonders schön ausgeprägt ist der Lebensraumtyp in Altarmen innerhalb des Auwaldes,<br />

wo sich auf Grund der wind- und wellengeschützten Lage größere Bestände mit Schwimmblattpflanzen<br />

ausbilden können. In der Regel sind die Bestände von wenigen, mehr oder weniger<br />

auffälligen Arten dominiert.<br />

In weniger windgeschützten Lagen, bei leichter Strömung und in tieferen Gewässern werden<br />

die nicht oder nur lose im Substrat verankerten Schwimmblattpflanzen von den unauffälligeren,<br />

meist im Substrat verwurzelten Unterwasserwiesen ersetzt.<br />

Am Ufer des Stillgewässers kann je nach Nährstoffgehalt und Lage eine Verlandungszone<br />

mit Röhricht, Hochstaudenfluren oder Seggenriedern ausgebildet sein.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Je nach Lage, chemischer Zusammensetzung und Größe des Stillgewässers reicht die Vegetation<br />

von artenarmen Wasserlinsen- und Teichlinsen-Gesellschaften (Lemna spp., Spirodela<br />

polyrhiza) bis zu Beständen mit Schwimmblattpflanzen, z.B. Schwimmendes Laichkraut<br />

(Potamogeton natans). Seltener findet man Bestände von Froschbiss (Hydrocharis morsusranae)<br />

oder der Wasserfeder (Hottonia palustris), die besonders gut an Wasserstandsschwankungen<br />

angepasst ist. Die ehemals häufige Krebsschere (Stratiotes aloides) ist mancherorts<br />

(Donau, March) heute bereits vom Aussterben bedroht. In den Unterwasserwiesen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 11


Schutzobjekte<br />

wachsen verschiedene Laichkraut-Arten (Potamogeton lucens, P. perfoliatus u.a.) und Tausendblatt<br />

(Myriophyllum spicatum, M. verticillatum).<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die natürlichen Stillgewässer mit Wasserschweber-Gesellschaften<br />

sind in der gesamten EU 15 verbreitet.<br />

Vorkommen in Österreich: Die natürlichen Stillgewässer sind in ganz Österreich weit verbreitet,<br />

wobei der Verbreitungsschwerpunkt im nördlichen und südöstlichen Alpenvorland, in<br />

der Waldviertler Teichlandschaft und im Klagenfurter Becken liegt.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Lebensraumtyp kommt in 47 Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, davon in 12 in Niederösterreich. Der Flächenanteil dieses<br />

Lebensraumtyps an der Gesamtfläche des relevanten Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es ist allerdings<br />

gering (in den Niederösterreichischen Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en meist unter 1 %), größere Ausmaße<br />

erreicht er nur in den Donauauen (5 %) und den March-Auen.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Obwohl es in den Tullnerfelder Donauauen durch<br />

Flussregulierungen und Kraftwerksbauten zu einer starken Verringerung der Wasserflächen<br />

kam, ist das <strong>Gebiet</strong> dennoch ein wichtiges Verbreitungszentrum für den Lebensraumtyp.<br />

Ausprägung<br />

Die Wasserschwebergesellschaften sind in den gesamten Tullnerfelder Donauauen verbreitet.<br />

Sie treten in der Regel in kleinen Autümpeln und Altwässern auf. Es kann sich dabei um<br />

natürliche oder vom Menschen geschaffene Gewässer handeln. Zu letzteren zählen ältere<br />

Schottergruben mit natürlicher Entwicklung. Meistens sind diese Standorte windgeschützt<br />

und das Waser ist nährstoffreich. Das begünstigt die Kleine Wasserlinse (Lemna minor), die<br />

Vielwurzelige Teichlinse (Spirodela polyrrhizza) oder die Untergetauchte Wasserlinse (Lemna<br />

trisulca). Die Wasserlinsen überziehen oft die gesamte Oberfläche der Gewässer mit einem<br />

frei schwimmenden, grünen Teppich und tragen damit wesentlich zum typischen Erscheinungsbild<br />

von Stillgewässern bei. An besonders stark beschatteten Stellen, die etwas<br />

weniger Nährstoffe aufweisen, treten in den Tullnerfelder Donauauen das Flutende Sternlebermoos(Riccia<br />

flutians) und das Schwimmlebermoos (Ricciocarpus natans) auf.<br />

Die Pflanzen der Schwimmblattgesellschaften sind fest am Gewässergrund verwurzelt und<br />

besitzen an der Oberfläche schwimmende Blätter. Im Gegensatz zu ganz frei schwebenden<br />

Pflanzen treten sie in den Tullnerfelder Donauauen auch in zeitweilig durchströmten Altarmen<br />

und strömungsarmen Fließgewässern auf. Eine charakteristische Pflanze mit großen<br />

Blättern und auffälligen gelben Blüten ist die Gelbe Teichrose (Nuphar lutea). Sie kann mit<br />

ihren Blättern mehrere Quadratmeter Wasserfläche bedecken.<br />

Den Übergang vom Wasser zum Land bilden in der Region verschieden ausgeprägte Röhrichte.<br />

Sie sind abhängig von Wasserstandsschwankungen und den Strömungsgeschwindigkeiten<br />

des Wassers. So tritt zum Beispiel das Schilf (Phragmites australis) nur dort auf, wo<br />

es kaum Wasserstandsschwankungen gibt.<br />

Für die Tierwelt sind die Stillgewässser der Au von enormer Bedeutung. Als Laichplätze für<br />

Amphibien sind sie nicht wegzudenken. Ebenso sind sie Lebensräume für die Ringelnatter,<br />

für verschiedene Fische und Wasserinsekten.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 2.500 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 1.500 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 570 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des vorhandenen Flächenausmaßes des Lebensraumtyps<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 12


Schutzobjekte<br />

• Ausweitung des Lebensraumtyps in Bereiche mit nährstoffreichen Augewässern,<br />

welche derzeit nicht besiedelt werden können<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Entwicklung von Stillgewässern mit oligo- bis mesotrophen Nährstoffverhältnissen<br />

• Minimierung von anthropogenen Störungen der Uferbereiche und der Gewässeroberfläche<br />

• Entwicklung von Pufferzonen zur Verhinderung von Nährstoffeinträgen in die Vorlandbäche<br />

• Wohl überlegte Anbindung von Altwässern an Fließgewässer. Es sollte unter Beibehaltung<br />

des Stillwassercharakters eine verbesserte Erreichbarkeit für Hochwässer<br />

angestrebt werden<br />

• Besucherlenkungsmaßnahmen im Bereich sensibler Uferzonen hinsichtlich Jagd, Fischerei<br />

und Freizeitnutzung<br />

• Erstellung von Nutzungskonzepten zur Extensivierung der fischereilichen und jagdlichen<br />

Nutzung<br />

• Sicherung der Populationen standortheimischer Fischarten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 13


Schutzobjekte<br />

Alpine Flüsse mit krautiger Ufervegetation<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Alpine Flüsse und ihre krautige Ufervegetation<br />

3220<br />

Kurzbeschreibung<br />

Dieser Lebensraumtyp befindet sich an alpinen und voralpinen Wildflüssen. Jeder Fluss<br />

transportiert im Wasser auch Geröll, Sand und Schlick, deren Menge vor allem bei Hochwasser<br />

besonders groß ist. Flüsse, die nicht begradigt und abgedämmt sind, fließen nicht in<br />

einem schmalen Flussbett, sondern haben verzweigte Haupt- und Nebenarme, reißen Uferteile<br />

und Schotterbänke mit sich und bilden an anderer Stelle wieder neue Sandbänke und<br />

Schotterinseln. Entscheidend für die Art des abgelagerten Materials ist die Strömungsgeschwindigkeit.<br />

So entstehen Schotterbänke in Bereichen mit höherer Fließgeschwindigkeit,<br />

während sich Sand und Schlick in Stillwasserzonen ablagern. Die neu entstandenen Flussablagerungen<br />

werden von relativ kurzlebigen krautigen Pflanzengemeinschaften neu besiedelt.<br />

Entweder werden sie jedoch durch das nächste Hochwasser wieder zerstört oder sie<br />

entwickeln sich bei ungestörter Entwicklung im Laufe der Jahre zu einem Ufergebüsch oder<br />

Auwald weiter.<br />

Der Lebensraumtyp ist entlang größerer Flüsse und Bäche in den Alpentälern verbreitet. Oft<br />

erreichen die krautigen Uferfluren jedoch auch das Alpenvorland, da die größeren Flüsse viel<br />

Geröll und Schotter aus dem Gebirge abschwemmen, der hier abgelagert wird.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Die Überschwemmungshäufigkeit, die Korngröße und der Kalkgehalt der Flussablagerungen<br />

entscheiden über die Zusammensetzung des Bewuchses. So kommen beispielsweise auf<br />

Schotterbänken viele krautige Pflanzen vor, während auf Sandablagerungen Gräser häufiger<br />

sind.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 14


Schutzobjekte<br />

Auf Grund der extremen Standortsbedingungen auf den Schotter- und Kiesbänken ist die<br />

Pflanzendecke meistens nur schütter ausgebildet. Die hier lebenden Pflanzen sind zu einem<br />

Großteil Pioniere, die mit der Nährstoffarmut, den Überflutungen und der zeitweiligen Trockenheit<br />

bei Niedrigwasserständen am besten zu Recht kommen. Zudem haben sie oft eine<br />

hohe Samenanzahl, um neu entstandene Lebensräume rasch besiedeln zu können. Ein Beispiel<br />

dafür ist das Rosmarin-Weidenröschen (Epilobium dodonaei), das von der Hügelstufe<br />

bis in die untere Bergstufe (collin bis submontan) vorkommt.<br />

Immer wieder findet man entlang der Flüsse und Bäche auch Alpenblumen, deren Samen<br />

aus dem Gebirge abgeschwemmt und in tiefere Lagen verfrachtet wurden. Auf den Schotterflächen<br />

finden sie ähnliche Lebensbedingen wie im Gebirge vor, weshalb sie im Extremfall<br />

auch in den Tieflagen entlang der Alpenvorlandflüsse auftreten können. Zu diesen sogenannten<br />

„Alpenschwemmlingen“ zählen etwa die Silberwurz (Dryas octopetala) und das<br />

Kriechende Schleierkraut (Gypsophila repens), Pflanzen, welche normalerweise auf Schutthalden<br />

der Alpen vorkommen.<br />

Eine weitere Pflanzengruppe, die auf den Uferablagerungen vorkommt, sind Gehölze im<br />

Keimlings- oder Jungendstadium. Meistens handelt es sich um verschiedene Weiden wie<br />

Lavendel-Weide (Salix eleagnos) oder Purpur-Weide (Salix purpurea). Sie zeigen bereits an,<br />

dass bei ungestörter Entwicklung aus der krautigen Ufervegetation allmählich Ufergebüsche<br />

(Lebensraumtyp 3240) entstehen können.<br />

In ruhigeren Wasserbereichen der Mittel- und Tieflagen, wo im Strömungsschatten Feinsand<br />

oder Schlick abgelagert wird, gibt es ganzjährig feuchte und häufig überschwemmte Standorte.<br />

Dort dominiert das Ufer-Reitgras (Calamagrostis pseudophragmites). Durch seine Wurzelausläufer<br />

besitzt es die Fähigkeit, dichte Bestände zu bilden und sich nach einem Hochwasser<br />

schnell wieder zu regenerieren.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Lebensraumtyp kommt in Europa in Schweden, Österreich,<br />

Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal vor. Seinen Schwerpunkt hat er in<br />

den Hochgebirgsregionen Mitteleuropas. Zusätzlich kommt er auch in der borealen und mediterranen<br />

biogeographischen Region vor.<br />

Durch zahlreiche Flussregulierungen innerhalb der letzten Jahrzehnte hat die Fläche der<br />

krautigen Uferfluren rapide abgenommen, sodass sie heute zu den gefährdetsten Lebensräumen<br />

Europas zählen.<br />

Vorkommen in Österreich: Ebenso wie in anderen Teilen Europas hat die Fläche dieses<br />

Lebensraumtyps durch Flussbegradigungen, Hochwasserschutzbauten und Flusskraftwerksanlagen<br />

rapide abgenommen. Das Beispiel der Donau im Wiener Raum macht deutlich,<br />

wie hoch die Flächenverluste waren. Durch die Donauregulierung im letzten Viertel des<br />

neunzehnten Jahrhunderts wurde das ehemals verzweigte Flussbett auf ein Hauptgerinne<br />

eingeengt, sodass die Schotter- und Sandbänke um rund 80 % reduziert wurden.<br />

Deutlich zu erkennen ist, dass die krautigen Uferfluren im Westen und Süden der österreichischen<br />

Alpen häufiger auftreten als im Osten. Großflächiger ausgebildet sind sie auch dort<br />

nur mehr in wenig erschlossenen Teilräumen. Wichtige Vorkommen finden sich meistens an<br />

größeren Flüssen (z.B. Rhein, Aflenz, Lech, Inn, Ötztaler Ache, Salzach, Möll, Drau, Enns,<br />

Mur). Im nördlichen Alpenvorland findet man den Lebensraumtyp besonders an der Salzach,<br />

dem Inn, der Traun und der Enns.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die krautige Ufervegetation kommt<br />

insgesamt in 24 Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor. Bestände von hervorragender Repräsentativität<br />

gibt es in den <strong>Gebiet</strong>en „Lechtal“, „Ötztaler Alpen“ und „Hohe Tauern“ in Tirol,<br />

„Rotmoos-Käfertal“ und „Tauglgries“ in Salzburg sowie „Inneres Pöllatal“ in Kärnten.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 15


Schutzobjekte<br />

Der Lebensraumtyp tritt in Niederösterreichs Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en hauptsächlich in der alpinen<br />

biogegeografischen Region auf. Hier zu erwähnen sind „Ötscher-Dürrnstein“ mit hervorragender<br />

Repräsentativität, „Niederösterreichische Alpenvorlandflüsse“ und „Wienerwald-<br />

Thermenregion“ mit guter Repräsentativität. Aus dem kontinentalen Bereich gibt es lediglich<br />

einen Fundort an der Traisen in den „Tullnerfelder Donauauen“.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Für den Gesamtbestand des Lebensraumtyps sind die<br />

Tullnerfelder Donauauen nur von geringer Bedeutung, da es nur einen ausgewiesenen<br />

Standort gibt. Im Gegensatz zu den häufigeren Vorkommen im Gebirge liegt diese Fläche im<br />

Tiefland im pannonischen Klimabereich und hat deswegen eine andere botanische Ausprägung,<br />

wodurch sich ihr hoher Wert begründet.<br />

Ausprägung<br />

Der einzige Standort dieses ehemals weit verbreiteten Lebensraumtyps befindet sich an der<br />

Traisen etwa 2 km nordöstlich von Traismauer. Es handelt sich um eine Aufweitung des<br />

Flussbettes. Dadurch ist es hier der Traisen möglich den Lauf zu verändern, wodurch ein<br />

pendelnder Flusslauf mit Gabelungen ausgebildet wird. Auf den so entstandenen Schotterbänken<br />

konnten sich krautige Pionierpflanzen ansiedeln. Dazwischen findet man eingestreut<br />

immer wieder Purpurweidengebüsche, die bereits zum Lebensraumtyp Lavendelweiden-<br />

Sanddorn Ufergebüsch (3240) zählen. Das Verhältnis der beiden Lebensraumtypen zueinander<br />

beträgt 80 % Krautige Ufervegetation zu 20 % Lavendelweiden-Sanddornufergebüsch.<br />

Da es in den gesamten Tullnerfellder Donauauen nur diesen einen Standort mit dem Lebensraumtyp<br />

gibt, gilt er hier als hochgradig gefährdet.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 500 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 30 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 6 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des derzeitigen Flächenausmaßes<br />

• Entwicklung neuer Standorte, an denen der Lebensraumtyp vorkommt<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Aufrechterhaltung der Gewässerdynamik an der Traisen<br />

• Renaturierung von Fließgewässern<br />

• Entwicklung von größeren Retentionsräumen an Fließgewässern<br />

• Sicherung und Entwicklung naturnaher Ufer mit Schotterbänken<br />

• Besucherlenkungsmaßnahmen für sensible Uferzonen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL <strong>16</strong>


Schutzobjekte<br />

Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Salix eleagnos<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Lavendelweiden-Sanddorn–Ufergebüsch<br />

3240<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Lebensraumtyp umfasst naturnahe Bäche und Flüsse der Alpen und des Alpenvorlandes,<br />

an deren Ufern Strauchgesellschaften wachsen, welche von der Lavendel-Weide, seltener<br />

von der Purpur-Weide oder vom Sanddorn dominiert werden.<br />

Man findet das Lavendelweiden-Sanddorn-Ufergebüsch nur auf regelmäßig überschwemmten<br />

Kies- und Sandbänken, die oft grobschottrige Böden mit schlechter Wasserhaltekapazität<br />

haben. Während länger dauernden Trockenperioden kann es daher auch zu großer Bodentrockenheit<br />

kommen. Bei den Sträuchern, die hier wachsen, handelt es sich um ausgesprochene<br />

Pioniere oder Erstbesiedler, die nur auf offenen, kahlen Standorten gedeihen können.<br />

Da sie auf reiferen Böden schnell von anderen Gehölzen verdrängt werden, benötigen sie<br />

regelmäßige Hochwässer, welche immer wieder neue Schotterbänke entstehen lassen. Weiden<br />

sind an diese Lebensraumbedingungen mit ihren sehr biegsamen Ästen, welche schnell<br />

an neuen Standorten anwurzeln können, wenn sie vom Hochwasser abgerissen werden, angepasst.<br />

Der FFH-Lebensraumtyp ist eher kurzlebig, weil bei länger ausbleibenden Hochwässern<br />

rasch eine Weiterentwicklung stattfindet, wobei auf den feuchten Standorten allmählich<br />

Weichholzauwälder mit Weidenbäumen entstehen. Die trockenen Flächen erkennt man daran,<br />

dass im Laufe der Entwicklung die Weiden allmählich ausfallen und sich in weiterer Folge<br />

ein Sanddorn-Berberitzengebüsch ausbildet.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 17


Schutzobjekte<br />

Auf Grund von Flussregulierungen und Hochwasserschutzbauten gibt es heute nur mehr<br />

wenige Ufergebüsche dieser Ausprägung, da es kaum noch Orte gibt, wo neue Schotterund<br />

Kiesbänke entstehen können.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Die Strauchschicht wird von Lavendel-Weide (Salix eleagnos) dominiert. Daneben sind häufig<br />

die Purpur-Weide (Salix purpurea) und die Grau-Erle (Alnus incana) anzutreffen. Die Büsche<br />

sind oft gleich hoch, da die Hochwässer vereinheitlichende Wirkung haben. Auf trockeneren<br />

Schotterbänken, die nur mehr bei besonders starken Hochwässern überschwemmt<br />

werden, treten trockenheitsverträgliche Sträucher, wie der Eingriffelige Weißdorn (Crataegus<br />

monogyna) hinzu.<br />

In der Krautschicht kommen Feuchte und Nährstoffreichtum anzeigende Pflanzen vor, zum<br />

Beispiel Wasserdost (Eupatorium cannabium) und Bach-Pestwurz (Petasites officinalis). Viele<br />

von ihnen sind blütenreich, was besonders viele Insekten anlockt.<br />

Vorkommen in der EU: Der Lebensraumtyp kommt in der Europäischen Union in Deutschland,<br />

Spanien, Frankreich, Griechenland und Italien vor, in Nordeuropa fehlt er.<br />

Vorkommen in Österreich: Der Schwerpunkt liegt in Österreich in den Alpen und im Nördlichen<br />

und Südöstlichen Alpenvorland von der submontanen bis zur alpinen Stufe. Besonders<br />

charakteristisch ausgeprägt sind die Ufergebüsche entlang von naturnahen Flüssen, zum<br />

Beispiel entlang der Bregenzerach, im Lechtal, im Karwendelgebiet, in den Hohen und Niederen<br />

Tauern, an der oberen Drau, im Lesachtal, am Ober- und Mittellauf der Mur und im<br />

Hochschwabgebiet.<br />

Die Vorkommen in Niederösterreich liegen hauptsächlich im Bereich der Alpenvorlandflüsse,<br />

deren Oberläufe in einem relativ hohen Ausmaß naturnah sind und ganz vereinzelt an der<br />

Donau. Besonders erwähnenswert ist auch ein Vorkommen im Bereich des Wiener Beckens<br />

an der Schwarza im Steinfeld.<br />

Im Pannonischen <strong>Gebiet</strong> ist der Lebensraumtyp selten, in der Böhmischen Masse fehlt er.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Insgesamt wurde das Lavendelweiden-<br />

Sanddorn–Ufergebüsch in 26 österreichischen Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en angeführt, wobei eine<br />

hervorragende Repräsentativität in 14 <strong>Gebiet</strong>en gegeben ist.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Für den Gesamtbestand des Lebensraumtyps sind die<br />

Tullnerfelder Donauauen nur von geringer Bedeutung, da es nur einen ausgewiesenen<br />

Standort gibt. Im Gegensatz zu den häufigeren Vorkommen im Gebirge liegt diese Fläche im<br />

pannonischen Tiefland und hat deswegen eine andere botanische Ausprägung. Auf Grund<br />

der Seltenheit von Ufergehölzen in der kontinentalen biogeographischen Region Niederösterreichs<br />

ist die Erhaltung der Fläche jedoch ein höchstrangiges Schutzziel.<br />

Ausprägung<br />

In den Tullnerfelder Donauauen gibt es nur eine Fläche dieses Lebensraumtyps. Sie weist<br />

eine Größe von etwa 1,6 ha auf. Es handelt sich um eine Schotterfläche in der Nähe der<br />

Traisenmündung. Hier wurde das Flussbett künstlich aufgeweitet, sodass die Traisen innerhalb<br />

eines gewissen Bereiches hin- und her pendeln kann, wodurch ein Pionierstandort geschaffen<br />

wurde. Der Strauchbestand wird von der Purpurweide gebildet. Auf Grund immer<br />

wiederkehrender Überflutungen kommen an diesem Standort auch Pflanzengesellschaften<br />

vor, die noch nicht von Gebüschen besiedelt sind und die nur eine lückige, krautige Ufervegetation<br />

tragen ( Sie gehören bereits zum Lebensraumtyp 3220).<br />

Obwohl das Uferweidengebüsch in einer künstlich geschaffenen Flussaufweitung liegt, ist es<br />

dennoch auf Grund der natürlichen Flussdynamik der Traisen gut ausgebildet.<br />

Generell sind jedoch solche Ufergehölze heute beinahe völlig aus den Donauauen verschwunden,<br />

was mit der Flussregulierung zu tun hat. Zusätzlich kommt noch hinzu, dass<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 18


Schutzobjekte<br />

beim Bau der Flußkraftwerke das Stromhinterland abgedämmt wurde, sodass es flächig austretende<br />

Hochwässer, die die Kraft besitzen, die Oberfläche zu verändern, kaum mehr gibt.<br />

Die Überflutungen durch den Gießgang haben für die Bildung der Uferstrauchgehölze keine<br />

Bedeutung, weil die Strömungsgeschwindigkeit hier viel zu gering ist.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 500 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 30 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 2 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des derzeitgen Flächenausmaßes<br />

• Entwicklung neuer Standorte an denen der Lebensraumtyp vorkommt<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung einer natürlichen Gewässerdynamik<br />

• Renaturierung von Fließgewässern<br />

• Entwicklung größerer Retentionsräume an den Fließgewässern<br />

• Sicherung und Entwicklung naturnaher Ufer mit Schotterbänken<br />

• Besucherlenkungsmaßnahmen für sensible Uferzonen<br />

Fluthahnenfuß-Gesellschaften<br />

3260<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 19


Schutzobjekte<br />

Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und<br />

des Callitricho-Batrachion<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Zu diesem Lebensraumtyp zählen natürliche und naturnahe Fließgewässer mit flutender Unterwasservegetation,<br />

die von Gefäßpflanzen und Wassermoosen gebildet wird. Er kommt in<br />

Bächen, kleinen bis mittelgroßen Flüssen, aber auch in durchströmten Altarmen und ständig<br />

durchflossenen, naturnahen Gräben über feinschottrigem, sandigem oder schlammigem<br />

Grund von der Ebene bis ins Bergland vor. Die typische Vegetation ist manchmal nur punktuell<br />

ausgebildet, da die Wasserpflanzenbesiedlung weder zu große Strömungsgeschwindigkeiten,<br />

zu große Wassertiefen, noch zu große Schwebstoffanteile erträgt.<br />

Je nach Strömungsgeschwindigkeit, Substrat des Flussbetts, Temperatur, Kalkgehalt und<br />

Nährstoffreichtum des Wassers kommen unterschiedliche Vegetationsausbildungen vor, von<br />

denen manche besonders empfindlich gegenüber Nährstoffeinträgen sind. Derartige naturnahe<br />

Fließgewässer mit Unterwasservegetation sind auch Lebensraum für spezialisierte,<br />

zum Teil hochgradig gefährdete Tierarten (Weichtiere, Insekten, Fische, Vögel).<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Nur wenige Pflanzenarten sind dem Leben im mitunter stark durchströmten Wasser gewachsen.<br />

Typisch sind Lebensformen mit langen, schmalen Blättern und Sprossen, die in der<br />

Strömung fluten und ihr so standhalten. Der namensgebende Flutende Hahnenfuß (Ranunculus<br />

fluitans) etwa besitzt bis zu mehrere Meter lange Sprosse, die vom fließenden Wasser<br />

in Strömungsrichtung gekämmt werden und der Strömung mit schlangenartigen Windungen<br />

folgen. Neben den Wasserhahnenfußgewächsen – weitere typische Arten sind Schild-<br />

Wasserhahnenfuß (Ranunculus peltatus), Haarblättriger Hahnenfuß (Ranunculus trichophyllus),<br />

Pinselblättriger Wasserhahnenfuß (Ranunculus penicillatus) – sind vor allem Laichkrautgewächse<br />

[Teichfaden (Zannichellia palustris), Dichtes Laichkraut (Groenlandia densa)],<br />

Wassersternarten [Nussfrüchtiger Wasserstern (Callitriche obtusangulae), Haken-<br />

Wasserstern (Callitriche hamulata), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.)] aber<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 20


Schutzobjekte<br />

auch Aufrechter Merk (Berula erecta) und Wassermoose [Quellmoos (Fontinalis antipyretica)]<br />

an die speziellen Bedingungen im fließenden Wasser angepasst.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Dieser Lebensraumtyp kommt in fast ganz Europa (mit Ausnahme<br />

der makaronesischen Inselwelt im Atlantik und Luxemburgs) vor.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich kommen die Fluthahnenfuß-Gesellschaften sowohl<br />

in den Alpen, hier besonders in den Nördlichen Kalkalpen, als auch in den außeralpinen<br />

Flach- und Hügelländern – im nördlichen Alpenvorland, der Böhmischen Masse und dem<br />

Pannonikum – vor. Sie sind überall selten und nur kleinflächig ausgebildet.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Lebensraumtyp ist in 22 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs (davon 11 in Niederösterreich) vertreten.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Fluthahnenfußgesellschaften wurden im <strong>Gebiet</strong> nur an<br />

zwei Standorten gefunden. Ihre Seltenheit beruht auf ihren spezifischen Standortansprüchen.<br />

Die Tullnerfelder Donauen sind somit kein Hauptverbreitungsgebiet dieses Lebensraumtyps.<br />

Etwas häufiger findet man diese Gesellschaften an den Donauzubringerflüssen.<br />

Ausprägung<br />

Beide ausgewiesenen Standorte liegen nördlich der Donau, wobei die Fluthahnenfußgesellschaften<br />

einen Komplex mit den Wasserschwebergesellschaften bilden. Auch nehmen sie<br />

nur einen kleinen Prozentsatz der ausgewiesenen Fläche ein.<br />

Ein Vorkommen befindet sich in einem Nebenarm des Gießganges nördlich Muckendorf. Es<br />

handelt sich um einen verlandenden, langgezogenen und relativ schmalen Altarm. Die Ufervegetation<br />

besteht aus Schilfröhricht. Die Wasserfläche selbst ist mit Wasserlinsendecken<br />

überzogen.<br />

Der zweite Standort liegt nördlich von Tulln. Der breite Altarm weist ebenfalls eine ausgeprägte<br />

Wasser- und Verlandungsvegetation auf.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 500 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 100 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 0,5 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des derzeitigen Flächenausmaßes des Lebensraumtyps<br />

• Entwicklung von neuen Standorten, an denen der Lebensraumtyp vorkommt<br />

Einstufung: Sonstiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Entwicklung von Extensivierungsflächen entlang des Gewässers<br />

• Sicherung der Lebensraumqualität<br />

• Aufrechterhaltung der Gewässergüte<br />

• Verbesserung der Gewässergüte<br />

• Entwicklung von naturnahen Gewässerabschnitten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 21


Schutzobjekte<br />

Zweizahnfluren schlammiger Ufer<br />

3270<br />

Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodion rubri p.p. und des Bidention<br />

p.p.<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Bei den Zweizahnfluren handelt es sich um Gesellschaften von kurzlebigen Arten an Ufern<br />

naturnaher Fließgewässer. Sie wachsen auf regelmäßig überschwemmten Standorten, die<br />

dann im Sommer trocken fallen. Die Substratverhältnisse reichen von schlammig bis sandig.<br />

Die Zweizahnfluren siedeln im Bereich zwischen der Mittel- und Niedrigwasserlinie. Die flächenmäßige<br />

Ausdehnung der Gesellschaften ist dementsprechend sehr gering.<br />

Auf Grund ihrer Lage im Uferbereich sind die Böden durch angeschwemmtes organisches<br />

Material sehr nährstoffreich und gut mit Wasser versorgt. Es handelt sich um die nährstoffreichsten<br />

Standorte der Naturlandschaft, daher finden sich hier zahlreiche Stickstoff liebende<br />

Arten. Viele Ruderalpflanzen Mitteleuropas haben ihre ursprünglichen Standorte an<br />

den nährstoffreichen Schlammbänken der Fließgewässer. Auf Grund der zahlreichen nährstoffliebenden<br />

Arten finden sich Bestände der Zweizahnfluren auch an vom Menschen beeinflussten<br />

Standorten (staunasse Straßengräben, austrocknende Wasserbecken etc.), die jedoch<br />

nicht als FFH-Lebensräume anzusehen sind.<br />

Die in diesem Bereich vorkommenden Arten, zumeist einjährige Pflanzen (Sommerannuelle),<br />

entwickeln sich rasch nach der Keimung, da nur eine kurze Zeitperiode für Wachstum und<br />

Samenbildung zur Verfügung steht. Ihre optimale Entwicklung erfolgt im August und September.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 22


Schutzobjekte<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Namensgebend für die Zweizahnfluren ist die Gattung Zweizahn (Bidens). Die charakteristischen<br />

Früchte mit ihren zwei langen "Zähnen" hat wahrscheinlich schon jeder einmal mühsam<br />

aus seiner Kleidung herauslösen müssen, der im Herbst abseits der Wege durch die Au<br />

gestreift ist. Neben dem aus Nordamerika stammenden Schwarzfrucht-Zweizahn (Bidens<br />

frondosus) finden sich weiters die heimischen Arten Gewöhnlicher Zweizahn (B. tripartitus)<br />

und Nickender Zweizahn (B. cernuus).<br />

Charakteristisch für die Zweizahnfluren sind auch Arten der Gattung Knöterich (Persicaria)<br />

wie Ampfer-Knöterich (Persicaria lapathifolia) und Kleiner Knöterich (P. minor). Als weitere<br />

oft häufige Art kann der kleinwüchsige Gilb-Fuchsschwanz (Alopecurus aequalis) genannt<br />

werden.<br />

Neben den häufigen Arten finden sich in den Zweizahnfluren auch einige seltenere Arten wie<br />

der Rote Gänsefuß (Chenopodium rubrum) und der Giftige Hahnenfuß (Ranunculus sceleratus).<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Zweizahnfluren kommen in Europa und Ostasien vor. In der EU 15<br />

finden sich Zweizahnfluren überall mit Ausnahme von Skandinavien sowie Groß-Britannien<br />

und Griechenland.<br />

Zweizahnfluren sind azonal verbreitet, d.h. ihr Vorkommen ist weniger durch die klimatischen<br />

Bedingungen gegeben als vielmehr durch die besonderen Standortbedingungen. In Mitteleuropa<br />

sind Zweizahnfluren vor allem in den unteren Höhenlagen (planare und colline Stufe)<br />

am reichsten entwickelt. Ihre optimale Ausbildung haben sie auf den schlickreichen Uferbänken<br />

der Unterläufe der großen Flüsse.<br />

Vorkommen in Österreich: Wie oben erwähnt konzentriert sich das Vorkommen des Lebensraumtyps<br />

auf die unteren Höhenlagen, Zweizahnfluren finden sich daher gehäuft in den<br />

Vor- und Hügelländern sowie in den Beckenlandschaften Österreichs.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Lebensraumtyp kommt in 17 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en in Österreich (davon sieben in Niederösterreich) vor, Schwerpunkt ist die kontinentale<br />

biogeographische Region.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Durch ihre Lage in der kontinentalen biogeographischen<br />

Region und ihren Reichtum an Gewässern sind die Tullnerfelder Donauauen ein potenziell<br />

wichtiges <strong>Gebiet</strong> für die Erhaltung der Zweizahnfluren. Sie sind jedoch nur auf 6 Polygonen<br />

ausgewiesen.<br />

Ausprägung<br />

Die Zweizahnfluren kommen im Tullnerfeld in einigen Altarmen vor. Die Gewässer sind meistens<br />

nur schwach durchströmt. Oft weisen sie eine gut ausgebildete Wasser- und Ufervegetation<br />

auf. Einige der sechs ausgewiesenen Standorte sind Komplexpolygone. Das heißt,<br />

dass die Zweizahnfluren gemeinsam mit Wasserschwebergesellschaften oder Schlammfluren<br />

vorkommen und nicht als eigene Fläche ausgewiesen wurden.<br />

Aus Mangel an geeigneten Standorten ist dieser Lebensraumtyp im <strong>Gebiet</strong> heute eher selten.<br />

Es fehlt vor allem an Wasserstandsschwankungen, durch die schlammige Ufer entstehen.<br />

Dies ist wiederum eine Folge der mangelnden Gewässerdynamik in der Au.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 500 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 50 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 1 ha<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 23


Schutzobjekte<br />

Erhaltungsziele:<br />

• Sicherung der momentan vorhandenen Bestände<br />

• Entwicklung von neuen Standorten, welche von den Zweizahnfluren besiedelt werden<br />

können<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung und Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik<br />

• Naturverträgliche Gestaltung von Wehrordnungen flussaufwärts liegender Kraftwerke<br />

• Entwicklung von Anlandungs- und Erosionsflächen an Gewässern<br />

• Profilaufweitungen im Zuge von Rückbaumaßnahmen an Gewässern<br />

• Sicherung und Entwicklung von gehölzfreien Uferzonen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 24


Schutzobjekte<br />

Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen<br />

6210<br />

Naturnahe Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien auf kalkhaltigem Substrat<br />

(Festuco-Brometalia) (* besondere Bestände mit bemerkenswerten Orchideen)<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

In diesem Lebensraumtyp sind sehr unterschiedliche Rasen- und Wiesengesellschaften zusammengefasst,<br />

welche auch in den vier Subtypen Halbtrockenrasen, dealpine Felstrockenrasen,<br />

Steppenrasen der inneralpinen Täler sowie zwergstrauchreiche Silikattrockenrasen<br />

unterschieden werden. Diesen Typen ist gemeinsam, dass es sich um Wärme liebende Magerrasen<br />

auf mehr oder weniger trockenen Böden handelt. Je nachdem wie ausgeprägt die<br />

Trockenheit der Standorte ist, spricht man von Halbtrockenrasen oder „echten“ Trockenrasen.<br />

Wegen der Nährstoffarmut der oft kalkhältigen Böden werden diese Trocken- und Halbtrockenrasen<br />

vielfach auch als Kalkmagerrasen bezeichnet. Obwohl in der Bezeichnung des<br />

Lebensraumtyps auf kalkhaltige Substrate Bezug genommen wird, sind auch die zwergstrauchreichen<br />

Silikat-Trockenrasen (vor allem Granit und Gneis) der Böhmischen Masse in<br />

dem Lebensraumtyp integriert.<br />

Halbtrockenrasen sind Wald-Ersatzgesellschaften, welche einzig durch eine kontinuierliche<br />

Bewirtschaftung oder Pflege in Form von Beweidung oder Mahd erhalten werden können.<br />

Hören diese Eingriffe auf, entwickeln sie sich über verschiedene Verbuschungsstadien langsam<br />

zu Waldlebensräumen zurück. Von Natur aus baumfrei sind lediglich die Felstrockenrasen,<br />

welche daher in der Regel auch keiner Pflege befürfen.<br />

Trockenrasenpflanzen sind extremer Sonneneinstrahlung, erhöhter Bodentemperatur und<br />

häufigem Trockenstress ausgesetzt. An diese Bedingungen sind die Pflanzen mit verschiedenen<br />

Eigenschaften wie beispielsweise Rinnenblätter oder starker Behaarung in hohem<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 25


Schutzobjekte<br />

Maße angepasst. Naturnahe Trockenrasen gehören zu den artenreichsten Vegetationstypen<br />

Mitteleuropas und weisen eine sehr hohe Mannigfaltigkeit mit Vorkommen von zahlreichen,<br />

teils sehr seltenen Pflanzen, aber auch Tierarten auf.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

In den Halbtrockenrasen dominieren Aufrechte Trespe (Bromus erectus) oder Fiederzwenke<br />

(Brachypodium pinnatum). Auch das Zittergras (Briza media) ist vielfach sehr häufig. Im<br />

Spätfrühling und im Sommer leuchten zwischen dem leicht gelblichen oder bräunlichen Grün<br />

der Gräser die Blütenstände zahlreicher Kräuter hervor, wie zum Beispiel von Echtem<br />

Wundklee (Anthyllis vulneraria), Mittlerem Wegerich (Plantago media), Schopf-<br />

Kreuzblümchen (Polygala comosa) oder Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata).<br />

Charakteristisch für viele Halbtrockenrasen ist der Reichtum an Orchideen. Pyramidenstendel<br />

(Anacamptis pyramidalis), Mücken-Hendelwurz (Gymnadenia conopsea), Ragwurz-Arten<br />

(Ophris apifera,holoserica, insectifera, sphegodes) und Knabenkraut-Arten (Orchis mascula,<br />

militaris, tridentata, ustulata) haben hier ihren Schwerpunkt.<br />

Die ringförmigen Horste der Erd-Segge (Carex humilis) sind typisch für die dealpinen Felstrockenrasen.<br />

Häufig sind hier Kalk-Blaugras (Sesleria albicans), Grau-Löwenzahn (Leontodon<br />

incanus), Hufeisen-Klee (Hippocrepis comosa), Hochstengel- und Herzblatt-Kugelblume<br />

(Globularia punctata und cordifolia) zu finden.<br />

Innenalpen-Rispengras (Poa molineri) und Steppen-Lieschgras (Phleum phleoides) kennzeichnen<br />

die Steppenrasen der inneralpinen Täler.<br />

Heide-Straußgras (Agrostis vinealis), Trifthafer (Avenula pratensis), Knöllchen-Steinbrech<br />

(Saxifraga granulata) und Besenheide (Calluna vulgaris) sind unter anderem für die Silikattrockenrasen<br />

charakteristisch.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Lebensraumtyp kommt in allen Mitgliedsstaaten der EU 15 vor.<br />

Vorkommen in Österreich: Naturnahe Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien<br />

kommen in ganz Österreich vor, wobei sich die Vorkommen in Ostösterreich sowie in den<br />

Randlagen der alpinen Region häufen. Der Subtyp Halbtrockenrasen ist schwerpunktmäßig<br />

im Pannonischen Raum, in den nördlichen Kalkalpen und im nördlichen und im südostlichen<br />

Alpenvorland verbreitet. Die dealpinen Felstrockenrasen befinden sich hauptsächlich am Alpenostrand,<br />

in den Hainburger Bergen und der Weinviertler Klippenzone. In den kontinental<br />

getönten Regionen des Alpenraums, die sich im Regenschatten großer Gebirgskämme befinden,<br />

haben sich die Steppenrasen der inneralpinen Täler ausgebildet. Der Verbreitungsschwerpunkt<br />

des Subtyps Silikattrockenrasen schließlich liegt in der Böhmischen Masse.<br />

Vorkommen in den Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: In Österreich ist der Lebensraumtyp<br />

in 51 FFH-<strong>Gebiet</strong>en anzutreffen, in Niederösterreich kommt er in 18 FFH-<strong>Gebiet</strong>en vor.<br />

Die flächenmäßig größten Anteile des Lebensraumtyps finden sich hierbei in den <strong>Gebiet</strong>en<br />

„Wienerwald-Thermenregion“ und „Nordöstliche Randalpen: Hohe Wand-Schneeberg-Rax“.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Der Wert der Tullnerfelder Trespen-Schwingel- Kalktrockenrasen<br />

begründet sich durch ihre Großflächigkeit und die Seltenheit dieses Heißländentyps.<br />

Sie nehmen immerhin 3,2 % der Flächensumme aller ausgewiesenen Lebensraumtypen<br />

ein. Die extensive Nutzung bewirkt einen generell guten Erhaltungszustand und die<br />

Lage im zentralen Ackerbaugebiet Niederösterreichs macht sie zu einem landesweit bedeutenden<br />

Wiesengebiet.<br />

Ausprägung<br />

Mitten in der feuchten Aulandschaft finden sich immer wieder große, zusammenhängende,<br />

savannenähnliche Trockenrasen mit einzelnen Buschgruppen. Sie entstanden auf alten<br />

Schotterablagerungen der Donau, die auf Grund ihrer Mächtigkeit und der durchlässigen Bö-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 26


Schutzobjekte<br />

den, mit geringem Humusanteil, trockenwarme Lebensbedingungen aufweisen. Die Menschen<br />

nutzen die so genannten Heißländen seit langer Zeit als Wiesen oder Weideflächen<br />

für das Vieh, da sie sich für die forstliche Nutzung nicht eignen. In den Tullnerfelder Donauauen<br />

hat in diesem Zusammenhang die Jagdwirtschaft mit z.T. intensiver Wildhege hohe<br />

Bedeutung.<br />

Auf extremen Trockenstandorten kommen Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen vor. Sie<br />

sind kurzwüchsig und weisen einen hohen Kräuteranteil auf. Besonders während längerer<br />

Trockenperioden verschwindet das Grün der Pflanzen und die Blütenfülle verschwindet, da<br />

die Vegetation regelrecht vertrocknet. Dennoch beherbergt dieser Lebensraumtyp eine Vielzahl<br />

an seltenen Pflanzenarten, wie zum Beispiel die Orchideenarten Helm-Knabenkraut<br />

(Orchis militaris) und Brand-Knabenkraut (Orchis ustulata). Weiters sind auch Sand-<br />

Fingerkraut (Potentilla arenaria), Echtes Labkraut (Galium verum) und Zypressenwolfsmilch<br />

(Euphorbia cyparissias) zu erwähnen. Charakteristische Gräser sind Aufrechte Trespe (Bromus<br />

erectus), Wiesen-Kammschmiele (Koeleria pyramidata) und Furchen-Schwingel (Festuca<br />

rupicola).<br />

Ein Charakteristikum der an sich ebenen Auwiesen ist, dass sie von zahlreichen kleineren<br />

und größeren Mulden durchzogen sind. Das unregelmäßige Bodenrelief schafft zahlreiche<br />

Sonderstandorte, die mitunter auch Pflanzen beherbergen, die auf feuchteren Standorten<br />

wachsen.<br />

Durch das Ausbleiben von Überschwemmungen und auf Grund der Grundwasserabsenkungen<br />

werden die Feuchtwiesenstandorte in der Au seltener. Oft kann sogar eine Entwicklung<br />

ehemals feuchter Auwiesen zu frischen Glatthaferwiesen oder Trespen-Schwingel-<br />

Kalktrockenrasen beobachtet werden.<br />

Der Erhaltungszustand der Wiesen ist unterschiedlich. Vor allem kleinere Wiesen sind verbracht.<br />

Große Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen werden meistens einmal jährlich ab Mitte<br />

Mai gemäht und nicht gedüngt. Die Bewirtschaftung erfolgt durch die Forstbetriebe, die<br />

das Heu zur Wildfütterung verwenden oder als Pferdefutter verkaufen. Gelegentlich werden<br />

auch Wiesen an Landwirte aus der Umgebung verpachtet.<br />

Oft befinden sich auf den Waldwiesen auch jagdliche Einrichtungen wie Forsthäuser, Hochstände<br />

und Wildfütterungen.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 10.000 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 6.000 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 410 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung einer für den Lebensraumtyp charakteristischen Artenzusammensetzung,<br />

insbesondere mit einem hohen Anteil an gebietstypischen, seltenen Arten- bzw. Artengruppen<br />

• Sicherung der Bandbreite an Vegetationsvergesellschaftungen in Abhängigkeit von<br />

den standörtlichen Rahmenbedingungen bzw. der Genese und<br />

Bewirtschaftungstradition<br />

• Sicherung eines für den genetischen Austausch funktionstüchtigen Vorkommensmusters<br />

des Lebensraumtyps im <strong>Gebiet</strong>, bzw. ausreichend hohe Populationsgrößen relevanter<br />

Arten / Artengruppen<br />

• Sicherung des vorhandenen Vorkommensausmaßes (Flächenausmaß)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 27


Schutzobjekte<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung der reichhaltigen Ausprägungsformen des Lebensraumtyps durch teilflächenspezifische<br />

Nutzung bzw. Pflege (Mahd, Beweidung, etc. mit den Lebensraumtyp<br />

fördernden Nutzungszeitpunkten, Nutzungsintensitäten)<br />

• Nachhaltiges bzw. wiederkehrendes Entfernen (Schwenden) von Sträuchern und<br />

Bäumen, hierbei vor allem von invasiven Gehölzarten wie der Robinie, unter bereichsweiser<br />

Schonung gebietstypischer seltener Arten<br />

• Maßnahmen zur Erhöhung der Vernetzung von Einzelflächen durch (typverwandte,<br />

krautige, Gräser dominierte) Puffer- und Übergangsbereiche (Erarbeitung bzw. Umsetzung<br />

raumgreifender Bewirtschaftungs- und Pflegekonzepte)<br />

• Sicherung von naturgesetzlich ablaufenden Prozessen wie Substratumlagerungen<br />

und Frostsprengung<br />

• Sicherung des Offenlandcharakters mit einzelnen Sträuchern und Bäumen sowie anderen<br />

Vertikalstrukturen<br />

• Sicherung von charakteristischen Oberflächenformen (Kleinrelief, Exposition) sowie<br />

des spezifischen Bodenaufbaus bzw. des geologischen Untergrundes<br />

• Sicherung der typischen Strukturausstattung z.B. in Form von steinigen Elementen,<br />

differenzierten Bestandeshöhen, randlichen Saumgesellschaften etc.<br />

• Sicherung des spezifischen Standortgefüges, insbesondere des Wasser- und Nährstoffhaushaltes<br />

sowie der hohen Wärmesummen und Strahlungscharakteristik im Tages-<br />

und Jahresverlauf durch geringe Beschattung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 28


Schutzobjekte<br />

Feuchte Hochstaudenfluren<br />

6430<br />

Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

„Hochstauden“ nennt man üppige, hochwüchsige, ausdauernde, aber krautige Pflanzen mit<br />

oft dicken, saftigen Stängeln und breiten, weichen Blättern, die zeigen, dass ihre Träger mit<br />

Wasser und Nährstoffen nicht zu sparen brauchen. Wichtige „Hochstaudenfamilien“ sind<br />

Doldenblütler, Hahnenfußgewächse und Korbblütler.<br />

Bei diesem Lebensraumtyp handelt es sich um sehr artenreiche, feuchte und nährstoffreiche<br />

Hochstauden- und Hochgrasfluren, die von der Ebene bis in die subalpine Stufe vorkommen.<br />

In tieferen Lagen findet man den Lebensraumtyp an Gräben, Bächen, Flüssen oder in Auwäldern.<br />

An und über der Waldgrenze ist er häufig in Lawinenrinnen, Schneerunsen, Dolinen,<br />

Geländemulden und an Bachufern zu finden.<br />

Die feuchten Hochstaudenfluren bilden eindrucksvolle, schöne Pflanzenbestände mit zahlreichen<br />

Heil- (und Gift-)pflanzen. Da sie sich meist linear an Gewässern und Wäldern entlangziehen,<br />

kommt ihnen als verbindender Lebensraum eine besondere Bedeutung in der<br />

Biotopvernetzung zu.<br />

Die Hochstaudenfluren werden meist nicht genutzt oder nur ab und zu gemäht. Natürliche<br />

Staudenfluren an Fließgewässern sowie primäre subalpine und alpine Hochstaudenfluren<br />

brauchen keine Pflege. Sekundäre Hochstaudenfluren benötigen eine gelegentliche Mahd in<br />

mehrjährigem Abstand zur Verhinderung der Verbuschung.<br />

Nicht in diesen Lebensraumtyp einbezogen werden artenarme Bestände an Wegen,<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 29


Schutzobjekte<br />

Äckern, Grabenrändern und flächige Brachestadien von Feuchtgrünland. Ebenfalls nicht eingeschlossen<br />

sind Neophyten-Bestände mit Topinambur, Drüsigem Springkraut, sowie Reinbestände<br />

von Brennnessel und Giersch.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Für Bestände der tieferen Lagen sind Doldenblütler wie Giersch oder Geißfuß (Aegopodium<br />

podagraria), Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris), Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris),<br />

Gold-Kälberkropf (Chaerophyllum aureum), Rauhhaariger Kälberkropf (Chaerophyllum hirsutum)<br />

oder Rüben-Kälberkropf (Chaerophyllum bulbosum) besonders charakteristisch. In diesen<br />

Beständen sind Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Brauner Storchschnabel (Geranium<br />

phaeum) und Echter Baldrian (Valeriana officinalis) weitere häufige Hochstauden.<br />

In den Beständen der Hochlagen sind Blauer Eisenhut (Aconitum napellus), Gelber Eisenhut<br />

(Aconitum vulparia), Grauer Alpendost (Adenostyles alliariae), Grüner Alpendost (Adenostyles<br />

alpina), Alpen-Kälberkropf (Chaerophyllum villarsii), Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina)<br />

und Rundblättriger Steinbrech (Saxifraga rotundifolia) die wichtigsten Hochstaudenarten.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Dieser Lebensraumtyp kommt in großen Teilen Europas und in 13<br />

Mitgliedsstaaten der EU vor: Österreich, Belgien, Deutschland, Spanien, Finnland, Frankreich,<br />

Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Schweden, Großbritannien.<br />

Vorkommen in Österreich: Der Lebensraumtyp ist in Österreich von den Tieflagen bis über<br />

die Waldgrenze verbreitet. Er ist in vielen <strong>Gebiet</strong>en häufig, tritt aber meist in kleinen Beständen<br />

auf.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Lebensraumtyp kommt in 63 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor. Davon entfallen 12 auf Niederösterreich.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die Tullnerfelder Donauauen beherbergen lediglich<br />

sieben Polygone mit Hochstaudenfluren, die den Natura 2000 Kriterien entsprechen. Die<br />

Ausprägung in anderen <strong>Gebiet</strong>en Österreichs ist nur wenig bekannt, eine Einstufung der<br />

Tullnerfelder Bestände daher nicht möglich.<br />

Ausprägung<br />

Die meisten der Tullnerfelder Hochstaudenfluren liegen auf Inseln im Gießgang oder an dessen<br />

Ufern. Weiters gibt es noch ausgewiesene Lebensräume am Kamp und am Kuttengraben<br />

bei Leobendorf. In der Regel kommen sie im Komplex mit Weichholzauen (z.B. Silberweidenau)<br />

vor und nehmen nur einen geringen Prozentsatz der Polygonfläche ein. Sie besiedeln<br />

oft die Bereiche zwischen der Mittelwasser- und der durchschnittlichen Hochwasserlinie.<br />

Als typische Pflanzen treten in den Hochstaudenfluren der Tullnerfelder Donauauen<br />

Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum), Große Brennnessel (Urtica dioica), Fluss-Greiskraut<br />

(Senecio sarracenicus), Auen-Brombeere (Rubus caesius), Echte Zaunwinde (Calystegia<br />

sepium), Giersch (Aegopodium podagraria) und Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea) auf.<br />

Bestände von Hochstauden gibt es in der Au auch auf zahlreichen anderen Standorten wie<br />

Grabenrändern, feuchten Waldschlägen, Straßenrändern und Waldlichtungen. Sie werden<br />

nicht zum Natura 2000 Lebensraumtyp 6430 gezählt, da sie entweder andere Pflanzenbestände<br />

aufweisen oder einige wenige Pflanzen (Brennnessel, Riesen-Goldrute) Reinbestände<br />

ausbilden.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: unbekannt<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: unbekannt<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 2 ha<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 30


Schutzobjekte<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung artenreicher Flächen (im planaren Bereich: Schutz vor Bach- und Flussverbauungen;<br />

im montanen bis alpinen Bereich: Schutz vor Beweidung und Tourismus)<br />

Einstufung: Sonstiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Schwenden von verbuschten Flächen<br />

• Mahd in mehrjährigen Abständen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 31


Schutzobjekte<br />

Glatthaferwiesen<br />

6510<br />

Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Dieser Lebensraumtyp umfasst extensiv bewirtschaftete, artenreiche Heuwiesen von der<br />

Ebene bis in die Bergstufe (planare bis montane Höhenstufe). Sie werden ein bis zwei Mal<br />

jährlich, das erste Mal nach der Hauptblüte der Gräser, gemäht. Je nach dem lokalen Jahreszeitenverlauf<br />

erfolgt die erste Mahd im Juni und der zweite Schnitt im August oder Anfang<br />

September nach der Blüte der Sommerkräuter. Zum Teil werden sie im Herbst nachbeweidet.<br />

Die Nährstoffe werden durch mäßige Düngung mit Stallmist zurückgeführt.<br />

Im Wesentlichen handelt es sich um verschiedene Typen von Glatthafer- und Fuchsschwanzwiesen<br />

in ihren wenig intensiv bewirtschafteten Varianten. Diese Wiesen entwickeln<br />

sich auf frischen bis mäßig feuchten Böden. Es sind mittel- bis hochwüchsige, grasreiche<br />

Bestände mit deutlicher Schichtung. Die Artenzusammensetzung, das Verhältnis von Gräsern<br />

und Kräutern bzw. Hochgräsern und Untergräsern ist neben dem Abstand zum Grundwasser<br />

von der Dünge- und Mahdintensität abhängig.<br />

Glatthaferwiesen – einstmals der häufigste Schnittwiesentyp dieser Höhenlage – wurden in<br />

den letzten Jahrzehnten stark dezimiert. Sofern sie sich auf ackerfähigen Standorten befinden,<br />

sind sie von der Umwandlung in Äcker, ansonsten von der Nutzungsintensivierung, oder<br />

– vor allem in Hanglagen – von der Verbrachung oder Aufforstung betroffen. Nutzungsänderungen<br />

wie Intensivierung oder Nutzungsaufgabe spiegeln sich schon nach wenigen<br />

Jahren in Veränderungen der Artenzusammensetzung wieder. Eine entsprechend extensive<br />

Nutzung gewährleistet einen hohen Artenreichtum und damit den ökologischen Wert. Die geringe<br />

Mahdhäufigkeit erlaubt den Blütenpflanzen zur Samenreifung zu kommen; die nur mä-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 32


Schutzobjekte<br />

ßige Düngung verhindert, dass einige konkurrenzstarke Arten überhand nehmen und andere<br />

verdrängen.<br />

Typische Pflanzenarten<br />

Die Wiesenarten sind an das typische Nutzungsregime bestens angepasst: Sie können nach<br />

dem Schnitt aus der Stängelbasis oder aus unterirdischen Organen wieder austreiben oder<br />

haben einen so raschen Entwicklungszyklus, dass die Samenreife in der Zeit vor oder zwischen<br />

den Schnitten abgeschlossen werden kann. Bereits eine dritte Mahd lässt viele typische<br />

Pflanzenarten ausfallen. Neben den bestandesbildenden Hochgräsern, wie Glatthafer<br />

(Arrhenaterum elatius) oder Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) sowie zahlreichen<br />

Untergräsern, wie Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Ruchgras (Anthoxantum odoratum),<br />

Wolliges Honiggras (Holcus lanatus), kommt der Artenreichtum durch zahlreiche Blütenpflanzen<br />

zustande. Zu den Hochgräsern zählen weiters Wiesen-Knäulgras (Dactylis glomerata),<br />

Flaumhafer (Avenula pubescens), Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis), Zittergras<br />

(Briza media) und Goldhafer (Trisetum flavescens). Manche Kräuter, wie Wiesen-Pippau<br />

(Crepis biennis), Große Bibernelle (Pimpinella major), Wiesen-Storchschnabel (Geranium<br />

pratense) oder Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) können Aspekt bildend in Erscheinung<br />

treten. Auch Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Acker-Witwenblume (Knautia arvensis),<br />

Gemeine Flockenblume (Centaurea jacea), Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium), Weißes<br />

Labkraut (Galium album), Wiesen-Glockenblume (Campanula patula) und Rauer Löwenzahn<br />

(Leontodon hispidus) sind typische Vertreter dieser Wiesentypen. Knollen-<br />

Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) und Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare) charakterisieren<br />

die Wiesen trockenerer Standorte; typisch für den feuchteren Flügel, oft in bachnahen<br />

Bereichen, sind Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) und Großer Wiesenknopf<br />

(Sanguisorba officinalis).<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Flachland-Mähwiesen sind über fast ganz Europa (mit Ausnahme<br />

der makaronesischen Inselwelt im Atlantik und Dänemarks) verbreitet, Schwerpunkte liegen<br />

in größeren Flussauen und ähnlichen Niederungsbereichen sowie im Hügelland auf tiefgründigen<br />

Böden. Die größte Vielfalt haben sie im südlichen Mitteleuropa.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich kommt der Lebensraumtyp sowohl im Alpenraum<br />

bis in Seehöhen von ca. 1.000 m, als auch außerhalb vor. Der Schwerpunkt liegt in den Alpenvorländern,<br />

in der Böhmischen Masse, den Nördlichen Kalkalpen und am Ostabfall der<br />

Zentralalpen. In Niederösterreich ist der Lebensraumtyp zerstreut bis mäßig häufig.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Lebensraumtyp kommt in 48 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, davon 19 in Niederösterreich.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die Tullnerfelder Donauauen sind von intensivackerbaulich<br />

genutzten <strong>Gebiet</strong>en umgeben, die praktisch grünlandlos sind. Wiesen konnten sich<br />

in dieser Region nur in den Auen erhalten. Deswegen nehmen die Glatthaferweisen dieser<br />

Region eine wichitge Rolle bei der Erhaltung regional seltener Pflanzenbestände ein. Außerdem<br />

ist der hier ausgebildete Glatthaferwiesentyp auf Heißländen sonst nur mehr in den Auen<br />

unterhalb von Wien zu finden.<br />

Ausprägung<br />

Insgesamt wurden in den Tullnerfelder Donauauen nur wenige Flächen als Glatthaferwiesen<br />

ausgewiesen. Sie befinden sich großteils auf Standorten, die sich für die forstliche Nutzung<br />

nicht sehr gut eignen. Vor allem dort, wo der Schotter im Boden mächtig ist und die Humusschicht<br />

mittelstark ausgeprägt ist, können Glatthaferwiesen vorkommen. Es handelt sich<br />

meistens um hochwüchsige, dichte Wiesen, die relativ ertragreich sind. Das Verhältnis zwischen<br />

Gräsern und Kräutern beträgt etwa 70:30.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 33


Schutzobjekte<br />

In den Tullnerfelder Donauauen gibt es mehrere Varianten der Glatthaferwiesen, die allesamt<br />

von der Bodenfeuchte beeinflusst werden. Die folgende Auflistung gibt einen kurzen<br />

Überblick über die verschiedenen Ausprägungen und die entsprechenden Pflanzenarten.<br />

Nährstoffreiche Standorte mit mittlerer Grundwasserversorgung werden dominiert von Glatthafer<br />

(Arrhenatherum elatius), Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis) und Gewöhnlichem<br />

Knaulgras (Dactylis glomerata). Weitere Arten sind Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Rot-<br />

Klee (Trifolium pratense), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) und große Bibernelle<br />

(Pimpinella major).<br />

Wenn der Grundwassereinfluss stärker ausgeprägt ist, entstehen Bestände, die von Wiesen-<br />

Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Wolligem Honiggras (Holcus lanatus) und Gemeinem<br />

Rispengras (Poa trivialis) dominiert werden. Als Feuchtezeiger können noch Echter Beinwell<br />

(Symphytum officinale) und Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum) auftreten.<br />

Auf trockenen Standorten verschieben sich die Dominanzen hin zum Flaumigen Wiesenhafer<br />

(Avenula pubescens), zur Wiesen-Rispe (Poa pratensis), zum Rot-Schwingel (Festuca rubra)<br />

und zur Aufrechten Trespe (Bromus erectus). Als Trockenheitszeiger treten Mittlerer Wegerich<br />

(Plantago media) und Kleine Bibernelle (Pimpinella saxifraga) hinzu.<br />

In der Regel sind die Glatthaferwiesen Mähwiesen, die ein- bis zweimal jährlich ab Ende Mai<br />

genutzt werden. Ein Großteil der Flächen wird von ortsansässigen Forstbetrieben bewirtschaftet,<br />

die das Heu entweder zur Wildfütterung verwenden oder als Pferdefutter verkaufen.<br />

Dort, wo die Wiesen nicht genutzt werden, können rasch Gräser wie das Land-Reitgras dominant<br />

werden. Durch die fehlende Mahd entstehen bald dicke Streuauflagen unverrotteter<br />

Grashalme, die empfindliche Pflanzen ersticken lassen und so zu geringerer Artenvielfalt<br />

führen. Noch dazu können Gehölze einwandern und die Wiese allmählich zuwachsen.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 10.000 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 5.000 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 75 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des derzeitigen Flächenausmaßes<br />

• Sicherung bzw. Entwicklung der ökologischen Qualität (Artenreichtum an charakteristischen<br />

Pflanzen, Habitateignung für die tierischen Bewohner) des Lebensraumtyps<br />

• Sicherung der Standortsvielfalt<br />

Einstufung: Hochrangiges Entwicklungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung einer extensiven Nutzung: z.B. ein- bis zweimalige Mahd pro Jahr; z.B. keine<br />

oder nur geringe Düngung mit Wirtschaftsdünger; z.B. extensive Nachbeweidung im<br />

Herbst<br />

• Sicherung von Geländeunebenheiten um die Erhaltung der Standortsvielfalt zu<br />

gewährleisten<br />

• Wiederaufnahme einer extensiven Nutzung auf brachgefallenen Flächen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 34


Schutzobjekte<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 35


Schutzobjekte<br />

Erlen-Eschen- Weidenauen<br />

91E0<br />

Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae,<br />

Salicion albae)<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Dieser Lebensraumtyp umfasst die Gruppe jener Auenwälder, welche im Überflutungsbereich<br />

von Flüssen oder in quelligen Tälern vorkommen und von unterschiedlichen Waldtypen,<br />

wie dem Silberweidenauwald, dem Schwarzerlen-Eschenauwald und dem Grauerlenauwald<br />

bestimmt sind.<br />

Besonders gut ausgebildet ist dieser Lebensraumtyp dort, wo Flüsse und Bäche nicht reguliert<br />

sind und die Wasserstände nicht durch Kraftwerke reguliert werden, sodass es zu regelmäßigen<br />

Überschwemmungen kommen kann. Die Böden sind nährstoffreich und müssen<br />

immer feucht sein. Ein gemeinsames Kennzeichen ist auch, dass es sich um relativ dynamische<br />

Waldgesellschaften handelt. Bleiben regelmäßige Hochwässer nämlich aus, so entwickeln<br />

sich diese Auwälder innerhalb weniger Jahre bis weniger Jahrzehnte in andere Waldgesellschaften<br />

weiter.<br />

Die Silberweidenau kommt in tiefen Lagen mit warmem Klima meist über Feinsubstrat vor.<br />

Stauende Nässe im Boden verträgt dieser Auwald nicht. Dort, wo er jedes Jahr vom Hochwasser<br />

überschwemmt wird, gibt es keine Sträucher im Unterwuchs und in der Krautschicht<br />

dominieren Nährstoff liebende Pflanzen wie Brennnessel, Kletten-Labkraut und Rohr-<br />

Glanzgras. Im weichen Holz der Weiden lassen sich sehr leicht Höhlen anlegen, weshalb<br />

zahlreiche Höhlen brütende Vogelarten den naturschutzfachlichen Wert dieses Auwaldtyps<br />

unterstreichen. Da es sich um forstwirtschaftlich eher weniger interessante Bereiche handelt,<br />

sind die Silberweidenauen oft sehr naturnahe Wälder.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 36


Schutzobjekte<br />

An langsam fließenden Flüssen und Bächen sowie auf Hangquellaustritten findet man den<br />

Schwarzerlen-Eschenauwald. Diese Standorte werden regelmäßig überflutet. Nach der<br />

Schneeschmelze oder nach starkem Regen kann hier das Wasser längere Zeit stehen bleiben.<br />

Die meist schmalen Gehölzstreifen entlang von Bächen werden häufig auf Stock gesetzt<br />

und zurückgeschnitten.<br />

Die Grauerlenau stockt entlang von Gebirgsbächen und –flüssen bis in eine Höhe von rund<br />

1.600 m Seehöhe. Meistens sind die Bäume gleichaltrig, weil sie als Niederwald genutzt<br />

werden und sich aus Stockausschlägen regenerieren. In der Krautschicht dominieren Nährstoff<br />

liebende Pflanzen.<br />

Typische Pflanzen<br />

Baumschicht (je nach Höhenlage bzw. Standort): Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Grau-Erle<br />

(A. incana), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Silber-Pappel (Populus alba), Schwarz-<br />

Pappel (Populus nigra), Trauben-Kirsche (Prunus padus), Silber-Weide (Salix alba), Bruch-<br />

Weide (S. fragilis), Mandel-Weide (S. triandra), Korb-Weide (S. viminalis)<br />

Strauchschicht Hopfen (Humulus lupulus) und Kratzbeere (Rubus caesius) kommen an fast<br />

allen Standorten vor<br />

Krautschicht (je nach Höhenlage bzw. Standort): Hänge-Segge (Carex pendula), Winkel-<br />

Segge (C. remota), Kletten-Labkraut (Galium aparine), Echte Gundelrebe (Glechoma hederacea),<br />

Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Sumpf-Vergissmeinnnicht (Myosotis palustris),<br />

Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Wald-Sternmiere (Stellaria nemorum), Große<br />

Brennnessel (Urtica dioica)<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Erlen-Eschen-Weidenauen kommen in Europa verbreitet an Fließgewässern<br />

vor. Sie fehlen lediglich in Griechenland und Portugal.<br />

Vorkommen in Österreich: Die Auen dieses Typs treten in ganz Österreich auf. Die größten<br />

Bestände befinden sich in den Auen der großen Flüsse (z.B. Donau, Mur, March), es werden<br />

häufig aber auch kleine Bäche von diesem Lebensraumtyp gesäumt.<br />

In Niederösterreich gibt es Erlen-Eschen-Weidenauen v.a an den Alpenvorlandflüssen, an<br />

der Donau, der March und im Wiener Becken an Leitha, Fischa, Schwechat, Piesting und<br />

Triesting. Zum Großteil handelt es sich um Restbestände ehemals ausgedehnterer Auwälder,<br />

die heute auf Grund flussbaulicher Maßnahmen massiv beeinträchtigt sind.<br />

Auf Grund ihrer Großflächigkeit von Bedeutung sind die Donauauen im Tullnerfeld, deren<br />

Wasserregime jedoch durch Flusskraftwerke beeinträchtigt ist.<br />

Der östlich von Wien gelegene Nationalpark Donauauen liegt an einer der letzten freien<br />

Fließstrecken der Donau und genießt internationale Bedeutung. Obwohl sie nur einen geringen<br />

Anteil an Erlen-Eschen-Weidenauen enthalten, sind die March- und Thayaauen an der<br />

slowakischen Grenze ebenfalls als international bedeutend zu erwähnen.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Lebensraumtyp ist in insgesamt 82<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en vertreten, wobei er in 27 <strong>Gebiet</strong>en hervorragende Repräsentativität<br />

besitzt.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die Tullnerfelder Donauauen sind das größte zusammenhängende<br />

Auwaldgebiet Österreichs und haben deswegen für die Erhaltung dieses Lebensraumtyps<br />

besonders große Bedeutung. Weiters sind die Waldbestände besonders repräsentativ<br />

und haben eine zentrale Rolle in Österreich.<br />

Ausprägung<br />

Mit rund 1100 ha nimmt der Lebensraumtyp etwa 6 % der Gesamtfläche des Natura 2000<br />

<strong>Gebiet</strong>es Tullnerfelder Donauauen ein. Die Bedeutung des <strong>Gebiet</strong>es für diesen Lebensraum-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 37


Schutzobjekte<br />

typ läßt sich erkennen, wenn man die Zahlen mit ganz Niederösterreich vergleicht. Dabei<br />

macht der Lebensraumtyp etwa ein Achtel des niederösterreichischen Gesamtbestandes<br />

aus.<br />

Die Silberweidenau ( entspr. der Assoziation Salicetum albae aus dem Verband Salicion albae)<br />

ist der erste Hochwald, der auf frischen Anschwemmungen entsteht. In Abhängigkeit<br />

von der Höhe über dem Wasser werden die tief gelegenen Bereiche („Tiefe Weidenau“) unter<br />

natürlichen Bedingungen regelmäßig und lang anhaltend überflutet, während die hoch gelegenen<br />

Standorte („ Hohe Weidenau“) nur wenige Tage im Jahr unter Wasser stehen. Die<br />

Baumschicht besteht fast ausschließlich aus der Silberweide, wobei manchmal der Eschenahorn<br />

als Neueinwanderer hinzukommen kann. Im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> gibt es kaum Übergänge<br />

zwischen den beiden Weidenautypen, sodass die Unterscheidung leicht fällt. Während<br />

in der Hohen Weidenau eine schlecht entwickelte Strauchschicht mit Rotem Hartriegel<br />

anzutreffen ist, fehlt sie in der Tiefen Au völlig. Die Krautschicht bilden Brennnessel, Kletten-<br />

Labkraut und Brombeere. Die Silberweidenau bildet im Bereich der Tullnerfelder Donauauen<br />

bandförmige Uferbestände unterschiedlicher Breite entlang von Altwässern und am Gießgang<br />

aus.<br />

Der Grauerlenauwald (Assoziation Alnetum incanae aus dem Verband Alnion incanae)<br />

kommt zwar vorwiegend im Gebirge vor, erreicht aber auch noch das östliche Österreich. Die<br />

gegenwärtigen Bestände wurden jedoch durch die historische Nutzung als Niederwald gefördert,<br />

wodurch die Grauerle heute in den Tullnerfelder Donauauen eine häufige Baumart<br />

ist. Mit einer maximalen Baumhöhe von <strong>16</strong> m ist die Grauerle die einzige Baumart in der<br />

Baumschicht. Weiters kommen die Sträucher Roter Hartriegel, Schwarzer Holunder und<br />

Eingriffeliger Weißdorn vor. Die Krautschicht wird ebenfalls von Nährstoffzeigern gebildet.<br />

Unter anderem gedeihen hier im Frühjahr der Bärlauch und der Knollen-Beinwell. Der Grauerlenauwald<br />

entwickelt sich dort, wo die Böden der Silberweidenau immer höher über den<br />

Wasserspiegel steigen und der Boden ausgereifter ist.<br />

Der Erhaltungszustand der Silberweidenau ist zum Teil nicht gut, weil durch das Einbringen<br />

von Hybridpappeln in den Bestand die Fläche der Silberweidenau verringert wurde. Eine<br />

schwerwiegende Standortsveränderung erfolgte durch den Kraftwerksbau. Durch die fehlende<br />

Flussdynamik entstehen heute keine jungen Weidenbestände mehr. So fehlen in den Auen<br />

die Strauchweidengesellschaften völlig, die sich in weiterer Folge zu Silberweidenauen<br />

entwickeln können. Weiters wurde das Grundwasser in manchen Bereichen abgesenkt, in<br />

anderen Bereichen entstand stauende Nässe, zum Teil bleiben die Überschwemmungen<br />

aus, während wiederum am Unterlauf des Gießganges die Niedrigwasserstände erhöht wurden.<br />

All das beeinträchtigt die Silberweidenau.<br />

Der Erhaltungszustand der Grauerlenwälder hängt im <strong>Gebiet</strong> von der menschlichen Nutzung<br />

ab, da sie massiv durch jahrhundertelange Brennholznutzung und die intensive Jagdwirtschaft<br />

gefördert wurden. Besonders Bereiche mit intensiver Wildhege kommen der Grauerle<br />

zugute, da sie nicht verbissen wird. Man kann jedoch auch am Rande von besonders trockenen<br />

Auwaldbereichen („Heißländen“) ein vermehrtes Absterben von Grauerlenbeständen erkennen,<br />

das durch die Grundwasserspiegelabsenkungen hervorgerufen wird. Diese Bedingungen<br />

begünstigen trockenheitsresistente Sträucher, wie zum Beispiel den Weißdorn, es<br />

entsteht ein so genannter „Trockenbusch“.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 20.000 ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 8.000 ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 1.100 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des derzeitig bestehenden Flächenausmaßes aller in diesem Lebensraumtyp<br />

zusammengefassten Weichholzauwälder<br />

• Entwicklung von neuen Standorten für Weichholzauwälder<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 38


Schutzobjekte<br />

• Sicherung beziehungsweise Entwicklung möglichst naturnaher Weichholzauwälder<br />

• Sicherung/Entwicklung der Naturverjüngungsfähigkeit ausgewiesener FFH-Wälder<br />

• Sicherung einer naturnahen Baumartenzusammensetzung<br />

Baumschicht entsprechend PNV:<br />

Weidenau<br />

Obligat (subdom.-dom.): Silber-Weide (Salix alba) und/oder Bruch-Weide (S. fragilis)<br />

und/oder Purpur-Weide (S. purpurea)<br />

Fakultativ (eingesprengt-subdom.): Silber-Pappel (Populus alba), Grau-Pappel (P. c<br />

nescens), Trauben-Kirsche (Prunus padus), Korb-Weide (S. triandra), Mandel-Weide<br />

(S. viminalis)<br />

Grauerlenau<br />

Obligat: Grau-Erle (Alnus incana) (dom.)<br />

Fakultativ (eingesprengt-subdom.): Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Schwarz<br />

Pappel (Populus nigra), Trauben-Kirsche (Prunus padus), Silber-Weide (S. alba), Pu<br />

pur-Weide (S. purpurea), Esche (Fraxinus ecxelsior)<br />

Eschen-Erlenau<br />

Obligat (subdom.-dom.): Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Esche (Fraxinus excelsior)<br />

Fakultativ (eingesprengt-subdom.): Feld-Ahorn (Acer campestre), Berg-Ahorn (Acer<br />

pseudoplatanus), Grau-Erle (Alnus incana), Trauben-Kirsche (Prunus padus), Bruch<br />

Weide (S. fragilis), Silber-Weide (S. alba), Purpur-Weide (S. purpurea), Berg-Ulme<br />

(Ulmus glabra), Flatter-Ulme (Ulmus laevis)<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Entwicklung von alt- und totholzreichen Beständen entlang von Gewässerufern<br />

• Sicherung von Überhältern als Horst- und Höhlenbäume<br />

• Sicherung und Entwicklung einer naturverträglichen Wilddichte, welche die Bodenvegetation<br />

und die Naturverjüngung nicht negativ beeinflusst, im Rahmen von gemeinschaftlichen<br />

Projekten<br />

• Entwicklung von ausgewiesenen FFH-Waldtypen, die nur einen geringen Anteil (s. natürliche<br />

Baumartenzusammensetzung lt. PVN) an standorts- und florenfremden Gehölzen<br />

aufweisen<br />

• Sicherung und Entwicklung von hindernisfreien Wildwechseln<br />

• Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik<br />

• Entwicklung von Einströmbereichen zur Regulierung von Überflutungshöhe, –häufigkeit<br />

und -dauer<br />

• Entwicklung zusätzlicher Einströmmöglichkeiten für Hochwässer. Diese Maßnahme soll<br />

eine bessere Verteilung von Sedimenten (Versorgung mit Schwebstoffen = Nährstoffen,<br />

Versorgung von Böden mit Feuchtigkeit) gewährleisten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 39


Schutzobjekte<br />

Eichen-, Ulmen-, Eschenauen<br />

91F0<br />

Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior<br />

oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Hartholzauwälder sind Gehölze entlang von großen Strömen, Flüssen oder Bächen. Sie liegen<br />

bereits in einer gewissen Entfernung landeinwärts vom Gewässer oder so hoch über<br />

dem Grundwasserspiegel, dass sie nur mehr episodisch von Hochwässern erreicht werden.<br />

Diese Hochwässer lagern nur mehr sehr feines Material, den Aulehm ab.<br />

Harte Auen haben einen vielschichtigen Aufbau und zeichnen sich durch eine große Anzahl<br />

von Baum- und Straucharten aus. Stark ausgeprägt sind auch die unterschiedlichen Aspekte<br />

zu verschiedenen Jahreszeiten. Schon teilweise vor dem Laubaustrieb der Bäume und<br />

Sträucher bedecken eine Reihe von Frühjahrsblühern wie das Scharbockskraut (Ranunculus<br />

ficaria), Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) oder das Gelbe Buschwindröschen (Anemone<br />

ranunculoides) den Waldboden.<br />

Die Böden, auf denen Harte Auen wachsen, werden als Braune Auböden bezeichnet. Sie<br />

sind nicht durch Verwitterung aus den im Untergrund befindlichen Sedimenten entstanden,<br />

sondern stammen von durch die Hochwässer des Einzugsgebietes abgeschwemmten Böden.<br />

Die Hochwässer versorgen den Boden auch immer wieder mit Feuchtigkeit sowie mit<br />

organischem Material, welches den Pflanzen als Dünger dient. Die Wuchskraft der Harten<br />

Auen ist daher außerordentlich hoch.<br />

Innerhalb der Harten Au gibt es verschiedene Typen, die sich im Bodenaufbau, in der Bodenmächtigkeit<br />

und der Höhe über dem Grundwasserspiegel unterscheiden. Die Feuchte<br />

Harte Au wächst in Mulden ehemaliger, bereits verlandeter Altarme. Ihre Böden sind feuchtigkeitsgeprägt<br />

und weisen meistens Gleyerscheinungen auf. Die Trockene Harte Au hingegen<br />

findet sich auf ehemaligen Uferwällen. Die Böden besitzen eine Mächtigkeit von oft unter<br />

einem Meter und haben einen hohen Sandanteil. Während die beiden erwähnten Typen in li-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 40


Schutzobjekte<br />

nearen Strukturen die Au durchziehen, erreicht die frische harte Au flächige Ausdehnung. Ihre<br />

tiefgründigen Böden haben eine ausgewogene Zusammensetzung aus Sand, Lehm und<br />

eine gut ausgebildete Humusschicht.<br />

Bewirtschaftet wird die Harte Au hauptsächlich als Hochwald. Die wichtigste Baumart ist die<br />

Esche, die ein vorzügliches Möbelholz liefert. Die Stiel-Eiche erreicht wegen ihres raschen<br />

Wachstums zwar keine Furnierqualität, liefert jedoch gutes Bau- und Konstruktionsholz. Im<br />

Zuge der forstlichen Nutzung wurden weite Bereiche anstelle der natürlich vorkommenden<br />

Baumarten mit Hybrid-Pappeln aufgeforstet. <strong>Gebiet</strong>sweise ist der Waldzustand durch die hohe<br />

Wilddichte geprägt. Hier dominieren Grau-Erlenbestände, die als Niederwald genutzt zur<br />

Brennholzerzeugung dienen.<br />

Weite Bereiche am Rande der Auen wurden im letzten Jahrhundert in Ackerböden umgewandelt.<br />

Auf Grund der durch Kraftwerksbauten bedingten Änderungen in der Überflutungsdynamik<br />

und oft sogar fehlenden Überschwemmungen stellen Hartholzauen einen stark gefährdeten<br />

Lebensraum dar. Ausweisung von Industriegebieten, Schotterentnahme und Anlage<br />

von Freizeiteinrichtungen haben in den letzten Jahrzehnten große Flächen ehemaliger<br />

Hartholzauen zerstört.<br />

Typische Pflanzen<br />

Baumschicht: Erste Baumschicht: Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Stiel-Eiche (Quercus<br />

robur), Silber- und Schwarz-Pappel (Populus alba, P. nigra), Flatter-Ulme (Ulmus laevis),<br />

auf trockenen Böden Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Winter-Linde (Tilia cordata).<br />

Zweite Baumschicht: Feld-Ahorn (Acer campestre), Feld-Ulme (Ulmus minor), Trauben-<br />

Kirsche (Prunus padus), Wild-Apfel (Malus sylvestris), Wild-Birne (Pyrus pyraster) und auf<br />

trockenen Böden auch Hainbuche (Carpinus betulus).<br />

Strauchschicht: Roter und Gelber Hartriegel (Cornus sanguinea, C. mas), Liguster (Ligustrum<br />

vulgare), Gewöhnlicher und Wolliger Schneeball (V. opulus, Viburnum lantana),<br />

Gewöhnlicher Spindelstrauch (Euonymus europaea), Gewöhnliche Heckenkirsche (Lonicera<br />

xylosteum).<br />

Lianen: Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba), Wilder Wein (Vitis vinifera), Hopfen (Humulus<br />

lupulus), Echtes Geißblatt (Lonicera caprifolium)<br />

Krautschicht :Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), Bär- Lauch (Allium ursinum), Klebriger<br />

Salbei (Salvia glutinosa), Geißfuß (Aegopodium podagraria), März-Veilchen (Viola odorata),<br />

Wald-Segge (Carex sylvatica), Vierblättrige Einbeere (Paris quadrifolia) und auf trockenen<br />

Böden die Weiß-Segge (Carex alba), Nickendes Perlgras (Melica nutans), Fieder-Zwenke<br />

(Brachypodium pinnatum), Wunder-Veilchen (Viola mirabilis).<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Hartholzauen kommen im gemäßigten Mitteleuropa entlang von<br />

Flüssen und Bächen vor. In der EU 15 wird der Lebensraumtyp für Österreich, Deutschland,<br />

Frankreich, Belgien, Niederlande, Griechenland, Italien und Schweden angegeben.<br />

Vorkommen in Österreich: Die bedeutendsten Hartholzauen liegen an der Donau östlich<br />

von Wien, da hier das Überflutungsregime noch weitgehend intakt ist. Großflächige Harte<br />

Auen an der Donau finden sich in Wien, in Niederösterreich im Tullnerfeld und im Machland<br />

und in Oberösterreich. Weitere gut erhaltene Bestände kommen an March, Thaya und Leitha<br />

in Niederösterreich, an der Traun und am Inn in Oberösterreich, an der Salzach in Salzburg,<br />

an Enns und Mur in der Steiermark sowie in Vorarlberg am Bodensee vor.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: In insgesamt 24 <strong>Gebiet</strong>en in allen Bundesländern<br />

außer Kärnten. In Niederösterreich kommt er in neun FFH-<strong>Gebiet</strong>en vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die Tullnerfelder Donauauen sind das größte Auwaldgebiet<br />

Österreichs und nehmen daher eine bedeutende Rolle ein. Für die Erhaltung der Ei-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 41


Schutzobjekte<br />

chen-Ulmen-Eschenauen haben sie ebenso hohe Bedeutung, da dieser Lebensraumtyp mit<br />

ca. 49 % den weitaus größten Teil der Flächen des Gesamtgebietes einnimmt.<br />

Ausprägung<br />

Die Artenzusammensetzung der Hartholzauen kann als typisch bezeichnet werden. Probleme<br />

gibt es jedoch mit den Ulmen auf Grund des Ulmensterbens und mit der Stiel-Eiche.<br />

Letztere ist auf Grund der langen Umtriebszeit und der eher geringen Nachfrage nach Eichenholz<br />

für viele Forstbetriebe nicht rentabel und wird deswegen oft nicht mehr gepflanzt.<br />

Das wird voraussichtlich dazu führen, dass die Eiche mittel- bis langfristig aus den Tullnerfelder<br />

Donauauen verschwinden könnte.<br />

Als nicht standortsheimische Bäume wurden auch Robinie, Schwarznuss, Götterbaum, Rotföhre<br />

und Eschenahorn eingebracht. Robinie und Eschenahorn sind mittlerweile jedoch bereichsweise<br />

bereits zu forstlichen Problemarten geworden.<br />

Durch die Umwandlung artenreicher Mischwaldbestände in Monokulturen verändert sich hier<br />

neben der Baumschicht auch die Artenzusammensetzung der Krautschicht, wodurch die Lebensraumeigenschaften<br />

ebenfalls verändert werden. Besondere Auswirkungen auf die<br />

Standorte haben Arten wie Robinie (Nitratsammler) und Nadelhölzer (langsame Zersetzung<br />

der Streu). Sie können auf Grund dieser Spezifika sogar die Bodenzusammensetzung verändern.<br />

Derzeit sind die Tullnerfelder Donauauen arm an Alt- und Totholz, das wichtige Lebensräume<br />

für FFH-Käferarten darstellt. In weiterer Folge ist es auch wichtig für Höhlenbrüter (z.B.<br />

Spechte) und große, Horst bauende Vögel (Seeadler, Graureiher). Erhaltungs- und Entwicklungsmaßnahmen<br />

sollten daher besonders auf die Verbesserung der Biotopholzausstattung<br />

abzielen.<br />

Auf Grund der hohen Bedeutung der Jagd verwundert es nicht, dass in einigen Teilbereichen<br />

der Au, vor allem in Wildgattern, stellenweise eine Überhege zu beobachten ist. Als Folge<br />

der hohen Wildstände kommt es mitunter zu starken Beeinträchtigungen (Verbissschäden,<br />

Fegeschäden, Schälschäden und Trittschäden), so dass zum Schutz von Jungkulturen gezäunt<br />

werden muss und Naturverjüngung ohne Zäunung auch nicht mehr möglich ist. Die<br />

Auswirkungen auf einzelne Baumarten sind verschieden. Während Silber-Pappel, Grau-<br />

Pappel und Grau-Erle keiner Einzäunung bedürfen, hat die Esche und die Steileiche kaum<br />

Möglichkeit, ohne Zäunung aufzukommen.<br />

Geschätzte Fläche in Österreich: 43.000ha<br />

Geschätzte Fläche in Niederösterreich: 20.000ha<br />

Gesamtfläche im <strong>Gebiet</strong>: 8.500 ha<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung des vorhandenen Flächenausmaßes<br />

• Sicherung und Entwicklung der Naturverjüngungsfähigkeit ausgewiesener FFH-Wälder<br />

• Sicherung und Entwicklung einer naturnahen Baumartenzusammensetzung<br />

Baumschicht entsprechend PNV:<br />

Trockene Harte Au:<br />

Obligate Baumarten: Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) (subdom.-dom.), StielEiche<br />

(Quercus robur) (beigemischt-subdom.), Winter-Linde (Tilia cordata) (beigemischtdom.;<br />

obligat nur in der Lindenau)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 42


Schutzobjekte<br />

Fakultative Baumarten: Feld-Ahorn (Acer campestre) (eingesprengt-beigemischt),<br />

Berg-Ahorn (A. pseudoplatanus) (eingesprengt), Hain-Buche (Carpinus betulus) (beigemischt),<br />

Holz-Apfel (Malus sylvestris) (eingesprengt), Grau-Pappel (Populus canescens)<br />

(eingesprengt - subdom.), Schwarz-Pappel (P. nigra) (eingesprengtbeigemischt),<br />

Holz-Birne (Pyrus pyraster) (eingesprengt), Feld-Ulme (Ulmus minor)<br />

(eingesprengt– beigemischt)<br />

Frische Harte Au:<br />

Obligate Baumarten: Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) (subdom.-dom.), StielEiche<br />

(Quercus robur) (beigemischt-subdom.)<br />

Fakultative Baumarten: Grau-Erle (Alnus incana) (eingesprengt), Walnuss (Juglans<br />

regia) (eingesprengt–beigemischt), Silber-Pappel (Populus alba) (beigemischt-dom.),<br />

Graupappel (P. canescens) (eingesprengt-dom.), Schwarz-Pappel (P. nigra) (eingesprengt),<br />

Trauben-Kirsche (Prunus padus) (eingesprengt-subdom.), Flatter-Ulme<br />

(Ulmus laevis) (eingesprengt), Feld-Ulme (U. minor) (eingesprengt-beigemischt)<br />

Feuchte Harte Au:<br />

Obligate Baumarten: Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) (subdom.-dom.), Silber-<br />

Pappel (Populus alba) (eingesprengt-dom.)<br />

Fakultative Baumarten: Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) (eingesprengt-subdom.),<br />

Holz-Apfel (Malus sylvestris) (eingesprengt), Trauben-Kirsche (Prunus padus) (eingesprengt-subdom.),<br />

Holz-Birne (Pyrus pyraster) (eingesprengt), Stiel-Eiche (Quercus<br />

robur) (beigemischt-subdom.), Silber-Weide (Salix alba) (eingesprengt), Bruch-Weide<br />

(S. fragilis) (eingesprengt), Hohe-Weide (S. rubens) (eingesprengt-dom.), Flatter-<br />

Ulme (Ulmus laevis) (eingesprengt), Feld-Ulme (U. minor) (eingesprengt)<br />

• Sicherung und Entwicklung der Waldstruktur (mehrschichtig aufgebaute Wälder sowie<br />

unterschiedliche Betriebstypen)<br />

• Sicherung bestehender Schwarzpappelauen in Umfang und Ausbildung (besonders<br />

gefährdeter Waldbiotoptyp)<br />

• Sicherung und Entwicklung einer autypischen Überflutungsdynamik<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung und Entwicklung von autypischen mehrstufig aufgebauten Hoch- und Mittelwaldbeständen<br />

• Bevorzugte Verwendung von autochthonem Pflanzmaterial bei Aufforstungen<br />

• Entwicklung von ausgewiesenen FFH-Waldtypen, die nur einen geringen Anteil an<br />

standorts- und florenfremden Gehölzen aufweisen (s. natürliche Baumartenzusammensetzung<br />

lt. PVN)<br />

• Sicherung eines geschlossenen Laubwaldcharakters<br />

• Sicherung des Oberbodens vor Abschiebungen<br />

• Sicherung von naturnahen Auwaldbeständen und Entwicklung von Altholzzellen<br />

• Entwicklung von Naturwaldreservaten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 43


Schutzobjekte<br />

• Sicherung von Überhältern<br />

• Förderung des Totholzanteiles<br />

• Sicherung von Brut- und Schlafkolonien sowie deren Umland bei Grau-Reiher und<br />

Kormoran<br />

• Sicherung von Horst- und Höhlenbäumen<br />

• Sicherung und Entwicklung einer naturverträglichen Wilddichte, welche die Bodenvegetation<br />

und die Naturverjüngung nicht negativ beeinflusst, im Rahmen von gemeinschaftlichen<br />

Projekten<br />

• Sicherung und Entwicklung von hindernisfreien Wildwechseln<br />

• Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik<br />

• Entwicklung von Einströmbereichen zur Regulierung von Überflutungshöhe, –<br />

häufigkeit und -dauer<br />

• Entwicklung zusätzlicher Einströmmöglichkeiten für Hochwässer. Diese Maßnahme<br />

soll eine bessere Verteilung von Sedimenten (Versorgung mit Schwebstoffen = Nährstoffen,<br />

Versorgung von Böden mit Feuchtigkeit) gewährleisten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 44


Schutzobjekte<br />

2.3 Beschreibung der FFH-Arten im <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

2.3.1 WIRBELTIERE (VERTEBRATEN)<br />

2.3.1.1 SÄUGETIERE<br />

Biber<br />

1337<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 45


Schutzobjekte<br />

Castor fiber<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Biber ist das größte Nagetier der nördlichen Hemisphäre. Biber leben in Familienverbänden,<br />

die in der Regel aus dem Elternpaar und den Jungtieren im ersten und zweiten Lebensjahr<br />

bestehen. Im Alter von zwei Jahren gründen die Jungbiber eigene Reviere in einer<br />

mittleren Entfernung von 25 km vom Elternrevier. Jährlich werden durchschnittlich drei, maximal<br />

sechs Junge geboren. Die Jungen kommen nach rund 90 Tagen Tragzeit mit flauschigem,<br />

noch nicht wasserdichtem Pelz zur Welt. Natürliche Feinde wie Bär, Wolf, Seeadler<br />

oder Fischotter bedeuten für die Jungtiere kaum noch Gefahr, sie müssen aber in den ersten<br />

Monaten gewärmt und regelmäßig gestillt werden. Biber-Paare bleiben ein Leben lang zusammen.<br />

Das kann über 20 Jahre dauern.<br />

Biber sind reine Pflanzenfresser. Im Sommer fressen sie Grünpflanzen, ihre Nahrungspalette<br />

umfasst über 200 Pflanzenarten. Besonders beliebt sind Teich- und Seerosen, die mit Wurzel,<br />

Stängel, Blatt und Blüte verzehrt werden. Im Herbst stellen sie sich auf den Verzehr von<br />

Rinde und Knospen um. Da sie keinen Winterschlaf halten, legen sich viele Biberfamilien einen<br />

großen Vorratshaufen aus Ästen an, der im Wasser vor dem Hauptbau gelagert wird.<br />

Biber beginnen im Herbst mit dem Fällen der Bäume, um an die Knospen und an die Rinde<br />

(nicht das Holz) zu gelangen. Dabei wählen sie bevorzugt dünnere Stämme von Weichholzarten<br />

(Weiden, Pappeln), da hier das Verhältnis von Aufwand (beim Fällen) und Nutzen<br />

(fressbare Rinde) am höchsten ist. Die meisten Fällungen findet man in einem etwa 20 Meter<br />

breiten Streifen entlang des Gewässers, denn Biber schätzen bei drohender Gefahr die Nähe<br />

des Wassers. Aktuelle Gefährdungen sind nicht bekannt.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 46


Schutzobjekte<br />

Habitate<br />

Der Biber ist ein semiaquatisches Säugetier, dessen eigentlicher Lebensraum der Uferbereich<br />

ist. Bevorzugt werden Weichholzauen großer Flüsse. Von dort wandert er bis in die<br />

Oberläufe der Flüsse, lebt aber auch an Seen und in Sekundärlebensräumen wie Kanälen<br />

und Teichanlagen. Die Größe eines Biberreviers hängt vom Angebot an Winternahrung ab.<br />

In reich bewaldeten Auen benötigt eine Familie oft nur wenige hundert Meter Uferlänge, an<br />

einem Gerinne mit schütterem Ufersaum hingegen mehrere Kilometer.<br />

Die Bautätigkeit des Bibers hängt von der Beschaffenheit seines Lebensraumes ab. Die<br />

klassischen Biberburgen findet man nur bei ganz flachen, ruhigen Ufern. Bei Steilufern mit<br />

geeignetem Substrat gräbt der Biber tiefe Löcher zur Errichtung des Baues, die Einschwimmlöcher<br />

sieht man nur bei Niedrigwasser. Da die meisten Biber bei uns an Altwässern<br />

leben, sind Dämme nicht erforderlich. Nur in kleineren Flüssen mit geringer Wasserführung,<br />

wie im Wiener Becken oder an Waldbächen, legt der Biber durch mehrere kleine<br />

Dämme eine „Stauseen-Kette“ an.<br />

Verbreitung<br />

Der „Europäische“ Biber war ursprünglich weit über den gemäßigten Klimagürtel Eurasiens,<br />

von den Subtropen bis zur nördlichen Baumgrenze verbreitet. Jahrhundertelange Bejagung<br />

aus unterschiedlichen Gründen (Pelz, Fleisch, Bibergeil) führten fast zur vollständigen Austrottung<br />

der Art. Der nachweislich letzte österreichische Biber wurde 1863 bei Fischamend<br />

erlegt. Der Biber überlebte nur in wenigen Restarealen, u.a. der Elbe-Biber (an der mittleren<br />

Elbe in Deutschland) und andere weit voneinander entfernte Populationen in Norwegen, in<br />

Polen und an der Rhone in Frankreich.<br />

Eine Vorreiterrolle bei der Wiederansiedlung übernahm Schweden um 1930. Nach dem<br />

durchschlagenden Erfolg folgten andere mittel- und osteuropäische Länder dem Beispiel.<br />

Heute vermehrt sich der Europäische Biber prächtig und hat u.a. Areale in Polen, Frankreich,<br />

Deutschland, Schweiz, Kroatien, Ungarn und Rumänien zurückerobert. Dennoch wird es<br />

noch Jahrzehnte dauern und einiger Schutzmaßnahmen bedürfen, bis er wieder in ganz Europa<br />

werkt.<br />

Vorkommen in der EU: In der EU 15 besiedelt der Biber Areale in Österreich, Belgien,<br />

Deutschland, Finnland, Frankreich, den Niederlanden und Schweden.<br />

Vorkommen in Österreich: Im Jahr 1976 wurden 45 Europäische Biber am nördlichen Ufer<br />

der Donau zwischen Eckartsau und Wien ausgewildert, der Großteil davon stammte aus Polen.<br />

Nach 10 Jahren erreichte die Population eine Größe von etwa 150 Tieren.<br />

Dann begann die Eroberung neuer Lebensräume, zuerst an der March und am rechten Donauufer.<br />

Um 1990 begannen die Biber Rußbach, Fischa und Schwechat zu erobern, um sich<br />

schließlich im ganzen östlichen Niederösterreich und darüber hinaus in Tschechien und der<br />

Slowakei anzusiedeln. Heute umfasst die ostösterreichische Biberpopulation mehr als 1.000<br />

Tiere in etwa 230 Revieren.<br />

Die Besiedlung aller potenziellen Reviere in ganz Österreich ist vorhersehbar. Am bayerischen<br />

Ufer von Inn und Salzach freigelassene Biber wanderten nach Tirol und Salzburg ein,<br />

aus Ungarn kamen sie in die Leitha und in Oberösterreich entwickelte sich eine florierende<br />

Population aus „Flüchtlingen“ aus dem Wildpark Grünau.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Biber kommen heute in 18 österreichischen<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en vor. Davon sind die meisten in Niederösterreich (acht <strong>Gebiet</strong>e)<br />

und Oberösterreich (sieben). Die bedeutendsten Vorkommen liegen im <strong>Gebiet</strong> „March-<br />

Thaya-Auen“ entlang der Donau, am Inn und in den Salzachauen. Kleinere Vorkommen befinden<br />

sich u.a. in den <strong>Gebiet</strong>en „Feuchte Ebene-Leithaauen“, „Wienerwald-Thermenregion“,<br />

„Traun-Donauauen“ und „Böhmerwald und Mühltäler“.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 47


Schutzobjekte<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

einen wesentlichen Anteil der niederösterreichischen Gesamtpopulation. Für die Erhaltung<br />

des österreichischen Biberbestandes weisen die niederösterreichischen Populationen eine<br />

sehr große Bedeutung auf, da sie als „Trittsteine“ und Verbindung zwischen den Biberpopulationen<br />

West- und Osteuropas fungieren. Entlang der Donau und ihrer Nebenwässer ist eine<br />

Ausbreitung in alle für den Biber geeigneten Lebensräume möglich.<br />

Ausprägung<br />

Im Bereich des gesamten Gießganges ist eine Besiedlung mit Bibern gegeben. Der angrenzende<br />

Gehölzstreifen wird in einer Breite von ca. 20 m als Nahrungsraum genutzt. Bestehende<br />

Konflikte mit der Forstwirtschaft in diesem Bereich können über neue bibergerechte<br />

Vertragsnaturschutzmodelle im Wald einer Lösung zugeführt werden (Bibermanagement in<br />

NÖ). Weitere größere Vorkommen existieren an der Kalblsaumlacke in der KG Traismauer,<br />

an der Fischerlacke in der KG Traismauer, bei der Sandlau in der KG Grafenwörth sowie an<br />

der Mündung der Bie in der KG Greifenstein. Während die Lebensräume im Bereich des<br />

Gießganges in der Regel einen guten Erhaltungszustand aufweisen, sind viele der restlichen<br />

Gewässer, obwohl sie wichtige Verbreitungsgebiete darstellen, in einem schlechten bis mäßigen<br />

Erhaltungszustand. Eine Verbesserung dieser Lebensräume im Sinne des Artenschutzes<br />

für den Biber ist oftmals nur langfristig möglich.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung der vorhandenen Populationen<br />

• Sicherung der Aulebensräume und ihrer Dynamik<br />

• Sicherung der Wanderungsmöglichkeiten entlang von Vorlandbächen und Gerinnen außerhalb<br />

des Auwaldes für subadulte Biber<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

Die Biber haben sich nach ihrer Wiederansiedlung erfolgreich etabliert. Sukzessive werden<br />

alle potenziellen Habitate, auch die suboptimalen, wiederbesiedelt. Gezielte Erhaltungsmaßnahmen<br />

sind, unter der Annahme, dass keine Abschüsse oder Abfänge genehmigt und<br />

durchgeführt werden, für den Biber nicht notwendig.<br />

Die Konflikte mit der Forst- und Landwirtschaft, aber auch der Wasserwirtschaft lassen sich<br />

jedoch durch eine Reihe von Managementmaßnahmen regeln:<br />

• Sicherung und Entwicklung der natürlichen Überschwemmungsdynamik im Auwald<br />

• Entwicklung von 20 m breiten Uferstreifen mit extensiver forstlicher Nutzung in Bibergebieten<br />

• Bei Aufforstung an Bibergewässern empfielt sich aus forstwirtschaftlicher Sicht mit wertvollen<br />

Hölzern erst in mindestens 10 m Entfernung vom Ufer aufzuforsten<br />

• In unmittelbarer Ufernähe empfiehlt sich die Pflanzung von Baum- und Strauchweiden<br />

(möglichst auch gefährdete Arten) sowie auch von standortgerechter Strauchvegetation<br />

• Einzelbaumschutz (Repellent-Anstrich, Eingittern) von wertvollen Gehölzen (auch bei<br />

Neupflanzungen)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 48


Schutzobjekte<br />

• Nach Schlägerungen in Ufernähe empfielt sich Astholz über den Winter als Nahrung liegen<br />

lassen<br />

• Es empfielt sich vom Biber während des Winterhalbjahres gefällte Bäume bis zum zeitigen<br />

Frühjahr nicht zu entfernen, höchstens ans Ufer zu ziehen (wegen Verklausungsgefahr)<br />

• Biberdämme bei Vernässung größerer Flächen drainagieren oder entfernen (nur im<br />

Rahmen des Bibermangement NÖ zulässig)<br />

• Bei Gefahr im Verzug Verhinderung der Grabettätigkeit des Bibers durch Sicherung von<br />

Dämmen durch Baustahlgitter<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 49


Schutzobjekte<br />

Lutra lutra<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Fischotter<br />

1355<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Fischotter gehört zur Familie der Marder und lebt als scheuer Einzelgänger an naturnahen<br />

und reich strukturierten Uferzonen von sauberen und fischreichen Gewässern.<br />

Habitate<br />

Fischotter können grundsätzlich alle Arten von Feuchtgebieten besiedeln: Küstengebiete ebenso<br />

wie Flüsse, Bäche, Seen und Teiche.<br />

Das wichtigste Kriterium für die Besiedlung eines Gewässers durch Fischotter ist die ganzjährige<br />

Verfügbarkeit von Nahrung: Fischotter ernähren sich vorwiegend von Fischen, aber<br />

auch von Krebsen, Muscheln, Amphibien, Käfern, Kleinsäugern, Vögeln, Würmern und<br />

Schnecken. Erbeutet wird, was am meisten vorhanden und auch noch leicht zu fangen ist.<br />

Die Eignung eines bestimmten <strong>Gebiet</strong>s als Lebensraum für den Fischotter definiert sich daher<br />

vorwiegend über seine Eignung als Lebensraum für die Beutetiere des Fischotters. Natürliche<br />

und naturnahe Gewässer mit einer vielfältigen Strukturierung und folglich einer artenreichen<br />

Fauna, begünstigen demnach die Etablierung sowie den Erhalt eines Fischotterbestandes.<br />

Neben dem Nahrungsreichtum ist das Angebot an Rückzugsräumen von großer Bedeutung.<br />

Die in Mitteleuropa in erster Linie dämmerungs- und nachtaktiven Fischotter sind auf Tageseinstände,<br />

in denen sie ihre Ruhephasen verbringen, angewiesen. Dies können z. B. unterspülte<br />

Uferhöhlen, verlassene Dachs-, Fuchs- oder Biberbauten, uferbegleitende Schilf-<br />

oder Gehölzgürtel, hohle Baumstämme oder Totholzanhäufungen sein. Darüber hinaus suchen<br />

trächtige Fähen Wurfbauten auf, die störungsarm sein sollen und guten Sichtschutz<br />

bieten. Derartige Wurfbauten können auch in größerer Entfernung von Gewässern (mehrere<br />

100 m) gelegen sein.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 50


Schutzobjekte<br />

Gefährdet ist der Fischotter heute vor allem durch den Straßenverkehr, den Verlust des Lebensraumes<br />

durch Gewässerregulierungen und durch Gewässerverunreinigungen.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Ursprünglich war der Fischotter in ganz Europa und in Teilen von<br />

Asien praktisch flächendeckend verbreitet. Sein Vorkommen erstreckte sich auch noch auf<br />

die nördlichen <strong>Gebiet</strong>e Afrikas. Das Vorkommen des Fischotters in Europa ist stark zurückgegangen<br />

und regional beschränkt. Vorkommen gibt es in Teilbereichen der Atlantikküste im<br />

Westen und in den osteuropäischen Ländern. Dazwischen liegt eine breite Nord-Süd-<br />

Erstreckung (Benelux-Staaten, <strong>Gebiet</strong> der ehemaligen BRD, Schweiz, Italien, westliche Bereiche<br />

Österreichs), wo nur noch kleine Restvorkommen liegen oder der Fischotter zur Gänze<br />

ausgestorben ist (z. B. Niederlande, Luxemburg, Schweiz). In den letzten Jahren konnten<br />

allerdings in einzelnen <strong>Gebiet</strong>en, wie z. B. auch in Niederösterreich, leichte Bestandsausweitungen<br />

festgestellt werden.<br />

Innerhalb der EU 15 gibt es außer aus den Niederlanden in allen Mitgliedsstaaten Vorkommen<br />

der Art.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich liegt das Hauptverbreitungsgebiet des Fischotters<br />

im Wald- und Mühlviertel (zusammenhängendes Vorkommen mit Bayern). Daneben gibt es<br />

ein zweites Vorkommen im <strong>Gebiet</strong> Südoststeiermark und südliches Burgenland. Vereinzelte<br />

Vorkommen gibt es auch in Oberösterreich, Kärnten und Salzburg.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Fischotter kommt in 24 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, allerdings in bedeutend weniger <strong>Gebiet</strong>en mit repräsentativen Populationen.<br />

Aus insgesamt 10 Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en in NÖ sind Fischottervorkommen belegt.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

nur einen geringen Anteil der niederösterreichischen Gesamtpopulation. Für die Erhaltung<br />

des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen des Fischotters,<br />

welche mit den bayerischen Vorkommen in Verbindung stehen, eine sehr große Bedeutung<br />

auf. Die Tullnerfelder Donauauen sind sowohl West-Ost, als auch Nord-<br />

Südschnittstelle.<br />

Ausprägung<br />

Aus den Tullnerfelder Donauauen gibt es seit Jahren vereinzelte, aber regelmäßige Hinweise<br />

auf Fischottervorkommen (Kampmündung, Gießgang Greifenstein). Mit einer stärkeren Besiedlung<br />

in den nächsten Jahren ist zu rechnen. Die Tullnerfelder Donauauen stellen somit<br />

sicher eines der großen Hoffnungsgebiete in Niederösterreich dar. Als Wandergebiet sowohl<br />

in andere Donauabschnitte, als auch in die einmündenden Fließgewässer aus dem Weinviertel<br />

(Schmida, Göllersbach) bzw. aus dem niederösterreichischen Alpenvorland (Traisen)<br />

kommt dem <strong>Gebiet</strong> eine zentrale Rolle für den Fischotterschutz in Österreich zu.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung/Entwicklung optimaler Fischotterlebensräume<br />

• Entwicklung von Rückzugsräumen mit möglichst geringen Störeinflüssen<br />

• Vernetzung des Vorkommens im <strong>Gebiet</strong> mit dem vom Kamp- und Kremstal<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 51


Schutzobjekte<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung naturnaher bzw. Renaturierung verbauter Fließgewässerabschnitte im <strong>Gebiet</strong><br />

(speziell im Bereich von Kamp und Gießgang Greifenstein)<br />

• Sicherung und Entwicklung von Strukturen im Gewässerprofil und den Uferbereichen<br />

wie z.B. Rücknahme harter Verbauung, Erhaltung von Gehölz- und Hochstaudensäumen,<br />

Belassen von Totholz, naturnahe Profilgestaltung (Steil- und Flachufer, Uferanbrüche,<br />

Uferhöhlen, Buchten, Anlandungen)<br />

• Sicherung und Entwicklung von Pufferzonen entlang der Gewässer mit extensiver Nutzung<br />

(Wiesen, Ackerbrachen, extensiver Ackerbau)<br />

• Entwicklung der Durchgängigkeit von Gewässern z.B. durch Umbau oder Entfernung<br />

von Wehren, Anlage von Umgehungsgerinnen, Einleitung von Hochwässern, Gewährleistung<br />

einer ausreichenden Restwassermenge<br />

• Erhaltung von ungestörten Uferzonen im Revierzentrum<br />

• Entwicklung von Fischottermanagementprojekten mit der Fischerei<br />

• Verbesserung der Gewässergüte<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 52


Schutzobjekte<br />

2.3.1.2 AMPHIBIEN<br />

Bombina bombina<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Rotbauchunke, Tieflandunke<br />

1188<br />

Kurzbeschreibung<br />

Die stark gefährdete Rotbauchunke mit ihrem auffällig rotgefleckten Bauch ist eine Bewohnerin<br />

offener Gewässer des Tieflandes mit üppiger Unterwasservegetation. Die sehr ortstreuen<br />

Tiere leben fast das ganze Jahr in ihrem Laichgewässer bzw. in dessen unmittelbarer Nähe.<br />

Habitate<br />

Die Rotbauchunke hat eine sehr ausgeprägte Bindung an Gewässer und geht nur selten an<br />

Land. Ihre bevorzugten Sommerlebensräume sind zumeist auch ihre Laichgewässer. Es sind<br />

dies vorwiegend stehende, besonnte Flachgewässer mit dichtem Bewuchs von Wasserpflanzen,<br />

z. B. Tümpel, Teiche, Weiher, Altwässer, ebenso wie Flachwasser- und Verlandungsbereiche<br />

von Seen und verlandende Kiesgruben. Manchmal findet man diese Unkenart<br />

aber auch in zeitweise austrocknenden Gewässern, wie etwa Überschwemmungsbereichen<br />

der Talauen und in Kleingewässern auf Äckern und Wiesen, die die Tiere zur Laichablage<br />

aufsuchen, um anschließend wieder in ihre Wohngewässer zurückzukehren. Jungtiere<br />

leben des öfteren auch in Kleinstgewässern, wie Pfützen, Wassergräben oder Radspuren.<br />

Als Lebensraum nutzt die Rotbauchunke überwiegend Auwälder, Laubwälder (Waldränder,<br />

Lichtungen) und Feuchtwiesen. Für die Verteilung der Rotbauchunken innerhalb der Lebensräume<br />

ist primär das Vorhandensein offener Wasserstellen Ausschlag gebend. Ebenso wie<br />

für die Gelbbauchunke sind Versteckmöglichkeiten an Land (Steine, Wurzeln, Hohlräume...)<br />

von großer Bedeutung. Die Rotbauchunke überwintert, trotz ihrer sonst sehr wassergebundenen<br />

Lebensweise, meist gesellig an Land nahe des Wohngewässers und nutzt dazu unterschiedliche<br />

Strukturen (Hohlräumen im Boden, Holzstöße, Haufen von zerfallendem<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 53


Schutzobjekte<br />

Pflanzenmaterial, etc.). Wie viele andere Unken ernährt sich auch die Rotbauchunke vorwiegend<br />

von Insekten und deren Larven, Schnecken und Würmern.<br />

Ein entscheidender Gefährdungsfaktor für die Rotbauchunke stellt vor allem die Intensivierung<br />

der landwirtschaftlichen Nutzung dar (z. B. die Umwandlung von Grünland in Acker,<br />

Entwässerung von Feuchtgebieten, Erhöhung des Nährstoff- und Pestizideintrages, Mangel<br />

an Strukturen, wie Hecken, Feldgehölzen, Brachen).<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Rotbauchunke kommt in der EU 15 nur in den östlichen Ländern<br />

vor. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Schweden und Dänemark über Nordostdeutschland,<br />

den Nordosten der Balkanhalbinsel bis nach Griechenland.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich findet sich die Art in den Bundesländern Burgenland,<br />

Niederösterreich, Wien und Steiermark. Verbreitungsgebiete sind das nördliche Granithochland,<br />

das nördliche Alpenvorland, die südöstlichen Flach- und Beckenlagen und die<br />

südöstlichen Hügelländer. Das Kerngebiet der Rotbauchunke ist das Tiefland im Osten Österreichs.<br />

Als westlichstes Vorkommen im Donautal gelten Funde östlich der Wachau.<br />

Im Osten des nördlichen Alpenvorlandes (Donautal, Tullner Feld) und entlang der Schwelle<br />

der Tieflagen des Ostens zu den Hügel- und Bergländern, grenzt das Areal an das Vorkommensgebiet<br />

der Gelbbauchunke. An diesen Arealgrenzen findet sehr häufig eine Bastardisierung<br />

zwischen den beiden Arten statt.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Rotbauchunke kommt in 18 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, 13 FFH-<strong>Gebiet</strong>e liegen in Niederösterreich, wovon die meisten<br />

<strong>Gebiet</strong>e nur kleinere Populationen aufweisen.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die Tullnerfelder Donauen sind ein Kerngebiet des<br />

Rotbauchunkenvorkommens in Niederösterreich. Zusammen mit den March-Thayaauen und<br />

den Donauauen östlich von Wien sind die Tullnerfelder Auen das bedeutendste Vorkommen<br />

in Österreich.<br />

Ausprägung<br />

Die Tullnerfelder Donauauen bieten für die Rotbauchunke hervorragende Lebensraumbedingungen.<br />

Die Höhenlage von etwa 170 m bis 200 m und die ausgedehnten Auwaldbereiche<br />

sind dafür Ausschlag gebend.<br />

In den Auen bevorzugt die Rotbauchunke große, tiefe, stehende Altwässer. Fließende Gewässer,<br />

wie zum Beispiel den Gießgang oder Bäche meidet sie. Ein Großteil der geeigneten<br />

Altwässer weist permanente Wasserstände auf. Durchströmt werden sie nur bei Hochwasser.<br />

Ihr Wasserstand ist von der Hochwasserdynamik abhängig. Meist besitzen sie üppige<br />

Unterwasser- und Schwimmblattvegetation, Flachwasserzonen und ausgeprägte Verlandungszonen<br />

an den Ufern. Stillgewässer, die an Vorlandbäche angeschlossen sind, werden<br />

von der anspruchsvollen Rotbauchunke gemieden. Grund dafür ist, dass das Wasser der<br />

Bäche oft stark mit Nährstoffen und Schwebstoffen belastet ist, weil die Einzugsgebiete intensiv<br />

ackerbaulich genutzt werden. Ein typisches Beispiel ist Bereich des Stockerauer Armes<br />

unterhalb der Senningbachmündung.<br />

Die Rotbauchunke besiedelt in der Au jedoch auch temporär Wasser führende Gräben und<br />

Altwässer, die nur bei hohen Grundwasserständen mit Wasser gefüllt sind. Im Gegensatz zu<br />

Gewässern mit üppigem Pflanzenwuchs, stehen Schottergruben, die sich oft durch schwach<br />

entwickelte Ufervegetation auszeichnen. Hier kann man ebenfalls Rotbauchunken antreffen.<br />

Aus dem Auwald strahlt das Vorkommen der Rotbauchunke auch in außerhalb des Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>es liegende Bereiche aus. So bieten etwa auch die angrenzenden agrarisch genutzten<br />

Flächen und stark durchgrünte Siedlungsgebiete Lebensräume. Als wichtige Ausbreitungskorridore<br />

dienen hier Bachbegleitgehölze, Feldgehölze und Ackerbrachen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 54


Schutzobjekte<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der bestehenden Population<br />

• Sicherung und Vernetzung der Lebensräume, speziell der Laichbiotope und ihres Umlandes<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung (in max. 450 m Entfernung bestehender Vorkommen) von fischfreien, krautreichen<br />

Gewässern mit besonnten Verlandungs- und Flachwasserbereichen<br />

• Sicherung der Wiesen - speziell der Feuchtwiesen und temporär überstauter Wiesenbereiche<br />

• Sicherung der Ufer- und Aulebensräume mit ihrer Überschwemmungsdynamik<br />

• Sicherung einer ausreichenden Dotation der Augewässer<br />

• Entwicklung von landwirtschaftlichen Extensivierungsprojekten im Umfeld der Optimallebensräume<br />

der Rotbauchunke<br />

• Sicherung von Ackersutten v.a. im Auvorland<br />

• Sicherung und Entwicklung von vernetzten Lebensräumen sowie Schaffung von Verbindungskorridoren<br />

entlang von Gräben und Bächen<br />

• Entwicklung von Strukturen als Unterschlupf und Winterquartier (Holzhaufen, Steinhaufen,<br />

Reisighaufen, unterschiedliche Vegetationsstrukturen<br />

Triturus dobrogicus<br />

Donau-Kammmolch<br />

1993<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 55


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Vorbemerkung<br />

Bei den drei in Österreich vorkommenden Kammmolcharten (Kammmolch, Alpen-<br />

Kammmolch und Donau-Kammmolch) handelt es sich um nah verwandte Arten des Artenkreises<br />

„Kammmolch“, die lange sogar nur als Unterarten betrachtet wurden. Heute werden<br />

sie gemeinsam mit dem nicht in Österreich heimischen Südlichen Kammmolch (Triturus<br />

karelinii) als Superspezies „Kammmolch“ (Triturus cristatus s.l.) aufgefasst. Die Mitglieder<br />

einer Superspezies sind Semispezies, zwischen denen noch Genaustausch möglich ist. In<br />

Österreich gibt es große Hybridisierungs- oder Übergangszonen, in <strong>Gebiet</strong>en, wo sich die<br />

Areale der drei Arten überschneiden.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Donau-Kammmolche sind zierliche und schlanke Molche mit relativ kurzen Extremitäten. Sie<br />

sind die kleinsten der heimischen Molcharten. Die Extremwerte liegen bei einer Länge von<br />

<strong>16</strong> cm für Weibchen und 14 cm bei Männchen. Die Rückseite ist schwärzlich bis braun gefärbt<br />

mit schwarzen Flecken. Die Seite ist weiß getüpfelt. Die Bauchseite ist tieforange<br />

(manchmal rot) bis dottergelb mit scharf abgegrenzten, schwarzen Flecken. Der beim Männchen<br />

während der Paarungszeit sichtbare Rückenkamm ist sehr tief gezackt. Wie bei den<br />

anderen Kammmolcharten auch, ist der Rückenkamm deutlich vom Saum des breiten Ruderschwanzes<br />

abgesetzt, dies unterscheidet sie auch von anderen Molcharten.<br />

Der Lebenszyklus der heimischen Kammmolcharten ist ähnlich. Nach der Überwinterung<br />

wandern die geschlechtsreifen Molche im Frühjahr zu den Laichgewässern, wo die Paarung,<br />

Eiablage und Entwicklung der Larven erfolgt. Einige Zeit nach der Eiablage verlassen die<br />

erwachsenen Kammmolche die Gewässer und suchen ihre Landlebensräume auf. Die Jungmolche<br />

verlassen das Wasser nach ihrer Metamorphose (Verwandlung von der Kiemen<br />

atmenden Larve zum Lungen atmenden Jungmolch) und suchen ebenfalls die in der Umgebung<br />

des Laichgewässers liegenden Landquartiere auf. Die Überwinterung erfolgt meist nahe<br />

der Landverstecke.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 56


Schutzobjekte<br />

Alle Kammmolche sind dämmerungs- bis nachtaktiv. Sie erreichen ein für Amphibien sehr<br />

hohes Alter. Nachgewiesen wurde im Freiland ein Alter bis zu 17 Jahre. Nach zwei bis drei<br />

Jahren erreichen die Tiere die Geschlechtsreife.<br />

Kammmolche sind räuberische Nahrungsgeneralisten, gefressen wird daher alles, was verfügbar<br />

und bewältigbar, also zumindest etwas kleiner und nicht zu schnell und wendig ist.<br />

Während des Wasseraufenthalts gehören zur Nahrung Egel, Schnecken sowie Kaulquappen,<br />

aber auch andere Molche. Im Landlebensraum werden Schnecken (auch Gehäuseschnecken),<br />

Würmer, Insekten, Insektenlarven sowie ebenfalls auch kleinere Molche verzehrt.<br />

Jungmolche fressen vermutlich hauptsächlich in der Laubstreu lebende Milben und<br />

Springschwänze. Die Larven ernähren sich von Insektenlarven und anderen Amphibienlarven.<br />

Da alle Kammmolche nur schlecht vor Austrocknung geschützt sind, kommen prinzipiell<br />

nur Landlebensräume mit hoher Luftfeuchtigkeit in Betracht.<br />

Der Donau-Kammmolch wird sowohl in Österreich als auch in Niederösterreich als stark gefährdet<br />

eingestuft. Die Gefährdungsursachen sind hauptsächlich der Verlust von Laichgewässern<br />

sowie die damit verbundene Isolierung von Populationen, die Grundwasserabsenkung,<br />

die Zerstörung von Verlandungszonen, die Fischereiwirtschaft und eine Verschlechterung<br />

der Wasserqualität.<br />

Habitate<br />

Donau-Kammmolche sind Bewohner der östlichen Flach- und Beckenlagen (Donautal, Tullner<br />

Feld, Wiener Becken, Weinviertel). Sie leben im Gegensatz zu den anderen heimischen<br />

Kammmolchen fast ausschließlich in Auwäldern. Beobachtungen erfolgen daneben noch in<br />

Feuchtwiesen und anderen Grünlandtypen, diese sind aber bei weitem nicht so häufig. Die<br />

Vorkommen des Donau-Kammmolches sind auf naturnahe Feuchtgebietsreste in den sonst<br />

amphibienfeindlichen Agrarlandschaften beschränkt.<br />

Im Gegensatz zu den beiden anderen heimischen Kammmolcharten weisen die Donau-<br />

Kammmolche bei den Laichgewässern keine Präferenz für permanente Gewässer auf. Sie<br />

kommen sogar häufiger in temporären Gewässern mit ausgeprägten Flachwasser- und Verlandungszonen<br />

vor. Bevorzugt werden große, mitteltiefe Stillgewässer, hauptsächlich Altwässer<br />

und Tümpel. Gewässer mit Fischbestand müssen sehr groß sein und über ausgedehnte<br />

Verlandungszonen verfügen, um einen Fortpflanzungserfolg von Kammmolchen zu<br />

ermöglichen.<br />

Da alle Kammmolcharten nur ein geringes Ausbreitungspotenzial (nur maximal bis zu einem<br />

Kilometer, im Normalfall deutlich darunter) besitzen, ist die Nähe geeigneter Laichhabitate<br />

und Landlebensräume oder die Verbindung durch geeignete Strukturen (z.B. Fließgewässer)<br />

besonders wichtig.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Donau-Kammmolche kommen in den Tiefebenen der Donau und<br />

Theiß vor. Die Art kommt innerhalb der EU 15 nur in Österreich vor.<br />

Vorkommen in Österreich: Donau-Kammmolche sind in Österreich an der Nordwestgrenze<br />

ihres Verbreitungsgebietes. Gesicherte Angaben liegen derzeit nur aus den östlichen Bundesländern<br />

Burgenland, Niederösterreich, Wien und der Steiermark vor.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Donau-Kammmolche kommen in neun<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs in nennenswerten Populationen vor, davon befinden sich<br />

acht in Niederösterreich. Nur ein Vorkommen findet sich im Wiener Teil des Nationalparks<br />

Donauauen. Niederösterreich spielt daher derzeit die Hauptrolle zum Schutz dieser Art innerhalb<br />

der gesamten EU.<br />

Position den Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die Tullnerfelder Donauauen bieten für die Art weitläufige<br />

Lebensraumkomplexe, in denen große und stabile Populationen leben. Zusammen mit<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 57


Schutzobjekte<br />

den Donauauen östlich von Wien und den Marchauen stellt es ein Verbreitungszentrum der<br />

Art dar, das von gesamteuropäischer Bedeutung ist.<br />

Ausprägung<br />

Die Tullnerfelder Donauauen bieten für den Donau-Kammmolch hervorragende Lebensraumbedingungen.<br />

Die Höhenlage von etwa 170 m bis 200 m und die ausgedehnten Auwaldbereiche<br />

sind dafür Ausschlag gebend.<br />

In den Auen bevorzugt der Donaukammmolch große, tiefe, stehende Altwässer. Fließende<br />

Gewässer, wie zum Beispiel den Gießgang oder Bäche meidet er. Im Gegensatz zur Rotbauchunke,<br />

die sehr ähnliche Lebensraumansprüche hat, trifft man den Donau-Kammmolch<br />

jedoch öfter an Gewässern, die nur temporär Wasser führen. Ein Beispiel dafür sind Autümpel.<br />

Dadurch erklärt sich auch, dass die Vegetation hier nicht ganz so üppig ausgeprägt ist,<br />

wie in den von der Rotbauchunke bevorzugten Altwässern. Weiters werden auch aufgelassene<br />

Schottergruben besiedelt. Stillgewässer, in die Vorlandbäche einmünden, werden vom<br />

anspruchsvollen Donau- Kammmolch gemieden. Grund dafür ist, dass das Wasser der Bäche<br />

oft stark mit Nährstoffen und Schwebstoffen belastet ist, da die Einzugsgebiete in der<br />

Regel intensiv ackerbaulich genutzt werden. Ein typisches Beispiel ist Bereich des Stockerauer<br />

Armes unterhalb der Senningbachmündung.<br />

Aus dem Auwald strahlt das Vorkommen des Donau-Kammmolches auch in die außerhalb<br />

des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es liegenden Bereiche aus. So bieten die angrenzenden agrarisch<br />

genutzten Flächen und stark durchgrünte Siedlungsgebiete wichtige zusätzliche Landlebensräume.<br />

Als wichtige Ausbreitungskorridore dienen hier Gräben, Bachbegleitgehölze, Feldgehölze<br />

und Ackerbrachen. Die Bindung an eher feuchte und wasserreiche Lebensräume verhindert<br />

jedoch eine weitere Ausbreitung, da die warmen und trockenen Bedingungen in der<br />

Feldflur für den Donau-Kammmolch ungünstig sind.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der bestehenden Population<br />

• Sicherung und Vernetzung der Lebensräume, speziell der Laichbiotope und ihres Umlandes<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung der naturnahen Aulebensräume und ihrer Dynamik<br />

• Sicherung von Wiesen, speziell von Feuchtwiesen<br />

• Sicherung aller und damit auch nur zeitweilig vorhandener Kleingewässer, besonders<br />

im Nahbereich von Aulebensräumen<br />

• Sicherung der Fließgewässer und ihrer Ufergehölze<br />

• Entwicklung einer natürlichen Überschwemmungsdynamik durch verstärkte Gewässer-<br />

und Umlandvernetzung<br />

• Entwicklung von Pufferzonen im Umfeld von Laichgewässern<br />

• Entwicklung von naturnahen Fließgewässern und Uferbereichen<br />

• Entwicklung von zusätzlichen Laichgewässern<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 58


Schutzobjekte<br />

• Amphibiengerechter Fischbesatz in Laichgewässern im Rahmen von gemeinschaftlichen<br />

Projekten<br />

• Verbesserung der Wasserqualität in Aulandbächen und -flüssen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 59


Schutzobjekte<br />

2.2.1.3 Fische und Neunaugen:<br />

Rutilus pigus virgo<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Frauennerfling<br />

1114<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Frauennerfling, auch Donaunerfling und Frauenfisch genannt, ist im oberen und mittleren<br />

Donaueinzugsgebiet d. h. im Fließwasserbereich der Barben- und Brachsenregion, zu<br />

finden.<br />

Der Körper ist für eine rheophile, d. h. strömungsliebende Art auffallend hochrückig, seitlich<br />

abgeflacht und gedrungen. Das Maul ist halb unterständig mit kleiner Mundspalte. Die Färbung<br />

der Rücken- und Kopfoberseite ist grünlich, die Seiten und der Bauch glänzen metallisch<br />

blau oder grünlich. Die Brustflossen sind weißlich, die Bauch- und Afterflossen sind allerdings<br />

an der Basis rötlich. Die tief eingeschnittene Schwanzflosse schimmert rötlich und<br />

ist mit einem grauen Randsaum versehen. Der Frauennerfling besitzt große Schuppen mit<br />

einer dunklen Umrandung. Er wird ca. 50 cm lang und bis zu zwei kg schwer.<br />

Die Nahrung holt sich der Frauennerfling aus der Bodenfauna, bestehend aus wirbellosen<br />

Kleintieren: Würmern, Flohkrebsen, Schnecken und Insektenlarven (insbesondere Zuckmückenlarven).<br />

Nach neuesten Untersuchungen ist die Laichzeit des Frauennerflings schon Ende März bis<br />

Anfang April. Der Frauennerfling ist ein Haftlaicher. Die extrem klebrigen Eier werden auf<br />

schottrigem und kiesigen Untergrund gelegt und haften auf Steinen, Wasserpflanzen und<br />

Wurzelwerk. Pro Weibchen werden ca. 60.000 Eier abgelegt. Die Männchen besitzen während<br />

der Laichzeit einen kräftigen Laichausschlag, der sich über Kopf und Körperseiten er-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 60


Schutzobjekte<br />

streckt. Kleine rosendornähnliche, fingernagelharte milchweiße Ausbuchtungen bilden sich<br />

schon im Winter. Mit diesem gefährlichen Dornenkleid ausgerüstet werden die Konkurrenzkämpfe<br />

um die Weibchen ausgetragen. Diese Form des Laichausschlages ist eine Besonderheit,<br />

die bei keiner anderen Fischart zu beobachten ist. Nach der Laichzeit verlieren die<br />

Männchen diesen typischen Ausschlag, die Schuppen wirken an den Stellen der ehemaligen<br />

Dornen leicht irritiert – dies ist auch ein gutes Unterscheidungsmerkmal zu den Weibchen.<br />

Der Frauennerfling ist eine sehr selten zu findende Art, die Gründe sind nicht bekannt bzw.<br />

noch zu wenig erforscht. Eine der Hauptgefährdungsursachen für die Art sind aber sicherlich<br />

die Stauhaltungen an den Flüssen. Aber auch durch den Flussausbau sind die Bestände lokal<br />

stark zurückgegangen. Durch den Verlust des Lebensraumes ist der Frauennerfling vom<br />

Aussterben bedroht.<br />

Habitate<br />

Der Frauennerfling hält sich überwiegend in größeren Tiefen in Bodennähe auf. Nur zur<br />

Laichzeit zieht er in flachere Uferregionen und Altwässer.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Frauennerfling kommt in drei Mitgliedsstaaten der EU 15 vor. In<br />

Deutschland und Österreich bewohnt er die Donau bis Ulm und die größeren, tiefen Nebenflüsse<br />

im oberen und mittleren Donaugebiet. Die Stammform, der Pigo (Rutilus pigus pigus)<br />

kommt in den Seen Oberitaliens vor.<br />

Vorkommen in Österreich: Als endemische Art, d. h. weltweit nur in einem sehr kleinen<br />

<strong>Gebiet</strong> vorkommend, findet sich das Hauptverbreitungsgebiet in der Donau Niederösterreichs.<br />

Weitere Vorkommen gibt es noch in Wien, Oberösterreich und in der Steiermark.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Frauennerfling kommt in zehn FFH<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, davon in größeren Beständen auch in den Fließgewässern von<br />

sieben <strong>Gebiet</strong>en Niederösterreichs („Wachau“, „Donauauen östlich von Wien“, „Strudengau-<br />

Nibelungengau“, „Tullnerfelder Donauauen“, „NÖ Alpenvorlandflüsse“, „Waldviertler Teich-<br />

Heide und Moorlandschaft“ und „March-Thaya-Auen“).<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen,<br />

neben sechs weiteren <strong>Gebiet</strong>en einen wichtigen Anteil der niederösterreichischen Population.<br />

Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen<br />

eine übergeordnete Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Nachweise des Frauennerflings existieren aus dem Gießgang bei Greifenstein<br />

(Einmündung Göllersbach in den Gießgang sowie aus zwei Buchten im stärker durchströmten<br />

unteren Gießgangabschnitt ), der Donau von Greifenstein bis Wien und dem Traisenunterlauf.<br />

Auch aus dem Bereich der Stauräume Altenwörth und Greifenstein existieren z.T. ältere<br />

Nachweise von Vorkommen.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der bestehenden Populationen im <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder<br />

Donauauen<br />

• Sicherung und Entwicklung des Lebensraumes, vor allem der Laichhabitate<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 61


Schutzobjekte<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung der Donaufließstrecken (Stauwurzeln) sowie der angebundenen Nebenarme<br />

mit relativ hoher Fließgeschwindigkeit<br />

• Sicherung stark angeströmter Uferbereiche, Prallhänge und Schotterbänke im Hauptstrom<br />

und im Gießgangbereich<br />

• Sicherung und Entwicklung der natürlichen Flussdynamik (Längen und Seitenkontinuum<br />

– Uferstrukturierungen, Gewässer- und Umlandvernetzung, Geschiebe)<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“.<br />

• Renaturierung von Uferabschnitten<br />

• Entwicklung einer vielfältigen Strukturausstattung<br />

• Sicherung und Entwicklung eines intakten Interstitials (der Übergangsbereich der Bettsedimente<br />

zum Grundwasser), da dieser Teillebensraum für viele, insbesondere rheophile<br />

Fischarten, wie den Frauennerfling, essenziell ist.<br />

• Entwickluing eines den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Geschiebetriebes<br />

Steingressling<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 62


Schutzobjekte<br />

Gobio uranoscopus<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

1122<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Steingressling, ein Vertreter der Familie der Karpfenartigen (Cypriniden), weist einen<br />

spindelförmigen Körper mit einem langen, abgeplatteten Kopf auf. Am unterständigen Maul<br />

sitzen in den Winkeln je eine Bartel. Der Steingressling ist dem Gründling sehr ähnlich und<br />

von diesem durch deutlich längere Barteln unterscheidbar, die zurückgelegt bis hinter das<br />

Auge reichen. Der Rücken ist graubraun bis schwärzlichgrau und mit fünf dunklen, verwaschenen<br />

Querbinden versehen. Die Flanken sind heller, erscheinen grausilbern, die Bauchseite<br />

hingegen ist weiß. Die Flossen sind gelblich. Die durchschnittliche Körperlänge beträgt<br />

10 – 15 cm, maximal erreicht er 20 cm. Der Steingressling ernährt sich von Bodenorganismen<br />

und pflanzlichen Stoffen. Unterarten bzw. Rassen der Art sind nicht bekannt. Die Art gilt<br />

in Österreich als vom Aussterben bedroht, über die Gefährdungsursachen ist - auch auf<br />

Grund mangelnden Wissens über die Biologie dieser Art - nur sehr wenig bekannt.<br />

Habitate<br />

Der Steingressling lebt am Grund von schnell fließenden, sauerstoffreichen Flüssen im Abschnitt<br />

der Barbenregion. Er laicht von Mai bis Juni in sandigen, überströmten Uferbereichen,<br />

wobei die Eier in kleinen Klumpen an Steine oder Pflanzen abgelegt werden.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Art ist im Donauraum endemisch. Laut Referenzliste der EU 15<br />

kommt die Art in Österreich und in Griechenland vor. Die Verbreitungsangabe für Griechenland<br />

erscheint sehr fraglich, kann jedoch zur Zeit nicht nachgeprüft werden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 63


Schutzobjekte<br />

Vorkommen in Österreich: Ursprünglich reichte der Verbreitungsraum der Art bis nach<br />

Bayern. Aktuelle Nachweise gibt es von der Wachau bis zu den Donauauen östlich von<br />

Wien, wobei letztere den Hauptanteil der österreichischen Populationen aufweisen. Vor kurzem<br />

gelang ein Nachweis in Kärnten (Lavant).<br />

Zahlreiche Verbreitungsdaten sind vielfach auf die Verwechslung mit anderen Arten der Gattung<br />

zurückzuführen.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Steingressling kommt in insgesamt<br />

sieben FFH-<strong>Gebiet</strong>en in Österreich (fünf davon in Niederösterreich) vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Donauauen östlich von<br />

Wien den Hauptanteil der österreichischen Population dieser Fischart. Die Tullnerfelder Donauauen<br />

besitzen neben drei weiteren <strong>Gebiet</strong>en nur einen kleinen Anteil an der niederösterreichischen<br />

Population. Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen<br />

Populationen jedoch eine übergeordnete Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Belegt ist das aktuelle Vorkommen des Steingresslings im Gießgangsystem Greifenstein und<br />

der Donau zwischen Greifenstein bis Wien. Laut neueren Erhebungen kommt er aber auch<br />

im Stauraum von Altenwörth und Greifenstein, im Unterlauf von Kamp und Krems sowie im<br />

Mühlkamp in geringer Anzahl vor. Es handelt sich durchwegs um Lebensräume von regionaler<br />

Bedeutung, wobei über der genaue Erhaltungszustand noch zu erheben ist.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der bestehenden Population im <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder<br />

Donauauen<br />

• Sicherung und Entwicklung des Lebensraumes , v.a. der Laichhabitate<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Entwicklung von neuen Laichplätzen an überströmten Sandbänken im Verbreitungsgebiet<br />

• Sicherung der letzten freien Fließstrecken an der Donau im Bereich von Stauwurzeln,<br />

im Bereich von Unteren Kamp und Krems sowie im Bereich des Gießganges ist primär<br />

wichtig für den Fortbestand der Art<br />

• Entwicklung des Fließgewässerkontinuums von Donau und Nebengewässern<br />

Gobio albipinnatus<br />

Weißflossen-Gründling<br />

1124<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 64


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Weißflossen-Gründling gehört zur Familie der Karpfenartigen. Er wird zumeist 8-10 cm<br />

lang und hat einen spindelförmigen Körper. Der Kopf ist lang und hat eine kurze, stumpfe<br />

Schnauze mit einem unterständigen Maul. Die Bartfäden erreichen zurückgelegt den Hinterrand<br />

der relativ großen Augen. Die Rückenflosse hat 10, die Afterflosse besitzt acht bis neun<br />

Strahlen. Der Weißflossen-Gründling hat große Schuppen, wobei die Kehle meist schuppenlos<br />

ist. Der Rücken ist dunkel gefärbt, die Grundfärbung ist grün bis braun. Die Flanken sind<br />

heller und besitzen dicht oberhalb der Seitenlinie eine Reihe runder, dunkler Flecken. Wie<br />

beim Schneider sind die Poren der Seitenlinie oben und unten dunkel eingefasst. Der Bauch<br />

ist weißlich, Rücken-, Schwanz und Afterflossen sind farblos und haben im Gegensatz zu<br />

anderen Vertretern dieser Gattung keine Flecken. Da der Weißflossen-Gründling nur schwer<br />

vom Gründling zu unterscheiden ist, wurde lange Zeit nicht erkannt, dass es sich um zwei<br />

verschiedene Arten handelt.<br />

Die Fortpflanzung ist vermutlich ähnlich wie beim Gründling. Die Laichzeit reicht von Mai bis<br />

Juni. Die Männchen bekommen einen Laichausschlag an Kopf und Vorderrumpf. Bis zu<br />

3000 Eier werden von den Weibchen an sandigen, flachen Uferstellen in kleinen Klumpen<br />

abgegeben. Der Weißflossen-Gründling ernährt sich von pflanzlichem Aufwuchs und allerlei<br />

Kleingetier, das er am Grund aufstöbert. Gelegentlich frisst er auch die Brut anderer Fischarten.<br />

Die Fischart wird in Niederösterreich als potenziell gefährdet eingestuft. Die Gefährdungsursachen<br />

sind nicht genau bekannt. Es werden jedoch ein Zusammenhang mit dem Räuberdruck<br />

durch intensiven Besatz mit Aal und Salmoniden sowie negative Auswirkungen von<br />

Stauhaltungen vermutet.<br />

Habitate<br />

Die Art besiedelt vor allem Fließgewässer der Barben- und Brachsenregion. Der Weißflossen-Gründling<br />

ist im gesamten Lebenszyklus an den Hauptstrom gebunden, wobei erwach-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 65


Schutzobjekte<br />

sene Exemplare die tieferen Bereiche des Fließgewässers besiedeln und die Jungfische sich<br />

in den flachen Uferzonen aufhalten. Die Fischart bevorzugt keine speziellen Uferstrukturen<br />

oder Substrattypen.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Verbreitung erstreckt sich vor allem auf die Zuflüsse des<br />

Schwarzen Meeres und der Kaspischen See. In der EU 15 gibt es neben Österreich noch<br />

Angaben aus Deutschland.<br />

Vorkommen in Österreich: Der Weißflossen-Gründling kommt in Österreich in der Donau,<br />

March, Thaya, Leitha, Fischa und Lafnitz vor, wobei Nachweise aus den Bundesländern Oberösterreich,<br />

Niederösterreich, Wien und Burgenland vorliegen.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Art kommt in 14 österreichischen<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong>en vor, wobei neun <strong>Gebiet</strong>e in Niederösterreich, drei <strong>Gebiet</strong>e in der Steiermark,<br />

eines in Wien und ein weiteres <strong>Gebiet</strong> in Oberösterreich liegen.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

neben fünf weiteren <strong>Gebiet</strong>en, einen wichtigen Anteil der niederösterreichischen Population.<br />

Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen<br />

eine hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> liegen aktuelle Nachweise des strömungsliebenden Weißflossen-<br />

Gründlings aus dem Stauraum Altenwörth, der Donau zwischen Greifenstein und Wien, dem<br />

Gießgangsystem Greifenstein, dem Kampunterlauf sowie der unteren Traisen vor. Im Kampunterlauf<br />

ist der Weißflossengründling selten zu finden. Die angeführten Lebensräume sind<br />

von regionaler Bedeutung, wobei über den aktuellen Erhaltungszustand der Populationen<br />

dieser Gewässer noch wenig bekannt ist.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der bestehenden Population<br />

• Sicherung und Entwicklung des Lebensraumes, v.a. der Laichhabitate<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung der freien Fließstrecke der Donau von der Stauwurzel des Kraftwerkes Altenwörth<br />

bis zum Kraftwerk Melk<br />

• Sicherung der Fließstrecken der Donau im Stauwurzelbereich der Kraftwerke Greifenstein<br />

und Freudenau<br />

• Sicherung der kurzen Fließabschnitte (50 –200 m Länge) des Gießgangsystems Greifenstein<br />

in den Stauwurzelbereichen der 25 Stauhaltungen<br />

• Sicherung der kleinen unbewachsenen Schotterinseln im Stauwurzelbereich unterhalb<br />

von Wehrkolken im Gießgangbereich<br />

• Sicherung der an die Donau angebundenen Altarme Goldwascher und Eisteich im Stauraum<br />

von Greifenstein<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 66


Schutzobjekte<br />

• Sicherung der Fließabschnitte der Traisen im Bereich des Natura <strong>Gebiet</strong>es inklusive angebundener<br />

Altarme<br />

• Sicherung des Kontinuums zwischen Hauptstrom und Au- bzw. Nebengewässer<br />

• Sicherung und Entwicklung von Flachwasserzonen im Bereich von unverbauten Fließabschnitten<br />

des Hauptstromes<br />

• Entwicklung der natürlichen Flussdynamik (Längen und Seitenkontinuum – Uferstrukturierungen,<br />

Gewässer- und Umlandvernetzung, Geschiebe)<br />

• Sicherung und Entwicklung des Fließgewässerkontinuums, da diese Art von einem ungehinderten<br />

Übergang vom Hauptstrom in die Nebengewässer profitiert<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

• Entwicklung und Neuschaffung von Flachwasserzonen im Uferbereich des fließenden<br />

Hauptstromes (auch fallweise durch die Anlage von kleinen Schotterinseln möglich) als<br />

bevorzugtes Juvenilhabitat<br />

Aspius aspius<br />

Rapfen, Schied<br />

1130<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 67


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Schied als räuberischer Vertreter der Karpfenartign ist durch einen lang gestreckten,<br />

seitlich etwas abgeflachten Körper charakterisiert. Das breite, oberständige Maul ist tief gespalten.<br />

Der etwas verlängerte und daher vorstehende Unterkiefer, welcher einen Höcker<br />

besitzt, der in eine Kerbe des Oberkiefers passt, sind spezifische Merkmale des Räubers.<br />

Der Rücken und die Oberseite des Kopfes sind olivgrün mit bläulichem Schimmer, die Flanken<br />

sind heller und mit gelblichem Schimmer. Bei einer maximalen Länge von 100 cm<br />

(durchschnittlich 50 – 75 cm) kann ein Gewicht von bis zu 10 kg erreicht werden. In der Jugend<br />

ernährt sich der Schied von Kleintieren, später besteht die Nahrung aus Kleinfischen<br />

aller Art, die an der Oberfläche gejagt werden. Unterarten bzw. Rassen der Art sind nicht bekannt.<br />

Da der Schied als gefährdet gilt (Verlust der Laichplätze durch Stauhaltungen, Schotterbaggerungen<br />

und Regulierungen) und entsprechende Maßnahmen getroffen wurden (Schonzeiten,<br />

Brittelmaß), muss eine exakte Unterscheidung zur Mairenke, die dem Schied nicht<br />

unähnlich ist, im Rahmen der Fischerei erfolgen.<br />

Habitate<br />

Der Schied kommt in der Barben- und Brachsenregion von Fließgewässern, aber auch in<br />

Seen vor. Die Jungfische leben in kleinen Schwärmen in Ufernähe, mit zunehmendem Alter<br />

werden sie zu Einzelgängern und besiedeln dann den Freiwasserraum größerer Flüsse,<br />

Stauräume und Seen.<br />

Der Schied ist eine strömungsliebende Art, die jedoch zeitweise auf strömungsberuhigte Abschnitte<br />

(Altarme, Nebengewässer) angewiesen ist. Die Laichzeit ist von April bis Juni, wobei<br />

die Männchen einen körnigen Laichausschlag aufweisen. Als lithophile Art werden die Eier<br />

an überströmten Kiesbänken abgelegt. Bestände in stehenden Gewässern benötigen daher<br />

eine Anbindung an schnell fließende Strukturen als Laichhabitat.<br />

Verbreitung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 68


Schutzobjekte<br />

Vorkommen in der EU: Der Schied ist in Europa zwischen Elbe und dem Ural verbreitet. In<br />

der EU 15 findet sich die Art in insgesamt sechs Mitgliedsstaaten (Österreich, Deutschland,<br />

Finnland, Griechenland, Niederlande und Schweden).<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich wird die Donau sowie der Mündungsbereich und<br />

der Unterlauf der meisten Zuflüsse besiedelt. Ursprünglich war die Art in Wien, Nieder- und<br />

Oberösterreich, der Steiermark, dem Burgenland und in Salzburg vertreten. Mit Ausnahme<br />

von Salzburg und dem Burgenland (fragliches Vorkommen) ist der Schied in den restlichen<br />

Bundesländern noch vorhanden.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Schied kommt in insgesamt 12<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong>en Österreichs (davon acht in Niederösterreich) vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen,<br />

neben sieben weiteren <strong>Gebiet</strong>en, einen wichtigen Anteil der niederösterreichischen Population.<br />

Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen<br />

eine sehr hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Schiedvorkommen existieren im Gießgangsystem Greifenstein, von Greifenstein bis<br />

Wien und den Unterlauf der Traisen. Im Bereich des Stauraums von Altenwörth und Greifenstein<br />

sind ebenfalls Vorkommen bekannt. Ältere Angaben liegen von Kamp und Krems vor.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung der bestehenden Population durch Erhaltung der Laichplätze (überströmte<br />

Kiesbänke)<br />

• Sicherung und Entwicklung der Struktur und Ausdehnung des Lebensraumes des Schied<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

• Renaturierung geeigneter Uferabschnitte des Kampunterlaufs:<br />

- Anlage von Gleituferbereichen, die flach in das Umland eingebunden werden<br />

- Belassen von natürlichen Uferanbrüchen<br />

- gezielte Schottereinbringung, um Geschiebedefizit zu kompensieren<br />

• Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik mit einem durchströmten Gewässernetz<br />

(Anbindung abgetrennter Altarme am Kampunterlauf und Mühlkampaltarm)<br />

• Sicherung von durchgängigen Gewässerabschnitten an der Altarmschwelle Altenwörth,<br />

Mühlkampmündung und Kampmündung laut Gewässerbetreuungskonzept unterer Kamp<br />

• Entwicklung von Fließgewässerabschnitten am Kamp ohne Abflusschwankungen durch<br />

Oberliegerkraftwerke<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 69


Schutzobjekte<br />

Leuciscus souffia agassizi<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Strömer<br />

1131<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Strömer gehört zur Familie der Karpfenartigen. Er wird zumeist zwischen 12 und 17 cm<br />

lang, kann jedoch unter günstigen Bedingungen auch über 20 cm erreichen. Der Körperbau<br />

ist lang gestreckt, fast spindelförmig, seitlich wenig abgeflacht und mit großen Schuppen<br />

versehen. Der Kopf ist lang mit stumpfer Schnauze und unterständiger, fast horizontaler<br />

Mundspalte. Die Rückenflosse beginnt zumeist über dem Ansatz der Bauchflossen. Die Färbung<br />

des Rückens ist typischerweise dunkel, graubraun mit bläulichem Metallglanz, die<br />

Flanken sind silbrig glänzend. Alle Flossen sind hellbräunlich bis gelblich und an ihrer Ansatzstelle<br />

schwach orangefarben.<br />

Über die Biologie des Schwarmfisches ist nur wenig bekannt. Die Laichzeit reicht von April<br />

bis Mai, wobei die Eier im Lückenraum von kiesig-steinigem Sediment stark durchströmter<br />

Bereiche verborgen werden. Als Nahrung dienen vorwiegend kleine Bodenorganismen.<br />

Habitate<br />

Die Art besiedelt vor allem schnell fließende Gewässer der Äschen- und Barbenregion, wobei<br />

die Fische auf naturbelassene Fließstrecken angewiesen sind und auch größere Tiefen<br />

des freien Wasserkörpers über Kiesbänken aufsuchen. Warum die stark gefährdete Art in<br />

regulierten Abschnitten fehlt, ist teils unklar, vermutlich sind in diesen Bereichen die Bedingungen<br />

für eine erfolgreiche Reproduktion nicht mehr gegeben.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Verbreitung erstreckt sich vor allem auf das obere und mittlere<br />

Rhein- und Donaugebiet, wobei zwei Unterarten aus dem Rhoneeinzugsgebiet bzw. aus<br />

Nord- und Zentralitalien bekannt sind. In der EU 15 gibt es neben Österreich noch Angaben<br />

aus Deutschland, Frankreich, Italien und Griechenland.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 70


Schutzobjekte<br />

Vorkommen in Österreich: Der Strömer war vermutlich ursprünglich österreichweit verbreitet,<br />

wobei er im Donausystem nur in Nebenflüssen vorkam. Heute sind die Vorkommen vielerorts<br />

bereits erloschen oder auf Restbestände reduziert. Das Verbreitungsgebiet in Niederösterreich<br />

umfasste früher sicher viele Donauzubringer. In der Donau selbst zählte der Strömer<br />

lange nicht zum Arteninventar, konnte jedoch in den letzten Jahren in der freien Fließstrecke<br />

vereinzelt nachgewiesen werden.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Art kommt in 12 österreichischen<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong>en vor, wobei fünf <strong>Gebiet</strong>e in Niederösterreich liegen.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen,<br />

neben den Niederösterreichischen Alpenvorlandflüssen, Strudengau-Nibelungengau, Kampund<br />

Kremstal sowie der Wachau einen wesentlichen Anteil der niederösterreichischen Population.<br />

Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen<br />

Populationen eine wichtige Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Der Strömer ist aktuell aus dem Gießgangsystem Greifenstein und dem Donauabschnitt<br />

Greifenstein-Wien nachgewiesen. Von den Stauräumen Altenwörth und Greifenstein liegen<br />

ebenfalls Meldungen vor. Auch aus dem Großen Kamp und der Kleinen Tulln liegen Angaben<br />

vor, die aber bereits außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es liegen.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung der bestehenden Populationen, v.a. der Erhaltung der Laichplätze<br />

• Sicherung und Entwicklung der Struktur und Ausdehnung vom Lebensraum des Strömers<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung der freien Fließstrecken der Donau in den Stauwurzelbereichen<br />

• Sicherung einer naturnahen Fließgewässercharakteristik (Abflussverhalten, Gefälle, Geschiebetrieb,<br />

Strukturausstattung, Organismenbesiedlung, etc.)<br />

• Sicherung des Fließgewässerkontinuums im Längs- und Querprofil (ökologische Durchgängigkeit<br />

zwischen Hauptgerinne, Nebengewässern und Seitenzubringern) zur Gewährleistung<br />

der fischartenspezifischen Migrationsansprüche (z.B. Goldwascher)<br />

• Sicherung der Bandbreite flussraumtypischer Nebengewässer, insbesondere von durchströmten<br />

Nebenarmen<br />

• Sicherung einer flusstypischen Bettform im Längs- und Querprofil sowie der charakteristischen<br />

Fließgeschwindigkeitsverhältnisse und Strömungsmuster (tiefgründige Prallhänge,<br />

flach auslaufende Gleithänge mit ausgeprägtem Gradienten hinsichtlich der Fließgeschwindigkeit,<br />

rasch überströmte Furten)<br />

• Sicherung der flusstypischen Sohlbeschaffenheit und der damit verbundenen Choriotopverteilung,<br />

insbesondere eines nicht kolmatierten Interstitials (Eiablage des Strömers im<br />

Lückenraum kiesig-steiniger Sedimentfraktionen) in den freien Fließabschnitten der Donau<br />

und im Gießgangsystem Greifenstein<br />

• Sicherung eines Gewässertypischen Geschiebetriebes<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 71


Schutzobjekte<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

• Entwicklung von Maßnahmen zur Umlandvernetzung in oben genannten Donauabschnitten<br />

durch Verbesserung der flusstypischen Charakteristika, wie Sohlstruktur, Bettform<br />

und Strömungsmosaik, unter anderem durch bautechnische Profilaufweitungen, Errichtung<br />

bzw. Zulassen neuer Schotter- oder Kiesbänke sowie teilweiser Entfernung von<br />

Blockwürfen im Bereich der Flutmulde und dem Mündungsbereich des Gießganges und<br />

im Bereich von Fließstrecken des Gießgangsystems<br />

• Rückbau von Migrationshindernissen (z.B. Altarmschwelle Altenwörth), insbesondere von<br />

Querbauwerken, wie z.B. Wehranlagen, Sohlstufen, Sohlrampen bzw. durch Anlage oder<br />

Ertüchtigung von Ausleitungs- bzw. Umgehungsgerinnen<br />

• Entwicklung der Dotation des Gießganges in Abstimmung auf die Lebensraumansprüche<br />

des Strömers<br />

• Entwicklung von naturnahen, unverbauten Flussabschnitten entsprechend der Erhaltungsziele<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 72


Schutzobjekte<br />

Rhodeus sericeus amarus<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Bitterling<br />

1134<br />

Kurzbeschreibung<br />

Die Bitterlinge sind gesellig lebende Karpfenfische, die pflanzenbestandene Uferregionen<br />

stehender und fließender Gewässer mit sandigem bis schlammigem Grund (Teiche, Weiher,<br />

Seen, Altwässer, ruhige Fluss- und Strombuchten in der Brachsenregion) bevorzugen.<br />

Die Körperform dieser Art ist hochrückig und seitlich abgeplattet. Große Schuppen, ein kleines<br />

endständiges Maul und eine unvollständige Seitenlinie sind weitere Merkmale. Die Rückenfärbung<br />

ist graugrün, die Seiten glänzen silbern, die opal-blaugrün leuchtenden Längsstreifen<br />

reichen von der Seitenmitte bis zum Schwanzflossenansatz. Der Bitterling ist ein<br />

kleiner karpfenähnlicher Fisch mit einer durchschnittlichen Größe von 7 - 8 cm, selten über<br />

neun cm.<br />

In der Laichzeit von April bis Mai intensivieren sich die Farben der Männchen und an zwei<br />

Stellen über den Augen und dem Maul erscheinen Laichwarzen. Gleichzeitig färben sich die<br />

Seiten rotviolett und hinter den Kiemendeckeln erscheint ein blauer Fleck. Dem Weibchen allerdings<br />

- und das ist das Außergewöhnliche - entwickelt schon ab Ende Jänner hinter der<br />

Afteröffnung eine Legeröhre, die bis April eine Länge von 4 cm erreicht.<br />

Zum Ablaichen suchen sich die Männchen eine Muschel aus, zu der sie ein geschlechtsreifes<br />

Weibchen in einem komplizierten Ritual anlocken. Das Weibchen nun legt mit Hilfe ihrer<br />

Röhre 1-2 Eier in den Kiemenraum der Muschel. Das Männchen gibt seinen Samen über der<br />

Atemöffnung der Muschel ab, die ihn mit dem Atemwasser einsaugt und so die Eier befruchtet.<br />

Die Eier entwickeln sich im Inneren der Muschel, nach zwei bis drei Wochen schlüpfen<br />

die Fischlarven, um etwas später als schwimmfähige Brut die Muschel zu verlassen. Das<br />

Männchen lockt sogar gelegentlich mehrere Weibchen zu seiner Muschel. Dieselbe Muschel<br />

nutzen oft auch andere Fischpaare, sodass in ihr oft über 100 verschiedene Entwicklungs-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 73


Schutzobjekte<br />

stadien der kleinen Bitterlinge zu finden sind. Die ca. 10 mm großen Larven ernähren sich<br />

zunächst von Plankton. Sind die Tiere herangewachsen, bevorzugen sie wirbellose Kleintiere<br />

und Algen.<br />

Die früher großen Bestände des Bitterlings gehen leider zurück, da mit der zunehmenden<br />

Wasserverunreinigung auch die Muschelpopulationen abnehmen und wie wir sehen konnten,<br />

der Bitterling durch seine hohen Anforderungen im Laichverhalten extrem von den Muschelbeständen<br />

abhängig ist.<br />

Habitate<br />

Bitterlinge suchen sich meist Buchten mit schlammigem Grund, in denen Teich- und Malermuscheln<br />

vorkommen, die sie zur erfolgreichen Vermehrung unbedingt brauchen. Somit stellen<br />

die Nebengewässer größerer Flüsse wesentliche Habitate dar.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Neben den Beständen des Bitterlings in Österreich gibt es weitere<br />

Vorkommen dieser Fischart innerhalb der EU 15 in Belgien, Deutschland, Frankreich, Niederlande<br />

und Griechenland.<br />

Vorkommen in Österreich: Die Hauptlebensräume des Bitterlings finden sich in Niederösterreich<br />

in den „Donauauen östlich von Wien“, in den „March-Thaya-Auen“ und in den „Tullnerfelder<br />

Donauauen“, ebenso in Kärnten in der „Tiebelmündung“. Weitere Vorkommen gibt<br />

es noch in den Bundesländern Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Vorarlberg und Wien<br />

(„Nationalpark Donauauen“, Wiener Teil).<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: In 15 FFH-<strong>Gebiet</strong>en Österreichs (davon<br />

sechs in NÖ) gibt es Vorkommen des Bitterlings.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt<br />

das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen neben den Donauauen östlich von Wien und March-<br />

Thaya-Auen wesentliche Anteile der niederösterreichischen Population des Bitterlings. Für<br />

die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen<br />

eine sehr hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Nachweise zum Vorkommen des Bitterlingsliegen aus dem Gießgangsystem Greifenstein<br />

(nach Einmündung des Göllerbachs in den Gießgang, angeströmte Blockwürfe in<br />

Fließstrecken des oberen Gießgangabschnitts), der Donau (Greifenstein-Wien) und der Traisen<br />

vor. Auch in den Stauräumen Altenwörth und Greifenstein sowie im Kampunterlauf sind<br />

Vorkommen gemeldet. Im Kampunterlauf wurde der Bitterling als sehr häufig vorkommende<br />

Fischart eingestuft.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der bestehenden Population, v.a. der Erhaltung der Laichplätze<br />

• Sicherung und Entwicklung der Struktur und Ausdehnung des Lebensraumes des Bitterlings<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 74


Schutzobjekte<br />

• Sicherung und Entwicklung der natürlichen Flussdynamik (Längen und Seitenkontinuum<br />

– Uferstrukturierungen, Gewässer- und Umlandvernetzung, Geschiebe)<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“,<br />

da diese Art auf einen ungehinderten Wechsel zwischen Hauptstrom und Au- bzw. Nebengewässer<br />

angewiesen ist<br />

• Entwicklung einer natürlich vielfältigen Strukturausstattung, insbesondere Maßnahmen<br />

zum Schutz bzw. Wiederherstellung eines intakten Interstitials (Übergangsbereich der<br />

Bettsedimente zum Grundwasser)<br />

• Sicherung ruhiger Gewässerbereiche der Au- und Nebengewässer der Donau sowie deren<br />

Fließstrecken<br />

• Entwicklung einer guten Wasserqualität zur Sicherung der Muschel-Lebensräume für die<br />

Entwicklung der Bitterling-Populationen<br />

• Sicherung der bestehenden Muschelpopulationen<br />

Rutilus frisii meidingeri<br />

Perlfisch<br />

1139<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 75


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Perlfisch gehört zur Familie der Karpfenartigen, seine mittlere Größe beträgt 40 bis<br />

60 cm, Größen bis max. 70 cm und ein Gewicht bis zu 5 kg sind jedoch möglich. Sein Körper<br />

ist spindelförmig, im Querschnitt fast drehrund. Der Rücken ist schwärzlich grün, die Seiten<br />

sind heller, der Bauch ist silberglänzend. Zur Laichzeit besitzen die Männchen einen starken,<br />

fast dornigen Laichausschlag auf dem Kopf und der oberen Körperhälfte. Der Perlfisch ist<br />

dem Aitel ähnlich, von diesem jedoch durch deutlich kleinere Schuppen zu unterscheiden.<br />

Die Ursachen der Gefährdung sind nicht genau bekannt, offenbar dürfte jedoch der Verlust<br />

an Laichgründen (flach überströmte Uferregionen) eine Hauptursache sein.<br />

Habitate<br />

Der Perlfisch ist eine gefährdete Fischart der großen Voralpenseen und der Donau. Die Populationen<br />

der Seen leben in deren Tiefenzone, die Donaupopulation gilt bezüglich ihrer Lebensraumbeziehungen<br />

als rheophil B, d.h. als strömungsliebende Art, die phasenweise auf<br />

strömungsberuhigte Abschnitte (Altarme, Nebengewässer) angewiesen ist. Der Perlfisch ernährt<br />

sich von Bodenorganismen (kleine Wassertiere, Muscheln, Insektenlarven, Würmer).<br />

Laichzeit ist von April bis Mai auf flach überströmten Uferregionen, vornehmlich Schotterbänken.<br />

Die Populationen der Voralpenflüsse wandern daher zur Laichzeit in die Zu- und Abflüsse<br />

der Seen.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Perlfisch kommt innerhalb der EU 15 in Österreich und<br />

Deutschland vor, er gilt als Endemit des nordöstlichen Voralpengebietes.<br />

Vorkommen in Österreich: Wie eingangs bereits erwähnt, besiedelt der Perlfisch einige<br />

größere Voralpenseen, wie z.B. den Mond-, Atter- oder Traunsee sowie die Donau, früher<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 76


Schutzobjekte<br />

wurden auch die Donaunebengewässer besiedelt. Gesicherte Nachweise in Niederösterreich<br />

finden sich aus den Stauräumen Melk und Altenwörth.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Perlfisch hat sein Hauptverbreitungsgebiet<br />

in Oberösterreich, im FFH-<strong>Gebiet</strong> von Mond- und Attersee. Weiters existieren<br />

kleinere Vorkommen in drei niederösterreichischen FFH-<strong>Gebiet</strong>en.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

neben den Niederösterreichischen Alpenvorlandflüssen und der Wachau einen wichtigen Anteil<br />

der niederösterreichischen Population des Perlfisches. Für die Erhaltung des österreichischen<br />

Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen eine hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aus dem <strong>Gebiet</strong> existiert ein aktueller Nachweis aus dem Bereich Kraftwerk Greifenstein bis<br />

Wien sowie ein älterer Nachweis aus dem Stauraum Altenwörth. Weitere Meldungen liegen<br />

aus dem Stauraum Greifenstein vor.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der bestehenden Population<br />

• Entwicklung von größeren, strukturreichen Lebensräumen für den Perlfisch, v.a. der<br />

Laichhabitate<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung der Laichplätze (überströmte Kiesbänke)<br />

• Sicherung der naturnahen Fließgewässer und Auengewässer mit ihrer Dynamik<br />

• Vernetzung von Altwässern mit dem Hauptfluss<br />

• Umsetzung von wasserbaulichen Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensgrundlagen<br />

(Uferstrukturierungen, Erhöhung des Freiheitsgrades, Umlandvernetzung)<br />

• Durchführung von gemeinschaftlichen Projekten mit der Fischerei in den Hauptverbreitungsgebieten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 77


Schutzobjekte<br />

Misgurnus fossilis<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Schlammpeitzger<br />

1145<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Schlammpeitzger ist ein Vertreter der Familie der Schmerlenartigen (Cobitidae). Er besitzt<br />

einen auffallend lang gestreckten, vorne walzenförmigen, hinten flach zusammengedrückten<br />

Körper. Sein typisches Erscheinungsbild wird zusätzlich durch mehrere, sich abwechselnde,<br />

schwarzbraune und hellbraune Längsstreifen sowie durch Barteln (sechs an der<br />

Oberlippe, vier an der Unterlippe) bestimmt. Seine durchschnittliche Länge beträgt rund 25 -<br />

30 cm, maximale Längen von 50 cm können jedoch erreicht werden.<br />

Der Schlammpeitzger stellt keine hohen Ansprüche an die Gewässergüte. Hohe Wassertemperaturen<br />

sowie niedrige Sauerstoffgehalte werden ertragen. So besitzt der Schlammpeitzger<br />

spezielle Anpassungen an Sauerstoffarmut, er kann die Kiemenatmung teilweises<br />

durch Darmatmung (Luft wird geschluckt und im Darm respiratorisch aufgenommen) ersetzen.<br />

Der Schlammpeitzger kann auch in Trockenperioden für einige Zeit im Schlamm eingegraben<br />

die Austrocknung des Wohngewässers überdauern. Er ist nachtaktiv und seine Nahrung<br />

besteht aus wirbellosen Tieren der Bodenfauna, die mit den Barteln aufgespürt werden.<br />

In der Zeit von April bis Juni werden die Eier an Wasserpflanzen abgelegt.<br />

Auf Grund der Tatsache, dass die Neubildung von Nebengewässern durch wasserbauliche<br />

Maßnahmen zunehmend verhindert wird und mit der natürlichen Verlandung der Gewässer<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 78


Schutzobjekte<br />

sein Lebensraum verschwindet, gehört der Schlammpeitzger zu den gefährdeten Fischarten<br />

in Österreich.<br />

Habitate<br />

Der Schlammpeitzger ist eine stagnophile Art, d.h. er ist an bestimmte Ruhigwasserbereiche<br />

mit starkem Pflanzenbewuchs gebunden. So findet er sich vor allem in pflanzenreichen<br />

Klein- und Altwässern. Als Substrat werden lockere Schlammböden mit einem hohen Anteil<br />

von Schwebstoffen und organischem Detritus bevorzugt. Der Schlammpeitzger ist sehr<br />

standorttreu, es werden nur geringe Wanderungen durchgeführt.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Schlammpeitzger ist geographisch in Europa weit verbreitet.<br />

Vorkommen in sechs Mitgliedstaaten der EU 15 (Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich<br />

und Holland) belegen dies.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich kam die Art ursprünglich entlang von Überschwemmungsgebieten<br />

relativ häufig vor, derzeit finden sich größere Bestände des<br />

Schlammpeitzgers nur noch in den Donau-March-Thaya-Auen.<br />

Ursprünglich war der Schlammpeitzger in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark,<br />

dem Burgenland und in Salzburg vertreten. Die Vorkommen in Salzburg dürften erloschen<br />

sein.<br />

Im Bereich der March-Thaya-Auen finden sich noch größere Bestände des Schlammpeitzgers<br />

in den Auen bei Hohenau. Ansonsten gelangen nur Einzelnachweise. In der March<br />

selbst konnte unterhalb von Hohenau der Schlammpeitzger nicht nachgewiesen werden. Im<br />

Donaubereich konnte der Schlammpeitzger in der Unteren Lobau, im Fadenbach, bei<br />

Stopfenreuth, bei Fischamend sowie zwischen Haslau und Regelsbrunn nachgewiesen werden.<br />

Insgesamt weist der Schlammpeitzger eine inselartige Verbreitung mit kleinen Populationen<br />

auf.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Schlammpeitzger kommt in 12<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong>en in Österreich (davon acht in Niederösterreich) vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

neben den Donauauen östlich von Wien, den March-Thaya-Auen und der Waldviertler Teich<br />

- Heide und Moorlandschaft einen wichtigen Anteil der niederösterreichischen Population des<br />

Schlammpeitzgers. Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen<br />

Populationen eine sehr hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Nachweise des Schlammpeitzgers existierenvom Gießgangsystem Greifenstein<br />

(Mündungsbereich Gießbachl sowie temporär an den Gießgang angebundene Nebengewässer).<br />

Ältere Angaben zum Vorkommen des Schlammpeitzgers liegen für den Stauraum<br />

Greifenstein und den Donauabschnitt Greifenstein-Wien vor. Im Bereich des Stauraums<br />

Altenwörth und des Unterlaufs vom Kamp sind ebenfalls Bestände wahrscheinlich.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der vorhandenen Populationen<br />

• Verbesserung der Struktur und Ausdehnung des Lebensraumes des Schlammpeitzgers,<br />

v.a. der Laichhabitate<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 79


Schutzobjekte<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung von bestehenden Altwässern und Sicherung der Mannigfaltigkeit der bestehenden<br />

Altwassertypen<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung<br />

an die von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge<br />

(Umlandvernetzung) für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel<br />

Freudenau“<br />

• Entwicklung eines echten Tieflandflusscharakters von Vorlandflüssen, wodurch eine<br />

selbstständige Neubildung von Altarmen in Zukunft ermöglicht wird. Bei eingeschränkter<br />

Dynamik der Flusslandschaft (keine eigenständige Neubildung von Altwässern)<br />

sind jedoch gezielte Maßnahmen zur Verhinderung der gleichmäßigen natürlichen<br />

Verlandung aller Altwässer unbedingt notwendig<br />

• Sicherung von natürlichen Uferprofilen, um periodische Überschwemmungen des<br />

Umlandes, die der Schlammpeitzger für seine natürliche Ausbreitung braucht zu ermöglichen<br />

• Entwicklung und Vergrößerung von Retentionsräumen, um die Gestaltung des Umlandes<br />

durch den Fluss zu ermöglichen<br />

• Gemeinschaftsprojekte mit der Fischerei in den Hauptverbreitungsgebieten des<br />

Schlammpeitzgers<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 80


Schutzobjekte<br />

Sabanejewia aurata<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Goldsteinbeißer<br />

1146<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Goldsteinbeißer gehört zur Gruppe der Schmerlen. Mit seinem drehrunden, nur am<br />

Schwanzstiel seitlich etwas abgeflachten Körper, der engen, unterständigen Maulspalte und<br />

den sechs Bartfäden am Oberkiefer ähnelt er dem gewöhnlichen Steinbeißer (Cobitis taenia)<br />

und wird vermutlich oft mit diesem verwechselt. Er wird bis zu 14 cm lang. Längs der Rücken-<br />

und Seitenmitte prägen große dunkle Flecken, auf der Rücken- und Schwanzflosse<br />

dunkle Punkte das Aussehen. Im Unterschied zum Steinbeißer sind die Körperseiten und der<br />

Schwanzstiel des Goldsteinbeißers mit einem schönen Goldglanz überzogen.<br />

Über die Biologie der Art ist nur wenig bekannt. Er ernährt sich von Bodenorganismen und ist<br />

vermutlich so wie der Steinbeißer nachtaktiv, tagsüber lebt er versteckt unter Steinen. Die<br />

Laichzeit reicht von April bis Juni.<br />

Habitate<br />

Der Goldsteinbeißer besiedelt Fließgewässer der Barben- und Brachsenregion mit Sandund<br />

Kiesgrund. Auf Grund der fehlenden Informationen zur genauen Verbreitung und Ökologie<br />

der Art können keine näheren Angaben zu den Habitaten gemacht werden.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Verbreitung der Art ist auf Grund ihrer verborgenen Lebensweise<br />

und der Verwechslungsgefahr mit dem Steinbeißer nicht geklärt. In Europa gelten das untere<br />

Donaueinzugsgebiet sowie einige Flüsse des Kaukasus und des Balkan als Hauptverbreitungsgebiet.<br />

In der EU 15 gibt es neben Österreich nur noch Angaben aus Griechenland.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich wurde die Art erst Anfang der 1990-er Jahre nachgewiesen,<br />

was zur Auffassung führte, der Goldsteinbeißer sei erst vor wenigen Jahren nach<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 81


Schutzobjekte<br />

nach Österreich eingewandert. Nach neueren Untersuchungsergebnissen ist jedoch wahrscheinlich,<br />

dass die Art schon seit jeher bei uns verbreitet war, sie aber bis vor kurzem einfach<br />

übersehen wurde. Gesicherte Vorkommensangaben gibt es in der Südost-Steiermark<br />

sowie im Burgenland, in Niederösterreich gibt es Meldungen vom Auftreten des Goldsteinbeißers<br />

von der Donau, Melk, Fischa sowie vom Kamp.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Art kommt in sieben österreichischen<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en, davon fünf in Niederösterreich, vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

neben vier weiteren <strong>Gebiet</strong>en einen signifikanten Anteil der niederösterreichischen Population.<br />

Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen<br />

eine hohe Bedeutung auf. Besonders die Bestände des Goldsteinbeißers im Unteren<br />

Kamp sind von landesweiter Bedeutung.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Vorkommen sind aus dem Gießgangsystem bei Greifenstein, dem Unterlauf des<br />

Kamps (landesweite Bedeutung), der Donau von Greifenstein bis Wien und aus dem Stauraum<br />

Altenwörth belegt. Ältere Nachweise stammen aus dem Stauraum Greifenstein, dem<br />

Unterlauf der Krems sowie der Perschlingmündung. Der Fortbestand des Goldsteinbeißers<br />

im Unteren Kamp ist aus heutiger Sicht nicht gesichert. Es kann von einer überalterten Restpopulation<br />

mit geringer, bis fast fehlender natürlicher Reproduktion ausgegangen werden.<br />

Auswertungen der Fischbiomasse im Unteren Kamp ergaben, dass sie infolge unterschiedlichster<br />

anthropogener Einflüsse (Regulierung, Gewässerverschmutzung, Schwellbetrieb,<br />

Bewirtschaftung, genetische Kontamination) bzw. biologischer Einflüsse (Kormoran, Fischotter<br />

ect.) weit unter dem natürlichen Potenzial liegt.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung bestehender Populationen<br />

• Verbesserung der Struktur des Lebensraumes, v.a. der Laichgewässer<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung und Entwicklung naturnaher Fließgewässer (inklusive Nebengewässer)<br />

• Sicherung und Entwicklung der natürlichen Flussdynamik (Längen- u. Seitenkontinuum,<br />

natürlicher Geschiebetrieb etc.)<br />

• Sicherung und Entwicklung einer vielfältigen flusstypischen Strukturausstattung<br />

• Sicherung und Entwicklung eines intakten Interstitials als wichtigen Teillebensraum<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom, unter<br />

Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die von<br />

Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung) für<br />

den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“.<br />

• Gewässererhaltung u. -renaturierung von Vorlandbächen<br />

• Management von Fressfeinden<br />

• Nachhaltige fischereiliche Nutzung (im Rahmen vom gemeinschaftlichen Projekten)<br />

• Gemeinschaftsprojekte mit der Fischerei in den Hauptverbreitungsgebieten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 82


Schutzobjekte<br />

Cobitis taenia<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Steinbeißer<br />

1149<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Steinbeißer gehört zur Familie der Schmerlen. Im Durchschnitt liegt die Größe des Fisches<br />

bei rund 8 cm, kann jedoch unter guten Bedingungen auch über 10 cm betragen. Der<br />

Körperbau ist lang gestreckt, schmal und seitlich stark zusammengepresst. Er besitzt ein unterständiges,<br />

kleines Maul mit sechs kurzen Bartfäden auf dem Oberkiefer und sehr kleine<br />

Schuppen, die den gesamten Körper bedecken. Der Steinbeißer zählt zu den schönsten Vertretern<br />

der Familie der Schmerlen, die Kopf- und Körperfarbe variiert zwischen blassgelb bis<br />

weißlich mit sehr feinen braunen Punkten auf Rücken und Seiten. Vermutlich wird der Steinbeißer<br />

immer wieder mit dem ähnlichen Goldsteinbeißer (Sabanejewia aurata) verwechselt.<br />

Unterhalb der Seitenmitte findet sich eine Längsreihe von 12 -20 großen, dunklen Flecken,<br />

darüber eine Reihe ähnlicher, kleinerer Flecken. Charakteristisch für den Steinbeißer ist ein<br />

kräftiger Knochendorn unterhalb des Auges, der von einem besonderen Muskel aufgerichtet<br />

wird. Seine Spitze ist zweigeteilt und der Fisch kann damit, besonders wenn man ihn in der<br />

Hand hält, schmerzhafte Stiche ausführen. Der Steinbeißer gräbt sich tagsüber in den Untergrund<br />

ein, wobei oftmals nur Kopf und Schwanz sichtbar sind, und wird erst mit der Dämmerung<br />

lebhaft. Die Laichzeit erstreckt sich von April bis Juni, wobei die klebrigen Eier auf<br />

kleinen Steinen oder Wasserpflanzen im Flachwasserbereich abgelegt werden. Er ernährt<br />

sich vorwiegend von kleinen Bodenorganismen.<br />

Über spezifische Gefährdungsursachen ist wenig bekannt, nicht auszuschließen sind unter<br />

anderem Wasserverschmutzung und Gewässerverbauungen mit gepflasterter Sohle. Durch<br />

Unterbrechung des Fließgewässerkontinuums (z.B. Wehre) können die natürlichen Ausbreitungsvorgänge<br />

der Fischart eingeschränkt bis unterbunden werden.<br />

Habitate<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 83


Schutzobjekte<br />

Der Steinbeißer ist ein Grundfisch der Barben- und Brachsenregion. Bevorzugter Lebensraum<br />

dieser Fischart sind strömungsarme Seichtstellen in Bächen und größeren Fließgewässern,<br />

Altwässern und Gräben mit Sand- oder Schlammgrund bzw. feinkiesigem Substrat.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Steinbeißer ist in Europa weit verbreitet, wobei vor allem am<br />

Balkan, in Spanien und Norditalien mehrere Unterarten vorkommen. In der EU 15 gibt es neben<br />

Österreich noch Angaben aus weiteren 12 Ländern.<br />

Vorkommen in Österreich: Das ursprünglich österreichweite Vorkommen mit durchwegs<br />

geringen natürlichen Individuendichten ist heute vor allem auf Bestände in Nieder- und Oberösterreich,<br />

Burgenland, Steiermark und Kärnten beschränkt. In Niederösterreich zählen<br />

das Waldviertel, die Tullnerfelder Donauauen, die March-Thaya-Auen sowie die Donauauen<br />

östlich von Wien zu den wichtigsten Verbreitungsgebieten.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Art kommt in 17 österreichischen<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong>en vor, wobei der Schwerpunkt der Verbreitung eindeutig in Niederösterreich<br />

liegt, wo in 13 <strong>Gebiet</strong>en Vorkommen zum Teil große Vorkommensgebiete vorhanden sind.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

einen wesentlichen Anteil an der niederösterreichischen Population. Für die Erhaltung des<br />

österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen eine hohe Bedeutung<br />

auf. Die einzelnen Vorkommen in den Tullnerfelder Donauauen sind von regionaler<br />

Bedeutung.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Vorkommen existieren aus dem Gießgangssystem Greifenstein, unterhalb vom<br />

Kraftwerk Greifenstein bis Wien und im Mündungsbereich der Großen Tulln. Auch aus den<br />

Stauräumen Greifenstein und Altenwörth liegen Nachweise vor. Das in den Gießgang einmündende<br />

Gießbachl weist ebenfalls bemerkenswerte Fischzönosen mit Steinbeißer auf. Im<br />

Bereich von Kamp und Mühlbach liegen die Vorkommensgebiete besonders in den Oberläufen.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der Population des Steinbeißers<br />

• Sicherung und Entwicklung der Struktur des Lebensraumes, v.a. der Laichgewässer<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung und Entwicklung einer naturnahen Fließgewässercharakteristik (Abflussverhalten,<br />

Gefälle, Geschiebetrieb, Strukturausstattung, Organismenbesiedelung, etc.) mit besonderem<br />

Augenmerk auf die verbliebenen Fließstrecken von Donau und Gießgangsystem<br />

Greifenstein sowie auf die Unterläufe von Kamp und Mühlbach<br />

• Sicherung einer gewässertypischen Bettform im Längs- und Querprofil sowie der charakteristischen<br />

Fließgeschwindigkeitsverhältnisse und Strömungsmuster, insbesondere von<br />

strömungsberuhigten Seichtstellen als bevorzugte Habitate des Steinbeißers<br />

• Sicherung der gewässertypischen Sohlbeschaffenheit und der damit verbundenen Choriotopverteilung,<br />

insbesondere von sandig-schlammigen bis feinkiesigen Substratfraktio-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 84


Schutzobjekte<br />

nen (Steinbeißer gräbt sich tagsüber im Sediment ein) mit besonderem Augenmerk auf<br />

die verbliebenen Fließstrecken der Donau und auf das Gießgangsystem Greifenstein<br />

• Sicherung eines gewässertypischen Wasserpflanzenbewuchses<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

• Sicherung von durchgängigen Gewässerabschnitten, z.B. durch Entwicklung der fließgewässercharakteristischen<br />

Bettform, Sohlstruktur und des Strömungsmosaiks, unter<br />

anderem durch bautechnische Profilaufweitungen bzw. Strukturverbesserungen im Bereich<br />

der Gewässersohle<br />

• Entwicklung einer für die Art günstigen Gewässergüte, z.B. durch Vermeidung diffuser<br />

Nähr- und Schadstoffeinträge<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 85


Schutzobjekte<br />

Gymnocephalus schraetzer<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Schrätzer<br />

1157<br />

Kurzbeschreibung<br />

Beim Schrätzer handelt es sich um einen Vertreter der Barschartigen. Er ist ein kleinwüchsiger<br />

Bodenfisch mit einer Länge von etwa 15 cm bis maximal 30 cm und einem Gewicht von<br />

maximal 250 g. Charakteristisch für den Schrätzer sind zwei große, ineinander gehende Rückenflossen,<br />

wobei die vordere mit Stacheln versehen ist. Vom Kaulbarsch unterscheidet er<br />

sich durch den spitz zulaufenden Kopf und die abgeplattete Stirn. Der Körper ist zitronen- bis<br />

messinggelb und hat drei bis vier dunkle, mehr oder weniger unterbrochene Längslinien von<br />

der Basis der Rückenflosse bis zur Körpermitte.<br />

Die Nahrung des Schrätzers setzt sich aus kleinen Bodentieren aller Art sowie Fischlaich zusammen.<br />

Als rheophile (strömungsliebende) Art verbringt er seinen gesamten Lebenszyklus<br />

im Fluss und dessen Uferzonen. Laichzeit ist von April bis Mai an flachen, kiesigen Uferstellen.<br />

Die klebrigen Eier werden in Laichschnüren an Steine oder Astwerk angeheftet.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 86


Schutzobjekte<br />

Habitate<br />

Der Schrätzer bevorzugt als Grundfisch tiefe, schwach strömende Bereiche mit Kies- oder<br />

Sandgrund der Barben- und Brachsenregion. Er kommt aber auch mit den Lebensbedingungen<br />

in Stauräumen gut zurecht. Der Wissensstand über diese Art ist sehr gering.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Schrätzer ist eine endemische Art des Donauraumes, d.h. er<br />

kommt weltweit nur hier vor. Auf dem <strong>Gebiet</strong> der EU 15 erstreckt sich das Verbreitungsgebiet<br />

des Schrätzers daher nur auf Deutschland und Österreich.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich findet sich die Art nur in der Donau und den Mündungsbereichen<br />

der großen Zubringer. Ursprünglich war der Schrätzer in Wien, Niederösterreich<br />

und der Steiermark vorhanden, das Vorkommen in der Steiermark dürfte jedoch erloschen<br />

sein.<br />

Für die niederösterreichische Donau liegen aus allen Abschnitten Informationen über das<br />

Vorkommen des Schrätzers vor. Der Schrätzer ist in der Donau von mittlerer Häufigkeit, wobei<br />

er in den Fließstrecken nur in geringen Dichten vorkommt, in den Stauräumen hingegen<br />

massiv auftritt. Aus den March-Thaya-Auen ist der Schrätzer für die untere Thaya belegt, ob<br />

in der March noch eine eigenständige Population besteht, ist jedoch fraglich.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Schrätzer kommt in insgesamt<br />

neun FFH-<strong>Gebiet</strong>en in Österreich vor, wobei es sich um acht niederösterreichische, ein Oberösterreichisches,<br />

ein Wiener FFH-<strong>Gebiet</strong> und ein FFH <strong>Gebiet</strong> in der Steiermark handelt.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Die niederösterreichischen Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergen den Hauptanteil der österreichischen<br />

Gesamtpopulation. Das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen ist neben dem Machland<br />

Süd, Strudengau-Nibelungengau, Wachau, Donauauen östlich von Wien sowie den<br />

March-Thaya-Auen eines der bedeutensten Verbreitungsgebiete des Schrätzers in Österreich.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Vorkommen existieren aus dem Bereich des Gießgangsystems Greifenstein (regionale<br />

Bedeutung) und der Donau von Greifenstein bis Wien (landesweite Bedeutung). Auch<br />

aus den Stauräumen Altenwörth und Greifenstein sowie vom Unterlauf Kamp / Krems und<br />

bei der Perschlingmündung gibt es Meldungen über Vorkommen.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der Populationen in den bekannten Verbreitungsgebieten<br />

• Entwicklung der natürlichen Reproduktionsmöglichkeiten (flache, kiesige Uferstellen)<br />

durch Wiederherstellung der natürlichen strukturellen Ausgestaltung der Flusslandschaften<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 87


Schutzobjekte<br />

Zingel zingel<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Zingel<br />

1159<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Zingel gehört zur Familie der Barsche. Die durchschnittliche Länge beträgt ca. 30 cm bei<br />

einem Gewicht von rund 200 Gramm, wobei auch deutlich größere Exemplare mit bis zu 1<br />

Kilogramm verbürgt sind. Der Körperbau des Zingels ist kräftig, spindelförmig und im Querschnitt<br />

fast drehrund. Sein spitz zulaufender Kopf ist von oben gesehen dreieckig mit unterständiger<br />

Maulöffnung. Er besitzt zwei voneinander getrennte Rückenflossen, wobei erstere<br />

13 - 15 Stachelstrahlen aufweist. Die Schwimmblase ist nur mehr rudimentär ausgebildet.<br />

Die Färbung ist dunkelgelb bis gelbbraun und zur Gänze mit schwarzbraunen Flecken übersät,<br />

die sich in verwaschenen Querbinden über die Flanken ziehen. Die Unterseite ist heller,<br />

fast weißlich gefärbt.<br />

Tagsüber hält sich der Zingel meist verborgen und geht erst nachts mit ruckartigen<br />

Schwimmbewegungen auf Nahrungssuche. Die Laichzeit fällt meist in die Monate März und<br />

April, wobei die kleinen Eier an überströmten Kiesbänken abgelegt werden. Die Hauptnahrung<br />

besteht aus kleinen Bodenorganismen, wobei auch Fischlaich und Kleinfische als Nahrung<br />

dienen.<br />

Innerhalb der niederösterreichischen Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das Machland Süd<br />

und die Donauauen östlich von Wien die größten Populationsanteile des Strebers. Auch in<br />

den Tullnerfelder Donauauen und der Wachau sind signifikante Anteile der niederösterreichischen<br />

Population vorhanden. Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die<br />

niederösterreichischen Populationen eine sehr hohe Bedeutung auf.<br />

Ursprünglich war die Art in der Donau häufig, die Bestände sind jedoch nach der Donauregulierung<br />

vor allem auf Grund der Erhöhung der Fließgeschwindigkeit stark zurückgegangen.<br />

Für die teils extreme Seltenheit der Art in manchen Zubringerflüssen dürfte die ungenügende<br />

Wasserqualität mitverantwortlich sein.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 88


Schutzobjekte<br />

Habitate<br />

Der Zingel ist ein typischer Bodenfisch mäßig strömender Flussabschnitte der Barben- und<br />

Brachsenregion und bevorzugt sandiges, kiesiges Substrat. Der gesamte Lebenszyklus ist<br />

an die Donau, ihre Nebengewässer und einige Zubringer gebunden. Als Laichhabitate bevorzugt<br />

der Zingel mäßig überströmte Schotterbänke im Uferbereich. Die ausgewachsenen<br />

Fische finden vor allem in den Stauwurzelbereichen der Stauräume in mäßig angeströmten<br />

Bereichen günstige Lebensbedingungen vor. In den Fließstrecken werden Uferbereiche mit<br />

entsprechender Strömung bevorzugt.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Zingel ist eine endemische, weltweit nur hier vorkommende Art<br />

des Donauraumes. In der EU 15 gibt es neben Österreich lediglich Angaben aus Deutschland.<br />

Außerhalb der EU gibt es Vorkommen in Prut, Dnjestr und deren Nebenflüssen.<br />

Vorkommen in Österreich: Wichtige Vorkommen befinden sich vor allem in der Donau, im<br />

Flusssystem von March und Thaya, im burgenländischen und steirischen Teil der Lafnitz sowie<br />

in der Mur im Grenzbereich Steiermark-Slowenien. Für Niederösterreich sind daneben<br />

kleinere Bestände vor allem in den Zubringerflüssen des Alpenvorlandes von Bedeutung.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Zingel kommt in über 12 FFH-<br />

<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, wobei acht <strong>Gebiet</strong>e auf Niederösterreich entfallen.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen,<br />

neben Strudengau-Nibelungengau, Wachau, Machland Süd, Donauauen östlich von Wien<br />

und March-Thaya-Auen einen wesentlichen Anteil der niederösterreichischen Population. Für<br />

die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen<br />

eine sehr hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Nachweise des Zingels liegen aus dem Unterlauf der Traisen, vom Kraftwerk Greifenstein<br />

bis Wien und dem Gießgangsystem Greifenstein vor. Es handelt sich um Vorkommen<br />

mit regionaler Bedeutung. Auch im Stauraum von Altenwörth und im Krems-Kamp-<br />

Gerinne sowie dem Unterlauf des Kamps sind Vorkommensgebiete zum Teil älteren Datums<br />

bekannt. Der Fortbestand des Zingels im Unteren Kamp gilt auf Grund von überalterten<br />

Restpopulationen mit geringer bis fast fehlender Reproduktion als nicht gesichert. Die Biomasse<br />

liegt infolge unterschiedlichster anthropogener (Regulierung, Ge wässerverschmutzung,<br />

Schwellbetrieb, Bewirtschaftung, genetische Kontamination) bzw. biologischer Einflüsse<br />

(Kormoran, Fischotter) weit unter dem natürlichen Potenzial.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der Population des Steinbeißers<br />

• Sicherung und Entwicklung der Struktur des Lebensraumes, v.a. der Laichgewässer<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung und Entwicklung einer naturnahen Fließgewässercharakteristik (Abflussverhalten,<br />

Gefälle, Geschiebetrieb, Strukturausstattung, Organismenbesiedlung etc.) im Bereich<br />

der Fließstrecken von Donau, Traisen, Kamp und Gießgangsystem<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 89


Schutzobjekte<br />

• Sicherung des Fließgewässerkontinuums im Längs- und Querprofil (ökologische Durchgängigkeit<br />

zwischen Hauptgerinne, Zubringerflüssen und Nebengewässern)<br />

• Sicherung einer gewässertypischen Bettform im Längs- und Querprofil sowie der charakteristischen<br />

Fließgeschwindigkeitsverhältnisse und Strömungsmuster, insbesondere von<br />

mäßig durchströmten Flussabschnitten in Ufernähe (mäßig angeströmte Kiesbänke als<br />

bevorzugte Laichhabitate des Zingels)<br />

• Sicherung der gewässertypischen Sohlbeschaffenheit, insbesondere von sandig-kiesigen<br />

SubstratfraktionenEntwicklung und Verbesserung der fließgewässercharakteristischen<br />

Bettform, Sohlstruktur und des Strömungsmosaiks nach den von Zauner & Kummer 1998<br />

formulierten Revitalisierungsvorschlägen (Umlandvernetzung) für den Donauabschnitt<br />

„Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

• Renaturierung geeigneter Uferabschnitte des Kampunterlaufs und der Traisen:<br />

- Anlage von mäßig angeströmten Kiesbänken im Bereich von Gleitufern<br />

- Belassen von natürlichen Uferanbrüchen<br />

- gezielte Schottereinbringung (sandig-kiesige Substratfraktion), um<br />

Geschiebedefizit zu kompensieren<br />

• Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik mit einem durchströmten Gewässernetz<br />

(Anbindung abgetrennter Altarme am Kampunterlauf und Mühlkampaltarm)<br />

• Sicherung von durchgängigen Gewässerabschnitten z.B. durch Rückbau von Migrationshindernissen<br />

(Altarmschwelle Altenwörth, Mühlkampmündung, Kampmündung) laut Gewässerbetreuungskonzept<br />

unterer Kamp<br />

• Entwicklung von Fließgewässerabschnitten am Kamp, ohne Abflussschwankungen durch<br />

Oberliegerkraftwerke<br />

• Entwicklung einer für die Art günstigen Gewässergüte, z.B. durch Vermeidung<br />

von (diffusen) Nähr- und Schadstoffeinträgen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 90


Schutzobjekte<br />

Zingel streber<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Streber<br />

1<strong>16</strong>0<br />

Kurzbeschreibung<br />

Den Lebensraum des Strebers bilden die tiefen Flussabschnitte der Barbenregion mit höheren<br />

Strömungsgeschwindigkeiten. Sichtlich an diesen Lebensraum angepasst ist der schlanke<br />

spindelförmige Körper mit drehrundem und schmalem Schwanzstiel. Das Maul ist unterständig<br />

und mit Hechelzähnen versehen. Die Färbung des Rückens ist dunkelbraun bis dunkelgrau.<br />

Die Flanken sind etwas heller, gelbbraun und mit vier bis fünf dunklen, scharf begrenzten<br />

Querbinden auffallend gezeichnet. Die Kiemendeckel besitzen am Hinterrand spitze<br />

und starke Stachel. Die fehlende Schwimmblase erlaubt dem Streber nur eine hüpfende,<br />

ruckartige Fortbewegung. Die Durchschnittsgröße liegt bei 15 cm. Selten wird eine maximale<br />

Größe von 20 cm erreicht.<br />

Die Laichzeit des Strebers beginnt etwa Anfang März und dauert bis April. Die Laichfärbung<br />

des Körpers ist charakterisiert durch goldbronze schimmernde Bauchflanken und intensive<br />

Nachdunkelung des Rückens. Das Männchen wird schwarz, während bei den Weibchen ein<br />

starker Kontrast zwischen den dunklen und den hellen, braungelben Querbinden auftritt. Die<br />

einzelnen Schuppen sind gleichmäßig mit einem beigen Saum am Schuppenrand eingefasst.<br />

Die Weibchen legen ungefähr 400 Eier. Die Eiablage erfolgt an flachen, überströmten Kiesbänken.<br />

Die ca. 2 mm großen Eier haften an Steinen und Sand, seltener an Pflanzen. Die<br />

Fortpflanzungsbiologie der Streber ist weitgehend unbekannt.<br />

Der Streber kommt bereits sehr selten vor und ist vom Aussterben bedroht. Eine seiner<br />

Hauptgefährdungen sind die Stauhaltungen der Flüsse.<br />

Habitate<br />

Der Streber ist ein Bodenfisch, der wie alle Spindelbarsche der Gattung Zingel seichte Uferstellen<br />

mit Kiesgrund bevorzugt. Tagsüber bleibt er im Verborgenen, nachts wird er dann ak-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 91


Schutzobjekte<br />

tiv und geht mit seinen ruckartigen Schwimmbewegungen an der Sohle auf Nahrungssuche.<br />

Auffallend ist dabei seine Fähigkeit, die Augen unabhängig voneinander zu bewegen und<br />

den Kopf etwas seitwärts zu drehen. Seine Nahrung besteht vorwiegend aus diversen Kleintieren<br />

der Bodenfauna. Als Laich- und Bruträuber ist der Streber auch bekannt.<br />

Der Streber liebt klare, sauerstoffreiche Fließgewässer im Donaugebiet (Donau und Nebenflüsse).<br />

Er ist ein Einzelfisch, der die Tiefe der Flüsse bevorzugt.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: In der EU 15 gibt es geringe Vorkommen des Strebers nur in<br />

Deutschland, Österreich (in der Donau und ihren Nebenflüssen) und in Griechenland.<br />

Vorkommen in Österreich: Das Hauptvorkommen in Österreich liegt im Bundesland Niederösterreich.<br />

Weitere Verbreitungsgebiete gibt es noch in den Bundesländern Burgenland,<br />

Oberöstereich, Steiermark, Wien und Kärnten.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Streber kommt in den Fließgewässern<br />

von 13 FFH-<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor. Die Hauptvorkommen sind in den <strong>Gebiet</strong>en Niederösterreichs<br />

(„Marchland Süd“ und „Donauauen östlich von Wien“) sowie im Oberen Donautal<br />

und im Aschachtal in Oberösterreich. Bereits geringere Vorkommen sind in den „Tullnerfelder<br />

Donauauen“ und in der „Wachau“ existent sowie in der Steiermark im <strong>Gebiet</strong> „Steirische<br />

Grenzmur mit Gamlitzbach und Gnasbach“.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der niederösterreichischen Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das Machland Süd<br />

und die Donauauen östlich von Wien die größten Populationsanteile des Strebers. Auch in<br />

den Tullnerfelder Donauauen und der Wachau sind wesentliche Anteile der niederösterreichischen<br />

Population vorhanden. Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen<br />

die niederösterreichischen Populationen daher eine sehr hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Vorkommen sind aus dem Donauabschnitt Greifenstein – Wien sowie dem Gießgangsystem<br />

Greifenstein belegt. Auch im Bereich der Stauwurzel Altenwörth sowie im Unterlauf<br />

des Kamps und des Stauraums Greifenstein sind Vorkommen gemeldet, wobei das Vorkommen<br />

im Unterlauf des Kamps mit „sehr selten“ eingestuft wird.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der Population des Strebers<br />

• Sicherung und Entwicklung der Struktur des Lebensraumes, v.a. der Laichgewässer<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung der Donaufließstrecken in den Stauwurzelbereichen sowie der noch angebundenen<br />

Nebenarme<br />

• Sicherung von unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten v.a. im Bereich des Gießganges<br />

• Sicherung ausreichender Strömungsgeschwindigkeiten über Grund gegen eine Verschlammung<br />

der Schotterkörper (besondes wichtig für den Gießgangbereich)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 92


Schutzobjekte<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

• Renaturierung geeigneter Uferabschnitte, des Kampunterlaufs:<br />

- Anlage von Gleituferbereichen die flach in das Umland eingebunden werden<br />

- Belassen von natürlichen Uferanbrüchen<br />

- gezielte Schottereinbringung, um Geschiebedefizit zu kompensieren<br />

• Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik mit einem durchströmten Gewässernetz<br />

(Anbindung abgetrennter Altarme am Kampunterlauf und Mühlkampaltarm)<br />

• Sicherung von durchgängigen Gewässerabschnitten bei der Altarmschwelle Altenwörth,<br />

Mühlkampmündung und Kampmündung laut Gewässerbetreuungskonzept unterer Kamp<br />

• Sicherung von Gewässerabschnitten ohne Abflussschwankungen durch Oberliegerkraftwerke<br />

am Kamp<br />

• Entwicklung einer vielfältigen Strukturausstattung<br />

• Entwicklung eines intakten Interstitials (der Übergangsbereich der Bettsedimente zum<br />

Grundwasser) im Bereich von Gießgang und Kampunterlauf<br />

• Entwicklung eines den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Geschiebetriebes<br />

Cottus gobio<br />

Koppe<br />

1<strong>16</strong>3<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 93


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Die Koppe gehört zur Familie der Groppen. Der Körperbau ist keulenförmig. Koppen sind<br />

schuppenlos und mit einem breitem, abgeplatteten Kopf versehen. Die Koppe besitzt keine<br />

Schwimmblase. Über der weiten endständigen Mundspalte befinden sich die hoch liegenden<br />

Augen. Die Kiemendeckel tragen einen kräftigen, gekrümmten Dorn. Die Seitenlinie verläuft<br />

in der Flankenmitte bis zum Ansatz der Schwanzflosse und ist mit 30 - 35 kleinen Knochenschuppen<br />

besetzt. Die zwei Rückenflossen sind mit Stachelstrahlen versehen, die unteren<br />

Strahlen der großen Brustflossen sind verstärkt und ragen über die Flossenhaut hinaus. Die<br />

Schwanzflosse ist abgerundet. Die marmorierte, dem Untergrund angepasste Farbgebung<br />

verleiht der Koppe eine hervorragende Tarnung, wobei die Grundfärbung von dunkelbraun<br />

bis gelblich variiert und mit dunklen, verwaschenen Flecken und Bändern durchzogen ist.<br />

Tagsüber sind die Tiere zumeist zwischen Geröll unter Steinen oder Wurzelwerk verborgen,<br />

und gehen erst mit Beginn der Dämmerung auf Nahrungssuche. Die Hauptnahrung der Koppe<br />

besteht aus Bodentieren (besonders Flohkrebsen), Fischlaich und Fischbrut. Die Laichzeit<br />

reicht von Februar bis Mai. Der Laich wird in einer vom Männchen vorbereiteten Höhle<br />

zumeist unter einen Stein abgegeben und vom Männchen bewacht.<br />

Auf Grund der geringen Mobilität der Koppe können auch nur geringe, niedrige Hürden im<br />

Zuge von Gewässerverbauungen oder kanalförmige Abschnitte kaum überwunden werden.<br />

Neben diesen Einschränkungen von Ausbreitungsvorgängen der Tierart tragen Verschlammungen<br />

des groben Lückenraumes etwa durch Schwallbetriebe von Kraftwerken bzw. intensiver<br />

Besatz mit Raubfischen zusätzlich zur Beeinträchtigung der Koppenbestände bei.<br />

Habitate<br />

Die Fischart besiedelt Bäche und Flüsse der Forellen- und Äschenregion sowie kühle Seen<br />

mit hohem Sauerstoffgehalt, bereichsweise auch in größeren Tiefen. Der Grundfisch benötigt<br />

geeignete Unterschlupfmöglichkeiten, wie locker geschichtetes Geröll oder Schotter, wobei<br />

er sich tief ins Substrat eingraben kann.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 94


Schutzobjekte<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Das Verbreitungsgebiet der Koppe umfasst weite Teile West-, Mittel-<br />

und Osteuropas. Sie fehlt in Irland, Schottland, Norwegen, Süditalien und Süddalmatien.<br />

In der EU 15 gibt es neben Österreich noch Angaben aus 10 weiteren EU Ländern.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich findet sich die Koppe in jedem Bundesland. Da die<br />

Fischart auf Grund ihrer Lebensweise mit üblichen Fangmethoden schwer zu erfassen ist,<br />

sind aktuelle Verbreitung und Häufigkeiten vielfach nur bedingt bekannt. Auch in Niederösterreich<br />

ist die Koppe in fast allen Flusssystemen verbreitet, wobei die wichtigsten Vorkommen<br />

im Bereich des Alpenvorlandes und der Voralpen, der Donauniederung, im Waldviertel<br />

und Teilen des Wiener Beckens liegen.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Koppe kommt in mehr als 30 Natura-2000<br />

<strong>Gebiet</strong>en vor, 13 <strong>Gebiet</strong>e entfallen hierbei auf Niederösterreich. Zumeist kommt sie<br />

jedoch in kleineren Populationen vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der niederösterreichischen Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergen die Niederösterreichischen<br />

Alpenvorlandflüsse die größete Population der Koppe. In den Tullnerfelder Donauauen,<br />

den Donauauen östlich von Wien und dem Kamp- und Kremstal sowie in der Wachau,<br />

um nur einige benachbarte Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e zu erwähnen, finden sich kleinere Anteile<br />

der niederösterreichischen Population. Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes<br />

weisen die niederösterreichischen Populationen eine hohe Bedeutung auf.<br />

Ausprägung<br />

Aktuelle Nachweise liegen aus dem Gießgang Greifenstein und unterhalb des Kraftwerks<br />

Greifenstein bis Wien vor. Auch aus dem Stauraum Greifenstein und dem Unterlauf von<br />

Kamp und Krems sind Vorkommen gemeldet.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der Population der Koppe<br />

• Sicherung und Entwicklung der Struktur des Lebensraumes, v.a. der Laichgewässer<br />

Einstufung: Sonstiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung einer naturnahen Fließgewässercharakteristik (Abflussverhalten, Gefälle, Geschiebetrieb,<br />

Strukturausstattung, Organismenbesiedlung, etc.)<br />

• Sicherung des Fließgewässerkontinuums im Längs- und Querprofil (ökologische Durchgängigkeit<br />

zwischen Hauptgerinne, Nebengewässern und Seitenzubringern), vor allem<br />

im Hinblick auf gewässeraufwärts gerichtete Wanderungsbewegungen<br />

• Sicherung einer fluss- bzw. bachtypischen Bettform im Längs- und Querprofil sowie der<br />

charakteristischen Fließgeschwindigkeitsverhältnisse und Strömungsmuster<br />

• Sicherung der fluss- bzw. bachtypischen Sohlbeschaffenheit, insbesondere eines tiefreichenden<br />

Lückenraumes der Gewässersohle als essenzielles Teilhabitat der Koppe<br />

• Sicherung einer gewässertypischen Struktur- bzw. Vegetationsausstattung der Uferzonen<br />

(v.a. Bäume- und Sträucher mit der Fähigkeit zur Bildung von Wurzelvorhängen,<br />

Holz- bzw. Totholzstrukturen im Gewässer)<br />

• Permanente Anbindung von geeigneten Altarmen und Auwässern an den Hauptstrom,<br />

unter Berücksichtigung der anthropogenen Rahmenbedingungen, in Anlehnung an die<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 95


Schutzobjekte<br />

von Zauner & Kummer (1998) formulierten Revitalisierungsvorschläge (Umlandvernetzung)<br />

für den Donauabschnitt „Stauraum Greifenstein“ und die „Stauwurzel Freudenau“<br />

• Entwicklung und Wiederherstellung der fließgewässercharakteristischen Bettform, Sohlstruktur<br />

und des Strömungsmosaiks, unter anderem durch bautechnische Profilaufweitungen<br />

mit naturnahen Uferzonen bzw. Strukturverbesserungen vor allem im Bereich von<br />

gepflasterten und verfugten Bachsohlen unter besonderer Berücksichtigung des Interstitials<br />

(Übergangsbereich der Bettsedimente zum Grundwasser)<br />

• Renaturierung geeigneter Uferabschnitte des Kampunterlaufs:<br />

- Anlage von Gleituferbereichen (die flach in das Umland eingebunden werden) zur<br />

Sedimentation<br />

- Belassen von natürlichen Uferanbrüchen<br />

- gezielte Schottereinbringung, um Geschiebedefizit zu kompensieren<br />

• Entwicklung einer naturnahen Gewässerdynamik mit einem durchströmten Gewässernetz<br />

(Anbindung abgetrennter Altarme am Kampunterlauf und Mühlkampaltarm)<br />

• Sicherung von durchlässigen Gewässerabschnitten an der Altarmschwelle Altenwörth,<br />

Mühlkampmündung und Kampmündung laut Gewässerbetreuungskonzept unterer Kamp<br />

• Entwicklung einer für die Art optimalen Gewässergüte z.B. durch Vermeidung diffuser<br />

Nähr-, Schadstoff und Feinsedimenteinträge (Hintanhaltung der Verschlammung des Interstitials)<br />

• Verbesserung der Strukturausstattung der Uferzonen im Bereich von Gießgang sowie<br />

Unterlauf von Kamp und Krems durch Anlage, Erhaltung oder Anreicherung mit Gehölzstrukturen<br />

(Totholz im Gewässer)<br />

• Gemeinschaftliche Projekte mit der Fischerei in den Hauptverbreitungsgebieten der Koppe<br />

2.3.2 WIRBELLOSE (EVERTEBRATEN)<br />

2.3.2.1 INSEKTEN<br />

KÄFER<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 96


Schutzobjekte<br />

Lucanus cervus<br />

Hirschkäfer<br />

1083<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 97


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Die Männchen der imposanten Hirschkäfer sind mit bis zu 75 mm Körperlänge die größtenheimischen<br />

Käfer. Allerdings tragen nur die Männchen die namensgebenden, geweihartig<br />

vergrößerten Oberkiefer. Diese sind zur Nahrungsaufnahme nicht geeignet, sondern werden<br />

bei Rivalenkämpfen vor der Paarung und zum Festhalten der Weibchen bei der Kopulation<br />

eingesetzt. Die Weibchen werden nur maximal 45 mm lang und haben einen normal entwickelten,<br />

voll funktionsfähigen Kiefer.<br />

Weitere Merkmale sind der glänzend schwarzbraune, massive Körper sowie der relativ große<br />

Kopf und die charakteristischen geknickten Fühler. Wenn die Ernährungslage im Larvenstadium<br />

schlecht ist, dann entwickeln sich deutlich kleinere Kümmerformen, die so genannten<br />

„Rehkäfer“, deren „Geweih“ reduziert und somit auch weniger auffällig ist. Die Flügeldecken<br />

sind voll entwickelt und bedecken den Hinterleib vollständig. Hirschkäfer sind damit voll<br />

flugfähig, wenngleich sie mit einer Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h einigermaßen schwerfällig<br />

aussehen.<br />

Hirschkäfer sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Die Flugzeit der Hirschkäfer<br />

liegt zwischen Ende Mai und August, für den Flug werden warme Wetterlagen bevorzugt. Die<br />

Larve des Hirschkäfers entwickelt sich mindestens fünf Jahre in bodennahen und in unterirdischen<br />

faulenden Hölzern. Die Larven können auch in niedrigen Stöcken überleben, sodass<br />

der Hirschkäfer auch in bewirtschafteten Wäldern vorkommt. Durch den Nahrungsmangel in<br />

diesen suboptimalen Larvalhabitaten kommt es aber zur Entwicklung der schon oben angesprochenen<br />

Kümmerformen - der „Rehkäfer“. Die Konzentration der Larven in einem einzigen<br />

Baumstumpf kann mitunter recht hoch sein. Die Ernährung erfolgt von mehr oder weniger<br />

in Zersetzung befindlichem, morschem, feuchtem und verpilztem Holz, das mit der Zeit<br />

zu Mulm abgebaut wird. Die Larven verlassen zur Verpuppung den Baumstumpf und gehen<br />

in die Erde in der Umgebung des Brutsubstrates, wo sie einen Kokon anfertigen.<br />

Der Hirschkäfer wird österreichweit als potenziell gefährdet eingestuft. Die Hauptursachen<br />

liegen wie bei allen hochspezialisierten Holz bewohnenden Käfern im Mangel an geeigneten<br />

Lebensräumen in den modernen Wirtschaftswäldern begründet. Insbesondere die Beseitigung<br />

der Brutsubstrate durch die Intensivierung der Forstwirtschaft, tiefe Bodenbearbeitung,<br />

Stumpf-Rodung, Anbau schnell wüchsiger Arten mit kurzen Umtriebszeiten, Beseitigung<br />

anbrüchiger Laubbäume und einseitige Nadelholzaufforstungen sind die wesentlichen Gefährdungsursachen.<br />

Habitate<br />

Der Hirschkäfer bevorzugt als Lebensraum alte Laubwälder - vorzugsweise mit Eichen -z.B.<br />

Eichen-Hainbuchen-Wälder und Kiefern-Traubeneichen-Wälder der Ebene und niederer Hö-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 98


Schutzobjekte<br />

henlagen, außerdem kommt er in alten Parkanlagen und Obstanlagen in Waldnähe vor.<br />

Günstig sind Altholzbestände von 150 – 250 Jahren mit einem möglichst hohen Anteil an alten<br />

und absterbenden Bäumen.<br />

Als Nahrungspflanzen geeignet sind - abgesehen von den bevorzugten Eichen - auch diverse<br />

andere Laubbaumarten, wie Buche, Erle, Hainbuche, Ulme, Pappel, Weide, Linde, Rosskastanie<br />

und sogar viele Obstbaumarten, wie zum Beispiel Birne, Apfel, Kirsche, Walnuss,<br />

Maulbeeren. Auch Nadelgehölze können besiedelt werden. Als Entwicklungssubstrat für die<br />

Larven dienen die vermorschenden großen Wurzelstöcke. Da Hirschkäfer frisches Holz nicht<br />

direkt als Nahrung nutzen können, ist das Auftreten verschiedener Rot- und Weißfäulepilze<br />

wegen ihrer Substrat aufbereitenden Wirkung lebensnotwenig. Hirschkäfer kommen deshalb<br />

nicht auf frisch gefällten Stümpfen vor. Die Larven entwickeln sich auch im Gegensatz zu<br />

vielen anderen Totholz bewohnenden Käfern nicht in hohlen oder morschen Stämmen.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Hirschkäfer ist in Mittel- und Südeuropa mehr oder minder<br />

gleichmäßig verbreitet, seine nördlichen Verbreitungsgrenzen sind England und Südschweden.<br />

In alten Eichenwäldern war die Art einst häufig, heute ist sie in Mitteleuropa selten geworden<br />

und an vielen Orten verschwunden. Innerhalb der EU 15 ist der Hirschkäfer in folgenden<br />

Mitgliedsstaaten verbreitet: Österreich, Belgien, Deutschland, Spanien, Frankreich,<br />

Griechenland, Italien, Niederlande, Portugal, Schweden und Großbritannien.<br />

Vorkommen in Österreich: Die Verbreitung des Hirschkäfers ist auf die planere und kolline<br />

Höhenstufe beschränkt. Der Schwerpunkt der österreichischen Verbreitung liegt daher in den<br />

östlichen und südlichen Bundesländern. Eines der vitalsten Vorkommen liegt im Lainzer<br />

Tiergarten.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Hirschkäfer kommt in 25 Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs in wesentlichen Populationen vor, davon befinden sich 15 in Niederösterreich,<br />

das sind drei Viertel aller <strong>Gebiet</strong>e. Weitere Vorkommen finden sich mit Ausnahme<br />

der westlichen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg in allen anderen Bundesländern.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die<br />

<strong>Gebiet</strong>e Weinviertler Klippenzone, Wachau, Donauauen östlich von Wien, Hundsheimer<br />

Berge und March-Thaya-Auen weisen für die niederösterreichischen Populationen eine sehr<br />

hohe Bedeutung auf. Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder<br />

Donauauen nur einen kleinen Anteil der niederösterreichischen Gesamtpopulation.<br />

Ausprägung<br />

Reproduzierende Populationen des Hirschkäfers finden sich im Auwaldgebiet der Tullnerfelder<br />

Donauauen bevorzugt in Altholzzellen mit hohem Totholzanteil. Neben Rohrendorf, Donaudorf,<br />

Theiß, Thallern sind aktuelle Bestände aus Grafenwörth, Utzenla, Hollenburg sowie<br />

aus Stockerau bei der Schwalbenlacke bekannt. Neben den totholzreichen Altholzzellen<br />

werden auch abgeschnittene Baumstümpfe als Larvenhabitate genutzt.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung des Lebensraumes des Hirschkäfers<br />

• Sicherung der Aubereiche, speziell der als Lebensraum geeigneten Hartholzauen<br />

Einstufung: Sonstiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 99


Schutzobjekte<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung von älteren, totholzreichen Waldflächen<br />

• Entwicklung von Wäldern mit hohem Totholzanteil<br />

• Sicherung von zusammenhängenden Laubwaldbeständen<br />

• Entwicklung von Altholzinseln, um die Isolierung und Verinselung einzelner Brutstätten<br />

auf Grund der geringen Ausbreitungstendenz des Hirschkäfers hintanzuhalten<br />

• Förderung der Erhaltung von Baumstöcke nach Erntemaßnahmen (Schlägerung)<br />

• Vermeidung des Einsatzes von für den Hirschkäfer schädlichen Insektiziden im forstlichen<br />

Bereich<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 100


Schutzobjekte<br />

Cucujus cinnaberinus<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Scharlachkäfer<br />

1086<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Scharlachkäfer zählt zur Familie der Plattkäfer. Kopf, Halsschild und Flügeldecken des<br />

Käfers sind auffällig rot gefärbt, die Unterseite sowie die Extremitäten sind schwarz.<br />

Bei sonnigem Frühlingswetter können die Käfer fallweise im Flug oder auf frisch abgestorbenen<br />

Bäumen herumlaufend angetroffen werden. Die noch fest sitzende Rinde dieses frischen<br />

Totholzes wird offenbar zur Eiablage bzw. Neubesiedlung aufgesucht. Die längere Zeit ihres<br />

Lebens dürften sie aber im Verborgenen unter Rinden schon länger abgestorbener Bäume<br />

verbringen.<br />

Der Scharlachkäfer wird österreichweit als potenziell gefährdet eingestuft. Die Hauptursachen<br />

der Gefährdung liegen im Mangel an geeigneten Lebensräumen in den modernen Wirtschaftswäldern<br />

begründet.<br />

Habitate<br />

Der Scharlachkäfer ist ein Bewohner von Rindenbiotopen. Sowohl Larven als auch die Käfer<br />

leben unter der Rinde abgestorbener Laub- und Nadelbäume von totholzreichen Au- und<br />

Gebirgswäldern. In den Tiefland-Auwäldern, in denen er stellenweise sogar häufig anzutreffen<br />

ist, werden stehende meist sonnenexponierte, seltener liegende Pappeln bevorzugt. Im<br />

Gebirge ist der Käfer eine ausgesprochene Rarität.<br />

Verbreitung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 101


Schutzobjekte<br />

Vorkommen in der EU: Innerhalb der EU 15 kommt der Scharlachkäfer in folgenden Mitgliedsstaaten<br />

vor: Österreich, Deutschland, Italien, Spanien, Finnland und Schweden.<br />

Vorkommen in Österreich: Innerhalb Österreichs ist der Scharlachkäfer nur aus Waldgebieten<br />

der Tiefland- und sehr selten der Bergstufe (planare und montane Höhenstufe) bekannt.<br />

Das überraschende Fehlen des Käfers in der Hügelstufe kann möglicherweise auf ein<br />

gewisses Feuchtebedürfnis der Art zurückzuführen sein, das hauptsächlich in den Au- und<br />

Bergwäldern erfüllt werden kann. Totholzreiche Auwälder an den Vorgebirgsflüssen, die als<br />

Bindeglieder zwischen den Hauptverbreitungsarealen dienen könnten, sind heute kaum noch<br />

vorhanden. Dies könnte das Fehlen der Art in diesen Räumen erklären.<br />

Vorkommen in Natura 2000–<strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Scharlachkäfer kommt in acht Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs in signifikanten Populationen vor, davon befinden sich fünf in<br />

Niederösterreich. Weitere Vorkommen finden sich in jeweils einem Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> Tirols,<br />

Salzburgs und der Steiermark.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Die größten Populationen finden sich im Bereich der<br />

Donauauen östlich von Wien. Die Tullnerfelder Donauauen haben aber auf Grund der Tatsache,<br />

dass sie das größte zusammenhängende Auwaldgebiet Österreichs sind, ebenfalls eine<br />

hohe Bedeutung für den Erhalt der Art.<br />

Ausprägung<br />

In diesem <strong>Gebiet</strong> kommt der Scharlachkäfer vor allem unter der Rinde abgestorbener Pappeln<br />

vor. Seine Verbreitung ist daher an das Angebot von Totholz gebunden. So ist es auch<br />

zu erklären, dass er lokal fast häufig auftreten kann, wohingegen er in anderen Bereichen<br />

nur selten zu finden ist.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der bestehenden Populationen<br />

• Sicherung und Entwicklung von Auwäldern mit hohem Totholzanteil (speziell älteren<br />

Weichholzauen) und deren Überflutungsdynamik<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Entwicklung von Waldgebieten, welche die Lebensraumansprüche der Art erfüllen. Insbesondere<br />

auch an Auwäldern der Vorgebirgsflüsse, um eine Kommunikation zwischen planaren<br />

und montanen Populationen zu ermöglichen<br />

• Sicherung von besiedelten Altbeständen inkl. angrenzender Flächen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 102


Schutzobjekte<br />

SCHMETTERLINGE<br />

Hypodryas maturna<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Eschen-Scheckenfalter<br />

1052<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Eschen-Scheckenfalter, auch als Kleiner Maivogel bekannt, gehört zur Familie der Edelfalter.<br />

Die Flügelränder sind oberseits schwärzlichbraun mit einigen hellen Flecken, nach innen<br />

folgen ziegelrote Flügelbinden sowie schwarzbraune, ziegelrote und gelbliche Flecken.<br />

Die Flügelunterseite zeigt eine ziegelrote Binde und eine ebensolche von hellen Flecken<br />

durchsetzte Basis.<br />

Die für das Überleben der Art wichtigste Nahrungspflanze ist die Esche, die als Eiablagemedium<br />

und erste Raupennahrungspflanze zentrale Bedeutung hat. Die Eiablage erfolgt Ende<br />

Juni / Anfang Juli meist an besonnten Jungeschen auf grundwassernahen, wechselfeuchten<br />

Standorten. Vor der Überwinterung leben die Raupen gesellig in einem Gespinst. Nach der<br />

Überwinterung in einem gemeinsamen Nest in der Krautschicht oder Laubstreu leben sie im<br />

Frühjahr an verschiedenen Nahrungspflanzen. Etwa Ende April kriechen die jeweils erwachsenen<br />

Raupen aus der Krautschicht wieder auf Gehölze und verpuppen sich "hochwassersicher"<br />

in ungefähr 1 – 1,5 m Höhe an Ästen und Zweigen. Die Flugzeit der geschlüpften Falter<br />

beginnt in Niederösterreich bereits Mitte Mai und dauert bis Anfang Juli.<br />

Der Eschen-Scheckenfalter ist in Österreich in seinem Bestand gefährdet, in einzelnen Regionen<br />

vom Aussterben bedroht. Ursachen dafür sind u. a. die häufige Abkehr von Mittel- und<br />

Niederwaldwirtschaft und Überführung in Hochwald, die Begradigung von Waldsäumen und<br />

Aufforstungen von Waldlichtungen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 103


Schutzobjekte<br />

Habitate<br />

Der Eschen-Scheckenfalter ist eine Charakterart der Auwälder und eschenreicher Laubwälder<br />

mit warm-feuchtem Kleinklima. Hier besiedelt der Eschen-Scheckenfalter windgeschützte<br />

"innere Waldmäntel", Waldwege, Waldschläge und Waldlichtungen. Durch Aufforstung von<br />

Auwaldlichtungen und fortschreitende Gehölzsukzession auf aufgelassenen Blößen wird der<br />

"Verbuschungsflüchter" aus seinen angestammten Auwald-Lebensräumen verdrängt. Er<br />

wandert in Ersatzbiotope wie lichte Laubmischwälder, insbesondere Mittelwälder, Schluchtwälder<br />

mit eingestreuten oder benachbarten Feuchtwiesen und Bach-Eschenbeständen, die<br />

regelmäßig einen bodennahen Rückschnitt erfahren, ein.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Gesamtverbreitung reicht in meist nur sehr lokalen Kolonien<br />

von Nord-, Mittel- und Osteuropa, dem Kaukasus, Ural, Ost-Kasachstan, Süd- und Westsibirien<br />

bis zur Mongolei. In der EU 15 gibt es Vorkommensangaben aus Deutschland, Frankreich,<br />

Schweden und Finnland.<br />

Vorkommen in Österreich: Der Eschen-Scheckenfalter kommt in Österreich in den<br />

Bundesländern Steiermark, Salzburg, Kärnten, Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland<br />

und Wien (nicht sicher) vor. Aktuelle Nachweise (nach 1980) aus Niederösterreich gibt es<br />

nur aus dem Rohrwald, dem Weinviertel, von der Taleralm und aus den Tullnerfelder Donauauen.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Art kommt in 4 österreichischen<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en, welche allesamt in Niederösterreich liegen in größeren Beständen<br />

vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Auf Grund der Verbreitungsangaben aus Niederösterreich<br />

ergibt sich, dass die Tullnerfelder Donauauen neben der Weinviertler Klippenzone ein<br />

Kerngebiet des Eschen-Scheckenfalters sind. Daher kommt Ihnen eine besondere Bedeutung<br />

bei der Erhaltung der Art zu.<br />

Ausprägung<br />

Die Art weist starke Populationsschwankungen auf, wobei sie in Ostösterreich und Westungarn<br />

in den letzten fünf Jahren wieder vermehrt zu beobachten war. Aus diesem Grund können<br />

auch für die Tullnerfelder Donauauen derzeit keine genauen Angaben über die Populationsstärke<br />

gemacht werden.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der Populationen in den bekannten Vorkommensgebieten<br />

• Sicherung und Entwicklung von eschenreichen Auwäldern mit den für die Lebensraumansprüche<br />

des Falters charakteristischen Strukturen<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungssmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• In den Vorkommensgebieten Fortführung der traditionellen Mittelwaldwirtschaft (in kleinflächigem<br />

Mosaik!) unter besonderer Förderung von Eschen, insbesondere als Überhälter,<br />

aber auch im Unterwuchs (Naturverjüngung)! Insbesondere exponiert stehende Eschen<br />

entlang windgeschützter, sonniger innerer Waldränder sollen geschont und möglichst gefördert<br />

werden, da diese eine der Schlüsselfaktoren für die Populationsgröße und somit für<br />

das langfristige Überleben einer Population des Eschen-Scheckenfalters zu sein scheinen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 104


Schutzobjekte<br />

• Sicherung und Entwicklung blütenreicher Waldwegsäume<br />

• Sicherung und Entwicklung offener Waldlichtungen<br />

• Regelmäßige Teilentbuschung von Lichtungsbereichen (kleine Wildäcker, Teiche)<br />

• Waldwege als unversiegelte Wege gestalten (Mahd der Waldwegsäume nicht vor Mitte<br />

September)<br />

• Insektizidfreie Waldbewirtschaftung in den Verbreitungszentren<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 105


Schutzobjekte<br />

Maculinea teleius<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Maculinea nausithous<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling<br />

1059<br />

Dunkler Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling<br />

1061<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 106


Schutzobjekte<br />

Der Helle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (auch Großer Moorbläuling genannt) und der<br />

Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (oder Schwarzer Moorbläuling) finden sich an<br />

Feuchtstandorten mit Vorkommen des Großen Wiesenknopfes, an dem die Falter die Eier<br />

ablegen. Ihre wichtigsten Lebensräume sind extensiv bewirtschaftete feuchte Wiesen und<br />

Brachen. Eine der Biologie der beiden Arten angepasste Grünlandnutzung kommt demnach<br />

eine herausragende Bedeutung beim Schutz der beiden Wiesenknopf-Ameisen-Bläulinge zu.<br />

Die Seltenheit der beiden Ameisen-Bläulinge hängt nicht zuletzt mit ihrer komplizierten Ökologie<br />

und den speziellen Lebensraumansprüchen zusammen. Die Falter selbst leben nur<br />

wenige Tage, die Flugzeit reicht von Ende Juni bis Ende August, beim Dunklen Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling<br />

etwa bis Mitte September. Die Eier werden am Großen Wiesenknopf<br />

abgelegt. Die junge Raupe lebt einige Wochen in der Futterpflanze, häutet sich mehrmals<br />

und lässt sich dann zu Boden fallen. Die älteren Raupen leben ausschließlich in Nestern roter<br />

Wiesenameisen (vornehmlich Myrmica scabrinodis bzw. Myrmica rubra), die stets in geeigneter<br />

Zahl vorhanden sein müssen. Die Wirtsameise hält die Raupe für eine eigene Larve<br />

und trägt sie in ihr Nest. Dort frisst die Raupe die kleineren Ameisenlarven, überwintert, verpuppt<br />

sich im Frühjahr und verlässt als Falter wieder das Ameisennest.<br />

Zu den Hauptgefährdungsursachen der beiden Arten zählen sowohl eine Intensivierung der<br />

Wiesennutzung als auch die Aufgabe der Bewirtschaftung – zwei Trends, die in der modernen<br />

Landbewirtschaftung häufig zu erkennen sind. Erhöhte Mahdfrequenzen, Schnitte zwischen<br />

Mitte Juni und Mitte September, Aufdüngung und Entwässerungen von Feuchtwiesen<br />

schränken den Lebensraum der Wiesenknopf-Ameisen-Bläulinge ebenso ein wie Nutzungsaufgabe<br />

mit anschließender Verbuschung, Aufforstung oder Verbauung. In der Regel haben<br />

die Arten, die als besonders standortstreu gelten, nicht die Möglichkeit, auf weiter entfernt<br />

liegende Flächen auszuweichen. Bei Zerstörung des Lebensraumes erlöschen auch die Vorkommen<br />

der Wiesenknopf-Ameisen-Bläulinge.<br />

Habitate<br />

Der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling leben auf wechselfeuchten bis<br />

nassen Wiesen, Weiden, Hochstaudenfluren, Großseggenrieden und Grünlandbrachen. Trockenere<br />

Standorte werden nur ausnahmsweise besiedelt. Von zentraler Bedeutung sind<br />

Vorkommen des Großen Wiesenknopfes (Sanguisorba officinalis), der einzigen Raupennahrungspflanze<br />

und das Vorhandensein der entsprechenden Wiesenameisen.<br />

Die beiden Wiesenknopf-Ameisen-Bläulinge können nur bei einem an ihre Ökologie angepassten<br />

Mahdtermin und Mahdrhythmus überleben. Streuwiesen, die erst im Herbst – und<br />

damit deutlich nach der Blüte der Futterpflanze – genutzt werden, haben als Lebensraum für<br />

die Wiesenknopf-Ameisen-Bläulinge besondere Bedeutung. In <strong>Gebiet</strong>en intensiv bewirtschafteter<br />

Mähwiesen sind die Falter auf randliche Saumstrukturen, die nur unregelmäßig<br />

gepflegt werden, angewiesen. Hier beschränken sich die Vorkommen auf Bachufer, Grabenböschungen,<br />

junge Brachen oder Moorränder. Gelegentliche Bewirtschaftungseingriffe sind<br />

aber für die Arten zur Offenhaltung des Lebensraumes unerlässlich. Auf älteren Brachen<br />

verschwinden die Falter, da in zu hochgrasigen Bereichen ihre Wirtsameisen nicht mehr existieren<br />

können. Der Helle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling verträgt dabei das Brachfallen<br />

weit schlechter als seine Schwesternart.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Helle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling ist von Zentraleuropa über<br />

gemäßigte Klimabereiche Asiens bis Japan verbreitet. Die Haupt-Vorkommen in der EU<br />

15 reichen von Frankreich über Süddeutschland und Norditalien bis Österreich, von wo sie<br />

sich nach Osten (Südpolen, Slowakei, Ungarn) fortsetzen. In Belgien ist die Art ausgerottet.<br />

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling ist von Nordspanien über Mitteleuropa bis in den<br />

Kaukasus und den Ural verbreitet. In der EU kommt die Art in Nordspanien, Ostfrankreich,<br />

Süddeutschland und Österreich vor.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 107


Schutzobjekte<br />

Erfolgreiche Wiedereinbürgerungen beider Arten fanden beispielsweise in den Niederlanden<br />

statt.<br />

Vorkommen in Österreich: Der Helle und Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling kommt in<br />

allen Bundesländern Österreichs vor (das Vorkommen des Hellen Wiesenknopf-Ameisen-<br />

Bläulings in Nordtirol ist jedoch fraglich). Die Arten sind in ihren Hauptvorkommensgebieten<br />

(Südöstliches Flach- und Hügelland: Südburgenland, Südoststeiermark, Teile Kärntens; oberösterreichisch-salzburgisches<br />

Alpenvorland; Böhmische Masse; Rheintal) weit verbreitet,<br />

jedoch handelt es sich dabei meist um sehr lokale Vorkommen. In der Regel ist der Helle<br />

Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling deutlich seltener als seine Schwesternart.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling<br />

kommen in 22 bzw. 27 Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor (beide<br />

Arten sind in jeweils 14 niederösterreichischen <strong>Gebiet</strong>en vetreten). Genauere Kenntnisse<br />

über die Populationsgrößen in den Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en und damit über deren Bedeutung<br />

für die Arten liegen nicht vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Auf Grund der Tatsache, dass die meisten Wiesen in<br />

den Tullnerfelder Donauauen Trockenstandorte sind, kommen beide Arten im <strong>Gebiet</strong> eher<br />

selten vor. Die Erhaltung der feuchteren Wiesenflächen ist daher entscheidend für das Vorkommen<br />

des Dunklen und Hellen Wiesenknopf-Ameisen-Bläulings.<br />

Ausprägung<br />

Der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling sind in den Tullnerfelder Donauauen<br />

auf Grund ihrer speziellen Habitatsansprüche auf Feuchtstandorte beschränkt. Ein zusätzlicher<br />

limitierender Faktor für das Vorkommen ist, dass der Große Wiesenknopf nur zerstreut<br />

in den Feuchtwiesen vorkommt. Gegenwärtig ist wenig über die aktuelle Populationsgröße<br />

und die Populationsdichte bekannt. Man weiß jedoch, dass auch angrenzend an das<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> Uferböschungen von Zubringerflüssen besiedelt werden. Ein Beispiel<br />

dafür ist der Bereich des Kamp.<br />

Erhaltungsziele:<br />

• Sicherung der Lebensräume vor konkurrierenden Nutzungsansprüchen (Aufforstung,<br />

Verbauung, Entwässerung)<br />

• Bewirtschaftung des Grünlandes unter Berücksichtigung der Biologie der Falter, der<br />

Wirtsameisen und des Großen Wiesenknopfes als Raupennahrungspflanze (Mahdhäufigkeit<br />

und -zeitpunkt, Düngung)<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Extensive Wiesennutzung (z.B. keine Mahd zwischen Mitte Juni und Mitte September,<br />

Herbstmahd von Rändern und Saumstrukturen, Mahd von Teilflächen, Rotationsmahd<br />

in mehrjährigem Ryhthmus, keine Aufdüngung, Verhinderung von Bodenverdichtung,<br />

hoch aufgesetzter Schnitthorizont)<br />

• Sicherung randlicher Saumstrukturen (Bachufer, Grabenböschungen, etc.)<br />

• Planung von regionalen Biotopverbundsystemen unter besonderer Berücksichtigung<br />

von wiesenknopfreichem Grünland und von Saumstrukturen<br />

• Erstellung eines nationalen Schutzprogrammes<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 108


Schutzobjekte<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 109


Schutzobjekte<br />

Lycaena dispar<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Großer Feuerfalter<br />

1060<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Große Feuerfalter ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 25 mm eine der größten einheimischen<br />

Bläulingsarten. Die attraktiven Falter variieren erheblich in Größe und Zeichnung.<br />

Rezent kommen in Europa die beiden Unterarten L. dispar batava Oberthür 1920 und L.<br />

dispar rutilus Werneburg 1864 vor, wobei es in Niederösterreich nur Letztere gibt. Die Unterart<br />

L. dispar dispar Haworth 1803 war ursprünglich auf Feuchtstandorten in Großbritannien<br />

und Nordfrankreich verbreitet. Infolge großräumiger Trockenlegungen ist sie aber Mitte des<br />

19. Jahrhunderts ausgestorben. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Großbritannien die<br />

Unterart batava eingebürgert.<br />

Der Große Feuerfalter kommt in Niederösterreich vor allem auf Nassstandorten, zerstreut<br />

aber auch in Trockenlebensräumen vor. Diese Art zeichnet sich durch hohe Reproduktionsraten<br />

und hohe Mobilität aus und kann so neue Lebensräume, auch „Sekundärlebensräume“,<br />

rasch besiedeln. Der Große Feuerfalter fliegt normalerweise in relativ niedrigen Falterdichten.<br />

Die Männchen zeigen Territorialverhalten und liefern sich zur Verteidigung eines<br />

Revieres Luftkämpfe. Das Weibchen legt die Eier auf die Blattoberseite einiger Ampfer-<br />

Arten. Kurze Zeit später schlüpfen die Raupen und fressen die Blattspreite in charakteristischer<br />

Weise (Fraßbild gleicht einem Fenster). Die verpuppungsreife Raupe spinnt sich im<br />

unteren Bereich der Pflanze ein. Der Große Feuerfalter weist im pannonischen Raum zwei<br />

bis drei Generationen auf (1. Generation von Anfang Mai bis ca. Anfang Juli, 2. Generation<br />

von ca. Ende Juli bis ca. Mitte September. In warmen Jahren können im Oktober Tiere einer<br />

partiellen 3. Generation fliegen).<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 110


Schutzobjekte<br />

Zu den Hauptgefährdungsursachen dieser Art zählen die Trockenlegung von Wiesen, die<br />

Verrohrung von Gräben, intensive Wiesennutzungen und die Aufforstung von Feuchtstandorten.<br />

Habitate<br />

Der Große Feuerfalter nutzt in Niederösterreich eine breite Palette von Habitaten: Nass- und<br />

Feuchtwiesen und deren Brachestadien, Niedermoore, feuchte Gräben, Großseggenriede,<br />

feuchte Hochstaudenfluren, Bachränder, Lichtungen in Feuchtwäldern und in Ostösterreich<br />

auch Trockenlebensräume, wie Böschungen, Ruderalstandorte sowie Weg- und Straßenränder.<br />

Wichtig für eine erfolgreiche Entwicklung ist die räumliche Nähe von Futterpflanzen für die<br />

Raupen und von Nektar spendenden Pflanzen für die Imagines. Die Raupen leben auf verschiedenen<br />

Ampfer-Arten, wie Krauser Ampfer, Stumpfblättriger Ampfer, Riesen- oder Teich-<br />

Ampfer und Wasser-Ampfer, wobei in Niederösterreich vor allem der Krause Ampfer (Rumex<br />

crispus) und der Stumpfblättrige Ampfer (Rumex obtusifolius) genutzt werden. Nicht belegt<br />

werden aber die sauren Ampfer-Arten (Rumex acetosa und R. acetosella).<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Große Feuerfalter besiedelt ein Areal, welches sich von Europa<br />

über Kleinasien, Mittelasien bis zum Amur erstreckt. Die Art ist in 32 Ländern Europas nachgewiesen.<br />

In Österreich kommt die Unterart rutilus vor. Innerhalb der EU 15 kommt die Art in<br />

Österreich, Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg<br />

und den Niederlanden vor.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich erstreckt sich das Verbreitungsgebiet des Großen<br />

Feuerfalters auf die Bundesländer Steiermark, Niederösterreich, Wien und Burgenland. In<br />

Niederösterreich besiedelt er in erster Linie den pannonisch beeinflussten Osten und dringt<br />

entlang größerer Flusstäler (Donau, Kamp) weiter nach Westen vor. Die besiedelten Höhenlagen<br />

liegen in der Regel im planar-collinen Bereich.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Große Feuerfalter kommt in 22<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, von denen <strong>16</strong> in Niederösterreich liegen. In Niederösterreich<br />

ist diese Art gefährdet.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Auf Grund der vorhandenen Feuchtlebensräume zählen<br />

die Tullnerfelder Donauauen zu einem wichtigen Verbreitungsgebiet des Großen Feuerfalters<br />

im zentralen, ackerbaulich geprägten Niederösterreich.<br />

Ausprägung: In den Tullnerfelder Donauauen ist der Große Feuerfalter weit verbreitet, jedoch<br />

nirgendwo häufig anzutreffen, weil er auf Feuchtlebensräume angewiesen ist. In der<br />

Regel bevorzugt er feuchte bis wechselfeuchte Wiesen und Hochstaudenfluren. Standorte,<br />

welche für den Großen Feuerfalter entsprechende Strukuren aufweisen, sind im <strong>Gebiet</strong> nur<br />

lokal ausgebildet. Oft findet man sie nur eingesprengt in den Senken größerer Wiesen.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung der vorhandenen Populationen<br />

• Optimierung der Lebensräume von Lycaena dispar und Verbesserung der spezifischen<br />

Strukturausstattung<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 111


Schutzobjekte<br />

• Extensive Grünlandnutzungen im Lebensbereich der Populationen und Vermeidung einer<br />

großflächigen Mahd von Rumex-Arten während der Flugzeit (Raupen nutzen<br />

unterschiedliche Ampferarten wie Krauser Ampfer, Stumpfblättriger Ampfer, Riesen- oder<br />

Teich-Ampfer und Wasser-Ampfer)<br />

• Sicherung von Feucht- und Nassstandorten sowie Feuchtwiesen<br />

• Entwicklung reich strukturierter Lebensräume durch kleinflächige Brachen, ungemähter<br />

Randstreifen bei der Grünlandnutzung und der Erhaltung von Grabenvegetation (auch<br />

als Nektarhabitat)<br />

• Entwicklung abgestufter Mähintensitäten an Straßen- und Wegrändern, Böschungen,<br />

Dämmen<br />

• Entwicklung ampferreicher Ruderalflächen (trocken bis feuchter Standorte)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 112


Schutzobjekte<br />

Callimorpha quadripunctaria<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Russischer Bär<br />

1078<br />

Vorbemerkung<br />

Die Aufnahme des Russischen Bären in den Anhang II der FFH-Richtlinie erfolgte auf Antrag<br />

Griechenlands, wobei ursprünglich nur die auf Rhodos endemische Unterart Callimorpha<br />

quadripunctaria rhodosensis geschützt werden sollte. Irrtümlicherweise ist die Unterartbezeichnung<br />

bei der weiteren Bearbeitung der FFH-Anhangsliste verloren gegangen und somit<br />

wurde die gesamte Art in die FFH-Richtlinie aufgenommen. Darüber hinaus wurde die Art<br />

sogar als einzige Schmetterlingsart als prioritäre Art eingestuft. Diese Tatsachen werden von<br />

Müller (2000) als „hinlänglich bekannter Patzer“ bezeichnet. Im Allgemeinen wird von<br />

Schmetterlingsexperten daher angeregt, die weit verbreitete und häufige Art außerhalb von<br />

Rhodos nicht als FFH-Art zu berücksichtigen (Höttinger & Pennersdorfer 2001).<br />

Bei der Bewertung und Reihung der Erhaltungsziele ist dieser Umstand zu berücksichtigen,<br />

ein generelles „Nichtbeachten“ der Art ist bis zu einer Novellierung des Anhangs II allerdings<br />

nicht möglich.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Russische Bär gehört innerhalb der heterogenen Gruppe der so genannten „Nachtfalter“<br />

zur Familie der Bärenspinner (Arctiidae). Diese bekamen ihren Namen wegen der oft dichten<br />

und langen Behaarung der Raupen. Ihrer Zugehörigkeit zur Unterfamilie der „Schönbären“<br />

(Callimorphinae) macht diese beeindruckend attraktive Schmetterlingsart alle Ehre.<br />

Wie bei vielen Bärenspinnern sieht man im Ruhezustand nur die „dachziegelartig“ über die<br />

Hinterflügel geklappten Vorderflügel. Diese sind markant mit gelblichweißen Streifen auf<br />

schwarzen, matt schimmernden Grund gezeichnet. Die beim Öffnen (und dem leider meist<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 113


Schutzobjekte<br />

unmittelbar darauf folgenden Abflug) sichtbar werdenden Hinterflügel sind dagegen wie der<br />

Hinterkörper lachsrosa mit schwarzen Punkten. Die Flügelspannweite des Russischen Bären<br />

beträgt zwischen vier und sechs Zentimeter, womit er zu den größeren und auffälligeren unter<br />

den heimischen Schmetterlingen zählt.<br />

Der Russische Bär fliegt von Mitte Juni bis Anfang Oktober, die Hauptflugzeit ist von Mitte<br />

Juli bis Ende August (Anfang September). Die Falter sind tag- und nachtaktiv. Sie sitzen und<br />

saugen bei Tag gerne an verschiedenen Blüten, insbesondere an Wasserdost (Eupatorium<br />

cannabinum), aber auch an einer Reihe anderer Pflanzen. Angelockt werden sie aber auch<br />

von Lichtquellen, was lokal zu Verlusten bei zu greller Beleuchtung führen kann.<br />

Die Eiablage erfolgt in „Eispiegeln“ an den Blattunterseiten der Raupennahrungspflanzen.<br />

Die Raupe überwintert. Als Raupennahrungspflanzen dienen vor der Überwinterung hauptsächlich<br />

Kräuter (z.B. Knollen-Beinwell, Taubnessel, Brennessel u. a.), nach der Überwinterung<br />

Sträucher wie Haselnuss, Himbeere und Brombeere. Der Russische Bär ist derzeit weder<br />

in Europa, noch in Österreich aktuell gefährdet.<br />

Habitate<br />

Der Russische Bär kommt hauptsächlich in Waldlandschaften und gehölzreichen Offenlandschaften<br />

vor. Die bevorzugten Lebensräume sind eher feuchte Waldsäume, Waldschläge,<br />

Waldlichtungen, Waldwegränder und Wasser führende Schluchten und Gräben in wärmeren<br />

<strong>Gebiet</strong>en. Von diesen, insbesondere für die Larvenentwicklung bevorzugten Lebensräumen<br />

werden aber auch diverse angrenzende Habitate angeflogen. Dabei zeigt sich der Falter wenig<br />

anspruchsvoll und besucht durchaus auch trockenere Standorte wie Weg- und Straßenränder,<br />

Heckengebiete, aufgelassene Weingärten, Steinbrüche, hochstaudenreiche Randbereiche<br />

von Magerrasen und waldnahe Gärten. Allerdings fehlt die Art in „ausgeräumten“, intensiv<br />

genutzten Landschaften nahezu völlig.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Der Russische Bär kommt fast überall in Europa von der Iberischen<br />

Halbinsel über Mitteleuropa (bis Südengland) und die gemäßigte Zone bis nach Russland<br />

vor. Im Norden reicht die Verbreitung bis zum Baltikum, im Süden durch den Mittelmeerraum<br />

bis Vorderasien. Innerhalb der EU 15 ist der Russische Bär in folgenden Mitgliedsstaaten<br />

verbreitet: Österreich, Deutschland, Spanien, Frankreich, Griechenland, Italien, Luxemburg<br />

und Portugal.<br />

Vorkommen in Österreich: Die Art kommt in allen Bundesländern vor und ist weit verbreitet.<br />

Besiedelt werden in Niederösterreich Höhenlagen bis über 1000 m, der Schwerpunkt<br />

liegt aber in der Ebene und der Hügelstufe (planare bis colline Höhenstufe).<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Der Russische Bär kommt in 26 Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs in Populationen mittlerer Größe vor, davon befinden sich 12 in<br />

Niederösterreich. Weitere Vorkommen finden sich in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Wiens, Kärntens<br />

und Salzburgs und eines in einem Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> in der Steiermark.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Innerhalb<br />

der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

einen kleinen Anteil der niederösterreichischen Gesamtpopulation. Für die Erhaltung des österreichischen<br />

Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen nur eine mittlere<br />

Bedeutung auf, da die Art auch in den Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en anderer Bundesländer gut vertreten<br />

ist.<br />

Ausprägung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 114


Schutzobjekte<br />

Die Tullnerfelder Donauauen beherbergen auf Grund einer Vielzahl an geeigneten Lebensräumen,<br />

wie Auwälder, Waldränder und Halbtrockenrasen ein großes Verbreitungsgebiet<br />

dieser Falterart.<br />

Erhaltungsziele<br />

Der Russische Bär ist nur irrtümlich (siehe Vorbemerkung) als Schutzobjekt in die FFH-<br />

Richtlinie aufgenommen worden. Seine Erhaltung hat daher bei Abwägungsfragen innerhalb<br />

von FFH-Schutzobjekten generell geringere Priorität.<br />

• Sicherung der vorhandenen Population<br />

• Optimierung und Vergrößerung des Lebensraumes, v.a. durch Verbesserung der spezifischen<br />

Strukturausstattung<br />

Einstufung: Sonstiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung von Fluss- und Bachauen, Gräben und ihrer begleitenden Hochstaudensäume<br />

• Sicherung von Laub- und Mischwäldern und ihrer Saumstrukturen<br />

• Sicherung von Hecken, Feldgehölzen und Hohlwegen<br />

• Sicherung von Auwäldern und der Heißländen<br />

• Sicherung von Halbtrockenrasen<br />

• Vermeidung von Pestizideinsatz entlang von Gewässern, in Laub- und Mischwäldern,<br />

Auwäldern und Halbtrockenrasen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 115


Schutzobjekte<br />

LIBELLEN<br />

Ophiogomphus cecilia<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Grüne Keiljungfer<br />

1037<br />

Kurzbeschreibung<br />

Die Grüne Keiljungfer zählt zur Familie der Flussjungfern, einer Libellengruppe, die mit einer<br />

Körperlänge von 50 bis 55 mm und einer Flügelspannweite von 65 bis 75 mm den Großlibellen<br />

zugeordnet wird. Der deutsche Gattungsname dieser Art bezieht sich auf die keilförmige<br />

Erweiterung der letzten Hinterleibssegmente.<br />

Durch die grasgrüne Färbung von Kopf, Augen und Brust bei ausgefärbten Exemplaren besteht<br />

kaum Verwechslungsmöglichkeit mit anderen Keiljungfernarten. Die Grünfärbung der<br />

Brust geht bei den ersten beiden Hinterleibssegmenten in eine grün-schwarze Zeichnung<br />

über. Die restlichen Hinterleibssegmente weisen eine gelb-schwarze Zeichnung auf.<br />

Die Flugzeit der Grünen Keiljungfer beginnt Anfang bis Mitte Juni. Bis in den Oktober hinein<br />

kann man einzelne Exemplare beobachten. Die Tiere machen beim Fliegen einen recht trägen<br />

Eindruck, sind jedoch schnelle, gewandte Flieger.<br />

Die Libellenart ist in Niederösterreich stark gefährdet. Als Gefährdungsursachen gelten Gewässerverschmutzung<br />

und unmittelbare Eingriffe in die Fließgewässerökologie durch Ausbaumaßnahmen<br />

und intensive Unterhaltung.<br />

Habitate<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 1<strong>16</strong>


Schutzobjekte<br />

Diese Libellenart lebt an rasch fließenden sauerstoffreichen Bächen und Flüssen mit sandigem<br />

Untergrund bzw. mit vegetationsarmen Sandbänken. Bevorzugt werden Gerinne mit flachen<br />

Ufern, die teilweise bewaldet sind und eine Mindestbreite von 3 m aufweisen.<br />

Wichtig ist das Vorhandensein von besonnten exponierten Uferstellen in Kombination mit<br />

vegetationslosen sandig-lehmigen Ufersubstraten.<br />

Als Nahrungshabitate kommen extensiv genutzte, an Bäche angrenzende Wiesenbereiche in<br />

Frage. Während die geschlechtsreifen Männchen sich zumeist am Gewässerrand auf Steinen<br />

und Pflanzen niederlassen und dort auf Grund ihrer Tarnung kaum auffallen, findet man<br />

die Weibchen und jungen Männchen oft fernab von Gewässern auf sandigen Waldwegen<br />

oder Waldrändern sitzend am Boden.<br />

Paarungsräder findet man auf Gebüschen und am Boden. Nach einer fünf bis zehn Minuten<br />

dauernden Paarung findet die Eiablage wie bei allen Flussjungfern im Flug statt. Die sich<br />

sehr heimlich verhaltenden Weibchen pressen dabei in Sekundenschnelle die Eiballen meist<br />

in der Deckung von dichter Vegetation durch mehrmaliges Dippen des Hinterleibes ins Wasser.<br />

Danach verschwinden sie sofort wieder vom Gewässer.<br />

Die Larven der Grünen Keiljungfer leben bevorzugt in jenen Bereichen im Flussbett, die eine<br />

schnelle Strömung und grobe Sandsubstrate aufweisen. Sie jagen sowohl grabend als auch<br />

auf der Oberfläche von Sandsubstraten. Die Larvenentwicklung dauert in der Regel drei bis<br />

vier Jahre. Das Vorhandensein dieser Libellenart gilt als Indikator für die gute Qualität des<br />

Gewässerlaufes. Besonders Nährstoffeinträge aus intensiv landwirtschaftlich genutzten <strong>Gebiet</strong>en<br />

sowie aus Kläranlagen im Einzugsgebiet der Fließgewässer können den offenen Lebensraum<br />

der Larven durch verstärkten Pflanzenwuchs gefährden.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Grüne Keiljungfer ist ein eurosibirisches Faunenelement, das<br />

Hauptverbreitungsgebiet liegt in Osteuropa. Neben Österreich erstreckt sich das Verbreitungsgebiet<br />

innerhalb der EU 15 auf Dänemark, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien,<br />

Griechenland, Holland, Portugal, Finnland und Schweden. Im Westen endet das geschlossene<br />

Verbreitungsgebiet in Deutschland, während es im Norden von Finnland und Schweden<br />

abgegrenzt wird. Aus West- und Südeuropa liegen nur vereinzelte Fundmeldungen vor.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich findet sich die Art in allen Bundesländern außer<br />

Tirol und Vorarlberg. Schwerpunkte der aktuellen Verbreitung finden sich in Oberösterreich<br />

im Mündungsbereich von Traun, Enns und Aist in die Donau. Im Burgenland kommt die Art<br />

im Bereich des Neusiedler Sees und an der Rabnitz vor. In der Steiermark liegen mehrere<br />

Nachweise aus dem Bereich von Nebengerinnen der Mur sowie ein Schwerpunktgebiet entlang<br />

des Unterlaufs der Lafnitz vor. Aus Kärnten liegen Nachweise im Bereich von Gurk und<br />

unterer Lavant vor.<br />

Für Niederösterreich werden folgende aktuelle Vorkommen entsprechend ihrer Wichtigkeit<br />

angeführt: Lainsitz bei Gmünd, Reißbach bei Litschau, Unterlauf der Pielach, Thaya bei Laa<br />

an der Thaya, Krems bei Theiß, Donauauen bei Altenwörth, Fischa bei Maria Ellend, Kleine<br />

Ysper bei Dorfstetten.<br />

Über die historischen Nachweise im Bereich von Schrems, Zwettl bei Groß-Gerungs, Großer<br />

Kamp bei Schanz, Kamp bei Plank, Weidlingbach, Mödling, Wolfsthal, Rohrwald südwestlich<br />

Karnabrunn, Bisamberg, St. Andrä und Mannersdorf am Leithagebirge ist derzeit auf Grund<br />

fehlender Kartierungsdaten keine Bewertung möglich.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Grüne Keiljungfer kommt in zehn<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong>en in Österreich vor, wobei es sich um sieben niederösterreichische und jeweils<br />

ein FFH-<strong>Gebiet</strong> im Burgenland, in Oberösterreich und in Kärntner handelt.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt<br />

das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen nur einen geringen Anteil der niederösterreichi-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 117


Schutzobjekte<br />

schen Population. Für die Erhaltung des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen<br />

Populationen eine hohe Bedeutung auf. Da die Art vom Aussterben bedroht ist<br />

und durch relativ einfache Entwicklungsmaßnahmen gefördert werden kann, kommt der Erhaltung<br />

der Kleinpopulation im <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen unter dem Vernetzungsaspekt<br />

eine wichtige Rolle zu.<br />

Ausprägung<br />

Es existiert ein aktueller Nachweis einer reproduzierenden Population vom Unteren Kamp.<br />

Flussabwärts einer stark mäandierenden Altarmschlinge wurde auf ca. 600 m Länge ein<br />

Verbreitungsgebiet ausgewiesen. Das Umland des Kamps ist hier durch kleine Wiesenbereiche<br />

und jüngere Schlägerungsflächen gekennzeichnet. Weiter südlich existiert ein kanalartiger<br />

Durchstich, welcher in das Krems-Kamp-Umleitungsgerinne einmündet. Ab diesem Gerinne<br />

liegen keine Nachweise der Grünen Keiljungfer aus dem Kamp mehr vor, obwohl vorhandene<br />

dynamische Prallufer und vergleichbare Umlandstrukturen gute Voraussetzungen<br />

bieten.<br />

Ein weiterer Fundort einer reproduzierenden Population liegt im Bereich eines ca. 900 m<br />

langen Gießgangabschnittes vom Rondellenwasser (Stauhaltung 23). Weiters existieren aktuelle<br />

Nachweise dieser Libellenart im Bereich der Krems von Lerchenfeld bis Theiß. Ein historischer<br />

Fund der Grünen Keiljungfer von 1931 liegt aus St. Andrä vor.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung der vorhandenen Population<br />

• Optimierung und Vergrößerung des Lebensraumes, v.a. der Verbesserung der spezifischen<br />

Strukturausstattung<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung von unverbauten, möglichst rasch fließenden, sauerstoffreichen Fließgewässerabschnitten<br />

im Bereichen des Unteren Kamps sowie im mittleren Abschnitt vom Rondellwasser<br />

(Gießgangabschnitt), mit flachen teilweise bewaldeten Ufern und einer Mindestbreite<br />

von 3 m<br />

• Sicherung von sonnenexponierten Abschnitten mit offenem sandig-lehmigem Untergrund<br />

bzw. mit vegetationsarmen Sandbänken in den oben genannten Fließgewässerbereichen<br />

• Sicherung und extensive Pflege von als Nahrungshabitaten geeigneten Wiesenflächen<br />

im Nahbereich der oben genannten Fließgewässerabschnitte<br />

• Reduzierung von punktförmigen und diffusen Nähr- und Schadstoffeinträgen aus Kläranlagen<br />

und Landwirtschaft in den Bereich des Unteren Kamps und des Rondellenwassers<br />

(Unterbindung aller Abwassereinleitungen). Die biologische Gewässergüte liegt in diesem<br />

Bereich aktuell nur bei II-III<br />

• Mittelfristige Verbesserung der Abwasserreinigung von Kläranlagen im gesamten Einzugsgebiet<br />

der beiden Fließgewässer (dritte Reinigungsstufe mit Phosphatfällung und<br />

Stickstoffeliminierung einbauen)<br />

• Entwicklung eines mind. 10 m breiten Pufferstreifens bei der unmittelbar angrenzenden<br />

landwirtschaftlichen Bewirtschaftung im Bereich des Unteren Kamps oder besser, Sicherung<br />

und Anlage eines mindestens 50 m breiten Grünlandgürtels zur Verhinderung des<br />

Düngemitteleintrages in diesem Bereich<br />

• Entwicklung von neuen Jagdhabitaten durch Wiesenrückführungen auf benachbarten<br />

und angrenzenden Ackerflächen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 118


Schutzobjekte<br />

• Entwicklung von sonnenbeschienenen flachen Gewässerabschnitten durch regelmäßige<br />

parzielle Auflichtung von Ufergehölzen (Sicherung von Altholzbeständen) im Zuge von<br />

Pflegemaßnahmen. Diese Maßnahme gilt nicht nur für die aktuellen Vorkommensgebiete,<br />

sondern auch für die Neuschaffung von Lebensräumen an geeigneten Fließabschnitten<br />

im weiteren Gießgangverlauf<br />

• Schonende Entschlammung von Flachufern zur Schaffung von offenen Sandbänken (in<br />

Abständen von 50-100 Metern durchführen). Diese Maßnahme gilt nicht nur für die aktuellen<br />

Vorkommensgebieten, sondern auch für die Neuschaffung von Lebensräumen an<br />

geeigneten Fließabschnitten im weiteren Gießgangverlauf<br />

• Sicherung der Fließgewässerökologie der Fortpflanzungsgebiete<br />

• Bei Renaturierungsmaßnahmen von Vorlandbächen im Bereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

sollte auf die Schaffung vielfältiger Strukturtypen, flacher Ufer sowie grobsandigkiesiger<br />

Flächen auf dem Gewässergrund geachtet werden (Strömungshindernisse wie<br />

Steinblöcke und Baumstämme schaffen kleinräumig unterschiedliche Sedimentfraktionen)<br />

• Der Ankauf von Grundstücken mit natürlicher Ufererosion im Nahbereich des Verbreitungsgebietes<br />

ist zwecks Neuschaffung von Lebensräumen sinnvoll und oftmals günstiger<br />

als künstliche Renaturierungsmaßnahmen<br />

• Sicherung der Schlupf-Gewässer vor zu starkem Erholungs- und Angelbetrieb durch geeignete<br />

Schutz- und Lenkungsmaßnahmen (z.B. Pflanzung von Gebüschreihen, Anlage<br />

von Gewässerrandstreifen, zeitweise Sperre bevorzugter Schlupfhabitate) durch gemeinschaftliche<br />

Projekte<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 119


Schutzobjekte<br />

fer<br />

1042<br />

Leucorrhinia pectoralis<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Große Moosjung-<br />

Kurzbeschreibung<br />

Die Große Moosjungfer zählt zur Familie der Segellibellen, einer stämmig wirkenden Libellengruppe<br />

mit einer Flügelspannweite von 55 bis 65 mm, die den Großlibellen zugeordnet<br />

wird.<br />

Die Männchen zeigen auf dem 7. Hinterleibssegment einen auffällig, fast quadratischen, zitronengelben<br />

Fleck, das so genannte Schlusslicht. Die hellen Flecken der übrigen Segmente<br />

sind in der Jugend gelb und dunkeln später braun ab. Bei den Weibchen sind die Hinterleibsflecken<br />

sehr ausgedehnt und dunkelgelb.<br />

Die Hauptflugzeit der Großen Moosjungfer ist Ende Mai bis Anfang Juni. Es können aber<br />

auch noch Mitte bis Ende Juli fliegende Exemplare beobachtet werden. Die Männchen halten<br />

sich vor allem über offener Wasserfläche auf und sind verhältnismäßig träge. Sie sitzen gerne<br />

auf Grashalmen, wie z.B. den Fruchtständen des Wollgrases.<br />

Die Art ist in Niederösterreich vom Aussterben bedroht. Der Untersuchungsstatus ist derzeit<br />

noch zu ungenau, um detaillierte Angaben über die Gefährdungsursachen machen zu können.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 120


Schutzobjekte<br />

Habitate<br />

Die Große Moosjungfer lebt hauptsächlich an stehenden Gewässern in Moorgebieten. Sie<br />

zählt nicht zu den typischen Hochmoorlibellen, da neben Torfstichen auch nährstoffreiche<br />

Zwischenmoortümpel sowie anmoorige Weiher und Tümpel während einer bestimmten Phase<br />

der Verlandung besiedelt werden.<br />

Diese Libellenart ist nicht an saure Gewässer gebunden, daher findet man sie im Süden ihres<br />

Verbreitungsgebietes auch an nährstoffreichen Teichen, Weihern und Seen. Am Ufer des<br />

Neusiedler See wurden beispielsweise zahlreiche fliegende Individuen der Großen Moosjungfer<br />

festgestellt, die sich in einer angrenzenden Schottergrube und einer Lacke fortpflanzten.<br />

In Deutschland und der Schweiz vermehrt sie sich nur in Moorgewässern, die nicht austrocknen,<br />

fischfrei sind und einen bestimmten Verwachsungsgrad durch Wasser- und Uferpflanzen<br />

aufweisen.<br />

Bei den Vermehrungsgebieten der Großen Moosjungfer in Niederösterreich handelt es sich<br />

meistens um flache, sonnenexponierte, fischfreie oder –arme Stillgewässer. An Pflanzenwuchs<br />

treten an diesen Gewässern typischerweise lückige Röhrichtzonen auf, in denen<br />

Laichkrautbestände vorkommen. Bevorzugt werden locker bewachsene Gewässer in mittlerem<br />

Entwicklungsstadium, gemieden werden vegetationslose und spärlich bewachsene Gewässer<br />

ebenso, wie stark verlandete und verwachsene Lebensräume.<br />

Bei hoher Männchendichte kommt es auch vor, dass Weibchen an dicht verwachsenen Gewässern<br />

Eier absetzen, die von den Männchen seit längerer Zeit vollkommen gemieden werden.<br />

Die Paarung beginnt im Flug und dauert als Paarungsrad eine gute Viertelstunde. Bei der<br />

Eiablage wird das Weibchen vom Männchen bewacht. Die Eipakete werden ins freie Wasser<br />

gelegt.<br />

Die Larven halten sich in den obersten 30 - 50 cm der Wasser- und Ufervegetation auf. Die<br />

Vegetation dient ihnen als Versteck und Nahrungsraum. Eine leichte Strömung wird von den<br />

Larven toleriert, was durch Nachweise aus gering durchflossenen Gräben belegt ist. Ein<br />

dunkler Torfuntergrund am Boden des Gewässers fördert durch die hohe Wärmespeicherung<br />

die Entwicklung der Larven. Ihre Entwicklung dauert zwei Jahre.<br />

Als Nahrungshabitate kommen Großseggen- und Röhrichtbestände, extensiv genutzte Wiesen<br />

und Ödlandflächen in der Nähe der Schlüpfgewässer in Frage. Nach dem Schlüpfen<br />

können sich die Libellen zur Nahrungssuche weit außerhalb von Moorgebieten aufhalten.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Große Moosjungfer ist ein eurosibirisches bzw. westsibirisches<br />

Faunenelement. Die Verbreitung reicht im Westen vom Pariser Becken in Frankreich bis<br />

nach Westsibirien im Osten. In Skandinavien ist sie auf den Süden des Landes beschränkt.<br />

Sie weist eine weite Südverbreitung auf und reicht bis an den Rand des nördlichen Mittelmeeres.<br />

Neben Österreich erstreckt sich das Verbreitungsgebiet innerhalb der EU 15 auf<br />

Dänemark, Belgien, Finnland, Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien und Holland.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich findet sich die Art außer in Vorarlberg in allen<br />

Bundesländern. In der Steiermark werden vier Standorte für die Laubmischwaldstufe der<br />

Grazer Bucht angegeben. Im Burgenland sind Fundorte aus dem <strong>Gebiet</strong> des Neusiedler<br />

Sees bekannt. In Tirol existieren zwei Fundpunkte im Bereich des Inntals mit aktuellen<br />

Nachweisen. In Salzburg liegen vom Bereich des Pladenbaches und in Oberösterreich vom<br />

Oberlauf der Traun und der Enns Nachweise vor.<br />

Aktuelle Fundorte in Niederösterreich mit jeweils nur wenigen Exemplaren liegen von drei<br />

Hochmooren mit alten Torfstichen (schwarzes Moos, Bummer Moos und Spielberger Moor),<br />

von drei extensiv genutzten Karpfenteichen (Grosser Herrnteich, Kufsteinteich und Schwei-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 121


Schutzobjekte<br />

zerteich), von einer bereits seit längerem ungenützten Schottergrube zwischen Markgrafneusiedl<br />

und Strasshof, von den Donauauen bei Stockerau und von der Traisen vor. Vier alte<br />

Nachweise stammen aus dem Rohrwald bei Karnabrunn, aus Stillfried an der March und aus<br />

Gutenstein sowie von einem zweiten Fundort in Stillfried.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Große Moosjungfer kommt in vier<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong>en in Österreich vor, wobei es sich um zwei niederösterreichische, ein burgenländisches<br />

und ein Kärntner FFH-<strong>Gebiet</strong> handelt.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

nur einen geringen Anteil der niederösterreichischen Population. Für die Erhaltung des österreichischen<br />

Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen jedoch eine hohe<br />

Bedeutung auf. Da die Art vom Aussterben bedroht ist und durch relativ einfache Entwicklungsmaßnahmen<br />

gefördert werden kann, kommt der Erhaltung der Kleinpopulation im <strong>Gebiet</strong><br />

der Tullnerfelder Donauauen unter dem Vernetzungsaspekt eine wichtige Rolle zu.<br />

Ausprägung<br />

Im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen existiert nur eine Fläche im Bereich der<br />

Schwalbenlacke in der KG Stockerau, welche als Lebensraum für diese Libellenart nachgewiesen<br />

wurde. Der Erhaltungszustand dieses Stillgewässers ist als gut einzustufen und weist<br />

wichtige Lebensräume für Große Moosjungfer auf. Da die Art im <strong>Gebiet</strong> bisher nicht flächendeckend<br />

untersucht wurde sind weitere Vorkommensgebiete möglich. Südlich angrenzend<br />

an die Schwalbenlacke existieren größere Freiflächen, die landwirtschaftlich genutzt werden.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung der vorhandenen Population<br />

• Optimierung und Vergrößerung des Lebensraumes, v.a. der Verbesserung der spezifischen<br />

Strukturausstattung<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung von flachen, sonnenexponierten, fischfreien oder –armen Uferzonen im Bereich<br />

der Schwalbenlacke<br />

• Sicherung von lückigen Verlandungszonen mit Röhricht- und Laichkrautbeständen im<br />

Bereich dieses Stillgewässers<br />

• Sicherung von extensiv genutzten Wiesen und Brachflächen in der Nähe der Schlüpfgewässer<br />

als Nahrungsgebiete<br />

• Sicherung des aktuellen Larvengewässers vor Eutrophierung und Vermeidung von tendenziellen<br />

Verlandungsprozessen (durch Pflegemaßnahmen außerhalb der Flugsaison)<br />

• Entwicklung eines 50 m breiten Pufferstreifens mit extensiv bewirtschaftetem Grünland<br />

• Regelmäßige Entfernung von randlich einwachsenden Gehölzen mit Beschattungswirkung<br />

• Entwicklung von geeigneten Larvengewässern in benachbartem <strong>Gebiet</strong> (15 - 20 Stück, je<br />

10 - 100 m 2 Fläche, mit Initialpflanzung). Die Lebensraumansprüche dieser Libellenart<br />

sollen auch im Zuge von wasserrechtlichen Sanierungsprojekten (3 ha Mindestgröße, 3<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 122


Schutzobjekte<br />

m Mindestwassertiefe bei NNGW) an Nassbaggerungen im benachbarte <strong>Gebiet</strong>en berücksichtigt<br />

werden.<br />

2.3.3 MOLLUSKEN<br />

Unio crassus<br />

Gemeine Flussmuschel<br />

1032<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 123


Schutzobjekte<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kurzbeschreibung<br />

Zu den so genannten Großmuscheln gehörend, wird die Gemeine Flussmuschel bis zu<br />

12 cm groß. Sie kann durchschnittlich ein Alter von 15 - 25 Jahren erreichen.<br />

Muscheln ernähren sich durch Herausfiltrieren von Schwebstoffen aus dem Atemwasser.<br />

Muscheln spielen daher eine wichtige Rolle für das Gewässer, in dem sie leben, sie sind jedoch<br />

auch gegen Gewässerverschmutzung sehr empfindlich.<br />

Bemerkenswert ist die Fortpflanzung der getrennt geschlechtlichen Muscheln mittels Glochidien.<br />

Das Glochidium ist eine parasitische Larvenform, die aus dem befruchteten Ei entsteht.<br />

Die Laichzeit bei Flussmuscheln ist im Frühsommer. Die Glochidien müssen in das Kiemengewebe<br />

des Wirtsfisches gelangen, haken sich dort fest, werden vom Epithelgewebe des Fisches<br />

umwachsen und ernähren sich von Nährstoffen aus dem Blut des Wirtes. Nach einigen<br />

Wochen platzt die Zyste auf, die fertige Jungmuschel fällt vom Fisch ab und sinkt auf<br />

den Gewässergrund. Im Gegensatz zur Flussperlmuschel, bei welcher nur die Bachforelle<br />

als Wirtsfisch fungieren kann, kommen bei der Flussmuschel mehrere Arten, wie zum Beispiel<br />

Flussbarsch, Rotfeder oder Döbel als Wirt in Frage. Perlen wird man bei der Gemeinen<br />

Flussmuschel übrigens vergebens suchen.<br />

Die Gefährdungsursachen für die Flussmuschel sind sehr vielfältig, insbesondere die Verschmutzung<br />

und Überdüngung der Gewässer, bauliche Veränderungen an den Gewässern<br />

sowie die Einschleppung der Bisamratte (nutzt Muscheln als Winternahrung) können hier<br />

angeführt werden.<br />

Habitate<br />

Die Gemeine Flussmuschel ist ein ausgesprochener Fließwasserbewohner (Populationen in<br />

Seen sind in Mitteleuropa ohne ständigen Nachschub aus den Zuflüssen nicht überlebens-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 124


Schutzobjekte<br />

fähig). Im Gegensatz zur Flussperlmuschel bevorzugt sie weniger stark fließende Bäche und<br />

Flüsse und ist auch weniger anspruchsvoll bezüglich der Wasserqualität (sie toleriert jedoch<br />

maximal Gewässergüte II) und verträgt auch wesentlich höhere Wassertemperaturen (über<br />

20°C) im Sommer.<br />

Die Tiere befinden sich meist im ufernahen Bereich zwischen Baumwurzeln. Die Jungtiere<br />

bevorzugen sandiges bis feinkiesiges Substrat, die Altmuscheln hingegen sind bezüglich des<br />

Substrates weniger anspruchsvoll, zum Teil findet man sie auch auf schlammigem Untergrund.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Das Verbreitungsareal der Gemeinen Flussmuschel umfasst ganz<br />

Europa (mit Ausnahme der Britischen Inseln, Iberischen Halbinsel und Italien), das<br />

Schwarzmeergebiet und Vorderasien. Die Gemeine Flussmuschel kommt in neun Staaten<br />

(Österreich, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Luxemburg,<br />

Schweden) der EU 15 vor.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich sind Vorkommen aus Nieder- und Oberösterreich,<br />

der Steiermark, dem Burgenland und aus Kärnten bekannt.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Gemeine Flussmuschel kommt in<br />

neun FFH-<strong>Gebiet</strong>en Österreichs vor, davon befinden sich fünf in Niederösterreich.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es:<br />

Innerhalb der NÖ Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e beherbergt das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen<br />

nur einen geringen Anteil der niederösterreichischen Gesamtpopulation. Für die Erhaltung<br />

des österreichischen Bestandes weisen die niederösterreichischen Populationen eine sehr<br />

hohe Bedeutung auf. Da die im <strong>Gebiet</strong> vorkommende Unterart, die Donau-Flussmuschel,<br />

kurz vor dem Aussterben steht und eine letzte reproduzierende Restpopulation im <strong>Gebiet</strong><br />

vorhanden ist, kommt ihrer Erhaltung eine sehr wichtige Rolle zu.<br />

Ausprägung<br />

Die Gemeine Flussmuschel kommt in Österreich in drei verschiedenen Rassen mit unterschiedlichen<br />

Biotopansprüchen und Gefährdungsstufen vor. In Niederösterreich kommt neben<br />

der Rasse der vom Aussterben bedrohten Donau-Flussmuschel (Unio crassus cytherea)<br />

noch eine weitere Art vor (Unio crassus albensis). Vermutlich die letzte reproduzierende Population<br />

der Rasse der Donau-Flussmuschel sitzt im Tullnerfeld, im südlichen Mündungsbereich<br />

der Perschling in die Donau. Dem Vorkommen dieser Unterart kommt im Zusammenhang<br />

mit Natura 2000 eine besonders hohe europäische Bedeutung zu, da diese Unterart<br />

die am stärksten gefährdete Muschel Europas ist.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Vergrößerung des Vorkommens (einzige überlebensfähige Population<br />

der Rasse Unio crassus cytherea) im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

(Unterlauf der Perschling)<br />

• Verbesserung der Struktur und Ausdehnung des Lebensraumes der Donau- Flussmuschel<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 125


Schutzobjekte<br />

• Verbesserung der Wasserqualität der Perschling, die im Unterlauf aktuell bei einer Gewässergüte<br />

von II-III liegt (die Donau-Flussmuschel toleriert aber maximal eine Gewässergüte<br />

von II)<br />

• Entwicklung einer verbesserten Abwasserreinigung von Kläranlagen im gesamten Einzugsgebiet<br />

der Perschling (z.B. dritte Reinigungsstufe mit Phosphatfällung und Stickstoffeliminierung;<br />

vordringlich im Unterlauf der Perschling)<br />

• Berücksichtigung der Lebensraumansprüche der Muschelfauna bei allen Nutzungsformen<br />

der Gewässer (Energiewirtschaft, Freizeitnutzung etc.)<br />

• Sicherung und und Management von durchströmten Augewässern als mögliche Reliktstandorte,<br />

wobei aber langsam durchströmte Bereiche und ruhige Buchten, die sich im<br />

Sommer stärker erwärmen können, in größerem Ausmaß eingeplant werden müssen<br />

• Erhaltung naturnaher Fließgewässerabschnitte<br />

• Förderung des standorttypischen Fischartenspektrums<br />

• Wiederaussetzungsversuche mit infizierten, autochthonen Fischen in geeigneten Gewässern<br />

• Zuchtstationen für Unio crassus durch geeignete Personen und in geeigneten Lebensräumen<br />

• Gemeinschaftliche Projekte mit Fischern und Jägern bezüglich Problemarten (z.B. Bisamratte,<br />

Aal) sowie der Köderung mit Großmuscheln<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 126


Schutzobjekte<br />

2.3.4 PFLANZEN<br />

Apium repens<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Kriech-Sellerie<br />

<strong>16</strong>14<br />

Kurzbeschreibung<br />

Diese Pflanze gehört zur Familie der Doldenblütler, für die schirmförmige Blütendolden charakteristisch<br />

sind. Oft handelt es sich um aromatisch riechende Pflanzen, die zum Teil als<br />

Kulturpflanzen in unsere Gärten Einzug gefunden haben. Einige Beispiele sind Liebstöckl,<br />

Petersilie, Kümmel, Fenchel und Echter Sellerie.<br />

Im Gegensatz zur Kulturpflanze Sellerie ist der Kriech-Sellerie eine sehr seltene, nicht essbare,<br />

kleine, unscheinbare Wildpflanze, denn er wird lediglich 10 - 30 cm hoch. Ein typisches<br />

Merkmal ist der niederliegende, kriechende oder im Wasser flutende Stängel, an dessen<br />

Knoten sich Wurzeln bilden können. Die Blätter sind in mehrere rundliche bis eiförmige Abschnitte<br />

unterteilt. Zudem besitzen die Blütendöldchen des Kriech-Selleries charakteristische<br />

Hüllchenblätter.<br />

Habitate<br />

Der Lebensraum der Pflanze sind quellige Bereiche in lückigen Kleinseggenwiesen, Entwässerungsgräben,<br />

im Sommer trocken fallende Altarme oder zeitweise überschwemmte Teichufer<br />

mit geringem Bewuchs. Entscheidende Faktoren für das Auftreten des Kriech-Selleries<br />

sind eher nährstoffarme, feuchte und meist zeitweilig überflutete Böden sowie wenig Konkurrenz<br />

durch andere Pflanzen. Außerdem ist der Kriech-Sellerie auch mäßig trittfest.<br />

Solche Verhältnisse können außer in den oben genannten ursprünglichen Lebensräumen<br />

auch auf vom Menschen stark veränderten Standorten auftreten. So konnte beispielsweise<br />

beobachtet werden, dass sich der Kriech-Sellerie kurzfristig stark vermehrte, als im Bereich<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 127


Schutzobjekte<br />

eines Entwässerungsgrabens eine Baustelle errichtet wurde. In den durch Baumaschinen<br />

verursachten feuchten Furchen konnten sich über einige Zeit hinweg Pflanzen halten.<br />

Aus jüngster Zeit gibt es vereinzelte Nachweise aus einigen Friedhöfen im Westen Wiens.<br />

Der Kriech-Sellerie bildet dort kleine, etwa 5 cm hohe Bestände mit kriechenden Ausläufern.<br />

Vorwiegend wächst er an halbschattigen Stellen mit artenarmen Rasen und an schwach betretenen<br />

Weg- und Grabrändern. Die regelmäßige Bewässerung und die regelmäßige Mahd<br />

dürften dazu führen, dass sich der Kriech-Sellerie gegenüber höherwüchsigen Pflanzen<br />

durchsetzen kann.<br />

Betrachtet man einen längeren historischen Zeitraum, so erscheint es durchaus wahrscheinlich,<br />

dass der Kriech-Sellerie früher auch auf Viehweiden im Flachland auftrat. Dort gab es<br />

nämlich immer wieder vom Vieh kahl getretene feuchte Mulden, die der Pflanze als Lebensraum<br />

hätten dienen können.<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Das Vorkommen des Kriech-Selleries beschränkt sich innerhalb der<br />

EU 15 auf Großbritannien, Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland<br />

und Österreich. In Nordeuropa fehlt er gänzlich und in der mediterranen biogeographischen<br />

Region tritt er nur in Spanien und Portugal auf. Der Kriech-Sellerie ist in der gesamten Europäischen<br />

Union eine sehr seltene Pflanze, wobei er in den atlantischen Bereichen Spaniens<br />

etwas häufiger an Entwässerungsgräben anzutreffen ist als im restlichen Europa.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich gibt es in allen Bundesländern außer in der Steiermark<br />

sporadische Vorkommen. In Kärnten und Vorarlberg gilt er als ausgestorben. Die genaue<br />

Verbreitung des Kriech-Selleries ist jedoch nicht gut bekannt, da die Pflanze sehr unscheinbar<br />

ist und leicht übersehen werden kann.<br />

Aus Niederösterreich gibt es Angaben über den Kriech-Sellerie aus dem Wiener Becken im<br />

Bereich der Langen Wiesen südöstlich der Schönauer Teiche und aus der Kaiserau bei<br />

Gramatneusiedl. JANCHEN (1975) gibt als zusätzliche Vorkommen in Niederösterreich das<br />

Marchfeld, Einöd bei Gaaden, bei Stockerau, das Traisental bei Lilienfeld, Seehofen und<br />

Herzogenburg an. Aus dem Marchtal gibt es heute jedoch nur mehr äußerst seltene Funde.<br />

Ein weiteres Vorkommen an der Landesgrenze von Wien zu Niederösterreich besteht im Bereich<br />

der Lobau am Ufer des Großenzersdorfer Armes.<br />

Vorkommen in den Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: In den niederösterreichischen Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>en kommt die Art in den <strong>Gebiet</strong>en „Feuchte Ebene-Leithaauen“ und „Tullnerfelder<br />

Donauauen“ nördlich des Gansmüllerhaufens zwischen Tulln und Schmida in repräsentativen<br />

Populationen vor. Zudem liegen noch Nachweise aus FFH-<strong>Gebiet</strong>en in Tirol<br />

und Wien vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Der Arterhaltung kommt hier hohe Bedeutung zu, da<br />

es nur noch in der Feuchten Ebene im Rahmen von Natura 2000 ausgewiesene Vorkommen<br />

in Niederösterreich gibt.<br />

Ausprägung<br />

Der Nachweis aus den Tullnerfelder Donauauen stammt aus dem Jahr 1992. Die Art kommt<br />

hier nur in einem kleinen Tümpel nördlich des Gießgangs in der Nähe der alten Tullner Donaubrücke<br />

vor. Es handelt sich hier um einen kleinen Bestand an einem sonnigen, gering<br />

bewachsenen und schlammigen Ufer. Der Wasserstand des Tümpels unterliegt starken<br />

Schwankungen, die dazu führen, dass die Uferzone jedes Jahr anders ausgeprägt ist.<br />

Der Kriech-Sellerie kann sich hier nur in Jahren entfalten, in denen es trocken ist und die<br />

schlammigen Ufer nicht unter dem Wasserspiegel liegen. Auf Grund der derzeit eher hohen<br />

Grundwasserstände ist daher mit einem Auftreten auf diesem Standort in der nächsten Vegetationsperiode<br />

nicht zu rechnen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 128


Schutzobjekte<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung der bestehenden Population<br />

Einstufung: Höchstrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Sicherung des Standortes in seiner bisherigen Ausprägung<br />

• Sicherung des Wasserhaushalts im Bereich des aktuellen Standortes<br />

• Sicherung von Ufern mit wechselnden Wasserständen und schlammigen Ufern<br />

• Sicherung der Gewässerdynamik<br />

• Bei Vorkommen an Ufern: Entwicklung von gehölzfreien Uferzonen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 129


Schutzobjekte<br />

schuh<br />

1902<br />

Cypripedium calceolus<br />

Fotos 9 x 13 mittig/zentriert nach der Überschrift einfügen.<br />

Frauen-<br />

Kurzbeschreibung<br />

Der Frauenschuh gehört zu den spektakulärsten Freiland-Orchideen außerhalb der Tropen.<br />

Mit etwas Phantasie erinnert die glänzend gelbe Lippe an einen Schuh, die anderen Blütenblätter<br />

sind purpurbraun. Die aufgeblasene Lippe bildet eine Kesselfalle mit glattem, wachsüberzogenem<br />

Rand. Blüten besuchende Insekten rutschen darauf ab und fallen in die Öffnung.<br />

Durch glasige Stellen im hinteren Teil des Schuhs fällt Licht in den Kessel und lockt<br />

das gefangene Insekt an den einzig gangbaren Ausgang, wo es sich mit klebrigen Pollen belädt<br />

oder die Narbe bestäubt. Die Blüte duftet nach Marillen. Die großen Stängel begleitenden<br />

Laubblätter sind deutlich geädert und unterseits fein behaart.<br />

Der Frauenschuh wird 10 - 50 cm hoch und blüht von Mai bis Juni / Juli. Wie der Artname<br />

"calceolus" sagt, sind die Vorkommen auf Kalkgebiete begrenzt. Die Pflanze wächst bei uns<br />

schattig bis halbschattig und bevorzugt Waldränder oder Lichtungen. Lediglich in höheren<br />

Lagen - die Art kommt bis in Höhen von 2.200 m Seehöhe vor - trifft man sie öfters an sonnigen<br />

Stellen.<br />

Die sehr populäre Orchidee ist heute über weite <strong>Gebiet</strong>e ausgerottet. Grund hierfür sind nicht<br />

nur Aufforstungen und Bestandsumwandlungen von Laub- und Mischwäldern in Fichtenmonokulturen,<br />

sondern auch das Abpflücken und Ausgraben.<br />

Habitate<br />

Schwerpunktmäßig findet man den Frauenschuh in Buchen- und Eichen-<br />

Hainbuchenwäldern, aber auch in lichten Kiefernwäldern und vereinzelt sogar in Fichtenforsten.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 130


Schutzobjekte<br />

Verbreitung<br />

Vorkommen in der EU: Die Verbreitung der Art ist auf die gemäßigten Zonen des eurasiatischen<br />

Raumes beschränkt. Weitere Verbreitungsgebiete neben dem europäischen Vorkommen<br />

sind Sibirien, Mandschurei, Japan und China. In der EU 15 gibt es Angaben aus allen<br />

Mitgliedsstaaten, ausgenommen Portugal, Irland und den Benelux-Staaten.<br />

Vorkommen in Österreich: In Österreich ist die Art zwar selten, aber über das gesamte<br />

Bundesgebiet verbreitet, wobei ein deutlicher Schwerpunkt auf die alpinen <strong>Gebiet</strong>e festzustellen<br />

ist.<br />

Vorkommen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en Österreichs: Die Art kommt in 29 österreichischen<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en, davon sieben in Niederösterreich, vor.<br />

Position des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es: Im Gegensatz zu anderen Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en gibt<br />

es in den Tullnerfelder Donauauen nur einen kleinen Standort des Frauenschuhs, der mittelgroße<br />

Bedeutung für Niederösterreich aufweist.<br />

Ausprägung<br />

Das einzige ausgewiesene Vorkommen des Frauenschuhs befindet sich zwischen der Binderau<br />

und der Gemeindeau etwa 1,8 km nördlich von Langenlebarn. Es liegt im Bereich der<br />

Hartholzau und grenzt im Norden an einen Trespen-Schwingel-Kalktrockenrasen an.<br />

Erhaltungsziele<br />

• Sicherung und Entwicklung der Bestände bzw. Vorkommensstandorte<br />

Einstufung: Hochrangiges Erhaltungsziel<br />

Erhaltungsmaßnahmen<br />

Bei privatrechtlichen Verträgen werden die konkreten Auflagen gemeinsam mit dem betroffenen<br />

Betrieb fixiert. Diese Aufzählung soll Orientierung geben, mit welchen Auflagen gerechnet<br />

werden muß.<br />

• Hintanhaltung von Beschattung und Verkrautung der Frauenschuh-Standorte<br />

• Vorsichtige Auflichtung von abgedunkelten Standorten<br />

• Sicherung und Entwicklung naturnaher Nadel-, Laub- und Mischwälder auf sommerwarmen<br />

Standorten, als bevorzugter Lebensraum für die Art<br />

• Sicherung und Entwicklung offener, lichter Wälder als bevorzugter Lebensraum für die Art<br />

• Kein Pflücken und Ausgraben der Pflanzen<br />

2.4 Beschreibung der Vogelarten gemäß Vogelschutzrichtlinie<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 131


Schutzobjekte<br />

Dieses Kapitel wird eingearbeitet, sobald nähere Angaben über die Vogelschutzgebietskulisse<br />

in Niederösterreich möglich sind.<br />

Geplante erste Ergänzung: Herbst 2003<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 132


Projekte<br />

3 PROJEKTE<br />

3.1 Rechtliche Hintergründe zum Projektbuch<br />

„Pläne oder Projekte, die nicht unmittelbar mit der Verwaltung des <strong>Gebiet</strong>s in Verbindung<br />

stehen oder hierfür nicht notwendig sind, die ein solches <strong>Gebiet</strong> jedoch einzeln oder in Zusammenwirkung<br />

mit anderen Plänen und Projekten erheblich beeinträchtigen könnten, erfordern<br />

eine Prüfung auf Verträglichkeit mit den für dieses <strong>Gebiet</strong> festgelegten Erhaltungszielen.<br />

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Verträglichkeitsprüfung und vorbehaltlich des<br />

Absatzes 4 stimmen die zuständigen einzelstaatlichen Behörden dem Plan bzw. Projekt nur<br />

zu, wenn sie festgestellt haben, dass das <strong>Gebiet</strong> als solches nicht beeinträchtigt wird, und<br />

nachdem sie gegebenenfalls die Öffentlichkeit angehört haben.“ Art. 6.3<br />

Die FFH-Richtlinie ist sowohl für Projekte, als auch für Pläne relevant, wobei der Begriff Pläne<br />

für hoheitliche Pläne des Bundes, der Länder und der Gemeinden gemeint ist (wie z.B.<br />

Flächenwidmungspläne der Gemeinden).<br />

Um sicher zu stellen, dass in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en (Europaschutzgebiete nach NÖ NSchG)<br />

die Sicherung des nominierten Erhaltungszustandes der Lebensräume und Arten, zu der<br />

sich Österreich im Zuge des EU-Beitrittes verpflichtet hat, gewährleistet ist (Erhaltungsverpflichtung),<br />

sind daher Planungen in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en im NÖ Raumordnungsgesetz geregelt.<br />

Als Projekte in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en sind alle andere Maßnahme definiert. Entsprechend<br />

dem NÖ Naturschutzgesetz sind Projekte, welche geeignet sind, zu einer Gefährdung des<br />

Schutzzweckes eines gemeldeten <strong>Gebiet</strong>es zu führen, prüfpflichtig.<br />

Diese Prüfung erfolgt gegenwärtig entweder auf Antrag des Projektwerbers oder auf Antrag<br />

der NÖ Umweltanwaltschaft. Daher ist es für die Durchführung von Projekten im Natura 2000<br />

<strong>Gebiet</strong> von Bedeutung, ob eine solche Gefährdung durch das geplante Projekt entstehen<br />

kann.<br />

Als Grundbesitzer oder Projektwerber ist dabei im ersten Schritt zu klären, ob die geplante<br />

Maßnahme eine „Nicht prüfrelevante Bewirtschaftungsmaßnahme“ in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en<br />

ist. Für die Landwirtschaft wurde seitens der Abteilung Naturschutz des Landes Niederösterreich<br />

die Festlegung getroffen, die Art und Intensität der Bearbeitung landwirtschaftlicher<br />

Flächen generell als nicht prüfrelevant zu definieren. Ausgenommen davon sind Nutzungsumwandlungen<br />

und -änderungen auf Lebensraumtypen.<br />

Beachten Sie, dass die Prüffreiheit der Bewirtschaftung nach Natura 2000 nur dann gilt,<br />

wenn Sie die „gute landwirtschaftliche Praxis“ einhalten. Bei Überschreitung dieser Normen<br />

kann Ihre Bewirtschaftung gegebenenfalls auch im Rahmen Natura 2000 prüfpflichtig sein.<br />

Für die Forstwirtschaft wurde seitens der Abteilung Naturschutz des Landes Niederösterreich<br />

die Festlegung getroffen, die Art und Intensität der Bearbeitung forstwirtschaftlicher Flächen<br />

generell als nicht prüfrelevant zu definieren. Ausgenommen davon sind Veränderungen der<br />

Baumartenzusammensetzungen im Rahmen von Aufforstungen. Details dazu finden Sie im<br />

Kapitel 3.1. und in den konkreten Ausführungen zu den Schutzobjekten in Kapitel 2.<br />

Weitere Klarstellungen zwischen prüffreier Bewirtschaftung und Projekt finden Sie im Projektbuch.<br />

Sollten Sie mit Ihrem Projekt oder Maßnahme trotz dieser Auskünfte unsicher sein,<br />

steht das Instrument der Vorprüfung zur Verfügung.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

1


Projekte<br />

Beachten Sie, dass die Prüffreiheit der Bewirtschaftung nach Natura 2000 nur dann gilt,<br />

wenn Sie die Regelungen des Bundesforstgesetzes einhalten. Bei Verstößen gegen das<br />

Bundesforstgesetz kann diese Maßnahme gegebenenfalls auch im Rahmen Natura 2000<br />

prüfpflichtig sein.<br />

Nutzungen, die über die land- und forstwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung hinausgehen<br />

(z.B. fischereiliche Nutzungen, Jagd, aber auch touristische Nutzungen) zählen gemäß dieses<br />

Grundsatzregelung nicht zur "Bewirtschaftung", sondern werden - wenn notwendig - individuell<br />

im <strong>Managementplan</strong> des <strong>Gebiet</strong>es bearbeitet. Dabei werden die Interessenvertretungen<br />

eingebunden.<br />

Es kann Maßnahmen bzw. Projekte geben, die zwar gemäß bisherigen Bewilligungen weder<br />

anzeigepflichtig noch bewilligungspflichtig waren, die allerdings, wenn sie das <strong>Gebiet</strong> beeinträchtigen<br />

könnten, aufgrund der Natura 2000 Schutzbestimmungen prüfungspflichtig sind.<br />

Ist zu vermuten, dass die geplante Maßnahme bzw. das geplante Projekt nicht eindeutig in<br />

eine prüffreie Bewirtschaftungsmaßnahme fällt, sind mögliche beispielhafte Projekte im Projektbuch<br />

aufbereitet. Bei Durchsicht des Projektbuches kann gegebenenfalls eine Klarstellung<br />

in Hinblick auf die Prüfrelevanz gefunden werden.<br />

Ist das geplante Projekt im Projektbuch als prüfrelevant definiert oder im Projektbuch nicht<br />

enthalten, wird die Durchführung einer Vorprüfung als Serviceangebot der NÖ Landesregierung<br />

empfohlen.<br />

Durch die Abstimmung der Vorprüfungsergebnisse mit dem NÖ Umweltanwalt ist sichergestellt,<br />

dass bei Beibehaltung der vorgeprüften Projektinhalte seitens des NÖ Umweltanwaltes<br />

keine Antragsstellung auf Naturverträglichkeitsprüfung entsprechend dem NÖ NSchG gestellt<br />

wird, sofern dass Vorprüfungsergebnis keine Prüfrelevanz feststellt.<br />

Wenn das Vorprüfungsergebnis eine Prüfrelevanz feststellt, wird es dem Projektwerber empfohlen<br />

eine Naturverträglichkeitsprüfung entsprechend dem NÖ NSchG durchzuführen. Erfolgt<br />

dies nicht, und der Projektwerber verfolgt die Projektumsetzung weiterhin, wird gegebenenfalls<br />

eine Antragsstellung durch den NÖ Umweltanwalt durchgeführt.<br />

Der Ablauf einer Naturverträglichkeitsprüfung ist im NÖ NSchG geregelt. Die fachliche Begutachtung<br />

erfolgt dabei durch amtlich beeidete Sachverständige im Auftrag der Behörde.<br />

(Erste Instanz BH, zweite Instanz NÖ Landesregierung, Abteilung RU5 Naturschutzabteilung)<br />

Insbesondere bei komplexeren Projekten wird dem Projektwerber empfohlen den Einreichunterlagen<br />

eine sogenannte Naturverträglichkeitserklärung beizulegen, in der aus der Sicht des<br />

Projektwerbers die Naturverträglichkeit dargelegt wird. Als Beurteilungsgrundlage wird diese<br />

Erklärung umso mehr dienen können, je stärker diese Naturverträglichkeitserklärung aufbauend<br />

auf naturschutzfachlicher Kompetenz erarbeitet wird und dem NÖ NSchG sowie den relevanten<br />

EU-Richtlinien entspricht.<br />

3.2. Was sind Pläne und Projekte, was ist Bewirtschaftung?<br />

3.2.1 Prüffreie Maßnahmen und prüfrelevante Maßnahmen für den Bereich<br />

der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

2


Projekte<br />

Niederösterreichs Kulturlandschaft verdankt ihren naturschutzfachlichen Stellenwert in einem<br />

hohen Ausmaß der traditionellen, landschaftsangepassten Bewirtschaftung. Eine Vielzahl<br />

der FFH- Lebensräume in Niederösterreich ist in ihrem Wert abhängig von deren Pflege und<br />

Bewirtschaftung (z.B. Halb-Trockenrasen auf Kalk), auch viele Vogelarten der Vogelschutzrichtlinie<br />

benötigen zumindest als Teillebensraum die Offenheit der Landschaft (Heidelerche,<br />

Neuntöter).<br />

Das Programm zur Entwicklung des Ländlichen Raumes bietet den Bewirtschaftern landund<br />

forstwirtschaftlicher Flächen Möglichkeiten, die Erhaltung und Weiterentwicklung der<br />

Kulturlandschaft zu unterstützen. Aufgrund der Einbindung des Naturschutzes in die konkrete<br />

Gestaltung flächenwirksamer Umweltmaßnahmen und in die Evaluierung des Gesamtprogramms<br />

ist gewährleistet, dass diese Umsetzungsinstrumente wirkungsvoll und zielgerecht<br />

eingesetzt werden. Die Naturschutzbehörde kann abhängig von finanziellen Möglichkeiten<br />

durch individuelle Auflagen die Verträge mit den Landwirten sehr gut mit den regionalen Erfordernissen<br />

der Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>e in Einklang bringen.<br />

Die Akzeptanz für diese freiwilligen Naturschutzmaßnahmen im Rahmen des Programms zur<br />

Ländlichen Entwicklung (v.a. ÖPUL) ist in Niederösterreich aufgrund jahrelanger Vorleistungen<br />

und eines professionellen naturschutzfachlichen und landwirtschaftlichen Beratungssystems<br />

überdurchschnittlich groß.<br />

Die größten Defizite in den Akzeptanzen derartiger Maßnahmen gibt es bei Landwirten, die<br />

bereits eine Betriebsaufgabe - und damit auch das Interesse an einer weiteren Bewirtschaftung<br />

- für sich entschieden haben. Meist werden von Nachfolgebetrieben – sofern sie überhaupt<br />

gefunden werden - nur jene Flächen gepachtet oder gekauft, die für die Bewirtschaftung<br />

halbwegs rentabel sind. Dies sind in der Regel hofnahe Flächen, Böden mit guten Bonitäten<br />

oder Böden in guter Verkehrslage. Flächen, deren Bewirtschaftung und Pflege mit großem<br />

Arbeitsaufwand verbunden ist, und die in vielen Fällen ein erhebliches gesundheitliches<br />

Risiko für den Landwirt darstellen (z.B. Steilflächen), Flächen, die schlechte Bodenbonitäten<br />

aufweisen oder weit vom Hof entfernt sind, werden in der Regel aufgegeben. Gerade diese<br />

Flächen haben jedoch besonderen naturschutzfachlichen Stellenwert.<br />

Die Aufgabe der Pflege und Bewirtschaftung von nicht oder kaum bestockten Lebensraumtypen<br />

und Habitaten stellt deshalb insbesondere in den alpinen FFH- <strong>Gebiet</strong>en derzeit ein<br />

großes Problem dar. Sie sind jedoch auch durch gesetzliche Regelungen nur sehr schwer in<br />

den Griff zu bekommen und können deshalb am besten durch betrieblich abgestimmte Anreizsysteme<br />

(Vertragsnaturschutz) gesichert werden.<br />

Bewirtschaftung durch Anreizsysteme<br />

Für die Erhaltung eines günstigen Zustandes der Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>e, der für jedes<br />

Schutzobjekt im Kapitel 2 näher beschrieben ist, gilt daher folgender Grundsatz:<br />

Die Bewirtschaftung der Kulturlandschaftsflächen wird in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en gemäß der<br />

Schnittstelle Tab. 1 durch freiwillige Anreizsysteme umgesetzt.<br />

Durch diese Programme wird dem Bewirtschafter Klarheit gegeben, wie er seinen Betrieb in<br />

Hinblick auf Natura 2000 gestalten kann und welche Abgeltung er dafür bekommt. Diese<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

3


Projekte<br />

Maßnahme wird vor allem deshalb als günstig angesehen, weil sie folgende Voraussetzungen<br />

erfüllt:<br />

• Die Erfahrungen mit ÖPUL- Naturschutzmaßnahmen zeigen, dass diese Art der Umweltförderung<br />

sehr gut angenommen wird und die Ziele von Natura 2000 gut verwirklichbar<br />

sind.<br />

• Entsprechende Gestaltungen durch Vertragsnaturschutz bieten die Möglichkeit, die betroffenen<br />

Grundeigentümer in die Planung der zukünftigen Bewirtschaftung aktiv miteinzubeziehen.<br />

Somit ist eine weit höhere Akzeptanz dieser Maßnahmen zu erreichen.<br />

• Durch diese freiwilligen Maßnahmen auf relativ großen Flächen wird das Ziel von Natura<br />

2000 zum Großteil sichergestellt. Einzelne Grundeigentümer, die nicht teilnehmen,<br />

verfälschen nach bisherigen Erfahrungen die Zieleinhaltung nicht.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

4


Projekte<br />

Tabelle 1<br />

Schnittstelle zwischen prüffreien Maßnahmen und prüfrelevanten Maßnahmen für den Bereich<br />

der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen<br />

Prüffreie Maßnahmen 1 Prüfrelevante Maßnahmen 2<br />

� Art und Intensität der Bearbeitung landwirtschaftlicher<br />

Flächen. Darunter fällt die<br />

jeweilige betriebliche Entscheidung zur<br />

Nutzungsart (Grünland, Acker, Sonderkultur).<br />

Ausgenommen davon sind Nutzungsumwandlungen<br />

und Nutzungsänderungen<br />

auf Lebensraumtypen landwirtschaftlich<br />

genutzter Flächen (in der Karte<br />

farbig dargestellt), bzw. Bewirtschaftungen,<br />

die nicht der guten, landwirtschaftlichen<br />

Praxis entsprechen.<br />

� Begleitende Maßnahmen, die die aktuelle<br />

Bewirtschaftbarkeit der Fläche aufrechterhalten,<br />

wie z.B.: Räumung bestehender<br />

Gräben oder Freilegen bestehender<br />

Drainagen, sofern im Projektbuch<br />

derartige Maßnahmen aufgrund gebietsspezifischer<br />

Besonderheiten nicht als<br />

"prüfrelevant" eingestuft werden.<br />

� Bewirtschaftungen, die nicht der guten,<br />

landwirtschaftlichen Praxis 3 entsprechen.<br />

� Nutzungsumwandlungen = die aktuelle<br />

Nutzungsform wird in eine andere Nutzungsform<br />

umgewandelt. (Nutzungsform:<br />

Landwirtschaft inkl. Sonderkulturen wie<br />

Wein und Obstgärten, Wald, Oberflächengewässer,<br />

Bauflächen, Verkehrsflächen,<br />

Abbauflächen,...)<br />

� Nutzungsänderungen<br />

Bei Lebensraumtypen landwirtschaftlich genutzter<br />

Flächen:<br />

- Die aktuelle Nutzungsart (z.B. Grünland)<br />

wird in eine andere Nutzungsart (z.B. Acker)<br />

umgewandelt.<br />

Bei Lebensraumtypen und Habitaten forstwirtschaftlich<br />

genutzter Flächen:<br />

� Infrastrukturprojekte = Errichtung von Güterwegen,<br />

Errichtung von Leitungen, Drainagierungen<br />

und Gräben etc.<br />

� Errichtung von Bauwerken = Errichtung<br />

von Gebäuden oder sonstigen Bauwerken<br />

� Erdbauliche Maßnahmen, die bestehende<br />

Landschaftsformen verändern = Gemeinsame<br />

Maßnahmen und Anlagen bei Agrarverfahren,<br />

Bodenabtrag, etc.<br />

3.2.2 Prüffreie Maßnahmen und prüfrelevante Maßnahmen für den Bereich der Bewirtschaftung<br />

forstwirtschaftlicher Flächen<br />

1 Nutzungen, die über die land- und forstwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung hinausgehen (z.B. fischereiliche<br />

Nutzungen, Jagd, aber auch touristische Nutzungen) zählen gemäß dieses Grundsatzbeschlusses nicht zur<br />

"Bewirtschaftung", sondern werden - wenn notwendig - individuell im <strong>Managementplan</strong> des <strong>Gebiet</strong>es bearbeitet.<br />

Dabei werden die Interessenvertretungen eingebunden.<br />

2 Darunter sind alle Prüfverfahren zu verstehen, die abklären, ob eine Naturverträglichkeitsprüfung notwendig ist<br />

oder nicht (Weißbuch, Vorprüfung und andere Feststellungen).<br />

3 Literatur zitieren<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

5


Projekte<br />

Die nachhaltige Bewirtschaftung und Pflege der Waldlebensräume im Sinne der Schutzziele<br />

der Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>e ist in Österreich weitgehend durch das Forstgesetz geregelt. Die<br />

Art und Intensität der Bewirtschaftung orientiert sich daher an diesen Rahmenbedingungen.<br />

Unterstützt wird die ökologische Waldbewirtschaftung durch ein dichtes Netz an Beratern<br />

und dezentral durchgeführte Ausbildungsveranstaltungen.<br />

Das Forstgesetz ist weitgehend an die Wirkungen des Waldes auf den Lebensraum für Menschen,<br />

Tiere und Pflanzen einerseits und an einer nachhaltigen Bewirtschaftung andererseits<br />

orientiert. Insbesondere die neuen Bestimmungen des Forstgesetzes bieten hier auch entsprechende<br />

Möglichkeiten, für spezielle Naturschutzziele Ausnahmegenehmigungen zu erteilen.<br />

Dessen ungeachtet können Ansprüche naturschutzfachlicher Zielsetzung wie sie in<br />

Natura 2000 formuliert sind über diese Ansprüche des Forstgesetzes hinausgehen. Im Besonderen<br />

sind hier der Schutz von Altholzlebensräumen, das Verbleiben von Totholz im<br />

Wald, die Wahl standortsheimischer Baumarten bei besonderen Lebensräumen und die Bewirtschaftung<br />

des Schutzwaldes erwähnt.<br />

Die Bewirtschaftung der Waldflächen wird in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en gemäß der Schnittstelle<br />

Tab. 1 durch freiwillige Anreizsysteme umgesetzt.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

6


Projekte<br />

Tabelle 1<br />

Schnittstelle zwischen prüffreien Maßnahmen und prüfrelevanten Maßnahmen für den Bereich<br />

der Bewirtschaftung forstwirtschaftlicher Flächen<br />

Prüffreie Maßnahmen 4 Prüfrelevante Maßnahmen 5<br />

� Art und Intensität der Bearbeitung forstwirtschaftlicher<br />

Flächen unter Berücksichtigung<br />

einer standortsheimischen Aufforstung<br />

gemäß den Regeln der Baumartenzusammensetzung<br />

(siehe Kapitel x.x) unter<br />

Ausnahme der Tabuflächen<br />

� Begleitende Maßnahmen, die die aktuelle<br />

Bewirtschaftbarkeit der Fläche aufrechterhalten,<br />

wie z.B.: Räumung bestehender<br />

Gräben oder Freilegen bestehender<br />

Drainagen, sofern im Projektbuch<br />

derartige Maßnahmen aufgrund gebietsspezifischer<br />

Besonderheiten nicht als<br />

"prüfrelevant" eingestuft werden.<br />

Tabuflächen bei Waldlebensraumtypen<br />

� Nutzungsänderungen<br />

Bei Lebensraumtypen landwirtschaftlich genutzter<br />

Flächen:<br />

- Die aktuelle Nutzungsart (z.B. Grünland)<br />

wird in eine andere Nutzungsart (z.B. Wald)<br />

umgewandelt.<br />

Bei Lebensraumtypen und Habitaten forstwirtschaftlich<br />

genutzter Flächen:<br />

- Maßnahmen auf Tabuflächen<br />

- Kahlschläge > 0,5 ha (Schutzwälder: > 0,2<br />

ha)<br />

- Aufforstungen mit nicht standortheimischen<br />

Baumarten, wenn Regeln der Baumartenzusammensetzung<br />

(siehe Kapitel x.x)<br />

nicht erfüllt werden.<br />

� Infrastrukturprojekte = Errichtung von<br />

Drainagierungen und Gräben, Straßenbau,<br />

Brückenbau, Güterwege, Forststraßen, etc.<br />

� Errichtung von Bauwerken = Errichtung<br />

von Gebäuden oder sonstigen Bauwerken<br />

� Erdbauliche Maßnahmen, die bestehende<br />

Landschaftsformen verändern = Bodenabtrag<br />

im Wald,...<br />

4 Nutzungen, die über die land- und forstwirtschaftliche Flächenbewirtschaftung hinausgehen (z.B. fischereiliche<br />

Nutzungen, Jagd, aber auch touristische Nutzungen) zählen gemäß dieses Grundsatzbeschlusses nicht zur<br />

"Bewirtschaftung", sondern werden - wenn notwendig - individuell im <strong>Managementplan</strong> des <strong>Gebiet</strong>es bearbeitet.<br />

Dabei werden die Interessenvertretungen eingebunden.<br />

5 Darunter sind alle Prüfverfahren zu verstehen, die abklären, ob eine Naturverträglichkeitsprüfung notwendig ist<br />

oder nicht (Weißbuch, Vorprüfung und andere Feststellungen).<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

7


Projekte<br />

Bei der Prüfung von Plänen und Projekten auf deren Erheblichkeit mit den Erhaltungszielen<br />

eines <strong>Gebiet</strong>es steht die Frage nach einer möglichen Verschlechterung des Erhaltungszustandes<br />

von Natura 2000-Schutzgütern im Zentrum der Überlegungen. Naturschutzfachliche<br />

Grundlagendaten, wie sie beispielsweise Rote Listen darstellen,<br />

sind geeignete Entscheidungshilfen für klare und abgesicherte Einschätzungen von<br />

potenziell erheblichen Eingriffen. Es kann davon ausgegangen werden, dass Eingriffe<br />

in bereits erheblich gefährdete bzw. sich bereits in kritischem Erhaltungszustand befindliche<br />

Schutzgüter mit großer Wahrscheinlichkeit auch maßgeblich im Sinne des<br />

Art. 6 Abs. 3 FFH-Richtlinie zu bewerten sind.<br />

In Konsequenz dieser Überlegungen sind daher für die Feststellung, ob eine Naturverträglichkeitsprüfung<br />

für ein Projekt durchzuführen ist, Rote Listen und die Einstufung des Erhaltungszustandes<br />

nach Standard-Datenbogen als Entscheidungshilfen eine wichtige Grundlage.<br />

Unter Nutzung dieser Grundlagen kann festgestellt werden, dass jeder Eingriff in ein Schutzgut<br />

als potenziell erheblich zu bewerten ist (= Tabu), wenn dieses Schutzgut<br />

- in die Gefährdungskategorie 1 nach Roter Liste (vom Aussterben bedroht)<br />

- bzw. mit kritischem Erhaltungszustand (Kategorie C nach Standard-Datenbogen)<br />

eingestuft worden ist.<br />

Zur Selektion der Tabu-FFH-Wald-Lebensraumtypen wurden als Grundlagen die Rote Liste<br />

gefährdeter Wald-Biotoptypen ( ESSL et al. 2002) und die Beurteilungen aus den Standard-<br />

Datenbögen (SDB; Stand 010802) herangezogen. Die FFH-Wald-Lebensraumtypen wurden<br />

durch drei Filter unterschiedlicher Raumbezüge gesiebt (vgl. Abb. 1):<br />

► Österreich: Der Lebensraumtyp ist in ganz Österreich in einem kritischen Erhaltungszustand<br />

► Naturräumliche Einheit: Der Lebensraumtyp ist in der betreffenden naturräumlichen<br />

Einheit in kritischem Erhaltungszustand<br />

► FFH-<strong>Gebiet</strong>: Der Lebensraumtyp ist im entsprechenden FFH-<strong>Gebiet</strong> in kritischem Erhaltungszustand<br />

Aufgrund der Tatsache, dass viele FFH-Wald-Lebensraumtypen aus mehreren Biotoptypen<br />

bestehen, wurden die Tabus für diese Biotoptypen formuliert, welche in weiterer Folge den<br />

FFH-Wald-Lebensraumtypen zugeordnet wurden.<br />

Treffen auf alle Biotoptypen eines FFH-Wald-Lebensraumtyps die Selektionskriterien zu,<br />

dann gilt dieser auf der entsprechenden Raumebene als Tabu-Lebensraumtyp.<br />

Treffen die Selektionskriterien nicht für alle Biotoptypen eines Lebensraumtyps zu, so ist<br />

vorerst abzuklären, welcher Biotoptyp betroffen ist. Wenn nicht schon aufgrund der Datenlage<br />

eindeutig ein Biotoptyp zugeordnet werden kann, muss diese Klärung im Freiland erfolgen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

8


Projekte<br />

Beurteilung der potenziellen Erheblichkeit von Eingriffen<br />

Wald-Typen<br />

Rote-Liste Kategorie für Österreich = 1<br />

Rote Liste Kategorie für Naturraum = 1<br />

Erhaltungszustand im FFH-<strong>Gebiet</strong> = C<br />

Projektbuch Vorprüfung<br />

Österreich-Tabu: Jede<br />

Beeinträchtigung ist<br />

potenziell erheblich<br />

Naturraum-Tabu: Jede<br />

Beeinträchtigung im<br />

Naturraum ist potenziell<br />

erheblich<br />

<strong>Gebiet</strong>s-Tabu: Jede Beeinträchtigung<br />

im<br />

FFH-<strong>Gebiet</strong> ist potenziell<br />

erheblich<br />

Abbildung 1: Beurteilung der potenziellen Erheblichkeit von Eingriffen in Wald-Lebensraumtypen unter<br />

Auswertung der Roten Liste gefährdeter Waldbiotoptypen Österreichs und der Standard-<br />

Datenbögen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL<br />

9


Projekte<br />

Wald-Lebensraumtypen in Niederösterreich<br />

Mit Ausnahme der Lebensraumtypen „3230 Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Myricaria<br />

germanica“, „9260 Kastanienwälder“ und „9430* Montaner und subalpiner Pinus uncinata-<br />

Wald“ kommen alle in Österreich vertretenen Wald-Lebensraumtypen auch in Niederösterreich<br />

vor (vgl. Tabelle 1).<br />

Code LRT-Bezeichnung<br />

3240 Alpine Flüsse mit Ufergehölzen von Salix eleagnos<br />

4070 Karbonat-Latschengebüsch<br />

9110 Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum)<br />

9130 Waldmeister-Buchenwald (Asperulo-Fagetum)<br />

9140 Mitteleuropäischer subalpiner Buchenwald mit Ahorn und Rumex<br />

arifolius<br />

9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald (Cephalanthero-<br />

Fagion)<br />

9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum)<br />

9180* * Schlucht- und Hangmischwälder (Tilio-Acerion)<br />

91D0* * Moorwälder<br />

91E0* * Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-<br />

Padion, Alnion incanae, Salicion albae)<br />

91F0 Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor,<br />

Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia (Ulmenion minoris)<br />

91G0* * Pannonische Wälder mit Quercus petraea und Carpinus betulus<br />

91H0* * Pannonische Flaumeichenwälder<br />

91I0* * Euro-sibirische Eichen-Steppenwälder<br />

9410 Montane bis alpine bodensaure Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)<br />

9420 Alpiner Lärchen- und/oder Arvenwald<br />

9530* * Submediterrane Kiefernwälder mit endemischen Schwarzkiefern<br />

Tabelle 1: Wald-Lebensraumtypen Niederösterreichs<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 10


Projekte<br />

Tabuflächen in NÖ<br />

FFH-<br />

Code<br />

LRT-Bezeichnung Biotoptypen Tabus<br />

3240 Alpine Flüsse mit Ufergehölzen<br />

von Salix eleagnos<br />

Niederösterreich<br />

Biogeographische<br />

Region<br />

Weidenpioniergebüsch kontinental<br />

Lavendelweiden-Sanddorngebüsch X<br />

4070 Karbonat-Latschengebüsch Karbonat-Latschen-Buschwald - - -<br />

9110 Hainsimsen-Buchenwald<br />

(Luzulo-Fagetum)<br />

9130 Waldmeister-Buchenwald<br />

(Asperulo-Fagetum)<br />

Sub- bis tiefmontaner bodensaurer Bu-Wald - - Pann<br />

Bodensaurer Fi-Ta-Bu-Wald - - NAV<br />

Mullbraunerde-Buchenwald - - -<br />

Mesophiler Kalk-Buchenwald - - -<br />

Karbonatschutt-Fichten-Tannen-<br />

Buchenwald<br />

- - -<br />

Lehm-Fichten-Tannen-Buchenwald - - -<br />

9140 Mitteleuropäischer subalpi- Hochmontaner Buchenwald - - -<br />

ner Buchenwald mit Ahorn<br />

und Rumex arifolius Legbuchen-Buschwald - - -<br />

9150 Mitteleuropäischer Orchideen-Kalk-Buchenwald(Cephalanthero-Fagion)<br />

9170 Labkraut-Eichen-<br />

Hainbuchenwald (Galio-<br />

Carpinetum)<br />

9180 * Schlucht- und Hangmischwälder<br />

(Tilio-Acerion)<br />

Thermophiler Kalk-Buchenwald - - -<br />

Mitteleuropäischer und illyrischer bodenfeuchter<br />

Eichen-Hainbuchenwald<br />

Mitteleuropäischer und illyrischer bodentrockener<br />

Eichen-Hainbuchenwald<br />

- alpin -<br />

- - NAlp<br />

Ahorn-Eschen-Edellaubwald - - -<br />

Lindenreicher Edellaubwald - - -<br />

Naturraum<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 11


Projekte<br />

91D0 * Moorwälder<br />

91E0 * Auenwälder mit Alnus glutinosa<br />

und Fraxinus excelsior<br />

(Alno-Padion, Alnion incanae,<br />

Salicion albae)<br />

91F0<br />

Hartholzauenwälder (Ulmenion<br />

minoris)<br />

91G0 * Pannonische Wälder mit<br />

Quercus petraea und Carpinus<br />

betulus<br />

91H0 * Pannonische Flaumeichenwälder<br />

91I0 * Euro-sibirische Eichen-<br />

Steppenwälder<br />

9410 Montane bis alpine bodensaure<br />

Fichtenwälder (Vaccinio-Piceetea)<br />

Latschen- und Spirkenhochmoor - - NAV<br />

Fichtenmoorwald -<br />

Birkenmoorwald -<br />

Rotföhrenmoorwald -<br />

Mandelweiden-Korbweidengebüsch - alpin NAV, Pann<br />

Weidenauwald - - NAlp<br />

Grauerlenauwald - - -<br />

Schwarzerlen-Eschenauwald - - Pann<br />

Silberpappelauwald - -<br />

Schwarzpappelau X -<br />

Quirl-Eschenauwald - -<br />

Eichen-Ulmen-Eschen-Auwald - alpin<br />

Subpannonischer bodenfeuchter Eichen-<br />

Hainbuchenwald<br />

Subpannonischer bodentrockener Eichen-<br />

Hainbuchenwald<br />

- - -<br />

- - -<br />

Flaumeichenwald - - -<br />

Steppenwald X<br />

Subalpiner bodensaurer Fichtenwald - - -<br />

Montaner bodensaurer Fichten- und Fichten-Tannenwald<br />

der Alpen<br />

Bodensaurer Fichten- und Fichten-<br />

Tannenwald der Böhmischen Masse<br />

- - -<br />

- - -<br />

Fichten-Blockwald über Silikat - - -<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 12


Projekte<br />

9420 Alpiner Lärchen- und/oder<br />

Arvenwald<br />

9530 Submediterrane Kiefernwälder<br />

mit endemischen<br />

Schwarzkiefern<br />

Subalpiner bodenbasischer trockener Fichtenwald<br />

Montaner bodenbasischer trockener Fichten-<br />

und Fichten-Tannenwald<br />

Subalpiner bodenbasischer frischer Fichtenwald<br />

Montaner bodenbasischer frischer Fichten-<br />

und Fichten-Tannenwald<br />

- - -<br />

- - -<br />

- - -<br />

- - -<br />

Fichten-Blockwald über Karbonat - - -<br />

Nasser bodensaurer Fichten- und Fichten-<br />

Tannenwald<br />

Nasser bodenbasischer Fichten- und Fichten-Tannenwald<br />

- - -<br />

- - -<br />

Karbonat-Lärchen-Zirbenwald - - -<br />

Silikat-Lärchen-Zirbenwald - - -<br />

Karbonat-Lärchenwald - - -<br />

Silikat-Lärchenwald - - -<br />

Südalpiner Mannaeschen-<br />

Schwarzföhrenwald<br />

- - -<br />

Schwarzföhrenwald des Alpenostrandes - - -<br />

Tabelle 2: BM: Böhmische Masse, NAV: Nördliches Alpenvorland, Pann: Pannonischer Raum, NAlp: Nordalpen, ZAlp: Zentralalpen<br />

Fettgedruckte FFH-Codes signalisieren, dass es sich in ganz Niederösterreich ausnahmslos um einen Tabu-Lebensraumtyp handelt. Fett und<br />

kursiv gedruckte FFH-Codes signalisieren, dass es sich auf Niederösterreich-Ebene um einen Präventiv-Lebensraumtyp handelt.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 13


Projekte<br />

Regelung für die Veränderung der Baumartenzusammensetzung im Zuge von Aufforstungen<br />

Ein wesentliches Kriterium für einen günstigen Erhaltungszustand der Lebensraumtypen<br />

nach Anhang I der FFH-Richtlinie ist das Vorhandensein eines charakteristischen Arteninventars.<br />

Für Wald-Lebensraumtypen spielt hier ganz besonders das Vorkommen der potenziell<br />

natürlichen Baumarten und die den natürlichen Verhältnissen entsprechenden Mischungsverhältnissen<br />

eine Rolle.<br />

Im folgenden werden die Baumarten und ihre Mengenanteile bezogen auf ihre Überschirmung<br />

im Endbestand unter Orientierung an der potenziell natürlichen Waldvegetation<br />

(PNV) aufgelistet. Dabei wird eine Unterscheidung in „obligate“ und „fakultative“<br />

Baumarten vorgenommen:<br />

- Obligate Baumarten müssen zwingend im Endbestand vorhanden sein<br />

- Fakultative Baumarten können zwar ebenfalls auch durchaus häufig aber eben nicht<br />

immer in den Beständen zu finden sein.<br />

Obligate Baumarten mit Höhenstufenangaben müssen nur in dieser Höhenstufe mit den<br />

angegebenen Dominanzen vorkommen. In tieferen Höhenstufen werden die Arten als fakultative<br />

Arten gewertet (eingesprengt bis beigemischt). Dies gilt sinngemäß auch für Einschränkungen<br />

auf bestimmtes Substrat.<br />

Die Mengenanteile der Baumarten wird in Prozent der Überschirmung angegeben:<br />

Dominant<br />

Überschirmung<br />

>50%<br />

Subdominant 26-50%<br />

Beigemischt 6-25%<br />

Eingesprengt 0,2 ha sind vorprüfungspflichtig, wenn von der vorgegebenen<br />

Baumartenempfehlung abgewichen werden soll bzw. ein bestimmter Anteil<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

14


Projekte<br />

von Fremdholz (siehe Prozentsätze bei den Lebensraumtypen) überschritten werden<br />

soll.<br />

- Aufforstungen


Projekte<br />

Nicht vorprüfungspflichtig: vorprüfungspflichtig:<br />

Hainbuche 70% Hainbuche 50 %<br />

Trauben-Eiche 20% Trauben-Eiche 30%<br />

Douglasie 10% Douglasie 20%<br />

91E0 Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-padion, Alnion<br />

incanae, Salicion albae)<br />

Baumschicht entsprechend PNV:<br />

Weidenau<br />

Obligate Baumarten (subdom.-dom): Salix alba und/oder S. fragilis und/oder S. purpurea,<br />

Fakultative Baumarten (eingesprengt-subdom.): Populus alba, P. canescens, Prunus padus,<br />

S. triandra, S. viminalis<br />

Grauerlenau<br />

Obligate Baumarten: Alnus incana (dom.)<br />

Fakultative Baumarten (eingesprengt-subdom.): Acer pseudoplatanus, Populus nigra,<br />

Prunus padus, Salix alba, S. purpurea, Picea abies (montan), Fraxinus ecxelsior, Abies<br />

alba (montan)<br />

Eschen-Erlenau:<br />

Obligate Baumarten (subdom.-dom.): Alnus glutinosa, Fraxinus excelsior<br />

Fakultative Baumarten (eingesprengt-subdom.): Acer campestre, Acer pseudoplatanus,<br />

Alnus incana, Prunus padus, Salix alba, S. fragilis, S. purpurea, Ulmus glabra, U. laevis,<br />

Nicht bewilligungspflichtiger Fremdholzanteil: 10 % im Endbestand<br />

Nicht vorprüfungspflichtig: vorprüfungspflichtig:<br />

Esche 60 % Esche 60%<br />

Berg-Ahorn 20% Hybrid-Pappel 40%<br />

Berg-Ulme 10%<br />

Hybrid-Pappel 10%<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

<strong>16</strong>


Projekte<br />

3.3 Was bedeuten Erhaltung, Erhaltungsziele und günstiger Erhaltungszustand?<br />

Die Europäische Union listet in ihren Naturschutz-Richtlinien Lebensräume und Arten auf,<br />

für deren Erhaltung alle Mitgliedstaaten Verantwortung zu tragen haben. Diese Lebensräume<br />

und Arten „von gemeinschaftlichem Interesse“ sind entweder vom Verschwinden<br />

bedroht, äußerst selten oder sehr charakteristische Bestandteile des europäischen Naturerbes.<br />

Natura 2000 soll einen Beitrag zur Sicherung oder Wiederherstellung eines „günstigen<br />

Erhaltungszustandes“ dieser Schutzgüter leisten. Darunter versteht man, dass die<br />

geografische Verbreitung dieser Schutzobjekte nicht (weiter) zurückgeht und die Populationen<br />

bzw. Lebensraumflächen konstant bleiben oder sich ausdehnen. Weiters sollen alle<br />

typischen Eigenschaften und Bestandteile wie der Lebens- und Entwicklungszyklus,<br />

Lebensraumstrukturen und Standortseigenschaften vorhanden sein.<br />

Der günstige Erhaltungszustand ist durch die Festlegung von Erhaltungsmaßnahmen für<br />

die Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>e und die darin enthaltenen Schutzobjekten zu gewährleisten. Für<br />

eine Reihe von Lebensräumen stellt eine extensive Bewirtschaftung eine Form einer Erhaltungsmaßnahme<br />

dar, welche gewährleistet, dass der Erhaltungszustand weiterhin<br />

günstig bleibt. Erhaltungsmaßnahmen zur Verbesserung des Erhaltungszustandes sind<br />

meist einmalige oder zeitlich begrenzte Aktivitäten wie etwa das Schwenden von Grünland,<br />

die Vernässung von Standorten oder die Umwandlung standortsfremder Bestockungen.<br />

Da in einem Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>e mehrere Schutzobjekte gemeinsam vorkommen, ist es<br />

wichtig, Ziele und Prioritäten für die zu setzenden Erhaltungsmaßnahmen zu formulieren.<br />

Die Erhaltungsziele stellen nicht nur einen Rahmen für das Management in den <strong>Gebiet</strong>en<br />

dar, sondern sind auch der Beurteilungsmaßstab für eventuelle Beeinträchtigungen des<br />

<strong>Gebiet</strong>es und seiner Schutzobjekte durch Projekte.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

17


Projekte<br />

3.4 Was bedeutet „erhebliche“ und „nicht erhebliche Beeinträchtigung“?<br />

Die FFH-Richtlinie verfolgt nach dem Vorsorgeprinzip das Ziel, absehbare Beeinträchtigungen<br />

und Verschlechterungen von Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>en zu erkennen, zu prüfen und<br />

bereits vor ihrem Eintreten abzuwenden. In der FFH-Richtlinie wurde dafür das Instrument<br />

der Naturverträglichkeitsprüfung (NVP) geschaffen, womit im Zuge des Bewilligungsverfahrens<br />

von Projekten potenzielle Beeinträchtigung von Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>e auf ihre Erheblichkeit<br />

zu prüfen sind.<br />

Als Beeinträchtigungen sind Maßnahmen oder Umstände zu werten, welche auf die<br />

Schutzobjekte eines Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>es nachteilige Auswirkungen haben oder haben<br />

könnten. Dazu zählen insbesondere die<br />

► Zerstörung von Schutzobjektflächen<br />

► qualitative Veränderung (Degradation) von Schutzobjektflächen<br />

► Störung von relevanten Arten<br />

Die Beurteilung der Schwere einer Beeinträchtigung ist in Bezug auf das Ziel der FFH-<br />

Richtlinie zu bewerten, den Fortbestand oder die Wiederherstellung eines „günstigen Erhaltungszustandes“<br />

der Schutzobjekte zu gewährleisten. Beeinträchtigungen, welche einen<br />

günstigen Erhaltungszustand daher nicht gefährden, sind somit als unerheblich zu<br />

werten.<br />

Grundsätzlich ist jede potenziellen Beeinträchtigung eines Natura 2000-<strong>Gebiet</strong>es individuell<br />

hinsichtlich ihrer Erheblichkeit zu prüfen. Es gibt jedoch bestimmte Tatbestände,<br />

welche von vornherein als unerheblich bzw. erheblich gewertet werden können:<br />

Unerheblich sind Beeinträchtigungen, welche<br />

► im unmittelbaren Zusammenhang mit notwendigen Erhaltungsmaßnahmen für ein<br />

Natura 2000-<strong>Gebiet</strong> stehen<br />

► Schutzobjekte lediglich vorübergehend betreffen, dauerhafte Schäden jedoch<br />

ausgeschlossen werden können<br />

Erheblich sind Beeinträchtigungen grundsätzliche dann, wenn<br />

► ein Schutzobjekt gänzlich aus einem Natura 2000-<strong>Gebiet</strong> verschwinden würde<br />

► Schutzobjekte betroffen sind, welche in Österreich vom Aussterben bedroht sind<br />

► die Erreichung eines günstigen Erhaltungszustandes durch die Beeinträchtigung<br />

unmöglich gemacht wird<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

18


Projekte<br />

3.5 <strong>Gebiet</strong>stypische Projekte und deren Natura 2000 Relevanz<br />

3.5.1 Errichtung von Radwegen<br />

Durch den allgemeinen Trend zum Radsport ist in den letzten Jahren auch in den Tullnerfelder<br />

Donauauen eine Zunahme an Radsportlern zu verzeichnen. Vor allem auf den<br />

Treppelwegen und um die größeren Orte und Kleinstädte sind Radrouten ausgewiesen.<br />

Überregionale Radwege, wie zum Beispiel der Donauradwegm, verlaufen meist auf asphaltierten<br />

Wegen. Lokale Radrouten befinden sich oft auf Forstwegen mit wassergebundenen<br />

Decken.<br />

Die Länge der neu anzulegenden Radwege ist unterschiedlich. Meist sind sie nur wenige<br />

Kilometer lang und dienen der Erholung der Lokalbevölkerung. Sie konzentrieren sich<br />

rund um die Ortsgebiete. Oder es handelt sich um Verbindungswege zwischen überregionalen<br />

Radrouten, die mitunter die Au in ihrer vollen Breite queren.<br />

Durch den Besucherstrom, den Radwege bedingen, kann es zu einer Störung der Tierwelt<br />

in der Umgebung kommen. Betroffen hiervon sind vor allem Vögel und scheue Säugetiere,<br />

wie z. B. der Fischotter oder das Rotwild.<br />

Durchschneidet ein Radweg einen Lebensraum, dann kann er für kleinere Lebewesen,<br />

wie Käfer und Amphibien, eine Barriere in ihrem Mobilitätsradius sein.<br />

Radwege können auch negative Auswirkungen für die Vegetations- und Lebensgemeinschaften<br />

in der Umgebung haben. Neben der direkten Zerstörung im Zuge von Bauarbeiten<br />

kann es auch Ausstrahlungswirkungen geben. Vor allem hochsensible Lebensräume,<br />

wie z. B. Gewässerufer, werden durch den vermehrten Betritt der Erholungssuchenden<br />

stark in Mitleidenschaft gezogen, weil es dadurch zum Zertrampeln von Vegetation oder<br />

zur Vertreibung von uferbrütenden Vögeln kommt.<br />

Weist der Weg eine asphaltierte Oberfläche auf, dann führt dies dazu, dass er für Käfer<br />

und andere wenig bewegliche Insekten zu einer fast unüberwindbaren Barriere wird. Ähnliches<br />

gilt für Kröten und Frösche, die in ihren Wanderungen zu den Laichgebieten und<br />

den Ganzjahreslebensräumen eingeschränkt und gefährdet werden.<br />

Weiters sind asphaltierte Wege für Schmetterlinge unattraktiv. Im Gegensatz dazu können<br />

sie auf geschotterten Wegen oder auf Erdwegen wichtige Mineralien und Salze aus<br />

schlammigen Radspuren oder matschigen Pfützen aufsaugen.<br />

Nicht zu vergessen ist auch die erhöhte Attraktivität von Asphaltwegen für Erholungssuchende,<br />

die neben einer erhöhten Frequenz an Radfahrern auch eine Folgenutzung durch<br />

Spaziergänger nach sich zieht.<br />

Häufige Maßnahmen, die für die Errichtung von Radwegen gesetzt werden, sind Aufschüttungen<br />

bzw. Abtragungen des Geländes, um größere Höhendifferenzen beim Wegeverlauf<br />

zu vermeiden.<br />

Unter Umständen ist mit der Errichtung eines Radweges eine zusätzliche Anlage von<br />

Stegen oder Brücken über Augewässern verbunden.<br />

Weiters ist ein Offenhalten des Weges durch Freischneiden von randlichem Bewuchs an<br />

einigen Stellen erforderlich.<br />

Um störende Einflüsse von Radwegen möglichst gering zu halten, sollten daher einige<br />

Punkte bei der Planung und Errichtung berücksichtigt werden.<br />

Bei der Wegeführung sollte darauf geachtet werden, dass die Wege keine kleinflächigen<br />

Lebensräume durchtrennen, vor allem keine von weniger mobilen Tierarten. Am besten<br />

sollten neue Radrouten auf bestehenden Wegen angelegt werden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

19


Projekte<br />

Bei der Lage der Wege ist auch darauf zu achten, dass die Störung der Fauna in der Umgebung<br />

möglichst gering gehalten wird. Brut-, Schlaf- und Nistplätze sollten großräumig<br />

umgangen werden.<br />

Besonders Uferzonen sollten soweit wie möglich gemieden werden. Zum Beispiel sollte<br />

der Weg nicht unmittelbar parallel entlang des Ufers verlaufen. Man sollte auch die Anzahl<br />

der Brücken und Traversen über die Augewässer und die Attraktivität von abzweigenden<br />

Forstwegen möglichst gering halten, um eine gezielte Besucherlenkung zu erreichen. Dazu<br />

empfiehlt es sich, die Wege möglichst unbefestigt und ungepflegt zu belassen.<br />

Die Oberfläche von Radwegen sollte nicht asphaltiert werden, da dadurch ein gewisser<br />

Lenkungseffekt bei der Benutzerfrequenz erreicht werden kann. Weiters bietet eine offene<br />

sandig, kiesige Oberfläche Lebensraum für neue Pflanzenarten und z. T. auch für Tiere,<br />

wie z. B. Insekten.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

20


Projekte<br />

3.5.2 Neubau eines Trinkwasserbrunnens<br />

Große Bereiche der Tullnerfelder Donauauen sind im regionalen Raumordnungsprogramm<br />

nördliches Wiener Umland als wasserwirtschaftliches Vorranggebiet ausgewiesen,<br />

welches für die aktuelle und künftige Wasserversorgung von besonderer Bedeutung ist.<br />

Auf Grund der relativ guten Wasserqualität versorgt sich ein Großteil der Umlandgemeinden<br />

mit Wasser aus der Au. Darüber hinaus ist oftmals noch ein Anschluss an das Netz<br />

der Evn-Wasser gegeben. Die aktuelle Österreichkarte weist mehrere Wasserreservoirs<br />

und Brunnenanlagen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen aus.<br />

Derzeit ist zu beobachten, dass unter anderem auf Grund des allgemeinen Anstiegs der<br />

Wohnbevölkerung in der Region der Bedarf an Trinkwasser steigt. Zusätzliche Bedeutung<br />

kommt dem Grundwasser aus der Au zu, weil es große Reserven birgt und relativ unbelastet<br />

von Verunreinigungen ist. Im Gegensatz dazu sind die Grundwasservorkommen im<br />

agrarisch geprägten Umland im verstärkten Ausmaß durch Einträge aus der Landwirtschaft<br />

oder zum Teil auch durch industrielle Altlasten einer Verunreinigung ausgesetzt.<br />

Neben dem Ausbau der Wasserversorgung für die örtliche Bevölkerung ist ein Trend zum<br />

Neubau von Brunnenanlagen durch überregionale Versorger zu erkennen.<br />

Für den Bau von Brunnenanlagen gelten zahlreiche gesetzliche Bestimmungen, unter anderem<br />

die Önorm B 2261. Zusätzlich dazu kann in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en eine Beeinträchtigung<br />

von Schutzgütern nicht ausgeschlossen werden.<br />

Beim Bau kann es mitunter zur Zerstörung wertvoller Altholzbestände mit Schmetterlingsund<br />

Käferhabitaten kommen. Ähnliches gilt für die Lebensräume der FFH-Pflanzenarten.<br />

Weiters darf keine Zerstörung von Säugetierlebensräumen auftreten.<br />

Besonders gefährdet sind die Wiesen- und Rasen des <strong>Gebiet</strong>es. Es besteht hier die Möglichkeit,<br />

dass für die Bauarbeiten Zufahrtswege neuangelegt oder verbreitert werden müssen.<br />

So kann aus einer Fahrspur im Gras mitunter ein asphaltierter Weg werden. Neben<br />

der unmittelbaren Zerstörung der Wiese durch den Wegbau kommt auch noch der Zerschneidungseffekt<br />

dazu. Kleine, wenig mobile Wieseninsekten können auf Grund der Barrierewirkung<br />

die Wege oft nicht mehr überwinden.<br />

Durch den Brunnenbau entstandene Vegetationsschäden gehen oft über den unmittelbar<br />

betroffenen Baustellenbereich hinaus, da unter anderem Bauhütten aufgestellt werden<br />

und Erdmaterial abgelagert wird. Ein oftmaliges Hin- und Herfahren auf der Wiese kann<br />

ebenfalls nachteilige Auswirkungen für die Wiesenorganismen verursachen.<br />

Außer den unmittelbaren Zerstörungen sind auch noch Ausstrahlungswirkungen zu beachten.<br />

Die erhöhte Frequenz der Fahrten zur Baustelle kann zu einer erhöhten Staubund<br />

Lärmbelastung führen. Beunruhigungen von sensiblen Arten wie zum Beispiel großen,<br />

Horst bauenden Vögeln oder Rotwild sind die Folge.<br />

Wenn neue Zufahrtswege gebaut werden müssen, ist ebenfalls darauf zu achten, dass<br />

keine Lebensraumzerstörungen stattfinden. Es ist auch zu bedenken, dass besonders<br />

asphaltierte Wege in verstärktem Maße Erholungssuchende anziehen.<br />

Ein weiteres Gefährdungspotenzial ist die Grundwasserentnahme. Hier kann es dazu<br />

kommen, dass der Grundwasserhaushalt des Auwaldes lokal abgesenkt wird. Dies kann<br />

schwer wiegende Auswirkungen auf Amphibien, Fische, Libellen, die Ufervegetation und<br />

die Auwälder selbst haben. Das ist besonders schwer wiegend, da der Wasserhaushalt<br />

der Auen bereits durch die Donauregulierung und die Donaukraftwerke auf Kosten der<br />

Feuchtlebensräume nachhaltig verändert und beeinträchtigt worden ist.<br />

Um Beeinträchtigungen durch den Bau von Brunnen zu vermeiden oder möglichst gering<br />

zu halten, sollten folgende Punkte in Erwägung gezogen werden:<br />

Soferne es möglich ist, sollte die unmittelbare Zerstörung von Lebensraumtypen vermieden<br />

werden. Dies bezieht sich vor allem auf die Schlägerung von Altholzbeständen und<br />

das Befahren von Wiesen. Im Zuge der Bauarbeiten sollte der beeinträchtigte Bereich so<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

21


Projekte<br />

klein wie möglich gehalten werden und Erdablagerungen auf den Wiesen gänzlich vermieden<br />

werden. Ist das jedoch unumgänglich, sollte sich die Ablagerung auf wenige Tage<br />

(max. eine Woche) beschränken und durch Auflage eines Flieses eine Trennung zwischen<br />

Erdaushub und Wiese erzielt werden.<br />

Wiesen- und Rasenbestände besitzen ein hohes Regenerationsvermögen. Deshalb ist es<br />

nach Beendigung der Bauarbeiten nicht nötig, Einsaaten mit Handelssaatgut vorzunehmen.<br />

Dies verursacht nur Arbeit und Kosten und bewirkt eine Florenverfälschung. Besser<br />

für die Bestände ist die Selbstbegrünung.<br />

Die Zufahrtsrouten zur Baustelle sollten so gewählt werden, dass sie außerhalb der Lebensräume<br />

störungsempfindlicher Arten liegen, also sollte z.B. ein Weg nicht benützt werden,<br />

an den ein Horstbaum angrenzt.<br />

Um Belastungen der Natur zu vermeiden, sollten weitestgehend bestehende Wege genutzt<br />

werden. Eine Asphaltdecke ist nicht zu empfehlen, da sie eine höhere Barrierewirkung<br />

auf Kleintiere hat als eine wassergebundene Decke. Hier besteht auch die Gefahr<br />

der Attraktivierung für die Freizeitnutzung und der damit verbundenen Störung von Tieren.<br />

Außerdem sollte kein Bauschutt zur Verfüllung von Wegsenken benutzt werden, da es vor<br />

allem bei Gewässerquerungen zur Auswaschungen von Schadstoffen kommen kann.<br />

Der wichtigste Punkt ist jedoch, dass durch die Wasserentnahme keine Beeinträchtigung<br />

des Wasserhaushaltes der Augewässer und des Auwaldes eintritt. Hier ist darauf zu achten,<br />

dass nur Grundwasserhorizonte genutzt werden, bei denen eine nachteilige Beeinträchtigung<br />

ausgeschlossen werden kann.<br />

3.5.3 Wasserrechtliche Sanierung einer bestehenden Schottergrube im Auwald<br />

Eine Vielzahl an bewilligten aber auch konsenslos errichteten kleinen Schottergruben<br />

kennzeichnet das <strong>Gebiet</strong> der Tullnerfelder Donauauen. Bereits Anfang der 80-er Jahre<br />

nahmen sie eine Fläche von 150 ha ein und wurden seitdem noch erweitert. Vorzugsweise<br />

wurde der Schotter im Auwald im Bereich von Heißländen abgebaut. Neben der Zer-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

22


Projekte<br />

störung von ökologisch hochwertigen Lebensräumen, kam es dadurch auch zu einer Reduktion<br />

von erholungswirksamen Freiflächen innerhalb der Au.<br />

Von Behördenseite aus wurden in den letzten Jahren keine neuen Schotterabbauflächen<br />

im Augebiet genehmigt. Man versucht hingegen, eine Verlegung des Abbaus außerhalb<br />

des Augebietes in die Diluvialterrassen zu erzielen. Das aktuelle Regionale Raumordnungsprogramm<br />

nördliches Wiener Umland sieht mehrere Eignungszonen für die Gewinnung<br />

grundeigener mineralischer Rohstoffe vor, die außerhalb des geschlossenen Auwaldgebietes<br />

liegen. Darüber hinaus existiert eine Vielzahl an bewilligten Schotterabbauflächen<br />

im Vorland des Auwaldes. Die Rahmenverfügung „Schutz des Grundwasservorkommens<br />

für Zwecke der Trinkwasserversorgung –Tullnerfeld“ sieht strenge Richtlinien<br />

für den Schotterabbau in diesem <strong>Gebiet</strong> vor. Neben den Sicherungsmaßnahmen gegen<br />

oberflächlich eindringendes Hochwasser (der Donau) in eine Nassbaggerung sowie Mindestabstände<br />

zu geschlossenen Wohngebieten von 300 m, zu Waldbeständen und Windschutzanlagen<br />

von 50 m, soll der Abstand zu landwirtschaftlichen Flächen und öffentlichen<br />

Verkehrsflächen mindestens 20 m betragen.<br />

Wesentlichste Vorgabe der Rahmenverfügung ist die Forderung, dass eine bestehende<br />

Grundwasserfreilegung bei niedrigstem Grundwasserstand eine Fläche von mindestens 3<br />

ha aufweisen und dabei eine Mindesttiefe von 3 m besitzen muss.<br />

Der Schotterabbau im Auwald kann auf Grund des geringen Abstandes zum Grundwasser<br />

in der Regel nur als Nassbaggerung ausgeführt werden. Die meisten der bestehenden<br />

Nassbaggerungen wurden auf den ökologisch wertvollen Heißländen angelegt. Die durch<br />

Aufhöhung der Donau entstandenen Schotterkörper sind in diesen Bereichen besonders<br />

abbauwürdig und es bedarf zudem keiner Rodungsbewilligungen.<br />

Im Zuge von Sanierungsprojekten (Vergrößerung auf die oben angeführte geforderte Mindestgröße<br />

und Mindesttiefe) von kleineren Schottergruben kann es in den nächsten Jahren<br />

zu Konflikten mit den Erhaltungszielen von Schutzobjekten im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong><br />

kommen.<br />

Neben weiterer Zerstörung von Wiesenflächen und Trockenrasen auf Heißländenstandorten,<br />

kann auch eine Rodung von Auwaldflächen (siehe geforderter Mindestabstand von<br />

Gewässern) im Rahmen der Sanierung einer Nassbaggerung (Vergrößerung) zum Thema<br />

werden. Besonders empfindlich sind dabei Altholzbestände mit Schmetterlings- und Käferhabitaten<br />

einzustufen, die auf keinen Fall weiter reduziert werden sollen. Auch die<br />

Schwarzpappelau innerhalb des Lebensraumtyps der Eichen-Ulmen-Eschenauen darf im<br />

Zuge von Sanierungsmaßnahmen auf keinen Fall angegriffen werden, da sie als Lebensraum<br />

in Österreich vom Aussterben bedroht ist. Weiters darf keine Beeinträchtigung von<br />

Säugetierlebensräumen auftreten, wobei vornehmlich auf das Vorkommen des Bibers an<br />

Ufern von älteren Schotterteichen zu achten ist. Bei vielen der älteren Schotterteichen<br />

kommt der Lebensraumtyp „Natürliche Stillgewässer mit Wasserschweber-<br />

Gesellschaften“ vor, welcher durch Abbaumaßnahmen nicht maßgeblich verändert werden<br />

soll. Viele der als Schutzobjekte ausgewiesenen Fischarten besiedeln ebenfalls ältere<br />

Schottergruben und sind daher durch ungelenkte Sanierungsmaßnahmen potenziell gefährdet.<br />

Neue Zufahrtsmöglichkeiten können im Zuge der Sanierungmaßnahmen sowohl auf Wiesen<br />

und Rasen, als auch in Auwäldern zu liegen kommen, womit neben der Zerstörung<br />

weitere Zerschneidungs- und Störungseffekte entstehen. Besonders die Asphaltierung<br />

von Zufahrtswegen ist problematisch, da sie in verstärktem Maße Erholungssuchende anzieht.<br />

Neben der unmittelbaren Zerstörung sind auch die Ausstrahlungswirkungen zu beachten.<br />

Verbunden mit dem erneuten Schotterabbau im Zuge von Sanierungsmaßnahmen sind<br />

starke Lärm- und Abgasemissionen durch Maschinen und Lastkraftwagen für das Augebiet.<br />

Beunruhigung von sensiblen Arten, wie großen Horst bauenden Vögeln, Säugetieren,<br />

wie dem Biber und dem Rotwild, können die Folge sein. Weiters führt der erforderliche<br />

Ausbau von Zufahrtsstraßen durch die Auwälder zu einer weiteren Zerschneidung tie-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

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Projekte<br />

rischer Lebensräume sowie zu einer Belastung durch Lärm, Staub und Abgase. Da der<br />

Abbau im Grundwasserbereich mit schwimmenden Schrapperanlagen erfolgt, ist hier zudem<br />

ein besonderes Augenmerk auf die Gefahr von Grundwasserverunreinigungen zu legen.<br />

Viele der abgebauten Baggerseen werden in der Folge als Badeseen oder Fischteiche<br />

genutzt, was sich oftmals nicht mit den Erhaltungszielen der vorkommenden Schutzobjekte<br />

vereinbaren lässt.<br />

Um Beeinträchtigungen der Schutzobjekte durch die Vergrößerung und Vertiefung von<br />

kleineren Nassbaggerungen im Auwald zu vermeiden, sollten folgende Schritte Berücksichtigung<br />

finden. Die unmittelbare Zerstörung von Lebensräumen, wie Auwälder, Wiesen<br />

und Rasen sollte jedenfalls vermieden werden. Das bezieht sich vor allem auf die Schlägerung<br />

von Altholzbeständen sowie auf das Abschieben von Wiesen und Rasen, mit anschließendem<br />

Schotterabbau. Weiters sollen keine Lebensräume durch Neuerrichtung<br />

sowie Ausbau von Zufahrts- und Transportwegen zerstört oder nachteilig beeinflusst werden.<br />

Eine Asphaltierung von Wegen und Pisten soll in jedem Fall vermieden werden.<br />

Zu vergrößernde Nassbaggerungen, welche „Natürliche Stillgewässer mit Wasserschweber-Gesellschaften“<br />

enthalten, sollen nur dann saniert werden, wenn von wasserrechtlicher<br />

Seite ein bescheidmäßiger Sanierungsauftrag erfolgt. Alle anderen Nassbaggerungen<br />

können vom Konsenswerber als normales wasserrechtliches Sanierungsprojekt eingereicht<br />

werden, wobei im Rahmen einer Vorprüfung die Verträglichkeit abgeklärt wird<br />

(Ausstrahlungswirkung durch Zufahrt, Tierhabitate/Amphibien und Säugetiere).<br />

Bei Nassbaggerungen mit dem genannten Lebensraumtyp soll im Vorfeld eine Interessensabwägung<br />

zwischen wasserrechtlichen Gesichtspunkten und den Erhaltungszielen<br />

von Schutzobjekten erfolgen, wobei in jedem Fall im Rahmen einer Vorortkartierung der<br />

aktuelle Ist-Zustand der Schutzobjekte erhoben werden soll.<br />

Bei der Vergrößerung und Vertiefung von bestehenden, zu kleinen Nassbaggerungen,<br />

egal, ob Lebensraumtyp oder nicht, soll auf die Schaffung von ausreichend sonnenexponierten<br />

Flachwasserzonen (bei Niedrigwasserständen), in Abstimmung mit den gebietsrelevanten<br />

Erhaltungszielen und Erhaltungsmaßnahmen (Fischen, Amphibien, Libellen)<br />

Rücksicht genommen werden, wobei als vorläufiger Richtwert 20 - 30% der gesamten Uferflächen<br />

angenommen werden soll. Weiters soll der Materialabbau in der Art und Weise<br />

erfolgen, dass eine naturnahe unregelmäßige Uferrandlinie mit Buchten und unterschiedlichen<br />

Böschungsneigungen entsteht. Bei der Rekultivierung von Restflächen und Böschungen<br />

ist von einer Humusierung abzusehen, um die Entwicklung von Trockenlebensräumen<br />

zu fördern.<br />

Die Sanierungsmaßnahmen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> sollen durch eine wasserrechtliche<br />

und ökologische Bauaufsicht koordiniert werden, um die Umsetzung der Erhaltungsziele<br />

zu gewährleisten.<br />

3.6 Projektbuch<br />

Das Projektbuch ist tabellarisch aufgebaut 6 . Die Auswirkungen von Projekten und Plänen<br />

wird für Artengruppen und Gruppen von Lebensraumtypen, die sich im Projektgebiet gemeinsam<br />

beurteilen lassen, beurteilt. Neben einer Bezeichnung des Projekt- oder Plantyps<br />

ist in einer eigenen Spalte auch eine kurze Charakterisierung und textliche Präzisierung<br />

anzugeben.<br />

6<br />

Eine ausführliche Erläuterung der Gliederung des Projektbuches findet sich im Formular „Ausfüllanleitung für<br />

das Projektbuch – NÖ Natura 2000“.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

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Projekte<br />

Ein Projekt oder Plan kann auf zwei mögliche Arten wirken: einerseits kann sie eine Überlagerungswirkung<br />

entfalten. Dies bedeutet, dass es eine unmittelbare räumliche Überlagerung<br />

zwischen dem Projekt oder Plan und einer Verbreitungsfläche einer oder mehrerer<br />

Arten bzw. eines oder mehrerer Lebensräume gibt.<br />

Eine Ausstrahlungswirkung eines Projektes oder Planes ist dann zutreffend, wenn das<br />

Projekt oder der Plan geeignet ist, ohne unmittelbare Überlagerung auf Lebensräume oder<br />

Arten Einfluss zu nehmen. Dabei ist es unerheblich, ob das Projekt oder der Plan<br />

selbst in einer weißen Fläche innerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es oder gegebenenfalls<br />

am Rand außerhalb eines Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es gelegen ist.<br />

Bei der Einstufung der Prüfrelevanz stehen für die Überlagerungswirkung und für die Ausstrahlungswirkung<br />

des Projektes oder Planes je drei Spalten zur Verfügung:<br />

1. nicht prüfrelevantes Projekt/Plan (Weißbuch)<br />

2. prüfrelevantes Projekt/Plan<br />

Standardschriftart: Klärung durch Vorprüfung empfohlen<br />

Kursivschriftart: Naturverträglichkeitsprüfung notwendig (Schwarzbuch)<br />

3. Status fraglich:<br />

Auf Grund der zu geringen Datensituation werden Projekte oder Pläne, deren Status<br />

derzeit oder auf Grund der Projektsituation nicht beurteilt werden kann, vorerst in die<br />

dritte Spalte eingetragen. Im Rahmen der Endredaktion seitens der Landesregierung<br />

werden diese Fälle den ersten zwei Spalten zugeteilt.<br />

Die Zuordnung zu den einzelnen Kategorien erfolgt anhand des Zutreffens von Kriterien<br />

unter Berücksichtigung der technisch logischen Zusammenhänge zwischen dem Projekt<br />

oder Plan und den Lebensraumtypen des Anhanges I und den Arten des Anhanges II.<br />

Ziel des Projektbuches ist eine möglichst häufige Festlegung auf nicht prüfrelevant/prüfrelevant.<br />

Die Eintragung in „Status fraglich“ soll dort verwendet werden, wo auf<br />

Grund der vorerst noch zu ungenauen Beschreibung des Projektes oder Planes und des<br />

fehlenden Datenmaterials eine Festlegung vorerst nicht möglich ist. Das Projektbuch<br />

bleibt weiterhin dynamisch, bei geänderten Bedingungen können Projekte, die jetzt als<br />

nicht prüfrelevant eingestuft sind, später auf Grund geänderter Voraussetzungen (Summationseffekte<br />

und Erheblichkeit) in die Spalte „prüfrelevantes Projekt“ wandern.<br />

In den einzelnen Projektgebieten ist es wahrscheinlich, dass Projekte oder Pläne auf<br />

Grund ihrer Lage in Teilräumen des Projektgebietes unterschiedlich beurteilt werden können.<br />

Dies erfolgt dadurch, dass der Projekt- oder Plantyp inhaltlich in der Liste mehrfach<br />

vorkommt und die Lage jeweils angeführt wird.<br />

Zur Vereinfachung der Lesbarkeit des Projektbuches werden Artengruppen und Gruppen<br />

von Lebensraumtypen gebildet, die sich im jeweiligen Natura 2000-<strong>Gebiet</strong> gemeinsam<br />

beurteilen lassen. Dabei wird möglichst auf die Legende der Arten in den Plandarstellungen<br />

Rücksicht genommen. Die Legende wird der Projektbuch-Tabelle angegliedert.<br />

Thematische Gliederung<br />

Zur leichteren Auffindung werden die Projektbücher thematisch gegliedert:<br />

· Raumordnung und Gemeindeentwicklung<br />

· Verkehr<br />

· Forstwirtschaft<br />

· Landwirtschaft<br />

· Wasserwirtschaft<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

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Projekte<br />

· Gewerbe & Industrie<br />

· Freizeitnutzung & Erholung<br />

· Jagd & Fischerei<br />

· Sonstige Projekte oder Pläne<br />

Kriterien für Zuordnung „nicht prüfrelevant“ (Weißbuch)<br />

Das Weißbuch (Kategorie „nicht prüfrelevant“) beinhaltet alle Schutzgüter, für die die<br />

Durchführung des Projekt- oder Plantyps sicherlich keine erhebliche Beeinträchtigung zur<br />

Folge haben wird.<br />

Alle Schutzgüter, für welche alle untenstehend angeführten Kriterien zutreffen, sind als<br />

„nicht prüfrelevant“ dem Weißbuch zuzuordnen:<br />

· Kein Flächenverlust von Habitaten von Arten des Anhanges II oder von Lebensraumtypen<br />

des Anhanges I. Als Flächenverlust zu werten sind<br />

komplette Zerstörung einer Fläche (Überbauung, Materialabbau, etc.)<br />

Änderung der Flächennutzung (Umwandlung eines Buchenwaldes in Fichtenforst,<br />

Umwandlung von Grünland in Acker, etc.)<br />

· Keine Auswirkungen auf angrenzende Flächen, die Habitate von Arten des Anhanges<br />

II oder von Lebensraumtypen des Anhanges I beherbergen. Dies sind<br />

standörtliche Veränderungen (Veränderungen des Wasser-, Nährstoffhaushaltes,<br />

etc.)<br />

Störungen (z.B. Bauarbeiten in der Brutzeit etc.; v.a. bei Tierarten relevant)<br />

Kriterien für Zuordnung „prüfrelevant“ (Graubuch)<br />

Das Graubuch (Kategorie „prüfrelevant“, Standardschrift) beinhaltet alle Schutzgüter, bei<br />

denen unklar ist, ob die Durchführung des Projekt- oder Plantyps eine Beeinträchtigung<br />

oder sogar erhebliche Beeinträchtigung von Schutzgütern zur Folge haben wird. Sind hier<br />

einzuordnende Schutzgüter von einem konkreten Projekt oder Plan direkt (Überlagerungswirkung)<br />

oder indirekt (Ausstrahlungswirkung) betroffen, so kann der Konsenswerber<br />

in einer frühen Projektphase durch eine Vorprüfung hinsichtlich ihrer Natura 2000-<br />

Verträglichkeit vorprüfen lassen.<br />

In der ersten Phase der MP-Erstellung wird der Bereich des Graubuches inhaltlich relativ<br />

umfangreich sein. Durch zunehmende Kenntnis der im <strong>Gebiet</strong> auftretenden Projekt- und<br />

Plantypen, durch im Zuge der weiteren Umsetzung von Natura 2000 zunehmende Präzisierung<br />

zentraler Begriffe und genauere Daten wird sich dieser Bereich in späteren Phasen<br />

des MP einschränken und präzisieren lassen.<br />

Alle Schutzgüter, für welche eines der untenstehend angeführten Kriterien zutreffen könnte,<br />

sind als „prüfrelevant“ dem Graubuch zuzuordnen:<br />

· Flächenverlust von nicht gefährdeten, lokal oder regional bedeutenden Lebensraumtypen<br />

des Anhanges I oder Arten des Anhanges II (vgl. Natura 2000-<br />

Datenbank)<br />

· Beeinträchtigungen unklaren Umfanges (erheblich oder unerheblich?) auf angrenzende<br />

Flächen, die Habitate von Arten des Anhanges II oder von Lebensraumtypen<br />

des Anhanges I beherbergen<br />

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Projekte<br />

· Kurzfristige Beeinträchtigungen von Natura 2000-Schutzgütern ohne dauerhafte<br />

Beeinträchtigungen<br />

Kriterien für Zuordnung „Naturverträglichkeitsprüfung nötig“ (Schwarzbuch)<br />

Das Schwarzbuch (Kategorie „prüfrelevant“, Kursivschrift) beinhaltet alle Schutzgüter, für<br />

die die Durchführung des Projekt- oder Plantyps eine erhebliche Beeinträchtigung zur<br />

Folge haben würde. Diese Projekt- und Plantypen sind auf jeden Fall einer Naturverträglichkeitsprüfung<br />

zu unterziehen.<br />

Alle Schutzgüter, für welche eines der im Kap. 3.3 im Dokument vom 21. 1. 2003 angeführten<br />

Kriterien bei Durchführung des Projekt- oder Plantyps zutreffen könnte, sind dem<br />

Schwarzbuch (Naturverträglichkeitsprüfung nötig) zuzuordnen.<br />

Kriterien für Zuordnung „fraglich“<br />

Die Kategorie Status „fraglich“ beinhaltet alle Projekt- und Plantypen, deren Status auf<br />

Grund ungenügender Datensituation derzeit nicht beurteilt werden kann. In diese Kategorie<br />

sind somit alle derzeit nicht genauer beurteilbaren Schutzgüter einzureihen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

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Projekte<br />

3.6.1 Raumordnung & Gemeindeentwicklung<br />

Hierbei handelt es sich um die Deckblätter, dahinter werden die Projektbuchseiten eingelegt.<br />

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Projekte<br />

3.6.2 Verkehr<br />

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Projekte<br />

3.6.3 Forstwirtschaft<br />

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Projekte<br />

3.6.4 Landwirtschaft<br />

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Projekte<br />

3.6.5 Wasserwirtschaft<br />

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Projekte<br />

3.6.6 Gewerbe & Industrie<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

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Projekte<br />

3.6.7 Freizeitnutzung & Erholung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

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Projekte<br />

3.6.8 Jagd & Fischerei<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

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Projekte<br />

3.6.9 Sonstige Projekte oder Pläne<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

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Projekte<br />

3.6.10 Legende<br />

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Projekte<br />

3.7 Dokumentation Vorprüfungen<br />

Projekttitel VP Gemeindegebiet Kurzbeschreibung (Stichworte) Ergebnis Datum<br />

wird im Sommer eingearbeitet<br />

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Projekte<br />

3.8 Dokumentation Naturverträglichkeitsprüfungen<br />

Projekttitel NVP Gemeindegebiet Kurzbeschreibung (Stichworte) Ergebnis Datum<br />

wird im Sommer eingearbeitet<br />

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Ansprechpartner und Protokolle<br />

4 ANSPRECHPARTNER UND PROTOKOLLE<br />

4.1 Ansprechpartner im <strong>Gebiet</strong><br />

4.1.1 Gemeinden und Stadtgemeinden (Stand 2002/2003)<br />

o Gemeinde Leobendorf, 2100 Leobendorf, Stockerauer Straße 9, vertreten durch:<br />

Holzer Franz, Gemeinderat Marktgemeinde Leobendorf, 0676/3739280; Stöckl Josef,<br />

Vizebürgermeister Marktgemeinde Leobendorf, 02266/81<strong>16</strong>9<br />

o Gemeinde Spillern, 2104 Spillern, Bahnstraße 6, vertreten durch: Bedliwy Josef,<br />

Vizebürgermeister Marktgemeinde Spillern, 02266/80225<br />

o Stadtgemeinde Traismauer, 3133 Traismauer, Wiener Straße 8, vertreten durch:<br />

Knopf Walter, Leiter Umweltamt Traismauer, 02783/6851-12, Fax DW 30; Bauer<br />

Anton, STR Gemeinlebarn, 02276/2912, 0664/6413775<br />

o Marktgemeinde Zwentendorf, 3435 Zwentendorf, Rathausplatz 4, vertreten<br />

durch: Grestenberger, Vizebürgermeister Zwentendorf, 02276/2449; Baumgartner,<br />

GGR Zwentendorf, 02277/2209, Fax DW 4; Jedlicka, Bauamt Zwentendorf,<br />

02277/2209<br />

o Stadtgemeinde Tulln, 3430 Tulln, Nussallee 4, vertreten durch: Ing. Friedl,<br />

Stadtgemeinde Tulln, Stadtbauamt, 02272/690/340<br />

o Marktgemeinde St. Andrä-Wördern, 3423 Wördern, vertreten durch: Dreschkay<br />

Johann, OSEKR. St.Andrä-Wördern, 02242/31300-<strong>16</strong>; Krieber Werner, OVR Altenberg<br />

Greifenstein, 02242/32138; Nagl Ute, GGR St. Andrä-Wördern,<br />

02242/92212<br />

o Stadtgemeinde Korneuburg, 2100 Korneuburg, Hauptplatz 39, vertreten durch:<br />

Haller Franz, Förster, 02262/770/320; Eichinger Christian, Baudirektor Korneuburg,<br />

02262/770/300<br />

o Stadtgemeinde Klosterneuburg, 3400 Klosterneuburg, Rathausplatz 1, vertreten<br />

durch: Wimmer Sepp, STR Klosterneuburg, 02243/37504; Kleiber Edwin, BD Klosterneuburg,<br />

02243/444/250; Zahm Leopold, Stadtplanung Klosterneuburg,<br />

02243/444/250; Schmid Alfred, Vizebürgermeister Klosterneuburg, 02243/444/200<br />

o Gemeinde Zeiselmauer, 3424 Zeiselmauer, Bahnstraße 6, vertreten durch:<br />

Meyer Josef, Bürgermeister Zeiselmauer, 02242/70402/72<br />

o Marktgemeinde Langenrohr, 3442 Langenrohr, Schulstraße 7/1, vertreten durch:<br />

Bogner Johann, Vizebürgermeister Langenrohr, 02272/6427122; Hagl Franz,<br />

Gemeinderat Langenrohr, 02272/7818<br />

o Marktgemeinde Langenzersdorf, 2103 Langenzersdorf, Hauptplatz 10, vertreten<br />

durch: Waygand Josef, Umweltgemeinderat Langenzersdorf, 02262/9025/11226<br />

o Gemeinde Muckendorf-Wipfing, 3424 Muckendorf-Wipfing, Schulgasse 32, vertreten<br />

durch: Grüssinger Hermann, Bürgermeister Muckendorf, 02242/70214;<br />

Schmatz Erich, Geschäftsführender Gemeinderat Muckendorf, 0676/7723595<br />

o Marktgemeinde Etzdorf-Haitzendorf, 3492 Etzdorf-Haitzendorf, Rathausstraße<br />

74, vertreten durch: Leuthner Franz, Geschäftsführender Gemeinderat Etsdorf-<br />

Haitzendorf, 02735/2445<br />

o Marktgemeinde Grafenwörth, 3484 Grafenwörth, vertreten durch: Zimmermann<br />

Franz, Geschäftsführender Gemeinderat, Grafenwörth, 02738/2532; Steinkellner<br />

Walter, Geschäftsführender Gemeinderat Grafenwörth, 02738/2384<br />

o Marktgemeinde Kirchberg am Wagram, 3470 Kirchberg am Wagram, vertreten<br />

durch: Steiner Christian, Ortsvorsteher Kirchberg am Wagram, 0664/491098;<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

1


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Bernersdorfer Josef, Geschäftsführender Gemeinderat Kircherg / Kollersdorf,<br />

676/4767508; Benedikt Johann, Bürgermeister Kirchberg am Wagram,<br />

02279/2332; Berthiller Franz, Ortvorsteher Winkl, 02279/2548<br />

o Magistrat der Stadtgemeinde Krems, 3500 Krems an der Donau, Obere Landstraße<br />

4, vertreten durch: Mag. Ceitner Günther, MAVI Krems 02732/801-445;<br />

Schweigl Sabine MA VI Krems 02732/801-445; Harrer Franz MA VI Krems<br />

02732/801-456<br />

o Gemeinde Rohrendorf, 3495 Rohrendorf bei Krems, Obere Hauptstraße 21, vertreten<br />

durch: Mayer Franz, Gf. Gemeinderat Rohrendorf 02732/83850; Haiderer<br />

Leopold, Gf.Gemeinderat Rohrendorf<br />

o Gemeinde Gedersdorf, 3494 Theiß, Obere Hauptstraße 1, vertreten durch:<br />

Winkler Erwin, VBGM Gedersdorf, 02735/8185<br />

o Marktgemeinde Königsbrunn, 3465 Königsbrunn am Wagram, vertreten durch:<br />

Karl Solien, Bürgermeister Königsbrunn, 02278/2338; Dr. Herbert Tiefenbacher,<br />

Vertrauensperson f. Natura 2000, Gutsverwaltung Grafenegg, 02735/220533;<br />

Anton Schwanzer, Gemeinderat Königsbrunn; 02278/3732, Leopold Bauer, Gemeinderat<br />

Königsbrunn, 02278/33611<br />

o Marktgemeinde Hausleiten, 3464 Hausleiten, Kremser Straße 96, vertreten<br />

durch: Karl Pfeifer, Gemeinderat Hausleiten, 02265/6214; Josef Grieber, Gf.<br />

Gemeinderat Hausleiten, 02265/7275<br />

o Marktgemeinde Absdorf, 3462 Absdorf, Hauptplatz 1, vertreten durch: Herbert<br />

Dam, Gf. Gemeinderat Absdorf, 02278/2476<br />

o Stadtgemeinde Stockerau, 2000 Stockerau, Josef Wolfik-Straße 1, vertreten<br />

durch: Els Franz, Forstverwalter Stadtgemeinde Stockerau, 02266/62777; Riedler<br />

DI Maria-Andrea, Stadtamtsdirektorin Stadtgemeinde Stockerau,<br />

02266/69512<br />

4.1.2 Bezirkshauptmannschaften (Stand 2002/2003)<br />

o Bezirkshauptmannschaft Krems, 3500 Krems an der Donau, Körnermarkt 1, Bezirkshauptmann<br />

Wirkl. Hofrat Dr. Gerhard Hetzer<br />

o Bezirkshauptmannschaft Tulln, 3430 Tulln, Hauptplatz 33, Bezirkshauptmann<br />

Wirkl. Hofrat Mag. Johann Lampeitl<br />

o Bezirkshauptmannschaft St. Pölten, 3100 St. Pölten, Am Bischofteich 1, Bezirkshauptmann<br />

Wirkl. Hofrat Dr. Josef Sodar<br />

o Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung, 3400 Klosterneuburg, Leopoldstraße<br />

21, Bezirkshauptmann Wirkl. Hofrat Mag. Wolfgang Straub<br />

o Bezirkshauptmannschaft Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 5, Bezirkshauptmann,<br />

Wirkl. Hofrat Dr. Norbert Haselsteiner<br />

4.1.3 Landeslandwirtschaftskammer und Bezirksbauernkammern (Stand 2002 /<br />

2003)<br />

o NÖ Landes-Landwirtschaftskammer, 3100 St. Pölten, Wiener Straße 64, Dipl.-<br />

Ing. Ernst Reischauer<br />

o BBK Tullnerfeld DI Jäger Siegfried, Pflanzenberater, 02272/62327-<strong>16</strong>; DI Öllerer<br />

Josef, Forstsekretär, 02742/72186-19<br />

o BBK Korneuburg Mayer Lorenz, Obmann, 0268/6159; Ing. Schmidt Hannes,<br />

Kammersekretär 02262/729<strong>16</strong>; DI Steindl Heinz, Forstsekretär 02262/724<strong>16</strong><br />

o BBK Krems, Wimmer Josef, Pflanzenbauberater 02732/77077; DI Rehrl Franz<br />

H., Kammersekretär, 02732/77077<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

2


Ansprechpartner und Protokolle<br />

4.1.4 Sachverständige (Stand 2002/2002)<br />

o GBA IV, 3500 Krems, Gaswerkgasse 9, Mag. Norbert Stadler, 02732/82458-454<strong>16</strong><br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Dengg Elfriede, 02236/9025-45546<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, Ing. Mag. Wilfried Burger, 02236/9025-<br />

45533<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Leopold Kuderer, 02236/9025-45530<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Friedrich Maurer, 02236/9025-45534<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Gernot Pichlbauer, 02236/9025-45500<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Rudolf Reukl, 02236/9025-45540<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Helmut Schretzmayer, 02236/9025-<br />

45545<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Christine Thomas, 02236/9025-45533<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Dengg Elfriede, 02236/9025-45546<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, DI Dengg Elfriede, 02236/9025-45546<br />

o GBA V, 2340 Mödling, Bahnstraße 2, Ing. Helmut Tichy, 02236/9025-45541<br />

o GBA I Korneuburg, Abt. BD1, 2100 Korneuburg, Bankmannring 19, Dr. Christina<br />

Wanivenhaus, 02262/75670-45137<br />

o GBA I Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 19, DI Helmut Odehnal,<br />

02262/75670-45131<br />

o BH Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 5, DI Georg Findeis,<br />

02262/9025-29600<br />

o BH Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 5, König Peter, 02262/9025-<br />

29611<br />

o BH Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 5, DI Johann Baumgartner,<br />

02262/75670-45142<br />

o BH Wien-Umgebung, Klosterneuburg, Leopoldstraße 21, Ing. Martin Abel,<br />

02243/9025-26611<br />

o BH Wien-Umgebung, Klosterneuburg, Leopoldstraße 21, DI Alexander Mayer,<br />

02243/9025-26600<br />

o BH St. Pölten, 3100 St. Pölten, Am Bischofteich 1, Ing. Michael Meissl,<br />

02742/9025-37612<br />

o BH St. Pölten, 3100 St. Pölten, Am Bischofteich 1, Johann Bauer, 02742/9025-<br />

37611<br />

o BH St. Pölten, 3100 St. Pölten, Am Bischofteich 1, DI OFR Gelmann,<br />

02742/9025-37600<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

3


Ansprechpartner und Protokolle<br />

o BH St. Pölten, 3100 St. Pölten, Am Bischofteich 1, Ing. Josef Kimmeswenger,<br />

02742/9025-37613<br />

o GBA III, St. Pölten , 3100 St. Pölten, Klostergasse 31, DI Herbert Rihs,<br />

02742/311900-45320<br />

o <strong>Gebiet</strong>sbauamt III, 3100 St. Pölten, Klosterg. 31, DI Gerhard Tessarek,<br />

02742/311900-45319<br />

o Amt der NÖ Landesreg., Abt. LF4, 3109 St. Pölten, Landhauspl. 1, DI Heinz<br />

Piglmann, 02742/9005<br />

o BH Tulln, 3430 Tulln, Hauptplatz 33, Ing. Roland Jager, 02272/9025-39611<br />

o BH Krems, 3500 Krems, Körnermarkt 1, Herrn Ing. Martin Koppensteiner,<br />

02732/9025-30612<br />

o BH Krems, 3500 Krems, Körnermarkt 1, DI Wolfgang Hirmke, 02732/9025-30600<br />

o BH Krems, 3500 Krems, Wiedengasse 4, Ing. Wolfram Hackl, 02732/9025-30611<br />

o BH Krems, 3500 Krems, Wiedengasse 4, Ing. Richard Zeinzinger, 02732/9025-<br />

30613<br />

o Magistrat der Stadt Krems, MA IV, 3500 Krems, Stadtgraben 13, Ing. Hubert Denk,<br />

02732/801-412<br />

o Magistrat Krems MA VI, 3500 Krems, Stadtgraben 11, Mag. Günter Certner,<br />

02732/801-445<br />

o BH Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 5, DI Herbert Fellinger,<br />

02262/75670-45140<br />

o BH Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 5, DI Dietfried Korger,<br />

02262/75670-45110<br />

o BH Korneuburg, 2100 Korneuburg, Bankmannring 5, DI Michael Kriz,<br />

02262/75669-45139<br />

4.1.5 Wirtschaftskammer NÖ und gebietsrelevante Bezirksstellen (Stand 2002/2003)<br />

o Wirtschaftskammer Niederösterreich, 1014 Wien, Herrengasse 10<br />

o Bezirksstelle Korneuburg / Stockerau, Bezirksstellenleiter Dr. Konrad Strappler,<br />

02266/62220<br />

o Bezirksstelle Tulln, sozial- und finanzpolitischer Referent Mag. Armin Klauser,<br />

02272/623400<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

4


Ansprechpartner und Protokolle<br />

o Bezirksstelle Krems, Bezirksstellenleiter Mag. Herbert Aumüller, 02732/783201<br />

o Bezirksstelle St. Pölten, Bezirksstellenleiter Mag. Gernot Binder, 02742/7310320<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

5


Ansprechpartner und Protokolle<br />

4.2 Gespräche mit den Gemeinden<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

Gesprächsprotokoll<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Holzer Franz, Gemeinderat Marktgemeinde Leobendorf, 0676/3739280<br />

Stöckl Josef, Vizebürgermeister Marktgemeinde Leobendorf, 02266/81<strong>16</strong>9<br />

Els Franz, Forstverwalter Stadtgemeinde Stockerau, 02266/62777<br />

Riedler DI Maria-Andrea, Stadtamtsdirektorin Stadtgemeinde Stockerau, 02266/69512<br />

Bedliwy Josef, Vizebürgermeister Marktgemeinde Spillern, 02266/80225<br />

Haberreiter DI Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Grinschgl DI Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin: 04.11.02<br />

Uhrzeit: 8 Uhr<br />

Dauer: 2,5 Std.<br />

Ort: Rathaus Stockerau<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Gesprächsinhalte:<br />

• Vorstellungsrunde, Überblick über Natura 2000 in den kommenden Jahren, Erläuterung<br />

des <strong>Managementplan</strong>es, Erläuterung Projektbuch, Lokalisierung von Schutzgütern<br />

in den einzelnen Gemeinden, Sammlung von möglichen Projekten, Hinweis auf<br />

diverse Formulare<br />

• Seitens der Stadtgemeinde Stockerau wurde auf das Naturschutzgebiet in den Donauauen<br />

verwiesen, in dem durch ein Besucherlenkungskonzept (ausgewiesene<br />

Wanderwege, Naturlehrpfad, Waldschule und Joggingstrecken) die Freizeitnutzung in<br />

den Auen gesteuert werden soll, in empfindlichen Bereichen wird bewusst ein Zuwachsen<br />

der Wege und Forsttrassen angestrebt<br />

• Seitens der Gemeinde Stockerau wurde während der letzten Spiegelveranstaltung<br />

mündlich ein Jungbestand (Bürgerhäufl/Hybridpappel?) bei DI Wolfgang Suske<br />

(05.06.03) beeinsprucht und nachgefragt, ob eine Berücksichtigung dieser Fläche<br />

noch durchgeführt wurde (keine Stellungsnahme im Ordner dazu)<br />

• Besonders in Stockerau wurde das nur langsam abfließende erhöhte Grundwasser<br />

auch im Stadtgebiet beklagt, man sucht derzeit im Rahmen einer Machbarkeitsstudie<br />

nach möglichen Rückbaumaßnahmen für die Bäche des Vorlandes und will gleichzeitig<br />

durch die Öffnung von Querdämmen im Augebiet verbesserte Abflüsse des Hochwassers<br />

erzielen<br />

• In Leobendorf hat die Gemeinde einen Gemeindewaldanteil von 7 ha, der restliche<br />

Waldanteil verteilt sich auf Wildcek und die Stadtgemeinde Korneuburg<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

6


Ansprechpartner und Protokolle<br />

• In Spillern wurde an einem alten Schotterteich ein Freizeitzentrum für Badebetrieb und<br />

Fischerei errichtet. Es gibt jedoch Bestrebungen, den Badebetrieb wieder zu reduzieren.<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angeregt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist, bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird vorausichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich über<br />

das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Freizeitnutzung<br />

Die Stockerauer Auen sind auch für Radverkehr freigegeben, dieser soll aber in Hinkunft<br />

eher reduziert werden. Der unmotorisierte Bootsbetrieb (Kanu) ist auf dem Krumpenwasser<br />

erlaubt. Ein Verein (Naturfreunde) betreibt ein Bootshaus beim Gasthaus im Augebiet.<br />

Drei Laufrouten wurden für Jogger ausgewiesen (3, 7 und 11 km Länge). Stockerau hat<br />

ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet in der Au. Es gibt ein Besucherlenkungskonzept<br />

mit zwei unterschiedlich langen Lehrpfaden (2 km und 5 km), um die Besucher von empfindlichen<br />

<strong>Gebiet</strong>en fernzuhalten. Auch eine Waldschule wurde im <strong>Gebiet</strong> der Stockerauer<br />

Auen eingerichtet, die von Volks-, Hauptschule und Gymnasium genutzt wird. R. Colloredo<br />

hat einen Fischereiverein gegründet und verpachtet die Nutzungsrechte an Fischer<br />

aus Stockerau. Es existieren große ehemalige Schotterteiche im <strong>Gebiet</strong>, die fischereilich<br />

genutzt werden. Im Bereich der Altarme gibt es keine Badenutzung, wohl aber in ehemaligen<br />

Schotterteichen.<br />

In Spillern existiert ein Freizeitzentrum mit Badebetrieb und fischereilicher Nutzung. In Zukunft<br />

soll nur noch den Fischern Nutzungsrechte erteilt werden. In Schotterteich (Spillern)<br />

wurden vor kurzem 1000 kg Karpfen und Hechte nachbesetzt. Der Kormoran ist eine<br />

Problemvogelart an Fischteichen. Ein Radwanderweg in Spillern konnte wegen des Einspruches<br />

der Grundbesitzer nicht entlang des Treppelweges geführt werden. Radfahrer<br />

müssen das <strong>Gebiet</strong> nun nördlich umfahren. Teilweise wird aber trotz aufgestellter Verbotsschilder<br />

die Abkürzung durch das <strong>Gebiet</strong> genommen. Ansonsten wird das Radfahren<br />

geduldet. In Leobendorf wird das Auwaldgebiet vor allem zum Wandern und Joggen genutzt<br />

(Radfahren ist verboten). Der Rohrbach in Leobendorf wird kaum befischt.<br />

Forstwirtschaft und Jagd<br />

Im Bereich von Stockerau wird die „Aujagd“ durch eine Genossenschaft ausgeführt. Die<br />

Feldjagd, sofern vorhanden, wird durch landwirtschaftliche Genossenschaften ausgeführt.<br />

Im Gemeindewald sind nur kleinflächige Wildfütterungen auf Wiesenflächen zulässig. Es<br />

gibt in Stockerau seitens des Gemeindewaldes Pachtverträge mit Jägern, in denen<br />

festgelegt ist, wo und wieviel Wildäcker angelegt werden dürfen. Weiters gibt es die<br />

Vorgabe, dass das Wild nur in Notzeiten gefüttert werden darf. Im Bereich von<br />

Privatwäldern wird intensiv zugefüttert (auch auf Wiesen) weil die Jagd einen wichtigen<br />

Wirtschaftsfaktor darstellt. R. Colloredo hat den größten Forstbesitz im Gemeindegebiet<br />

von Stockerau und Spillern.<br />

Im Bereich von Spillern hat die Gemeinde keinen Anteil am Augebiet.<br />

Im Gemeindegebiet von Leobendorf ist außer 7 ha (Gemeindewald) der Wald im Besitz<br />

der Stadtgemeinde Korneuburg und der Gutsverwaltung Wildcek.<br />

Schottergewinnung<br />

Keine aktuelle Schotternutzung, nur aufgelassene Schotterteiche im <strong>Gebiet</strong> der Gemeinden<br />

Stockerau, Spillern und Leobendorf.<br />

Wasserkraftnutzung, Flussbau, Fließgewässerrückbau, Hochwasserschutz<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

7


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Stadtgemeinde Stockerau: Abflussprobleme mit Hochwasser und Grundwasser im Bereich<br />

der nördlichen Donauauen. Die Donau ist abgedämmt und hat kaum noch Vorfluterwirkung.<br />

Gewässerrückbau seitens Stadtgemeinde Stockerau an zufließenden Bächen<br />

geplant (z.B. beim Göllersbach, der auch den Auwald durchfließt, zu wenig Infos über weiteren<br />

Ablauf durch Land). Generell sollen alle Bäche im Gemeindegebiet auf Rückbaumöglichkeiten<br />

untersucht werden (Machbarkeitsstudie in Zusammenarbeit mit Land), derzeit<br />

fließt das Hochwasser in der Au kaum ab, da durch Erdwälle der Abfluss zum Krumpenwasser<br />

teilweise unterbrochen wird.<br />

Die Stechmücken im Augebiet werden derzeit nicht bekämpft, obwohl es ein biologisches<br />

Stechmückenmittel gibt (BTI), das auch von der Landesregierung empfohlen wird.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Zur Trinkwassergewinnung in der Au wurden mehrere Brunnen errichtet (Stadtgemeinde<br />

Korneuburg hat Brunnen im Augebiet von Leobendorf, Stockerau besitzt zwei Brunnen im<br />

<strong>Gebiet</strong>, Wasser wird bis Sierndorf und Niederhollabrunn geleitet, es sind vorläufig keine<br />

weiteren Brunnen mehr geplant)<br />

In Spillern war ein Trinkwasserwerk von der Nösiwag geplant (R. Colloredo ist Grundeigentümer).<br />

Industrie<br />

Keine im <strong>Gebiet</strong> vorhanden. Nördlich der Autobahn, außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

grenzen in allen drei Gemeinden Industrieansiedlungen an die Bahnlinie.<br />

Deponien<br />

Keine im <strong>Gebiet</strong> bekannt.<br />

Landwirtschaft<br />

Am Nordrand des Auwaldgebietes von Stockerau existieren einige größere zusammenhängende<br />

Flächen, die jedoch außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es liegen. Innerhalb des<br />

Auwaldgebietes liegen Wiesenflächen, die teilweise von den Jägern gemäht werden.<br />

In Spillern existieren keine Ackerflächen mehr im Augebiet (wurden in den letzten Jahren<br />

aufgeforstet). Kleine Glatthaferwiesenbereiche werden vor allem als Wildfütterungsstellen<br />

genutzt.<br />

Straßenbau<br />

In Stockerau werden seitens der Gemeinde die Güter- und Forstwege instand gehalten.<br />

Die asphaltierte Zufahrt zum Kraftwerk ist mit einem Schranken für den öffentlichen Autoverkehr<br />

gesperrt. Die Zufahrt zum Gasthaus beim Krumpenwasser ist gestattet. Der Weg<br />

ist asphaltiert.<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Freizeitnutzung<br />

Radfahren, Baden, Wandern, Joggen und Bootsfahren wird besonders im Umfeld von<br />

Stockerau in intensivem Ausmaß betrieben. Einrichtungen, wie Lehrpfade und Waldschulen,<br />

tragen zu einer Besucherlenkung innerhalb des Augebietes bei.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei:<br />

Forstwirtschaft und Jagd besitzen besonders auf Flächen von privaten Waldeigentümern<br />

eine zum Teil hohe Bedeutung im <strong>Gebiet</strong>. Im Bereich größerer Ballungsgebiete tritt jedoch<br />

die Freizeit- und Erholungsfunktion des Auwaldes in den Vordergrund. Im Naturschutzgebiet<br />

der Donauauen von Stockerau wird versucht, eher eine naturnahe Waldbewirtschaftung<br />

zu betreiben.<br />

Schottergewinnung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

8


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Keine aktuelle Schotternutzung im <strong>Gebiet</strong>. Mehrere aufgelassene Schotterteiche sind im<br />

<strong>Gebiet</strong> vorhanden.<br />

Wasserbau, Flussbau, Flussrückbau und Hochwasserschutz<br />

Auf Grund der Abflussprobleme vom letzten Hochwasser sind Rückbauprojekte an mehreren<br />

Zubringerbächen im <strong>Gebiet</strong> geplant. Weiters sollen bestehende Abflusshindernisse in<br />

der Au beseitigt werden.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Es bestehen mehrere Trinkwasserbrunnen im <strong>Gebiet</strong>, die neben Stockerau und Korneuburg<br />

auch teilweise das Hinterland mit Trinkwasser versorgen. Die Errichtung von weiteren<br />

einzelnen Brunnen ist möglich.<br />

Industrie<br />

Nördlich der Autobahn A 22 befinden sich Ansiedlungen größerer Industriebetriebe.<br />

Infrastrukturprojekte<br />

Außer der Instandhaltung des bestehenden Wegenetztes sind keine neuen Projekte im<br />

<strong>Gebiet</strong> geplant.<br />

Landwirtschaft<br />

Innerhalb des <strong>Gebiet</strong>es von untergeordneter Bedeutung. FFH-Wiesenflächen werden<br />

großteils zur Wildfütterung genützt.<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

GESPRÄCHSPROTOKOLL<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

9


Ansprechpartner und Protokolle<br />

<strong>Gebiet</strong>: <strong>16</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

DI Frank Grinschgl, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

DI Brigitte Haberreiter, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Karl Pfeifer, Gemeinderat Hausleiten, 02265/6214<br />

Josef Grieber, Gf. Gemeinderat Hausleiten, 02265/7275<br />

Dr. Herbert Tiefenbacher, Vertrauensperson f. Natura 2000, Gutsverwaltung Grafenegg,<br />

02735/220533<br />

Anton Schwanzer, Gemeinderat Königsbrunn, 02278/3732<br />

Leopold Bauer, Gemeinderat Königsbrunn, 02278/33611<br />

Karl Solien, Bürgermeister Königsbrunn, 02278/2338<br />

Herbert Dam, Gf. Gemeinderat Absdorf, 02278/2476<br />

Termin: 4.11.02<br />

Uhrzeit:14.00 Uhr<br />

Dauer: 2,5 Std.<br />

Ort: GA Königsbrunn<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufes<br />

Gesprächsinhalte:<br />

• Vorstellung, Definition der Aufgaben des MP-Planbüros, Überblick über den Tagesablauf,<br />

Kurzer Überblick über Natura 2000: Was passiert bis 2005, der <strong>Managementplan</strong><br />

• Erläuterung des <strong>Managementplan</strong>aufbaus<br />

• Erläuterung der Erhebungsmethodik bei den Tierarten und Lebensraumtypen und der<br />

Entstehung von Komplexpolygonen<br />

• Es wurde auf die Formulare für Informationsveranstaltungen, Vorprüfungen und Stellungnahmen<br />

hingewiesen<br />

• Auflistung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und Projekten, die vorprüfungspflichtig<br />

sind<br />

• Vorstellung der Schutzobjekte für jede Gemeinde. Es wurde dabei auf höchstrangige,<br />

hochwertige und sonstige Erhaltungssziele eingegangen (bei einer am Ende der Veranstaltung<br />

gestellten Frage über die rechtliche Grundlage dieser Klassifizierung wurde<br />

auf den Zusammenhang mit der Richtlinie und Standarddatenbögen verwiesen)<br />

• Anhand der Karten wurden Nutzungstypen bzw. Projekte innerhalb und außerhalb des<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es erarbeitet<br />

• Sammlung von Projekten für das Projektbuch: In allen Bereichen bis auf Fortwirtschaft<br />

und Jagd war hohe Kooperationsbereitschaft vorhanden<br />

• Die Frage nach Stellungnahmen seitens der Gemeinden wurde für Königsbrunn und<br />

Absdorf verneint. Die Stellungnahme seitens der Gemeinde Hausleiten wurde nicht<br />

näher nachgefragt<br />

• Auf die Frage, ob man das Protokoll haben kann, wurde darauf verwiesen, dass wir<br />

dies erst mit dem Land abklären müssen, aber dass es wahrscheinlich möglich sein<br />

wird; außerdem könne man zusätzlich später das Protokoll im <strong>Managementplan</strong> nachlesen<br />

• Weitere Vorgehensweise und nächste Zusammenkunft wurden besprochen<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

10


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angekündigt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist und bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich<br />

über das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Folgende Einflüsse auf die Region konnten im Zuge des Gesprächs erhoben werden:<br />

Königsbrunn<br />

Landwirtschaft<br />

Geplante Kommassierung in der KG Frauendorf auf außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es liegenden<br />

Fluren. In der Au selbst gibt es keine Äcker, höchstens Wildäcker, die extensiv genutzt<br />

werden.<br />

Forstwirtschaft, Fischerei und Jagdwirtschaft<br />

Die Fischerei ist ein wichtiger Einflussfaktor. Großteils sind die Gewässer an Fischereivereine<br />

verpachtet. Altarme und auch die ehemaligen Schotterteichen werden regelmäßig<br />

nachbesetzt. Im ganzen Aubereich gibt es Wildfütterungen; Jagdgatter sind im Gemeindegebiet<br />

nicht vorhanden, jedoch angrenzend im Bereich von Zwentendorf.<br />

Tourismus, Freizeitnutzung<br />

Bootsverkehr (Schlauchboot, Kanu) ist im Bereich der Au nicht vorhanden. Die bestehenden<br />

Radwege verlaufen außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es oder an dessen Grenze,<br />

z.B. über den Damm des KW Altenwörth. Vom Land NÖ gibt es eine Planung für einen<br />

Radweg, der im Bereich von Utzenlaa die Donauauen queren soll und dann Richtung<br />

Tulln weiterführt.<br />

Verkehr<br />

Im Zuge des Ausbaus der S 5 wird ein Begleitweg südl. der Straße angelegt, der das Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong> randlich berührt.<br />

Wasserbau und Hochwasserschutz<br />

Eine Studie über den Umbau des Donauhochwasserdammes wird von der Wasserbauabteilung<br />

erstellt. Sie soll eventuell Wehranlagen enthalten, durch die etwaige Kamphochwässer<br />

abgeleitet werden können. Gegenwärtig gibt es in vielen Orten des <strong>Gebiet</strong>es nach<br />

wie vor überflutete Keller, da das Grundwasser extrem hoch steht und nur geringe Rückgänge<br />

zu beobachten sind. Man vermutet, dass durch diverse Dämme im Vorland das<br />

Wasser nicht in die Au abfließen und einsickern kann und daher das Grundwasser im Auvorland<br />

extrem hoch angestiegen ist.<br />

Schotterabbau<br />

Im Gemeindegebiet gibt es derzeit keine aktuell genutzten Gruben und keine aktuell ausgewiesenen<br />

Kieseignungszonen.<br />

Hausleiten<br />

Landwirtschaft<br />

Die Wiesen im Aubereich, die als FFH-Lebensräume ausgewiesen sind, werden zur Offenhaltung<br />

großteils gehäckselt.<br />

Forstwirtschaft, Fischerei und Jagdwirtschaft<br />

Fischerei findet in ehemaligen Schotterteichen statt, die verpachtet sind. Im Bereich von<br />

Schmida und Zögersdorf gibt es intensiv jagdlich genutzte, als Wildgatter gestaltete Bereiche.<br />

Freizeitnutzung, Erholungsnutzung<br />

Der Aubereich wird kaum zur Erholung genutzt. Es bestehen keine konkreten Planungen<br />

zur Ausweitung.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

11


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Es besteht ein Wasserwerk außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es nördlich der S 5. Im<br />

Auwald gibt es im Bereich von Schmida einen Brunnen für die Ortswasserleitung.<br />

Absdorf<br />

Landwirtschaft<br />

Im Aubereich gibt es keine Äcker. Es gibt Mähwiesen, die z.T. zur Wildfütterung verwendet<br />

werden.<br />

Erholungsnutzung<br />

Der Aubereich wird kaum zur Erholung genutzt. Es bestehen keine konkreten Planungen<br />

zur Ausweitung. Das Brunnenschutzgebiet Kälberau liegt außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es,<br />

jedoch unmittelbar angrenzend.<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Durch die abgeschlossene Lage des <strong>Gebiet</strong>es ergibt sich, dass Siedlungserweiterungen<br />

und Landwirtschaft kaum relevante Themen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> sind. Lediglich die<br />

Nutzung der als FFH-Lebensraumtypen ausgewiesenen Wiesenflächen kann als wesentlicher<br />

Einfluß genannt werden.<br />

Einen wichtigen Einfluss übt jedoch die Forstwirtschaft, die Jagd und die Fischerei aus.<br />

Hier sind unter anderem Fischbesatzmaßnahmen zu nennen, sofern sie FFH-<br />

Lebensraum-typen oder das Vorkommen von Arten betreffen. Neben der forstlichen Nutzung<br />

ist die Wilddichte ein entscheidender Einflußfaktor.<br />

Tourismus und Freizeitnutzung spielen nur eine untergeordnete Rolle, da bestehende<br />

Radwege nur randlich verlaufen. Reiten, Bootfahren und Wandern ist von untergeordneter<br />

Bedeutung. Lediglich die Ausweitung des bestehenden Radwegenetzes durch die Au betrifft<br />

das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>.<br />

Im Bereich von Infrastrukturprojekten ist die Trinkwasserversorgung der Umlandgemeinden<br />

zu nennen, da viele Orte mit Wasser aus der Au versorgt werden.<br />

Durch das Hochwasser im Bereich von Donau und Kamp werden Überlegungen zum<br />

Hochwasserschutz wieder aktuell. So sollen Schleusen oder Dammabsenkungen das Abfließen<br />

von Kamphochwässern in den Auwald ermöglichen.<br />

Relevant für den Wasserhaushalt der Au sind auch Hochwasserschutzmaßnahmen entlang<br />

der Donau, da Abdämmungen die Überflutungsdynamik verändern und eine Auswirkung<br />

auf den Grundwasserstand haben. Die Ausweitung des Schotterabbaus ist gegenwärtig<br />

nicht geplant.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

12


Ansprechpartner und Protokolle<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

GESPRÄCHSPROTOKOLL<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: <strong>16</strong> Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Mayer Franz, Gf. Gemeinderat Rohrendorf 02732/83850<br />

Haiderer Leopold, Gf. Gemeinderat Rohrendorf 02732/83850<br />

Winkler Erwin, VBGM Gedersdorf, 02735/8185<br />

Ing. Bubna-Litic, Ortsbauernrat Haitzendorf, 02735/5750<br />

Mag. Ceitner Günther, MAVI, Krems 02732/801-445<br />

Schweigl Sabine MA VI Krems 02732/801-445<br />

Harrer Franz MA VI Krems 02732/801-456<br />

DI Grinschgl Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

DI Haberreiter Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin:5.11.02<br />

Uhrzeit: 13.00 Uhr<br />

Dauer:2,5 Std.<br />

Ort: MA VI Krems<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Gesprächsinhalte:<br />

Vorstellung, Definition der Aufgaben des MP-Planbüros, Überblick über den Tagesablauf,<br />

kurzer Überblick über Natura 2000: Was passiert bis 2005?<br />

• Erläuterung des <strong>Managementplan</strong>aufbaus<br />

• Es wurde auf die Formulare für Informationsveranstaltungen, Vorprüfungen und Stellungnahmen<br />

hingewiesen<br />

• Erläuterung der Lage von Lebensraumtypen und Tierarten in den 3 Gemeinden. Dabei<br />

wurde auf die Erhebungsmethodik bei den Tierarten und Lebensraumtypen<br />

sowie der Entstehung von Komplexpolygonen eingegangen<br />

• Anhand der Karten wurden mögliche Nutzungstypen bzw. Projekte innerhalb und außerhalb<br />

des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es erarbeitet<br />

• Frage nach der Berücksichtigung der Stellungnahmen zu Komplexpolygonen im Wald:<br />

Antwort: seitens des Landes erfolgt eine Nachbearbeitung beginnend im kommenden<br />

Jahr<br />

• Diskussion über die Schnittstelle von forstlicher Bewirtschaftung und Projekt anhand<br />

des Beispiels der Verbreiterung eines ca. 4 m breiten, verwachsenen Forstweges<br />

beidseitig jeweils um eine Baumreihe auf ca. 7 - 8 m im FFH-Lebensraumtyp; vorläufige<br />

Zuordnung zu Graubuch<br />

• Frage: besteht ein Unterschied in der Prüfrelevanz zwischen geschotterten und asphaltierten<br />

Feldwegen; vorläufige Zuordnung zum Graubuch<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

13


Ansprechpartner und Protokolle<br />

• Diskussion über die Prüfrelevanz von forstlichen Bewirtschaftungsmethoden, die im<br />

Nachhinein zu einem hohen Fremdholzanteil führen (z.B. Naturverjüngung auf ehemaliger<br />

Robinienfläche); vorläufige Zuordnung zum Graubuch<br />

• Diskussion über die Prüfrelevanz von Gewässerrückbaumaßnahmen, die einen Eingriff<br />

in den FFH-Lebensraumtyp Glatthaferwiesen auf den Dämmen bewirken; vorläufige<br />

Zuordnung zum Graubuch<br />

• Frage, wieso nicht gesagt wird, wieviel Geld es für welche Erhaltungsmaßnahmen<br />

(besonders im Forst) gibt; (Anm: Dies wird erst im Zuge der Überarbeitung des Programms<br />

zur ländlichen Entwicklung bzw. im Rahmen des <strong>Managementplan</strong>es erarbeitet)<br />

• Weitere Vorgehensweise und nächste Zusammenkunft<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angekündigt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet sein wird und bereits Schutzziele sowie Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird<br />

voraussichtlich Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder<br />

schriftlich über das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Folgende Bereiche üben einen Einfluss auf die Dynamik des Raumes aus<br />

Jagd<br />

Die Aubereiche knapp unterhalb von Krems werden durch das Einlaufgerinne regelmäßig<br />

überschwemmt, weshalb Wildrettungshügel angelegt wurden.<br />

Fischerei<br />

Wildkarpfenzuchtprojekt d. Waidgerechten Fischer im Bereich Marktwasser (Hr. Benischek)<br />

bei Hollenburg. Fischerei findet auch in Schotterteichen und Altarmen statt.<br />

Trinkwasserversorgung, Energieversorgung<br />

Einige Brunnen und Wasserversorgungsanlagen sind im <strong>Gebiet</strong> oder knapp außerhalb<br />

des <strong>Gebiet</strong>es vorhanden: z.B. beim Landersdorfer Arm in Rohrendorf, bei Schlickendorf,<br />

EVN Wasser bei Donaudorf<br />

Wasserleitung für das Tullnerfeld führt entlang der Donau<br />

Fernwärmeleitung nördl. Kraftwerk bei Theiß berührt randlich Natura 2000 und den Bereich<br />

Landersdorfer Arm<br />

Flussbau, Hochwasserschutz, Renaturierungsmaßnahmen<br />

Dotierungsprojekt Marktwasser bei Hollenburg (Austrian Hydropower): gegen die Austrocknung<br />

von Altarmen<br />

Renaturierung der Traisen: oberhalb von Traismauer von Land NÖ finanziert, Traisenrenaturierung<br />

im Auwald-Finanzierung noch unklar.<br />

Wiederaufbau des Kampdammes zwischen Grunddorf und Hadersdorf.<br />

Am Donau-Kampdamm sind Überströmstrecken oder Wehre angedacht.<br />

Freizeitnutzung<br />

Bootsverkehr in der Nähe von Krems, ein kleiner Bootsanlegeplatz bei Hollenburg. Bei<br />

Krems besteht ein Modellflughafen mit Zufahrtsverkehr durch die Au. Fußballplatz in der<br />

Nähe von Hollenburg<br />

Landersdorfer Arm bei Rohrendorf ist wichtiges Naherholungsgebiet, wo Wandern und<br />

Reiten entlang des Armes möglich ist.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

14


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Im Bereich von Donaudorf gibt es einen Reitverein, der das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> z.T. nutzt.<br />

Radsport: Donauradweg nach Tulln, Kamptalradweg zweigt davon ab. Im Bereich Hollenburg-Wagram<br />

gibt es einen Wanderweg, der nur von Einheimischen genutzt wird.<br />

Verkehrsinfrastruktur<br />

Projekt Donaubrücke Traismauer<br />

Industrie, Gewerbe<br />

In Theiß liegt ein Ölverladehafen der EVN.<br />

Schotterabbau<br />

Im Aubereich der anwesenden Gemeinden gibt es nur 2 kleine Schottergruben bei Hollenburg<br />

und Wagram, die ein Forstbetrieb zur Wegerhaltung nutzt.<br />

Bauwerke<br />

Bis auf einige Jagdhütten sind keine vorhanden<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei üben bei der üblichen Bewirtschaftung hohen Einfluss<br />

auf den Erhaltungszustand der FFH-Lebensraumtypen und der Arten aus.<br />

Die Landwirtschaft hat vergleichsweise wenig Einfluss, da es kaum landwirtschaftlich genutzte<br />

Flächen im <strong>Gebiet</strong> gibt.<br />

Die Freizeitnutzung liegt hauptsächlich im Nahbereich von Krems und konzentriert sich<br />

auf Radwege und beliebte Reitrouten, die einen Einfluss auf das <strong>Gebiet</strong> ausüben. Abseits<br />

davon gibt es kaum Erholungssuchende.<br />

Ein wesentlicher Einflussfaktor ist die Grundwasserentnahme für die Trinkwasserversorgung,<br />

die zum Teil über die unmittelbar angrenzenden Orte hinausgeht und daher regionale<br />

Bedeutung hat.<br />

Im Zuge des letzten Hochwassers bekam die Renaturierung von Fließgewässern, der<br />

Hochwasserschutz und Dammbauten eine erhöhte Aktualität. In diesem Bereich sind zukünftig<br />

vermehrt Projekte zu erwarten.<br />

Der Straßenbau hat durch das Projekt der Donaubrücke Traismauer hohen Einfluss.<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

Gesprächsprotokoll<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

15


Ansprechpartner und Protokolle<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Ing. Friedl, Stadtgemeinde Tulln, Stadtbauamt, 02272/690/340<br />

Haberreiter DI Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Grinschgl DI Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin: 05.11.02<br />

Uhrzeit: 8 Uhr<br />

Dauer: 2,5 Std.<br />

Ort: Rathaus Tulln<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Gesprächsinhalte<br />

• Vorstellungsrunde, Überblick über Natura 2000 in den kommenden Jahren, Erläuterung<br />

des <strong>Managementplan</strong>es, Erläuterung Projektbuch, Lokalisierung von Schutzgütern<br />

in den einzelnen Gemeinden, Sammlung von möglichen Projekten, Hinweis auf<br />

diverse Formulare.<br />

• Es gibt im <strong>Gebiet</strong> einen Gemeindewaldanteil und Waldbesitz von Herrn Malaschofsky<br />

(einem Schotterabbaubetrieb aus Rohrendorf). Weiters hat die Gutsverwaltung Metternich<br />

einen großen Waldbesitz in der Gemeinde und es gibt im Bereich des nördlichen<br />

Donauufers bei Langenlebarn eine private Ansiedlung mit ehemals konsenslos<br />

errichteten Stelzenhäusern unmittelbar angrenzend an den Auwald. Die Gemeinde<br />

besitzt ebenfalls einen Anteil am nördlichen Auwald (Gemeindeau)<br />

• Seitens des Gemeindevertreters wurde die Frage gestellt, ob der Letztstand der Außengrenzen<br />

und Weißflächen in der vorliegenden Form bereits von der Kommission<br />

anerkannt wurde. Dazu wurde von uns ausgesagt, dass es einen Regierungsbeschluss<br />

zu dieser letzten Fassung gibt und die Abgrenzung des <strong>Gebiet</strong>es auch so<br />

nach Brüssel gemeldet wurde. Laut Herrn Ing. Friedl wurden seitens der Gemeinde<br />

Zwei bis drei Änderungswünsche eingebracht, die alle berücksichtigt wurden.<br />

• Es wurde die Frage gestellt, ob bei Aufforstung von Lebensraumtypen die relevanten<br />

Baumarten dieses Typs gewählt werden müssen, wobei auf den Zusammenhang mit<br />

der Vorprüfungspflicht bei der Überschreitung eines Fremdholzanteiles von >30 % und<br />

standortheimische Arten verwiesen wurde.<br />

2.Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angeregt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist, bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich über<br />

das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Freizeitnutzung<br />

In Neuaigen gibt es einen Reiterhof (das Reiten in der Au ist gestattet). Ein geplanter<br />

Wassererlebnispark, angrenzend an den Bereich Aubad soll nicht realisiert werden,<br />

daneben sind aber Freibad, Hallenbad, Campingplatz, und Bootshafen als Einflussfaktoren<br />

auf die Fischwelt der Donau zu nennen. Vereinzelt kann man Spaziergänger in der<br />

Gemeindeau antreffen. Das Bootsfahren in den Altarmen ist offiziell verboten, wird jedoch<br />

teilweise ignoriert. Wenige Bootsfahrer nutzen die Altarmen (vorhandene Querbauwerke<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

<strong>16</strong>


Ansprechpartner und Protokolle<br />

reduzieren Befahrbarkeit). Aubad und Campingplatz veranstalten im östlichen Gießgang<br />

Kanufahrten. Seitens der Gemeinde wurden die Fischereirechte verpachtet. Die Fischer<br />

sind vor allem auf den Bereich Gansmüllerhaufen konzentriert.<br />

Der Donauradweg wird intensiv genutzt, in der Au ist kaum Radverkehr zu verzeichnen.<br />

Es ist seitens der Stadtgemeinde ein Lehrwaldbereich südlich der Gemeindeau angedacht<br />

(ca. sieben Glatthaferwiesenbereiche gehören der Stadt).<br />

Forstwirtschaft und Jagd<br />

Die Ausgaben und Einnahmen vom Forstbetrieb sind ausgeglichen. Im Bereich Gansmüller<br />

Haufen und Untere Au kommt man wegen der Abzäunung (Wildgatter) nicht in das<br />

Augebiet hinein (Straßen sind teilweise abgezäunt). Große Jagdpächter im <strong>Gebiet</strong> wollen<br />

Ruhe fürs Wild. Es gibt sehr viele Futterstellen im Auwaldgebiet. Die Wiesenfutterstellen<br />

sind aus jagdlicher Sicht besser, es gibt aber auch im Wald Futterstellen. Etwa fünf bis<br />

sieben Wildrettungshügel wurden im Auwaldbereich mit Erdaushubmaterial geschüttet<br />

(vor ca. 10 Jahren). Sie weisen einen wiesenähnlichen Bewuchs auf und sind baumfrei.<br />

Die Schlossschneise wird als Schussschneise von den Jägern offen gehalten. Hochstände<br />

sind in großer Zahl über das ganze <strong>Gebiet</strong> verteilt. Das Forsthaus in der Gemeindeau<br />

wir vom Jagdpächter genutzt. Hr. Malaschofsky besitzt ein größeres Wirtschaftshaus im<br />

Auwald.<br />

Schottergewinnung<br />

Einige Schottergewinnungsgebiete (nördlich Untere Au), die bereits bescheidmäßig genehmigt<br />

wurden, liegen auf Lebensraumtypen und Tierhabitaten. Ältere Schottergruben<br />

(westlich der Gemeindeau) wurden als Weißflächen ausgewiesen. Die Zufahrtsstraßen<br />

sollen alle geschottert sein.<br />

Wasserkraftnutzung, Flußbau, Fließgewässerrückbau, Hochwasserschutz<br />

Eine Kläranlage mündet im Bereich des Campingplatzes in die Donau. Im Stadtbereich<br />

(Aubad) wurde ein Mittel gegen Stechmücken versprüht. Dammabsenkungen führen zu<br />

einer Einleitung von Wasser in den Gießgang des Augebietes. Derzeit herrscht ein hoher<br />

Grundwasserstand. Wegen zusätzlicher Niederschläge nördlich der Donau gibt es wieder<br />

Überschwemmungen. Der Gießgang hat die Wirkung eines Vorfluters für die Hochwässer.<br />

Derzeit werden alte Gräben wieder reaktiviert. Bis in die 54er Jahre funktionierte dieses<br />

Grabensystem noch als ausgeklügeltes oberflächliches Drainagesystem. Bei der S5 sind<br />

die Rohrdurchlässe wieder gepflegt worden (als Schutzmaßnahme gegen weitere Hochwässer).<br />

Im Bereich von Trübensee springt der Graben alle 2-4 Jahre an.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Zwei bis drei Brunnenstandorte wurden im Ostteil des Augebietes angesucht. Eine Brunnenanlage<br />

der Stadtgemeinde Tulln existiert beim Gansmüllerhaufen.<br />

Industrie<br />

Die Zuckerfabrik von Tulln besitzt angrenzend an den Auwald Absetzbecken. Im Bereich<br />

der Gemeinde Langenrohr wurde ein Gewerbegebiet an der KG Grenze nach Tulln außerhalb<br />

des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es ausgewiesen.<br />

Deponien<br />

Keine im <strong>Gebiet</strong> bekannt.<br />

Landwirtschaft<br />

Die Wiesenpflege im Augebiet wird von den Jagdpächtern übernommen (Futtergewinnung).<br />

Ein Landwirt pflegt ebenfalls Wiesenbereiche. Im Süden von Mollersdorf und südlich<br />

von der Autobahnauffahrt existieren kleinere landwirtschaftliche Flächen, die als<br />

Weißflächen Anteil am Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> besitzen.<br />

Straßenbau/Verkehrswege/Siedlungsbau<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

17


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Die Straßentrassen südlich von Trübensee wurden teilweise an die S 5 angebunden. Ein<br />

weiterer Kreisverkehr bei der S 5 Abfahrt (im Süden der S 5) ist geplant und liegt knapp<br />

im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>. Eine Nordumfahrung von Tulln besteht, eine Südumfahrung ist im<br />

Bau. Eine Hochleistungsstrecke der Eisenbahn führt auch an Tulln vorbei (Eisenbahnquerung<br />

der Donau bei Tulln). Forststraßen und Zufahrten zu den Schottergruben sind nur<br />

geschottert worden. Am Nordufer bei Langenlebarn liegen Stelzenbauten, die zur Erholung<br />

dienen.<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Freizeitnutzung<br />

Neben Radfahren auf dem Donauradweg bieten angrenzender Campingplatz, Bootshafen,<br />

Hallen- und Freibad in Tulln bezüglich einer Freizeitgestaltung vielfältige Möglichkeiten.<br />

Nördlich der Donau wird vereinzelt die Gemeindeau von Wanderern genutzt. In diesem<br />

Bereich soll in nächster Zeit möglicherweise ein Lehrpfadprojekt realisiert werden.<br />

Das Bootsfahren auf den Altarmen wird inoffiziell betrieben. Von einem Reiterhof wird der<br />

nördliche Auwald zum Ausritt genutzt.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Die nördlichen Auwaldgebiete sind teilweise durch Wildgatter relativ unzugänglich. Forstwirtschaft<br />

und Jagd haben in diesem Bereich eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Intensive<br />

Hege und Wildfütterung wirken sich auf FFH-Wiesen zum Teil nachteilig aus. Die Fischerei<br />

wird vor allem an größeren Altarmen intensiv betrieben.<br />

Schottergewinnung<br />

Neben aufgelassenen Schottergruben, die vor allem fischereilich genutzt werden, befinden<br />

sich angeblich zum Teil bescheidmäßig genehmigte geplante Schottergruben auf Lebensraumtypen<br />

und Tierhabitaten.<br />

Wasserbau, Flussbau, Flussrückbau und Hochwasserschutz<br />

Teilweise werden die Gießgänge durch Dammabsenkungen an der Donau bei Hochwasser<br />

dotiert. Im Zuge des letzten Hochwassers wurden alte Grabensysteme und Durchlässe<br />

wieder reaktiviert, freigeräumt und gereinigt, um das Wasser besser und schneller ableiten<br />

zu können.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Die bestehende Trinkwassergewinnungsanlage soll um zwei bis drei Brunnen aufgestockt<br />

werden.<br />

Industrie<br />

Die Zuckerfabrik besitzt angrenzend an den Auwald mehrere Absetzbecken.<br />

Infrastruktureinrichtungen<br />

Mehrere Schnellstraßenanschlüsse an die S 5 tangieren Flächen des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es.<br />

Stelzbauten am Nordufer besitzen eigene Zufahrten.<br />

Landwirtschaft<br />

Von untergeordneter Bedeutung im <strong>Gebiet</strong>. Die Pflege der FFH-Wiesenflächen des <strong>Gebiet</strong>es<br />

wird derzeit großteils von der Jagd übernommen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

18


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

Gesprächsprotokoll<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

19


Ansprechpartner und Protokolle<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Hagl Franz, Gemeinderat Langenrohr, 02272/7818<br />

Schmatz Erich, Geschäftsführender Gemeinderat Muckendorf, 0676/7723595<br />

Grüssinger Hermann, Bürgermeister Muckendorf, 02242/70214<br />

Bauer Anton, Obmann Agrargemeinschaft Langenschönbichl, 02272/7261<br />

Bogner Johann, Vizebürgermeister Langenrohr, 02272/6427122<br />

DI Paula Luzien, Ortsplaner Langenrohr u. Muckendorf, 01/7184868<br />

Haberreiter DI Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Grinschgl DI Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin: 12.11.02<br />

Uhrzeit: 14.00 Uhr<br />

Dauer: 2,25 Std.<br />

Ort: GA Muckendorf<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Gesprächsinhalte:<br />

Vorstellungsrunde, Überblick über Natura 2000 in den kommenden Jahren, Erläuterung<br />

des <strong>Managementplan</strong>es, Erläuterung Projektbuch, Lokalisierung von Schutzgütern in den<br />

einzelnen Gemeinden, Sammlung von möglichen Projekten, Hinweis auf diverse Formulare.<br />

Seitens der Gemeinde Langenrohr wurde festgehalten, dass die Einsprüche der Agrargemeinschaft<br />

bezüglich der Ausweisung vom Lebensraumtyp Erlen-, Eschen- und Weidenau<br />

berücksichtigt wurden.<br />

Es wurde die Frage gestellt, wie derzeit mit aktuellen Planungen umgegangen werden<br />

soll, da es doch noch keine rechtliche Verpflichtung gäbe. Darauf wurde geantwortet,<br />

dass es für die <strong>Gebiet</strong>sausweisung nach FFH einen Regierungsbeschluss gibt und eine<br />

Meldung des <strong>Gebiet</strong>es an die Kommission gleichzeitig mit einem Verschlechterungsverbot<br />

verbunden sei. Das die anderen Rechtsmaterien (Naturschutz, Forstgesetz, Wasserrecht,<br />

usw.) nach wie vor Gültigkeit haben und z.B. eine bewilligungspflichtige Schlägerung<br />

(>0,5 ha) im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> neben dem Forstgesetz auch die Vorprüfung auf die Naturverträglichkeit<br />

beinhalten wird, wobei betreffend Wald dies in erster Linie der Bezirksforstsachverständige<br />

in Doppelfunktion übernehmen wird.<br />

Auf die Frage, ob ein bestehendes Forsthaus (seit ca. 50 Jahren) auf einer FFH-Wiese<br />

auf Grund von Natura 2000 auf eine Verträglichkeit geprüft werden muss, wurde mit Nein<br />

geantwortet und Ausbau sowie Anbauvorhaben bei solchen Bauwerken in die Kategorie<br />

der (momentan) vorprüfungspflichtigen Projekte eingereiht.<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angeregt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist, bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich über<br />

das <strong>Managementplan</strong>büro<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Freizeitnutzung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

20


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Langenrohr<br />

Es sind vor allem Motorboote von Tulln und Kleinschönbichl auf der Donau anzutreffen.<br />

Hohe Frequentierung durch Spaziergänger in den südlich der Donau gelegenen Auwaldgebieten.<br />

Im Winter werden die Altarme auch zum Eislaufen genutzt. Der Treppelweg von<br />

Kronau bis Pischelsdorf hat nur lokale Bedeutung. Der Donauradweg wird südlich entlang<br />

des Auwaldes bis Tulln geführt. Der Ausbau von weiteren Radrouten wurde angedacht.<br />

Die Fischereirechte wurden verpachtet.<br />

Muckendorf<br />

In der Nähe des Kraftwerks Greifenstein wird mit Schlauchbooten und Kanus auf den<br />

Gewässern gefahren. Neben Badehütten, die vornehmlich Wienern gehören (250 - 300<br />

Zweitwohnbesitzer) wird das Radfahren in der Au und das Bootfahren auf der Donau betrieben.<br />

Am Nordufer der Donau existieren angrenzend an Muckendorf in der Nachbargemeinde<br />

Zeiselmauer Stelzbauten, die unmittelbar an den Auwald angrenzen. Im Yachthafen<br />

von Muckendorf liegen ca. 300 Motorboote. Die Au wird freizeitmäßig wenig frequentiert.<br />

Forstwirtschaft und Jagd:<br />

Bei den Forstwegen sind in Langenrohr keine Ausbaupläne vorhanden. Es werden von<br />

Zeit zu Zeit die Forstwege freigeschnitten. Es findet eine intensive Wildfütterung auf den<br />

Wiesen des Gemeindegebietes im Auwald statt. Jagdbares Wild sind vor allem Wildschwein,<br />

Reh, Hase, Fasan und Wildente.<br />

In Muckendorf ist die forstliche Nutzung hauptsächlich auf Brennholznutzung beschränkt.<br />

Schottergewinnung<br />

Westlich von Asparn liegen einige aktuelle Nassbaggerungen außerhalb des Natura 2000<br />

<strong>Gebiet</strong>es. Im Auwaldgebiet von Langenrohr ist eine ältere aufgelassene Schottergrube<br />

vorhanden.<br />

Größere Nassbaggerungen kommen bei Wipfing und südlich von Muckendorf, außerhalb<br />

des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es vor.<br />

Wasserkraftnutzung, Flußbau, Fließgewässerrückbau, Hochwasserschutz<br />

Langenrohr<br />

Das Grundwasser ist nach dem Hochwasser ca. um einen Meter gestiegen. Daher sind<br />

auch langjährig trocken gefallende Altarme wieder Wasser führend. Es wurde vermutet,<br />

dass die Trinkwasserqualität in der Au in nächster Zeit schlechter werden könnte, da<br />

durch die Dammbauten und die damit verbundene Abdichtung kein Austausch zwischen<br />

Donau und dem anströmenden Grundwasser des Tullnerfeldes gegeben ist. Zusätzliche<br />

Verlandungstendenzen bei Normalwasserständen dokumentieren das Austrockenen der<br />

Au. Zusätzlich läßt sich die Grundwasserabsenkung an Wipfeldürre bei Hybrid-Pappeln,<br />

SilberPappeln, Weiden und Erlen in der Nähe von Altarmen dokumentieren.<br />

In Muckendorf wurde nördlich der Donau ebenfalls ein Absterben von Weiden und Erlen<br />

angrenzend an die Altarme in der Wipfinger Au festgestellt. Vermutlich handelt es sich um<br />

eine Abdichtung der Altarme durch Schlamm, wobei der Grundwasserpegel der umliegenden<br />

Flächen in der Regel weit unter dem des Altarmes liegt (siehe Lobau in Wien).<br />

Die ausbleibenden Überflutungen verhindern, dass die Altarme regelmäßig frei geräumt<br />

werden, und damit eine Kapillarwirkung in beide Richtungen erhalten bleibt.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

In der Au von Langenrohr gibt es keine Trinkwasserbrunnen, da die Haushalte außerhalb<br />

alle noch über intakte Hausbrunnen verfügen.<br />

Im Auwaldgebiet von Muckendorf gibt es eine Trinkwassergewinnungsanlage.<br />

Industrie<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

21


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Das Gewerbegebiet von Langenrohr, östlich der Großen Tulln liegt bereits außerhalb des<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es.<br />

In Unteraigen, westlich unmittelbar angrenzend an Muckendorf gibt es eine Industrieansiedlung.<br />

Weiters gibt es in Langenlebarn ein großes Industrieareal mit Bahnhofanbindung.<br />

In der Nähe der Tullner Donaubrücke ist die Errichtung einer Schiffsanlegestelle für die<br />

Tullner Zuckerfabrik geplant. Die Zufahrt könnte entlang der Großen Tulln oder im <strong>Gebiet</strong><br />

von Kronau durch bzw. entlang von Natura 2000 führen.<br />

Deponien<br />

An der Ortsgrenze Langenschönbichl liegt eine alte Hausmülldeponie, die derzeit bescheidmäßig<br />

saniert werden soll.<br />

Landwirtschaft<br />

Nördlich von Langenschönbichl liegt eine größere Ackerfläche innerhalb des Auwaldgebietes.<br />

In Muckendorf gibt es nördlich der Donau einige Trespen-Schwingel-<br />

Kalktrockenrasen, die z.T. auch als Wildfutterstellen genutzt werden. Ansonsten liegt nur<br />

südwestlich vom Bootshafen eine landwirtschaftlich genutzte Fläche innerhalb des <strong>Gebiet</strong>es.<br />

Straßenbau / Verkehrswege / Siedlungsbau<br />

In der Marktgemeinde Langenrohr wurde ausgewiesenes Bauland im Osten und Westen<br />

von Langenschönbichl aus dem Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> herausgenommen.<br />

Die als Bauland-Sondergebiet-Badehütten gewidmeten <strong>Gebiet</strong>e in Muckendorf wurden im<br />

westlichen Bereich herausgenommen. Der östlich vom Yachthafen liegende Bereich ist<br />

noch im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> inkludiert.<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Freizeitnutzung<br />

Radfahren, Wandern und im Winter Eislaufen beschränken sich großteils auf Bereiche<br />

südlich der Donau. Die Donau wird in diesem Bereich intensiv durch Motorboote befahren.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Die forstwirtschaftliche Nutzung ist in manchen <strong>Gebiet</strong>en nördlich der Donau auf eine<br />

Brennholznutzung reduziert. Die Jagd besitzt eine hohe Bedeutung, dementsprechend intensiv<br />

wird die Wildfütterung betrieben. Die Fischereirechte wurden an Private verpachtet.<br />

Schottergewinnung<br />

Einzelne aufgelassene Schottergruben liegen im Bereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es und<br />

werden fischereilich genutzt.<br />

Wasserbau, Flussbau, Flussrückbau und Hochwasserschutz<br />

Die im Zuge des Kraftwerkbaus bei Greifenstein errichteten Abdämmungen der Donau<br />

führten zu einer Veränderung des Wasserhaushaltes in den angrenzenden Augebieten.<br />

Die Tendenz zu Verlandung von Altarmen und das Absinken des Grundwasserspiegels<br />

tragen langfristig zur Veränderung des Auwaldcharakters bei.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Sie stellt eine wichtige Nutzungsform dar. In diesem Bereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

existiert ein Trinkwasserbrunnen. Teilweise versorgen sich die Anrainergemeinden aber<br />

auch noch über Hausbrunnen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

22


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Industrie<br />

Industriebetriebe finden sich in diesem Abschnitt ausschließlich am Südufer der Donau.<br />

Relevanz haben Projekte mit der Planung neuer Schiffsanlegestellen, wobei Zufahrten<br />

durch oder entlang von Natura 2000 möglich sein könnten.<br />

Infrastruktureinrichtungen<br />

Zufahrten im Zuge von neuen Schiffsanlegestellen sind möglich.<br />

Landwirtschaft<br />

Von untergeordneter Bedeutung im <strong>Gebiet</strong>. Intensive Wildfütterungen auf FFH-Wiesentypen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

23


Ansprechpartner und Protokolle<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

Gesprächsprotokoll<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Baumgartner, GGR Zwentendorf, 02277/2209, Fax DW 4<br />

Jedlicka, Bauamt Zwentendorf, 02277/2209<br />

Grestenberger, Vizebürgermeister Zwentendorf, 02276/2449<br />

Knopf Walter, Leiter Umweltamt Traismauer, 02783/6851-12, Fax DW 30<br />

Bauer Anton, STR Gemeinlebarn, 02276/2912, 0664/6413775<br />

Grinschgl Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018,<br />

Haberreiter Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018,<br />

Termin: 12.11.02<br />

Uhrzeit: 8 Uhr<br />

Dauer: 2,5 Std.<br />

Ort: Rathaus Traismauer<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufes<br />

Gesprächsinhalte<br />

Vorstellungsrunde, Überblick über Natura 2000 in den kommenden Jahren, Erläuterung<br />

des <strong>Managementplan</strong>es, Erläuterung Projektbuch, Sammlung von möglichen Projekten,<br />

Hinweis auf diverse Formulare.<br />

Anhand des Planes wurde die Berücksichtung der Stellungnahmen der Gemeinden Zwentendorf<br />

und Traismauer angeschaut.<br />

Seitens der Gemeinde Traismauer wurde kritisiert, dass es bei der Erhebung der FFH-<br />

Lebensräume sehr kompliziert war, Franz Essl zu erreichen und einen Termin zu vereinbaren.<br />

Gespräch über das <strong>Gebiet</strong> nördlich der Traisenmündung: Die Vertreter der Gemeinde<br />

Zwentendorf wollten wissen, warum es nicht als FFH-Lebensraum ausgewiesen ist; dort<br />

gibt es Interesse an einem großflächigen Kiesabbau durch die Firma Lasselsberger. Es<br />

wurde von uns darauf hingewiesen, dass die Waldbestände vermutlich nicht den FFH-<br />

Kriterien entsprechen, dass wir aber auf jeden Fall noch rückfragen werden. Weiters wurde<br />

darauf hingewiesen, dass das <strong>Gebiet</strong> aber sehr wohl beiden Tierartenlebensräumen<br />

ausgewiesen ist.<br />

Seitens der Gemeinde Zwentendorf wurde auch nachgefragt, wieso mit den Forst- und<br />

Grundbesitzern nicht gesprochen wird. Es wurde darauf hingewiesen, dass mit dem<br />

Hauptverband der Land- und Forstwirtschaftlichen Betriebe seitens der Landesregierung<br />

Gespräche geführt werden sollen. Weiters wurde angemerkt, dass wir mit der Natur-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

24


Ansprechpartner und Protokolle<br />

schutzabteilung Rücksprache halten werden, ob wir zusätzliche Gespräche mit den Forstbetrieben<br />

führen sollen.<br />

Projekt Hafenerweiterung Donauchemie an der Perschling: Es wurde gefragt, ob die Natura<br />

2000 Fläche noch verkleinert bzw. rausgenommen werden kann. Wir haben angemerkt,<br />

dass die <strong>Gebiet</strong>sausweisung bereits beschlossen wurde.<br />

Weiße Ackerflächen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>: Es wurde gefragt, ob sie weiterhin bewirtschaftet<br />

werden dürfen oder ob es Einschränkungen geben wird. Es wurde angemerkt,<br />

dass „Weiße“ Ackerflächen weiterhin nach der guten landwirtschaftlichen Praxis bewirtschaftet<br />

werden können.<br />

Einschränkungen im Bereich der Forstwirtschaft: es wurde gesagt, dass die Entwicklungsziele<br />

und Erhaltungsmaßnahmen erst erarbeitet werden und im Anschluss daran<br />

auch an entsprechenden Abgeltungsmodellen gearbeitet wird. Weiters wurde darauf verwiesen,<br />

dass die Maßnahmen freiwillig über den Vertragsnaturschutz abgewickelt werden.<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angeregt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist, bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich über<br />

das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Freizeitnutzung<br />

Die Freizeitnutzung konzentriert sich im Wesentlichen auf siedlungsnahe Bereiche. Die<br />

nördlich der Donau gelegenen <strong>Gebiet</strong>e werden kaum besucht.<br />

Im Bereich von Traismauer gibt es drei Badeseen, die stark frequentiert werden, weiters<br />

verläuft in der Nähe der Donauradweg. Der Ausbau eines Fuss- und Radweges ist geplant,<br />

um den Besucherstrom zu leiten. Er soll die angrenzenden Auwaldbereiche entlasten.<br />

Möglicherweise werden entlang des Weges auch Verkaufsstände von Direktvermarktern<br />

aufgestellt. In der Nähe liegt auch ein Bootshafen mit ca. 200 Booten. Eventuell ist<br />

eine Schiffsanlegestelle geplant.<br />

Im Bereich von Zwentendorf gibt es in Kleinschönbichl einen Bootshafen. Die Nutzung erfolgt<br />

hauptsächlich entlang der Donau, wobei auch der Bereich „Goldwascher“ nördlich<br />

der Donau betroffen ist. Auf dem Gießgang fahren manchmal Kanus. Badenutzung erfolgt<br />

ebenfalls entlang des Donauufers, da es hier Schotterstrände gibt. Weiters gibt es direkt<br />

bei Zwentendorf einen Badeplatz. Radtourismus erfolgt entlang des Donauradweges. Am<br />

Donauufer bei Zwentendorf gibt es auch Wanderwege.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Im Bereich von Traismauer gibt es einen hohen Altbaumbestand nördlich der Donau. Hier<br />

könnte ev. noch ein Ausbau von Forstwegen stattfinden. Südlich der Donau gibt es Jagdgatter<br />

mit intensiver Nutzung und intensiver Fütterung. Sikawild und Schwarzwild ist häufig,<br />

letzteres verursacht oft Schäden auf angrenzenden Äckern. Vereinzelt gibt es auch<br />

Damwild.<br />

Durch den Donaustau und die Abdämmung ist der Grundwasserspiegel in der Au deutlich<br />

gesunken. Der Baumbestand ändert sich in Richtung Hartholzau, zu Beginn der Eingriffe<br />

konnte ein Absterben der Weichholzbereiche festgestellt werden. Es kann von einer Verringerung<br />

des Holzzuwachses um ca. 25 % ausgegangen werden. Im Bereich von Zwentendorf<br />

gibt es nördlich der Donau ein Jagdgatter mit Rotwild. Südlich der Donau liegt ein<br />

Jagdgatter mit Sikahirschen im Bereich von Preuwitz.<br />

Die Fischrechte sind im gesamten <strong>Gebiet</strong> vergeben. Fischerei findet zum einen in Altarmen<br />

und zum anderen in Schotterteichen statt. Im Bereich „Eisteich“ gibt es von der Metternichschen<br />

Gutsverwaltung eine Fischzucht.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

25


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Schottergewinnung<br />

Im Bereich von Traismauer ist eventuell ein Schotterabbau im Bereich Plankhaufen vorgesehen.<br />

In Zwentendorf wird möglicherweise ein großflächiger Schotterabbau nördlich<br />

der Traisen stattfinden. Der Abtransport erfolgt dann entlang der Traisen durch das Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>.<br />

Wasserkraftnutzung, Flussbau, Fließgewässerrückbau, Hochwasserschutz<br />

Im Bereich des Kraftwerks Altenwörth trennt ein 7m hoher Damm die Au von der Donau<br />

ab. Überflutungen durch die Donau sind daher kaum mehr möglich. Im Bereich von<br />

Traismauer ist die Hochwassergefahr durch die Traisen gegeben, u.a. wegen dem Wasserrückstau<br />

im Bereich der Mündung in die Donau. Im Rahmen des wasserwirtschaftlichen<br />

Rahmenplans bestehen Pläne zum Traisenrückbau. Überschwemmungen können<br />

auch durch das Marktwasser entstehen, da das Wasser bei einem gewissen Pegelstand<br />

über das Einlaufbauwerk drüberlaufen kann. Sowohl Traisen als auch Marktwasserhochwasser<br />

können zu Überflutungen im Bereich der Badeteiche und im Bootshafen führen.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Im Bereich von Traismauer gibt es einen Brunnen der NÖSIWAG. Die meisten an die Au<br />

angrenzenden Orte werden über Hausbrunnen mit sehr guter Wasserqualität versorgt.<br />

Industrie<br />

Im Bereich der Donauchemie gibt es einen Hafen, der möglicherweise erweitert werden<br />

soll. In der Nähe der Perschling wird sich möglicherweise ein Betrieb zur Flachglasherstellung<br />

ansiedeln, für den ein Zugang zur Donau und ein Bahnanschluss wichtig ist. In<br />

Dürnrohr befindet sich eine Restmüllverbrennung mit Dampfverstromungsanlage.<br />

Deponien<br />

Knapp außerhalb des FFH-<strong>Gebiet</strong>es bei Traismauer befindet sich eine alte Deponie, die<br />

saniert wurde.<br />

Landwirtschaft<br />

Im <strong>Gebiet</strong> befinden sich nur in den Randbereichen einige Äcker. Weiters gibt es vereinzelt<br />

Wildäcker. Die FFH - Wiesen im Bereich Preuwitz werden vom Sikawild beweidet, sodass<br />

eine Wiesenmahd in den meisten Bereichen nicht notwendig ist.<br />

Straßenbau<br />

Im Bereich von Traismauer ist eine Donaubrücke geplant, die durch das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong><br />

führen würde.<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Freizeitnutzung<br />

Radfahren, Baden, Bootfahren und Wandern beschränken sich großteils auf die Bereiche<br />

südlich der Donau. Dort kann es lokal in den Bereichen um die Ortschaften auch zu hohem<br />

Erholungsdruck kommen.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Die Forstwirtschaft und die Jagd sind die dominanten Wirtschaftsbereiche im <strong>Gebiet</strong>. In<br />

einigen Bereichen gibt es Wildgatter. Sikawild kommt nur südlich der Donau vor. In vielen<br />

Bereichen wird intensive Hege und Wildfütterung betrieben. Fischerei wird großteils als<br />

Sportfischerei auf Altarmen und in Schotterteichen betrieben.<br />

Schottergewinnung<br />

Obwohl geplante Schotterabbauflächen zum Teil außerhalb von FFH-Flächen liegen, ist<br />

eine Zufahrt durch ausgewiesene Lebensräume nötig, wodurch eine hohe Relevanz im<br />

Zusammenhang mit Natura 2000 entsteht.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

26


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Wasserbau, Flussbau, Flussrückbau und Hochwassserschutz<br />

Im <strong>Gebiet</strong> sind schon etliche Projekte verwirklicht worden. V.a. die Flusskraftwerke und<br />

die damit verbundenen Änderungen im Wasserabfluss und im Grundwasser haben Rückwirkungen<br />

auf die Waldbestände. Auf Grund des letzten Hochwassers gibt es im <strong>Gebiet</strong><br />

Überlegungen zum Rückbau von Zubringerflüssen und zur Veränderung der Dotation von<br />

Altwässern.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Sie stellt eine wichtige Nutzung dar. In diesem Bereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es gibt es<br />

nur einen überregionalen Brunnen. Ansonsten versorgen sich die Anrainerorte über<br />

Hausbrunnen.<br />

Industrie<br />

Industriebetriebe finden sich fast nur auf dem südlichen Donauufer. Relevanz erlangen<br />

die Anlagen dadurch, dass es Pläne gibt, bestehende Schiffsanlegestellen zu erweitern,<br />

wodurch sich die Frequenz der Schiffahrten auf der Donau erhöhen könnte und einzelne<br />

FFH-Lebensraumtypen und Arten betroffen sein könnten.<br />

Infrastruktureinrichtungen<br />

Der geplante Bau einer Donaubrücke würde das Natura 2000 durchqueren und durch<br />

FFH-Lebensräume führen. Weiters ist mit einem Anstieg des Verkehrs und der Emissionen<br />

zu rechnen.<br />

Landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft spielt im <strong>Gebiet</strong> eine untergeordnete Rolle, lediglich die Randbereiche<br />

enthalten Äcker.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

27


Ansprechpartner und Protokolle<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

GESPRÄCHSPROTOKOLL<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Meyer Josef, Bürgermeister Zeiselmauer, 02242/70402/72<br />

Nagl Ute, GGR St.Andrä-Wördern, 02242/92212<br />

Ohnewas Karl, Vertreter v. Waldeigentümern, Zeiselmauer, 02242/72240<br />

Seebacher Gabriela, Ortsplaner St. Andrä-Wördern, Büro DR. Paula, 01/7184868<br />

Wimmer Sepp, STR Klosterneuburg, 02243/37504<br />

Kleiber Edwin, BD Klosterneuburg, 02243/444/250<br />

Zahm Leopold, Stadtplanung Klosterneuburg, 02243/444/250<br />

Schmid Alfred, Vizebürgermeister Klosterneuburg, 02243/444/200<br />

Dreschkay Johann, OSEKR. St.Andrä-Wördern, 02242/31300-<strong>16</strong><br />

Krieber Werner, OVR Altenberg Greifenstein, 02242/32138<br />

Grinschgl DI Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4094367<br />

Haberreiter DI Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4094367<br />

Termin: 18.11.02<br />

Uhrzeit: 15.30 Uhr<br />

Dauer: 2 Std.<br />

Ort: GA St. Andrä-Wördern<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufes<br />

Gesprächsinhalte<br />

• Vorstellung, Definition der Aufgaben des MP-Planbüros, Überblick über den Tagesablauf,<br />

Kurzer Überblick über Natura 2000: was passiert bis 2005, der <strong>Managementplan</strong><br />

• Erläuterung des <strong>Managementplan</strong>aufbaus<br />

• Es wurde auf die Formulare für Informationsveranstaltungen, Vorprüfungen und Stellungnahmen<br />

hingewiesen<br />

• Auflistung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und Projekten, die vorprüfungspflichtig<br />

sind<br />

• Vorstellung der Schutzobjekte für jede Gemeinde. Anhand der Karten wurden Nutzungstypen<br />

bzw. Projekte innerhalb und außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es erarbeitet<br />

• Sammlung von Projekten für das Projektbuch<br />

• Es wurde ausgiebig über Projekte diskutiert, die zwar außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es liegen,<br />

jedoch eventuell Einfluß auf das <strong>Gebiet</strong> ausüben. Das Projekt im Aupark in Klosterneuburg,<br />

wo ein Joggerparcours, eine Festwiese und ein Erlebnispfad errichtet wer-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

28


Ansprechpartner und Protokolle<br />

den sollen, diente als Beispiel. Keiner der Gemeindevertreter konnte jedoch genau<br />

abschätzen, ob das Projekt zur Erhöhung der Erholungsnutzung in den angrenzenden<br />

Natura 2000 Bereichen führen würde. Von unserer Seite wurde daher auf das Vorprüfungsverfahren<br />

verwiesen<br />

• Es wurde gefragt, ob ein Kanalbau durch FFH-Lebensraumtypen vorprüfungspflichtig<br />

ist. Anhand des Beispiels Wiese wurde diese Problematik diskutiert<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angekündigt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist und bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich<br />

über das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Freizeitnutzung<br />

Im Bereich des Kraftwerkes Greifenstein quert ein Radweg die Donau Richtung Stockerau.<br />

Radsport gibt es auch im Bereich des Treppelweges.<br />

Wanderer, Spaziergänger und Reiter gibt es vor allem im Bereich von Klosterneuburg und<br />

rund um Badehütten und Kleingärten. Im Bereich von Klosterneuburg ist an die Errichtung<br />

eines Joggerparcours, einer Festwiese und an einen Erlebnispfad gedacht. Davon betroffen<br />

ist der Aupark, der sich unmittelbar außerhalb des Natura 2000 Gebeites befindet.<br />

Bootsverkehr gibt es entlang der Donau mit unterschiedlich großen Anlegestellen. In St.<br />

Andrä-Wördern gibt es einen Motorboothafen mit etwa 100 Booten und eine Wasserskischule<br />

mit dem entsprechenden Zufahrtsverkehr. In Königstetten gibt es einen Kanuclub.<br />

An eine Ausweitung der Badehütten und Kleingärten im Aubereich wird in keiner Gemeinde<br />

gedacht. Im Winter wird auf den Altarmen hin und wieder Eisgelaufen.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

In allen 3 Gemeinden ist die Forstwirtschaft wichtig, zum Großteil handelt sich um Privatwald<br />

von Großgrundbesitzern. Es handelt sich zum Teil um intensive Forstwirtschaft. Im<br />

Bereich von St.Andrä-Wördern kam es durch den Donaustau zu einer Erhöhung des<br />

Grundwasserstandes, was eine Verlagerung zu Hybridpappelbeständen bewirkte. Im Bereich<br />

von Zeiselmauer beträgt die Umtriebszeit 30 Jahre, zum Schutz gegen Verbissschäden<br />

müssen Aufforstungen ca. drei Jahre eingezäunt werden. Im Bereich des Donaudammes<br />

gibt es einige Öffnungen, die eine Bewässerung der südlich der Donau gelegenen<br />

Au ermöglichen. Nördlich der Donau sind Überströmöffnungen vorhanden, durch<br />

die eine Flutung der Au möglich ist.<br />

In allen drei Gemeinden gibt es Wildfütterungen, die sich zum Teil auf Wiesen befinden.<br />

Es kommen Hirsch, Reh und Wildschwein vor. In St. Andrä-Wördern gibt es auch angelegte<br />

Wildrettungshügel.<br />

Sportfischerei wird sowohl in den Altarmen als auch in Schotterteichen ausgeübt.<br />

Landwirtschaft<br />

In Klosterneuburg und St. Anrdä-Wördern gibt es konventionell genutzte Äcker im Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>. Auf den Heißländen, die zum Teil auch nördlich der Donau liegen, befinden<br />

sich FFH-Wiesen. Es ist jedoch nicht bekannt, in welcher Weise sie gepflegt werden. Im<br />

Bereich von Klosterneuburg ist eine Mahd wahrscheinlich.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Klosterneuburg wird mit Wasser aus der Au versorgt. In Zeiselmauer ist eventuell daran<br />

gedacht, ein knapp außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es liegendes Grundwasservorkommen zu nutzen.<br />

St. Andrä-Wördern wird von Brunnen außerhalb der Au versorgt.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

29


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Schotterabbau<br />

Gegenwärtig gibt es keinen Schotterabbau, an eine Ausweitung ist ebenfalls nicht gedacht.<br />

Donaukraftwerk, Dotation der Altwässer, Hochwasserschutz<br />

Durch das Kraftwerk wird beispielsweise das Geschirrwasser dotiert. Im Zuge des letzten<br />

Hochwassers kam es in Klosterneuburg zu starken Verschlammungen, was auch Verlandungstendenzen<br />

mit sich brachte. Im Bereich des Altarmes „Bie“ können auch Verlandungstendenzen<br />

festgestellt werden. Eine Räumung ist kaum möglich.<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Freizeitnutzung<br />

Rund um Klosterneuburg und um das Kraftwerk Greifenstein sind die regionalen Zentren<br />

der Erholungsnutzung. Es handelt sich sowohl um Tagesausflügler, als auch um Wochendhausbesitzer<br />

und Einheimische. Nördlich der Donau schließt die Stockerauer Au an,<br />

die ebenfalls intensiv zur Erholung genutzt wird.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Sie stellen wesentliche Einflüsse im <strong>Gebiet</strong> dar, wobei zu bemerken ist, dass die Erholungsfunktion<br />

um die Erholungszentren besonders wichtig erscheint.<br />

Landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft spielt im Zusammenhang mit Natura 2000 nur eine untergeordnete<br />

Bedeutung, da sich nur wenige Ackerflächen im Auwald befinden.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

In den Auen liegen bedeutende Grundwasservorkommen. Sie spielen eine wichtige Rolle,<br />

sowohl derzeit, als auch als Wasservorrat für die Zukunft.<br />

Donaukraftwerk, Dotation der Altarme und Hochwasserschutz<br />

Diese Faktoren spielen für das <strong>Gebiet</strong> eine wichtige Rolle, da sie das Wasserregime der<br />

FFH-Lebensraumtypen in den Wäldern und in den Stillgewässern massiv beeinflussen.<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

Gesprächsprotokoll<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

30


Ansprechpartner und Protokolle<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Leuthner Franz, Geschäftsführender Gemeinderat Etsdorf-Haitzendorf, 02735/2445<br />

Zimmermann Franz, Geschäftsführender Gemeinderat, Grafenwörth, 02738/2532<br />

Steinkellner Walter, Geschäftsführender Gemeinderat Grafenwörth, 02738/2384<br />

Steiner Christian, Ortsvorsteher Kirchberg am Wagram, 0664/491098<br />

Bernersdorfer Josef, Geschäftsführender Gemeinderat Kircherg/Kollersdorf, 676/4767508<br />

Benedikt Johann, Bürgermeister Kirchberg am Wagram, 02279/2332<br />

Berthiller Franz, Ortvorsteher Winkl, 02279/2548<br />

Haberreiter DI Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Grinschgl DI Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin: 18.11.02<br />

Uhrzeit: 8 Uhr<br />

Dauer: 2,5 Std.<br />

Ort: GA Kirchberg am Wagram<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Gesprächsinhalte<br />

• Vorstellungsrunde, Überblick über Natura 2000 in den kommenden Jahren, Erläuterung<br />

des <strong>Managementplan</strong>es, Erläuterung Projektbuch, Lokalisierung von Schutzgütern<br />

in den einzelnen Gemeinden, Sammlung von möglichen Projekten, Hinweis auf<br />

diverse Formulare.<br />

• Als problematisch wurde die Tierartenhabitatausweisung bis in die KG Gigging angesehen,<br />

da sich dort Konflikte mit der Baulandausweisung und der landwirtschaftlichen<br />

Nutzung ergeben könnten.<br />

• Auch in der KG St. Johann sind Häuser in der Ausweisung der Tierartenhabitate enthalten,<br />

was seitens der Gemeindevertreter als problematisch eingestuft wurde.<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angeregt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist, bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich über<br />

das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Freizeitnutzung<br />

Kirchberg am Wagram<br />

In Altenwörth grenzt ein Gasthaus mit Parkplatz an einen Motorboothafen (ca. 20 Boote<br />

vorhanden). Die Boote können durch ein vorhandenes Querbauwerk nicht in den Altarm<br />

hinauffahren. Der Dorferneuerungsverein in Altenwörth hat einen Badesteg am angrenzenden<br />

Altarm errichtet. Auch ein Surfclub nutzt den donaunahen Altarm. Ein nördlich angrenzender<br />

Sportplatz wird regelmäßig als Veranstaltungsort genutzt. Auch Tennisplätze<br />

sind in diesem Bereich vorhanden.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

31


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Die fischereiliche Nutzung in den Altarmen ist intensiv (Verpachtung). Die Kormorane sind<br />

in letzter Zeit weniger geworden. Im Winter werden die zugefrorenen Altarme zum Eislaufen<br />

genutzt. Der Auwald wird intensiv zum Wandern und Radfahren genutzt, wobei ca.<br />

70 % Tourismus und 30 % Einheimische und Wiener (Zweitwohnsitz) zu verzeichnen<br />

sind. Der Wagram-Radwanderweg geht beim Steg über den Altarm und beim Kraftwerk<br />

über die Donau und mündet anschließend in den Donau-Radwanderweg.<br />

Der Biber ist besonders entlang der Altarme bemerkbar, wobei von ihm angefressene<br />

größere Bäume bei stärkerem Wind ein Sicherheitsrisiko darstellen. Es finden keine Bekämpfungsmaßnahmen<br />

der Stechmücken statt.<br />

Grafenwörth<br />

Viele Wanderer nutzen die Au besonders im Frühjahr (Schneeglöckerl, Bärlauch, Maiglöckerl),<br />

wobei der Anteil an Touristen bei ca. 50 % liegt. Der Donauradweg und der Kamptaler<br />

Radweg stoßen bei Altenwörth zusammen. Im Winter ist kein Eislaufbetrieb auf zugefrorenen<br />

Altarmen vorhanden. Es finden keine Bekämpfungsmaßnahmen der Stechmücken<br />

statt. Die Altarme werden von Fischern mit Zillen befahren. Aber auch Schlauchboot-<br />

und Kanufahrer sind auf den Altarmen anzutreffen. Ein Zillenwettkampf der freiwilligen<br />

Feuerwehr findet einmal pro Jahr auf Altarmen statt (ca. 200 Gäste).<br />

Etsdorf-Haitzendorf<br />

Der Auwald wird besonders im Frühjahr und Herbst intensiv von den Einheimischen zur<br />

Naherholung genutzt. Es werden Radfahren und Wandern im gleichen Ausmaß betrieben.<br />

Es werden weder Eislauf noch Schlauchbootfahren auf den Altarmen betrieben.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Kirchberg am Wagram<br />

Großgrundbesitzer Mayer hat ein Wildgatter eingerichtet. Sowohl im Wald, als auch auf<br />

den Wiesenflächen der Au wird das Wild intensiv gefüttert. Wildrettungshügel existieren<br />

keine im KG-<strong>Gebiet</strong>. Die gemeindeeigenen Forstwege werden durch regelmäßiges Freischneiden<br />

(Maschinenring) offengehalten. Die Gutsverwaltung Metternich erledigt dies<br />

über eigene Arbeitstrupps. Beim Jagdhaus (“Totenlacke“) innerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

gibt es einen angrenzenden Wildacker. Derzeit werden statt Hybridpappeln vermehrt<br />

Ahorn, Kirsche, Esche und Robinie nachgepflanzt.<br />

Grafenwörth<br />

Seitens der Jagd werden die Wiesenflächen in der Au als Wildfutterstellen genutzt. Der<br />

Wald gehört großteils Metternich und dem Stift Herzogenburg. Ein kleiner Anteil bei St.<br />

Johann befindet sich im Eigentum der Gemeinde. Wildgatter mit Wildschweinen und Damhirschen<br />

wurden durch Waldeigentümer Sedlmayer angelegt. Bei Jetzdorf richten die frei<br />

lebenden Wildschweine große Schäden auf an den Auwald angrenzenden Ackerkulturen<br />

an. Wildfütterstellen werden auf Wiesenflächen, aber auch vor allem im Wald angelegt. Im<br />

Hirschgatter von Hrn. Sedlmayer in der Sandlau existiert ein angelegter Wildrettungshügel.<br />

In der Au gibt es wenig landwirtschaftlich genutzte Flächen. Ackerflächen<br />

werden vornehmlich als Wildäcker genutzt. In der Spitalau existiert ein größeres Jagdhaus.<br />

Mehrere kleine Holzhütten sind über das gesamte <strong>Gebiet</strong> verstreut. Die frequentierten<br />

Forstwege werden regelmäßig (alle zwei bis drei Jahre) vom Forstpächter freigeschnitten).<br />

Ältere Schottergruben im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> werden fischereilich genutzt. Die<br />

Fischereirechte sind von den Grundeigentümern an private Nutzer verpachtet worden.<br />

Etsdorf-Haitzendorf<br />

Die Wildfütterung findet vor allem auf Wiesen und angrenzenden Waldrändern statt. Die<br />

Altarme des <strong>Gebiet</strong>es werden fischereilich intensiv genutzt. Bei Etsdorf und Donaudorf<br />

gibt es Reiterställe, dementsprechend werden die angrenzenden Auwälder von Reitern<br />

frequentiert. Der Kurhof liegt im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>. Es handelt sich um einen Privatbau<br />

mit der Widmung Gebäude im Grünland.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

32


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Schottergewinnung<br />

Kirchberg am Wagram<br />

Nordwestlich von Gigging liegen zwei größere Nassbaggerungen außerhalb des Natura<br />

2000 <strong>Gebiet</strong>es. Eine weitere Schottergrube außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es befindet sich östlich<br />

der „Toterlacke“.<br />

Etsdorf-Haitzendorf<br />

Eine kleine Nassbaggerung grenzt unmittelbar an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an („In der<br />

Schlichten“).<br />

Wasserkraftnutzung, Flußbau, Fließgewässerrückbau, Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung<br />

Kirchberg am Wagram<br />

Derzeit werden verlandete Altarme durch Ausbaggerungen reaktiviert, um bei zukünftigen<br />

Hochwässern ein oberflächliches Drainagesystem zu schaffen (Obmann Hochwasserschutz<br />

/ Bertala Franz).<br />

Außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es bei Neustift liegt eine Trinkwassergewinnungsanlage.<br />

Seit den 60-er Jahren gibt es eine öffentliche Trinkwasserversorgung in den angrenzenden<br />

Gemeinden. Im Norden der Marktgemeinde Kirchberg am Wagram dienen<br />

vermehrt Hausbrunnen zur Trinkwasserversorgung. Derzeit liegt das Grundwasser um 2<br />

m höher als bei Normalgrundwasserständen. Nach dem Bau des Kraftwerks kam es zu<br />

einer Absenkung des Grundwasserspiegels um 1,30 m. Im Krems-Gerinne sind Öffnungen<br />

eingebaut, die eine Bewässerung des Auwaldes ermöglichen.<br />

Grafenwörth<br />

Bei St. Johann gibt es eine Trinkwassergewinnungsanlage der Gemeinde. Die NÖSIWAG<br />

betreibt bei Grunddorf einen weiteren Trinkwasserbrunnen. Der Kamp wurde in den 65-er<br />

Jahren begradigt. Altarmschlingen zeigen noch heute den ehemaligen Verlauf. Ein Hochwasserschutzdamm<br />

umschließt den Kamp. Der Mühlkamp kann bei Hochwasser mittels<br />

Wehranlage abgeschottet werden, da er über keinen Hochwasserschutz verfügt. Der diesjährige<br />

Dammbruch bei Sittendorf führte zu dramatischem Anstieg des Hochwassers im<br />

Vorland des Augebietes. Ein Abpumpen der Hochwässer bei St. Johann hinter den Hochwasserdamm<br />

ins Augebiet war auf Grund des schnellen Anstiegs der Wassermassen<br />

nicht mehr möglich, daher wird über eine Abänderung des Hochwasserschutzdammes<br />

nachgedacht, wobei eine 2. Dammöffnung bei St. Johann als notwendig erachtet wurde.<br />

Außerdem wurde der Wunsch geäußert, die Dämme zu den Häusern und nicht zum Fluss<br />

zu verlegen.<br />

Etsdorf-Haitzendorf<br />

Es existieren zwei Grundwasserbrunnen (NÖSIWAG) südöstlich von Grunddorf. Einen<br />

weiteren Trinkwasserbrunnen gibt es bei Fels am Wagram. Da es sich bei dem Augebiet<br />

um ein Grundwasserschutzgebiet handelt, können die Landwirte im Rahmen von ÖPUL<br />

spezielle Maßnahmen buchen.<br />

Industrie/Gewerbe<br />

Kirchberg am Wagram<br />

Die Firma Budin im Süden von Altenwörth stellt Kunststoffe her und macht verfahrenstechnische<br />

Untersuchungen.<br />

Grafenwörth<br />

Im Süden von St. Johann existiert eine Tischlerei.<br />

Deponien<br />

Kirchberg am Wagram<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

33


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Bei Gigging und Kollersdorf sind alte Hausmülldeponien außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es vorhanden.<br />

Grafenwörth<br />

Bei Jettsdorf und Scheiben gibt es jeweils alte, vom Land überprüfte Hausmülldeponien<br />

außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es.<br />

Etsdorf-Haitzendorf<br />

Innerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es existieren keine Altlasten. Außerhalb des <strong>Gebiet</strong>s ist<br />

nördlich von Grunddorf eine alte Hausmülldeponie vorhanden.<br />

Landwirtschaft<br />

Kirchberg am Wagram<br />

Die Wiesen im Augebiet werden zur Heugewinnung von Landwirten gemäht (Verkauf an<br />

umliegende Reiterhöfe und für die Wildfütterung). Die Bonitäten der an den Auwald angrenzenden<br />

Böden ist seit dem Kraftwerksbau und der damit verbundenen Grundwasserabsenkung<br />

gestiegen.<br />

Grafenwörth<br />

Die Wiesenbereiche werden seitens der Jägerschaft zwecks Offenhaltung großteils gehäckselt.<br />

Etsdorf-Haitzendorf<br />

Ackerflächen sind vor allem im Bereich „In der Scheiben“ und südwestlich von Grunddorf<br />

im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> vorhanden. Nach dem Bau der Donaubrücke soll südöstlich von<br />

Grunddorf bis Haitzendorf („In der Scheiben“) eine Kommassierung durchgeführt werden.<br />

Die Bereiche mit Glatthaferwiesen auf dem Hochwasserschutzdamm des Kamps werden<br />

regelmäßig gemäht.<br />

Straßenbau / Verkehrswege / Siedlungsbau<br />

Kirchberg am Wagram<br />

Derzeit werden die Hochwasserschäden am Wegesystem in der Au behoben. Die Forstund<br />

Güterwege (Schotterbauweise) werden z.T. neu geschottert. Ein Straßenausbau oder<br />

Wegeneubau ist derzeit nicht geplant. Im Zuge eines fehlerhaften Dammsystems sind jedoch<br />

Umbauarbeiten notwendig, die noch nicht näher lokalisierbar sind.<br />

Grafenwörth<br />

Eine Landesstraße verläuft durch das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> bis zur ehemaligen Anlegestelle<br />

der alten Rollfähre. Es gibt auch einen Parkplatz in diesem Bereich.<br />

Bei den aufgelassenen Schotterteichen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> sind neben Holzhütten,<br />

z.T. auch Jagdhütten errichtet worden.<br />

Etsdorf-Haitzendorf<br />

Eine bestehende Verbindungsstraße von Grunddorf nach Donaudorf und die umliegenden<br />

landwirtschaftlichen Güterwege werden im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> regelmäßig frequentiert.<br />

Ausbesserungen von Schotterwegen nach dem Hochwasser sind teilweise notwendig.<br />

Die geplante Donaubrücke mit Anbindung an die S 5 tangiert auch das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong><br />

der Marktgemeinde. Eine UVP wurde positiv erledigt. Die UVP für eine Verbreiterung<br />

der S 5 wurde ebenfalls positiv beurteilt. Es wurde über die Möglichkeit einer Baulandausweisung<br />

in den nächsten 10 bis 15 Jahren im Süden von Haitzendorf bis Kamp gesprochen.<br />

Dazwischen liegt ein ausgewiesener Lebensraumtyp und ein Tierhabitat. Möglicherweise<br />

gibt es Konflikte in diesem Bereich. Der Hochwasserschutzdamm bei der S 5<br />

soll im Zuge des Brückenbaus eventuell Richtung Donau verlagert werden. Die neue Donaubrücke<br />

soll vor allem den Verkehr nach der Ostöffnung auf die Westautobahn kanalisieren<br />

helfen und somit eine großräumige Umfahrung von Wien ermöglichen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

34


Ansprechpartner und Protokolle<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Freizeitnutzung<br />

Radfahren, Wandern, Fischen und Reiten sind Nutzungsarten, welche die Landlebensräume<br />

des <strong>Gebiet</strong>es betreffen. Motorbootfahren, Surfen und Fischen sowie im Winter Eislaufen<br />

auf den Altarmen sind Nutzungsarten, welche die aquatischen Lebensräume und<br />

Habitate beeinflussen. Lokal kann es besonders im Bereich von angrenzenden Ortschaften<br />

zu hohem Erholungsdruck kommen.<br />

Forstwirtschaft, Jagd<br />

Forstwirtschaft und Jagd bilden die Haupteinnahmequelle innerhalb des <strong>Gebiet</strong>es und ist<br />

überwiegend in privater Hand. In einigen Bereichen wurden Wildgatter mit Wildschweinen<br />

und Damhirschen angelegt. In vielen Bereichen wird intensive Hege mit Wildfütterung betrieben.<br />

Einige Forsthäuser wurden im Bereich des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es errichtet.<br />

Schottergewinnung<br />

Innerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es befinden sich ältere aufgelassene Nassbaggerungen,<br />

die von Fischern genutzt werden. Außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es grenzen einige kleinere<br />

Schottergruben an, die zum Teil noch im Abbau befindlich sind.<br />

Wasserbau, Flussbau, Flussrückbau und Hochwasserschutz<br />

Als erheblicher Eingriff in die Überschwemmungsdynamik der Tullnerfelder Donauauen ist<br />

der Bau des Flusskraftwerks bei Altenwörth mit der Abdämmung des Auwaldes einzustufen.<br />

Die Veränderung im Wasserabfluss und die sinkenden Grundwasserstände haben<br />

einen nachhaltigen Einfluss auf die Waldlebensräume des <strong>Gebiet</strong>es. Auf Grund des letzten<br />

Hochwassers werden Um- und Rückbaumaßnahmen an Dämmen von Zubringenflüssen<br />

diskutiert. Verlandete Altarme werden ausgeräumt, um einen besseren Abfluss von<br />

Hochwässern zu gewährleisten.<br />

Trinkwassergewinnung<br />

Sie stellt eine wichtige Nutzungsform im Augebiet dar. Es gibt zwei Brunnen der<br />

NÖSIWAG südöstlich von Grunddorf, unmittelbar an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> angrenzend<br />

und eine Reihe weiterer Brunnen im nördlichen Vorland zum Auwald.<br />

Industrie / Gewerbe<br />

Es gibt kleinere Industrie- und Gewerbebetriebe angrenzend an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>,<br />

wobei es kaum Auswirkungen auf den Auwald geben dürfte.<br />

Infrastruktureinrichtungen<br />

Der geplante Bau der Donaubrücke bei Traismauer würde das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> durchqueren<br />

und sowohl Lebensraumtypen, als auch Tierartenhabitate queren. Weiters ist mit<br />

einem Anstieg des Verkehrs und der Emissionen zu rechnen.<br />

Landwirtschaft<br />

Die Landwirtschaft spielt im <strong>Gebiet</strong> eine untergeordnete Rolle, lediglich die Randbereiche<br />

enthalten einige Ackerflächen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

35


Ansprechpartner und Protokolle<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

GESPRÄCHSPROTOKOLL<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Haller Franz, Förster, 02262/770/320<br />

Eichinger Christian, Baudirektor Korneuburg, 02262/770/300<br />

Waygand Josef, Umweltgemeinderat Langenzersdorf, 02262/9025/11226<br />

Brigitte Haberreiter, Arge Natura 2000 Weinviertel , 01/4891018<br />

Termin: 22.11.02<br />

Uhrzeit: 8 Uhr<br />

Dauer: 2 Std.<br />

Ort: Rathaus Korneuburg<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufes<br />

Gesprächsinhalte<br />

• Vorstellung, Definition der Aufgaben des MP-Planbüros, Überblick über den Tagesablauf,<br />

Kurzer Überblick über Natura 2000: Was passiert bis 2005? Der <strong>Managementplan</strong><br />

• Erläuterung des <strong>Managementplan</strong>aufbaus<br />

• Es wurde auf die Formulare für Informationsveranstaltungen, Vorprüfungen und Stellungnahmen<br />

hingewiesen<br />

• Auflistung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und Projekten, die vorprüfungspflichtig<br />

sind<br />

• Vorstellung der Schutzgebietskarten<br />

• Sammlung von Projekten für das Projektbuch<br />

• Das Projekt der Neunutzung des ehemaligen Werftgeländes und angrenzender<br />

<strong>Gebiet</strong>e wurde ausführlich besprochen<br />

• Es wurde über die Komplexpolygone im Forstbereich gesprochen und dass es eine<br />

fachliche Nachbearbeitung geben wird<br />

• In diesem Zusammenhang wurde auch noch die Erhebungsmethodik der FFH- Lebensräume<br />

erläutert<br />

• Es wurde über den exakten Verlauf der <strong>Gebiet</strong>sgrenze im Bereich der Werft Korneuburg<br />

und am Donauufer gesprochen<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angekündigt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist und bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich<br />

über das <strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

36


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Stadterweiterung<br />

In Korneuburg ist in den nächsten Jahren die Neunutzung des <strong>Gebiet</strong>es zwischen Donau<br />

und Schnellbahn am Ostende des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es geplant. Derzeit befinden sich<br />

hier hauptsächlich Industriebetriebe und Brachflächen. Die Stadt soll sich künftig mehr zur<br />

Donau entwickeln. Am Gelände der ehemaligen Werft sollen Einrichtungen im Bereich<br />

Kultur, Freizeit, Erholung und High-Techbetriebe bzw. Fachhochschulstandorte entstehen.<br />

Die Planungen sind unter anderem auf das Donaufestival ausgerichtet, eventuell werden<br />

auch Hotels errichtet. An Wohnbebauung ist nicht gedacht. Im Zuge dieser Projekte ist jedoch<br />

nicht an eine touristische Aufschließung des Auwaldes gedacht.<br />

Im Bereich landwirtschaftlicher Nutzflächen unmittelbar angrenzend an das Natura 2000<br />

<strong>Gebiet</strong> südlich der Autobahn wird möglicherweise ein Hundeabrichteplatz errrichtet.<br />

Im Bereich von Langenzersdorf ist keine Erweiterung des Baulandes zum Natura 2000<br />

<strong>Gebiet</strong> hin geplant.<br />

Freizeit- und Erholungsnutzung<br />

Am stärksten begangen wird der Auwald zur Zeit der Schneeglöckchenblüte. Während<br />

des übrigen Jahres sind die Besucherzahlen wesentlich geringer, da es keine markierten<br />

Wanderwege im Wald gibt. Vor einigen Jahren wurde auf Grund jagdlicher Interessen der<br />

Wanderweg aus dem Wald an den Ackerrand verlegt. Es ist jedoch nicht auszuschließen,<br />

dass der Weg wieder durch den Wald markiert wird. Es gibt eine beliebte Joggingstrecke,<br />

die jedoch nicht markiert ist.<br />

Ein beliebter Radweg führt am Treppelweg Richtung Greifenstein. An eine Ausweitung in<br />

die Au ist nicht gedacht.<br />

Bootsverkehr auf den Altarmen gibt es nicht, da viele Hindernisse vorhanden sind. Im Bereich<br />

der ehemaligen Werft liegt ein Yachthafen mit etwa 200 Booten, die aber hauptsächlich<br />

auf der Donau fahren.<br />

Im Bereich von Langenzersdorf führt ebenfalls der Donauradweg am Ufer entlang. Die<br />

Erholungsnutzung spielt sich aber hauptsächlich entlang eines Asphaltweges ab.<br />

Verkehr und Straßenbau<br />

Eine Verbreiterung der Autobahn nach Stockerau auf sechs Spuren ist geplant, wobei die<br />

Errichtung einer Ausfahrt Korneuburg Mitte knapp das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> berühren würde.<br />

Industrie und Gewerbe<br />

Knapp außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es liegt ein Industriegebiet mit Agrarspeicher,<br />

Öllager, Schiffsanlegestellen und die Rollfähre mit einer Zufahrtsstraße.<br />

Energieversorgung<br />

Das <strong>Gebiet</strong> wird von einer Gasleitung durchquert. Derzeit laufen Bauarbeiten zur Verlegung<br />

einer Hochspannungsleitung unter die Erde. Davon sind Wiesen und Altarme betroffen.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Die Brunnen in der Hofau versorgen die Stadt und die anschließenden Gemeinden Bisamberg<br />

und Stetten. Es gibt auch einen Anschluss der EVN Wasser. In Zukunft ist im<br />

Zuge der Stadterweiterung an einen weiteren Ausbau der Brunnen gedacht.<br />

Bei Langenzersdorf nahe des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es liegt ein Brunnen für das Berndlbad.<br />

Militärisches Übungsgebiet<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

37


Ansprechpartner und Protokolle<br />

In den stadtnahen Randbereichen des Auwaldes liegt ein Bundesheerübungsgelände von<br />

etwa 5 - 8ha Größe. Vor einiger Zeit wurde das <strong>Gebiet</strong> ständig für den Übungsbetrieb genutzt,<br />

in letzter Zeit unregelmäßig. Außerhalb der Übungszeiten ist der Bereich begehbar.<br />

Landwirtschaft<br />

Ackerbau ist nicht vorhanden, es befinden sich jedoch einige Wiesen im <strong>Gebiet</strong> von Korneuburg.<br />

Zum Teil wurden sie von den Grundbesitzern bereits als ökologisch wertvolle<br />

Wiesen im ÖPUL Programm angemeldet. Ein Teil der Wiesen wird jedoch nur zweimal im<br />

Jahr gehäckselt. Durch den Wechsel zur Genossenschaftsjagd könnte sich bei der Wiesenpflege<br />

noch etwas ändern.<br />

Forstwirtschaft, Jagd, Fischerei<br />

Die Waldwirtschaft erfolgt nicht intensiv. Korneuburg hat einen nach ökologischen Kriterien<br />

erstellten Waldwirtschaftsplan. Aufforstungen müssen auf Grund des hohen Hirschbestandes<br />

eingezäunt werden. Es werden hauptsächlich Linden, Eschen, Ahorne, Weißbuche,<br />

Walnuss, Wildobst und Ebereschen gepflanzt. Hybrid-Pappeln werden kaum noch<br />

gepflanzt. Allgemein ist der Trend in Richtung Hartholzau zu bemerken. Beeinträchtigungen<br />

der Bäume sind am ehesten im Bereich der Birken zu erkennen. Seit dem Bau des<br />

Kraftwerkes Greifenstein ist der Grundwasserspiegel stark gesunken, wobei es auch keine<br />

künstlichen Überflutungen durch die Gießgänge gibt, da die Dotation zu gering ist.<br />

Durch den Bau des Kraftwerkes Freudenau sollte der Grundwasserspiegel wieder ansteigen.<br />

Im Bereich des Auwaldes von Korneuburg gibt es eine Hochwildüberpopulation, weil die<br />

Bejagung in den letzten Jahren zu gering war und sich der Bestand in der störungsfreien<br />

Waldzone ungestört entwickeln konnte. Aufforstungen müssen daher eingezäunt werden.<br />

In der nächsten Zeit sollen die Abschusszahlen erhöht werden. Auf den Wiesen bestehen<br />

Wildfütterungen.<br />

Im Bereich von Langenzersdorf besteht der Wald zum Teil aus Hybrid-Pappeln. Es handelt<br />

sich um einen schmalen Streifen, der relativ schottrig ist. Die Lärmbeeinträchtigung<br />

durch Autobahn und Eisenbahn ist hoch.<br />

Die Fischereirechte wurden vom Grundeigentümer an die Sportfischerei Korneuburg verpachtet.<br />

Im Donaugraben bei Langenzersdorf sind die Fischereirechte ebenfalls verpachtet.<br />

Donaukraftwerke, Flussbau und Fließgewässerrückbau<br />

Im <strong>Gebiet</strong> der Gemeinden kam es durch die Kraftwerke zu starken Änderungen im Wasserhaushalt.<br />

Die Dotation der Altarme ist relativ gering.<br />

An der Gemeindegrenze von Langenzersdorf bei der Donaugrabenmündung wurde ein<br />

Altarm umgebaut. Die Ufergestaltung ist naturnah. Der Zweck dieser Maßnahme ist den<br />

Gesprächsteilnehmern nicht bekannt.<br />

Schotterabbau<br />

Im <strong>Gebiet</strong> gibt es derzeit keine aktuellen Abbauflächen, an eine Ausweitung ist auch nicht<br />

gedacht. Es bestehen jedoch alte Schotterteiche.<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Stadterweiterung<br />

Die Relevanz für Natura 2000 hängt davon ab, inwieweit sich die Besucherzahlen durch<br />

den Bau von Erholungseinrichtungen erhöhen.<br />

Freizeit- und Erholungsnutzung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

38


Ansprechpartner und Protokolle<br />

In den stadtnahen Bereichen ist vor allem zur Zeit der Schneeglöckchenblüte ein sehr hoher<br />

Besucherandrang zu verzeichnen. Die Relevanz für Natura 2000 schwankt daher saisonal<br />

sehr stark.<br />

Verkehr und Straßenbau<br />

Verkehr und Straßenbau betreffen nur die Randbereiche. Dort besteht jedenfalls die Gefahr,<br />

dass Lebenräume z.T. zerstört werden.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Die Grundwasservorkommen stellen im gesamten Aubereich bis Krems ein wichtiges Reservoir<br />

dar. Die Grundwasserentnahme ist örtlich unterschiedlich stark relevant für Natura<br />

2000.<br />

Energieversorgung<br />

Der Umbau bzw. die Verlegung von Leitungen kann lokal zu einer Beeinträchtigung der<br />

Lebensräume durch Grabungsarbeiten führen.<br />

Militärisches Übungsgelände<br />

Vor allem im Frühjahr zur Brutzeit können Störungen diverser Tierarten auftreten.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Sie sind bedeutende Einflussfaktoren für das <strong>Gebiet</strong>. Vor allem die Wilddichte übt einen<br />

starken Einfluss auf das Aussehen und die Waldzusammensetzung aus. Weiters ist die<br />

Tendenz zu Hartholzau auch für die Entwicklung der Natura 2000 Ausschlag gebend.<br />

Donaukraftwerke<br />

Die Wasserdotation des Auwaldes wird durch die Kraftwerke beeinflusst, wobei eine Veränderung<br />

des Standortes in Richtung Harte Au auf Austrocknungstendenzen hinweist.<br />

Durch das Fehlen von Überschwemmungen und die Veränderung des Grundwasserhaushaltes<br />

ist die natürliche Entwicklung des <strong>Gebiet</strong>es massiv beeinträchtigt.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

39


Ansprechpartner und Protokolle<br />

4.3 Gespräche mit den Bezirksbauernkammern<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

GESPRÄCHSPROTOKOLL<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

DI Jäger Siegfried, Pflanzenberater BBK Tullnerfeld, 02272/62327-<strong>16</strong><br />

DI Öllerer Josef, Forstsekretär BBK Tullnerfeld, St. Pölten, 02742/72186-19<br />

Mayer Lorenz, Obmann BBK Korneuburg, 0268/6159<br />

DI Steindl Heinz, Forstsekretär BBK Korneuburg, 02262/724<strong>16</strong><br />

Wimmer Josef, Pflanzenbauberater BBK Krems, 02732/77077<br />

DI Rehrl Franz H., Kammersekretär BBK Krems, 02732/77077<br />

Ing. Schmidt Hannes, Kammersekretär BBK Korneuburg, 02262/729<strong>16</strong><br />

DI Haberreiter Brigitte, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

DI Grinschgl Frank, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin: 03.12.02<br />

Uhrzeit: 8 Uhr<br />

Dauer: 3,25 Std.<br />

Ort: BBK Korneuburg<br />

1.1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Gesprächsinhalte<br />

Vorstellung, Überblick über Natura 2000 in den kommenden Jahren, Erläuterung des<br />

<strong>Managementplan</strong>es, Erläuterung Projektbuch, Sammlung von möglichen Projekten in den<br />

gebietsrelevanten Verwaltungsbereichen der einzelnen BBK´s, Sammlung von allgemeinen<br />

landwirtschaftlichen Eckdaten innerhalb und außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es zur<br />

Charakterisierung des Raumes, Hinweis auf diverse Formulare.<br />

Die ersten Gespräche im Vorfeld der Veranstaltung ergaben, dass den Vertretern der<br />

BBK´s wenig relevante Projekte und Vorhaben bezüglich Landwirtschaft innerhalb und<br />

außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es <strong>16</strong> bekannt sind. Von einzelnen, an das <strong>Gebiet</strong> angrenzende<br />

Kommassierungen, die wir über die Gemeinden erfahren hatten, war wenig bekannt. Es<br />

wurde die ABB als Ansprechpartner für Kommassierungsprojekte genannt.<br />

Bei den Drainagierungsprojekten ist die BH Ansprechpartner (bis Jahresende müssen<br />

Drainagierungsgenossenschaften dort eine Neukonstitution bekannt geben)<br />

Viele große Waldeigentümer wollen bisherige Kahlschlagnutzung (>0,5 ha) mit anschließender<br />

Hybrid-Pappel-Aufforstung besonders im <strong>Gebiet</strong> der Weichholzauen weiter-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

40


Ansprechpartner und Protokolle<br />

führen, da es wirtschaftlich die einzige Alternative ist. Die Frage der Ablösung bei wirtschaftlichen<br />

Ausfällen wurde gestellt.<br />

Die Erhaltung von Grünland auf seinem Betrieb sei der Wille des Landwirtes, aber nicht<br />

immer angewandte Praxis, denn ein Landwirt, der nicht bei ÖPUL dabei ist, kann Grünland<br />

in Acker umwandeln. Weiters sei auch der Tausch von Flächen möglich, solange der<br />

Grünlandanteil am Betrieb erhalten bleibt. Auf Grund dieser Flexibilität wurde seitens der<br />

Vertreter der BBK Krems auch für die Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>e ein praxisnaher Umgang mit<br />

dem Begriff der Nutzungsänderung bezüglich Grünland gefordert. Als Beispiel wurde eine<br />

Fläche von 30 a genannt, die von einem Landwirt vom Grünland zur Arondierung einer<br />

Ackerfläche weggenommen (verlagert) wird, um besser wirtschaften zu können.<br />

Weiters wurde die Dynamik des letzten Hochwassers angeführt, bei der die Landschaft<br />

und speziell die Wiesen entlang der Bäche ebenfalls stark verändert wurden und Raum<br />

für neue Entwicklung geschaffen wurde. Von dieser Veränderung waren teilweise auch alte<br />

Wiesenflächen betroffen, die teilweise als Lebensraumtypen ausgewiesen wurden. Das<br />

statische Modell des Konservierens und Schützens wird hier durch das dynamische Modell<br />

der Natur in Frage gestellt.<br />

Es wurde die Frage gestellt, unter welchen Voraussetzungen eine Kommassierung im<br />

Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> durchgeführt werden kann. Dies wurde dahingehend beantwortet,<br />

dass -wenn innerhalb der Außengrenzen teilweise Lebensraumtypen davon betroffen sind<br />

- eine Vorprüfungsrelevanz besteht (örtliche Sachverständige machen Meldung ans Land<br />

NÖ). Bei ausschließlich betroffenen Tierhabitaten ist ebenfalls eine Vorprüfung aus unserer<br />

Sicht empfehlenswert, da geklärt werden muss, ob vorhandene, evt. kleinräumig<br />

Strukturen (wie Feldraine und Feldgehölze) als Wanderkorridore und Jagdgebiete eine<br />

Relevanz besitzen.<br />

3.2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angeregt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist und bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Er wird voraussichtlich<br />

Anfang kommenden Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich<br />

über das <strong>Managementplan</strong>büro. Das Geprächsprotokoll wird zusammen mit den diversen<br />

Antragsformularen an die BBK´s ausgeschickt.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

BBK Krems<br />

Grünland innerhalb und außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

Im Bereich des Einzugsgebietes finden sich kleinere Wiesenflächen auf den Hochwasserschutzdämmen<br />

von Bächen, die im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> liegen (Kamp westlich von<br />

Grunddorf, Krems südlich vom Kraftwerk Theiß) und im Bereich von Ortschaften, die außerhalb<br />

des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es liegen. Im Verhältnis der Acker- und Wiesenflächen<br />

gab es in den letzten 10 - 20 Jahren keine Veränderungstendenzen, höchstens Umlagerungstendenzen.<br />

Einzelne Jäger nutzen Wiesenschnitt zur Wildfütterung im <strong>Gebiet</strong>.<br />

Durch das Kamp-Projekt sollen beim Wehr 3 Umbauarbeiten durchgeführt werden, wobei<br />

unklar ist, ob davon Lebensraumtypen im <strong>Gebiet</strong> betroffen sind. Zur Vergrößerung des<br />

Retensionsraumes wird eine Profilaufweitung durchgeführt, wodurch die Dämme nach<br />

außen verlagert werden sollen. Ansprechpartner ist Herr Dimmel.<br />

Drainagierungsprojekte von Wiesen sind in den letzten 10 – 20 Jahren im <strong>Gebiet</strong> nicht<br />

vorgekommen. DI Sandler ist potenzieller Ansprechpartner für das Thema Aufforstung<br />

von Wiesen.<br />

Ackerbau<br />

Hauptkulturarten sind Mais, Weizen, Gerste, Sonnenblumen, Zuckerrübe und Raps. Auch<br />

der Obstbau besitzt im Kremser <strong>Gebiet</strong> eine große Bedeutung. In den nördlichen Randla-<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

41


Ansprechpartner und Protokolle<br />

gen der angrenzenden Lößgebiete hat der Weinbau große Bedeutung. Drainagierungen<br />

von Ackerflächen kommen im <strong>Gebiet</strong> nicht vor. Auch sind keine Grabenverfüllungen sowie<br />

Verfüllungen von feuchten Sutten bekannt.<br />

Die Zuckerrübenäcker im Kremser Raum werden zu 5 -10% über Grundwasserbrunnen<br />

bewässert. Einzelne Flächen grenzen an das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> an. Spezialkulturen sind<br />

im <strong>Gebiet</strong> nicht vorhanden. Der Ackerbau wurde in den letzten 10 bis 20 Jahren intensiviert.<br />

Betriebsstrukturen<br />

In den letzten Jahrzehnten ist eine Zunahme der Großbetriebe (Haupterwerb) zu beobachten,<br />

die mit gleichzeitiger Flächenvergrößerung und -intensivierung einhergeht. Die<br />

Abwanderung in den Neben- und Zuerwerb ist konstant zu beobachten und ist gleichzeitig<br />

mit einer Reduktion der bewirtschafteten Flächen verbunden. Meistens werden nicht mehr<br />

bewirtschaftete Flächen verpachtet. Die Hoflage der meisten Betriebe lässt sich als zentral<br />

beschreiben, wobei die am weitesten entfernt liegenden Flächen ca. in max. 5 km Entfernung<br />

liegen.<br />

Kommassierungen<br />

Dazu wurde auf die ABB verwiesen, die genaue Angaben zu den <strong>Gebiet</strong>en machen kann.<br />

Zu einer geplanten Kommassierung im Zuge des Baus der Donaubrücke Traismauer in<br />

der Nähe von Grunddorf konnten keine genaueren Angaben gemacht werden.<br />

BBK St. Pölten<br />

Grünland innerhalb und außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

Durch Sikawild findet eine Überbeweidung der meisten Wiesenflächen im <strong>Gebiet</strong> statt.<br />

Ackerbau<br />

Hauptkulturarten sind Mais, Weizen, Gerste, Sonnenblumen, Zuckerrübe und Raps. Um<br />

das Kraftwerk Altenwörth herum wurde der Auwald stellenweise gerodet und in Ackerflächen<br />

umgewandelt. Es ist weniger der umgekehrte Fall bekannt, wo die Flächen aufgeforstet<br />

werden. Nördlich von Kirchberg am Wagram gewinnen auch der Weinbau und die<br />

Viehhaltung an Bedeutung.<br />

Betriebsstrukturen<br />

Die Betriebsflächen der meisten Höfe liegen in einem Umkreis von ca. 5 km Entfernung.<br />

Viele Schweinemäster (Gülleflächen) besitzen jedoch Pachtflächen, in größerer Entfernung.<br />

Die Abwanderung in den Neben- und Zuerwerb ist konstant zu beobachten und ist<br />

gleichzeitig mit einer Reduktion der bewirtschafteten Flächen verbunden. Meistens werden<br />

nicht mehr bewirtschaftete Flächen verpachtet.<br />

Kommassierungen<br />

Im Bereich der geplanten Donaubrücke Traismauer soll nach dem Brückenbau eine<br />

Kommassierung in der Nähe von Grunddorf durchgeführt werden.<br />

Forst<br />

Die forstliche Kahlschlagnutzung wird auf großen Flächen betrieben (>2ha).<br />

BBK Tullnerfeld<br />

Grünland innerhalb und außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

Bezüglich der Veränderungstendenzen wurde auf die ÖSTAT-Angaben verwiesen. Die<br />

Grünlandstandorte wurden jedoch für die auwaldnahen <strong>Gebiet</strong>e und den Bereich des<br />

Wagram lokalisiert.<br />

Ackerbau<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

42


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Hauptkulturarten sind Mais, Weizen, Gerste, Sonnenblumen, Zuckerrübe und Raps. Südlich<br />

der Donau werden vermehrt Zuckerrübe, Mais und Gemüse angebaut. Auch die<br />

Schweinehaltung wird hier intensiv betrieben. Nördlich der Donau gewinnt neben dem Ackerbau<br />

der Weinbau zunehmend an Bedeutung. Alternativkulturen haben im <strong>Gebiet</strong> keine<br />

Bedeutung. Im Zuge des Baus der Kraftwerke wurden Uferbegleitdämme errichtet,<br />

welche nördlich der Donau eine Abdichtung gegen das Grundwasser vom Vorland bewirkten.<br />

Es konnte daher in der Folge keine Grundwasserabsenkung und damit verbundene<br />

Aufwertung von Bonitäten der bewirtschafteten Böden festgestellt werden, wie sie südseitig<br />

der Donau aktuell sind. Südlich der Donau (Tullnerfeld) existieren viele ältere Bewässerungsbrunnen.<br />

In Richtung des Wienerwaldes gibt es auch einige bestehende Drainagierungen.<br />

Betriebsstrukturen<br />

Die Betriebsflächen der meisten Höfe liegen in einem Umkreis von ca. 5 km Entfernung.<br />

Kommassierungen<br />

In diesem Abschnitt der Tullnerfelder Donauauen wurden die landwirtschaftlichen Flächen<br />

bereits mehrfach kommassiert, wobei die Flächen oft bis zum Auwald umgeplant wurden.<br />

Forst<br />

Aufforstungsmaßnahmen des <strong>Gebiet</strong>es sind vor allem auf der BH einzusehen. Es wurde<br />

aber angeschätzt, dass mehr Wald im Zuge von Autobahn- und Schnellstraßenbau sowie<br />

durch die Donauregulierung und den Kraftwerksbau gerodet wurde als aufgeforstet wurde.<br />

In der Harten Au sei die Naturverjüngung weniger problematisch, denn die Esche<br />

wächst gut nach, allerdings als dominierende Baumart. Die Aufforstung mit standortheimischen<br />

Baumarten ist hier gegebenenfalls weniger problematisch als in der Weichen Au.<br />

Problembaumarten sind die Eiche und die Ulme. Während das Ulmensterben allseits bekannt<br />

ist, sieht es bei der Eiche ebenfalls recht dramatisch aus. Ohne Spezialpflegemaßnahmen,<br />

die recht kostenintensiv sind (bis zu € 7.350,- / ha Aufforstungsfläche), ist die Eiche<br />

mittelfristig eine verschwindende Baumart im <strong>Gebiet</strong>.<br />

Da die Eiche mittels Saat nachgezogen wird, müssen so genannte Mastjahre abgewartet<br />

werden (der Same ist nur ein Jahr gut keimfähig). Die treten in der Regel alle fünf bis<br />

zehn Jahre auf. Bei der Traubeneiche war es das letzte Mal vor 17 Jahren. Dann muss im<br />

1. Jahr der Keimung eine Freistellung im Unterholz erfolgen und im 2. Jahr eine Entfernung<br />

des Oberholzes erfolgen, damit genug Licht einfällt. Der Wildverbiss ist das nächste<br />

Problem (Einzelschutz, flächige Einzäunung). Es werden entweder „Nesterpflanzungen“<br />

unter Altbeständen gemacht, oder schneisenartige Aufforstungen betrieben (10 m<br />

Schneise im Unterholz, dann 15 m breiten Streifen stehen lassen). Der Kostenersatz für<br />

die Neuanpflanzung beträgt bis zu 80 %, trotzdem zählt die Eiche zu den unwirtschaftlichen<br />

Baumarten und wird hier laut Meinung der Forstsekretäre langfristig verschwinden.<br />

Die Grauerlenbestände im Auwald gehen auf die Niederwaldbewirtschaftung zurück und<br />

bleiben bei der derzeitigen Nutzung über. Wenn langfristig keine Pflege auf dem Standort<br />

erfolgt gehen die Bestände von selbst zurück. Mit eingestreuter Hybrid-Pappel im Grauerlenbestand<br />

kann man die Grau-Erle langfristig erhalten. Es würde aber auch die Esche<br />

auf diesen Standorten anwachsen.<br />

BBK Korneuburg<br />

Grünland innerhalb und außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

Genaue Ziffern sind nicht bekannt. Trends sind besser über ÖSTAT in Erfahrung zu bringen.<br />

Angeblich sind die Wiesen im <strong>Gebiet</strong> fast alle unter Vertragsnaturschutz. Durch die<br />

Pflege werden die Magerstandorte stabilisiert. Die örtlichen Betriebe können mehr dazu<br />

aussagen. Der Tausch von Grünland („Umnutzung“) sei möglich.<br />

Ackerbau<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

43


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Die Hauptkulturarten sind Getreide, Zuckerrübe, Kartoffel, Mais und Gemüse. Raps und<br />

Sonnenblumen werden nicht angebaut. Alternativkulturen werden nicht gebaut.<br />

Bei der BH liegen die Drainagierungsgenossenschaften auf (müssen bis 31.12.02 eine<br />

Neukonstitution durchführen). Südlich vom Wagram spielt die Bewässerung von Ackerkulturen<br />

eine zunehmende Bedeutung. Nördlich der Donau ist keine einheitliche Tendenz bei<br />

der Ab- oder Aufwertung der Bodenbonitäten zu beobachten (Ansprechpartner Dr. Neuwirt<br />

/ Finanzamt Tulln). Bei K 20 Flächen wurde es als problematisch angesehen, die<br />

Entwicklungsziele (z.B. teilweiser Strauchwuchs) solcher Flächen in Bezug zu der Flächennutzung<br />

im Flächenbogen als Acker abzugrenzen. In Verbindung zum Wagram wurden<br />

großräumige Vernetzungskonzepte durch Extensivierungsflächen (K, WF, WS) mittelfristig<br />

als durchaus erwünschenswert betrachtet (vor allem auch aus touristischer Sicht).<br />

Zum jetzigen Zeitpunkt würden viele Landwirte das neue ÖPUL-Programm 2006 abwarten,<br />

um in den Vertragsnaturschutz einzusteigen. Im Bereich des Tullnerfeldes existieren<br />

nur wenige Landschaftselemente.<br />

Betriebsstrukturen<br />

Es konnten keine genauen Aussagen über die Veränderungen getroffen werden. Es wurde<br />

empfohlen, über ÖSTAT die Grundlagendaten zu besorgen. Es sind Marktfruchtbetriebe<br />

mit Tierhaltung im <strong>Gebiet</strong> vorhanden (von ca. 1200 Betrieben sind 330 Tierhalter).<br />

Kommassierungen<br />

Liegen bei der Agrarbezirksbehörde auf. Es gab viele kleine Flurbereinigungen in den<br />

letzten 10 bis 20 Jahren. Das KG <strong>Gebiet</strong> von Stockerau ist nie kommassiert worden.<br />

Forst und Jagd<br />

Die Kahlschlagnutzung im Auwald wird auf Flächen, die zum Teil größer als 2 ha sind betrieben.<br />

Teilweise wurden auch Ackerflächen im Auwaldbereich in den letzten Jahrzehnten<br />

aufgeforstet. Die Daten liegen bei der BH auf. Im Bereich des Wagram werden ebenfalls<br />

kleinere Stilllegungsflächen (Weinbau) aufgeforstet, oder es kommt durch die Nichtnutzung<br />

zu einem Gehölzanflug (vornehmlich mit Robinie). Die Schaffung und Erhaltung<br />

von Altholzinseln im <strong>Gebiet</strong> der Weichen Au ist aus Sicht der BBK nicht sinnvoll. Es sind<br />

auch andere Modelle für die Hybrid-Pappel notwendig, da Vogelarten wie Seeadler, oder<br />

Sakerfalken sie als Brutbäume nutzen. Die Wirtschaftwege wurden im Zuge des Brückenbaus<br />

abgezäunt, um auf der S 5 Unfälle durch Wildwechsel zu vermeiden. Außerhalb des<br />

Auwaldes sind keine Hirschbestände vorhanden. Als Problembaumarten im Auwaldbereich<br />

werden Eschenahorn, Robinie und Amerikanische Esche angesehen. Die Hybrid-<br />

Pappel hat eine Umtriebszeit von nur 25 Jahren, ist aber auch nicht besonders wirtschaftlich.<br />

Silber-Pappel und Schwarz-Pappel sind von der Holznutzung her nicht wirtschaftlich.<br />

Grundwasser, Dotation, Vorlandbäche<br />

Durch die Spundung der S 5 (7 - 8 m Tiefe) ist praktisch eine Trennung des Grundwasserkörpers<br />

nördlich und südlich der Schnellstraße geschaffen worden. Seitens der DOKW<br />

gibt es eine Gießgangbetriebsordnung, welche die Dotationsmengen über die Gießgänge<br />

regelt. Es herrscht trotz Dotation keine Dynamik mehr in der Au. Die Verlandungsprozesse<br />

und eine Entwicklung in Richtung Harter Au nimmt zu. Im Bereich der S 5 gibt es<br />

Durchlässe für Schmidabach, Sechtlbach und weitere kleine Gräben. Bei Perzendorf und<br />

Pettendorf sind alte funktionsfähige Grabensysteme vorhanden, welche die Hochwässer<br />

ableiten.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

44


Ansprechpartner und Protokolle<br />

4.4 Gespräche mit der Wirtschaft<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

GESPRÄCHSPROTOKOLL<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

45


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Dr. KonradStrappler, Bezirksstellenleiter Korneuburg/Stockerau, 02266/62220<br />

Mag. Armin Klauser, Bezirksstelle Tulln, Sozial- und finanzpolitischer Referent,<br />

02272/623400<br />

Mag. Herbert Aumüller, Bezirksstellenleiter Krems, 027327/83201<br />

Mag. Gernot Binder, Bezirksstellenleiter St. Pölten, 027427310320<br />

DI Frank Grinschgl, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin: 02.12.02<br />

Uhrzeit: 9 Uhr<br />

Dauer: 7,00 Std.<br />

Ort: Wifi St. Pölten<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Nach der Abhaltung eines allgemeinen Gesprächsteils, der von Vertretern der Wirtschaftskammer<br />

NÖ und des Landes NÖ - Abteilung Naturschutz abgehalten wurde, kam<br />

es zur Vorstellung der einzelnen <strong>Managementplan</strong>ungsbüros. In der Folge kam es zu Einzelgesprächen<br />

zwischen den relevanten Bezirksstellenvertretern und den Büros, wobei es<br />

vor allem um die Lokalisierung von prüfrelevanten Projekten im Bereich der Natura 2000<br />

<strong>Gebiet</strong>e ging. Dieser Teil wird in der Folge protokolliert (an dem Arbeitsgespräch beteiligte<br />

Personen siehe oben).<br />

Gesprächsinhalte<br />

Bezirk Korneuburg / Stockerau<br />

Nördlich der S 5 im Bereich von Unterzögersdorf wurde seitens der Fa. Weinlinger<br />

zwecks Errichtung eines Abstellplatzes im Einvernehmen mit der BH ein kleines Waldgebiet<br />

gerodet. Eventuell gibt es Berührungspunkte mit Natura 2000. Der Konsenswerber ist<br />

sich nicht vollständig sicher, um Abklärung dieses Sachverhalts wurde gebeten. Zusätzlich<br />

betreibt die Fa. Weinlinger noch drei Schottergruben außerhalb des Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>es<br />

im Bereich von Neuaigen, westlich der Hochspannungsleitungen.<br />

Bezirk Tulln<br />

Es sind der Bezirksstelle keine Ausbauvorhaben des Hafens der Donauchemie bekannt.<br />

Im Bereich des Hafens in Krems wurde Herr Mierkas als Ansprechpartner für die Bedeutung<br />

der Donau als internationale Schiffahrtsroute genannt. Schottergruben der Firma<br />

Hummer liegen außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es. Auch die Firma Schauerhuber und Weinlinger<br />

besitzen Schottergruben, die außerhalb liegen. Über den Ausbau von kleineren Yachthäfen<br />

liegen der Bezirksstelle keine Infomationen vor. Bei Hochwasser der Donau gibt es einen<br />

Rückstau in der Großen Tulln. Dadurch versandet der Mündungsbereich der Großen<br />

Tulln. Durch Überlaufen der Kläranlage bei Pixendorf kam es zu einem großen Fischsterben<br />

in der Großen Tulln. Der Fischereiverband wurde bereits informiert.<br />

Bezirk Krems<br />

Die geplante Donaubrücke bei Traismauer wurde als wichtiges bekanntes Natura 2000 relevantes<br />

Bauvorhaben in diesem <strong>Gebiet</strong> genannt. Auch der im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> liegende<br />

Ölverladehafen der EVN in Theiß wurde als betriebliche Einrichtung im <strong>Gebiet</strong> genannt.<br />

Als mögliche Betriebe mit Ausstrahlungwirkung wurden einige Chemiebetriebe und<br />

Kleinkraftwerke im <strong>Gebiet</strong> genannt (Glanzstoff St. Pölten, Bekom / Metallveredlung /<br />

Kreislaufführung, Georg Fischer Maschinenteile, Bänder Lutz / Beschichtung-Farben / hat<br />

Kraftwerk und Kühlung, Obmann der Mühlbäche und Kleinkraftwerke ist Dir. Lutz).<br />

Bezirk St. Pölten<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

46


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Es wurde festgehalten, dass wirtschaftliche Einflussgrößen im Bereich des Natura 2000<br />

<strong>Gebiet</strong>es bei Traismauer, wie das Gasthaus und die Badeteiche, außerhalb des <strong>Gebiet</strong>es<br />

liegen. Auf die Frage, ob Ausbaupläne des Hafens bekannt sind, wurde auf die Gemeinde<br />

verwiesen.<br />

2. Weitere Vorgehensweise<br />

Wann die nächste gemeinsame Informationsveranstaltung geplant ist, kann noch nicht<br />

festgelegt werden.<br />

4.5 Gespräche mit Sachverständigen<br />

natura 2000 managementpläne niederösterreich<br />

Gesprächsprotokoll<br />

Büro: Arge Natura 2000 Weinviertel<br />

<strong>Gebiet</strong>: Tullnerfelder Donauauen<br />

Teilnehmer: (Name, Funktion, Telefonnummer)<br />

DI Gerhard Tessarek, GBA III, St. Pölten, Bauen in der Landschaft - Landschaftsbild,<br />

02742/311900-45320<br />

Mag. Norbert Stadler, GBAIV Krems - Landschaftsbild, 02732/82458-454<strong>16</strong><br />

DI Dengg Elfriede, GBA V Mödling - Stallbauten, 02236/9025-45546<br />

Ing. Hubert Denk, Magistrat Krems - Naturschutzbehörde u. ASV, 02732/801-412<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

47


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Mag. Günther Certner, Magistrat Krems, Forstrecht, Abteilungsleiter 02732/801/445<br />

Dr. Christina Wanivenhaus, GBA I Korneuburg, Gewässerbiologie, 02262/75670-45137<br />

DI Helmut Odehnal, Sand- und Kiesgewinnung, 02262/75670-45131<br />

Ing. Helmut Tichy, Wasserbau, 02236/9025-45541<br />

Ing. Martin Abel, BH Wien-Umgebung, Bezirksförster, 02243/9025-26611<br />

DI Mayer Alexander, BFI Wien-Umgebung, Wildbiologie, Jagdwirtschaft, Fischökologie,<br />

Fischerei, Forstschädliche Luftverunreinigungen, 02243/9025-26600<br />

DI Piglmann Heinz, BFI St. Pölten, Förderungen im Forst, 02742/9025-37600<br />

Ing. Michael Meissl, BH St. Pölten, Bezirksförster - Bäume, Wildbiologie, 02742/9025-<br />

37612<br />

Ing. Martin Koppensteiner, BH Krems, FAST Krems, 02732/9025-30612<br />

DI Wolfgang Hirmke, BH Krems, Bezirk Krems, Weingartenschiebungen, Mobilfunkanlagen,<br />

02732/9025-30600<br />

DI Georg Findeis, BH Korneuburg , BFI Korneuburg u. Tulln, 02262/9025-39600<br />

DI Brigitte Haberreither, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

DI Frank Grinschgl, Arge Natura 2000 Weinviertel, 01/4891018<br />

Termin: 13.01.03<br />

Uhrzeit: 8.30 Uhr<br />

Dauer: 4,00 Std.<br />

Ort: BH Korneuburg<br />

1. Zusammenfassung des Gesprächsverlaufs<br />

Nach der Abhaltung eines kurzen allgemeinen Gesprächsteils über allgemeine Natura<br />

2000 Belange wurden mit den 15 Sachverständigen zwei Arbeitsgruppen gebildet, welche<br />

sich einerseits in den Bereich Forstwirtschaft und zum andern in die restlichen Bereiche<br />

wie Naturschutz, Landschaftsbild und Wasserbau gliedern lassen.<br />

Gesprächsinhalte<br />

• Vorstellung, Definition der Aufgaben des MP-Planbüros, Überblick über den Tagesablauf,<br />

Kurzer Überblick über Natura 2000: Was passiert bis 2005? Der <strong>Managementplan</strong><br />

• Erläuterung des <strong>Managementplan</strong>aufbaus<br />

• Es wurde auf die Formulare für Informationsveranstaltungen, Vorprüfungen und Stellungnahmen<br />

hingewiesen<br />

• Auflistung von Bewirtschaftungsmaßnahmen und Projekten, die vorprüfungspflichtig<br />

sind<br />

• Vorstellung der Schutzgebietskarten<br />

• Sammlung von Projekten für das Projektbuch<br />

• Es wurde ausführlich über den Begriff „Fremdholzanteil“ im Forst diskutiert<br />

• Es wurde angemerkt, dass nicht nur Neophyten unter den Bäumen ein Problem sind,<br />

sondern auch, dass krautige Pflanzen zu Problemarten werden, die große Waldbodenbereiche<br />

dominieren. Eine ganzheitliche Sichtweise der Neophytenproblematik<br />

müsste daher auch z.B. Indisches Springkraut und Sachalinknöterich entlang der<br />

Traisen und auch für diese Pflanzen Managementmaßnahmen miteinschließen<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

48


Ansprechpartner und Protokolle<br />

• Angleichung der Außengrenzen an Parzellengrenzen: Es kam eine Anfrage bezüglich<br />

des Kremser Bereiches und Landersdorfer Armes. Wir haben darauf hingewiesen,<br />

dass die Parzellenangleichung zentral in der Naturschutzabteilung (Kontakt Claus<br />

Stundner) gemacht wird<br />

• Es wurde die Erhebungsmethodik der FFH- Lebensräume erläutert<br />

• Weiters wurde über mögliche prüfrelevante Projekte und deren Überlagerungs- sowie<br />

Ausstrahlungswirkung diskutiert (Donaubrücke / Korneuburg; Schotterabbau im Auwald<br />

durch Donauuferautobahn- und Schnellstraßenausbau; Verhüttelung / Stelzbauten;<br />

Straßenentwässerung in Auwald; Grabenverfüllungen / Absetzbecken Zuckerfabrik<br />

Tulln; Anlegestellen; Erhaltungsbaggerung / Fahrwasserrinne; überregionale<br />

Trinkwassergewinnung / NÖSIWAG / EVN, Errichtung von jagdlich genutzten Feuchtbiotopen<br />

im Auwald, Grundwasserentnahme Kühlwasser Zuckerfabrik, Donau als Österreichische<br />

Wasserstraße, Folgenutzung Atomkraftwerk als Museum mit Anlegestelle,<br />

Umwidmungsverfahren Werftbereich Korneuburg und NVP, Nitratkontrolle auf Ackerflächen<br />

in und außerhalb vom Auwald, Warmwasserfischzucht, kal. Kraftwerk<br />

Dürnrohr, Stechmückenproblematik, Hochwasserschutz an Vorlandbächen, künstlicher<br />

Fischbesatz in Altarmen, geplante Parkplatzprojekte/Ausstrahlungswirkung, militärischer<br />

Übungsbetrieb im Auwald)<br />

• Die Problematik beim Gießgangsystem Greifenstein und der provisorischen Betriebsordnung<br />

wurde ausführlich behandelt<br />

• Weiters wurde auch die Problematik der Abdichtung des Grundwassers mittels<br />

Spundwänden bei der S 5 angesprochen<br />

2. Weitere Vorgangsweise<br />

Es wurde ein weiteres Treffen im selben Kreis angekündigt, bei dem der <strong>Managementplan</strong><br />

bereits wesentlich konkreter ausgearbeitet ist und bereits Schutzziele u. Erhaltungsmaßnahmen<br />

für die einzelnen Schutzobjekte vorgestellt werden können. Es wird vorausichtlich<br />

März/April dieses Jahres stattfinden. Die Einladungen erfolgen wieder schriftlich über das<br />

<strong>Managementplan</strong>büro.<br />

3. Dynamik des Raumes<br />

Freizeit- und Erholungsnutzung<br />

Ein Golfplatzprojekt bei Hollenburg im Bereich der Donaubrücke Traismauer wurde eingestellt.<br />

In Tulln extistiert eine Wasserskischule.<br />

Erholungsgebiet bei Traismauer im Bereich der Badeteiche in Donaunähe: durch die<br />

Raumplanung wird versucht, die Erholungsnutzung zu konzentrieren und einzugrenzen.<br />

Der Saurierpark ist ein Erholungswald, die Einrichtungen werden derzeit nicht gut gepflegt<br />

und beginnen zu verfallen.<br />

Das Atomkraftwerk Zwentendorf soll als Museum mit eigener Anlegestelle für Besucher<br />

über die Donau zugänglich gemacht werden.<br />

Im Bereich von Klosterneuburg wird die Au intensiv zur Erholung genutzt. Möglicherweise<br />

bewirkt die Erschließung des Auparks eine Entlastung der angrenzenden FFH – Bereiche.<br />

Diskussion über Kanufahrten am Gießgang: Es gibt eine Rechtsmeinung, die besagt,<br />

dass es sich um eine internationale Wasserstraße handelt und deswegen befahren werden<br />

darf.<br />

Die Problematik des ungelenkten Radfahrens und Reitens in der Au kann durch gezielte<br />

Besucherlenkungsmaßnahmen in den Griff bekommen werden.<br />

Ein zusätzlicher größerer Yachthafen im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> (Vogelschutzrichtlinie) im<br />

Bereich der freien Fließstrecke (Furth bei Göttweig) hätte neben einer möglichen Ausstrahlungswirkung<br />

auf FFH-Schutzobjekte (Fische) auch eine mögliche Überlagerungs-<br />

und Ausstrahlungswirkung auf Schutzobjekte nach der Vogelschutzrichtlinie (Vögel).<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

49


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Kleinere mobile Bootsanlegestellen wurden in der Diskussion bezüglich einer Genehmigung<br />

eher als unproblematisch eingestuft (ortsabhängig).<br />

Verkehr und Straßenbau<br />

Eine Verbreiterung der Autobahn nach Stockerau auf sechs Spuren ist geplant, wobei die<br />

Errichtung einer Ausfahrt Korneuburg Mitte knapp das Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> berühren würde.<br />

Dazu sind Rodungen entlang der Trasse notwendig. Die Errichtung einer neuen Donaubrücke<br />

bei Korneuburg ist geplant (auf Trasse von Rollfähre). In Stockerau ist eine<br />

Chloridbelastung von Straßenentwässerungen nachweisbar, welche zum Teil über Gräben<br />

in die Au eingeleitet wird. Hier will man im Zuge eines Strafverfahrens spezielle Versetzbecken<br />

als Puffer vorschalten. Die Spundwände, die beim Ausbau der S 5 eingezogen<br />

werden, enthalten Fenster, die einen Grundwasseraustausch Vorland-Auwald ermöglichen.<br />

Bezüglich der Bedeutung der Donau als Wasserstraße ist Dr. Tauss von WA I, Wasserrechtsbehörde<br />

/ St. Pölten, Schiffahrtsbehörde / Tulln ein kompetenter Ansprechpartner.<br />

Bauten in der Landschaft (Stelzbauten, Badehütten, Fischerhütten, Hafenausbau, Parkplätze)<br />

Ansammlungen von Stelzbauten im Auwald (Tulln, Zeiselmauer) wurden meist ohne Baubewilligung<br />

errichtet (wasserrechtliche Bewilligung tw. vorhanden); sind teilweise durch<br />

Umsiedlung von FKK-Siedlungen aus dem Wiener Bereich entstanden; Ausstrahlungswirkung<br />

durch Infrastruktureinrichtung (Asphaltstraßen, Parkplätze; Beleuchtung, Intensivgärten<br />

/ 50-500 m 2 und Freizeitnutzung) in den Auwald hinein; neben standortfremden<br />

Pflanzungen von Thuja-Hecken stellen auch die intensiv gedüngten Rasenflächen ein Paradoxon<br />

im Auwald dar, zumal Gartenabfälle oftmals am Waldrand entsorgt werden. In<br />

der letzten Zeit Zunahme an Hauptwohnsitzen in dem <strong>Gebiet</strong>. Zustand soll eingefroren<br />

werden;<br />

Zudem Verhüttelung durch konsenslos errichtete Badehütten im Auwald bei der Tullner<br />

Brücke; Zustand soll ebenfalls eingefroren werden; Fischerhütten im Auwald entlang von<br />

Gewässern vorhanden; teilweise werden Hütten von Daubelfischern (Netze messen 3 x 4<br />

m) als Wochenendhäuser genutzt (besitzen Solaranlagen auf den Dächern), was eine<br />

konsenslose Umfunktionierung von landwirtschaftlicher Nutzung in Wohnbaunutzung darstellt.<br />

Benötigen baurechtliche, wasserrechtliche und schiffahrtsrechtliche Bewilligung zur<br />

Errichtung.<br />

Im Werftbereich von Korneuburg soll die städtische Nutzung in Richtung Auwald ausgedehnt<br />

werden. Dazu zählen vor allem Schulen und extensiv auch Wohnbebauung, wobei<br />

eine Umwidmung von Bauland-Industriegebiet in Bauland-Wohngebiet erfolgen müsste.<br />

Bei diesem Umwidmungsverfahren könnte im Rahmen einer NVP geprüft werden, ob<br />

durch die Umwidmung mehr oder weniger Lärm- und Geruchsemissionen als Ausstrahlungswirkung<br />

zu erwarten sind.<br />

Generell wurde der Ausbau und Neubau von Parkplätzen als Anlaufstelle für weitere Besucher<br />

und Erholungssuchende im Auwald genannt. Eine Ausstrahlungswirkung wird naheliegend<br />

vermutet.<br />

Industrie und Gewerbe<br />

Im Bereich der Werft von Korneuburg versucht man Industrie anzusiedeln.<br />

Die Zuckerfabrik Tulln entnimmt große Wassermengen aus der Au zwecks Kühlwassernutzung.<br />

Auch soll die Anlegestelle bei der Landesfeuerwehrschule in Tulln als Entladestelle<br />

für Zuckerrüben ausgebaut werden. Die eingeleiteten Kühlwässer dürfen laut Wasserrechtsbescheid<br />

eine Aufwärmung von 3 0 C nicht überschreiten. Viele der heutigen Betriebe<br />

betreiben laut Stand der Technik eine Kreislaufführung des Kühlwassers.<br />

Es existiert eine Tierkörperverwertungsanstalt im Gewerbegebiet nördlich von Tulln, von<br />

deren Größe und Kapazitäten sowie über die Anlieferungswege und Verbrennungsreste<br />

wenig bekannt ist.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

50


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Energieversorgung und Kanaltrassen<br />

Derzeit sind keine neuen Starkstromleitungen geplant, kleine Stromleitungen werden<br />

vermehrt in die Erde verlegt. Es wird mit Verlegepflügen gearbeitet, die kaum Schäden an<br />

der Vegetation anrichten. Oft wird mit den Arbeiten begonnen, bevor die entsprechenden<br />

Genehmigungen vorliegen. Die Trassenbreite kann durch die Verlegung unter die Erde<br />

vermutlich reduziert werden. Eine Wiederbewaldung oder Aufforstung auf der Trasse<br />

selbst zuzulassen scheint aber problematisch. Obwohl in einem Naturschutzgebiet bei<br />

Weitra an der Thaya mit gewissen Auflagen ein Pilotprojekt durchgeführt wurde.<br />

Bezüglich möglicher Kanalbauten wurde diskutiert, dass man im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> auch<br />

eine mögliche Ausstrahlungswirkung auf das Grundwasser mitberücksichtigen muss (Bsp.<br />

St. Andrä-Wördern). Übliche Trassenbreiten von 1,50 m bis 2,0 m Breite auf dem Lebensraumtyp<br />

Wiese seien unproblematisch, wenn man durch Rekultivierungsauflagen einen<br />

zeitlich befristeten Eingriff schafft und sich der Standort nachher wieder Richtung Lebensraumtyp<br />

entwickeln kann. Trassenbreiten von 0,20 m bei Wasserleitungen aus dieser<br />

Perspektive sind noch weniger problematisch.<br />

Die Aufforstung von Kanaltrassen im Lebensraumtyp Wald ist nicht möglich, da ansonsten<br />

eine Schädigung durch Wurzeln möglich wäre.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Der Ausbau der Wasserversorgung geht kontinuierlich voran. Konkrete Vorhaben gibt es<br />

in Absdorf, Korneuburg und Tulln im kleineren Rahmen. EVN Wasser will das Grundwasser<br />

groß erschließen, um überregional anbieten zu können. Die EVN Wasser plant bei<br />

Tulln eine Querung der Donau, um ein überregionales Verteilersystem aufzubauen. Derzeit<br />

noch unrentabel, da die Bundesforste für die Querung eine Art „Wasser-Schilling“ verlangen<br />

(kommt aus Deutschland). Im Bezirk Krems, nördlich von Theiß werden Baubewilligungen<br />

für Einfamilienhäuser nur in Verbindung mit dem Bau eines Trinkwasserbrunnens<br />

bewilligt. Die Stadt Wien hat derzeit keinen Bedarf Trinkwasserreserven im Bereich<br />

der Tullnerfelder Donauauen zu erschließen.<br />

Eine verstärkte Kontrolle der Nitratverordnung hilft im Natura 2000 <strong>Gebiet</strong> auch mögliche<br />

Ausstrahlungswirkungen durch Überdüngung von landwirtschaftlichen Flächen zu minimieren.<br />

Militärisches Übungsgebiet (Güpl)<br />

In den Randbereichen des Auwaldes bei Korneuburg liegt ein Bundesheerübungsgelände<br />

von etwa 5-8 ha Größe. Das <strong>Gebiet</strong> wird ständig für den Übungsbetrieb genutzt. Außerhalb<br />

der Übungszeiten ist der Bereich begehbar.<br />

Die Pioniere von Korneuburg üben in dem Gelände den Graben- und Brückenbau sowie<br />

das Sprengen von Granaten.<br />

Landwirtschaft<br />

Bis in die 70-er Jahre wurden die Wiesen von den Bauern genutzt. Viele werden derzeit<br />

von den Forstbetrieben als WF-Wiesen genutzt, einige nur gehäckselt oder nicht genutzt.<br />

Auf Grund der geänderten hydrologischen Verhältnisse ist lokal eine Vergrößerung von<br />

Heißländen mit Trespenwiesen zu beobachten. Der Umbruch von wertvollen Wiesen im<br />

Auwald, die nicht unter Vertrag stehen, ist theoretisch als „worst case“ möglich. In letzter<br />

Zeit kam es immer wieder zur illegalen Aussaat von Hanf auf Waldschlägen. Erdaushub,<br />

der im Zuge von Bauvorhaben anfällt, wird immer wieder im Bereich von Sutten, Gräben<br />

oder Feuchtstellen zwecks Bodenverbesserung und Vereinfachung der Bewirtschaftung<br />

aufgebracht.<br />

Forstwirtschaft,Jagd<br />

Derzeit kann niemand sagen, wie sich die Waldtypen der Au weiter entwickeln werden, da<br />

sich die Bestände derzeit auf Grund der hydrologischen Veränderungen umstellen. In den<br />

nächsten Jahren kann es daher zu starken Veränderungen der Artenzusammensetzung<br />

der ausgewiesenen FFH-Lebensraumtypen kommen.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

51


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Die häufigsten Fremdhölzer im Auwald sind Hybrid-Pappel, Schwarznuss, Robinie, Götterbaum<br />

und Eschen-Ahorn (Definitionsproblematik!). Es bestehen auch Probleme mit<br />

krautigen Neophyten, vor allem entlang der Traisen (Indisches Springkraut, Sachalinknöterich).<br />

Im Zuge der Natura 2000 Diskussionen konnte beobachtet werden, dass die<br />

Waldbesitzer vermehrt mit Fremdhölzern aufgeforstet haben.<br />

Hybrid-Pappelbestände: Im Bereich der Großbetriebe sind bereits fast alle Standorte, die<br />

dafür geeignet sind, umgewandelt worden. Aufforstungen mit Hybrid-Pappeln finden derzeit<br />

vermehrt in den Wäldern der Agrargemeinschaften statt.<br />

Innerhalb der letzten 70 Jahre kam es zur Umstellung von Brennholzproduktion (Niederwald)<br />

zur Starkholzproduktion. Durch die Erhöhung der Umtriebszeiten und durch die Verringerung<br />

der Biomasseentnahme kam es zur Extensivierung großer Auwaldbereiche. Auf<br />

Grund des schlechten Holzmarktes setzen die Betriebe heute mehr auf Naturverjüngung.<br />

Chemische Bekämpfungsmaßnahmen kommen den Forstbetrieben zu teuer.<br />

Klassische Niederwaldnutzung gibt es nur mehr auf geschätzten 5% der Auwaldfläche. Es<br />

gibt jedoch Grau-Erlenbestände, die aussehen wie Niederwald, da sich nach etwa 15 Jahren<br />

auf Grund von Krankheiten absterben. Niederwaldwirtschaft wird nur mehr von einigen<br />

Kleinbetrieben (z.B: bei Langenzersdorf) betrieben. Sonst ist es üblich, dass Ast- und<br />

Kronenholz von geschlägerten Bäumen als Brennholz zu verkaufen.<br />

Probleme der Forstbetriebe<br />

Geringe Preise am Holzmarkt<br />

Nicht forstliche Nutzungen, die den Betrieb negativ beeinflussen: vor allem Erholungsnutzung<br />

und Leitungsbauten<br />

Infrastrukturerhaltung: V.a. wenn große Schlösser erhalten werden müssen und das Geld<br />

für Sanierungen aus Forst und Jagd erwirtschaftet werden muss.<br />

Gesetzesflut (Kormoranverordnung, Biber, Natura 2000, Wasserrecht, Naturschutz, Finanzgesetze)<br />

Jagdgatternutzung<br />

Sie hat in der Au lange Tradition. Es ist zu beobachten, dass bei schlechten Holzpreise<br />

die jagdliche Nutzung zunimmt. Im <strong>Gebiet</strong> gibt es daher immer ein dynamisches Auf und<br />

Ab bei den Wildbeständen. Derzeit findet wieder eine Betonung der jagdlichen Nutzung<br />

statt. Die meisten bestehenden Jagdhütten im Auwald übersteigen die Größe von 10 m 2<br />

nicht.<br />

Fischerei<br />

Der Kormoran hat u.a. wesentlichen Einfluss auf die Artenzusammensetzung. Auf Grund<br />

menschlicher Eingriffe in das Ökosystem hat sich der Wels stark vermehrt. Da die Welse<br />

tief unten im Gewässer leben, erwischt sie der Kormoran bei der Jagd nicht. Die Fischer<br />

befürchten eine Ausbreitung und starke Auswirkungen auf die anderen Fischpopulationen.<br />

(Kontakt: NÖ Fischereiverband Dr. Anton Öckher, Eisberg, St. Pölten; auch gibt es<br />

einen Sachverständigen für Fischerei bei der Landesregierung). Die Donau selbst wurde<br />

bezüglich der Fischereirechte als weniger problematisch eingestuft als die Altarme. In den<br />

Altarmen besteht ein hoher Nutzungsdruck seitens der ausübungsberechtigten Fischer.<br />

Freiwillige Vertragsnaturschutzmaßnahmen können nur mit den Fischereiberechtigten<br />

(Eigentümern, Pächtern) umgesetzt werden.<br />

Im Kraftwerk Dürnrohr existiert eine Warmwasserfischzucht. Weiters werden mit der Abwärme<br />

Glashäuser und ein Fernwärmenetz betrieben. Auch eine Müllverbrennungsanlage<br />

ist in dem ganzen Komplex integriert.<br />

Donaukraftwerke, Flussbau und Fließgewässerrückbau<br />

- Veränderungen des Gewässerhaushalts durch den Kraftwerksbau:<br />

Rodungen, Blocksteinwurf und Behelfsbrücke im Zuge der Errichtung.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

52


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Die Dotation der Au funktioniert nördlich Zeiselmauer am besten. Viele Altarme kippen im<br />

Sommer um, da sie nicht durchströmt werden. Der Grundwasserstand bleibt beinahe das<br />

ganze Jahr über konstant.<br />

Im Donaubett werden regelmäßig Erhaltungsbaggerungen durchgeführt, da durch die<br />

Stauhaltung und Ablagerungsprozesse sich die Fahrrinne verengt. Das nicht verwertbare<br />

schlammige Material wird auf umliegende Deponien verfrachtet und der Schotter wird verkauft<br />

(z.B. zur Sicherung der Hainburger Insel).<br />

- Hochwasserschutzprojekte:<br />

Auf Grund des letzten Hochwassers wurden einige Flussrückbauten angedacht:<br />

Kl.Tulln (außerhalb Natura 2000)<br />

Gr.Tulln (außerhalb Natura 2000)<br />

Traisen<br />

Donaudamm Kampmündung mit Überströmungsstrecke im Zuge des Baus der Donaubrücke<br />

Wasserwirtschaftliches Planungsorgan (WAII, Mag. Tschulick) kann über geplante Projekte<br />

genau Auskunft geben.<br />

- Donauarmdotationsprojekte:<br />

Betriebsordnung (provisorisch) steht regelmäßig im Konflikt zu den Interessen von Fischern<br />

und dem Bereich Forst. Die als zu gering eingestufte Dotationsmenge wird immer<br />

nur in Bezug auf das unmittelbar angrenzende Umland gesehen und müsste auf ein großflächiges<br />

Dotationskonzept ausgelegt werden, was eine maximale Vernetzung von Altwässern<br />

und Altarmen erlaubt. Es wurde die Forderung erhoben, vom Bund / Land Fördermittel<br />

für eine geregelte Dotation bereitzustellen.<br />

Bei Muckendorf, Unteraigen Durchströmungsprojekt<br />

Renaturierung und Flutung vom Marktwasser<br />

Schotterabbau<br />

Derzeit gibt es keine Neuerschließung von Schottergruben. Es ist jedoch damit zu rechnen,<br />

dass im Zuge der Autobahnverbreiterung in naher Zukunft mit der Erweiterung bestehender<br />

Gruben im Auwald gerechnet werden muss Bereich Stockerau / Oberzögersdorf).<br />

Auch die als wasserrechtliche Sanierung deklarierte Vergrößerung von Naßbaggerungen<br />

auf 3 ha wird in Hinkunft ein Thema im Auwald sein. Neben der Arrondierung von<br />

Einzelteichen sollen auch Zwischendämme nebeneinander liegender Teiche entfernt werden.<br />

Die Firma Malaschofsky plant eine Vergrößerung um bestehenden Schotterteich im<br />

Auwaldgebiet. Es gibt immer wieder Versuche von Schotterabbaufirmen eine Genehmigung<br />

für die Schottergewinnung in der Donau (<strong>Gebiet</strong> Wachau) zu bekommen, bis jetzt allerdings<br />

vergeblich. Häufig werden „Jagdbiotope“ unter 1.000 m 2 angelegt.<br />

Stechmückenbekämpfung<br />

Letzten Sommer wurden in Klosterneuburg und Stockerau biolog. Stechmückenbekämpfungsmittel<br />

eingesetzt.<br />

In Tulln wurden in siedlungsnahen Bereichen Insektizide eingesetzt. Christian Baumgartner<br />

(von der Veterinärmedizin Wien) hat über das biologische Stechmückenbekämpfungsmittel<br />

ein positives Gutachten für das Land NÖ geschrieben. In den Marchauen wird<br />

es jedes Jahr versprüht).<br />

4. Natura 2000 Relevanz<br />

Freizeit- und Erholungsnutzung<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

53


Ansprechpartner und Protokolle<br />

Die Erholungsnutzung ist unterschiedlich intensiv. Vor allem die Bereiche angrenzend an<br />

größere Siedlungen werden sehr intensiv genutzt.<br />

Jagdgatter verhindern die intensivere Erholungsnutzung der nördlich der Donau gelegenen<br />

Auwälder.<br />

Verkehr und Straßenbau<br />

Die Autobahn stellt für viele Tiere eine Barriere dar, da sie das Auwaldgebiet von seinem<br />

Umland abschneidet.<br />

Beim Ausbau bis Stockerau müssen Waldstücke gerodet werden. Es ist auch mit einer<br />

Ausweitung bestehender Schottergruben zu rechnen, da für die Bauarbeiten viel Material<br />

benötigt wird. Das kann mitunter die Zerstörung von FFH-Lebensräumen bewirken.<br />

Trinkwasserversorgung<br />

Inwieweit der kontinuierliche Ausbau der Brunnen für den regionalen und überregionalen<br />

Bedarf Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt der Au hat, kann von uns nicht abgeschätzt<br />

werden.<br />

Militärisches Übungsgelände<br />

Vor allem im Frühjahr zur Brutzeit können Störungen diverser Tierarten auftreten.<br />

Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei<br />

Sie sind bedeutende Einflussfaktoren für das <strong>Gebiet</strong>. Weiters ist die Tendenz zu Hartholzau<br />

auch für die Entwicklung der Natura 2000 Ausschlag gebend.<br />

Donaukraftwerke<br />

Die Wasserdotation des Auwaldes wird durch die Kraftwerke beeinflußt, wobei eine Veränderung<br />

des Standortes in Richtung Harte Au auf Austrocknungstendenzen hinweist.<br />

Durch das Fehlen von Überschwemmungen und die Veränderung des Grundwasserhaushaltes<br />

ist die natürliche Entwicklung des <strong>Gebiet</strong>es massiv beeinträchtigt.<br />

Energieleitungstrassen<br />

Die allgemeine Tendenz Hochspannungstrassen unter die Erde zu bringen, würde auch in<br />

den Donauauen zur Verschmälerung der momentanen Trassenbreite führen, wobei eine<br />

Rückführung der Flächen in standortheimische Waldgesellschaften sinnvoll erscheint.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

54


Ansprechpartner und Protokolle<br />

4.6 Sonstige Gespräche<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000<br />

WEINVIERTEL<br />

55


Literatur<br />

5 LITERATUR<br />

5.1 Literatur <strong>Gebiet</strong>sbeschreibung<br />

AEIOU – DAS KULTURINFORMATIONSSYSTEM DES BM:BWK (2003):Donau-Fluss, beförderte Güter<br />

der Donauschiffahrt 1998, www.aeiou.at/encyclop.d<br />

ALLERSTORFER; S. (1985): Maßnahmen zur Erhaltung der Aulandschaft durch ein Bewässerungssystem<br />

(Gießgang) im Stauraum des Donaukraftwerkes Greifenstein, www.allerstorfer.at/<br />

AMT DER NÖ LANDESREGIERUNG, ABTEILUNG FÜR GESAMTVERKEHRSANGELEGENHEITEN<br />

(2000): 10 Jahre NÖ Landesverkehrskonzept St. Pölten<br />

AMT DER NÖ LANDESREGIERUNG (2002): Fischerei in Niederösterreich,<br />

www.noel.gv.at/service/LF/LF1/Fischerei.htm<br />

AMTSBLATT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN (1992): Richtlinie 92/43/EWG des Rates<br />

vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere<br />

und Pflanzen<br />

AMTSBLATT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN (1997): Entscheidung der Kommission<br />

vom 18. Dezember 1996 über das Formular für die Übermittlung von Informationen zu den im<br />

Rahmen von Natura 2000 vorgeschlagenen <strong>Gebiet</strong>en<br />

AMTSBLATT DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN (1997): Richtlinie 97/62/EG DES RATES<br />

vom 27.Oktober 1997 zur Anpassung der Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen<br />

Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen an den technischen und wissenschaftlichen<br />

Fortschritt<br />

BERGER, W. (2001): BIOSA-Pilotprojekt “Management in Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en“<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND WASSERWIRT-<br />

SCHAFT (2002): Gewässerschutzbericht 2002 gemäß § 33e Wasserrechtsgesetz BGBI. Nr.<br />

215/1959 in der Fassung BGBI I Nr. 156/2002; Selbstverlag des Bundesministeriums für Landund<br />

Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft – Sektion VII, Wien<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND<br />

WASSERWIRTSCHAFT (2000): ÖPUL-Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung, Merkblatt<br />

für Landwirte und Kläranlagenbetreiber<br />

BUNDESRECHT-BKA/RIS Volltext (2001): Schutz des Grundwasservorkommens für Zwecke der<br />

Trinkwasserversorgung –Tullnerfeld, Wasserrrechtsgesetz 1959, http://ris.bka.gv.at<br />

BUNDESRECHT-BKA/RIS Volltext (2001): Einbringungsbeschränkungen und –verbote in Schutzgebieten<br />

laut Wasserrechtsgesetz 1959, http://ris.bka.gv.at<br />

BUNDESRECHT-BKA/RIS Volltext (2002): Grundwasserschwellenverordnung, Nährstoffbilanzierung<br />

– Basisdaten; Maßnahmen; Bewilligungspflichtige Maßnahmen<br />

CACTUS 2000 (2003): Donauradweg: Krems-Tulln-Wien; http://cactus2000.virtualave.net<br />

DREHER, J.; GUNATILAKA, A.; WIMMER, S. & SCHUSTER S. (2002): Grundwassermonitoring und<br />

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Nationalpark, trotzdem ist die Donau durch Ausbaupläne bedroht, Das „Flussbauliche<br />

Gesamtprojekt“ der Wasserstraßendirektion, www.wwf.at/Projekte/wasser/donau<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 1


Literatur<br />

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http://ris.bka.gv.at/taweb-cg<br />

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in NÖ-Sekundärenergieträger, www.noel.gv.at/umwelt/berichte<br />

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Gießgang Greifenstein – Eine interdisziplinäre Gesamtstudie eines Hinterlandbewässerungssystems,<br />

Forschung im Verbund, Schriftenreihe Band 47, Wien<br />

ÖSTERREICHISCHE ELEKTRIZITÄTS-AKTIENGESELLSCHAFT – VERBUND (1999): Gießgang<br />

Greifenstein Grundlagen – Untersuchungen von abiotischen und biotischen Grundlagen, Forschung<br />

im Verbund, Schriftenreihe Band 49, Wien<br />

ÖSTERREICHISCHER WASSER- UND ABFALLWIRTSCHAFTSVERBAND (2002): Wasserversorgungs-,<br />

Abwasser- und Abfallverbände in Österreich, Heft 155, Selbstverlag des Österreichischen<br />

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Programmes (Band 18). Universitätsverlag Wagner Innsbruck.<br />

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Wien, Selbstverlag der PGO, Wien<br />

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UMWELTBUNDESAMT GmbH (2001): Jahresbericht Wasser 2000, Anpassung der WGEV an EU-<br />

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Probleme, Erkenntniss und Konsequenzen; 1. Österreichisches Osteuropa-Forum,<br />

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Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 2


Literatur<br />

5.2 Literatur Schutzobjekte<br />

5.2.1 Literatur der FFH-Lebensraumtypen im <strong>Gebiet</strong><br />

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Niederösterreichs. Studie im Auftrag des Landes Niederösterreich, 217 pp.<br />

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Naturschutzforschung und angewandte Vegetationsökologie im Auftrag der Stadtgemeinde<br />

Stockerau, Wien<br />

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Arrhenatheretea) in Österreich. Diss. Univ. Wien.<br />

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(2001): Flächenscharfe Erhebung, Bewertung und GIS-Implementierung der gemäß den Richtlinien<br />

79/409/EWG und 92/43/EWG zu schützenden Lebensräume in den von Niederösterreich<br />

nominierten Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en. Endbericht. Im Auftrag der NÖ Landesregierung, St. Pölten.<br />

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und Trockenrasen. Umweltbundesamt. Monographien.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 3


Literatur<br />

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und Trockenrasen. Umweltbundesamt. Monographien.<br />

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EUROPÄISCHE KOMMISSION (1999): Interpretation Manual of European Union Habitats. Version<br />

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der Wilczek´schen Gutsverwaltung Seebarn, Bezirk Korneuburg. Amt der NÖ Landesregierung,<br />

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THIESMEIER, B. & KUPFER, A. (2000): Der Kammmolch: ein Wasserdrache in Gefahr. Laurenti Verlag,<br />

Bochum.<br />

TRAUTTMANSDORFF; J.; Hill, J.; Wassermann, G.; Ulbl, G.; Pertl, G.; (1999): Gießgang Greifenstein<br />

Wirbeltiere; Forschung im Verbund Schriftenreihe Band 52; Selbstverlag Verbund, Wien<br />

VAN HELSDINGEN, P.J., WILLEMSE, L. & SPEIGHT, M.C.D. (1996): Background information on invertebrates<br />

of the Habitats Directive and Bern Convention. Part I-III. Council of Europe. Strasbourg.<br />

VÖTH, W., (1991): Cypripedium calceolus L. in Niederösterreich. Linzer biolog. Beiträge 23/2: 537-<br />

566<br />

VOGLER, W. (1980): Zur geographischen Verbreitung von Euphydryas (Melitaea) maturna L. in Europa<br />

und Asien (Lep. Nymphalidae). Mitt. Int. Ent. Ver. Frankfurt 5: 1 - 26.<br />

WANZENBÖCK, J.; KOVACEK, H. & HERZIG, B. (1989): Zum Vorkommen der Gründlinge (Gattung:<br />

Gobio; Cyprinidae) im österreichischen Donauraum. Österr. Fischerei 42 (5/6):118-128<br />

WASSERMANN, G. (1999): Gießgang Greifenstein. Entstehung, Grundlagen, Entwicklungsziel. In :<br />

Österreichische Elektrizitätswirtschafts-Aktiengesellschaft (Hrsg.). Schriftenreihe Forschung im<br />

Verbund, Band 48, Wien<br />

WEIDEMANN, H. J. (1995): Tagfalter: beobachten, bestimmen. - 2., völlig neu bearb. Aufl. - Augsburg:<br />

Naturbuch - Verlag. 659 S.<br />

WEIDEMANN, H., J., & KÖHLER, J. (1996): Nachtfalter. Spinner und Schwärmer. Naturbuch-Verlag,<br />

Augsburg.<br />

WIESBAUER, H.; ZAISE, P. (1999): Gewässerbetreuungskonzept unterer Kamp, Teil 1- Naturräumliche<br />

Grundlagen, im Auftrag des Amtes der NÖ Landesregierung, Abteilung Wasserbau und des<br />

Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Sektion IV<br />

WILDERMUTH, H. (1992a): Habitat und Habitatwahl der Großen Moosjungfer (Leuccorhinia pectoralis)<br />

Charp. 1825 (Odonata, Libellulidae). Z. Ökol. Nat-Schutz 1 (1): 3-22<br />

WILDERMUTH, H. (1993b): Populationsbiologie von Leucorrhinia pectoralis (Charpentier) (Anisoptera:<br />

Libellulidae) Libellula 12 (3/4): 269-275<br />

WILDERMUTH, H. (1994b): Populationsdynamik der Großen Moosjungfer, Leucorrhinia pectoralis<br />

Charp. 1825 (Odonata, Libellulidae). Z. Ökol. Nat-Schutz 3 (1): 25-39<br />

WOSCHITZ, G. (2001): Natura 2000 Niederösterreich, Fachbereich Fische und Neunaugen. Unveröffentlichter<br />

Endbericht, Wien.<br />

ZABRANSKY, P. (2002): Kurzportraits der FFH – Käferarten in Niederösterreich. Nischen und bisher<br />

bekannte Vorkommen. Unveröffentlichtes Typoskript.<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 10


Literatur<br />

ZAUNER, G. (1993): Fischökologische Studie Untere Thaya.- Studie im Auftrag der Wasserstraßendirektion:<br />

182 S.<br />

ZAUNER, G. (1996): Ökologische Studien an Perciden der oberen Donau. Wien: Verlag der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften<br />

ZAUNER, G. (1991): Vergleichende Untersuchungen zur Ökologie der drei Donauperciden Schrätzer<br />

(Gymnocephalus Schrätzer), Zingel (Zingel zingel) und Streber (Zingel streber) in gestauten<br />

und ungestauten Donauabschnitten. Diplomarbeit an der Abt. für Hydrobiologie, Fischereiwirtschaft<br />

und Aquakultur. Institut für Wasservorsorge, Gewässergüte und Fischereiwirtschaft. Universität<br />

für Bodenkultur, Wien.<br />

5.3 Literatur Projekte<br />

ARBEITSGEMEINSCHAFT FFH- VERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG (1999): Handlungsrahmen für die<br />

FFH-Verträglichkeitsprüfung in der Praxis. Natur und Landschaft 74,(2), 65-73<br />

BAUMANN, W.; BIEDERMANN, U.; BREUER, W.; HERBERT, M.; KALLMANN, J.; RUDOLF, E.;<br />

WEIHRICH, D.; WEYRATH, U:; WINKELBRANDT, A.: (1999): Naturschutzfachliche Anforderungen<br />

an die Prüfung von Projekten und Plänen nach §9c und § 19d BNatSchG. Natur und<br />

Landschaft 74, (11), 463-472<br />

BUNDESMINISTERIUM FÜR LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT, UMWELT UND<br />

WASSERWIRTSCHAFT (2000): ÖPUL-Landwirtschaftliche Klärschlammverwertung, Merkblatt<br />

für Landwirte und Kläranlagenbetreiber<br />

EUROPÄISCHE KOMMISSION (2000): Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>smanagement. Die Vorgaben des Artikels<br />

6 der Habitat-Richtlinie 92/43/EWG. Amt für amtliche Veröffentlichungen der europäischen Gemeinschaften,<br />

Luxenburg<br />

EUROPÄISCHE KOMMISSION (2001): Prüfung der Verträglichkeit von Plänen und Projekten mit erheblichen<br />

Auswirkungen auf Natura 2000 <strong>Gebiet</strong>en. Brüssel.<br />

KAISER. T. (2003): Methodisches Vorgehen bei der Erstellung einer FFH-<br />

Verträglichkeitsuntersuchung, Ein Leitfaden anhand von Praxiserfahrung, Naturschutz und<br />

Landschaftsplanung 35, (2),2003<br />

SIEDENTOP, S. (2001): Zum Umgang mit kumulativen Umweltwirkungen in der FFH-<br />

Verträglichkeitsprüfung. UVP-report15,(2), 88-93<br />

UVP-REPORT (2003): Information zur Umweltverträglichkeitsprüfung, Umweltmangement und nachhaltiger<br />

Entwicklung, Sonderheft UVP-Kongress, 12-24 Juni 2002, Hamm<br />

WACHTER, T; JESSEL, B. (2002): Einflüsse auf die Zulassung von Projekten im Rahmen der FFH-<br />

Verträglichkeitsprüfung. Naturschutz und Landschaftsplanung 34, (5), 133-138<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 11


Literatur<br />

Tullnerfelder Donauauen ARGE NATURA 2000 WEINVIERTEL 12

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