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Heft 4/2007 - Pro Tier

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Gigantische Schneckenplage sucht Brasilien heimFoto: zvg. pressetext.austria«Delikatessen»als Überträger vonKrankheitenMilliarden der grossen afrikanischenLandschneckenerobern immer weitereTeile von Brasilien. Die <strong>Tier</strong>e,die einst als Delikatesse ins Landgebracht wurden, fühlen sich imtropischen Klima sehr wohl und habensich zu einer wahren Landplageentwickelt, berichtet das WissenschaftsmagazinNational Geographic.Bis zu 20 Zentimeter lang und500 Gramm schwer werden dieSchnecken: Mittlerweile sind siein fast jedem Staat Brasiliens heimisch.«Die Schnecken sind derzeit amHöhepunkt ihrer Invasion. Eine Ausrottungist nun praktisch ausgeschlossen»,attestiert die MolluskenexpertinSilvana Thiengo vomOswaldo Cruz Institute der brasilianischennationalen Gesundheitsorganisation.«Die Regenzeit beginntim November und damit beginntauch die Saison, in der die Schnekkenihre Eier legen», erklärt die Wissenschaftlerin.Man rechne damit,dass sich die Situation weiter verstärke.Ursprünglich waren die inOstafrika beheimateten LandschneckenAchatina als Substitutfür die brasilianischen Gartenschneckenins Land gebracht worden.Unklar ist, wann die erstenSchnecken importiert wurden. Beieiner Landwirtschaftsmesse in Südbrasilien1988 wurde jedenfalls intensivfür die Schneckenzucht geworbenund erklärt, wie man die<strong>Tier</strong>e am einfachsten züchtet. EinenVorteil boten die afrikanischenSchnecken im Vergleich zu ihrenbrasilianischen Verwandten ausserdem:Sie wuchsen schneller, wurdengrösser, lieferten daher mehrFleisch und waren vor allem resistentergegen Krankheiten. Wasursprünglich als viel versprechendschien, war allerdings ein Schussnach hinten: Schnecken gehörennicht zu den bevorzugten Gerichtenin Brasilien. Zudem erwies sich dieneu importierte Schnecke im Geschmackund in der Textur andersals ihre heimischen Artverwandten.Das Vorhaben scheiterte schliesslichund viele der in Zucht gehaltenen<strong>Tier</strong>e wurden freigelassen. «Esist aus anderen Ländern wie etwaaus Indien bekannt, dass die Einfuhrdieser Schnecken zu einer genetischenVerarmung führt», erklärt dieSchneckenexpertin Heike Kappesvom Zoologischen Institut der Universitätzu Köln gegenüber «pressetext».«In Hawaii frassen die afrikanischenLandschnecken ihre endemischenVerwandten einfachauf», so Kappes. Es wäre klug gewesen,wenn man sich vorher Gedankengemacht hätte, wovon sichdie <strong>Tier</strong>e eigentlich ernähren. Ähnlichkatastrophale Schäden richtetedie Landschnecke auch in FranzösischPolynesien an: Auch hierverdrängte der Invasor, der sichmassenhaft vermehrt hatte, die dortnativen polynesischen Landschneckender Gattung Partula. Was denbrasilianischen Gesundheitsbehördenallerdings Kopfzerbrechen bereitet,ist die Tatsache, dass dieLandschnecken auch für den Menschengefährliche Krankheitserregerin sich tragen. So gibt es zahlreicheHinweise darauf, dass dieSchnecken ein Zwischenwirt für parasitäreErkrankungen sind. ZweiWürmer der gleichen Gattung Angiostrongylus– einer verursachtBauchschmerzen und innere Blutungen,der andere eine Art Meningitis– wurden sowohl in heimischenSchnecken als auch in denafrikanischen Landschnecken gefunden.Übertragen werden die Pathogeneüber die Schleimspur aberauch über Gemüse, die von denSchnecken zum Teil verspeist wurden.«Wenn die <strong>Tier</strong>e in Zucht gehaltenwerden, ist das kein <strong>Pro</strong>blem»,meint Fabio Faraco vombrasilianischen Umweltinstitut. Infreier Wildbahn sehe dies allerdingsanders aus. Thiengo hatte erst vorzwei Monaten im Fachmagazin BiologicalInvasion über die Schädenberichtet, welche die Schnecken ander Umwelt anrichten. So ist es zueinem deutlichen Anstieg von Rattenund Schlangen gekommen, diesich von den Mollusken ernähren.Wie erfolgreich der Bioinvasor ist,erläutert die Forscherin auch anhandder Reproduktionrate der afrikanischenSchnecke, die bis zu 1200Eier im Jahr legt und bis zu zehnJahre alt werden kann. (pte) ■pressetext.austriaRedakteur: Wolfgang Weitlaner<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 4/0727

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