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Heft 4/2007 - Pro Tier

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4/<strong>2007</strong>PROSCHWEIZERISCHE GESELLSCHAFT FÜR TIERSCHUTZ• Jubilarin im Basler Zolli• EU-Schlachttiertransporte


ImpressumZeitschrift der SchweizerischenGesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz /<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>,ZürichNr. 4, Dezember <strong>2007</strong>35. JahrgangErscheint 4x jährlichAbonnementMitglieder erhalten die ZeitschriftkostenlosJahresbeitrag Fr. 30.–Jugendmitglieder (bis 18 Jahre) Fr. 20.–Einzelnummer Fr. 6.–Jahresabonnement Fr. 20.–Redaktion:Rita H. Dubois (rd)Ständige Mitarbeiter:Nathalie Dubois (nd)Hans Peter Roth (hpr)Rolf A. AttingerAlle Rechte vorbehalten. Jede Art derWeiterverwendung der Artikel und Bildernur mit ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigungder Redaktion.Die Beiträge decken sich nicht unbedingtmit der Meinung der Redaktion und desVorstandes.InhaltÜber die Regenbogenbrücke… 4Wir geben <strong>Tier</strong>en ein Zuhause 6Nein zu EU-Schlachttiertransporten durch die Schweiz! 7Schneehasen – Schneeweisses Relikt aus der Eiszeit 8Die Jubilarin im Basler Zolli 10Paradies für <strong>Tier</strong> und Mensch vor der Haustür 14Hoffnung für die Grosskatzen 16Indigene Jäger zwischen Tradition und Wandel 18Wolf schon wieder zum Abschuss frei! 21<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> Fotogalerie 23Erdgeschichte macht deutlich: Hitzeperioden waren artenarm 26«Delikatessen» als Überträger von Krankheiten 27Island stoppt die Waljagd 28Agro-Biodiversität: Das Evolèner Rind 29Chamäleon: Wenig erforschte Zeugen aus der Saurierzeit 30Buchbesprechungen 32Filmempfehlung 33Kurznachrichten 34Patenschaften: Werden Sie Patin/Pate eines Findeltieres! 39Mitgliedschaft: Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 40Nein zu EU-Schlachttiertransporte Ruaha – Jubilarin im Basler ZolliTitelbild: Schneehase (Lepus timidus) imSchnee, knabbert an einem Strauch.Foto: © Manfred Danegger/Foto-AgenturSutterLayout: Urs Widmerprovista – concept, prepress, publishing,design, 4123 Allschwil. info@provista.ch7Druck: Staffel Druck AG, 8045 ZürichSchneehasenSCHWEIZERISCHEGESELLSCHAFTFÜR TIERSCHUTZRobben- und Waljagd10Alfred Escher-Strasse 76CH-8002 ZürichTelefon: 044 201 25 03Telefax: 044 201 26 23Postcheck: 80-37221-2E-Mail: tierschutz@protier.chURL: www.protier.ch8182 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Liebe <strong>Tier</strong>freundeEditorialStolz verkündete der Zolli Baselanfang November ein Jubiläum.Vor 55 Jahren kamensechs kleine Afrikanische Elefantennach Basel. Nur die 56-jährigeRuaha ist noch am Leben. Untergrossem Medienspektakel bekamsie eine «Geburtstagstorte» mit 55Karotten.Aus Sicht des <strong>Tier</strong>schutzes keinGrund zum Feiern. Mit keinem Worterwähnt wurde, dass es sich umWildfänge handelt. Auch über dieEinzelheiten der sehr problematischenEinfangjagd schweigen dieZolli-Verantwortlichen ebenso wieüber das tragische Ende der fünfLeidensgenossen von Ruaha. Nichtverwunderlich, es ist kein Ruhmesblatt.Offenbar hat an dem «Jubeltag»auch niemand nach ihrem Verbleibgefragt. Der Zolli ist in Baselso etwas wie eine heilige Kuh. Kritikist verpönt und kommt bei denBaslern schlecht an.Ruedi Suter zeigt in seinem Bericht(S.␣ 10) die fragwürdige Fangmethodeauf, die nicht nur für diekleinen Elefanten grausam war.Sechs Jungtiere auf einmal zu verlieren,bringt grosse Unruhe in eineHerde. Die Kühe haben wohl nochtagelang nach ihren Jungen gesuchtund gerufen. Wir erfahren einigesüber das Schicksal der fünf in Vergessenheitgeratenen Elefanten.55 Jahre sind eine lange Zeit, eshat sich einiges getan in der <strong>Tier</strong>haltungder Zoos. Doch die Haltungvon Elefanten, Raubkatzen undMenschenaffen ist und bleibt problematisch.Diese <strong>Tier</strong>e müssenmittelfristig aus den Zoos und erstRecht aus den Zirkussen verschwinden.Mit dieser Ausgabe verabschiedetsich Rolf Attinger von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.Sechs Jahre lang hat er den Leserinnenund Lesern die Zeugen derSaurierzeit – die Chamäleons – nähergebracht. Er verlangte kein Honorarfür seine Beiträge, die er miteigenen Zeichnungen illustrierte. Eswar, wie er sagte, sein Beitrag zum<strong>Tier</strong>schutz (S. 30).Foto: Martin SiegenthalerAuch von Hans Peter Roth müssenwir uns schweren Herzens verabschieden.Er hat für 2008 eineneue Herausforderung angenommen,die ihm leider nicht erlaubt,weiterhin für <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> tätig zu sein.Ich danke beiden, Rolf Attingerund Hans Peter Roth, ganz herzlichfür ihren Einsatz und die gute Zusammenarbeit.Ihnen liebe Mitglieder, Spenderinnenund Spender von <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>wünsche ich eine schöne AdventsundWeihnachtszeit.Bis zum nächsten JahrIhreRita DuboisGeschäftsführerin<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2008!Bestelltalon auf Seite 37Für mehr Informationen über unsere Tätigkeit besuchenSie uns bitte im Internet unter www.protier.ch<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/073


Über die RegenboRosalys kurzes Glückmit zwei Artgenossenim Garten ihres Heimsin Schaffhausen.RosalyDie beiden Kätzinnen Fame und Rosaly hatten nicht viel Schönes erlebt,bevor sie zu uns kamen. Fame war ausgesetzt und musste sichund ihre fünf Jungen alleine durchbringen, bevor sie eine <strong>Tier</strong>freundineinfing und ins <strong>Tier</strong>heim brachte. Die entbehrungsvolle Zeit hat Spurenhinterlassen. Fame litt unter massiven Zahnfleischproblemen. Wiralle gönnten es ihr, als sie, nachdem ihre Jungen platziert waren, auchendlich ein schönes Zuhause fand. Eine Familie und eine zweite Katze,die sie liebten. Das war im Mai 2005. Zwei Jahre später erkrankte Famean einem Lymphom und musste eingeschläfert werden.Auch Rosaly hatte eine unschöne Vergangenheit. Angeblich stammtesie aus einer Zucht in Deutschland. Ihre Halterin störte sich, dass sieso anhänglich war und dauernd schmusen wollte. Nach nur einerWoche kam sie zu uns. Als sie im Juli dieses Jahres zu Katzenfreundenund zwei Artgenossen nach Schaffhausen ziehen konnte, schienauch für sie das Glück perfekt, doch es sollte leider nur von kurzer Dauersein. Sie wurde geliebt und erwiderte die Liebe mit ihrer Anhänglichkeit.Sie liebte den Garten und hatte bald ihre Lieblingsplätze. MitteOktober ging es ihr plötzlich schlecht. Die Diagnose der <strong>Tier</strong>ärztin:Magenkrebs. Sie konnte Rosaly nur noch erlösen. Ihre Familie hat siean ihrem Lieblingsplatz im Garten begraben.Das Schicksal von Fame und Rosaly hat uns auch deshalb berührt, weilbeide endlich ein liebevolles Zuhause gefunden hatten, wo sie für allesentschädigt wurden, was sie in der Vergangenheit erleiden mussten.Ihr neues Glück durften sie nur kurze Zeit geniessen. RDFotos Rosaly: Cristina Metzger4 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


genbrücke…Liebe FameVor gut einem Jahr wurdest Du auf dieser Seite als Glückpilz beschrieben,weil Du endlich ein gutes Plätzchen bei uns gefunden hast.Heute, nur gut 18 Monate später, mussten wir Dich über die Regenbogenbrückein Richtung Himmel gehen lassen. Du hattest keineKraft mehr und das Lymphom liess Dir keine Chance. Nach demdritten hohen Fieberschub innerhalb fünf Wochen haben wir Dichvon Deinem Leiden erlöst. Die Zeit mit Dir war viel zu kurz. Wirhaben so unendlich viel zusammen durchgemacht. Bereits als Du zuuns gekommen bist, haben wir 10 Tage um Dich gekämpft. Aber Duwarst stark und hast es geschafft! Dann folgte die vermutlich schönsteZeit in Deinem kurzen Katzenleben. Du hast jeden Tag bei unsgenossen. Sämtliche Besucher hast Du in Deinen Bann gezogen undDich innert kürzester Zeit in sämtliche Herzen geschlichen. Deineregelmässigen und auch immer pünktlichen Besuche um vier Uhr amMorgen erwähnen wir jetzt lieber nicht als störend, vermutlichhattest Du einmal mehr Hunger und dachtest, Deine Frau könntevielleicht die Zeitungstour verschlafen. Unvergessen bleiben auchDeine Wettrennen um den besten Platz auf dem Sofa. Ein abendliches«Riesengaudi». Nachdem die Plätze dann vergeben und besetzt waren,hast Du auf meiner Hand oder in meinem Arm stundenlang geschlafenund geschnurrt. Die vielen Haare immer und überall warenunser «Markenzeichen»! Mit Deiner Wohngenossin hast Du Dich meistprächtig verstanden, bis auf ein paar kleine, harmlose Raufereien,wenn Zora wider mal im Weg stand!Und nun bist Du einfach weg. Manchmal haben wir das Gefühl, dassDu gleich um die Ecke kommen könntest. Fame, wenn Du wüsstest,wie sehr Du uns allen fehlst. Wie gerne wir Dich wieder bei unshätten. Uns bleiben die Fotos und die vielen Erinnerungen. Wo immerDu jetzt bist, Dein Platz in unseren Herzen behältst Du für immer.Wir blicken immer wieder in den Himmel und hoffen, dass es Dirdort gut geht.Liebe Fame, wenn es stimmt, was die Leute sagen, dann bist Du unsnur voraus gegangen und wir sehen uns eines Tages wieder.Auf jeden Fall, liebe Fame, danken wir Dir von Herzen für die vielenschönen Momente, Stunden und Tage, die Du uns geschenkt hast.Wir haben Dich lieb und vermissen Dich unendlich.Deine FamilieVerena, Deborah,Stefan und ZoraFameFotos Fame: Familie Wanner<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/075


Wir geben <strong>Tier</strong>enein ZuhauseFoto: Nathalie DuboisFoto: Nathalie DuboisGefundenAbgeschobenFindo, 3-jährig. Der Kater ist zugelaufen und seine «unfreiwilligen»neuen Besitzer konnten ihn nicht behalten.Findo ist ein bisschen scheu aber nicht ängstlich.Mit der nötigen Geduld wird er schnell zutraulich. Ersucht einen Platz mit Auslauf in einer katzengerechtenund verkehrsarmen Gegend.Cindy, 1-jährig. Unter einem fadenscheinigen Vorwandwurde die Huskyhündin im <strong>Tier</strong>heim abgeben. Sie sollgefunden worden sein aber vielleicht wollten sich dieBesitzer ihrer auch nur unerkannt entledigen. Cindy istsehr lebhaft und bewegungsfreudig. Sie baucht einenPlatz bei aktiven Menschen. Sie ist lieb und wäre auchzu Kindern kein <strong>Pro</strong>blem. Leider wurde ihr noch nichtviel beigebracht und man muss mit Cindy noch an ihremGrundgehorsam arbeiten.Foto: Nathalie DuboisUnser SpendenkontoPC: 80-37221-2Vermerk: FindeltiereSchweizerische Gesellschaftfür <strong>Tier</strong>schutzAlfred Escher-Strasse 76CH-8002 ZürichGlückspilzBajass. Er hat sich schnell und gut eingelebt. Auchwenn er sich am Anfang noch etwas das «Macho-Verhalten» seines neuen Katzengefährten gefallen lassenmusste. Aber der unkomplizierte Kater steckt dasgut weg.6 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Nein zu EU-Schlachttiertransportendurch die Schweiz!Mit 13␣000 Unterschriften ist die Zürcher Standesinitiative am8.␣ November eingereicht worden. Sie verlangt, dass die SchweizerGrenzen für EU-Schlachttiertransporte geschlossen bleiben.Die 13␣000 Unterschriften sindein deutliches Signal an denBundesrat aber auch an dieEU. Die Schweiz soll kein Transitlandfür EU-Schlachttransportewerden. In der EU werden jedesJahr über 3 Millionen Rinder, über10 Millionen Schweine und über 3,5Millionen Schafe sowie 150␣000Pferde transportiert. Ziel der Transportesei häufig Süditalien. OffeneSchweizer Grenzen würden die Situationfür die <strong>Tier</strong>e auf den Transportenverschlechtern, weil dannwesentlich mehr <strong>Tier</strong>e profitabeltransportiert werden könnten. Inder Schweiz sind die Transportvorschriftenwesentlich strenger als inder EU. Die Konsumenten und <strong>Tier</strong>esind deshalb in der Schweiz besservor den Folgen von <strong>Tier</strong>seuchengeschützt als in den EU-Nachbarländern.Die Volksinitiative für eine Standesinitiativedes Kantons Zürichwurde von den Zürcher <strong>Tier</strong>schutzorganisationenAnimal Trust, <strong>Pro</strong>-<strong>Tier</strong>, <strong>Tier</strong>schutzbund und Zürcher<strong>Tier</strong>schutz lanciert. Unterstützt wirdsie auch von Vertretern von FDP,EVP, SVP, SP und des Bauernverbandes.Auch in anderen Kantonenhat sich Widerstand breit gemacht.In den Kantonen Basel-Stadt, Basellandund Bern wurden ebenfallsVorstösse eingereicht. Die BernerKantonsregierung hat bereits signalisiert,dass sie den Vorstoss imKantonsparlament für eine Standesinitiativeunterstützt. Die VorberatendeNationalratskommissionhatte Anfang November <strong>2007</strong> eineparlamentarische Initiative gegen<strong>Tier</strong>transporte gut geheissen.Wir danken allen, die sich für dieInititative eingesetzt und dazu beigetragenhaben, dass die nötigenUnterschriften innert nützlicherFrist zustande gekommen sind. Einspezieller Dank geht an unser MitgliedPaul Hengartner, der auf derStrasse Unterschriften sammelteund uns mehrmals Dutzende ausgefüllteBogen aufs Sekretariatbrachte.■Übergabe der Unterschriften im Stadthaus Zürich.Fotos: Zürcher <strong>Tier</strong>schutz<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/077


SchneehasenSchneeweissesRelikt ausder EiszeitDie Polarhasen haben Pech. In Nordgrönlandbleiben sie das ganze Jahr über weiss. EinFellwechsel lohnt sich wegen des extremkurzen Sommers nicht. Umso besser sindsie deshalb dann in der dunklen Landschaftauszumachen. Strahlend weiss, richtiggehendleuchtend, sind sie schon von weit hererkennbar im Gelände. Fernglas und Teleobjektivsind schnell zur Hand. Dann beginntdie Pirsch. Für die schönsten Aufnahmenheisst es möglichst nah herankommen.Längst haben die <strong>Tier</strong>e uns ausgemacht.Immer näher schleichen wir uns an.Und immer verblüffter sind wir. UnsereVon Anwesenheit scheint die Langohren – naHans Peter Roth ja, so lang sind ihre Löffel hier im HohenNorden auch wieder nicht – überhaupt nichtzu stören.Schliesslich haben wir uns auf einigeMeter angepirscht – doch die Schneehasenmümmeln unbekümmert weiter an ihrenKräutern. Offensichtlich sind sie hier nieoder schon sehr lange nicht mehr bejagtworden. Der Mensch passt nicht in ihrFeindschema! «Hätten wir genug Geduld,würden sie uns wohl noch aus der Handfressen», raunt der Fotograf seine nicht unberechtigteVermutung herüber. Und dieVorstellung, die lange, seidene Pelzwollezu streicheln, welche die putzigen <strong>Tier</strong>e vonden Ohren bis zu den samtenen Pfoten wintersichereinpackt, ist in der Tat fast8 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Sie kamen aus dem HohenNorden und blieben nachder Eiszeit bei uns. Dankdes rauen Klimas in höherenBerglagen kann derSchneehase in der Schweizgut überleben. Erwärmtsich das Klima, wandert erhalt noch etwas höher.Foto: Felix GastparSchneehasenin Thule,Nordgrönland.gepasste Tarnfärbung dient zum Schutz vornatürlichen Feinden wie Fuchs, Luchs oderdiversen Greifvögeln.Mit etwa drei Kilogramm Durchschnittsgewichtund 45 bis 60 Zentimetern Längeist er etwas kleiner als der Feldhase. Auffallendbei den Polar- und Schneehasensind wie gesagt die relativ kurzen Löffel. Dadie Hasen die Blutzirkulation und ihrenWärmehaushalt mit Hilfe ihrer Ohren regeln,sind infolgedessen ihre Ohren umsokürzer, je kälter ihr Lebensraum ist.unwiderstehlich… Wir lassen es bei schönenAufnahmen bewenden.Unterart in den AlpenNahe Verwandte des Polarhasen (Lepusarcticus), der auf Grönland und in Nordkanadalebt, sind die Alpenschneehasen(Lepus timidus varronis). Die kälteliebendenTundrabewohner sind ein Relikt ausder Eiszeit. Bei uns haben sie im rauen Klimader Gebirgshöhen überlebt. Im Jurakommen sie schon nicht mehr vor. Weissist der Schneehase in der Schweiz nur währendder Wintermonate. Ansonsten ist ergräulich-braun gefärbt. Die der Saison an-Foto: Alan & Sandy Carey / ALFA KARTOS S.A.Foto: Felix GastparGut angepasstDie Pfoten, vor allem die Vorderpfoten, sindverhältnismässig lang und gebogen undbilden ausgezeichnete Werkzeuge, umnach Pflanzen unter hartem Schnee zu graben.Ausserdem verfügen die <strong>Tier</strong>e überausgeprägte Schneidezähne, mit denen sieebenfalls nach Nahrung graben; dieseSchneidezähne sind von geografischen Gegebenheitenabhängig unterschiedlichlang. Schneehasen kommen in grossenTeilen des nördlichen Eurasiens vor. InEuropa leben sie ausser im Alpenraum inSkandinavien, Schottland und Irland sowieim Baltikum und Osteuropa, in Asien inganz Sibirien bis in die Mongolei und imnördlichen China sowie auf der japanischenInsel Hokkaido. In England und auf denFäröer-Inseln wurde die Art eingeführt. ■Foto: Felix GastparHasen in derSchweizTrotz ähnlichem Gebisssind Hasen keine Nagetiere,sondern gehörenzur Ordnung der Hasentiere(Lagomorpha). In derSchweiz kommen nebstdem Schneehasen zweiweitere Hasenartige vor:Der Feldhase und das vielleichtere Wildkaninchen.Im Gegensatz zum starkdezimierten Feldhasen infolgeder Landschaftszerstörungim Mittelland istder Bestand der Schneehasenrelativ stabil. SeineBejagung ist – leider –nicht verboten. SelbstJagdaufseher bestätigen,dass es für den Abschussdieser <strong>Tier</strong>e «keine triftigenGründe» gebe. (hpr)<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/079


Ruaha, Basels bekanntesterElefant, war ein Wildfang.Der Basler Zoo feiert heute dieweltweit älteste AfrikanischeElefantenkuh in Gefangenschaft.␣ ␣ Die Jubilarin␣␣␣␣␣␣im Basler ZolliSie heisst Ruaha. Die Elefantenkuh ist steinaltund hat ein bewegtes Leben hinter sich. Vor55 Jahren wurde sie in Afrika von ihrer Muttergetrennt. Seither dient sie dem BaslerZolli als Publikumsmagnet und lebt in einemviel zu engen Gehege. Hier folgt ihretraurige Geschichte.Das <strong>Tier</strong> ist gezeichnet, vom Alter, vomLeben. Davon zeugen der durchhängendeRücken, das eingefallene Gesicht, die traurigenAugen und der linke Stosszahn, Von Ruedi Suterderihr erst kürzlich bis auf den Rest eines kläglichenStummels abbrach. Ruaha kann nichtmehr abliegen. Sie schläft seit 17 Jahren nurnoch stehend, angelehnt an eine Wand odereinen Baum. Einmal am Boden, käme sievon sich aus nicht mehr auf die Beine.Ruaha ist mit ihren schätzungsweise 56Jahren ein sehr altes <strong>Tier</strong>. Sie hat von derFreiheit in der ostafrikanischen Wildnisüber eine Schifffahrt durch den Suezkanal,von Spaziergängen durch Basels Strassen10 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Mehr Gefängnis als GehegeRuaha ist heute eine der Vorzeige-Elefantendes Zollis. Die Ilpen – so pflegte man inBasel früher die Elefanten zu nennen –stammen allesamt aus Afrika. Darauf warder Zolli schon immer stolz. Die meistenZirkusse und anderen Zoos hingegen haltendie kleineren und einfacher zähmbarenElefanten aus Asien. Die Haltung von Loxodontaafricana␣ war die grosse Herausforderung,und dies sollte auch das Schicksaldes einjährigen Elefantenmädchens undvier seiner etwa gleichaltrigen Artgenossenim Herzen des damaligen Tanganyikas bestimmen.Dort, im Gebiet des mächtigenRuaha-Flusses und dem heutigen Ruaha-Nationalpark, wurde Ruaha 1952 als Babyfür den Zolli gefangen und der Wildnis entrissen.bis hin zu Zirkusauftritten, den Kettenfesselungenim Stall und einer Jahrzehntedauernden Gefangenschaft im ZoologischenGarten Basel alles erlebt. Jetzt hältRuaha gar einen Rekord: Sie ist die ältesteAfrikanische Elefantenkuh auf der Welt, diein der Enge eines Zoos ihr Dasein fristet.Und vielleicht gab es, so mutmassen dieZoo-Verantwortlichen, noch keinen Zoo-Elefanten, der ein derartig langes Standvermögenunter Beweis stellte.Alle Fotos zu diesem Bericht: Ruedi Suter<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0711


Vielleicht war dies gar ein Glück,da die meisten ihrer gleichaltrigenAltersgenossen in Afrika längstschon Wilderern oder dem Siedlungsdruckzum Opfer gefallensind. Wohl eher war es aber auchein grosses Pech, da die bewegungsfreudigenElefanten nicht eingesperrtgehören. Schon gar nichtin ein zu enges Elefantengehegewie jenes in Basel, das seit vielenJahren schon von Elefantenspezialistenals nicht artgerecht kritisiertwird, ohne dass sich hier etwas Entscheidendestäte. Ein Jammer, dasssich Ruaha nicht auf eine für unsverständliche Sprache äussernkann. Ihr Urteil über ihr Leben inBasel würde dem ewigen Interpretationsstreitdarüber, was für eingefangenes Wildtier gut oderschlecht sei, ein Ende setzen.Ilpen-Bestellung fürsElefantenhausDass es überhaupt soweit kam, hatmit dem Schweizerischen Nationalzirkus«Knie» zu tun, der zu Beginnder fünfziger Jahre neben den IndischenElefanten endlich auch einmaleinen Afrikanischen Elefantenzur Schau stellen wollte. Der damaligeWildtierarzt des Zirkus, ErnstM. Lang, knüpfte die Kontakte nachAfrika und erzählte dem Zolli-Verwaltungsratspräsidentenund ChemieindustriellenRudolf Geigy vomVorhaben, Afrikanische Elefantenzu importieren. Tropeninstitut-Gründer und Afrikafreund Geigykam gleich so begeistgert, dass erLang mit einem Auftrag nach Ostafrikaentliess: «Wir bauen ein neuesElefantenhaus – und Du bringstdie Besatzung, nämlich sechs kleineAfrikaner, gleichzeitig mit demKnie-Elefanten nach Basel.»Ernst M. Lang, später Zolli-Direktorund Zoologieprofessor an derUniversität Basel (Bild unten mitRuaha), reiste mit seiner Frau Trudenach Ostafrika, um in Tanganyika(heute Tansania) die damalsnoch gängige und aufwändigeFang-Expedition zu leiten. Gleichzeitigfilmte, fotografierte und notierteLang das Geschehen, um esspäter mit publizistischem Geschickund zum Wohle des Zollis zu veröffentlichen.Wir zitieren aus seinemBuch «Mit <strong>Tier</strong>en unterwegs» eineHetzszene im Ruaha-Gebiet, bei derdas Elefantenkind Ruaha am 21.September 1952 gefangen wurde.Auf dem Fangwagen kommandierte<strong>Tier</strong>fänger Pelegrini die Aktion.Wilde Elefantenhatz«Die <strong>Tier</strong>e laufen in Körperfühlungund schirmen die Kälber nach aussenab, so dass man sie gar nichtsieht. Wie ein Schäferhund seineHerde, umkreist der Fangwagen dieGruppe, aus der oft eine der grossenKühe zum Angriff ausschert:Sobald der Wagen die kritische Distanzunterschreitet, erfolgt einAngriff. Pelegrini weicht geschicktaus. (…) Schliesslich löst sich einhalberwachsener Elefant mit zweisehr kleinen Kälbern von der Herde,wird vom Fangwagen abgeschnittenund rammt diesen kurz.Die Kälber bleiben stehen, das grössere<strong>Tier</strong> schliesst zur Herde auf,und nun fährt der Gangwagen imZickzack hinter der flüchtenden Herdeher, um sie zu verjagen. Darinlaufen ja die Mütter der zurückgebliebenenKälber, und sie gilt es,wenn möglich fernzuhalten.»Dann beschreibt Lang, was mitden zwei isolierten Elefäntchen geschieht:«Die Kälber drücken sich andie Autos, wie wenn es sich um ihreMütter handeln würde, und wir könnenjedem einen Strick umlegen.Als wir eines der Elefäntchen in dieKiste schieben, stösst es nach unsund fuchtelt aufgeregt und heiserschreiend mit dem kleinen Rüssel.Die Kiste wird aufgeladen, der anderekleine Elefant in die zweite Kistegeschleust, und schon nach kurzemsind die beiden <strong>Tier</strong>e in ihrerKiste auf dem Wagen verladen.»Am Ende der Expedition warensieben Jungelefanten geschnapptworden. Fünf davon sind für dieSchweiz bestimmt: Die kleine Ruahaund Indunda sowie die drei MännchenOmari, Katoto und Tembo, derfür den Zirkus reserviert ist.Ruaha liess die Bullen kaltDer Elefantenfang wird von Langund seinem Team im kenianischenMombasa in Kisten auf das Deckdes Frachters «Rjinkerk» verladen,um nun dauernd beobachtet, gefüttert,gepflegt und mit Spaziergängenan Deck bewegt zu werden. DieReise führt durch den Suezkanalnach Genua, wo die Kisten mit denRüsseltieren auf die Eisenbahn verladenwerden, um am 1. November1952 im Bahnhof SBB von einergrossen Menschenmenge, RudolfGeigy und Zoodirektor Heini Hedigerempfangen zu werden. Für <strong>Tier</strong>doktorLang war die in jeder Beziehunganspruchsvolle Expedition ein12 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


voller Erfolg. «Kein Alttier musstebeim Fang abgeschossen werden,und keiner der Jungelefanten hatbeim Fang, bei der Eingewöhnungoder gar beim Transport Schadenerlitten», schrieb er über den «grösstenElefantentransport nach Europaseit Hannibal».Ruaha und ihre Artgenossen ausTansania eroberten rasch die Herzender Baslerinnen und Basler.Unter der intensiven Dressur undFührung von <strong>Tier</strong>pfleger WernerBehrens, einem einfühlsamen Ilpen-Spezialisten,konnte die Fünferbandesogar den Zoo verlassen. Siezuckelte in Einerkolonne zur Markthalle,um gewogen und von denMarktfrauen mit Früchten verwöhntzu werden. Sie trat aber auch baldim Zirkus Knie auf.Oder sie marschierte zur Freudeder Bevölkerung durch die nochverkehrsruhige Stadt (Bild, am Barfüsserplatz,Ruaha als Zweitletzte)und genoss den Allschwilerwald.Vor allem im Zolli durften späterzahlreiche Kinder, die heute als Erwachsenein Basel das Sagen haben,auf den Rücken der Ilpen reiten.Ruaha allerdings fiel bald durch ihreScheue und Eigenwilligkeit auf. Den<strong>Tier</strong>wächtern zäpfte sie in der Stadtzuweilen plötzlich davon. Der pensionierteZolli-ElefantenpflegerWerner Behrens (78) gab Online-Reports heute einen Einblick in dieIlpen-Psyche: «Elefanten sind Persönlichkeitenund können sich verändern.Ruaha war nervös und manmusste immer ein besonderes Augeauf sie haben. Die Bullen zeigten anihr kaum Interesse, und wir konntensie bald nicht mehr ausführen oderfür das Kinderreiten einsetzen.»Die letzte ÜberlebendeRuahas Zolli-Dasein verlief auchnicht ohne Tragödien. Ihre beidenSchicksalsgenossen Omari und Katotowurden, als es für die Bullenin sexueller Erregung (Musth) nochkeine Wechselställe gab, in der Gefangenschaftaggressiv und ausSicht der Menschen «böse». Katotowie auch Omari, der einmal insKantonsspital zum Röntgen geführtwurde und sich bei einem Stadtrundgangauf einem Auto ausruhte,wurden, nach kleinen Attackenauf <strong>Tier</strong>pfleger, beide getötet. UndTembo, zu einem 6,6 Tonnenschweren Prachtselefanten herangewachsen,musste 1977 im Zoovon Hannover nach einem Oberschenkelbruch«als ältester Afrikanerin Menschenhand» eingeschläfertwerden.Idunda aber, die Sanfte, die Gelehrige,wurde unter Langs NachfolgerDieter Rüedi zum Versuchstierfür künstliche Besamung underlag schliesslich einer angeblichschlecht behandelten Salmonellose.Zurück blieb einzig Ruaha, dieEigenwillige. Sie erlebte in denneunziger Jahren die Umstellungauf Freilaufhaltung und den heuteweitgehend aufgehobenen Ankettungszwang.Auch erfuhr sie dasAus des Kinderreitens. Im Oktober2004 fiel Ruaha eines Steines wegenum, konnte aber durch die herbeigeeilteFeuerwehr mit einemKran wieder auf die Beine gehievtwerden. Im Laufe der Zeit entwickeltesich die Elefantenkuh lautZollidirektor Oliver Pagan immermehr «zur unangefochtenen Chefinder Gruppe».Eine JubiläumstorteAm 1. November <strong>2007</strong> waren esexakt 55 Jahre her, seit Ruaha mitihren Artgenossen in Basel eintraf.«Ich freue mich sehr, dass Ruahanoch am Leben ist», sagte heute ihrdamaliger Kidnapper und AdoptivvaterErnst M. Lang. Der langjährigeZoodirektor, dem keine Radiosendungund kein Auftritt im seinerzeitnoch neuen Fernsehen zu anstrengendwar, um für den Zolli die Werbetrommelzu rühren, verbringt seinenLebensabend in Basel. Dankseinem ausgezeichneten Gedächtniserinnert er sich auch noch anviele Details. Der Vierundneunzigjährigewar, rüstig wie er ist, zurMittagszeit ebenfalls in den Zollispaziert, um bei der offiziellen Übergabeder Jubiläumstorte an seineRuaha zugegen zu sein: Ein leckeresRingbrot, ohne Kerzen, aber mit 55«Rüebli» drauf.Lange wird Ruaha wohl nichtmehr leben, obwohl sie sich, einmalabgesehen von der Überproduktionihrer Hornhaut, immernoch guter Gesundheit erfreut. Mitihrem Tode wird eine, für vielezwiespältige und jedenfalls seltsameBasler Elefanten-Geschichte zuEnde gehen.■Abdruck mit freundlicher Genehmigungvon www.onlinereports.ch<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0713


Neue Serie ab 2008: Naturnahe GärtenParadies für <strong>Tier</strong> undMensch vor der HaustürIgelmuttermit Jungem.Foto: © Robert Maier, SUTTERIm Naturgarten läuft immer etwas. Fast von alleine schafft dieNatur hier einen Minizoo, der zum Erlebnisraum vor der Haustürwird. Auch im Winter. Für das harmonische Gleichgewicht imkleinen Paradies sind <strong>Tier</strong>e unabdingbar.VON HANS PETER ROTHFrüher war es üblich, dass manPflanzen als Geschenke austauschte,wenn man Bekannteoder Verwandte besuchte. Pflanzenaus dem eigenen Garten, zumSetzen, wohlverstanden. «Dank diesemschönen, leider fast in Vergessenheitgeratenen Brauch wuchsenin den Schweizer Bauerngärten biszu 600 naturverträgliche Kulturarten»,weiss Naturschützer ThomasWinter. So hatten die SchweizerGärten bis weit ins vergangeneJahrhundert hinein nicht nur fundamentaleWichtigkeit in der GrundundSelbstversorgung der Bevölkerung,sondern sie waren auch unschätzbareOasen der Artenvielfalt.Ein prächtig-buntes Nebeneinander,von welchem Mensch, <strong>Tier</strong> undNatur gleichermassen profitierten.Davon ist in den vergangenenJahrzehnten – auch einhergehendmit der um sich greifenden Globalisierung,dem Preiszerfall für Lebensmittelund allgemein mangelndemInteresse leider viel verlorengegangen. Selbst die stolzen Bauerngärtensind oft monotonem,kurz geschorenem Rasengrün gewichen.Sterile Kulturen mit exotischen,pflegeleichten Pflanzen inmit dem Massstab durchgeplantenGrünanlagen nehmen überhand.Gewaltige GartenflächeTrotzdem sind Gärten in derSchweiz auch heute von grössterökologischer Bedeutung. Denn nochimmer sind die Gartenanlagen – vorallem neben den ausgeräumtenAgrarwüsten des Mittellandes – vergleichsweiseartenreiche Biotope.Immerhin beträgt die Gartenflächeder Schweiz etwa 50␣000 Hektaren.Diese 500 Quadratkilometer entsprechenetwa 3000 durchschnittlichenLandwirtschaftsbetrieben.Damit kommen über 70 QuadratmeterGartenfläche auf jede/n einzelne/nSchweizer/in. Ein erstaunlicherWert, der zeigt, welche Verantwortungin der Gartenpflege uns allenzukäme, sei es bei der eigenen Gartengestaltungoder bei der aktivenMitbestimmung und Mitgestaltung,wenn es um öffentliche Anlagenoder Grünräume im Quartier geht.Denn in unseren Gärten findensich oft die letzten Nischen, die letztenVerstecke, die letzten FutterundVermehrungsplätze für unzählige,nicht selten bedrohte <strong>Tier</strong>arten.Insekten, Vögel, Eidechsen,Amphibien, Kleinsäuger, etc. Auchdie eigenen Haustiere fühlen sichwohler in einem naturnah gestaltetenGarten – und sind diese Oasennoch so klein! Umso grösser dieBedeutung unserer Naturgärten.Doch die machen laut Thomas Winternur gerade zwei <strong>Pro</strong>zent allerSchweizer Gärten aus. Dass es nicht14 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


mehr sind, habe auch damit zu tun,dass Gärtner und Landschaftsarchitektenunter Druck stünden, soforteine überzeugende Grünfläche zuschaffen, erklärt der Leiter der Stiftungfür Wirtschaft und Ökologie inDübendorf: «Ein naturnah gestalteterGrünraum reift als lebensfähigeKomposition – dazu fehlt heuteleider oft die Geduld.» Dass Naturgärtenviel seltener sind als durchgestylteKulissen-Gärten, kommtalso nicht von ungefähr. «Die vomMenschen gestalteten Grünzonenspiegeln sein Verhältnis zur Natur»,ist Winter überzeugt.Minizoo vor der HaustürNaturnahe Gärten unterscheidensich von konventionellen unter anderemdurch die grosse Artenvielfaltund den Verzicht auf chemischeDünger und Spritzmittel jeder Art.Dank sanfter Pflege läuft im Naturgartenimmer etwas. Fast von alleineschafft die Natur einen Minizoo,der buchstäblich vor der Haustürzum Erlebnisraum für die ganzeFamilie wird. Naturnah bedeutetauch, dass die Umgebung in dieGartengestaltung mit einbezogenwird. Also, dass fliessende Übergängevon Blumenwiesen, Blütenstauden,wertvollen Sträuchern undBäumen geschaffen werden. Hierfinden Schmetterlinge und vieleandere <strong>Tier</strong>e die benötigten Futterpflanzen,während in konventionellenGärten Eidechsen, Leuchtkäferund Co. regelmässig Rasenmähernzum Opfer fallen.«Wer die Natur stärker gewährenlässt, erlebt wahre Wunder,kann immer wieder neu staunen»,sagt auch Christian Zinsli. Der erfahreneSt. Galler Naturbeobachterund pensionierte Volksschullehrerist immer wieder selber überrascht,«welche Schätze sich auf kleinstemRaum verbergen können». Die Vernetzungvon grünen Oasen in derWohnlandschaft sei wichtig undbringe auch den Menschen mehrLebensqualität. Schon Ast- undSteinhaufen machen einen grossenUnterschied. «Das sind wertvolleLebensräume für Kleintiere», erklärtZinsli und erinnert daran, wie wichtigeine intakte Nahrungskette imNaturkreislauf ist. Falscher Ordnungssinnwirke zerstörerisch. SeinLeitsatz: «Etwas mehr Unordnungzulassen, dann kehrt wieder mehrOrdnung in der Natur ein.» NussundObstbäume, Rosen- und Beerensträucher– sie alle hinterlassenden tierischen Gartenbewohnernim Winter kalorien- und vitaminreicheNahrung. «Das natürliche undgestaltete Miteinander des naturnahenGartens verlangt grosszügigesDenken», betont Zinsli.Leben auch im WinterDer Naturgarten lebt auch im Winter.Dann wirken besagte Beerensträuchersehr schön, besonderswenn Schnee auf den Pflanzenliegt. An diesen Sträuchern mit ihrenFarbtupfern kann man im nebeligenDezember die Vögel gutbeobachten.Obschon vieles ganz von alleinewird und wirkt, müssen auchnaturnahe Gärten geplant werden.Ihre Lage zur Sonne, am Stadtrandoder inmitten der Stadt, Beschat-tungen, Bodenbeschaffenheit undMöglichkeiten der Wasserversorgungsind zu beachten, ebenso,welche Kleinlebensräume gestaltetund welche <strong>Tier</strong>arten angelocktwerden können. So kann eine vielfältigeLebensgemeinschaft entstehen,die für stabile Bedingungensorgt, da sich zwischen den Artenein ökologisches Gleichgewicht bildet.Diese Erkenntnis wird im Naturgartenals umweltfreundliche,arbeits- und kostensparende Alternativezum konventionellen Gartenumgesetzt.Für die harmonische Gesamtheitdes Naturgartens sind <strong>Tier</strong>e unabdingbar.Wenn wir bei seiner Gestaltungauf die Bedürfnisse dieserLebewesen Rücksicht nehmen,kann auch für uns ein kleines Paradiesvor der Tür entstehen.In den vier <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Ausgabendes kommenden Jahres erhaltendie Leserinnen und Leser in einervierteiligen Serie wertvolle Tipps,wie sie ihren Garten zu jeder Jahreszeitmöglichst naturnah und tierfreundlicheinrichten, gestalten undpflegen können.■Ein Vermächtnisfür die <strong>Tier</strong>eBitte denken Sie bei der ErstellungIhres Testaments auch an <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>.Sie helfen mit, dass wir uns auchin Zukunft effizient für die <strong>Tier</strong>eeinsetzen können.Für Auskünfte und Beratungsteht Ihnen unsere GeschäftsführerinRita Dubois (044 201 25 03)gerne zur Verfügung.<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0715


Sibirischer Tiger und SchneeleopardHoffnung fürdie GrosskatzenMenschliche Gier und Aberglauben haben sie an den Rand derAusrottung gebracht. Mittlerweile haben sich die Bestände desSibirischen Tigers und des Schneeleoparden wieder etwas erholt.Doch es bleibt noch sehr viel zu tun.VON HANS PETER ROTHGrosse Raubkatzen – dakommt schnell ein inneresBild von heissen Steppen,Savannen und Dschungel auf. Oftgeht dabei vergessen, dass diemajestätischen Jäger auch die kältestenLebensräume unseres Planetenerobert haben. Die Namen sprechenfür sich: Sibirischer Tiger undSchneeleopard. Der Sibirische Tiger,die grösste aller Raubkatzenüberhaupt, bewohnte einst weiteGebiete Sibiriens. Regionen, in denenes kälter als minus 60 Gradwerden kann.Der Schneeleopard, ebenfallseine Grosskatze, lebt in den HochgebirgenZentralasiens. Im Himalajaist er ebenso zu Hause wieim Hindukusch, im Pamir, im TianShan und in benachbarten Gebirgszügen.Im Sommer hält er sichdabei bevorzugt oberhalb derBaumgrenze auf Bergwiesen undin felsigen Regionen auf. In Höhenlagenbis 6000 Meter dringt er vor.Im Winter sucht er Schutz in tiefergelegenen Wäldern. Vor allem inder kalten Jahreszeit ist er auf seinlanghaariges Fell mit dichter Unterwolleund die speziell breiten Pfotengegen das Einsinken im Tiefschneeangewiesen. Da in seinemLebensraum relativ wenige Beutetiereleben, kann sein Revier weitüber 100 Quadratkilometer grosssein.Gnadenlos dezimiertWie könnte es anders sein. Geradeihre Anmut und Stärke sind auchden Katzen aus der Kälte zum Verhängnisgeworden. Wegen desschönen Fells und der nachgesagtenHeilkräfte ihrer Knochen habengeldgierige Jäger dem «König derBerge» und dem «König der Taiga»gnadenlos nachgestellt. Auch alsexotische Haustiere oder Zirkus-Attraktionsind die Grosskatzen begehrt.Zwischenhändler zahlen anWilderer auch heute noch 5-stelligeDollarsummen, um die <strong>Tier</strong>enach China zu verkaufen.In den 1960er Jahren war derBestand der Schneeleoparden aufgerade noch rund 1000 <strong>Tier</strong>e geschrumpft.Heute steht der Schneeleopardin allen Ländern seines Verbreitungsgebietsunter Schutz.Trotzdem bleibt die Wilderei ein <strong>Pro</strong>blem,das ihn weiter bedroht. Dazukommen heute der Bevölkerungsdruckund der Schwund seines Lebensraums,vor allem durch Abholzungund Erschliessungsprojekte.Ähnlich bedrohlich sieht es beimTiger aus. Streiften vor 100 Jahrennoch etwa 100␣ 000 Tiger durch dieWälder zwischen Anatolien unddem russischen Fernen Osten, sindes heute gerade noch 5000 bis 7500<strong>Tier</strong>e. Seit rund 70 Jahren ausgerottetist der Bali-Tiger, der KaspischeTiger seit rund 40 Jahren undder Java Tiger seit rund 30 Jahren.Dramatisch ist die Situation für denSibirischen Tiger, auch Amur-Tigergenannt. Die erbarmungslose Jagdhat diese Tiger-Unterart im russischenFernen Osten auf einige HundertExemplare dezimiert. Zunehmendverliert er aber auch seinenLebensraum durch ausländischeHolzkonzerne, welche die Wälderder Amur-Region rücksichtslosroden.Von 40 auf 600Doch es gibt Hoffnung für den einstvom Aussterben bedrohten «Königder Grosskatzen». Immerhin hatseine Zahl wieder deutlich zugenommen.Der Bestand ist laut demWWF so hoch wie seit 100 Jahrennicht mehr. Eine russische Zählunghabe im Jahr 2006 ergeben, dassin den abgelegenen Gebieten Sibiriens480 bis 520 Exemplare dergrössten Wildkatze der Welt lebten.Neue Hoffnung auch für den Iberischen LuchsIn Spanien ist eine neue Population des vom Aussterben bedrohten IberischenLuchses entdeckt worden. Spanische Behörden bestätigten den Fund, schwiegensich jedoch über den Ort und die Grösse der Gruppe zunächst aus. Esscheint, dass die auch als «europäischer Tiger» bezeichneten <strong>Tier</strong>e im dünnbesiedelten zentralspanischen La Mancha aufgetaucht sind. Der Iberische Luchsgilt als die am stärksten bedrohte Raubkatze der Welt. Wissenschaftlich bestätigtsind derzeit rund 110 ausgewachsene <strong>Tier</strong>e, die in zwei getrennten Populationenin Südspanien leben. Das Überleben des Iberischen Luchses steht aufder Kippe. Viele der <strong>Tier</strong>e sterben, weil sie in ihren schrumpfenden Lebensräumennicht mehr genug Beute machen können. «Ein grosses <strong>Pro</strong>blem ist der vonder Europäischen Union subventionierte Strassenbau, welcher die Reviere zerschneidet»,sagt WWF-Experte Volker Homes. «Immer wieder werden Luchsevon Autos angefahren und schwer verletzt oder getötet.» (mgt/hpr)16 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Foto: ©Tom Walker SUTTERZusammen mit den in Nordchinaund Nordkorea existierenden <strong>Tier</strong>enliege die Gesamtzahl dieser Tigerweltweit bei wieder etwa 600.In den 1940er Jahren waren es nurnoch 40 gewesen. In den fünfzigerJahren erliess die sowjetische Führungein JagdverbotAuch für den Schneeleopardendarf man heute wieder etwas optimistischersein. Nachdem sein Bestandvor 50 Jahren auf etwa 1000<strong>Tier</strong>e geschrumpft war, hat er sichgemäss Schätzungen heute wiederauf rund 6000 Individuen erholt. DieSchätzungen gehen allerdings weitauseinander. Je nach Erhebungwerden auch Zahlen zwischen 1700und 3500 <strong>Tier</strong>en angegeben.Schutzprogramme helfenMittlerweile beginnen verschiedeneSchutzprogramme zu greifen. Sohat beispielsweise der DeutscheNaturschutzbund (Nabu) seit 1999gemeinsam mit der kirgisischenRegierung in Kirgistan ein aufwändigesSchneeleoparden-<strong>Pro</strong>jekt aufgebaut.Heute kann der Nabu eineSitzenderSchneeleopard,Hindu Kush,Himalaya.positive Zwischenbilanz ziehen. DieErfolge seien vor allem auf die Arbeiteiner Anti-Wilderer-Gruppe zurückzuführen.Um Wilderei und illegalenHandel einzudämmen, ermittelndie vier Wildhüter der SpezialeinheitSchneeleopard verdeckt,beschlagnahmen Fallen und rettenlebende <strong>Tier</strong>e. «War es früher ander Tagesordnung, dass Schneeleopardenfelleoffen gehandelt wurden,so sind sie heute weitgehendvon den Basaren verschwunden»,sagt Nabu-Geschäftsführer Leif Miller.Seit 1999 konnten fünf lebende<strong>Tier</strong>e, zahlreiche Felle, Waffen undFallen beschlagnahmt werden.Rund 180 Wilderern sei dabei dasHandwerk gelegt worden.Für den Sibirischen Tiger hatnebst anderen Organisationen derWWF ein Überlebenskonzept entwickelt,das unter anderem vorsieht,grossflächige, zusammenhängendeLebensräume für den Tiger durchdie Etablierung von Schutzgebietenzu schaffen. Die Ausbildung undAusrüstung von Anti-Wilderern gehörtebenfalls zu den Massnahmenzum Schutz des Tigers.Engagierte <strong>Tier</strong>gärtenAuch Zoos schliessen sich weltweitzu Arterhaltungsprogrammen fürdie bedrohten Grosskatzen zusammen.So haben sich in den vergangenensechs Jahren mehr als 130Zoos in 24 Ländern an einer Aktionzur Erhaltung der Lebensräume derletzten wilden Tiger beteiligt undrund 1,5 Mio. Franken an Spendengeldernzusammengebracht. DasGeld wird von der britischen Organisation«21 st Century Tiger» verwaltet.Hier liegt heute aus artenschützerischerSicht auch der Sinnvon <strong>Tier</strong>gärten. Denn sie dienenlängst nicht mehr dem blossen Zur-Schau-Stellen von <strong>Tier</strong>en. In vielenZoos laufen Artenschutzprogramme,die von Fördervereinen undZoobesuchern unterstützt werden.China züchtet neuerdings in einemvor kurzem in der Mandschurei eingerichtetenNaturpark SibirischeTiger. Dieses Jahr sollen bis zu 100Junge zur Welt kommen. Mittlerweileleben in Zoos weltweit mehrdieser <strong>Tier</strong>e als in freier Wildbahn.Stark engagiert sind SchweizerZoos bei der Arterhaltung derSchneeleoparden. Seit 1970 hält derBasler Zolli die Grosskatze, die bis16 Meter weit springen kann. DieZucht mit den seltenen <strong>Tier</strong>en gelingtnur in wenigen zoologischenGärten. Eine kleine Erfolgsgeschichtedes Zolli: Schon 30 Schneeleopardenkindersind hier zur Weltgekommen. Und in Kooperationzwischen dem Zoo Zürich und demNabu konnte ein weiteres erfolgreichesZuchtprogramm gestartet werden:Mit der Rettung der schwer verletztenSchneeleopardin Dshamiljavor einem kirgisischen Händlerringvor sieben Jahren. Dshamilja mussteaufgrund der Schwere ihrer Verletzungenaus dem Land gebrachtund in das Europäische Erhaltungszuchtprogramm(EEP) aufgenommenwerden. 2004 brachte sie imZürcher Zoo das erste Jungtier zurWelt und hat seither einen weiterenjungen Schneeleoparden geboren.Bleibt zu hoffen, dass sich dieBestände der grossen Wildkatzenauch in freier Wildbahn bald wiederso erfreulich entwickeln. ■<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0717


Robben- und WaljagdIndigene Jäger zwischenTradition und WandelKanadas Robbenjagd empört nicht nur weltweit unzählige Gemüter,sie schadet auch den arktischen Ureinwohnern massiv. Doch auchdie Inuit sind gefordert. Sie müssen sich von falsch verstandener«Tradition» abwenden und den Wandel der Gegenwart als Chancestatt als Bedrohung wahrnehmen.VON HANS PETER ROTH<strong>Tier</strong>schützer glaubten den Horrorgebannt. Doch seit einigenJahren spielt sich dasentsetzliche Gemetzel jedes Jahrzum Ende des Polarwinters wiederab. Dann werden vor Kanadas KüstenHunderttausende von Sattelrobbenabgeschlachtet. Allein für<strong>2007</strong> hatte Kanada 270␣000 Robbenzum Töten freigegeben. Bis zum offiziellenEnde der Robbenjagd wur-Sattelrobben Bilder: Kostenlos zVg. von Respect for Animals (© 2006).den dann nur 215␣388 <strong>Tier</strong>e als getötetgemeldet. Dies berichtete derInternationale <strong>Tier</strong>schutzfonds mitVerweis auf interne Zahlen der kanadischenRegierung. Wie vieleRobben tatsächlich starben, lässtsich allerdings nicht sagen. Insbesondere<strong>Tier</strong>e, die auf Distanz abgeschossenwerden, fallen nichtselten von Eisschollen tot ins Wasseroder tauchen verletzt ab, undverenden später qualvoll.Treibeis – Mangel undÜberflussDieses Jahr schien das Wetter denbedrängten Sattelrobben zu Hilfe zukommen. Während es zuerst somild war, dass die Robbenjägerkaum genügend begehbare Packeiszonenfür ihr blutiges Geschäftfanden, trieb dann unvermittelt vielschwimmendes Eis aus der Arktisnach Labrador und Neufundlandhinunter. Böenartige Winde presstendas Treibeis Richtung Küste undschlossen etwa hundert kleinereSchiffe von Robbenjägern ein.Für die gejagten Robben bedeutetedas eisige Wetter eine Schonfrist.Doch zuvor war das ungewöhnlichwarme Wetter mit fehlendemTreibeis nicht nur ein Nachteilfür die Jäger, sondern auch für dieGejagten. Denn auch die Robbenmütterbrauchen für das Gebäreneine grosse Eisfläche. Ohne einesolche müssen sie ihre Babys imWasser zur Welt bringen. Die Folge:Viele Neugeborene ertrinken.Dies geschah dieses Jahr in grossemUmfang. Nach Angaben desInternational Fund for Animal Welfare(IFAW) kamen so Tausendeneugeborene Sattelrobben imSankt-Lorenz-Golf ums Leben.UnbegreiflichBemerkenswert: sogar Kevin Stringer,Sprecher des kanadischenFischereiministeriums – also desTrägers der alljährlichen Robbenjagd– räumte zu Beginn der Jagdsaisonein, dass aufgrund der ungewöhnlichenBedingungen 90 bis100 <strong>Pro</strong>zent der neugeborenen Robbenim Sankt-Lorenz-Golf ertrinkenkönnten. Umso befremdlicher mutetes an, dass das Ministerium alleinfür die St.Lorenz-Region trotz-18 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


dem eine Robben-Killquote von81␣000 <strong>Tier</strong>en ansetzte.Unfassbar, dass angesichts derdurch die Klimaerwärmung, Gewässerbelastungund Futtermangel(der Mensch fischt den Robben dieBeute weg – nicht umgekehrt) akutenBedrohung der Robben überhaupteine Jagdquote festgesetztwurde. Unbegreiflich, dass die kanadischeRegierung angesichts einersolchen Politik dann auch nochjammert, wenn sie nicht nur vonUmwelt- und <strong>Tier</strong>schutzorganisationen,sondern auch von diverseneuropäischen Ländern kritisiertwird. Während sich Jäger und Aktivistenauf dem kanadischen Eiseinmal mehr gegenüberstehen,werden im fernen Europa die Rufenach einem totalen Einfuhrverbotfür Robbenprodukte lauter. Belgienhat es bereits im Alleingang beschlossen.Unter der WürdeAm 30. Juli <strong>2007</strong> forderte sogar dasamerikanische RepräsentantenhausKanada offiziell zur endgültigenEinstellung der Robbenjagd aufmit der Begründung, die absurdeSchlächterei sei unter der Würdedes kanadischen Volkes. Zweifellossind die negativen wirtschaftlichenFolgen für Kanada grösser als derErlös aus der Robbenjagd – wenn esdenn einen solchen überhaupt gibt.Denn die Jagd in den abgelegenensubpolaren Gebieten ist sehr teuer.Vor allem, wenn damit verbundenjetzt auch aufwändige internationaleLobby- und politische Rechtfertigungskampagnenaufgezogenwerden müssen. Dazu kommt, dassdie Robbenjäger bei den verändertenWitterungsbedingungen ihr Lebenriskieren.Ein Rückschlag für die Schutzbemühungenkönnte einzig bedeuten,dass im Gegensatz zu Europa undAmerika die Nachfrage nach Robbenproduktenim asiatischen Marktderzeit steigt. Tragisch ist indessenauch hier einmal mehr, dass fastausschliesslich ökonomisch argumentiertwird. Als wäre Geld dasMass aller Dinge, und nicht diemoralisch-menschliche Einsicht,dass solches Tun ein Verbrechengegen das <strong>Tier</strong>, die Schöpfung undsomit auch gegen wahre Menschlichkeitist.Folgen für alleBemerkenswert ist weiter, dassselbst die wirklich traditionellenRobbenjäger, die arktischen Inuit,entsetzt sind, wenn sie die Art sehen,wie die Jäger auf der kanadischenSeite die Robben abschlachten.Erst erschlagen sie die<strong>Tier</strong>e mit Stöcken, dann ziehen sieihnen das Fell ab. Alles andere lassensie achtlos auf dem Eis liegen.Für die arktische Urbevölkerung,die Inuit, undenkbar. Von einer Robbeverwerten sie praktisch alles.Zudem leiden die Inuit in verschiedenerHinsicht direkt und indirektunter der durch die kanadischeRegierung nicht nur gebilligtensondern auch subventioniertenMassenschlächterei. Durch denschlechten Ruf der Robbenjagdkönnen die Ureinwohner kaumüberleben und die erlegten <strong>Tier</strong>elediglich zum Eigengebrauch verwenden.Aber für das Auskommenim hohen Norden sind auch die Inuitlängst auf Geld angewiesen.Dazu kommt, dass zusammenbrechendeRobbenbestände in kanadischenGewässern Auswirkungenauf die gesamte Robbenpopulationin der Arktis haben. Sowohl austier- wie aus artenschützerischerSicht ist also ein klarer Unterschiedzu machen zwischen der indigenenRobbenjagd in der Arktis und Kanadasindustrialisiertem Massenmord.Robbenmassaker auf AfrikanischSpuren im Schnee nachder Robbenschlächterei.Sie kommen im grauen Morgenlicht: Männer in Überkleidern und Gummistiefeln,welche die jungen Robben von ihren Müttern wegtreiben und mit Knüppelnso lange auf sie einschlagen, bis die <strong>Tier</strong>e reglos in Lachen erbrochenerMuttermilch liegen. Die erwachsenen Bullen werden erschossen. Auch diesesJahr hat das Namibias Fischereiministerium 80␣000 Jungtiere und 6000 Bullender Kap-Pelzrobbe zur «Ernte» freigegeben, offiziell, weil die Meeressäugerden örtlichen Fischbestand stark dezimierten. <strong>Tier</strong>schutzorganisationen nennenes das weltweit zweitgrösste Abschlachten von Meeressäugern – nur in Kanadawerden jährlich noch mehr Robben getötet. Doch gilt die dortige Robbenjagdim Vergleich als geradezu human: Namibia ist das einzige Land, welchesnoch immer erlaubt, in der Stillphase befindliche Robbenbabys zu töten. InKanada, Grönland, Norwegen und Russland ist dies seit 1987 verboten, seit1990 jagt auch Südafrika keine Robben mehr. (mgt/hpr)<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0719


Der gefährliche Begriff«Tradition»Doch auch die Inuit müssten ihreEinstellung ändern und anpassen.Die äusseren Umstände werden sieohnehin dazu zwingen. So fällt Polartouristen,die sowohl die Arktiswie die Antarktis bereist haben, auf,dass die Südpolarregion gegenüberdem Hohen Norden eine ungleichreichere und weit weniger menschenscheueFauna aufweist. Robben,Vögel und vieles mehr in erfreulicherFülle. Verglichen dazumuten die hauptsächlich von Inuitbewohnten grönländischen Küsten,obschon dünn besiedelt, geradezuleer an. Werden die Robbenbeständeauch von den Inuit überbejagt?Zuverlässige Zahlen sind schwer zuerhalten.In Frage zu stellen ist in dieserHinsicht auch die viel gepriesene«Tradition» der Urvölker. Was hates noch mit «Tradition» zu tun,wenn die Inuit früher in kleinen Kajaksihr Leben riskierten, um mitLanzen und Harpunen Walen undRobben nachzustellen, heute abermit modernen Schiffen, Schnellbootenund automatischen Waffenzur Jagd unterwegs sind? Was hates mit «Tradition» zu tun, wenn dieInuit heute genau wie die Japaneroder Norweger von Walfangschiffenaus mit Sprengharpunen auf diebedrohten Meeressäuger schiessen?Sicher verlangt heute niemandmehr von den Inuit, dass sie immernoch mit den Mitteln von früher zurJagd gehen. Denn die Bedingungenhaben sich geändert. Genau deshalbist aber auch mit dem Begriff«Tradition» vorsichtig umzugehen.Wandel als ChanceFoto: Kostenlos zVg. von Respect for Animals (© 2006).In den Lebensräumen der arktischenUrbevölkerung hat die moderneTechnik Einzug gehalten.Natürlich soll diese auch für die Inuitvon Nutzen sein. Doch auch dieUmweltbedingungen haben geändert.Klimawandel, Gewässerbelastung,Überfischung, etc. fordernein Umdenken und anderes Handeln– auch für die Urbevölkerung.Grönland ist reich an Ressourcen.Wer auf Robben- und Waljagd verzichtet,findet vielleicht in der Fischerei,in der Nutzung von Bodenschätzen,in der schnell wachsendenTourismusbranche oder – in Südgrönland– durch die Klimaerwärmungneu sogar in der Landwirtschaftein anderes Auskommen.Sicher ist: Wer nicht freiwilligbereit ist, umzudenken und anderszu handeln, wird durch die äusserenVeränderungen dazu gezwungen.Auch die Inuit. Sie einseitig nurin Schutz zu nehmen, wäre falschund entmündigend. So ist es äusserstfragwürdig, wenn die Inuitwieder eine bestimmte AnzahlGrönlandwale jagen dürfen, obschonder Grönlandwal weiterhinvom Aussterben bedroht ist. Zudemwerden allein in Grönlandweiterhin offiziell rund 4000 Kleinwale(u.a. Belugas, Narwale undOrcas) jährlich getötet. Dabei ist esein offenes Geheimnis, dass dieauch für Kleinwale festgelegtenFangquoten regelmässig überschrittenwerden.So kann es nicht weiter gehen.Und so kann jeder Wandel, sei esdurch technischen Fortschritt oderdurch Veränderungen in der Mitwelt,auch eine Chance sein – fürMitwelt, <strong>Tier</strong> und Mensch. ■Bitte beachten!<strong>Tier</strong>e sind keineWeihnachtsgeschenkeFoto: Hans Peter RothDer Hafen von Sisimiut an derWestküste Grönlands. Hier liegendiverse Walfangschiffe. Deutlicherkennbar am Bug: Die abgedeckteWalharpunenkanone.Foto: Chantal Fluri20 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Wolf schon wieder zumAbschuss frei!Blutrünstige <strong>Tier</strong>e, die wahllos Schafe reissen. Wolf, Bär und Luchsdienen Schafzüchtern seit Jahren als Prügelknaben. Dabei zeigt dieRealität, dass just ihre eigenen Unterlassungen viel mehr Schafendas Leben kosten als die Rückkehr der Grossraubtiere.VON HANS PETER ROTHEinmal mehr ist es soweit:Walliser Wildhüter dürfeneinen Wolf aus dem Chablaisabschiessen, der im Sommer angeblichinnert vier Monaten 39Schafe und zwei Kälber gerissenhaben soll. Niemand hat gegen dieAbschussbewilligung rekurriert.Der Wolf darf aber nur in der Regionaufs Korn genommen werden,in der die Schafe und Kälber dem<strong>Tier</strong> zum Opfer gefallen sein sollen.Dieser Perimeter liegt im UnterwalliserSeitental Val d’Illiez und rundum die Alpe Susanfe. Abschussberechtigtsind nur Wildhüter des Kantons.Die Abschussbewilligung giltfür 60 Tage.Die Umweltorganisation WWFhatte zuvor angekündigt, sie wollegegen die Ende September erteilteAbschussbewilligung trotz grundsätzlicherMissbilligung nicht einsprechen.Viele der Schafsrisse hättenlaut WWF verhindert werdenkönnen, wenn die Züchter genügendHerden-Schutzmassnahmengetroffen hätten. Vom Bundesamtfür Umwelt ist nun zu erwarten,dass die im Wolfskonzept Schweizvorgesehenen Massnahmen zügigdurchgesetzt werden – zum Schutzvon Wolf und Schafen.Bei Redaktionsschluss war nichtbekannt, ob der Wolf noch lebt. Esbleibt zu hoffen, dass sich das <strong>Tier</strong>aus dem besagten Perimeter entfernthat oder während der 60-tägigenAbschussfrist unentdeckt bleibt.Ein früher Wintereinbruch kann fürden Wolf ein zusätzliches <strong>Pro</strong>blemsein, denn Schnee erleichtert denWolfsjägern die Spurensuche.Die DebatteInzwischen zeigen Umfragen, dassin allen Landesteilen und allen vierSprachregionen der Schweiz (ausserim Wallis) eine deutliche bis sehrdeutliche Mehrheit der SchweizerBevölkerung die Rückkehr von Wolf,Luchs und Bär gutheisst (wir berichteten).Alles klar, möchte man meinen.Doch die Debatte um dieGrossraubtiere wird zunehmendgehässiger und undifferenziertergeführt. Die Scharfmacher unterden Raubtier-Gegnern wollen nichtwahr haben, dass sie zu einerschrumpfenden Minderheit gehören.Sie argumentieren zunehmendnoch absurder, als sie dies ohnehinschon taten. Ihre haltlosen Argumentebleiben zum Glück nicht unwidersprochen.Die FaktenBraunbären in der SchweizNun endlich werden in der Schweizeinmal in aller Öffentlichkeit Faktenauf den Tisch gelegt, die zu denkengeben, bzw. die letzten Zweifler undZwänger zum Schweigen bringenmüssten. Die Fakten entstammendem «Beobachter», der immerhingrössten Zeitschrift der Schweiz.«Der Tod lauert woanders», schreibtdas Magazin. «Wer verursacht nuneigentlich die grössten Schäden inden Herden? In der Schweiz gibt esBärenhunger vor dem WinterschlafErste Erfahrungen im Kanton Graubünden zeigen, dass Schutzhunde Bärenerfolgreich auf Distanz halten. So konnten die Bären auf dem Flüelapass kein<strong>Tier</strong> mehr reissen, seit drei Maremmano-Hunde dort die Schafe bewachten.Ende Oktober wurden aber noch einmal Schafrisse gemeldet, die auf das Kontoeines Bären gehen sollen. Die drei gerissenen Schafe auf einer Maiensässsiedlungoberhalb von Ardez seien von den Schafbauern entdeckt worden,sagte der Bündner Jagdinspektor Georg Brosi. Der scheue Engadiner BärMG4 war bislang zurückhaltend und tötete wenige Nutztiere.Die letzten Risse im Unterengadin waren nach Ansicht von Wildhütern Anzeichendes grossen Hungers vor dem Winterschlaf. 61 Schafe, ein Lama undeine Ziege haben die beiden Braunbären seit Juni gerissen. Die meisten Rissegehen auf das Konto von JJ3, dem zum «<strong>Pro</strong>blembären» neigenden Halbbrudervon MG4 im Albulatal. JJ3 wurde im Oktober in bewohntem Gebiet in derRegion Lenzerheide gesichtet. In Surava im Albulatal durchwühlte er sogarMüllcontainer. Die Wildhut vergrämte ihn mehrmals mit Schrot. Gemäss GeorgBrosi machten die beiden aus dem norditalienischen Trentino stammenden<strong>Tier</strong>e bis zum Redaktionsschluss keine Anstalten zum Aufbruch in den Süden,wo sie noch länger Nahrung vorfänden. Nun kann also davon ausgegangenwerden, dass sie den Winterschlaf in Graubünden abhalten. (hpr/mgt)<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0721


und 450␣000 Schafe, davon werden250␣000 gesömmert. ErfahreneSchafhirten sagen, dass auf unbehirtetenAlpen während eines normalenAlpsommers 5 bis 10 <strong>Pro</strong>zentaller <strong>Tier</strong>e sterben – durch Abstürze,Krankheiten, Blitzschlag, Steinschlag.Bei einer vorsichtigen Rechnungverlieren Züchter also jedesJahr 12␣500 <strong>Tier</strong>e, weil sie diese inden Bergen unbeaufsichtigt lassen.Interessanterweise regt sich darüberkeiner auf, obwohl der Bundfür diese Schäden nicht aufkommt.Zum Vergleich: Seit der erste Wolf1995 eingewandert ist, hat der BundEntschädigungen für rund 750 gerisseneSchafe geleistet. Das entsprichteinem Jahresschnitt von62,5 Schafen. Ähnlich liegt der Fallbei den zwei Bären, die derzeit fürSchlagzeilen sorgen: Sie haben bisdato rund 35 Schafe erlegt. Selbstwenn man alle Risse zusammenzählt,bleibt es eine Schadensbilanzim <strong>Pro</strong>millebereich.»■Dreifacher Bärenmord in MittelitalienIm mittelitalienischen Abruzzen-Nationalpark sind drei Bären tot aufgefundenworden. Die drei Bärenkadaver lagen unweit einer toten Ziege, und die könnte– so vermutet man – vergiftet gewesen sein. Wer sie als Köder ausgebrachthat, ist unbekannt; dass es «nur Kriminelle gewesen sein können», darübersind sich Lokal- und Landespolitiker einig.Der Anschlag – wenn er nicht ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt der ebenfallsillegalen Wolfsjagd war – galt dem Marsicano-Bären, einer kleineren Unterartdes Braunbären, die in Mittelitalien heimisch ist. 30 bis 50 Exemplaresollen in den Wäldern noch umherstreifen. Besonders fortpflanzungsfreudigsind sie nicht, und deswegen könnte der dreifache Gifttod, so befürchten <strong>Tier</strong>schutzorganisationen,den «Todesstoss» für eine bedrohte Art darstellen –zumal kürzlich auch noch zwei Welpen auf natürliche Weise gestorben sind.Ohnedies wurden innerhalb der vergangenen 25 Jahre, und dies in den starkgeschützten Abruzzen, 55 dieser Bären getötet. Zuletzt fand man ausserdemdie Kadaver dreier vergifteter Wölfe. Ebenfalls mit Gift wurden im vergangenenJahr zehn Greifvögel umgebracht.Zu den aktuellen Opfern unter den Bären gehört – neben einem erwachsenenWeibchen und einem Welpen – der siebenjährige Bernardo. Er hatte in Mittelitalieneine mindestens ebenso hohe Popularität erlangt wie der BraunbärBruno, der 2006 aus dem Trentino nach Bayern wanderte und dort erschossenwurde. Bernardo trug einen Sender, mit dem Wissenschaftler seine Bewegungenverfolgten. Sie schlugen Alarm, als der Bär sich nicht mehr bewegte.(mgt/hpr)Wir suchen für unsereKatzen im <strong>Tier</strong>heimKatzenfreund/-inWer hat Zeit und Lust, regelmässigunsere Findelkatzen zubesuchen und ihnen etwas Aufmerksamkeitund vor allem Streicheleinheitenzu schenken.Obwohl im <strong>Tier</strong>heim alles dafürgetan wird, damit sich die Katzenbis zu ihrer Weitervermittlungwohl fühlen, ist es doch unmöglich,den Schmuse- und Spielbedürfnissenjedes einzelnen <strong>Tier</strong>esvoll und ganz gerecht zu werden.Wir suchen deshalb Leute, dieErfahrung im Umgang mit Katzenhaben und gerne unseren Schützlingenetwas Gesellschaft leistenmöchten.Interessiert? Dann melden Sie sichbitte direkt bei Rita Dubois unterTel. 044 201 25 03.22 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07Foto: ALFA Kartos Kalenderverlag


<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> FotogalerieFoto: Bildagentur ReutersEin Freund in der Not.<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0723


Foto: Alfa KartosEs gibt weltweit zur Zeit nur noch 5000 freilebende Tiger.24 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Foto: WWF-Canon/MichelDer Lebensraum der Orang-Utans ist weiterhin bedroht.<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0725


Globale Erwärmung heizt Artensterben anErdgeschichte machtdeutlich: Hitzeperiodenwaren artenarmDie steigenden Temperaturenauf dem Planeten Erde, diein den kommenden Jahrzehntenbefürchtet werden, könntenBerechnungen britischer Forscherzufolge zu einem Massensterbenführen. In den vergangenen520 Mio. Jahren war es zumindestso, dass während der Warmzeitendie Artenvielfalt relativ gering war,während Eiszeiten zu einem Anstiegder Biodiversität führten, berichtendie Forscher um PeterMayhew von der University of Yorkin der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins<strong>Pro</strong>ceedings ofthe Royal Society B.Demnach lassen sich auch diefünf in der Erdgeschichte bekanntenMassensterbe-Ereignisse deutlichmit den höheren Temperaturenin Zusammenhang bringen. «Wenndie Menschen den Planeten weiterhindurch Treibhausgasemissionenaufheizen, bedroht dies die Artenvielfalt»,meint Mayhew. Das bedeutetnämlich auch, dass es inZukunft ein solches Massensterbengeben könnte. «Unsere Resultatebeweisen, dass das globale Klimazu substanziellen Veränderungengeführt hat und noch weiter führenwird.» Die Forscher unternahmeneine umfangreiche Vergleichsanalysevon Temperaturen und Artenvielfaltin den vergangenen 520Mio. Jahren. Sie verglichen Datender marinen und terrestrischenVielfalt mit den geschätzten Oberflächentemperaturender Meere.Das Ergebnis war interessant: Vierder fünf grossen Massensterbenkonnten mit dem Anstieg der Temperaturenin Verbindung gebrachtwerden. Zu diesen Zeiten stiegendie Temperaturen und die Niederschläge.Auch das grösste Massensterbenam Ende des Permvor rund 251 Millionen Jahren –damals starben rund 95 <strong>Pro</strong>zentaller vorhandenen Arten aus – warmit einer solchen Warmphase verbunden.Unbekannt ist allerdings,welche Mechanismen dafür sorgen,dass solche Warmphasen zueinem Massensterben führen. Essei schwierig von einer Statistikunmittelbar auch auf zukünftigeEreignisse zu schliessen. Dennochwerde sich die Erwärmung negativauf die globale Biodiversität auswirken,schreiben die Forscher. «Imschlimmsten Fall können wir dasin wenigen Generationen mit eigenenAugen beobachten», meintMayhew. (pte)■Inserat26 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Gigantische Schneckenplage sucht Brasilien heimFoto: zvg. pressetext.austria«Delikatessen»als Überträger vonKrankheitenMilliarden der grossen afrikanischenLandschneckenerobern immer weitereTeile von Brasilien. Die <strong>Tier</strong>e,die einst als Delikatesse ins Landgebracht wurden, fühlen sich imtropischen Klima sehr wohl und habensich zu einer wahren Landplageentwickelt, berichtet das WissenschaftsmagazinNational Geographic.Bis zu 20 Zentimeter lang und500 Gramm schwer werden dieSchnecken: Mittlerweile sind siein fast jedem Staat Brasiliens heimisch.«Die Schnecken sind derzeit amHöhepunkt ihrer Invasion. Eine Ausrottungist nun praktisch ausgeschlossen»,attestiert die MolluskenexpertinSilvana Thiengo vomOswaldo Cruz Institute der brasilianischennationalen Gesundheitsorganisation.«Die Regenzeit beginntim November und damit beginntauch die Saison, in der die Schnekkenihre Eier legen», erklärt die Wissenschaftlerin.Man rechne damit,dass sich die Situation weiter verstärke.Ursprünglich waren die inOstafrika beheimateten LandschneckenAchatina als Substitutfür die brasilianischen Gartenschneckenins Land gebracht worden.Unklar ist, wann die erstenSchnecken importiert wurden. Beieiner Landwirtschaftsmesse in Südbrasilien1988 wurde jedenfalls intensivfür die Schneckenzucht geworbenund erklärt, wie man die<strong>Tier</strong>e am einfachsten züchtet. EinenVorteil boten die afrikanischenSchnecken im Vergleich zu ihrenbrasilianischen Verwandten ausserdem:Sie wuchsen schneller, wurdengrösser, lieferten daher mehrFleisch und waren vor allem resistentergegen Krankheiten. Wasursprünglich als viel versprechendschien, war allerdings ein Schussnach hinten: Schnecken gehörennicht zu den bevorzugten Gerichtenin Brasilien. Zudem erwies sich dieneu importierte Schnecke im Geschmackund in der Textur andersals ihre heimischen Artverwandten.Das Vorhaben scheiterte schliesslichund viele der in Zucht gehaltenen<strong>Tier</strong>e wurden freigelassen. «Esist aus anderen Ländern wie etwaaus Indien bekannt, dass die Einfuhrdieser Schnecken zu einer genetischenVerarmung führt», erklärt dieSchneckenexpertin Heike Kappesvom Zoologischen Institut der Universitätzu Köln gegenüber «pressetext».«In Hawaii frassen die afrikanischenLandschnecken ihre endemischenVerwandten einfachauf», so Kappes. Es wäre klug gewesen,wenn man sich vorher Gedankengemacht hätte, wovon sichdie <strong>Tier</strong>e eigentlich ernähren. Ähnlichkatastrophale Schäden richtetedie Landschnecke auch in FranzösischPolynesien an: Auch hierverdrängte der Invasor, der sichmassenhaft vermehrt hatte, die dortnativen polynesischen Landschneckender Gattung Partula. Was denbrasilianischen Gesundheitsbehördenallerdings Kopfzerbrechen bereitet,ist die Tatsache, dass dieLandschnecken auch für den Menschengefährliche Krankheitserregerin sich tragen. So gibt es zahlreicheHinweise darauf, dass dieSchnecken ein Zwischenwirt für parasitäreErkrankungen sind. ZweiWürmer der gleichen Gattung Angiostrongylus– einer verursachtBauchschmerzen und innere Blutungen,der andere eine Art Meningitis– wurden sowohl in heimischenSchnecken als auch in denafrikanischen Landschnecken gefunden.Übertragen werden die Pathogeneüber die Schleimspur aberauch über Gemüse, die von denSchnecken zum Teil verspeist wurden.«Wenn die <strong>Tier</strong>e in Zucht gehaltenwerden, ist das kein <strong>Pro</strong>blem»,meint Fabio Faraco vombrasilianischen Umweltinstitut. Infreier Wildbahn sehe dies allerdingsanders aus. Thiengo hatte erst vorzwei Monaten im Fachmagazin BiologicalInvasion über die Schädenberichtet, welche die Schnecken ander Umwelt anrichten. So ist es zueinem deutlichen Anstieg von Rattenund Schlangen gekommen, diesich von den Mollusken ernähren.Wie erfolgreich der Bioinvasor ist,erläutert die Forscherin auch anhandder Reproduktionrate der afrikanischenSchnecke, die bis zu 1200Eier im Jahr legt und bis zu zehnJahre alt werden kann. (pte) ■pressetext.austriaRedakteur: Wolfgang Weitlaner<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0727


Bedrohte MeeressäugerIsland stopptdie WaljagdIsland gibt seine Zwängerei auf. Ein Jahr nach derWiederaufnahme des kommerziellen Walfangs erteilt dasisländische Fischereiministerium keine weiteren Quoten.Ein abtauchenderBuckelwal vor dergrönländischen Westküstebei Ilulissat.Wegen der schwachenNachfrage nach Walfleischhat Island keineneuen Fangquoten für das neue«Waljahr» erteilt. FischereiministerEinar Kristinn Gudfinnsson teiltemit, es sei sinnlos, Wale zu töten,wenn keine Kunden danach fragten.Der suspendierte kommerzielleWalfang war erst im Oktober 2006wieder aufgenommen worden.Dies hat im Ausland grosse <strong>Pro</strong>testeausgelöst, da das 1986 in Kraftgetretene Moratorium der InternationalenWalfangkommission (IWC)nur das (dubiose) Schlupfloch des«wissenschaftlichen Walfangs» zulässt,nicht aber kommerzielle Waljagd.Island legte die Fangquote imJahr 2006/07 auf 30 Zwergwale und9 Finnwale fest, was jedoch nichtausgenutzt wurde: Waljäger töteten«nur» je 7 <strong>Tier</strong>e.Auf Eis gelegtDas Fleisch der 14 sinnlos abgeschlachtetenbedrohten Meeressäugerwurde buchstäblich auf Eis gelegt.In Island bestand zwanzig Jahrenach der letzten Lieferung null Interesseam Speck der Wale. Ernäh-rungswissenschaftler hatten dieKonsumenten zudem auf längst bestehendeStudien hingewiesen, diebelegen, dass das fettreiche Walfleischzahlreiche Schadstoffe speichert,welche unsere Meere belastenund daher ungeniessbar ist.Isländische Walfänger plantendarauf, den auf 100 Tonnen angewachsenenWalfleischberg, aufdem sie sassen, nach Japan zu exportieren.Dort sei die Nachfrage«kaum zu stillen». Dieses Märchenhatten die Waljäger verbreitet undoffenbar selbst geglaubt. Auch ausdiesem Vorhaben wird nichts: EineExportbewilligung zum Verkauf vonWalfleisch nach Japan fehlt. Diedortigen Konsumenten fordern ausführlicheTests, welche die Qualitätder Walprodukte belegen sollen.«Der Markt und die öffentliche Meinungsprachen für den Entscheid,den Walfang zu stoppen», sagteEinar Gudfinnsson.Und das ethischeEmpfinden?Markt und öffentliche Meinung fallenin der Bedeutung für Island zusammen.Entsprechend beeinflussteder ökonomische Schaden, dendie ohnehin defizitäre Waljagd verursachte,den Entscheid der isländischenRegierung. Der Ruf Islandsals Feriendestination litt unter demWalfang. Als im vergangenen Jahrder kommerzielle Walfang wiederaufgenommen wurde, reduziertensich die Buchungen schlagartig um25 <strong>Pro</strong>zent. Whale Watching, fürdas auf Tourismus angewieseneIsland ein Millionengeschäft, undWaljagd vertragen sich schlecht.Island musste sich entscheiden,denn auf Walbeobachtungs-Tourenkonnte es vorkommen, dass die <strong>Tier</strong>evor den Augen der Touristen abgeschlachtetwurden.So erfreulich diese Entwicklungist – es bleibt zu hoffen, dass sieSignale für die verbleibenden Walfang-Nationensetzt – so tragisch istder Umstand, dass wiederum nur«marktstrategische» Überlegungenden Ausschlag gaben, die verantwortungsloseSchlächterei zu beenden.Wichtiger wäre die tiefere Einsichtder Menschen, dass es grundsätzlichein schweres Vergehen ist,diesen hoch entwickelten, empfindsamenWesen in irgendeiner Weisenachzustellen. (hpr) ■28 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Foto: Hans Peter RothFotos: zVg. <strong>Pro</strong>SpecieRaraAgro-BiodiversitätBedrohte Schweizer NutztierrassenDasEvolèner RindEvolène – so nennt sich einkleines Unterwalliser Dorf im ValD’Hérens. Dieses kleine Dorf gabseinen Namen einer lokalenRinderrasse, die Anfang der1990er Jahre fast ausgestorbenwar.Aus dem Val D’Hérens – derName lässt es noch erahnen– stammen die berühmten,für ihr Temperament bekannten EringerKühe. Doch aus demselbenTal kommt noch eine weitere, wennauch weit weniger bekannte uralteWalliser Rasse. 1859 findet sich dieerste explizite Erwähnung derEvolèner Rasse in einem Berichtdes Walliser Staatsrates. Allerdingswurden die nach dem Dorf Evolènebenannten Rinder damals nochmit den Eringern gleichgestellt.Die Evolèner Züchter widersetztensich der Züchtung auf Einfarbigkeit,die 1885 eingeleitet wurde. Sotrennte sich der Weg der Evolènerund Eringer. Eine neue Rasse entstand.Dabei verkamen die Evolèneraber immer mehr zu einer Randerscheinung,da sie im Gegensatzzu den Eringern keinerlei Förderunggenossen. Nur ein kleiner Bestandder gescheckten, leichteren undmilchbetonteren Evolèner konnte inSeitentälern der Rhone überleben.Einige wenige Züchter hielten, besorgtüber den drohenden, unwiederbringlichenVerlust einer lebendenErinnerung an eine einzigartigeKultur, hartnäckig an ihren <strong>Tier</strong>enfest. Nur dank ihnen sind dieEvolèner nicht vollständig aus denWalliser Alpen verschwunden.Das Evolèner Rind ist eine alte,sehr berggängige und alptüchtigeRasse. Ihre Verwandtschaft mit denEringer Kühen zeigt sich unter andereman ihrem Temperament. Die<strong>Tier</strong>e werden sowohl in der Mutterkuhhaltungals auch in der Milchwirtschafteingesetzt. Die Färbungist meist rot, seltener schwarz, wobeidie schwarze Färbung dominantüber die braune vererbt wird. DasFell weist am Bauch, am Schwanzund über dem Rücken weisse Fleckenauf. Der weisse «Stern» ziertals rassetypischer Fleck die Stirnder <strong>Tier</strong>e.Seit Anfang der 1990er Jahre –kurz vor dem Verschwinden derRasse – hat sich die Population wiederetwas stärker verbreitet.Schwerpunkte der Zucht liegen imOberwallis und im Berner Oberland.Die schöne Färbung, die zierlicheForm und die Zutraulichkeitder <strong>Tier</strong>e machen diese Rasse sehrattraktiv. Sie soll uns als ein StückWalliser Kultur unbedingt erhaltenbleiben! (hpr)■Mehr InfosDie Evolèner werden von zweiZuchtorganisationen betreut:Evolèner Viehzuchtgenossenschaft(EVZ), Präsident: Albert Jerjen,Rodania 3, 3904 Naters/VS,Tel. 027 923 34 02, und vomEvolèner Zuchtverein (EZV)Präsident: Gottfried Fankhauser,Schälisacker, 3153 RüscheggGambach/BE, Tel. 031 738 80 27www.evolener-zuchtverein.ch.Zuchtbuchführer: Beat Emmenegger,Eggli, 6170 Schüpfheim/LU, Tel. 041 484 20 60.Dieser Beitrag wurde in Zusammenarbeitmit <strong>Pro</strong>SpecieRara, derSchweizerischen Stiftung für diekulturhistorische und genetischeVielfalt von <strong>Tier</strong>en und Pflanzen,realisiert.<strong>Pro</strong>SpecieRara setzt sich seit 1982für die Rettung und den Erhalt derVielfalt der Nutztiere und Kulturpflanzenein – für unser genetischeswie kulturelles Erbe. Dieses Jahrfeierte <strong>Pro</strong>SpecieRara ihr 25-jährigesBestehen.<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0729


LiebeLeserinnenund LeserChamäleonWenig erforschte Zeugen aus der SaurierzeitNach rund 6 Jahren geht hiermitdie Reihe mit meinenBerichten über Chamäleonszu Ende. Ich hoffe, Ihre Neugier fürdiese wunderbaren <strong>Tier</strong>e gewecktzu haben. Machen Sie sich nun selberauf die Pirsch. Wir sind in derkomfortablen Lage, den Urwald sozusagenfast vor unserer Haustür zuhaben. Besuchen Sie einfach denZoo Zürich mit seiner Masoala-Halle. Bitte den Feldstecher nichtvergessen. Hier können Sie ihr afrikanischesAuge bestens schulen.Oder leisten Sie sich mit Kollegenoder einem Verein eine professionelleFührung in dieser wunderbarenAnlage. Sollte Ihr Budget etwasgrösser sein, besuchen Sie den«richtigen» Masoala Nationalparkauf Madagaskar. In diesem Landmit seinen vielen interessantenParks ist es am einfachsten Chamäleonszu finden. In Ostafrika fragenSie am besten die Gärtner in denHotelanlagen oder Lodges. Für einkleines Trinkgeld werden sie Ihnenbei der Suche nach Reptilien undsonstigen kleineren <strong>Tier</strong>en behilflichsein. Da die Einheimischenzwar das Kinionga (Suaheli für Chamäleon)als <strong>Tier</strong> kennen aber keineArten unterscheiden, empfiehlt essich, etwas Literatur mitzunehmen.«Reptiles of Madagaskar» ist im Taschenbuchformaterhältlich, aberleider nur auf Englisch. Das Buch«Chamäleons, bunte Juwelen derNatur» von Petr Necas hat im Anhangeine Übersicht, wo man nachschlagenkann in welchen Gebietenwelche Art vorkommt. So kann man<strong>Tier</strong>e, die sich äusserlich gleichen,aufgrund des Verbreitungsgebietesgenau bestimmen. Dieses Buch bietetauch viel für den Terrarianer:Haltungs- und Einrichtungstipps inverständlicher Sprache. Wer schonFotos: R. A. Attinger30 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


einige Erfahrung in der Reptilienhaltunghat und damit liebäugelt,sich ein Chamäleon anzuschaffen,für den gilt es einige Richtlinien zuberücksichtigen. Ich empfehle Neuhalterndas Jemenchamäleon (Chamaeleocalyptratus) als Einstieg. Esist ein sehr schönes und pflegeleichtes<strong>Tier</strong>. Es fühlt sich auch nochbei Temperaturen wohl, die für andereArten bereits bedrohlich sind.Sie können Calyptratus bedenkenlosim Freilandterrarium lassen,auch wenn die Nächte nur noch8-10 Grad messen. Bei starker Sommerhitzemuss den <strong>Tier</strong>en einSchattenplatz garantiert sein. SolltenSie sich zur Haltung von Chamäleonsentschieden haben, wählenSie eine Art, die in unseremSprachraum gezüchtet wird. Soentfällt die Einfuhr von Wildtieren.Ferner ist es immer von Vorteil,wenn man sich direkt vom Züchterberaten lässt und sich an ihn wendenkann, falls <strong>Pro</strong>bleme auftauchen.Weiter zu beachten ist:1. Alle Chamäleons (echte undStummelschwänze) benötigeneine Haltebewilligung. Sie sindin Anhang 2 des Washingtoner-Artenschutzabkommens aufgelistet.2. Informieren Sie sich beim Veterinäramtihres Kantons über besondereAuflagen.Die Grösse der Terrarien richtet sichnach der Art der <strong>Tier</strong>e. Normalerweisehält man erwachsene <strong>Tier</strong>eeinzeln. Einige wenige Arten könnenpaarweise gehalten werden.Wird ein <strong>Tier</strong> vom Ausland eingeführtbraucht es eine Ausfuhrbewilligungdes jeweiligen Landes. Fürden Eintritt in die Schweiz brauchtes eine Einfuhrbewilligung desBundesamtes für Veterinärwesen inBern.Mit freundlichen Grüssen –zum letzten MalIhr R. A. Attinger<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0731


BuchbesprechungenEin Paradies für AffenDie Belgierin Claudine André ist in Afrika aufgewachsen undlebt heute wieder im Kongo. Seit einer eindrücklichen Begegnungim Zoo mit einem verwaisten Bonobo-Jungen setzt siesich für den Schutz und das Überleben dieser Affen ein. Siegründete eine Auffangstation in der Nähe von Kinshasa. Traumatisierte,von Wilderern ihren Müttern entrissene Bonobosfinden hier Zuflucht und Pflege. Sie sollen hier in einer natürlichenUmgebung und unter Artgenossen aufwachsen.Oberstes Ziel ist ihre Auswilderung. In ihrer Autobiographieerzählt André aus dem Alltag ihres kleinen Affenparadieses,von Höhen und Tiefen und von ihrem unermüdlichen Kampfgegen skrupellose <strong>Tier</strong>händler und die Zerstörung des Lebensraumesder Bonobos und vieler anderer <strong>Tier</strong>e.Claudine André«Wilde Zärtlichkeit – MeinParadies für Bonobos imHerzen Afrikas»320 Seiten, Fotos,CHF 36.90ISBN 978-3-440-11007-2Kosmos VerlagPfizerstrasse 5-7DE-70814 StuttgartTel. ++49 711 21 91 341Fax ++49 711 21 91 413www.kosmos.deWissenswertes überHaustiere<strong>Tier</strong>freunde sollten sich gutinformieren, bevor sie ein<strong>Tier</strong> kaufen. Die Anschaffungund Haltung eines <strong>Tier</strong>esheisst nämlich Verantwortungübernehmen. Hunde,Katzen, Hamster, Ratten, Fischeund Vögel – sie alle habengrundlegend verschiedeneAnsprüche. Ohne entsprechendesWissen über die Bedürfnisseder jeweiligen <strong>Tier</strong>eund die Voraussetzungenfür eine artgerechte Haltung,sind <strong>Pro</strong>bleme vorprogrammiert. Die Leidtragenden sind amSchluss meistens die <strong>Tier</strong>e: Sie landen bestenfalls im <strong>Tier</strong>heim.Noch schlimmer ist, wenn sie ausgesetzt oder gargetötet werden. Dieser Ratgeber gibt Tipps zu Haltung, Pflegeund Eigenschaften der verschiedenen Haustiere undRassen.Barbara Jud«Haustiere: Richtig halten und gut betreuen» –K-Tipp-Ratgeber184 Seiten, CHF 35.–ISBN 978-3-906774-29-9Ktipp Konsumenteninfo AGWolfbachstrasse 15, Postfach 431, 8024 ZürichTel. 044 253 90 70, Fax 044 253 90 71E-Mail: ratgeber@ktipp.ch, www.ktipp.chDas Leben aus derSicht einer KatzeDie Hauskatze Ilsebill schildert in diesem Buch in äusserstamüsanter Weise ihre Sicht auf die Welt. Sie hat es nichtimmer leicht mit Ihrer Familie, zu der nebst Hund auch einschreiendes Baby gehört. Ilsebill ist sich nicht sicher, wasvon beidem schlimmer ist. Auch sonst hat die Katzendame,was «Menschendinge» betrifft, ihre ganz besondere und oftdezidierte Meinung. Da wären zum Beispiel die ihr verhasstenFerienreisen. Vorsorglich hat sich Ilsebill für den nächstenUrlaub bereits etwas einfallen lassen. Aber zuerst stehtnoch Weihnachten vor derTür – auch kein einfachesThema für Katzen. Diesesverknügliche Buch ist nichtnur für Katzenfreunde lesenswert.Hanna Johanssen «Ich binhier bloss die Katze»128 Seiten, s/w Illustrationen,CHF 18.50ISBN 978-3-446-20910-7Carl Hanser Verlag GmbHDE 81631 MünchenTel. ++49 89 998 300Fax ++49 89 984 809www.hanser.de32 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


FilmempfehlungAnimals in LoveJedes Jahr, zu jeder Jahreszeit, widerhallt die Erde von Gesängen,Balzrufen und Brunstgeschrei. Auch Tanz und Liebesgabengehören mit zum Spiel. Und so gebensich alle Arten der Verführung und der Fortpflanzunghin.Der Mensch fühlt sich einmalig, weil er «gelernt»hat. Er meint, seine Intelligenz zeige ihmden Weg, wie er eine Frau bezaubern kann, undsein Liebesverhalten werde von Überlegungen und Erfahrungengeleitet. Ist die Spezies Mensch nicht stolz, den Don-Juanismus erfunden zu haben?Mit grossem Erstaunen sieht man, dass diese mitunter extremenVerhaltensweisen auch in der <strong>Tier</strong>welt anzutreffensind. Zum Beispiel frisst der verliebte Hirsch kein Gräschenmehr. In Rekordzeit nimmt er so um dreissig <strong>Pro</strong>zent seinesKörpergewichts ab. Er lässt sich gehen, bis sich die sanfteHirschkuh zu ihm gesellt.«ANIMALS IN LOVE» bietet verspielte, wunderbare undberührende Unterhaltung und schildert das aussergewöhnlicheEpos von über achtzig Arten auf der Erde und im Wasserlebender Säugetiere, Amphibien, Insekten, Reptilien undVögel.Ab 20. Dezember in den Schweizer Kinos<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0733


KurznachrichtenNeuer <strong>Tier</strong>anwaltim Kanton ZürichSeit dem 1. November vertrittAntoine F. Goetschel dieInteressen geschädigter <strong>Tier</strong>e.Er löst damit seinen VorgängerMarkus Raess nach14 Jahren ab. «Rechtsanwaltfür <strong>Tier</strong>schutz in Strafsachendes Kantons Zürich» heisstdas Amt offiziell. Antoine F.Goetschel war zuvor Geschäftsleiterder Stiftung«<strong>Tier</strong> im Recht», welche nunvon seinem langjährigenMitarbeiter Gieri Bolligerübernommen wurde. Goetschelhat sich in seiner Funktionals Rechtsanwalt seitJahren mit <strong>Tier</strong>schutzfragenbeschäftigt und war treibendeKraft hinter der Einführungeines <strong>Tier</strong>anwaltes vor15 Jahren. Dieser ist in seinerForm einzigartig in derSchweiz. Nun möchte Goetschelseiner neu übernommenenFunktion zu etwasmehr «Biss» verhelfen, seineArbeit engagiert an dieHand nehmen sowie vermehrtauch Öffentlichkeitsarbeitleisten. Der <strong>Tier</strong>anwaltsoll im In- und AuslandVorbildcharakter haben. BeiStrafverfahren vertritt er dieInteressen des geschädigten<strong>Tier</strong>es. Denn in den meistenFällen ist es der <strong>Tier</strong>halterselber, der das <strong>Tier</strong> misshandeltund dafür zur Rechenschaftgezogen wird. Das<strong>Tier</strong> braucht daher jemanden,der seine rechtliche Positionvertritt.Mehr Gewaltan HundenDie Stiftung «<strong>Tier</strong> im Recht»hat im Jahr 2006 total 404Straftaten gegen Heimtierezu vermelden. Davon entfallen206 allein auf Hunde. Anzweiter Stelle stehen 222Fälle mit Nutztieren. GeschäftsleiterGieri Bolligerhält es nicht für abwegig,dass die Tendenz zu mehrGewalt an Hunden mit einerzunehmenden Hundefeindlichkeitin der Bevölkerungin Zusammenhang stehenkönnte. Diese wird durchnegative Presse und Angstmachereigeschürt, geradeseit Vorfällen, wie die Pitbullattackevor zwei Jahren inOberglatt.Anzahl derweltweiten<strong>Tier</strong>versuche steigtComputermodelle alsAlternative nur bedingteinsetzbarAngelo Vedani, <strong>Pro</strong>fessor ander Universität Basel undSpezialist für Computer-AidedDrug Discovery (CAAD),hat mit seinem aktuellen Forschungsprojektviel vor. Gemeinsammit Kollegen arbeiteter an einem Verfahren,das in Zukunft ermöglichensoll, toxologische Tests aucham Computer durchzuführen.«Wir können mit reincomputergestützten Verfahrendas toxische Potenzialvon Arzneistoffen und Umweltchemikalienabschätzen»,erklärt Vedani. CADDkann aber nicht nur im Bereichdieser Toxtests eingesetztwerden, sondern auchin der Arzneimittelforschung.Dem Ziel der Vision einerWelt ohne <strong>Tier</strong>versuche würdeman so einen wesentlichenSchritt näher kommen.«Als vollständiger Ersatz wärendie neuen Methodentrotz einiger Vorteile gegenüberherkömmlichen Verfahrenaber nicht denkbar», soder Forscher. ToxologischeTests dienen zur MessungTrotz alternativer Methodensteigt die Anzahl der<strong>Tier</strong>versuche ander Schädlichkeit einer Substanzund sind gesetzlich fürChemikalien, Arzneimittelund Impfstoffe vorgeschrieben.Laut Franz P. Gruber,Herausgeber der ZeitschriftAltex und Experte für Alternativmethodenhat in denletzten 20 Jahren eine Reduktionder behördlich vorgeschriebenenTestversucheum zwei Drittel stattgefunden.Gleichzeitig sei allerdingsauch eine erheblicheZunahme von Tests in dermedizinischen Grundlagenforschungzu beobachtengewesen. Das Resultat: Dieweltweite Anzahl der <strong>Tier</strong>versucheist leicht gestiegen. EinGrund für den Anstieg könntezumindest hierzulandeauch in dem von der EU initiiertenChemikalientestprogrammREACH gesehen werden.Bei vielen Chemikalien,die vor 1981 auf den Marktgekommen sind, gibt es keineDaten zu eventuellen Gesundheits-oder Umweltrisiken.«Viele der alten Prüfberichtewerden bei den Herstellernunter Verschlussgehalten», erläutert Gruber.Da die Chemikalien ein Risikofür Mensch und Umweltbergen, plant die EU diese inden nächsten Jahren neu zutesten. «Würden im Rahmendes REACH-<strong>Pro</strong>gramms keinealternativen Methodenzur Anwendung kommen,müssten wir mit über 50 Mio.<strong>Tier</strong>versuchen rechnen», soGruber. Durch das Vorschaltender Alternativmethodenkönne diese Zahl allerdingsauf zwölf Mio. reduziert werden.Noch vor einigen Jahrensetzten viele Forschergrosse Hoffnungen in Computermodelle.Man war derMeinung, dass es möglichsein sollte, <strong>Tier</strong>versuche amPC zu simulieren, anstatt sieam lebenden Objekt durchführenzu müssen. DieseHoffnung hat sich jedochweitgehend in Luft aufgelöst.Zwar kann der routinemässigeEinsatz von Computernheute die Anzahl der <strong>Tier</strong>versuchetatsächlich deutlich reduzieren,jedoch von einemvollständigen Ersatz ist manweit entfernt.pressetext.austriaRedakteur: Markus Steiner16␣000 <strong>Tier</strong>undPflanzenartenvom AussterbenbedrohtLaut der roten Liste der Weltnaturschutzunionschwindetdie Artenvielfalt stets rasanter.Kritisch steht es unteranderem um den WestlichenGorilla.Die Weltnaturschutzunion(IUCN) hat heute die roteListe der bedrohten <strong>Tier</strong>- undPflanzenarten <strong>2007</strong> veröffentlicht.Insgesamt sind darauf41␣415 Arten aufgeführt.16␣306 dieser Arten sind vomAussterben bedroht. Dassind 188 mehr als im vergangenenJahr.Betroffen sind 70 <strong>Pro</strong>zent derPflanzenarten, ein Drittel allerAmphibien, ein Viertel derSäugetiere und jede achteVogelart. «Das Leben auf derErde verschwindet schnell»,warnte die IUCN. «Das wirdso weitergehen, wenn nichtdringende Gegenmassnahmenergriffen werden.»Foto: pixelio.de34 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


Laut der IUCN-GeneraldirektorinJulia Marton-Lefèvrezeigt die Liste, dass nochnicht genug für bedrohteArten getan wird. Die Geschwindigkeitdes Verlustesder Artenvielfalt nehme weiterzu. Die Zahl der registriertenausgestorbenen Artensei auf 785 gestiegen. 65 Artengebe es nur noch in Gefangenschaft.Die Lage in der Schweiz hatsich im Verlauf des Jahresnicht verändert. 519 Artenfigurieren auf der roten Liste,47 von ihnen sind vom Aussterbenbedroht. Davon werden42 als «verletzlich» eingestuft,5 weitere drohenkurzfristig zu verschwinden.Zu den gefährdetesten Artengehören Geier, Adler undEnten.Schimpansendenkenwie MenschenStudie vergleicht Querschnittevon MenschenundSchimpansengehirnenForscher des Yerkes National«Primate Research Center»an der «Emory» Universitätin Atlanta haben völligneue Wege in der Erforschungvon Ähnlichkeitenund Unterschieden zwischenMenschen und Menschenaffeneingeschlagen. Mit derHilfe von Querschnittbilderndes Gehirns wurde die Gehirnaktivitätvon Schimpansenberechnet und mit derjenigenvon Menschen verglichen.Die in der «EarlyEdition» der «<strong>Pro</strong>ceedings ofthe National Academy ofSciences» veröffentlichtenForschungsergebnisse gebendabei einen interessantenEinblick in die geistigenWelten von Mensch undSchimpanse.Es zeigt sich, so berichten dieForscher, dass die Denkprozessevon Schimpansen grosseÄhnlichkeit mit denenvon Menschen im Ruhezustandaufweisen. Als Denkenim Ruhezustand könne manetwa das intensive Nachdenkenüber <strong>Pro</strong>blemlösungenbezeichnen, veranschaulichtJim Rilling, Forscher am YerkesNational Primate ResearchCenter. Die Resultateder Studie bezeichnet derWissenschaftler als besonderssignifikant, da sie sowohlfür die Einzigartigkeitdes Menschen als auch fürdessen Naheverhältnis zuseinem engsten lebendenVerwandten, dem Schimpansen,Zeugnis ablegen.Man konnte unter anderemfeststellen, dass die Gehirnaktivitätenin bestimmten Regionenbei beiden Versuchsgruppenähnlichen Musternfolgen. Dies trifft insbesondereauf jene Bereiche zu, diefür die Reflexion des eigenensowie des Geisteszustandesanderer verantwortlich sind.Aber auch Unterschiede wurdengefunden. So finden sichjene Bereiche des Gehirns,die für Sprache und Bedeutungsverständniszuständigsind, nur beim Menschen.Das Forscherteam nutzte imRahmen seiner Arbeit dieTechnik der Positron-Emissions-Tomographie(PET).Darunter versteht man einbildgebendes Verfahren derNuklearmedizin, das Schnittbildervon lebenden Organismenerzeugt, indem es dieVerteilung einer schwach radioaktivmarkierten Substanz(Radiopharmakon) im Organismussichtbar macht unddamit biochemische undphysiologische Vorgängeabbildet.pressetext.austriaRedakteur: Markus SteinerUmweltgift verändertVerhaltenvon FischenBereits geringe Wertestören SchwarmverhaltenLondon/Wien – Eines derhäufigsten Umweltgifte, dasso genannte Nonylphenol,steht im Verdacht, das sozialeVerhalten von Fischenempfindlich zu stören. Bereitsgeringe Konzentrationender Substanz reichenaus, um die chemischenDuftnoten von Fischen ausdem Gleichgewicht zu bringen,berichten die Ökologen␣um Ashley Ward vonder University of Sydneywww.bio.usyd.edu.au undSuzanne Currie in der Fachzeitschrift<strong>Pro</strong>ceedings of theRoyal Society B.Die chemische Substanz«raubt» den Fischen offensichtlichden Sinn, in einemSchwarm nahe zusammenzu bleiben, indem sie individuelleDuftnoten übertünchen.Dadurch schwimmendie Fische in grösseren Abständenzueinander und könnenso auch schneller zurBeute von Fressfeinden werden.«Der Verlust des ‹kohäsiven›Verhaltens ist ein gewaltigerNachteil für die <strong>Tier</strong>e,da es eine defensive Strategiegegen Feinde darstellt»,erklärt Ward. DasErschreckende an der Untersuchungwar, dass bereitsgeringe – bei weitem nicht letale– Dosen der chemischenSubstanz für dieses Verhaltenausreichen. Das habendie Forscher in Versuchen inAquarien nachgewiesen. Nur0,5 Mikrogramm pro LiterWasser haben bereits ausgereicht,um die Bildung so genannterFischschulen bei GestreiftenKillifischen (Fundulusdiaphanus diaphanus) zuverändern. Die chemischeFoto: pixelioSubstanz störte den Geruchssinnder Fische nicht,denn Nahrung fanden siedennoch recht schnell. Offensichtlichveränderte dieSubstanz aber den Eigengeruchder <strong>Tier</strong>e. Und das habefatale Auswirkungen auf dasSozialverhalten. «Denn jedereinzelne Fisch entwickelt einindividuelles chemisches<strong>Pro</strong>fil», so Ward. «Sie bevorzugenPartner, die ähnlicheGerüche aufweisen.» DieForscher vermuten zudem,dass Fische chemische Signaleüber ihren sozialenStatus, den Reproduktionsstatusund das genetischeMake-up übertragen. «Nonylphenolewerden hauptsächlichals Kunstharze (Nonylphenol-Formaldehydharze),als Tenside in WaschundPutzmitteln, in der Textilindustrieals Weichmacher,in der Lederindustrie und inFarben, Lacken und Pestizidenverwendet», so der ChemieexperteHerwig Schustervon Greenpeace-Österreich(www.greenpeace.at) gegenüber«pressetext». «Wir habendie Substanz auch in Babyspielzeuggefunden», erklärtder Fachmann. «Dasbekannte Hauptproblem istdie hormonelle Wirksamkeitvon Nonylphenolen. ZweiStudien belegen ausserdem,dass Nonylphenol im <strong>Tier</strong>versuchdie Reifung vonSpermien beeinträchtigt undauch die Gehirnentwick-Papageienfisch<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0735


Kurznachrichtenlung.» Die chemische Substanzwird auch häufig inMuttermilch und Lebensmittelnnachgewiesen, und istdaher besonders problematisch.«Nonylphenole gehörenzu den so genanntenPOPs. Das sind persistente,also langlebige organischeSchadstoffe. Folglich akkumulierensie auch in derUmwelt», erklärt Schuster.Das Umweltbundesamt Wien(www.umweltbundesamt.at)hat schon 1998 eine Studiezu Nonylphenolen erstellt(www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/publikationen/BE121.pdf). «Politisch passiertist wenig bis nichts,daher sind Nonylphenole oftauch ein Musterbeispiel fürdas Versagen der alten EU-Chemikalienpolitik und einGrund, wieso es die EU-ChemikalienverordnungREACHgab», so Schuster. Die Wissenschaftlerum Ward wisseninzwischen, dass auch andereUmweltgifte wie etwaSchwermetalle den Geruchssinnvon Fischen empfindlichstören können. «In verunreinigtenGewässern könnenverschiedene Chemikalienwie etwa Nonyphenole oderSchwermetalle gemeinsamauftreten. Das hat fatale Auswirkungenauf die <strong>Tier</strong>e.»Dann können sie von Artgenossennicht mehr wahrgenommenwerden und selbstauch nicht mehr riechen. «Esgibt bereits seit einiger Zeitden Verdacht, dass auchnicht letale Dosen von chemischenSubstanzen dramatischauf die Fitness vonaquatischen Lebewesen wirken»,meint Bob Wong,Verhaltensforscher und Ökologeder Monash University(www.monash.edu.au) inVictoria/Australien. ChemischeSignale haben unterWasser manchmal eine wesentlichgrössere Bedeutungals visuelle.pressetext.austria. Redakteur:Wolfgang WeitlanerSeuchen, Rodung,Jagd und BürgerkriegesetzenGorillas zuAls «kritisch gefährdet» eingestuftist auf der neuen rotenListe der Westliche Gorilla(Gorilla gorilla), der unteranderem in Gabun und Kamerunlebt. Auf der Skala derIUCN ist das nur noch eineStufe vor «ausgestorben».Die Ebola-Seuche in Afrikahabe die Lage in den vergangenen15 Jahren so zugespitzt,dass die Bestandserholungder Unterart WestlicherFlachlandgorilla (Gorillagorilla gorilla) fraglichscheine, sagte Russ Mittermeier,der Leiter der Primaten-Abteilung bei der IUCN.Die eigentliche Ursache derBedrohung aber sei die Einschränkungdes Lebensraumsdurch Rodung, Jagdund Bürgerkriege. «Wir könntenalle übrig gebliebenengrossen Affen in der Welt inzwei oder drei Fussballstadienstecken. Es sind einfachnicht sehr viele übrig geblieben.»Bereits in zehn biszwölf Jahren könnten dieersten Menschenaffenartenausgestorben sein, so Mittermeier.(mow/ap/sda)Blauer Thunfischsteht vor weltweiterAusrottungKeine Zukunft der Fischereibei Einhaltung der gängigenMassnahmenDer Blauflossen-Thunfischsteht nach jüngsten Untersuchungenknapp vor demAussterben. Die bis zu 800Kilogramm schweren <strong>Tier</strong>ewerden trotz Fangquotenweltweit überfischt. Diewachsende Zahl der immerkleineren Fische, die in denNetzen landen, deutet daraufhin,dass nun auch vermehrtgeschlechtsreife <strong>Tier</strong>egefangen werden. Und daskönnte dem eleganten Jägerbald die Existenz kosten.«Es gibt ein <strong>Pro</strong>blem mit derFischerei», gibt Rafael Centenara,Vize-Direktor des spanischenFischereiministeriumszu. Das durchschnittlicheGewicht der gefangenen<strong>Tier</strong>e betrug durchschnittlichetwa 140 Kilogramm. «In denvergangenen fünf bis zehnJahren ist die Grösse der Fischedeutlich geringer geworden.»Das weise daraufhin,dass nun auch vermehrtder reproduzierende Teil derFische gefangen werde. Tatsächlichsind nicht nur diespanischen Fangflotten imMittelmeer unterwegs, umdem wertvollen Speisefischnachzujagen, sondern auchSchiffe aus Frankreich, Italien,Algerien, Marokko, Libyenund der Türkei. Im Mittelmeerliegen nämlich dieLaichgründe des AtlantischenBlauflossen Thuns.Die 42 Mitgliedsstaaten derInternational Commissionfor the Conservation of AtlanticThuna (ICCAT) habenim Vorjahr nach Warnungenvon internationalen Forscherndeutlich niedrigereFangquoten vereinbart. Zudemwurde der illegalen Fischereider Kampf angesagt.ICCATs CEO Victor Restrepobefürchtet inzwischen, dasses zu einem kommerziellenZusammenbruch der Beständekommen könnte, daZuchtversuche in Hochsee-Fischfarmen nicht den gewünschtenErfolg gebrachthatten. «Das würde zumindestfür den grossen Teil derFlotte bedeuten, dass sie inZukunft stillstehen wird», erklärtRestrepo. Für Umweltschutzgruppenist die ICCATallerdings zum roten Tuchgeworden. Sie haben derKommission den Spitznamen«International Commissionto Catch All Tuna» gegeben,denn die von internationalenWissenschaftlerngeforderte Halbierung derFangquoten wurde auf 20<strong>Pro</strong>zent «korrigiert». Bei denVerfahren wurden auch dieSchwächen der Kommissionevident, denn die Kommissionsmitgliederkönnen tatsächlichnur das machen,was die jeweiligen Regierungenihnen auftragen. Esfehlen Durchsetzungsmethodensowie Sanktionengegen das Zuwiderhandeln.Diese obliegen weiterhinden jeweiligen Staaten oderder EU.Obwohl eine totale Ausrottungeiner Art sehr selten ist,hat es in der Geschichte derkommerziellen Fischerei einsolches Beispiel an den GreatBanks nahe Neufundland gegeben.Dort wurde 1992 einFangverbot für Dorsch erlassen.Seither gibt es zwar wiederDorsche, allerdings sinddie Bestände sehr klein geblieben.Experten wie BorisWorm von der DalhousieUniversity www.dal.ca inNova Scotia meinen, dassdas Ökosystem sich total veränderthat. «Aus den Jägernvon damals sind heute dieGejagten geworden: Heringeund andere kleinere Fischeernähren sich von den Larvender Dorsche und halten damitderen Population klein», erklärtder Forscher. Heringeund andere Fischarten habenzahlenmässig hingegen starkzugelegt. pte■36 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-KalenderBestelltalonIch bestelle gegen Rechnung␣ ____ Ex.<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>-Kalender 2008à CHF 21.50␣ ␣ (+ CHF 6.– Versandkostenanteil proBestellung.␣ Ab 10 Kalendern portofrei).(Bitte in Blockschrift)Name:Vorname:Strasse:PLZ/Ort:Datum:Unterschrift:(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an:Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 044 201 26 23InseratAuf vier Pfoten in den Himmel…Niemand denkt gerne an denTod seines geliebten Vierbeiners,aber irgendwann ist essoweit und dann ist es vielleichtgut, wenn man weiss,was man in dieser Situationtun möchte. Kadaversammelstelleheisst <strong>Tier</strong>mehlfabrik!Möchten Sie das wirklich?Würde auch im Tod• Transport im Sarg oderauf der Bahre, nicht imPlastiksack• Kremation oder• Erdbestattung• TrauerbegleitungKontakt:Urs + Marlies MörgeliTel. 061 841 13 13info@tier-friedhof.chwww.tier-friedhof.ch<strong>Tier</strong>friedhof am WisenbergDer einzige <strong>Tier</strong>friedhof der Schweiz befindet sich an wunderschöner Lagein der Baselbieter Gemeinde Läufelfingen zwischen Olten und Sissach.<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0737


Musikgenussfür einen guten Zwecknd. Der Musiker, Toningenieur und <strong>Pro</strong>duzent Rossano Bardini(Studio D3, Feldmeilen) ist ein grosser <strong>Tier</strong>freund. Schonlange hegte er den Wunsch, mit seiner Arbeit einen Beitragfür Not leidende <strong>Tier</strong>e zu leisten. Nun ergab sich mit zwei seiner<strong>Pro</strong>duktionen eine gute Gelegenheit. Mit seinem langjährigenMusik-Kollegen Tito Castro hat sich Rossano Bardinidazu entschlossen, vom Verkaufserlös der gemeinsam produziertenCD «Entre la luz y el silencio» einen Anteil <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>zugunsten unserer Findeltiere zu spenden. Gleiches gilt fürdie vom selben <strong>Pro</strong>duzenten realisierte CD mit Aufnahmeneines Benefizkonzertes in der Pfarrkirche Muotathal.Entre la luz y el silencioTito CastroCD-BestellungenTito Castro wurde am 11.10.1964 inPontevedra (Galizien) geboren.1971 kam er in die Schweiz. Seit1985 setzt er als Studiomusiker sowiein mehreren <strong>Pro</strong>jekten und Konzertenim In- und Ausland seine musikalischeUnterschrift. In seinerHeimat Spanien schrieb er die Musikzu Dokumentarfilmen über sein Land. Das Tessiner Fernsehenhat ein Porträt über ihn realisiert.Auf «Entre la luz y el silencio» (Zwischen Licht undStille) findet sich nicht die typisch spanische Musik im Flamenco-Stil.Die Gitarre erinnert noch am ehesten an die südspanischeSpielweise. Ansonsten sind aber klar die Einflüsseirischer Einwanderer in Galizien, im Norden Spaniens,erkennbar. Die CD ist ein sehr persönliches Werk: Der Künstlererzählt mit seiner Musik viel von sich selbst. Die Schauplätzeseiner Lieder sind Orte, zu denen Tito Castro eine ganzbesondere Beziehung hat. Auf der CD sind sieben instrumentaleTitel zu hören, interpretiert mit Gitarre, Harfe, Oboeund Percussion aus Galizien. «Entre la luz y el silencio» istideal für alle, die die spanische Musik einmal von einer anderen,eher unbekannten Seite kennen lernen möchten.KlangerlebnisAllgäu Sinfoniettain der Pfarrkirche MuotathalDas Kammerorchester wurde 1997von Theo Bross, zusammen mitzehn jungen, professionellen Instrumentalisten,in Immenstadt gegründet.Das junge Ensemble erspieltesich durch seine engagierten undstilsicheren Auftritte schnell die Gunst des Publikums undder Fachpresse. Die Allgäu Sinfonietta arbeitet ohne Dirigenten,die einzelnen Werke werden unter Führung derStimmführer gemeinsam erarbeitet. Mit inzwischen zwanzigKonzerten pro Jahr hat sich die Formation einen festenPlatz im Musikleben gesichert. Das Orchester hat aufmehreren Gastspielen die Schweiz, Italien, Frankreich undUngarn bereist. Auch als Partner zahlreicher Chöre und Solistenist die Allgäu Sinfonietta ein gefragtes Ensemble.Anlässlich ihres beeindruckenden Auftrittes in der PfarrkircheMuotathal, zusammen mit der Sopranistin ElisabethScott, interpretiert das Ensemble Werke von Vivaldi, Pachelbel,Bach, Mozart und Tschaikowski. Die dabei aufgenommeneCD «Klangerlebnis» ist eine wunderschöne, unverfälschteAufnahme ohne Nachbearbeitung. Der exquisite Klangkörperder Allgäu Sinfonietta verbindet sich in faszinierenderWeise mit der einzigartigen Resonanz des spätbarocken Kirchenraumesund begeistert nicht nur Klassikfans.BestelltalonIch bestelle gegen Rechnung(plus CHF 2.50 Versandkostenanteil pro Bestellung):Ex. à CHF 20.–Entre la luz y el silencio / Tito CastroEx. à CHF 25.–Klangerlebnis / Allgäu Sinfoniettain der Pfarrkirche MuotathalVon jeder verkauften CD erhält <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 10 <strong>Pro</strong>zent desVerkaufspreises zugunsten unserer Findeltiere!(Bitte in Blockschrift)Name:Vorname:Strasse:PLZ/Ort:Datum:Unterschrift:(Bei Minderjährigen Unterschrift der gesetzlichen Vertreter)Talon ausschneiden und einsenden oder faxen an:Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz,Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich, Fax 044 201 26 2338 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07


PatenschaftenDie Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> schläfert keinegesunden <strong>Tier</strong>e ein. Wir nehmen deshalb auch ältere <strong>Tier</strong>e auf, die anderswoabgewiesen würden. Wir sind der Meinung, solange ein Hundoder eine Katze zeigt, wie gern er oder sie noch am Leben ist, haben wirkein Recht, ihnen dieses zu nehmen.Erfreulicherweise finden wir immer wieder Menschen, oft auch jüngereLeute, die einem unserer «Senioren» ein neues Zuhause geben. Mitunteraber bleiben ältere <strong>Tier</strong>e recht lange im <strong>Tier</strong>heim und verursachenhohe Kosten.PROIch übernehme die Patenschaft für ein Findeltier und werdemonatlich folgenden Betrag überweisen (12 Einzahlungsscheinewerden mir nach Eingang dieses Talons zugeschickt). CHF 20.– CHF 40.– CHF 50.– CHF 100.– CHF Ich überweise einen einmaligen Betrag von CHF Ich werde Mitglied bei der SGT (Jahresbeitrag CHF 30.–)(Bitte Gewünschtes ankreuzen)Foto: © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>Deshalb bittenwir Sie:Werden SiePatin/Pateeines Findeltieres!Mit Ihrem monatlichwiederkehrendenBetrag geben Sie unsdie Möglichkeit,uns weiterhin optimalfür unsere Schützlingeeinzusetzen.Foto: © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>Name:Strasse:Datum:Vorname:PLZ/Ort:Unterschrift:Bitte ausschneiden und einsenden an:Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz, Alfred Escher-Strasse 76, 8002 Zürich4/07<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0739


<strong>Tier</strong>e in Not␣ ……<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> hilft!Werden Sie Mitglied!Foto: © Archiv <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong>Beitrittserklärung für dieSchweizerische Gesellschaftfür <strong>Tier</strong>schutzAlfred Escher-Strasse 768002 Zürich, Telefon 044 201 25 03 Minimalmitgliederbeitrag pro Jahr CHF 30.– Minimalmitgliederbeitrag auf Lebenszeit CHF 1000.– Minimalmitgliederbeitrag fürJugendliche unter 18 Jahren CHF 20.– Für Kollektivmitglieder CHF 200.– Für Paarmitglieder CHF 50.–Ich wünsche, in die Schweizerische Gesellschaft für <strong>Tier</strong>schutz/<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> aufgenommen zu werden.Herr Frau Bitte in Blockschrift ausfüllenNameVornameStrasseOrt, Datum4/07JahrgangPostleitzahlOrtUnterschriftBei Minderjährigen Unterschrift des gesetzlichen Vertreters

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