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Heft 4/2007 - Pro Tier

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Bedrohte MeeressäugerIsland stopptdie WaljagdIsland gibt seine Zwängerei auf. Ein Jahr nach derWiederaufnahme des kommerziellen Walfangs erteilt dasisländische Fischereiministerium keine weiteren Quoten.Ein abtauchenderBuckelwal vor dergrönländischen Westküstebei Ilulissat.Wegen der schwachenNachfrage nach Walfleischhat Island keineneuen Fangquoten für das neue«Waljahr» erteilt. FischereiministerEinar Kristinn Gudfinnsson teiltemit, es sei sinnlos, Wale zu töten,wenn keine Kunden danach fragten.Der suspendierte kommerzielleWalfang war erst im Oktober 2006wieder aufgenommen worden.Dies hat im Ausland grosse <strong>Pro</strong>testeausgelöst, da das 1986 in Kraftgetretene Moratorium der InternationalenWalfangkommission (IWC)nur das (dubiose) Schlupfloch des«wissenschaftlichen Walfangs» zulässt,nicht aber kommerzielle Waljagd.Island legte die Fangquote imJahr 2006/07 auf 30 Zwergwale und9 Finnwale fest, was jedoch nichtausgenutzt wurde: Waljäger töteten«nur» je 7 <strong>Tier</strong>e.Auf Eis gelegtDas Fleisch der 14 sinnlos abgeschlachtetenbedrohten Meeressäugerwurde buchstäblich auf Eis gelegt.In Island bestand zwanzig Jahrenach der letzten Lieferung null Interesseam Speck der Wale. Ernäh-rungswissenschaftler hatten dieKonsumenten zudem auf längst bestehendeStudien hingewiesen, diebelegen, dass das fettreiche Walfleischzahlreiche Schadstoffe speichert,welche unsere Meere belastenund daher ungeniessbar ist.Isländische Walfänger plantendarauf, den auf 100 Tonnen angewachsenenWalfleischberg, aufdem sie sassen, nach Japan zu exportieren.Dort sei die Nachfrage«kaum zu stillen». Dieses Märchenhatten die Waljäger verbreitet undoffenbar selbst geglaubt. Auch ausdiesem Vorhaben wird nichts: EineExportbewilligung zum Verkauf vonWalfleisch nach Japan fehlt. Diedortigen Konsumenten fordern ausführlicheTests, welche die Qualitätder Walprodukte belegen sollen.«Der Markt und die öffentliche Meinungsprachen für den Entscheid,den Walfang zu stoppen», sagteEinar Gudfinnsson.Und das ethischeEmpfinden?Markt und öffentliche Meinung fallenin der Bedeutung für Island zusammen.Entsprechend beeinflussteder ökonomische Schaden, dendie ohnehin defizitäre Waljagd verursachte,den Entscheid der isländischenRegierung. Der Ruf Islandsals Feriendestination litt unter demWalfang. Als im vergangenen Jahrder kommerzielle Walfang wiederaufgenommen wurde, reduziertensich die Buchungen schlagartig um25 <strong>Pro</strong>zent. Whale Watching, fürdas auf Tourismus angewieseneIsland ein Millionengeschäft, undWaljagd vertragen sich schlecht.Island musste sich entscheiden,denn auf Walbeobachtungs-Tourenkonnte es vorkommen, dass die <strong>Tier</strong>evor den Augen der Touristen abgeschlachtetwurden.So erfreulich diese Entwicklungist – es bleibt zu hoffen, dass sieSignale für die verbleibenden Walfang-Nationensetzt – so tragisch istder Umstand, dass wiederum nur«marktstrategische» Überlegungenden Ausschlag gaben, die verantwortungsloseSchlächterei zu beenden.Wichtiger wäre die tiefere Einsichtder Menschen, dass es grundsätzlichein schweres Vergehen ist,diesen hoch entwickelten, empfindsamenWesen in irgendeiner Weisenachzustellen. (hpr) ■28 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07

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