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Heft 4/2007 - Pro Tier

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Vielleicht war dies gar ein Glück,da die meisten ihrer gleichaltrigenAltersgenossen in Afrika längstschon Wilderern oder dem Siedlungsdruckzum Opfer gefallensind. Wohl eher war es aber auchein grosses Pech, da die bewegungsfreudigenElefanten nicht eingesperrtgehören. Schon gar nichtin ein zu enges Elefantengehegewie jenes in Basel, das seit vielenJahren schon von Elefantenspezialistenals nicht artgerecht kritisiertwird, ohne dass sich hier etwas Entscheidendestäte. Ein Jammer, dasssich Ruaha nicht auf eine für unsverständliche Sprache äussernkann. Ihr Urteil über ihr Leben inBasel würde dem ewigen Interpretationsstreitdarüber, was für eingefangenes Wildtier gut oderschlecht sei, ein Ende setzen.Ilpen-Bestellung fürsElefantenhausDass es überhaupt soweit kam, hatmit dem Schweizerischen Nationalzirkus«Knie» zu tun, der zu Beginnder fünfziger Jahre neben den IndischenElefanten endlich auch einmaleinen Afrikanischen Elefantenzur Schau stellen wollte. Der damaligeWildtierarzt des Zirkus, ErnstM. Lang, knüpfte die Kontakte nachAfrika und erzählte dem Zolli-Verwaltungsratspräsidentenund ChemieindustriellenRudolf Geigy vomVorhaben, Afrikanische Elefantenzu importieren. Tropeninstitut-Gründer und Afrikafreund Geigykam gleich so begeistgert, dass erLang mit einem Auftrag nach Ostafrikaentliess: «Wir bauen ein neuesElefantenhaus – und Du bringstdie Besatzung, nämlich sechs kleineAfrikaner, gleichzeitig mit demKnie-Elefanten nach Basel.»Ernst M. Lang, später Zolli-Direktorund Zoologieprofessor an derUniversität Basel (Bild unten mitRuaha), reiste mit seiner Frau Trudenach Ostafrika, um in Tanganyika(heute Tansania) die damalsnoch gängige und aufwändigeFang-Expedition zu leiten. Gleichzeitigfilmte, fotografierte und notierteLang das Geschehen, um esspäter mit publizistischem Geschickund zum Wohle des Zollis zu veröffentlichen.Wir zitieren aus seinemBuch «Mit <strong>Tier</strong>en unterwegs» eineHetzszene im Ruaha-Gebiet, bei derdas Elefantenkind Ruaha am 21.September 1952 gefangen wurde.Auf dem Fangwagen kommandierte<strong>Tier</strong>fänger Pelegrini die Aktion.Wilde Elefantenhatz«Die <strong>Tier</strong>e laufen in Körperfühlungund schirmen die Kälber nach aussenab, so dass man sie gar nichtsieht. Wie ein Schäferhund seineHerde, umkreist der Fangwagen dieGruppe, aus der oft eine der grossenKühe zum Angriff ausschert:Sobald der Wagen die kritische Distanzunterschreitet, erfolgt einAngriff. Pelegrini weicht geschicktaus. (…) Schliesslich löst sich einhalberwachsener Elefant mit zweisehr kleinen Kälbern von der Herde,wird vom Fangwagen abgeschnittenund rammt diesen kurz.Die Kälber bleiben stehen, das grössere<strong>Tier</strong> schliesst zur Herde auf,und nun fährt der Gangwagen imZickzack hinter der flüchtenden Herdeher, um sie zu verjagen. Darinlaufen ja die Mütter der zurückgebliebenenKälber, und sie gilt es,wenn möglich fernzuhalten.»Dann beschreibt Lang, was mitden zwei isolierten Elefäntchen geschieht:«Die Kälber drücken sich andie Autos, wie wenn es sich um ihreMütter handeln würde, und wir könnenjedem einen Strick umlegen.Als wir eines der Elefäntchen in dieKiste schieben, stösst es nach unsund fuchtelt aufgeregt und heiserschreiend mit dem kleinen Rüssel.Die Kiste wird aufgeladen, der anderekleine Elefant in die zweite Kistegeschleust, und schon nach kurzemsind die beiden <strong>Tier</strong>e in ihrerKiste auf dem Wagen verladen.»Am Ende der Expedition warensieben Jungelefanten geschnapptworden. Fünf davon sind für dieSchweiz bestimmt: Die kleine Ruahaund Indunda sowie die drei MännchenOmari, Katoto und Tembo, derfür den Zirkus reserviert ist.Ruaha liess die Bullen kaltDer Elefantenfang wird von Langund seinem Team im kenianischenMombasa in Kisten auf das Deckdes Frachters «Rjinkerk» verladen,um nun dauernd beobachtet, gefüttert,gepflegt und mit Spaziergängenan Deck bewegt zu werden. DieReise führt durch den Suezkanalnach Genua, wo die Kisten mit denRüsseltieren auf die Eisenbahn verladenwerden, um am 1. November1952 im Bahnhof SBB von einergrossen Menschenmenge, RudolfGeigy und Zoodirektor Heini Hedigerempfangen zu werden. Für <strong>Tier</strong>doktorLang war die in jeder Beziehunganspruchsvolle Expedition ein12 <strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/07

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