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Regina Grosse, Christoph Thomssen, Halle - Brustkrebs ...

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Bericht von der gemeinsamen Jahrestagung der Österreicherischen,<br />

Schweizerischen und Deutschen Gesellschaft für Senologie (25.<br />

Jahrestagung),<br />

8. bis 10. September 2005 in Stuttgart<br />

<strong>Regina</strong> <strong>Grosse</strong>, <strong>Christoph</strong> <strong>Thomssen</strong>, <strong>Halle</strong><br />

Vom 8.-10.09.2005 fand in Stuttgart die Gemeinsame Jahrestagung der<br />

Österreichischen, Schweizerischen und Deutschen Gesellschaft für Senologie statt. Wie<br />

in den Jahren zuvor standen fachübergreifende Themen im Vordergrund, da ja die<br />

Diagnostik und Behandlung des <strong>Brustkrebs</strong> die Zusammenarbeit mehrerer Fachgebiete,<br />

wie zum Beispiel Gynäkologie, onkologisch orientierte plastische Chirurgie, Radiologie,<br />

Pathologie, Onkologie und auch der Strahlentherapie erfordert.<br />

Es wurden wissenschaftliche Beiträge zu fast allen Aspekten der Diagnostik und<br />

Therapie des <strong>Brustkrebs</strong> geleistet, wir möchten über einzelne Schwerpunkte aus<br />

Diagnostik, Therapie, und Qualitätsentwicklung berichten:<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 1<br />

Charles-de-Gaulle-Str. 6, 81377 München, www.brustkrebsdeutschland.de<br />

Tel.: 089-41 61 98 00 Fax: 089-41 61 98 01


Pathologie<br />

Die feingewebliche Untersuchung des erkrankten Brustgewebes stellt hohe<br />

Anforderungen an den Pathologen. Bereits im Vorfeld einer geplanten Operation bei<br />

durch Stanzbiopsie (Gewebeentnahme) histologisch gesicherten <strong>Brustkrebs</strong><br />

(Mammakarzinom) findet in zertifizierten Brustzentren eine Absprache zwischen<br />

Operateur, Radiologen und Pathologen statt, um die optimale Operationstechnik, ggf.<br />

Markierung von nicht tastbaren Läsionen (Gewebeveränderungen) und Darstellung des<br />

entfernten Gewebes zur optimalen Orientierung und Aufarbeitung durch den Pathologen<br />

statt. Gegebenenfalls wird intraoperativ, z.B. bei tastbaren Karzinomen und bei der<br />

Wächter-Lymphknoten Entfernung, eine Gefrierschnitt-Untersuchung (Schnellschnitt)<br />

notwendig, um über die Notwendigkeit einer Nachresektion oder vollständigen<br />

Axilladissektion (Entfernung von 10 oder mehr axillären Lymphknoten) zu entscheiden.<br />

Allerdings ist eine Schnellschnitt-Untersuchung nicht in allen Fällen sinnvoll. Bei einem<br />

reinen intraduktal (nur innerhalb der Milchgänge) gelegenen Mammakarzinom (=DCIS)<br />

kann meist keine sichere Aussage zu den Resektionsrändern getroffen werden. Auch<br />

Mikrokalk und sehr kleine Läsionen eignen sich nicht zur Schnellschnitt-Untersuchung.<br />

Außerdem wird bei DCIS-Läsionen, je nach Differenzierungsgrad, wobei ein DCIS I° ein<br />

gut differenziertes Karzinom und DCIS III° ein schlecht differenziertes Karzinom<br />

darstellt, teilweise diskontinuierliches Wachstum („gaps“) festgestellt. Nach den<br />

Erfahrungen von Dr. Decker, Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Münster,<br />

treten bei DCIS I° bis zu 90% „gaps“ auf, die bis zu 10 mm betragen können. Bei DCIS<br />

III° wurden immerhin noch in 27% „gaps“ beobachtet. Deshalb muss bei intraduktalem<br />

Karzinomsitz auf einen ausreichenden tumorfreien Resektionsrand geachtet werden.<br />

Prognostische und prädiktive Faktoren – Genexpressionsarrays<br />

Unter den modernen Entwicklungen in der Analyse spezifischer Tumorzelleigenschaften<br />

wird die Bedeutung so genannter Genexpressionsarrays (MicroArrays) derzeit<br />

besonders intensiv diskutiert. Es handelt sich dabei um Methoden, mit denen aus<br />

kleinen Mengen frischen bzw. tiefgefrorenen Tumorgewebes die biologische<br />

Besonderheit des einzelnen Tumors anhand der Aktivitätsbestimmung vieler<br />

verschiedener Gene – sozusagen des Zellprogramms – analysiert werden soll. Dabei<br />

werden aus Tausenden von Genen spezifische Muster von 20 bis hundert Genen als<br />

„Markergene“ herausgefiltert. Diese „High-Tech“-Methoden klingen verlockend, für die<br />

klinische Routine sind die bisherigen Erfahrungen jedoch bei weitem noch nicht<br />

ausreichend.<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 2<br />

Charles-de-Gaulle-Str. 6, 81377 München, www.brustkrebsdeutschland.de<br />

Tel.: 089-41 61 98 00 Fax: 089-41 61 98 01


Die bisherigen Ergebnisse sind hinsichtlich der gefundenen Risiko-Genmuster sehr<br />

uneinheitlich. In einer großen europäischen Studie soll die Bedeutung dieser Methoden<br />

an großen Patientinnenzahlen evaluiert werden. Manche Autoren halten die Ergebnisse<br />

auch dafür noch zu unsicher und raten davon ab, jetzt bereits in große Studien zu<br />

gehen.<br />

Die Probleme liegen auf der Hand: Seit Abschaffung der quantitativen<br />

Rezeptorbestimmung wird kaum noch Tumorfrischgewebe asserviert. Gen-<br />

Expressionsanalysen basieren auf Messungen von sehr empfindlichen RNA-Molekülen,<br />

eine optimierte und standardisierte Tumorgewebsgewinnung ist daher unerlässlich. Die<br />

Optimierung der biomathematischen Verfahren zur reproduzierbaren Darstellung der<br />

relevanten Genmuster ist eine weitere unabdingbare Voraussetzung. Große explorative<br />

Studien sind dafür notwendig.<br />

Operative Therapie<br />

In der heutigen operativen Therapie des <strong>Brustkrebs</strong>es ist es in ungefähr 25% der Fälle<br />

nicht möglich, die Brust in der ursprünglichen Form zu erhalten. Hierfür gibt es mehrere<br />

Gründe:<br />

Wenn der Tumor größer als 25% des Gesamtbrustvolumens ist, gelingt die<br />

Beibehaltung der Brustform und der bilateralen Symmetrie oft nicht, trotz Verschiebung<br />

des Drüsengewebes in der befallenen Brust zur Defektdeckung. Kurzfristige Ergebnisse<br />

können, aufgrund der postoperativen Gewebsschwellung und Bildung von einem<br />

Bluterguss (Hämatom) oder Serom (Ansammlung von Wundflüssigkeit) in der<br />

Tumorhöhle, sowie Hautlymphödem nach Bestrahlung, noch ganz passabel aussehen.<br />

Nach Abschwellen des Gewebes und Rückbildung von einem evtl. Hämatom oder<br />

Serom relativiert sich das Ergebnis allerdings häufig, so dass eine optimale präoperative<br />

Planung unumgänglich ist. Bei ausreichendem Brustvolumen kann ein gutes<br />

onkologisches (tumorgerechtes – und darauf kommt es im Wesentlichen ja auch an!)<br />

und kosmetisches Ergebnis erreicht werden, indem man eine Tumorexzision mit<br />

Brustverkleinerung der betroffenen Seite durchführt und zusätzlich die Brust der<br />

Gegenseite durch operative Verkleinerung angleicht.<br />

Das multizentrische (in mehreren Quadranten gleichzeitig auftretende) Mammakarzinom<br />

sowie das inflammatorische Mammakarzinom sind Indikationen zur Entfernung der<br />

gesamten Brustdrüse. Beim inflammatorischen Mammakarzinom verbietet sich auch die<br />

sog. hautsparende Methode der Brustdrüsenentfernung. Möglichkeiten sowie<br />

Ergebnisse nach Verwendung von Eigengewebe vom Rücken, Unterbauch oder Gesäß<br />

zur Brustrekonstruktion nach Brustentfernung oder zur Deckung größerer Defekte der<br />

Thoraxwand bei ausgedehnten Tumoren oder Komplikationen nach vorangegangener<br />

Operationen mit Gewebsdefekt wurden ausführlich präsentiert. Interessant waren auch<br />

die Vorschläge zu Operationsmethoden zur Rekonstruktion der Brustwarze und des<br />

Warzenhofs, wenn diese wegen zentralen Tumorsitzes mit entfernt werden mussten.<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 3<br />

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Adjuvante (begleitende oder vorbeugende) Chemotherapie<br />

Der Einsatz von Taxanen (Paclitaxel�Taxol® (T) und Docetaxel�Taxotere® (D)) in der<br />

adjuvanten Therapie wurde anhand bekannter Studien (CALGB 9344, NSABP B-29 und<br />

BCIRG 001) diskutiert. Die BCIRG 001 Studie (6 x FAC50 vs. 6 x DAC50 bei<br />

nodalpositiven (lymphknotenpsoitiven) Patientinnen) demonstrierte nach etwa 4,5<br />

Jahren Nachbeobachtungszeit einen signifikanten Vorteil der taxanhaltigen Therapie bei<br />

Patientinnen mit 1-3 befallenen axillären LK, einem positiven Hormonrezeptorstatus und<br />

einem positiven HER-2/neu-Status (IHC oder FISH) bezüglich des Gesamtüberlebens.<br />

Wie bereits im Dezember 2004 in San Antonio berichtet, konnte die PACS 01 Studie (6<br />

x FEC100 vs 3 x FEC100 gefolgt von 3 x Docetaxel 100 mg/m² bei nodalpositiven<br />

Patientinnen) bei einer Nachbeobachtungszeit von 5 Jahren einen signifikanten<br />

Überlebensvorteil für Patientinnen über 50 Jahren zeigen, die eine taxanhaltige<br />

Therapie erhalten hatten. Erstmalig konnte für ein taxanhaltiges Schema ein Vorteil<br />

gegenüber einer als optimal angesehenen Standardtherapie (6 x FEC100) belegt<br />

werden.<br />

Ingesamt sprechen die vorliegenden Daten für den Einsatz von Taxanen in der<br />

adjuvanten Chemotherapie generell bei <strong>Brustkrebs</strong> mit axillärem Lymphknotenbefall.<br />

Der Vorteil scheint auch unabhängig vom Hormonrezeptorstatus zu sein, bei HER-2/neu<br />

Überexpression ist möglicherweise ein besonderer Vorteil gegeben.<br />

Endokrine Therapie<br />

Größte Bedeutung haben derzeit sicher Neuerungen im Bereich der adjuvanten<br />

endokrinen Therapie. Mit den so genannten Aromatasehemmern – Anastrozol<br />

(Arimidex ® ), Exemestane (Aromasin ® ), Letrozol (Femara ® ) – kann vor allem bei Frauen<br />

nach dem Wechsel (in der Postmenopause) noch effektiver die Entstehung von<br />

Rezidiven, Zweitkarzinomen und Metastasen verhindert werden.<br />

Die aktuellen Leitlinien der Amerikaner (ASCO) und der Konsensuskonferenz von Sankt<br />

Gallen 2005 sind sich darin einig, dass Aromatasehemmer heutzutage einen sicheren<br />

Platz in der adjuvanten Therapie des hormonell beeinflussbaren <strong>Brustkrebs</strong>es haben.<br />

Wie dies zu erfolgen hat, ist bisher allerdings unklar.<br />

Wahrscheinlich gibt es Patientinnen die von einem kompletten Ersatz des bisherigen<br />

Standards Tamoxifen profitieren (z.B. bei negativem Progesteron-Rezeptor). Viele<br />

Patientinnen wiederum haben den größten Vorteil zu erwarten, wenn sie mit Tamoxifen<br />

beginnen und nach 2 Jahren auf einen Aromatasehemmer umsteigen. Sicher ist, dass<br />

insbesondere nodalpositive Patientinnen nach fünf Jahren Tamoxifen-Therapie von<br />

einer Fortsetzung der hormonellen Behandlung mit Letrozol profitieren.<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 4<br />

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Diskutiert wurden natürlich auch mögliche Nachteile durch diese neuen Medikamente:<br />

So konnte im Vergleich zu Tamoxifen für alle drei Substanzen eine Reduktion des<br />

Risikos für Thrombosen, Embolien und die Entwicklung von<br />

Gebärmutterschleimhautkrebs belegt werden, gleichzeitig findet man aber eine<br />

erhebliche Mehrbelastung durch Skelett- und Gelenkbeschwerden, Knochenbrüche<br />

(Osteoporose) und eine geringe, aber eindeutige Risikosteigerung für Herzinfarkt.<br />

Adjuvante Antikörperttherapie<br />

Im Zentrum der Tagung standen für viele auch die aktuellen Daten zur Behandlung mit<br />

dem monoklonalen humanisierten Antikörper Trastuzumab (Hercepin ® ). Die auf dem<br />

diesjährigen amerikanischen Krebskongress präsentierten ersten Ergebnisse zur<br />

adjuvanten Therapie mit Herceptin ® wurden erneut referiert.<br />

In die drei randomisierten Studien (NSABP B-31, NCCTG N-9831, HERA) sind bisher<br />

Auswertungen der Krankheitsverläufe von insgesamt fast 7.000 Patientinnen<br />

eingegangen. Trotz noch kurzer Nachbeobachtungszeiten zeigen die Studien für<br />

Patientinnen mit HER-2/neu-überexprimierendem <strong>Brustkrebs</strong> bereits jetzt sehr<br />

konsistent, dass durch die Herceptin ® -Behandlung zusätzlich zur adjuvanten<br />

Chemotherapie und Hormontherapie das Risiko für ein Rezidiv um die Hälfte gesenkt<br />

werden konnte.<br />

Die klinisch relevante Wirksamkeit dieser Substanz erscheint damit bewiesen, offene<br />

Fragen bleiben dennoch:<br />

Soll die Medikation nach oder während der laufenden Chemotherapie eingesetzt<br />

werden? Welches sind die geeigneten Chemotherapiekombinationen? Gibt es<br />

Patientinnen, für die ein besonders hohes Risiko einer Herzinsuffizienz-Entwickulng, der<br />

wichtigsten Nebenwirkung von Herceptin ® , besteht?<br />

Schließlich wurde lebhaft diskutiert, wie die Medikation verschrieben werden kann und<br />

bezahlt werden soll. Bisher ist Herceptin ® nur in der metastasierten Situation<br />

zugelassen, daher besteht allgemein eine gewisse Verunsicherung hinsichtlich der<br />

Kostenübernahme durch die Kassen; in der Diskussion reichten die Erlebnisberichte<br />

Betroffener von problemloser Übernahme bis zu totaler Ablehnung seitens der Kassen.<br />

Als Fazit ist zu ziehen: Die Daten aus mehreren Phase-3 Studien liegen vor und<br />

bestätigen die Wirksamkeit, ein off-label use von Herceptin ® ist damit bei korrekter<br />

Indikationsstellung möglich und sollte auch von den Kassen getragen werden. Dies<br />

bestätigt auch ein kürzlich veröffentlichtes Sozialgerichtsurteil. Am 20.10.2005 wurden<br />

die Ergebnisse der bisherigen Auswertungen der drei beim AsCO vorgestellten Studien<br />

im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht. In diesem Zusammenhang wurde<br />

auch das Gutachten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen in Nordrhein-<br />

Westfalen diskutiert (www.kconkologie.de).<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 5<br />

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Trotz vieler Unzulänglichkeiten und Einschränkungen, kann es in vielen Fällen sicher als<br />

Argumentationsgrundlage für eine Kostenübernahme durch die Kassen dienen. In<br />

Zweifelsfällen empfiehlt es sich, die Indikation mit einem der größeren Brustzentren<br />

abzustimmen.<br />

Genetische Beratung bei belasteter Familienanamnese<br />

Wenn in einer Familie ein oder mehrere Mammakarzinome und/oder<br />

Eierstockskarzinome auftreten, kann eine Genmutation vorliegen. Um einen Gentest<br />

durchführen zu lassen, musste bis Mitte 2005 noch eine lebende Indikatorpatientin zu<br />

Verfügung stehen, d.h., ein bereits erkranktes Familienmitglied. Nun kann ein Gentest<br />

auch ohne lebende Indikatorpatientin in folgenden Situationen durchgeführt werden:<br />

Wenn das ermittelte genetische Risiko (Mutationswahrscheinlichkeit) mehr als 20% oder<br />

die ermittelte Erkrankungswahrscheinlichkeit (Lebenszeitrisiko) mehr als 30% bis zum<br />

erreichen des 80 LJ beträgt.<br />

Dies trifft in folgenden Fällen zu:<br />

- Eine an Brust und Eierstockskrebs Erkrankte in der Familie<br />

- Zwei oder mehr an Eierstockskrebs Erkrankte in der Familie<br />

- Drei oder mehr an <strong>Brustkrebs</strong> Erkrankte in der Familie, zwei davon vor dem 50.<br />

Lebensjahr erkrankt<br />

- Zwei an <strong>Brustkrebs</strong> Erkrankte in der Familie, beide vor dem 50. Lebensjahr erkrankt<br />

- Eine an beidseitigem <strong>Brustkrebs</strong> Erkrankte in der Familie<br />

Bei lebender Indexpatientin wird der Gentest ab einer Mutationswahrscheinlichkeit von<br />

10% empfohlen. Zu den oben beschriebenen Risikokonstellationen kommen daher noch<br />

folgende hinzu:<br />

- Drei nach dem 50. Lebensjahr an <strong>Brustkrebs</strong> Erkrankte in der Familie<br />

- Eine vor dem 35. Lebensjahr an <strong>Brustkrebs</strong> Erkrankte in der Familie<br />

- Zwei an <strong>Brustkrebs</strong> Erkrankte in der Familie, eine davon vor dem 50. Lebensjahr<br />

erkrankt<br />

Die tumorgenetische Beratung sollte auf jeden Fall in allen oben genannten Fällen<br />

sowie<br />

in Familien mit einer an Eierstockskrebs Erkrankten vor dem 40. Lebensjahr oder einem<br />

an <strong>Brustkrebs</strong> erkranken Mann aufgesucht werden.<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 6<br />

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Tel.: 089-41 61 98 00 Fax: 089-41 61 98 01


Die Beratung wird in mehreren von der Deutschen Krebshilfe geförderten universitären<br />

Zentren für familiären Brust- und Eierstockskrebs durchgeführt. Ein engmaschiges<br />

Früherkennungsprogramm (jährlich Mammographie sowie MRT der Mammae ab 25 und<br />

jährlich Vaginalsonographie ab 35) sowie Beratung zu präventiven Maßnahmen für<br />

gesunde Patientinnen (z.B. Entfernung des Brüstdrüsengewebes und ggf.<br />

Rekonstruktion ab 25, Eierstocksentfernung ab 40, ggf. medikamentöse Prävention)<br />

werden angeboten.<br />

Leitlinien<br />

Aus den drei Teilnehmerländern Schweiz, Österreich und Deutschland wurden die<br />

Konzepte und Schwierigkeiten bei der Entwicklung von Leitlinien dargestellt. Leitlinien<br />

für Screening, Diagnostik und Behandlung von Mammakarzinomen stehen inzwischen<br />

in allen drei Ländern in mehr oder weniger ausgearbeiteter Form zur Verfügung.<br />

Die Deutschen Leitlinien (S3-Leitlnie Screening, S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie<br />

sowie die Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO-Mamma)<br />

stehen aufgrund ihrer konsequenten und systematischen Evidenzbasierung im<br />

Vergleich gut da. Problematisiert wurde, dass im Gegensatz zu anderen Ländern (z.B.<br />

USA, Frankreich) für die Arbeit an diesen Leitlinien kein offizielles Budget vorgesehen<br />

ist, sondern diese im wesentlichen durch unentgeltliche Beiträge vieler Kollegen<br />

entstanden sind.<br />

Benchmarking<br />

Das Westdeutsche Brustzentrum GmbH konzentriert seine Bemühungen auf eine<br />

überregionale Qualitätssicherung der deutschen Brustzentren. Die beteiligten Zentren<br />

übermitteln ihre Daten unabhängig von „Disease-Management-Programmen“ und<br />

anderen QS-Progranmen auf freiwilliger Basis zweimal pro Jahr in Kopie an das WBC,<br />

wo sie klinikvergleichend ausgewertet werden. Ein Datenbeirat überprüft die<br />

Auswertungen auf Sinnhaftigkeit und macht Vorschläge zur weiteren Verbesserung.<br />

Derzeit werden bereits über 40% aller neu auftretenden Mammakarzinome erfasst.<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 7<br />

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Brustzentren<br />

Zentrales Thema war auch die Finanzierbarkeit der gegenwärtig geforderten<br />

Versorgungsgüte. Hierzu gab es intensive Diskussionen. Interessant war ein Beitrag, in<br />

welchem dargestellt wurde, dass ein Brustzentrum, wie es in der Zertifizierung gefordert<br />

wird, selbst bei optimaler Auslastung als allein stehende Einheit (d.h. z. B. außerhalb<br />

einer Frauenklinik) aufgrund seiner Personalvorhaltekosten nicht kostendeckend<br />

arbeiten kann. Ein Verbleib der Brustzentren als integraler Bestandteil bestehender<br />

Institutionen erscheint damit weiterhin notwendig.<br />

Prämierte Arbeiten<br />

Es wurden auch Preise verliehen:<br />

Die zahlreichen Anmeldungen wissenschaftlicher Beiträge sollten berücksichtigt und<br />

honoriert werden, viele konnte jedoch nur als Poster präsentiert werden. Einen<br />

Posterpreis hat die Arbeitsgruppe um F. Fitzal aus Wien erhalten. Sie konnten zeigen,<br />

dass die präoperative Stanzbiopsie nicht zu einer Erhöhung der Lokalrezidivrate führt.<br />

Die Arbeitsgruppe um T. Fehm, Ulm wurde prämiert für ihre Untersuchungen zum HER-<br />

2/neu-Nachweis im Serum im Verlaufe einer Mammakarzinomerkrankung.<br />

Einen Posterpreis hat auch die Arbeitsgruppe um U. Güth aus Basel erhalten für ihre<br />

Untersuchungen zur Prognose von Tumoren mit Hautbeteiligung (T4b): Bei Fehlen einer<br />

inflammatorischen Komponente entspricht diese der Prognose gleichartiger Tumoren<br />

ohne Hautinfiltration. Anlass für eine Änderung der Klassifizierung.<br />

Dieser Bericht zum Senologie-Kongress in Stuttgart kann natürlich nur Ausschnitte und<br />

Schwerpunkte wiedergeben. Insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung in<br />

gelungener sommerlicher (und sehr warmer) Atmosphäre. Die Vielfalt der Themen und<br />

Vorträge waren für die Anwesenden besonders interessant, da die Sichtweise von<br />

Ärzten und Wissenschaftlern aus allen 3 teilnehmenden Ländern vertreten wurde, die<br />

sich zum größten Teil ergänzten, aber auch neue Denkanstösse gaben.<br />

Alle Rechte dieses Kongressberichtes vom „Senologie-Kongress in Stuttgart 2005“<br />

liegen beim Verein <strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. und dürfen nur mit ausdrücklicher<br />

Genehmigung anderweitig veröffentlicht oder dupliziert werden. Wird ein link gesetzt, so<br />

muss auf <strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. als Urheber ausdrücklich hingewiesen werden.<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 8<br />

Charles-de-Gaulle-Str. 6, 81377 München, www.brustkrebsdeutschland.de<br />

Tel.: 089-41 61 98 00 Fax: 089-41 61 98 01


Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne per email unter: info@dbkh.de oder telefonisch<br />

unter: 089-41 61 98 00 zur Verfügung.<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. Oktober 2005<br />

<strong>Brustkrebs</strong> Deutschland e.V. , Kongressbericht Senologie 2005 Seite 9<br />

Charles-de-Gaulle-Str. 6, 81377 München, www.brustkrebsdeutschland.de<br />

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