Heft 4/2001 - Pro Tier
Heft 4/2001 - Pro Tier
Heft 4/2001 - Pro Tier
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PRO<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
4/<strong>2001</strong><br />
SCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ<br />
Unschuldig<br />
zum Tod verurteilt<br />
1
Impressum Inhalt<br />
Svobos Leiden für die Eitelkeit 4<br />
Zeitschrift der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,<br />
Zürich<br />
Nr. 4, November <strong>2001</strong><br />
29. Jahrgang<br />
Erscheint 4x jährlich<br />
Abonnement<br />
Mitglieder erhalten die Zeitschrift<br />
kostenlos<br />
Jahresbeitrag Fr. 30.–<br />
Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–<br />
Einzelnummer Fr. 6.–<br />
Jahresabonnement Fr. 20.–<br />
Redaktion:<br />
Rita H. Dubois (RD)<br />
Ruedi Suter (rs)<br />
Ständige Mitarbeiter:<br />
Ulrich Karlowski (uk)<br />
Ulrike Kirsch<br />
Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />
Nathalie Dubois (nd)<br />
Die Beiträge decken sich nicht unbedingt<br />
mit der Meinung der Redaktion und des<br />
Vorstandes<br />
Titelbild:<br />
Füchse in tschechischer Pelztierfarm<br />
Foto: Ruedi Suter<br />
Layout:<br />
proVista – prepress, publishing, design<br />
Urs Widmer, 4123 Allschwil<br />
Druck:<br />
Fotorotar AG, 8132 Egg<br />
SCHWEIZERISCHE<br />
GESELLSCHAFT<br />
FÜR TIERSCHUTZ<br />
Alfred Escher-Strasse 76<br />
CH-8002 Zürich<br />
Telefon: 01 201 25 03<br />
Telefax: 01 201 26 23<br />
Postcheck: 80-37221-2<br />
E-Mail info@protier.ch<br />
URL www.protier.ch<br />
Unbarmherziger Kehlschnitt 9<br />
Gnade für deutsche Batteriehennen 12<br />
Kommentar: Hühnerfreundliches Helvetien 13<br />
Hunde und Katzen – vergessene Kriegsopfer 14<br />
Schwämme füttern die Korallenriffe 18<br />
Der «gute Delfin» muss gerettet werden 19<br />
Kugeltod für Zug- und Singvögel in Malta 22<br />
Elefanten-Reise 24<br />
Künstliche Steaks 25<br />
Serbiens Tanzbären in Pension 26<br />
«Arche Noah» vergrössert 30<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aktuell: So können Sie helfen! 34<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Shop 36<br />
Letzte Meldungen 37<br />
Tschechiens Pelztiere sterben Schächten<br />
<strong>Tier</strong>e im Nachkriegs-Serbien<br />
2 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
4<br />
14<br />
Adria-Delfine<br />
Befreite Tanzbären<br />
9<br />
19<br />
26
Liebe <strong>Tier</strong>freunde<br />
Altes Leid –<br />
Neues Leid<br />
Viel Schlimmes ist passiert seit<br />
diesem Sommer. Doch nicht nur<br />
wir Menschen sind betroffen,<br />
auch für die <strong>Tier</strong>e kündigt sich<br />
neues Leid an. Das Schächtverbot<br />
soll aufgehoben werden.<br />
Kaum stand dies in der Presse,<br />
lief das Telefon auf unserer Geschäftsstelle<br />
heiss. Gross war<br />
die Empörung. Auch bei Menschen<br />
jüdischen Glaubens, die<br />
ebenfalls gegen eine Aufhebung<br />
sind. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> wird sich mit anderen<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
vehement für eine Beibehaltung<br />
des Schächtverbotes einsetzen.<br />
Schockiert und traurig kehrte<br />
ich vom Besuch der Pelztierfarmen<br />
in Tschechien zurück. In all<br />
den Jahren meiner Tätigkeit im<br />
<strong>Tier</strong>schutz habe ich mich nicht<br />
daran gewöhnt, als <strong>Tier</strong>schützerin<br />
vor <strong>Tier</strong>en zu stehen und ihnen<br />
nicht helfen zu können. Die<br />
jungen engagierten Männer der<br />
tschechischen <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
«Svoboda zvirat» (Freiheit<br />
für <strong>Tier</strong>e) leisten aber sehr gute<br />
Arbeit. Davon konnten wir uns<br />
vor Ort überzeugen. Wir werden<br />
die <strong>Tier</strong>schützer in Zukunft finanziell<br />
unterstützen, damit sie ihre<br />
Aufklärungsarbeit weiterführen<br />
können.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Editorial<br />
In Serbien besuchte ich unsere<br />
durch die <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
ARKA geretteten Tanzbären.<br />
Hier flossen Freudentränen, als<br />
ich die <strong>Tier</strong>e, zufrieden und wohlgenährt,<br />
in ihrer provisorischen<br />
Unterkunft besuchte. Während<br />
des ganzen Krieges haben Pavel<br />
und Branka Pasko die Station<br />
aufgebaut und sechs Bären befreit.<br />
Nun sind sie dabei, ein Auslaufgehege<br />
zu errichten. Allen<br />
Spendern, die unsere Bärenaktion<br />
unterstützen, sei hier im<br />
Namen von ARKA und der Bären<br />
ganz herzlich gedankt.<br />
Wie sehr auch <strong>Tier</strong>e unter<br />
dem Krieg und seinen Folgen zu<br />
leiden haben, erfuhren wir bei<br />
unserem Besuch im <strong>Tier</strong>heim<br />
Riska in Belgrad. Die Hunde und<br />
Katzen werden hier zwar gut betreut,<br />
doch ein neues Zuhause<br />
werden nur die wenigsten von<br />
ihnen finden.<br />
An dieser Stelle danke ich<br />
auch allen anonymen Spendern,<br />
die uns immer wieder zum Teil<br />
grosszügige Beträge zukommen<br />
lassen, für die wir uns nie persönlich<br />
bedanken können. Sie<br />
ermöglichen uns, dort zu helfen,<br />
wo es am Dringendsten ist.<br />
Ich wünsche Ihnen einen besinnlichen<br />
Jahresausklang, und<br />
ich hoffe, dass das kommende<br />
Jahr weniger Leid und Schmerz<br />
für Menschen und <strong>Tier</strong>e bringen<br />
wird.<br />
Herzlich<br />
Ihre<br />
Rita Dubois<br />
3
Tschechiens Pelztiere sterben für den Westmarkt<br />
Svobos Leiden für<br />
die Eitelkeit<br />
Auch in Tschechien vegetieren<br />
zahllose Pelztiere in Zuchtfarmen<br />
für den westeuropäischen Markt.<br />
Es sind Konzentrationslager für<br />
Wildtiere, in denen furchtbare<br />
Zustände herrschen. Dies zeigte<br />
ein Augenschein mit tschechischen<br />
<strong>Tier</strong>schützern. In einer Zuchtfarm<br />
bei Pisek wartet auch Svobo (Bild),<br />
ein junger Fuchs, auf seine Exekution<br />
durch Elektroschock.<br />
4 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
Alle Fotos: Ruedi Suter<br />
Verzweifelt versuchen sie zu<br />
fliehen. Hilflos pressen sie<br />
sich an die hintere Wand ihrer<br />
erdrückend kleinen Gitterkäfige.<br />
Aus ihren Augen flackert die nackte<br />
Angst. Einige springen in Panik<br />
die Drahtgitter hoch, andere kauern<br />
wie erstarrt in einer Ecke auf dem<br />
Gitterboden. Dies, obwohl wir uns<br />
den <strong>Tier</strong>en langsam und behutsam<br />
nähern. Wir wollen die <strong>Tier</strong>e nicht<br />
erschrecken und ängstigen, aber<br />
vor allem dürfen wir nicht von den<br />
Farmern entdeckt werden. Wir stehen<br />
in einer «Fuchsfarm» im tschechischen<br />
Milevsko unweit der Stadt<br />
Pisek. Hier vegetiert auch Svobo,<br />
der Polarfuchs, zusammen mit Hunderten<br />
von Leidensgenossen – alle<br />
eingepfercht in völlig verdreckten<br />
Käfigen.<br />
VON RUEDI SUTER<br />
Tomas Popp und Roman Krejèí,<br />
zwei engagierte Mitglieder der<br />
tschechischen <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
«Svoboda zvirat» (Freiheit für<br />
die <strong>Tier</strong>e), haben uns auf Umwegen,<br />
durch Dickicht, über Mauern<br />
und Zäune in das gerade unbewachte<br />
Gelände einer der schlimmsten<br />
Pelztierfarmen Tschechiens<br />
geschleust. Rund 1000 Polar- und<br />
Silberfüchse sind hier eingesperrt,<br />
in unendlich lang erscheinenden<br />
Käfigreihen.<br />
Leben im Drahtgeflecht<br />
Bis zu drei <strong>Tier</strong>e vegetieren in den<br />
nur 150 cm breiten und 100 cm<br />
hohen Käfigen. Darunter türmt sich<br />
Kot bis hinauf zum Gitterboden. Die<br />
stinkenden Haufen wimmeln von<br />
Maden. Der Grund, weshalb die <strong>Tier</strong>e<br />
zu einem Leben auf Gitterrosten<br />
verdammt sind: Die Käfige müssen<br />
nie gereinigt werden, da Kot und<br />
Urin automatisch durch den Rost<br />
auf den Boden fallen. Über dem<br />
Gelände lastet ein übler Gestank. Es<br />
ist heiss an diesem Oktobertag,<br />
doch die Trinkgefässe der <strong>Tier</strong>e<br />
enthalten kein Wasser. Einige Füchse<br />
sind krank, haben Wunden und<br />
tränende Augen. Trotz der permanenten<br />
Unruhe wirken viele <strong>Tier</strong>e<br />
gebrochen. Andere rennen stereo-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Zur «Pelzmaschine» verdammt. Warten auf den Tod.<br />
typ und halb wahnsinnig von einer<br />
Ecke in die andere. Hin und her, vor<br />
und zurück. Kein Zweifel: Wir stehen<br />
in einem Konzentrationslager<br />
für Wildtiere.<br />
Beim Abschreiten der Käfigreihen<br />
treffen wir auf Svobo. Der junge<br />
Polarfuchs fällt auf, weil er im<br />
Gegensatz zu seinen Käfiggenossen<br />
Blick von unten:<br />
Drähte schneiden in die Pfoten.<br />
«Svoboda zvirat» (SZ) heisst «Freiheit<br />
für die <strong>Tier</strong>e» und hat sich in der Republik<br />
Tschechien als eine engagierte, klug<br />
und besonnen vorgehende <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
Respekt verschafft. Ihr<br />
Hauptquartier mit Geschäftsführer<br />
Tomas Popp ist in Pilsen. Zweigstellen<br />
existieren in Prag und Hradec Kralove.<br />
SZ sammelt Daten, betreibt Aufklärung,<br />
arbeitet mit Behörden und Persönlichkeiten<br />
zusammen, organisiert Demonstrationen<br />
und zurzeit auch folgende<br />
Kampagnen: für eine Verbesserung der<br />
Nutztierhaltung; gegen die Pelztierzuch-<br />
«Freiheit für die <strong>Tier</strong>e»<br />
etwas Vertrauen fasst und sich –<br />
hin- und hergerissen zwischen<br />
Fluchtreaktion und Neugier – langsam<br />
und vorsichtig dem Fotografen<br />
nähert. Svobos Augen wirken treuherzig.<br />
Seine weichen Pfoten mit<br />
den zu langen Krallen suchen Halt<br />
auf den Maschen des Gitters. Der<br />
Draht schneidet ihm tief in die Pfoten.<br />
Diese werden ihr Leben lang<br />
weder einen Waldboden noch eine<br />
Wiese berühren. Svobo wird auch<br />
nie rennen, nie jagen, nie etwas<br />
Festes essen oder in einem Fuchsbau<br />
Junge aufziehen können.<br />
Gefangener in Folterhaft<br />
Svobo ist, wie Millionen anderer<br />
Pelztiere, ein Gefangener in Folterhaft.<br />
Etwa ein halbes Jahr lang, eingesperrt<br />
in einen Käfig, der weder<br />
ten, <strong>Tier</strong>versuche und den Einsatz von<br />
Zirkustieren. Mitglieder von «Svoboda<br />
zvirat» halten zudem Vorträge in Schulen,<br />
setzen sich gegen den Fleischkonsum<br />
ein und lancieren aufseherregende<br />
Plakataktionen. Leute wie Tomas<br />
Popp und Roman Krejèí sind gut informiert<br />
und hoch motiviert, obwohl ihre<br />
Mindestsaläre kaum zum Leben reichen.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> wird in Zukunft eng mit «Svoboda<br />
zvirat» zusammenarbeiten und dabei<br />
seine finanzielle Unterstützung in erster<br />
Linie auf die Abschaffung der tschechischen<br />
Pelztierzucht konzentrieren.<br />
5
Schutz vor Wind oder Sonne bietet,<br />
in den täglich ein stinkender<br />
Futterbrei hineingeschmiert und<br />
der nie gereinigt wird – so wartet<br />
der Polarfuchs auf seinen Todestag.<br />
Dann werden die Züchter kommen,<br />
den völlig verängstigten Svobo<br />
packen, ihm an Maul und After Elektroden<br />
ansetzen und einen Stromstoss<br />
durch den Körper jagen. Der<br />
tote Svobo wird gehäutet und sein<br />
Fell zu einem «Billigpelz» verarbeitet.<br />
Als überflüssige Bordüre wird<br />
er eitle Menschen «schmücken».<br />
Menschen, die trotz aller Informationen<br />
und dank der verschleiernden<br />
<strong>Pro</strong>paganda der Pelzhändler<br />
immer noch behaupten, so schrecklich<br />
könne die Massenhaltung wilder<br />
Pelztiere ja gar nicht sein.<br />
Sie ist aber schrecklich. Und unvorstellbar<br />
für alle, die das immense<br />
Leid dieser <strong>Tier</strong>e nicht mit eigenen<br />
Augen gesehen haben – auch<br />
hier, in den bislang kaum untersuchten<br />
Ländern des einst kommunistischen<br />
Osteuropas. Tomas<br />
Popp und Roman Krejèí von «Svoboda<br />
zvirat» sammeln zurzeit systematisch<br />
Fakten über die mindestens<br />
7 grossen und zahlreichen kleinen<br />
Pelztierfarmen in Tschechien.<br />
Die trotz Geldmangel mit Leib und<br />
Seele engagierten <strong>Tier</strong>schützer<br />
zeigten der <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Delegation im<br />
Oktober verschiedene Lager, in denen<br />
Tausende Füchse und Nerze<br />
gefangen gehalten werden.<br />
Versteckte<br />
Zuchtstationen<br />
Nach langen Fahrten durch stille<br />
Dörfer und über weite Ebenen hielten<br />
wir ausserhalb von Siedlungen<br />
und gingen zu Fuss zu den hinter<br />
Wäldchen oder in abgelegenen Seitentälern,<br />
aber stets hinter hohen<br />
Kranker Polarfuchs<br />
in Isolationshaft.<br />
Mauern versteckten Pelztierfarmen.<br />
Denn Besucher sind generell unerwünscht.<br />
Wir mussten uns also ohne Bewilligung<br />
Zutritt verschaffen und<br />
über die mindestens zwei Meter<br />
hohen Mauern klettern, was jedoch<br />
aufgrund der Anwesenheit von Personal<br />
und Wachhunden nur selten<br />
möglich war. Hingegen konnten wir<br />
mit Ferngläsern festellen, in welchen<br />
Verhältnissen die <strong>Tier</strong>e leben<br />
müssen – in durchwegs qualvollen.<br />
Nur in Dolni-Cerekev nahe der Stadt<br />
Jihlava atmete Tomas Popp auf.<br />
Eine grosse Zuchtstation war leer<br />
und im Begriff, abgebaut zu werden.<br />
Doch die Freude des Pilsner<br />
Geschäftsführers von «Svoboda<br />
zvirat» dauerte nicht lange: Wir<br />
stiessen in der Nähe durch Zufall<br />
auf eine im Wald versteckte Nerzzucht,<br />
die den tschechischen <strong>Tier</strong>schützern<br />
noch nicht bekannt war.<br />
6 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
Svobo wird nicht<br />
gerettet<br />
Es scheinen noch etliche Zuchtfarmen<br />
zu existieren, von denen selbst<br />
die Organisation «Freiheit für die<br />
<strong>Tier</strong>e» nichts weiss: Farmen, in denen<br />
neben Nerzen und Füchsen<br />
auch Kaninchen, Chinchillas und<br />
Sumpfbiber (Nutria) für die Eitelkeit<br />
der Menschen in Westeuropa ein<br />
elendes Kurzleben fristen müssen.<br />
95 <strong>Pro</strong>zent der tschechischen Nerz-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
«Das ist furchtbar viel für so ein kleines<br />
Land: 10 <strong>Pro</strong>zent aller Nerzpelze<br />
kommen aus den Niederlanden», klagte<br />
Anna van Acker, Mitarbeiterin der<br />
holländischen <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
«Pelz für <strong>Tier</strong>e» (Bont voor Dieren) im<br />
Oktober bei einem ersten Treffen mit<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Geschäftsführerin Rita Dubois<br />
in Amsterdam. Weltweit steht Holland<br />
bei der «<strong>Pro</strong>duktion» von Nerzpelzen an<br />
zweiter Stelle. In zurzeit rund 200 Farmen<br />
fristen Abertausende von Nerzen<br />
ein qualvolles Dasein, und die Zahl der<br />
Farmen nimmt weiter zu. Überdies<br />
werden jährlich an die 2000 Füchse und<br />
einige tausend Chinchillas ihrer Felle<br />
wegen umgebracht. Egal, ob Nerze,<br />
Füchse oder Chinchillas – alle <strong>Tier</strong>e vegetieren<br />
in artfeindlichen Haltungen.<br />
Dies haben auch Parlament und Behörden<br />
eingesehen. So wurde die einschlägige<br />
Haltung von Füchsen und von<br />
Chinchillas am 1. April 1998 in Holland<br />
verboten. Allerdings haben die existierenden<br />
Farmen eine Auslaufzeit bis<br />
Nerzquäler Holland<br />
zum 1. April 2008. So lange geht das<br />
Leiden für viele <strong>Tier</strong>e weiter. Auch das<br />
Verbot der Nerzfarmen wird im holländischen<br />
Parlament diskutiert. Doch beschlossen<br />
ist es noch nicht, und auch<br />
hier wird mit einer Übergangsfrist von<br />
10 Jahren gerechnet.<br />
«Bont voor Dieren» (BvD) und seine<br />
vier Mitarbeiter/innen setzen sich mit<br />
legalen Methoden auf nationaler und<br />
internationaler Ebene für alle Pelztiere<br />
(z.B. auch Katzen und Kaninchen) ein.<br />
Eines der Hauptziele ist das Verbot der<br />
Pelztierfarmen. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> wird in Zukunft<br />
mit dem BvD zusammenarbeiten, um<br />
auch in den anderen Staaten Europas<br />
das Aus für Pelztierfarmen zu erwirken.<br />
Anna van Acker warb eben in Schweden<br />
für dieses Ziel, das in England bereits<br />
erreicht wurde: 2003 müssen alle<br />
Pelzfarmen dichtmachen. In Deutschland<br />
dürfen in Hessen und Bayern keine<br />
Pelztierfarmen mehr betrieben werden.<br />
Und in Österreich wurde 1998 die<br />
letzte Pelztierfarm geschlossen. rs<br />
Oben v.l.n.r.: Roman Krejèí,<br />
Rita Dubois, Tomas Popp.<br />
Oben links + links: versteckte<br />
Nerzfarm.<br />
Unten: Tomas Popp in einer<br />
Fuchsfarm bei Milevsko.<br />
7
Schwimmverbot führt bei Nerzen zu<br />
Stress: Schwimmen gehört zu den angeborenen<br />
Lieblingsbeschäftigungen<br />
von Nerzen. Doch in Pelztierfarmen<br />
können die wendigen <strong>Tier</strong>e ihr angeborenes<br />
Verhalten nicht ausleben – und<br />
genau dies führt zu sehr starkem<br />
Stress. Dies berichteten britische Forscher<br />
im Magazin «Nature». Auf Nerzfarmen<br />
werden die <strong>Tier</strong>e in engen<br />
Drahtkäfigen gehalten. Was die <strong>Tier</strong>e<br />
dabei aus dem Leben in der Wildbahn<br />
vermissen, haben Forscher von der<br />
Universität Oxford und der De Montfort-Universität<br />
in Leicester untersucht.<br />
Sie brachten acht männliche und acht<br />
weibliche Nerze in eine Anlage mit verschiedenen<br />
«Freizeitangeboten»: ein<br />
Wasserbecken; eine erhobene Plattform,<br />
die durch einen Drahttunnel zu<br />
erreichen ist; täglich neue Spielzeuge<br />
Käfighaltung & Stress<br />
Nerze wollen schwimmen!<br />
und 50 <strong>Pro</strong>zent der Fuchspelze werden<br />
von den rund 3000 registrierten<br />
Züchtern exportiert. Die meisten<br />
nach Holland, Belgien und<br />
Deutschland. In Länder also, wo die<br />
Konsumenten über das Leiden der<br />
Pelztiere orientiert sind.<br />
Svobo, der zutrauliche Fuchs,<br />
hat sich unterdessen so nahe an<br />
uns herangetraut, dass er mit der<br />
schwarz glänzenden Schnauze und<br />
den feinen Schnauzhaaren beinahe<br />
das Fotoobjektiv am Gitterdraht<br />
berührt. Tomas Popp und Roman<br />
Krejèí könnten jetzt sein Drahtgefängnis<br />
aufschneiden und ihn freilassen,<br />
aber er hätte als Käfiggeborener<br />
draussen keine Überlebenschance.<br />
Svobo würde verhungern.<br />
und eine Heubox. Bei den Versuchen<br />
zeigte sich, dass die Nerze insbesondere<br />
das Schwimmbecken lieben. In einem<br />
weiteren Experiment blockierten<br />
die Forscher für 24 Stunden den Zugang<br />
zum Wasserbecken. Daraufhin<br />
hatten die Nerze grosse Mengen des<br />
Stresshormons Cortisol im Urin. Nur<br />
der Entzug von Nahrung liess den<br />
Stress vergleichbar ansteigen. Das Ergebnis<br />
bedeute, dass Nerze in Gefangenschaft,<br />
auch wenn sie gesund sind<br />
und normal wachsen, unter ständiger<br />
Frustration leiden, erklären die Forscher.<br />
Den <strong>Tier</strong>en werde etwas vorenthalten,<br />
dessen sie von ihrer Natur her<br />
bedürfen. Das gelte offensichtlich auch<br />
für Nerze, die wie die untersuchten <strong>Tier</strong>e<br />
seit 70 Generationen in Gefangenschaft<br />
leben mussten und ohne Schwimmgelegenheit<br />
aufgewachsen sind. uk<br />
So setzen sich die tschechischen<br />
<strong>Tier</strong>schützer lieber mit Aufklärungskampagnen,<br />
Anzeigen und politischen<br />
Vorstössen gegen die skrupellosen<br />
Züchter ein. Mit zunehmendem<br />
Erfolg. Svobo, den wir<br />
trotz der flüchtigen Begegnung ins<br />
Herz geschlossen haben, wird das<br />
nicht retten. Doch wenigstens soll<br />
seinen Artgenossen in naher Zukunft<br />
das Fell nicht mehr über die<br />
Ohren gezogen werden. Tomas<br />
Popp: «Wir versuchen mit allen uns<br />
zur Verfügung stehenden Mitteln,<br />
diese furchtbaren Pelztierfarmen so<br />
schnell wie möglich verbieten zu<br />
lassen.» ■<br />
Links:<br />
Gegenwerbung<br />
der tschechischen<br />
<strong>Tier</strong>schützer.<br />
Werbung der<br />
Pelzhändler in Ungarn.<br />
8 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Angst
Schächtung ohne Narkose bald salonfähig?<br />
Unbarmherziger<br />
Kehlschnitt<br />
Der Messerschnitt durch die<br />
Kehle eines unbetäubten<br />
Schlachttiers soll in der<br />
Schweiz möglich werden. Mit<br />
dem Schächten ohne Narkose<br />
will der Bundesrat islamischen<br />
und jüdischen Bürgern entgegenkommen.<br />
Die <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
aber wehren sich<br />
vehement für die <strong>Tier</strong>e: Der<br />
Schächttod ist langsam, qualvoll<br />
– und vermeidbar.<br />
Das Schaf muss sterben:<br />
Schächtung. Sein Fleisch<br />
soll den Hunger der Menschen<br />
stillen. So wird es heute getötet,<br />
wie Millionen anderer<br />
«Schlachttiere» auf dieser Welt.<br />
Sterben zu müssen, ist immer<br />
schlimm. Egal wie, ob durch einen<br />
Schuss ins Hirn, Kopfabhacken,<br />
Elektroschock oder einen Schnitt<br />
durch die Kehle. Was einem beim<br />
Sterben genau widerfährt, weiss<br />
niemand wirklich. Man hofft einfach,<br />
es gehe schnell, angst- und<br />
schmerzlos. Das Schächten aber,<br />
das auch schon bei Menschen praktizierte<br />
Halsdurchschneiden, ist<br />
eine langsame Tötungsmethode.<br />
VON RUEDI SUTER<br />
Bevor die Opfer – vor allem Rinder,<br />
Ziegen und Schafe – ihr Bewusstsein<br />
verlieren und tot sind, vergeht<br />
eine grausame Zeit. Wieviel Zeit<br />
und wie schmerzlich genau, darüber<br />
wird gestritten. Es gibt keine<br />
Berichte von Geschächteten über<br />
das Widerfahrene. Genauso wenig<br />
wie es Berichte von <strong>Tier</strong>en über ihr<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Auch der Schweizer Kuh droht das Schächtmesser.<br />
Denkvermögen oder ihre Gefühlswelt<br />
gibt. So wird eben interpretiert.<br />
Dass das zum Tod verurteilte<br />
Schaf – Symbol des alttestamentarischen<br />
Opfertiers – jetzt etwas<br />
merkt, ist aber zweifelsfrei: Es ist<br />
unruhig, und als es von kräftigen<br />
Männerfäusten an den Läufen gepackt<br />
und trotz verzweifeltem Zappeln<br />
und Blöken zu Boden gezwungen<br />
und gefesselt wird, hat es sichtlich<br />
Angst. Die Fäuste fixieren seinen<br />
Kopf und straffen den Hals<br />
nach hinten, dann wird die scharfe<br />
Messerklinge angesetzt und rasch<br />
durchgezogen. Aus der weit klaffenden<br />
Halswunde schiesst das Blut<br />
unter den röchelnden Tönen des im<br />
Todeskampf zuckenden Schafes. Es<br />
dauert Minuten, qualvoll lange Minuten,<br />
bis das <strong>Tier</strong> endlich tot ist.<br />
Umstrittene Betäubungsverweigerung<br />
Fromme Juden und Muslime müssen<br />
ihre zur Mahlzeit bestimmten<br />
<strong>Tier</strong>e unbetäubt schächten – religiöser,<br />
moralischer und hygienischer<br />
Vorgaben wegen. Die Vertreter der<br />
betäubungslosen Schächtung beider<br />
Religionen praktizieren die rituelle<br />
Tötung des Mitgeschöpfes <strong>Tier</strong><br />
als religiöse Opfer-Kulthandlung,<br />
bei dem das fliessende Blut eine<br />
vielschichtige Rolle spielt. Dabei<br />
stützt man sich auf Interpretationen<br />
des jüdischen Talmuds und der<br />
Thora oder des Korans. Diese Interpretationen<br />
aber werden seit Jahrhunderten<br />
auch von jüdischen wie<br />
muslimischen Gelehrten in einem<br />
Punkt kritisiert: bei der auch ihrer<br />
Bild: Ruedi Suter<br />
9
er auch religiöse Bereiche tangiert.<br />
Er führte vorletztes Jahrhundert zur<br />
ersten Volksinitiative des eidgenössischen<br />
Bundesstaates. Die <strong>Tier</strong>schutzvereine<br />
schafften es 1893 mit<br />
hauchdünnem Ständemehr, die<br />
Schächtung verbieten zu lassen. So<br />
dürfen auch heute laut <strong>Tier</strong>schutzgesetz<br />
(TSchG) <strong>Tier</strong>e nur dann geschlachtet<br />
werden, wenn sie zuvor<br />
betäubt wurden. Damit ist die traditionelle<br />
Schächtung verunmöglicht,<br />
was hierzulande viele gläubige<br />
Muslime und Juden – sie mussten<br />
2000 über 300 Tonnen Koscheroder<br />
Halal-Fleisch importieren – als<br />
einschneidende Verletzung der Religionsfreiheit<br />
empfinden.<br />
Wägen vor der Schächtung Schächtplatz in Serbien<br />
Meinung nicht haltbaren Weigerung,<br />
die <strong>Tier</strong>e vor der Schächtung<br />
zu betäuben, um so deren letztes<br />
und schlimmstes Leiden zu verkürzen.<br />
Dieser Meinung sind auch Gelehrte<br />
des Christentums, in dem<br />
wohl auf die Schächtung verzichtet<br />
wird, dessen Gläubige aber in vielen<br />
anderen Bereichen den <strong>Tier</strong>en<br />
ebenfalls Fürchterliches angedeihen<br />
lassen. Der Streit um das Schächten<br />
war immer schon heikel, weil<br />
Selbst das Töten von <strong>Tier</strong>en per Bolzenschuss<br />
ist problematisch. «Entgegen<br />
allen offiziellen Beschwichtigungen<br />
mehren sich die Hinweise, dass die<br />
Betäubung von Rindern mit dem Bolzenschuss<br />
keineswegs immer gelingt<br />
und dass die betroffenen <strong>Tier</strong>e seit dem<br />
EU-weiten Verbot des Rückenmarkzerstörers<br />
bei der Schlachtung unsäglich<br />
leiden», stellt Hannelore Jaresch in der<br />
neusten Ausgabe der Zeitschrift «tierrechte»<br />
fest. Nach zahlreichen <strong>Pro</strong>testen<br />
hätten nun die Behörden reagiert. Auch<br />
das deutsche Bundesverbraucherschutzministerium<br />
zeige «inzwischen <strong>Pro</strong>blembewusstsein».<br />
Es wolle bei der<br />
Europäischen Kommission «grundsätzlich<br />
nur noch irreversible Betäubungsmethoden»<br />
fordern. Eine Wiedereinfüh-<br />
Bilder: Pavel Pasco<br />
Schlachtmethoden<br />
Unerträgliche Qualen<br />
Dem will jetzt der Bundesrat abhelfen:<br />
Ende September schickte er den<br />
Vorentwurf der Revision des <strong>Tier</strong>schutzgesetzes<br />
in die Vernehmlassung,<br />
und dieser will die bislang<br />
geforderte Betäubung vor dem<br />
Schächten fallen lassen. Damit würde<br />
die Schweiz mit den meisten<br />
anderen europäischen Ländern sowie<br />
mit den USA und Kanada<br />
gleichziehen. <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
aber wehren sich mit aller<br />
«Rückenmarkzerstörer»<br />
rung des Rückenmarkzerstörers scheine<br />
ausgeschlossen. Grund: Zu gross ist<br />
die Angst, dass sich mit BSE-Erregern<br />
infiziertes Gewebe im Blutkreislauf der<br />
<strong>Tier</strong>e verteilen könnte. Alternativen zum<br />
Bolzenschuss – etwa die Elektrobetäubung<br />
– könnten aber derzeit noch «keine<br />
sichere und bis zum Tod anhaltende<br />
Bewusstlosigkeit der <strong>Tier</strong>e gewährleisten»,<br />
schreibt Jaresch. Da die Europäische<br />
Kommission derzeit eine Änderung<br />
der Schlachtrichtlinie von 1993<br />
vorbereite, solle man diese anschreiben.<br />
Dies mit der Aufforderung, den<br />
Verbraucherschutz keinesfalls zu Lasten<br />
des <strong>Tier</strong>schutzes durchzusetzen. Adresse:<br />
David Byrne, Kommissar für Gesundheit<br />
und Verbraucherschutz, 200,<br />
Rue de la Loi, B -1049 Brüssel. pt<br />
Macht gegen eine Aufhebung des<br />
Betäubungszwangs. Nicht, weil sie<br />
etwas gegen Islam oder Judentum<br />
hätten, wie ihnen zuweilen unterstellt<br />
wird, sondern weil sie vom<br />
betroffenen <strong>Tier</strong> ausgehen. Und dieses,<br />
so wurde bei Rindern, Ziegen,<br />
Schafen glaubhaft festgestellt, erleidet<br />
beim Halsdurchschneiden ohne<br />
Betäubung unerträgliche Qualen.<br />
Und dies bei vollem Bewusstsein.<br />
Was geschieht? Das Messer zerschneidet<br />
zuerst die vordere Halshaut,<br />
die Halsmuskeln und die besonders<br />
schmerzempfindliche Luftoder<br />
Speiseröhre. Ebenso den sensiblen<br />
Kehlkopf. Dann werden die<br />
ebenfalls sehr empfindlichen Halsschlagadern<br />
durchschnitten, was<br />
sich sofort auf Blutdruck und Kreislauf<br />
auswirkt. Das gleichzeitige Zertrennen<br />
von Nervenbahnen verursacht<br />
beim bereits von unerträglichen<br />
Schnittschmerzen gepeinigten<br />
<strong>Tier</strong> zusätzliche Todesangst<br />
durch Atemnot: Es reisst die Augen<br />
auf und schnauft noch schneller.<br />
Dadurch schiessen Blut und Mageninhalt<br />
in die Lungen, was neue<br />
Erstickungsanfälle auslöst.<br />
Zeuge des eigenen<br />
Sterbens<br />
Der deutsche Arzt Werner Hartinger<br />
– er verfasste ein Buch zum Schächten<br />
– beschrieb im Detail, wie geschächtete<br />
<strong>Tier</strong>e zum Zeugen des<br />
eigenen Sterbens werden: «Wäh-<br />
10 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
end des langsamen Ausblutens<br />
verstopfen vielfach die Gefässenden<br />
der vorderen Halsarterien, so<br />
das regelmässig nachgeschnitten<br />
werden muss. Und das alles bei<br />
vollem Bewusstsein des <strong>Tier</strong>es,<br />
weil beim Schächtschnitt die grossen,<br />
das Gehirn versorgenden Arterien<br />
innerhalb der Halswirbelsäule<br />
ebenso wie das Rückenmark und<br />
die 12 Hirnnerven nicht durchtrennt<br />
sind und wegen der knöchernen<br />
Ummantelung auch nicht durchtrennt<br />
werden können. Diese noch<br />
intakten Gefässe versorgen weiterhin<br />
das ganze Gehirn noch ausreichend,<br />
so dass keine Bewusstlosigkeit<br />
eintritt.»<br />
Wird das Opfer nachher gemäss<br />
Vorschrift noch an den Hinterbeinen<br />
aufgehängt, so der Mediziner weiter,<br />
werde das Gehirn weiter mit<br />
Blut versorgt. So bleibe das <strong>Tier</strong><br />
«praktisch bis zum Auslaufen der<br />
letzten Blutstropfen bei vollem Bewusstsein».<br />
Der Beweis hierfür sei<br />
vielfach erbracht worden, indem<br />
man das <strong>Tier</strong> nach dem Ausbluten<br />
entfesselte. Hartinger: «Mit der entsetzlich<br />
klaffenden Halswunde<br />
strebte es meistens voll orientiert,<br />
bewegungsfähig und angstvoll dem<br />
Ausgang des Schlachtraumes zu<br />
und musste durch den Bolzenschuss-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Die Haltung von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> gegenüber<br />
dem Versuch des Bundesrats, die<br />
Schächtung ohne vorhergehende Narkose<br />
zu bewilligen, ist klar: «Das wäre<br />
ein schwerer Rückschlag für die Sache<br />
des <strong>Tier</strong>es und muss rundweg abgelehnt<br />
werden», sagt Rita Dubois, Geschäftsführerin<br />
der Schweizerischen<br />
Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
«Nur schon die herrschende Unsicherheit<br />
über das Leiden eines unbetäubten<br />
<strong>Tier</strong>es während des Schächtens<br />
zwingt zum heute gültigen und im <strong>Tier</strong>schutzgesetz<br />
festgelegten Kompromiss.<br />
Wir verlangen dessen Beibehaltung:<br />
Zuerst betäuben, dann erst<br />
schächten.»<br />
Diese Meinung vertritt u.a. auch der<br />
in der Schweiz lebende Jurist Sami<br />
Adeeb, verantwortlich für arabisches<br />
und muselmanisches Recht am «Institut<br />
suisse de droit comparé» in<br />
Dorigny. Adeeb studierte auch die rituellen<br />
Schlachtmethoden der Juden,<br />
Muslime und Christen. In einem Brief<br />
an Bundesrätin Ruth Metzler-Arnold<br />
bietet er seine Hilfe an und stellt gleich<br />
klar: «Es ist nicht korrekt zu sagen, die<br />
apparat endgültig getötet werden.» Ablenkungsmanöver<br />
«Antisemitismus»<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> nimmt Stellung<br />
«Nicht tolerierbarer Rückschritt»<br />
Dieser Schilderung setzt der<br />
Schweizerische Israelitische Gemeindebund<br />
(SIG) seine Interpretation<br />
entgegen: Dank des sofortigen<br />
Blutdruckabfalls im Gehirn nach<br />
dem Schächtschnitt werde das<br />
Schlachtopfer ohnmächtig. Es leide<br />
deshalb nicht länger als nach der<br />
Betäubung mit dem Bolzenschuss<br />
oder dem Elektroschock. Was<br />
stimmt also, was geschieht dem<br />
<strong>Tier</strong> wirklich? Wie gesagt: Die Geschächteten<br />
können keine Auskunft<br />
geben, weshalb sich <strong>Tier</strong>schützer<br />
auch «im Zweifelsfall für das <strong>Tier</strong>»<br />
und damit gegen das traditionelle<br />
Schächten wehren. Allerdings vertritt<br />
auch keine Religion die Auffassung,<br />
<strong>Tier</strong>e müssten absichtlich eines<br />
qualvollen Todes sterben.<br />
«Judentum und <strong>Tier</strong>schutz sind<br />
dasselbe» erklärte sogar Rolf Halon-<br />
Schächtung ohne Betäubung sei ein<br />
wichtiges Ritual für die Juden und<br />
Muslime.» Was der Bundesrat nun wolle,<br />
sei auf Religionsebene nicht zu<br />
rechtfertigen, weder im Judentum,<br />
noch im Islam.<br />
Die Ablehnung der vorgeschlagenen<br />
Gesetzeslockerung habe auch<br />
nichts mit versteckten antiislamischen<br />
oder antisemitischen Motiven zu tun,<br />
präzisiert Dubois. Entsetzte Menschen,<br />
auch jüdischen Glaubens, hätten der<br />
Geschäftsstelle von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> angerufen<br />
und ihr Entsetzen über das geplante<br />
Fallenlassen der Betäubungspflicht<br />
zum Ausdruck gebracht. «Selbst jüdische<br />
und muslimische Gelehrten haben<br />
in ihren heiligen Büchern keine Beweise<br />
dafür gefunden, dass eine Betäubung<br />
des <strong>Tier</strong>es vor dem Schächten<br />
verboten wäre.» Der <strong>Tier</strong>schutz kämpfe<br />
seit Jahren für die Verbesserung der<br />
Nutztierhaltung, der <strong>Tier</strong>transporte und<br />
der Schlachtmethoden. Rita Dubois:<br />
«Schächten ohne Betäubung wäre in<br />
unserer Gesellschaft ein entsetzlicher<br />
Rückschritt, den wir niemals tolerieren<br />
werden.» rs<br />
brenner von der SIG-Geschäftsleitung<br />
laut dem jüdischen Wochenmagazin<br />
«tachless» im September<br />
in Bern. Halonbrenner soll aber<br />
noch etwas anderes gesagt haben:<br />
<strong>Tier</strong>schützer, die das Schächten<br />
[ohne Narkose, die Red.] verbieten<br />
wollten, seien «antisemitisch motiviert».<br />
Dies wäre eine demagogische<br />
Pauschalverurteilung, die billig<br />
vom <strong>Tier</strong> abzulenken versucht.<br />
Jedenfalls versichert der Berner<br />
<strong>Tier</strong>arzt und <strong>Pro</strong>fessor Urs Schatzmann<br />
gemäss «Basler Zeitung»,<br />
die genaue Zeitspanne zwischen<br />
dem Schächtschnitt und dem sicheren<br />
Verlust der Empfindungsfähigkeit<br />
könne «nicht mit Sicherheit»<br />
angegeben werden. Ein<br />
Grund mehr für den <strong>Tier</strong>schutz, am<br />
Betäubungszwang vor der Schächtung<br />
festzuhalten. Ohne irgendwelche<br />
Ressentiments – sondern<br />
schlicht und einfach dem wehrlosen<br />
<strong>Tier</strong> zuliebe. ■<br />
11
2007 ist Schluss mit der Käfighaltung<br />
Gnade für deutsche<br />
Batteriehennen<br />
Mit der Qualhaltung von Hühnern<br />
in Legebatterien wird ab 2007<br />
Schluss sein. Dies beschloss der<br />
deutsche Bundesrat zur grossen<br />
Freude der <strong>Tier</strong>schutzorganisationen.<br />
Ganz im Gegensatz zur<br />
wutschäumenden Agrar-Lobby,<br />
die den Entscheid als Katastrophe<br />
darstellt.<br />
Als «historisches Datum im<br />
Sinne eines Sieges für den<br />
<strong>Tier</strong>schutz» bezeichnen<br />
deutsche <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
wie der Bundesverband der <strong>Tier</strong>versuchsgegner<br />
den 19. Oktober <strong>2001</strong>.<br />
Völlig überraschend stimmten an<br />
diesem Tag die Mitglieder des Bundesrates<br />
nach monatelangem zähem<br />
Ringen einer neuen Legehennenverodnung<br />
zu. Damit wurde der<br />
Ausstieg aus der tierquälerischen<br />
Käfighaltung in Deutschland besiegelt:<br />
Ab 2007 werden herkömmliche<br />
Käfigbatterien verboten, für<br />
sogenannte ausgestaltete Käfige ist<br />
ab 2012 Schluss.<br />
VON ULRICH KARLOWSKI<br />
«Deutschland setzt mit dem Aus<br />
jeglicher Käfighaltung endlich neue<br />
Massstäbe und zeigt Vorbildcharakter<br />
für ganz Europa», jubelten die<br />
<strong>Tier</strong>schützer. Mit ihnen freute sich<br />
auch Bundesverbraucherministerin<br />
Renate Künast: «Ein kleiner Schritt<br />
für die Hennen, aber ein grosser<br />
Schritt für <strong>Tier</strong>schutz und Verbraucher».<br />
Etwas getrübt wird die Freude<br />
allerdings durch die zugleich geschaffene<br />
Möglichkeit, dass unter<br />
Umständen zukünftig veränderte<br />
Käfige zugelassen werden können.<br />
Agrarwende mit <strong>Tier</strong>schutz<br />
Der Gesetzgeber setzte damit endlich<br />
ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
von 1999 um, in dem<br />
die Hennenhaltungsverordnung<br />
aus dem Jahre 1987 für nichtig erklärt<br />
wurde. Das höchste deutsche<br />
Gericht forderte darin, den Ausgleich<br />
zwischen den rechtlich geschützten<br />
Interessen der <strong>Tier</strong>halter<br />
und den Belangen des <strong>Tier</strong>schutzes<br />
so zu gestalten, dass der ethisch<br />
begründete <strong>Tier</strong>schutz gefördert<br />
wird, ohne die Rechte der <strong>Tier</strong>halter<br />
übermässig einzuschränken.<br />
Dies ist nun geschehen. Das Verbraucherministerium<br />
betrachtet die<br />
neuen Regelungen zur Hennenhaltung<br />
in Deutschland als wesentlichen<br />
Baustein der Agrarwende,<br />
«denn die Käfigbatteriehaltung von<br />
Legehennen sei von jeher das Sinnbild<br />
einer industrialisierten Agrarproduktion,<br />
und die Verordnung<br />
dokumentiere die gewachsene Bedeutung<br />
des <strong>Tier</strong>schutzes in der<br />
neuen Agrarpolitik.»<br />
Im Detail legt die Verordnung<br />
folgendes fest:<br />
■ Alle Haltungseinrichtungen müssen<br />
so ausgestaltet sein, dass die<br />
<strong>Tier</strong>e artgemäss fressen, trinken,<br />
ruhen, staubbaden sowie zur Eiablage<br />
ein Nest aufsuchen können, und<br />
so bemessen sein, dass die Hennen<br />
genug Raum bekommen, um sich<br />
natürlich bewegen zu können.<br />
■ Alle neuen Haltungseinrichtungen<br />
müssen mit einer Mindesthöhe<br />
von 2 m und einer Fläche von<br />
mindestens 2 m mal 1,5 m sowie<br />
mit Nestern, Sitzstangen und Einstreu<br />
ausgestattet sein.<br />
■ Maximale Belegdichte: Für je<br />
9 Hennen muss mindestens 1 Quadratmeter<br />
nutzbare Fläche (etwa<br />
1100 cm 2 je Henne) zur Verfügung<br />
stehen, wobei maximal 18 <strong>Tier</strong>e je<br />
Quadratmeter Stallgrundfläche gehalten<br />
werden dürfen; die Herdengrösse<br />
wird auf 6000 <strong>Tier</strong>e beschränkt.<br />
■ Keine neue Inbetriebnahme von<br />
Käfigbatterien, egal ob es sich um<br />
so genannte ausgestaltete Käfige<br />
mit 750 cm 2 je Henne und Nest, Sitzstange<br />
und Einstreu oder um herkömmliche<br />
Käfige mit 450 cm 2 oder<br />
550 cm 2 je Henne handelt.<br />
12 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Bild: Agentur
■ Übergangsfrist für bestehende<br />
herkömmliche Käfighaltung mit<br />
550 cm 2 je Henne bis zum 31. Dezember<br />
2006 und somit 5 Jahre kürzer<br />
als in der Europäischen Union.<br />
Übergangsfrist für so genannte<br />
ausgestaltete Käfige bis zum<br />
31. Dezember 2011.<br />
Zynische Agrar-Lobby<br />
Über 90 <strong>Pro</strong>zent der Bevölkerung<br />
Deutschlands lehnen die Käfighaltung<br />
von Legehennen ab. Genauso<br />
viele sind auch bereit, mehr für Eier<br />
aus Boden- und Freilandhaltung zu<br />
zahlen. Doch weder der Wille des<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Volkes noch der des Gesetzgebers<br />
interessiert die Industrie-Agrar-Lobby.<br />
Der Deutsche Bauernverband<br />
(DBV) und der Zentralverband der<br />
Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG)<br />
fahren schweres Geschütz gegen<br />
die tierfreundliche Entscheidung<br />
des Bundesrates auf. Sie drohen<br />
scharfe <strong>Pro</strong>teste und zahlreiche Regressansprüche<br />
gegenüber Bund<br />
und Ländern an. Nach Meinung dieser<br />
gewerblichen <strong>Tier</strong>quäler helfe<br />
die Beschränkung der Legehennenhaltung<br />
auf die Boden- und Freilandhaltung<br />
weder den Legehennen<br />
noch den Verbrauchern noch den<br />
Geflügelhaltern in Deutschland und<br />
Die Schweiz und der deutsche Huhnbeschluss<br />
Hühnerfreundliches<br />
Helvetien gibt es so genannte Eiprodukte:<br />
Da hat Deutschland noch mal<br />
Glück gehabt! Bis 2007 kommen<br />
die deutschen Hühner<br />
nun doch aus den Käfigen frei, bis<br />
2012 auch aus «möblierten». Das<br />
war knapp. Denn jetzt wirds eng mit<br />
der Exportiererei von Billigeiern aus<br />
der Batterie – die Schweizer wollen<br />
das Zeug definitiv nicht mehr<br />
schlucken. Deutschland deckt immerhin<br />
einen Sechstel des Schweizer<br />
Eierkonsums – kein ander Land<br />
darf so viele Eier exportieren in das<br />
erste Land der Welt, das Hühner<br />
nicht mehr in Käfigen hält. Und dies<br />
seit 1992.<br />
Das heisst: Gegessen haben die<br />
Schweizer schon noch Käfigeier.<br />
Die Schweiz importiert seit langem<br />
rund die Hälfte der Eier, die sie verbraucht.<br />
Vor zehn Jahren stammten<br />
noch fast alle importierten Eier<br />
aus Batterien. Doch Bauern und<br />
<strong>Tier</strong>schützer waren sauer, dass importiert<br />
werden darf, was im Inland<br />
nicht erlaubt ist. Auch den Verbrauchern<br />
hat das nicht gefallen. Darum<br />
verzichtet der Schweizer Detailhandel<br />
seit fünf Jahren auf importierte<br />
Käfigeier. Genauer: auf Schaleneier<br />
aus Käfighaltung. Daneben<br />
Flüssigei, Eipulver, Stangenei und<br />
eierhaltige Teigwaren, Backwaren,<br />
Speiseeis, Mayonnaise, Frühstücksgetränke<br />
usw.<br />
Industriell verarbeitete Eier machen<br />
in Industriestaaten rund ein<br />
Drittel des gesamten Eierkonsums<br />
aus, Tendenz steigend. Das ist<br />
«convenient» und soll gefälligst billig<br />
sein. Also werden vor allem Käfigeier<br />
in diese Halb- und Fertigprodukte<br />
gesteckt, ja: versteckt. Darum<br />
wird noch immer rund ein Viertel<br />
des gesamten Eierkonsums der<br />
Schweiz aus Batterien gedeckt.<br />
Doch nicht mehr lang. Denn die<br />
<strong>Tier</strong>schützer machten weiter Druck,<br />
und die Verbraucher haben den<br />
Trick mit dem Verstecken satt. Das<br />
kapieren nun auch Verarbeiter und<br />
Gastronomen. Sie wollen auch bei<br />
Eierprodukten auf Boden- oder Freilandhaltung<br />
umsteigen. Bei Migros<br />
und Coop ist dies bereits der Fall,<br />
und weil diese beiden Handelsketten<br />
den Markt beherrschen, ist ab<br />
2002 in Helvetien weitgehend<br />
Schluss mit Käfigeigenuss.<br />
Tja, so rasch kann das gehen.<br />
Zehn Jahre, um aus den Batterien<br />
sei damit eine politische Mogelpackung.<br />
Die deutsche Eierproduktion<br />
werde schrumpfen und durch<br />
Importe ersetzt, die von Legehennen<br />
stammen, die im Ausland in<br />
den alten – in Deutschland verbotenen<br />
– Käfigen gehalten werden.<br />
Tausende Arbeitsplätze gingen so<br />
verloren.<br />
Doch die dumpfen Drohgebärden<br />
werden in diesem Fall ins Leere<br />
laufen. Der Weg der Deutschen<br />
Landwirtschaft hin zur lang angekündigten<br />
Agrarwende dürfte mit<br />
«Partnern» wie dem DBV und ZDG<br />
allerdings mehr als beschwerlich<br />
bleiben. ■<br />
rauszukommen, nochmals zehn<br />
Jahre, um auch nichts mehr aus<br />
fremden Batterien zu kaufen. Wie<br />
haben die Schweizer Hühnerfarmer<br />
gejammert und getobt vor zwanzig<br />
Jahren – und wie schlagen sie sich<br />
seit zehn Jahren stolz auf die Brust!<br />
Weil sie «das beste Ei» verkaufen,<br />
drängten sie den Import bei Schaleneiern<br />
von 35 auf 25 <strong>Pro</strong>zent zurück.<br />
Und inzwischen dürfen schon<br />
40 <strong>Pro</strong>zent der Schweizer Hühner<br />
ins Freie.<br />
Ähnlich rasch wird es jetzt auch<br />
in Deutschland gehen. Und ähnlich<br />
positiv. Der Beschluss des Bundesrats<br />
vom 19. Oktober ist die reine<br />
Lehre aus dem Schweizer Beispiel.<br />
Drei Schweizer <strong>Tier</strong>schutzorganisationen<br />
haben es den Regierungen<br />
der Bundesländer Anfang Oktober<br />
nahe gebracht, dass es für die Hühner,<br />
die Bauern und die Verbraucher<br />
nur besser kommen kann. Und dass<br />
der Umweg über «möblierte» Käfige,<br />
den die Schweizer Pioniere noch<br />
machen zu müssen glaubten, nichts<br />
bringt. Käfig bleibt Käfig: das haben<br />
die Schweizer Behörden 1986 begriffen.<br />
Da dem nun Deutschland<br />
folgt, werden es auch andere Behörden<br />
begreifen, in Europa und anderswo.<br />
Heinzpeter Studer<br />
Autor des eben erschienenen Buches<br />
«Schweiz ohne Hühnerbatterie:<br />
Wie die Schweiz die Käfighaltung<br />
abschaffte» (ISBN 3-905 647-12-<br />
5). Zu beziehen bei <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
13
Erlebnisbericht über heimatlose <strong>Tier</strong>e in Serbien<br />
Hunde und Katzen –<br />
vergessene Kriegsopfer<br />
Nicht nur die Menschen leiden unter<br />
Kriegen und ihren Folgen – auch <strong>Tier</strong>e<br />
kämpfen ums Überleben. So zurzeit in<br />
Serbien, in einem Land, das wie viele<br />
Länder des ehemaligen Ostblocks schon<br />
vor dem Krieg kein Paradies für <strong>Tier</strong>e war.<br />
14 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
Bilder: Ruedi Suter<br />
Wir fahren auf der Strasse<br />
vom ungarischen Szeged<br />
nach Novi Sad. Nach<br />
wenigen hundert Metern tauchen<br />
sie auf: Herrenlose Hunde, Streuner,<br />
die keiner haben will. Meist allein,<br />
aber auch in kleinen Rudeln<br />
traben sie der Strasse entlang auf<br />
der Suche nach Futter.<br />
Von RITA DUBOIS<br />
Nicht alle haben Glück, zahlreiche<br />
Kadaver liegen auf oder neben der<br />
Fahrbahn. Andere Hunde sind abgemagert,<br />
wirken schwach und hilflos.<br />
Ich frage mich: Wie viele Hunde<br />
und Katzen haben in diesem<br />
vom letzten Krieg gezeichneten<br />
Land kein Essen? Kein Obdach?<br />
Und niemand, der sich um sie kümmert,<br />
weil die meisten Menschen zu<br />
fest mit ihren eigenen <strong>Pro</strong>blemen<br />
beschäftigt sind? Der Anblick dieser<br />
armen <strong>Tier</strong>e entlang der Strassen<br />
lässt mich jedenfalls nicht mehr<br />
los. Ich will wissen, ob es hier Menschen<br />
gibt, die sich um herrenlose<br />
<strong>Tier</strong>e kümmern. Ja, es gibt sie: Zwei<br />
Tage später bringen mich Pavel und<br />
Branka Pasko von der serbischen<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisation ARKA ins<br />
<strong>Tier</strong>heim Riska in der Nähe von<br />
Belgrad.<br />
Der Witterung<br />
ausgesetzt<br />
Das 1992 von Zlatka Korjenic und<br />
Nada Gajer Kljakovic gegründete<br />
Heim beherbergt zurzeit 276 Hunde<br />
und 23 Katzen. Es ist später<br />
Nachmittag, die <strong>Tier</strong>e werden gerade<br />
gefüttert. Die Zwinger sind<br />
gross und sauber, jeder Hund hat<br />
eine Hütte. Die ganze Anlage ist<br />
aber nicht überdacht. Das bedeutet:<br />
Die <strong>Tier</strong>e sind der Witterung ausgesetzt.<br />
Bis jetzt waren die Winter<br />
zum Glück nicht allzu streng. Zlatka<br />
Korjenic und ihre Helferinnen<br />
hoffen, dass es auch in diesem Jahr<br />
so bleibt, denn die kleinen Holzhäuschen<br />
sind nicht heizbar, und<br />
bei starkem Schneefall wären die<br />
Hunde auch bald eingeschneit.<br />
Sechs Angestellte sorgen für das<br />
Wohl der <strong>Tier</strong>e. Fliessendes Wasser<br />
gibt es nur ab einem Schlauch im<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
15
16 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
Alle Bilder Ruedi Suter<br />
Freien. Und auch Elektrizität ist nur<br />
selten zu haben.<br />
Endlich etwas<br />
Abwechslung<br />
Die <strong>Tier</strong>e freuen sich offensichtlich<br />
über die Abwechslung, die unser<br />
Besuch bringt. Freudig springen sie<br />
an uns hoch, betteln und buhlen um<br />
Streicheleinheiten. Alle sind sie zutraulich<br />
und freundlich. Doch auf<br />
ein neues Zuhause werden sie mitunter<br />
lange warten müssen: Nicht<br />
oft kommen Menschen hierher, um<br />
sich einen vierbeinigen Freund zu<br />
holen. Vor einigen Tagen erst fanden<br />
die Frauen eine Schachtel mit<br />
drei Welpen vor der Tür. Tapsig<br />
spielen die Hundekinder miteinander,<br />
ahnen nichts vom traurigen<br />
Los ihrer Artgenossen, die nicht das<br />
Glück haben, Unterschlupf in einem<br />
Heim zu finden. ■<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft<br />
Die Kosten sind für die <strong>Tier</strong>schützerin<br />
erheblich. Die Futterkosten betragen<br />
rund 30000 Franken pro Jahr, die <strong>Tier</strong>arztkosten<br />
belaufen sich auf 10000<br />
Franken. Dazu kommen noch die Löhne<br />
für die Angestellten sowie laufende<br />
Baukosten. Eben werden neue<br />
Zwinger erstellt. Ich habe Zlatka Korjenic<br />
unsere finanzielle Hilfe zugesagt.<br />
Wir werden auch versuchen, von der<br />
Schweiz aus Medikamente zu organisieren.<br />
Wenn Sie den <strong>Tier</strong>en in Serbien helfen<br />
wollen, benützen Sie bitte den<br />
beigehefteten Einzahlungsschein mit<br />
dem Vermerk «Ostentiere». Neu können<br />
Sie auch direkt Online spenden<br />
(www.protier.ch – online-spende.) Bitte<br />
auch mit dem Vermerk «Ostentiere».<br />
Wir werden ab jetzt laufend über<br />
Riska berichten.<br />
17
Kleinkamera lüftet Unterwassergeheimnis<br />
Schwämme füttern die<br />
Korallenriffe<br />
Ein Geheimnis um die Korallenriffe<br />
ist gelüftet: Schwämme<br />
liefern die Nahrung für<br />
den Aufbau der Riffe.<br />
Grundlegende Fragen über<br />
die Existenz der Korallenriffe<br />
scheinen gelöst zu sein.<br />
Mit Hilfe einer Miniaturkamera<br />
konnten die Forscher um Claudio<br />
Richter und Mark Wunsch vom Zentrum<br />
für Marine Tropenökologie<br />
(ZMT) an der Universität Bremen<br />
erklären, wie Korallenriffe unter der<br />
extremen Nährstoffarmut tropischer<br />
Meere überhaupt existieren<br />
können. Die Forschungsergebnisse<br />
wurden im Wissenschaftsmagazin<br />
«Nature» veröffentlicht. Mit einem<br />
speziellen Unterwasser-Endoskop<br />
konnten die Forscher in die engen<br />
Höhlen und Spalten von Korallenriffen<br />
im Golf von Aqaba im Roten<br />
Korallen<br />
Meer vordringen. Mit der Kleinkamera<br />
war es ihnen möglich, das bizarre<br />
Labyrinth von Korallenriffen<br />
visuell zu durchwandern und dabei<br />
die reiche Besiedlung der Höhlenwände<br />
zu dokumentieren und zu<br />
analysieren. In diesen Labyrinthen<br />
fanden die Forscher auch Antworten<br />
auf die Frage der Nährstoffversorgung<br />
der empfindlichen Ökosysteme:<br />
Die Wände der Korallengänge<br />
und -höhlen sind dicht mit<br />
Schwämmen bewachsen, die aus<br />
dem durchströmenden Wasser<br />
kleinste Nahrungspartikel filtern.<br />
«Diese Schwämme in den Höhlen<br />
führen dem Korallenriff seine Nahrung<br />
zu, indem sie dabei ähnlich wie<br />
Das weltweite Korallensterben alarmiert<br />
nebst den Wissenschaftlern auch<br />
die Tourismus-Industrie. So haben<br />
sich die australischen Tourismus-Betreiber<br />
im Oktober mit Wissenschaftlern<br />
zusammengetan, um mögliche<br />
Aktionen gegen die Korallenbleiche zu<br />
unternehmen. Das teilte das australische<br />
Wissenschafts-Institut CSIRO<br />
(http://www.csiro.au) mit. Den Tour-<br />
Veranstaltern und Tourismus-Betreibern<br />
soll erklärt werden, mit welchen<br />
<strong>Pro</strong>blemen sie bei weiteren Klimaveränderungen<br />
zu rechnen hätten. Terry<br />
Done, Leiter der Sustaining Marine<br />
Living Resources am australischen Institut<br />
für Marine Sciences (AIMS), erklärte,<br />
dass der Tourismus rund um<br />
das Grosse Barrier-Riff jährlich mehr<br />
als 570 Mio. Euro generiere und dass<br />
es besondere Schutzvorkehrungen für<br />
das grösste Korallenriff der Erde geben<br />
müsste, wenn die Temperaturen weiter<br />
ansteigen: «Die Korallenbleiche<br />
die Darmzotten im menschlichen<br />
Verdauungssystem funktionieren»,<br />
so Claudio Richter (http://www.isa<br />
tec.uni-bremen.de). Die auf diese<br />
Weise eingebrachten Phosphorund<br />
Stickstoffverbindungen bilden<br />
nach Berechnung des Teams aus<br />
Ökologen, Chemikern und Mikrobiologen<br />
eine Quelle lebenswichtiger<br />
Mineralien für die in notorischer<br />
Nährstoffknappheit lebenden Korallen.<br />
Tropische Korallenriffe gehören<br />
zu den weltweit am stärksten bedrohten<br />
Ökosystemen. Bevor Konzepte<br />
für ihren Schutz entwickelt<br />
werden können, müssen jedoch<br />
zuerst ihre funktionalen Zusammenhänge<br />
erforscht werden. ww/pte<br />
Sorgen mit Korallen-Tourismus<br />
kann zu einem Massensterben des<br />
Riffs führen», sagte Done. Zur gefürchteten<br />
Korallenbleiche kommt es nach<br />
Ansicht der Wissenschafter durch das<br />
Absterben von lebenswichtigen Algen.<br />
Das passiere, wenn die Korallen durch<br />
lange Zeiträume hinweg stark erwärmtem<br />
Meerwasser ausgesetzt sind. Zum<br />
Massensterben komme es dann entweder<br />
durch lang andauernde höhere<br />
Temperaturen oder extreme Temperaturanstiege.<br />
Die Kosten des Korallensterbens<br />
könnten von kleinen Einbrüchen<br />
bis hin zum Kollaps des gesamten<br />
Tourismus reichen. Die Korallenriffe<br />
dieser Welt, Lebensraum von Millionen<br />
Meereslebewesen, sind zusammengerechnet<br />
bedeutend kleiner als<br />
bisher angenommen. Die Korallenriffe<br />
wurden grösser geschätzt, weil das<br />
Ausmass der Schädigungen der Riffe<br />
durch menschlichen Einfluss (58 <strong>Pro</strong>zent)<br />
in den letzten Jahren nicht so bekannt<br />
war. ww/pte/nn<br />
18 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft den letzten Adria-Delfinen<br />
Der «gute Delfin» muss<br />
gerettet werden<br />
Der «gute Delfin» nennen die<br />
Kroaten den Grossen Tümmler.<br />
Doch dieser ist bedroht. Wie<br />
überall im Mittelmeer haben auch<br />
die Delfinbestände der Adria seit<br />
den vierziger Jahren drastisch<br />
abgenommen. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> unterstützt<br />
jetzt ein Gemeinschaftsprojekt<br />
der deutschen Gesellschaft zur<br />
Rettung der Delfine (GRD) und der<br />
Universität Zagreb. Das Ziel: Die<br />
Einrichtung von Schutzgebieten<br />
für die letzten Delfine der Adria.<br />
Ich kann mich noch gut erinnern:<br />
Jedes Mal, wenn ich früher als<br />
Kind mit meiner Familie auf einer<br />
Fähre zwischen den Inseln fuhr,<br />
begleiteten uns zahlreiche Delfine.<br />
ULRIKE KIRSCH*<br />
Und heute? Der 50-jährige Josef<br />
Ziziliz aus Rijeka schüttelt resignierend<br />
den Kopf. Nicht ohne Grund:<br />
Nur noch etwa 220 Grosse Tümmler<br />
(Tursiops truncatus) – die durch<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
die Fernsehserie «Flipper» bekannteste<br />
Delfinart – leben entlang der<br />
kroatischen Küste. Eine kritische<br />
Grösse, denn Bedrohungen – ob<br />
natürlich bedingt oder durch<br />
menschlichen Einfluss – können für<br />
die kleine residente Population<br />
schnell das Aus bedeuten.<br />
So ist von den einst grossen und<br />
artenreichen Delfinbeständen heute<br />
nur noch ein trauriger Rest übrig.<br />
Wasserverschmutzung, Überfischung<br />
des Meeres, direkte Tötung<br />
und Zerstörung der Lebensräume<br />
sind die Ursachen für den dramatischen<br />
Rückgang. Bis Ende der sechziger<br />
Jahre trug noch ein weiterer<br />
Faktor dazu bei: Die damalige jugoslawische<br />
Regierung zahlte jedem<br />
Fischer 5000 Dinar als Ausgleich für<br />
durch Delfine an seinem Netz entstandene<br />
Schäden. Um das «Kopfgeld»<br />
einzukassieren, setzte eine<br />
regelrechte Jagd ein. Auch heute<br />
noch entsorgen sich Fischer der<br />
unliebsamen Nahrungskonkurrenten,<br />
wenn sie sich im Netz verfangen<br />
haben: Sie schneiden ihnen die<br />
Schwanzfluke ab, anstatt sie zu befreien.<br />
Das ist zwar verboten, doch<br />
Schutzgesetze nützen nichts, wenn<br />
sie nicht umgesetzt und kontrolliert<br />
werden.<br />
«Ich habe neue Hoffnung»<br />
Gemeinsam mit <strong>Tier</strong>ärzten der Universität<br />
Zagreb unter Leitung von<br />
<strong>Pro</strong>f. Dr. Hrvoje Gomeri gründete<br />
deshalb die GRD 1999 das erste<br />
deutsch-kroatische <strong>Pro</strong>jekt zur «Rettung<br />
der letzten Adria-Delfine».<br />
Schon in den achtziger Jahren spezialisierte<br />
sich das Team von Hrovje<br />
Gomeri auf Meeressäuger und<br />
trug massgeblich zu dem seit 1995<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft<br />
bedrohten Delfinen<br />
Bild: Ulrike Kirsch<br />
Die Schweizerische Gesellschaft für<br />
<strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft aktiv mit, die<br />
letzten Delfine zu retten, die in der kroatischen<br />
Adria überlebt haben. Mit einem<br />
Beitrag in Höhe von 5000 CHF unterstützen<br />
wir im nächsten Jahr dieses<br />
beispielhafte <strong>Pro</strong>jekt der vom dreimaligen<br />
Weltumsegler Rollo Gebhard<br />
gegründeten Gesellschaft zur Rettung<br />
der Delfine in München.<br />
19
Grosser Tümmler in der Adria<br />
Ein Vermächtnis<br />
für die <strong>Tier</strong>e<br />
Bitte denken Sie bei der<br />
Erstellung Ihres Testaments<br />
auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.<br />
Sie helfen mit, dass<br />
wir uns auch in Zukunft<br />
effizient für die <strong>Tier</strong>e<br />
einsetzen können.<br />
Für Auskünfte und Beratung<br />
steht Ihnen unsere Geschäftsführerin<br />
Rita Dubois gerne zur Verfügung.<br />
bestehenden Delfinschutzgesetz<br />
bei. Doch mangels Finanzen war<br />
ihre Tätigkeit auf Laborarbeit beschränkt:<br />
«Das <strong>Pro</strong>jekt gibt mir wieder<br />
Hoffnung, denn immer nur mit<br />
toten Delfinen zu arbeiten, ist auf<br />
Dauer sehr deprimierend,» erklärt<br />
Darinka Krti, seit 23 Jahren Mitarbeiterin<br />
von <strong>Pro</strong>f. Gomeri.<br />
Mit einem im Juni 2000 von der<br />
GRD überreichten Delfinschutz-Patrouillenboot<br />
konnte endlich die<br />
wichtige Feldarbeit beginnen.<br />
Durch regelmässige Ausfahrten<br />
sollen die Gebiete identifiziert werden,<br />
die für die Tümmler beispielsweise<br />
zur Nahrungssuche, Fortpflanzung<br />
oder Aufzucht ihrer Jungen<br />
besonders wichtig sind. Sobald<br />
die Daten erfasst sind, können entsprechende<br />
Schutzgebiete, das<br />
wichtigste <strong>Pro</strong>jektziel, bei der<br />
kroatischen Regierung beantragt<br />
werden.<br />
Daneben sind die Delfinschützer<br />
jetzt auch in der Lage, Walen und<br />
Delfinen «in Not» zu helfen, die gestrandet<br />
oder verletzt sind oder sich<br />
in einer der zahlreichen Buchten<br />
verirrt haben. So konnte ein Finn-<br />
20 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Bild: Ulrike Kirsch
wal (Balaenoptera physalus), der<br />
sich letztes Jahr im August nahe der<br />
südlich von Split gelegenen Stadt<br />
Makarska aufhielt, vor aufdringlichen<br />
Neugierigen geschützt werden.<br />
Bei Sichtung eines Nördlichen<br />
Entenwals (Hyperoodon ampullatus)<br />
bei Dubrovnik im April dieses<br />
Jahres wurde sofort ein Auslegeverbot<br />
von Fischernetzen verhängt.<br />
Doch leider hatte der Wal keine<br />
Chance gegen die Meeresverschmutzung.<br />
Nach seinem etwa<br />
vierwöchigen Aufenthalt starb er.<br />
Verschluckte Plastiktüten hatten die<br />
erste Kammer seines Magens verstopft,<br />
die daraus folgenden Verdauungsstörungen<br />
führten schliesslich<br />
zum Tode.<br />
Plastiktüten können<br />
Delfine töten<br />
Ein weiterer wichtiger Teil des <strong>Pro</strong>jekts<br />
ist die Öffentlichkeitsarbeit,<br />
um bei Einheimischen, insbesondere<br />
den Fischern, aber auch bei Touristen<br />
und Politikern ein besseres<br />
Verständnis für die Notwendigkeit<br />
des Delfinschutzes zu schaffen.<br />
Hierzu werden unter anderem viersprachige<br />
Broschüren in Touristeninformationszentren,<br />
Marinas und<br />
anderen öffentlichen Stellen verteilt,<br />
die auf die Notlage der Delfine<br />
hinweisen. Mit Hilfe von Sichtungsbögen<br />
(im Internet unter:<br />
http://www.Delfinschutz.org/<br />
sichtbogen.htm) können Kroatien-<br />
Urlauber sich zusätzlich aktiv an<br />
dem <strong>Pro</strong>jekt beteiligen. Hierbei sollten<br />
Sichtungen von verletzten oder<br />
toten Delfinen oder Walen direkt<br />
den kroatischen Experten gemeldet<br />
werden, damit sie Rettungsmassnahmen<br />
einleiten bzw. den Kadaver<br />
auf die Todesursache hin untersuchen<br />
können. Dies hilft beispielsweise<br />
bei der Aufdeckung und Verfolgung<br />
der noch immer praktizierten<br />
illegalen Dynamitfischerei.<br />
Eine drohende Ausrottung der<br />
letzten Adria-Delfine kann nur<br />
durch gemeinsame Anstrengungen<br />
verhindert werden. Fischer müssen<br />
überzeugt werden, dass Delfine<br />
schützenswert sind, Bevölkerung<br />
und Touristen müssen erkennen,<br />
dass eine achtlos ins Meer gewor-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Bild: Ulrike Kirsch<br />
Die Fortsetzung des Massakers hat begonnen:<br />
Am 3. November startete Japan<br />
seine neue Jagd auf die gefährdeten<br />
Dall-Hafenschweinswale. Nach der<br />
deutschen Artenschutzorganisation<br />
«<strong>Pro</strong> Wildlife» – sie beruft sich auf ihr<br />
vorliegende Papiere – wurden in der<br />
letzten Saison mehr als 16 000 der<br />
Kleinwale «auf brutalste Weise» abgeschlachtet:<br />
«Auch für diese Saison sind<br />
ähnlich hohe Fangzahlen zu erwarten,<br />
denn Japan setzt sich konsequent über<br />
internationale <strong>Pro</strong>teste hinweg», befürchtet<br />
die Meeresexpertin Sandra<br />
Altherr von <strong>Pro</strong> Wildlife. Erst im Juli<br />
hatte die Internationale Walfangkommission<br />
(IWC) ein sofortiges Einstellen<br />
der Jagd auf Dall-Hafenschweinswale<br />
Ertrunkener<br />
Tümmler<br />
Hafenschweinswale<br />
Harpunierte Kleinwale<br />
Bild: Gomercić<br />
gefordert, ist doch der Bestand der kleinen<br />
Walart alarmierend geschrumpft.<br />
Hauptgrund: Das seit 1986 geltende,<br />
weltweite kommerzielle Fangverbot für<br />
Grosswale. Als Ersatz für das in Feinschmecker-Restaurants<br />
begehrte Walfleisch<br />
dienen nun die ungeschützten<br />
Kleinwale und Delfine. Sie werden seitdem<br />
rücksichtslos verfolgt: In den letzten<br />
20 Jahren starben vor Japans Küsten<br />
mehr als eine viertel Million Dall-<br />
Hafenschweinswale (Phocoenoides<br />
dalli) sowie zehntausende Delfine verschiedener<br />
Arten. «Wenn Japan diese<br />
gnadenlose Jagd nicht umgehend einstellt,<br />
muss um das Überleben dieser<br />
Kleinwalart gebangt werden,» warnt<br />
die Artenschutzorganisation. pt/pw<br />
fene Plastiktüte den Tod eines Meeressäugers<br />
bedeuten kann. Noch<br />
bestehen gute Aussichten, den «guten<br />
Delfin» (dobri dupin), wie der<br />
Grosse Tümmler auf kroatisch<br />
heisst, vor dem Aussterben zu retten.<br />
Doch seine Zeit ist knapp. ■<br />
(*Ulrike Kirsch ist Leiterin dieses <strong>Pro</strong>jekts)<br />
GRD-Patrouillenboot für Tümmlerschutz<br />
21
Feuer frei auf Sing- und Zugvögel<br />
Kugeltod in Malta<br />
Regelmässig wird die<br />
Mittelmeerinsel Malta im<br />
Herbst für Sing- und Zugvögel<br />
zur Todesfalle.<br />
Millionen von Sing- und<br />
Zugvögeln droht beim<br />
Flug Richtung Süden<br />
auch in Malta der vorzeitige Tod<br />
durch Abschuss oder Fang. Über<br />
20000 Jäger und Vogelfänger standen<br />
nach Informationen von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
im September einmal mehr Gewehr<br />
bei Fuss bereit, um während der<br />
dann beginnenden Jagdsaison nahezu<br />
jeden ankommenden Vogel<br />
vom Himmel zu holen. Die auf halber<br />
Strecke zwischen Italien und<br />
Nordafrika gelegene Insel gehört zu<br />
den wichtigsten Rastplätzen für europäische<br />
Zugvögel auf ihrem Weg<br />
in den Süden.<br />
Gewehrsalven<br />
von Schnellbooten aus<br />
Doch die maltesische Regierung erlaubt<br />
immer noch Jagdmethoden,<br />
die in allen anderen europäischen<br />
Ländern schon längst verboten sind.<br />
Bereits auf offener See, weit vor der<br />
Küste, nehmen Jäger, die sich selbst<br />
«Shooter» (Schiesser) nennen, die<br />
heranziehenden Schwärme von<br />
Schnellbooten aus unter Beschuss.<br />
Dabei werden zahlreiche Störche,<br />
Greifvögel, Drosseln oder Rotkehlchen<br />
von den breit streuenden<br />
Schrotladungen nur verletzt und<br />
müssen qualvoll ertrinken. Selbst in<br />
den wenigen Schutzgebieten, die<br />
die Behörden auf internationalen<br />
Druck während der letzten Jahre errichtet<br />
haben, spannen Vogelfänger<br />
ihre Netze.<br />
Meist werden die <strong>Tier</strong>e aus purer<br />
Lust am Töten abgeschossen.<br />
Vor allem die wendigen Schwalben<br />
und Mauersegler sind beliebte Ziel-<br />
scheiben. Die Vogeljagd auf Malta<br />
ist eine wesentliche Ursache für den<br />
dramatischen Rückgang von Wespenbussarden,<br />
Turteltauben und<br />
Nachtigallen in ganz Europa. Trotz<br />
des geplanten Beitritts zur EU zeigt<br />
die maltesische Regierung nur wenig<br />
Bereitschaft, die Mindestbe-<br />
Meeresschildkröten orientieren sich mit<br />
einem körpereigenen Kompass: So können<br />
junge Meeresschildkröten schon<br />
direkt nach dem Schlüpfen das Magnetfeld<br />
der Erde lesen. Die Jungtiere finden<br />
ihren Weg über den Atlantik und<br />
zurück ohne vom Kurs abzukommen,<br />
berichten amerikanische Biologen in<br />
der Fachzeitschrift «New Science». Die<br />
winzigen Jungtiere der so genannten<br />
«Unechten Karettschildkröte» machen<br />
sich unmittelbar nach dem Schlüpfen<br />
auf eine fast 13 000 Kilometer lange<br />
Reise durch den Atlantik: Von der Küste<br />
Floridas starten sie ins weite Meer<br />
und folgen einer warmen Strömung<br />
durch den Nord-Atlantik. Auf ihrer Wanderung<br />
orientieren sich die Babyschildkröten<br />
offenbar mit einem körpereigenen<br />
Kompass. Die Forscher hatten die<br />
vom Aussterben bedrohten <strong>Tier</strong>e in einen<br />
Plexiglastank gesetzt und mit computergesteuerten<br />
Magnetspulen das<br />
Erdmagnetfeld in verschiedenen Bereichen<br />
der Nordatlantik-Zirkulation simuliert.<br />
Dabei richteten sich die Babys<br />
immer so aus, dass sie wie im freien<br />
Meer mit der warmen Strömung weitergeschwommen<br />
wären. Die <strong>Tier</strong>e folgen<br />
dabei einem Weg, der ihnen offensichtlich<br />
von Geburt an bekannt ist.<br />
Mehrere Jahre benötigen die kleinen<br />
Schildkröten, um über den Atlantik und<br />
Orientierung<br />
stimmungen der Europäischen Vogelschutzrichtlinie<br />
in das nationale<br />
Jagdrecht zu übernehmen. Entsprechende<br />
Aufforderungen von EU-<br />
Umweltkommissarin Margott Wallström<br />
hat man bislang beharrlich<br />
ignoriert – aus Angst vor dem Verlust<br />
von Wählerstimmen. pt<br />
Im Banne des Erdmagnetfelds<br />
Ohne das Erdmagnetfeld könnten viele <strong>Tier</strong>e nicht überleben. Es hilft<br />
ihnen, die richtige Richtung zu wählen oder zur rechten Zeit zu essen.<br />
zurück zu schwimmen. Die warme und<br />
nährstoffreiche Meeresströmung bietet<br />
ihnen dazu ideale Wachstumsbedingungen.<br />
Manche <strong>Tier</strong>e kommen jedoch<br />
vom Kurs ab und sterben in kälteren<br />
Gewässern. Am Erdmagnetfeld orientieren<br />
sich bekanntlich auch Zugvögel.<br />
Nun haben schwedische Forscher laut<br />
der britischen Fachzeitschrift «Nature»<br />
herausgefunden, dass ihnen dieses<br />
auch bei der Wahl der Rastplätze hilft.<br />
Um nicht zu schwer zu sein, machen<br />
Zugvögel bei ihren langen Reisen häufig<br />
kurze «Fress-Stopps». Dies ist beim<br />
Überflug von Wüsten oder Meeren aber<br />
nicht möglich. Dank dem Erdmagnetfeld<br />
kann die Verpflegung offenbar kurz<br />
davor noch «vorgeholt» werden. So<br />
können selbst unerfahrene Jungvögel<br />
an günstigen Orten die nötigen Fettreserven<br />
anlegen, um z.B. die Sahara<br />
oder das Mittelmeer zu überfliegen. Zu<br />
dieser Erkenntnis kam Thord Fransson<br />
von der Universität Stockholm. Hierzu<br />
hatte er junge Sprosser-Vögel in seinem<br />
Labor einem sich verändernden Magnetfeld<br />
ausgesetzt. In einer Magnetsituation,<br />
das jenem Nordägyptens entsprach,<br />
entwickelten die <strong>Tier</strong>e mächtig<br />
Appetit – und sie nahmen das Dreifache<br />
an Fett zu. Fazit: Das Erdmagnetfeld<br />
«warnt» die Wandervögel vor einer<br />
längeren Hungerstrecke. uk<br />
22 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Buchbesprechung<br />
Fledermäuse – eine<br />
Bildreise durch die<br />
Nacht<br />
So haben Sie Fledermäuse noch nie gesehen. Mit aufwändiger<br />
Technik gelang es, die Geschöpfe der Nacht gestochen<br />
scharf abzulichten. Der mehrfach preisgekrönte <strong>Tier</strong>fotograf<br />
Dietmar Nill und der Biologe Björn Siemers haben<br />
gemeinsam ein Buch geschaffen, das durch aussergewöhnliche<br />
Qualität von Bild und Text besticht. Erstmals zeigen<br />
grossformatige Fotos nicht nur die <strong>Tier</strong>e, sondern auch ihre<br />
nächtliche Umgebung. Sie bieten aussergewöhnliche und<br />
spektakuläre Ansichten von besonderer Schönheit, wie zum<br />
Beispiel den Flug dicht über dem Wasserspiegel, den Beutezug<br />
oder das Gedränge am Schlafplatz.<br />
In spannenden Texten und authentischen Storys wird interessantes<br />
Hintergrundwissen vermittelt. Ebenso individuell<br />
wie der Stil des Fotografen ist der des Erzählers. Björn Siemers<br />
vermittelt neueste Erkenntnisse der Fledermausforschung<br />
aus der ganzen Welt und erklärt verblüffend einfach<br />
die hochkomplizierte Echoortung, mit der Fledermäuse sich<br />
orientieren. Er streift durch ihre Lebensräume vom Stoppelfeld<br />
bis zum Stadtzentrum Berlins. Die heimische Bechsteinfledermaus<br />
wird ebenso vorgestellt wie der Amazorensegler.<br />
Ein eigenes Kapitel ist den Bewohnern der Tropen,<br />
wie Vampiren und Froschjägern, gewidmet. Eine Galerie am<br />
Schluss porträtiert die wichtigsten Arten mit Schwerpunkt<br />
Europa.<br />
Das Buch eröffnet mit einer hervorragenden Kombination<br />
aus Wort und Bild eine neue Sicht auf alle Aspekte des<br />
Fledermauslebens und macht uns vertraut mit faszinierenden<br />
Lebewesen, die zu Unrecht den Mythos des Unheimlichen<br />
tragen. nd<br />
Bild: Dietmar Nill<br />
Dietmar Nill / Björn Siemers<br />
«Fledermäuse – eine Bildreise durch die Nacht»<br />
160 Seiten, 177 Farbfotos, sfr. 70.–<br />
ISBN 3-405-16100-2<br />
BLV Verlagsgesellschaft mbH München<br />
Postfach 400320, D-80703 München<br />
Tel. ++49 89 12705 403, Fax ++49 89<br />
12705 545<br />
E-Mail: presse@blv.de<br />
Den <strong>Tier</strong>en gerecht<br />
werden<br />
Zur Ethik und Kultur der Mensch-<strong>Tier</strong>-Beziehung<br />
Was sind wir den <strong>Tier</strong>en schuldig, von denen und mit denen<br />
wir leben? Wie sähe eine ethisch verantwortbare Balance<br />
zwischen Nutzung von Leben und Achtung des Lebens<br />
aus? Welcher ethischen und rechtlichen Grundlagen und<br />
Grundhaltungen bedarf es, um eine kultivierte, «humane»<br />
Beziehung zum <strong>Tier</strong> aufzubauen und zu erhalten? Was würde<br />
es bedeuten, den <strong>Tier</strong>en in ihrer Würde und Eigenart gerecht<br />
zu werden?<br />
Der Band dokumentiert Vorträge und Arbeiten, die im<br />
Zusammenhang mit der jährlichen Vergabe des «Schweisfurth-Forschungspreises<br />
für artgemässe Nutztierhaltung»<br />
entstanden sind. Er richtet sich gleichermassen an Philosophen,<br />
Juristen, Agrarwissenschafter und Ethologen – wie<br />
insgesamt an alle, die ein Interesse am Wohle der <strong>Tier</strong>e haben.<br />
Namhafte Wissenschafterinnen und Wissenschafter<br />
verschiedener Disziplinen unternehmen in diesem Band den<br />
Versuch, Antworten auf grundlegende und aktuelle Fragen<br />
zur Ethik und Kultur der Mensch-<strong>Tier</strong>-Beziehung zu geben.<br />
Einen Schwerpunkt bildet dabei der Umgang mit <strong>Tier</strong>en in<br />
der Landwirtschaft.<br />
Die Schriftenreihe «<strong>Tier</strong>haltung – Ökologie, Ethologie, Gesundheit»<br />
in der der Band erschienen ist, bietet Raum zur<br />
Veröffentlichung von Arbeiten aus dem Gebiet der <strong>Tier</strong>haltung,<br />
die ihres Umfanges wegen in Fachzeitschriften schwerlich<br />
gebührende Aufnahme und Verbreitung finden. nd<br />
Manuel Schneider (Hrsg.)<br />
«Den <strong>Tier</strong>en gerecht werden»<br />
287 Seiten, DM 27.– / Euro 14.–<br />
Schweisfurth-Stiftung<br />
Südliches Schlossrondell 1<br />
D-80638 München<br />
Tel. ++49 89 17 18 26, Fax ++49 89<br />
17 18 16<br />
E-Mail: info@schweisfurth.de<br />
23
«Friedenspark» im südlichen Afrika<br />
Elefanten-Reise<br />
Rund 1000 Elefanten sollen<br />
aus dem südafrikanischen<br />
Krüger-Nationalpark ins benachbarte<br />
Mosambik umsiedeln.<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisationen sehen in<br />
dieser Initiative eine begrüssenswerte<br />
und pragmatische Lösung für<br />
die Elefanten-<strong>Pro</strong>bleme im Krüger-<br />
Nationalpark. Dessen Elefantenpopulation<br />
ist mittlerweile auf etwa<br />
9000 <strong>Tier</strong>e angewachsen. Zugleich<br />
Afrikanischer<br />
Steppenelefant<br />
könnte die aufwändige Umsiedlungsaktion<br />
beim Aufbau einer stabilen<br />
Elefantenpopulation in der<br />
durch Bürgerkriegsunruhen, Wilderei<br />
und Minenfelder dezimierten<br />
<strong>Tier</strong>welt Mosambiks helfen. Der<br />
Umzug der Dickhäuter ist die erste<br />
grössere Wildtier-Management-<br />
Massnahme des neuen, grenzüberschreitenden<br />
«Friedensparks» (Peace<br />
Parc) der Länder Südafrika, Sim-<br />
Neue Elefantenart<br />
Steppen- und Waldelefanten in Afrika<br />
sind verschiedene Arten: Afrikanische<br />
Elefanten fallen in zwei Gruppen, die<br />
genetisch so unterschiedlich sind, dass<br />
sie als verschiedene Arten betrachtet<br />
werden müssen. Bisher unterschieden<br />
Wissenschafter lediglich zwei Arten,<br />
den afrikanischen und den asiatischen<br />
Elefanten. Afrikanische Völker differenzieren<br />
dagegen in ihren Sprachen zwischen<br />
Wald- und Steppenelefanten.<br />
Waldelefanten sind kleiner, ihre Stosszähne<br />
sind weniger gebogen, und sie<br />
haben eine andere Schädelform als<br />
Steppenelefanten. Eine genetische<br />
Analyse zeigte nun, dass Wald- und<br />
Steppenelefanten unterschiedliche Arten<br />
sind. Das hat praktische Konsequenzen<br />
für den Schutz dieser bedrohter <strong>Tier</strong>e,<br />
denn bislang haben Schutzprogramme<br />
in Afrika nicht zwischen den Waldund<br />
Steppenelefanten unterschieden.<br />
Das Bild links zeigt einen Steppenelefanten,<br />
aufgenommen in Ostafrika im<br />
tansanischen Tarangire Nationalpark.<br />
Nature News<br />
babwe und Mosambik. Nelson<br />
Mandela, der ehemalige Präsident<br />
Südafrikas, hatte Anfang Oktober<br />
den Gaza-Krüger-Gonarezhou-Park<br />
eröffnet und damit den Weg für den<br />
Umzug der ersten 40 Elefanten freigegeben.<br />
In der Region erhofft man<br />
sich vom Peace Parc nicht nur den<br />
Erhalt einer intakten <strong>Tier</strong>welt, sondern<br />
mit der Aussicht auf neue Touristen<br />
auch wichtige Impulse für die<br />
Wirtschaft der drei afrikanischen<br />
Länder. Nature News<br />
24 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Bilder: Ruedi Suter
<strong>Tier</strong>e bald vor Fleischgourmands sicher?<br />
Künstliche Steaks<br />
Um das Töten von <strong>Tier</strong>en<br />
überflüssig zu machen,<br />
möchten niederländische<br />
Forscher im Labor künstliches<br />
Fleisch züchten.<br />
Fleischklumpen von mindestens<br />
50 Gramm will der Dermatologe<br />
Wiete Westerhof<br />
von der Universität Amsterdam in<br />
grossen Containern heranwachsen<br />
lassen, so das Magazin «Geo-Wissen<br />
– Ernährung» (Hamburg). Er<br />
habe sich von der Methode zur Herstellung<br />
künstlicher Haut inspirieren<br />
lassen und besitze zusammen<br />
mit zwei Geschäftsleuten bereits<br />
ein weltweites Patent auf diese Methode.<br />
Allerdings sei das Verfahren<br />
noch nicht ganz ausgereift.<br />
Muskelzellen von Walen<br />
Die Fleischproduktion soll mit Hilfe<br />
von Kollagen-Gerüsten gelingen,<br />
an denen Muskelzellen andocken,<br />
die zuvor Spendertieren entnommen<br />
worden sind. Westerhof<br />
spricht von Containern mit mehr als<br />
5000 Litern Fassungsvermögen, in<br />
denen das Fleisch in einer Nährstofflösung<br />
erzeugt werden könne.<br />
Die Flüssigkeit solle 62 Inhaltsstoffe,<br />
darunter 20 Aminosäuren, 12<br />
Vitamine und diverse Enzyme enthalten.<br />
«Das <strong>Pro</strong>dukt hat die Struktur und<br />
den Geschmack von magerem<br />
Fleisch, ohne dass die <strong>Tier</strong>e leiden<br />
müssen oder religiöse und ethische<br />
Bedenken oder Umweltprobleme<br />
auftreten, wie das bei der heutigen<br />
Fleischproduktion der Fall ist»,<br />
heisst es in der Patentschrift. Ausserdem<br />
sei die Substanz frei von<br />
Fett, Knochen, Knorpeln und Sehnen<br />
und deshalb auch für die «ältere<br />
Generation einfacher zu konsumieren».<br />
Die <strong>Pro</strong>duktion gelinge<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
nicht nur mit Muskelzellen von<br />
Schweinen, Rindern und Hühnern.<br />
Auch Fleisch von Känguruhs, Walen<br />
oder Langusten liesse sich auf<br />
diese Weise herstellen. Allerdings<br />
Fast zehn Jahre nach der erstmaligen<br />
Erteilung eines Patents auf <strong>Tier</strong>e in Europa<br />
hat das Europäische Patentamt<br />
(EPA) in München am 7. November<br />
<strong>2001</strong> das umstrittene Patent auf die<br />
genmanipulierte «Krebsmaus» (wir<br />
berichteten) im Wesentlichen bestätigt.<br />
Über 100 Organisationen, Gruppen sowie<br />
zahlreiche Einzelpersonen hatten<br />
gegen das von der Harward-Universität<br />
eingereichte und vom EPA 1992 erteilte<br />
Patent für eine Maus, in deren Gensequenz<br />
ein menschliches Krebsgen<br />
eingeschleust wurde, mit insgesamt 17<br />
Sammelklagen Widerspruch eingelegt.<br />
Als erstes Patent in Europa beanspruchte<br />
es nicht nur das Recht, Versuche<br />
an <strong>Tier</strong>en durchzuführen, sondern<br />
erklärte die <strong>Tier</strong>e selbst zur angeblichen<br />
«Erfindung». Die manipulierten <strong>Tier</strong>e<br />
erkranken mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />
frühzeitig an einem Krebstumor.<br />
Deswegen werden sie sich als <strong>Tier</strong>modelle<br />
eingesetzt, beispielsweise um die<br />
Wirksamkeit von Krebstherapien zu erforschen.<br />
Schon 1985 hatten die Wissenschafter<br />
das Verfahren in den USA<br />
zum Patent angemeldet.<br />
Nach zweitägiger Verhandlung erklärte<br />
das EPA Patente auf Lebewesen<br />
grundsätzlich für zulässig und schränkte<br />
die Gültigkeit des «Krebsmaus-Patents»<br />
lediglich auf Nagetiere ein. Die<br />
Harvard-University in Cambridge (Mas-<br />
<strong>Pro</strong>blem-Patent<br />
habe sich in den bisherigen Versuchen<br />
die Zahl der Zellen lediglich<br />
alle zwei bis drei Tage verdoppelt.<br />
Derzeit suchen die Patentinhaber<br />
nach Investoren. uk<br />
Genmanipulierte Säugetiere<br />
Das umstrittene Patent auf die genmanipulierte Krebsmaus<br />
ist bestätigt. Von den Kritikern wird jetzt ein «Dammbruch<br />
bei der Vermarktung des Lebendigen» befürchtet.<br />
sachusetts) hatte Ansprüche auf alle<br />
nach derselben Methode manipulierten<br />
Säugetiere angemeldet. Für die gegen<br />
das Patent protestierenden Umweltgruppen<br />
ist diese Einschränkung jedoch<br />
lediglich eine kosmetische Korrektur.<br />
Sie sehen in der EPA-Entscheidung<br />
eine Gleichsetzung von Lebewesen mit<br />
irgendwelchen technischen Erfindungen.<br />
«Das EPA überschreitet skrupellos<br />
die ethischen Grenzen», sagt ein<br />
Greenpeace Sprecher. «Es hat aus dem<br />
kleinen Feuer einen Flächenbrand gemacht.<br />
Wer Säugetiere zu einer Erfindung<br />
erklärt, für den ist auch der<br />
menschliche Körper nichts als ein Haufen<br />
Zellen, den man wirtschaftlich ausbeuten<br />
kann.»<br />
Die Forschung an dem Patent hatte<br />
der Chemiekonzern DuPont bezahlt.<br />
DuPont hoffte, dass Arzneimittelhersteller<br />
Interesse an dem <strong>Tier</strong> hätten, um<br />
an ihm zu forschen und Krebstherapien<br />
zu entwickeln. Aber das Patent hatte<br />
ganz andere Folgen: Wegen seiner<br />
breiten Ansprüche behinderte es in vielen<br />
Fällen sogar die Krebsforschung.<br />
Umweltschützer wie auch Kirchengruppen<br />
befürchten jetzt einen «Dammbruch<br />
bei der Vermarktung des Lebendigen».<br />
Immerhin hat das EPA, so<br />
Greenpeace, bis zum April dieses Jahres<br />
bereits mehr als 20 Patente auf Lebewesen<br />
erteilt. Ulrich Karlowski<br />
25
Bärenstarke Ideen für den Fruska Gora Nationalpark<br />
Serbiens Tanzbären<br />
in Pension<br />
Trotz Diktatur und Krieg haben<br />
serbische <strong>Tier</strong>schützer Tanzbären<br />
befreien können und sie im Dorf<br />
Banostor bei Novi Sad in neue<br />
Unterkünfte einquartiert. Nun muss<br />
dringend ein Aussengehege fertiggestellt<br />
werden. Fernziel aber ist die<br />
«Auswilderung» der Petze in ein<br />
umzäuntes Gelände im Nationalpark<br />
von Fruska Gora.<br />
26 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
Bilder: Ruedi Suter<br />
Da sind sie also, die befreiten<br />
Tanzbären: Mlcko, Kasandra,<br />
Uske, Marija, Dorinda<br />
und Bozana. Gut genährt, mit sauberem<br />
Pelz und jeder in einem neuen<br />
Käfig mit Blick in einen etwas tiefer<br />
liegenden Garten, der gerade zu<br />
einem grösseren Bärengehege ausgebaut<br />
wird. Männer arbeiten am<br />
Gerüst eines hohen Drahtgitters,<br />
das mit einem elektrischen Zaun<br />
verstärkt werden wird. Bis sich die<br />
Bären in diesem Areal austoben<br />
können, werden aber noch ein paar<br />
Wochen verstreichen.<br />
VON RUEDI SUTER<br />
Doch darauf können die braunen<br />
Petze warten, sie haben schon weit<br />
Schlimmeres erlebt. Als Tanzbären.<br />
Fahrende haben sie am Nasenring<br />
trotten, «tanzen» und Bier saufen<br />
lassen. Dies, um den Zuschauenden<br />
auf den Märkten, den Plätzen und<br />
in den Strassen ein paar Münzen<br />
aus der Tasche zu locken. Für die<br />
sechs Bären waren das furchtbare,<br />
von Schmerzen gezeichnete Jahre,<br />
die bis heute seelische Nachwirkungen<br />
haben. Die Erlösung kam mit<br />
Branka und Pavel Pasko von der<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisation ARKA. Das<br />
Ehepaar aus der jugoslawischen Industriestadt<br />
Novi Sad schaffte in<br />
deren Nähe im Örtchen Banostor<br />
mit Hilfe der Internationalen Bärenstiftung<br />
IBF (Sitz Holland) und <strong>Pro</strong>-<br />
<strong>Tier</strong> International diese ersten Bärenunterkünfte<br />
– im eigenen Hinterhof<br />
sozusagen.<br />
Bärentourismus<br />
als Endziel<br />
Nun konnten auch die Behörden<br />
gegen die illegalen Bärenhalter vorgehen,<br />
gab es doch jetzt eine erste<br />
Bärenauffangstation im Land. So<br />
wurde 1998 der erste Tanzbär beschlagnahmt<br />
(<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> berichtete<br />
laufend). Unterdessen konnten<br />
mehrere <strong>Tier</strong>e aus der Gewalt von<br />
Fahrenden oder Privatbesitzern befreit<br />
werden. Und dies trotz des<br />
Krieges, der Serbien um Jahrzehnte<br />
zurückwarf und den Menschen<br />
heute noch das Leben erschwert.<br />
Doch Branka und Pavel Pasko setz-<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
27
ten sich unbeirrt weiter für die <strong>Tier</strong>e<br />
ein. Deshalb stehen sie jetzt auch<br />
hier in Banostor, in ihrem Garten<br />
mit den Bärenkäfigen. Sie zeigen<br />
Gerard Baars, Leiter des IBF, sowie<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Geschäftsführerin Rita Dubois,<br />
was es noch zu bauen gilt.<br />
Baars, ein ausgewiesener Bärenexperte,<br />
sieht sich die im Bau befindliche<br />
Aussenanlage genau an und<br />
gibt wichtige Ratschläge, die hierzulande<br />
mangels Erfahrung niemand<br />
sonst zu geben vermag.<br />
Später werden Gerard Baars,<br />
Rita Dubois und die Paskos mit hohen<br />
Beamten der neuen demokratischen<br />
Regierung in Novi Sad und<br />
Belgrad Besprechungen führen.<br />
Über eine staatliche Unterstützung<br />
der Auffangstation, über die Zusammenarbeit<br />
mit IBF und <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
sowie über das wichtigste Fernziel:<br />
die Einrichtung eines grossen umzäunten<br />
Geländes mit Wald und<br />
Lichtungen im «Fruska Gora»-Nationalpark<br />
nahe Novi Sad. Dort sollen<br />
dereinst alle gefangenen Bären<br />
Serbiens leben können: die 11<br />
Tanzbären – alles europäische<br />
Braunbären –, die 6 Braunbären<br />
im Privatbesitz und die elf in Zoos<br />
gehaltenen Bären. Am Ende sollen<br />
diese <strong>Tier</strong>e, so der Vorschlag<br />
von Baars, über den «Bärentourismus»<br />
am Leben erhalten werden<br />
können.<br />
Neugierige Gesellen<br />
Nach der Mahlzeit stehen drei auf<br />
und versuchen angesichts der Besucher<br />
neugierig ihre Köpfe durch<br />
die Käfiggitter zu strecken. Offensichtlich<br />
haben sie Vertrauen in ihre<br />
neue Umgebung gefasst. Ebenso zu<br />
den Menschen, die sie betreuen.<br />
Alle, bis auf eine Bärin, die einen<br />
besonders brutalen Besitzer hatte,<br />
scheinen sie ihre schlimme Vergangheit<br />
weitgehend vergessen zu<br />
haben.<br />
Einem der Bären hat die Nasenring-Tortur<br />
gar die Lefzen zerrissen.<br />
Sie hängen in Fetzen über ein<br />
schlimm hergerichtetes Gebiss herunter.<br />
Ein anderer Bär ist erblindet<br />
– als Folge mangelhafter Ernährung.<br />
Beiden <strong>Tier</strong>en wird von der<br />
Doch noch ist es nicht soweit, in IBF und <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> geholfen – der <strong>Tier</strong>-<br />
diesem kriegsversehrten Land.<br />
Vom Bärenzentrum in Banostor aus<br />
reicht die Sicht bis zu den Donau-<br />
Auen, über die gerade ein wundervoller<br />
Gänsezug hinwegzieht. Aber<br />
das kümmert die Bären nicht. Mlcko,<br />
Kasandra, Uske, Marija, Dorinda<br />
und Bozana haben sich frische<br />
Rüben zwischen die krallenbewehrten<br />
Tatzen geklemmt. Genüsslich<br />
beissen sie das Gemüse ab und zerarzt<br />
ist bereits organisiert. ■<br />
kauen es mit lautem Schmatzen. Misshandelter Bär: Zerrissene Lefzen<br />
Wildlebende Bären gibt es keine mehr<br />
in Serbien. Gefangene hingegen schon.<br />
27 sollen es insgesamt noch sein. Sie<br />
alle sollen befreit werden und später in<br />
ein noch zu erstellendes Freigehege im<br />
«Fruska Gora»-Nationalpark in der Nähe<br />
von Novi Sad entlassen werden. Im Oktober<br />
haben die Internationale Bärenstiftung<br />
IBF, <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> International und<br />
die serbische <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
ARKA bei einem Besuch diese Idee den<br />
zuständigen Naturschutzbehörden in<br />
Novi Sad und Belgrad unterbreitet. Das<br />
Echo war positiv, so, dass die drei eng<br />
zusammen arbeitenden Organisationen<br />
Zusammenarbeit<br />
Serbiens letzte Bären<br />
zunächst den Ausbau des ersten Bärenauffangzentrums<br />
in Serbien im Dorf<br />
Banostor weiterverfolgen werden. Die<br />
Folgen des Krieges haben die Preise der<br />
Nahrungsmittel und Medikamente für<br />
die Bären sowie die Baumaterialien für<br />
den Weiterbau des Aussengeheges allerdings<br />
empfindlich verteuert. Damit<br />
die Bären nach ihrem Winterschlaf in<br />
den Holzhäuschen ihrer Käfige so rasch<br />
wie möglich gut genährt und gesund<br />
in das Auslaufgehege einziehen können,<br />
sammelt <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> weiterhin Spenden<br />
auf sein PC-Konto 8037221-2 mit<br />
dem Vermerk «Bärenhilfe». pt<br />
28 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Bilder: Ruedi Suter<br />
Diese Zwinger sind aus Platzgründen<br />
viel zu klein: Eine Übergangslösung.<br />
Es ist deshalb wichtig,<br />
das grosse Auslaufgehege schnell<br />
fertigzustellen.
Hunde können gestohlen werden.<br />
Vor allem, wenn die Besitzer<br />
ihren Lieblingen gegenüber<br />
nicht die nötige Sorgfaltspflicht<br />
walten lassen. Wer zum Beispiel seinen<br />
Hund vor einem Geschäft anbindet, um<br />
schnell etwas einzukaufen, riskiert,<br />
dass der Vierbeiner bei der Rückkehr<br />
verschwunden ist. So geschah es im<br />
September einem Basler vor dem<br />
«Coop Spalenmärkt» an der Missionsstrasse.<br />
Als er zurückkam, war sein Appenzeller<br />
weg. Vergebens suchte der<br />
entsetzte Besitzer seinen vierbeinigen<br />
Freund, dieser blieb verschwunden.<br />
Darauf entwarf die geschockte Familie<br />
ein Plakat mit dem Bild des Vermissten<br />
und klebte es überall im Quartier<br />
an. Bange Tage verstrichen, dann<br />
tat sich endlich was. Der Basler Hundebesitzer:<br />
«Wir haben grosses Glück<br />
gehabt und haben unseren Hund wieder.<br />
Er wurde angeblich am Sonntagabend,<br />
den 30. September, von einem<br />
Mann auf dem Polizeiposten Riehen<br />
abgegeben. Nach Angaben des Veterinäramtes,<br />
wo unser Hund schlussendlich<br />
landete, hat ihn ein Drogenabhängiger<br />
vor dem Spalenmärt entwendet.<br />
Der Name dieses Mannes ist mir nicht<br />
bekannt. Wir sind also noch einmal mit<br />
einem blauen Auge davongekommen.<br />
Der Schock sass mir doch tief in den<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Ratgeber<br />
Achtung Hunde-Diebstahl!<br />
Papageien und Sittiche haben in<br />
der freien Natur kein einfaches<br />
Leben. Sie müssen bei der ständigen<br />
Suche nach geeigneter Nahrung<br />
stets vor ihren natürlichen Feinden auf<br />
der Hut sein. In menschlicher Obhut<br />
droht ihnen zwar keine Gefahr, und sie<br />
werden mit gutem Futter reichlich versorgt.<br />
Dafür dürfen sie nicht das, für was<br />
sie geboren wurden: frei herumfliegen.<br />
Zudem leiden die meisten in Gefangenschaft<br />
lebenden Vögel erbärmlich an<br />
Langeweile. Wenn Sie nicht schon einen<br />
Vogel haben, verzichten Sie am<br />
besten auf ihn. Wenn Sie aber bereits<br />
Knochen. Ich konnte mir bislang nicht<br />
vorstellen, dass man in dieser Stadt<br />
nicht einmal einen Hund unbeaufsichtigt<br />
für einige Minuten anbinden kann.»<br />
So selten sind aber Entwendungen<br />
von Hunden gar nicht. «Wir bekommen<br />
laufend solche Vermisstmeldungen»,<br />
weiss Rita Dubois, Geschäftsführerin<br />
von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>. In den meisten Fällen sei-<br />
Ihr Vogel braucht Beschäftigung<br />
einen besitzen, dann ist es äusserst<br />
zweckmässig, wenn sich ihr gefiederter<br />
Freund einen Teil seines Futters «erarbeiten»<br />
muss. Leckere Knabberstangen<br />
sind im Handel erhältlich, sie werden<br />
mit wahrer Leidenschaft abgenagt. Aus<br />
der Kolbenhirse muss jedes Körnchen<br />
herausgefizzelt werden, was so seine<br />
Zeit dauert. Wellensittiche und Kanarienvögel<br />
haben Apfelstücke gern, die der<br />
Mensch mit Körner gespickt hat. Alle<br />
Papageien öffnen gern eine Erdnuss.<br />
Doch Vorsicht: Es muss sich um absolut<br />
einwandfreie Ware handeln! Wenn<br />
sich an der Schale nur geringste Schim-<br />
en die Besitzer schuld, weil sie ihre<br />
Hunde sorglos etwa vor Einkaufsmärkten<br />
anbinden würden. Solchen gefährdeten<br />
<strong>Tier</strong>en hätten früher <strong>Tier</strong>schützer<br />
«Etiketten» umgebunden, auf denen<br />
vor dem Diebstahl gewarnt wurde. Oft<br />
würden Drogenabhängige die angebundenen<br />
Hunde einfach «befreien»<br />
und loslassen. Rita Dubois: «Es gibt<br />
eine eiserne Regel: Hunde müssen wie<br />
Kleinkinder immer im Auge behalten<br />
werden!» pt<br />
Der Tatort:<br />
Coop-Supermarkt<br />
«Spalemärt»<br />
in Basel<br />
melspuren finden, gerät der Vogel in<br />
grösste Gefahr. Die Schimmelsporen<br />
werden beim Knabbern eingeatmet und<br />
können zur tödlichen Aspergillose führen.<br />
Überdies sollen Nüsse eine Leckerei<br />
bleiben, denn sonst werden die <strong>Tier</strong>e<br />
leicht zu fett. Die Alternative: Äste und<br />
Zweige von Obstbäumen laden ebenfalls<br />
zum Knabbern ein, haben aber<br />
keinen Nährwert. Die intelligenten Ziervögel<br />
benötigen nicht nur ausreichend<br />
Futter und einen geräumigen Flugkäfig.<br />
Sie wollen auch beschäftigt werden,<br />
sonst drohen schlimme Langeweile und<br />
Schwermütigkeit. ivh/pt<br />
Foto: Ruedi Suter<br />
29
«Arche Noah»<br />
vergrössert<br />
Die «Arche Noah für befreite Affen»<br />
(<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/01) im holländischen<br />
Alemere ist um ein stilvolles<br />
Informationsgebäude und ein<br />
grosses Aussengehege für Affen erweitert<br />
worden. Am 4. Oktober, dem Welttierschutztag,<br />
wurde in Europas einzigartigem<br />
Auffang- und Pflegezentrum<br />
AAP für befreite und ausgesetzte Wildtiere<br />
die Eröffnung gefeiert. Dies in Anwesenheit<br />
von Behörden, Sponsoren,<br />
Medien und Fachleuten aus aller Welt.<br />
AAP-Direktor David van Gennep hiess<br />
die zahlreichen Gäste willkommen. Er<br />
zeigte sich hoch erfreut über die zunehmende<br />
Bedeutung seines Rettungsund<br />
Pflegezentrums für exotische <strong>Tier</strong>e.<br />
In der Station arbeiten gegen 60 Personen,<br />
darunter auch Biologen, Immunologen,<br />
<strong>Tier</strong>ärzte, Verhaltensforscher<br />
und Zoologen. Ihrer Fachkenntnisse<br />
wegen sind die AAP-Mitarbeiter bei der<br />
Beschlagnahmung, beim Transport<br />
sowie bei der Versorgung und Unterbringung<br />
von exotischen Wildtieren in<br />
ganz Europa gefragt. Im seit 1963 existierenden<br />
AAP-Zentrum werden in erster<br />
Linie verschiedene Affenarten in Si-<br />
cherheit gebracht. Die Anlagen bieten<br />
aber auch vielen anderen <strong>Tier</strong>en<br />
Schutz: Vögeln, Echsen, Schildkröten,<br />
Meerkatzen, Stachelschweinen, Füchsen,<br />
Wasch- und Nasenbären, Schlan-<br />
gen und anderen mehr. Mit dem neuen<br />
Informationszentrum soll auch die<br />
Bevölkerung einen vertieften Einblick in<br />
das bislang eher im Hintergrund arbeitenden<br />
Zentrum erhalten. pt<br />
30 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Bilder: Ruedi Suter
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Zirkustiere<br />
verboten<br />
Ausgerechnet ein Staat der<br />
südlichen Hemisphäre macht<br />
es uns vor: Brasilien verabschiedete<br />
im Oktober eine<br />
Gesetzesvorlage, die jede<br />
<strong>Tier</strong>haltung im Zirkus verbietet.<br />
Der Kongress war sich<br />
laut der deutschen Zooinformation<br />
einig, dass <strong>Tier</strong>e im<br />
Zirkus missbraucht werden.<br />
Er hofft nun, dass durch die<br />
Absenz von Elefanten, Grosskatzen<br />
und Huftieren mehr<br />
Arbeitsplätze für Zirkusartisten<br />
geschaffen werden. Wie<br />
das neue Gesetz durchgesetzt<br />
wird, bleibt aber abzuwarten.<br />
pt<br />
Verdrängte BSE<br />
Schneller als erwartet: Keine<br />
sieben Monate nach der<br />
BSE-Krise sind die Verbraucher<br />
weitgehend wieder zu<br />
den alten Einstellungs- und<br />
Verhaltensmustern zurückgekehrt.<br />
Dies das Ergebnis<br />
einer Studie der Universtität<br />
Kiel (D) über den Einfluss<br />
der BSE-Krise auf die Verbrauchereinstellungen<br />
zu<br />
Bioprodukten. Danach war<br />
die Verunsicherung der Verbraucher<br />
bei Lebensmitteln<br />
im Sommer <strong>2001</strong> nicht höher<br />
als zwei Jahre zuvor. Die<br />
Wahrnehmung der Qualität<br />
der Lebensmittel habe sich<br />
sogar leicht gebessert. Auch<br />
die Einstellungen zu Bioprodukten<br />
habe sich nicht<br />
wesentlich verändert. Einerseits<br />
sei das positive Image<br />
der Bioprodukte weiter gestiegen.<br />
Andererseits sei die<br />
Zahlungsbereitschaft für<br />
Bioprodukte im Bevölkerungsdurchschnittüberraschenderweise<br />
gesunken.<br />
Das mit Abstand wichtigste<br />
Kaufmotiv für Bioprodukte<br />
Kurznachrichten<br />
bleibe der wahrgenommene<br />
höhere Gesundheitswert.<br />
agr/pt<br />
Irlands<br />
<strong>Tier</strong>versuche<br />
Irland wegen <strong>Tier</strong>versuchen<br />
am Pranger: Der Europäische<br />
Gerichtshof (EuGH) hat Irland<br />
am 18. Oktober wegen<br />
mangelnder Umsetzung der<br />
EU-Richtlinie über den<br />
Schutz der für Versuche und<br />
wissenschaftliche Forschung<br />
«verwendeten» <strong>Tier</strong>e eine<br />
Rüge erteilt. Der EuGH gab<br />
der von der Europäischen<br />
Kommission in dieser Hinsicht<br />
geübten Kritik statt.<br />
Irland habe es bei der Übernahme<br />
der Richtlinie in nationales<br />
Recht versäumt, eine<br />
klare Definition von <strong>Tier</strong>versuchen<br />
festzuschreiben.<br />
Auch sei im irischen Gesetz<br />
nicht klargestellt worden,<br />
welche Behörde im Bedarfsfall<br />
die Freilassung eines Versuchstiers<br />
genehmigen kann.<br />
Weitere Kritik betrifft das<br />
Fehlen von Verfahren zur Anmeldung<br />
der Versuche.vwd<br />
Aussterbende<br />
Meeressäuger<br />
Den Meeressäugern steht offensichtlich<br />
ein Katastrophen-Jahrhundert<br />
bevor:<br />
Robben und Wale werden<br />
der beträchtlich zunehmenden<br />
Bevölkerung der Erde<br />
im 21. Jahrhundert Tribut<br />
zollen müssen. Vor allem die<br />
damit verbundene Klimaerwärmung<br />
und Verschmutzung<br />
der Meere wird dazu<br />
führen, dass viele Arten aussterben<br />
könnten. Wie alle<br />
Lebewesen benötigen auch<br />
Meeressäuger für ihr Überleben<br />
ein Mindestmass an<br />
Der Weisskopfadler, das<br />
amerikanische Wappentier,<br />
leidet an einer mysteriösen<br />
Krankheit, die die Flugfähigkeit<br />
und die Orientierung der<br />
Raubvögel stark beeinträchtigt.<br />
Die <strong>Tier</strong>e fallen aus ihren<br />
Horsten oder prallen<br />
ohne ersichtlichen Grund auf<br />
Felswände, berichtete der<br />
amerikanische Nachrichtendienst<br />
«abc». Bekannt sind<br />
die seltsamen Symptome<br />
seit zehn Jahren. Sie wurden<br />
jedoch bislang nur bei Wasservögeln<br />
wie Enten, Gänsen<br />
und Blesshühnern beobachtet.<br />
Da diese Beutetiere der<br />
Adler sind, gehen Wissenschafter<br />
davon aus, dass die<br />
natürlichen Ressourcen.<br />
Wird dieses unterschritten,<br />
ist die Existenz einer Art in<br />
Frage gestellt. Für einige<br />
Wal- und Robbenarten könnte<br />
dies nach Ansicht von<br />
Meeresforschern im Verlauf<br />
des 21. Jahrhunderts traurige<br />
Wirklichkeit werden. Die<br />
zunehmende Verschmutzung<br />
der Meere wird dazu<br />
führen, dass die Nahrung für<br />
die <strong>Tier</strong>e knapper wird. Dies<br />
wird für fast alle Robben und<br />
Krankes Wappentier<br />
Krankheit auf diesem Weg<br />
auf die Greifvögel ¸übertragen<br />
wird. Auf der Suche nach<br />
den Ursachen tappen die<br />
Forscher noch im Dunkeln.<br />
Man weiss lediglich, dass die<br />
Krankheit die Myelinscheiden,<br />
den Schutzmantel der<br />
Nervenstränge, angreift. Giftige<br />
Pflanzen oder Umweltverschmutzung<br />
könnten der<br />
Auslöser sein. Um welches<br />
Gift es sich jedoch dabei handelt,<br />
konnte bislang nicht<br />
herausgefunden werden.<br />
Möglicherweise gibt es diese<br />
Krankheit schon sehr lange,<br />
ohne dass von ihr Notiz<br />
genommen wurde, sagt ein<br />
Forscher. Nature News<br />
Wale eine grosse Gefahr<br />
darstellen. Robben, die ihre<br />
Jungen auf Eisflächen aufziehen,<br />
werden von einer<br />
Klimaerwärmung und dem<br />
damit verknüpften Schmelzen<br />
des Eises besonders betroffen<br />
sein. Die Klimaerwärmung<br />
wird sich darüber hinaus<br />
auf die Verbreitung und<br />
die Verfügbarkeit von Beutetieren<br />
auswirken – und zwar<br />
nicht zum Wohl der Meeressäuger.<br />
Nature News<br />
31
Kurznachrichten<br />
Sibiriens Tiger im Feuer<br />
Waldbrände bedrohen Sibirische<br />
Tiger: Feuer im Osten<br />
Russlands bedrohen eine<br />
der letzten Zufluchtsorte der<br />
Sibirischen Tiger. Sechshundert<br />
Quadratkilometer Wald<br />
brannten nach Angaben des<br />
World Wide Fund for Nature<br />
(WWF) im Oktober <strong>2001</strong> in<br />
Sibirien zwischen Chabarowsk<br />
und Wladiwostok.<br />
Feuerwehrleute befürchteten,<br />
dass die Feuer, angefacht<br />
durch starke Herbstwinde,<br />
sich noch um ein<br />
Vielfaches ausbreiten könnten.<br />
Die Feuer selbst stellen<br />
für die wendigen <strong>Tier</strong>e keine<br />
direkte Bedrohung dar:<br />
«Die meisten werden da<br />
raus kommen», glaubt Paul<br />
Toyne vom WWF. Allerdings<br />
müssen sie in Gebiete flüch-<br />
ten, in denen bereits andere<br />
Tiger leben. Der Streit um<br />
Lebensraum kann dann in<br />
tödlichen Kämpfen enden,<br />
sagt Toyne. Die <strong>Tier</strong>e könnten<br />
auch in besiedelte Gegenden<br />
fliehen und dann<br />
dort das Vieh reissen. Im<br />
Herbst sind nördlich von<br />
Wladiwostok grosse Waldbrände<br />
wegen der trockenen<br />
Vegetation nichts Ungewöhnliches.<br />
Allein im Jahr<br />
1998 verwüsteten dort verheerende<br />
Feuer 25 000 Quadratkilometer<br />
Land. Diesmal<br />
jedoch waren die nördliche<br />
und die zentrale Primorsk-<br />
Region betroffen, in der<br />
etwa 330 Sibirische Tiger leben.<br />
Weltweit gibt es nur<br />
noch 450 Exemplare dieser<br />
bedrohten <strong>Tier</strong>art. bdw<br />
Bild: Tiger Ede<br />
Verschwindende<br />
Erd-Drachen<br />
Im Land der Drachen sterben<br />
die Alligatoren aus: Der Chinesische<br />
Alligator, eines der<br />
nationalen Symbole Chinas,<br />
ist vom Aussterben bedroht.<br />
Nur noch etwa 130 <strong>Tier</strong>e<br />
leben in freier Wildbahn,<br />
warnen Zoologen einer amerikanisch-chinesischenForschergruppe.<br />
Der Lebensraum<br />
des einst weit verbreiteten<br />
bis zu 1,80 Meter langen<br />
Reptils ist eng geworden:<br />
Einer der grössten noch<br />
verbliebenen Bestände mit<br />
11 <strong>Tier</strong>en existiert in einem<br />
Tümpel zwischen Farmhäusern,<br />
Reisfeldern und in unmittelbarer<br />
Nähe einer Videothek,<br />
erklären die Forscher<br />
vom Bronx-Zoo in<br />
New York. Obwohl sie zu<br />
klein sind, um Menschen<br />
gefährlich zu werden, sind<br />
die «Erd-Drachen», wie sie in<br />
China genannt werden, bei<br />
der Landbevölkerung häufig<br />
unbeliebt. Sie fressen auch<br />
Speisefische oder Gänse<br />
und beschädigen Reispflanzen,<br />
wenn sie durch ihre Reviere<br />
streifen. Nature News<br />
«Waldretter»<br />
Leguan<br />
Die Zucht des Grünen Leguans<br />
erhält tropische Wälder:<br />
In Nicaragua, Costa Rica und<br />
Panama wird der Grüne Leguan<br />
(Iguana iguana) seit<br />
einigen Jahren in grossem<br />
Massstab in Gefangenschaft<br />
gezüchtet. Das hält Kleinbauern<br />
davon ab, die natürliche<br />
Vegetation zu roden und auf<br />
den dadurch gewonnenen<br />
Flächen Ackerbau zu betreiben.<br />
Da sich die Böden für<br />
eine landwirtschaftliche <strong>Pro</strong>duktion<br />
kaum eignen, müssten<br />
die Farmer nach kurzer<br />
Zeit neue Flächen unter den<br />
Pflug nehmen. Früher gingen<br />
so beträchtliche Waldareale<br />
verloren, denn der nackte<br />
Waldboden wird durch Erosion<br />
schnell abgetragen.<br />
Durch das Leguan-<strong>Pro</strong>jekt<br />
haben die Einheimischen<br />
jetzt ein ökonomisches Interesse<br />
am Schutz ihrer natürlichen<br />
Ressourcen, weil sie<br />
ihre Leguan-Zuchtlinien regelmässig<br />
durch Wildfänge<br />
ergänzen müssen. Dies funktioniert<br />
nur, wenn die Lebensgrundlagen<br />
der Echsen<br />
erhalten bleiben. Der Grüne<br />
Leguan ist ein beeindruckendes<br />
Reptil, das eine Gesamtlänge<br />
von bis zu zwei Metern<br />
und ein Gewicht von über<br />
fünfzig Kilogramm erreichen<br />
kann. Die relativ ortstreuen<br />
<strong>Tier</strong>e halten sich vornehmlich<br />
auf Bäumen auf, meist<br />
in der Nähe von Gewässern.<br />
In Mittel- und Südamerika<br />
stehen Grüne Leguane auf<br />
dem Speiseplan vieler Einwohner.<br />
Der Geschmack des<br />
Fleisches soll an Hühnchen<br />
erinnern. Nature News<br />
Schnepfen-<br />
Casanovas<br />
Vögel-Intima: Die Männchen<br />
der Doppelschnepfe müssen<br />
zur Paarungszeit Sex mit bis<br />
zu zehn Weibchen haben.<br />
Norwegische Forscher stellten<br />
fest, dass die <strong>Tier</strong>e ein<br />
regelrechtes «Sperma-Management»<br />
betreiben. Weibchen,<br />
mit denen sie sich bereits<br />
paarten, werden von<br />
ihnen sogar gewaltsam abgewiesen.<br />
Zur Paarungszeit<br />
kommen die Doppelschnepfen<br />
in Gruppen zusammen.<br />
Dort suchen sich die Weibchen<br />
die attraktivsten Männer<br />
aus. Die Auserwählten<br />
paaren sich dann täglich mit<br />
bis zu zehn verschiedenen<br />
32 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01
Weibchen, berichtet die<br />
Deutsche Depeschenagentur.<br />
Eigentlich hätten die Biologen<br />
um Stein Saeter von<br />
der Universität für Wissenschaft<br />
und Technologie in<br />
Trondheim angenommen,<br />
dass die «Casanovas» unter<br />
den Schnepfen keine Gelegenheit<br />
zur Paarung auslassen.<br />
Grund: Die Männchen<br />
betreiben keinerlei Brutpflege.<br />
Die Beobachtungen zeigten<br />
aber, dass die Schnepfenmännchen<br />
durchaus wählerisch<br />
sein können. pt<br />
«Bergell-Wolf» tot<br />
Im Bergell gibts einen toten<br />
Wolf zu beklagen. Das <strong>Tier</strong>,<br />
für dessen Überleben <strong>Pro</strong>-<br />
<strong>Tier</strong> eintrat (<strong>Heft</strong> 3/01), wurde<br />
am 29.9. von einem Bündner<br />
Jäger mit Spezialbewilligung<br />
erschossen. «Weidgerecht<br />
und regelkonform<br />
erlegt», wie ein Schweizer<br />
Jagdmagazin berichtete,<br />
froh darüber, dass «dank<br />
Um- und Einsicht aller Beteiligten<br />
lediglich Bilder verbreitet<br />
wurden, die den Charakter<br />
des Geschehens richtig<br />
wiedergaben und nicht<br />
den Eindruck eines siegreich<br />
beendeten ‹Kampfes› gegen<br />
eine unheimliche ‹Bestie›<br />
spiegelten.» Immerhin, aber<br />
das macht den Wolf auch<br />
nicht mehr lebendig. Und der<br />
nächste kommt bestimmt, so<br />
dass die Forderung von <strong>Pro</strong>-<br />
<strong>Tier</strong> und weiteren Organisationen<br />
wie WWF und <strong>Pro</strong><br />
Natura ihre Dringlichkeit beibehält:<br />
Rasche Schutzmassnahmen<br />
wie Elektrozäune,<br />
Hunde oder Esel einzuführen,<br />
um endlich die Rückkehr<br />
des Wolfs in die Schweiz zu<br />
sichern. Denn bislang wurde<br />
noch jeder umgebracht, der<br />
sich in unser Land getraute.<br />
pt<br />
Horrorpläne<br />
Nach einem Bericht der in<br />
London erscheinenden Zeitung<br />
«The Guardian» im<br />
Oktober will die Europäische<br />
Kommission etwa 30000<br />
Chemikalien, die in <strong>Pro</strong>dukten<br />
des alltäglichen Bedarfs<br />
enthalten sein können, auf<br />
ihre Verträglichkeit für<br />
den Menschen und die<br />
Umwelt testen lassen. Offizielle<br />
Schätzungen, die dem<br />
«Guardian» vorliegen, sprechen<br />
von einem Bedarf von<br />
50 Millionen Versuchstieren,<br />
die für einen besseren Verbraucher-<br />
und Umweltschutz<br />
sterben sollen. Der<br />
Plan wird von <strong>Tier</strong>schützern<br />
und Umweltorganisationen<br />
heftig kritisiert. aho<br />
Roco verschollen<br />
Das Luchsmännchen Roco,<br />
das im Frühling in die Nordostschweiz<br />
umgesiedelt<br />
wurde, ist verschollen. Das<br />
<strong>Tier</strong> war letztmals Ende August<br />
geortet worden. Da-<br />
nach brach der Funkkontakt<br />
zu ihm ab. Trotz intensiver<br />
Suche in seinem bisherigen<br />
Streifgebiet sowie in der<br />
näheren Umgebung gelang<br />
es seither nicht mehr, ein<br />
Signal von Roco zu empfangen.<br />
Ergebnislos blieb<br />
auch ein grossräumiger<br />
Suchflug. kora<br />
Niesen-Luchs tot<br />
Wieder musste ein geschützter<br />
Luchs sein Leben lassen:<br />
Das <strong>Tier</strong>, das am Niesen<br />
nachweislich 16 Schafe gerissen<br />
hat, ist am 18. Oktober<br />
<strong>2001</strong> um 20.15 Uhr in der<br />
«Lochweide» in der Gemeinde<br />
Reichenbach von Wildhütern<br />
abgeschossen worden.<br />
Das Luchsweibchen<br />
trug eine Ohrmarke. Die Bewilligung<br />
zum Abschuss des<br />
geschützten Raubtieres hatte<br />
das kantonale Jagdinspektorat<br />
bereits am 20. August<br />
<strong>2001</strong> erteilt. kora/pt<br />
Pinguine & <strong>Pro</strong>fit<br />
Früher dezimierten am Kap<br />
Horn Fischer die Pinguine<br />
und verwendeten sie als Köder<br />
für die Königskrabben.<br />
Dann kam der Deutsche<br />
Horst George, errichtete<br />
beim chilenischen Punte<br />
Arenas ein 40 Hektaren grosses<br />
Reservat, gründete eine<br />
Stiftung, kurbelte den Tourismus<br />
an und schützte (gegen<br />
viel Widerstand in der<br />
Bevölkerung) mit seinen Mitarbeitern<br />
die letzten 400 Vögel.<br />
So stieg die Zahl der Pinguine<br />
wieder auf über 10000<br />
<strong>Tier</strong>e. Doch nun haben die<br />
Besitzer des gepachteten<br />
Geländes den <strong>Tier</strong>schützer<br />
hinausgeworfen, um <strong>Pro</strong>fit<br />
aus den Pinguinen zu schlagen.<br />
Damit ist die Zukunft<br />
der Vögel gefährdert. pt<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
33<br />
Bild: gk<br />
Bild: Ruedi Suter
<strong>Tier</strong>e im Osten<br />
Hilfe für <strong>Tier</strong>heim in Serbien. Finanzielle Unterstützung<br />
von Aufklärungskampagnen der Organisation «Svoboda<br />
zvirat» in Pilsen (CZ).<br />
Tanzbären<br />
Zusammen mit dem IBF (International Bear Foundation)<br />
unterstützen wir die serbische <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
ARKA bei der Befreiung und Betreuung der Tanzbären<br />
in Serbien.<br />
Affenkampagne<br />
Finanzielle Unterstützung einer Auffangstation für<br />
Orang-Utans auf Borneo.<br />
Arco Nepal<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aktuell<br />
Finanzielle Unterstützung eines Artenschutzprojektes<br />
für Schildkröten, Amphibien und Reptilien in Nepal.<br />
<strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen<br />
So können Sie helfen:<br />
Findeltiere<br />
<strong>Tier</strong>e sind keine<br />
Weihnachtsgeschenke<br />
Aufnahme und Vermittlung von Hunden und Katzen.<br />
Katzenkastrationen<br />
Abgabe von Kastrationsgutscheinen zur Unterbindung<br />
sinnloser Katzenvermehrung, speziell auf Bauernhöfen.<br />
Sie wollen eines oder mehrere dieser<br />
<strong>Pro</strong>jekte und Kampagnen finanziell unterstützen?<br />
Verwenden Sie bitte beiliegenden<br />
Einzahlungsschein mit dem<br />
Vermerk der entsprechenden Aktion.<br />
Sie können natürlich auch online spenden<br />
unter: www.protier.ch<br />
34 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Bild: pt
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Shop<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> präsentiert:<br />
Tolle Handpuppen<br />
1<br />
Handpuppen, 23 cm hoch<br />
Stk. Fr. 29.–<br />
• Affe<br />
• Bär<br />
• Hund<br />
• Getigerte Katze<br />
• Schwarze Katze<br />
• Schwarzweisse Katze<br />
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Hunde Stk. Fr. 16.–<br />
33 cm hoch, braun<br />
(ohne Zubehör)<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Tasche Stk. Fr. 10.–<br />
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(Lieferung solange Vorrat):<br />
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à Fr. 21.50 zzgl. Porto und Verpackung<br />
(Bitte in Blockschrift ausfüllen)<br />
Name: ______________________________________________<br />
Vorname: ___________________________________________<br />
Strasse: _____________________________________________<br />
PLZ/Ort: _____________________________________________<br />
Datum/Unterschrift: __________________________________<br />
(Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters)<br />
Einsenden oder faxen an:<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong><br />
Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich,<br />
Fax 01 201 26 23.<br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
35<br />
2<br />
3<br />
➞<br />
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<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Shop<br />
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Bestellung<br />
Anzahl Art.-Nr. Beschreibung Farbe/Gr. Preis<br />
(Bitte in Blockschrift schreiben, alle Preise inkl. Porto + Verpackung, Mindestbestellwert Fr. 25.—)<br />
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(ohne Zubehör).<br />
Datum: Unterschrift:<br />
Einsenden an:<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Str. 76, 8002 Zürich<br />
(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)<br />
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Schaf, beige Stk. Fr. 9.80<br />
Kuh, schwarz/weiss gefleckt<br />
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Kleine Bären 15 cm hoch (ohne Zubehör) Stk. Fr. 12.80<br />
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• braun • hellbraun<br />
36 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
6
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Letzte Meldungen<br />
Zoos bekämpfen mit Petition<br />
die «Bushmeat-Krise»<br />
1,6 Millionen Unterschriften haben die europäischen Zoos gegen das von Holzkonzernen und Minenfirmen<br />
begünstigte Leerwildern der zentralafrikanischen Urwälder gesammelt und am EU-Sitz in Brüssel deponiert.<br />
Über 800 Gorillas sowie eine Unzahl weiterer Wildtiere werden jährlich gewildert.<br />
Attacke auf den illegalen Wildfleischhandel<br />
in Afrikas Urwäldern:<br />
Die fünf Direktoren der wissenschaftlich<br />
geführten <strong>Tier</strong>parks und<br />
Zoos der Schweiz (Zoo Basel, <strong>Tier</strong>park<br />
Dählhölzli Bern, Natur- und<br />
<strong>Tier</strong>park Goldau, Wildpark Langenberg<br />
und Zoo Zürich) haben am 8.<br />
November <strong>2001</strong> beim Bundesrat<br />
eine Petition gegen den illegalen<br />
Wildfleischhandel in Afrika eingereicht.<br />
Bereits am 6. November ist<br />
am Sitz der Europäischen Union in<br />
Brüssel eine gleichlautende Petition<br />
gegen das auch als Bushmeat-<br />
Krise bezeichnete Artenschutzproblem<br />
eingereicht worden. Und zwar<br />
Tansanische Ranger führen<br />
Wilderer mit Beute ab.<br />
mit 1,6 Millionen Unterschriften,<br />
wovon in den Zoos Basel und Zürich<br />
46 648 gesammelt wurden. Am<br />
8. November fanden Gespräche zur<br />
Lösung dieser sogenannten Bushmeat-Krise<br />
(vgl. <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 2/01) zwischen<br />
den Vertretern des Europäischen<br />
Zoodachverbandes (European<br />
Association of Zoos and<br />
Aquaria/EAZA) und den Entwicklungsministern<br />
der EU statt. Die illegale<br />
Jagd auf Wildtiere für kommerzielle<br />
Zwecke droht viele ohnehin<br />
bedrohte Arten – auch Menschenaffen,<br />
wie Gorilla und Schimpanse<br />
– in den Regenwäldern Zentral-<br />
und Westafrikas auszurotten.<br />
Durch die Erschliessung der Regenwälder<br />
durch Holzfällerstrassen<br />
werden unberührte Gebiete für die<br />
kommerzielle Wilderei attraktiv. Pikant:<br />
Viele in Afrika tätige Holzgesellschaften<br />
sind in europäischem<br />
Besitz – und beliefern europäische<br />
Konsumenten. Mit der Petition will<br />
die EAZA nun erwirken, dass die<br />
Europäische Union Entwicklungshilfeprojekte<br />
in Afrika auch auf die<br />
Auswirkungen im Hinblick auf den<br />
illegalen Wildfleischhandel prüft.<br />
<strong>Pro</strong>jekte mit negativen Auswirkungen<br />
sollen nicht mehr gefördert<br />
werden. Diese Forderung ging auch<br />
an den Schweizer Bundesrat. rg/pt<br />
Bild: Ruedi Suter<br />
37
Letzte Meldungen<br />
Europas <strong>Tier</strong>e sind akut gefährdet<br />
Europas <strong>Tier</strong>e und Pflanzen sind bedroht,<br />
stehts doch schlecht um den<br />
Schutz gefährdeter Arten und Lebensräume.<br />
Das zeigt eine im Juni <strong>2001</strong><br />
publizierte WWF-Studie. Diese untersuchte<br />
die Umsetzung der für die EU-<br />
Staaten wichtigsten Naturschutz-Richtlinie:<br />
die Flora- & Fauna-Habitat-Richtlinie<br />
(FFH). Die Bestnote erhielt Dänemark,<br />
obwohl auch dieses erst zwei<br />
Drittel der Bedingungen erfüllte.<br />
Schlusslicht ist Irland. Nach der FFH-<br />
Richtlinie gelten insgesamt 700 bedrohte<br />
<strong>Tier</strong>- und Pflanzenarten sowie 168<br />
Lebensräume Europas als besonders<br />
schützenswert. Die EU-Richtlinie wurde<br />
1992 erlassen. Bis 1994 sollte sie im<br />
nationalen Recht verankert sein. Die<br />
Mitgliedsstaaten hatten sich verpflichtet,<br />
eine Gesamtliste aller schützens-<br />
«Turbo-Lachse»<br />
Nun ist es soweit: Am Europäischen<br />
Patentamt in München ist erstmals ein<br />
Fisch patentiert worden. Dabei handelt<br />
es sich um einen Gentech-Lachs, der<br />
gemäss Recherchen von Greenpeace<br />
achtmal so gross wird wie seine unmanipulierten<br />
Geschwister. Das Patentamt<br />
beruft sich auf die umstrittene und<br />
noch nicht umgesetzte Gen-Patent-<br />
Richtlinie der EU. So ist laut Greenpeace<br />
die Patentierung von «<strong>Tier</strong>arten»<br />
noch ausdrücklich verboten. Das Patent<br />
mit der Nummer EP 578 653 gehört nun<br />
aber der kanadischen Firma Seabright,<br />
welche die «Turbo-Lachse» zusammen<br />
mit der Firma A/F <strong>Pro</strong>tein züchten will.<br />
Die geplanten Monsterfische bringen<br />
ökologische Risiken mit sich. So befürchtet<br />
die Umweltorganisation aufgrund<br />
der Erfahrungen mit anderen<br />
genmanipulierten Fischen Arges: «Einmal<br />
freigesetzt, können wenige Exemplare<br />
zum Aussterben ganzer Populationen<br />
führen. US-Wissenschaftler belegen<br />
in einer Studie, dass die «Turbo-<br />
Fische» ihre natürlichen Artgenossen<br />
bei Fortpflanzung und Nahrungsaufnahme<br />
verdrängen. Zudem wurden<br />
immer wieder Missbildungen an gentechnisch<br />
manipulierten Fischen beobachtet.»<br />
rs<br />
werten Gebiete bis 1995 einzureichen,<br />
1998 sollte sie EU-weit angeglichen<br />
sein. Doch bis heute ist die Richtlinie<br />
noch fast nirgends in nationales Recht<br />
eingebunden. Kaum ein Land, das die<br />
Gebietsauswahl abgeschlossen und die<br />
Gesamtliste bei der Europäischen Kommission<br />
eingereicht hätte. Als Unterzeichnerin<br />
der Berner Konvention ist<br />
auch die Schweiz aufgefordert, das <strong>Pro</strong>gramm<br />
für Nicht-EU Staaten mit dem<br />
Namen «Smaragd» umzusetzen. Denn<br />
auch in der Schweiz nimmt die Zahl der<br />
artenreichen Ökosysteme stetig ab. Der<br />
WWF: «Nur wenn es uns gelingt, ein<br />
repräsentatives Netzwerk der mannigfaltigen<br />
Habitatstypen langfristig zu sichern,<br />
wird es möglich sein, einen<br />
Grossteil der schweizerischen Biodiversität<br />
zu bewahren.» pt<br />
Blutiger Tourismus<br />
Die weltweit kritisierte kommerzielle<br />
Robbenjagd in Norwegen soll nun auch<br />
als Touristenattraktion vermarktet werden.<br />
<strong>Tier</strong>schutzorganisationen sprechen<br />
von einer Verherrlichung der Robbenjagd<br />
und hoffen, dass dieses fragwürdige<br />
Unterhaltungsangebot Touristen<br />
eher abschrecken und von Norwegen<br />
fernhalten wird. «Es kann nicht<br />
sein, dass jagdbegeisterte Touristen die<br />
Robbenjagd finanziell und ethisch unterstützen<br />
sollen», kritisiert Monika<br />
Müller von der <strong>Tier</strong>schutzorganisation<br />
ASMS. Diese will nun bei Reiseveranstaltern<br />
und in Norwegen darauf hinwirken,<br />
«diesem geschmacklosen und<br />
blutigen Reise-Angebot mit Entschiedenheit<br />
entgegenzuwirken». pt<br />
Verfolgte Kojoten<br />
Um die 400 000 Kojoten dürften gemäss<br />
Schätzungen in den USA jährlich ihr<br />
Leben lassen: erschossen von Jägern<br />
und Wilderern, vergiftet von Bauern<br />
oder umgebracht von Fallenstellern.<br />
Dem traurigen Schicksal des nordamerikanischen<br />
Präriehundes in den westlichen<br />
Bergstaaten der USA und dem<br />
«nicht erklärten Krieg gegen die Kojo-<br />
ten» hat sich nun der Filmemacher<br />
Doug Hawes-Davis angenommen. In<br />
dem einstündigen Dokumentarfilm<br />
«Killing Coyote» zeigt der Filmer u.a.<br />
die Sinnlosigkeit auf, die für das Gleichgewicht<br />
der Wildnis wichtigen Kojoten<br />
ausrotten zu wollen (http://www.high<br />
plainsfilms.orgfp_killcoyote.htm). pt<br />
Elefanten-Attacke<br />
Es geschieht mit tödlicher Regelmässigkeit:<br />
In Zoos eingesperrte Elefanten<br />
rasten plötzlich aus und stürzen sich auf<br />
ihre Pfleger, die auch ihre Wächter sind.<br />
Diesmal passierte es einem 44-jährigen<br />
<strong>Tier</strong>pfleger im Londoner Zoo, der am<br />
21. Oktober eine «Elefanten-Show» vorbereitete.<br />
Augenzeugin Adele Brindle:<br />
«Die Elefanten spielten plötzlich verrückt.<br />
Ich sah, wie zwei den Mann verfolgten,<br />
ihn niedertraten und dann auf<br />
ihm herumtrampelten.» Einer der Elefanten<br />
blieb zunächst auf dem Pfleger<br />
liegen, bis dessen Kollegen das erregte<br />
<strong>Tier</strong> weglocken konnten. Der schwer<br />
verletzte Elefantenwächter starb im<br />
Krankenhaus. Er hatte die (in Zoos nicht<br />
artgerecht haltbaren) Elefanten 16 Jahre<br />
lang versorgt. pt<br />
38 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Eule
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
Patenschaften<br />
Die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz schläfert keine gesunden<br />
<strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswo<br />
abgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hund oder eine<br />
Katze zeigt, wie gern er/sie noch am Leben ist, haben wir kein Recht,<br />
ihnen dieses zu nehmen.<br />
Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngere<br />
Leute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunter<br />
aber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachen<br />
hohe Kosten.<br />
PRO<br />
Ich übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werde monatlich<br />
folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheine werden mir nach<br />
Eingang dieses Talons zugeschickt).<br />
� Fr. 20.– � Fr. 40.– � Fr. 50.–<br />
� Fr. 100.– � Fr.<br />
� Ich überweise einen einmaligen Betrag von Fr.<br />
� Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag Fr. 30.–)<br />
(Bitte Gewünschtes ankreuzen)<br />
Deshalb bitten<br />
wir Sie:<br />
Werden Sie<br />
Patin/Pate<br />
eines Findeltieres!<br />
Balou Brösmeli &<br />
Mischu<br />
Mit Ihrem monatlich<br />
wiederkehrenden<br />
Betrag geben Sie uns<br />
die Möglichkeit,<br />
uns weiterhin optimal<br />
für unsere Schützlinge<br />
einzusetzen.<br />
Name: Vorname:<br />
Strasse: PLZ/Ort:<br />
Datum: Unterschrift:<br />
Bitte ausschneiden und einsenden an:<br />
Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich<br />
39<br />
����������������������������������
Beitrittserklärung<br />
zur Schweizerischen Gesellschaft<br />
für <strong>Tier</strong>schutz<br />
Alfred Escher-Strasse 76<br />
8002 Zürich, Telefon 01 201 25 03<br />
� Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr Fr. 30.–<br />
� Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit Fr. 500.–<br />
� Minimalmitgliederbeitrag für<br />
Jugendliche unter 18 Jahren Fr. 20.–<br />
� Für Kollektivmitglieder Fr. 100.–<br />
� Für Paarmitglieder Fr. 50.–<br />
Ich wünsche in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz / <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.<br />
Herr � Frau � Bitte in Blockschrift ausfüllen<br />
Name Jahrgang<br />
Vorname Postleitzahl<br />
Strasse Ort<br />
Ort, Datum Unterschrift<br />
(Bei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters)<br />
����������������������������������<br />
Ihre Mitgliedschaft<br />
hilft uns!<br />
40 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/01<br />
4/01<br />
Foto: Ruedi Suter, Basel